Julien Clément schrieb Schweizer Golfgeschichte Ein oder zwei Millimeter fehlten ihm zum Triumph am European Masters in Crans-Montana, aber auch mit seinem dritten Platz hat der 27-jährige Genfer Julien Clément am Wochenende Schweizer Golfgeschichte geschrieben.
Guter dritter Platz für Julien Clement (SUI).
Clément beendete die vier Runden des renommierten Schweizer Turnier der Europa-PGA-Tour nur einen Schlag hinter dem französischen Sieger Jean-François Lucquin und dem nordirischen Jungstar Rory McIlroy. Nie zuvor hat ein Schweizer Golfprofi am European Masters besser abgeschnitten. Die einzigen Top-Ten-Klassierungen hatte der Tessiner Paolo Quirici in den Jahren 1989 und 1991 als Vierter respektive Fünfter herausgespielt.
Julien Clément durfte sich zuletzt über das schöne Preisgeld von 95 000 Euro freuen und über eine konstante Leistung auf hohem Niveau mit vier Runden in den Sechzigern (69, 68, 67, 68).
Dennoch musste er sich zuletzt fragen: Was wäre gewesen, wenn...
Zwei Zentimeter vor dem Loch
Am 16. Loch der Schlussrunde blieb der Birdie-Versuch zwei Zentimeter vor dem Loch stehen. Am 17. und am 18. Loch hatte Clément weitere Chancen auf Birdies. Beide Male strich der Ball einen Millimeter am Loch vorbei. «Ich sah den Ball jeweils praktisch bis zuletzt im Loch», sagte der Genfer hinterher. Wäre nur einer dieser drei Putts gefallen, wäre Clément ins Stechen gelangt. Wären zwei Putts gefallen, wäre er zum alleinigen Sieger ausgerufen worden -- vor den reputierten Profis wie McIlroy, Miguel Angel Jimenez, Michael Campbell und vielen anderen.
Der Sieg hätte ihm 333'330 Euro eingetragen und -- weit wichtiger -- das volle Spielrecht auf der «grossen» Europa-PGA-Tour bis Ende 2010.
Die 95'000 Euro bringen Clément in der Preisgeld-Rangliste der Europa-PGA-Tour an die 167. Stelle, mit gehörigem Rückstand auf den 115. Platz, der am Ende der Saison gerade noch die Tourkarte für 2009 einbringt. So muss er nun den Aufstieg auf dem gewohnten Weg über die zweite Liga, die Challenge Tour, anstreben.
Dort stehen in den beiden kommenden Wochen die gut dotierten Turniere in Qingdao (China) und Almaty (Kasachstan) an. Clément fliegt morgen nach China, wo er seine guten Leistungen der letzten Wochen -- er hat sich auf der Challenge Tour sieben Mal in Serie im Preisgeld klassiert -- fortzusetzen versucht.
Clément sehr zufrieden
Obwohl er den grossen Segen in Crans knapp verpasst hatte, zeigte sich Julien Clément sehr zufrieden: «Es war ein aussergewöhnliches Wochenende für mich. Es gibt mir Selbstvertrauen. Und es zeigt mir, dass ich jetzt wieder die Fähigkeiten habe, um ganz vorne mitzuspielen.» Er will wieder das werden, was er in seiner Rookie-Saison 2003 war: ein erfolgreicher Golfer auf der Europa-PGA-Tour.
McIlroys lapidarer Fehler
Der 19-jährige Rory McIlroy, dem eine grosse Zukunft im Weltgolf vorhergesagt wird, schien seinen ersten Tour-Sieg fast schon in der Tasche zu haben, als er mit vier und mehr Schlägen Vorsprung in die Schlussrunde startete. Dann liess er die Konkurrenz näher rücken und zeitweise sogar an sich vorbeiziehen. Dennoch hatte er am 18. Loch den Triumph auf dem Stock.
Aus einer günstigen Position auf dem Fairway attackierte er jedoch die diffizil gesetzte Fahne, statt sich mit defensiver Strategie das Par (und damit den Sieg) zu sichern. Die Folge des lapidaren Fehlers war ein Bogey, das ihn ins Stechen gegen Jean-François Lucquin zwang. Die beiden wiederholten die 18. Spielbahn zweimal, danach durfte der 29-jährige Franzose seinen ersten Erfolg auf der Europa-Tour bejubeln.