Die Story ist keine leicht Kost, nur soviel vorneweg. Es ist wieder ne Kai und Flo - Story. Und es ist eine meiner besten Stories, die ich je geschrieben habe.
Schatten der Vergangenheit
Tag 1
„Ich hab die Schnauze voll“, schrie Florian, nahm seinen Schlüssel vom Schrank, seine Jacke und schlug die Tür hinter sich zu. „Dann hau doch ab“, murmelte Kai ärgerlich. Wütend blickte er seinem Freund nach. Er und Florian hatten sich mal wieder gezofft. Wegen eines total nichtigen Anlasses. Wie so oft in den letzten Tagen. Es wurde irgendwie immer schlimmer, obwohl die beiden Männer eine Liebe verband, die weit über das Normale hinausging, was zwischen Durchschnittspaaren herrschte. Sie hatten zusammen so viel durchgemacht. Kai seufzte, ging ins Wohnzimmer und räumte den Tisch ab. ‚Was ist nur los?’, dachte er. Er spürte, dass sie echte Probleme bekommen würden, wenn sie nicht schnellstens ihre Aggressivität gegeneinander abbauten. Das Telefon klingelte und Kai ging ran. Es war Felix Görner, Kais und Florians Kollege. „Entschuldige, dass ich euch so spät noch störe. Ist Florian da?“ „Nein. Er ist in der Stadt.“ Felix stutzte. „Habt ihr euch schon wieder gestritten?“, hakte er nach. „Ja“, seufzte Kai leise. „Sag mal, was ist eigentlich bei euch los? Ihr seid bei uns im Sender das absolute Traumpaar. Wieso habt ihr in letzter Zeit solchen Stress?“ Kai ließ sich auf sein Sofa fallen. „Flo provoziert es immer. Er ist irgendwie unzufrieden mit sich selber. Ich weiß nicht wirklich, warum. Er hält mir immer wieder vor, er würde nicht sein eigenes Leben leben, sondern meins.“ „Verstehe ich nicht.“ „Ganz einfach. Du kennst doch seine Vergangenheit.“ Felix murmelte eine Zustimmung. „Ich habe ihn von der Straße geholt, er lebt in meiner Wohnung, er arbeitet bei RTL, weil ihn niemand sonst genommen hätte. Und auch nur deshalb, weil ich ihm den Job verschafft habe.“ „Ich glaube, ich kapiere, worum es geht. Es sucht sich selber.“ „Ja. Und er wirft es mir sogar vor, dass ich ihn damals von der Straße weggeholt habe.“ „Was? Das kann doch nicht wahr sein. Flo war am Ende, als du ihn kennen gelernt hast. Ohne dich wäre er doch vor die Hunde gegangen.“ „Genau“, sagte Kai leise. „Er will aber nicht abhängig von mir sein.“ „Ist er doch gar nicht.“ Kai lächelte. „Ist er nicht. Aber das will oder kann er einfach nicht verstehen. Es ist kompliziert.“ Eine Weile redeten die beiden Männer noch über Kais Beziehung zu Florian, dann verabschiedete sich Felix von Kai. Der blickte auf seine Uhr. Er hatte mit Felix über eine Stunde gequatscht. Er zuckte mit den Schultern, nahm das Geschirr, welches noch immer auf dem Tisch stand und brachte es in die Küche. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer und wartete. Florian würde sicher bald zurück kommen und Kai wollte noch einmal versuchen, mit ihm zu sprechen.
Florian lief durch die abendlichen Straßen von Köln und atmete die kalte Nachtluft ein. Es war inzwischen Anfang November und die Nächte wurden kalt. Er zog seinen Mantel enger um seine Schultern. Wohin er lief, wusste er nicht. Es interessierte ihn auch nicht. Er wollte nur laufen, so wie früher. Einfach immer geradeaus und irgendwie auch weg von Kai. Traurig blickte er auf den Gehweg. Er suchte sich selber, genau wie sein Freund es vermutete. Er wollte unabhängig sein, obwohl er wusste, dass er es eigentlich war. Er hatte sein Leben, sogar eigene Freunde. Und er liebte Kai, von ganzem Herzen. Und trotzdem hielt er es in letzter Zeit in dessen Nähe kaum noch aus. Er fühlte sich eingeengt. Er hatte teilweise ein merkwürdiges Gefühl, wenn er in seinen Armen lag. Ein Gefühl, welches er als Unsicherheit interpretierte. Eine Unsicherheit, die er eigentlich nicht verstand. Florian schüttelte den Kopf und seufzte. Er blickte auf und bemerkte erstaunt, dass er vor dem Hauptbahnhof stand. Er schluckte, überlegte, ob er reingehen sollte. Dann wand er sich nach rechts um, ging um das Hauptgebäude herum und stand plötzlich in einer anderen Welt. Junge Männer standen hier an der Straße und warteten auf Freier. Hier war der Straßenstrich für Männer. Das Ende für die Meisten, die hier einmal hängen blieben. Auch Florian hatte jahrelang hier gestanden und auf Freier gewartet. Auf Männer, die ihn mit seiner Einwilligung missbrauchten. Und dass er es freiwillig mit sich geschehen ließ, hatte es nicht wirklich einfacher gemacht. Er hatte das verdammte Geld gebraucht. Jeden einzelnen Schein hatte er immer und immer wieder in Heroin umgesetzt. Bis Kai eines Tages in sein Leben getreten war. Zu einem Zeitpunkt, als er sich selber schon lange aufgegeben hatte. Zu einem Zeitpunkt, als er in der Gosse lag und nur noch auf den Tod wartete. Und Kai hatte ihm die Hand gereicht. Die Hand zurück in ein normales Leben. Ohne Drogen, ohne Freier. Er hatte Kai erst vertrauen und ihn später auch lieben gelernt. Als Florian jetzt die hoffnungslosen Gestalten sah, erkannte er sich selber. Er hatte früher genauso ausgesehen. Mit Schrecken wurde ihm plötzlich etwas bewusst. Er war in letzter Zeit nur unzufrieden gewesen, weil er Angst hatte, wieder abzurutschen. Irgendwann doch wieder hier zu landen. Er ließ den Gedanken zu. ‚Was wäre, wenn Kai und er irgendwann nicht mehr zusammensein wollten. Er wäre ganz allein. Vielleicht würde er wieder hierher zurück kommen, weil er ja nichts anderes konnte und kannte...’ Florian unterbrach sich selber. ‚Das ist doch Schwachsinn’, dachte er wütend. ‚Ich liebe Kai und er liebt mich. Und selbst wenn das mit uns schief geht... Ich habe jetzt Freunde und einen Job. Ich habe ein Leben.’ „Und ich hab mich total idiotisch benommen“, sagte er leise zu sich selber. „Wie konnte ich Kai nur vorwerfen... Oh Gott, ich muss nach Hause.“ Florian dachte an Kai. Er hatte ihn wahrscheinlich tief verletzt mit seinen sinnlosen Vorwürfen. Und jetzt saß er zu Hause und wartete auf ihn. Plötzlich hatte Florian es eilig, von hier weg zu kommen. Er fühlte sich hier nicht mehr wohl. Dies war nicht mehr sein Zuhause. Es war nie ein Zuhause gewesen. Er hatte es nur nicht erkannt. Florian ging zu den Strichern, verteilte das Geld, welches er bei sich hatte und wand sich um. Er trat wieder auf den Vorplatz des Bahnhofs, wo ihn das Licht blendete. Zufrieden lächelte er. Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte. Und er musste sich ganz dringend bei Kai entschuldigen. Er hatte ihm Dinge an den Kopf geworfen, die ihn furchtbar verletzt haben mussten.
Was für ein Anfang....Armer Flo, irgendwie kann ich ihn voll verstehen, diese Angst und unsicherheit...Ich hoffe echt, die beiden bekommen das hin!! Das ist doch das Traumpaar überhaupt.....
Kai schreckte hoch. Verschlafen blickte er auf den Fernseher. Es liefen die Mitternachtnews. Kai stand auf und ging durch die Wohnung. Sie war leer. Florian war immer noch nicht da. Langsam wurde er unruhig. Er hatte sich öfter mit Florian gestritten und der war auch oft einfach abgehauen, wenn ihm die Argumente ausgegangen waren. Aber normalerweise verrauchte sein Ärger ziemlich schnell. Zutiefst besorgt trat er ans Fenster und blickte auf die Lichter der Stadt hinaus. „Wo bist du, Flo?“, murmelte er leise.
Florian lief schneller. Ihm war kalt. Er sehnte sich nach seiner warmen Wohnung und nach Kais Umarmung, die zu Hause auf ihn wartete. Die wahrscheinlich immer auf ihn warten würde, egal, was er Kai an den Kopf warf. In der Ferne läutete eine Kirchenglocke. Mitternacht. Kai würde sich sicher tierische Sorgen um ihn machen. Er war fast den ganzen Abend weg gewesen, so lange wie noch nie. Florian sah den Schatten nicht, der plötzlich hinter ihm auftauchte. „So eilig, Flo? Keine Zeit mehr, mit einigen alten Freunden zu reden?“ Die Stimme war wie eine Wand. Florian blieb wie versteinert stehen. Er sah plötzlich nicht mehr wie ein 1,93 m großer, kräftiger Mann aus, sondern wirkte klein und eingeschüchtert. Langsam drehte er sich um. Vor ihm stand der Alptraum seines Lebens. „Erkennst du mich nicht mehr?“, fragte der Mann grinsend und trat einen Schritt auf Florian zu. Der wich zwei zurück. „Du erinnerst dich also doch noch an mich. Und du hast immer noch Angst vor mir. Gut so, Florian. Du hast anscheinend doch nicht alles vergessen.“ Florian zitterte wie Espenlaub. Danny Torino. Danny, einer der schlimmsten Zuhälter von ganz Köln. Er und Florian hatten früher schon das zweifelhafte Vergnügen gehabt. Danny hatte Florian immer an sich binden wollen. Mehrmals hatte er versucht, ihn zu zwingen, für ihn zu arbeiten, doch Florian hatte sich stets geweigert. „Was willst du?“, fragte Florian. Seine Stimme zitterte. „Geld? Kannst du haben.“ „Ich weiß, dass du inzwischen Kohle hast, Mister Formel 1 – Moderator. Aber das ist mir scheißegal. Früher wollte ich Geld von dir. Jetzt will ich, dass du leidest. Du hast mir nicht gehorcht. Und ich habe dir früher schon versprochen, dass du das irgendwann bereuen würdest. Warum hast du nicht einfach für mich gearbeitet?“ Ein eiskalter Blick huschte über das Gesicht des Mannes. „Damit hättest du dir viel erspart.“ Florian wollte etwas sagen, spürte jedoch einen Schlag gegen seine Schläfe. Er sah Sterne und brach ohnmächtig zusammen. Danny trat neben den Mann und sah ihn an. „Du hast mich hintergangen, Florian. Du hättest für mich arbeiten sollen. Aber du hast mich verspottet und verhöhnt. Ich habe dir Rache geschworen und die erfülle ich hiermit.“ Er blickte auf und nickte den Männern zu, die auf ihn zutraten. Es waren Dannys beste Bodyguards. Sie hoben den bewusstlosen Mann hoch und verfrachteten ihn in ein Auto. Danny stieg mit ein und die Männer verschwanden. Zurück blieb die Brieftasche von Florian, die ihm aus der Tasche gerutscht war.
Die ganze Nacht war Kai durch seine Wohnung getigert. Jetzt war es sieben. Und ihn hielt nichts mehr. Inzwischen war er sich sicher, dass Florian nicht freiwillig so lange weg geblieben war. Es musste etwas passiert sein. Er spürte die drohende Gefahr. Kai lief die Treppe hinunter und sprang in seinen Wagen. Er würde einige Lokale abklappern und einige von Florians alten Freunden. Vielleicht hatte irgendjemand mit ihm gesprochen.
Florian wachte mit Kopfschmerzen auf. Er blinzelte, denn einige Sonnenstrahlen blendeten ihn. Er zitterte. Ihm war furchtbar kalt. Kein Wunder, er lag schließlich auf einem kalten Steinfußboden. Langsam klärte sich sein Blick. Er sah auf. Eine riesige Lagerhalle. Leer und kalt. Die Wände waren dick und die Türen schluckten die Geräusche von draußen. Er hörte nur ein weit entferntes dumpfes Dröhnen. Florian wollte aufstehen wurde aber durch zwei Sachen daran gehindert. Erstens waren seine Hände mit Handschellen gefesselt und zweitens lag ein Eisenring um seinen Hals. Der war mit einer kurzen Kette in einer Öse auf dem Fußboden verbunden. Er konnte sich nicht einmal hinsetzen. Langsam kam dann auch die Erinnerung zurück. An die letzte Nacht und an Danny. Er hatte ihm vor vielen Jahren Rache geschworen. Und anscheinend war sein Hass immer noch so stark wie eh und je. Florian wusste woher der Hass kam. Danny war in ihn verliebt gewesen. Er hatte ihn besitzen wollen. Florian hatte das immer abgelehnt. Er hasste Danny. Der hatte versucht, ihn mit Gewalt zu überzeugen, war aber gescheitert. Und dass er jetzt mit einem Mann glücklich war, schürte den Hass des Zuhälters noch mehr. Angst stieg in dem gefesselten Mann hoch. Wo immer er hier war, es würde schwer für Kai oder die Polizei werden, ihn zu finden. Er schluckte. „Ziemlich beschissene Lage, nicht wahr, Florian?“ Danny hockte sich neben ihn. „Niemand weist mich ab. Auch du nicht.“ Zwei Männer traten neben ihn. Sie befreiten ihn von den Ketten, zogen ihn auf die Beine und hielten ihn fest. „Danny, hör zu. Ich kann dir eine Menge Dinge besorgen, das weisst du...“ „Halt die Schnauze, Florian“, sagte Danny hart. „Ich habe fünfzehn Jahre auf den Moment gewartet, dass du hilflos vor mir herumkriechst.“ „Was willst du von mir?“ „Ich werde dich töten“, sagte der Mann kalt. Die Drohung war wie ein Peitschenhieb. Und Danny ließ gleich den nächsten folgen. „Aber vorher wirst du leiden. Wenn ich dich dann umbringe, wirst du es als Erlösung empfinden und mir dafür danken.“ Florian starrte den Mann angsterfüllt an. Er kannte Danny gut genug um zu wissen, dass der jedes Wort ernst gemeint hatte. Wenn ihm niemand half, würde er nicht mehr lange leben. Danny grinste böse und zog eine Spritze aus seiner Tasche. Er hielt sie Florian direkt vor die Augen. Panisch wollte der wegrücken, wurde jedoch durch die Bodyguards festgehalten. „Hast du die nicht vermisst? Wie war eigentlich der Entzug, nachdem du dir über acht Jahre Heroin gespritzt hast? Sicher schwer. Die Krämpfe, die Entzugserscheinungen. Du hast sicher jetzt noch manchmal Lust auf einen Schuss.“ Er zog die Kappe von der Nadel. „Ich erzähle dir etwas über dieses Dope, Florian. Das ist spezieller Stoff. Hochdosiert und sehr teuer. Aber für dich ist natürlich nur das Beste gut genug. Dieses Heroin macht nach wenigen Einnahmen abhängig. Und zwar gleich körperlich. Und bei dir dürften schon zwei Dosen genügen.“ „Nein“, keuchte Florian. Er hatte so hart kämpfen müssen, um von diesem Teufelszeug loszukommen. „Bitte, Danny, tu es nicht“, flehte er unter Tränen. Dannys Gesicht wurde eiskalt. „Ich werde es tun, das weißt du.“ Er dachte nach, nahm die Kappe und schob sie wieder auf die Nadel. Dann steckte er die Spritze weg. „Aber ich denke, du kannst noch ein paar Minuten warten. Ich möchte einfach, dass du es beim ersten Mal bewusst erlebst.“ Er nickte den Bodyguards zu. Die hielten Florian noch eine Spur fester. Danny stand vor ihm legte seine Hände auf die Brust seines Opfers. „Du hast mich immer wieder zurück gewiesen. Jetzt hole ich mir eben mit Gewalt, was ich immer wollte.“ Seine Hände glitten über Florians Oberkörper nach unten bis zu dessen Hose. Langsam öffnete er sie. Verzweifelt versuchte Florian, dem Griff der Bodyguards zu entkommen, aber die beiden wussten genau, wie sie ihn festhalten mussten, damit er nicht den Hauch einer Chance hatte, sich zu bewegen. Und mit einem Mal wünschte Florian sich, Danny hätte ihm das Heroin doch gespritzt. Danny zog Florian die Hose runter und lächelte. Genießerisch griff er ihm zwischen die Beine. Er sah ihm in die Augen und genoss die Tränen und das ängstliche Blitzen darin. Die Wachen drehten Florian um und pressten ihn gegen die kalte Wand. Danny glitt mit seinen Händen in Florians Slip. Er spielte mit ihm. Er hatte so lange warten müssen. Schließlich zog er den Slip runter. Florian hörte, wie Danny an seiner Hose nestelte und sie runterzog. Er spürte das steife Glied des Zuhälters, als dieser sich gegen ihn presste. „Ich kriege alles, was ich will“, flüsterte Danny ihm ins Ohr und stieß brutal zu. Florian keuchte schmerzerfüllt auf. Mit der Wange schrammte er über die Wand und schürfte sie sich auf. Sein Körper wurde von seinem Schluchzen durchgeschüttelt, während Danny ihn vergewaltigte. Als Danny in ihm gekommen war, zog er sich wieder an. Dann drehte er sich weg und ging nach draußen. Von der Tür aus rief er: „Macht ihn fertig.“ Die Bodyguards grinsten böse und prügelten mit voller Kraft auf ihr wehrloses Opfer ein. Sie schlugen und traten Florian brutal zusammen. Als der blutüberströmt auf dem Boden lag, vergingen sie sich ebenfalls an ihm. Und sie waren um ein Vielfaches brutaler als Danny. Florian hielt es nicht mehr aus. Er schrie seine Schmerzen und seine Angst hinaus. Mit dem Fünkchen Hoffnung, dass ihn jemand hörte.
Kai rannte währenddessen wie ein Wahnsinniger durch die Stadt. Er klapperte Kneipen ab, suchte alte Freier und ehemalige Kollegen von Florian auf, doch niemand hatte ihn gesehen. Schließlich fiel ihm der Bahnhof ein. Der war für Florian immer eine Art Zuflucht gewesen. Vielleicht hatte er dort mehr Glück.
Fünfzehn Minuten später war Danny wieder da. Er hatte Florians Schreie natürlich gehört. „Gib dir keine Mühe, hier hört dich niemand. Wir sind auf einem verlassenen Industriegelände.“ Er nickte seinen Leuten zu. Die nahmen Florian, legten ihn auf den Bauch und hielten ihn fest. Seine Beine legten sie jeweils auf zwei Steinblöcke. Danny hockte sich neben ihn. „Das wird weh tun, aber ich kann es doch nicht zulassen, dass du mir wegläufst.“ Er stand auf und nickte den Männern zu. Während einer Florian auf den Boden drückte, trat der andere ihm mit aller Gewalt in die Wade. Florian schrie auf, als die Knochen nachgaben und brachen. Doch die Männer waren gnadenlos. Sie brachen ihm auf dieselbe Weise auch das andere Bein und ließen ihn los. Wimmernd und halb betäubt vor Schmerzen rollte Florian sich auf dem Boden hin und her. Danny nahm die Spritze. „Du denkst, das war schlimm?“ Er setzte ihm den Druck. „Es war nicht schlimm. Das beweise ich dir in den nächsten Tagen.“ Florian wurde durch das Rauschgift von einer gnädigen Ohnmacht umfangen. In diesem Fall hatte sein Peiniger ihm sogar einen Gefallen getan. Sein letzter Gedanke galt Kai. ‚Hol mich hier raus’, dachte er.
Am Bahnhof hatte er endlich Glück gehabt. Florian war tatsächlich in der Nacht dort gewesen, aber dann verlor sich seine Spur. Kai hatte Florian nicht gefunden und ging am Samstag Nachmittag zur Polizei. Als man hörte, dass er und Florian Krach gehabt hatten, versuchte man ihn zu beruhigen. Das war jedoch bei Kai nicht so einfach. „Hören Sie, Herr Ebel. Bleiben Sie ruhig. Er braucht vielleicht nur etwas Abstand.“ „Er hätte mich benachrichtigt. Ich kenne ihn, Mann.“ Der Polizist blickte ihn genervt an. Kai sprang ärgerlich auf und verließ die Wache. „Von wegen Freund und Helfer“, knurrte er verächtlich und ging. Der Leiter des Reviers trat nach draußen und blickte seine Untergebenen an. Er ließ sich über den Fall informieren. „Wir werden abwarten. Aber wenn Herr König morgen nicht wieder da ist, bilden wir eine SOKO und suchen ihn.“ „So viel Aufwand wegen zwei Homos, die Krach hatten“, sagte der diensthabende Kommissar verächtlich. „Nicht wegen zwei Homos, Herr Michelsen. Sondern wegen Kai Ebel und Florian König. Sie sind bekannt, sie sind prominent und sie arbeiten beim Fernsehen. Sie können uns richtig Ärger machen, wenn wir hier falsch handeln.“ Kommissar Schneider hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Und wenn er sich auf eines verlassen konnte, dann auf seinen Instinkt.
Kai war währenddessen wieder unterwegs und suchte seinen Freund auf eigene Faust. Er lief vom Bahnhof aus die Strecke bis zu sich nach Hause. Aufmerksam sah er sich immer wieder um, ob er nicht einen Hinweis auf Florian fand. Er lief die Strecke jetzt bereits zum vierten Mal und war müde. Seine Beine schmerzten, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Normalerweise war er Laufen schon durch seinen Job gewöhnt, aber das heute war ein doppelter Marathon gewesen. Erschöpft blieb er vor dem Brunnen auf dem Wilhelmplatz stehen. Er blickte eine Weile in den dunkel werdenden Himmel. Er vermisste Florian jetzt seit fast 24 Stunden und hatte sich kaum noch unter Kontrolle. Panik machte sich in ihm breit. Ärgerlich schloss er Augen und senkte den Kopf. ‚Beruhige dich’, dachte er. ‚Das bringt dir nichts. Und Flo auch nicht.’ Er öffnete sie langsam... und sah eine schwarze Brieftasche. Er hockte sich hin und hob sie auf.
„Sie gehört Florian, verdammt noch mal.“ Kai war aufgebracht über die Sturheit des Polizisten. „Das kann ja sein. Vielleicht hat er sie verloren.“ „Auf jeden Fall hat er sie verloren, Sie Blitzmerker.“ Hauptkommissar Schneider trat nach draußen. Er sah zu Kai hinüber. Dann auf die Brieftasche. Er trat neben ihn. „Sie gehört Ihrem Freund?“ „Ja.“ „Und Sie sind sich sicher, absolut sicher, dass er nicht einfach abgehauen ist?“ „Ja“, sagte Kai ernst. „Ich kenne ihn zu viele Jahre. Und er mich. Wenn er allein sein wollte, hätte er mich wenigstens informiert. Er weiß, was ich mir für Sorgen mache.“ „Es tut mir leid, aber mir sind im Moment die Hände gebunden. Wir können ihn erst zur Fahndung ausschreiben, wenn er länger als 48 Stunden vermisst wird. Das wäre morgen Abend.“ Ungläubig schaute Kai den Mann an. Er konnte nicht glauben, was der ihm hier mitteilte. Und er wollte es auch nicht hören. „Dann such ich ihn selber.“ Er wand sich zum Gehen. „Fahren Sie nach Hause. Vielleicht ist er schon da. Oder er hat versucht, Sie zu erreichen. Ich werde den Streifen in der Stadt sagen, sie sollen die Augen offen halten und alles verdächtige melden.“ „Danke“, sagte Kai sarkastisch und ging nach draußen. Dieser Schneider hatte keine Ahnung. Kai hatte Florian natürlich eine Nachricht hinterlassen, dass er ihn suchte. Florian hätte ihn über Handy erreicht, wenn er es auch nur einmal probiert hätte. „Wo steckst du nur, Flo?“ Mit Tränen in den Augen schaute Kai in den schwarzen Nachthimmel an welchem sich die ersten Sterne zeigten.
Die Mauern der Halle waren hoch, doch oben, kurz unter dem Dach, gab es blinde, kleine Fenster. Florians blick hing an diesen. Er blickte die Sterne an und zitterte noch mehr. Danny hatte ihm die Jacke hingelegt, so dass er nicht mehr direkt auf dem kalten Boden lag, aber gegen die Kälte in der Halle half das nichts. Florian versuchte, sich ein wenig bequemer hinzulegen, aber die Verletzungen rächten sich bitter und ließen hin aufstöhnen. Die Handschellen und der Ring um seinen Hals scheuerten. An seinen Händen hatte Florian bereits offene Stellen. Mit der Zunge glitt er über seine Lippen. Er hatte Durst. Danny hatte ihm weder etwas zu Essen noch etwas zu Trinken gegeben. Florian kannte ihn. Er würde um jedes Krümelchen Nahrung betteln müssen, beziehungsweise, er würde dafür mit seinem Körper bezahlen. Er schluchzte auf. „Kai“, flüsterte er. „Bitte hilf mir doch.“
So, Gummi, damit du nicht so lange warten musst hier der nächste Teil:
Tag 3
Zwei Stunden hatte Kai geschlafen. Immer wieder war er von Alpträumen geplagt aufgewacht und hatte neben sich gegriffen, wo jedoch nur ein leeres Laken war. Er seufzte und stand auf, sank jedoch mit einem Stöhnen wieder auf das Bett zurück. Seine Beine waren dick und geschwollen und in seinen Waden waren die Muskeln so verhärtet, dass er kaum stehen konnte. Mühsam quälte er sich hoch und hinkte ins Bad. Er legte sich in eine heiße Badewanne und massierte seine verkrampfte Muskulatur, bis er sich etwas besser fühlte. Danach zog er sich an und blickte auf seine Uhr, die auf dem Rand des Waschbeckens lag. Es war erst drei Uhr. Jetzt konnte er nichts machen. Also schlurfte er in die Küche und wühlte in seinem Schrank nach etwas zu essen. Eine kleine Schachtel fiel ihm entgegen. Kai blickte sie lange an. Es war ein Spezial-Tee, den Florian gelegentlich trank. Es war eine sauteure orientalische Mischung, die er in einem kleinen Laden kaufte, der im Rotlichtviertel lag. „Er entspannt unheimlich“, hatte Florian ihm oft versichert. Kai zuckte mit den Schultern und machte sich eine Tasse von dem Tee. Er setzte sich an den Tisch und trank ihn in kleinen Schlucken. Sein Blick fiel auf die Uhr, die in der Küche hing. Es war ein Merchandising-Artikel, eine Uhr in Form eines Toyotas. Ralf Schumacher hatte ihnen die Uhr geschenkt. Florian hatte sich unheimlich über die Uhr gefreut. Ihm gefiel sie richtig gut. Er hatte damals richtig gestrahlt. Als Kai an ihn dachte, an seine leuchtenden Augen, das strahlende Lächeln konnte er nicht mehr. Er schlug die Hände vor sein Gesicht und schluchzte auf. Völlig fertig sank er auf den Tisch. Irgendwann schlief er erschöpft ein.
Am Morgen stand er wieder auf der Polizeiwache. Diesmal hatte man sofort Oberkommissar Koslow geholt. Der Mann war ein russischer Spezialist für Entführungsfälle und er saß jetzt mit Kai in seinem Büro. „Herr Ebel, man hat mir Ihren Fall vorgetragen. Für mich hört sich das Ganze aber eher nach einer Beziehungskiste an und nicht nach einem Fall für uns. Wie können Sie nach einem Streit wie dem Ihren so sicher sein, dass Ihr Freund sich nicht einfach eine Auszeit genommen hat.“ „Wie kann ich Ihnen das erklären. Florian und ich haben weiß Gott keine Standardbeziehung. Wir haben uns kennen gelernt, als es ihm richtig schlecht ging. Ich habe ihm geholfen und in gewissem Sinn ist sein jetziges Leben auf meinem aufgebaut.“ Koslow wurde hellhörig. „Sie beide scheinen eine Vergangenheit zu haben. Und ich muss sie kennen lernen.“ Zögernd schluckte Kai. Dann jedoch nickte er und erzählte von Florians Vergangenheit. „Um Himmels Willen. Warum haben Sie das nicht schon Schneider erzählt. Wir sind davon ausgegangen, dass er ein normaler Journalist ist. Langweilige Vorgeschichte halt, weshalb auch nie etwas über ihn in der Zeitung stand. Wenn er mit dem Milieu zu tun hatte, hat er Feinde. Wahrscheinlich mehr als genug.“ Erleichtert atmete Kai auf. Er hatte endlich Gehör gefunden. „Und jetzt?“ „Jetzt glaube ich Ihnen, dass er nicht einfach weggelaufen ist.“ Er erhob sich und deutete Kai, ihm zu folgen. Zusammen ging sie zu Schneider und sahen einige alte Akten durch. Florian war öfters polizeilich aufgefallen. Vor allem wegen Drogendelikten. Aber nachdem er vor Jahren plötzlich verschwunden war, waren die Akten weggepackt worden und der junge Stricher war in Vergessenheit geraten. „Die Kollegen dachten damals sicher, er wäre tot und sie würden ihn irgendwann schon finden.“ Schneider sah Kai an und blickte dann wieder verblüfft auf den Bildschirm. „Selbst jetzt, wo ich das Bild sehe, kann ich es kaum glauben, dass er und der Moderator, den ich aus dem Fernsehen kenne, ein und dieselbe Person sind. Er hat sich so verändert.“ „Er ist nicht mehr diese Person.“ Kai stand auf und lief im Büro hin und her. „Das macht mir Sorgen. Flo war damals zwar nur noch ein Wrack, aber er war an das Leben auf der Straße gewöhnt. Er war unglaublich zäh. Ich fürchte, er ist jetzt ziemlich weich geworden.“ „Hatte er Feinde?“ Koslow richtete die Frage an Kai und auch an Schneider. Der Kommissar wand sich seinem PC zu und tippte darauf herum. Kai dachte angestrengt nach. „Nichts“, sagte Schneider. „Er war einer von der netten Sorte. Er hat nie Stress gemacht. Keine einzige Anzeige, keine Widerstandsversuche bei Verhaftungen.“ „Das gibt es nicht. Im Milieu gibt es keine Einzelgänger. Es gibt einige Leute, die es schaffen, am Rand zu bleiben, aber selbst die kommen mit den üblen Gestalten hin und wieder in Kontakt. Dealer, pervers veranlagte Kunden, Kriminelle, die die Stricher für sich ausnutzen wollen, Zuhälter...“ „Zuhälter“, sagte Kai und starrte die beiden Männer an. „Es gab einen Zuhälter, der war hinter Flo her. Er wollte ihn besitzen. Florian hatte manchmal Stress mit dem Typen. Aber er war wohl ein kleines Licht und Flo hat ihn ziemlich direkt immer wieder abgefertigt.“ „Namen. Wir brauchen Namen, Herr Ebel, sonst können wir nichts machen.“ Kai ließ sich auf den Sessel fallen und dachte angestrengt nach. „Danny. Der Kerl hieß Danny.“ „Danny? Und weiter?“ „Der Nachname fällt mir nicht ein. Es war irgendwas italienisches.“ Die beiden Polizisten blickten sich an und Kai sah das Funkeln in den Augen der Männer. „Was ist?“ „Hieß der Mann vielleicht Danny Torino?“ Kai nickte eifrig. „Ja, genau. Das ist er. Kennen Sie ihn?“ „Oh ja. Der Typ war früher ein kleiner Zuhälter. Inzwischen ist er ein ganz großer Fisch. Sein richtiger Name ist Daniel Richter. Er hat seine Finger in allem drin, was illegal ist. Vom Rauschgifthandel über Einbrüchen bis hin zur Prostitution. Und er ist unser Hauptverdächtiger in sechszehn ungeklärten Mordfällen. Er ist ein Sadist und so schlau, dass wir es bis jetzt noch nicht geschafft haben, an ihn ran zu kommen.“ Geschockt sah Kai den Mann an. „Ist er so gefährlich, wie er sich anhört?“ Besorgt nickte der Kommissar. „Wenn Ihr Freund Danny in die Hände gefallen ist, dann Gnade ihm Gott. Wir versuchen seit fast zehn Jahren an ihn ran zu kommen. Aber wir kriegen keine Hilfe aus dem Milieu. Jeder dort hat Angst vor Danny. Der Typ ist ein Psychopath.“ Schneider blickte Kai an. Der war weiß wie eine Wand und saß zitternd auf seinem Stuhl. „Herr Ebel, bleiben Sie ruhig. Wir wissen nicht mal, ob Danny irgend etwas damit zu tun hat. Wir werden uns umhören und Ihnen sofort Bescheid geben. Aber heute ist Sonntag, also machen Sie sich nicht zuviel Hoffnung.“ Kai nickte. Er stand auf. „Ich gehe erst mal. Ich will noch einige Läden abklappern.“ Der Kommissare nickte und verabschiedeten den Mann. Als Kai die Tür hinter sich geschlossen hatte, blickte Koslow Schneider an. „Ich habe Opfer von Danny gesehen. Wenn der Florian König hat, kann man dem Mann nur wünschen, dass er schnell stirbt.“
Ein Quietschen. Erschrocken blickte Florian auf. Es war Danny. Er hielt eine Spritze und eine Flasche Wasser in der Hand. „Na, Flo, wie geht´s?“ Er wartete keine Antwort ab. „Mir geht es so gut, wie schon seit langer Zeit nicht mehr.“ Er stellte das Wasser ab und legte die Spritze zur Seite und stellte das Wasser in Sicht-, aber außerhalb von Florians Reichweite ab. „Durst?“, fragte er höhnisch. Florian nickte. Sein Mund war total trocken und seine Zunge pelzig. Seine Lippen waren spröde und aufgesprungen. Er zitterte vor Furcht und Kälte. „Gut. Leg dich auf die Seite und halt still, dann bekommst du etwas von dem Wasser.“ Florian liefen Tränen übers Gesicht, aber er beugte sich Dannys Willen. Der Durst war grausam. Er spürte Dannys gierige Hände auf seinem Körper und wünschte sich, es wären die von Kai. Als Danny in ihn eindrang, stöhnte er vor Schmerzen auf. Ohne Mitleid verging sich Danny an ihm und ließ erst von ihm ab, nachdem er seine Befriedigung erlangt hatte. Dann gab er Florian die Flasche. „Teil sie dir ein. Ich habe nicht vor, dir noch mehr zu bringen. Dies ist schließlich kein Hotel.“ Gierig trank Florian einen Schluck und sah aus den Augenwinkeln, wie Danny die Spritze in die Hand nahm und sich neben ihn hockte. „Schön stillhalten.“ Florian umklammerte die Wasserflasche, als Danny ihm den Druck setzte. Am Liebsten hätte er sie Danny über den Schädel gezogen, aber das würde nichts bringen. Durch die Kälte war er zu geschwächt, um ihm ernstlich zu schaden und draußen warteten sicher die Gorillas von Danny. Der Unterweltsboss erhob sich, blickte sein wehrloses Opfer genüsslich an und trat Florian brutal in den Magen. Florian krümmte sich zusammen und übergab. Sein Gesicht blieb jedoch gleichgültig. Danny lachte auf. „Das Heroin hat deine Psyche schon wieder voll im Griff. Ab morgen bist du wieder abhängig und mir damit noch mehr ausgelieferter als jetzt.“ Er trat erneut zu und sah, dass Florian es diesmal bewusst spürte. „Erstaunlich, wie gut dein Körper dieses Gift aufnimmt. Andere würden an diesen Dosen sterben und bei dir reicht es nicht einmal aus, um dein Schmerzempfinden komplett auszuschalten.“ Er ging hinaus zu seinen Männern, die diesmal zu dritt waren. „Geht rein und...“ Er grinste, als die Männer die Tür hinter sich schlossen. Sekunden später hörte er Florians Stöhnen und die Schläge seiner Männer. Dann folgten Florians verzweifelte Schmerzensschreie. Der Mann lachte und zündete sich eine Zigarette an.
Als Kai nach einem langem Fußmarsch vor seiner Wohnung ankam, stand Felix dort und wollte gerade wieder gehen. „Kai, ich wollte...“ Er stutzte. „Wie siehst du denn aus?“ Kai schloss die Tür auf und ging ins Bad. Felix trat ein und schloss die Wohnungstür hinter sich wieder ab. Er ging ins Wohnzimmer und wartete dort. Besorgt blickte er in Richtung Bad. Kai hatte grauenvoll ausgesehen. Weiß, verschwitzt und völlig fertig. Mit einem Seufzen ließ sich Kai auf den Sessel fallen, nachdem er sich umgezogen hatte. „Felix, ich habe jetzt nicht die Nerven für irgendwelche berufliche Sachen.“ „Das sehe ich. Ich bin privat hier.“ Kai nickte erleichtert. „Wo ist Florian?“ Suchend sah der Mann sich um. „Weg.“ „Wie weg?“ „Weg. Er ist spurlos verschwunden, Felix.“ „Seit wann?“ „Seit dem Abend, als du angerufen hast.“ Felix sah ihn erstaunt an. „Das ist über 48 Stunden her. Und du hast keine...“ Er blickte Kai in die Augen. „Nein, du hast keine Ahnung, wo er sein könnte.“ Kai legte den Kopf auf seine Knie. „Ich war schon bei der Polizei. Sie suchen ihn, aber erst seit ich ihnen von Flos Vergangenheit erzählt habe. Vorher habe sie mir nicht geglaubt, dass er nicht der Typ ist, der einfach abhaut.“ Er hob den Blick. Tränen glitzerten in seinen Augen. Felix legte die Hände auf die von Kai. „Sie denken, sein Verschwinden hat etwas mit seinem alten Milieu zu tun?“ „Ja.“ „Und du? Was denkst du?“ „Keine Ahnung. Ich spüre, dass er sich in Gefahr befindet. Ich drehe noch durch. Seit der Nacht in der er verschwunden ist, renne ich kreuz und quer durch Köln und versuche eine Spur von ihm zu finden. Aber niemand weiß etwas.“ Felix nickte. „Hast du Hunger?“ „Nein.“ „Ich hol dir trotzdem was. Und ich rufe die anderen an. Verdammt noch mal, Kai, ihr habt Freunde. Wir helfen dir Suchen. Zusammen schaffen wir mehr.“ Kai blickte dem Mann nach, der mit dem Handy am Ohr in die Küche stapfte. Der Hauch eines Lächelns legte sich auf sein Gesicht, wurde jedoch von den quälenden Sorgen wieder weg gewischt.
Da du anscheinend sowieso die einzigste Leserin bist, lass ich dich mal nicht so lange warten... Hier der nächste Teil, für dich:
Tag 4
Kai schreckte hoch. Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. Dort saßen acht Leute seiner Formel 1 – Crew und hatten einen großen Stadtplan auf dem Boden ausgebreitet. Verschiedenfarbige Nadeln steckten in dem Papier und die Anwesenden diskutierten leise. Felix blickte auf und sah Kai in der Tür stehen. „Geh ins Bett. Es ist erst kurz nach drei.“ Auch die anderen sahen ihn drängend an. Kai hatte ihnen am vergangenen Abend haarklein die Geschichte seines Freundes erzählt, die diese bis dahin nur in groben Zügen gekannt hatten. Alle hatten sich sofort bereit erklärt, zu helfen. Jeder hier war ein ausgebildeter Journalist mit Quellen und guten Kontakten. Und man versuchte, diese Quellen zu nutzen, um eine Spur von Florian oder diesem Zuhälter zu finden. „Ich muss mit dem Chef reden. Vielleicht hat er Quellen, die uns helfen können.“ „Das könnte hilfreich sein“, gab Andreas von Thien zu. „Aber du kannst ihn jetzt noch nicht erreichen. Du weißt doch, der ist noch auf dem Kongress. Und unterwegs hat er sein Handy immer aus. Sobald er wieder im Sender ist, gehen wir zu ihm ins Büro.“ „Ich will allein mit ihm reden. Ist nichts gegen euch, aber...“ „Ist okay“, sagte Felix. „Keine langen Erklärungen.“ Er lächelte Kai aufmunternd zu. „Wir finden Flo. Wir oder die Polizei.“ Kai nickte. „Ich hoffe, er lebt dann noch“, murmelte er und ging ins Bad.
Einige Stunden später redete Kai mit seinem Chef und der sicherte ihm jegliche Unterstützung zu. Und das höchste Maß an Diskretion. Danach fuhr er so schnell wie möglich zum Polizeirevier und traf sich mit Koslow und Schneider. „Wir haben einen Beweis“, sagte Schneider bei der Besprechung sofort, als Kai das Präsidium betrat. „Einer unserer Informanten hat ausgepackt. Er sagt, dass Danny tatsächlich hinter einem ehemaligen Stricher her war. Und er ist hier in der Stadt. Aber seit dem Wochenende ist er in keinem seiner Clubs aufgetaucht. Es spricht also vieles dafür, dass Danny tatsächlich der Entführer ist.“ Kai ließ den Kopf in die Hände sinken. „Und nun? Was ist, wenn er Flo...“ Koslow atmete tief durch. „Wenn es wirklich Danny ist und wir uns hier nicht völlig verrannt haben, lebt Ihr Freund noch.“ „Wie können Sie sich da so sicher sein?“, fragte Kai skeptisch. „Ich habe Leute gesehen, die Danny ausgelacht haben und an denen er sich gerächt hat. Er hat niemals jemanden umgebracht, bevor er ihn nicht körperlich und seelisch vollkommen gebrochen hat. Und das ist in wenigen Tagen kaum zu schaffen.“ Kai schaute den Mann schockiert an. Wenn er daran dachte, was Florian in den letzten Tagen durchgemacht hatte und wahrscheinlich gerade durchmachte, zerriss es ihn förmlich. „Wir müssen etwas tun, verdammt noch mal.“ „Gehen wir noch mal die Orte durch, an denen Danny sich aufhält, beziehungsweise, wo er Häuser und Grundstücke besitzt. Ich will auch die Akten über ‚Geschäftspartner’.“ Ein junger Polizist nickte und verschwand, um die gewünschten Unterlagen zu holen.
Zitternd blickte Florian sich um. Er war mal wieder voll auf Turkey. Sein Körper zuckte unkontrollierbar unter den Krämpfen, die er hatte. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte. Nicht nur von den Misshandlungen, die er hatte über sich ergehen lassen müssen, sondern auch vom Liegen auf dem harten Boden. Er hustete und schmeckte Blut in seinem Mund. „Na, Florian“, sagte Danny leise. „Wartest du auf deinen nächsten Schuss?“ Florian nickte. Danny hatte ihn in der Hand, seit er wieder körperlich drauf war. Und der Mann wusste das auch sehr genau. Er hielt ihm die Spritze hin. „Du kriegst es, wenn du ganz lieb zu mir bist.“ Angewidert sah Florian ihn an. Ein neuer Krampf schüttelte ihn und er übergab sich. Danny verzog leicht das Gesicht. Er war in Schmutz und Dreck aufgewachsen und hatte es durch seine Skrupellosigkeit zu viel Luxus und Macht gebracht. Mitleid und Gnade hatte er nie kennen gelernt. Er zog seine Hose runter und kniete sich vor Florian. „Blas mir einen, los“, befahl er. „Und sei gut. Schließlich hast du es gelernt.“ Florian war übel. Doch er ergab sich. Er brauchte den Stoff und würde im Moment dafür alles tun. Er brauchte ihn unbedingt. Und Danny hatte ihn. Danny vergewaltigte Florian erneut, bevor er ihm den Schuss verpasste. Danach fielen Dannys Bodyguards über ihn her. Das war das Schlimmste. Diese Männer, die sich gegenseitig anstachelten, ihn verhöhnten und ihn in ein emotionales Wrack verwandelten. Florian weinte bitterlich. Er war soweit, wie Danny ihn haben wollte. Völlig wehrlos, ohne Kraft und beraubt von jeder Hoffnung. Danny blickte auf sein Opfer hinab. Florian blutete stark und das erregte ihn noch mehr. Erneut fiel er über ihn her, brutaler als je zuvor. Florian spürte das Blut, welches seine Beine hinabrann. Er konnte nicht mehr. „Kai, hilf mir“, wimmerte er immer wieder, bevor er endlich das Bewusstsein verlor.
Am Abend saß Kai mit seinen Kollegen bei einer Lagebesprechung zusammen und ließ sich von ihnen mitteilen, was sie herausgefunden hatte. Es war leider auch nicht viel mehr, als die Polizei eh schon wusste. Kai ballte die Fäuste. Er hatte Tränen in den Augen. „Wenn der Kerl Flo umbringt, verfolge ich ihn bis ans Ende der Welt. Dann kann ihn auch die Polizei nicht mehr schützen.“ „So solltest du nicht einmal denken“, sagte Felix und setzte sich neben Kai auf die Couch. Er legte den Arm um seine Schulter und hielt ihn fest. „Flo lebt sicher noch. Er ist stark.“ „Ich weiß, was der Typ von ihm wollte und er wird es sich jetzt einfach nehmen.“ Kai schluchzte auf und Felix hielt ihn noch fester. „Flo wurde früher schon ständig von seinen Freiern zu Dingen gezwungen, die er nicht wollte und er hat jedes Mal unsagbar darunter gelitten. Wenn ich mir ausmale, was dieses Schwein mit ihm anstellt...“ Kais Kollegen schauten ihn betroffen an. Diese bittere Wahrheit hatten sie bis jetzt immer großzügig verdrängt. Sie wollten Florian einfach nur finden und ihnen wurde schlecht, wenn sie darüber nachdachten, was der im Moment wahrscheinlich gerade durchmachte.
Oh man, das wird ja immer schlimmer....Ich sitze hier und zittere, so mitreißend ist diese Story....Armer Flo...armer Kai....Ich hoffe echt, die finden Flo, ehe es zu spät ist....
So hier der nächste Teil. Danke fürs Kommi. Sorry, hab wenig Zeit, Oma hat heute Geburtstag...
Tag 5
Danny weckte Florian mit Schlägen auf die Wange. „Komm schon, wach auf.“ Endlich erwachte der. Er zitterte vor Kälte und Schwäche. Ein Hustenkrampf schüttelte ihn und Blut rann aus seinem Mund. Er hatte sich eine Lungenentzündung eingefangen, was auch nicht verwunderlich war, bedachte man die Lage, in der er sich befand. „Du bist verweichlicht, Florian. Früher hast du mehr durchgehalten. Viel mehr.“ Er sah ihn an. Seine Augen glänzten vor Fieber und sein Kopf war hochrot trotz der Kälte hier. Er würde es nicht mehr lange machen. „Schade irgendwie, dass du bald sterben wirst. Ich hätte gern mehr Spaß mit dir.“ Florian sehnte sich den Tod herbei. Die Hoffnung, dass Kai ihn würde retten können, hatte er aufgegeben. Sein Körper war halb abgestorben und völlig ausgezehrt. Das Einzigste, was er noch spürte, waren Schmerzen. Ständige Schmerzen. Und im Moment waren sie nahezu unerträglich, da er bereits wieder auf Entzug kam. Danny hatte die Dosis reduziert und Florian hatte schon sehr schnell nach jedem Schuss wieder Krämpfe. Flehend blickte er Danny an, der eine Spritze in der Hand hielt. „Bitte, gib mir den Stoff.“ Danny lachte. „Ich dachte, du hast aufgehört. Du hast nicht viel Willen, mein Lieber.“ „Bitte, Danny. Bitte gib mir die Spritze.“ Er wand sich vor Krämpfen. Ihm war schlecht. So erniedrigt war er sich noch nie vorgekommen, aber er brauchte das Heroin. „Ich habe eine kleine Aufgabe für dich. Und wenn du sie gut erfüllst, kriegst du ein ganzes Halbes. Was sagst du?“ Florian nickte schwach. „Ich mach es.“ „Das wusste ich. Ich habe da nämlich ein paar Freunde. Sie haben wegen Mordes im Knast gesessen und sehnen sich nach etwas Zärtlichkeit und ich habe ihnen versprochen, dass du dich ihnen ganz brav hingibst.“ Vor Angst wurde Florian ganz schlecht. Er ahnte, dass den Typen scheißegal war, ob er irgendetwas wollte oder nicht. Sie würden sich einfach nehmen, was sie brauchten und wenn er dabei draufging. „Versuch es zu genießen.“ Danny ging lachend nach draußen. Florian hörte noch, wie er sagte: „Ich bin in drei Stunden wieder hier. Bis dahin, viel Spaß.“
„Das bringt doch nichts“, sagte Kai ärgerlich. „Er ist nicht hier auf dem Revier, sondern dort draußen.“ Schneider sah ihn an. „Wir haben 35 Mann dort draußen. Aber das bringt nichts, wenn wir ihnen nicht sagen, wo sie suchen sollen.“ Besorgt sah er Kai an. „Sie sollten eine Weile schlafen.“ Kai ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. Er war verzweifelt. Wie sollten sie Florian finden, ohne den geringsten Anhaltspunkt. Es war bereits Mittag und sie hatten immer noch keine heiße Spur.
Ein Mann hockte sich vor Florian und sah ihn an. „Der ist ja halb tot.“ „Scheißegal, Benno.“ Ein zweiter schob seinen Stiefel unter Florians Wange und drehte sein Gesicht in Licht. „Hey, den kenn ich doch aus dem Fernsehen.“ Benno nickte grinsend. „Klar, das ist dieser Formel 1 – Moderator. Das meinte Danny mit Überraschung.“ Er schloss die Ketten auf. „Du musst Danny ganz schön geärgert haben, dass er dich so hasst“, wand er sich an Florian. „Ist mir aber egal. Ich will meinen Spaß und wessen Arsch ich dafür benutze, ist mir relativ egal.“ Sein Kumpel nickte zustimmend. „Genau. Und so ´ne Berühmtheit zu knallen, ist doch mal was anderes.“ Die beiden Männer lachten und zogen Florian auf die Beine. Florian schrie auf und sackte auf den Boden zurück. Selbst wenn man ihm die Beine nicht gebrochen hätte, hätte er nicht mehr alleine stehen können. Dafür war er viel zu schwach. „Bringt mich hier weg“, flüsterte Florian. „Ich kann euch gut bezahlen.“ Benno nickte. „Schon klar. Kann ich mir vorstellen, Mann. Aber das ist Danny und den zu verarschen bekommt einem nicht. Das müsstest du ja am Besten wissen.“ „Quatsch nicht so viel. Ich bin spitz wie Nachbar´s Lumpi.“ „Schon gut, Big“, sagte Benno und zog Florian die Hose runter. Er winkelte dessen Beine an und Big näherte sich ihm von hinten. Obwohl Florian vor Schmerzen aufschrie, stieß er brutal zu. Benno zog seine Hose aus und presste Florians Kopf zwischen seine Beine. „Blas mich steif und hör auf zu winseln. Ich will schließlich auch meinen Spaß.“
Einige Zeit war Kai mit den Beamten der SOKO durch die Stadt gestreift und hatte nach Informationen gesucht, bevor er gegen Abend wieder nach Hause ging und sich mit seinen Kollegen traf. „Habt ihr war Neues?“, fragte Kai flehend. „Nicht viel“, sagte Felix. „Vielleicht hat Jan was. Der wollte noch jemanden treffen und dann gleich herkommen.“ Es klopfte und Kai ließ seinen Kollegen ein. Jan Krebs sah ziemlich k.o. aus, als er sich an den Wohnzimmertisch fallen ließ. „Ich hab was“, sagte er. „Danny hat vor Kurzem einen alten Kumpel in den Knast gebracht und von ihm in einigen Außenbezirken Lagerhäuser übernommen. Alle in abgelegenen Vierteln.“ Kai blickte ihn hoffnungsvoll an. „Wie viele Viertel? Wie viele Lagerhäuser?“ „Mehr als 30 Häuser in sechs Randbezirken. Tut mir leid, Kai, genauer hab ich´s auch nicht.“ „Danke, Jan“, sagte Kai. Das war viel Aufwand für so wage Informationen, aber das war mehr, als sie je zuvor hatten. Sofort rief er bei Koslow an. Der schlug mit der Faust ärgerlich auf den Tisch. „Natürlich. Ich Idiot. Ich war selber bei der Verhaftung von Peter Bauer dabei. Das ist der ‚Kumpel’.“ „Und jetzt?“ „Ich kann heute Nacht keinen mehr rausschicken. Wir müssen bis morgen früh warten, aber sobald die Sonne aufgegangen ist, beginnen wir mit der Suche. Wenn er in einem der Lagerhäuser ist, finden wir ihn.“ Kai war es nicht Recht, zu warten, aber er sah auch ein, dass es viel zu gefährlich war, im Dunkeln durch die abgelegenen Viertel zu streifen. Es gab zu viele Menschen, die solche Orte als willkommene Verstecke benutzten und die sicher nicht begeistert waren, wenn es dort plötzlich von Polizisten wimmelte. „Wir suchen mit“, sagte Felix. „Wir werden das mit der Polizei absprechen und uns ein anderes Viertel vornehmen.“ „Da spielt Schneider nicht mit.“ „Na und? Was will er machen? Uns verhaften?“ Kai lächelte leicht und atmete tief durch. „Ich bin euch so dankbar, dass ich es gar nicht mit Worten sagen kann.“ „Schon okay, Kai. Du und Florian, ihr seid unsere Freunde. Ihr würdet dasselbe für jeden von uns machen.“ Kai nickte. „Wir verschwinden jetzt. Und du... versuche, ein wenig zur Ruhe zu kommen.“ Kai lachte freudlos. „Ich kann nicht. Erst wenn ich Flo wieder im Arm halten kann, werde ich ruhiger werden.“
Blutüberströmt und bewusstlos lag Florian auf dem nackten Steinfußboden. Danny hockte sich neben ihn. „Er hat sich gewehrt?“ „Nein, aber er hat geschrieen und das ist uns auf den Wecker gegangen.“ „Ist in Ordnung. Ich hoffe, ihr hattet euren Spaß.“ Er setzte Florian den Druck und ging mit den Männern weg. „Ist okay, der Mann. Schade, dass er nicht in Form ist. Ich hätte ihn gern mal früher erlebt.“ „Er war ein Gott. Leider musste er ja seriös werden.“ Danny lachte. „Kommt, wir gehen noch etwas trinken. Ich lade euch ein.“ „Das klingt gut“, sagte Big.
Oh man....Erstmal tut es mir so leid, dass ich erst jetzt dazu komme, was zu schreiben*mich schäm*
Es ist echt der reinste Wahnsinn, wie Du das beschreibst....Ich spüre förmlich Flos Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit als wären es meine eigenen Empfindungen....Ich leide mit Flo mit, seien es die körperlichen Schmerzen oder auch der Entzuck....
Ich hoffe sehr, dass Kai ihn rettet....was heissen soll ich wünsch mir einen neuen Teil so schnell als möglich!
„Nein, das kommt gar nicht in Frage. Ich brauche hier kühle Köpfe und kein Heer wild gewordener Journalisten.“ Schneider war außer sich vor Wut. Er stand mit seiner Mannschaft vor den Einsatzwagen und diskutierte heftig mit Kai. „Wir sind Florians Freunde und wir werden ihn auch suchen. Wir sitzen nicht zu Hause und legen die Hände in den Schoß. Außerdem kam der entscheidende Hinweis von Jan.“ Felix funkelte den Kommissar wütend an. „Das hat doch keinen Sinn“, sagte Koslow. „Wenn Ihnen was passiert...“ „...ist das ganz allein unser Problem.“ Kai sah den Kommissar flehend an. „Bitte, lassen Sie uns helfen. Es ist so viel zu durchsuchen und uns läuft die Zeit davon.“ „Ach verdammt. Sie machen es einem aber auch schwer, Herr Ebel. Meinetwegen suchen Sie mit.“ Er faltete eine Karte auf und legte sie auf die Motorhaube eines Streifenwagens. „Sie suchen hier im Süden. Wenn Sie das Gelände durchkämmt haben, kommen Sie zu uns hierher nach Hürth und wir besprechen unser weiteres Vorgehen. Wenn Sie etwas Verdächtiges sehen, halten Sie sich zurück und informieren uns. Ist das klar? Kein eigenes Eingreifen.“ Die Journalisten nickten, obwohl jeder wusste, dass hier niemand in der Lage war, Kai zurückzuhalten, falls man Florian und seine Entführer wirklich fand. „Dann mal los“, sagte Koslow. „Wir haben viel Arbeit und ich will es heute noch schaffen.“
Einer von Dannys Bodyguards stand über Florian gebeugt und blickte auf den Mann hinab. „Der ist fast hinüber. Er atmet ganz flach.“ „Quatsch“, sagte der zweite Mann. „Pass mal auf.“ Er holte aus und trat Florian mit voller Wucht gegen die gebrochenen Waden. Florian schoss hoch und schrie vor Schmerzen auf. Er krümmte sich zusammen und hielt die Beine mit den Händen umklammert. „Siehst du? Ich habe es dir doch gesagt. In ihm steckt noch Leben.“ Danny trat hinter sie. „Ja, in ihm steckt noch Leben und gleich auch noch was Anderes“, sagte er lachend und ließ sich neben ihm nieder.
Die Polizei durchkämmte ein Lagerhaus nach dem anderen und fuhr dann zum nächsten Industrieviertel weiter. Koslow und Schneider hatten das dumpfe Gefühl, hier nicht richtig zu sein und scheuchten ihre Leute unbarmherzig weiter. Währenddessen hielten sich die Journalisten um Kai in der Nähe des Rheins auf. Das Gelände war riesig und die Männer hatten sich aufgeteilt, um schneller vorwärts zu kommen. Kai lief allein an der Mauer eines der Häuser entlang. Er blieb kurz stehen, um zu verschnaufen. Seit Stunden rannten er und seine Kollegen hier herum und suchten jeden dreckigen Quadratmillimeter des Geländes ab, ohne bis jetzt die geringste Spur zu haben.
‚Vielleicht ist hier nichts’, dachte Kai erschöpft und ging weiter auf eine Ecke zu. Plötzlich blieb er stehen. Er stand an der Ecke und spähte nach links. Dort war eine geöffnete Tür und davor parkte eine schwarze Limousine. Kais Herz schlug plötzlich doppelt so schnell. Schweiß trat auf seine Stirn. „Florian“, flüsterte er und ging langsam weiter.
Als Danny mit Florian fertig war, trat er ihm gegen den Kiefer. Blut quoll aus dem Mund des zitternden Mannes. „Halt endlich die Schnauze, Florian. Dein geliebter Kai kann dir auch nicht helfen. Der findet dich hier nie im Leben.“ Der Bodyguard nickte zustimmend. Er blickte seinen Chef an. „Wir müssen zurück nach München. Man erwartet Sie dort, Boss.“ „Ja. Leider.“ „Was wird aus ihm?“, fragte der Mann. Danny zuckte mit den Schultern. Er hockte sich neben Florian und legte eine Spritze neben ihn. „Das ist eine Heroin-Zyankali-Mischung. Wenn du nicht mehr kannst, spritz es dir. Es bringt dich innerhalb weniger Minuten um. Wenn nicht, krepierst du eben vor Hunger und Durst. Schade, dass ich weg muss, ich hätte dich gern sterben gesehen.“ Er stand auf und blickte auf Florian hinab. „Mach´s gut, Kleiner. Ich wünsche dir einen angenehmen Tod.“
Kai stand am Tor und spähte in die Halle. Drei Männer standen an der gegenüberliegenden Wand und blickten auf ein Bündel herab, das auf dem Boden lag. Kai stockte der Atem. Obwohl es gute 30 Meter von der Tür bis zu dem Grüppchen waren und in der Halle ein schummriges Licht herrschte, erkannte er seinen Freund. Gefesselt, verdreckt und blutverkrustet lag er zitternd vor seinen Peinigern. Er weinte, Kai sah die Tränen auf seinen Wangen. Als einer der Männer ihm brutal in den Unterleib trat schrie er gequält auf. Kai sah rot. Ihn hielt nichts mehr. Wie von der sprichwörtlichen Tarantel gestochen, rannte er in die Halle und packte den Mann, der nach Florian getreten hatte. Er hieb ihm die Faust gegen das Kinn und sein Gegenüber taumelte. Die Bodyguards schlugen auf Kai ein und einer zog seine Waffe. Doch Danny hielt ihn zurück. „Schau an. Er meinte also Sie. Hätte ich mir eigentlich denken können. Respekt, dass Sie ihn hier gefunden haben. Und es war dumm, allein zu kommen.“ Kai rappelte sich auf und blickte Danny hasserfüllte an. „Du wirst dafür büßen, was du Florian angetan hast.“ „Ziemlich große Klappe, Mister Formel 1. Sie sollten verschwinden und zwar schnell. Florian wird hier sterben, dass habe ich ihm versprochen und ich halte meine Versprechen.“ „Und ich habe ihm versprochen, ihn zu schützen.“ „Sie kommen zu spät.“ Danny sah den Schmerz in Kais Augen. „Sie verwöhntes Schicki-Micki-Bürschen wollen sich also mit uns anlegen. Das wird nichts.“ „Sicher?“ Kai sah ihn herausfordernd an. „Ganz sicher. Wissen Sie, Kai, was Ihr Problem ist. Sie waren die letzten Nächte allein, während wir mit Florian eine Menge Spaß hatten. Aber keine Sorge, er hat viel an Sie gedacht und von Ihnen gesprochen.“ Danny lachte kalt. „Oder sollte ich lieber sagen, nach Ihnen geschrieen. Jedes Mal wenn wir ihn vergewaltigt haben.“ Danny hatte jedes Wort betont. Genüsslich sah er Kai an. Der ballte die Fäuste, schrie auf und stürzte sich auf den Mann. Mit beiden Fäusten drosch er blind vor Tränen auf ihn ein. „Dich mach ich fertig.“ Die Bodyguards gingen dazwischen und prügelten Kai von Danny weg. Doch der kam schnell wieder auf die Beine. Er war seit vielen Jahren Boxer und konnte als solcher nicht nur austeilen, sondern auch sehr gut einstecken. Einen der Kleiderschränke erledigte er mit einer schnellen Kombination aus rechten und linken Haken, den anderen schickte er mit einigen gekonnten Karateschlägen ins Reich der Träume. Danny war das Ganze zu brenzlig geworden. Er zog seine Waffe, hob sie hoch und zielte auf Kais Rücken.
Felix und die anderen hatten sich am Ausgangspunkt ihrer Suche getroffen und Kai nicht vorgefunden. Also suchten sie die Gegend ab, in der der Reporter sich umsehen wollte. Sie fanden die schwarze Limousine und betraten das Lagerhaus. Dort sahen sie Kai, der eben einen Mann, der gut doppelt so breit war wie er selber, ins Reich der Träume schickte. Ein anderer lag bereits bewusstlos neben ihm. „Gute Arbeit“, murmelte Felix und sah im selben Moment den dritten Entführer. Er zog einen Revolver und zielte auf Kais ungedeckten Rücken. „Vorsicht, Kai, hinter dir“, schrie er. In diesem Moment hallte der Schuss durch die Halle.
Kai spürte den schweren Schlag gegen seinen linken Arm und griff sich automatisch an die Wunde. Er stöhnte vor Schmerzen auf und funkelte Danny wütend an. Felix´ Ruf hatte ihn gerade noch rechtzeitig gewarnt, so dass er sich umgedreht hatte, sonst wäre es jetzt vorbei mit ihm. „Ich mach dich kalt“, sagte er zu Danny, der ihn geschockt ansah und trat ihm die Waffe aus der Hand. Dann prügelte er den Mann zu Boden und trat in blinder Rage immer wieder auf ihn ein. Felix und die anderen hatten inzwischen die Polizei und einen Notarzt verständigt und versuchten jetzt, Kai zu beruhigen. Doch der war in einem regelrechten Blutrausch. Immer und immer wieder trat er auf sein inzwischen wehrloses Opfer ein. Schließlich fasste sich Felix ein Herz, packte Kai an der Schulter und zog ihn weg. Kai wirbelte herum und konnte sich gerade noch bremsen, sonst hätte er seinen Kollegen niedergeschlagen. Er atmete hastig ein und aus. Seine Gesicht war eine von Hass und Schmerz verzerrte Grimasse. „Ruhig, Kai. Ganz ruhig. Die Laufen nicht mehr weg. Kümmere dich um Florian.“ „Florian“, flüsterte Kai und wirbelte herum. Er ließ sich neben ihn auf den Boden sinken und blickte ihn an. Von dem ganzen Kampf hatte Florian nicht viel mitbekommen. Den Schuss hatte er im Unterbewusstsein gehört, aber er verstand nicht ganz, was hier vor sich ging. Irgendwann sah er den Schatten eines Mannes, der sich neben ihn kniete und eine Hand, die in seine Richtung kam. Panisch hob er seine gefesselten Hände und hielt sie sich vors Gesicht. „Bitte nicht. Geht weg. Ich kann nicht mehr.“
Kai war geschockt. Sein Freund war nicht mehr als ein Schatten seiner selbst. Seine Kleidung war blutdurchtränkt und stand vor Schmutz. Sie bestand fast nur noch aus Fetzen. Florians Hose hing ihm in den Kniekehlen und sein Slip war halb heruntergezogen. Sein gesamter Körper war übersät mit Hämatomen und blutenden Wunden. Sein Gesicht war so zugeschwollen, dass er kaum noch die Augen aufbekam und er zitterte erbärmlich vor Angst, Kälte und Schmerzen. Tränen liefen über Kais Gesicht. „Ganz ruhig, Flo. Ich bin es doch, Kai.“ Er schluchzte auf. „Es ist vorbei.“
„Kai“, hauchte Florian leise. Er hob langsam den Blick. Verschwommen sah er die Umrisse eines Mannes. Es war nicht Danny und auch keiner seiner Männer. Sein Blick klärte sich langsam. „Kai“, flüsterte er erneute. Plötzlich brach er in Tränen aus. Er weinte so herzzerreißend, dass Kai sich nicht mehr zurückhalten konnte. Obwohl er wusste, dass er Florian damit noch mehr Schmerzen zufügte, nahm er ihn in die Arme. Nach einer Weile ließ er ihn wieder auf den Boden sinken. Florian hustete und spuckte Blut. Kai zog seine Jacke aus und legte sie über seinen Freund. „Ganz ruhig. Gleich kommt Hilfe. Ich höre schon die Sirenen.“ Florian blickte ihn schweigend aus trüben Augen an. Dann verlor er das Bewusstsein.
Schneider, Koslow und seine Männer stürmten in die Halle und blieben genauso erstarrt stehen, wie Minuten zuvor die Journalisten. Der Anblick von Florian traf sie alle hart. Sie ließen den Notarzt vorbei und ging mit den Journalisten nach draußen. Zwei Krankenpfleger rannten mit einer Trage und medizinischen Geräten an ihnen vorbei nach drinnen, wo Winokurov sich bereits neben Kai niedergelassen hatte. Der Arzt sah Kais blutenden Arm an, doch der schüttelte den Kopf. „Mir geht es gut. Kümmern Sie sich um ihn.“ Vorsichtig zog er Florians Kopf auf seine Knie. Ganz zärtlich strich er ihm die Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Er glüht“, sagte er erschrocken. Der Arzt strich ihm über die Stirn und öffnete dann den Mund seines Patienten. Mit dem Finger fuhr er Florian über die Zunge und die Innenseiten der Wangen. „Ganz trocken und pelzig. Er ist völlig dehydriert.“ Sein Blick fiel auf eine Wasserflasche die neben dem Mann stand. Nur ein winziger Rest war noch drin. „Seit wann wird er vermisst?“ „Seit... Samstag Abend ist er verschwunden.“ Kai schaute seinen Freund besorgt an. „War er wach?“ „Ja und nein. Wach ja, aber nicht wirklich klar. Ich weiß nicht einmal, ob er mich überhaupt erkannt hat.“ Der Arzt schob die Augenlider von Florian hoch und leuchtete mit einer Lampe hinein. „Merkwürdig. Seine Pupillen sind ganz klein.“ „Bitte nicht“, murmelte Kai und schob die zerfetzten Ärmel von Florians Hemd hoch. Frische Einstiche waren in den Armbeugen beider Arme zu sehen. „Sie haben ihn mit Heroin vollgepumpt.“ Resigniert ließ er den Kopf hängen. „Flo war viele Jahre süchtig.“ „Dann ist er sicher wieder körperlich abhängig. Das geht leider sehr schnell.“ Der Arzt sah sich um. „Keine Ausscheidungen und nach Urin riecht es auch nicht. Er hat wahrscheinlich nichts zu Essen bekommen, seit er hier ist. Unmenschlich.“ Sein Blick fiel auf Florians geöffnete Hose. Fragend sah er Kai an. „Sie haben ihn vergewaltigt.“ „Verstehe. Hat er es Ihnen gesagt?“ „Nein, der Zuhälter da drüben“, sagte Kai grimmig und blickte zu Danny hinüber, der von den Polizisten abgeführt wurde. „Er hat viel Blut verloren. Wir sollten ihn schnellstens ins Krankenhaus bringen. Ich muss ihn mir genauer ansehen.“ Kai nickte. „Ich fahre mit.“ „Hat er Familie? Ist er verheiratet?“ „Nein. Ich bin seine Familie. Florian und ich sind seit vielen Jahren ein Paar.“ Winokurov sah den Reporter erstaunt an. „Da hat die BILD aber nicht gut aufgepasst.“ Er winkte die Pfleger zu sich. Sie wickelten Florian behutsam in eine Decke und legten ihn auf die Trage, nachdem Kai die Fesseln mit dem Schlüssel aufgeschlossen hatten, den Danny beim Kampf verloren hatte. Kai fuhr mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus, während seine Kollegen in den Sender fuhren. Natürlich hatten sie Kai das Versprechen abgenommen, dass er sie sofort informierte, wenn er genau wusste, wie es Florian ging.
Im Krankenhaus wurde Florian von einer ganzen Ärzteschar gründlichst untersucht. Es dauerte über zwei Stunden, bis er ordentlich gesäubert, versorgt und in ein Zimmer gebracht worden war. Jetzt saß Winokurov mit Kai in seinem Büro. Er sah den Mann ernst an. „Ihrem Freund geht es sehr, sehr schlecht, aber er ist stabil. So schlimm es klingt, das Heroin hat ihn gerettet. Es hat die Schmerzen gedämpft, sonst wäre er jetzt tot.“ Kai nickte betrübt. Sein verletzter Arm war versorgt worden und hing in einer Schlinge. „Verstehe. Welche Verletzungen hat er?“ Winokurov nahm eine Akte. „Prellungen, Schürfwunden ohne Zahl. Eine schwere Gehirnerschütterung, gebrochene Rippen, Mangelerscheinungen aufgrund des Essensentzug und der geringen Flüssigkeitszufuhr. Seine Handgelenke und sein Hals sind durch die Eisenfesseln extrem entzündet. Hinzu kommt eine schwere Lungenentzündung, seine gebrochenen Beine und...“ der Arzt sah Kai traurig an, „die Verletzungen, die durch die Vergewaltigungen entstanden sind. Es tut mir leid.“ „Haben Sie Sperma sichern können?“, presste Kai hervor. „Ja. Wir haben die Analysen bereits vorliegen.“ Er zögerte. „Ich würde Ihnen das gern ersparen.“ „Bitte.“ Kai sah den Arzt flehend an. „Wir haben Spuren von fünf verschiedenen Tätern gefunden.“ Kai ließ den Kopf in seine Hand sinken. Er spürte Tränen in seinen Augen und schluckte hart. „Diese Schweine“, murmelte er. „Ja.“ „Wieso haben Sie ihm die Beine gebrochen? Durch die Ketten war doch sowieso jede Flucht unmöglich. Außerdem war er mit Heroin vollgepumpt.“ „Ich schätze, sie wollten ihm damit verdeutlichen, dass er ihnen hilflos ausgeliefert war. Sie wollten seinen Willen brechen. Und ich fürchte, sie haben es auch geschafft. Man hat ihn psychisch und physisch immer wieder schwer gedemütigt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das jemand unbeschadet überstehen kann.“ „Was ist mit dem Heroin?“ „Herr König ist wieder schwer körperlich abhängig. Das Zeug, was sie ihm gespritzt haben, ist ganz neu auf dem Markt. Es ist extrem hoch dosiert. Er hat bereits schwere Entzugserscheinungen.“ Der Arzt sah Kai verzweifelt an. „Ich weiß nicht, wie ich ihn am Besten behandeln kann. Wenn er erst mal wieder richtig bei Bewusstsein ist, wird er keinen Pfleger mehr an sich ranlassen wollen, ohne Panikattacken zu bekommen. Und wie er auf den Kontakt mit Frauen reagiert, weiß ich nicht.“ „Er hasst es, von Frauen berührt zu werden. Es ist ihm unangenehm, um es mal nett zu formulieren.“ „Das hatte ich befürchtet.“ Winokurov seufzte. „Ich würde gern etwas ausprobieren, aber das wird für Sie verdammt hart.“ „Was?“ „Ich würde Ihnen zeigen, wie sie ihn behandeln müssen. Wie ein Entzug funktioniert, wissen Sie doch, oder?“ „Ich habe ihm vor Jahren geholfen, als er vom Heroin weg wollte. Es war grausam.“ „Kann ich mir lebhaft vorstellen. Wie lange war er vorher abhängig?“ „Über acht Jahre.“ „Was?“ Erstaunt blickte der Arzt Kai an. „Und er ist nie rückfällig geworden?“ „Nein. Keine Drogen, er nimmt keine Tablette, raucht nicht, trinkt nicht. Nur Kaugummis kaut er relativ viel.“ „Erstaunlich. Er muss eine unheimliche Willenskraft und Stärke besitzen.“ Er strich sich über die Stirn. „Vielleicht hat er doch eine bessere Chance, alles zu verarbeiten, als ich dachte. Aber wieder zu meinem Plan. Ich möchte Sie als Vollzeitpfleger einsetzten. Sie sollen ihn betreuen, mit ihm sprechen, ihn wieder aufpäppeln. Damit er keinen unnötigen Kontakt zu anderen Menschen hat, stellen wir das Essen für Sie beide einfach vor die Tür. Er bräuchte also nicht jedes Mal aufs Neue seine Angst niederzukämpfen, wenn eine fremde Person sein Zimmer betritt.“ „Und was ist mit seinem Verhältnis zu mir? Was ist, wenn er vor mir auch Angst hat.“ „Die wird er haben, fürchte ich. Aber er wird sich daran gewöhnen, wenn Sie ständig um ihn herum sind. Halten Sie Abstand, soweit es geht. Sie kennen ihn gut genug, um zu merken, wann er sich bedrängt fühlt und wann er körperliche Nähe braucht.“ „Und wenn ich nicht weiter weiß... oder kann.“ „Ich bin immer erreichbar.“ Winokurov gab Kai seine Telefonnummer. „Entweder über Handy oder hier im Krankenhaus. Ich werde hin und wieder nach ihm sehen, okay?“ „Natürlich. Alles, was Sie sagen, Doktor.“ „Sie würden alles für ihn tun, nicht?“ „Ja, sicher. Ich liebe ihn.“ Kai blickte ihn verzweifelt an. Der Arzt lächelte mild, aber die Sorge konnte er nicht aus seinem Kopf vertreiben.
Was für ein Teil....Ich bin hin und weg....Du fesselt mich, raubst mir die Worte...Ich freu mich, dass Flo befreit ist...Ich hoffe, Kai schafft diese schwere Aufgabe...
Mehr kann ich nicht mehr sagen...Ich kenne keine Worte, die diesem würdig wären...Deshalb bitte ich dich nur: Schreib weiter!*flehend schau*
Spät in der Nacht saß Kai auf seinem Bett und starrte Florian an. Der war seit ihrem Treffen in der Lagerhalle noch nicht zu sich gekommen. Er lag auf seinem Bett, aber innerlich schien er zu laufen. Sein Körper zuckte unkontrolliert, sein Gesicht war schweißüberströmt und sein Atem ging heftig und stoßweise. Immer wieder stöhnte er vor Schmerzen auf. „Ach Flo“, murmelte Kai. Er war todmüde, fand aber keinen Schlaf. Er hatte Angst, die Augen zu schließen. Angst davor, dass Florian weg war, wenn er wieder aufwachte. Florian schrie auf und starrte mit aufgerissenen Augen an die Decke. Kai starrte ihn verwirrt an. Er war doch kurz im Sitzen eingenickt. Vorsichtig stand er auf und trat an Florians Bett. Der sah ihn panisch an. „Nein, nein, bitte nicht“, stieß er flehend hervor. „Flo, ganz ruhig. Ich bin es, Kai.“ Der Mann blickte ihn verständnislos an, dann sah er sich um. Er blickte wieder Kai an. „Kai?“ „Ja, Flo.“ Kai trat einen Schritt auf ihn zu, doch als er sah, wie Florian sich versteifte, blieb er zögernd stehen. „Bleib bitte dort drüben“, presste Florian hervor. Kai nickte traurig und setzte sich wieder auf sein Bett. „Schon okay.“ Er sah, wie es in seinem Freund arbeitete. Er versuchte irgendwie zu verstehen, dass es vorbei war. „Danny?“, fragte er vorsichtig. Allein der Name bereitete ihm Todesangst. „Er liegt im Krankenhaus. Es geht ihm noch schlechter als dir.“ Ein zufriedenes Lächeln huschte über Florians Gesicht. Er blickte Kai kurz an und starrte dann wieder an die Decke. „Warst du es?“ „Ja, ich habe ihn vermöbelt.“ „Um mich zu rächen?“ Kai zögerte. „Nein, aus reinem Eigennutz. Ich wollte ihm heimzahlen, dass er mich fünf Tage durch die Hölle gehen lassen hat.“ Florian sah ihn an und nickte. Er mochte Kais ehrliche Art und seine Zurückhaltung. Er würgte. „Mir ist schlecht.“ Kai stand auf, hielt Florians Kopf fest und ihm eine Schüssel vor den Mund. Sein Freund übergab sich. Schwer hustete er. Er stellte die Schüssel weg, wischte Florian den Mund und das Gesicht ab und ging ins Bad. Dort wusch er die Schüssel ab und stellte sie wieder auf den Nachtschrank. Florian folgte jeder von Kais Bewegungen und war erleichtert, als der wieder zu seinem Bett zurückging. „Es tut mir leid, Kai, aber ich ertrage im Moment einfach keine Nähe.“ „Es ist vollkommen in Ordnung“, sagte Kai, obwohl Florians Zurückweisung für ihn nur schwer zu ertragen war. Aber für seinen Freund würde er alles tun. Erleichtert schloss der die Augen. Er war im Moment nicht fähig, zu verstehen, wie viel Kai für ihn tat und was er von ihm verlangte. Und er konnte ihm auch nicht dafür danken.
Am Morgen ging es Florian sehr schlecht. Er hatte sich noch mehrmals übergeben müssen und litt unter starken Halsschmerzen. Er konnte kaum noch sprechen. Kai ging zu Doktor Winokurov und bat ihn, nach Florian zu sehen. Der kam natürlich sofort. Er stellte sich bei Florian vor. „Ich müsste mir mal Ihren Hals ansehen. Kai sagte mir, Sie haben sich sehr häufig übergeben müssen.“ Florian nickte. Kalte Angst leuchtete in seinen Augen. Als der Arzt ihn berührte, griff er nach Kais Arm, der neben ihm stand und hielt ihn krampfhaft fest. Er presste die Augen zusammen und überließ sich dem Arzt. „Das wird wieder. Spülen Sie es mit kaltem Kamillentee, das hilft am Besten. Ich bringe Ihnen noch Eis.“ Der Arzt brachte es und verschwand wieder. Florian lag immer noch mit fest zusammengekniffenen Augen in seinem Bett und umkrallte Kais Handgelenk. Vorsichtig strich Kai ihm über die Hand. „Ganz ruhig, Flo. Der Doc ist weg. Du kannst die Augen wieder aufmachen.“ Florian öffnete die Augen, ließ Kai aber nicht los. Mit tränenverschleiertem Blick sah er seinen Freund an. „Was ist mit deinem Arm?“ „Danny hat mich angeschossen. Wenn Felix mich nicht gewarnt hätte, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot.“ Geschockt blickte Florian Kai an. Dann brach er in Tränen aus. Er schlug seine Hände vor sein Gesicht und weinte bitterlich. Kai stand unschlüssig neben seinem Freund. Er wusste nicht, was er machen sollte und konnte. Normalerweise nahm er Florian in den Arm, wenn der traurig oder verzweifelt war, aber jetzt... Nach einer Weile tat er es doch. Florian versteifte sich zwar kurz, ließ sich dann aber in die Berührung fallen. Er schluchzte herzzerreißend. Seine heißen Tränen durchnässten Kais T-Shirt. Auch ihm fiel es schwer, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Florian beruhigte sich nur langsam. Schließlich murmelte er: „Es tut mir leid. Es tut mir so leid, dass wir uns gestritten haben, dass ich dich hier so von mir weggestoßen habe, dass ich weggelaufen bin. Es tut mir so leid, dass ich deine Hilfe als selbstverständlich hingenommen habe. Bitte, verzeih mir, Kai. Bitte, verzeih mir.“ Kai schluchzte auf. Er presste seinen Freund noch ein wenig fester an sich. „Es gibt nichts zu verzeihen, Flo. Nichts.“ Florian hob kurz den Blick, schaffte es aber noch nicht, Kai in die Augen zu sehen. „Bitte, sieh mich an“, sagte Kai leise. „Bitte.“ „Ich kann nicht“, hauchte Florian. „Ich schäme mich so.“ „Du konntest nichts dafür, was Danny mit dir gemacht hat.“ „Nicht nur Danny“, flüsterte Florian mit tränenerstickter Stimme. „Gott, Flo, es tut mir so leid, dass ich dich nicht beschützt habe.“ „Du hättest es nicht verhindern können. Danny hat es lange geplant, Kai, das hat er mir erzählt. Als ich ihm in der Nacht nach unserem Streit praktisch in die Arme gelaufen bin, das war Zufall.“ Eine Weile blickte Kai Florian an. Der hatte den Blick gesenkt und versucht Kai auf diese Weise auszuweichen. „Sieh mich bitte an“, bat Kai. Mit unendlich viel Mühe schaffte Florian es. Aber nur für Sekunden. Dann ließ er den Blick schnell wieder sinken und starrte auf Kais Hand, die die seine hielt. „Ich kann nicht.“ „Ich bin nicht Danny“, sagte Kai ernst. Erschrocken blickte Florian Kai an. Er hatte ihn in Gedanken tatsächlich mit seinem Peiniger verglichen. Entsetzt über sich selber schluckte er. Kai setzte sich auf den Rand des Bettes und strich Florian mit dem Finger über sein geschundenes Gesicht. „Ich werde dich nie wieder allein lasse, Flo, aber du musst mir eines versprechen. Sei in Zukunft ehrlicher zu mir. Wenn du ein Problem mit mir und meinem Verhalten hast, dann sag es mir ins Gesicht und flüchte dich nicht in sinnlose Streitereien wie in den vergangenen Wochen.“ Florian schluckte und nickte. „Ich war so dumm, dir vorzuwerfen, dass du mich von der Straße geholt hast. Ich weiß selber nicht mehr, wie ich auf so einen beschissenen Gedanken gekommen bin. Wie sehr muss ich dich verletzt haben.“ „Das macht nichts, Flo. Du könntest mich mit Füßen treten, aber lass mich nie wieder allein. Ich liebe dich doch.“ Zutiefst bewegt blickte Florian seinen Freund an. „Kai“, flüsterte er leise. „Ich liebe dich auch. So doll, dass ich damit gar nicht umgehen konnte.“ Er lehnte sich gegen ihn und schmiegte sein Gesicht in Kais Shirt. „Ich hatte solche Angst um dich“, flüsterte Kai. „Ich habe immer gefühlt, dass es dir ganz schlecht ging.“ Er schluchzte leise. „Es war so schlimm, Kai. Es war so schrecklich. Sie haben mir so weh getan.“ Florian weinte erneut. Diesmal wirkte es aber befreiend.
In der Nacht konnten die beiden Männer nicht schlafen. Florian hatte so schwere Entzugserscheinungen, dass Kai ihn ins Bad getragen hatte und er jetzt mit einer Schüssel in der Hand auf der Toilette saß. Kai saß auf dem Wannenrand und leerte hin und wieder das Gefäß, während Florian kaum aufrecht sitzen konnte. Als es ihm gegen Morgen ein wenig besser ging, trug Kai ihn wieder ins Bett. Florians Sachen waren jedoch klitschnass und er fror jämmerlich. Kai legte ihn in sein eigenes Bett, nachdem er ihn ausgezogen hatte und überzog das von Florian neu. „Warum machst du das alles?“, fragte Florian. „Der Doc meint, es ist nicht gut, wenn ständig fremde Menschen ein- und ausgehen.“ Florian nickte. „Danke, Kai.“ „Kein Problem.“ Er lächelte Florian an und der lächelte schüchtern zurück. Kais Herz machte einen kleinen Freudensprung. Kai deckte Florian richtig zu und öffnete dann ein Fenster. Das Zimmer stank nämlich bestialisch nach dem Heroin, welches Florian ausschwitzte. Dann legte Kai sich in Florians Bett und schlief ein.
Nach dem Frühstück wollte Kai erst einmal duschen gehen. Er fühlte sich schmutzig und völlig verschwitzt. Als er ins Bad ging, hielt Florian ihn zurück. „Nimm mich mit“, forderte er Kai zögernd auf. „Ich will nur aufs Klo und kurz duschen.“ „Nimm mich mit“, wiederholte Florian die Aufforderung, diesmal flehender. Verwirrt ging Kai zu Florians Bett, hob ihn hoch und trug ihn ins Bad. Er schloss die Tür hinter sich ab und setzte Florian auf ein Handtuch direkt an die Heizung. Zögernd zog er sich aus. Er sah und spürte Florians Blick, die vor allem in Höhe seiner Gürtellinie hängen blieben. Jetzt nickte er verstehend. Florian wollte einfach die Sicherheit haben, dass Kai nichts tun würde, was er nicht wollte. Und gleichzeitig war es für Florian unheimlich aufbauend, wenn er angezogen war und ihm gegenüber jemand stand, der nackt war. Es gab ihm ein gewisses Selbstvertrauen zurück. Kai zuckte mit den Schultern, entleerte seine Blase und stieg unter die Dusche. Er stellte sich bewusst mit dem Gesicht zum Zimmer und duschte sich genüsslich ab. Florian saß da und beobachtete genau jede von Kais Bewegungen. Als Kai unter der Dusche hervorkam und nach einem frischen Handtuch griff, sah er Florians ausgestreckte Hand. Er gab ihm das Handtuch und kniete sich neben ihn. Vorsichtig rieb Florian ihn trocken. Mit der Hand strich er über Kais nackte Brust. Kai saß einfach nur still da und hatte die Augen geschlossen. Er spürte die Hand seines Freundes, die weiter nach unten wanderte. Zärtlich streichelte er Kai. Der biss sich auf die Unterlippe, konnte jedoch seine Erregung nicht unterdrücken. Florian stimulierte ihn mit leichten Handbewegungen. „Ich hab dich in der Hand, nicht umgekehrt.“ Erleichterung schwang in seiner Stimme mit. Kai nickte ergeben. „Im wahrsten Sinne des Wortes“, murmelte er. „Wenn´s um Sex geht, auf jeden Fall. Da bin ich dir hörig. Aber das weißt du doch, Flo.“ Diese Worte waren Balsam für Florians geschundene Seele. Kai schlug die Augen auf und bettelte förmlich, dass er weitermachen sollte. Florian lächelte fast zufrieden. Er zog die Hand weg. „Das kannst du schon allein“, sagte er fordernd. Kai schluckte leicht. „Du meinst, ich soll...“ Er stockte. „Du willst nicht wirklich, dass ich mir hier und jetzt einen runterhole.“ Florian lachte über Kais Offenheit. „Doch. In den 10 Jahren, seit wir uns kennen gelernt haben, habe ich dich nicht einmal dabei beobachtet. Vielleicht lerne ich ja noch was über dich.“ ‚Was soll´s’, dachte Kai. Er berührte sein erigiertes Glied. Florians analytische Blicke machten ihn ziemlich nervös. Als Kai gekommen war und sich sauber gemacht hatte, blickte er seinen Freund mit rotem Gesicht an. Er war jetzt doch ziemlich verlegen. Der lächelte glücklich. „Du hattest einen Orgasmus und ich keine Schmerzen dabei.“ „Ich würde dir nie weh tun, Flo. Niemals.“ Kai zog sich an und hob seinen Freund hoch. „Soll ich dich ein bisschen waschen?“ Florian nickte zögernd. Kai zog ihn vorsichtig aus, ohne ihn zu berühren, nahm einen Lappen und wusch Florian ganz vorsichtig. Danach verarztete Kai die Wunden seines Freundes. Leider gehörten dazu auch die Verletzungen, die durch die Vergewaltigungen entstanden waren. Florian lag in seinem Bett auf der Seite. Sein Rücken war Kai zugewandt. Der saß auf einem Stuhl daneben. „Florian, bitte entspann dich. Sonst muss ich doch einen Pfleger oder eine Schwester holen. Ich will dir nicht weh tun, Schatz.“ Florian zitterte am ganzen Körper. Kai streichelte sanft über seine Hüfte und dessen Po. Florian wurde tatsächlich langsam ruhiger. Er ließ Kai arbeiten, drehte sich aber schnell wieder auf den Rücken, als der fertig war. Sein Gesicht war schweißnass. „Gut so, Flo“, sagte Kai leise, hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und wusch sich im Bad die Hände. „Ich kann mir annähernd vorstellen, dass das am Schlimmsten für dich ist.“ „Sieht es sehr schlimm aus?“ „Die offensichtlichen Verletzungen heilen ziemlich gut. Du wirst schon wieder.“ „Danke, Kai.“
Gemeinsam aßen die beiden Männer, dann schlief Florian eine Weile, während Kai zu Doktor Winokurov ging. Der sah ihn fragend an. „Was gibt es?“ Kai zögerte, dann erzählte er ihm von der Sache im Bad. Winokurov nickte verstehend. „Das ist normal und gut. Florian hatte immer viel mit Sex zu tun, seit seiner frühesten Jugend und er braucht die körperliche Liebe. Sie hatten regelmäßig Sex?“ Kai wurde rot und nickte. „Ja. Ziemlich oft und lange.“ „Nur keine falsche Scham.“ Winokurov lachte leise. „Diesen Dominaschutzmantel, den Florian sich zugelegt hat, wird er wieder verlieren. Ihm wurde der Sex aufgezwungen, ohne, dass er die Chance hatte, sich zu wehren. Das belastet ihn verständlicherweise extrem. Aber er scheint Sie so sehr zu lieben, dass er bereits jetzt den Sex mit Ihnen vermisst. Er ist dadurch in einen seelischen Zwiespalt geraten. Und er muss das rauslassen und ausleben können, sonst wird er sehr krank.“ „Das heißt für mich, ich soll mitspielen?“ „Unbedingt. Übernehmen Sie von ihm die Rolle des hilflosen Sklaven. Machen Sie, was er von Ihnen verlangt, so merkwürdig seine Wünsche auch sein mögen. Er muss sich langsam rantasten. Und wenn er mit Ihnen schlafen will, überlassen Sie ihm allein die Führung.“ „Klar.“ Kai nickte. Winokurov drückte Kai einen Schlüssel in die Hand. „Schließen Sie ab, dann braucht Florian sich nicht zurück zu halten. Er muss seine Phantasien und Ängste rauslassen.“
Kai nickte und ging zu seinem Freund zurück. Als er hinter sich die Tür abschloss, blickte Florian ihn verwundert an. „Was soll das?“ „Nur ein Schutz gegen unerwünschte Besucher. Der Doc meint, ich soll abschließen, damit du besser aus dir rausgehen kannst.“ Florians Augen funkelten. „Soso. Du hast also mit ihm über die Szene im Bad gesprochen.“ „Ja. Ich will dir nicht wehtun, Flo.“ „Und was meint der Doc zu meinem sonderbaren Verhalten.“ „Er sagt, es ist nicht sonderbar und für dich sehr heilsam. Und ich soll gefälligst mitspielen.“ Florian lachte auf. Es war ein befreiendes Lachen, welches Kai an ihm sehr liebte. „Zieh dich aus“, sagte Florian plötzlich. Kai zog die Augenbrauen hoch. „Und dann?“ „Nichts.“ Florian zögerte. „Ich will auch mal Macht haben.“ Mit einem leichten Nicken folgte Kai den Anweisungen seines Freundes. Als er nackt vor ihm stand, wies Florian ihn an, seine Sachen in den Schrank zu packen und ihn abzuschließen. Den Schlüssel hing er sich an seine Kette. Eine ganze Weile stand Kai nackt vor Florian, während der ihn ungeniert anstarrte. Er war tierisch nervös und es fiel ihm schwer, es Florian nicht allzu sehr zu zeigen. Es klopft. Das hieß, das Essen war da. Fragend sah Kai seinen Freund an. „Soll ich so das Essen reinholen?“ „Nein, auf keinen Fall. Dieser Anblick gehört mir. Hol dir ein Handtuch aus dem Bad.“ Kai tat wie ihm geheißen und holte das Essen. Danach legte er das Handtuch wieder ab servierte Florian die Mahlzeit. „Knie dich neben das Bett und warte, bis ich gegessen habe.“ Kai tat es und schaute Florian zu, wie der langsam und genüsslich aß. Es tat ihm gut, dass sein Freund inzwischen keine Angst mehr hatte, auch wenn das für ihn hieß, sich wie ein willenloser Roboter zu verhalten. Florian blickte ihn an. „Hast du Hunger?“ „Ja.“ „Du musst mir erst einen Gefallen tun.“ „Jeden.“ Florian schluckte. „Blas mir einen. Aber benutze nicht die Hände.“ Kai nickte, erhob sich nahm Florians Penis in den Mund. Seine Hände hielt er hinter dem Rücken verschränkt. Florian stöhnte heiser, als er kam. „Schluck es hinter“, befahl er, obwohl er wusste, dass Kai das nicht sonderlich mochte. Doch der tat es und bekam dafür von Florian etwas von dem Essen. Natürlich fütterte Florian ihn. Und zwar indem er jeden Bissen zwischen die Lippen nahm und Kai ihn sich durch einen Kuss holen musste. Kai lachte. „An die Art zu Essen, kann man sich gewöhnen.“ Florian grinste ebenfalls. „Dürfte ich bitte auf die Toilette?“ „Sicher doch“, sagte Florian huldvoll. „Aber lass die Tür offen, ich will sehen, was du machst.“ „Was soll ich da schon machen, pinkeln natürlich.“ Er hörte Florian leise lachen und es tat auch ihm gut.
Florian hatte Kai gebeten, die Nacht mit in seinem Bett zu verbringen, allerdings mit der Bitte, die Hände von ihm zu lassen. Kai versprach es, lag einfach nur neben seinem Freund und genoss die Nähe des Mannes, den er so sehr liebte und schon fast verloren zu haben schien. Irgendwann schlief er dann auch ein. Leider nicht sehr lange. Denn mitten in der Nacht wurde er aufgrund von Florians Aktivitäten wach. Verwirrt öffnete er die Augen, sah aber nicht, bis er registrierte, dass Florian ihm die Augen mit einem Handtuch verbunden hatte. Außerdem spürte er, dass seine Hände an den Gittern des Bettes gefesselt waren. Er wollte etwas sagen, spürte dann aber Florians Lippen auf seinen eigenen und beschloss, seine Fragen zu vergessen. Er genoss die sanfte Zärtlichkeit und den vertrauten Geschmack seines Freundes. Bereitwillig öffnete er ein wenig den Mund. Florian grinste und drang dann mit seiner Zunge in seinen Mund ein. Eine Weile spielten sie miteinander. Florians Hände glitten währenddessen über Kais Brust und spielten mit Kais Brusthaaren. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe“, keuchte Florian, nachdem er sich von Kai getrennt hatte. „Lüg doch nicht.“ Kai wand den Kopf, doch Florian hielt ihn fest. „Nicht, lass es drauf. Vertrau mir.“ „Bedingungslos“, sagte Kai und blieb still liegen. „Hast du mich vermisst?“, fragte Florian. „Natürlich. Obwohl vermissen in diesem Fall nicht ganz die richtige Beschreibung ist.“ Kai spürte Florians Lippen auf seinem Oberkörper. „Sprich weiter.“ Kai schluckte. „Vermissen tut man jemanden, der eine Zeit lang nicht bei einem ist. Ich hatte einfach nur tierische Angst um dich. Jede Nacht habe ich allein in unserem Bett gelegen und mich gefragt, wie es dir geht.“ Er stöhnte auf, als Florian ihm leicht in die Brustwarze biss. „Ich habe mich nach dir gesehnt. Es war alles so kalt und leer. Nicht nur das Bett oder die Wohnung, sondern mein ganzes Leben.“ Florian genoss Kais Stimme und die Hingabe seines Freundes. Diese Sicherheit hatte er so gebraucht. Er zog mit der Zunge eine nasse Spur von Kais Brust, bis hinab zu seinem Bauch. Mit der Zunge fuhr er in Kais Bauchnabel. Der wand sich, konnte aber nicht weg, da er ja gefesselt war. „Flo, lass das bitte. Du weißt doch, wie kitzlig ich bin.“ Florian blickte nach rechts an Kais Körper hinab und grinste. „Kitzlig nennt man das also.“ Mit der Hand fasste er nach Kais Glied. Ganz zärtlich strich er darüber. Für Kai war das pure Folter. Er konnte nicht sehen, was sein Freund tat, sondern spürte nur seine leicht zitternde Hand und seinen heißen Atem auf seinem besten Stück. Florian schwankte zwischen Panik und Lust. Schließlich siegte jedoch die Lust. Er beugte sich weiter hinunter und hauchte kleine Küsse auf den inzwischen steifen Penis seines Freundes. Er hörte Kai leise aufstöhnen. Er lächelte und fuhr vorsichtig mit der Zunge über die Spitze. Er schmeckte den vertrauten leicht salzigen Geschmack und roch den Duft von Kais Haut. Es war alles so perfekt, so vollkommen richtig im Gegensatz zu dem, was Danny mit ihm gemacht hatte. Kai öffnete den Mund und stöhnte heiser auf, als Florians seinen Penis in seinen Mund gleiten ließ. Er spürte das sanfte Saugen seines Freundes. Wie sehr hatte er das vermisst. Er genoss Florians Professionalität. Vor ihm hatte er viele Freunde gehabt, aber niemand war so ein vollkommener Liebhaber wie er. Kai hatte nie ein Problem mit Florians früherem Job gehabt. Im Gegenteil, er genoss die damit verbundenen Vorzüge, die Erfahrung seines Freundes. Florian verführte Kai nach allen Regeln der Kunst. Er hielt ihn bewusst immer wieder hin und als er Kai schließlich zum Höhepunkt brachte, konnte der einen Aufschrei nicht unterdrücken. Stoßweise atmete er ein und aus, während Florian ihn sanft streichelte. Langsam befreite Florian Kai von dessen Fesseln und nahm ihm auch die Augenbinde ab. Kai blinzelte, blickte in die leuchtenden Augen seines Freundes und lächelte. Mit dem Finger strich er über Florians Lippen, auf dem noch Spermareste glitzerten. Vorsichtig leckte er über seinen Finger und kostete. Florian lachte, angesichts von Kais skeptischem Blick. Er leckte sich über die Hand und befeuchtete sein Glied. „Dreh dich rum“, flüsterte er Kai ins Ohr. Der tat dies und streckte seinem Freund sein Hinterteil entgegen. Bereitwillig nahm er ihn in sich auf. Florian schlang seine Arme um Kais Brust und presste seinen Penis so tief er konnte in seinen Freund. Da er sich aufgrund seiner Gipsbeine kaum bewegen konnte, übernahm Kai die Arbeit. Er fand einen leichten Rhythmus, dem Florian sich gut anpassen konnte. Gemeinsam ließen sie sich von ihrer angestauten Lust davontreiben. Als Florian schließlich in Kai kam, stieß er einen fast erleichterten Schrei aus. Er presste sein tränennasses Gesicht gegen Kais breiten Rücken und schluchzte leise. Kai drehte sich vorsichtig zu ihm um und zog ihn dicht an sich heran. Lange streichelte er ihn. „Geht´s wieder?“ Florian nickte. „Ja. Und es war schön. Ich hatte solche Angst, dass Danny etwas zwischen uns zerstört haben könnte, aber ich habe mich geirrt. Egal, was er mir angetan hat, wenn ich mit dir zusammen bin, ist alles wieder in Ordnung.“ Kai lächelte überglücklich. Seine ganzen Ängste und Sorgen waren also unbegründet gewesen. Er küsste Florian leicht auf den Mund. „Wir kriegen das wieder hin, mein Schatz. Ich helfe dir, so gut ich kann. Zusammen schaffen wir alles.“ Florian nickte. Er strich Kai über die Wange und presste seine Lippen dann zärtlich auf die seines Freundes. „Ich liebe dich“, nuschelte er gegen dessen Mund. „Ich liebe dich so sehr.“
Florians Verletzungen heilten schnell. Und auch die Panikattacken und Alpträume verschwanden mit der Zeit. Florian wurde immer vertrauter mit Kai und gewann das alte Vertrauen zurück. Dadurch verlor er auch das Dominagehabe wieder, sehr zu Kais Erleichterung. Er mochte seinen Freund lieber sanft und zärtlich, obwohl diese Spielchen auch in Zukunft hin und wieder mit dazugehören würden. Es dauerte natürlich einige Wochen, bis die Knochenbrüche wieder verheilt waren und weitere, bis Florian endlich ohne Rollstuhl auskam. Kai bewies während dieser Zeit eine Engelsgeduld und ein Durchhaltevermögen, was Florian ihm belohnte, als Kai ihn Weihnachten um seine Hand bat. Florian willigte in den Heiratsantrag sofort ein und die beiden feierten ein rauschendes Fest mit all ihren Bekannten und Freunden.
Danny und seine Kumpane wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, die sie jedoch aufgrund merkwürdiger Unfälle nicht überlebten, dafür hatte Kai gesorgt.
ich weiss nicht was ich sagen soll... ich habe auf deinen wunsch hin die story gelesen und... sie ist toll... wirklich toll... echt klasse beschrieben und alles.. ich bin wirklich sprachlos... schreib weiterhin so tolle storys
So nun komm ich dann auch mal zu meinem Abschlusskommi...Ich glaub ich muss nicht mehr groß sagen, wie sehr ich diese Story liebe....Dein Schreibstil lässt alles Lebendig vor meinen Augen aufstehen und ich versinke darin und bin nicht mehr ansprechbar...
Ich freue mich über den doch glücklichen Ausgang von Flos Alptraum... Aber der letzte Satz schokiert mich dann doch ein bisschen Aber verdient haben sies...Jawohl!!
Ich werde diese Story nicht das letzte Mal gelesen haben, das schwör ich dir!