Disclaimer: Das Team rund um Gibbs (und leider auch er selbst) gehört nicht mir, sondern Paramount & Co, ich verdiene kein Geld mit dem Schreiben der FF, sondern schreibe einfach nur zum Spaß. Die Nebencharaktere wie zB Dr. McNamara sind mein geistiges Eigentum
Authors Note: Feedback ist nicht nur gern gesehen, sondern ausdrücklich erwünscht. Nur mithilfe konstruktiver Kritik kann ich meinen Schreibstil weiter verbessern, also her mit den Kommentaren ;)
Inhalt: Das NCIS-Team unter der Leitung von Leroy Jethro Gibbs ermittelt in seinem vielleicht schwersten Fall. Eine ganze Reihe von Morden, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Auf den zweiten Blick jedoch zeigt sich die Gefahr, in der sich das gesamte Team plötzlich befindet – unerbittlich gejagt von einem Killer, der ausgebildet wurde, zu töten.
MEMENT MORI - Erinnere dich, dass du sterblich bist
Eins - Eiskalt
Gespannt sah Tony DiNozzo zu seiner israelischen Kollegin hinüber. Noch hatte sie die Mail noch nicht geöffnet, doch es konnte nicht mehr lange dauern. Er hatte sie extra von Abbys Terminal aus gesendet, um seine Spuren zu verwischen. Irgendwann musste es doch endlich mal klappen!
Ziva hob überrascht eine Augenbraue, als sie den Inhalt der neuen Mail las. „Kannst du mich um zehn in der Umkleide treffen? Es ist wichtig!“ Die Israelin schüttelte verdutzt den Kopf. „Kein Absender“, murmelte sie. Rasch sah sie auf. Hatte etwa Tony da wieder mal seine Finger im Spiel? Sicherheitshalber druckte sie die Mail aus und steckte sie zusammengefaltet in ihre hintere Jeanstasche.
Tony registrierte zufrieden, wie sich Zivas Gesicht zu einer fragenden Miene verzog und sah auf seine Akten, als ihr Kopf nun hochschnellte und nach dem Absender suchte. Er behielt seinen Kopf unten, grübelte scheinbar über ein Problem und sah erst auf, als sie vor seinem Schreibtisch stehen blieb. „Ist was?“, fragte er sie scheinheilig. „Hast du mir diese Mail geschickt?“ Ihr Ton war misstrauisch, doch nicht anklagend. „Sehr gut!“, rieb sich Tony innerlich die Hände. Nach außen hin machte er ein unbeteiligtes, überraschtes Gesicht. „Nein, ich hab dir nichts gemailt. Hätte ich sollen?“ Er grinste sie breit an. „Vergiss es!“, schnaubte sie und ging kopfschüttelnd davon.
Tony sah, sich das Grinsen nur mühsam verkneifend, auf die Uhr. Fast zehn Uhr, noch acht Minuten. Er tat weiter so, als würde er seine Akten bearbeiten und beobachtete währenddessen Ziva, wie sie an ihrem Schreibtisch unruhig auf dem Sessel hin und her rutschte und immer wieder auf ihre Armbanduhr sah. Dann, vier Minuten später:
Ziva stand ruckartig auf. „Ich bin gleich wieder da.“, gab sie bekannt und ging eiligen Schritts aus dem Büro. „Ja!“ Tony grinste breit und stieß eine Faust zum Zeichen seines Sieges triumphierend in die Luft. „Was ist?“, schreckte McGee verwirrt von seinem Aktenstudium hoch. „Ich hab’s endlich geschafft – Jetzt ist Ziva dran!“ McGee hob fragend eine Braue. „Was meinst du damit?“ Tony deutete auf seinen Computer. „Komm her und sieh’s dir an!“ Timothy schüttelte entnervt seufzend den Kopf, stand aber trotzdem auf um zu Tonys Computer zu gehen. „Und jetzt?“, fragte er ironisch. „Jetzt, Bambino“, intonierte Tony mit stolz geschwellter Brust, „Jetzt zeige ich dir, wie man es richtig macht.“
Mit ein paar Mausklicks holte er ein Internetfenster auf den Bildschirm. Der Ausschnitt zeigte die Eingänge zu den Umkleide- und Waschräumen des NCIS-Quartiers aus dem Betrachtungswinkel der gegenüberliegenden Ecke. „Was hast du vor, Tony?“ In McGees Stimme klang Sorge mit. „Ich werde Ziva im wahrsten Sinn des Wortes eine kalte Dusche verpassen...“
McGees Augen weiteten sich. „Das ist nicht dein Ernst.“ Tony grinste breit. „Oh doch. Mein voller Ernst.“ Der Junior-Agent machte hastig ein paar Schritte zurück und hob abwehrend die Hände. „Oh nein, damit will ich nichts zu tun haben, Tony. Wenn Ziva dich nicht umbringt, dann tut es Gibbs!“ DiNozzo lachte abschätzig. „Bambino, Bambino... Hältst du mich denn tatsächlich für derart lebensmüde?“ Als McGee etwas sagen wollte, schnitt der Halbitaliener ihm mit säuerlichem Gesichtsausdruck das Wort ab. „Halt die Klappe, Bambino.“ Er drehte den Kugelschreiber, mit dem er vorgegeben hatte, seine Akten zu bearbeiten ein paar Mal in den Fingern. „Gibbs ist wegen einer Zeugenaussage am Gericht und mit Sicherheit nicht vor Mittag wieder da. Und die Nachricht, mit der ich Ziva zur Umkleide geschickt habe, hat keinen Absender und kann auch nicht zurückverfolgt werden...“ Er warf einen Blick auf seine Uhr. „Und in genau einer Minute ist es soweit...“ Grinsend legte er die Fingerspitzen aneinander. „Sieh zu und lerne, Bambino!“
Unterm Gehen sah Ziva auf die Uhr. „Verdammt!“ Sie beschleunigte ihre Schritte und lief eilig um die letzte Kurve – genau in Gibbs hinein.
Während Ziva unsanft mit dem Boden Bekanntschaft machte, taumelte Gibbs lediglich ein paar Schritte zurück, verteilte dabei jedoch den Inhalt seines Kaffeebechers auf seinem Hemd.
Peinlich berührt rappelte sie sich rasch wieder auf und nahm vor ihm Haltung an. Irritiert sah Gibbs seine Agentin an. „Warum zum Teufel rennst du hier in diesem Affentempo herum?“, fragte er sie, während er missmutig die dunklen Flecken auf seinem vormals weißen Hemd betrachtete. Ziva zuckte innerlich zusammen, als nun ein ärgerlicher Blick aus den stahlblauen Augen ihres Vorgesetzten sie traf. „In der Umkleide wartet jemand auf mich.“, gab sie in knappem Ton so schnell sie konnte Auskunft. Gibbs Augenbrauen wanderten ein gutes Stück nach oben und Ziva wurde mit Entsetzen klar, dass ihre Antwort auch durchaus falsch aufgefasst werden konnte.
„Eine Mail, jemand geschickt...“, sprudelte sie wild gestikulierend hervor, verstummte jedoch, als sich Gibbs Gesicht noch mehr verfinsterte. „Was für eine Mail und wer hat sie geschickt?“, fragte er in nun schon eindeutig drohendem Ton. Ziva zerrte eilig die ausgedruckte Botschaft aus der Gesäßtasche und reichte sie dem Grauhaarigen.
Gibbs ergriff mit skeptischer Miene den Zettel und faltete ihn auf. „Was zum Teufel soll denn das?“, schnaubte er wenige Sekunden später aufgebracht. „Ich dachte...“, begann Ziva im Versuch einer Erklärung, doch Gibbs brachte sie mit einem bösen Blick zum Schweigen. „Du dachtest, du könntest den Absender einer anonymen Mail treffen? An einem abgeschiedenen Ort, ohne Verstärkung?“ Seine Stimme wurde mit den letzten Worten immer eisiger. „Und das nach der Sache mit Chip??!“
Ziva biss die Zähne zusammen und senkte verlegen den Kopf. „Hast du wenigstens deine Waffe mit?“, fragte der Senior Agent sie sarkastisch, während er bereits seine zog. Ziva zerrte hastig ihre eigene Waffe aus dem Holster und folgte Gibbs, der bereits auf die Umkleide zuging.
Einige Stockwerke weiter oben saßen Tony und auch McGee gespannt vor dem Bildschirm, der nach wie vor nur die angelehnte Tür der Umkleide zeigte. „Sie sollte doch schon längst unten sein...“, murmelte DiNozzo irritiert und sah zum x-ten Mal auf die Uhr. „Da! Ein Schatten vor der Tür!“, rief Timothy atemlos aus. „Tja, jetzt bist du dran, Zivaaaa...“, kehrte das breite Grinsen auf Tonys Gesicht zurück.
Gibbs beobachtete argwöhnisch die handbreit geöffnete Tür. „Du bleibst hinter mir!“, befahl er der Agentin, die neben ihn getreten war, im Flüsterton. Sofort machte Ziva lautlos einen Schritt zurück und blieb etwas hinter Gibbs angriffsbereit stehen.
Jethro entsicherte seine Waffe. Dann schob er sich langsam, Schritt für Schritt, näher an die Türe heran, jederzeit auf einen Angriff gefasst. Seitlich stehend warf er einen prüfenden Blick ins Innere des Raums, doch es war nichts zu sehen außer dem Lichtschalter rechts an der Mauer. Er atmete noch einmal tief ein und aus, dann stieß er die Tür abrupt auf und machte einen Schritt in den Raum hinein.
Oben vor dem Computer erstarrte Tony. „Oh nein...“, stammelte er entsetzt. „Oh nein, oh nein... nein, nein, nein!“ McGee sprang auf und richtete anklagend seinen Zeigefinger auf Tony. „Hast du nicht gesagt, Gibbs ist nicht da??? Er wird uns erschießen!“
Auf alles gefasst drehte sich Gibbs einmal um die eigene Achse, seinen Schwung nutzend. Doch nirgends war jemand zu sehen. Er gab Ziva ein Zeichen, ihm zu folgen und sie huschte lautlos in den Raum, um nicht weit von ihm entfernt ebenfalls Stellung zu beziehen. Mit den typischen Handzeichen signalisierte Gibbs der Agentin, dass sie ihm Rückendeckung geben sollte und steuerte die Tür zu den Duschen an, die ebenfalls einen Spalt breit offen stand.
„Neinneinnein...“, jammerte Tony und raufte sich die Haare. „Das darf nicht wahr sein, das darf einfach nicht wahr sein!!“
Im Duschraum brannte ebenfalls Licht, zusätzlich war Wasserrauschen zu hören. Gibbs runzelte die Stirn. Die Geräuschkulisse machte es unmöglich, Schritte oder Atemzüge herauszufiltern. Der Senior Agent straffte die Schultern, trat erneut seitlich an die Tür und wiederholte das Manöver von eben.
Tony schloss entsetzt die Augen, doch anders als DiNozzo, der wusste, was nun passieren würde, konnte McGee seine Augen nicht vom Geschehen am Bildschirm abwenden.
Gibbs stürmte durch die Tür, vernahm ein Geräusch und blickte nach oben in Richtung der Quelle. Was er sah war allerdings kein Angreifer, sondern ein Schwall Wasser, der im nächsten Moment auch schon eiskalt auf ihn niederprasselte.
„Oh. Mein. Gott.“ Timothy konnte es nicht fassen. „Gibbs wird dich umbringen. Er wird uns beide umbringen!!“ DiNozzo saß zusammengesunken auf seinem Sessel. „Das war’s. Ich bin tot.“ Er raufte sich erneut die Haare, die schon völlig wirr in alle Richtungen abstanden. „Moment.“ Tony überlegte fieberhaft. „Wenn er die Kamera nicht merkt, dann kann mich niemand damit in Verbindung bringen!“ Eilig schloss er das Wiedergabefenster der Webcam und löschte die Internetadresse aus seiner Verlaufliste. „Das klappt nie! Er wird es merken, Gibbs merkt alles!“, stöhnte Timothy und schloss die Augen. „Er wird es NICHT merken, wenn du die Klappe hältst!“, fauchte DiNozzo seinen Kollegen an. „Setz dich sofort an deinen Platz und mach mit den Akten weiter! Wenn wir nicht so aussehen, als wüssten wir etwas davon, dann glaubt auch niemand, dass wir etwas davon wissen!“ McGee schaute zweifelnd, rannte aber dennoch auf seinen Arbeitsplatz zurück.
Gibbs schnappte geschockt nach Luft. Das Wasser war eiskalt! Blitzschnell drehte er sich suchend um, das Wasser wegblinzelnd. Niemand zu sehen. Nur der nun leere Eimer, der scheppernd über den gefliesten Boden rollte. Mit zusammengebissenen Zähnen steckte Jethro die Waffe weg. Ziva stand mit offenem Mund, die Waffe immer noch erhoben und auf einen Punkt hinter Gibbs gerichtet in der Tür. „Was...?“
Gibbs’ Antwort war kaum mehr als ein Knurren. „DiNozzo!“
Seine stahlblauen Augen blitzten unheilschwanger. „Ich werde ihn umbringen!“, sagte dieser Blick auch ohne Worte und verwandelte seinen durch die triefnasse Kleidung an und für sich eher Mitleid erregenden Anblick in eine verdammt bedrohliche Erscheinung. Wütend zog Gibbs sich das klatschnasse Hemd aus, das T-Shirt folgte.
Ziva schüttelte den Kopf. „Das kann ich mir nicht vorstellen“, murmelte sie verwundert. „Tony? Nein, das glaube ich nicht.“ Gibbs’ zorniger Blick bohrte sich in sie. „Wer sonst?“, blaffte er sie an. Sie straffte unwillkürlich die Schultern. Sein Ton hatte noch nie derart kalt geklungen! Fast hatte sie Mitleid mit demjenigen, der hinter diesem albernen Streich steckte. Fast.
„Immerhin solltest gar nicht du da rein...“ Abrupt brach sie ab, denn Gibbs baute sich plötzlich auf beängstigend engem Raum vor ihr auf. Durch seinen nackten Oberkörper, auf dem glitzernd kalte Wassertropfen abperlten, wirkte seine wütende Miene so knapp vor ihr nur noch bedrohlicher.
Ziva beeilte sich, ihren Gedankengang zu erklären. „Die Mail war an mich gerichtet, ich sollte da rein gehen und...“ Gibbs trat noch einen Schritt näher, nun berührte sein Gesicht fast schon das ihre. Sie schluckte. „Und wieso denkst du, dass Tony nicht dahinter stecken kann, wenn du das Opfer dieses Streichs sein solltest?“ Der Senior Agent spuckte das Wort fast schon aus.
„Tony weiß, dass Umbringen noch das Harmloseste ist, was ich mit ihm anstellen würde.“
Gibbs hielt inne und dachte einen Moment nach. „Du hast Recht. Meinen Zorn würde er eventuell in einem Anfall geistiger Umnachtung tatsächlich riskieren. Deinen nicht.“, meinte er schließlich fast schon amüsiert. Wortlos schob er sich an ihr vorbei und ging nach nebenan in die Umkleide, wobei seine nasse Kleidung seltsam quietschende Geräusche produzierte.
Ziva stieß erleichtert die unbewusst angehaltene Luft aus. Sie entspannte ihre verkrampften Muskeln und atmete einige Male tief durch. „Das war knapp...“, dachte sie. Einen Moment lang hatte sie tatsächlich befürchtet, dass Gibbs seine Wut einfach an der erstbesten, greifbaren Person abreagieren würde... ihr! Sie seufzte, denn jetzt stellte sich eine Frage. Wenn nicht Tony hinter dieser bescheuerten Aktion stand, wer dann?
„Gibbs?“ „Was ist?!“ Sein Ton klang zwar nicht mehr so wütend, aber dennoch genervt. „Wer außer Tony käme auf so eine Idee?“ „Was?“
Ziva verdrehte die Augen, sie redete doch wirklich nicht gerade leise. Um nicht schreien zu müssen, ging sie Gibbs nach. Was sie nicht wusste, war, dass der Agent gerade dabei war, seine nassen Sachen auszuwringen und das plätschernde Geräusch ihre Frage übertönt hatte...
Sie betrat die Umkleide, blieb mit einem überraschten Luftholen abrupt stehen und drehte sich errötend eilig weg. „Tut mir leid, ich wollte nicht...“ Gibbs’ Kleidung lag in einem nassen Haufen auf dem Boden, während er selbst lediglich ein Handtuch lässig um die Hüften geschlungen hatte. „Also?“, fragte er ungeduldig, ihre Verwirrung ignorierend.
Zivas Augen wurden groß, doch sie ließ sich ihre Verlegenheit nicht anmerken. Ohne sich umzudrehen, wiederholte sie ihre Frage. „Wenn es nicht Tony war, wer könnte dann auf diese dumme Idee gekommen sein, mich mit Wasser überschütten zu wollen?“ Langsam schlich sich auch in ihre Stimme der Zorn über den infantilen Hinterhalt. So ein kindischer Scherz!
„Mit eiskaltem Wasser, Ziva.“, betonte Gibbs frierend, und wie um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, hörte sie deutlich das Zittern in seiner Stimme. Zähneklappernd schob Gibbs sich zum zweiten Mal nur äußerst spärlich bekleidet an ihr vorbei, um zu den Duschkabinen zu gelangen.
Als hinter der Trennwand das Plätschern der Dusche zu vernehmen war und Dampf aufstieg, überlegte Ziva, ob sie gehen oder bleiben sollte. Doch bevor sie zu einer Entscheidung gekommen war, nahm Gibbs sie ihr bereits ab. Kurz hörte sie ihn prusten, dann ertönte seine Stimme aus der dampfumwaberten Dusche. „Hast du dir neue Feinde angeschafft? Ein Ex-Freund? Die eifersüchtige Frau eines Ex-Freunds?“
Ziva schnaubte halb belustigt, halb ernsthaft entrüstet auf. „Nicht in letzter Zeit, kein Ex-Freund und Letzteres ganz bestimmt auch nicht. Außerdem machen eifersüchtige Frauen nichts derart Idiotisches.“ Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, aus der Kabine so etwas wie „Und ob sie das tun!“ gehört zu haben. Sie beschloss, nicht darauf zu reagieren und dachte stattdessen lieber darüber nach, wer als Täter in Frage käme.
Sie war völlig ins Grübeln versunken und erschrak, als Gibbs sich wenig später erneut fast nackt an ihr vorbeidrückte. Wie angewurzelt blieb sie stocksteif mit dem Rücken zu ihm stehen, während er sich trockene Sachen aus seinem Spind zusammensuchte. „Eigentlich ist DiNozzo trotzdem der Einzige, der mir einfällt. Jedenfalls ist er der Einzige, dem ich solche Dumme-Jungen-Scherze zutraue.“, meinte Gibbs nachdenklich und stieg in seine Jeans.
Ziva antwortete nicht gleich. „Falls er es war...“ Sie ließ den Satz bedeutungsschwer unvollendet, was Gibbs ein trockenes Lachen entlockte. „Dann tut mir DiNozzo fast schon leid“, grinste er schadenfroh. „Aber nur fast...“ Jetzt war es an Ziva, zu lachen.
Überrascht zuckte sie zusammen, als sie Sekunden später den Klaps am Hinterkopf spürte. „Wofür war denn das jetzt?“, beschwerte sie sich irritiert. „Dafür, dass du einer derartigen Mail ohne Verstärkung nachgegangen bist – selbst wenn sie nur von einem Idioten wie Tony kommt!“
Bevor Ziva antworten konnte, schlugen zeitgleich ihre Pager an. „Ein neuer Fall.“, stellte sie überflüssigerweise fest, als beide die Nachricht abgerufen hatten. „Worauf wartest du dann? Los geht’s!“, kommandierte Gibbs augenrollend.
Mit dem üblichen „Pling!“ hielt der Aufzug auf der Büroetage, wo Abby gerade eine angeregte Unterhaltung mit McGee führte. „Wo ist DiNozzo?“, grummelte der Senior Agent, nachdem er sich suchend umgesehen und den Halbitaliener nirgends entdeckt hatte. „Der ist schon mal mit Ducky vorausgefahren, Boss.“, gab McGee beim Anblick von Gibbs’ finsterer Miene eilig Auskunft. Abby betrachtete indessen interessiert seine verstrubbelten, vom heißen Duschen noch feuchten Haare. „Coole Frisur, Boss-Man!“, grinste sie. „Was...?“
Gibbs unterbrach sie mit einem warnenden Blick. „Frag nicht.“, knurrte er und sah böse auf DiNozzos verwaisten Schreibtisch. „Und was ist mit dir, wartest du auf eine Extra-Einladung?“, fuhr er gleich darauf den völlig überrumpelten McGee an. „B-Bin schon unterwegs, Boss!“, beeilte sich der junge Agent zu sagen und verließ fluchtartig die Gefahrenzone in Richtung Lift.
„Was ist dem denn über die Leber gelaufen?“, flüsterte Abby Ziva zu. „Kaltes Wasser.“, gab die knapp zur Antwort. Abby machte ein fragendes Gesicht, doch ehe die Israelin Einzelheiten erklären konnte, hallte Gibbs’ Stimme nachdrücklich durch das Büro. „Ziva!!“ Die Mossad-Agentin zuckte die Schultern und beeilte sich, zum Lift zu gelangen. Im letzten Moment konnte sie gerade noch durch den sich bereits schließenden Spalt der Aufzugtür schlüpfen, wo Gibbs sie bereits mit einem giftigen Blick empfing. „Kaffeekränzchen könnt ihr in eurer Freizeit abhalten, ist das klar?“ Ziva nickte. „Glasklar, Boss.“
Nach einer mit Gibbs als Fahrer mehr als nur Furcht einflößenden Fahrt zum Fundort der Leiche verteilte sich das Team auf dem gesamten Tatortgelände. Während Ducky den Toten begutachtete und Gibbs mit grimmiger Miene neben ihm stand, befragen Ziva und Tony die Schaulustigen, um eventuelle Zeugen aufzuspüren. Timothy knipste unterdessen den gesamten Tatort einschließlich des Toten, einem männlichen Weißen mittleren Alters.
Ziva beobachtete nicht nur die schaulustige Meute, auch Tony behielt sie sehr genau im Blick. Und tatsächlich, als er sich zu ihr umdrehte und ihren Blick bemerkte, zuckte er erschrocken zusammen. „DU warst das!“, stellte sie fest, wider Willen belustigt. „Ich... ich...“, begann DiNozzo herumzustottern. Ziva baute sich mit undurchdringlicher Miene so nah wie nur möglich vor Tony auf. Sie brachte es sogar fertig, trotz ihrer geringeren Körpergröße drohend auf ihn herab zu blicken, als sie nun sehr leise und mit gefährlichem Tonfall ankündigte: „Das wird dir noch leid tun, Tony. Sehr leid.“
Der junge Agent schluckte hart und sah sie an. „Wie meinst du das??“, krächzte er. Ziva lächelte eisig. „Du hast keine Ahnung, worauf du dich damit eingelassen hast. Beim Mossad habe ich Verhörtechniken gelernt, die selbst die hartgesottensten Männer nach ihren Mamis haben schreien lassen...“ Dann beugte sie sich noch ein Stückchen vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was Tony schlagartig erbleichen ließ.
Gibbs beobachtete die beiden und konnte sich beim Anblick von Tonys Gesicht, das nun eine dezente Blässe aufwies, ein breites Grinsen nicht verkneifen. Er hatte keine Ahnung, was genau Ziva Tony ins Ohr geflüstert hatte, aber DiNozzos Gesichtsfarbe nach war es etwas, was ihm eine Höllenangst eingejagt hatte. Schadenfroh grinsend widmete er sich wieder Duckys Erläuterungen zur vermutlichen Todesart der vor ihnen liegenden Leiche.
Wenig später stand der junge Halbitaliener nervös und mit immer noch reichlich blassem Gesicht vor dem Senior Agent. „Boss? Kann ich dich kurz sprechen?“, fragte er mit gepresster Stimme. Gibbs lachte innerlich, doch nach außen hin setzte er ein finsteres Gesicht auf. „Was gibt es DiNozzo? Ich hoffe, es ist wichtig!“
„Ähem...“, begann Tony und knetete angespannt einen Beweismittelbeutel in den Händen. „Mach schon, ich hab nicht ewig Zeit!“, knurrte Gibbs ungeduldig. Der junge Agent riss sich zusammen. „Boss, das mit dem Eimer in der Dusche... Ich weiß, es war eine saublöde Idee, und es tut mir echt leid.“ In Erwartung der nun sicherlich folgenden, lautstarken Standpauke zog DiNozzo vorsichtshalber schon mal den Kopf ein.
Als Gibbs jedoch nur ein seelenruhiges „Ich weiß.“ entgegnete, fiel ihm die Kinnlade herunter. Verblüfft starrte er seinen Vorgesetzten an, unfähig auch nur ein Wort herauszubringen. „DiNozzo – hast du allen Ernstes gedacht, dass ich nicht wissen würde, wer dafür verantwortlich ist?“, tadelte Gibbs in schulmeisterlichem Ton. „Ich... äh... Warum will mich dann Ziva deswegen fertig machen?“
Gibbs grinste breit. „Weißt du Tony, nachdem du diese nette kleine Falle ja eigentlich für Ziva konstruiert hast, fand ich es nur gerecht, ihr deine Bestrafung zu überlassen!“ Tonys Stimme überschlug sich nun fast. „Sie wird mich umbringen!“ Gibbs schüttelte den Kopf. „Das glaub ich nicht. Das wäre ihr zuwenig.“ Tony, der aussah, als ob er jeden Moment umkippen würde, schnappte nach Luft. „Zu wenig?“, quiekte er entsetzt auf. Gibbs verhielt sich das Lachen nur noch mühsam. So aus der Fassung gebracht hatte er seinen ranghöchsten Agenten noch nie gesehen – Ziva musste also wirklich kreativ in ihren Drohungen gewesen sein!