Hallo, da einigen scheinbar meine andere Kurzgeschichte gefallen hat, möchte ich euch auch diese nicht vorenthalten. Vielleicht gefällt sie euch ja auch. Viel Spaß beim lesen.
„Männer haben keine Phantasie!“ Sandra Nitka legte energisch ihr Besteck weg. „Etwas Aufregenderes, als ins Kino oder essen gehen, fällt denen nicht ein!“ Alexandra Rietz seufzte laut. „Wirklich wahr! Mir ist noch keiner begegnet, der mal so was richtig Verrücktes tut, um mich kennen zu lernen.“ „Zum Beispiel?“ fragte Sandra nach. „Am Marathonlauf teilnehmen und ein Transparent mit meinem Namen durch die Stadt tragen!“ lachte Alex. „Das wäre wirklich verrückt“, stimmte Sandra zu. „Aber ich fürchte, es gibt keine Traummänner mehr.“ Sandra winkte der Kellnerin, um ihr zu verdeutlichen, dass sie zahlen wollten. „Wir werden alt und grau und vor Langeweile sterben, bevor uns der Richtige begegnet“, brummte Alex. Als sie raus gingen, blickte Alex wie zufällig zum Nachbartisch. Der Mann der dort mit seinem Freund saß lächelte ihr zu. Sie lächelte zurück.
„Der sieht gut aus und gefällt dir“, stellte Sandra wissend fest. „Stimmt, aber dass der was Verrücktes tut, kannst du vergessen“, sagte Alex. „Für den ist Pizza essen ein Abenteuer!“ Alex interessierte zunächst aber etwas anderes. Dass Michael, der seit einem Jahr, seit sie hier in München angefangen hatte, ihr Kollege war, gut aussah, wusste sie selbst. Dass er ihr schlaflose Nächte bereitete, auch. Aber: „Ist das nun Zufall oder nicht?“ fragte sie. „Immerhin ist es schon das fünfte Mal in fünf Wochen, dass er hier hinter uns sitzt, während wir unseren Frauenabend machen!“ „Ich glaube nicht, dass es Zufall ist“, stellte Sandra fest. „Warum sprichst du ihn nicht mal an, wenn du ihn so toll findest? Ihr seid doch Kollegen!“
„In der Beziehung bin ich altmodisch!“ wehrte Alex ab. „Wenn er Interesse an mir hat, muss er sich schon anstrengen.“ „Aber vielleicht ist er schüchtern.“ Sandra schmunzelte. „So wie wir immer lästern, da denkt er sicher, er holt sich einen Korb.“ „Dann wird das nie was“, sagte Alex enttäuscht. „Ach, ich wünsche mir, dass er sich etwas ganz Besonderes einfallen lässt.“ „Du musst ihm helfen“, fand Sandra. „Und ich habe da auch schon eine Idee!“
*auch mal einklink* Ne neue Story? Klasse! Ich musste mir hier grad eins abgrinsen, als ich die Verrückten Vorschläge gelesen hab. Echt genial hau in die Tasten, ich will meeeehr!
Danke für eure Kommis, da will ich euch dann auch nicht länger auf die Folter spannen. Hier geht es nun weiter.
Michael hatte Alex nachdenklich hinterher geschaut. Ein Jahr waren sie nun schon Kollegen. Alex war seine Traumfrau. Aber im Büro redeten sie meistens über die Arbeit und wenn sie gemeinsam etwas unternahmen, war auch immer Branco mit von der Partie. Nach der Unterhaltung die er eben belauscht hatte, wusste er eines ganz sicher: Kaffee, Essen oder Kino war nicht angesagt. Er hätte sich die Abfuhr seines Lebens eingehandelt! Nun war guter Rat teuer. Interessiert betrachtete Branco sein gegenüber. „Was ist mit dir?“ fragte er Michael schließlich. „Ich überlege mir, wie ich Alex für mich begeistern kann. Sie ist so eine tolle Frau und bisher habe ich es nicht geschafft, ihr irgendwie näher zu kommen. Ich würde ohne zu zögern am Stadtmarathon teilnehmen, um Alex zu imponieren – aber der findet erst wieder nächstes Jahr statt. Was nun? Sie möchte etwas Verrücktes“, erklärte Michael seine Gedanken.
Eine Weile herrschte Stille. „Spontan fällt mir da auch nicht wirklich etwas ein. Da musst du sie wohl weiter bei den Frauenabenden belauschen, in der Hoffnung etwas herauszufinden. Oder ich versuche mal mein Glück und frage sie etwas aus“, meinte Branco. „Ne, lass mal lieber. Wenn du sie ausfragst, ist es noch auffälliger, als ihr „zuzuhören“, wenn sie sich mit ihrer Freundin trifft. Also weißt du ja, was wir nächste Woche wieder vorhaben“, sagte Michael grinsend zu seinem Kollegen.
„Samstag kann ich nicht mit zum Bowling“, sagte Alex etwas lauter, als sie am nächsten Dienstag wieder mit Sandra zusammen saß. Michael stocherte in seinen Spaghettis herum und hörte interessiert zu. Da Branco ihn kurzfristig versetzt hatte, gab es auch nichts, was ihn vielleicht ablenken konnte. „Meine Schwester zieht um, ich will ihr helfen“, sagte sie. „Wo zieht sie denn hin?“ Sandra warf einen verstohlenen Blick zum Nachbartisch. Hörte er auch wirklich zu? „Nach Marburg in den Gisonenweg, der ist mitten in der Oberstadt und man darf da hoch laufen. Nur der LKW mit den Möbeln hat eine Sondergenehmigung da hochzufahren. Und du kannst dir ja vorstellen, dass das auch ein richtig schöner Altbau ist.“ „Wann fährst du denn los?“ „Samstag noch lange vor dem aufstehen. Ich will gegen acht da sein und es sind fast 500 km bis dahin. Wenn ich die A9 bis Würzburg fahre, dann die A3 und später die A45 runter, fahre ich nicht durch Frankfurt und kann so vielleicht größere Staus umgehen. Ich denke so komme ich am schnellsten hin.“
Im Geist notierte sich Michael sämtliche Infos. Und ein Plan nahm in seinem Kopf Gestalt an…Das Gelächter der Frauen schallte durch die Pizzeria. Fasziniert sah er Alex an. Sie war bezaubernd. Wenn sie einen Mann wollte, der ihretwegen verrückte Dinge tat – dann sollte sie ihn haben!
Ohje, der arme Michi ist schwer verliebt. Da bin ich ja mal gespannt, warum er sich die Notizen gemacht hat von dem Umzug. Der kommt doch da bestimmt zum helfen, oder? schnell weiter büüde
Danke für eure Kommis. Hier der nächste und, weil es eine Kurzgeschichte ist, der vorletzte Teil.
Michael war müde. Er kam vor Alex in Marburg an. Sein Navi hatte ihn in das Parkhaus in der Nähe des Gisonenweges geführt. Zu Fuß machte er sich nun auf den Weg zum Gisonenweg. Endlich erreichte er diesen und blieb so stehen, dass er die Straße überblicken konnte. Welches Haus es nun genau war, wusste er leider nicht. Endlich, um viertel nach acht, kam ein LKW an. Gefolgt von mehreren PKWs. Michael schluckte: Da war sie! Lässig in Jeans und T-Shirt stieg sie aus.
Schon begann die Gruppe, Möbel auszuladen. Dann stand Alex plötzlich allein am LKW. Sie kämpfte mit einer Teppichrolle. Schnurstracks ging Michael auf sie zu: „Ich mach das schon!“ sagte er zu ihr. Verblüfft starrte sie ihn an. „Michael?! Was machst du denn hier?“ „Ich bin begeisterter Hobby-Umzugs-Helfer“, rief er fröhlich.
„Ich verstehe nicht … kennst du meine Schwester?“ „Nein. Aber dich!“ Michael marschierte forsch in Richtung Haus. „Und dich finde ich toll!“ rief er über die Schulter zurück. Sie eilte hinterher. „Würdest du mir vielleicht mal erklären, was das soll?“ Er blieb stehen und sah ihr in die Augen. Die schönsten Augen, die er je gesehen hatte. „Ich wollte dich kennen lernen.“
„Aber wir kennen uns doch!“ rief Alex. „Richtig kennen lernen, meine ich“, sprudelte es aus Michael hervor. Und er setzte alles auf eine Karte. „Eine Einladung zum Essen oder ins Kino ist doch sehr abgedroschen.“ „Du hast uns belauscht!“ stellte Alex fest. „Nicht direkt. Ich habe mehr oder weniger freiwillig mitgehört.“
„Eher mehr, nehme ich mal an“, sagte sie trocken. „Oder saßt du in den letzten Wochen jeden Dienstag zufällig am Tisch hinter uns?“ „Nicht ganz.“ Michael wand sich. „Aber ich wollte dich so gern kennen lernen…“ Unter Alex Blick geriet er fast ins stottern. „Und weil es etwas ganz Verrücktes sein sollte, bin ich ….“ „… mir hierher gefolgt?“ „Ja!“ Alex strahlte. Was für ein Typ.
„Das wirst du mir büßen, das ist dir hoffentlich klar?“ fragte sie sanft. „Das hier ist nämlich ein Altbau!“ „Weiß ich doch längst“, sagte Michael. „Meine Schwester wohnt im zweiten Stock“, fuhr sie fort. „Extrem enges Treppenhaus. Du wirst ordentlich Muskelkater kriegen. Und es sicher sehr bereuen.“ „Sicher nicht. Ich bin überzeugt, es ist jede Strapaze wert, dich kennen zu lernen!“
Sie verstummten und sahen einander in die Augen. „Du bist verrückt!“ stellte sie fest und hob die Stehlampe an. Aus ihrem Mund war das die höchste Auszeichnung, spürte Michael. „Verrückt nach dir“, sagte er leise. Alex Augen leuchteten. „Darüber reden wir später“, meinte sie. „Einverstanden.“ Er schulterte den Teppich.
Alex sah ihm nach. Endlich mal ein Mann, der sich was einfallen ließ. Vielleicht würde sie ihm ja irgendwann mal erzählen, dass er nicht zufällig erfahren hatte, wo ihre Schwester hinzog…. Glücklich folgte sie ihm, nahm zwei Treppenstufen auf einmal.
Jetzt darf er ja endlich die Alex kennenlernen, vorausgesetzt er schafft die Strapatzen 2. Stock und extrem enges Treppenhaus *lol* Das war echt wieder ne klasse Story von dir!