Ich habe mich mal an einer Eigenkreation versucht und dachte, hier mag es vielleicht jemand lesen. Viel Spaß wünsche ich und würde mich freuen, wenn es jemandem gefällt.
Der Schatz am Ende des Regenbogens
Eva ist eine lebenslustige, glückliche junge Frau. Mit ihrem Mann Philipp und ihren beiden Kindern hat sich ihr Traum von einem schönen Leben erfüllt. Ihre Beziehung scheint glücklich, beinahe perfekt zu sein, als Grundschullehrerin macht ihr die Arbeit wahnsinnig viel Spaß, besser könnte es nicht sein. Doch ein winziger Augenblick, in dem sie eine Entdeckung macht, lässt ihr ganzes Leben wie ein Kartenhaus zusammenstürzen....
1. Kapitel
Freudestrahlend schloss Eva die Haustüre zu ihrem kleine Einfamilienhäuschen auf. Es war ein herrlicher Tag, die Sonne strahlte mit ihr um die Wette, ließ ihre rotblonden, lockigen Haare wie Gold schimmern. Einen farbenfrohen Kontrast boten ihre großen, blau-grünen Augen, die wie Edelsteine schimmerten. Sie betrat den kleinen Flur, der den Eingangsbereich bot, hängte ihren Mantel an die Garderobe. Obwohl die Sonne mit ihr um die Wette strahlte, waren es nur Vorboten des kommenden Frühlings. Aber gerade dies machte diesen Tag so herrlich, was könnte schöner sein, als ein Tag Anfang Februar, die Bäume und Straßen weiß, mit einer pudrigen Schneeschicht bedeckt und strahlender Sonnenschein. An so einem Tag konnte man nur guter Laune sein.
Philipps Auto stand vor der Tür, überrascht, dass er schon zu Hause war, obwohl er heute eigentlich später kommen wollte, ging sie die wenigen Schritte ins Wohnzimmer und hielt nach ihm Ausschau. Das herrliche Sonnenlicht durchflutete den Raum und durch die große Fensterfront, war er richtig hell erleuchtet, aber genauso verlassen. Irritiert öffnete sie die Tür zur Küche, aber auch hier war nichts von ihm zu sehen. Noch nicht einmal eine Kaffeetasse oder Spuren, dass er sich einen gekocht hatte, waren zu sehen. Dabei ging bei ihm nichts ohne Kaffee und wenn er noch im Büro sitzen würde, dann hätte er doch einen mitgenommen.
Grinsend schüttelte sie den Kopf. Es war doch immer wieder erstaunlich, wie unselbständig Philipp war. Manchmal kam es ihr so vor, als hätte sie mit ihm ein drittes Kind. In vielen Dingen war er noch chaotischer als Charlotte, ihre älteste, die mit ihren zehn Jahren ihr Leben scheinbar besser in den Griff bekam als ihr Vater. Oft saß er mit Max, ihrem jüngsten zusammen und spielte ausgiebig mit den Legosteinen. Wenn man die Beiden dabei dann beobachte, kamen sie einem wie zwei Kinder vor. Gut Max war mit seinen fünf Jahren wirklich noch ein Kind, aber auch sein Vater war bei solchen Spielaktionen total in seinem Element.
Noch immer hielt sie ihre Handtasche in der Hand, als sie die Küche durch die andere Tür verließ. In dem kleinen Flur wieder angekommen, wandte sie sich der Treppe zu und machte sich auf den Weg nach oben. Irgendwo musste er ja sein und sie wollte diese wunderbare Neuigkeiten mit ihm teilen. Eva war sich sicher, dass er sich genauso freuen würde wie sie. Ihr Leben war einfach schön und ein weiteres Kind würde ihr Glück noch bereichern, davon war sie überzeugt. Sie hatte es bereits geahnt, was der Grund für ihre derzeitigen Kreislaufprobleme war, aber sie wollte es sich erst von ihrem Frauenarzt bestätigen lassen, bevor sie es Philipp erzählte. Nun hielt sie den Beweis, das erste Ultraschallbild ihres dritten Kindes, in ihrer Handtasche, wie einen Schatz vor ihren Bauch gepresst.
Inzwischen war sie vor dem Arbeitszimmer angekommen, aber zu ihrem großen Verwundern war es leer. Irgendetwas stimmte hier nicht. Philipp hatte ihr am Morgen noch erzählt, wie viele Arbeiten er heute noch korrigieren musste und das er deswegen wahrscheinlich auch erst später kommen würde, weil er einen Teil davon noch in der Schule erledigen wollte. Aber nun war er schon zu Hause und von korrigieren war keine Rede, weil dies wurde in diesem Haus immer im Arbeitszimmer gemacht. Dieses Glücksgefühl, was sie gerade noch gehabt hatte, verschwand. In ihr breitete sich eine böse Vorahnung aus, woher diese kam, war ihr nicht bewusst. Sie bemerkte nur, wie sich ihr Brustkorb scheinbar verengte, ihr die Luft zum atmen nahm. Langsam ging sie weiter durch den oberen Flur, vorbei an den Kinderzimmern, die natürlich verlassen waren, immerhin hatte sie die Beiden heute nach dem sie aus der Schule kam selber zu ihren Freunden gefahren. Irritiert hielt sie vor dem Schlafzimmer an, die Tür war angelehnt, aber dennoch konnte sie Geräusche vernehmen. Geräusche, die sie so nicht hätte hören sollen. Wie ferngesteuert, schob sie die Tür geräuschlos mit der Hand ein wenig auf. Eigentlich wollte sie gar nicht sehen, was da genau passierte, aber ihre Hand schien ein Eigenleben entwickelt zu haben. Schneller als sie wollte, hatte sie freien Blick, auf das, was sich ihr da bot.
Wie versteinert stand sie da, sah wie die beiden Männer - einer davon war eindeutig ihr Mann Philipp - in sehr vertrauter Intimität zugange waren. Auch wenn sie bereits gehört hatte, dass dort in ihrem Schlafzimmer, in ihrem gemeinsamen Bett, etwas vor sich ging, was eigentlich ihr und ihrem Mann vorbehalten war, schockte sie das Gesehene sehr. Nicht nur, dass ihr Mann sie betrog, nein, er war offensichtlich auch noch am anderen Geschlecht interessiert. Er war schwul!
Wie in Zeitlupe stolperte sie zurück und war selber erstaunt, dass sie dabei scheinbar unbemerkt blieb. Erst als sie schon mitten im Flur stand, drehte sie sich ruckartig herum, rannte die Treppe herunter, riss im vorbeigehen ihren Mantel von der Garderobe und rannte aus dem Haus. Ihre Handtasche hatte sie noch immer fest an ihren Bauch gedrückt, den Mantel nur über die Schulter geworfen. Dass es Minusgrade waren, war ihr egal, sie wollte einfach nur weg und das so schnell wie möglich. Das ihr Auto vor der Tür stand, vergaß sie völlig. Wie von Sinnen rannte sie die Straße runter, wohin? Sie hatte keine Ahnung, einfach nur weg. Mühsam bekämpfte sie den leichten Würgereiz, der sich in ihr breit machte. Ihre Augen brannte wie Feuer, durch den Tränenschleier konnte sie nur noch Umrisse erkennen, aber im Moment war ihr alles egal. So ließ sie die Tränen einfach laufen, machte sich auch gar nicht die Mühe diese wegzuwischen.
Immer weiter rannte sie, so als ob sie vor dem eben gesehen fliehen könnte, es ungeschehen machen könnte. Noch vor wenigen Minuten war ihr Leben nahezu perfekt gewesen und jetzt war es ein einziger Trümmerhaufen. Wie konnte das sein?
Völlig in Gedanken versunken, nichts um sich herum wahrnehmend, lief sie immer weiter. Bemerkte gar nicht, dass sie hin und wieder gegen Passanten stieß. So kam es auch, dass sie nach einiger Zeit direkt in einen Mann hineinlief. Dank seiner schnellen Reaktion, konnte er sie gerade noch auffangen, sonst wäre sie wahrscheinlich unsanft auf dem Hintern gelandet.
Hektisch murmelte sie eine Entschuldigung, machte sich aber gar nicht die Mühe überhaupt aufzusehen. Noch immer war sie nur mit sich selber und den Geschehnissen in ihrem Schlafzimmer beschäftigt, so dass es ihr egal war, wen sie da fast umgerannt hatte. Den Blick noch immer ins Nichts gewendet, wollte sie schon wieder weiter, da spürte sie, wie jemand ihren Oberarm griff. Zwangsläufig war sie dadurch zum Stehenbleiben gezwungen und langsam hob sie ihren Blick. In ihren Augen war die Tränenflut, die sich soeben ihren Weg suchte, deutlich zu erkennen, aber genau das verschleierte ihren Blick noch immer.
Nur undeutlich konnte sie die Augen des Mannes erkennen und wollte empört protestieren, weil er sie einfach festhielt. Sie erkannte einfach nicht, wer vor ihr stand, wollte aber auch mit niemanden reden. „Eva?!?“ Sie hörte das Entsetzen in der Stimme, bemerkte, dass sie gemustert wurde von ihrem Gegenüber. Umständlich wischte sie sich mit dem Ärmel ihres Pullovers nun doch über die Augen und merkte, wie sich ihr Blick langsam klärte. Nicht nur die Tränen verschwanden, auch die Bilder, die noch immer in ihrem Kopf brannten, gerieten ein wenig in den Hintergrund, als sie langsam erkannte, wer da vor ihr stand.
„Markus!“ Ihre Stimme klang nicht weniger entsetzt. Warum musste sie ausgerechnet ihm begegnen? Schon seit ihrem Studium kannten sie sich und er war Philipps bester Freund. Sie bemerkte seinen erschrockenen Blick, als er sie noch immer musterte. Nein, mit ihm wollte sie jetzt nicht reden und versuchte den Überraschungsmoment zu nutzen, um sich aus seinem Griff zu befreien, damit sie weglaufen konnte.
„EVA! Bleib hier! Du läufst wie eine wahnsinnige durch die Gegend!“ Seine Stimme zeigte ihr sehr deutlich, dass er keinen Widerspruch duldete. So dass sie nachgab, gar nicht mehr versuchte sich zu befreien. Es wäre auch gar nicht möglich gewesen, weil er nun beide Oberarme von ihr festhielt. Erst nach einiger Zeit ließ er ihren linken Arm los und nahm ihren Mantel in die Hand, forderte sie stumm dazu auf, ihn überzuziehen. Widerspruchslos folgte sie dieser Aufforderung und ließ sich von ihm in den Mantel helfen. „Was ist denn passiert? Ich habe dich noch nie so aufgelöst gesehen.“ Eindringlich redete er auf sie ein. Seine rechte Hand lag mittlerweile auf ihrem Rücken und mit leichtem Druck forderte er sie auf, vorwärts zu gehen. Sie schüttelte den Kopf, wollte einfach nicht darüber reden, aber ging mit ihm, ihr fehlte einfach die Kraft sich zu wehren.
„Lass uns irgendwo hingehen wo es warm ist, du bist ja völlig durch gefroren und dann erzählst du mir was passiert ist. Dann werde ich auch Philipp anrufen.“ „NEIN!“ Sie hatte gar nicht richtig mitbekommen, was er alles gesagt hatte, aber als sie den Namen ihres Mannes hörte, horchte sie erschrocken auf. Einen Moment dauerte es noch, bis ihr der Sinn seiner Worte endlich klar wurde.
„Bitte, ich komme mit, aber kein Wort zu Philipp, bitte.“ Das Nein kam ihr so kraftvoll über die Lippen, während der letzte Satz nur noch eine flehende Bitte war. Aber gerade die Verzweiflung, die dahinter verborgen lag, entsetzte ihn scheinbar. Zweifelnd sah er sie an, das Vorzeigeehepaar, ein Paar, auf dessen Harmonie jeder Außenstehen neidisch war und dann so eine Reaktion? Was war nur passiert, dass sie so verletzt hatte, dass sie noch nicht einmal ihren Mann sehen wollte, der ihr sonst immer so wichtig war. Sollte gerade er der Grund für ihre Verzweiflung sein? Der Auslöser dafür, warum sie nun so aufgelöst vor ihm stand?
Liebevoll legte er den Arm um ihre Schultern, zog sie ein wenig dichter an sich heran, so das ihr Kopf an seiner Schulter lehnte und zog sie langsam mit sich. Durch diese Geste wollte er ihr ein wenig Trost spenden, während er langsam mit ihr zu seinem Auto ging. Markus öffnete die Beifahrertür, wartete bis sie richtig saß, um dann die Tür wieder zu schließen.
„Wollen wir in ein Café oder magst du lieber mit zu mir kommen?“, fragte er, als er schließlich auf dem Fahrersitz saß, während er sie von der Seite besorgt musterte. „Ich mag niemanden heute mehr sehen, lass uns zu dir fahren.“ Sie hatte sowieso keine Ahnung, was sie nun tun sollte, also konnte sie auch erst mit zu ihm fahren. Dort konnte sie dann in Ruhe überlegen, wie es weitergehen sollte.