Hier eine andere kurze Story von mir. Sie ist mir heute Morgen eingefallen.
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Die Tür der Kneipe flog auf und ein junger Mann taumelte auf den Bürgersteig. Im leichten Nieselregen lief er durch die Straßen zum Sammelpunkt, wo er sich mit den anderen treffen wollte. Die Welt um ihn herum schwankte und drehte sich. "Wenn wir noch öfter in dem Jahrhundert rumhüpfen, kauf ich mir hier ein Haus", nuschelte er, während er sich an einer Wand abstützend den Fußweg entlang quälte. "Hey, warte mal… warte doch…" Der Typ, mit dem er sich die letzten Stunden unterhalten hatte, kam ihm nachgelaufen. "Hey…" Er blieb stehen und wartete, dass der Mann aufholte. "Was ist? Ich muss los." Seine Zunge war so schwer wie sein Körper. "Wie heißt du eigentlich?" "Tom… Paris." Er war stolz, seinen Namen unfallfrei hervorgebracht zu haben. "Und du?" "Nenn mich Gene. Gene Roddenberry." Sie reichten sich die Hände. "Auf Wiedersehen, Tom und denk an meinen Rat. Du hast echt eine Menge Phantasie, schreib mal deine Geschichten auf." Tom lachte innerlich. "Geschichten… ja klar. Ich schenk sie dir, schreib sie auf", lallte er und schwankte in die Dunkelheit davon. Gene ging zurück in die Bar und ließ die ganzen Erzählungen des Mannes durch sein Gehirn gleiten. Raumschiffe, Schlachten, fremde Völker… das klang wunderbar. Es klang endlich nach einem Durchbruch. Er zahlte seine Rechnung und wollte gehen. Dabei fiel sein Blick auf ein metallisches Ding. Tom musste es liegen gelassen haben. Er nahm es in die Hand und tippte auf den Bildschirm. "Logbuch von Tom Paris", murmelte er. Er setzte sich wieder hin und bestellte sich noch etwas. Ein Mineralwasser dieses Mal. Er las und las. Dieser Tom war wirklich ein verdammt guter Autor. Er hatte zumindest extrem viel Phantasie. Und diese sonderbare elektronische Buch. Es war nicht nur ein erfundenes Tagebuch, sondern Tom hatte anscheinend auch die ganzen Hintergründe mit aufgeschrieben. Die Geschichte der Zukunft. Irgendwann ging der Mann nach Hause, setzte sich an seine Schreibmaschine und fing an zu schreiben. Vielleicht konnte er ja tatsächlich eine Serie draus machen. Über Raumschiffe und fremde Welten und die Sternenflotte.
"Ich sterbe hier noch vor Langeweile", stöhnte Chakotay auf. Er hatte bei einer Außenmission einen kleinen Unfall gehabt und musste seinen Kopf noch etwas schonen. Seiner Meinung nach war er längst wieder gesund, nach Meinung des Holodocs, musste er sich noch ausruhen. Und leider hörte Captain Janeway in diesem Punkt nur auf den Arzt des Schiffes. Chakotay rieb sich über die Augen. "Computer, ich brauche Unterhaltung." Der Schiffscomputer war so hilfsbereit und empfahl ihm doch etwas zu lesen oder sich einen Film anzuschauen und wies auf die umfangreiche Bibliothek hin. "Super", knurrte der Indianer. Wobei ihm die Idee mit dem Film ganz gut gefiel. "Film… nur was möchte ich sehen?" Er hatte keine Ahnung, worauf er im Moment Lust hatte. "Gibt es Filme über Raumschiffe?" "3585 Filme gefunden. 132 Serien gefunden. Bitte definieren sie Parameter." Chakotay knurrte den Computer ungehalten an. Er wollte keine Parameter definieren. Aber wenn er einen Film wollte, kam er wohl nicht drum herum. Er grinste breit. "Ich möchte eine Serie, wo ich mitspiele." Lachend lehnte er sich zurück und wartete auf die Ansage, dass so eine Serie nicht existiere. "Eine Serie gefunden", meldete die elektronische Stimme. "Was?" Verblüfft starrte er die Decke an. "Eine Serie gefunden", wiederholte der Schiffscomputer ungerührt. "Name?" "Star Trek Voyager." Der Commander schnellte hoch und hielt sich im selben Moment den Kopf. "Aua… Computer, gibt es viele Folgen dieser Serie?" "Es wurden sieben Staffeln mit durchschnittlich 25 Folgen pro Staffel gedreht." "Wie heißt die erste Folge?" "Der Fürsorger." "Natürlich. Wie auch sonst. Eine Serie über uns muss natürlich damit anfangen, wie wir in den Deltaquadranten gekommen sind. Klar." Er schüttelte leicht den Kopf. "Computer, starte die Folge." Er legte sich wieder auf sein Bett. Der Bildschirm wurde schwarz, dann erschien ein Erklärungstext, worum es ging. Ein netter Sprecher las den Text sogar vor. Chakotay starrte die Worte an. Förderation, Cardassianer, Marquis… "Computer. Aus welchem Jahr stammt diese Serie?" "Die Serie wurde zwischen 1995 und 2001 produziert." "Das kann nicht sein…" Chakotay starrte wieder auf den Bildschirm, wo der weiße Text auf schwarzem Grund Platz machte. Ein kleines Schiff wurde von einem großen verfolgt, man beschoss sich gegenseitig. Chakotay grinste. Die Schiffe sahen aus, als hätte man sie aus Plastikteilchen zusammengebaut. Er überlegte. Wahrscheinlich war genau das auch der Fall gewesen. Plötzlich riss er die Augen auf. Ein Mann erschien auf dem Bildschirm. Gebräunte Haut, ein Tattoo auf der linken Stirnseite. Er verlangte lautstark nach einem Schadensbericht. "So dick bin ich nicht", beschwerte sich Chakotay lautstark, doch weder den Film noch den Bordcomputer interessierte dieser Einwand. Mit offenem Mund sah er sich die Kampfszene an und das Chaos an Bord des Schiffes. Für die damalige Zeit waren die Effekte echt gut gelungen. Er erwischte sich dabei, dass er richtig mitfieberte. Erst als die Titelmelodie lief, kam er wieder ein wenig runter. Die Musik gefiel ihm. Interessiert las er die Namen der Schauspieler, die die Crew spielten. "Computer, Programm stoppen. Ich kenn die Folge schon." Verwirrt blickte er auf den Bildschirm. Woher kannte jemand aus dieser Zeit diese Details? Vor allem die Namen. Und richtig geschrieben waren sie auch noch. Eigentlich war das unmöglich. "Computer, gibt es Voyager-Folgen, in denen Q auftaucht." "Positiv." Chakotay ließ sich die Namen der Folgen ansagen und startete 'Die Q-Krise'. Erstaunt sah er zu, wie die Crew sich freute, weil sie eine Supernova gesehen hatte. Die Serie, die Reaktionen, alles war extrem genau. Als hätte jemand neben der Crew gestanden und mitgeschrieben. Er musste lächeln, als der Chakotay im Film den Captain mit sanftem Druck von der Brücke beförderte, weil sie mal wieder zu lange gearbeitet hatte. Das war wirklich sehr real. Grinsend beobachtete er Janeway, wie diese in ihr Quartier ging. Er wusste ja, was dort auf sie wartete und war gespannt auf die Reaktion der Schauspielerin. Der Lachkrampf, den er bei dem Gespräch von Q mit der Film-Janeway bekam, war nicht gut für seinen Kopf. Aber für sein Gemüt. "Die hat bessere Sprüche drauf als Kathryn", murmelte er und wischte sich die Tränen aus den Augen. Allerdings wurde ihm die Genauigkeit der Personen doch langsam unheimlich. Woher konnte ein Autor aus dem 20. Jahrhundert das wissen? Hatten sie vielleicht aus Versehen ein Logbuch vergessen, als sie in der Zeit zurück gereist waren? "Das wäre eine Möglichkeit…" Er grübelte. "Aber wer ist denn so seltendämlich und nimmt ein Logbuch oder ein Padd mit auf eine Mission in einer anderen Zeit?" Er nicht, das wusste er. Und der Captain auch eher nicht. Ein Grinsen huschte über seine Lippen. Es gab eine Möglichkeit sie beide auszuschließen. "Computer. Suche eine Folge, wo die Begriffe New Earth und Insektenbiss vorkommen." "Folge gefunden." "Starten." Nach zwei Minuten wusste Chakotay, dass es die Folge war, die er hatte sehen wollen. Er und Kathryn Janeway allein auf einem unbekannten Planeten. Interessiert beobachtete er das Verhalten der beiden Hauptakteure zueinander und war sich am Ende ganz sicher, dass die Informationen über die Personen an Bord weder von ihm noch von ihr kamen. Grinsend stand er auf und begab sich auf die Brücke. Er musste unbedingt dem Captain von seiner Entdeckung erzählen.
"Commander, Sie sind noch krank." Grinsend scheuchte er Tuvok von seinem Platz und sah Janeway an. "Ich bin nicht dienstlich hier, Kathryn." Sie lehnte sich zurück. "Hast du mich vermisst?" "Natürlich", knurrte er leise. "Wobei ich mich die zwei Stunden bis du Dienstschluss hast, schon noch hätte gedulden können. Aber ich habe in den Archiven des Schiffes etwas entdeckt, was du dir unbedingt ansehen musst." "In welchen Archiven?" "In den Filmarchiven. Ich habe eine Serie entdeckt aus dem 20. Jahrhundert, die musst du sehen. Jetzt." Janeway zuckte mit den Schultern. "Na dann los." Auch die anderen Brückenmitglieder blickten neugierig auf den Hauptbildschirm. Alle bis auf Tuvok natürlich. Er war nicht neugierig, er war interessiert. "Computer. Starte die Folge 'Der Fürsorger' aus der Serie 'Star Trek Voyager'." Janeway sah ihn verwirrt an, blickte dann aber schnell wieder auf den Bildschirm. Fassunglos hörte sie dem Sprecher zu, der vom Kampf des Marquis gegen die Cardassianer berichtete. Dann kamen die Bilder von dem Kampf und der Blick ins Innere des Marquisschiffes. Sie lachte leise und wandte sich an Chakotay. "So dick bist du aber nicht." "Sag ich doch", brummte er. Gemeinsam sahen sie sich den ganzen Pilotfilm für die Serie an. Anschließend herrschte Schweigen auf der Brücke. Bis Janeway sich leise räusperte. "Was ist das?" "Eine Serie aus dem 20. Jahrhundert, wie ich bereits sagte. Ich finde es äußerst faszinierend, wie detailgetreu manche Situationen dort geschildert wurden. Als hätte jemand ein Logbuch aus unserer Zeit gehabt." Er hatte die ganze Zeit den Blick über die Crew schweifen lassen und ihm war aufgefallen, dass sich Tom Paris sehr unwohl fühlte. Also setzte er noch eins drauf. "Ich habe mir da mal die Folge angesehen, wo wir zwei auf New Earth gestrandet waren." Janeway lief rot an. "Und an dieser Folge merkt man deutlich, dass die Informationen zu der Serie nicht von uns beiden stammen können." Er grinste breit. Janeway verlor wieder ein wenig an Farbe und grinste ebenfalls. "Wie läuft es denn zwischen uns beiden in der Serie." "Da bist du total unsicher und kommst immer mit irgendwelchen Sternenflottenprotokollen und dass du dich nicht mit einem Crewmitglied einlassen darfst." Sie lachte. "Und ich halte mich an diesen Blödsinn auch noch?" "Ja. Du möchtest bezüglich unseres Zusammenlebens sogar Parameter definieren." "Hör auf, mich immer damit zu ärgern. Mir ist der Satz einmal rausgerutscht." Er hob die Hände. "Hey. So sagst du das in der Serie. Ich schwöre." "Und da lief nichts zwischen uns." "Keine Ahnung. Ein wenig Händchenhalten und dann geht der Film raus aus der Szene. Also definitiv für Kinder geeignet und damit nicht aus unserer Erinnerung." Grinsend nahm Janeway seine Hand. "Ich glaub, die Filme sollten wir uns mal in Ruhe zusammen ansehen. Ist sicher lustig. Aber ich bin froh, dass es dieses Protokoll nicht gibt." "Und ich erst mal." Chakotay küsste sie kurz. "Mister Paris", sagte er dann streng. "Haben Sie uns irgendetwas mitzuteilen?" Der rang mit sich und erzählte dann von der durchzechten Nacht, von dem Fremden in der Bar und von seiner Entdeckung am nächsten Morgen, dass er seine Logbuch verloren hatte, welches er aus Versehen eingesteckt hatte, bevor sie von Bord gegangen waren. Janeway entschied, dass es wohl nicht so schlimm war, denn die Serie war ziemlich schnell in Vergessenheit geraten, so dass es keine Probleme deshalb geben sollte. Und sie und die Crew führten regelmäßige Filmabende ein, was der langen Heimreise wieder ein wenig den Alltagstrott nahm.
So....Nach über einem Jahr komme ich dazu, diese Story von dir zu lesen. Und ich bin hellauf begeistert! Auch wenn ich ST Voyager nie so wirklich gesehen habe, hat mich diese Story fasziniert. Sie ist herrlich! Ich liebe sie. Und irgendwie hab ich Lust bekommen, mir die Folgen dochmal anzusehen:)