das ist dann also meine erste Story hier. Ich habe mich ganz bewusst für deinen Text entschieden, aus verschiedenen gründen, aber vorrangig, weil er meinen Schreibstil recht gut rüberbringt und ich die thematik mag :>
so. jetzt hab ich mehr gelabert als ich wollte, also fangen wir an. ------------------
Ich lernte sie im Herbst kennen. Die Blätter fielen von den Bäumen, in verschiedensten Farbtönen, und kehrten so einen roten Teppich frür den divenhaften Winter zusammen. Sie war in Herbstfarben gekleidet, mit einem weichen Petticoat, der ihren Rock wie eine kleine Wolke aussehen ließ, die einsam über den Himmel schwebte. Mit ihrem weißen Schirm in der rechten Hand, links hielt sie ihre Tasche, tanzte sie durch den bunten Bläterregen, dessen Rascheln wie eine leise geflüsterte Melodie klang. Die zarten Blattgerippe brachen allzu leicht mit einem Knirschen unter ihren Plateauschuhen, doch für den unaufmerksamen tönte nur ihr fröhliches Lachen durch den Wald; wie eine zweite Melodie, die versuchte, die melodie der raschelnden Blätter einzuholen und zu überholen. jenes, fröhlich durch die Luft tönende, Lachen erschuf für einen kurzen Moment die verklärt-romantische Illusion eines Spätsommers. Ich trug meine Kamera bei mir, wie so oft auf solchen Spaziergängen, denn ich liebte es, die Schönheit und die Facetten der Natur einzufangen. Für mich. Für Freunde. Oder auch einfach nur so; ich ging auf diese Weise indirekt sicher, dass diese Schönheit nie vergehen würde, insofern man davon ausging, dass die fertigen Fotos nicht verbrannt oder anderweitig vernichtet wurden.. So würden diese Bilder der Natur, wie sie zur heutigen Zeit wohl fast allen bekannt war, lange überdauern und ich würde sie meinen Enkelkindern noch zeigen können, insofern diese Schönheit zu ihrer Zeit nicht mehr existieren würde. Wie ich sie so durch den roten Regen tanzen sah, nahm ich die Kamera, um diesen Moment einfach festzuhalten. Für später, für meine Zukunft, um die Erinnerung an diesen einen Tag zu bewahren. Ich zögerte kurz, hielt für einen Augenblick inne, denn ich wusste nicht, ob ein Foto die herrschende Atmosphäre jenes spätsommerlichen Herbstes optimal wiedergeben würde. Doch dann begann ich sie zu fotografieren, ein wenig, als würde eine unbekannte Macht mich drängen. Ich schoss Bild um Bild und hatte alsbald einen, zu Beginn nahezu leeren, Film mit den Aufnahmen dieses unbekannten Mädchens gefüllt. Glücklich wie ich nun war, freute ich mich über dieses Erlebnis; im selben Moment freute ich mich auch, die Fotos zu entwickeln und diesen tag so vollends für meine Ewigkeit zu konservieren. Meine eigene, kleine Ewigkeit, voll von Erinnerungen, die ich eingefangen hatte in meinem Leben und meinem Handeln. Erinnerungen an schöne Zeiten, die schönsten Zeiten eigentlich, die ich mir jemals hätte vorstellen können. Als ich in meinem Labor stand, um die Fotos zu entwickeln, durchfuhr mich eine Art Blitz und ich fühlte ein angenehmes Kribbeln im Bauch, wie man es von der Liebe kennt - oder von den Erinnerungen an die Empfindungen, die man als kleines Kind spürte, wenn man Geschenke auspackte. Es ear aufregend, fast wie ein Fieber, und ich hoffte, dass alle Fotos etwas geworden waren; wenn sie schön wären, so sagte ich mir, würde ich das Allerschönste stetig mit mir herumtragen, sodass ich, falls ich sie wiederträfe (was ich insgeheim schon hoffte), ihr jenes Foto schenken könnte. Mich beschlich jedoch zeitgleich mit jener kindlichen oder amurösen Aufregung ein merkwürdiges Gefühl, ein wenig unangenehm, während ich darauf wartete, das Licht wieder einschalten zu können, doch ich kannte seinen Ursprung in keinster Weise. Erst, als ich das Licht wieder einschaltete, wusste ich warum. Zuerst spürte ich Enttäuschung, doch dann drängte sich langsam ein kleines Gefühl von Glück in, wie ein goldener Hoffnungsschimmer am Horizont, in meine Seele. Dort, auf den Fotos, war ein wunderschöner Herbsttag zu sehen, mit Farben, die kräftiger nicht hätten sein können; mir leuchtete eine rot-goldene Pracht emtgegen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Weiche Bewegungen der Blätter schienen so wunderschön, als wären sie lebendig und aks würde ich ihnen immernoch beim Fallen in Richtung der kühlen Erde zusehen. Doch sie fehlte. Auf keinem einzigen Foto der gesamten Reihe war sie zu sehen. Kein einziges Mal. Die Bilder jedoch waren ungewohnt schön und farbenkräftig. Ich war der festen Überzeugung, dass jene junge Dame ihre Finger im Spiel hatte. Ich habe sie noch einmal wiedergesehen, im Winter ein Jahr später, als ich sie schon fast zu vergessen begann. Sie ging ein Stück von mir entfernt, doch sie trug wieder denselben weißen Schirm und dieselbe Tasche bei sich wie damals. Den Schirm hatte sie aufgespannt, wie damals im Herbst, und nun war das ganze mit einem schwarzen Kleid und anderen Plateauschuhen kombiniert. Ihre zarten Beine waren in wärmende Wollstrümpfe mit einem schwarzen Muster aus Ranken und Blüten gehüllt. Diesmal tanzte sie nicht so unbeschwert und frei wie damals, sondern ging wie eine edle Dame an mir vorbei, nicht jedoch, ohne mir ein Lächeln zu schenken. Ich hörte das leise Rascheln des Petticoats und das leise Knirschen des Schnees unter ihren Schuhen, als sie an mir vorbeiging. Ich fotografierte sie nur ein Mal, ein einziges Mal, fotografierte ihr hübsches, puppengleiche Gesicht mit dem Lächeln auf den Lippen. Von da an sah ich sie nie wieder, auf den Fotos jedoch immernoch - auf dem Winterfoto ebenso wie auf den Fotos, die ich im vorherigen Jahr im Herbst aufgenommen hatte. Auf wundersame Weise war sie wieder erschienen, und so kam es, dass sie auf diesen Fotos immerfort durch den herbstlichen Bläterregen tanzte, ein fröhliches Lachen auf dem Gesicht, den Schirm in der rechten und die Tasche in der linken Hand....
schade, dass bis jetzt noch niemand ein Feedback hinterlassen hat und das bei einer so schönen Kurzgeschichte.
Hach ja, es ist immer so schwer, bei guten Stories einen Anfang für ein Kommentar zu finden. Stilistisch absolut erste Sahne und ein Herbsttag, wie ihn sich wohl jeder von uns wünscht. Auch deine kleine "Fee", die durch den Herbst tanzt, kann man sich bildlich direkt vorstellen und hört direkt das Rascheln der Blätter. Die atmosphärische Dichte ist einfach super.
Phu, jetzt hätte ich es schon fast wieder versäumt, diese Geschichte zu lesen.... aber jetzt habe ich es geschafft...
Also ich kann nur zustimmten, zu dem bisher gesagtem!!
Ich konnte mir vor meinem Inneren Auge vorstellen, wie es aussieht und hätte am liebsten selbst dort sein wollen.. In meinen Gedanken, während dem lesen, war ich es wohl auch
Du hast wirklich Talent zum schreiben.. Dein Schreibstil ist flüssig und wirkt nicht abgehackt. Zudem, wie schon erwähnt, kann man sich gut in die Geschichte eindenken, man meint, man war selbst dort und hat alles erlebt.
Ich kann dir nur anraten, schreib ja weiter! Du wirst es sicher bereuen und wirst immer besser schreiben... Also nicht falsch verstehen, du schreibst schon gut (also anhand dieser Geschichte zumindest)! Leider habe ich bisher noch nur diese Kurzgeschichte von dir zu lesen bekommen
Würde gerne mehr lesen, was deiner künstlerischen Ader entsprungen ist, denn ich denke, es ist bestimmt ebenfalls so gut geschrieben... *schleim* *gg*
Also, nun genug geschrieben Sonst denkst du noch schlecht von mir *lach* Mach weiter so, grosses Kompliment!