Hallo, Leute, habe wieder eine Uraltfolge, die ich auf Puls4 gesehen hab, aufgegriffen und daraus eine Geschichte gemacht. Wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
DER VERLIEBTE ENTFÜHRER
Wütend und auch mit einem Anflug von Ungeduld stapfte ich mit dem Fuß auf, noch verstand ich nicht, warum sie alleine in dieses Geschäft gehen musste, um sich einen Wagen anzusehen. Und das auch noch alleine! Sie hatte doch absolut keine Ahnung von Autos. Prompt wurde gerade dieses Geschäft überfallen, wie konnte es auch anders sein. Am meisten ärgerte es mich, dass ausgerechnet sie als Geisel genommen wurde, kaum dass die bewaffneten Männer dahinter gekommen waren, dass eine Angestellte Alarm ausgelöst hatte. Auch wenn ich nach außen ruhig wirkte, in mir war die Hölle los, nur die Arbeit, die mich in Beschlag nahm, lenkte mich ab. Noch wusste ich nicht, wie ich reagieren würde, säße ich irgendwo alleine herum. Vermutlich tränke ich ein Bier nach dem anderen, ohne darauf zu achten, dass ich irgendwann mal betrunken sein würde.
Gerrit riss mich aus den Gedanken, während er mich mit schief gelegtem Kopf beobachtete. Er schien nicht zu wissen, was er mit mir im Moment anfangen sollte. „Was um alles in der Welt ist heute mit dir los? Wir haben einen ganz normalen Fall, auch wenn Alex in der Klemme steckt.“, meinte er kühl. „Genau das ist es ja …“, brummte ich vor mich hin und wandte mich ab, um die unterbrochene Wanderung wieder aufzunehmen. Mit raschen Schritten holte Gerrit mich ein, hielt mich am Arm fest, starrte mir kurz in die Augen. „Was genau meinst du damit?“, wollte er wissen. „Ist nicht so wichtig …“, erwiderte ich ungerührt und stürzte mich wieder in die Arbeit. Immerhin hatte ich absolut keine Lust, über mich und meine unsinnigen Gedanken zu grübeln. Es dauerte eine kurze Zeit, bis es mir auch gelang.
In den nächsten Stunden hatte ich das Gefühl, immer hinterher zu laufen, nichts schien mir zu gelingen. Außerdem wurmte es mich, dass wir ihr Handy in einem Straßengraben gefunden hatte, somit konnten wir sie nicht einmal mehr orten. Meine Ungeduld nahm wieder zu, als ich begann, mir die unsinnigsten Dinge auszumalen, die ihr passieren konnten. Tief im Innersten hoffte ich natürlich, dass nichts dergleichen geschehen würde.
Am Rande bekam ich mit, wie Gerrit mit den Kollegen die nächsten Schritte besprach, ich war ihm ja in diesem Fall absolut keine Hilfe. Irgendwann, ich konnte nicht sagen, wie viel Zeit bereits vergangen war, forderte er mich mit einem kurzen und knappen „Komm mit“ auf, ihm zu folgen. Widerspruchslos tat ich es, machte ich mir doch wieder die größten Vorwürfe, sie nicht einfach begleitet zu haben. Aus diesem Grund wollte ich tatkräftig mithelfen, sie wenigstens zu finden. Nach Möglichkeit auch noch unbeschadet. Dass es im Grunde genommen zu meinen Aufgaben gehörte, derartige Dinge zu übernehmen, dachte ich im Moment überhaupt nicht, ich wollte sie doch einfach nur wiederhaben, ohne sie war ich doch ein absolutes Nichts.
Während ich neben Gerrit durch den Wald streifte, fragte ich mich, wie ich hierher gekommen war. Natürlich war ich nach wie vor durch den Wind, dass ich absolut nichts mitbekommen hatte. Mein Kollege fand es nicht der Mühe wert, mich in seine weiteren Pläne einzuweihen, und ich konnte ihn sogar verstehen. Erst als ich in einiger Entfernung leise Stimmen vernahm, wachte ich aus meiner Erstarrung auf und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Aber auch die Kollegen schliefen nicht, denn auch sie hatten die streitenden Männerstimmen vernommen. Mit raschen Schritten hielten wir darauf zu. Ich konnte zwar nicht verstehen, worum es bei dieser Diskussion ging, aber ich hoffte, dass es nicht um Alex ging. Meine Nerven begannen bei der Vorstellung wieder zu flattern, dass ihr etwas geschehen sein konnte, und so lief ich beinahe schon den Stimmen entgegen.
Wir waren nur mehr wenige Schritte von einer kleinen Gruppe von Leuten entfernt, als ein Schuss fiel. Erschrocken blieben wir kurz stehen, schauten uns kurz in die Augen, und dann handelten wir ohne viel nachzudenken oder uns vorher abzusprechen, schließlich waren wir ein eingespieltes Team. Gerrit brachte den Typen weg, der noch immer seine Waffe in der Hand hielt, während ich auf die am Boden liegende Alex zu lief. Mit Entsetzen bemerkte ich, dass sie weinte. Ich ging neben ihr in die Hocke, streichelte sanft über ihre nasse Wange. Erschrocken schaute sie zu mir auf, die Augen wurden groß. „Michael …“, rief sie leise aus. „Endlich!“ Erst jetzt bemerkte ich, dass ein weiterer Mann über ihren Beinen lag, hatte ich doch nur Augen für sie gehabt. So schnell ich konnte, befreite ich sie von dieser Last und winkte einen der Kollegen herbei. Sie wussten sofort, was zu tun war, kaum dass sie die Lage überblickt hatten.
Schwerfällig wollte sie aufstehen, erst jetzt bemerkte ich, dass sie einen verletzten Fuß haben musste. Deshalb hob ich sie rasch auf meine Arme, presste sie an mich. Ich konnte keinem sagen, wie sehr ich mich freute, dass ihr nichts Gröberes geschehen war, denn das Bein würde bald verheilt sein. Plötzlich merkte ich, wie all die Anspannung von mir abfiel, ich hatte sie wieder. Ich hörte jemanden seufzen, mit Entsetzen bemerkte ich, dass ich das gewesen war. Alex blickte mich nur erstaunt an, schwieg jedoch, noch verstand sie meine Erleichterung nicht.
Am Rande bekam ich mit, wie jemand nach einem Rettungswagen rief. Es hatte sich in Windeseile herumgesprochen, dass sie einen verletzten Fuß hatte. Natürlich war es für mich klar, dass ich sie begleiten würde. Ohne Gerrit zu informieren, kletterte ich hinter ihr in den inzwischen eingetroffenen Rettungswagen, auch wenn sie mich mit großen Augen anstarrte, ich ließ mich davon absolut nicht beirren, denn die Ungewissheit, die ich in den letzten Stunden ausgestanden hatte, wollte ich auf keinen Fall mehr miterleben.
Während der gesamten Untersuchung hielt ich ihre Hand, lächelte sie verträumt an, als sich unsere Augen ab und zu trafen. Wieder bekam ich nicht viel mit, hatte ich doch nur Augen für sie. Ich hatte nämlich überhaupt keine Lust mehr, meine Zeit ohne sie zu verbringen. Noch heute wollte ich ihr von meinen Gefühlen erzählen, nur hatte ich keine Ahnung davon, wie ich das bewerkstelligen sollte. Doch es sollte alles von alleine laufen, ich brauchte nicht einmal viel dafür zu tun. Ohne viel danach zu fragen, begleitete ich sie einfach nach Hause. Es war mir völlig gleichgültig, dass sie mich immer wieder mit hochgezogener Braue musterte, wenn ich ihre Wünsche aus den Augen abzulesen versuchte. Während des ganzen Abends vermieden wir es, über den Einsatz zu sprechen, bei dem sie sich eine leichte Zerrung zugezogen hatte, wollte ich doch unbedingt vermeiden, dass sie wieder daran erinnert wurde. Immerhin war es für sie nicht ganz einfach gewesen. Aus den wenigen Worten, die sie verloren hatte, als ich sie zum Rettungswagen getragen hatte, konnte ich entnehmen, dass es ein Schulkollege gewesen war, der ihr Leben gerettet hatte. Das war alles gewesen, was sie über dieses unliebsame Erlebnis von sich gegeben hatte.
Im Hintergrund lief noch immer die gleiche CD, die ich vor Ewigkeiten in den CD-Player geschoben hatte, es störte keinen von uns beiden. Denn etwas hatte sich seither zwischen uns geändert. Ich konnte zwar nicht wirklich sagen, was, aber es war deutlich zu spüren. Unauffällig war sie näher an mich heran gerutscht, bis sie in meinen Armen lag. Ich merkte selbst, wie ich es zu genießen begann, in meinem Bauch schwirrten unzählige Schmetterlinge umher, und mein Herz machte immer wieder unkontrollierbare Sprünge. Mit Freuden bemerkte ich, dass ich eigentlich genau das hatte, was ich mir schon so lange gewünscht hatte. Die Liebe meines Lebens lag in meinen Armen, kuschelte sich sogar an mich, und ich war mir noch immer nicht sicher, ob ich es ausnutzen sollte oder nicht. Erst bei einem besonders schnulzigen Lied, das ich mir sonst nicht anhören würde, sahen wir uns tief in die Augen. Plötzlich war alles um uns herum völlig unwichtig, und wir nahmen nicht einmal das Läuten des Handys wahr. Endlich berührten sich unsere Lippen, begannen, miteinander zu spielen. Sie öffnete ihre leicht, forderte mich damit auf … ja, wozu eigentlich?! Ich dachte nicht mehr nach, bestand nur mehr aus den Gefühlen für sie und ließ einen wunderbaren Kuss, den keiner von uns beiden lösen wollte, geschehen.