Und eine weitere Kai und Flo - Story. Es war mein erster Versuch mal was zu schreiben, was mehr als 20 Seiten hat, seid also nachsichtig, bitte. Ich weiß, dass es stellenweise Schwachsinn ist, nicht schimpfen. (Die historischen Fakten sind nicht 100prozentig Korrekt und sehr einseitig beschrieben.)
Der Neue
„Kai, komm mal bitte in mein Büro." Kai sah seinen Chef fragend an und ging in Richtung von dessen Büro. „Mmm?" Er ließ sich einfach auf einen Stuhl fallen und wartete. Kai arbeitete inzwischen seit vier Jahren bei RTL und hatte Dank der etwas sonderbaren Auffassung seiner Arbeit eine Art Kultstatus erlangt. Deshalb nahm er sich auch gewisse Freiheiten, die andere Angestellte des Senders nicht hatten. Er besaß ein gewisses Maß an Narrenfreiheit. Sein Chef setzte sich an seinen Schreibtisch. Eine Akte lag vor ihm. „Wir haben vor, die F1-Übertragungen etwas zu verändern." Kai hörte mit ausdruckslosem Gesicht zu. „Wir werden ab der nächsten Saison Vor- und Nachberichte senden." Ein Grinsen legte sich auf das Gesicht des Reporters. „Ja, ich weiß. Du hast das schon vor zwei Jahren vorgeschlagen." „Ich hab doch gar nichts gesagt", erwiderte Kai unschuldig. „Na ja, egal. Jedenfalls kommt ein neuer Kollege zu uns. Sein Name ist Florian König. Er wird die Moderation übernehmen. Teilweise von der Strecke, teilweise aus einem Studio hier in Köln. Ihr werdet also zusammenarbeiten." „Kein Problem. Was für ein Typ ist er denn?" „Ich weiß nicht sehr viel über ihn." Er blätterte in der Akte. „Er ist 1.93m, hat dunkelblonde, fast braune Haar. Er ist solo. Nachdem er sein Sportstudium abgebrochen hatte, hat er eine Weile als Radiomoderator gejobbt." ‚Hört sich ja ganz süß an', dachte Kai. „Wann kommt er?" „Eigentlich heute. Er kommt gerade aus England und wusste deshalb nicht genau, wann er hier sein wird. Ich hätte noch eine Bitte an dich." „Was?" „Gehst du wieder zu dieser komischen Weihnachtsfeier?" „Sicher." „Nimm ihn mit. Dann kann er die anderen gleich mal kennenlernen und sie ihn." „Lässt sich sicher machen." Kais Chef nickte und Kai verließ das Büro. Die Weihnachtsfeier, von der die beiden gesprochen hatten, fand jedes Jahr in einem Hotel in München statt. Es war für alle Fahrer und Teamchefs eine liebgewordene Tradition geworden. Man konnte sich mit allen noch mal in Ruhe unterhalten und die vergangene Saison Revue passieren lassen. Kai freute sich schon darauf. Er hatte Heinz-Harald seit September nicht mehr gesehen. Da gab es eine Menge, was er mit seinem Freund bereden wollte. So in Gedanken lief Kai den Gang zu seinem Büro entlang. Er wollte gerade um eine Ecke biegen, als er ziemlich unsanft mit jemandem zusammenstieß. Für Sekunden hielt Kai den jungen Mann fest. Dann ließ er ihn los. „Entschuldigung", murmelte sein Gegenüber. Eine leichte Röte schimmerte auf seinen Wangen. Kai sah den Mann an, der etwas verdattert vor ihm stand. Dann grinste er. „Florian König?" Der nickte. „Normalerweise mache ich mich mit Arbeitskollegen auf andere Art bekannt", sagte der mit einem schiefen Grinsen. Er reichte Kai die Hand. „Ich auch", sagte Kai und schüttelte sie. „Ich hatte gerade eine Unterhaltung mit mein... unserem Chef über Sie. Ich freue mich, dass ich etwas Hilfe bekomme." Florian war immer noch ganz durcheinander. Er nickte. „Ich freue mich, mit Ihnen zusammenarbeiten zu können." „Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Weg zum Meister", sagte Kai grinsend. „Einverstanden. Hoffentlich ist er nicht sauer, dass ich so spät komme." „Ist er nicht. Er hat sogar ausgesprochen gute Laune." „Na ein Glück." Florian lächelte Kai an. Der spürte ein verräterisches Kribbeln in der Magengegend. ‚Reiß dich zusammen, Kai.' „Hey Kai", sagte jemand mit lauter Stimme. „Hallo, Frank." Kai ging auf den Mann zu, der gerade aus einem Büro rauskam und weggehen wollte. „Frank, warte mal." Kai machte zwei große Schritte und stand neben ihm. Florian stand etwas unschlüssig hinter Kai. „Das ist Florian König. Er wird die neuen Vor- und Nachberichte zu den F1 - Rennen moderieren." Er drehte sich zu Florian um. „Das ist Frank Memmler. Ein weiterer Reporter, der versucht, es den Fahrern etwas schwerer zu machen." Die beiden Männer begrüßten sich. „Freut mich. Dann kann Kai sich ja endlich wieder auf seinen Job konzentrieren." Kai drohte ihm mit der Faust und Frank verschwand grinsend. „Wie war das denn gemeint?", fragte Florian, während er weiter neben Kai herlief. Kai verzog das Gesicht. „Ich bin Reporter, aber bis jetzt musste ich immer alle möglichen Zusatzinfos rüberbringen." „Ich weiß. Ich habe kein Rennen verpasst, seit Sie dabei sind." Kai lächelte erfreut. „Danke. Können wir mit dem Sie aufhören?" „Klar, Kai. Ich habe nichts dagegen." „Super. Und wie gesagt. Ab jetzt bist du für die Hintergrundinfos zuständig und ich kann wieder in Ruhe die Leute ärgern." Kai blieb vor einem Büro stehen und klopfte. Er stieß die Tür auf. „Chef, unser Zuwachs ist da." Der war erschrocken hochgesprungen und sah Kai etwas verärgert an. „Keine Angst", sagte Kai zu Florian. „Der ist nicht so böse, wie er immer tut." Damit verschwand er.
Eine halbe Stunde später saß Kai in seinem Büro und las eine Zeitung. Es klopfte. „Herein", sagte Kai ohne aufzublicken. Er war gerade in einen Artikel vertieft. Er sah über den Rand seiner Zeitung, dass jemand vor den Tisch getreten war. Langsam ließ er sie sinken. „Störe ich?", fragte Florian etwas unsicher. Kai schüttelte den Kopf und legte die Zeitung zur Seite. „Keineswegs. Setz dich. Willst du einen Kaffee?" „Gern." Kai gab seinem Bürostuhl einen Schubs und rollte in die Ecke, wo auf einem Kühlschrank eine kleine Kaffeemaschine stand. Er nahm eine saubere Tasse und goss Florian etwas ein. Dann rollte er zurück zu seinem Schreibtisch. „Hier", sagte er und reichte Florian die Tasse. „Danke." Mit einem Nicken nahm der die Tasse und kippte den Inhalt mit einem Mal hinter. Kai lachte. „Seit wann bist du unterwegs?" „Seit gestern Abend." „Dachte ich mir." Florian schüttelte sich. „Stark und ungenießbar. Du bist nicht verheiratet, oder irre ich mich?" Kai lachte. „Richtig." Florian stand auf und ging zu der Kaffeemaschine. „Ich nehme mir noch ´ne Tasse." „Tu das. Du bist auch noch solo, soweit mir der Chef gesagt hat." „Stimmt." Florian drehte sich um und ging wieder zu seinem Stuhl. „Wo ist eigentlich dein Büro?" „Dort drüben", sagte Florian und deutet auf die rechte Seitenwand von Kais Büro. „Praktisch." „Sage mal, wozu brauchst du eigentlich ein Büro?" Kai grinste. „Damit ich es warm habe, während der Wintermonate." Florian lachte. „Ich dachte, du tankst genug Sonne während der Rennen." „Na ja, eigentlich schon." „Das muss doch Spaß machen", sagte Florian verträumt. „Immer mit den ganzen Fahrern rumreisen. Bei jedem Rennen live dabei sein." „Es ist schön, aber auch stressig." Florian sah Kai fragend an. „Du hast den Kölner Akzent ganz gut drauf, aber kommst nicht von hier, oder?" „Nein", sagte Kai. „Ich bin in Mönchengladbach aufgewachsen." Florian verschluckte sich fast. „Ach. Da kommt doch auch..." „Genau, Heinz kommt auch von dort." „Ihr beide kennt euch?" „Ja", sagte Kai. „Ziemlich gut sogar. Wir haben in der selben Straße gewohnt, sind auf dieselbe Schule gegangen. Bis sich unsere Wege dann getrennt haben, als Heinz unbedingt nach Japan wollte." „Und was hast du während dieser Zeit gemacht?" „Journalistik studiert und meinem Hobby gefrönt." „Welchem?" „Boxen", sagte Kai gedehnt. „Du bist Boxer? Wow." „Nur Amateurboxer", sagte Kai und winkte ab. „Zu mehr hatte ich keine Geduld. Du bist ja auch sportlich begabt, oder?" „Ja, Sport war schon immer mein Steckenpferd. Also bin ich an eine Sporthochschule gegangen und habe dort Sportjournalistik studiert." „Aha. Und wo?" „Eine Weile in Stuttgart." „Hast du einen Abschluss?" Florian schüttelte den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Nach dem sechsten Semester hat man mir einen Job als Radiomoderator angeboten und dann bin ich durch Zufall hier gelandet." „Zum Glück", murmelte Kai. Etwas verlegen sah er Florian an. „Ich meine, zum Glück für den Sender." Florian lächelte leicht. Dann stand er auf. „Kannst du mir eventuell helfen, eine Wohnung zu finden. Ich kenne mich in Köln nicht weiter aus." Kai nickte und sah auf seine Uhr. Dann stand er auf und nahm seine Jacke. „Klar." „Du hast noch anderthalb Stunden zu arbeiten." „Wenn du mir sagst was, gern." Die beiden Männer sahen sich an und lachten . Dann verließen sie gemeinsam den Sender. Florian kaufte eine Lokalzeitung und sie gingen die Anzeigen durch. „Zu klein, schlechte Gegend, zu teuer, zu weit außerhalb." Kai schüttelte den Kopf. „Sieht ziemlich mies aus im Moment. Wo wohnst du jetzt eigentlich?" „Ich hatte darüber nachgedacht, mich in einem Hotel einzuquartieren." „Möglich, muss aber nicht sein." Kai dachte kurz nach. „Wenn du willst, kannst du eine Weile bei mir unterkommen. Ich hab ´ne ziemlich große Wohnung." „Verdienst du so gut?" „Nicht schlecht, aber ich kenne den Vermieter persönlich. Also, was sagst du?" „Die Hotels hier sind ziemlich teuer. Okay." „Gut", sagte Kai und ging zu einem Audi, der auf einem reservierten Platz vor dem Sender stand. Er schloss den Kofferraum auf und Florian legte seine Reisetasche rein, die er schon die ganze Zeit bei sich trug. „Hübscher Wagen." „Finde ich auch. Gut für die Stadt, zwar etwas groß, aber schön sparsam." „Ich wollte mir auch immer einen Audi holen." „Ist nur zu empfehlen", sagte Kai und stieg ein. Florian setzte sich neben ihn. Als Kai den Zündschlüssel umdrehte, schaltete sich auch das Radio ein. Kai knipste einmal alle Sender durch und schüttelte dann verärgert den Kopf. „Nur Mist", murmelte er. Dann schob er eine Kassette in den Schlitz. Zufrieden lächelte er und manövrierte vorsichtig den Wagen aus der Parklücke. Er fädelte sich in den Verkehr ein und ließ sich mittreiben. „Die Wohnung liegt etwas außerhalb, Auto ist also angebrachte." Florian nickte. Er schloss die Augen. „Die Radiosender hier scheinen dir ja nicht sonderlich zu gefallen." „Es gibt in Deutschland nur einen, der mir wirklich gut gefällt." Florian grinste. „104.6 RTL. Der Berliner Radiosender Nummer Eins?" Kai nickte. „Stimmt. Ich finde, es ist der Beste." „Stimme ich dir zu. Ich mag ihn auch. Vor allem Arno und die Morgencrew." „Finde ich auch toll." „Was für Musik hörst du sonst so?" „Rock, House und Techno." Florian öffnete ein Auge und blinzelte zu Kai hinüber. „Alles ziemlich laut", murmelte er, dann war er eingeschlafen. Kai schüttelte leicht den Kopf und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Eine halbe Stunde später hielt er vor dem Mietshaus, in dem er wohnte. Florian schlief tief und fest. Kai lächelte und berührte ihn sanft an der Schulter. „Florian, wach auf, wir sind da." Verschlafen sah der ihn an und stieg träge aus. „Entschuldige", sagte er gähnend. „Ich..." Kai winkte ab. „Schon okay. Du kannst gleich weiterschlafen, aber oben und nicht hier im Wagen. Ist ein bisschen kalt." Er nahm Florians Tasche und ging in Richtung der Haustür. „Danke." „Ich will nicht riskieren, dass du mit der Tasche noch die Treppe runtersegelst." Zusammen betraten sie das Gebäude. Ein freundlich aussehender Herr mit einer dicken Brille kam ihnen entgegen. Er gab Kai die Hand. „Hallo Kai, na, wieder Feierabend?" „Ja, Herr Wünschel." Kai deutete auf Florian. „Das ist ein neuer Kollege von mir. Florian König. Er wohnt für eine Weile bei mir, bis er was Eigenes hat." „Ja, ja. Ihr jungen Leute macht das schon." Wünschel ging ein Stück weg, dann blieb er kurz stehen und sah Florian an. „Sie machen auf mich einen ganz vernünftigen Eindruck. Wenn Sie zwei Wochen warten, können Sie in die Wohnung neben Kai einziehen, die wird nämlich frei." Damit verschwand er. Florian und Kai sahen sich verdutzt an. „Na wunderbar", sagte Kai. „Das ist doch klasse." Florian sah ihn etwas skeptisch an. „Ich weiß nicht, ob ich mir das leisten kann. Das sieht alles ziemlich nobel aus." Kai zwinkerte ihm zu. „Das kriegen wir schon hin." Dann ging er zwei Treppenstufen hoch. „In welchem Stockwerk wohnst du?", fragte Florian. „Ganz oben, im elften." „Ich nehme den Fahrstuhl." Kai lachte. „Tu das. Schlaf aber unterwegs nicht ein. Wetten, dass ich vor dir oben bin?" Kai gab Florian seine Tasche und wartete an der untersten Treppenstufe, bis sich die Türen des Fahrstuhls schlossen. Dann rannte er los. Oben angekommen, stellte er sich grinsend vor die Türen des Fahrstuhls. Als die sich öffneten, staunte Florian. „Nicht schlecht", meinte der. „Keine große Leistung", sagte Kai. „Der Fahrstuhl ist ziemlich langsam." Er ging ein Stück in den Gang und blieb vor einer Tür stehen. Nachdem er sie aufgeschlossen hatte, trat er zur Seite und überließ Florian den Vortritt. Der bekam den Mund nicht mehr zu, als er die Wohnung betrat. Sie war hell und gemütlich. Es sah sogar relativ ordentlich aus, wenn man bedachte, dass Kai Junggeselle war. Vom Flur, wo er stand, gingen sechs Türen ab. Kai öffnete die erste. „Bad", erklärte er. Die nächste führte zu einer kleinen Küche. Hinter der nächsten war das Schlafzimmer. Dann gab es einen kleinen Abstellraum. „Hier bewahre ich meine Schuhe auf." Er zog seine aus und schlüpfte in ein paar Pantoffeln. Florian gab er auch welche. Die nächste Tür stand offen und führte in ein geräumiges, großes Wohnzimmer. Von dort führte eine Tür zu einem Arbeitszimmer. „Hübsche Wohnung", sagte Florian. „Danke." Kai sah seinen neuen Mitbewohner an. „Du bist über 1.90 Meter. Damit kann ich es dir nicht zumuten auf der Couch zu schlafen." Er ging ins Schlafzimmer und Florian folgte ihm. „Wenn es dir nichts ausmacht, teilen wir uns das Bett. Ist schließlich groß genug." Florian zuckte mit der Schulter. „Gut", sagte Kai. „Schnarchst du?" Florian lachte. „Nicht, dass ich wüsste. Welche Seite ist deine?" „Die Linke." Nachdem er die Tasche abgestellt hatte, ließ sich Florian mit einem erleichterten Seufzen auf das Bett fallen. Kai lächelte. „Willst du noch etwas schlafen?" „Ja", nuschelte Florian. „Okay", sagte Kai leise und verließ das Zimmer. Zwei Minuten später kam er mit einer Wolldecke zurück. Florian schlief bereits. Lächelnd deckte er den Mann zu. Dann ging er erst einmal ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Als er nach einer halben Stunde wieder hervorkam, fühlte er sich viel besser. Er zog sich einen Jogginganzug über und ging in die Küche. Dort saß Florian und hielt sich an einer Tasse Kaffee fest. „Du hast ja nicht lange geschlafen", sagte Kai verwundert und nahm sich auch eine. „Schlecht geschlafen?" „So ähnlich", sagte Florian leise. „Lag aber nicht am Bett." Kai hatte das Gefühl, dass Florian etwas bedrückte, dass er aber im Moment auch nicht darüber sprechen wollte. Also ließ er ihn in Ruhe. „Willst du auch mal unter die Dusche? Das ist meine Art, die Müdigkeit zu vertreiben." Florian stand auf und nickte. „Gute Idee." „Wie sieht's mit Abendbrot aus? Was isst du abends so?" „Unterschiedlich. Was bietest du denn?" „Ich wollte mir eigentlich was beim Japaner bestellen." „Tu das, bin dafür." „Hast du schon mal Sushi gegessen?" „Ja." „Gut, dann bestell ich was." Florian betrat das Bad. Zwei Sekunden später hörte Kai ihn ziemlich laut lachen. Er verzog das Gesicht. Florian steckte den Kopf aus der Badezimmertür und sagte mit einem breiten Lachen im Gesicht. „Guter Spruch." „Ich weiß", sagte Kai. „Hab ich durch Zufall entdeckt." In Kais Bad hing nämlich direkt über der Toilette ein Holzbrett mit dem Spruch: ‚Such keine Witze an der Wand, den größten hältst du in der Hand.' Während Florian ausgiebig duschte, telefonierte Kai mit dem Japaner, der drei Straßen weiter ein kleines Restaurant hatte. Er bestellte Sushi und einige andere Dinge. Er hatte gerade wieder aufgelegt, als sein Handy sich meldete. Heinz war dran. „Hey Kai, du lässt ja auch nichts von dir hören", begrüßte der ihn. „Dito." Heinz lachte. „Hast ja recht. Ich wollte dir nur Bescheid sagen ,dass die Feier wie üblich am 21. Dezember ist." „Dachte ich mir. Ich werde vielleicht schon einen Tag vorher kommen." „Ist okay." „Ich bringe übrigens jemanden mit." „Aha", sagte Heinz mit einem sehr deutlichen Unterton. Kai lachte. „Nichts aha. Ist dienstlich. Ein neuer Kollege. Er heißt Florian König. Er wird in der nächsten Saison die Vor- und Nachberichte moderieren, so dass ich mehr Zeit habe, euch auf die Nerven zu gehen." Heinz stöhnte auf. „Wie sieht er denn aus?" „1.93. Dunkelblonde, fast braune Haare, ziemlich durchtrainiert. Er hat ein nicht abgeschlossenes Sportstudium hinter sich." „Klingt ja ganz nett", meinte Heinz. „Sieht auch ganz nett aus", sagte Kai. Er konnte das Grinsen seines Freundes förmlich sehen. „Hast du irgendwo einen Fön?", rief Florian aus dem Bad. „Ganz unten, ganz rechts im Schrank", antwortete Kai. Nach wenigen Sekunden sagte Florian etwas leiser: „Hab ihn." „Kai?", kam die verblüffte Stimme von Heinz aus dem Telefon. „Keine falschen Verdächtigungen. Florian wohnt die nächsten zwei Wochen hier, bis eine Wohnung neben mir frei wird. Die anderen, die im Moment leer stehen, kann man keinem normalen Menschen zumuten." „Ist er...?" „Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist er solo." „Na dann viel Glück." „Du bist unmöglich", schimpfte Kai. Dann lachte er. „Wir sehen uns in München." „Gut, bis dann Kai." „Bis dann." Als er das Gespräch beendet hatte, kam Florian zur Tür herein. Auch er trug jetzt einen Jogginganzug. In der Hand hielt er die Decke, mit der Kai ihn vorhin zugedeckt hatte. Er setzte sich auf das Sofa und deckte sich damit zu. Kai sah ihn sich genauer an. Florian sah unglaublich müde und ziemlich blass aus. Er setzte sich neben ihn und hielt seinen Handrücken gegen die Stirn des Mannes. „Meine Güte", sagte Kai. „Du hast Fieber." „Ich schätze, ich brüte eine Erkältung aus. Vielleicht sollte ich doch besser in ein Hotel..." „Quatsch", unterbrach Kai ihn. „Jetzt erst recht nicht." Er dachte kurz nach. Dann nahm er sein Handy und wählte eine Nummer. „Doktor Maier. Hier ist Kai. Danke mir geht es gut, aber einem Kollegen von mir nicht. Könnten Sie eventuell... Super, danke. Ja, er wohnt im Moment bei mir. Bis später dann." Florian sah Kai erstaunt an. „Du kennst auch jeden in dieser Stadt, oder?" „Noch nicht ganz, aber fast", erwiderte Kai lächelnd. „Doktor Maier wohnt im siebten Stock, ganz hinten rechts. Er schaut vorbei, sobald seine Sprechstunde beendet ist." Es klingelte. „Das Essen", sagte Kai und sprang auf. Er ging zur Tür, nahm das Essen entgegen und zahlte. Bevor der Mann, der es gebracht hatte, wieder ging, wechselte Kai noch ein paar Worte auf Japanisch mit ihm. Dann brachte er das Essen in die Küche, verteilte es auf ein paar Teller und trug sie ins Wohnzimmer. Außerdem hatte er eine Kanne Tee gekocht. Er schaltete den Fernseher ein. „Ich will nur mal schnell die Nachrichten sehen", sagte er zu Florian. Der nickte. „Schon okay. Woher kannst du eigentlich Japanisch?" „Heinz hat es in Japan gelernt. Er hat es mir beigebracht. Außerdem habe ich ihn ein paar Mal besucht. Da bekommt man Einiges mit." „Aber Japanisch ist schwer." „Auch nicht schwerer als andere Sprachen. Wenn man die Grundstruktur raus hat, ist es ziemlich einfach." „Na ja, wenn du meinst." Florian kostete ein Stück von dem Sushi. Anerkennend nickte er. „Sehr gut." Kai lächelte. „Es hat lange gedauert, bis ich hier in Köln einen vernünftigen Japaner gefunden hatte." „Kann ich mir vorstellen", nuschelte Florian. Kai goss etwas Tee in zwei Tassen und schob eine zu Florian rüber. Besorgt registrierte er, dass es dem anscheinend von Minute zu Minute schlechter ging. Florian sah den besorgten Blick. „Das wird schon wieder. Bloß ´ne Erkältung." Kai nickte, obwohl er ihm nicht glaubte. Zusammen sahen sie sich die Nachrichten an. Als gerade das Wetter lief, klingelte es erneut. Kai sah auf die Uhr. Dann stand er auf und ging zur Tür. „Hallo Kai", sagte Doktor Maier und trat unaufgefordert ein. „Ich habe Simon unten getroffen, er hat mir das hier mitgegeben." Damit drückte er Kai einen Stapel Post in die Hand. „Danke", sagte Kai und ging vor ins Wohnzimmer. Dort lag Florian nach wie vor auf dem Sofa. „Hallo, ich bin Doktor Maier und Sie sind offensichtlich mein Patient." „Florian König", murmelte Florian. Mit gekonnten Handgriffen untersuchte Doktor Maier seinen Patienten. Er schüttelte ärgerlich den Kopf. „Wie lange laufen Sie mit den Symptomen schon rum?" „Circa eine Woche", antwortete Florian wahrheitsgemäß. Kai zog eine Augenbraue hoch. Er saß auf einem Sessel. Die Post lag auf dem Tisch. Doktor Maier sah Kai an. „Wie lange bleibt dein Gast noch hier?" „Voraussichtlich noch zwei Wochen, dann zieht er nach nebenan." „Sehr gut. Du kommst mal mit runter zu mir. Ich gebe dir ein paar Medikamente für ihn." Kai nickte. „Was hat er denn?" „Eine ziemlich böse Grippe, die dabei ist, in eine Lungenentzündung umzuschlagen." Kai stieß einen leisen Pfiff durch die Zähne aus. „Keine Sorge", sagte der Arzt zu beiden. „Ein paar Tage im Bett, die Medikamente regelmäßig nehmen, dann wird das schon wieder." „Gut, dann nehme ich die nächsten Tage frei und kümmere mich um ihn." „Das ist gut." Damit stand der Arzt auf und ging in Richtung Tür. Kai begleitete ihn. „Bin gleich wieder da", versprach er Florian. Der nickte schwach. Zusammen gingen der Arzt und Kai in die Wohnung des Mediziner. Der gab Kai einige Medikamente für Florian mit. Er lächelte ihn an. „Sieht niedlich aus, der junge Mann, findest du nicht, Kai." Kai wurde rot und nickte leicht. „Ja", sagte er. Der Arzt lächelte und schlug Kai leicht auf die Schulter. Der ging wieder nach oben. Einige der Menschen, die hier wohnten und die ihn kannten, wussten, dass er schwul war. Beim Sender hatte niemand eine Ahnung und die Leute von der F1 wussten es ebenfalls nicht. Bis auf Heinz. Und Kai spürte, dass er gerade dabei war, sich in Florian zu verlieben. ‚Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihn mit hierher zu nehmen.' Kai zuckte mit den Schultern. Jetzt war es zu spät für solche Gedanken. Er öffnete die Tür und hörte als Erstes Florians heiseres Husten. „Alles klar?", fragte er, als er das Wohnzimmer betrat. Florian nickte. „Hier, alles für dich", sagte Kai grinsend, während er die Medikamente auf den Tisch stellte. „Wie schläfst du eigentlich, wenn du krank bist?" „Nicht sonderlich gut." „Dachte ich mir. Wenn du möchtest, kannst du hier im Wohnzimmer bleiben. Dann kannst du nachts ein wenig Fernsehen, oder Musik hören." Florian lächelte dankbar. „Das wäre super." „Kein Problem. Ich beziehe dir das Bett." Damit verschwand er im Schlafzimmer. Wenige Minuten später kam Kai vollbeladen mit einer Decke, einem Kissen und einer etwas dickeren Unterlage wieder. Er zog den Tisch zur Seite, die Couch aus und bezog sie. Die Unterlage packte er unter das Bettlaken. Florian krabbelte unter die neue Decke und zitterte leicht. „Keine Sorge, wird gleich warm." Kai nahm ein Fieberthermometer und maß Florians Temperatur. „39,3°", murmelte er. Dann legte er die Tablettenschachteln vor sich auf den Tisch. „Moment, die Kapseln nur morgens nach dem Essen. Die Kapseln drei mal täglich eine halbe Stunde vor oder eine Stunde nach dem Essen. Die Tabletten bei Bedarf nach dem Essen. Das sind Schmerztabletten. Und einmal Salbe zum Einreiben von Brust, Hals und Rücken." „Meine Güte", stöhnte Florian. „Hat der Mann eine Apotheke da unten?" „So ähnlich." Kai schraubte die Tube mit der Salbe auf. „Zieh mal dein Oberteil aus und lege dich auf den Bauch." Florian wollte widersprechen, ließ es jedoch angesichts von Kais strengem Blick bleiben. ‚Wow, ziemlich viele Muskeln', dachte Kai. Was er noch nicht sah, waren die kleinen Narben. Es war im Zimmer zu dunkel, um das zu erkennen. Kai spürte es, aber dachte sich nichts dabei. Er rieb Florian vorsichtig den Rücken ein. „Umdrehen", sagte er dann. Florian gehorchte widerspruchslos. Kai rieb ihm vorsichtig etwas von der Salbe auf die Brust und den Hals. „Besser?", fragte er mit sanfter Stimme. Florian nickte leicht. Seine Augen waren halb geschlossen. „Danke, Kai." „Kein Problem. Komm hoch." Vorsichtig zog er Florian hoch und half ihm in sein Oberteil. Dann gab er ihm eine Kapsel. „Hast du Schmerzen?" Florian schüttelte den Kopf. Er rutschte wieder unter die Decke und Kai deckte ihn zu. Dann setzte Kai sich auf einen Sessel und fing an, seine Post durchzusehen. Nebenbei lief ein Spielfilm. „Hä?", sagte er plötzlich. „Ich hasse das." „Was?", fragte Florian. „Einige der Fahrer machen sich immer einen Spaß daraus, mir Urlaubsgrüße in ihrer Landessprache zu schicken." Er wedelte mit einer Karte. „Und die hier ist von Mika Häkkinen." „Wie gut ist dein Finnisch?" „Es hält sich in Grenzen. Aber das lerne ich auch noch." „Wie viele Sprachen sprichst du?" „Sprechen kann man das nicht nennen. Verstehen tue ich die meisten, die irgendwie in der F1 gesprochen werden. Richtig kann ich nur Deutsch, Englisch, Französisch und Japanisch. Und du?" „Deutsch, Englisch und..." Florian zögerte. „...Kroatisch." Kai wurde hellhörig. Er sah Florian an. „Kroatisch? Habe ich mich doch nicht verhört. Du bist Kroate, nicht wahr?" „Ja. Ich dachte, ich hätte meinen Akzent einigermaßen unter Kontrolle." „Hast du. Aber ich habe sehr viel mit unterschiedlichen Sprachen zu tun. Außerdem bin ich es durch den Job gewöhnt, sehr genau hinzuhören, wenn jemand was sagt, dabei ist es mir aufgefallen." „Verstehe." „Seit wann bist du in Deutschland?" „Als der Krieg anfing, bin ich geflüchtet. Mein Vater war Diplomat. Er wurde von Serben ermordet. Mein Mutter starb kurze Zeit später ebenfalls. Meine Eltern waren ziemlich wohlhabend, allerdings ist es mir nicht mehr gelungen, an das Geld ranzukommen. Also stand ich plötzlich ohne etwas in einem fremden Land. Das Einzige, was ich konnte, war die Sprache. Meine Großmutter war Deutsche." Kai sah ihn geschockt an. „Das tut mir schrecklich leid." Florian sah das ehrliche Mitgefühl in Kais Augen. „Danke." „Und du siehst keine Chance, an das Vermögen deiner Eltern ranzukommen?" „Nicht wirklich." „Wenn du möchtest, kann ich versuchen, dir zu helfen." „Und wie?" „Meine Eltern sind auch nicht gerade arm. Meine Familie hat eine Menge Einfluss und wir kennen einige hohe Tiere. Vielleicht lässt sich da was rauskriegen." Florian nickte leicht. „Wir reden darüber, wenn du wieder gesund bist. Okay?" „Okay. Könntest du mal das Programm wechseln, oder willst du den Film sehen?" „Muss nicht sein. Was willst du sehen?" „Wrestling." Kai sah auf seine Uhr. „Fängt erst in vier Minuten an." Er nahm die Fernbedienung und schaltete um. „Wer ist dein Favorit?" „Hogan." „Meiner auch. Weiß gar nicht, warum die alle auf ihm rumhacken." „Minderwertigkeitskomplexe." Florian lächelte leicht. Auf seinem Gesicht standen kleine Schweißperlen. Außerdem war es ziemlich rot. „Wer ist eigentlich dieser Simon, von dem Doktor Maier vorhin gesprochen hat?" „Der Postbote. Er wohnt auch hier im Haus. Dritter Stock erste Tür links." „Du hast es gut. Alle wichtigen Leute wohnen in deinem Haus." Kai lächelte. „Ja. Sogar ein Rechtsanwalt. Ein ziemlich guter noch dazu. Er wohnt ganz unten." Florian lachte. Dann wand er sich dem Fernseher zu. Kai sah sich die Veranstaltung noch eine Weile an. Kurz nach Mitternacht stand er auf. „Ich geh ins Bett", sagte er. Vorher hockte er sich noch neben Florian. „Möchtest du einen Schluck trinken?" „Ja", sagte der leise. Kai nahm eine Tasse, hob Florians Kopf ein bisschen hoch und führte die Tasse vorsichtig an dessen Lippen. Der trank ein paar Schluck und drehte dann den Kopf weg. Kai stellte die Tasse weg und ließ Florians Kopf langsam wieder auf das Kissen gleiten. Als er seine Hand wegzog, war diese nass. Kai ging ins Bad, wusch sich und machte einen Lappen nass. Diesen legte er dann auf Florians Stirn. „Nacht, Florian." „Gute Nacht, Kai. Und danke für alles." Kai lächelte, legte die Fernbedienung neben ihn und verschwand in seinem Schlafzimmer. Er zog den Jogginganzug aus und schlüpfte, nur mit einem Slip bekleidet unter seine Decke. Er lag noch eine ganze Weile wach und dachte über Florian nach. Der hatte echt schon einiges durchgemacht. Kai lächelte. Der Mann war unverschämt niedlich. Und Kai glaubte fast, dass Florian zumindest ein Interesse an Männern hatte. Vielleicht bildete er sich das aber auch nur ein, weil er es einfach glauben wollte. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlief er ein.
Noch keine Kommis, schade, aber naja... Hier ein neuer Teil der Story.
Am nächsten Morgen griff er als erstes zu seinem Handy und rief seinen Chef an. Der hatte nichts dagegen, dass Kai sich frei nahm. „Bestell Florian schöne Grüße und gute Besserung", sagte der und legte auf. Kai stand auf, zog sich den Trainingsanzug über und ging zu Florian. Der lag schweißüberströmt auf der Couch. Er bot einen echt bedauernswerten Anblick. Seine Körpertemperatur lag bei 39.5. Es klingelte. Doktor Maier stand vor Kais Tür. „Ich wollte noch mal nach Florian sehen", sagte der und ging einfach ins Wohnzimmer. Er untersuchte ihn und nickte dann. „Wird schon wieder. Die Tablette von gestern Abend wirkt schon." Er sah Kai an. „Wenn du etwas Gutes für ihn tun willst, lass ihn bis Mittag in Ruhe. Dann wird er wieder ansprechbar sein. Zieh ihm die nassen Klamotten aus und trockene an. Am besten wäscht du ihn vorher ein bisschen ab. Er wird nicht viel davon mitbekommen. Auch das Bett solltest du abziehen." „Mach ich. Ich hab schon im Sender angerufen, dass ich nicht komme." „Gut. Ab morgen dürfte alles soweit abgeklungen sein, dass es nur noch eine normale Erkältung ist." Nachdem der Arzt gegangen war, nahm Kai die zwei Tabletten und flößte sie Florian mit etwas Tee ein. Der schluckte sie auch, nahm es aber gar nicht richtig wahr. Ab und zu murmelte Florian etwas vor sich hin. Allerdings verstand Kai kein Wort, da Florian Kroatisch sprach. Kai nahm sich vor, sich ein Wörterbuch zu kaufen. Für eine Stunde verließ Kai dann auch die Wohnung, kaufte etwas ein und besorgte sich auch ein kroatisch-deutsches Wörterbuch. Er wusste, dass das nicht ganz in Ordnung war, was er machte, aber der Reporter in ihm war stärker. Er war halt von Natur aus ein neugieriger Mensch. Als Kai wieder in seiner Wohnung war, machte er sich eine Suppe warm und setzte sich dann mit einem Block, einem Bleistift und seinem Buch auf den Sessel und schrieb alles mit, was Florian von sich gab. Es waren jedoch nur Bruchstück, Worte. Kai wurde einfach nicht schlau daraus. Außerdem wusste er nicht, wie man die Wörter richtig schrieb, also fand er einiges gar nicht. Allerdings, was er fand, schockierte ihn und er hoffte inständig, dass er etwas Falsches verstanden hatte. Eins jedoch verstand er sehr genau. Florian hatte zwei Schwestern gehabt, die man vor seinen Augen ermordet hatte. Und wenn Kai sich nicht irrte, hatte man die beiden Mädchen vor ihrem Tod vergewaltigt. Florian war anscheinend gezwungen worden, dabei zuzuschauen. Kai bekam eine Gänsehaut. Er sah den Kranken an und murmelte leise: „Wer bist du, Florian?" Eine Antwort erhielt er jedoch nicht darauf. Florian war den ganzen Vormittag nicht ansprechbar. Mit halb geöffneten Augen wälzte er sich auf dem Sofa hin und her. Kai sah sich zweimal gezwungen ihn festzuhalten, da er sich sonst noch verletzt hätte. Gegen Nachmittag zog Kai Florian einfach aus dem Bett. Der war inzwischen ruhiger geworden. Sein Fieber war auch etwas gesunken. Kai brachte Florian ins Bad und setzte ihn auf die Toilette. Vorsichtig zog er ihm seinen Jogginganzug aus und warf ihn gleich in die Waschmaschine. Mit einem Lappen wusch er Florian vorsichtig ab. Dabei entdeckte Kai etwas, was ihn ziemlich schockierte. Auf Florians Rücken waren eine Menge kleiner Narben zu sehen. Es sah aus, als wäre er geschlagen worden. In Kai wallte Ärger hoch, als er das sah. Allerdings sah er auch ein, dass er jetzt nichts mehr tun konnte. Er dachte über die Situation nach, in der er sich befand. Wenn man bedachte, dass er und Florian sich vor 24 Stunden gerade einmal kennen gelernt hatten, war es ein Wunder, was Kai hier tat. Aber irgendwie fühlte er sich mit dem jungen Mann verbunden. Florian saß auf dem Deckel der Toilette und starrte apathisch nach vorn. Kai zog ihm einen von seinen Jogginganzügen an, da er nicht in Florians Tasche rumkramen wollte. Der war ihm allerdings etwas groß, aber das war im Moment völlig egal. Er zog Florian wieder auf die Beine und führte ihn zurück ins Wohnzimmer. Dort setzte er ihn auf die Couch, nachdem er ihn in eine Decke gewickelt hatte. Kai zog das Bett ab und überzog es neu. Dann legte er Florian wieder hin. Der sah ihn kurz an. Er murmelte etwas auf Kroatisch und schlief dann ein. Kai überlegte kurz, dann lächelte er. Florian hatte sich bei ihm bedankt. „Mach ich doch gern", murmelte Kai. „Ich hab ja sonst nichts weiter zu tun, während der Wintermonate." Gegen Abend saß Kai auf seinem Sessel und studierte seine Briefe. Florian war seit dem Nachmittag noch nicht wieder wach geworden. Jetzt regte er sich leicht. Kai stand sofort neben ihm. Florian öffnete leicht die Augen. Sie glänzten nicht mehr so. Er schien wieder klar zu sein. Kai nahm die Tasse und gab ihm etwas von dem Tee zu trinken. „Wie geht's dir?", fragte er sanft. „Besser, dank deiner guten Pflege." Florian verzog das Gesicht und ihm gelang ein kleines Lächeln. „Wie spät ist es?" „21.45 Uhr. Möchtest du was essen?" Florian zuckte leicht mit den Schultern. „Was hast du denn?" „Ich habe etwas Hühnersuppe gekocht. Mit Reis." An Florians Gesicht sah Kai, dass dieser sehr interessiert war. „Ich hole dir ein bisschen was." Er ging in die Küche und holte eine Suppentasse voll Suppe. Die gab er Florian. „Danke", sagte der, diesmal bewusst auf Kroatisch. „Bitte", erwiderte Kai. Dann schluckte er. „Dachte ich es mir doch." Florian senkte kurz den Blick. Kai setzte sich auf seinen Sessel. „Florian, es tut mir leid. Aber du hast immer wieder Wörter vor dich hingemurmelt, als du so hohes Fieber hattest und da bin ich neugierig geworden." „Ganz Reporter", sagte Florian. „Ich schätze, ich schulde dir eine Erklärung." „Nein, das tust du nicht. Aber wenn du reden möchtest, bin ich gern bereit dir zuzuhören." Florian nickte. In seinen Augen schimmerten Tränen. Hin und wieder löffelte er einen Schluck von der Suppe, während er Kai sein gesamtes früheres Leben offenbarte. „Meine Großmutter war eine deutsche Diplomatentochter, die einen kroatischen Regierungsbeamten geheiratet hat. Zusammen mit ihrem Mann ging sie in dessen Heimat. Nachdem ihr Vater gestorben war, hatte sie hier in Deutschland auch keine Verwandten mehr. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Mein Vater, Wladimir, mein Onkel Alexander und ein kleiner Junge, der aber im Alter von zwei Jahren an einer schweren Lungenentzündung starb. Er hieß Michael. Onkel Alexander hat das Leben immer genossen. Er war Künstler und hat sich mit dem Verkauf seiner Bilder recht gut über Wasser halten können. Wenn nicht, ist er auf einem Familienfest aufgetaucht und hat sich etwas Geld geben lassen. Geheiratet hat er nie. Er habe nie die richtige gefunden, sagte Großmutter oft. Mein Vater studierte, wie seine Eltern es von ihm erwarteten und ging dann in den diplomatischen Dienst. Auf einer Feier lernte er Mascha kennen, seine spätere Frau und meine Mutter. Die beiden verliebten sich ineinander und heirateten nach einem Jahr. Kurze Zeit später starb mein Großvater. Er war ein harter, aber stets gerechter Mann gewesen, sagten meine Eltern immer. Großmutter hat es nie ganz verkraftet, dass er plötzlich nicht mehr da war. Vier Monate nach der Hochzeit meiner Eltern wurde ich geboren. Ich wuchs sehr behütet auf, bekam nie wirklich mit, was in unserem Land vor sich ging. Ich hatte meine Freunde in den höheren Familien unseres Landes. Wir waren viel zusammen, trieben Sport. Ich hatte sogar eine eigene Band." Florian lächelte leicht. Dann wurde sein Gesicht ernst. „Ich hatte noch zwei jüngere Schwestern, Maria und Lydia. Ich habe sie sehr gern gehabt. Als großer Bruder war es meine Pflicht, immer auf sie aufzupassen und sie zu beschützen. Ich habe diese Aufgabe mehr als gern erfüllt. So verging halt ein Tag nach dem anderen. Als ich älter wurde, spürte ich, dass etwas nicht in Ordnung war. Mein Vater kam jeden Tag nervöser von der Arbeit nach Hause. Er wies meine Mutter an, wichtige Sachen zusammenzupacken und sich bereitzuhalten. Ich habe sie öfter gefragt, was los ist, doch sie wollten uns Kinder nicht beunruhigen. Nur Großmutter nahm mich eines Tages zur Seite und sagte: ‚Die nächsten Zeiten werden sehr schlimm, Flo. Es wird sich viel ändern. Unsere Heimat wird sterben. Wenn du nicht mehr weißt, wohin, geh in meine Heimat zurück. Dort wirst du deinen eigenen Weg gehen können.' Als ich 17 war, fingen die Schreckensmeldungen über Massaker an, sich zu häufen. Es ging vor allem Serben gegen Albaner. Aber die Serben überfielen auch Aristokratenfamilien der Kroaten um sich auf diese Weise Geld zu verschaffen, um ihren Krieg finanzieren zu können." Florian stockte und schluckte. Sein Blick war starr auf die Suppe in seiner Tasse gerichtet. Seine Hände zitterten. Er stellte die Tasse weg. „Meine Mutter war hochschwanger. Sie und meine Großmutter gingen fort, damit meine Mutter in Ruhe das Baby zur Welt bringen konnte. Ihre Leichen fand ich später auf meiner Flucht nach Deutschland. Man hatte sie abgeschlachtet wie Vieh und einfach liegen lassen. Ich habe sie dann begraben. Wir Kinder blieben bei unserem Vater. Eines Tages standen fremde Soldaten in unserem Wohnzimmer. Mit vorgehaltenen Waffen schrieen sie meinen Vater an, er solle sein Geld herausgeben. Er jedoch machte eine hektische Bewegung und jemand erschoss ihn. Deswegen gab es ziemliche Aufregung. Dann bemerkte man uns. Ich war nicht bewaffnet, versuchte aber mit bloßen Fäusten meine kleinen Schwestern zu beschützen. Leider ohne Erfolg. Einer der Soldaten schlug mit seinem Gewehrkolben nach mir. Ich wurde ohnmächtig. Nach einigen Minuten wachte ich wieder auf. Was ich sah, werde ich nie wieder in meinem Leben vergessen. Die Soldaten hatten sich Maria und Lydia geschnappt und vergewaltigten sie." Florian schluchzte. „Man zwang mich dabei zuzusehen. Ich wollte ihnen helfen und konnte es nicht. Als die Soldaten fertig waren, schnitt man ihnen die Kehlen durch", fuhr Florian stockend fort. Er sah Kai an. „Die beiden waren neun und zwölf." „Mein Gott", hauchte Kai. Er hatte sich neben Florian gesetzt und legte jetzt die Arme um ihn. Der klammerte sich hilfesuchend an ihn und weinte. Auch Kai hatte Tränen in den Augen. Was er hier hörte war furchtbar, einfach unglaublich. „Wie bist du da raus gekommen?", fragte Kai nach einer Weile. „Die Soldaten wollten von mir wissen, wo mein Vater sein Geld versteckt hatte. Ich konnte ihnen jedoch nicht antworten. Ich wusste nichts. Sie schlugen mich zusammen und schleppten mich in eines ihrer Gefängnisse. Dort verhörten sie mich mehrere Tage lang bis mir schließlich durch einen riesigen Zufall die Flucht gelang." „Wie die Verhöre aussahen, habe ich an deinem Rücken gesehen." Florian nickte. „Ich bin nach Deutschland gekommen und da ich deutscher Abstammung bin, hatte ich keine Schwierigkeiten einen deutschen Pass zu kriegen." „Du bist also deutscher Staatsbürger." „Ja. Und kroatischer auch." „Und wie ist das jetzt mit deinem Sportstudium?" „Ich habe damit in Kroatien angefangen und es dann eine Weile in Stuttgart weitergemacht. Den Rest kennst du ja." Florian wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Kai setzte sich richtig neben ihn und Florian legte seinen Kopf einfach in Kais Schoß. Kai legte die Arme um ihn und hielt ihn fest. Mehr konnte er nicht für ihn tun. Sie saßen lange so da, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Nach einer kleinen Ewigkeit, stemmte Florian sich hoch. Er sah Kai direkt in die Augen und sagte: „Danke für´s Zuhören. Ich habe das bis jetzt noch nie jemandem erzählt. Es tat gut, es mal loszuwerden." Dann nahm er seine Tabletten und rutschte unter die Decke. Erschöpft schloss er die Augen. Kai strich ihm sanft über den Kopf und ging dann in sein Bett. Er lag noch lange wach und dachte über Florians Geschichte nach. Der tat ihm unendlich leid. Kai wünschte sich wirklich, ihm helfen zu können. Vielleicht ergab sich mal eine Gelegenheit.
Am nächsten Morgen war Kai ziemlich früh wach. Da er zu faul war, sich etwas anzuziehen, schlich er so zur Toilette. Was er nicht sah, war Florian, der ihm mit offenem Mund nachstarrte. „Wow", sagte der leise. Als Kai zurück in sein Schlafzimmer ging, rief Florian nach ihm. Kai steckte den Kopf zur Tür herein. „Morgen", sagte er verschlafen. „Morgen." Florian druckste ein bisschen rum und fragte dann schließlich. „Kannst du mir noch einen Schluck Tee bringen. Ich fühle mich noch so schlapp, ich will dein kostbares Geschirr nicht zerschmeißen." Kai kam rein und nahm die Tasse. „So kostbar ist es nicht", sagte er grinsend. Florian schluckte und nickte leicht. Er ließ seinen Blick bewundernd über Kais fast nackten Körper gleiten. Der spürte den Blick und jubelte innerlich. Er hatte sich also nicht geirrt. Kai kam mit der Tasse wieder und gab sie Florian. „Mir ist kalt", beklagte sich der und schlürfte den heißen Tee. Im Zimmer war es eigentlich ziemlich warm. Außerdem trug Florian noch seinen Trainingsanzug. Mit der Hand fuhr Kai unter dessen Oberteil und strich Florian sanft über den Rücken. „Merkwürdig", sagte er, nachdem er die Hand zurückgezogen hatte. „Du bist tatsächlich eiskalt. Ich lass dir Wasser in die Wanne. Dort kannst du dich erst mal richtig aufwärmen." Florian nickte dankbar. Kai ging in sein Schlafzimmer und zog sich an. Danach ging er ins Bad. Er fügte dem Wasser etwas Schaumbad hinzu. Nachdem er die Heizung richtig aufgedreht hatte, ging er zurück und half Florian aus dem Bett. Der konnte kaum stehen. Kai stützte ihn und sie gingen langsam ins Bad. Dort setzte Florian sich auf den Deckel der Toilette und fing an, sich auszuziehen. Erst jetzt merkte er, dass er nicht seinen Jogginganzug trug. Er sah Kai fragend an. „Deiner war total durch. Ich hab dich ausgezogen, ein bisschen gewaschen und dir dann einen von meinen angezogen." „Hoffentlich kann ich mich irgendwann mal für deine Hilfsbereitschaft revanchieren." „Brauchst du nicht. Mach dir deswegen jetzt keinen Kopf. Ab in die Wanne." Er selber nahm einige Sachen aus der Waschmaschine und ging ins Schlafzimmer, um sie aufzuhängen. „Kai", rief Florian nach einigen Minuten. Der ging zu ihm. Fragend sah er ihn an. „Mir ist langweilig." Kai grinste. Er setzte sich auf den Toilettendeckel. Da die Toilette praktischerweise genau neben der Badewanne angebracht war, warf Kai hin und wieder einen Blick auf Florian. Dieser war anfangs völlig vom Schaum bedeckt, doch die kleinen Bläschen zerplatzten nach und nach und gewährten Kai einen Blick auf den Körper des jüngeren Mannes. Und was Kai da sah, machte ihn ziemlich an. Florian hustete und holte Kai damit in die Gegenwart zurück. Er lächelte ihn an. Nein, er grinste ihn an. Kai spürte, dass er rot wurde. Florian ignorierte es. „Erzähle doch mal ein bisschen was von dir." Kai schluckte. „Tja, meine Kindheit verlief so ähnlich wie deine. Meine Eltern haben eine Schmuckdesignfabrik, die ziemlich gut läuft. Dadurch könnte man unsere Familie durchaus als reich bezeichnen. Eigentlich sollte ich die Leitung der Fabrik übernehmen, doch mich hat das nie wirklich interessiert. Also übernahm das mein Bruder und ich wurde ausbezahlt. Dank dieses hübschen Sümmchens konnte ich mir einige kleinere Träume erfüllen. Und jetzt lebe ich praktisch von den Zinsen." „Du bezahlst das alles hier nur von den Zinsen?" „Ja. Das und einiges andere auch." „Nicht schlecht. Du bist einer der Menschen, die durch viel Geld glücklicher geworden sind, habe ich das Gefühl. Deinen Charakter scheint es jedenfalls nicht verdorben zu haben." „Nicht, dass ich wüsste." Florian lachte plötzlich. „Was meinst du, was die Fahrer sagen würden, wenn sie wüssten, dass ein Reporter mehr Geld hat als sie." Kai verzog das Gesicht. „Keine Ahnung. Sie wären sicher ziemlich verblüfft. Aber ich habe nicht vor, es ihnen zu sagen." „Heinz-Harald weiß es aber, oder?" „Natürlich." Kai wurde immer unruhiger. „Ist schon merkwürdig." „Was?" „Wir kennen uns noch nicht mal drei Tage und du kennst mich besser als jeder andere Mensch." „Ich hab schon lange nach dir gesucht", sagte Kai. Als er merkte, was er da gesagte hatte, wurde er rot. „Ich meine...", stotterte er. Florian hob seine Hand aus dem Wasser und legte sie auf Kais. „Ich weiß, was du meinst." Er lächelte. „Ich habe da eine Kleinigkeit ausgelassen, bei meiner Familiengeschichte. Onkel Alexander hat, wie ich dir erzählt habe, nie die passende Frau gefunden. Den Grund dafür hat die Familie immer totgeschwiegen. Mein Onkel war schwul. Und das hat nicht ganz in die Familienchronik gepasst. Und ich schätze, dass ich in dieser Beziehung Einiges von meinem Onkel geerbt habe." Kai starrt Florian erstaunt an. „Ich finde dich sehr attraktiv, Kai. Und ich bin mir sicher, du empfindest das Gleiche." Der nickte leicht. „Vielleicht sollten wir uns beiden eine Chance geben. Meinst du, das ginge?" Kai hatte sich wieder gefangen. Ein unglaubliches Glücksgefühl stieg in ihm hoch. Er kniete sich neben die Wanne. „Ich denke, das geht. Aber wir sollten es langsam angehen." Es war gut, dass sie jetzt mit offenen Karten spielten. Jetzt musste keiner dem anderen was vormachen. Florian zog sich langsam hoch und stand mit Kais Hilfe auf. Vorsichtig kletterte er aus der Wanne. Kai wickelte ihn sofort in ein großes Handtuch und hielt ihn eine Weile in seinen Armen. Florian genoss die Wärme von Kais Körper. „So ungern ich das sage, aber du musst dich abtrocknen und anziehen. Sonst wirst du kalt." Florian nickte. Er tat es und schlüpfte wieder in Kais Jogginganzug. Dann war er jedoch am Ende seiner Kräfte. Hätte Kai ihn nicht aufgefangen, wäre er ziemlich gestürzt. „Ich schätze, mir geht's doch noch nicht so gut, wie ich dachte." Kai zuckte mit den Schultern, hob Florian hoch und trug ihn ins Wohnzimmer. Er setzte ihn in sein provisorisches Bett und deckte ihn zu. Dann holte er einen Becher Eis aus dem Kühlschrank. Florians Augen leuchteten. „Solche Medizin mag ich", sagte er. Dann rutschte er ein Stück zur Seite und nach kurzem Zögern setzte Kai sich zu ihm. Gemeinsam löffelten sie den ganzen großen Becher leer. Nebenbei schauten sie sich einige der üblichen Vormittagsserien an. „Dallas hab ich ewig nicht mehr gesehen", meinte Kai. „Ich auch nicht. Wie findest du eigentlich Bobby." „Es geht so. Der Typ ist ein Hänfling." „Stimmt." Florian kuschelte sich gegen Kai und schloss die Augen. „Ganz im Gegensatz zu dir." Kai lächelte leicht. Er legte seinen Arm um Florian und zog ihn näher an sich heran. „Sage mal, hast du was dagegen, wenn ich dich Flo nenne? Florian ist mir zu lang." „Nein. Ich habe nichts dagegen. Fauler Deutscher." Die beiden lachten und genossen den Tag im Bett.
Auch die nächsten Tage vergingen in ähnlicher Weise. Florian ging es immer besser. Und als Doktor Maier am Freitag Abend noch einmal vorbeischaute und Florian bestätigte, dass der wieder so gut wie gesund war, freuten sie sich. „Wollen wir am Sonntag ins Kino gehen?", fragte Kai. „Ich lade dich ein." „Ist das ein Date?", fragte Florian lächelnd. Kai sah ihn grinsend an. „Wenn du möchtest." „Ja. Ich bin dabei." Kais Handy klingelte. Es war Heinz. „Du ahnst ja gar nicht, mit wem ich gestern aus war", platzte der sofort raus. „Mit wem denn?", fragte Kai grinsend. Auch Florian hörte zu. „Mit Tanja." „Was? Die Kleine, mit der wir in der Schule waren? Und?" „Nichts und. Ich hab sie ganz brav kurz nach Mitternacht nach Hause gebracht." „Heinz, du klingst so... verliebt." „Na ja. Irgendwie gefunkt hat's schon. Mal sehen was draus wird. Was ist eigentlich mit dir?" „Mit mir?", fragte Kai unschuldig. „Was soll mit mir sein?" „Ich habe versucht, dich im Büro zu erreichen und die sagten, du wärst zu Hause, weil dein neuer Kollege krank ist." „Stimmt. Flo hatte es ziemlich schlimm erwischt. Richtig fiese Grippe." „Och, der Ärmste. Wie geht es ihm denn?" Kai sah Florian an, der schüttelte jedoch den Kopf. „Viel besser. Dank meiner guten Pflege natürlich." „Natürlich. Sonst nichts Neues?", hakte Heinz noch einmal nach. „Nein." Kai grinste breit. „Außer dass Mika mir eine Karte geschickt hat und ich seitdem wieder beim Finnisch lernen bin", lenkte er vom Thema ab. „Schon verstanden, Kai. Du willst nicht darüber reden. Na, ich bin echt schon mal gespannt auf unseren Neuen. Die anderen übrigens auch. Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass RTL einige Veränderungen plant." „Schön. Wir sehen uns dann." „Okay, bis dann." Kai legte auf. „Wir sehen uns wo?", fragte Florian. „Ach, das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt." Kai unterrichtete Florian kurz von der Weihnachtsfeier. „Oh Mann. Jetzt bin ich nervös." „Brauchst du nicht. Es ist wirklich besser, wenn du alle schon mal privat kennen lernst." „Du hast ja recht", gab Florian zu.
Wie geplant gingen sie am Sonntag zusammen ins Kino. Der Film war gut. Sie amüsierten sich köstlich. Kai genoss es, die ganze Vorstellung über Florians Hand halten zu können, ohne dabei blöd angeschaut zu werden. Danach gingen sie zusammen essen. Kai bezahlte alles. Und er lud Florian in eines der teuersten Restaurants ein. Danach schwangen sie sich in Kais Wagen. „Was machen wir jetzt?", fragte Florian. Er war richtig aufgekratzt. „Wir sollten nach Hause fahren. Du warst schließlich die ganze Woche über krank." „Danke, Mama. Also was machen wir jetzt?" Kai sah Florian grinsend an. „Du bist unmöglich. Na gut, ich zeige dir noch kurz einen Club, wo ich öfters hingehe." Er ließ den Motor an und fuhr los. Etwas außerhalb von Köln gab es einen Club, in dem sich vor allem Schwule und Lesben aufhielten. Sie waren hier ungestört und keiner kümmerte sich um den anderen. Der Chef bewahrte äußerstes Stillschweigen über seine Gäste. Als Florian den Laden betrat, blieb er erst mal am Eingang stehen. „Oh", sagte er kurz. Ein ziemlich aufgetakelter Typ kam auf Kai zu und umarmte ihn umständlich. „Hallo Kai. Wer ist dein süßer Freund?" Er hielt Florian seine Hand entgegen. Der schüttelte sie grinsend. „Das ist Florian. Ein neuer Kollege von mir." „Noch ein Star aus dem Fernsehen. Toll. Wir sehen uns." Der Typ ging, nachdem er sich von Kai mit einem Klaps auf den Hintern verabschiedet hatte. Florian lachte, während Kai ihn verwundert ansah. „Was ist so lustig?" „Wer war das?" „Emanuel. Er, sie... was auch immer. Diesem merkwürdigen Wesen gehört der Club." „Er, sie?" „Eigentlich heißt sie Julia." „Heilige... Bist du öfters hier?" „Ja. In Köln hat man es als Schwuler relativ schwer. Ich will auch nicht, dass es rauskommt, dann könnte ich bei RTL einpacken. Also komme ich hierher." Florian nickte. „Verstehe." „Liebe Zuschauer und Gäste", sagte Emanuel plötzlich. Er stand auf einer Bühne. „Wir präsentieren mal wieder erfreut, Christo, den Entpackungskünstler." Die Zuschauer jubelten. Kai zog Florian zu einem Tisch, ganz vorn an der Bar. „Den Typen musst du sehen, der ist echt gut." „Ein Stripper?" „Sicher ein Stripper. Oder was hättest du in so einem Laden erwartet?" Kai nahm Florians Hand und lächelte ihn an. Zusammen sahen sie sich die Show an. Als es vorbei war, saß Florian mit offenem Mund am Tisch. „Wahnsinn", hauchte er. „Hab ich doch gesagt. Er ist gut." „Danke Kai", sagte Christo plötzlich. Er ließ sich auf einen Hocker nieder. „Christo, darf ich dir Florian vorstellen." Der Stripper gab Florian die Hand. Der schaute ihn bewundernd an. „Sie waren toll." Christo lachte. „Danke für die Blumen. Ich hatte einen verdammt guten Lehrer." Er zwinkerte Kai zu und verschwand. Florian sah Kai mit offenem Mund an. „Was war das?" Kai räusperte sich verlegen. „Nun, als ich hierher kam, war ich ziemlich down. Allein in einer fremden Stadt, ohne Freunde. Eines Tages schlug Emanuel mir vor, es doch mal mit Tanzen zu probieren. Ich hatte nicht viel Ahnung, merkte aber sehr schnell, worauf es ankam." „Doch dann hat er diesen blöden Job beim Fernsehen angenommen und seitdem sieht man von ihm nichts mehr", fügte Emanuel hinzu, der gerade hinter die Bar getreten war. „Wieso nicht?" „Ich hatte plötzlich Angst, dass es irgendwie rauskommen könnte." „Ausrede." „Möglich." Kai zuckte mit den Schultern. Florian sah den Besitzer der Bar an. „War er gut?" „Der Beste, Florian. Der Beste. Ein Traum für Männer und Frauen." Florian sah Kai lächelnd an. „Und das willst du mir vorenthalten?" „Ich..." Kai starrte Florian an. Der nahm seine Hand. „Och bitte Kai. Tu es für mich." Kai schluckte hart. „Ich habe auch eine tolle Belohnung für dich." Florian näherte seine Lippen vorsichtig denen von Kai. Sanft küsste er ihn. „Du willst es wirklich sehen?" Florian nickte. Seine Augen strahlten. Kai atmete tief durch, dann stand er auf. „Na gut", sagte er ergeben. „Ich tue es. Nur für dich." Er haucht Florian einen Kuss auf die Lippen. „Juhuuuu", jubelte Emanuel. „Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?" Kai und Florian sahen sich grinsend an. „Fast eine ganze Woche." „Scherzkekse." „Es ist wahr", sagte Florian ernst. „Och wie niedlich. Das nenne ich wahre Liebe. Komm Kai, zeig deinem Freund, was du kannst. Deine Sachen hängen noch hinten." Kai und Emanuel verschwanden hinter der Bühne. Florian nippte an seinem Saft. Alkohol durfte er wegen der Tabletten, die er noch nehmen musste, nicht trinken. Dann trat Emanuel auf die Bühne. „Leute, liebe Gäste. Heute ist ein Freudentag für uns alle, denn eines unserer verlorenen Kinder ist in den Schoß der Familie zurückgekehrt. Zwar nur für heute Abend, doch ich bin auch dafür dankbar. Ihr alle erinnert euch doch noch an die sagenhaften Auftritte von Kai, oder?" Das Publikum jubelte lautstark. Anscheinend war Kai wirklich gut. Florian war echt gespannt. „Und hier ist er wieder. Dank an seinen neuen Freund." Emanuel warf eine Kusshand zu Florian rüber. Einige der Gäste drehten sich um und nickten Florian zu. Der grinste zurück. „Doch jetzt verschwinde ich hier und überlasse die Bühne unserem Star. Los Kai, mach uns fertig." Wieder ertönte lauter Jubel. Es wurde dunkel. Ein Lichtstrahler blitzte auf und beleuchtete eine Person in der Mitte der Bühne. Kai. Er trug enganliegende schwarze Lederklamotten. Sein Gesicht war leicht geschminkt, so dass seine Züge etwas stärker hervortraten. Leise Musik setzte ein und Kai bewegte sich mit geschlossenen Augen über die Bühne. Plötzlich öffnete er sie und starrte Florian direkt an. Der atmete schneller. Er beobachtete jede von Kais katzenhaften Bewegungen. Und Kai war wirklich gelenkig. Langsam schälte er sich aus den Sachen, die er trug. Ein leichter Schweißfilm überzog sein Gesicht und seinen Körper. Am Ende trug er nichts, außer einem schwarzen String-Tanga. Florian schwitzte, so sehr erregte ihn der Anblick seines Freundes. Die Musik hörte auf und Kai verbeugte sich noch ein paar Mal. Das Publikum grölte und forderte eine Zugabe, doch Kai winkte ab. Er sprang von der Bühne und kam zu Florian rüber, der ihn mit offenem Mund anstarrte. „Und?", fragte Kai grinsend. „Du warst sagenhaft", hauchte Florian leise und sah ihm in die Augen. Er schlang die Arme um Kais Hals und küsste ihn. Und dieser Kuss war der erste richtige, den Kai von Florian erhielt. Kai nahm seinen Freund auf den Arm und trug ihn hinter die Bühne. Dort öffnete er eine Tür und schloss sie hinter ihnen wieder ab. Erneut küssten sie sich. Florian spürte Kais Erregung durch den dünnen Tanga. Mit seinen Händen glitt er über Kais Rücken bis zu dessen Po. „Hat dich das Tanzen so scharf gemacht?" „Das und deine heißen Küsse. Du kannst wahnsinnig gut küssen, Flo, weißt du das?" „Bis jetzt hat mir das noch nie ein Mann gesagt." „Dann wurde es aber höchste Zeit." Kai küsste Florian erneut. Der fuhr mit seinen Händen unter den Slip und zog ihn runter. Dann schob er Kai zu einem Bett. Der ließ sich drauffallen. Florian kniete sich zwischen Kais Beine. Er legte sich auf ihn und küsste ihn erneut. Dann wanderte er mit seiner Zunge über Kais Körper. Kai wand sich leicht unter den sanften Berührungen. „Flo", knurrte er. Seine Atmung beschleunigte sich. „Ich hatte dir doch eine Belohnung versprochen", sagte der. „Also, sei etwas geduldiger." Mit diesen Worten umfasste Florians Hand Kais sensibelstes Körperteil und massierte ihn sanft. Kai stöhnte überrascht auf. Florian glitt mit dem Körper weiter nach unten. Mit dem Mund platzierte er kleine Küsse auf Kais steifen Penis. Dann umfasste er ihn ganz und saugte leicht daran. Kai bäumte den Rücken auf. Als Florian auch noch seine Hände zu Hilfe nahm, konnte Kai sich nicht mehr halten. „Flo, ich..." „Pscht", machte Florian. „Lass dich fallen." Erneut widmete er sich seinem Freund. Kais Atem kam stoßweise. Er stöhnte heiser auf, als er kam. Florian schob sich wieder hoch und küsste Kai sanft. Der erwiderte den leidenschaftlichen Kuss. Seine Hände wanderten über den Rücken seines Freundes und zogen ihn dabei langsam aus. Dann drehte er sich rum, so dass Florian unter ihm lag. Erst jetzt unterbrach Kai den Kuss und schaute seinem Freund in die Augen. „Ich liebe dich, Flo", hauchte Kai. Florian lächelte glücklich. „Ich liebe dich auch, Kai. Ich bin so glücklich." Er schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich runter. Erneut fanden sich ihre Lippen. Kai hatte es inzwischen geschafft seinen Liebhaber völlig auszuziehen. Er kniete sich hin und betrachtete ihn eine Weile. „Du hast einen wunderbaren Körper", sagte er anerkennend. „Hast du mal daran gedacht, als Modell zu arbeiten?" „Ich? Nein." „Solltest du vielleicht mal probieren." Florian strich mit seinen Händen sanft über Kais Brust. „Im Moment möchte ich lieber was anderes probieren." Seine Hände glitten nach unten, zwischen Kais Beine. „Hast du dich wieder erholt?" Kai grinste. „Davon kannst du dich gern überzeugen." Er zog Florian hoch und küsste ihn kurz. Dann drehte Florian sich rum und kniete sich vor Kai hin. Er spürte, wie Kai sich ihm näherte. Seine Lippen fuhren über Florians Rücken. Vorsichtig drang Kai in seinen Freund ein. Florian warf den Kopf in den Nacken und stöhnte auf. „Langsam", keuchte er. „Ich hab seit Ewigkeiten keinen Sex mehr mit einem Mann gehabt." „Okay", sagte Kai. Langsam und vorsichtig bewegte er sich in seinem Freund. Florian passte sich Kais Bewegungen schnell an. Seine Hände hatte er in das Bettlaken gekrallt. Er spürte, dass Kais Stöße stärker wurden. Seine Atmung beschleunigte sich. Sie kamen fast gleichzeitig. Erschöpft sank Florian auf dem Bett zusammen. Kai rollte ihn auf den Rücken und sah ihn glücklich lächelnd an. Dann nahm er einen Lappen und machte erst sich, dann Florian sauber. Anschließend schlüpfte er wieder in das Bett. Mit einer alten Decke deckte er sich und Florian zu. Glücklich schliefen sie ein.
Am nächsten Morgen verließen sie schon ziemlich früh den Laden. Kai legte einige Scheine in die Kasse und zog dann die Tür hinter sich zu. Sie fuhren in Kais Wohnung und duschten erst einmal ausgiebig. Nach dem Frühstück fuhren sie gemeinsam zum Sender. Auf dem Flur trafen sie ihren Chef. „Na, haben Sie sich schon ein bisschen in Köln eingelebt?", fragte der. Florian nickte. „Danke der Nachfrage. Mir gefällt Köln wirklich gut." Dann verschwand er in Kais Büro. Der zog ihn in seine Arme. „Nur Köln?" „Na sicher, was denn sonst?" Unschuldig grinste er Kai an. Der gab ihm einen sanften Kuss. „Komm", sagte er dann. „Wir kümmern uns erst mal um dein Büro." „Einverstanden."
Knapp drei Wochen später saßen Kai und Florian in einem ICE nach München. Heute war der 20. Dezember und die beiden hatten vor, sich vor der Feier noch einen schönen Tag und eine schöne Nacht im Hotel zu machen. Da es etwas auffällig gewesen wäre, sich ein Doppelzimmer zu nehmen, hatte jeder ein Zimmer reserviert. Praktischerweise lagen die Zimmer nebeneinander. Florian ging dann auch sofort, nachdem der Hotelpage verschwunden war, in Kais Zimmer. Sein Koffer stand zur Tarnung in seinem eigenen Zimmer. „Das sind ja halbe Wohnungen", staunt Florian, als er Kais Zimmer unter die Lupe genommen hatte. Kai lächelte leicht. Er war diesen Luxus gewöhnt. Florian eigentlich auch, aber er hatte eben lange darauf verzichten müssen. Kai legte für sich ein Versprechen ab. Er schwor sich, Florian so viel Freude wie möglich zu schenken. Er wollte etwas von dem, was man ihm angetan hatte, wieder gut machen. Florian lag im Schlafzimmer auf Kais Bett. „Kai", rief er. „Komm mal her." Neugierig ging der in das Zimmer. Florian hatte sich mit einer Rose im Mund hingelegt und ein Zettel lag auf seiner Brust. Kai nahm den Zettel. Er gehörte zu der Champagnerflasche, die neben dem Bett stand. „Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und erholsame Stunden in unserem Hotel." Kai lachte. Dann legte er sich neben Florian. „Über das erholsam müssen wir noch reden." Er küsste ihn, nachdem er die Rose auf den Nachttisch gelegt hatte. „Warum reden?" , fragte Florian verführerisch. Die beiden Männer versanken in einem innigen Kuss. Und sehr erholsam wurde die nachfolgende Nacht wirklich nicht. Am nächsten Morgen ließen sie sich das Essen aufs Zimmer bringen. Eigentlich war es schon Mittag. Danach wurde es langsam Zeit sich auf die Feier vorzubereiten. Florian verschwand in seinem Zimmer und kam eine Stunde später geschniegelt und gebügelt wieder. Als Kai ihm die Tür öffnete, staunte er. „Du siehst klasse aus." Er ließ ihn rein und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Florian trug einen schwarzen Anzug, mit Krawatte und blitzenden Schuhen. Kai war noch am Überlegen und lief deshalb in Unterwäsche im Zimmer rum. Florian setzte sich auf das Sofa und sah ihm zu. Schließlich entschied sich Kai auch für einen Anzug. Umständlich versuchte er, sich die Krawatte zuzubinden. Eine Weile sah Florian ihm grinsend zu, dann half er ihm. „So, fertig", sagte er schließlich. „Du siehst toll aus. Nicht ganz so erotisch wie im Blue Star, aber toll." „Das kommt auf die Bewegungen an. Auch aus diesem Anzug kann man was machen." Kai ließ ein paar Mal verführerisch die Hüften kreisen. „Okay, okay", sagte Florian und drehte sich weg. „Ich glaube es dir." Kai umarmte ihn von hinten und hauchte ihm einen Kuss auf den Hals. „Komm", sagte er. „Wir müssen runter." Florian nickte und atmete tief durch. „Was ist?", fragte Kai. „Ich bin nervös, Mann", fauchte Florian leicht gereizt. Kai zog ihn in seine Arme und küsste ihn leicht. „Brauchst du nicht. Die sind eigentlich alle ganz nett. Und den Rest ignorierst du." „Okay." Zusammen gingen sie zum Fahrstuhl und fuhren nach unten, wo es einige Konferenzräume und einen großen Saal gab. Dort waren bereits einige Leute der F1 - Branche versammelt. In der Tür blieb Florian wie angewurzelt stehen. Seine Hand streifte leicht die von Kai. Der nickte ihm aufmunternd zu. Dann sah er sich im Saal um. Er entdeckte Heinz-Harald. Der sah gerade in Richtung Tür, winkte Kai zu und ging mit zwei Gläsern Champagner auf die neuen Gäste zu. Er gab sie Kai und Florian. „Schön, dass ihr endlich da seid", sagte er lächelnd. Er begrüßte Kai mit einer kurzen Umarmung. Dann wand er sich Florian zu. Nach einem kurzen Blick nach hinten, ob auch niemand zuhörte, gab er Florian die Hand. „Hi, freut mich dich kennen zu lernen, Florian. Kai hat mir eine Menge von dir erzählt." Florian schluckte: „Hi", sagte er mit einem schiefen Lächeln. Kai hob das Glas. „Auf die nächste Saison", sagte er. „Und auf die Veränderungen." Heinz und Florian stießen mit ihm an und tranken. Zwei Frauen kamen auf die Männer zu. Eine hängte sich bei Heinz ein. Die beiden sahen sich verliebt an. Kai registrierte das mit einem kurzen Lächeln. „Hallo Tanja", sagte er kurz. Er stellte Tanja und Florian einander vor. Dann sah er die andere Frau an. Er überlegte. „Erja, nicht wahr?" Die Frau nickte und gab Kai die Hand. Der wand sich zu Florian um. „Die Dame ist die einzige, die es schafft, Mika zu zähmen." Florian nickte und begrüßte Erja. Eine Weile unterhielten sie sich. Dann holte Mika seine Freundin ab. Er wechselte ein paar Worte auf Finnisch mit Kai. Mika lächelte und nickte anerkennend. „Nicht schlecht", sagte er dann auf Deutsch und verschwand. Kai sah ihm kopfschüttelnd nach. „Das ist doch totaler Blödsinn", sagte plötzlich ein ziemlich aufgeregter Niki Lauda. Alle drehten sich zu ihm um. Der befand sich mitten in einem Streitgespräch mit Norbert Haug und Gerhard Berger. Sie diskutierten über einen Unfall, den Senna irgendwann einmal mit Prost gehabt hatte. Das ging eine ganze Weile hin und her. Schließlich drehte sich Niki sauer um und suchte bei den Umstehenden nach Unterstützung. Sein Blick fiel auf Florian. „Was meinen Sie denn dazu?", fragte er ihn. Florian schluckte leicht. Dann ging er auf die drei Streithähne zu. „Die Kollision, von der Sie reden, war 1987 bei dem Rennen in Monaco. Es hatte geregnet und die Strecke war gerade dabei abzutrocknen. Sennas Motor ging kaputt und er verlor Öl. Auf diesem Öl drehte sich Prost und schubste dabei auch Senna von der Strecke. Es war ein ganz normaler Unfall." Damit hatte er allen dreien den Wind aus den Segeln genommen. Kai trat neben Florian. „Jetzt weiß ich, warum der Chef unbedingt dich haben wollte." Niki ging ein Licht auf. „Ach, Sie sind der neue Moderator bei RTL. Willkommen im Irrenhaus Formel 1." Er gab Florian die Hand. „Ahnung von Ihrem Job haben Sie ja, das muss man Ihnen lassen." „Danke", sagte Florian lächelnd. Auch die anderen begrüßten ihn jetzt. Damit war das Eis gebrochen. Heinz zog Kai ein Stück von den anderen weg. „Sage mal, wo kommt Florian eigentlich her?" „Wieso?" „Er wirkt auf mich irgendwie scheu. Als hätte er Angst, dass irgend jemand rausfindet, dass er gar nicht hierher gehört. Außerdem hat er einen ganz leichten osteuropäischen Akzent." „Anscheinend habe ich dir zu viel beigebracht." Kai nickte ergeben. „Flo ist Kroate. Aber behalt's für dich. Er ist ein Kriegsflüchtling und hat eine Menge durchgemacht." „Oh, verstehe. Ich kann schweigen." Er lächelte Kai an. „Anscheinend geht es dir ja ziemlich gut. Du siehst wahnsinnig glücklich aus." Kai beugte sich zu seinem Freund runter und flüsterte ihm ins Ohr. „Ich bin wahnsinnig verliebt." „Schön für dich. Freut mich echt. Und Florian? Erwidert er deine Gefühle?" Kai nickte kurz und strahlte Heinz an. „Ja. Das tut er." Heinz schlug seinem Freund auf die Schulter. „Herzlichen Glückwunsch." „Du siehst ja auch nicht gerade unglücklich aus", sagte Kai. In seinen Augen funkelte es. „Halte dich ja von Tanja fern, mein Lieber. Ich sag dir schon rechtzeitig Bescheid, wenn ich einen Trauzeugen brauche." Grinsend erwiderte Kai: „Ist gut. Auch wenn's schwer fällt." „Kleiner Tipp. Halte dich an Michael und Corinna. Da höre ich Hochzeitsglocken läuten." „Was?" Kai war echt erstaunt. Heinz nickte und ging. „Von mir weißt du nichts." Kai sah sich nach Florian um, der immer noch von Niki in Beschlag genommen wurde. Der versucht, dem Zuwachs einige österreichische Worte beizubringen. Die Leute, die ringsherum standen, lachten sich die Sandalen krumm. „Ihr seid herrlich." Norbert Haug hielt sich den Bauch. Er sah Florian an. „Was meinen Sie, als neuer Experte. Wer wird dieses Jahr Weltmeister?" Florian überlegte. „Ich tippe auf Michael Schumacher." „Ach wo", sagte Niki. „Bestimmt Hill." „Glaube ich nicht", entgegnete Florian. „Wetten das doch. Immer diese Grünschnäbel." Erneut lachten alle. Auch Kai, der sich inzwischen mit dazugestellt hatte. Norbert sah ihn an. „Und was sagt der Langzeitexperte? Bis zu welchem Jahr weißt du es?" „Wissen? Gar nicht", sagte Kai. „Ich rate auch bloß." „Und was rätst du?", fragte Michael. Er stand jetzt neben Kai und sah ihn herausfordernd an. Kai erwiderte den Blick. „´95 du. ´96 Hill. ´97 Villeneuve. ´98 und ´99 Häkkinen. ´00 und ´01 wieder du." „Das ist gewagt." Norbert Haug zog einen Block aus der Tasche und schrieb alles auf. „Und du meinst wirklich, Mika hat eine Chance so schnell ganz nach oben zu kommen?" „Ich bin mir sicher. In ihm steckt Potential." „Warum nicht schon in diesem Jahr?", fragte Niki. Kai zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung", sagte er. „Mika und dieses Jahr. Da habe ich kein gutes Gefühl." Norbert Haug winkte ab. „Ach. Du und deine Gefühle." „Na ja", sagte Heinz. „In den letzten vier Jahren hatte er immer Recht." Florian sah ihn erstaunt an. „Ach, echt?" Kai nickte und grinste verlegen. „Zufall." „Vier Mal?" „Großer Zufall." Die anderen lachten. „Sieht man Sie eigentlich auch mal an der Strecke, Florian. Oder verstecken Sie sich in einem kleinen Studio." „Eigentlich ist es geplant, dass ich auch hin und wieder von einigen Strecken aus moderieren soll. Das wird sich zeigen." „Wie ich den Sender kenne, bist du live in Hockenheim, am Nürburgring, am A1-Ring und am Hungaroring." Florian sah Kai fragend an. „Wieso da?" „Dort sind die Hotels und das Essen am Billigsten." Alle lachten. „Ich würde mir gern einmal die Strecke in Frankreich anschauen", gestand Florian. „Das soll so schön ruhig sein." „Magny-Cours", sinnierte Kai ernst. „Da wo die Boxenluder Stützstrümpfe tragen." Damit ging er zum Buffet. Die anderen sahen sich an und lachten. Als sie sich wieder beruhigt hatten, sagte Niki: „Deshalb mögen wir ihn. Er ist anders als normale Reporter." „Ich sehe hier keine anderen Reporter", stellte Florian fest und sah sich um. Norbert nickte. „Eben. Kai ist der Einzige, der regelmäßig an unseren Feten teilnimmt. Er kann nämlich den Mund halten und nutzt unser Vertrauen nicht aus. Ansonsten gibt es eine ziemlich strenge Trennung zwischen den Fernsehleuten und den Fahrern und Teamangehörigen." „Wow, da kann Kai sich ja richtig was drauf einbilden." „Kann er", sagte Gerhard Berger grinsend. „Und er hat sich das hart erarbeitet. Woher kennen Sie und Kai sich eigentlich?" „Nur vom Sender", sagte Florian ernst. „So. Sie wirken, als ob sie sich schon ewig kennen." „Die gleiche Wellenlänge", sagte Florian mit einem leichten Schulterzucken. Dann ging er zu Kai, während die anderen über den Scherz lachten. „Der war gut", sagte Kai. „Danke. Ich schätze, diese Art von Humor habe ich mir bei dir abgeguckt." „Möglich", sagte Kai und suchte auf dem Tisch herum. „Das Essen hier ist immer Klasse." „Das stimmt", sagte Norbert Haug. Auch Gerhard, Niki, Michael und Heinz mit Freundin standen jetzt am Buffet. Mika und Erja standen mit einigen anderen Fahrern etwas weiter weg. „Florian?", fragte Niki. Der sah ihn fragend an. „Wann fängt Ihre Sendung eigentlich an? Schon beim Rennen in Melbourne oder erst in Brasilien?" „Ab Melbourne, wieso?" Auch Kai sah ihn jetzt erstaunt an. „Melbourne? Na, ich weiß ja nicht. Hast du mal die Zeitverschiebung berücksichtigt?" Florian schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich." Kai rechnete kurz nach. „Das Rennen startet um 14 Uhr Ortszeit. Das heißt, hier in Deutschland läuft es um vier Uhr morgens." „Fröhliches Aufstehen", murmelte Niki. „Das wäre nichts für mich." „Ich hab damit keine Probleme", sagte Florian. „Und die Zuschauer?" „Wir werden sehen." So verging der Abend und ein Teil der Nacht. Es war fast vier Uhr, als Kai und Florian sich zurückzogen. Unauffällig verschwanden sie in Kais Zimmer. Todmüde fielen sie ins Bett und schliefen bis zum nächsten Nachmittag. Weihnachten verbrachten sie zusammen in der Karibik. Kai hatte Florian dazu überredet und der genoss es sichtlich. Sylvester waren sie wieder in Köln. Nach einigem Hin und Her entschieden sie sich dafür, im Blue Star zu feiern. Florian fing an, die Leute dort wirklich zu mögen. Es war eine Familie, bei der sich die beiden wirklich heimisch fühlen konnten. Es wurde ein sehr schöner Abend. Kai legte nach einigem Zureden noch einmal eine Stripteasenummer hin. Florian genoss es, ihm dabei zuzusehen. Dass auch andere Leute seinen Freund beobachteten, störte ihn nicht, denn nur er durfte Kai danach belohnen. Florian war glücklich. Seine Großmutter hatte recht gehabt, als sie ihm versprochen hatte, er würde in Deutschland sein Glück finden.
So Kitty ich hab dir ein ausführliches Kommi versprochen und das sollt Du auch bekommen *g*
Dann fang ich mal an: Also ich nichts schwachsinniges, was Du ja befürchtet hast…Aber da ich mich in diesem Bereich (Krieg in Kroatien) nicht auskenne, sag ich dazu nichts mehr…Nur: Du hast die Gefühle von Flo (jetzt nenn ich ihn auch noch so *g*) sehr eindrucksvoll beschrieben und ich leide mit ihm mit…(wann tue ich das eigentlich nicht;) ) Es ist immer wieder süss zu lesen, wie die beiden zueinander sind*g* Sie entwickeln sich zu meinem absoluten Traumpaar *g* Du beschreibst die Gefühle der beiden sehr schön, so dass man als Leser sich gut in die beiden hineinversetzen kann.
Das geilste war ja wohl der Strip von Kai…Woher nimmst Du nur die Ideen? Hat er das mal echt gemacht? Weil, ich entsinne mich, dass es mehrere Storys gibt, wo Kai sich entblättert *g* Aber ehrlich: DAS würd ich auch sehen wollen *sabber sigh*
Aber ein Kommentar zu diesem einen Stripper: „Der Entpacker“ *mich schieflache* Herrlicher Name….In deinen Storys kommt man vom Leid ins Staunen und dann ins Schmunzeln und zwischendurch kann man schwärmen *Daumen nach oben*
Was ich mich frage: Gibt’s diesen Club in Köln echt? Denn er wird in fast jeder Story bisher erwähnt…Oder täuscht das? Aber ich LIEBE Emanuel, diese Figur ist echt zum Schießen!!!!! Bitte mehr von ihm/ihr*g*
Was mir besonders gut gefällt: Man erfährt was über die Fahrer und wie die F1 so läuft…Was besonders für einen Laien wie mich super ist. Aber die Story ist älter ja? Weil Michael und seine Frau noch nicht verheiratet sind… Aber total cool…Man lernt sie privater kennen. Und sie werden mir immer menschlicher…
Muss ich noch was über deinen Schreibstil sagen? Ok…Dann tu ich das *g* Dein Schreibstil ist lebendig und fesselt. Man fühlt sich in die Story hineinversetzt. Man leidet mit den beiden mit, lacht und freut sich.
Wenn ich deine Storys lese, bin ich eine ganze Weile nicht ansprechbar, so gefesselt bin ich.
Und dank dir fang ich an, die Formel 1 zu lieben;)
Ich hoffe, dass die beidem diesmal heiraten und glücklich werden….
Zurück zu Flo: Mir tut er echt leid, was er alles erdulden musste und sehen musste….Ich wünsche ihm, dass er mit Kais Hilfe das eines Tages etwas überwinden kann, auch wenn das tief sitzt und viele Narben auf der Seele hinterlässt. Ich hoffe auch, dass sie das Geld von ihm zurückbekommen, schließlich gehört ihm das ja.
Lass mich überlegen, ob es noch was zur Story zu sagen gibt….Nein ich denke nicht, ausser:
Zitat von gummibaerchen12345So Kitty ich hab dir ein ausführliches Kommi versprochen und das sollt Du auch bekommen *g*
Dann fang ich mal an: Also ich nichts schwachsinniges, was Du ja befürchtet hast…Aber da ich mich in diesem Bereich (Krieg in Kroatien) nicht auskenne, sag ich dazu nichts mehr…Nur: Du hast die Gefühle von Flo (jetzt nenn ich ihn auch noch so *g*) sehr eindrucksvoll beschrieben und ich leide mit ihm mit…(wann tue ich das eigentlich nicht;) ) Es ist immer wieder süss zu lesen, wie die beiden zueinander sind*g* Sie entwickeln sich zu meinem absoluten Traumpaar *g* Du beschreibst die Gefühle der beiden sehr schön, so dass man als Leser sich gut in die beiden hineinversetzen kann.
Das geilste war ja wohl der Strip von Kai…Woher nimmst Du nur die Ideen? Hat er das mal echt gemacht? Weil, ich entsinne mich, dass es mehrere Storys gibt, wo Kai sich entblättert *g* Aber ehrlich: DAS würd ich auch sehen wollen *sabber sigh*
Aber ein Kommentar zu diesem einen Stripper: „Der Entpacker“ *mich schieflache* Herrlicher Name….In deinen Storys kommt man vom Leid ins Staunen und dann ins Schmunzeln und zwischendurch kann man schwärmen *Daumen nach oben*
Was ich mich frage: Gibt’s diesen Club in Köln echt? Denn er wird in fast jeder Story bisher erwähnt…Oder täuscht das? Aber ich LIEBE Emanuel, diese Figur ist echt zum Schießen!!!!! Bitte mehr von ihm/ihr*g*
Was mir besonders gut gefällt: Man erfährt was über die Fahrer und wie die F1 so läuft…Was besonders für einen Laien wie mich super ist. Aber die Story ist älter ja? Weil Michael und seine Frau noch nicht verheiratet sind… Aber total cool…Man lernt sie privater kennen. Und sie werden mir immer menschlicher…
Muss ich noch was über deinen Schreibstil sagen? Ok…Dann tu ich das *g* Dein Schreibstil ist lebendig und fesselt. Man fühlt sich in die Story hineinversetzt. Man leidet mit den beiden mit, lacht und freut sich.
Wenn ich deine Storys lese, bin ich eine ganze Weile nicht ansprechbar, so gefesselt bin ich.
Und dank dir fang ich an, die Formel 1 zu lieben;)
Ich hoffe, dass die beidem diesmal heiraten und glücklich werden….
Zurück zu Flo: Mir tut er echt leid, was er alles erdulden musste und sehen musste….Ich wünsche ihm, dass er mit Kais Hilfe das eines Tages etwas überwinden kann, auch wenn das tief sitzt und viele Narben auf der Seele hinterlässt. Ich hoffe auch, dass sie das Geld von ihm zurückbekommen, schließlich gehört ihm das ja.
Lass mich überlegen, ob es noch was zur Story zu sagen gibt….Nein ich denke nicht, ausser:
Weiter bitte!!!!
PS: Sorry für das lange kommi….*g*
Danke für deine Mühe. Mit so einem Feedback kann ich natürlich was anfangen *freu*. Freut mich, dass ich es schaffe deine Neugier für diese dir völlig fremde Welt zu erwecken. Dann müssen diese Stories ja doch besser sein, als ich dachte *breitgrins*. Was diese Dinge angeht, die sich immer wiederholen... die Strips, das Blue Star, bestimmte Details wie meine Idee, dass Flo Kroate ist, Namen von Soldaten, die immer wieder auftauchen... es sind meine Versuche, die Realität und meine Phantasien zu verwischen und teilweise ist es mir so gut gelungen, dass ich selber nicht ganz weiß, was hab ich mal irgendwo gehört und gelesen und was ist erfunden. Aber insgesamt hab ich mir ein kleines eigenes Formel 1 - Universum aufgebaut und da sind einige meiner Ideen halt zu Tatsachen geworden, zum Beispiel das Blue Star mit seinem Leiter Emanuel. Oder halt die Idee, das Wirt von Kneipen bei mir oft Benny heißen usw. Was den Strip von Kai angeht *rotwerd* das fällt definitiv unter eigene Phantasien. Er hat ja seine eigene Sendung: Formel Exclusiv und da ist er mal in Badehose rumgehopst. Der Typ hat schon nen geilen Körper... nur was die Klamotten darüber angeht.. da kann man sich streiten. Was ich lustig fand, waren Tatsachen, die ich in meinen Stories erfunden habe, wo sich später aber rausgestellt hat, dass sie doch wahr sind. Da staunt man dann als Schreiber nicht schlecht. Danke noch mal fürs Kommi und ich hoffe, ich konnte einige deiner Fragen beantworten. Nen neuen Teil gibt es morgen.
So, da ich nichts mit mir anzufangen weiß, hier noch ein neuer Teil:
So vergingen die Wochen und die Zeit rückte näher, in der die Rennsaison anfing. Florian freute sich auf den Job. Aber er vermisste Kai jetzt schon, obwohl der noch gar nicht weg war. Kai lief in der Wohnung herum und packte seine Sachen. „Hoffentlich vergesse ich nichts Wichtiges." Florian half ihm ein bisschen und versuchte den Rest der Zeit, ihm nicht im Weg zu stehen. Es war Montag Abend. Kais Flug ging kurz nach Mitternacht. Er hatte es so weit wie möglich rausgezögert, damit er viel Zeit mit Florian verbringen konnte, aber er musste unbedingt Mittwoch Nachmittag in Melbourne sein, sonst bekam er Ärger mit seinem Chef. Kai stellte seinen Rucksack neben die Tür und ging ins Wohnzimmer zurück, wo Florian saß und traurig auf den Boden blickte. Kai ging zu ihm und umarmte ihn. Florian klammerte sich an ihn, wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. Tränen standen in seinen Augen. Kai zog ihn sanft auf die Füße und sah ihn an. „Ich bin in drei Wochen wieder hier, mein Schatz." Sanft küsste er ihn. Florian schluckte schwer. Er konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Kai drückte ihn fest an sich. Auch er hatte feuchte Augen. Noch nie war ihm ein Abschied so schwer gefallen. „Ich liebe dich, Florian", sagte Kai leise. Der sah ihn an. „Ich liebe dich", wiederholte der Reporter noch einmal. Florian schloss die Augen und küsste Kai. Nach einer Weile trennte Kai sich von ihm. „Ich muss los, sonst verpasse ich meinen Flieger." Florian schluckte und nickte. „Ruf an. Versprich es mir." „So oft ich kann." „Ich liebe dich, Kai." Kai hauchte ihm noch einen Kuss auf die Stirn und ging dann. Florian blieb lange auf der Couch sitzen.
Kai hielt sein Versprechen. Er meldete sich einige Male bei Florian und es wurden immer sehr lange Gespräche. Der Sonntag war für beide ziemlich schwierig. Es war schwer, miteinander zu reden, ohne sich dabei zu verraten. Doch es ging. Florian schafft seine erste Sendung. Er fand sich ganz gut und sein Chef anscheinend auch. Der rief nämlich in der ersten Werbepause an, um Florian zu gratulieren. Danach schaute sich Florian mit den Fans im Studio das Rennen an. Es war ein normales Rennen. Nichts Überwältigendes, aber schön. Bis zu dem Moment, als Mika Häkkinens Wagen plötzlich an einer Kamera vorbeischoss und sich nach mehreren Überschlägen in einen Reifenstapel bohrte. Das Rennen wurde abgebrochen. An der Strecke herrschte ein heilloses Durcheinander. Gebannt verfolgte Florian die Übertragung. Er hoffte, etwas Näheres über Mikas Zustand zu erfahren. Dem ging es anscheinend nicht gut. Man holte ihn nach einigen Problemen aus seinem Auto und brachte ihn mit einem Hubschrauber weg. Die Strecke wurde gesäubert, das Rennen neu gestartet. Florian verdrängte die Sorge um Mika für einen Moment und konzentrierte sich so gut es ging auf das Ende des Rennens. Die Siegerehrung verlief alles andere als fröhlich. Mika war ein sehr beliebter Rennfahrer. Alle waren geschockt und niemand wusste etwas Genaues. Florian sorgte dafür, dass er eine Leitung zu Kai bekam. Dessen Gesicht erschien auf dem Bildschirm. „Weißt du was Neues von Mika Häkkinen?", fragte Florian sofort zu Beginn seiner Sendung. Kai schüttelte den Kopf. „Ich werde mich gleich mit Norbert Haug und Ron Dennis treffen. Vielleicht wissen die schon was passiert ist." Florian bewunderte Kai für dessen Coolness. Aber er sah auch die Sorge in den Augen seines Freundes. „Ich habe mich vorhin kurz mit Erja unterhalten können. Sie ist mit Mika ins Krankenhaus geflogen. Allerdings wollte sie nicht, dass das Interview gesendet wird. Sie wusste auch nur, dass Mika sich ein böses Schleudertrauma zugezogen hat. Er musste einmal wiederbelebt werden und liegt im Moment im Koma. Ich melde mich später noch mal." Florian nickte. Die Verbindung wurde getrennt. Ernst sah der Moderator in die Kamera. „Wir werden jetzt noch einmal das Rennen Revue passieren lassen. Vielleicht kann man danach ein paar mehr Fragen zu diesem schrecklichen Unfall beantworten." Mit gezwungener Ruhe erläuterte Florian noch einmal die wichtigsten Szenen bis zu dem schweren Unfall. Kai hatte es inzwischen geschafft, Ron und Norbert ans Mikro zu bekommen. Florian übergab das Wort an ihn. Norbert Haug erklärte, dass der Unfall durch eine explodierte Bremsscheibe verursacht wurde. „Mika konnte nichts machen. Er war nur Passagier in seinem Wagen." „Wir hoffen, dass alles glatt geht", sagte Ron Dennis. Er sah sehr besorgt aus. Florian spulte den Rest des Programms ab und setzte sich dann noch mal mit Kai in Verbindung. Der stand mit einem Mann zusammen, den Florian schon einmal gesehen hatte, aber er konnte sich nicht an ihn erinnern. „Das ist Sid Watkins. Er ist sozusagen der Hausarzt hier an den Strecken. Er war zuerst bei Mika Häkkinen. Dr. Watkins, was für ein Bild bot sich Ihnen?" „Es sieht nicht gut aus. Mikas Helm hat dem Druck nicht standgehalten und ist gerissen. Das dürfte nicht passieren. Mika hat sich dadurch ein schweres Schleudertrauma zugezogen." „Für alle Nichtmediziner. Was bedeutet das?" „Es ist eine schwere Gehirnverletzung. Er liegt jetzt in einem Krankenhaus in Melbourne. Wir werden abwarten müssen, ob er sich wieder erholt. Ärzte sind da leider völlig machtlos. Da muss Mika ganz allein durch." Die nächste Frage fiel Kai sehr schwer. „Wie stehen seine Chancen?" Dr. Watkins zuckte mit den Schultern. Er zögerte lange. „30 zu 70, wenn ich optimistisch bin." „Danke." Dr. Watkins ging. Kai schluckte, dann sah er in die Kamera. „Mika ist ein Kämpfer. Ich wünsche ihm alles Gute." „Wir auch", riefen Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen, die gerade an Kai vorbeiliefen. Florian nickte und das Bild verschwand. „Diesen Wünschen kann ich mich nur anschließen. Damit beende ich die heutige Sendung und wir werden natürlich weiter verfolgen, wie es Mika Häkkinen geht und Sie, liebe Zuschauer, auf dem Laufenden halten."
Nach dem Rennen in Brasilien gab es das erste Mal auswertbare Zuschauerreaktionen und Quoten. Da das Rennen auch in Brasilien um 14 Uhr Ortszeit stattgefunden hatte, lief es in Deutschland am Abend zur besten Sendezeit. Am Dienstag wurde Florian von seinem Chef angehalten. „Herzlichen Glückwunsch, Florian. Du warst Spitze." „Danke", sagte der. Als sein Chef ihm sagte, wie viele Menschen sich die Berichte angeschaut hatten, strahlte Florian. Fröhlich ging er zu seinem Büro. Er pfiff vor sich hin, als er es betrat. „So vergnügt?", fragte eine wohlbekannte Stimme. Florian drehte sich um und starrte Kai an, der gerade aus seinem Büro lugte. Freudestrahlend ging Florian zu ihm, schloss die Tür hinter sich ab und warf sich Kai an den Hals. Der hielt ihn lange fest. „Ich hab dich vermisst", sagte er mit rauher Stimme. Tränen glitzerten in seinen Augen. „Ich dich auch", flüsterte Florian. Auch in seinen Augen schimmerte es verdächtig. Hungrig küssten sie sich. Als sie sich endlich voneinander trennten, waren sie ziemlich außer Atem. Kai sah völlig erledigt aus. „Wo kommst du her?", fragte Florian. „Melbourne. Ich habe noch kurz bei Mika vorbeigeschaut", antwortete Kai ernst und gähnte. „Es gibt nichts Neues von ihm." „Furchtbar." Kai nickte. „Warum hattest du so gute Laune, als du dein Büro betreten wolltest?" Florian lächelte leicht. „Ich hab die Zuschauerquoten erfahren." „Und?", fragte Kai neugierig. „Um die neun Millionen beim Vorbericht und weit über zwölf beim Nachbericht." „Klasse", rief Kai erfreut. Stürmisch umarmte er Florian. „Hoffentlich hast du die Sendungen aufgenommen. Ich will sie mir gern mal ansehen." „Hab ich", sagte Florian. „Lass uns nach Hause fahren. Wir haben viel nachzuholen und nicht viel Zeit dafür." Kai nickte und küsste seinen Freund. „Da hast du recht."
Die folgenden Rennen verliefen weitgehend normal. Von Mika hörte man lange Zeit nichts. Er lag nach wie vor in Melbourne in der Klinik im Koma. Sein Zustand war unverändert. Kai hatte ihn drei Mal besucht, was allerdings vorerst niemand erfuhr. So kam das Ende der Saison. Die gesamte Formel 1 war in Suzuka und jubelte mit dem neuen und alten Weltmeister Michael Schumacher, der nebenbei auch noch seine Freundin Corinna geheiratet hatte. Kai hatte das als Erster gewusst. Und jeder wollte wissen, woher. Nach dem Rennen war Kai gerade in ein Gespräch mit Michael vertieft, als sich sein Handy meldete. Etwas verwirrt schaute Kai es an, dann ging er ran. Ein strahlendes Lächeln legte sich über sein Gesicht. Michael versuchte mitzuhören. Er war genauso neugierig wie Kai. Der reichte ihm das Handy. In seinen Augen schimmerten Tränen. Freudentränen. „Ist für dich", sagte er mit leiser Stimme. Michael nahm es. „Ja?", meldete er sich. „Mika?" Jetzt hatte er die Aufmerksamkeit der anderen auf sich gezogen. Michael lächelte. „Danke", sagte er, natürlich auf Englisch. „Ich freue mich drauf." Kai nahm das Handy an sich. „Und, was sagt er?" „Er hat mir gedroht. Ab dem nächsten Jahr will er richtig angreifen." Er strahlte mit Kai um die Wette. Die Neuigkeit sprach sich schnell rum und innerhalb weniger Minuten gab es nur noch ein Thema. „Da sieht man es mal wieder", sagte Kai. „Wie ein Anruf doch alles verändern kann. Mika geht es gut. Er ist wieder völlig gesund und wird ab der nächsten Saison wieder fleißig angreifen. Er kann es kaum noch erwarten wieder in ein Auto zu steigen. Das war's für dieses Jahr. Ich wünsche den Zuschauern eine angenehme F1 - freie Zeit." „Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen", sagte Florian mit einem Lächeln. „Auf Wiedersehen, liebe Zuschauer."
Als die Sendung vorbei war, setzte sich Florian in die nächste Maschine nach Japan und traf sich dort mit Kai. Langsam verstand er, warum der dieses Land so mochte. Es war wirklich sehr beeindruckend hier. Und sie hatten endlich mal wieder richtig Zeit für sich.
Zur Weihnachtsfeier fuhren sie natürlich auch. Es herrschte der übliche Trubel. Norbert zog seinen Block hervor und strich das Jahr ´95 durch. „Und Kai hatte mal wieder Recht mit seinem Tipp. Langsam wird das unheimlich." Kai lachte. „Mir auch. Florian hatte auch auf Schumacher gesetzt." „Stimmt. Glückwunsch. Gewinne gibt's leider nicht." „Macht nichts", sagte Florian. „Nu gucke da", sagte Gerhard plötzlich und schaute zur Tür. Dort stand Mika Häkkinen mit Erja an der Hand und grinste breit. „Hi", sagte er in Richtung von Kai. Der ging zu ihm und umarmte ihn vorsichtig. „Na, alles wieder normal?", fragte er ihn auf Finnisch. Mika nickte. „Es geht mir gut." Er lächelte. „Danke für deine Besuche im Krankenhaus", fügte er auf Englisch hinzu. Einige der Umstehenden starrten Kai an. Der zuckte mit den Schultern. „Keine Ursache. Einer musste dich doch auf dem Laufenden halten." Dann begrüßte er die anderen. Natürlich auch Florian. „Jage uns ja nie wieder so einen Schrecken ein, verstanden?", sagte der auf Englisch. Mika lachte und nickte. „Ich werde mich... wie sagt man... zurückhalten." „Dein Deutsch ist hervorragend", lobte Kai. „Hat das einen Grund?" „Ich bin viel hier in Deutschland. Da ist es nicht schlecht. Eine deutsche Autofirma hat mit mir und Erja einen Werbefilm gedreht." „Cool, was für eine?" „Mercedes natürlich", sagte Mika grinsend. Kai schüttelte den Kopf. „Natürlich. Kann man die auch mal sehen?" Mika zog eine Videokassette aus der Tasche und gab sie Kai. Der ging damit in sein Zimmer. Als er wiederkam, lachte er immer noch. „Herrlich, Mika, absolut herrlich. Ihr beide habt Talent." „Wir wollen das auch sehen." Niki sah Kai fordernd an. Der sah sich um und entdeckte einen Fernseher. Er schaltete ihn ein, schob das Video rein und stellte es an. Alles versuchten etwas zu sehen. Und alle lachten laut.
Weihnachten verbrachten Kai und Florian in den verschneiten Bergen Alaskas. Kai hatte dort eine Hütte gemietet. Zu Sylvester waren sie wieder in Köln im Blue Star. Das wurde langsam zu einer Tradition. Auch, dass Kai erneut einen Striptease hinlegte. Und Florian fand, dass Kai jedes Jahr besser wurde. Danach zogen sie sich, wie gewöhnlich, in Kais Garderobe zurück und liebten sich.
Die Zeit verging, die nächste Saison fing an. Es ging alles seinen gewohnten Gang. Und Florian war bei fast allen Rennen, die in Europa stattfanden, live dabei. So auch in Ungarn. Er bummelte gemütlich mit Kai durch den Paddockbereich, als ihm ein Besucher auffiel, der sich mit einigen Fahrern unterhielt. Langsam ging er näher heran. „... und deshalb ist es für unsere arme Bevölkerung sehr schwer, wieder auf die Beine zu kommen." „Die Amerikaner haben bei Ihnen ziemlich gewütet, nicht?", fragte Michael. „Ja. Aber es musste sein, damit Milosevic endlich abgesetzt werden konnte. Der Mann hat viel Unglück über die Serben gebracht." „Und was ist mit den Albanern und den Kroaten?" „Die Albaner hatten sich Land von unseren Bauern widerrechtlich angeeignet. Das mussten wir zurück haben, um unsere Bevölkerung zu ernähren. Und was die Kroaten angeht. Die hätten sich nicht einmischen dürfen. Dieser Konflikt ging sie nichts an." In Florian stieg blanker Hass hoch. Kai überlegte, ob er Florian zurückhalten sollte, entschied sich jedoch dagegen. Er filmte, was passierte. Florian trat mit vor Zorn und Schmerz verzerrtem Gesicht auf den Mann zu. „Was sagen Sie da?", fragte er langsam. Die Fahrer und Teamchefs traten zur Seite und ließen ihn durch. Sie kannten Florian als toleranten und gerechten Mann. „Ich sagte, die Kroaten hätten sich nicht einmischen dürfen." „Sie haben da anscheinend einige Dinge nicht mitbekommen, guter Mann. Damit die Serben ihren Siegeszug über die Albaner finanzieren konnten, haben die serbischen Milizen Aristokratenfamilien der Kroaten verhaftet, ermordet und ausgeraubt. Die Serben sind nichts weiter als feige Mörder." Der Mann funkelte Florian böse an. „Was wissen Sie denn? Sicher, es wurden einige Kroaten verhaftet, aber nur, weil sie für die Albaner gearbeitet haben." „Lügner", sagte Florian leise, aber deutlich. „Was?" „Ich habe Sie einen Lügner genannt." „Was erlauben Sie sich eigentlich? Sie nehmen sich eine Menge heraus für einen Deutschen, der gar nichts mit unserem Krieg zu tun hatte." „Ich bin kein Deutscher", sagte Florian laut. Augenblicklich war es mucksmäuschenstill. „Ich bin Kroate. Meine ganze Familie wurde von serbischen Milizen getötet, weil man an das Geld meines Vaters herankommen wollte. Aber man fand es nicht. Also haben sie mich in eines ihrer Gefängnisse gesteckt und verhört. Ich kann das beweisen." Florian zog sich sein Hemd über den Kopf und zeigte dem serbischen Abgesandten seinen Rücken. Einige der Fahrer und Teamchefs sahen es auch. Pures Entsetzen lag auf ihren Gesichtern. „Ich weiß nicht, was da vorgefallen ist, aber es kann sich nur um ein Missverständnis handeln." Der Mann schwitzte Blut und Wasser unter den anklagenden Blicken. „Vielleicht hat man Sie verdächtigt, mit den Albanern zu kooperieren. Alle waren damals aufgeregt." Florian zog sich sein Hemd wieder über und ging dann auf den Mann zu. Mit beiden Händen fasste er ihn am Kragen. „Meine kleinen Schwestern waren neun und zwölf Jahre, als man ihnen einfach die Kehlen durchschnitt. Sie wussten nicht einmal, was ein Albaner ist. Und nicht nur, dass man sie einfach ermordet hat, nein, man hat sie vorher auch noch vergewaltigt. Sie haben wirklich komische Methoden Menschen zu verhören. Und jetzt verschwinden sie hier, Mann, bevor ich meine gute Erziehung vergesse." Er schubste ihn nach hinten und der Mann fiel in den Dreck. Niemand der Umstehenden half ihm hoch. Er rappelte sich auf. „Es... es tut mir leid", stotterte er. „Ich hatte keine Ahnung, was da passiert ist." „Verschwinden Sie", schrie Florian ihn an. Der Mann lief schnell weg. Florian war völlig am Ende. Er lief um die Ecke einer Garage und verschwand. „Wusstest du das?", fragte Heinz Kai geschockt. Kai nickte. „Ja." Er sah Florian nach. Dann dem fliehenden Serben. Er rannte hinter dem Serben her und hielt ihn ziemlich unsanft fest. Mit ihm zusammen ging er weg. Vorher hatte er Heinz noch zugeflüstert: „Sorge dafür, dass die anderen Flo in Ruhe lassen. Vor allem die Reporter." Nach einer Weile kam Kai zurück. In der Hand hielt er einen Zettel. „Was ist das?", fragte Heinz. „Das Konto, auf dem das Geld von Flos Vater liegt. Damit der endlich wieder vernünftig leben kann." „Bravo." Heinz lächelte ihn an. In diesem Moment kam Florian wieder hinter den Garagen hervor. Er nickte Kai zu. Der winkte seinen Kameramann zu sich. „Ich muss unbedingt noch was loswerden", sagte Florian in die Kamera. Seine Stimme klang rauh und belegt. Es kostete ihn ziemlich viel Kraft, hier zu stehen. „Ich bin normalerweise auch der Meinung, dass man gewisse Dinge vergeben und vergessen sollte. Doch ich kann den Mördern meiner Familie weder vergeben, noch kann ich das, was ich gesehen habe vergessen. Ich will jedoch nicht, dass meine Landsleute denken, sie müssten jetzt losziehen und sich rächen. Das bringt nichts. Aber es wird Zeit, der Welt die Augen zu öffnen. In vielen Kriegen sind Dinge geschehen, die niemand gern hört. Und vor allem werden hinterher oft die noch bestraft, die am meisten gelitten haben. Und diese Ungerechtigkeit muss einfach ein Ende haben. Wenn also eine Regierung denkt, sie müsse einem ehemaligen Kriegsgebiet helfen, dann soll sie dabei auch an die Menschen denken, die unschuldig zwischen den Fronten standen." Die Fahrer, die immer noch rumstanden, klatschten Beifall. Anerkennung spiegelte sich in ihren Gesichtern wieder. Kai nickte dem Kameramann zu und der schaltete die Kamera ab. Zusammen mit Florian ging Kai in seinen Wohnwagen. Dort war es mit Florians Selbstbeherrschung vorbei. Schluchzend warf er sich in Kais Arme. Der hielt ihn einfach fest. Zärtlich streichelte er ihm über den Kopf. Mit tränenverschleiertem Blick schaute Florian Kai an. „Meinst du, ich habe richtig gehandelt?" „Ja. Da bin ich mir sicher. Du hast einige Menschen wachgerüttelt, das war notwendig. Ich bewundere dich, Florian, vor allem für das Statement, was du noch abgegeben hast." „Das musste ich einfach." „Ja, mein Schatz, das musstest du." Zärtlich lächelte Kai seinen Freund an. Dann gab er ihm einen sanften Kuss. Florian schöpfte daraus neue Kraft. Er hatte etwas Bammel vor der Reaktion der anderen, doch er war irgendwie erleichtert. Kai drückte ihm einen Zettel in die Hand. Florian sah ihn verwundert an. Nur Nummern. Dann ging ihm ein Licht auf. Er klemmt sich an ein Telefon und sprach mit einer Bank in Sarajevo. Als er auflegte, strahlte er wieder. „Es ist anscheinend noch alles da. Sogar der Schmuck meiner Familie, den die Soldaten mitgenommen haben. Das Geld überweisen sie mir, den Schmuck schickt man mir zu." „Na siehst du. Wie viel ist es eigentlich?" „Weiß ich nicht genau. Ich schätze ungefähr 20 bis 30 Millionen Dollar." Kai stieß einen erstaunten Pfiff aus. „Nicht schlecht." „Tu doch nicht so. Du hast das doch in deinem Sparstrumpf." „Stimmt. Ich freue mich trotzdem für dich." Kai umarmte seinen Freund erneut.
Florians Geständnis war Gesprächsthema Nummer Eins unter den Fahrern und Teamchefs. Michael und Heinz standen mit einigen anderen zusammen. „Also ich an Florians Stelle wäre gleich auf den Typen losgegangen. Woher hat der noch die Kraft, sich so zusammenzureißen?", fragte Niki. „Er hat einen starken Charakter." Heinz sah die anderen an. „Er ist an seinem Schicksal nicht zerbrochen, sondern stärker geworden." „Und Kai wusste das natürlich alles und hat mal wieder geschwiegen", maulte Michael. Heinz grinste. „Natürlich." „Furchtbar. Wenn es um Klatsch und Tratsch geht, ist auf ihn überhaupt kein Verlass. Er weiß alles und sagt nichts."
Ansonsten passierte in diesem Jahr nichts Interessantes. Außer dass Damon Hill Weltmeister wurde, wie Kai es vorausgesagt hatte. Und das sorgte für einigen Gesprächsstoff auf der Weihnachtsfeier. Vor allem Norbert Haug freute sich. Schließlich sollte Mika ja im übernächsten Jahr Weltmeister werden, wenn Kai weiterhin Recht behielt. Diesmal feierten Kai und Florian auf einer Yacht Weihnachten, die Florian sich gekauft hatte. Er wirkt so befreit wie schon lange nicht mehr. Und Kai hatte ein ganz besonderes Geschenk für Florian. Sie lagen am 24 gemütlich zusammen auf dem Deck der Jacht und genossen die Sonne. Florian streckte die Hand aus und legte sie auf Kais Brust. Der hob sie hoch und küsste sie sanft. Dann stand er auf und setzte sich neben seinen Freund. Der erhob sich ebenfalls. „Was ist?", fragte Florian. Er spürte, dass Kai ihm etwas sagen wollte. Kai griff nach hinten und holte eine kleine Schachtel unter seinem Handtuch hervor. Dann nahm er Florians Hand und stellte sie auf die Handfläche seines Freundes. „Flo, dass hier fällt mir nicht gerade leicht, aber ich muss es einfach loswerden. Wir beide kennen uns jetzt seit über einem Jahr und ich war mir vom ersten Moment an sicher, dass du der Mensch bist, auf den ich immer gewartet habe." Mit zitternden Fingern öffnete Florian die Schachtel. Ein Ring funkelte ihm entgegen. Erschrocken atmete er tief ein. „Unsere Beziehung ist anders als andere und in mancher Hinsicht auch schwieriger. Aber ich möchte mit dir alles teilen, genauso, wie es auch Hetero-Paare tun." Kai schluckte, nahm den Ring und schob ihn Florian auf den Finger. „Ich bitte dich, mich zu heiraten. Ob wir das jemals tun können, weiß ich nicht, aber wenn es soweit ist, möchte ich mir sicher sein, dass du ja sagst." Florian starrte den Ring an wie einen Geist. Dann hob er den Blick und sah Kai an. Tränen schimmerten in seinen Augen. Ganz langsam nickte er. „Ja, Kai", hauchte er. „Natürlich möchte ich dich heiraten." Kai schluckte. Dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht, was immer breiter wurde. Eine Träne kullerte über seine Wange. Er zog Florian in seine Arme und küsste ihn stürmisch. „Ich liebe dich, Flo. Du bist das Wichtigste in meinem Leben geworden. Ich will dich nie mehr verlieren", hauchte er zwischen zwei Küssen. Florian schluchzte leise. „Ich liebe dich, Kai. Du bist das Glück, nach dem ich immer auf der Suche war." Erneut versanken sie in einem innigen Kuss.
Sylvester feierten sie, wie die Jahre zuvor im Blue Star. Und diesmal hatte Florian eine Überraschung für Kai. Er hatte heimlich Unterricht genommen und legte für seinen Freund einen Striptease hin. Kai war total verblüfft. Florian war genial. Kai musste neidlos anerkennen, dass der fast genauso gut war, wie er selbst. Als Florian halbnackt und durchgeschwitzt unter dem tosenden Applaus der anderen von der Bühne stieg, wurde er von Kai schon mit einem Bademantel empfangen. Kai wickelte ihn darin ein und zog ihn dann an sich heran. „Du warst großartig, Flo. Danke. Das war das schönste Geschenk, was ich je erhalten habe." Die beiden versanken in einem innigen Kuss. „Hach, wenn man euch so sieht, könnte man glatt neidisch werden", sagte Emanuel verträumt. „Verschwinde", nuschelte Kai, ohne den Kuss zu unterbrechen. Sie gingen diesmal nicht gleich nach hinten, sondern blieben noch bei den anderen. Florian wurde von allen Seiten beglückwünscht. Auch zu seinem Outing, dass er Kroate war. Viele, die hier saßen, hatten es gesehen. Und die Bewunderung, die sie ihm entgegenbrachten, war echt. Emanuel stand schon eine Weile neben Florian und starrte dessen Ring an. Kai und Florian schauten sich kurz an, dann nickten sie beide. Kai stand auf und kletterte auf seinen Hocker. „Darf ich mal kurz um Gehör bitten. Wir wollen etwas bekannt gegen. Leider haben wir nicht die Möglichkeit es unseren anderen Freunden zu erzählen, also sollt wenigstens ihr es wissen. Flo und ich sind seit einer Woche verlobt." Jubelrufe und Applaus brandeten auf. Emanuel hatte Tränen in den Augen. „Ich wusste es doch", säuselte er. „Das zwischen euch ist wahre Liebe." „Ja", sagte Kai und zog Florian in seine Arme. „Das ist es." Erneut küssten sich die beiden.
Auch was den Job betraf, gab es einige Neuerungen. Das bescherte Kai und Florian leider noch mehr Arbeit. Aber es hatte auch Vorteile. „Wir haben vor, unser F1 - Angebot noch auszudehnen", erklärte ihnen ihr Chef. „Du Florian wirst nur noch die Überseerennen vom Studio aus moderieren. Außerdem bekommst du Hilfe. Niki Lauda hat sich angeboten, dir als Experte zur Seite zu stehen." Kai und Florian grinsten sich an. „Ab jetzt wirst du aber zusätzlich am Freitag bei den Rennen in Europa eine Viertel Stunde bis 20 Minuten vor und nach dem Rennen das Wichtigste berichten. Du Kai machst dasselbe vor und nach dem Qualifying." Die beiden nickten. „Gut, das wär's." So wurde es dann auch gemacht. Es dauerte nicht lange und die beiden hatten sich daran gewöhnt. Dass Niki Lauda jetzt mit Florian zusammen moderierte, sorgte dafür, dass auch die Fahrer und Teamchefs regelmäßig die Sendungen sahen. Das Geplänkel zwischen Florian und Niki war bei allen beliebt.
Nach dem Rennen in Spa stand Kai mit Mika und Erja vor der Kamera. Florian und Niki sahen sich fragend an und beobachteten alles aus dem Hintergrund. „Mika hat uns etwas mitzuteilen, was seine weiblichen Fans nicht sonderlich freuen wird." Mika nahm die Hand seiner Frau und lächelte glücklich in die Kamera. „Erja und ich haben letztes Wochenende geheiratet." Kai grinste breit. Er hatte es natürlich gewusst, doch Mika hatte ihm das Versprechen abgenommen, nichts zu sagen. „Herzlichen Glückwunsch, ihr zwei", sagte Kai. Florian und Niki kamen jetzt ebenfalls zu den beiden und gratulierten. Auch einige der Fahrer und Teamchefs riefen Glückwünsche herüber. Die Sendung war damit gelaufen. Florian verabschiedete sich noch kurz mit den Worten: „Wir werden jetzt feiern."
Weltmeister in diesem Jahr wurde, wie Kai vorausgesagt hatte, Jacques Villeneuve. „Herzlichen Glückwunsch von hier aus an Jacques", sagte Florian. „Wie ich höre, hat Kai noch etwas Neues zu berichten." „Stimmt." Kai stand mit Heinz-Harald vor der Kamera, der einen sichtlich verwirrten Eindruck machte. „Ich wollte es mir nicht nehmen lassen einem alten Freund persönlich zu seinem Erfolg zu gratulieren." „Danke", sagte Heinz. Kai grinste breit. „Was Heinz noch nicht weiß, ist, dass Michael aufgrund seiner Rempelei alle Punkte in dieser Saison aberkannt bekommen hat. Er ist damit aus der Wertung rausgefallen." Kai sah Heinz direkt an. „Das heißt, du bist Vizeweltmeister." Heinz starrte Kai mit offenem Mund an. Dann legte sich ein Grinsen auf sein Gesicht. „Es tut mir leid für Michael, aber er wird darüber hinwegkommen. Und ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich nicht darüber freue." Er machte einen kleinen Luftsprung. „Und mit diesem, wie ich finde, tollen Ergebnis verabschieden wir uns aus dieser Saison."
Bei so einem treuen Leser und Kommischreiber wie dir nehme ich mir die Zeit. Hier ein neuer Teil.
Als Kai und Florian diesmal die Weihnachtsfeier betraten, kam ihnen Heinz gleich entgegengelaufen. „Wisst ihr schon das Neuste?" Die beiden sahen sich an und schüttelten die Köpfe. „Ihr kriegt Konkurrenz. Ihr kennt doch diesen neuen Pay-TV Sender. Die wollen die F1-Übertragungen auch live bringen." Kai zuckte mit den Schultern. „Und das kostet über 50 Mark im Monat. Ich glaube nicht, dass da so viele Leute wechseln." „Du hast schon davon gehört?", fragte Florian erstaunt. „Ja sicher doch. Ich..." Florian winkte ab. „Ich weiß, du bist Reporter, du musst sowas wissen." Heinz grinste. „Ich denke auch nicht, dass ihr euch sorgen machen müsst, aber was wird aus uns? Mit dir hatten wir einen ungeschriebenen Vertrag. Du konntest Nachrichten abschätzen und hast alles verschwiegen, was uns geschadet hätte." „Dann seid nett zu dem neuen Reporter und macht mit ihm auch einen Vertrag." Heinz grinste. „Ich will dir ja nicht deine Laune verderben, aber ein gewisser Marc Surer wird der neue Reporter von PW." „Was? Diese Pfeife?" Das hatte gesessen. Kai sah rot. Ferrarirot. Florian sah Heinz fragend an. „Kai und Marc können sich nicht riechen, um das mal nett zu formulieren. Die sind wie Hund und Katze." Kai grummelte etwas vor sich hin. Auch einige andere mischten sich jetzt ein. Schließlich sagte Kai: „Bei dem müsst ihr aufpassen. Dem sind Menschen egal. Der wartet nur auf Fehler. Er will die Karriereleiter ganz schnell nach oben, ohne Rücksicht auf Verluste." „Ihr solltet auch aufpassen", warnte Niki. „Ihr seid für ihn schließlich die größte Konkurrenz." Kai nickte und zog Florian ein Stück weg. „Niki hat recht, wir müssen uns echt vorsehen. Wenn der rauskriegt, was zwischen uns läuft, schlachtet der das gnadenlos aus." Florian schluckte und nickte. „Aber uns kann er nicht schaden, oder?" „Nie Flo. Ich liebe dich, das weißt du doch." Erleichterung machte sich auf dem Gesicht des Moderators breit. Weihnachten verbrachten die beiden wie im letzten Jahr auf der Yacht von Florian und Sylvester im Club. Ansonsten passierte nichts Interessantes. So harrten alle der Dinge, die da kommen würden.
Die ersten zwei Rennen verliefen weitgehend normal, da das Team von Marc Surer erst einmal Zeit brauchte, um sich einzuarbeiten. Doch dann fing der an rumzusticheln. Er und Kai versuchten sich weitgehend aus dem Weg zu gehen, was sich jedoch als schwieriger herausstellte, als alle gedacht hatten. Äußerlich waren die beiden Männer kühl und professionell, doch unter der Oberfläche brodelte es gewaltig. In Hockenheim liefen Heinz, Michael und Kai noch eine Runde durch den Paddockbereich. Es war schon ziemlich spät am Abend, aber Kai hatte noch ein paar Fragen, wobei er sich aber noch nicht sicher war, ob er die Antworten wirklich senden wollte. Es fiel ihm jedoch ziemlich schwer, sich auf die Antworten von Heinz zu konzentrieren. Im Stillen ärgerte er sich die ganze Zeit über Surer. Dessen Spitzen und Sticheleien waren immer heftiger und unverschämter geworden. Eigentlich brauchte Kai sich keine Sorgen zu machen. Im Gegenteil, die Konkurrenz tat RTL mehr als gut. Seit Premiere auf Sendung war, waren die Zuschauerzahlen bei seinem Sender regelmäßig in die Höhe gegangen und lagen im Moment sogar bei den Qualifiyings bei über zwölf Millionen. Es wäre alles so perfekt, wenn Marc Surer nicht wäre. Dieser Kerl versuchte ständig, Kai zu provozieren. Und das Einzige, was Kai davon abhielt, es ihm mal richtig zu zeigen, war das Versprechen, das er Florian gegeben hatte. Der hatte ihn nämlich gebeten, Surer einfach zu ignorieren. „Sage mal, hörst du mir eigentlich zu?", fragte Heinz plötzlich. Kai sah ihn erschrocken an und grinste entschuldigend. Michael lachte. „Kai, du bist wirklich ein Unikat. Du bist der einzigste Reporter, der eine wichtige Frage stellt und dann einfach abschaltet." „Vergiss doch bitte mal für eine Sekunde diesen Kerl", sagte Heinz. „Ich kann es nicht", sagte Kai. „Er..." Kai stutzte. Leise Stimmen waren hinter der nächsten Ecke aufgeklungen. Surer. Kais Nackenhaare stellten sich auf. Leise schlich er sich an die Ecke heran und schaute nach. Surer unterhielt sich ziemlich laut mit einem Kameramann. Natürlich zog er mal wieder über RTL und dort vorrangig über Kai her. „Ganz ruhig bleiben", sagte Heinz, der hinter Kai stand. Seine Hand ruhte auf Kais Schulter. „Ich bin ruhig", fauchte Kai und betonte dabei jedes Wort. „Sei mal still. Ich will wissen, was er sagt." „Immer dasselbe", murmelte Michael. Und damit hatte er auch weitgehend recht. Surer lachte hämisch. „Total bescheuert. Und weißt du, was ich am verrücktesten bei diesem Laden finde? Dass die Psychopaten wie diesen Florian moderieren lassen." „Oh oh", machte Heinz und sah Kai an. Dessen Miene hatte sich sehr verfinstert. Kai zitterte leicht. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Wenn Surer über ihn herzog, konnte Kai das wegstecken. Aber Florian war sein wunder Punkt. Surer war gerade dabei, Kais absolute Schmerzgrenze zu überschreiten. „Aber die beiden genießen sowieso eine totale Narrenfreiheit. Ich meine, da geht dieser Kerl grundlos auf einen serbischen Abgesandten los und niemand macht was dagegen." Der Kameramann zuckte mit den Schultern. „Aber wenn man bedenkt, was die Serben ihm und seiner Familie angetan haben..." Surer winkte ärgerlich ab. „Blödes Gewäsch. Der Kerl hat sich die Story wirklich gut ausgedacht." „Aber Herr Surer", empörte sich jetzt der Kameramann. „So was erfindet doch niemand. Ich meine jetzt vor allem diese schreckliche Sache mit seinen kleinen Schwestern." Surer hasste es, wenn ihm jemand widersprach. Er drehte sich um. „Wahrscheinlich ist das seiner eigenen dreckigen Phantasie entsprungen." Damit ging er weg. Er ging genau auf die Ecke zu, hinter der Kai stand. „Der und Kai, die sind doch beide nicht ganz dicht." Kai hatte vor Wut Tränen in den Augen. „Das war zuviel", murmelte er. Michael und Heinz standen mit offenem Mund da. Sie hatten natürlich auch alles mitbekommen und konnten einfach nicht glauben, was sie da gehört hatten. Surer bog um die Ecke und prallte genau gegen Kai. Der sah ihn böse an. Als Surer dessen Gesicht sah, schluckte er hart. Mit zitternder Stimme und einem verunglückten Grinsen sagte er: „Oh, äh... hallo Kai." Kai knurrte ihm etwas entgegen und packte ihn am Kragen. Er hob ihn hoch und schleppte ihn hinter die Garagen. Surer wehrte sich, jedoch vergeblich. Kais Kraft hatte er nicht das Geringste entgegenzusetzen. Michael und Heinz sahen sich an und blieben dann vor dem Durchgang stehen. Sie wussten, dass es Kai den Job kosten könnte und wahrscheinlich auch würde, aber keiner von ihnen war so dumm, sich jetzt vor Surer zu stellen. Diesmal war der einfach zu weit gegangen. Kai schleuderte Surer brutal gegen eine Wand. Der stöhnte auf und rutschte auf den Boden. Dort blieb er zitternd liegen. Kai jedoch zischte ihn an: „Steh auf, du Dreckskerl." Als Surer sich nicht bewegte, packte Kai ihn an der Schulter und zog ihn einfach auf die Füße. In den Augen des Premiere-Reporters spiegelte sich die nackte Panik wieder. „Hey, Kai, du weißt doch, dass man viel redet, wenn der Tag lang ist." „Du hast genug für ein ganzes Jahr gesagt." Drohend ging Kai auf Surer zu. „Wiederhole noch mal, was du gerade über Florian gesagt hast. Sag es mir ins Gesicht." Surer zitterte so sehr, dass er nichts sagen konnte. Kai holte aus und schlug ihm mitten ins Gesicht. „Sag es." „Ich kann mich nicht mehr erinnern", winselte Surer. Kai schlug erneut zu. Diesmal traf er Surers Nase. Blut spritze hervor. „Dann helfe ich dir. Du behauptest also tatsächlich, dass Florian sich das alles ausgedacht hat." „Nein... ich..." Erneut traf ihn ein harter Schlag ins Gesicht. Diesmal gegen den Kiefer. Surer schrie leise auf. „Ich war noch nicht fertig", presste Kai zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du behauptest, dass die Narben, die er hat, teil einer Geschichte sind. Und du sagst, dass die Sache mit seinen Schwestern seiner Phantasie entsprungen ist?" Die letzten Worte hatte Kai fast geschrieen. „Du menschliches Stück Dreck." Mit voller Wucht hieb er Surer die Faust in den Magen. Der sank auf die Knie. Doch Kai hatte noch nicht genug. Zuviel hatte er heruntergeschluckt. Er griff mit der Hand nach Surers Haaren und zog diesen ein Stückchen hoch. Dann hieb er ihm mit dem Knie noch einmal ins Gesicht. Er spürte das Brechen von Knochen. Er hatte Surers Nase erwischt. Der heulte wie ein kleines Kind und sank auf den Boden. Die Hände hatte er vor sein Gesicht gepresst. Blut lief zwischen seinen Fingern hindurch. Kai holte aus und trat noch einmal zu. Er traf Surer im Beckenbereich. Der schrie schrill auf und sackte dann zusammen. Kai spuckte ihm ins Gesicht und ging dann wieder nach vorn. Ohne ein Wort zu sagen schob er sich an Michael und Heinz vorbei und ging in seine Unterkunft. Michael wollte nach hinten gehen, doch Heinz hielt ihn zurück. „Geh nicht", sagte er. „Das ist kein netter Anblick." „Aber wir müssen uns um ihn kümmern." „Kai ist sicher schon dabei, eine Ambulanz zu verständigen." Tatsächlich war in der Ferne bereits das Jaulen von Sirenen zu hören. „Komm, wir verschwinden hier." Heinz zog Michael weg. „Surer wird Kai anzeigen." Michael sah Heinz an. Dieser nickte, sagte jedoch kein Wort.
Niemand hatte von der ganzen Sache richtig etwas mitbekommen. Am nächsten Morgen wurde Kai ziemlich unsanft von seinem Chef aus dem Schlaf gerissen. Obwohl er eigentlich nicht geschlafen hatte, wenn man es genau nimmt. Er öffnete die Tür und trat nach draußen. Verärgert sah Schneider Kai an. „Ich habe dich geweckt, weil ich etwas mit dir bereden muss." Er wedelte mit einem Blatt Papier vor Kais Gesicht herum. Einige der Fahrer und Teamchefs hatten etwas mitbekommen, was dazu führte, dass innerhalb weniger Sekunden eine ganze Menge Leute, zufällig, in der Nähe von Kai und seinem Chef standen. Auch einige Reporter anderer Fernsehstationen waren dabei. Heinz und Michael standen in der Menge und warfen sich einige besorgte Blicke zu. „Weißt du, was ich heute morgen zugeschickt bekommen habe?", fragte Kais Chef aufgeregt. Kai ahnte es, sagte aber nichts. „Es ist eine Anzeige gegen dich wegen Körperverletzung." Es gab einige Leute, die aufgeregt losmurmelten. „Kai, sage mal, was war los?" „Surer und ich hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit." „Kleine Meinungsverschiedenheit? Ich glaube, er sieht das etwas anders." Aufgebracht schaute Schneider Kai an. „Surer liegt im Krankenhaus. Warst das wirklich du?" Es war mucksmäuschenstill. „Ja", sagte Kai. „Ich glaube es nicht. Was hast du mit dem Kerl gemacht?" „Er hat Kai immer wieder provoziert", sagte Heinz plötzlich. „Und gestern hat er übertrieben." Michael trat vor. „Das stimmt." Schneider schaute die beiden an. „Kann ja sein, kann alles sein. Aber habt ihr eine Ahnung, wie Surer aussieht und was er hat?" Die beiden schüttelten die Köpfe. Schneider zog ein Blatt aus der Tasche und zitierte den Notarzt, der die Erstversorgung übernommen hatte. „Gebrochene Nase, angebrochener Kiefer, zwei gebrochene Rippen, leichte innere Verletzungen, zwei ausgeschlagene Zähne. Zusätzlich Prellungen und Schürfwunden." „Wow", hauchte Michael. Heinz nickte. Schneider sah Kai an und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Kai, aber..." „Moment noch, Herr Schneider", sagte plötzlich jemand. Es war der Kameramann von Mark Surer. „Bevor Sie etwas tun, was Sie später bereuen würden, sollten Sie die ganze Geschichte kennen." Er schob einen kleinen Fernseher und einen Videorekorder vor eine der Garagen. Dann schob er ein Video rein und schaltete es ein. Alle Umstehenden sahen nun ein Gespräch, von dem Kai, Heinz und Michael nichts mitbekommen hatten. Surer redete mit dem Kameramann. Er merkte nicht, dass dieser die Kamera laufen hatte. „Der Kerl lässt sich einfach nicht provozieren. Ich habe alles versucht. Es sei denn, ich versuche es bei seinem Schwachpunkt..." Ein böses Lächeln erschien auf Surers Gesicht. „Das könnte schief gehen. Kai ist stärker als Sie, Herr Surer." „Und wenn schon. Wenn er mir ein Haar krümmt, ist er raus aus dem Geschäft. Und ohne ihn geht es mit unserer Konkurrenz den Bach runter." „Aber es läuft doch auch so hervorragend." „Schwachkopf. Sie können bei so was gar nicht mitreden. Wieso brennt eigentlich das rote Licht an der Kamera?" „Ein Wackelkontakt", log der Kameramann. „Ich repariere es nachher." Surer war zufrieden und schielte um eine Ecke. „Ah, da kommt Kai ja. Diesmal kriege ich ihn..." Dann folgte das Gespräch, welches Kai so in Rage versetzt hatte. Als das Video zu Ende war, schaltete der Kameramann es aus. Schneider sah Kai an, dann das Papier in seinen Händen, dann wieder Kai. Er zerriss es und ließ es einfach fallen. „Mach dich an die Arbeit, Kai. Ich bezahle dich nicht für´s Rumstehen." Damit wollte er gehen. Er drehte sich noch einmal um und holte sich die Videokassette. „Damit gehe ich zu Surers Chef. Mal sehen, was der dazu zu sagen hat." Er verschwand. Kai sah ihm nach und schluckte. Er fühlte sich ziemlich mies. Da legte sich eine Hand auf seine Schulter. Kai wirbelte herum und sah Florian direkt in die Augen. Tränen schwammen darin. „Danke", flüsterte der. Dann erschien ein Lächeln auf dem Gesicht des Moderators. „Komm", fügte er lauter hinzu. „Wir müssen arbeiten." Kai verzog das Gesicht und lächelte Florian an. Seine Lippen formten die Worte: ‚Ich liebe dich.' Florian nickte. Michael ging auf Kai zu. „Wolltest du nicht noch ein Interview mit mir führen. Ich habe gerade nichts zu tun." „Sicher doch. Wenn mein Kameramann seine Frühstückspause beendet hat, gern." „Nimm doch ihn", sagte Heinz und deutet auf Surers ehemaligen, der jetzt etwas verloren dastand. Kai ging zu ihm und redete kurz mit ihm. Die beiden Männer gaben sich die Hand und die Sache war erledigt. Alle gingen wieder ihrer normalen Arbeit nach. Die Sache mit Surer geriet schnell in Vergessenheit. Dieser wich Kai in den nächsten Rennen immer großräumig aus. Als Kai und Florian am Abend nach Köln fuhren, sagte Kai leise: „Es tut mir leid, Flo, wirklich." „Es tut mir leid, dass ich dich so lange zurückgehalten habe. Aber du weißt ja, wie sehr ich Gewalt verabscheue. Allerdings, in diesem speziellen Fall, danke. Danke, dass du meine Ehre verteidigt hast." Kai sah ihn von der Seite an. Florian lächelte. „Ich würde es jederzeit wieder tun." „Weißt du eigentlich, was für ein verdammtes Glück du hattest? Wenn du nicht so angesehen und beliebt wärst, würdest du jetzt im Knast sitzen." „Ich weiß." „Und ich würde dich rausholen", flüsterte Florian lächelnd. Kai spürte ein Brennen in seinen Augen. Er tastete nach Florians Hand. Der legte seine Hände um Kais. Florian schmiegte sich gegen seinen Freund. Er genoss die Stärke, die Kai ausstrahlte. Bei ihm fühlte er sich geborgen und sicher. Beim Rennen in Monza verriet Michael Schumacher, dass er bald Vater werden würde. Kai war richtig stolz, dass er der Erste war, der es wusste. Und es gab noch ein wichtiges Ereignis in diesem Jahr. Zwei Rennen vor Schluss nahm Heinz Kai zur Seite. „Kai, ich muss mit dir reden." „Sicher", sagte der und winkte seinem Kameramann zu. Der verschwand. „Also?" Heinz druckste eine Weile herum. „Tanja und ich wollen heiraten. Und zwar nach dem nächsten Rennen. Wir fliegen nach Thailand und lassen uns dort trauen. Und wir würden uns freuen, wenn Florian und du die Trauzeugen spielen." Kai starrte seinen Freund an. Dann grinste er und umarmte ihn erfreut. „Herzlichen Glückwunsch, Heinz. Ich fass es nicht. Also ich bin dabei. Und Flo werden wir schon überreden können." Dann fragte er grinsend: „Wann darf ich es ausplaudern?" „Wenn's nach Tanja geht, gar nicht, aber das können wir dir ja nicht antun. In Japan, nach der Hochzeit." Kai seufzte. „Auch wenn's schwer fällt. Ich halte den Mund." „Weiß ich doch. Wir sehen uns dann." Kai sprach es mit Florian ab und der willigte natürlich ein. So kam es, dass sie sich nach dem Rennen in Malaysia mit Tanja und Heinz am Flughafen trafen. Die Hochzeit war schlicht, einfach und wunderschön. Florian kämpfte mit den Tränen, als die Zeremonie vorbei war. Er und Kai blieben eine Weile in der kleinen Kapelle. „Ob es uns auch irgendwann möglich sein wird, so zu heiraten?", fragte er mit belegter Stimme. Kai nahm ihn in den Arm. „Ich hoffe es. Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche." Sie küssten sich. Heinz und Tanja lugten zur Tür herein. „Wer heiratet jetzt eigentlich?", fragte Tanja grinsend. Heinz sah die beiden an. „Sie haben es schon nicht leicht. Ich hoffe, dass irgendwann die Zeit vorbei ist, in der sie ihre Liebe verstecken müssen." „Das hoffe ich auch. Sie sind ein so süßes Paar." Heinz nickte und küsste seine Frau. „Da hast du recht, Schatz. Das sind sie.“ Nach dem Rennen in Suzuka, welches Mika Häkkinen eindrucksvoll gewonnen hatte, stand Kai mit Heinz vor der Kamera. Heinz grinste bis über beide Ohren. Nach dem üblichen technischen Geschwafel sagte Kai plötzlich: „Und, was machst du jetzt? Erst mal in die Flitterwochen?" „Sicher. Wir hatten ja zwischen der Hochzeit und dem letzten Rennen keine Zeit dafür." „Na dann viel Spaß." „Danke." Die beiden grinsten sich breit an. Michael und Norbert Haug kamen angelaufen und sahen Heinz fragend an. „War das eben ein Scherz?", fragte Michael. Heinz schüttelte den Kopf. „Über so was Scherze ich nicht." „Herzlichen Glückwunsch." Es gab eine Menge Gratulanten. Kai verzog sich grinsend. „Ich liebe es, Geheimnisse auszuplaudern." „Sage mal Kai", mischte sich Niki Lauda ein. „Wie machst du das?" „Was?", fragte der etwas irritiert. Florian verstand. „Für die Zuschauer. Kai hat auf einer Feier ´95 alle Weltmeister bis 2001 geschätzt. Und bis jetzt hatte er immer recht." Kai grinste. „Ach so, dass meint ihr." Er zuckte mit den Schultern. „Zufall. Ich gebe zurück ins Studio."
Im nächsten Jahr passierte nicht sehr viel bis zum Rennen in Monza, welches völlig überraschend von Heinz-Harald gewonnen wurde. Kai war sichtlich erfreut darüber. Dementsprechend verhörte er ihn auch. „Und, gibt es eine Schlagzeile, die du morgen gern in der Zeitung lesen möchtest?", fragte er. Er hatte das Gefühl, das Heinz ihm irgendwas verheimlichte. Der druckste eine ganze Weile rum. Kai ließ nicht locker. Auch vor dem Fernseher im Fahrerheim saßen einige Leute und beobachteten das Gespräch. „Worauf will Kai hinaus?", fragte Ralf Schumacher seinen Bruder. „Das weiß er selber nicht. Er merkt nur, dass Heinz ihm was verheimlicht." „Kriegt er's raus?" „Immer." Und tatsächlich gab Heinz nach. „Ja, es gibt eine Schlagzeile über die ich mich freuen würde. ‚Heinz-Harald Frentzen wird Papa.'" Kai brauchte ein paar Sekunden, um das zu verarbeiten. „Kein Scherz?" Heinz strahlte und schüttelte den Kopf. „Kein Scherz." „Herzlichen Glückwunsch." „Ziemlich fruchtbare Gegend", murmelte Niki. Florian sah ihn fragend an. „Na im letzten Jahr, Michael..." „Stimmt, das war ja auch hier. Aber andererseits. Es wurde ja nur hier bekannt gegeben." „Da hast du auch wieder recht." Florian grinste in die Kamera. „Ich denke, wir sollten das Thema nicht weiter vertiefen." Mika Häkkinen verteidigte seinen Titel in diesem Jahr wieder und Michael schwor, ab dem nächsten Jahr richtig anzugreifen. Doch es passierte noch etwas im Jahr ´99. Es war während eines Rennens. Die deutschen Fahrer und auch einige andere saßen vor dem Fernseher und verfolgten eine politische Debatte. Es ging um den zukünftigen Oberbürgermeister von Berlin. Gerade wurde Klaus Wowereit, einer der Kandidaten, von einem Zuschauer bei seiner Rede gestört. „Wo liegt eigentlich ihr Problem, Herr Wowereit? Was verbergen Sie?" „Das ist privat und geht hier niemanden etwas an." „Also verbergen Sie doch etwas." Klaus Wowereit senkte den Kopf. Sein Gegner lächelte siegessicher. Doch plötzlich sagte Wowereit mit fester lauter Stimme: „Das gehört zwar eigentlich nicht hierher und hat auch mit meiner Politik nichts zu tun, aber da ich gezwungen wurde, kann ich nicht länger schweigen. Ich bin schwul, liebe Genossinnen und Genossen und das ist auch gut so." Für Sekunden herrschte verblüfftes Schweigen. Dann applaudierten die Menschen im Parlament für Wowereit. Der strahlte erleichtert in die Kamera. Kai und Florian, die etwas abseits saßen, sahen sich verblüfft an. Sanft berührten sich ihre Hände. Sie lächelten erleichtert. Wenn Wowereit nach diesem Geständnis gewann, war das ein Riesenschritt nach vorn. Heinz drehte sich zu den beiden um und lächelte ihnen aufmunternd zu. Und Wowereit gewann die Wahl. Kai hätte Luftsprünge vollführen können, als er das Ergebnis sah. Er und Florian feierten dieses Ereignis ausgiebig mit einigen Freunden im Blue Star. Auch dort war man plötzlich wieder an Politik interessiert.
Im nächsten Jahr zeigt Michael Schumacher, dass er ein Fahrer anderer Klasse war. Er fuhr den anderen auf und davon. Die Rennen verloren dadurch leider etwas an Spannung. Nach dem Rennen in Hockenheim, waren Florian und Kai mal wieder im Blue Star und genossen die Ruhe dort. Kai hielt Florian schon die ganze Zeit fest. „Was ist los?", fragte der. „Nichts. Die Zeit in der wir uns ständig sehen, aber nicht wir selber sein dürfen, fällt mir nur immer schwerer." Florian nickte und küsste seinen Freund. „Ja, mir auch. Manchmal möchte ich es am Liebsten rausschreien." „Ich hab übrigens was Neues auf Lager", sagte Kai verführerisch. „Soll ich es dir zeigen?" Florian nickte begeistert und Kai stiefelte hinter die Bühne, natürlich begleitet von Emanuel. Der war jedes Mal froh, wenn Kai auftrat. Während Florian wartete, betrat jemand den Laden, mit dem er hier niemals gerechnet hätte. „Heinz?", fragte Florian erstaunt. „Dachte ich es mir doch, dass ich euch hier finde. Wo ist Kai?" „Der kommt gleich", sagte Florian verblüfft. „Woher kennst du den Schuppen?" „Kai hat mir von ihm erzählt." „Na dann setz dich mal." Heinz verstand nicht ganz, was los war, setzte sich aber zu Florian. Der langte über die Bar und gab Heinz ein Bier. Grinsend nahm der es. „Danke. Also, was passiert jetzt? Die Leute schauen alle so gespannt in Richtung Bühne." „Überraschung." Es wurde dunkel und Emanuel erschien und kündigte ausschweifend Kai an. Als Heinz raus bekam, wer da gleich auftreten sollte, blieb ihm vor Schreck der Mund offen stehen. Dann kam Kai auf die Bühne. Er sah zu Florian hinüber und entdeckte Heinz. Er hielt für eine Sekunde inne, dann lächelte er. Florian war hin und weg von dem, was Kai in dieser Nacht lieferte. Ihm blieb im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg. Als Kai nassgeschwitzt und fast nackt von der Bühne kam, hielt Florian ihm einen Bademantel entgegen. Kai schlüpfte hinein. Florian gab ihm noch ein Handtuch und einen innigen Kuss zur Belohnung. „Du warst umwerfend, Kai. So gut wie nie zuvor." Heinz saß immer noch mit offenem Mund da und starrte seinen Freund an. Langsam brachte er hervor: „Warum bin ich nicht schwul?" Kai und Florian lachten. Auch einige andere, die es mitbekommen hatten, grinsten breit. „Es hat dir also gefallen?" „Gar kein Ausdruck. Du warst sagenhaft, Kai. Mach das bloß nie auf einer Weihnachtsfeier, sonst fallen die Frauen reihenweise in Ohnmacht." „Ich denke, ich kann mich zurückhalten." Er wischte sich mit dem Handtuch übers Gesicht und setzte sich zu Florian. Dieser umfasste seine Hüfte und kuschelte sich gegen ihn. „Weshalb bist du eigentlich hier?" „Ach so. Hätte ich fast vergessen. Gibt's hier einen Fernseher?" „Sicher", sagte Emanuel. Er schaltete einen kleinen Fernseher ein. „Welchen Sender?" „Nachrichten." Kai grübelte und sah auf die Uhr. „Kabel 1", sagte er dann. Dort lief gerade der Abspann eines Films. In der Bar war es ruhig geworden. Alle wollten wissen, was es so Wichtiges gab, dass ein Hetero in ihre Bar kam. „Guten Abend, lieber Zuschauer. Heute wurde vom Bundestag ein Gesetz verabschiedet, welches es homosexuellen Paaren erlaubt, zu heiraten..." Der Rest der Nachricht ging in einer Welle des Jubels unter. Kai und Florian sahen sich erstaunt an. Auf ihren Gesichtern erschien ein unglaublich erleichtertes Lächeln. Sie fielen sich in die Arme und küssten sich. Als sie sich trennten, glänzten ihre Gesichter nass von Tränen. Heinz lächelte zufrieden. „Habt ihr mal übers Heiraten gesprochen?", fragte Heinz. „Natürlich. Wir sind seit dreieinhalb Jahren verlobt." „Was??? Und du hältst es nicht für nötig, mir etwas davon mitzuteilen?", fragte Heinz empört. „Tut mir leid. Aber ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass es für Homosexuelle in Deutschland mal möglich sein würde, zu heiraten." „Herzlichen Glückwunsch. Auch wenn es etwas spät kommt." „Danke." „Ja, danke, Heinz. Schön, dass du uns die Nachricht extra vorbeigebracht hast." „Ich wollte eure Gesichter sehen." Heinz zuckte entschuldigend mit den Schultern. Florian und Kai lächelten sich an. Sie hatten immer noch Tränen in den Augen.
Vier Wochen später war das Rennen am Nürburgring. Am Freitag, vor dem Renne trafen sich Florian und Kai mit Heinz und Tanja in einer kleinen Gemeinde vor einem Standesamt. Die beiden sahen ziemlich nervös aus. Heinz umarmte Kai kurz. „Ich pack das nicht", murmelte der. Heinz lachte. „Kriegst du jetzt etwa kalte Füße? Ein Zurück gibt's nicht mehr." Kai grinste. Dann sah er Florian an, der sich mit Tanja unterhielt. Er war genauso nervös. „Wir haben so lange auf diesen Tag gewartet und jetzt würde ich am Liebsten weglaufen", murmelte Kai. „Dann sollten wir reingehen, bevor einer von euch beiden hier noch umkippt." Kai nickte. Er ging zu Florian. Der lächelte ihn überglücklich an. Sie küssten sich kurz und gingen dann rein. Heinz zog eine Kamera aus der Tasche und nahm seine Frau an die Hand. Die sah ihn fragend an. „Ewig können sie es nicht verheimlichen. Und wenn die anderen den Schock erst mal verarbeitet haben, ist das Erste, was die sehen wollen, ein Video von der Hochzeit." Tanja lachte und nickte dann. Kai und Florian überlebten die Trauung tatsächlich. Als sie das Standesamt verließen, stieß Kai einen Jubelschrei aus und zog Florian in seine Arme. Ein paar Mal wirbelte er ihn herum. „Bist du jetzt völlig durchgeknallt?", fragte dieser, als Kai ihn runterließ. Der küsste ihn mit Tränen in den Augen. „Ja", sagte er dann. Die beiden lachten. Auch Heinz und Tanja grinsten. „Und was macht ihr jetzt?" „Wir gehen in den Club. Wollt ihr mitkommen?" Tanja sah ihren Mann fragend an. „Was für ein Club?" „Überraschung", sagte Heinz. Zusammen fuhren sie zum Blue Star. Heinz filmte auch weiterhin. Schließlich sollte der Film eine Erinnerung an Kais und Florians schönsten Tag werden. Im Club erwartete sie eine riesige Überraschung. Alles war mit Blumen geschmückt und es gab eine richtige Tafel und einen riesigen Kuchen. Florian und Kai hatten Tränen der Rührung in den Augen. Emanuel empfing sie bereits an der Tür und beglückwünschte sie herzlichst. Dann begrüßte er Heinz und Tanja. Die Feier wurde anders, als Tanja es je erwartet hätte, aber wunderschön. Florian und Kai genossen es. Sie tanzten oft miteinander und genossen einfach ihr Zusammensein. Wieder einmal bedauerte Heinz, dass die beiden ihre Gefühle füreinander verstecken mussten. Und er sah auch, dass sie es nicht mehr lange durchhalten würden. Er hoffte, dass die anderen es verstehen würden und die beiden weiterhin ihren Jobs nachgehen konnten.
Das nächste Jahr verlief normal. Bis zum 11. September. Kai und Florian waren in Kais Wohnung. Florian saß vor dem Fernseher und löffelte seine Suppe, während Kai in der Küche für etwas Nachtisch sorgte. Damit kam er rein. Sie aßen heute ziemlich spät, da sie vorher noch einkaufen waren. Die beiden sahen sich eine Serie auf ihrem Heimatsender an, als plötzlich das Programm unterbrochen wurde und das Gesicht von Peter Kloeppel erschien. „Was ist denn nun los?", fragte Kai. „Liebe Zuschauer", sagte Peter Kloeppel mit zitternder Stimme. „Wir unterbrechen das laufende Programm aufgrund wichtiger Ereignisse. Vor wenigen Minuten ist ein Flugzeug unbekannter Bauart in den Nordturm des World Trade Centers in New York gerast. Bilder gibt es noch nicht von dem Unglück. Wir bemühen uns, an welche ranzukommen und sie weiter auf dem..." Jemand schob ihm einen Zettel rüber. Peter schluckte und wurde noch eine Spur blasser. „Liebe Zuschauer, ich erfahre soeben, dass eine zweite Maschine in den Südturm gerast ist. Damit dürft ein Unfall fast 100%ig ausgeschlossen werden können." Er verstummte kurz und versuchte sich zu sammeln. „Ich höre soeben, wir haben Bilder vom Unglücksort." Kai und Florian starrten ungläubig auf den Bildschirm. Sie waren beide schon im World Trade Center gewesen. Jetzt stiegen dort Rauchsäulen auf. Feuerbälle schossen aus den Türmen heraus. Menschen liefen schreiend durcheinander. Es herrschte die totale Panik. „Menschen springen aus den obersten Stockwerken der Türme, aus Angst zu verbrennen oder zu ersticken. Oben auf den Dächern sehen wir auch Menschen, die sich gerettet haben und dort auf Hilfe warten. Doch die Hubschrauber können aufgrund des Rauchs und der starken Hitze nicht landen." „Ich glaube das nicht", sagte Florian leise. Erst jetzt ließ er seinen Löffel, den er nach wie vor in der Hand hielt, sinken. Kai ging zur Couch und setzte sich neben ihn. „Ich auch nicht." Zusammen sahen sie sich die weiteren Berichte an. Als der erste Tower einstürzte, schluchzte Florian auf. „Die ganzen Menschen, die Rettungskräfte..." Er klammerte sich an Kai. Die Bilder konnte er nicht mehr sehen. Kai schluckte schwer. Auch ihm liefen Tränen über die Wangen. Es kamen Meldungen, dass auch auf das Pentagon ein Flugzeug gestürzt war. Dann erfolgte der Einsturz des zweiten Towers. Kais Handy klingelte. Er nahm es in die Hand. Erst jetzt merkte er, wie sehr er zitterte. „Ja", sagte er tonlos. „Kai, sage mal, was ist eigentlich los?" „Heinz?", fragte Kai . Er musste erst mal seine Gedanken ordnen. „Ach, stimmt ja, ihr seid ja auf der IAA. Hatte ich ja völlig vergessen." „Ja, sind wir und hier herrscht im Moment eine Aufregung und keiner sagt uns, warum." Kai erzählte Heinz alles, was er aus den Nachrichten erfahren hatte. Der gab es an die anderen weiter. „Wie spät ist es in New York?" „Inzwischen elf Uhr vormittags. Zum Zeitpunkt des ersten Anschlags war es neun Uhr." „Mein Gott. Im World Trade Center arbeiten normalerweise um die 50000 Menschen." „Ja", sagte Kai. „Ob das Rennen in Monza stattfindet?" „Garantiert, oder glaubst du Big Bernie lässt es wegen so einer Lappalie ausfallen. Ich kann dir jetzt schon verraten, was er sagen wird. ‚Es müssen Verträge erfüllt werden.'" „Du hast Recht. Wir sehen uns dann in Monza." „Ja." So kam es dann auch. Das Rennen fand statt. Doch es war die reinste Zerreißprobe für alle. Überall herrschte Trauer, Wut und Angst. Niemand konnte sich wirklich aufs Rennenfahren konzentrieren. Es gab immer wieder Schweigeminuten. Florian fiel es unglaublich schwer, ruhig und kühl zu moderieren. Vor allem, als die Nationalhymne der Vereinigten Staaten von einem Chor aus Amerika gesungen wurde, hatte er mit den Tränen zu kämpfen. Er schaffte es, sie wegzublinzeln. Er schämte sich nicht, aber er wollte Stärke beweisen. Das Rennen verging. Montoya gewann. Doch er konnte sich nicht so richtig freuen. Nach dem Rennen trafen sich alle Fahrer und Teamchefs, sowie einige Reporter. Es gab einige hitzige Diskussionen. „Ich werde nicht nach Indy fliegen. Das ist Wahnsinn." Ralf lief aufgebracht hin und her. „Feigling", schimpfte Villeneuve. Michael wollte auf ihn losgehen, doch Kai ging dazwischen. „Jetzt reißt euch doch mal zusammen, Leute. Das Rennen in Indy ist in zwei Wochen. Wir sollten abwarten und nicht jetzt schon die Pferde scheu machen. Meint ihr etwa, ich habe Lust dorthin zu fliegen. Aber wenn es heißt, das Rennen findet statt, werde ich es auch tun. Und zwar aus einem guten Grund. Wir können unsere Fans dort nicht im Stich lassen. Sie warten auf uns. Ich weiß, dass ihr alle Angst habt, jeder normale Mensch hat die. Aber wir dürfen uns jetzt nicht als Menschen fühlen. Wir sind Entertainer und diese Menschen in den USA brauchen jetzt unsere Hilfe." Eine Weile war es still. „Kai hat recht", sagte Michael langsam. „Wenn das Rennen stattfindet, werden wir den Menschen dort die beste Show liefern, die sie je gesehen haben." Einige klatschten zustimmend und bedankten sich bei Kai. „Erja kommt nicht mit", sagte Mika entschlossen. „Corinna auch nicht", stimmte Michael zu. „Wäre ja noch schöner." „Ob Bernie mitkommt?", fragte Ralf. „Garantiert nicht. Der wird zwei Tage vorher krank." Kai sah die anderen lächelnd an.
Oh man, wieder mal ein fesselnder Teil...Am besten war das mit Wowereit - dieses Statemant ringt mir noch heute Respekt an! - und die Hochzeit von Kai und Flo....
Dein Stil fesselt mich immer wieder aufs neue, egal wie oft ich einen Teil lese...Ich freu mich jetzt schon auf den nächsten Teil und wünsche deiner Oma alles liebe zum Geburtstag!
Florian fand das natürlich alles andere als gut. Er machte sich schreckliche Sorgen um seinen Freund. Er verstand Kais Beweggründe, aber tief in ihm siegte der Egoismus. „Kai, ich flehe dich an. Sei vorsichtig." Tränen liefen über sein Gesicht. Kai hielt ihn fest an sich gepresst. Ihm zitterten die Knie, wenn er daran dachte, sich in ein Flugzeug in die Vereinigten Staaten zu setzen. „Ich verspreche es dir." Florian küsste ihn zum Abschied. Kai schöpfte unheimlich viel Kraft aus diesem Kuss. „Ich liebe dich, Flo", flüsterte er ihm ins Ohr. Er fing an, seinen Freund auszuziehen. Die beiden liebten sich bis zum Umfallen. Dann zog Kai sich an und verließ die Wohnung. Florian blieb leise schluchzend zurück. Kai traf sich mit Heinz und den anderen Fahrern auf dem Flughafen in Amsterdam. Sie flogen zusammen in die USA. Das war schon aus zolltechnischen Gründen besser. „Du siehst so ausgepowert aus", sagte Heinz grinsend. Kai lächelte leicht. „Flo hat es ziemlich mitgenommen, dass ich mitfliege." „Du musst, Kai. Du hast bist jetzt bei keinem Rennen gefehlt." „Darum bin ich ja hier." Heinz klopfte ihm auf die Schulter. Auch ihm war ziemlich mulmig zumute. Doch alles ging glatt. Das Rennen fand statt. Es lief normal. Auf dem Rückflug war Kai ziemlich zapplig. „Was ist los?", fragte Heinz seinen Freund. „Ich weiß nicht, nur so ein komisches Gefühl." Der Flug landete mit einer halben Stunde Verspätung in Köln/Bonn. Einig Fahrerfrauen warteten bereits auf ihre Männer. Glücklich fielen sie sich in die Arme. Auch Tanja war da. Sie war mehr als erleichtert, dass alle wieder gesund in Deutschland waren. Kai stand etwas abseits der ganzen Truppe und entdeckte in einer Ecke des Flughafens eine Gestalt. „Flo", flüsterte er. Der trat unschlüssig von einem Bein auf das andere. Er sah Kai mit Tränen in den Augen an. Der ging langsam auf ihn zu. Heinz und Tanja sahen es. „Ist es also so weit", sagte Tanja. „Ja." Ihr Mann nickte. Kai und Florian trennten nur noch wenige Meter. Florian konnte sich nicht mehr zurückhalten. Er rannte Kai entgegen. Der ließ seine Tasche fallen und fing seinen Freund auf. „Es tut mir leid, Kai", schluchzte Florian. „Ich hatte solche Angst um dich." „Ist ja schon okay, mein Schatz. Ich freue mich, dich zu sehen." Tränen liefen über sein Gesicht. Engumschlungen standen die beiden da. „Was soll denn das?", fragte Ralf, als er auf das Pärchen aufmerksam wurde. Jetzt schauten alle in die Richtung. Die beiden hatten für den Moment völlig vergessen, wo sie waren. Florian überreichte Kai eine Rose. Der nahm sie lächelnd. Dann zog er seinen Freund noch dichter an sich heran. Die beiden versanken in einem innigen Kuss. Michael blieb der Mund offen stehen. Er blickte Heinz an. „Ich lass mal die überflüssigen Fragen weg und beschränke mich auf eine. Seit wann?", fragte er. „Die beiden sind zusammen, seit sie sich kennen gelernt haben. Es war Liebe auf den ersten Blick, wie man so schön sagt. Sie haben sich vor viereinhalb Jahren verlobt und sind jetzt seit... einem Jahr verheiratet. Scheiße, ich habe glatt vergessen, dass sie morgen Hochzeitstag haben." „Typisch Mann", sagte Tanja. „Ich habe dran gedacht." Heinz lächelte seine Frau dankbar an. „Die beiden sind schwul. Und wir haben mehr als sechs Jahren lang mit ihnen zusammengearbeitet und nichts gemerkt", stellte Michael fest. „Kein gutes Zeugnis für uns", sagte Niki. Einige andere nickten. Florian und Kai hatten sich inzwischen wieder voneinander getrennt. Zögernd gingen sie zu den anderen. Kai hatte den Arm um Florians Hüfte geschlungen und zog ihn an sich heran. Unschlüssig blieben sie vor der Gruppe stehen. „Ihr schuldet uns eine Hochzeitstorte", sagte Norbert ernst. Kai und Florian sahen sich verblüfft an. Dann lachten sie erleichtert. Auch die anderen lachten. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir sechs Jahre lang nichts gemerkt haben." Michael schüttelte den Kopf. „Wer hat bei euch eigentlich wen gefragte, wegen der Hochzeit?" „Kai hat mich gefragt", sagte Florian und schmiegte sich lächelnd gegen seinen Mann. „Richtig mit Ring und so?", fragte Cora verträumt. „Sicher", antwortete Kai. Florian hob seine Hand und zeigte den anderen den Ring. Die Frauen nahmen ihn natürlich genau unter die Lupe. „Und wo hat er dich gefragt?", wollte Erja jetzt wissen. Sie und Mika wollten in Deutschland ein paar Freunde besuchen. Mika sah sie leicht verärgert an und schüttelte den Kopf. Florian grinste Kai an. Der lächelte. „Auf meiner Yacht", sagte Florian lässig. Dann schlenderten die beiden Hand in Hand nach draußen. „Yacht?", fragte Ralf erstaunt. „Ich geh auch zu RTL." Michael schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Jetzt werden mir einige Dinge klar. Vor allem die Sache mit Surer." Heinz nickt. „So hart es klingt. Kai hat sich noch zurückgehalten." „Komisch", sagte Cora. „Ich hatte eigentlich eine feste Vorstellung von Schwulen. Und wie Kai und Florian sahen die nicht aus." „Wie denn dann?", fragte Heinz neugierig. „Na ja. Halt so Typen, die in dunklen Kneipen abhängen und in Lederklamotten rumlaufen. Und in meiner Vorstellung können alle Schwulen strippen." Michael lachte. „Das würde ich ja zu gern mal sehen." Heinz kniff ein Auge zusammen. „Du würdest dich schwer wundern, Michael." Er nahm seine Frau und seinen Koffer und ging. Michael sah ihm mit offenem Mund nach. „Wie war das denn gemeint?"
Als sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatten, jubelte Kai laut. „Endlich ist es raus." Er zog Florian in seine Arme und küsste ihn stürmisch. Florian erwiderte den Kuss. Zärtlich umspielten ihre Zungen einander. Kai zog seine Jacke aus und ließ sie einfach auf den Boden fallen. Dann half er Florian mit dessen Jacke. Er hob seinen Freund hoch und trug ihn ins Schlafzimmer. Dort ließ er ihn sanft aufs Bett gleiten. Florian saß auf dem Bett und Kai kniete vor ihm. Florian zog sich sein T-Shirt aus. Kai nahm es ihm ab und warf es neben das Bett. Dann strich er mit den Händen über den Körper seines Freundes. Seine Lippen näherten sich denen von Florian. Zärtlich berührten sie sich. Der Kuss wurde immer intensiver. In einer Atempause zog Kai sich sein Shirt aus. Dann umarmte er wieder seinen Freund. Florians nackte Haut auf seiner eigenen zu spüren, war für Kai eines der schönsten Dinge, die es gab. „Ich habe dich so vermisst, Kai." Florians Zunge strich leicht über Kais Hals. Er ließ sich nach hinten sinken und zog Kai mit. Der öffnete Florians Hose und zog sie ihm aus. „Ich hab dich auch schrecklich vermisst. Und deshalb habe ich eine Überraschung für dich. Du darfst mit nach Malaysia und Japan und von dort aus moderieren." „Echt?" Florian strahlte seinen Ehemann an. „Das ist ja wunderbar." Kai nickte. Dann küsste er Florian erneut. Seine rechte Hand glitt zwischen ihre Körper und unter Florians Slip. Sanft berührte er ihn. Florian bäumte sich leicht auf. Kai zog ihm den Slip aus. Eine Weile stimulierte er Florian mit dem Mund. Dann stand der auf und zog Kai fertig aus. Kai kniete sich auf das Bett. Florian näherte sich ihm langsam von hinten. Ganz vorsichtig drang er in ihn ein. Kais Atmung beschleunigte sich. Er bewegte sich gegen Florian. „Hey, so stürmisch heute?", fragte Florian grinsend. Kai richtete seinen Oberkörper auf und blickte Florian über seine Schulter an. „Ich brauche das jetzt.", sagte er. Florian lächelte und drückte ihn sanft wieder nach unten. Dann fing er an, sich langsam zu bewegen. Die Stöße wurden schneller und heftiger. Kai krallte die Hände in das Bettlaken. Schweiß glänzte auf seinem Körper. Florian umfasste Kais Penis von hinten und stimulierte ihn noch zusätzlich. Der konnte sich nicht mehr halten und kam. Florian stieß noch zweimal zu und kam ebenfalls. Erschöpft sanken sie auf ihr Bett. Nach einer Weile erhoben sie sich und gingen unter die Dusche. Kai warf nebenbei noch das Laken in die Maschine. Unter der Dusche seifte Kai seinen Freund ein und wusch ihn sanft. Florian ließ sich langsam in die Wanne gleiten. Kai kniete sich hin und fing an, seinen Körper mit kleinen Küssen zu bedecken. Er wusste genau, wie sehr Florian das antörnte. Ein Schaudern lief über dessen Körper. Kai umspielte sanft Florians Penis mit der Zunge, ohne jedoch die Spitze zu berühren. Florian stöhnte heiser. „Mein Gott, Kai, bitte..." „Ist ja schon gut", sagte Kai gedehnt. Langsam ließ er Florians Penis in seinen Mund gleiten. Ganz vorsichtig saugte er daran. Florian bäumte sich auf und kam mit einem heiseren Schrei. Kai schluckte das Sperma runter und grinste ihn an. „Besser?" Florian nickte erschöpft. „Ich würde dich ja auch noch ein bisschen verwöhnen, aber ich bin zu erledigt, um aufzustehen. Du müsstest mir schon etwas entgegenkommen." Verführerisch lächelte er ihn an. Kai kniet sich neben Florians Kopf. Der umfasste Kais bestes Stück sanft mit der Hand und fuhr mit dem Daumen langsam immer wieder von unten nach oben. Kai hatte die Augen geschlossen und genoss die sanften Berührungen seines Freundes. Florian grinste. Er hatte noch eine kleine Überraschung für Kai. „Lass mich mal hoch und leg dich auf den Rücken", sagte er. Kai tat es ohne zu widersprechen. Er wusste, dass Florian gern experimentierte. Florian kniete sich zwischen Kais Beine. „Leg deine Beine auf meine Schultern", forderte Florian. Kai sah ihn verwundert an. „Was hast du vor?" „Vertrau mir." „Immer." Kai tat es und ließ sich dann entspannt nach hinten sinken. Florian nahm Kais Penis in den Mund und fing langsam an, den Kopf hoch und runter zu bewegen. Dann machte er zwei seiner Finger nass und drang damit langsam in Kai ein. Der zuckte zusammen. Durch den offenen Mund ließ er den angehaltenen Atem entweichen. Florian fing wieder an, Kai zu stimulieren. Diesmal gleichzeitig mit dem Mund und mit den Fingern. Der stöhnte heiser. Florian spürte, dass Kai die Kontrolle über sich verlor und lächelte zufrieden. Genau das wollte er erreichen. Kai schrie den Namen seines Freundes, als er kam. Dann sackte er regelrecht zusammen. Florian befreite sich aus Kais Umklammerung und duschte seinen Freund ab. Dann zog er ihn hoch. Er sah, dass Kais Beine zitterten. Er trocknete ihn ab und brachte ihn ins Schlafzimmer. So nackt, wie er war, fiel Kai auf das Bett. Florian legte sich daneben und streichelte sanft mit der Hand über Kais Brust. Er spürte, dass Kai sich langsam wieder beruhigte. „Wie fühlst du dich?" „Unglaublich gut und ziemlich zittrig." Kai hob den Kopf. „Wer hat dir das beigebracht?" „Emanuel." „Was???" Kai sah Florian entsetzt an. „Hast du...?" „Natürlich nicht. Was denkst du denn von mir? Ich hab mit ihm ein bisschen über Sex geredet und er hat mir ein paar Tipps verraten, wie man jemand doppelt stimulieren kann. Das fühlt sich für denjenigen dann so an, als hätte der zwei Orgasmen auf einmal." „Deshalb bin ich so erschlagen. Wieso wolltest du das?", hakte Kai nach. Florian zog mit dem Fingernagel kleine Kreise auf Kais Brust. Dann setzte er sich auf ihn. „Ich wollte einmal die völlige Kontrolle über dich haben. Ich wollte, dass du einmal meinen Namen schreist, wenn du einen Orgasmus hast." Kai lächelte. „Na den Wunsch hast du dir ja erfüllt." „Ja, hab ich", sagte Florian und lächelte stolz. Er beugte sich zu Kai runter und küsste ihn zärtlich. Dann zog er eine Decke hoch, deckte sich und Kai zu und schlief ein. Nach wie vor lag er auf seinem Freund.
Sie schliefen durch bis zum nächsten Morgen. Leider wurden sie ziemlich unsanft geweckt. Kai rollte Florian von sich runter und küsste ihn sanft. Dann stand er auf, schlüpfte in einen Bademantel und ging zur Tür. Dort standen Heinz und Tanja und strahlten ihn an. „Alles Gute zum Hochzeitstag." Kai schaute sie erst verblüfft, dann kopfschüttelnd an. „Kommt rein", sagte er dann. „Du siehst so K.O. aus", stichelte Heinz. „War die Nacht so anstrengend?" Dafür erhielt er von Tanja einen Stoß in die Rippen. Kai jedoch grinste ihn an. „Und wenn's so wäre, würde ich es dir nicht erzählen." Er brachte seine Gäste ins Wohnzimmer. „Setzt euch. Ich mach mir erst mal einen Kaffee, wollt ihr auch?" Die beiden nickten und Kai verschwand. Er ging kurz ins Schlafzimmer. „Besuch", hauchte er Florian ins Ohr. „Dachte ich mir", nuschelte der und erhob sich im Halbschlaf. „Ich geh erst mal unter die Dusche." „Tu das." Sie küssten sich innig und Florian schlurfte ins Bad. Tanja und Heinz grinsten ihm hinterher. Kai kam rein und jonglierte ein Tablett mit Tassen und einer Kanne Kaffee. Inzwischen trug er einen Jogginganzug. „Was anderes kann ich euch leider nicht anbieten. Wir waren gestern nicht mehr einkaufen." „Keine Sorge, ein Kaffee reicht." „Wunderschönen guten Morgen", sagte Florian, als er das Wohnzimmer betrat. Tanja und Heinz gratulierten auch ihm. Florian grinste, küsste Kai kurz und setzte sich dann auf dessen Schoß. „Du musst dich noch rasieren, Schatz. Ich hab nämlich was mit dir vor." „Und was?", fragte Kai neugierig. „Überraschung." „Ich hasse Warten. Na ja. Dein Geschenk kriegst du erst übernächsten Donnerstag. Aber ich verspreche dir eins, das Warten lohnt sich." „Na da bin ich aber mal neugierig." Tanja und Heinz grinsten sich an. „Euer Geschenk von uns und einigen anderen Branchenmitgliedern steht unten. Ihr könnt es aber auch von hier aus sehen." Kai und Florian sahen sich an und gingen zum Fenster. Unten auf der Straße stand eine ziemlich teuer aussehende Harley. Kai bekam den Mund nicht mehr zu. „Die?", stotterte er. Heinz nickte. „Ja, die gehört euch. TÜV, ASU und Steuern sind für zwei Jahre bezahlt. Versichern müsst ihr sie selber." Florian grinste breit. „Dann steht ja unseren Sonntagsausflügen nichts mehr im Weg." Kai drehte sich rum und umarmte erst Tanja und dann Heinz. Schließlich schlang er die Arme um seinen Freund und sie betrachteten noch eine Weile das Motorrad. Dann setzten sie sich wieder auf die Couch und redeten noch eine Weile über Gott und die Welt. Kai verschwand nach circa einer Stunde und zog sich vernünftig an. Florian sah Heinz und Tanja fragend an. „Ich hab ein kleines Essen geplant und würde euch auch gern einladen, wenn ihr mitkommen wollt?" Heinz sah Tanja fragend an. Die nickte. „Würden wir gern, wenn wir nicht stören." „Wenn ihr stören würdet, hätte Flo euch nicht eingeladen", sagte Kai, der in der Tür stand und mit einer Krawatte kämpfte. Florian stand auf und half ihm. „Langsam solltest du aber lernen, wie das geht." Er sah Kai mit mildem Tadel an. „Warum?", fragte der scheinheilig. „Ich habe doch dich." Er küsste ihn kurz und verschwand im Schlafzimmer, um sich eine passende Jacke zu suchen. Heinz lachte. Dann stand er auf. „Ich verschwinde mal kurz." Florian nickte und grinste breit. Kai kam gerade aus dem Schlafzimmer. „Wo ist Heinz?", fragte er. „Im Bad." Jetzt grinste auch Kai. Und als sie das laute Lachen von Heinz hörten, wurde ihr Grinsen noch breiter. Tanja sah die beiden fragend an und Florian erzählte ihr die Sache mit dem Spruch über der Toilette. Da lachte auch sie schallend. Sie fuhren mit Kais Audi zum Essen. Allerdings fuhr Florian diesmal, da nur er wusste, wo es hinging. Florian hatte sich etwas ganz Spezielles einfallen lassen. Zuerst fuhr er mit Kai, Heinz und Tanja zu einem ganz feinen Restaurant. Dort aßen sie in Ruhe zu Mittag. „Das Essen war vorzüglich", sagte Heinz hinterher. „Danke für die Einladung." „Pass auf, dass du noch in dein Auto passt", stichelte Kai. Heinz grinste ihn schief an und verpasste ihm unter dem Tisch einen leichten Tritt gegen das Schienbein. Florian sah, wie Kai zusammenzuckte und grinste breit. „Du grinste auch noch", maulte Kai beleidigt. „Solltest mir lieber helfen." Demonstrativ schaute er in eine andere Richtung. Florian lächelte. Sanft legte er seine Hand auf Kais Wange und drehte dessen Kopf zu sich herum. „Entschuldige", sagte er und küsste seinen Freund. „Schon verziehen." Als sie alle wieder im Auto saßen, fuhr Florian Richtung Außenbezirke. „Wohin fahren wir?", fragte Kai. Florian deutete auf eine düstere Burg, die auf einer Anhöhe vor ihnen stand. „Himmel. Na da bin ich ja mal gespannt, was du vorhast", sagte Tanja. „Da kommen wir wohl heute nicht mehr nach Hause?" „Schlimm?", fragte Florian. Heinz schüttelte mit dem Kopf. „Nein, kein Problem." Tanja nickte bestätigend. Kai schaute gebannt auf die Burg, die sich im aufsteigenden Nebel vor ihnen abzeichnete. Obwohl sie so nah erschien, dauerte es fast zwei Stunden, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Langsam wurde es dunkel. Die Umgebung wirkte dadurch fast bedrohlich. Düster. Sie verließen das Auto und betraten zusammen das Innere des alten Gemäuers. Dort war es hell, warm und gemütlich. Kerzen brannten und spendeten ein anheimelndes Licht. Ein alter Mann kam ihnen entgegen. „Bitte. Ich hoffe, es entspricht alles ihren Vorstellungen", wand er sich an Florian. „Ich denke, es ist wunderbar. Vielen Dank." „Ich verabschiede mich dann." Florian winkte und der Typ verschwand. Dann ging der Moderator zu einer großen Holztür und öffnete sie. Dahinter stand eine lange Tafel mit allen möglichen Leckereien. „Ich fühl mich wie im Mittelalter", sagte Kai. „Noch mehr zu Essen", murmelte Heinz. „Na zum Glück brauchen wir das nicht alles allein essen." „Wie meinst du das?", fragte Kai. Heinz lächelte verschwörerisch. „Wart's ab." Kai und Florian sahen sich an und zuckten mit den Schultern. Sie ahnten etwas. Florian ging zu einem Plattenspieler und stellte etwas Musik an. Dann setzten sie sich vor den Kamin und unterhielten sich eine Weile. Es klopfte. Florian ging zur Tür, um nachzusehen, wer dort war. Kai folgte ihm. „Überraschung", sagten die Neuankömmlinge zusammen. Kai wischte sich mit der Hand über die Augen. „Immer noch da", murmelte er. „Keine Fata Morgana." „Nicht mal ‘ne Mutta Morgana", sagte Michael. „Alles Gute zu eurem Hochzeitstag." Er gratulierte den beiden herzlich. Dann trat er ein. Nach ihm kam Corinna. Dann Ralf, Cora, Mika, Erja, Gerhard, Norbert und Niki. „Gut, dass ich damit gerechnet habe", sagte Florian erleichtert. Zusammen gingen sie in den großen Saal, setzten sich an die Tafel und aßen etwas. Kai und Florian waren unsagbar glücklich, dass die anderen die neue Situation so einfach hinnahmen. Mit lächelnden Gesichtern saßen sie an der Tafel. Kai nahm Florians Hand und küsste sie zärtlich. Der strahlte ihn an. „Erzählt doch mal was von euch. Wir sind schließlich neugierig. Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt? Wann hat es gefunkt?", drängelte Michael. „Wir sind uns im Sender das erste Mal begegnet", sagte Kai. „Kai kam vom Boss, ich wollte hin und bin an einer Ecke mit ihm zusammen gestoßen." Kai lächelte verträumt. „Das war der Moment, wo ich wusste: Der ist es. Der oder keiner." „Hast du deswegen alle Wohnungen madig gemacht, die ich in der Zeitung gefunden habe? Damit ich bei dir einziehe?" „Ich war froh, dass du dir nur die eine Zeitung gekauft hattest. Mir gingen nämlich langsam die Ideen aus." Florian sah Kai strafend an. Dann lächelte er. Die anderen am Tisch lachten laut. „Flo ist dann krank geworden. Ich hab ihn gesund gepflegt. Und danach..." „Und seitdem habt ihr euch versteckt? Euch und eure Gefühle?" „Ja." „Oh Mann, das muss hart gewesen sein." Michael sah die beiden mitfühlend an. „Wieso habt ihr nie etwas gesagt?" „Unser Chef. Angst vor euren Reaktionen." „Und warum ausgerechnet gestern?", fragte Cora. „Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten, zu Hause auf Kai zu warten. Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht." „Kann ich verstehen", sagte Tanja. Die anderen Frauen nickten zustimmend. „Entschuldigt, falls die Frage blöd klingt", Corinna sah Florian und Kai verlegen an. „Aber stimmt es, dass bei Paaren wie euch einer den etwas weiblicheren Part einnimmt?" Die beiden überlegten. „Irgendwie schon", murmelte Kai. „Ja, Florian ist der einzige, der eine Krawatte richtig zubinden kann." Heinz lachte. Auch die anderen grinsten. „Ich denke, wenn einer etwas weiblicher ist, bin ich das", gab Florian zu. „Kleider trage ich deshalb aber nicht." Erneutes Lachen. „Würde bestimmt ganz niedlich aussehen", sagte Kai. Florian sah ihn entsetzt an. „Das war ein Scherz." Kai lehnte sich rüber und küsste ihn sanft. „Wieso ausgerechnet Kai? Wieso hast du dich gerade für ihn entschieden?" Florian sah Kai lächelnd an. „Weil ich ihn liebe, ganz einfach. Er hat meinem Leben wieder einen Sinn gegeben." „Und was macht ihn so speziell?", fragte Heinz grinsend. Florian lachte. Er stand auf und ging zur Tür, um noch etwas zu holen. Er drehte sich kurz um. „Eigentlich würde ich jetzt sagen, dass der Sex mit ihm so gut ist, aber das traue ich mich hier nicht. Es sind zu viele Leute da." Er verschwand. Erst Erstaunen, dann lachten alle. Kai saß mit rotem Kopf da und grinste verlegen. „Und warum Florian?", fragte Michael ihn. „Er ist etwas Besonderes", sagte Kai gedehnt. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Wenn ich in seine Augen sehe, sehe ich mein persönliches Glück darin. Ein Tag von ihm getrennt zu sein, ist die Hölle, auch wenn ich weiß, dass ich ihn am nächsten Tag wiedersehe." Florian kam wieder rein. „Aber ihr seid doch öfter getrennt", sagte Corinna. „Schon wegen dem Job." „Und es ist jedes Mal wie ein kleiner Tod", sagte Florian und ging zu Kai. „Das hast du süß gesagt, danke", murmelte er. Er küsste ihn zärtlich. „Könnt ihr auch mal fünf Minuten die Finger voneinander lassen?", fragte Michael leicht genervt. Kai und Florian sahen ihn an und schüttelten die Köpfe. „Macht ihr es jetzt ganz offiziell?", fragte Ralf. „Ja", sagte Kai. „Wir haben es satt, uns zu verstecken", fügte Florian hinzu. „Mit unserer Unterstützung könnt ihr rechnen", sagte Mika. Florian und Kai lächelten dankbar. Plötzlich lachte Ralf. Die anderen sahen ihn fragend an. „Entschuldigt. Ich habe nur gerade das mögliche Ende von einer von Florians Shows vor Augen gehabt. Das könnte dann wahrscheinlich so aussehen." Ralf setzte sich so auf seinen Stuhl, wie Florian es immer tat. „Danke für das Interview, Kai. Ach übrigens, die Milch ist alle, Schatz. Bringst du bitte noch welche mit, wenn du nach Hause kommst?" Alle lachten laut. Auch Kai und Florian. „Mmm", machte Michael nach einer Weile. Die anderen sahen ihn an. „Am Flughafen hat Cora erzählt, wie sie sich Schwule vorstellt. Sie meinte, in ihrer Vorstellung könnten alle Schwulen strippen. Ich hab gesagt, das würde ich zu gern mal sehen und habe mich halb tot gelacht. Und Heinz hat gesagt..." „...du würdest dich sehr wundern", vollendete Heinz den Satz. „Ist mir so raus gerutscht." Michael schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht." Kai und Florian sahen Heinz strafend an. „Kann einer von euch strippen", fragte Michael jetzt direkt. Kai schluckte. Florian nahm lächelnd seine Hand. „Wir können es beide", gestand Florian. „Hab ich doch Recht", sagte Cora triumphierend. Florian lächelte. „Ich habe es für Kai gelernt. Als Geschenk." „Und du warst wahnsinnig gut." Kai sah seinen Mann verliebt an. „An dich komme ich trotzdem nicht ran. Nie im Leben." „Oh ja", sagte Heinz. Die anderen sahen ihn fragend an. „Ich hab durch Zufall mal einen von Kais Auftritten gesehen. Er ist... sagenhaft." Florian lachte laut auf. „Ja. Zu gut. Heinz hat damals bedauert, hetero zu sein." Alle lachten. Tanja flüsterte ihrem Mann etwas zu, der wurde rot. „Cool", sagte Cora. „Dann passt ihr ja fast wieder in meine Vorstellung." „Fast?", fragte Kai. „Es fehlen noch die dunkle Bar und die Lederklamotten." Kai stand auf. „Die Bar haben wir. Sie heißt 'Blue Star' und liegt etwas außerhalb von Köln. Wir haben da auch unsere Hochzeit gefeiert." „Stimmt", meinte Tanja. „Nette Bar. Tolle Leute. Vor allem dieser Emanuel, der Besitzer. Er hat mir ein paar gute Schminktips verraten." „Was ist das für ein Typ?" Kai verließ kurz den Saal. „Er ist ein Transvestit", sagte Florian. Er strahlte über das ganze Gesicht, so glücklich war er, dass alle hier waren. Heinz klopfte ihm leicht auf die Schulter. „Schön, dich und Kai mal so frei lachen zu sehen." Florian nickte. „Ich habe mich seit Jahren nicht mehr so befreit gefühlt." In dem Moment ging das Licht aus. Der Raum wurde jetzt nur noch von den zahlreichen Kerzen erleuchtet, die in Kerzenhaltern an der Wand hingen, sowie vom Kaminfeuer. Kai war wieder in den Raum getreten. Allerdings hatte er sich umgezogen. Er trug jetzt ein eng anliegendes T-Shirt und sehr enge Lederhosen. Alles in schwarz. Langsam ging er auf den Tisch zu. Den Anwesenden blieb der Mund offen stehen. Sie bekamen einen leichten Eindruck von dem, was Kai konnte. Er sah Cora an. „Entspricht das eher deiner Vorstellung eines Schwulen?" Cora nickte und schluckte. Sie konnte nicht antworten. Florian erhob sich und ging zu Kai. Er legte seine Hände auf dessen Brust und sah ihn an. „Du siehst richtig heiß aus", flüsterte er. Kai lächelte und neigte den Kopf ein wenig nach unten. Zärtlich berührten seine Lippen die seines Ehemannes. Es dauerte lange, bis sie sich wieder voneinander trennten. „Entschuldigung", murmelte Florian. Er war leicht rot geworden. „Machen die Klamotten." Er sah Kai an. „Zieh dich bitte wieder um. Sonst verliere ich noch den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung." Die anderen lachten. Kai küsste Florian noch einmal kurz und ging dann. „Wow", sagte Cora schließlich. „Scharf." Florian grinste sie an. „Meins. Alles meins." „Leider", murmelte sie. Ralf sah sie fragend an. Dann wand er sich Florian zu. „Du hast auf dem Flughafen von einer... von deiner Yacht gesprochen." „Ja." „Es war kein Scherz?" „Nein. Durchaus nicht." „Cool." „Besucht Kai dich dort öfters?", fragte Michael grinsend. „Nein", sagte Kai und kam an den Tisch. „Warum sollte ich? Ich hab doch meine eigene." Jetzt klappten einige Kinnladen runter. „Ich bin ein super Reporter. Braucht ihr bei RTL noch jemanden? Ich kann auch Kabel tragen." Ralf sah von Kai zu Florian und wieder zurück. Die anderen amüsierten sich köstlich. Es wurde für alle noch ein herrlicher Abend. Natürlich gab es auch ein Fernsehzimmer in der Burg, so dass Heinz noch die Gelegenheit hatte, Kais und Florians Hochzeitsvideo vorzuführen. Alle genossen es und die beiden Hauptakteure erinnerten sich noch einmal an den stressigsten und gleichzeitig schönsten Tag ihres Lebens. Obwohl dieser Tag eigentlich erst der Beginn eines wunderschönen Lebensabschnittes war, den die beiden Männer nur noch genossen. Auch wenn hin und wieder kleine Gewitterwölkchen über sie hinweg zogen.
Und Kai hielt sein Versprechen. Am nächsten Donnerstag bekam Florian sein Geschenk. „Nun komm schon", sagte Kai ungeduldig. „Ich sehe nix", murmelte Florian. Das lag hauptsächlich daran, dass Kai ihm die Augen verbunden hatte. Jetzt führte er ihn durch das Fahrerlager. Es war noch sehr früh am Morgen und deshalb standen auch nur wenige Leute rum und beobachteten das Treiben. „Stopp", sagte Kai schließlich. „Na endlich." Kai trat hinter Florian, drehte ihn noch ein Stück zur Seite und nahm ihm dann die Augenbinde ab. Florian blinzelte ein paar Mal. Vor ihm stand ein F1-Auto. Zusammen mit einem Rennanzug und einem Helm. „Alles Gute zum Hochzeitstag, mein Schatz." Florian drehte sich um und umarmte Kai. „Danke, Kai", murmelte er unter Tränen. Kai küsste sie ihm weg. „Na, was ist? Willst du jetzt fahren, oder nicht?" Florian nickte eifrig. „Dann komm mal mit", sagte Heinz. Er und Michael kamen hinter einer Ecke hervor. Sie nahmen Florian mit in einen Extraraum der Garage und halfen ihm in seine Klamotten. Kai stand neben dem Wagen und wartete. Norbert Haug trat auf ihn zu. „Das hat ja geklappt." Norbert klopfte Kai auf die Schulter. „Danke, dass ihr mir das Auto zur Verfügung gestellt habt." „Keine Ursache. Mal sehen, wie gut er ist. Wir brauchen doch noch einen Testfahrer." Kai lachte. Dann rief Heinz. „He, Kai, schau mal." Kai drehte sich um und sah Florian. Der stand zwischen den beiden Rennfahrern. Er war größer als sie. Der Rennanzug passte ihm wie angegossen. Kai lächelte und ging zu ihm hinüber. Er hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Du siehst heiß aus." Florian strahlte übers ganze Gesicht. Er ließ sich von Heinz den Helm geben und schwang sich in sein Auto. Sofort standen einige Techniker und Helfer um ihn herum. Sie schnallten den Moderator fest und schauten nach, ob er auch an die Pedale herankam. Dann gingen sie weg. „Woher kann er eigentlich fahren?", fragte Norbert. „Er schaut bei den anderen immer zu." Kai lachte, als er Norberts verzweifelten Gesichtsausdruck sah. „Der soll das Auto ja ganz lassen", seufzte der Mercedes Motorchef. „Das ist Davids Rennwagen." Erstaunt sahen Heinz und Michael sich an. Inzwischen waren noch weitere Fahrer, Teamchefs und einige Journalisten um das Auto versammelt. Kai ging zu dem Wagen und kniete sich daneben. Er sah Florian an. „Na los", sagte er und klappte dessen Visier runter. Florian nickte. Nachdem Kai aufgestanden war, gab er Gas und rollte langsam zur Ampel vor. Die schaltete auf grün und Florian gab richtig Gas. „Wie viele Runden darf er drehen?" „Nun", Norbert rechnete nach. „Zehn ungefähr. Kommt drauf an, wie spritsparend er fährt." „Und der neue Fahrer bei McLaren erreicht die Zielgerade. Ziemliche Geschwindigkeit für einen Anfänger", kommentierte Christian Danner. „Mich interessieren nur die Zeiten", sagte Norbert Haug. Eine Weile war es still. „Das gibt's doch nicht", murmelte Niki plötzlich. Ganz deutlich leuchtete unten auf der Anzeigetafel eine Zahl auf. „Wow, nicht schlecht", sagte Michael . „Nicht schlecht?" Heinz lachte. „So kann man es auch sagen." „Ich habe die Zeiten nicht im Kopf", maulte Kai. „Was ist sie wert?" „Kommt auf sein Gewicht an", sagte Norbert. „Er wiegt genau 87 Kilo." „Er ist im Limit. Wahnsinn. Er hat in seiner ersten Runde den Streckenrekord geknackt." Ron Dennis kam auf sie zugelaufen. „Ich will ihn haben", sagte er auf Englisch. Damit war der Grundstein für Florians F1-Karriere gelegt. Kai lächelte zufrieden.
So Kitty, hier kommt nach laaaanger Zeit mein Kommi. Ich hab ihn geteilt, bzw. jeden deiner Post kommentiert.
Teil 1
- Zitat: 'Hört sich ganz süß an' > jaja der Kai
- Das 1. Treffen fängt ja auch witzig an --> Liebe auf den 1. Blick (mein 1. Gedanke *g*)
- Kai, der Retter in der Not -> Flo brauch net im Hotel "wohnen", hat da wer Hintergedanken?
- Der Spruch auf dem Klo erinnert mich auch an andere: Tritt näher ran du Schwein, der Nächste Könnte Barfuss sein. Oder: Tritt näher ran, denn er ist kürzer als du denkst.
- Zitat: „Voraussichtlich noch zwei Wochen, dann zieht er nach nebenan." - -> da kann Kai dann singen "Living next door to Flo"
- Ich finds süß, wie sich Kai um Flo kümmert
Teil 2
- Die Lebensgeschichte von Flo geht richtig unter die Haut
- Die 1. Annäherung erfolgt im Bad. Wie passend! *g*
- Die gucken Dallas...das guck ich auch gern. *g*
- Zitat:"Fauler Deutscher" , d.h. das wir auch faul sind *g*
- Emanuel = schräger Vogel, erinnert mich an O. Jones, nur das DIE in der Story ne Frau ist.
- Süß, wie Flo bettelt, damit Kai strippt.
- Ich möchte auch gern Kai beim Strippen sehen. (Wollen wir ihm net mal ein Brief schreiben) *devil grins*
- Die 1. heiße Nacht im Hinterzimmer, wie romantisch *ironisch*
- *sabber* Kann sich Flo auch mal auf mein Bett legen? Mit Rose im Mund?
- Flo im Anzug...wann kommt wieder Boxen? Ich werd rattig!!!
- Zitat:"Willkommen im Irrenhaus F1" -> wie passend!
Teil 3
- Mika wird verletzt...zum Glück geht es ihm besser und er voller Tatendrang ist
- Flo rastet aus...ich glaub da wäre ich auch ausgerastet
- Kai macht Flo einen Antrag, hach ist das schön *schnief*
- Heinz wird Vizeweltmeister. Juhuuuu
Teil 4
- Marc Surer ist so ein A.rsch!!!! *mich daneben stell und applaudier, als Kai ihn verprügelt*
- Ich sage nur "Tanja wird Papa"
- Endlich können Flo & Kai heiraten *Träne wegwisch*
Teil 5
- Flos Sorge um Kai, kann man gut nachempfinden (11.9. das Rennen danach)
- Hihi..Heinz hat den Hochzeitstag vergessen von den Beiden. Der Böse!
- Die Beiden haben echt Ausdauer beim Sex *g* (welch Zufall läuft bei mir gerade Cora mit Liebe pur)
- Was für ne geile Überraschung, alle sind gekommen zum Essen
- Zitat: Ach übrigens, die Milch ist alle, Schatz. Bringst du bitte noch welche mit, wenn du nach Hause kommst?"
- Flo als F1 Fahrer? Ob ich das sehen will? Obwohl das Interview mit Kai wäre cool.
So, dann geb ich dir auch mal mein Kommi ab - hat ja auch lang genug gedauert*mich kräftig schäm*
Also: Wie immer klasse geschrieben! Ich konnte alles vor meinem Geistigen Auge sehen, einfach grandios... Beim Festessen wär ich auch gern dabei gewesen*hunger hab*
Ein schönes Ende für eine tolle Story! Ich bin begeistert!!