Da alles durcheinander war, habe ich den alten Thread gelöscht und stelle noch einmal alles nach und nach von vorne hier rein...
Der Weg der Vergeltung
1. Kapitel
Das Kloster befand sich in den Bergen Tibets. Obwohl es sich um ein gewaltiges Gebäude handelte, wirkte es in den Kulissen der rauen Berge fast anmutig. Die Mauern bestanden aus weissem Stein, welcher Marmor glich, jedoch aus einem Gebirgsstein bestand, der damals zum Bau verwendet wurde. Die braunen Mauern und einzelnen Gebäudeteile waren ebenfalls aus einem Gestein, das in diesem Teil des Gebirges zu finden war. Durch die dunkleren Teile wirkte das Gebäude noch faszinierender und majestätischer, als es schon war und jeder Reisende, der vorbeiging, focht einen innerlichen Kampf mit sich aus, damit er das Kloster wieder hinter sich lassen konnte. Jedoch bekamen nur selten andere Menschen die Pracht zu sehen, da der Weg zum Kloster einige Gefahren barg für Personen, die sich im Gebirge nicht auskannten. So herrlich der Anblick auch tagsüber war, sah man in dieser Nacht nichts von dieser Pracht. Ein Sturm, der der Stärke eines Orkans glich, tobte und der eisige Wind fegte durchs Land. Besonders in den Bergen war es frostig kalt und keiner der Mönche, die im Kloster lebten, wagte sich nach draussen. In dem grossen Gebetssaal, der nun von Kerzenlicht erhellt wurde, sassen sie beieinander und beteten, dass der Sturm sie verschonen würde. Bei jeder kräftigen Böe konnte man den Wind durch die Ritze pfeifen hören und die Ordensbrüder rückten näher zusammen. Ihre Gebete waren nur ein Murmeln, das ab und an verstummte oder nicht mehr zu hören war, wenn ein Donner durch die Berge grollte. Die Wolken hingen tief und umgaben das Kloster weitgehend, sodass kein Mensch hindurchsehen konnte. In einem der Schlafräume stand ein Mann am Fenster und versuchte trotz des monsunartigen Regens, der seit einigen Stunden anhielt, etwas zu erkennen. Es war aussichtslos, wie er sehr genau wusste. Die Unwetter hier in den Bergen waren immer gravierend und verheerend. Hier im Kloster konnte man sich glücklich schätzen, wenn man bei einem Sturm in diesem Ausmass nicht friert und die Kälte durch die Wände drang. Nur drei Kerzen erhellten den Raum spärlich und tauchten ihn in düsteres Licht. Es klopfte leise und die Türe des Zimmers wurde geöffnet. Connor wusste, ohne sich umzudrehen, dass einer der Mönche eingetreten war. „Was führt dich zu dieser Stunde zu mir, Kalih?“ Der Mönch blieb einen Moment erstaunt im Türrahmen stehen, bevor er den Raum betrat. Vorsichtig schloss er hinter sich die Türe und ging auf Connor zu, der weiterhin am Fenster stand. „Woher hast du gewusst, dass ich hereingekommen bin?“, fragte der Mönch nun. „Deine Schritte.“ Die Antwort war kurz und bündig. „Siehst du etwas in dieser düsteren Nacht?“ Connor wusste nicht genau, was Kalih damit meinte. Der Mönch stellte oft Fragen, die man immer von unterschiedlichen Aspekten aus betrachten musste, damit man sie beantworten konnte. „Was genau willst du von mir hören?“ Kalih lächelte. Sein Schützling kannte ihn inzwischen gut genug, damit er eine solche Gegenfrage stellen konnte. „Fangen wir damit an, dass du mir sagst, was da draussen so interessant ist und ich nicht zu sehen vermag.“ „Nur der Regen, der an mein Fenster klopft und um Einlass bittet, den ich ihm nicht gewähre. Und ich höre den Wind, wenn er durch die Ritzen dringt und sich bemerkbar macht.“ Wie zur Bestätigung, liess sich ein Heulen vernehmen, dass durch die Wände drang. Connor zuckte nur mit den Schultern. Ihm war es egal, dass der Wind draussen tobte, so lange er im Trockenen sein konnte. Kalih nickte und lächelte leicht. „Und was stimmt dich nachdenklich? Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass dich etwas beschäftigt!“ Connor antwortete nicht auf diese Frage und blickte weiter zum Fenster hinaus. Kalih fragte nicht nach, da er wusste, früher oder später würde er eine Antwort erhalten. Während die beiden Männer, so verschieden sie auch waren, ihren Gedanken nachgingen, breitete sich ein Schweigen zwischen ihnen aus. Nur ab und an war das Grollen des Donners zu hören, denn das Gewitter hatte nicht im Sinn, abzuflauen, der Sturm tobte immer noch in gleicher Stärke durch die Berge wie zuvor und der Regen prasselte weiterhin ans Fenster. Nach einiger Zeit wandte sich Connor seufzend ab und ging zu seinem Bett, um sich darauf niederzulassen. „In Nächten wie diesen, in denen draussen der Wind tobt und der Donner grollt, finde ich nicht zur Ruhe.“ Es war Connor, der endlich eine Antwort gab und das seltsame Schweigen zwischen dem Mönch und ihm beendete. Kalih drehte sich ebenfalls um und setze sich auf einen Stuhl, der am Tisch im Raum stand. Er hörte Connor schweigend zu, was dieser ihm erzählte. „Viele würden sagen, das Unwetter sei an meiner Unruhe schuld, doch ich weiss, dass dies nicht so ist. In solch stürmischen Nächten erinnere ich mich an vieles aus meiner Vergangenheit. Um meine Gedanken auch richtig ordnen zu können und nicht ein noch grösseres Chaos in meinem Kopf zu verursachen, schreibe ich alles nieder. Oft erinnere ich mich kaum an etwas oder ich will mich nicht erinnern. Manchmal ist es einfach besser, wenn man nicht an seine Vergangenheit denkt, es schmerzt nicht so.“ Connor verzog das Gesicht und blickte zu Boden. Er wollte dem Mönch nicht zeigen, wie sehr ihm diese ganze Sache zu schaffen machte. „Die kurzen Tage und langen Nächte, die der Winter mit sich bringt, sind für mich eine Zeit, in denen ich mich an all die Schmerzen erinnere, die ich erleiden musste. Doch das Schlimmste ist die Ungewissheit, wieso das alles passiert ist und wer zu solch einer grausamen Tat fähig ist!“ Es fiel ihm sehr schwer, sich dem Mönch anzuvertrauen und Kalih merkte, wie schwer sich sein Schützling tat. Dennoch war er froh, dass dieser sich ihm endlich anvertraute. „Damals habe ich dich nur durch einen Zufall gefunden. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, der dich gerettet hat, vielleicht auch nicht. In deinem Leben gab es viele schmerzhafte Momente und noch immer hast du es nicht leicht. Dass ich dich vor dem Tode bewahrt habe, war eventuell eine glückliche Fügung, die von einer höheren Macht geleitet wurde. Niemand kann jemals genau sagen, wieso es so geschehen ist, wie es ist, aber es musste wohl so sein.“ Connor wusste nicht was dazu sagen sollte und nickte daher nur. Er wusste, was der Mönch über die Situation dachte, oft genug haben sie schon darüber gesprochen. „Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich dir dafür dankbar bin, dass du mich damals gerettet hast. Doch tobt ein Kampf in mir, der meine Seele entzwei spaltet und dennoch sind beide zu einer vereint. Ein Teil erinnert sich an viele Dinge, die früher einmal waren. Dieser Teil will das Kloster verlassen und herausfinden, wer für meine Situation verantwortlich ist und dafür zur Rechenschaft gezogen werden muss. Er will Rache ausüben und so endlich Frieden finden. Der andere Teil will alles vergessen und will einfach in Ruhe und Frieden hier leben. Die Vergangenheit ist für den Teil nicht mehr wichtig und wird einfach in eine Art Schublade in meinem Verstand gesteckt.“ Die Stimme von Connor klang verzweifelt und müde. Seine Kräfte wurde zusehends aufgezerrt und nur mühsam konnte er sich regenerieren. Wieder grollte der Donner und das Klopfen am Fenster, das durch den Regen verursacht wurde, verstärke sich. „Du bist ein gezeichneter Mann“ Connor hab die Hand und fuhr langsam über sein Gesicht. Die raue Narbe, die ihn auf grausame Art und Weis entstellte, war unter der Handfläche deutlich spürbar. Er schloss die Augen und senkte die Hand wieder, da er das Gefühl nicht ertragen konnte. „Das bin ich mehr als in nur einem Sinn Kalih. Wenn ich mich unter andere Leute, ausserhalb des Klosters, wagen würde, wie würde man wohl reagieren? Die Leute würden mit dem Finger auf mich zeigen und ihr Blick würde vor Angst und Ekel sein. Ich wäre ein Monster in einer Welt, in der ich keinen Platz mehr habe.“ Betrübt blickte Connor auf den Boden. Sein Gesichtsausdruck spiegelte sein Leid wieder und die Narbe trat deutlicher hervor, als sonst. Kalih runzelte die Stirn und betrachtete seinen Schützling. „Du darfst nicht so denken, kein Mensch ist unfehlbar! Es liegt in unserer Natur, dass wir Fehler machen, doch deswegen ist man noch lange kein Monster!“ Connors lachen erklang, doch nur kurz und freudlos. Er blickte den Mönch ernst an, seine Mine sprach Bände. „Wie nennst du einen Menschen, wenn er im Namen einer Organisation Leute ermordet?“ „Ich bin ein frommer Mönch, wie du weißt Connor. Menschen nach ihren Taten zu beurteilen steht mir nicht zu, es wäre gegen meine Überzeugung!“ Ein solche Antwort war zu erwarten gewesen, das hatte Connor gewusst. Und doch war er wütend, nicht auf den Mönch, sondern auf einfach alles. Er unterdrückte den Drang, einfach laut zu schreien. Ein paar Mal atmete er durch und sah Kalih an. „Dennoch bitte ich dich darum, mir deine Meinung zu sagen und somit ein Urteil über mich zu fällen. Auch Mönche habe eine eigene Meinung, auch wenn sie sehr verschwiegen sind.“
Danke Kitty Hab den Teil gerade noch geupdatet... sorry...und hier noch ein neuer Teil!
Die grünen Augen von Connor blitzen kurz auf, doch das war auch schon alles, was darauf schliessen liess, dass er noch an diesem Leben teilnahm. Kalih erwiderte den Blick und Connor wandte sich ab. „Eigentlich solltest du mich besser kennen. Ich werde mein Urteil nicht fällen, besonders dann nicht, wenn es einen Freund betrifft.“ „Was ist es dein Problem? Dass du ein Mönch bist oder dass ich dein Freund bin? Du versteckst dich hinter solchen Dingen! Ich bitte dich nicht darum, als Mönch deine Meinung zu sagen, sondern weil du ein Freund bist. Wohl der einzige Freund, den ich noch habe!“ Connor sah, dass Kalih mit sich ringen musste. Der Sturm draussen tobte weiterhin und legte noch weiter an Stärke zu. Das Prasseln am Fenster verstärkte sich und das Licht der Kerzen flackerte leicht, wie Connor feststellte. „Deine Fähigkeit Leute zu überzeugen ist erstaunlich. Ich hätte nie geglaubt, jemals auf einen Menschen zu treffen, der so beeinflussend ist. Die Taten, die deiner Hand entsprangen, heisse ich nicht gut. Doch dich als Monster bezeichnen, das würde ich nicht wagen. Deine Beweggründe haben dich zu solchen Taten bewogen, selbst wenn sie mir nicht gefallen würden.“ „Hättest du mich vor dem Tod bewahrt, wenn du gewusst hättest, was ich getan habe?“ Zum ersten Mal, seit Connor im Kloster war, stellte er diese Frage. Eine knisternde Spannung lag in der Luft, die nicht nur durch die Angst vor dem Sturm zeugte. Kalihs Gesicht wurde ernst und Connor besann sich, dass er den Mönch noch nie mit solch bestimmender Mine gesehen hatte. „Was sagt dir, dass ich es nicht gewusst habe?“, fragte Kalih Connor mit einem Tonfall in der Stimme, der nicht bestimmbar war. Die Gegenfrage liess Connor stutzen und er wurde unsicher. Was konnte der Mönch damit meinen? Wieso sollte er davon gewusst haben und vor allem von wem hätte er es erfahren sollen? Diese Fragen kreisten nun in seinem Kopf umher. Connor öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder. Er wusste nicht was sagen, blieb sprachlos sitzen. Der Klosterbruder bemerkte die plötzliche Unsicherheit und wusste, dass es nun an der Zeit war, alles zu offenbaren, was er wusste. Wie zur Bestätigung erschien ein Blitz am Himmel und durchbrach die Dunkelheit. „Ich weiss mehr, als du ahnst.“ „Was meinst du damit?“, fragte Connor immer noch verwirrt. „Warst du damals nicht in einem Auftrag unterwegs, der um Waffenschmuggel ging?“ Connors Mund wurde trocken. Es war, wie wenn man ohne Wasser seit Tagen in der Wüste umherirrte und die Sonne ohne Erbarmen auf einen hinunterschien. Wieso wusste Kalih davon? Es war ein persönlicher Auftrag gewesen, der vom Chief erteilt worden war. „Woher hast du diese Informationen?“ Connors Stimme klang hart und ohne Gefühl. So hatte sie damals geklungen, als er in der Organisation Leute verhören musste. Er hätte nicht gedacht, dass dieser Ton immer noch in ihm war und es erschreckte ihn. Kalih jedoch ignorierte diesen strengen Ton. Er liess sich von solchen Dingen nicht aus der Bahn werfen. „Woher ich dies alles weiss? Es hat mit der Nacht zu tun, in der ich dich fand.“ „Darüber hast mir bereits mehrmals erzählt, ich kenne die Geschichte.“ Der Mönch schüttelte den Kopf. Die Stimmung im Raum war elektrisch Geladen und drohte beinahe zu explodieren. „Du weiss aber nicht alles. Ich habe dir bewusst einiges verschwiegen.“ „Warum? Ich dachte wir wären Freunde.“ Connors Stimme klang enttäuscht und verletzt. „Mit unserer Freundschaft hat das nichts zu tun. Oft habe ich gedacht, du solltest die ganze Wahrheit erfahren. Doch eine innere Stimme sagte mir, es sein noch nicht an der Zeit. Zudem wollte ich dich schützen! Mit dem Wissen, das ich nun an dich weitergebe, ist viel Verantwortung verbunden und viele Erinnerungen in deinem Fall.“ Connor horchte auf, als er das Wort Erinnerungen wahrnahm. Würde er nun endlich seinem Gewissen Ruhe verschaffen können? Bis zu einem bestimmten Punkt konnte er sich erinnern, doch dann war ein klaffende Lücke in seinem Gedächtnis, die er nicht zu füllen vermochte. Er konnte sich erinnern, dass er, in Begleitung seiner Leute, in steinigem Gebiet unterwegsgewesen war. Doch dann setzte seine Erinnerung aus. Kalih hatte ihm erzählt, er hätte ihn schwer verletzt gefunden, jedoch nicht wo er gelegen hatte. Das einzige was Connor noch wusste, dass Kalih gemeint hatte, er hätte mehr Glück als Verstand gehabt. „Kannst du dich an zwei Frauen erinnern, die mit dir unterwegs gewesen waren?“ Connor nickte. „Ciara und Catroina.“ „Ja. Ich habe dich tatsächlich schwer verwundet gefunden. Doch die Umstände waren... speziell.“ Die Fenster klirrten, als ein gewaltiges Donnergrollen erklang. Kalih schwieg und Connors Gedanken waren so durcheinander, dass ihm beinahe schwindelig wurde. Als es wieder möglich war, sich zu verständigen, ohne sich anschreien zu müssen, ergriff Connor das Wort. „Was haben Ciara und Catroina damit zu tun?“ Kalih verfiel in Schweigen, während er überlegte, wie er am besten beginnen sollte. Es war nicht so einfach, jemandem Geschehnisse zu erzählen, die diese Person betrafen und zudem noch so grauenvoll waren. „Ich fange von vorne an, was wohl das Beste ist. Ich war an jenem Tag auf der Rückreise von einem Botengang. Wegen des schlechten Wetters war ich bereits länger unterwegs, als es geplant war. Das war auch der Grund, wieso ich beschloss, genau in dieser Nacht meinen Heimweg fortzusetzen, obwohl es viele Gefahren barg. Die Nacht war kalt und der Regen nahe, die Bergwelt war nicht gerade dazugeschaffen, in der Nacht ohne Licht zu wandern. Ich beschleunigte meine Schritte, darauf bedacht, wohin ich ging und ich hatte immer das Ziel vor Augen, das Kloster vor Anbruch des Tages zu erreichen. Einige Kilometer vor dem Ende meiner Reise, drangen Schreie an mein Ohr. Wie vom Donner gerührt blieb ich stehen und horchte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass es deine Schreie waren.“ Connor hatte keine Erinnerung daran, dass er geschrieen hatte. „Meine Beine trugen mich so schnell sie konnten zu der Stelle, woher die Schreie stammten.“ „Was ist geschehen? Was hast du gesehen?“, fragte Connor aufgeregt. Seine Stimme zitterte und er musste sich zusammenreissen, dass er nicht vor Kalih auf die Knie ging, damit dieser weitererzählte. „Willst du wirklich die Wahrheit hören?“ Connor nickte energisch. „Wie du willst. Als ich ankam, bot sich ein Bild des Grauens! Noch nie habe ich etwas derart... derart bestialisches gesehen. Deine Schreie waren zu einem Flehen geworden. Die beiden Frauen standen da, völlig verängstigt und unfähig dir zu helfen. Sie waren sichtlich schockiert von dem, was sie sahen. Zwei Männer waren bei dir... Doch nicht um dir zu helfen!“ Kalih stockte. In seinem Innern liefen die damaligen Geschehnisse wie in einem Film ab. Ein schwaches Zittern erfasste seinen Körper, da er die Kälte der Nacht von damals in den Gliedern spüren konnte. Seine Augen waren glasig, fast so, als wäre alles Leben aus ihnen entwichen. Doch Connor konnte sehen, dass er noch atmete.
Ich hab den geupdateten Teil noch mal gelesen und mag die Story jetzt noch mehr *grins*. Der neue ist auch phantastisch und er hinterlässt irgendwie ein Schaudern. Ich kann mich nur wiederholen, unglaublich gut geschrieben.
Danke *rotwerd* hat mich auch einiges an Nerven für die Überarbeitung gekostet Hier noch ein Teil extra für dich Kitty!
„Die beiden Männer... das müssen Malachy und Turlough gewesen sein.“ „Wenn du meinst.. Ich kenne die Namen der Männer nicht! Ich sah nur, wie sie auf dich einschlugen, das reichte mir vollkommen aus um zu wissen, dass dies zwei Menschen sind, die vor nichts Skrupel haben. Einer der beiden hatte etwas in der Hand, das ich zuerst nicht erkannte. Ich dachte, es sei eine Art Baseballschläger, doch dann erkannte ich, dass es eine Pistole war. Er schlug mit dem Pistolengriff auf dich ein. Der andere Mann trat dich mit den Füssen, hatte jedoch seine Waffe in der Hand. Ich konnte nicht sofort eingreifen und helfen, da ich noch den Abhang hinunterklettern musste. Doch ich konnte sehen, was sie mit dir machten und ich hörte die Flüche, die sie dir ins Gesicht schrieen. Der Abhang war steiler, als ich gedacht hatte und ich brauchte länger um zu dir zu gelangen, als vermutet. Die beiden Männer zogen ein Messer hervor, mit denen sie dich traktierten. Sie waren wie wilde Bestien im Blutrausch! Der grössere der beiden hat dein Gesicht so zugerichtet, wie es jetzt aussieht. Kein Laut kam über meine Lippen, meine Stimme war wie gelähmt. Ich dachte schon, es wäre zu spät, bis ich bei dir bin. Als ich endlich unten angekommen war, rannte ich auf die Männer zu. Sie hörten meine Schritte und liessen von dir ab. Ihre Kleider trieften von Blut und sie sahen mich an. Diesen Ausdruck in ihren Augen würde ich nie mehr vergessen!“ Kalih schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf, als wollte er die Bilder in seinem Gedächtnis löschen. „Der Ausdruck war beängstigend und es lag nur noch wenig Menschliche Natur darin. Die pure Mordlust blitze darin. Ich stockte kurz, da ich nicht wusste, was mich erwartete. Zu meinem Erstaunen drehten sie sich jedoch um und rannten davon.“ Connor war tief betroffen von dem Gehörten. Niemals hätte er gedacht, dass es so schlimm sein würde. Seine Leute waren ihm gegenüber immer loyal, so konnte er sich kaum vorstellen, dass gerade sie ihm das angetan hatten. „Was ist mit Ciara und Catroina passiert?“ Ein kurzes Lächeln umspielte Kalihs Lippen. „Wie ich sehe, machst du dir Sorgen um sie... Als die Männer weg waren, rannten sie sofort zu dir, um dir zu helfen. Ich war jedoch schneller. Der Anblick war schrecklich und nichts für einen schwachen Magen. Der Boden war von deinem Blut regelrecht durchtränkt worden. Die Frauen fragten mich sehr besorgt, ob du es schaffen würdest. Darauf konnte ich nicht antworten, aber es sah sehr schlecht aus. Mit Hilfe der jungen Frauen brachte ich dich hier ins Kloster. Doch wir brauchten lange, um den Weg zurückzulegen. Meine Befürchtung, dass du es nicht schaffen würdest, verstärkte sich und die Angst, es sei zu spät beschlich mich. Wie durch ein Wunder hast du noch gelebt, als wir ankamen. Ich versorgte umgehend deine Wunden, dann konnte ich nur noch hoffen und beten.“ Connor konnte noch immer nicht glauben, was er hörte. Ungläubig schüttelte den Kopf, er wollte den Gedanken verdrängen, dass Malachy und Turlough ihn umbringen wollten. Gerade diese beiden, die ihn immer unterstütz hatten. Er hatte viel erwartet, aber das bestimmt nicht. „Was ist mit den anderen geschehen?“ Kalih atmete ein paar Mal tief durch. Von dieser Nacht zu erzählen, machte ihn müde und zerrte an seinen Kräften. Dann redete er weiter. „Die beiden Männer sah ich nie wieder. Das solltest du vielleicht wissen... Ciara und Catroina blieben drei Tage hier. Ciara wachte oft an deinem Bett, weinte viel und war sehr verzweifelt. Ich konnte ihr keinen Trost spenden, obwohl ich mein bestes versuchte! Catroina war eher still, so als ob ihr die Situation missfiel. Sie sass die meiste Zeit in ihrem Zimmer, sprach nur wenig.“ „Haben sie dir über mich und den Auftrag erzählt?“ Kalih erhob sich und ging zum Fenster. Obwohl das Gespräch schon einige Zeit dauerte, hatte sich in dieser Zeit das Wetter nicht beruhigt. Nach wie vor tobte der Sturm und man sah nichts als Dunkelheit draussen. Der Regen war noch stärker geworden, obschon es fast nicht mehr möglich war. „Catroina sagte allgemein fast nichts! Am dritten Tag verschwand sie einfach, ohne ein Wort zu sagen. Ciara blieb alleine zurück, erzählte mir nur deinen Namen und dass ihr aus Irland stammt. Sie verliess das Kloster in der Nacht zum vierten Tage, seither habe ich nichts mehr von ihr gehört. Ich weiss nicht, was aus ihr geworden ist. Nur du bliebst zurück und die Sterne standen schlecht für dich. Ich reinigte deine Wunden regelmässig, verband sie und kümmerte mich um dich. Nach zwei Wochen verschlechterte sich dein Zustand dramatisch und du wurdest von hohem Fieber gequält. Ich verlor alle Hoffnung, dass du es schaffen würdest. Eine Woche war dein Zustand kritisch, dann verbesserte er sich. Ich dachte, es grenze an ein Wunder. Eine weiter Woche darauf kamst du wieder zu Bewusstsein.“ Connor nickte. „Von da an erinnere ich mich wieder!“ „Ich hoffte, dass dies ein gutes Zeichen sein würde und so war es auch. Du wurdest schnell kräftiger und ich konnte endlich aufatmen!“ Connors Augen verdunkelte sich, er blickte zu Boden. In ihm tobte eine Wut, die er nur mühsam zügeln konnte. „Was passierte, nachdem ich aufwachte, weiss ich noch. Doch woher weißt du von meinem Auftrag? Soweit ich mich erinnere, hast du nicht gesagt, von wem du diese Informationen hast.“ Kalih drehte sich hin zu Connor. Er wollte ihm im Blick haben, wenn er mit ihm sprach, vor allem nachdem er ihm die Wahrheit erzählt hatte. „Du hast in deinen Fieberträumen viel gesprochen.“ Connors Blick weitete sich, Panik sprach daraus. Was wenn eine falsche Person diese Dinge gehört hatte? Wusste überhaupt noch jemand, ausser den Mönchen, dass er noch lebte? Kalih sah, dass Connor sich Sorgen machte und verstand ihn vollkommen. „Keine Angst, ich bin die einzige Person, die davon weiss! Niemand sonst war in deiner Nähe, denn Mönche verbringen nicht viel Zeit bei Todgeweihten.“ „Aber ich lebe ja noch!“ „Ja, aber damals sah alles danach aus, dass du sterben würdest. Vielleicht ist es besser, wenn nur ich über die Dinge, die du damals gesagt hast, Bescheid weiss.“ Connor nickte zustimmend. Je weniger Leute von all dem wussten, desto besser war es für ihn. Er entspannte sich ein wenig, doch die Sorgen blieben trotzdem. „Du hast Sünden begannen, für die man in manchen Religionen ins Fegefeuer kommen würde. Ich kann nicht gut heissen, was du getan hast, doch jeder Mensch hat und lebt sein eigenes Leben. Du hast deinen Weg selbst gewählt und dass deine Leute nicht wissen, das du noch am leben bist, ist wohl auch besser so.“ „Es sind nicht meine Leute!“ Connors Stimme klang bitter und wütend. Er blickte zu Boden und ballte die Fäuste, so dass sich seine Fingernägel in die Haut bohrten. Erst als er spürte, wie er zu bluten begann, öffnete er die Hand wieder und sprach weiter. „Dass ich in der Organisation war, will ich gar nicht abstreiten. Ich fühlte mich jedoch nie mit den Leuten verbunden. Malachy und Turlough mussten etwas gewusst haben, was niemand erfahren sollte. Darum wollten sie mich wohl auch umbringen!“ Kalih war sichtlich verwirrt. „Wovon sprichst du?“ Connor seufzte. Nun war es wohl an der Zeit, zu offenbaren, was er all die Jahre mit sich herumgetragen hatte, was ihm so schwer auf der Seele gelegen hatte. „Ich war ein Spitzes der irischen Geheimpolizei! Mit 18 habe ich meine Abschlussprüfung absolviert. Ich war ein Ausnahmefall, normalerweise werden so junge Leute nicht angenommen. Auf jeden Fall wurde ich in die Organisation eingeschleust. Sie arbeitet im Geheimen, hat aber viel Macht und Einfluss auf der ganzen Welt. Vom Schmuggel bis hin zu terroristischen Aktivitäten ist alles vorhanden. Zwei Jahre habe ich dort gelebt, mich wie ein Mitglied verhalten. Ich habe mich nach oben gearbeitet und schlussendlich war ich die rechte Hand des Chiefs. Er muss herausgefunden haben, dass ich für die irische Geheimpolizei arbeite! Die Reise nach Tibet war schon länger in Planung gewesen, da hat er hat eins und eins zusammengezählt. Ein Verräter, der verraten wird!“ Connor stand auf und ging ruhelos hin und her. Er zitterte vor Wut und doch war er erleichtert, nicht mehr alleine zu wissen, was und wer er damals gewesen war. Nach einer Weile hielt er inne und sah Kalih an. „Ich danke dir, dass du mir alles erzählt hast. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich nun endlich meine Ruhe finden werde, doch nun drängt es mich fort von hier. Das Kloster war mir in den letzten acht Jahren ein Zufluchtsort und wie ein Zuhause, dafür bin ich sehr dankbar!“ Kalih hatte Verständnis, dass Connor von hier weg wollte, nachdem, was er erfahren hatte. Er nickte leicht. „Wohin wirst du gehen?“ „Wohin mein Herz mich führen wird.“ Connor ging wieder umher. Er war wie ein Tiger, der in seinem Käfig ruhelos umherlief.
„Ich muss einiges in Erfahrung bringen, zuerst hier in Tibet, dann werde ich nach Irland zurückkehren. Doch was ich dort machen werde, weiss ich noch nicht. Das werde ich wohl erst wissen, wenn ich das in Tibet erledigt habe.“ „Du machst einen Fehler! Reisse alte Wunden nicht auf. Ich bitte dich Connor, bleib hier!“ Connor hatte seine Entscheidung schon getroffen, er würde sich nicht davon abbringen lassen. Er wusste, dass Kalih sich Sorgen machte und hörte den besorgten, flehenden Klang in dessen Stimme, doch er konnte nicht anders. Connor schüttelte den Kopf. „Ich kann mit den vielen Fragen, die sich mir stellen, nicht hier bleiben. Ich muss das Kloster verlassen, um die Antworten zu erhalten, die ich suche.“ „Wir haben riesige Archive! Hier werden deine Fragen beantwortet werden.“ Connor seufzte. Kalih liess wirklich nichts unversucht, um ihn davon abzuhalten, von hier wegzugehen. Selbst der beste Versuch würde nichts nützen. Ein leiser Seufzer entrang ihm. „Kalih... Ich kann deine Sorgen verstehen, doch es ist nicht so einfach... In den hiesigen Archiven werde ich nicht alle Antworten finden können, die ich will! Ich werde versuchen soviel wie möglich hier in Erfahrung zu bringen. Bitte mach mir den Fortgang nicht schwerer, als mir sonst schon fällt!“ Kalih war hin und her gerissen von seinen Gefühlen und von der Sorge um seinen Schützling. „Wohin führt dich dein Weg als erstes?“ „In den Bergen liegt ein Tempel verborgen. An den Weg dorthin kann ich mich erinnern!“ Kalih verstand den Zusammenhang zwischen Connors Vergangenheit und einem Tempel nicht. „Welche Antworten kann dir ein Tempel geben, die ein Kloster nicht geben kann?“ „Die Templer können mir vielleicht weiterhelfen, unser Auftrag führte uns dorthin. Vielleicht sind Malachy und Turlough dahin gegangen und ich habe Glück.“ „Wieso Connor? Lass die Vergangenheit ruhen.“, flehte Kalih verzweifelt. Connor spürte die Unruhe des Mönches. Er blieb stehen und gönnte seinen Beinen eine Erholung. „Was macht dir Angst?“ Kalih überlegte, wie er antworten sollte. „In der Vergangenheit passieren oft Dinge, die ruhen sollten. Wecke keine schlafenden Riesen! Ich sage es noch einmal: Lass deine Vergangenheit ruhen!“ „Niemand weiss dass ich noch lebe! Was ist einfacher, als als Todgeglaubter zu reisen?“ „Es gibt viele Hindernisse! Wie willst du das Land verlassen? Wie willst du reisen, ohne dich ausweisen zu können? Was, wenn dich jemand erkennt?“, wandte Kalih ein. Connor ging zum Spiegel, der bei der kleinen Kommode hing, die im Raum stand. Er hatte drei Kerzen aufgestellt, die leicht flackerten. Er blickte hinein und betrachtete sein Gesicht. Die quer über sein Gesicht verlaufende Narbe zog seinen Blick auf sich. Die Kerzen taten mit dem Schein ihrer Flammen ihren Dienst, damit die Verunstaltung noch schlimmer aussah. Connor sah nun in die grünen Augen seines Spiegelbildes. Sein Blick war voller Schmerz und der Glanz aus seinen Augen war längst vergangen. Die Ausdrucksstärke, die seine Augen einmal mit Leben gefüllt hatte, war aus ihnen gewichen. Nichts erinnerte mehr an den Mann, der er einmal gewesen war, nur dieser Schmerz zeigte, dass er noch am Leben war. Connor schloss die Augen und fuhr mit seiner Hand über die Narbe. Sie fühlte sich rau an, wie seine Seele war. Connor öffnete die Augen wieder. Nein, nichts erinnerte mehr daran, wer er einmal gewesen war. Er wandte sich von seinem Anblick ab. „Sieh mich doch an! Wer soll mich hinter diesem Gesicht noch erkennen? Nichts an mir ist noch so, wie es einmal war. Wenn nur eine Person aus meinem früheren Leben erkennen sollte, dass ich in diesem Körper stecke, grenzt es an ein Wunder.“ Kalih runzelte die Stirn, während er nachdachte. „Ich habe dich die letzten Jahre oft genug beobachtet Connor. Oft habe ich mir überlegt, was passieren würde, wenn sich jemand überzeugen will, dass du wirklich tot bist. Nicht alles an dir ist anders!“ Connor sah den Mönch mit einem zweifelnden Blick an. „Meine Menschenkenntnisse sind ausreichend, damit ich dies sagen kann. Also sieh mich nicht so an!“ „Tut mir leid. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand mein Gesicht erkennen könnte.“ Kalih nickte. „Dein Gesicht vielleicht nicht. Was ist mit deinen Augen?“ Connor zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Antwort auf diese Frage. „Das dachte ich mir. Man wird dich daran erkennen.“ Conner verstand, was Kalih meinte und damit bezwecken wollte. „Wieso erzählst du mir das?“ „Ich will nur, dass du dir darüber im Klaren bist, was dich da draussen erwarten könnte! Ich sage dir noch einmal: Schlafende Hunde soll man nicht wecken, Connor!“ Kalih klang verzweifelt. Er wollte Connor davon abbringen, sich auf diese Reise zu begeben. Eine Reise, von der sein Schützling vielleicht nie mehr zurückkehren würde! „Ich weiss, dass meine Entscheidung dich nicht erfreut. Du warst mir all die Jahre ein guter Freund. Doch nun möchte ich meinen eigenen Weg gehen. Und der führt mich von hier fort... Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. Ohne dich würde ich nicht mehr leben!“ Connor wusste nicht, wie er es dem Mönch beibringen wollte, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als endlich Frieden zu finden. Selbst wenn das bedeuten würde, dass er den Tod finden würde. „Es ist deine Entscheidung. Wir werden dich nicht festhalten... Dir ist jeder Zeit erlaubt zu gehen. Wenn du jetzt gehen willst, dann sei es so. Ich habe mein Bestes versucht, dich vor einer Dummheit zu bewahren.“ Der Mönch blickte traurig zu Boden. Sein Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass er Connor vielleicht nie mehr sehen würde. Doch er wollte seinem Freund nicht Steine in den Weg legen. Davon würden noch genug seinen langen Weg zu seiner Vergangenheit pflastern. Connor fühlte sich befangen, als er das traurige Gesicht des Mönches sah. Er wandte den Blick ab, weil er den Ausdruck in den Augen von Kalih nicht ertrug. Niemals hätte sich Connor gedacht, dass es ihm so schwer fallen würde, das Kloster zu verlassen. „Mir ist die Entscheidung nicht leicht gefallen! Ich wünschte, mein Seelenfrieden wäre auch so bewahrt. Ich muss endlich Gewissheit haben, was damals wirklich los war. Wieso man mich umbringen wollte und was aus denjenigen Personen geworden ist.“ Kalih runzelte die Stirn. Bevor er etwas sagen konnte, redete Connor weiter. „Ich weiss, du hältst nichts von solchen Rachegedanken, doch ich kann nicht darüber hinwegsehen. Wenn ich diejenigen finde, die Verantwortlich dafür sind, werde ich sie zur Rechenschaft ziehen. Und sei es mit dem Tod! Niemand weiss, ausser die Mönche in diesem Kloster, dass ich noch am Leben bin.“ „Das hast du schon einmal erwähnt. Und ich habe meine Einwände zum Besten gegeben. Überlege es dir gut Connor. Es geht hier schliesslich nicht um irgendwelche Lappalien!“ Kalihs Ton wurde streng. Connor hatte diesen Ton nur selten vom Mönch gehört. Meist war er ruhig und gelassen. Doch Connor merkte, wie sehr dieses Gespräch den Mönch belastete. „Mir ist vollkommen klar, dass es mich mein Leben kosten könnte. Und ich weiss auch, dass es keine Lappalie ist! Es ist gefährlich, was ich vorhabe, dennoch will ich es wagen. Wenn ich in Tibet keine Antworten erhalte, überlege ich mir vielleicht, ob ich zurück ins Kloster komme. Aber ich will dir dafür kein Versprechen geben!“ „Du bist hier immer willkommen. Das weißt du. Es tut mir leid, dass ich mich im Ton vergriffen habe.“, entschuldigte sich Kalih. Connor winkte ab. „Du hast nichts Schlimmes getan. Wahrscheinlich hast du Recht, mit dem was du sagst. Aber ich kann nicht anders... Ich hoffe du kannst mir einmal verzeihen.“ „Was soll ich dir verzeihen? Dass du deinem Herzen folgst? Dafür brauchst du keine Verzeihung, denn es ist menschlich, eine solche Entscheidung zu fällen. Aber es ist auch mit viel Mut verbunden, wenn man so einen solchen Weg einschlägt wie du! Dafür sollte man nicht um Verzeihung bitten, sondern Respekt erhalten. Und ich weiss, dass du das Richtige tust, auch wenn ich es nicht gut heisse.“ Dankend sah Connor Kalih an. So würde es ihm leichter fallen, von hier wegzugehen. Und vielleicht würde er seinen Freund ja wieder sehen, wenn er sein Ziel erreicht hatte. „Ich danke dir. Meine Abreise werde ich bis ins Detail planen! Wann ich genau gehe, weiss ich noch nicht, aber ich denke einen Monat werde ich noch hier verweilen und dann werde ich aufbrechen.“ Kalih nickte verständnisvoll. „Ich werde dir so weit zur Seite stehen, wie ich kann. Und wenn du Hilfe brauchst oder sonst etwas, dann wende dich bitte an mich. Den anderen Mönchen solltest du nichts von deinen Plänen erzählen. Wenn du fortgehst, wirst du dir eine Ausrede überlegen müssen... Sag, du willst die Welt entdecken oder so ähnlich. Sie werden es akzeptieren und dir alles Gute und Glück der Welt wünschen. Es ist besser, wenn nur ich von deinen wahren Plänen weiss.“ Connor nickte und war dankbar für die Unterstützung. „Dich zum Freund zu haben, ist wahrlich mein Glück. Ich wüsste nicht, was ich sonst machen würde ohne dich!“ Kalih lächelte „Das musst du jedoch lernen, wenn ich nicht mehr bei dir bin.“ „Ich weiss und irgendwie fehlst du mir jetzt schon.“ „Ich habe aber nicht gesagt, wann ich nicht mehr bei dir bin! Deine Reise wird schwer und du wirst wenige Freunde haben. Da brauchst du jemanden, der dir zur Seite steht. Ich werde dich auf deiner Reise begleiten, so weit ich kann!“ Connor wurde weiss wie Kreide und starrte Kalih an. Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Er wollte nicht, dass der Mönch sich in Gefahr begab. Connor wusste, dass es schon für ihn zu gefährlich war. Und wenn er Kalih noch bei sich hatte, war es noch gefährlicher. „Nein, du kannst nicht mitkommen!“, erwiderte Connor entrüstet. Kalihs Gesicht liess jedoch keine Widerrede zu. Er war fest entschlossen, seinen Schützling zu begleiten. „Ich komme mit und wenn ich dir heimlich folgen muss! Du kannst diese Reise nicht alleine durchstehen!“ Connor war sich unschlüssig. Einerseits freute es ihn, dass er nicht so bald Abschied von Kalih nehmen musste. Aber andererseits hatte er Angst, dass dem Mönch etwas zustossen würde. Connor könnte sich nie verzeihen, wenn Kalih etwas passieren würde, nur weil er darauf bestanden hatte, ihn zu begleiten. „Du bist dir nicht bewusst, was dies bedeutet, wenn du mit mir kommst!“ Connor wusste, dass es ein schwaches Argument war, doch ein Versuch war es wert. „Und du bist dir bewusst, auf was du dich da einlässt? Damals habe ich genug gesehen, um zu wissen, was mich erwarten könnte. Wenn alle so blutrünstig sind, wie diese beiden, die dich damals umbringen wollten, dann kann ich mir leibhaft alles vorstellen! Ich bin mir der Gefahr eher bewusst, als du.“ Connor wusste, dass Kalih sich schon lange entschieden und er keine Chance hatte, ihn umzustimmen. Doch ihm war nicht wohl bei dem Gedanke, mit Kalih nach Irland zu gehen. „Ich habe wohl keine Chance, dich umzustimmen, egal was ich sage! Na gut... Begleite mich auf meiner Reise! Noch kannst du sagen, dass du hier bleibst. Du wärst hier sicherer.“ Kalih schüttelte energisch den Kopf. „Ob ich hier sicherer wäre, bezweifle ich stark. Ich weiss mehr, als gut ist. Die anderen Mönche wissen die Umstände, wieso du hier bist, nur Stück weise. Ich habe ihnen nicht alles erzählt nur dass ich dich verletzt gefunden habe. Was ich genau gesehen habe, wissen sie jedoch nicht. Es ist besser, wenn man sein Wissen für sich selbst behält! Schweigen rettet oft Leben, auch wenn es nicht einfach ist, den Mund zu halten. Connor, wenn ich hier bleiben würde, wäre ich in grösserer Gefahr, als wenn ich mit dir gehe. Früher oder später werden die Leute, die dich umbringen wollten, herausfinden, dass du noch lebst... Und dann will ich nicht hier sein, wenn sie nach Zeugen suchen oder nach Leuten, die ihnen sagen, wo du bist. Verstehst du was ich meine?“ Connor verstand nur zu gut, was Kalih meinte. Es passte ihm überhaupt nicht, dass so etwas eintreffen könnte, doch damit musste er rechnen. „Mir ist bewusst, dass ich mich nicht ewig verstecken kann. Irgendeinmal wird mich jemand erkennen. Doch ich habe in der Hand, wann und wo das sein wird. Kalih, ich möchte, dass du mich begleitest. So kann ich wenigstens dich schützen, wenn sie mir auf die Schliche kommen!“ Der Mönch ging langsam zur Tür und drehte sich noch einmal um. „Einverstanden. Es ist schon spät und unser Gespräch war lang. Ich bin müde... Auch du solltest versuchen zu schlafen.“ Der Mönch verliess das Zimmer und Connor blieb alleine zurück. Er vergrub sein Gesicht in den Händen, er wusste einfach nicht mehr, was er denken und glauben sollte. Wie konnte sein Leben nur so aus der Bahn geworfen werden? Er hätte damals den Auftrag nicht annehmen dürfen. Dann würde er jetzt ein normales Leben führen und nicht in einem Kloster leben. Connor blies die Kerzen aus und legte sich hin. Ab und an erhellte ein Blitz das Zimmer und ein grollender Donner erklang. Er starrte an die Decke und dachte nach. Der Schlaf übermannte ihn und er vergass in seinen Träumen sogar seine Sorgen.