So, hier ein alternavties Ende zur Folge "Krieg am Gartenzaun" von 24.9.08. Viel Spaß
Krieg am Gartenzaun
[…]Ich fragte mich noch immer ganz ergriffen, wieso er so versessen darauf gewesen war, meine Spüle zu reparieren. Ich mein, klar, einerseits freute mich das natürlich, denn ich vermied somit die Kosten für teure Klempner und hatte obendrein noch seine Gesellschaft, die ich lieber genoss als alles andere auf der Welt. Andererseits beängstigte mich das auch ein bisschen. Ich wusste, er wollte mir nie näher sein als unbedingt nötig und ich hatte das Gefühl, dass er es nahezu verabscheute, sich mit mir zu treffen, privat, und unbefangen über etwas zu reden. Denn irgendwie waren unsere Gespräche nie unbefangen. Irgendwann interpretierte ich immer in irgendeinen belanglosen Satz seinerseits Dinge hinein, die er nicht einmal ansatzweise so meinte, und schon hatten wir beide wieder ein Problem. Meiner Meinung nach, hatte Michael schon lange kapiert, dass ich unsterblich in ihn verliebt war, auch wenn er alles andere als ein Gentleman war. Michael hatte sich vor allem in den letzten anderthalb Jahren sehr verändert. Sicher, er war älter geworden, sein Körper verbarg dies auch nicht gerade, aber er hatte sich auch charakterlich verändert. Er war mir gegenüber wesentlich kühler und zerschmetterte jeglichen Versuch, unsere frühere Freundschaft, die durch einige Vorfälle nicht mehr so war, wie sie mal gewesen war, wieder zu intensivieren. Und durch seine kühlen, oft verletzenden Sprüche, hatte ich auch allmählich den Mut verloren, zu versuchen, näher an ihn heranzukommen. Also, wieso jetzt seine Bemühungen um meine Spüle und der so eben aufkommende Vorschlag, nachher bei mir etwas zu essen, was er auf dem Weg zu mir beim Italiener mitbringen würde? * Die ganze Autofahrt über hatten wir kein Wort gesprochen. Ich wusste, dass sie nachgedacht hatte. Aber worüber? Sollten meine Befürchtungen sich doch bewahrheiten und sie hatte bemerkt, dass diese Machotour leid war? Vermutlich. Aber wie wirkte es auch auf eine zierliche Frau, wenn sich plötzlich ein guter Freund, vielleicht sogar der beste, in ein absolut arrogantes, selbstgefälliges Arschloch verwandelte, jeglichen Versuch, an die alte Freundschaft anzuknüpfen, an sich abprallen ließ wie einen Flummi an einer Wand? Aber was hätte er tun sollen? Er wusste, bliebe er noch länger so oft an ihrer Seite, würde er seine Gefühle für sie nicht mehr lange im Zaum halten können. Und auf diese Weise wollte er ihre Freundschaft nicht zerstören. Allerdings hätte im klar sein müssen, dass es so auch nicht ging, und er Alex damit verletzte, was ihn selbst noch mehr schmerzte. Schließlich war es, Alex zu verletzen, das, was er niemals hatte tun wollen. Und nun hatte er es getan. Über einen zu langen Zeitraum. Als ich endlich bei ihr klingelte, öffnete sie augenblicklich. Ich musterte sie und war überrascht, als ich feststellte, dass sie sich nicht umgezogen hatte, was Frauen normalerweise immer taten, wenn sie eine Verabredung mit Männern hatten. Und Alex tat das ja normalerweise auch. Ich dachte an die Vorbereitungen, die sich getroffen hatte, als sie ihr Date mit diesem doofen Nolte gehabt hatte. Traurig musste ich feststellen, dass sie einfach nicht einen Mann in mir sah, sondern einfach nur einen Freund, mittlerweile vielleicht sogar nur noch ihren Kollegen. Mir fiel auf, dass sie sich früher immer umgezogen hatte, selbst wenn wir nur auf ein Bier gegangen waren. Oft hatte ich es gar nicht zur Kenntnis genommen oder mit einem blöden Spruch abgetan. Mir kam der Gedanke, dass sie vielleicht doch mal mehr für mich empfunden haben könnte, als ich geglaubt hatte, und durch mein scheußliches Benehmen und den letzten Monaten die vielleicht aufkeimende Liebe erlischt hatte. Entmutigt senkte ich den Kopf. Fragend sah Alex mich an. „Sag mal willst du mit unserem Abendessen nicht reinkommen?“ Ich schüttelte schnell meine Gedanken ab und betrat betrübt ihre Wohnung. Kurz darauf dämpfte sie das Licht und wir setzten uns. * Warum er eben einige Minuten lang nachdenklich in der Türe gestanden hatte, wusste ich nicht, aber ich nahm mir vor es einfach zu ignorieren. Michael hatte mir in den letzten Monaten mit seinen Launen schon viel zu oft die Zeit mit ihm verdorben, als dass ich sie mir jetzt durch ein blödes Gesicht seinerseits wieder verderben lassen würde. Natürlich hatte ich immer noch keine Antworten auf meine Fragen gefunden, aber ich vorschob die Grübeleien lieber auf heute Nacht. Wir stießen an. „Na ja, wenigstens ist der Fall für uns jetzt beendet!“, erklärte er und lächelte in sein Glas. Ich lachte leicht. „Ja, für uns ist der Fall abgeschlossen, aber für die Nachbarn bestimmt noch lange nicht.“ Er nickte. „Wie fandest du eigentlich mein Essen?“ Er grinste mich an. Irgendwas an seinem Gesichtsausdruck und der Art und Weise, wie er mich gefragt hatte, erinnerte er mich an sein früheres Ich. Diese leichte Unverschämtheit in seiner Stimme, während er so tat, als hätte er gekocht! Ich sah ihn an. „Ich hätte ja auch für dich kochen können.“ Entsetzt sah er mich an. „Nee, lass mal lieber bei deinen Kochkünsten.“ * Shit, da hatte ich mich jetzt wieder in die Nesseln gesetzt. Misstrauisch begutachtete sie mich. „Ja, weißt du, ich meine…wegen…den Kosten und so, war ich dir ja irgendwie noch was schuldig.“ Sie nickte nur, sagte dazu nichts mehr. Eigentlich musste sie inzwischen doch wissen, dass sie nicht koche konnte, oder? Für einige Dinge, die mit Haushalt zu tun hatten, war sie nicht zu gebrauchen, aber vielleicht reizte mich genau das an ihr. Mein Blick senkte sich und ich bemerkte, wie gefährlich nahe ihre Hand neben meiner lag. Zu nahe für meinen Geschmack, denn ich stellte fest, dass es mir schwer fiel, meine Hand bei mir zu halten. Also stand ich auf. „Ich bin langsam echt müde. Ich hau dann mal ab.“ „Warte mal!“, hörte ich plötzlich ihre Stimme. Ich stand schon mitten im Raum. „Der Abend ist doch noch gar nicht zu ende.“ Sie schritt langsam, mit einem kaum vorhandenen, aber dennoch vollends verführerischen Lächeln auf mich zu. „Was wird das, Alex?“, fragte ich leise. Ich fühlte mich äußerst unwohl, als sie mich erreicht hatte und mir plötzlich die Arme um die Taille schlang. Leicht schmunzeln schaute sie zu mir auf. Ich war unfähig, mich von ihr zu lösen, zu sehr wollte ich das hier. Ich versteifte mich, beobachtete sie genau, doch sie schien sich nicht beirren zu lassen. Sie kam immer näher und ich war davon überzeugt, dass sie mich gleich küssen würde. Aber wieso tat sie das? Wie würde das sein? Würde sie meine ganze Mauer zum Schutze unserer Freundschaft mit einem Mal einreißen können? Doch nein, sie küsste mich nicht. Stattdessen zog sie ruckartig ein Abwaschtuch hoch und reichte es mir. Erleichtert schnappte ich nach Luft. „Ey, Alex, wenn man euch Frauen einmal den kleinen Finger reicht, hat man echt direkt verloren.“ Ich musste mir eingestehen, dass der Vorwurf in meiner Stimme nicht ihrer Zumutung, den Abwasch zu machen, galt. Nein, ich war sauer, dass sie mich nicht geküsst hatte. Und das ärgerte mich gewaltig. Sie band mir während meiner Verärgerung noch ihre doofe Schürze um, und erst dabei bemerkte ich, wie ihre Hände noch immer zärtlich meine Taille berührten. Lächelnd sah sie zu mir auf. „Danke.“ Und dann geschah das, wovor ich mich vorhin einerseits so gefürchtet, anderseits mir so gewünscht hatte: sie küsste mich. Okay, einerseits war es auch meine Schuld, weil ich nicht schnell genug den Kopf wegdrehte und somit ihre Lippen auf meinen landeten. Nach einer kleinen Ewigkeit, in der wir uns nicht bewegt und unsere Lippen bloß aufeinander gelegen hatte, taumelte ich erschrocken zurück. Auch sie trat einen Schritt nach hinten, mich entsetzt ansehend. „Tut…tut mir leid, Michi.“ Ich schluckte. Nach so langer Zeit benutzte sie plötzlich wieder meinen Spitznamen, den sie in den letzten anderthalb Jahren meiner Meinung nach, aus ihrem Wortschatz gestrichen hatte. „K-kein…kein Ding!“, stotterte ich und trollte mich, möglichst schnell zur Spüle zu kommen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sie sich wieder hinsetzte, allerdings leicht lächelte, was mich verwirrte. Meine Lippen prickelten, nein, brannten. Ich fing an, abzuwaschen, und versuchte dabei, meine Gefühle wieder zu kontrollieren. Ich konzentrierte mich so auf meine Gefühle und den Abwasch, dass ich gar nicht bemerkte, wie Alex plötzlich aufstand und hinter mich trat. Ihre Hände glitten an der Schürze vorbei, unter mein Hemd, was ich immer noch von Gerrit trug. Schluckend versteifte ich mich erneut, doch sie dachte offenbar nicht daran, aufzuhören. Sanft strich sie über meinen Bauch, am Hosenbund vorbei, über meine Hüften, bis hin zu meinen Lenden. Ich stöhnte leicht. * „Alex…hör auf…was soll das?“, flüsterte er, drehte sich zu mir um, wehrte sich aber nicht gegen meine Streicheleinheiten. Ich schluckte leicht. „Michael, ich will nur endlich das erreichen, was ich schon so lange will, du aber nicht zulässt.“ Ich sah fest in seine blauen, wunderschönen Augen. * Die Zeit blieb für mich stehen. Da waren Alex‘ Augen, die mich so ehrlich und flehend anblickten, da war mein Herz, was sich nach vielen Monaten endlich wieder richtig zu Wort meldete und eindeutig dafür war, mich auf ihre Bitte einzulassen, und mein Kopf, der mir sagte, ich sollte die Finger davon lassen, um nicht alles noch schlimmer zu machen. Mein Herz schlug, mit jeder Sekunde, die verstrich, immer schneller. Und da plötzlich näherte sich Alex‘ Gesicht dem meinen, um mir die Entscheidung abzunehmen. Es dauerte eine Weile, bis ich alle meine Sorgen über Bord warf, die Augen langsam schloss und intuitiv den Kuss erwiderte. Sanft löste sie sich von mir, ihre Hände glitten meine Brust hinab und sie lächelte mich an. Ich konnte nicht anders, als zurück lächeln. Meine Lippen brannten, mein Herz schrie nach mehr. Es wollte ihres endlich besitzen, mein Körper wollte sie spüren, ich wollte sie immer bei mir wissen. * Sollte sein hinreißendes Lächeln jetzt bedeuten, dass er es auch wollte? Vorsichtig ließ ich meine Hände auf seinen Rücken wandern, um dort die Schürze zu öffnen. Der Abwasch war mir gerade so was von egal. Ich hatte soeben alles auf eine Karte gesetzt, aber ob ich nun gewonnen hatte oder nicht, stand offensichtlich noch nicht fest. Ohne jegliche Widerworte, ließ Michael sich von mir die Schürze ausziehen. Dann ergriff er plötzlich meine Hände und verknotete seine Finger in den meinen. Einen Augenblick sahen wir uns in die Augen, dann küsste er mich erneut. * Langsam zog sie mich zur Couch. Lächelnd ließen wir uns nieder, ich zog sie dicht in meine Arme, um sie wenigstens jetzt zu spüren. Ich wusste nicht, was ich morgen oder nachher oder später irgendwann mal machen würde, wenn ich wissen würde, was sie jetzt über uns dachte. * Noch einige Male küssten wir uns, bis ich irgendwann merkte, dass meine Augen schwerer wurden und ich einschlief. Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich gerädert auf der Couch auf. Hatte ich alles nur geträumt? Ja, vermutlich. Ich lächelte leicht. Ein schöner Traum. Auch wenn ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass er Wirklichkeit würde. Mein Blick fiel auf den Couchtisch. Dort lag ein kleiner Zettel. Bis gleich im Büro, kleine Alex War es also doch kein Traum?
Hey ich kann mich nur anschließen...eine echt gelungene Story!!!
Total klasse geschrieben...die Gedanken von beiden,in den Situationen...und die Folge super verarbeitet. Und durch die passenden Absätze ist alles gut zu lesen.
Alles klingt so schön und traumhaft, ich habe mich total im Geschehen vertiefen können.Total klasse und echt sweet geschrieben! Großes LOB!!!!!!!!!!!
Hast du echt wunderbar geschrieben. Das Ende ist zwar mehr oder weniger offen, was ich normalerweise auf den Tod nicht ausstehen kann, aber macht mir diesmal nichts^^.