Nun stehe ich hier. Alleine und verlassen. Wieso hat Gott mir meine Amie genommen? Wieso konnte er sie nicht am Leben lassen? Sie war ein guter Mensch, der es nicht verdient hat, so zu sterben. Ich stehe jetzt an ihrem Grab, das von Blumen geschmückt ist. Es wirkt schon fast fröhlich, obwohl es eigentlich traurig ist. Es ist ein Ort, an dem man sich nur befindet, wenn man nicht mehr am Leben ist. Ich kann ihr nicht folgen, wo immer sie sich im Moment aufhält. Vielleicht sieht sie auf mich hinab und will mir sagen, ich soll nicht um sie weinen. Doch ich kann ihr diesen Wunsch nicht erfüllen, denn mein Herz ist voller Trauer. Nichts in mir ist mehr so, wie es war. Meine Seele schreit, während mein Körper einfach weiterlebt, als wäre nichts gewesen. In den Tiefen meiner Selbst, da ist nichts mehr. Nichts, dass mich noch an diese Welt bindet. Nur der Gedanke, einmal meiner Amie zu folgen, hält mich noch am Leben. Sie würde nicht wollen, dass ich schon so bald folge. Ihr Lachen dringt an mein Ohr und ich drehe mich um. Nur eine Täuschung, hervorgerufen durch mein unsägliches Verlangen nach meiner Liebsten. Ich werde sie nicht mehr in die Arme schliessen können, bis ich selbst den Weg antrete, den sie bereits gegangen ist. Wieso hat sie mich nur alleine gelassen? Nichts mehr auf dieser Erde hat mehr seinen Glanz, wie früher. Alles wirkt kalt und grau. Mir scheint, die Farben sind verschwunden und nur dieses bedrückende Grau ist geblieben. Die Wärme, die von den Dingen ausgestrahlt wurde, ist nicht mehr vorhanden. Für mich ist die Welt am erfieren und ich frage mich, wird es immer so sein? Werden die Farben wieder einmal für mich leuchten? Wird die Wärme einmal zurückkehren, um mich wieder zu wärmen? Oder werde ich bis an mein Ende immer frieren und in dieser düsteren Welt leben müssen? Ich habe auf diese Fragen keine Antwort. Ich blicke in den Himmel und frage mich, ob meine Amie mich sieht. Nur noch einmal möchte ich sie in meine Arme schliessen und ihr sagen, wie sehr ich sie liebe und wie sehr ich sie vermisse! Die Sehnsucht nach ihr zerfrisst mein Herz. Mir scheint, als ob mein Herz in tausend Scherben zersprungen ist. Mit jedem weiteren Schlag, so habe ich das Gefühl, entsteht ein weiterer Splitter, der mich schmerzt. Kann ein Herz überhaupt aus Splittern bestehen? Ich denke nicht, aber ich fühle so. Amie... Wie sehr du mir fehlst. Ich wünschte, ich könnte dir schon jetzt folgen. Doch ich weiss, ich muss noch warten. Wie lange, dass kann ich leider nicht sagen. Vielleicht geht es noch Jahre, vielleicht werde ich schon morgen auf den Weg geschickt, den du erst vor so wenigen Tagen gegangen bist. Ja erst vor wenigen Tagen wurdest du von mir getrennt, auf unbestimmte Zeit. Kann mir niemand sagen, wie lange ich die Qual aushalten muss, von dir getrennt zu sein? Die Antwort lautet wohl nein. Niemand weiss, wann ich dir folgen werde. Irgendwann werden wir wieder vereint sein. Bis dahin werde ich warten... Auch wenn ich noch lange Jahre warten muss, ich werde es tun. Ich werde für immer auf dich warten, auch wenn wir nie wieder zusammen sein sollten. Meine Erinnerungen und meine Gefühle kann mir niemand stehlen, nicht einmal der Tod selbst. Werden wir nicht wieder vereint, sobald ich sterbe, werde ich so lange umherirren, bis ich dich gefunden habe. Egal wie sehr ich auch suchen muss, ich werde dich im Reich der Toten wieder finden. Doch noch ist es nicht so weit. Noch sind wir durch das Leben getrennt. Ich lebe und du bist tot. Wir werden uns in Geduld üben müssen, bis wir wieder zusammen sind. Niemand kann das Schicksal fragen, was vorherbestimmt ist. Wir haben es auf eine schmerzhafte Weise erfahren müssen, doch wir werden auch dies überstehen. Amie, ich schwöre dir. Ich werde warten, bis in die Ewigkeit. Denn meine Liebe, sie hält ewig!!