Und eine weitere Story über unsere Lieblingskommissare. Einige dürften sie kennen, also die Story, meine ich . Und da ich heut irgendwie meinen guten Tag hab, stell ich sie komplett on... weiß gar nicht, was mit mir los ist.
Nasebands letzte Zigarette
Michael Naseband hielt vor einem Zigarettenautomaten, da seine Kippen mal wieder alle waren. Er stieg aus, zog sich eine Packung und steckte sich gleich eine an. Dann wollte er zurück zu seinem Wagen gehen, als er einen Hilfeschrei hörte. Er sah zwei Glatzköpfe mit Bomberjacken und Baseballschlägern über einem Mann. Er zog sein Handy, rief Verstärkung und rannte los. Er warf sich auf den einen Schläger und fiel mit ihm zu Boden. “Sie sind verhaftet”, sagte er laut, als auch schon der zweite nach ihm schlug. Mit einem Aufschrei sank er leicht nach vorn, hielt den Mann unter sich aber fest. “Du bleibst schön liegen.” Der zweite rannte los, auf eine Ecke zu, wo gerade ein grün-weißes Taxi um die Ecke bog. Die Beamten sprangen heraus und nahmen ihn fest. Dann halfen sie Michael mit dem zweiten Festgenommenen. Michael stand auf und keuchte schmerzerfüllt. Er fasste sich an den Arm und an die Rippen. Sein Brustkorb tat höllisch weh. Seine Kollegin fragte ihn, ob sie einen RTW rufen sollte, doch Michael verneinte dies. Er würde allein ins Krankenhaus fahren und sich untersuchen lassen. Sie war zufrieden, nahm das Anschlagsopfer mit und ließ Michael allein zurück. Der biss die Zähne zusammen, ging keuchend zu seinem Wagen und stieg ein. Langsam fuhr er zum Marienhospital, meldete sich an der Notaufnahme an und wartete fast zwei Stunden, bis er endlich untersucht wurde. Eine Schwester brachte ihn zum Röntgen, dann zurück zum Behandlungszimmer, wo sie ihn warten ließ. Vorher hing sie noch ein Röntgenbild an das dafür vorgesehene Gerät.
“Warten Sie bitte, der Arzt möchte noch mit Ihnen sprechen”, sagte sie noch ging. Vor der Tür traf sie auf den Arzt, sie unterhielt sich mit ihm. Michael sah sich währenddessen das Röntgenbild an. Den Schmerzen nach zu urteilen hatte er sich wahrscheinlich mehrere Rippen geprellt oder sogar angebrochen. Aber er würde es wohl überleben. Röntgenbilder hatte Michael schon oft gesehen, aber dieses hier sah merkwürdig aus. Er ging näher heran. Im linken Lungenflügel sah man einen riesigen Schatten. Was war das nur? War das wirklich sein Bild? Er wollte eben nach dem Namen suchen, als er die Worte des Arztes vernahm. “Sie hatten Recht, Schwester. Es ist Lungenkrebs im Endstadium. Der Patient hat vielleicht noch 3, allerhöchstens 6 Monate zu leben.” Danach sprachen sie leiser, Wasser rauschte, der Arzt wusch sich die Hände. Michael stand da wie vom Blitz getroffen. Es war sein Bild. Der Fleck war ein Tumor. Lungenkrebs. 3 Monate… Das konnte nicht sein. Was waren denn 3 Monate. Aber es ging ihm doch gut. Er holte tief Luft, klar, die Prellungen schmerzten, aber Lungenkrebs? Er hatte nie Husten gehabt, außer bei einer Erkältung. Lungenkrebs im Endstadium, das musste man doch vorher merken. Er zitterte. Die Luft wurde immer stickiger. Er musste hier raus. Schnell. Hastig nahm er seine Jacke, riss die Tür auf und schob sich an dem Arzt vorbei. Er spürte die verwirrten Blicke der Schwester und des Mediziners. Er riss die Tür auf, hörte noch den Arzt, der ihm nachrief, dass er ihn noch sprechen wolle und war draußen. Noch sprechen? Der Mann hatte Nerven. Er hatte doch alles gesagt. Er hatte ihm doch gerade eben den Boden unter den Füßen weggezogen. Was wollt er ihm denn noch mitteilen? Michael war es egal. Er hastete zu seinem Auto, spürte die Schmerzen in seiner Brust und hielt inne. Er nahm die Packung mit den Zigaretten, die er sich vor einigen Stunden aus dem Automaten gezogen hatte. Er sah sie an, überlegte, ob er eine Rauchen sollte. Dann jedoch knüllte er sie zusammen und warf sie ärgerlich auf den Boden. ‘Scheißdinger’, dachte er. ‘Ihr seid schuld.’ Damit stieg er in seinen Wagen. Als er saß, spürte er, wie er in sich zusammensackte. Er war stark, er konnte einiges wegstecken, aber das war zuviel. Tränen brannten in seinen Augen, er musst unbedingt zur Ruhe kommen. So konnte er nicht fahren. Er suchte im Wagen herum und fand eine CD, er schob sie in den Player und stellte ihn an. ‘Here I go again’ von ‘Whitesnake’ tönte aus dem Lautsprecher seines Wagens. Michael mochte den Song, er beruhigt ihn, wenn er Probleme hatte. Er schloss kurz die Augen und hörte nur auf den Text.
I dont know where Im going But, I sure know where Ive been Hanging on the promises In songs of yesterday An Ive made up my mind, I aint wasting no more time But, here I go again Here I go again
Tho I keep searching for an answer, I never seem to find what Im looking for Oh lord, I pray You give me strength to carry on, cos I know what it means To walk along the lonely street of dreams…
‚Nein‘, dachte er und schluckte hart. Mit glasigem Blick schaute er auf die Straße. Er war nicht allein. Er war nicht allein. Er hatte Alex und Gerrit. Er hatte seinen Sohn… Mike kam ihm in den Sinn. Er griff zu seinem Handy. Eine Nachricht, ein Anruf, er wählte seine Mailbox an und lauschte. “Hallo Papa”, drang die vertraute Stimme seines Sohnes an sein Ohr. “Du hast doch vorgeschlagen, wir wollen in den Sommerferien surfen fahren. Ich finde die Idee klasse. Ruf mich mal an.” Wie spürte er Tränen in seinen Augen. Sommerferien. Jetzt war Januar. Sommerferien waren im Juli oder August… Die Zeit hatte er nicht mehr. Er würde gar nicht mehr am Leben sein. Er schluckte hart. Wie sollte er Mike das beibringen? Wie sollte er seinem Sohn erklären, dass er bald keinen Vater mehr haben würde. Er wischte sich übers Gesicht, über welches vereinzelte Tränen liefen. Dann brach er schluchzend über dem Lenkrad zusammen.
Eine halbe Stunde später hatte er sich zumindest erst einmal soweit gefangen, dass er wieder fahren konnte. Aber wohin? Seine Wohnung war leer und kalt. Und schlafen würde er nicht können. Gerrit? Nein, der war bei seiner Mutter. Dort konnte er jetzt nicht einfach reinplatzen. Es war… er blickte auf seine Uhr… nach Mitternacht. Er zitterte leicht. Im Auto war es eiskalt, so kalt, wie sich sein Innerstes anfühlte. Er seufzte und ließ den Kopf auf das Lenkrad sinken. Alex fiel ihm ein. Alex… seine Kollegin und Freundin, bei der er Trost und Hilfe finden würde. Obwohl… helfen, konnte sie ihm auch nicht. Keiner konnte das. Keiner. Er fuhr los, langsam, sehr langsam. Andere Wagen überholten ihn, aber Michael störte das nicht. Er fuhr immer weiter, fuhr an seiner Wohnung vorbei und stand schließlich vor dem Haus, in welchem Alex wohnte. Er blickte hinauf zu ihrem Wohnzimmerfenster. Alles war dunkel. Natürlich. Was hatte er denn erwartet? Er seufzte traurig, zögerte lange und gab schließlich Gas. Er wendete den Wagen und fuhr wieder zu sich nach Hause. Dort duschte er, zog sich aus und ging in sein Bett. Mit weit geöffneten Augen lag er da, starrte in die Dunkelheit und grübelte. Er musste noch so viel tun. Er musste seinen Nachlass regeln. Natürlich bekam Mike alles, was er besaß. Er musste mit ihm reden, unbedingt. Michael schluckte leicht. ‘Ich kann das nicht’, dachte er. ‘Ich kann es ihm nicht sagen. Wie soll ich ihm dabei in die Augen sehen.’ Mit diesem Gedanken wurde ihm auch klar, warum er nicht bei Alex geklingelt hatte. Sie und er waren sich in letzter Zeit irgendwie näher gekommen. Ihr freundschaftlicher Umgang miteinander war privater geworden. Die meisten Abende in den letzten 2 Monaten hatte sie zusammen verbracht. Aber keiner von beiden wollte sich eingestehen, warum. Und jetzt? Sollte er ihr sagen: ‘Es tut mir leid, falls du dir Hoffnungen gemacht hast, dass aus uns vielleicht was werden könnte, aber das wird nix. Ich werde sterben.’ Nein, das ging nicht. Aber erfahren musste sie es. So schnell wie möglich. Er dachte an ihre sanften braunen Augen, die ihn immer so besorgt ansahen, wenn er sich irgendeine kleine Verletzung zugezogen hatte. Bei jeder Erkältung war sie wie eine Glucke, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Oft hatte sie ihn zu Hause besucht, wenn er krank war, hatte stundenlang bei ihm gesessen, auch wenn es eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Wie würde sie reagieren, wenn er ihr mitteilte, dass er richtig krank war. Todkrank. Dass er in wenigen Monaten sterben würde und ihm kein Arzt mehr helfen könne. Er hasste es, ihr weh zu tun. Aber diese Nachricht würde ihr Schmerzen zufügen. “Es tut mir leid, Alex”, flüsterte er in die Stille seines Schlafzimmers. Eine Entschuldigung für das bevorstehende Gespräch. Eine Entschuldigung, dass er ihre nett gemeinten Warnungen bezüglich seines Tabakkonsums immer ignoriert hatte. Sie hatte ihm so oft durch die Blume gesagt, dass er doch bitte aufhören solle zu rauchen. Aber er hatte immer nur darüber gelacht. Jetzt lachte er nicht mehr. Jetzt wünschte er sich, er hätte auf sie gehört. Jetzt würde er alles tun, um die Zeit zurück zu drehen. Doch jetzt war es zu spät.
Müde, niedergeschlagen und völlig schlapp quälte Michael sich am nächsten Morgen aus dem Bett. Er war so deprimiert und verängstigt, dass er am liebsten losgeheult hätte. Er schluckte. Seine Hand ruhte auf seinem Brustkorb. Dort drin war er, der Tumor. Dort drin und er tötete ihn langsam. Sein eigener Körper wehrte sich gegen das, was Michael ihm jahrelang angetan hatte. Langsam schlurfte er in sein Bad, duschte, putzte sich die Zähne. Er blickte in den Spiegel. Seine Augen waren geschwollen, er sah übermüdet aus. Bartstoppeln standen in seinem Gesicht. Er seufzte und griff zu seinem Rasierapparat. Eine Weile stand er in der Küche. Er hatte keinen Hunger, keine Lust, sich Kaffee zu machen, keine Lust, auf Arbeit zu gehen. Alex würde sicher sofort merken, was mit ihm los war. Und sie würde nicht locker lassen, bis sie es wusste. Eine Träne lief über seine Wange. Er würde ihr mit dieser Krankheit so weh tun. Schuldgefühle und Angst waren im Moment das einzige, was er empfand. Irgendwann warf er einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Es war 9:00 Uhr. Seit zwei Stunden stand er in der Küche und grübelte. Zwei Stunden seiner kostbaren Zeit hatte er mit Nachdenken verbracht. Was für eine Verschwendung. Er blickte auf, setzte ein ernstes Gesicht auf und ging nach draußen. Er nahm seine Jacke, verließ die Wohnung und fuhr ins K11. Er würde über eine Stunde zu spät kommen.
Und so war es dann auch. Alex und Gerrit standen an ihrem Schreibtisch und blickten auf den Bildschirm. Als Michael eintrat, hoben beide den Blick. Gerrit wollte zu einem Spruch bezüglich Michaels Zu-Spät-Kommen ansetzen, doch Alex fiel ihm ins Wort. “Was ist mit dir los?” “Guten Morgen, Kollegin”, versuchte Michael so normal wie möglich zu klingen. “Morgen.” “Morgen, Michael.” Gerrit sah ihn genauer an. “Hast du was? Ist alles in Ordnung mit dir? Hättest ruhig einen Tag frei nehmen können.” Michael lachte auf. Freudlos. “Wegen ein paar blauen Flecken? Da kennst du mich aber schlecht.” “Hast du auch wieder Recht.” Gerrit nahm eine Zeitung und verschwand nach draußen. Alex stand hoch und ging zu Michaels Schreibtisch. Sie setzte sich auf die Kante und blickte ihren Kollegen an. “Micha, was ist los mit dir? Du siehst irgendwie… sehr traurig aus.” Der hob den Blick. Er sah Alex erschrockenes Gesicht, dann spürte er die Tränen, die ihm über die Wangen liefen. Hastig wischte er sie weg. “Kann… kann ich heute Abend zu dir kommen?” Alex legte eine Hand unter sein Kinn und strich mit einem Finger zärtlich über seine Wange. “Natürlich. Ich habe immer für dich Zeit, wenn du reden willst.” “Das Gespräch wird nicht angenehm.” “Egal, zusammen schaffen wir deine Probleme schon aus der Welt.” Sie lächelte ihm zuversichtlich zu. “Okay?” Er schüttelte den Kopf. “Diesmal nicht.” Dann atmete er tief durch. “Lass uns arbeiten.”
Alex unterrichtete Gerrit davon, dass sie mit Michael verabredet war und dass der anscheinend tatsächlich Probleme hatte. Deshalb übernahm Gerrit dann auch allein die letzten zwei Stunden und Alex und Michael verschwanden 16.00 Uhr. Sie schlenderten zu ihren Autos. Michael stand eine ganze Weile unschlüssig vor seinem Wagen herum. Dann sah er Alex hinüber, die direkt neben ihm geparkt hatte. “Kann ich bei dir mitfahren?” “Sicher”, sagte sie überrascht. “Aber, wie willst du dann nach Hause kommen?” Er zögerte lange. “Vielleicht könnte ich bei dir schlafen, auf der Couch.” Langsam fing Alex an, sich echt Sorgen zu machen. So hatte sie ihren Kollegen noch nie erlebt. Er war so ernst, nicht ein Scherz kam über seine Lippen, schon den ganzen Tag nicht. Sie nickte und deutete auf den Beifahrersitz. Er ließ sich kommentarlos darauf fallen und starrte auf seine ineinander verschränkten Finger. Wieder kein Spruch bezüglich ihres Fahrstils, nichts, nur Schweigen. So kamen sie eine gute halbe Stunde später vor Alex Wohnung an. Sie gingen hinein und Michael fiel mit einem leisen Seufzen auf die Couch. Alex stellte ihre Tasche unter den Garderobenhaken, hängte ihre Jacke hin und folgte ihm ins Wohnzimmer. “Willst du was trinken?” Der schüttelte den Kopf. Alex sah, wie seine Hände zitterten, den Kopf hatte er geneigt, der Rücken war gebeugt… Ihr Kollege bot ein wirklich jammervolles Bild. Alex zögerte, setzte sich dann neben ihn und legte ihre Hand auf seine. “Was um alles in der Welt hat der Arzt dir gestern erzählt?” Sein Kopf schnellte hoch. Erstaunt blickte er sie an. “Wie kommst du darauf, dass mein Besuch im Krankenhaus etwas…” Sie unterbrach ihn. “Micha… du bist gestern verletzt worden und heute morgen ein völlig neuer Mensch. Und die Veränderung steht dir nicht besonders, wenn ich das mal so formulieren darf.” Sie drehte sich zur Seite und winkelte ein Bein an. Sie sah ihn jetzt direkt an. “Sag mir bitte endlich, was mit dir los ist. Bitte.” Michael sah ihren flehenden Blick. Er nickte langsam. “Gestern, als der Doc meine Rippen geröntgt hat… also… auf dem Röntgenbild war noch mehr zu sehen…” Fragend sah Alex ihn an. “Michael, bitte, Klartext.” “Ich habe Lungenkrebs”, brachte er schließlich unter größter Anstrengung heraus. Dann senkte er wieder den Blick. Schweigen herrschte im Raum. Alex fühlte sich, als hätte man ihn in den Magen geschlagen. Sie saß steif auf der Couch, presste ihre Hände um die von Michael und hielt sich daran fest. Sie begriff nicht, was sie gehört hatte, wollte es auch gar nicht verstehen. “Was?”, fragte sie schließlich, um die Stille zu unterbrechen, die sie zu erdrücken drohte. Michael hob den Blick und sah ihr jetzt direkt in die Augen. “Ich habe Lungenkrebs… im Endstadium…” Er sah den Schmerz in ihren Augen, als sie es begriff, was er ihr sagen wollte. Es tat ihm weh, aber er sprach weiter. “Der Arzt meinte, ich habe noch 3-6 Monate Zeit.” “Nein”, schrie Alex gequält auf und fiel ihm um den Hals. Sie schluchzte herzzerreißend und klammerte sich an ihn, als ob sie ihn festhalten wolle. Michael liefen ebenfalls Tränen übers Gesicht. Er presste sie an sich und lehnte sich gegen die Lehne des Sofas. Es war raus… endlich. Irgendwie fühlte er sich besser, er war richtig erleichtert, diese Last nicht mehr allein tragen zu müssen, auch wenn er Alex die Schmerzen gern erspart hätte. Schluchzend hing Alex in seinen Armen. Ihr Kopf lag auf seiner Brust, sie spürte und hörte seinen leisen Herzschlag. Seine starken Arme hielten sie fest. Wie konnte ein so gesunder Mann todkrank sein. Das war doch einfach nicht möglich. Sie hob den Blick, sah die Tränen auf seinem Gesicht, die Angst in seinen Augen. Es war wahr. Er war krank… er würde… Sie schüttelte den Kopf. “Hat der Arzt gesagt, ob man was machen kann? Chemo, OP? Irgendwas?” Michael zögerte. “Also… mit dem Arzt hab ich nicht gesprochen…” “Wie? Jetzt versteh ich gar nichts mehr.” “Der Doc und eine Schwester haben sich vor dem Behandlungszimmer unterhalten. Über meine Röntgenbilder.” “Bist du dir sicher, dass sie über dich gesprochen haben?” “Das Bild hing im Raum, ich habe den Tumor gesehen.” Er strich ihr übe das Gesicht. “Es tut mir leid, Alex, dass ich dir so einen Kummer bereite.” “Blödsinn”, schniefte sie verärgert. “Wir sind Freunde. Ich bin für dich da, Micha. Jederzeit, so lange, wie du mich brauchst.” Er schluckte schwer und legte den Kopf gegen Alex Schulter. “Danke… ich hatte solche Angst, darüber zu sprechen. Irgendwie war es bis jetzt ein Alptraum… jetzt ist es Realität.” “Es tut mir so leid”, flüsterte sie ihm ins Ohr und legte ihre Wange gegen seinen Kopf. “Es tut mir so unendlich leid.”
Michael war mit Alex im Arm auf dem Sofa eingeschlafen. Nach zwei Stunden wurde er langsam wieder wach. Er blickte auf seine Kollegin hinab, die mit halb geöffneten Augen in seinen Armen lag. Sie erwiderte den Blick kurz, dann seufzte sie leise. “Ich bin für dich da”, versprach sie ihm. Er lächelte traurig und küsste sie auf die Stirn. “Danke, Alex. Irgendwie bin ich froh, dass ich es dir erzählt habe.” Etwas ungelenk stemmte sie sich vom Sofa hoch. “Und was jetzt?” “Ich muss es Mike sagen”, sagte Michael leise. “Aber ich weiß einfach nicht wie.” “Meinst du wirklich?” Alex sah ihn skeptisch an. “Natürlich muss er es wissen.” “Ja, sicher, das meine ich nicht… Aber…” Sie zögerte. “Rede erst noch einmal mit dem Arzt. Dein Sohn wir eine Menge fragen haben und du brauchst die Antworten für ihn.” Michael nickte leicht. Vielleicht hatte sie Recht. Was wusste er denn? Das er todkrank war und sehr bald sterben würde. Und weiter? “Du hast Recht, wie immer. Ich weiß ja selber nicht, was genau auf mich zukommt.” Alex erhob sich vom Sofa und ging in die Küche. “Ich mach uns was zu essen.” “Mmm”, brummte Michael leise. Einige Minuten hantierte Alex in der Küche herum, dann waren die Spaghetti im Topf und die Soße zubereitet. Sie saß auf einem der Stühle an der Küchentheke und blickte zu Michael hinüber, der grübelnd im Wohnzimmer saß. “Was ist mit Gerrit?” “Ich sag es ihm morgen.” “Ja, mach das bitte. Er macht sich nämlich riesige Sorgen, was mit dir los ist.” Langsam erhob sich Michael und sah Alex bittend an. “Hilfst du mir?” Sie nickte ihm stumm zu und sah ihm nach, als er in Richtung Bad verschwand. Als er wieder raus kam, war Alex mit dem Essen kochen fertig und hatte den Tisch gedeckt. Sie sah Michael an, sah seine glasigen, roten Augen. Er hatte geweint. Traurig blickte sie ihn an, hilflos, dann tat sie ihm etwas auf. Michael stocherte anfangs lustlos in seinen Nudeln herum, aber es schmeckte ihm, was Alex gekocht hatte und so kam der Appetit mit dem Essen. Er schlang drei große Portionen runter und blickte sie danach lächelnd an. “Das war lecker”, murmelte er und streichelte seinen Bauch. “Das habe ich gemerkt. Freut mich, dass es dir schmeckt.” Sie lächelte, räumte ab und holte eine Flasche Wein. “Wenn du rauchen willst, bitte draußen.” Michael schüttelte den Kopf. “Ich rauche nicht mehr.” Skeptisch sah sie ihn an. “Du hast 25 Jahre gequalmt…” “…und jetzt krieg ich die Quittung dafür.” Alex biss sich leicht auf die Unterlippe. “Sorry.” “Ist schon okay. Irgendwie bin ich selber Schuld. Ich weiß gar nicht, wie oft Leute zu mir gesagt haben, ich soll aufhören mit dem Rauchen.” “Ach komm, Micha, wir wissen beide, dass das nicht so einfach ist.” “Ich habe es nie wirklich versucht.” Traurig blickte er auf den Tisch. Alex wollte ihm so gern helfen, aber sie fühlte, dass sie das im Moment kaum konnte. Also legte sie einfach ihre Hand auf seine. Er hob den Blick. Seine Augen glänzten feucht. Er sah sie mit einem dankbaren Blick an, dann senkte er den Kopf wieder. Doch Alex sah die Träne, die sich einen Weg über seine Wange bahnte und auf den Tisch tropfte.
In der Nacht lag Michael wach auf Alex Couch und blickte aus dem großen Fenster in den sternenklaren Himmel. Ob es wirklich noch etwas nach dem Tod gab? Oder war er das Ende? Und was würde er hier alles verpassen? Er seufzte leise. Wie oft hatte er selber Witzchen über sein Alter gerissen, aber er war doch definitiv noch zu jung zum Sterben. ‘Das ist so unfair’, dachte er und ballte die Hände zu Fäusten. ‘Das ist einfach nicht fair. Ich will nicht sterben. Ich will nicht.’ Er rollte sich zusammen und schluchzte auf. “Ich will nicht sterben”, wisperte er leise. Alex hatte Michaels Schluchzen gehört. Sie seufzte und befreite sich von ihrer Decke. Ihr Laptop rutschte zur Seite auf den unbenutzten Teil des Doppelbetts. Sie blickte auf den Bildschirm, diverse Dokumente waren offen. Sie hatte sich über Michaels Krankheit informiert, über Behandlungsmethoden, Chance. Und die Ergebnisse ihrer Recherche waren niederschmettern. Leise schlich sie zur Treppe, die nach unten ins Wohnzimmer führte. Dort angekommen blickte sie auf Michael hinab, der von einem hellen Vollmond beschienen auf der Couch lag. Er hatte sie zusammengerollt, wie ein schutzsuchendes Kind und weinte leise. Sein Gesicht hatte er in seinen Händen vergraben, doch Alex sah die Tränen auf seinen Wangen glitzern. Sein ganzer Körper bebte. Mit einem mitleidigen Blick auf ihn ging sie die Treppe hinunter und setzte sich auf die Lehne, direkt neben seinem Kopf. Zögernd strich sie ihm mit der Hand über die Stirn. Sie war heiß, er hatte leichtes Fieber. Aber wahrscheinlich nur wegen der ganzen Aufregung. Alex verstand beim besten Willen nicht, wie der Arzt ihn einfach gehen lassen konnte nach so einer Diagnose. “Micha, bitte, beruhige dich”, sagte sie leise, versuchte, ihm etwas Trost zu spenden, aber ihre Stimme zitterte. Michael reagierte anfangs überhaupt nicht auf Alex Worte oder ihre Berührung. Erst nach einigen Minuten nahm er wahr, dass sie neben ihm saß. Mit tränennassem Gesicht blickte er auf. Fast entschuldigend sah er sie an, aber er brachte kein Wort über seine Lippen. “Komm mit hoch. Du solltest vielleicht jetzt nicht allein sein.” Damit zog sie ihn sanft aber bestimmt von der Couch hoch. “Komm, Micha. Ich pass schon auf dich auf.” Zusammen gingen sie nach oben, wo Michael sich von Alex in deren Bett schieben ließ. Er blickte sie unendlich dankbar an, schloss die Augen und war schnell eingeschlafen. Sein Gesicht war hochrot und erhitzt. Kleine Schweißperlen glitzerten darauf und hatten sich mit den Tränen auf seinen Wangen vermischt. Alex holte einen Lappen aus dem Bad und wischte ihm das Gesicht ab. Er stöhnte leise auf, schlief aber friedlich weiter. Jetzt war sie beruhigter, legte sich ebenfalls wieder hin und schlief sehr schnell ein.
Am nächsten Morgen wachte Michael kurz vor dem Wecker auf und schaltete ihn aus. Er erinnerte sich an seinen Zusammenbruch in der letzten Nacht und blickte zu Alex hinüber, die nach wie vor tief schlief. ‘Ich mach ihr ganz schön Sorgen’, dachte er bei sich. Aber gleichzeitig spürte er eine tiefe Dankbarkeit ihr gegenüber. Er lächelte, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und murmelte: “Danke, Alex. Danke für deine Hilfe.” Dann stand er auf, ging nach unten in die Küche und machte für sich und seine Kollegin Frühstück. Dieses brachte er nach oben und stellte es auf seine Seite des Bettes. Dann weckte er Alex vorsichtig auf. Sie blinzelte ihn ein wenig verwirrt an, erinnerte sich an den gestrigen Tag und schoss regelrecht im Bett hoch. “Micha? Wie geht es dir?” “Besser als letzte Nacht”, sagte er mit einem leichten Lächeln. “Danke, Alex.” Er wies auf das Tablett. “Hier, ich hab Frühstück gemacht.” Alex schnupperte. Der Kaffee roch verführerisch und weckte ihr noch sehr müden Lebensgeister. Sie strahlte Michael an, der sich auf seine Seite des Bettes setzte und das Tablett zu sich heran zog. “Du bist eingestellt.” “Als was?” “Als allmorgendlicher Frühstück-ans-Bett-Bringer.” Sie lachte und zu ihrer Erleichterung fiel Michael mit ein. Sie aßen gemütlich, bevor sie sich für ihren Dienst fertig machten und zusammen ins Kommissariat fuhren. Michael bat Alex, noch ein paar Tage bei ihr bleiben zu dürfen, was diese natürlich bejahte. Schließlich hatte sie ihn im Moment lieber an ihrer Seite, als dass er allein in seiner Wohnung hockte. Er war verdammt depressiv und Alex wusste nicht, wie weit er in seiner Verzweiflung gehen würde.
Im Büro scheuchte Michael einige der anderen Angestellten aus dem Raum, da er Gerrit erzählen wollte, was mit ihm los war. Schließlich waren sie Freunde und dass Gerrit sich Sorgen machte, dass sah Michael überdeutlich, da musste der nichts sagen. Der saß auf seinem üblichen Platz auf der Couch und blickte Michael fragend, ja fast drängend an. “Was ist los mit dir?” Michael saß hinter seinem Schreibtisch, Alex stand neben ihm. “Ich bin schwer krank”, sagte Michael schließlich leise. Er fühlte, wie Alex ihre Hand auf seine Schulter legte. Dankbar sah er sie kurz an, dann blickte er wieder zu Gerrit hinüber, der ihn jetzt ziemlich geschockt ansah. “Ich habe Lungenkrebs.” “Wie bitte?”, fragte Gerrit leise. “Das kann nicht sein…” Aufgebracht blickte er Michael an. “Aber warum läufst du dann hier rum und arbeitest auch noch? Du musst ins Krankenhaus…” Michael unterbrach ihn mit einer knappen Geste. “Ich habe Lungenkrebs im Endstadium… Ich werde sterben.” “Nein”, flüsterte sein Kollege. Tränen glitzerten in seinen Augen. “Das muss ein Irrtum sein. Bitte, Michael, sag mir, dass es nur einer deiner blöden Scherze ist.” Der stand auf und ging zu ihm. Er setzte sich neben ihn und zog ihn in seine Arme. “Nein, Gerrit, kein Scherz, kein Irrtum.” Er hielt seinen Kollegen fest an sich gepresst. ‘Kann ich schon mal üben… für Mike’, dachte er mit einem Anflug von pechschwarzem Humor. Gerrit hob den Blick nach einer Weile und löste sich von Michael. “Entschuldigt”, sagte er. “Aber… das war irgendwie ein echter Schock jetzt.” Er wischte sich übers Gesicht. “Ich wollte mich nicht so gehen lassen.” “Ist doch egal”, sagte Alex. “Man kann das ja durchaus aus emotionale Ausnahmesituation sehen und von daher ist deine Reaktion… normal.” Sie ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Wir packen das schon, zusammen.” Gerrit nickte und sah Michael wieder an. “Wie lange hast du noch?” “Drei bis sechs Monate”, presste der hervor. Sein Kollege schloss die Augen und schüttelte leicht mit dem Kopf. “Das ist so verdammt wenig.” Michael und Alex nickten stumm.
Michael und Alex gingen nach der Arbeit gemeinsam ins Kino. Michael brauchte Ablenkung und Alex hatte keine Lust, ihn allein durch die Stadt ziehen zu lassen. Also ließ sie sich von ihm einladen. Nach dem Kino gingen sie noch einen Happen essen, bevor sie gegen 23 Uhr wieder in Alex Wohnung waren. Alex gähnte müde und ging hoch ins Schlafzimmer. Michael stand ein wenig unschlüssig im Wohnzimmer und blickte ihr nach. In der Tür blieb sie stehen und sah ihn an. “Kommst du, oder willst du noch ein wenig fernsehen.” Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er ihr nach oben folgte. Er setzte sich auf das Bett und wartete, bis Alex aus dem Bad kam. Sie huschte schnell unter ihre Decke und wickelte sich darin ein. “Ist dir kalt?”, fragte er. “Ja, ziemlich.” Sie klapperte leicht mit den Zähnen. Michael schüttelte verwundert den Kopf und ging dann ebenfalls ins Bad. “Frauen”, murmelte er, wofür Alex ihm sein Kopfkissen hinterher warf. Als er aus dem Bad kam, hob er es auf und legte es auf seine Seite. Er grinste sie an und schlüpfte unter seine Decke. “Danke, für dein Verständnis, Alex. Du bist echt der liebste Mensch auf dieser Welt.” Die wurde leicht rot und zog die Decke höher. “Keine Ursache”, nuschelte sie. Sie sah ihren Kollegen eine Weile an. Dann kroch sie langsam zu ihm rüber. Sie schlang den Arm um seinen Bauch, legte ihren Kopf auf seinen Oberarm und schloss die Augen. Michael sah sie ein wenig verwundert an, zuckte leicht mit den Schultern und zog sie dichter an sich heran. Er deckte Alex richtig zu, löschte das Licht und schloss müde die Augen. Allerdings wachte er zwei Stunden später wieder auf. Alex lag schluchzend in seinen Armen. Sie wimmerte leise, wie ein Kind. Michael seufzte innerlich. Er strich ihr über den Kopf. “Ganz ruhig, Alex, nicht weinen.” Er schlang die Arme um sie und zog sie dichter an sich heran. “Ich will nicht, dass du stirbst, Micha. Ich will dich nicht verlieren.” Ihr Schluchzen war jetzt heftiger. Michael machte sich Sorgen, sie bekam kaum noch vernünftig Luft. “Alex, bitte, beruhige dich.” Mit der Hand strich er ihr zärtlich über die Wange. Sie hob den Kopf unter der Berührung, er sah ihre Silhouette im schwachen Licht des Mondes. Tränen glitzerten auf ihren Wangen. Sanft strich er sie weg. Er spürte ihren Atem auf seinem Hals. Seine Kehle fühlte sich plötzlich sehr trocken an. Alex schob sich ein wenig hoch. “Ich will dich nicht verlieren”, flüsterte sie leise und presste ihren Mund auf seinen. Michael war überrascht, gelinde gesagt. Klar, Alex war eine attraktive Frau, aber schon der Altersunterschied hatte ihm von Anfang an jede Hoffnung genommen, dass sie in ihm je mehr als einen guten Freund sehen würde. Auch wenn die Gerüchteküche des K11 da etwas anderes behauptete. Plötzlich war er hellwach und schob Alex ein Stück von sich weg. Er hörte ihren leicht keuchenden Atem. “Alex, was soll das?” Sie stützte sich neben seinen Körper auf und blickte ihn durch die Dunkelheit an. “Emotionale Ausnahmesituation?”, fragte sie fast schüchtern. Michael musste lachen. Der Kuss prickelte noch auf seinen Lippen und Alex Körper direkt an seinem eigenen machte es auch nicht leichter, vernünftig zu bleiben. “Ausnahme hin oder her… ich will dir morgen noch in die Augen sehen können.” Sie schluckte leicht. Dann presste sie ihre Lippen wieder auf seine. Und dieses Mal wies Michael sie nicht zurück. Soviel Selbstbeherrschung und Vernunft besaß er dann doch nicht. Dafür wachte er am Morgen mit einem schlechten Gewissen auf. Er fühlte Alex, die an ihn gekuschelt dalag. Okay, das war nicht das erste Mal, aber bis jetzt waren es Versehen gewesen, die zu dieser Situation geführt hatten und es war nie etwas passiert. Und er hatte sie jedes Mal mit blöden Sprüchen von sich gestoßen. Er blickte auf sie hinab. Sie war wach. Alex merkte, dass Michael sich ein wenig regte und blickte nach oben. Sie lächelte ihn an und küsste ihn zärtlich. “Morgen.” Der erwiderte den Kuss, murmelte dann aber: “Alex, was haben wir getan?” “Wir haben miteinander geschlafen.” Sie lächelte wegen seiner Scheu. “War es so schlimm?” “Quatsch”, sagte er leicht aufgebracht, dann jedoch seufzte er. “Und nun?” “Meine Güte, Michael, wenn es dir Spaß macht, genieß es doch einfach. Manchmal bist du aber kompliziert.” Jetzt lächelte er leicht. “Spaß? Gar kein Ausdruck. Es tut vor allen Dingen unheimlich gut. Nach der Diagnose hab ich mich total allein gefühlt, so hilflos, leer, einsam. Aber jetzt mit dir… Ich hab endlich wieder Hoffnung, dass wenigstens der Rest meines Lebens doch noch etwas Schönes für mich bereit hält.” Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. “Danke, Alex.” Sie grinste. “Na, so ein großes Opfer war es nun auch nicht.” Mit diesen Worten schmiegt sie sich gegen ihn und schloss noch ein paar Minuten die Augen, bis ihr Wecker sie ermahnt, aufzustehen.
“Den Kollegen sagen wir aber nichts von uns und Gerrit schon gar nicht.” Michael und Alex stiegen aus dem Auto und gingen nach oben. “Nein”, stimmte Alex zu. Zusammen gingen sie in ihr Büro. Hier gab es anfangs eine Menge Aktenarbeit, später einfach nur noch Langeweile. Und Gerrits trauriger Blick machte es für alle Beteiligten nicht gerade einfacher. Michael hatte eigentlich noch mit dem Staatsanwalt sprechen wollen, da der schließlich wissen musste, wie es um seinen Angestellten stand, aber er würde den ganzen Tag im Gericht sein. Als das Telefon klingelte, hoffte Michael regelrecht auf einen Fall, nur um endlich aus dem Büro raus zu kommen. Seine Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Er machte sich einige Notizen und legte dann auf. “Geiselnahme im Hotel. Die Tochter des Besitzers, zwei Angestellte, zwei Geiselnehmer. Sie wollen eine Million Euro Lösegeld und einen Fluchtwagen. Der Besitzer ist ein hohes Tier und macht wohl vor Ort ziemlich Stress.” Alex und Gerrit nickten und sprangen auf. Michael folgte ihnen und sie fuhren zu dritt zum Tatort. Das SEK war vor Ort und hatte den Bereich vor dem Hotel, sowie die Seiten- und den Hintereingang abgesperrt. Deren Leiter winkte die Kommissare zu sich. Er stellte ihnen den Besitzer vor, der sich beschwerte, dass nichts passierte. In diesem Moment fiel ein Schuss. Ein Mann wurde aus dem Fenster in einem der oberen Stockwerke gestoßen und schlug vor dem Hotel auf. “Diese Sadisten”, fluchte Michael. Als die Geiselnehmer sich per Telefon meldeten, schrie er sie an. “Musste es sein, den Mann zu töten? Wir haben das Geld zusammen und der Wagen ist gleich hier.” “Schnauze, sonst ist eine der Damen dran.” Anscheinend ließen die Gangster nicht mit sich reden und waren auch für Kompromisse nicht gerade zugänglich. “Schicken Sie eine Angestellte hoch, mit dem Geld. Allein. Dafür lassen wir eine andere frei.” Damit legte er auf. “Ich mach das”, sagte Alex sofort. Michael nickte, obwohl ihm das überhaupt nicht Recht war. “Okay.” Es wurden passende Sachen für Alex besorgt und sie nahm den Koffer mit dem Lösegeld. Dann ging sie mit festem Schritt auf den Eingang zu. “Alex”, rief Michael ihr nach. “Sei vorsichtig.” Sie drehte sich um, nickte ihm lächelnd zu und ging rein. Gerrit und einige SEK-Beamte folgten ihr. Drinnen verteilten sich die Männer, versteckten sich in Zimmern und warteten darauf, dass die Geiselnehmer mit ihren Geiseln das Zimmer verlassen sollten, wo sie sich versteckt hielten. Alex ging zu der am Telefon genannten Zimmernummer und klopfte zögernd. Sie setzte ein ängstliches Gesicht auf, was ihr nicht sehr schwer fiel, angesichts der Waffe, die ihr Sekunden später unter die Nase gehalten wurde. Einer der Männer winkte sie rein, schnappte sich den Koffer und zwang sie, sich zu den anderen auf den Boden zu legen. Er und sein Komplize öffnete den Koffer und sahen zufrieden hinein. Dann ließen sie die eine Angestellte wie versprochen gehen. Die lief im Flur Gerrit in die Arme, der sie nach draußen schickte. Die Gangster berieten sich kurz, standen dann von ihren Stühlen hoch, auf denen sie gesessen hatten und zogen die Geiseln auf die Beine. “Los, Ladies, raus hier.” “Aua”, beschwerte sich Alex, als einer der Geiselnehmer ihre Haare packte und grob daran zog. “Schnauze. Los, vorwärts.” Damit trieben die Männer die beiden Frauen den Flur entlang und wurden Sekunden später vom SEK und Gerrit überwältigt. Der erkundigte sich sofort, ob bei Alex alles okay wäre, was die bejahen konnte. Die beiden Kommissare waren mit dem Erfolg des Einsatzes zufrieden. Bis einer der Gangster dreckig auflachte und meinte, im Keller des Hotels wäre eine Bombe. Alex informierte Michael, der zusammen mit dem Leiter des SEK die Kellerräume durchsuchte und schnell fündig wurde. Das Bombenkommando würde leider länger brauchen, als die Uhr eingestellt war, was ein Problem ergab. Denn neben dem Hotel war ein Messegelände und die Leute dort zu evakuieren, würde man nicht mehr schaffen. “Versucht, so viele Leute wie möglich vom Messegelände zu schaffen”, sagte Michael. “Ich bleibe hier und warte, so lange es geht. Dann schneide ich einen der beiden Drähte durch. Die Chance ist Fifty-Fifty, dass es klappt.” “Spinnst du? Michael, das ist Selbstmord.” “Ich habe Lungenkrebs. Ich hab eh nicht mehr viel Zeit, also hau schon ab.” Schockiert sah der Beamte den Kommissar an. “Okay, ich gehe. Viel Glück.” Michael nickte und der Mann verschwand.
Draußen unterrichtete er Gerrit und Alex, die inzwischen vor dem Hotel standen von Michaels Plan und dessen Begründung für seine Wahnsinnstat. Die beiden sahen sich an und nickte. Er hatte ja Recht, so bestand die größtmögliche Chance, dass man viele Leute retten konnte. “Hoffentlich geht das gut”, murmelte Alex leise, doch Gerrit hatte sie verstanden. Er legte ihr den Arm um die Schulter und nickte ihr aufmunternd zu. In diesem Moment klingelte Michaels Handy. Es lag im Wagen, er hatte es wohl vergessen. Gerrit nahm es und ging ran. “Herr Naseband, hier ist die Unfallklinik München”, sagte eine Schwester, ohne Gerrit überhaupt zu Wort kommen zu lassen. “Sie müssten noch einmal in die Klinik kommen, ihre Praxisgebühr bezahlen.” Gerrit glaubte sich verhört zu haben. “Der Mann ist todkrank und Sie haben keine anderen Sorgen als Ihre dämlichen 10 Euro?” “Äh.. Todkrank?” “Ja, er hat Lungenkrebs.” “Das wusste ich nicht.” Sie raschelte mit den Akten. “Also hier in seinen Untersuchungsergebnissen steht auch nichts, außer einer winzigen Fraktur einer Rippe.” Gerrit verstand gar nichts mehr. “Aber… im Krankenhaus hat Michael gehört, wie ein Arzt gesagt hat, er wäre krank. Und er hat doch auch das Röntgenbild gesehen.” Die Schwester dachte nach. “Ich hatte an dem Abend Dienst… Es wurde ein Patient mit akuter Atemnot eingeliefert, bei dem Lungenkrebs im Endstadium diagnostiziert wurde, das ist richtig. Aber der Mann ist 93 Jahre alt. Er war vor Herrn Naseband beim Arzt. Sein Röntgenbild… Ja, stimmt, das hing noch an der Wand und ich habe mich mit dem Arzt über den Mann unterhalten, während Herr Naseband im Nebenraum gewartet… Oh mein Gott… Er muss uns gehört haben und hat gedacht…” Gerrit lachte auf. “Ja. Er hat es auf sich bezogen.” “Darum ist er leichenblass aus dem Behandlungszimmer gerannt. Wir hatten uns schon gewundert.” “Die 10 Euro bringe ich Ihnen nachher persönlich vorbei, versprochen.” Damit legte Gerrit auf und rannte die wenigen Schritte zu Alex. Er erklärte ihr das Missverständnis. Alex schloss vor Erleichterung die Augen, riss sie jedoch im selben Moment wieder auf und starrte auf den Hoteleingang. “Ich muss es Michael sagen.” “Er hat noch 5 Minuten, ihr schafft es nicht, da raus zu kommen.” Gerrit hielt sie leicht am Ärmel ihrer Jacke fest. Sie sah ihn an. “Ich muss es ihm sagen.” Damit machte sie sich los und rannte in das Gebäude.
“Michael”, rief Alex, als sie den Raum betrat, in dem die Bombe stand. Ihr Kollege hockte davor und starrte sie an, als ob er sie allein Kraft seiner Gedanken davon abhalten konnte, zu explodieren. Als er jedoch Alex Stimme hörte, blickte er erschrocken auf. “Was machst du denn hier? Du musst hier raus.” “Michael, du bist nicht krank.” “Was?” Verständnislos sah er sie an. “Das Krankenhaus hat gerade angerufen, du bist nicht krank. Die haben über einen anderen Patienten gesprochen. Dem gehörte auch das Röntgenbild.” Keuchend stand sie vor ihm. Ihr Blick fiel auf die Uhr. Noch zwei Minuten, nicht genug um hier raus zu kommen. Michael folgte ihrem Blick und schluckte schwer. “Hurra”, sagte er sarkastisch. Er streckte Alex die Hand entgegen und zog sie zu sich. “Hätten die nicht eher anrufen können?” Alex sah ihn an und kuschelte sich gegen ihn. Michael hielt sie fest an sich gepresst. Sie hörte seinen gleichmäßigen, aber sehr schnellen Herzschlag. Ihr Arme schlang sie um seinen Brustkorb, das Gesicht presste sie dagegen. Leise zählte sie die Sekunden runter. Noch eine Minute. Michael hielt Alex fest. “Wenn wir das hier überleben, darf ich dich zum Essen einladen?” Sie sah auf und ihm in die Augen. “Ein Date?” “Ja. Ich würde unsere Beziehung gern intensivieren. Aber diesmal von vorn.” Noch 40 Sekunden. Alex nickte leicht. “Klar. Ich nehme die Einladung gern an.” Sie sah kurz auf die Bombe und schmiegt dann ihr Gesicht wieder gegen Michaels Brust. “Ob es weh tut?” “Nein”, sagte er ruhig. “Wir sitzen genau daneben. Du wirst nichts spüren.” Noch 20 Sekunden. “Danke, Alex, dass du extra gekommen bist und es mir gesagt hast. Das bedeutet mir so viel.” “Kein Ursache.” Ihre Stimme zitterte, sie presste sich fester gegen Michael. Noch 10 Sekunden. Michael schluckte und streckte die Hand mit der Drahtschere langsam aus. Er zitterte vor Angst. “Rot oder blau?”, murmelte er. Noch 5, 4, 3... “Blau”, murmelten in diesem Moment Alex und Michael gleichzeitig und Michael schnitt den blauen Draht durch. Er hatte die Augen zusammengepresst und den Kopf leicht zur Seite gedreht. Nichts geschah. Die Uhr an der Bombe blieb stehen. Michael wartete noch Sekunden, bevor er erleichtert den angehaltenen Atem aus seinen Lungen entweichen ließ. Sein Körper war schweißnass. Er hob zitternd die Hand und strich Alex über den Kopf. “Es ist vorbei”, sagte er. “Es war der richtige Draht.” Sie hob den Blick. Eine einzelne Träne rann über ihre Wange und Michael küsste sie vorsichtig weg. Dann hauchte er ihr noch einen Kuss auf den Mund, zog sie hoch und ging mit ihr im Arm nach draußen, wo Gerrit auf sie wartete.
CE hätte das auch so gefühlvoller schreiben bzw. verfilmen können, aber na ja das kennen wir ja nicht anders.
Den Song von Whitesnake finde ich schön, war der damals auch im Film?
Oh man, das ist echt traurig als Micha denkt, dass er im Sommer nicht mehr leben wird. Warum hat er denn nicht geklingelt bei Alex? Alex als Glucke. *lach* Ja, die Zeit kan man leider nicht zurück drehen. Die Gefühle mit Micha hast Du echt gut beschrieben. Frauen merken gleich, wenn "Mann" Probleme hat. Oh je, Alex denkt bestimmt sonst was, was mit ihrem Kollegen los ist. Arme Alex.
Alex ist echt 'ne Liebe, sie tut Michael so richtig gut. Süß von Alex, dass sie auf Micha aufpassen will. Nicht das Micha sich noch was antut. Och süß, dass Gerrit auch mal so einen Gefühlsausbruch hat. Alex wird rot. *g* Tss, Männer, wird er doch glatt schwach. Micha will sich opfern. *schnief* Oh mein Gott. Dann gehen ja Beide drauf. ...Du wirst nichts spüren... Na super. *puh* Noch mal gut gegangen.
Kitty, lass Dich . Die Folge von Dir, war um Längen besser als die von Sat.1.
Sorry, mein FB ist ein wenig kurz, aber ich wusste nicht was ich noch schreiben sollte.