das ende ist vielleicht etwas vorraussehbar... ^^"
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Er saß in seinem Atelier, mitten in der Dunkelheit der Nacht. So saß er, saß und dachte nach, wollte das Licht nicht anmachen; seine Kälte würde alles kaputtmachen, die Atmosphäre des Moments zerstören. Schon seit Tagen hatte er diese Vision, diese Idee die ihm schon länger vorschwebte. Ein Traum von einem Kleid, kein richtiges Kleid eigentlich. Rock und Korsett... doch er brauchte noch das Modell. Er hatte sie schon oft gesehen, hatte sie schon imaginär ausgezogen und ausgemessen. Er hatte sich ihren Namen und ihre Maße besorgt, hatte sich in den Computer ihrer Agentur gehackt. Alles hing an ihr, an diesem einen Modell, an diesem Outfit... in jeder Hinsicht. Er liebte es, er wollte ihr dieses Outfit anziehen, unbedingt. Er wollte sie darin malen, ihre langen blonden Haare, die schlanken Schultern. Sie war so schön, so wunderschön, dass er es gar nicht fassen konnte. Sie musste einfach herkommen wenn er fertig war... Der Schneider überwand sich und schaltete die kleine Lampe an, die sanftes Licht spendete. Wie die Abenddämmerung, sanft und beruhigend. Er nahm den lilafarbenen Brokat. Sanft und fließend streichelte der Stoff seine Hände. Ein Korsett, ein wunderschönes, lilafarbenes Brokatkorsett dass sie tragen würde. Er begann, die Stücke zurecht zuschneiden, jedes einzelne Teil, nähte die Tunnel für die Spiralstäbe, fügte Ösen in Baumwollband ein um es schnüren zu können und nähte schließlich alles zusammen. Die Arbeit war beschwerlich und erforderte Kraft und zeitgleich höchste Genauigkeit, doch als der die Schnur durch die Ösen am Rücken zog und es richtig schnürte, wusste er eins: Es war vollbracht. Das Korsett glänzte leicht im Licht der bereits aufgegangenen Sonne. Er war so in seine Arbeit vertieft gewesen, dass er die Geburt eines neuen Tages nicht mitbekommen hatte, doch freute er sich und schaltete die kleine Lampe aus – bei Sonnenlicht arbeitete es sich besser! Das Korsett alleine glänzte bereits wunderbar, doch noch mehr würde es sie zum Glänzen bringen, die Traumfrau seiner schlaflosen Nächte. Er sah zu der Masse schwarzen Tülls herüber, die dort ordentlich gefaltet lag und trotzdem einen kleinen Hügel bildete – Material für den Reifrock, mit einem Unterrock aus dünnem Satin und mehreren Lagen Tüll darüber. Die Reifen lagen ebenfalls dort, auf dem kleinen Tüllberg, unter dem auch der Satinunterrock begraben war. Er hatte bewusst schwarze Reifen gewählt, um sie unsichtbar zu halten. Hier zählte der Effekt, den weiße Reifen auf harte Art und Weise zerstört hätten. Langsam stand der Schneider auf, legte das Korsett glatt auf den Tisch und nahm sich Tüll und Reifen, sowie den Satinunterrock. Er maß alles aus, den Stoff, die Umfänge der Reifen. Der Größte Reifen hatte einen Umfang von 4 – 5 Metern – es würde ein wahrer Traum werden. Die Sonne spendete nun eifrig ihr hellstes Licht für seine Arbeit, als wolle sie ihn loben und zeitgleich anfeuern. Er hatte sein Modell schon lange angerufen und sie wollte bald hier sein. Er hatte sich zwar gewundert warum sie so schnell zugesagt hatte, doch es störte ihn kein bisschen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf würde es sich schneller arbeiten lassen, auch wenn die Präzision nicht darunter leiden durfte. Und er behielt Recht! Das Nähwerk ging ihm so leicht und schnell von der Hand wie noch nie zuvor, er nähte den Tüllrock in all seinem kreativen Übermut sogar fünflagig statt dreilagig. Der Bund war aus Satin, wie sein Unterrock, doch dann fiel der Tüll sanft und fließend. Die Reifen waren in die unterste Lage eingearbeitete und verliehen dem Rock nun die schönste Form die er je gesehen hatte. Wenig später, er hatte gerade die Stoffreste beseitigt und alles bereit gemacht, klingelte es an der Tür. Sein Modell! Farbe und Leinwand waren schon bereit, genau wie das große Bett. Er öffnete ihr, sie trat ein. Ihr langes, blondes Haar fiel ihr sanft über die blassen Schultern. Sie war noch schöner als er gedacht hatte; es überkam ihn, er wollte sie für sich allein, wollte sie besitzen. Sie sollte sein sein. „Hallo...“ ein schüchternes Lächeln umspielte ihre Lippen als sie den Schneider begrüßte. „Hallo, komm doch rein. Es ist alles bereit.“ „Sie wollen mich darin malen?“ fragte sie, als sie die Leinwand sah. Er nickte. „Ja Schätzchen.“ „Das ist eine schöne Idee.“ Sie schien angetan davon, gemalt zu werden. Das Funkeln ihrer Augen verstärkte sich noch, als er ihr Korsett und Rock zeigte. Bei diesem unschuldigen und doch zeitgleich ein wenig erotischem Blick wurde er fast wahnsinnig – sie sollte endlich ihm gehören! „Das haben sie nur für mich genäht?“ Er nickte. „Ja... ja. Komm, zieh es direkt an!“ Sie nickte, lächelnd, dann zog sie sich ihre Schuhe und ihre Hose aus und zog beide Röcke an. Sie drehte sich kurz, verzückt vom Schwingen des Tülls, dann zog sie sich ihr Oberteil aus. Sie betrachtete das Korsett, legte den Kopf leicht schief und entledigte sich dann ebenfalls ihres BHs, sodass der Schneider einen kurzen Blick auf ihre wohlgeformten Brüste erhaschte, bis sie sich das Korsett überzog. „Warte, ich helfe dir!“ Damit eilte er zu ihr, um es ihr zu schnüren. „Habt vielen Dank!“ Sie lächelte, unwissend und ohne Vorahnung. Der Schneider lächelte ebenfalls, selig, dann zog er das Korsett mit einem Mal zu. Nun würde sie sein sein! Sie bekam keine Luft mehr, versuchte verzweifelt, sich zu befreien, kämpfte an, gegen ihn und Bruder Hein, kämpfte wie eine Löwin, eine Tigerin, eine starke Katze, wurde schwächer, verlor (oder nicht), wollte leben; doch der Tod ereilte sie recht schnell. Leblos hing sie in seinen Armen, und er legte sie auf das große Bett um sie zu malen, auf die klassische, die unberühte, schönste Art, etwas festzuhalten, zu bannen, zu konservieren. Nun gehörte sie ganz ihm. „Wie gerne ich eine Nacht mit dir verbracht hätte, mein Engel... doch du sollst keinem anderen gehören, nur mir allein...“ flüsterte er. Und nun würde sie niemand anderes bekommen. Wie friedlich sie aussah, wie sie so da lag. Er nahm Farben und Pinsel und begann, diese friedliche und wunderschöne Frau auf die Leinwand zu bannen. Dabei nahm bereits das nächste Projekt in seinem Kopf Gestalt an. Und mit ihm das nächste Modell....
Oha... schon krass, was Einsamkeit einen Menschen tun lässt... Ich konnte mir jedes Detail genau vorstellen! Du hast wirklich das Talent, dass du alles so beschreibst, dass es bildlich in meinem Innern auftaucht und ich mich dort befinde, alles selbst miterlebe... Ich hoffe du schreibst noch viele solch tolle Sachen