Hier eine weitere Story zur Rubrik Formel 1. Kurz und abgeschlossen.
Die Wette
Florian König saß zu Hause in einem Sessel und verfolgte mit einem Auge die Nachrichten auf seinem Heimatsender RTL. Katastrophen, Tragödien und andere schlimme Sachen dominierten. „Schlechte Nachrichten sind eben doch die besten Nachrichten“, murmelte Florian. Das war zumindest der Lieblingsspruch von Chefmoderator Peter Kloeppel. Christina, Florians Frau, trat hinter ihren Mann und strich ihm über die Haare. Florian nahm ihre Hand, hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken und zog sie auf seinen Schoß. Die Frau kuschelte sich gegen ihren Mann und schloss die Augen. „Hast du tagsüber nicht genug mit diesem Sender zu tun?“, fragte sie. „Musst du ihn auch noch nach Hause bringen.“ „Wenn ich woanders Nachrichten schauen würde, hätte ich ein schlechtes Gewissen, Peter gegenüber.“ Christina lachte. Sie legte ihren Arm um den Hals ihres Mannes und zog ihn zu sich herunter. Zärtlich küssten sie sich. Plötzlich klingelte es. Ärgerlich vor sich hinbrummelnd, stand Florian auf und ging zur Tür. Ein Bote stand draußen und drückte ihm ein Päckchen in die Hand. Er tippte leicht gegen seine Mütze und verschwand. Florian drehte das Paket hin und her. Kein Absender. Er schloss die Tür und brachte es ins Wohnzimmer. „Wer war es?“, fragte Christina. „Ein Bote. Er hat ein Päckchen gebracht.“ Florian öffnete es. „Von wem?“ „Kein Ahnung.“ Florian sah seine Frau ratlos an. Er hatte die Tüte inzwischen geöffnet und kippte sie um. Eine Videokassette rutschte auf den Tisch. „Was...“ Plötzlich riss Florian die Augen auf. „Das kann nicht wahr sein.“ „Was ist los?“, fragte Christina ihren Mann. Florian antwortete jedoch nicht, sondern nahm die Kassette und schob sie in den Rekorder. Er ließ sich auf die Kante des Tisches nieder und griff nach der Fernbedienung.
Zuerst sah man nur Dunkelheit. Langsam schälten sich jedoch Umrisse aus der Finsternis. Felsen und Sträucher waren zu erkennen. In einiger Entfernung stand ein Pferd und schnaufte nervös. Ein Mann trat ins Bild. Er trug einen langen erdfarbenen Umhang, einen Turban mit einem Schal, der das Gesicht verdeckte und ein Gewehr über der Schulter. Der Mann nahm den Schal ab und blickte ernst in die Kamera. „Ich hoffe mal, dass das klappt“, murmelte er. „Hey, Flo. Du kannst dir sicher denken, wo ich bin. Also die Wette hab ich gewonnen.“ Er grinste siegessicher. „Allerdings haben sich hier einige kleine Probleme ergeben. Ich kann im Moment nicht hier raus. Es wäre zu gefährlich, vor allem für die Kinder, die ich trainiere. Ich erkläre dir alles später, wenn ich wieder zu Hause bin. Ich will nur, dass du weißt, wo ich bin und dass du versuchst, es dem Chef zu erklären. Vielleicht bringe ich ihm ein Interview mit.“ Eine Weile blickte er der Mann schweigend in die Kamera. „Falls ich nicht wiederkomme, sag Natascha bitte, dass es mir leid tut, dass wir uns so oft gestritten haben. Eigentlich liebe ich sie nämlich immer noch. Und gib meinen Kindern einen Kuss von mir.“ Das Bild verschwand.
Vor dem Fernseher starrte Florian erschrocken auf den Boden. Christina trat neben ihn. „Ich verstehe nur Bahnhof. Was ist mit Kai los? Wo ist er überhaupt? Und von was für einer Wette hat er gesprochen?“ „Kai hat mit Jan Krebs gewettet, dass es ihm gelingen würde, sich in die Al-Quaida einzuschleusen.“ „Wie bitte?“ „Die beiden haben sich auf der Weihnachtsfeier daran hochgeschaukelt. Irgendwann ist Kai wütend abgedampft. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.“ Christina schloss die Augen und atmete tief durch. „Ihr seid wie kleine Kinder.“ Florian nickte zustimmend. In diesem Fall hatte seine Frau leider recht.
Florian hatte seine sämtlichen Kollegen, die etwas mit der Formel 1 zu tun hatten, Kais Ex-Frau und seinen Chef zusammengetrommelt und saß jetzt auf Kais Platz im Sitzungssaal der Formel 1 - Crew. Gerhardt Zeiler, der Programmchef und Kais und Florians direkter Vorgesetzter, betrat den Saal und ließ sich auf einen der Stühle fallen. „Es ist Samstag, es ist Mitternacht und ich hoffe für dich, Florian, dass du einen verdammt guten Grund hast, uns hierher zu bestellen.“ Einige knurrten zustimmend. „Wo steckt eigentlich Kai?“ Florian räusperte sich. „Um ihn geht es.“ Jetzt hatte er die volle Aufmerksamkeit aller. Kai war der Leiter des Teams und Florians Gesicht spiegelte pure Besorgnis wieder. „Ihr erinnert euch doch noch an die Weihnachtsfeier hier im Sender?“ „Mehr oder weniger“, meinte Felix Görner grinsend. Einige lachten. „Ich meine, die Wette zwischen Kai und Jan.“ „Worum ging es eigentlich?“, Claudio Luciani sah Jan fragend an. „Ich war da irgendwie schon zu besoffen. „Wir haben über diesen Journalisten geredet, der sich während Bushs Londonbesuch im Buckingham Palace eingeschleust hat“, erklärte Jan. „Kai meinte, er kann das auch und da wäre nichts dabei. Ich hab gesagt, der Buckingham Palace wäre ja auch ziemlich leicht zu infiltrieren. Es gibt zu viele Sicherheitslücken. Kai meinte, er käme überall rein, wo er rein wolle. Na ja, so gab halt ein Wort das andere. Irgendwann hab ich gesagt: ‘Ich wette, du schaffst es nicht, in die Al-Quaida zu kommen und bin Laden zu filmen.’ Kai hat mir einen netten Wetteinsatz geboten und ist gegangen.“ Florian stand auf und ging zu der Videoanlage. „Und ich habe gestern eine Videobotschaft von Kai bekommen. Aus Afghanistan.“
Nachdem Florian das Band abgespielt hatte, saßen alle schweigend auf ihren Plätzen. Jan hatte schuldbewusst den Kopf gesenkt und spielte nervös mit seinen Fingern. Nur Natascha schaute mit großen Augen auf den schwarzen Bildschirm. Tränen liefen über ihr Gesicht. Florian ging zu ihr und tröstete sie mit leisen Worten. „Ich glaube das einfach nicht.“ Zeiler stand auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Wenn diese Terroristen Kai nicht umbringen, mach ich das.“ Wütend verließ er den Raum. Die anderen blickten ihm nach. Sie kannten ihren Chef inzwischen. Sein Ausbruch war ein Zeichen von Sorge. Er und Kai standen sich ziemlich nahe. Sie waren Freunde. Und Zeiler wusste auch, was für eine Sensation das wäre, wenn Kai es schaffen würde, Beweismaterial aus einem Trainingscamp der Al-Quaida herauszuschmuggeln. „Wir haben ein Problem“, sagte Florian und kam damit zum Grund dieses nächtlichen Treffens. „Die neue Formel 1 - Saison startet nächste Woche. Und wir müssen auf Kai verzichten.“
So vergingen die Tage. Von Kai hörte man nichts mehr, was auch nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, wo er sich befand. Das Team um Florian hatte viel zu tun, denn normalerweise kümmerte sich Kai um alle organisatorischen Dinge und plante auch den Verlauf der Sendungen, sowie Ersatzprogramme für eventuelle Notfälle. Jetzt fiel diese Aufgabe Florian zu. Und der band auch die anderen mit ein, da er bis jetzt noch nie die Verantwortung für so ein riesiges Projekt übernommen hatte.
So kam das Rennwochenende. Florian schaffte die Sendung am Samstag allein. Es fiel zwar einigen Leuten auf, dass Kai fehlte, auch Zuschauermails und -anrufe erreichten den Sender, aber man nahm es hin. Am Sonntag, eine halbe Stunde vor dem Rennen allerdings, ließ sich Niki Lauda, Florians Co-Kommentator, nicht mehr vertrösten. „Wo steckt Kai?“, fragte er unvermittelt. Florian war etwas verdattert und schwieg. Als er etwas antworten wollte, kam ein Mann auf die beiden zu. „Bin ja schon da“, murmelte er und trat neben Florian. „Ich muss mich für meine Verspätung entschuldigen, aber ich hatte noch ein wichtiges Interview zu führen.“ Niki sah ihn erstaunt an. „Mit wem? Lennox Lewis?“ Kai grinste. Florian starrte seinen Kollegen mit offenem Mund an. Dann legte sich ein Lächeln über sein Gesicht. Er umarmte Kai kurz. Der lächelte erleichtert. Auch die anderen RTL-Mitarbeiter kamen jetzt angelaufen. Sie umringten das Grüppchen und begrüßten Kai erfreut. Kai lächelte zufrieden, rief dann aber alle zur Ordnung und scheuchte sie wieder auf ihre Plätze. Er wollte sich verkrümeln, doch Niki hielt ihn fest. „Nein, Kai. So nicht.“ Er drückte ihm sein Mikro in die Hand und schnappte sich das von Florian. „Wo warst du? Und mit wem bist du aneinandergeraten?“ „Du bist aber neugierig.“ „Das dürften so ungefähr die Fragen sein, die den Stammzuschauern im Moment durch den Kopf geistern.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob die Zuschauer so interessiert an meinem Reisebericht sind.“ „Warum denn nicht. Hier passiert im Moment sowieso nichts interessantes. Also...“ Kai atmete tief durch. Er wischte sich über die Stirn, auf der ein Pflaster klebte. Und auch sonst machte der Reporter keinen besonders guten Eindruck. Sein linkes Auge war zugeschwollen. Seine gesamte linke Gesichtshälfte zeigte Prellungen und Abschürfungen. Seine linke Hand war eingegipst. Seine Körperhaltung war leicht gebeugt und unsicher. „Was soll´s“, murmelte er. „Ich war in Afghanistan.“ Michael Schumacher, der gerade an der Gruppe vorbei lief blieb stehen. Und auch einige andere deutsche Angestellte der Formel 1 - Teams lauschten dem folgenden Gespräch. Kai erzählte kurz von der Wette, die er und sein Kollege geschlossen hatten. „Und du bist so blöd und versuchst das wirklich.“ „Richtig. So bin ich halt.“ „Kannst du Arabisch?“ „Nahezu perfekt. Ich habe meine Volontärszeit bei BBC gemacht und war fast acht Jahre in Afghanistan und im Irak. Ich kenne die Mentalität und die Probleme der Menschen dort.“ „Und? Hast du die Wette gewonnen?“ „Auch wenn ich nicht danach aussehe, ja. Ich bin... war offizielles Mitglied der Al-Quaida. Ich habe eine zweimonatige Grundausbildung absolviert. Danach war ich von Mitte Dezember bis Ende Februar mit der Ausbildung neuer Rekruten betraut. Osama Bin Laden hat mir den direkten Befehl gegeben, zu sortieren, wer zur Organisation passt und wer nicht. Er mochte meine harte und teils brutale Art, die ich mir und anderen gegenüber an den Tag legte.“ „Bin Laden?“ „Ja. Er lebt.“ Kai blickte in die Kamera. „Sorry, Mr Bush. Aber ihm geht es gut. Und der Al-Quaida genauso.“ „Wie hast du das Training durchgehalten?“ „Ich bin Amerikaner. Mein Vater war Captain der US-Navy und wurde nach Deutschland versetzt, als ich vier Jahre alt war. Ich wuchs hier auf, ging aber kurz vor meinem Schulabschluss in die Staaten zurück. Ich bewarb mich an einer Militärakademie. Man nahm mich. Sechs Jahr war ich dort, dann vier Jahr bei den SEALs und dann habe ich noch zwei Jahre Spezialtraining durch die CIA bekommen. Nebenbei machte ich meine Ausbildung zum Journalisten. Das Training bei der Al-Quaida war verdammt hart. Vergleichbar mit dem bei den SEALs.“ Niki starrte Kai entgeistert an. Das waren verdammt viele neue Informationen gewesen. „Aber, die haben dich doch enttarnt, oder woher kommen deine Blessuren.“ „Ich wollte nach Hause und wurde unvorsichtig. Das ist mir vorher noch nie passiert.“ Kai schluckte hart. „Ein junger Rekrut fand eine meiner Kameras und verpfiff mich an Bin Laden. Er ließ mich verhaften. Ich erzählte ihm daraufhin einen Teil der Wahrheit. Dass ich Amerikaner bin, ließ ich weg.“ „Besser so.“ Kai nickte. „Bin Laden glaubte mir nicht, dass ich nur ein dummer Reporter mit etwas zuviel Ehrgeiz bin. Er ließ mich über drei Wochen verhören. Ich hielt die Folter durch. Irgendwann fing er an, mir zu glauben. Er saß oft vor meiner Zelle und unterhielt sich mit mir. Wir fanden ein gemeinsames Gesprächsthema.“ „Die Formel 1?“, fragte Florian. „Ja.“ Kai lächelte leicht. „Er ließ mich von seinen Wachen niederschlagen und wegbringen. Als ich aufwachte, lag ich in einem Krankenhaus in Islamabad. Das war vor circa zwei Wochen. Ich habe einige Tage im Koma gelegen. Als es mir besser ging, bekam ich per Boten eine Nachricht von Bin Laden. Er hatte meine Identität geprüft. Und er bot mir ein Interview an. Er hielt mich für einen neutralen, offenen Menschen.“ „D...du...du hast...“ „Ja, Flo. Ich habe es. Ein siebzigminütiges Interview mit dem meistgesuchtesten Mann der Welt.“ „Preisfrage: Wo ist er?“ „Das kann ich leider nicht beantworten. Man hat mich betäubt und in ein Versteck gebracht. Und genauso wurde ich wieder nach Islamabad zurück verfrachtet. Diese Prozedur hat eine Woche gedauert. Ich hätte also praktisch eine Weltreise unternehmen können, ohne es gemerkt zu haben.“ „Wahnsinn“, murmelte Florian. „Wo hast du das Video?“ „Hier“, sagte Kai und hielt es stolz hoch. „Ich wäre ja bereit, es jetzt auszustrahlen, aber dann verpasse ich das Rennen.“ Bernie Ecclestone kam angelaufen. „Zeigen Sie es, Kai. Besprechen Sie es mit Ihrem Sender. Wir verschieben das Rennen um zwei Stunden. CNN und BBC haben angefragt, ob Sie es über RTL mit ausstrahlen dürfen.“ „Muss ich mich beim Chef erkundigen.“
Und das tat er auch. Das Video, welches Kai unter primitivsten Bedingungen mit dem Terrorführer Osama Bin Laden aufgenommen hatte, wurde zur Weltsensation. Mehr als drei Milliarden Menschen weltweit verfolgten es. Und man wurde schlauer. Kais Offenheit und Direktheit Bin Laden gegenüber, kam bei dem Mann an. Er sprach ehrlich über seine Gedanken und Gründe. Er redete über Trainingsmethoden, Mitglieder und Ideologien der Al-Quaida. Viele Menschen verstanden plötzlich die Denkweise der Terroristen und konnten die Gründe für den Terror in gewissem Maße nachvollziehen. Mit Schrecken erkannten viele wie umfangreich das Terrornetzwerk war, wie ausgeklügelt die Pläne, mit denen die Terroristen vorgingen. Und man erkannte auch die Lügen, die verbreitet worden waren, um den Terroristen die Menschlichkeit zu nehmen und sie als Monster dastehen zu lassen. „Und nun?“, fragte Kai am Ende. Osama Bin Laden blickte ihn lange an. Dann sah er in die Kamera. „Ich wäre bereit, mich einem Gericht zu stellen. Ich bin bereit, meine Fehler zu nennen und dafür zu bezahlen. Aber dieses Gericht darf nicht durch die USA geleitet werden. Ich habe nichts gegen ihr Heimatland, Kai, aber gegen diesen Lügner von Präsidenten. Wir können Frieden schaffen auf dieser Welt. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als dass dieses Volk endlich Ruhe hat. Aber allein kann ich das nicht.“ „Die Hand zum Frieden ist damit gereicht“, sagte Kai in die Kamera. „Hoffen wir, dass sie jemand ergreift. Vielleicht ist dann endlich Schluss mit Autobomben und Terroranschlägen.“ Kai bedankte sich bei Bin Laden für dessen Mut und ließ sich dann von den Dienern des Terrorführers betäuben. Bin Laden schaltet die Kamera aus.
Osama Bin Laden reiste nach Deutschland ein. Nach einigem Hin und Her entschied man sich, den Prozess in Belgien zu führen. Brüssel, der Sitz der NATO erschien sehr passend für dieses historische Ereignis. Die Anklage gegen Bin Laden lautete auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit in mehr als einer Millionen Fälle und der Terrorchef bekannte sich schuldig. RTL erhielt die Exklusivübertragungsrechte für den Prozess und Kai betätigte sich als Gerichtsreporter. Er sprach oft mit Bin Laden und anderen Prozessbeteiligten und erhielt damit einen Bekanntheitsstatus ohne Gleichen. Osama Bin Laden wurde schuldig gesprochen. Die Todesstrafe wurde allerdings ausgesetzt, solange Bin Laden sich bereit erklärte, für den Weltfrieden zu arbeiten. Und er tat dies. Die Terroristen verschwanden. Riesige Terrorzellen wurden aufgelöst. Anschläge wurden immer selten und hörten fast ganz auf. Und erst jetzt sah man, in wie vielen Konflikten der Welt Bin Laden die Fäden zog. Die Welt wurde ein ganzes Stück sicherer und die Menschen öffneten plötzlich die Augen für die Probleme und Nöte ihrer Mitmenschen in armen und ärmsten Ländern.
„Und sowas entsteht nun aus Wetten, die auf irgendwelchen Weihnachtsfeiern geschlossen werden.“ Kai lag auf dem Sofa in seiner Wohnung. Natascha saß neben ihm und blickte ihn verliebt an. Sie küsste ihn sanft. Nach Kais Rückkehr hatten sie viele Tage und Nächte geredet und hatten sich dafür entschieden, es noch einmal mit einander zu versuchen. Ihre Gefühle waren nie erloschen. „Ich liebe dich“, murmelte Kai. Zärtlich strich er über den Babybauch seiner ehemaligen Ex-Frau, die er vor vier Tagen zum zweiten Mal geheiratet hatte. „Ich dich auch“, murmelte Natascha gegen den Mund ihres Mannes. Kai schaltete den Fernseher aus. Nur noch eine einzelne Kerze spendete Licht. Sie fiel auf eine Vitrine in welcher zwei Urkunden standen. Lächelnd blickte Kai hinüber. Er hielt seine Frau in den Armen und blickte die kunstvollen Rahmen an. Links stand der Pulitzerpreis, der Kai während einer riesigen Feier verliehen worden war. Er hatte diesen Ehrenpreis für seine unnachahmliche journalistische Arbeit bekommen. Als Dank für seinen Mut die Dinge von allen Seiten zu beleuchten und zu zeigen, seine Liebe zur Wahrheit und seine Bereitschaft für seinen Beruf zu sterben. Rechts stand der Friedensnobelpreis. Er war Kai in Afghanistan verliehen worden, in einem der ehemaligen Trainingscamps der Al-Quaida. Es war ein Dankschön von allen Menschen, die jetzt nachts wieder ruhig schlafen konnten und von den Angehörigen der vielen Terroropfer, die hofften, dass die Seelen ihrer verstorbenen Familienmitglieder jetzt endlich Ruhe finden konnten.