Hier noch eine meiner Formel 1 - Stories. Sie hat ebenfalls den Hintergrund Terroranschläge, ist aber mehr eine tragische Liebesgeschichte. Falls ihr euch wundert, dass manchmal Grundgedanken dieselben sind, oder dass bestimmte Details in mehreren Stories auftauchen, das ist einfach erklärt. Es gibt über 150 F1-Stories auf meinem Rechner und immer handelt es sich bei den Hauptpersonen um Kai und / oder Flo. Da hab ich mit der Zeit meine eigenen Fakten gesponnen, die ich manchmal wiederverwende. Und manchmal hat man halt einen Gedanken, den man auf zwei oder drei verschiedene Arten ausführen kann, so kommt es halt auch zu 'Wiederholungen'.
Auf Wiedersehen
Kapitel 1
Kai erwachte früh am Morgen. Er streckte sich und gähnte herzhaft. "Kannst du nicht mal fünf Minuten still liegen?", murmelte Florian neben ihm. Kai lächelte, zog den Mann in seine Arme und küsste ihn. "Morgen, Flo", sagte er zärtlich. Der hob den Blick und sah Kai verschlafen an. Er lächelte breit. Die beiden Männer waren seit ungefähr einem halben Jahr ein Paar. Es war die Hölle und das Paradies zur selben Zeit. Sie mussten stets und ständig aufpassen, dass niemand es erfuhr. Denn es war ziemlich unwahrscheinlich, dass ihr Chef das dulden würde. Also hatten sie sich entschlossen, es für sich zu behalten und das war unsagbar schwer. Der einzige aus ihrer Branche, der es wusste, war Heinz-Harald Frentzen. Es war Kais bester Freund, seit Jahren und er war sehr schnell darauf gekommen, was hier lief. Er hatte es ziemlich lässig akzeptiert. Schließlich hatte er auch schon vorher von Kais Veranlagung gewusst. Kai wollte aufstehen, doch Florian schlang die Arme um seinen Körper und hielt ihn zurück. "Warum hast du es so eilig?", fragte er ihn. "Schau mal auf die Uhr. Mein Flieger geht in drei Stunden und ich habe noch nicht mal gepackt." Florian sah ihn erst fragend an, dann nickte er. "Stimmt ja, du willst ja nach New York. Hatte ich ganz vergessen." Kai haucht Florian noch einen Kuss auf die Wange, befreite sich aus dessen Umarmung und ging duschen. Florian blieb liegen. Er lächelte glücklich. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so wohl gefühlt. Er dachte an den Tag zurück, als Kai ihm gestanden hatte, dass er in ihn verliebt war.
Es war vor dem Rennen in Imola gewesen. Kai war sechs Wochen im Ausland gewesen und Florian hatte die Rennen vom Studio aus moderiert. Ihm war aufgefallen, wie sehr er sich jedes Mal freute, wenn er Kais Gesicht auf dem Bildschirm sah. Schon seit Beginn ihrer gemeinsamen Zeit bei RTL hatten sie sich hervorragend verstanden. Kai war schon sehr bald Florians bester Freund geworden, doch Florian hätte anfangs nie daran gedacht, dass hinter Kais Freundlichkeit und Freundschaft mehr steckte. Er hatte erst jetzt erkannt, dass Kai viel mehr von ihm wollte, dass pure Leidenschaft und Liebe ihn gefangen hielten. Als Kai zurück in Köln war, hatte Florian ihn zu Hause aufgesucht. Seine eigenen Gefühle, verwirrten ihn zu sehr. Er wollte mit ihm reden. Kai hatte damals ziemlich müde ausgesehen, als er in der Tür stand. Er starrte Florian kurz an und trat dann zur Seite. Florian betrat die Wohnung. Hier sah es ziemlich chaotisch aus. Kein Wunder, schließlich war Kai erst vor wenigen Stunden angekommen. Er hatte bis jetzt geschlafen. Das war auch der Grund, warum er nur Shorts anhatte, als er jetzt vor ihm stand. "Ich ziehe mir nur was an", sagte er schnell und verschwand in seinem Schlafzimmer. Florian nickte und ging in die Küche. Er machte für sich und Kai Kaffee. Erst jetzt merkte er, wie sehr er zitterte. Wie oft war er schon hier gewesen? Er wusste es nicht mehr. Doch jetzt hatte er plötzlich das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Er hörte ein Geräusch hinter sich und drehte sich um. Kai stand in der Tür und sah ihn an. Er trug jetzt Jeans und ein T-Shirt. "Morgen, Flo", sagte er. "Entschuldige mein Benehmen vorhin, aber mein Flug hatte Verspätung. Ich lag gerade eine halbe Stunde im Bett." "Kein Problem. Soll ich wieder verschwinden?" Kai schüttelte den Kopf. "Nein." Er nahm den Kaffee, kippte ihn in zwei Tassen und gab eine davon Florian. Der nahm sie mit einem knappen ‚Danke' und ging ins Wohnzimmer. Kai folgte ihm und setzte sich auf die Fensterbank. Das war schon immer sein Lieblingsplatz gewesen. Vorsichtig nippte er an seinem Kaffee. Florian saß auf der Couch und starrt in seine Tasse. Er wagte es nicht, den Blick zu heben und Kai anzusehen. Nach einigen Minuten des Schweigens, schüttelte Kai leicht den Kopf. "So geht das nicht weiter", murmelte er und ging zu Florian hinüber. Er setzte sich auf einen Sessel und schaute Florian an. Der starrte nach wie vor auf seinen Kaffee. Kai machte einen langen Hals. "Wie ist der Film?", fragte er plötzlich. Florian sah ihn verwirrt an. Dann lächelte er breit. „Nicht übel", sagte er dann. "Aber ziemlich düster." Jetzt war es Kai, der lachte. Florian spürte ein Kribbeln in seinem Bauch. Er liebte es, wenn Kai lachte. Kai stellte die Tasse auf den Tisch und sah Florian an. "Warum bist du hier, Flo?" Der sah ihn schüchtern an. "Ich weiß es selber nicht genau. Ich hatte das Gefühl, mit dir reden zu müssen, doch jetzt..." Er schluckte und warf Kai einen hilfesuchenden Blick zu. "Da ist plötzlich eine Art Wand zwischen uns und ich bin mir nicht sicher, wieso." Der nickte. "Ich glaube, ich verstehe, worauf du hinaus willst." Er schluckte kurz. Dann kniete er sich vor Florian hin und sah ihm direkt in die Augen. "Flo, ich weiß nicht, ob du es bemerkt hast, aber ich... ich bin schwul." Florians Augen wurden für einen Moment groß. "Ich hatte mir so was fast gedacht." "Ich hatte bis jetzt Angst, etwas zu sagen, weil ich mir nicht sicher war, ob du damit umgehen könntest. Denn...", er senkte den Blick kurz. "Ich habe mich in dich verliebt. Und es ist die Hölle dich jedes Mal sehen zu müssen, ohne offen mit dir reden..." Florian unterbrach Kai indem er ihm einen Finger auf die Lippen legte. "Küss mich." "Was???" Kai sah ihn völlig entgeistert an. "Küss mich. Ich will wissen, ob ich etwas fühle. Vorher zu reden, hat keinen Sinn." Kai zögerte kurz. Doch dann fasste er sich ein Herz und zog Florians Kopf zu sich herunter. Zärtlich, fast ängstlich, berührten seine Lippen die von Florian. Und mit einem unglaublichen Glücksgefühl spürte er, wie Florian den Kuss erwiderte. Nach einer Weile trennten sie sich voneinander. Florian fuhr sich mit zitternden Fingern über seine Lippen. "Wahnsinn", hauchte er. "Unglaublich. Ich hätte nie gedacht, ..." Er sah Kai an. Diesmal war er es, der den Kuss begann. Der war aber nicht so harmlos wie der erste. Er war angefüllt mit Gier, Hunger und Leidenschaft. Die Nacht wurde für die beiden sehr stressig. Als Florian am Morgen aufwachte, sah er in Kais Augen, die ihn liebevoll anblickten. In diesem Moment wusste er, was er bis jetzt gewollt hatte. Er hatte endlich die Person gefunden, die es schaffte, ihn glücklich zu machen.
Kapitel 2
"Verflucht", schimpfte Kai. Er war halbangezogen durch die Wohnung gelaufen und dabei ausgerutscht. Jetzt saß er vor dem Schlafzimmer auf dem Flur und rieb sich sein Knie. Florian rollte sich aus dem Bett und kniete sich neben Kai. "Tat´s weh?", fragte er scheinheilig und setzte seine beste Unschuldsmiene auf. "Sicher doch", brummte Kai. Er sah zu seinem Freund hoch. Der kniete vollkommen nackt neben ihm. Kai fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Ich habe plötzlich gar keine Lust mehr, nach New York zu fliegen." Er schlang seine Arme um Florians Hüfte und zog ihn auf seinen Bauch. "Du musst aber leider, sonst schimpft der Chef." Florian saß jetzt mit angewinkelten Beinen auf Kais Brust. Dessen Blicke erregten ihn ungemein. Kai fuhr mit seinen Händen über Florians Gesicht, hinab zu seiner Brust und weiter nach unten. Florians Atmung beschleunigte sich, als Kai ihn sanft berührte. Er schob seinen Körper weiter nach vorn, so dass Kai ihn schließlich mit dem Mund stimulieren konnte. Das tat der dann auch. Florian stöhnte auf, als er Kais leichtes Saugen spürte. Er ließ sich eine Weile von Kai verwöhnen und kam schließlich mit einem kurzen Aufschrei. Kai lächelte ihn an. Auf seinen Lippen glitzerten Spuren von Florians Sperma. Florian beugte sich hinunter und küsste sie sanft weg. Dann ließ er Kai aufstehen. Der küsste Florian noch einmal und fing dann wieder an, seine Sachen zusammenzupacken. Florian ging währenddessen unter die Dusche. Er grinste breit, als Kai zur Tür reinkam. "Was ist so lustig?", fragte der, während er sich einige Sachen aus einem Schrank nahm, die er unbedingt brauchte. "Die Zahnpasta ist so gut wie alle." "Ich bringe neue mit. Ich wollte sowieso einkaufen gehen." "Gut. Also, was war eben so lustig?" "Ich habe gerade an die Sache nach Silverstone gedacht. Du weißt schon." Kai grinste breit. "Oh ja, klar doch. Ich erinnere mich nur zu gut. Das Gesicht von Heinz war einmalig."
Nach dem Rennen in Silverstone waren Florian und Kai zusammen in Kais Wohnwagen verschwunden. Heinz-Harald Frentzen hatte das gesehen und war den beiden gefolgt. Er war schließlich seit Ewigkeiten Kais bester Freund. Und als solcher hatte er die Veränderung, die mit seinem Freund vor sich gegangen war, natürlich auch bemerkt. Und er war genauso neugierig wie Kai. Ohne dass Florian und Kai es hörten, öffnete er die Tür, schlich hinein und schloss sie hinter sich wieder. Florian stand an die Wand der Kochnische gelehnt und schaute Kai tief in die Augen. Der flüsterte ihm etwas zu und küsste ihn schließlich... bis die beiden plötzlich ein leises ‚Du fasst es nicht' aus Richtung der Tür hörten. Wie vom Blitz getroffen unterbrachen sie den Kuss und starrten auf den Eindringling. Heinz machte ein ziemlich bedeppertes Gesicht. Anders konnte man das nicht beschreiben. Kai räusperte sich verlegen und sagte dann mit rauer Stimme: "Ähm... hallo Heinz." Er brachte sogar ein verunglücktes Lächeln zustande. Heinz fasste hinter sich, zog sich einen Stuhl heran und ließ sich schwer drauf fallen. "Hallo." Er blickte Florian und Kai an, die immer noch ziemlich verlegen in der Ecke standen. "Setzt euch bitte hin, ihr macht mich nervös." Kai grinste leicht. Dann nahm er Florians Hand und zog ihn hinüber zu Heinz. Sie ließen sich auf das kleine Sofa nieder. "Na los, frag schon." "Das mach ich. Darauf kannst du Gift nehmen. Seit wann läuft das zwischen euch?" "Seit...", Kai grübelte. "Seit der Woche vor Imola." "Ihr seid richtig zusammen?" Florian nickte. "Ja. Wir haben inzwischen sogar eine gemeinsame Wohnung." Er lehnte seinen Kopf gegen Kais Schulter. "Schau an." Leicht verärgert blickte er Kai an. "Und du hältst es nicht für nötig, mir auch nur ein Wörtchen zu sagen?" "Entschuldige. Aber wir waren selber noch sehr unsicher. Der Job und so... du verstehst?" Er verzog leicht das Gesicht. "Sicher doch." Heinz lächelte die beiden an. "Ich freu mich für euch." Kai erwiderte das Lächeln. "Danke Heinz." Florian schluckte leicht. "Ja, danke." Sie hatten sich noch eine Weile über die Schwierigkeiten einer solchen Beziehung gesprochen und Heinz hatte ihnen zugestimmt, dass es besser wäre, vorerst niemandem etwas zu sagen. Auch er hatte versprochen jegliche Andeutungen zu unterlassen, obwohl ihm das sehr schwer gefallen war.
Kapitel 3
Kai nahm seinen Rucksack und sah hinein. Er nickte zufrieden. "Ich glaube, ich habe alles", sagte er. Florian stand neben ihm und lächelte. Er trug einen Bademantel und hielt etwas in seinen Händen, welche er allerdings hinter seinem Rücken versteckt hielt. "Glaube ich nicht", sagte er. Kai sah ihn fragend an. "Was?" Er lächelte, legte die Hand um Florians Hüfte und zog diesen zu sich heran. Ihre Lippen trafen sich zu einem innigen Kuss. Kai nahm währenddessen seine Brieftasche, die Florian in den Händen gehalten hatte. "Mach's gut, Flo", flüsterte Kai in dessen Ohr. In den Augen von Kais Freund bildeten sich Tränen. "Oh Kai, ich vermisse dich jetzt schon. Musst du wirklich los?" Kai nickte. Seine Hände fuhren unter Florians Bademantel. Sanft strich er über dessen warme Haut und hinterließ eine Gänsehaut bei seinem Freund. Erneut küsste er ihn. Dann nahm er seinen Rucksack und verschwand. Florian blieb eine Weile im Flur stehen. Ohne Kai wirkte die Wohnung kalt und einsam. Er wischte sich mit dem Ärmel seines Bademantels übers Gesicht. Dabei fiel sein Blick auf den zierlichen goldenen Ring, den er an der linken Hand trug. Es war ein Geschenk von Kai gewesen. Kai hatte ihm mit diesem Ring ein Eheversprechen abgenommen.
Kai und Florian waren mal wieder im ‚Blue Star' gewesen. Der Club wurde zu 99 Prozent von homosexuellen Paaren besucht. Er lag etwas außerhalb von Köln in einem Waldgebiet. Hier war man unter sich. Kai kannte den Club schon ewig. Er war Stammgast und hatte ihn natürlich auch Florian gezeigt. Der war anfangs etwas skeptisch gewesen, doch er gewöhnte sich ziemlich schnell an die Menschen, die dort verkehrten. Als sie einmal während der Sommerpause der Formel 1 dort waren, hatte Kai sich gegen Mitternacht hinter die Bühne zurückgezogen. "Ich habe eine Überraschung für dich", hatte er zu Florian gesagt, der jetzt gespannt wartete. "Na", hatte ihn Daniell, der Besitzer des Clubs, angesprochen. "Schon neugierig?" Flo nickte. "Und wie?" Daniell hatte vielsagend gegrinst und sich dann ebenfalls verzogen. Er war ein Transvestit und hatte den Club eröffnet, um Menschen wie sich selber einen Platz zu geben, an dem sie sich ungestört und unbeobachtet fühlen konnten. Plötzlich wurde es dunkel im Saal. Ein Scheinwerfer leuchtete auf und auf der Bühne stand ein Mann, ganz in schwarz gekleidet. Florian machte große Augen. Es war Kai. Die Lederklamotten, die er trug, waren eng anliegend und betonten seine Figur hervorragend. Sein Gesicht war leicht geschminkt, was dazu führte, dass seine Gesichtszüge stärker hervortraten. Leise Musik setzte ein. Was Florian jetzt erlebte, war der reine Wahnsinn. Kai legte einen Striptease hin, von dem Florian heute noch träumte. Er war einfach unglaublich gewesen. Sein durchtrainierter Körper, seine katzenhaften Bewegungen, einfach alles passte zusammen. Als er nach einer Viertel Stunde von der Bühne kletterte, trug er nur noch einen schwarzen String-Tanga. Sein Körper war erhitzt und glänzte schweißnass. Daniell reichte Kai einen Bademantel. Der schlüpfte hinein und ging zu seinem Freund. Erwartungsvoll sah er ihn an. Florian war aufgestanden. Er wusste nicht, was er sagen sollte, also küsste er ihn leidenschaftlich. Nach einer Weile trennten sie sich voneinander. "Du warst einfach unglaublich", hauchte Florian. "Es hat dir gefallen?" "Natürlich." Er stockte. "Mach das bloß nie auf einer der Formel 1 - Weihnachtsfeiern." Die beiden Männer lachten. Kai legte die Arme um Florians Körper und hob ihn hoch. Er trug ihn in einen kleinen Raum, hinter der Bühne. Es war eine Art Umkleidekabine, in der allerdings auch ein Bett stand. "Ich hatte vielleicht Bammel", murmelte Kai. "Vor dem Tanzen?" "Nein, das kann ich schon seit langer Zeit. Ich hatte Angst vor deiner Reaktion." Florian lächelte und schubst ihn auf das Bett. "Das solltest du auch. Du hast nämlich keine Ahnung, wie scharf du mich mit dem Striptease gemacht hast." Er öffnete den Bademantel, den Kai trug.
Florian war am nächsten Morgen ziemlich zeitig wach geworden. Kai lag in seinen Armen und hatte sich regelrecht zusammengerollt. Zärtlich küsste Florian ihn. Kai schlug die Augen auf und sah ihn kurz verwirrt an. Dann lächelte er. Er streckte sich, rollte sich rum und lag jetzt auf Florian. Er hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. "Komm, lass uns nach Hause fahren. Ich habe Hunger." Florian nickte. Zusammen verließen sie das Lokal, nachdem sie sich angezogen hatten. Sie fuhren zu Kais Wohnung, aßen etwas, packten sich einen Picknickkorb zusammen und fuhren in die Wälder. Eine Weile spazierten sie in der Gegend herum, bis sie schließlich einen ruhigen, etwas abgelegenen Platz gefunden hatten. Dort breitete Kai eine Decke aus. Zusammen mit Florian setzte er sich hin. Schweigend saßen sie eine Weile da und beobachteten den Wald um sich herum. Es war ein stiller, sonniger Tag. Florian spürte Kais Nervosität. Fragend sah er ihn an. "Was ist los mit dir?" Kai schluckte. Dann zog er eine kleine Schmuckschatulle aus seiner Hosentasche. Er kniete sich vor Florian hin und nahm dessen Hand. Auf die Handfläche seines Freundes stellt er das kleine Kästchen. Florian öffnete es mit zitternden Fingern. Als er den Inhalt sah, schluckte er hart. "Kai...", hauchte er. Der nahm den Ring in die Hand und schob ihn Florian langsam auf den Finger. "Flo, ich liebe dich. Du bist das Wichtigste in meinem Leben geworden. Ich möchte dich nie wieder verlieren. Willst du mich heiraten?" Mit offenem Mund schaut Florian den Ring an, dann Kai. Tränen liefen über seine Wangen. Ganz langsam nickte er und flüstert: "Ja, Kai. Natürlich möchte ich das." Kai sah ihn kurz an. Dann lachte er auf und zog seinen Freund in seine Arme. Stürmisch küssten sie sich.
Kapitel 4
Während der nächsten Tage hatte Florian zum Glück sehr viel Arbeit, so dass er kaum dazu kam, an Kai zu denken und ihn zu vermissen. Nur die Nächte waren schlimm. Florian fühlte sich verdammt einsam ohne seinen Freund. Heinz lud ihn ein Mal zum Essen ein und baute ihn wieder auf. Er kümmerte sich rührend um ihn. Auch Manuell, der Besitzer des ‚Blue Star' kümmerte sich auf Kais Anweisung hin um Florian. Kai ging es genauso. Er hätte Florian wahnsinnig gern mitgenommen. Der hing aber leider an seiner Arbeit fest. Also musste Kai sehen, wie er sich die Zeit in New York am Besten vertreiben konnte. Er telefonierte oft mit seinem Freund und es wurden jedes Mal sehr lange Gespräche. Aber Kai war ja schließlich nicht privat hier. Der Sender hatte ihn geschickt, damit er den Leuten hier mal zeigen sollte, wie eine vernünftige Formel 1 - Übertragung aussah und was wichtig dafür war. Schließlich gab es in Indy auch ein Rennen, für welches sich die Medien in den USA sehr interessierten. Und ein Partnersender von RTL Newmedia Europe hatte die exklusiven Übertragungsrechte dafür erworben. Kai hatte die meiste Zeit damit zu tun, seinen Reporterkollegen die komplizierten Formel 1 - Regeln zu erklären. Er genoss die Arbeit eigentlich. Meist saß er in einem Konferenzsaal und hielt Vorträge. Die waren jedoch immer ziemlich frei. Alle hatten Spaß, vor allem, wenn Kai einige seiner Anekdoten zum Besten gab. Der Konferenzsaal lag im 98. Stock im Südturm des World Trade Centers. Sein Hotel im 47. des Nordturms. Die Aussicht von seinem Fenster war atemberaubend. Kai hatte New York schon immer geliebt. Die Stadt war wie eine alte Freundin mit ständig neuen Überraschungen.
Am Abend des 10. September rief Kai mal wieder in Köln an. Florian nahm beim ersten Klingeln ab. Kai lächelte. "Hi Schatz", sagte er. "Kai, schön von dir zu hören." "Ja. Wie geht's dir?" "So wie immer. Ich vermisse dich schrecklich." "Ich vermisse dich auch mein Liebster. Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch, Kai", hauchte Florian. "Du, Flo, ich habe eine Idee." "Ich lausche." Kai grinste. "Kannst du vielleicht morgen Nachmittag herkommen?" "Nach New York? Wieso?" "Erstens, weil ich dich gern bei mir haben möchte. Und zweitens..." Kai stockte kurz. "Ich habe mit einem Priester gesprochen. Er würde uns übermorgen Vormittag trauen." Florian atmete deutlich hörbar ein. Mit leicht stockender Stimme sagte er: "Ich packe meine Sachen." Erleichtert lächelte Kai. "Entschuldige, ich wollte dich echt nicht so überfallen." "Macht nichts... Ich schätze, daran muss ich mich gewöhnen." "Ja... glaube ich auch." "Also dann, wir sehen uns dann morgen." "Ich freue mich drauf. Ich liebe dich, Flo, ganz schrecklich." "Ich dich auch, mein zukünftiger Ehemann." Florian legte auf und stieß einen leisen Freudenschrei aus. Er musste es unbedingt jemandem erzählen. Aber wem? Er grübelte eine Weile, dann fiel ihm Heinz ein. Er wählte dessen Nummer. "Frentzen", meldete sich Tanja. "Hey, Tanja, hier ist Florian." "Hallo, Flo, du willst sicher Heinz sprechen, oder?" Bevor Florian antworten konnte, rief Tanja ihren Mann. Die beiden redeten kurz, dann meldete er sich. "Hi, Flo, was ist?" "Ich wollte dir nur was Neues erzählen." "Ich höre", sagte Heinz neugierig. "Kai und ich werden heiraten." Heinz war kurz still. Dann sagte er: "Herzlichen Glückwunsch. Aber ich dachte, Kai ist in New York?" "Ist er auch. Wir heiraten dort." "Schau an. Freut mich für euch. Wann denn eigentlich?" "Übermorgen. Ich fliege morgen Nachmittag hin." "Meine Güte, habt ihr es aber eilig." Er grinste. "Ich nehme es euch auch nicht übel, dass ihr mir von eurer Verlobung nichts erzählt habt." Florian lachte. "Das ist echt nett von dir. Ich musste es einfach loswerden." "Kein Problem." "Ich muss mir jetzt erst mal ein Ticket besorgen. Wir hören voneinander." "Tu das. Grüß Kai von mir. Und... Herzlichen Glückwunsch noch mal. Ich freue mich echt für euch." "Danke." Florian legte auf. Bis morgen hatte er noch viel zu tun. Vor allem musste er seinem Chef beibringen, dass er vor dem Rennen in Monza noch in die USA fliegen wollte.
Heinz legte langsam den Hörer auf die Gabel. Er grinste breit. "Du fasst es nicht", murmelte er leise. Tanja, die gerade den Raum betrat, sah ihn fragend an. "Was denn?" "Florian und..." Er stockte. Seine Frau hatte keine Ahnung, in welchem Verhältnis Heinz-Haralds beste Freunde standen. "Setz dich mal bitte hin, Schatz. Ich muss dir da was erklären." "Na da bin ich aber mal gespannt", sagte Tanja, während sie sich auf die Couch fallen ließ. Heinz überlegte kurz, wie er anfangen sollte. "Florian und Kai sind schwul. Und sie sind seit einigen Monaten fest zusammen", sagte er schließlich direkt. Tanja sah ihn geschockt an. Sie brauchte eine Weile, bis die Worte zu ihr durchgedrungen waren. "Kai und Flo?", fragte sie leise. Heinz nickte. "Das Beste kommt ja noch." "Noch was?" Tanja sah ihren Mann entgeistert an. "Die beiden werden übermorgen in New York heiraten." "Was???" Heinz nickte und strich zärtlich über die Hand seiner Frau. Tanja saß eine Weile unbeweglich da und starrte auf den Boden. Plötzlich lächelte sie. "Darum hat Kai sich so verändert." "Ja. Er ist wahnsinnig glücklich, seit er mit Flo zusammen ist." "Wer weiß davon?" "Wir zwei und ein paar Leute aus Kais alter Szene." "Bei der Formel 1 oder beim Sender?" "Niemand. Und ich bin mir auch nicht sicher, wie einige Leute darauf reagieren würden." "Das ist so schön für die beiden." Heinz nickte. "Das ist es. Ich wäre ja zu gern bei der Trauung dabei. Ich kenne Kai. Der ist sonst immer so cool, aber wenn es um was Privates geht, dann..." "Die beiden schaffen das schon. Sie lieben sich, das reicht." "Da hast du sicher Recht."
Freut mich, dass dir die Story auch gefällt. Hier der Rest. *Taschentücher reich*
Kapitel 5
Kai stand am Fenster und blickte seine ‚Klasse’ an. Er erzählte von einigen Interviews mit überraschenden Ausgängen, die er im Laufe seiner Karriere geführt hatte. Die Kollegen lachten herzhaft. „Muss man sich von den Fahrern alles gefallen lassen?“ „Eine Menge. Mein Tipp ist, freundet euch mit ihnen an oder erlangt zumindest ihren Respekt, dann lassen sie euch näher an sich ran und ihr erfahrt mehr.“ Kai sah sie ernst an. „Und kommt mir und meinen Leuten ja nicht in die Quere.“ Erneut lachten alle. Kai nahm seine Kaffeetasse, als er in Jim Taylors Gesicht blickte. Der Chefreporter des New Yorker Sportsenders NYS starrte an ihm vorbei aus dem Fenster. Unglaube und Panik standen in seinen Augen. Seine Lippen zitterten und er hatte die rechte Hand erhoben und deutete aus dem Fenster. Ganz langsam drehte Kai sich um... und erstarrte. Eine Jumbojet kam auf das Gebäude zugerast. „Lauft“, sagte Kai erst leise, dann brüllte er es, rannte zur Tür und riss sie auf. Die anderen folgten ihm panisch.
Florian war wahnsinnig nervös, als er am Schalter des Flughafens stand. Er nahm sein Ticket entgegen und ging in den Wartesaal. Schließlich hatte er noch über eine Stunde Zeit, bis seine Maschine startete. Großbildfernseher liefen, CNN war eingeschaltet. Die Menschen saßen herum, erzählten und sahen sich die Nachrichten an. Florian ließ sich auf einen Sitz fallen und blickte nervös auf seine Uhr. Er nippte an seinem Kaffee, den er sich eben aus einem Automaten geholt hatte. Sein Flug ging in einer knappen Stunde. In einigen Minuten würde er in das Flugzeug steigen können und zu seinem Freund fliegen.
Die Explosion war verheerend gewesen, als der Jet in den Turm des World Trade Centers einschlug. Kai rannte die Treppen hinunter. Er wusste, dass es auf jede Sekunde ankam. Denn er teilte den Glauben seiner amerikanischen Kollegen, dass der Turm diese Explosion aushielt nicht. Er hörte ein Knirschen und blickte nach oben. Dann rannte er schneller. Zwei Stockwerke lagen noch unter ihm, dann war er raus. Schweiß brannte in seinen Augen. Sein Atem ging keuchend und er spürte seine Beine überhaupt nicht mehr, als er durch die Tür nach draußen stolperte. Doch im selben Moment hörte er das Gepolter hinter sich. ‚Ich muss hier weg’, dachte er und setzte sich wieder in Bewegung. Ein harter Schlag traf ihn von hinten gegen den Kopf. Kai stürzte hart auf den Asphalt. Mit den Händen hielt er sich den Kopf und wälzte sich auf dem Boden herum. Er blickte noch oben und sah, dass der Turm in sich zusammensackte. ‚Nein’, dachte er. Schutt und Staub stürzten auf ihn zu. Hektisch riss er die Arme vor die Augen in einem sinnlosen Versuch, sich zu schützen. Ein angsterfüllter Schrei löste sich von seinen Lippen, der jedoch schnell von den Trümmern erstickt wurde, die ihn unter sich begruben.
Mit einem halben Auge blickte Florian auf einen der Großbildleinwände. Dort liefen die Börsennachrichten. Plötzlich wurde das laufende Programm jedoch unterbrochen. Ein sehr verwirrt aussehender Reporter erschien auf dem Bildschirm. Er berichtete mit zitternder Stimme von einem tragischen Unglück in New York. Ein Flugzeug war in einen der Tower des World Trade Centers gestürzt. Mit einem Schlag war es in der riesigen Halles des Flughafens totenstill. Die Menschen blickten mit offenen Mündern auf die Leinwände und versuchten das eben gehörte zu verstehen. Florian wurde blass. Mit zitternden Fingern zog er sein Handy aus der Tasche und wählte Kais Nummer. Der ging jedoch nicht ran. Besser gesagt, Florian bekam gar keine Verbindung. Entsetzt blickte er auf sein Handy. Dann sprang er von seinem Sitz auf, rannte nach draußen und sprang in ein Taxi. „Fahren Sie mich zum Militärstützpunkt.“
„Heinz“, rief Eddie Jordan. „Schau mal.“ Heinz lief zu seinem Chef und blickte auf einen Fernseher, um den sich bereits mehrere Dutzend Menschen versammelt hatten. Als er langsam begriff, worum es ging, nahm er sein Handy und versuchte, genauso erfolglos wie Florian zuvor, Kai zu erreichen. „Tanja“, rief er. „Komm her. Es ist etwas Furchtbares passiert.“ Seine Frau kam in die Garage geeilt und sah ihn fragend an. Stockend berichtete Heinz ihr von dem Unglück und deutete mit zitternder Hand auf den Fernseher. „Um Himmels Willen“, murmelte Tanja und ließ sich neben ihren Mann fallen. „So eine Tragödie.“ Verständnislos sah Heinz sie an. „Kai ist dort drin und du bist so ruhig?“ Schockiert schlug Tanja die Hände vor den Mund. „Mein Gott“, nuschelte sie. „Daran hatte ich ja überhaupt nicht gedacht.“ Sie sah Heinz an. „Florian.“ Der nickte und tippte die Nummer von Florians Handy in das Telefon.
„Ja“, sagte Florian, als sein Handy klingelte. „Ach Heinz, du bist es. Ja, ich habe es schon gehört.“ „Wo steckst du? Im Flugzeug?“ „Jein. In einem Militärjet meines Onkels. Manchmal ist es gut, wenn ein Teil der Familie beim amerikanischen Militär tätig ist. Ich denke, die machen den Luftraum bald zu, darum bin ich nicht im normalen Flieger.“ „Du hast noch nichts von Kai gehört, oder?“ „Nein“, sagte Florian mit stockender Stimme. „Aber eins verspreche ich dir, Heinz. Ich finde ihn.“
Kapitel 6
Trümmer, Staub und der Geruch nach Tod wehten über den Platz. Florian starrte die Ruinen des World Trade Centers mit offenem Mund an. Es war eine menschliche Katastrophe, was hier geschehen war, aber das Schlimmste daran war, dass es Attentate waren, von Menschen erdacht und ausgeführt. „Herr König?“ Florian drehte sich fragend um und blickte in das Gesicht eines Armeeangehörigen. „Ja?“ „Mein Name ist Barry Sendors. Der Leiter der Ärzteabteilung hat mich hierher geschickt. Es geht um ihren Kollegen.“ Florian war gleich nach seiner Ankunft zu einer der zentralen Sammelstellen gegangen und hatte Kais Personalien angegeben. Es war so leichter ihn zu finden, wenn er irgendwo in einem Krankenhaus lag. „Haben Sie ihn?“, fragte er, schwankend zwischen Verzweiflung und verzweifelter Hoffnung. Der Mann nickte. „Er liegt auf der Intensivstation im General Hospital. Fragen Sie nach einem Doktor Hopkins.“ Der Mann druckste kurz herum und senkte den Blick. „Sie sollten sich beeilen, Sir.“ Erschrocken schluckte Florian. Er nickte, ging zu seinem Taxi und gab sein Ziel an. Es dauerte nur zehn Minuten, aber Florian kam die Zeit so unendlich lang vor. Er hastete durch die Gänge des Krankenhauses. Ein Mann hielt ihn an und wollte ihn zurechtweisen, doch Florian fragte nach Doktor Hopkins und bekam die gewünschte Auskunft. Vor dem Eingang der Intensivstation traf er den Arzt. „Doktor Hopkins?“ Der Arzt sah ihn fragend an. „Ich heiße Florian König und suche diesen Mann.“ Er reichte ihm ein Bild von Kai. „Sind Sie ein Angehöriger?“ Florian zögerte. „Wir wollten morgen heiraten.“ Der Arzt nickte verstehend. „Kai Ebel ist hier“, sagte er und deutete auf die Tür hinter sich. Als Florian sich an ihm vorbeidrängen wollte, hielt er ihn fest. „Herr König, bitte. Ihrem Freund geht es sehr schlecht. Er hat schlimmste Verletzungen erlitten. Ich...“ Er atmete tief durch. Er hasste die nächsten Worte, die er in den letzten Stunden schon viel zu oft hatte sagen müssen. „Er wird diese Nacht nicht überleben.“ Vollkommen schockiert blickte Florian den Mann an. Tränen schimmerten in seinen Augen. „Es ist 20:00 Uhr.“ „Ich weiß. Gehen Sie rein. Und wenn Sie mich brauchen, klingeln Sie.“ Florian nickte und der Arzt ließ ihn allein. Er wand sich der Tür zu. Langsam hob er die Hand und legte sie auf die Klinke. Mit einer unendlichen Kraftanstrengung drückte er sie herunter und öffnete die Tür.
Der Raum war abgedunkelt und es roch nach Krankenhaus. Kai blickte starr an die Decke. Eben war sein behandelnder Arzt hier gewesen und hatte ihm seine Lage erklärt. Er würde diese Nacht nicht überleben. ‚Ich fühle mich eigentlich gar nicht so schlecht’, dachte Kai. Er hatte durch die starken Medikamente, die er bekam, keine Schmerzen. ‚Ach Flo, ich wünschte, du wärst hier.’
Florian trat in den Raum und schloss schnell die Tür wieder. Einige Sekunden brauchten seine Augen, um sich an die schummrige Dunkelheit zu gewöhnen, dann erkannte er die Einzelheiten in dem Zimmer. Es war nicht sehr groß und für zwei Leute eingerichtet, aber nur ein Bett war belegt. Mit Tränen in den Augen ging Florian auf das Bett zu. Kai lag dort, blass, umringt von Apparaten und Schläuchen und starrte an die Decke. „Kai.“ Florians Stimme war nur ein Flüstern. Der drehte den Kopf und sah ihn ungläubig an. Dann jedoch legte sich ein Lächeln über sein Gesicht. „Flo“, hauchte Kai. Florian konnte nicht anders. Unter Tränen umarmte er seinen Freund. Der stöhnte schmerzerfüllt auf und Florian ließ ihn wieder los. „Tut mir leid. Sorry.“ „Schon okay.“ Kais Stimme war leise und kraftlos, sein Gesicht angeschwollen und von Schürfwunden und Schnitten entstellt. „Sehe ich so schlimm aus?“, fragte Kai lächelnd, als er Florians Blick sah. „Nein“, log der. Er beugte sich zu ihm hinab und küsste ihn sanft. Kai schloss die Augen. Er hatte Angst gehabt, hier allein zu sterben. Jetzt hatte er zwar immer noch Angst vor dem Tod, aber wenigstens würde er ihm nicht allein gegenüber treten. „Ich hatte so gehofft, dich noch einmal sehen zu können.“ Kai sah Florians verzweifelten Blick. „Es tut mir so leid, Flo.“ „Was? Das hast du doch nicht ahnen können.“ Er schluchzte auf und drehte sich von Kai weg. Der legte seine Hand gegen Florians Wange und zwang ihn, ihn anzusehen. „Flo, bitte, sieh mich an. Der Doc hat mir gesagt, wie es um mich steht. Ich will aber nicht meine letzten Stunden damit zubringen, dich weinen zu sehen. Du weißt, wie ich das meine, mein Schatz. Ich bin so glücklich, dass du hier bist und komme mir gleichzeitig so schäbig vor, weil ich dir solchen Kummer bereite.“ Florian schluchzte. „Tut mir leid. Aber ich will dich nicht verlieren, mein Liebster. Wir hatten doch noch so viel vor.“ Kai zog Florian in seine Arme und schluchzte jetzt ebenfalls. „Ich weiß.“ Eine Weile lagen sie so da. Florian hatte sein Gesicht in Kais Decke vergraben. Der hielt dessen Hand und spielte mit dem Ring seines Freundes. In diesem Moment klopfte es und die Tür ging auf. Florian stand schnell auf und blickte zur Tür. Doktor Hopkins kam in das Zimmer und schob einen Mann in einem Rollstuhl herein. „Es tut mir leid, dass ich Sie beide störe. Stimmt es, dass Sie heiraten wollten?“ Florian nickte und Kai bestätigte das ebenfalls. Der Mann im Rollstuhl lächelte. „Ich bin Pater Winston. Doc Hopkins hat mir von Ihnen erzählt und mich gebeten, Sie zu trauen.“ „Was? Hier?“, fragte Florian erstaunt. „Wo sonst?“ Der Arzt sah seinen Patienten fragend an. Florian setzte sich auf das Bett und nahm Kais Hand. „Diese Chance kriegen wir nie wieder, Kai.“ Der nickte leicht. „Okay. Machen wir es.“
Nach einigen Minuten war noch eine Schwester geholt worden, die als Trauzeugin fungierte. Der Priester hielt die Zeremonie sehr kurz, da es Kai unheimlich viel Kraft kostete. „... erkläre ich Sie hiermit zu einem vor Gott zusammengehörigen Ehepaar“, beendete er seine Kurzpredigt. „Amen“, sagte Florian leise. Er lächelte Kai an und küsste ihn. „Mein Ehemann“, flüsterte er in dessen Ohr. Kai lächelte ihn mit Tränen in den Augen an. „Ich liebe dich so sehr.“ Der Arzt, der Priester und die Schwester verschwanden. Florian und Kai blieben allein zurück. „Wenigstens hat das geklappt“, murmelte Florian und legte sich neben Kai ins Bett. Der Arzt hatte die Schläuche entfernt, da Kai sie nicht mehr brauchte.
Sie redeten noch lange. Das heißt, eigentlich redete Florian und Kai hörte geduldig zu. Kurz nach Mitternacht, unterbrach er Florian jedoch, indem er ihm einen Finger auf die Lippen legte. „Mir ist kalt, Flo. Sehr, sehr kalt.“ Unendlich traurig blickte er seinen Freund an. Der nickte verstehend. Kai spürte seine Lebensgeister schwinden. „Bitte, sag Heinz, es täte mir leid, dass ich mein Versprechen nicht halten kann. Er weiß, was gemeint ist. Und, sag ihm auch, dass er mein bester Freund war.“ Florian nickte unter Tränen. Er blickte Kai an. „Ich liebe dich, Kai.“ Der nickte lächelnd. Aber in seinen Augen glomm nur noch ein trüber Funke, der immer schwächer wurde. „Ich würde im Moment alles opfern, um dich zu halten.“ „Ich werde auf dich warten, Flo. In einer anderen Welt. Irgendwo, wo es kein Leid, keine Schmerzen und vor allem keine Terroristen gibt.“ Florian schluchzte auf und küsste Kai unter Tränen. Anfangs erwiderte Kai den Kuss. Florian spürte dessen Atem auf seinem Gesicht. Doch dann wurden Kais Gesichtszüge schlaff. Als Florian sich von ihm trennte, kippte Kais Kopf zur Seite. Mit ganz leicht geöffneten Augen starrte Kai ihn gebrochen an. „Kai“, stieß Florian hervor. „Bitte, komm zurück. Bitte, lass mich nicht allein.“ Seine Stimme war immer leiser geworden und ging schließlich in einer Flut aus Tränen unter.
Kapitel 7
Vier Tage später, beim Rennen in Monza, Italien, stand Florian bereits wieder vor der Kamera. Er fühlte sich so elend, aber das Pflichtgefühl seinem verstorbenen Mann gegenüber hatte ihn hierher getrieben. Kai hatte die Sendung aufgebaut, es war sein Baby gewesen. Es musste irgendwie weitergehen und Florian war nicht bereit, hier irgend etwas aus der Hand zu geben. Die Kollegen wussten natürlich über Kais und Florians Beziehung Bescheid, die Hochzeit hatte der Moderator ihnen jedoch verschwiegen. Am Ende der Sendung blickte Florian gedankenverloren in die Kamera. Er räusperte sich und nickte dann leicht: „Liebe Zuschauer, dieses Rennen war schlimm. Es war geprägt von den Terroranschlägen in Amerika. Die Menschen wirken mitgenommen, ja regelrecht traumatisiert und davon bleiben auch die hier arbeitenden Leute nicht verschont.“ Er stockte. „Es gibt hier einige Menschen, die Angehörige, Freunde, Kollegen bei den Anschlägen verloren haben. So auch unser Sender. Wir bekommen seit Beginn der Sendung Telefonanrufe und Mails, immer mit der Frage, wo Kai Ebel steckt.“ Florian zitterte und atmete tief durch. Niki legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Kai war während der Anschläge im World Trade Centre in New York. Beruflich. Er wurde so schwer verletzt, dass er Mittwoch früh seinen schweren Verletzungen erlegen ist.“ Hastig wischte sich Florian über die Augen. Er blickte sich um und sah die entsetzten Blicke einige Teammitglieder und Fahrer, die bis jetzt auch nichts gewusst hatten. „Ich habe einen Film zusammengeschnitten, um Kai im Namen der Kollegen unseres Senders zu verabschieden. Und, falls Sie sich wundern, warum mir sein Tod so nahe geht. Kai und ich waren verlobt. Wir wollten in New York heiraten und haben das auch getan. Im Krankenhaus, wenige Stunden bevor er gestorben ist.“ Jetzt konnte Florian seinen Tränen nicht mehr zurückhalten und er wollte es auch nicht. „Ich werde dich schrecklich vermissen, Kai. Ich liebe dich.“
Das Geständnis von Florian sorgte für einigen Wirbel, erklärte aber jedem den schlechten Zustand des Moderators. Von den Zuschauern kamen Beileidsbekundungen und Nachrufe. Ganz offensichtlich hatte Kai mehr Fans gehabt, als er das je für möglich gehalten hätte. Für Florian hatten die meisten Zuschauer aufmunternde Worte parat, obwohl jeder nachvollziehen konnte, dass so ein schwerer Verlust einfach Zeit brauchte, um verarbeitet zu werden.
Oh Kitty...was machst Du mit mir??? Ich heul so heftig, dass ich kaum die Tastatur sehe...Also verzeih meine vielleicht nicht ganz korrekte Rechtschreibung....
Das ist so gefühlvoll und realistisch...eine deiner besten überhaupt....Ich hab so mit Flo mitgelitten....ABER wieso muss Kai immer dran glauben? Na ja....was ich sagen will,: Geniale Story....Bin begeistert auch wenn ich heul wie ein Baby...
Dadurch kommt der Schmerz noch näher....Ich bin echt beeindruckt....*schnief*
Was soll ich noch sagen, ich heule. Ja, Du hast mich zum Weinen gebracht, mit einer gefühlvollen und realitätsnahen Story, in die ich mich total hineinversetzen konnte. Das schafft kaum eine Geschichte, ich bin einfach hin und weg.
Ich fühlte die Freude und die Leidenschaft der Beziehung zwischen Kai und Flo, und nun die Trauer über Kais Verlust. Ich zittere schon! Eine grandiose Story, Kitty. Du hast meine Hochachtung.
Heheeeee... Man(n) bzw. Frau steht also auf traurige Stories... Ich merk es mir. Davon hab ich nämlich noch welche parat. Huahuahuahuahuaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa...
@Gummy: Keine Ahnung, warum es immer wieder Kai erwischt. Ich mag ihn, echt, aber Flo als leidenden Hinterbliebenen zu sehen, fand ich irgendwie ganz glaubhaft... Aber keine Sorge *evil grins* ich hab auch ein paar Stories wo er das Opfer ist.
Zitat von KittyThompsonHeheeeee... Man(n) bzw. Frau steht also auf traurige Stories... Ich merk es mir. Davon hab ich nämlich noch welche parat. Huahuahuahuahuaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa...
@Gummy: Keine Ahnung, warum es immer wieder Kai erwischt. Ich mag ihn, echt, aber Flo als leidenden Hinterbliebenen zu sehen, fand ich irgendwie ganz glaubhaft... Aber keine Sorge *evil grins* ich hab auch ein paar Stories wo er das Opfer ist.
Was soll ich dazu noch sagen..... Ich leide mit Flo...heul. Die Trauung, ist zwar kurz beschrieben, aber so schön. seufz. Und wieso erwischt es immer Kai? Aber die Antwort hast du ja schon geliefert.