Pünktlich zu Weihnachten hier ein kleines Hameron-Oneshot für alle Hameron-Fans, die sich von den aktuellen Entwicklungen nicht entmutigen lassen. Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten, schöne Feiertage und ein fleißiges Christkind.
Disclaimer: House und alle genannten Personen gehören (leider) nicht mir, ich habe KEINE RECHTE an der Serie und dem wunderschönen Weihnachtsklassiker von Chris Rea. _____________________________
"I'm driving home for christmas oh I can't wait to see those faces I'm driving home for christmas yea well I'm moving down that line and it's been so long but I will be there I sing this song to pass the time away driving in my car driving home for christmas it's gonna take some time but I'll get there" Driving home for Christmas - Chris Rea
Dr. Allison Cameron summte leise mit, als der Weihnachtsklassiker von Chris Rea im Radio lief. Sie konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen. Was für ein passendes Lied, in Anbetracht der Situation. Denn ironischerweise tat sie genau das, worum es in dem Lied ging. Sie fuhr nach Hause. Zum ersten Mal seit über einem Jahr. Chicago hatte sie längst hinter sich gelassen und ihre wahre Heimat rückte mit jeder Minute näher und näher. Und mit ihr auch die Erinnerungen, manche schön, manche weniger schön und an die anderen wollte sie gar nicht erst denken. An ihre Scheidung, zum Beispiel. Oder an die Tritter-Sache. Oder die Vogler-Sache. Oder die gestochen scharfe Erinnerung an seinen Blick, als sie sich von ihm verabschiedet hatte, in dem festen Glauben, ihn nie wieder zu sehen. Und damit war nicht Chase gemeint.
Allein der Gedanke an diesen einschneidenden Moment schnürte ihr die Kehle zu. Obwohl es schon beinahe vierzehn Monate her war, versetzte ihr die Erinnerung noch immer einen schmerzhaften Stich. Und wieder einmal fragte sie sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, heute zurück zu kommen. Ausgerechnet heute, am 24. Dezember. Jeder halbwegs vernünftige Mensch wäre zu Hause geblieben. Aber genau da lag das Problem. Obwohl sie nun schon seit über einem Jahr in Chicago lebte, war die Stadt nicht ihr Zuhause. Selbst an dem Ort, an dem sie aufgewachsen war, fühlte sie sich nicht so heimisch, wie in Princeton, New Jersey. Und genau dorthin fuhr sie nun, mit einem Weihnachtslied im Kopf, Geschenken auf der Rückbank und gemischten Gefühlen im Herzen.
Eine leise Stimme in ihrem Kopf fragte leise, ob es sehr wehtun würde, wenn sie ihn sah - und ob es noch mehr wehtun würde, wenn sie ihn nicht sah.
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Dr. Gregory House war schon immer ein Weihnachtsmuffel gewesen. Das erste Weihnachten, an das er sich erinnerte, hatte er draußen im Garten hinter dem Haus verbracht, in einer zugigen Hundehütte irgendwo in Arkansas, während seine Eltern zu Verwandten fuhren und diesen erzählten, er würde mit einer Erkältung im Bett liegen und wolle niemanden anstecken. Alle weiteren Erfahrungen mit dem sogenannten "Fest der Liebe" waren etwa ähnlich verlaufen, auch wenn sich hin und wieder der Name des Landes änderte, in dem er sich zu diesem unseligen Zeitpunkt befand; manchmal sogar der Ort. Hin und wieder hatte er Weihnachten auch halbwegs normal verbringen können - in die hintereste Wohnzimmerecke gedrängt, während sein Vater zu viel Wein trank und seine Mutter so tat, als lebten sie in einer heilen Welt. Selbst heute noch pflegte er deshalb, Weihnachten einfach zu übergehen. Oder es jedenfalls zu versuchen. Die Weihnachtslieder im Radio, Dekorationen überall, wo er hinkam, und natürlich die aufgesetzte, fröhliche Stimmung der Menschen, die gestresst von einem Laden in den nächsten rannten, konnte nicht mal er wegignorieren. Was nicht heißen sollte, dass er es nicht versuchte.
Und da waren die ganzen Idioten noch nicht einmal erwähnt, die jedes Jahr um diese Zeit die Klinik mit ihren Schniefnasen überrannten und felsenfest behaupteten, an der Schweinegrippe zu sterben. Oder an Meningitis. Oder einer selten, tödlichen Virusinfektion, die zwar noch nicht entdeckt worden war, dafür aber sicher bald ihren Namen tragen würde. Das "Vollpfosten-Virus", kurz VV, machte aus dem vorweihnachtlichen Fegefeuer einen infernalen siebten Kreis der Hölle. Wie jedes Jahr zwang Cuddy ihn dazu, sich um sämtliche VV-Infizierte persönlich zu kümmern, und wie jedes Jahr weigerte er sich beharrlich und flüchtete bei der ersten Gelegenheit an eines seiner kleinen Verstecke, wo er sich mit seinem Gameboy verschanzte, sämtliche Radios ausschaltete und die Weihnachtsdekoration in den nächstbesten Mülleimer stopfte.
Auch jetzt saß er gerade in einem dieser Geheimverstecke. Diesmal war es ein Patientenzimmer auf der Kinderkrebsstation. Die Zwerge waren alle mit Wilson bei einer Theateraufführung - einem Krippenspiel, natürlich - und so hatte er für die nächsten Stunden seine Ruhe. Eher aus Langeweile schaute er kurz aus dem Fenster. Es schneite. Dicke, weiße Flocken fielen vom Himmel, als würden sie dafür bezahlt werden, wenn sie besonders weihnachtlich und kitschig wirkten. Wahrscheinlich hatte Cuddy einen Deal mit dem Wettergott gemacht und ihm versprochen, ihm ihre Weihnachtsglocken zu zeigen, wenn es dafür weiße Weihnacht gab. House schnaubte abfällig, schaffte es jedoch nicht, den Blick von dem sanft rieselnden Schnee zu lösen.
Ein anderes Weihnachten kam ihm in den Sinn, ein Weihnachten, bei dem es genau so geschneit hatte, wie heute. Ein Weihnachten vor 5 Jahren, als die Welt noch in Ordnung gewesen war. Rein zufällig handelte es sich dabei um das erste Weihnachten, seit sie angefangen hatte, für ihn zu arbeiten. Und rein zufällig war es genau das Weihnachten, an dem sie ihm mit einem schüchternen Blick ein sorgfältig eingepacktes Geschenk überreicht hatte. Er schloss kurz die Augen, als die Erinnerung an sie mit voller Wucht über ihn hereinbrach. Die langen braunen Haare, das zaghafte Lächeln und ihre deutlich zur Schau gestellte Anspannung, gepaart mit freudiger Erwartung, strömten auf ihn ein. Der Geruch von Zimtstangen hing in der Luft und er dachte an die Zuckergehstöcke, die er im Konferenzraum gefunden und für die er sie gnadenlos aufgezogen hatte. Zuckergehstöcke! Sie war knallrot angelaufen und hatte angefangen, hilflos zu stammeln, ehe er sie endlich erlöste. Es war das erste Weihnachten gewesen, das nicht ganz so schrecklich war, wie alle vorherigen.
Das Geschenk lag noch immer unausgepackt ganz hinten auf dem obersten Regal seines Kleiderschranks in seinem Schlafzimmer. Ebenso, wie die beiden Weihnachtsgeschenke, die er in den darauf folgenden Jahren von ihr bekommen hatte. Und die Karten, die in den beiden Jahren nach ihrer Kündigung bei ihm auf dem Schreibtisch aufgetaucht waren, als sie in der Notaufnahme arbeitete. Und dabei würde es auch bleiben. Keine weiteren Geschenke mehr, die ein seltsames Ziehen in seiner Magengegend auslösten (welches er auf zu viele Süßigkeiten schob), keine Weihnachtskarten mehr, auf die er so lange gestarrt hatte, bis die Schrift vor seinen Augen verschwommen war, weil er vergessen hatte, zu blinzeln (was natürlich daran lag, dass die Luft in seiner Wohnung so kalt und trocken war).
Es war vorbei. Alles war vorbei.
Sie war gegangen, vor einem Jahr und beinahe 2 Monaten und seitdem hatte er nur herausgefunden, dass sie jetzt in Chicago lebte. Kein Anruf, keine Mail, kein Brief, nicht einmal eine kurze Notiz. Und auch keine Weihnachtskarte. Das letzte Weihnachten war das einsamste seines Lebens gewesen - und das wollte etwas heißen, denn die Konkurrenz um diesen Posten war groß.
Seit sie gegangen war, hatte sich in seinem Leben einiges verändert - und Wilson wieß gerne und oft darauf hin, dass nicht viel positives dabei war. Er war das Vicodin los und hatte seinen Ruf als bester Diagnostiker des Landes zurück. Das war auch schon alles. Er langweilte sich noch mehr, als er es früher schon getan hatte, der Spaß an seiner Arbeit war ihm längst vergangen und die Erde - inklusive der gesamten Menschheit auf ihr - nervte ihn nur noch. Selbst Cuddy konnte er nicht mehr viel abgewinnen. Seit sie diesen Privatdetektiv Lucas geheiratet hatte, war sie so ausgeglichen und entspannt, dass sie sich kaum noch auf Wortgefechte mit ihm einließ, und seine sexistischen Kommentare prallten wirkungslos an ihr ab. Um sein Team stand es kaum besser. Taub hatte endgültig gekündigt und arbeitete wieder als Schönheitschirurg, um seine Ehe zu retten und wieder mehr Geld zu verdienen. Foreman und 13 waren inzwischen verlobt - wofür House sie wochenlang mit Kommentaren zur Weißglut getrieben hatte - und machten gerade eine Weltreise. Tja, und Chase war zurück nach Australien gehüpft, keine 3 Monate, nachdem seine Ehe mit Cameron in die Brüche gegangen und sie nach Chicago gezogen war. Nicht, dass das irgendjemanden überraschte.
House seufzte deprimiert und wollte sich gerade wieder seinem Videospiel zuwenden, als etwas draußen auf dem Gang seine Aufmerksamkeit weckte. Eine Bewegung. Er drehte den Kopf und erhaschte geradeso noch einen Blick auf die Person, mit der er hier und heute am allerwenigsten gerechnet hätte, vom Weihnachtsmann einmal abgesehen. Er sprang so geschmeidig vom Bett, wie sein Bein es zuließ, steckte den Gameboy sicher in seine hintere Hosentasche, packte seinen Stock und hastete auf den Gang.
Da war sie. Allison Cameron stand nur wenige Meter entfernt und wartete darauf, dass der Aufzug kam. Was sie hier gewollt hatte, war klar. Auf der Krebsstation kannte sie nur Wilson und der war gerade bei diesem Theater. House starrte sie an, seine Augen erfassten jede noch so kleine Veränderung, verglichen sie mit zuvor gesammelten Informationen und speicherten das fertige Gesamtbild ab.
Sie war noch ebenso schlank, wie vor einem Jahr, genau so klein, wie er sie in Erinnerung hatte. Ihre Haare waren länger geworden, lockiger und, noch viel wichtiger: braun. Er hatte sich selten so für eine Farbe begeistern können, aber eine blonde Cameron brachte er stets mit Chase in Verbindung und dieser Gedanke reichte eigentlich schon, um ihm für mindestens zwei Tage die Laune zu verderben. Langsam und beinahe lautlos schlich er sich von hinten an sie heran.
*****
Cameron hatte bereits in der Onkologie und auf der Kinderkrebsstation nach Wilson gesucht, konnte ihn jedoch nirgends finden. Die meisten seiner Patienten fehlten ebenfalls, daher nahm sie an, dass sie zu irgendeiner Aufführung oder einem Gottesdienst aufgebrochen waren. Wilson hatte sich schon immer darauf verstanden, seinen kleinen Patienten ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten, egal, wie düster ihre Aussichten waren. Sie lächelte leise, als sie an den warmherzigen Arzt dachte, der bis heute der einzige Mensch war, der es jemals geschafft hatte, House zu verstehen. Vielleicht hätte sie ihn öfter um Rat fragen sollen. Vielleicht hätte er ihr helfen können. Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Jetzt war es schon längst zu spät.
Sie drückte ungeduldig auf den Knopf, der den Aufzug rief. Plötzlich war sie von dem Wunsch beseelt, so schnell wie möglich von hier weg zu kommen. Es war eine dumme Idee gewesen, überhaupt ins Auto zu steigen und herzufahren. Sie hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, als ihr das Herz plötzlich bis zum Hals schlug und ihre Nackenhaare sich aufstellten. Schicksalergeben ließ sie die Schultern hängen. Sie hatte keine Zweifel, wer da hinter ihr stand. Es gab sonst niemanden, der eine so heftige, unbewusste und vollautomatische Reaktion bei ihr hervorrief. Langsam drehte sie sich um, um ihrem Untergang in die eisblauen Augen zu sehen.
"Mein Büro ist eine Etage weiter oben," war das Erste, was er sagte, als sie sich zu ihm umwandte. Keine Begrüßung, kein "Frohe Weihnachten", nichts. Natürlich. Sie hatte nichts anderes erwartet. Das hier war House. Ihre Augen huschten über ihn, von den Sneakers über die Jeans und das offene Sakko, das rote 'The Who'-T-shirt darunter und hinauf, über die Schussnarbe an seinem Hals, die Bartstoppeln und zu seinem Gesicht. Seine Mundwinkel bogen sich leicht nach oben, amüsiert über die Art, wie sie seine Erscheinung zu scannen schien. Er hatte ein paar kleine Falten mehr, seine Haare waren wieder länger, wie sie es noch von früher kannte, damals, als sie noch für ihn gearbeitet hatte. Die Augen hob sie sich bis zum Schluss auf, denn sie wusste, dass sie den Rest nicht mehr sehen würde, wenn sie erst einmal in dem eisigen Blau ertrank, das sich mit hypnotischem Blick in ihren Kopf bohrte. Ihr Atem stockte, ihr Herzschlag stolperte und sie hasste sich dafür, dass weder die Zeit noch die Entfernung etwas an ihren Gefühlen für ihn geändert hatten.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Ihnen auch frohe Weihnachten, House," sagte sie und ihre Stimme klang ruhiger, als sie sich fühlte. Er zog nur eine Augenbraue hoch, auf diese unvergleichlich herablassende Art, die deutlich besagte, was er von Höflichkeit im Allgemeinen und Weihnachten im Besonderen hielt. Sie stellte fest, dass sie sich freute, ihn zu sehen. Trotz allem, was zwischen ihnen vorgefallen ist, fühlt sie eine überwältigende, beinahe euphorische Freude in sich aufsteigen.
"Also, was tut mein verirrter Lieblingsduckling am 24. Dezember ganz alleine auf der Kinderkrebsstation, anstatt irgendwo mit Ehemann Nr. 3 und der lieben Familie unterm Weihnachtsbaum zu sitzen und Hundewelpen auszupacken?," fragte er, als sie keine Anstalten machte, mehr zu sagen.
Cameron verdrehte die Augen. "Es gibt keinen Ehemann Nr. 3, meine Familie ist in Europa und ich hasse Hunde. Und seit wann bin ich Ihr Lieblingsduckling?"
Ehe er zu einer Antwort ansetzen konnte, machte es PLING und die Aufzugtüren öffneten sich. Sie zögerte. "Es ... war schön, Sie mal wieder zu sehen," sagte sie schließlich geschlagen. "Frohe Weihnachten, House." Sie drehte sich um und betrat den Aufzug. Das Herz sank ihr in die Hose, als sie ihn ein weiteres Mal verließ. Und wieder fragte sie sich, ob sie ihn jemals wiedersehen würde. Wahrscheinlich nicht. Sie bezweifelte, dass sie jemals zurück kommen würde, in dieses Krankenhaus, in dem die Geister der Vergangenheit sie verfolgten und ihr das Leben schwer machten.
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Er starrte ihr nach, als sie sich umdrehte und in den Aufzug trat. Die Panik durchströmte ihn so heftig, dass er leicht schwankte. Schon wieder ließ sie ihn allein zurück, um ihren eigenen Weg zu gehen. Und schon wieder stand er da und konnte nichts weiter tun, als ihr hinterher zu sehen. Die Erinnerung an ihren letzten Abschied drang mit aller Macht aus der dunklen Ecke seines Kopfes hervor, in die er sie verbannt hatte. Seine Wange hatte stundenlang gebrannt, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst, anstatt ihn zu küssen. Tatsächlich wäre ihm die Ohrfeige lieber gewesen. Vielleicht hätte er dann tatsächlich einen Schlussstrich unter die ganze Sache ziehen können.
Sein Blick klebte an ihr, wie sie da im Aufzug stand, den Rücken ihm zugewandt, mit hängenden Schultern, ein Bild der Niedergeschlagenheit.
Sie war gerade erst zu ihm zurück gekommen. Er konnte nicht zulassen, dass sie schon wieder ging. Noch nicht jetzt. Er musste etwas tun. Egal was.
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Sie wandte sich nicht um, als die Aufzugtüren langsam begannen, sich zu schließen. Sie wollte ihn nicht mehr sehen, denn ein einziger Blick in sein Gesicht hätte gereicht, um sie dazu zu bringen, zu ihm zurück zu rennen und alle Bedenken über Bord zu werfen. Sie konnte nicht mehr. Es war eine dumme Idee gewesen, hierher zu kommen, eine Idee, die sie inzwischen bereute. Sie seufzte leise und geschlagen und zwang die Tränen zurück, die drohten, ihr in die Augen zu treten. Hatte sie sich nicht vor einem Jahr vorgenommen, nie wieder eine Träne um House zu weinen? 'Genau so, wie du dir geschworen hast, nie wieder an ihn zu denken und ihn auf keinen Fall noch einmal sehen zu wollen,' flüsterte eine zynische kleine Stimme in ihrem Kopf.
Ihr Kopf ruckte hoch, als die Türen mit einem harten Gegenstand kollidierten und sich zischend wieder öffneten. Die Aufzugkabine schien plötzlich zu schrumpfen, als er sich wortlos neben sie stellte und den Knopf für das Stockwerk mit seinem Büro betätigte.
Wortlos standen sie nebeneinander, so nah, dass sie seine Körperwärme spüren konnte, und ebenso wortlos stiegen sie eine Etage weiter oben wieder aus und gingen schweigend in sein Büro. Sie wusste nicht einmal, wann genau sie beschlossen hatte, ihm zu folgen, wohin er sie auch führte. Vielleicht, als er ihr gefolgt war. Vielleicht schon, als sie angefangen hatte, für ihn zu arbeiten. Sie war sich nicht sicher, wann es gewesen war. Aber jetzt stand sie wieder hier, in dem Raum, in dem sie vor über einem Jahr versucht hatte, einen Schlussstrich unter ihr altes Leben zu ziehen und ein neues zu beginnen. Sein Büro bildete die perfekte Metapher, um den Erfolg dieses Versuchs zu beschreiben: Nichts hatte sich verändert. Absolut gar nichts. Es war ein wenig Zeit vergangen, doch hier schien sie stehen geblieben zu sein. Es war, als hätte sie sich erst gestern ein vermeintlich letztes Mal hier herein gewagt.
Sie öffnete den Mund, um die fehlende Weihnachtsdekoration zu kommentieren, schaffte es jedoch nicht einmal, das erste Wort zu formulieren, ehe er sie plötzlich und absolut unerwartet packte, gegen die nächste Wand drückte und so heftig küsste, dass ihr für einige Sekunden die Luft wegblieb, bevor sie auch nur daran denken konnte, sich zu wehren. Als ihr der Gedanke dann mit reichlich Verspätung kam, schlang sie statt dessen die Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss, als hätte sie nur darauf gewartet.
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Zehn Minuten später gingen sie schweigend zu seinem Auto, stiegen ebenso schweigend ein und er startete wortlos den Motor. Das Radio sprang an und sie konnte sich das Lächeln nicht verbeißen, als ein vertrauter Weihnachtsklassiker aus den Lautsprechern schallte.
Sie schielte hinüber zu dem Mann an ihrer Seite, der den Blick starr auf die Straße gerichtet hatte und mit keinem noch so kleinen Zeichen zu erkennen gab, was er dachte, und fragte sich, ob ihre Idee vielleicht doch nicht so dumm gewesen war, wie sie gedacht hatte.
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House gab mit keiner Regung zu erkennen, welche Gedanken durch seinen Kopf rasten, als sie nebeneinander in seinem Auto saßen und er zu seiner Wohnung fuhr. Sie hatte nicht gefragt, wo sie hinfuhren, und er hatte nichts gesagt. Sie wussten beide, worauf sie da zusteuerten. Und als auch noch ausgerechnet 'Driving Home for Christmas' aus dem Radio schallte, konnte er nicht anders, als festzustellen, dass er tatsächlich nach Hause fuhr. An Weihnachten. Mit Cameron.
Vielleicht würde dieses Weihnachten doch nicht so einsam werden, wie er befürchtet hatte. Und mit etwas Glück auch das darauf folgende Weihnachten nicht...
"I'm driving home for christmas oh I can't wait to see those faces I'm driving home for christmas yea well I'm moving down that line and it's been so long but I will be there I sing this song to pass the time away driving in my car driving home for christmas it's gonna take some time but I'll get there"
ENDE ________________________
Ich hoffe, es hat euch gefallen. Kommis sind wie immer erwünscht. Frohe Weihnachten Isi =)
tja, jetzt muss ich mir wohl noch was Neues einfallen lassen...denn eine typische Bemerkung hab ich ja schon verbraten. Auf jeden Fall hast du geschafft, was du dir vorgenommen hast.
Hm, schade, dass dieser Oneshot wohl nie verfilmt werden wird; mich würde es sehr intessieren, wie der wohl umgesetzt wird.
Auf jeden Fall hast du es geschafft, mir meinen ersten Weihnachtsfeiertag mit einer sehr excellenten Story zu versüßen. House wie er leibt und lebt - du schaffst es ihn mit all seinen Ecken und Kanten von der Mattscheibe auf ein Blatt zu transferieren, ohne dass irgendein Bruch entsteht.