Wenn ihr diesen Brief lest, werde ich bereits nicht mehr unter euch Weilen. Mein Leben hat sich, wie ihr sehr genau wisst, in den letzten Wochen in einen reinen Scherbenhaufen verwandelt. Ich kann es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren, so weiterzuleben! Dieser Mann, er war gerade mal 19! Ich weiss, ihr denkt ich habe in Notwehr gehandelt. Doch ich weiss es besser. Ich habe den Drang verspürt einfach abzudrücken, obwohl der junge Kerl mir nichts tun wollte! Ja, er wollte mir sogar helfen. Versteht ihr jetzt, wieso ich auch keinen Aussendienst mehr machen wollte? Wieso ich nur noch im Büro sitze? Ich kann mich nicht mehr unter die Leute wagen, da ich fürchte, ich könnte noch mehr Leute ermorden. Ihr wisst noch so vieles nicht. Ich habe aus Depression angefangen Drogen zu nehmen. Harte Drogen! Und mein Arzt hat mir Antidepressiva verschrieben! Leider vertragen sich Drogen und diese Medikamente nicht besonders. Gestern wurde das Ergebnis eines Bluttestes von mir bekannt gegeben! Ich habe noch 3 Monate zu leben. In meinem Kopf wuchert ein Tumor, den man nicht mehr herausoperieren kann. Der Arzt meint, es komme von den Drogen und den Medikamenten, die ich ja immer zusammen einnehme. Weiter hat er mir gesagt, wie sehr ich leiden werde, die letzten Tage. Ich werde total einfallen und werde ziemlich sicher durch eine Blutvergiftung sterben! Um dem ein Ende zu setzten, habe ich einen Entschluss getroffen! Ich werde selbst bestimmen, wann ich sterbe. Dies ist jetzt der Fall! Ihr Beide seit die besten Kollegen, die man sich vorstellen kann. Ihr wart immer für mich da. Unter der Matter vor meiner Wohnungstüre liegt der Ersatzschlüssel. Nehmt ihn und beerdigt mich angemessen. Ich will gar nicht weitere Worte verlieren, denn jedes Wort wäre jetzt falsch. Ich weiss, ein Abschied ist schmerzhaft, doch ich kann nicht anders... Bitte verzeiht mir.... Euer Gerrit
Diese Worte hallen immer noch in Alex Kopf. Sie sass im Skoda neben Michael und trug ein schwarzes Kleid. Michael selbst trug seinen besten Anzug, den er extra für diesen Anlass gekauft hatte. Nie wieder würden sie vergessen, was sie an jenem Tag in Gerrits Wohnung gesehen hatten. Er lag in der Badewanne, das Wasser war rot, sein Gesicht so weiss wie eine Puppe. Alex schluckte bei diesem Gedanken. Micha bog auf den Parkplatz des Friedhofes ein und parkte den Wagen. Gerrits Eltern waren schon anwesend, so wie einige Kollegen. Ein paar waren noch vom Drogendezernat, die meisten jedoch solche, die jeden Tag mit Gerrit gearbeitet haben. Alex stieg aus und ging, gefolgt von Michael, zu den Trauernden. Gerrits Mutter nahm sie in den Arm. Da war es um Alex geschehen und auch sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. In den letzten Tagen waren sie und Michael viel bei Gerrits Eltern und beide beherrschten ihre Gefühle. Der Vater von ihm, stand ein bisschen Abseits vom ganzen Geschehen, doch als er die beiden Kommissare sah, da schritt er auf sie zu. „Danke, dass ihr gekommen seit.“, grüsste er sie mit matter Stimme. Alex löste sich von Gerrits Mutter und nahm ihn nun in den Arm. „Das ist Ehrensache!“, flüsterte sie mit tränengestickter Stimme. Michael nickte ihr nur zustimmen zu. „Wir sind alle. Lasst uns in die Kapelle gehen.“ Gerrits Mutter klang gefasst, doch jeder merkte, dass sie am Rande eines Zusammenbruches stand. Die Trauergäste folgten dem Elternpaar von Gerrit. Alex und Michael setzten sich neben die Beiden. Es war ihr Wunsch, dass sie so nahe bei Gerrit waren wie möglich. Der Sarg stand schon neben dem Altar. Er war aus weissem Buchenholz und rote Rosen zierten ihn. Vor dem Sarg stand ein Bild, worauf Gerrit lachend zu sehen war. Es war eines der letzten Bilder, die noch von einem fröhlichen Gerrit gemacht wurden. Neben dem Sarg standen rote Kerzen, deren Schein den Sarg erleuchtete. Auf dem Boden neben dem Sarg, waren rote Rosenblätter verteilt worden, die aussahen, als wollen sie Gerrit ein weiches Bett bieten. Vor dem Bild vor Gerrit war, in einem kleinen Gefäss, Weihwasser, mit dem der Sarg von jedem der Anwesenden besprüht werden würde. Die Anwesenden waren nun komplett versammelt und der Pfarrer trat ein. „Liebe Trauernde. Wir sind hier versammelt, um von einem geliebten Menschen abschied zu nehmen. Gerrit Grass schied jung aus dem Leben. Leider freiwillig und hinterlässt viele Trauernde.“ Ein schluchzen von Gerrits Mutter liess den Pfarrer kurz verstummen. „Alle hier in diesem Raum stellen sich bestimmt die Frage, warum? Ich kann Ihnen darauf keine Antwort geben, denn nur Gerrit alleine weiss, ob es die richtige Entscheidung war oder nicht. Nun sind wir alle hier versammelt, um ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten. Auf Wunsch der Trauerfamilie, wird keine Orgel erklingen, sondern eines der Lieder, die Gerrit immer gerne gehört hat!“ Die ersten Töne erklangen, es war das Lied ‚Who wants to live forever’, das Michael und Alex sofort erkannten. Gerrit mochte dieses Lied immer. Alex liefen stumme Tränen die Wangen runter und sie zitterte am ganzen Körper. Ihr Herz schmerze so fürchterlich, wie es nur möglich war. Sie konnte einfach nicht verstehen, wie Gerrit sie Beide alleine lassen konnte. Sie schluchzte laut auf und Michael legte den Arm um ihre Schulter. Sie lehnte ihren Kopf dankbar an seine Schultern. Michael musste um seine Selbstbeherrschung kämpfen. Obwohl er und Gerrit einmal davon gesprochen haben, sollte einer von ihnen sterben, würden sie ihre Gefühle zeigen. Doch Michael konnte nicht. Er musste für Alex stark sein und für Gerrits Mutter.
Oh ja die kenn ich....Das ist beklemment....Du hast das echt anschaulich beschrieben....Mach bitte schnell weiter....Und lass Michael ein bisschen Gefühl zeigen!
Wenn er auch noch anfing zu weinen, konnte er nicht mehr die Stütze sein, die Beide brauchten. Die letzten Klänge des Liedes vergingen und der Pfarrer setzte seine Predigt fort. „Lange habe ich mit den Eltern von Gerrit gesprochen. Sie haben mir viel über ihren Sohn erzählt. Er war ein herzensguter und froher Mensch. Niemals hätte er einen seiner Freunde verraten können. Immer hat er seine Hilfe angeboten. Er war Polizist von Herzen, der seinen Beruf geliebt hat. Obwohl er nie viel Zeit für seine Familie hatte, nahm er sie sich. Gerrit besuchte seine Eltern mindestens einmal in der Woche und brachte seiner Mutter immer rote oder weisse Rosen mit, seinem Vater brachte er eine Zigarre. An manchen Sonntagen sass er bei der Familie Grass am Tisch, wenn seine Mutter wieder mal sein Leibgericht (Kartoffelstock mit Schweinshaxen) gekocht hat. Mehr Worte will ich gar nicht verlieren, denn jedes weitere Wort, wäre eine Beleidigung an das Andenken von Gerrit. Nun bitte ich, sollte jemand etwas über den Verstorbenen sagen wollen, solle er nach vorne treten.“ Alex riss sich zusammen und wischte die Tränen weg. Sie stand langsam und mit zittrigen Knien auf. Michael wollte sie stützen doch sie winkte ab. Alex ging zum Altar, wo der Pfarrer ihr die Hand reichte. Alex nickte ihm kurz zu und stand dann direkt vor dem Sarg. Sie ging auf die Knie und sprach leise ein Gebet für Gerrit. Dann stand sie auf und drehte sich zu den Anwesenden um. Ihr Gesicht war gerötet von den vielen Tränen, doch sie liess sich nicht davon beirren. Sie holte tief Luft und fing an zu sprechen. „Ich habe Gerrit und Michael einmal vor einiger Zeit versprochen, ich werde für sie beten, sollte ihnen etwas zustossen. Jetzt ist es soweit, einer von beiden ist nicht mehr bei uns. Ich habe für das Heil von Gerrits Seele gebeten, auf dass er Einlass in das Paradies erlangt. Er war einer meiner besten Freunde und ist nicht ersetzbar. Gerrit lachte immer und war ein Mensch, der immer für andere da war, egal wie es ihm selbst ging. In der Zeit, in der wir zusammen gearbeitet haben, entwickelte sich zwischen uns ein Band, das nie zerreissen konnte. Doch nun ist es zerrissen, da er von uns gegangen ist. Niemals wieder, wird jemand einen solch bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen und ich werde Gerrit immer in meinem Herzen tragen.“ Alex liefen stumme Tränen die Wangen herunter und sie setzte sich wieder neben Michael. Der stand nun seinerseits auf. Er ging an dem Sarg vorbei und stand neben den Altar, so dass er die Trauernden ansehen konnte. Jeder konnte erkennen, wie Michael mit sich selbst kämpfte. „Gerrit war ein guter Freund, mein bester sogar. Für mich ist es, so wie jeden hier, ein grosser Verlust und es schmerzt in der Seele. Gerrit hat seine Entscheidung getroffen und wir können sie, leider, nicht ändern. Was mir bleibt, sind die Erinnerungen, an glückliche Zeiten. Aber auch an schlechte Zeiten, in denen Gerrit für mich da war und immer ein Wort des Trostes spenden konnte. Wir verstanden uns ohne ein Wort zu sagen und lachten aus denselben Gründen. Wie werde ich dieses Lachen vermissen. Gerrit kann man nicht mit einem Wort beschreiben, doch ich versuche es. Also hier das Wort: unbeschreiblich! Er wird auch immer in meinem Herzen bleiben, denn sein Andenken soll immer gewahrt bleiben.“ Michael ging wieder zu Alex und nahm sie in den Arm. Es trat niemand mehr nach vorne, denn es fühlte sich keiner im Stande, die passenden Worte zu finden. So trat der Pfarrer wieder vor den Altar.
Sorry Hier der Rest!! Würde mich über einen Abschlusskommi freuen!
„Danke für die Worte, die Herrn Naseband und Frau Rietz gesagt haben. Ich will sie alle nicht mehr länger aufhalten. Hören wir noch ein Lied zum Abschied. Danach bitte ich sie alle nach vorne, damit sie Weihwasser auf den Sarg spritzen können. Die Beisetzung des Sarges wir später im engsten Kreise erfolgen.“ Wieder erklangen die ersten Töne der Musik und Alex, sowie auch Michael, wusste sofort welches Lied es war. Es war noch nicht so alt, es ist Avenues von Stress. Alex schluckte leer. Am Abend, bevor sie den Brief gelesen hatte, waren sie und Gerrit etwas trinken gegangen, da lief dieses Lied. Gerrit hatte ihr dabei einiges erzählt, was sie bisher nicht wusste. Gerrit hatte immer Michael mehr erzählt als ihr, daher hatte sie sich gewundert, wieso Gerrit ihr dies alles erzählte. Jetzt wusste sie es. Sie schluchzte hemmungslos. In ihrem Kopf wirbelten die Erinnerungen mit Gerrit nur so wie ein Film herum. Jedoch ein Film ohne Happy End... Ein Film, der niemals eine positive Wendung nehmen konnte, weil einer der Hauptdarsteller nicht mehr da war. Alex wusste nicht, wie sie den Schmerz jemals vergessen sollte. Wie sie die Lücke, die Gerrit hinterliess, schliessen sollte. Michael strich ihr sanft über den Arm, während er in seinen Erinnerungen an Gerrit schwelgte. Der Text des Liedes schwirrte an ihm vorbei, er nahm ihn nicht richtig wahr. Der Schmerz, der in seinem Herzen loderte, drohte ihn zu zerfressen. Er hätte nie gedacht, dass ihm ein solcher Verlust, so zu schaffen machte. Gerrit hinterliess in seinem Leben eine gewaltige Lücke, die sich wohl niemals wieder schliessen liess. Das Lied verklang und eine Person nach der anderen erhob sich, um Weihwasser auf den Sarg zu sprühen. Michael und Alex warteten, bis alle draussen waren und gingen mit Gerrits Eltern zu dessen Sarg. Gerrits Vater konnte nun seine Gefühle ebenfalls nicht mehr beherrschen und gemeinsam mit seiner Frau ging er weinend aus der Kapelle. Alex sprühte ein wenig Weihwasser auf den Sarg, Michael tat es ihr nach. „Wieso hast du uns verlassen?“, flüsterte Alex leise. „Wir brauchen dich doch...“ Michael legte den Arm um sie und zog sie Richtung Ausgang. „Lass uns gehen. Laufen wir langsam zu dem Grab, damit der Pfarrer den Sarg dahin bringen kann.“ Widerwillig liess sich Alex aus der Kappelle führen. Die Beiden gingen zu Gerrits Eltern, die von allen Umstehenden Beileidssprüche zu hören bekamen. Alex und Michael blieben ein wenig Abseits stehen, doch Gerrits Vater winkte sie zu sich. „Ich bin euch beiden unendlich dankbar.“, sagte er mit leiser Stimme. „Ich wüsste nicht, wofür sie dankbar sein müssen!“, antwortete Michael. „Dafür, dass ihr immer für unseren Sohn da gewesen seit, auch wenn ihr ihm dieses Schicksal nicht ersparen konntet. Ihr wart die letzten Tage für mich und meine Frau stets zur Stelle gewesen. Die Beerdigung habt ihr beide organisiert, obwohl der Pfarrer mit uns über Gerrit und seine Wünsche gesprochen hat. Ihr habt all das für uns getan, obwohl wir euch kaum kannten!“ Alex musste schlucken. In ihrem Hals sass ein Klos, der sich nicht lösen wollte. Sie wollte keinen Dank dafür, dass sie Gerrits Eltern geholfen hatten, sie wollte Gerrit zurück. Doch sie wusste, dass ihre Gedanken unfair waren, denn seine Eltern konnten ja nichts dafür. „Das haben wir gern getan.“, sagte Alex nun, doch ihre Stimme klang kraftlos. Als die letzten „Gäste“ gegangen waren, machten sich die vier Trauernden auf den Weg, zu dem frisch ausgehobenen Grab. Schon einige Meter vorher, sah man den Sarg da stehen. Alex musste wieder weinen, obwohl sie dachte, sie habe keine Tränen mehr übrig. Auch die Mutter von Gerrit weinte. Je näher sie kamen, desto näher rückte der entgültige Abschied. Der Pfarrer und zwei Helfer standen bereits an dem (noch) leeren Grab. Mit einem Nicken grüssten sie die Ankommenden. „Wollen Sie noch etwas sagen?“, fragte der Pfarrer. Alle schüttelten den Kopf, niemand konnte mehr ein Wort sagen. „Dann lasst uns den Sarg in die Erde hinablassen.“ Die beiden Helfer taten wie ihnen geheissen. Als der Sarg unten angekommen war, schütteten sie die Erde darauf. Neben Michael lag ein Strauss mit Rosen, den sie hatten bestellen lassen. Diesen würden sie auf die frische Erde legen. Nach unendlich langen zehn Minuten war es vollbracht, das Grab war voller Erde. Der Pfarrer und seine Gehilfen verabschiedeten sich und liessen die Trauernden alleine. Schweigend standen alle neben dem Grab, die Rosen befanden sich nun darauf. „Wir lassen euch jetzt alleine. Bitte kommt heute Abend zum Essen.“, sprach Gerrits Mutter leise. Alex und Michael nickten und umarmten die Beiden zum Abschied. Sie selbst blieben noch bei Gerrits Grab. Nach einer Stunde brach Michael das Schweigen. „Wir sollten gehen Alex. Wir können morgen wieder herkommen wenn du möchtest!“ Alex nickte. In ihrem Herz loderte das Feuer der Sehnsucht, das nie wieder gelöscht werden kann. Die Person, nach der sie sich so sehnte, lag hier vor ihr unter der Erde. Sie legte die Hände auf ihren Bauch und strich geistesabwesend darüber. Gerrit wusste von seinem Glück nichts, denn sie wollte es ihm erst nächste Woche, zu seinem Geburtstag sagen. Sie sah Michael aus traurigen Augen an. „Was soll jetzt aus dem Baby werden?“ „Was auch immer geschieht, wir werden es gemeinsam durchstehen!“ Er legte den Arm um sie und gemeinsam gingen sie zu Michaels Auto. Übrig blieb nur noch das Grab, wo ein Grabstein stand. Auf dem Grabstein stand:
Gerrit Grass 1971 – 2007 Geliebter Freund und Sohn Ruhe in Frieden