Kleine Einführung: Diese Geschichte ist nicht eine "FanFiktion" im eigentlichen Sinne, sondern die Idee ist an einen Film angelehnt. Wie es mir nämlich meistens geht, mir gefallen Szenen nicht, oder sie gefallen mir so gut, dass sie in Geschichten eingebaut werden. Da das nur als "Kurzgeschichte" gedacht war, hoffe ich, dass euch diese Story so gefällt wie sie ist.
Endlich zu Hause
Goldenes Licht fiel durch die hochgelegene, schmale Öffnung des Kerkers auf ihn herab. Als ein Schatten auf ihn fiel, öffnete er die Augen. Ein Spatz hatte sich durch die Gitterstäbe verirrt und flatterte nun im Kerker umher. „Flieg zurück in die Sonne mein kleiner Freund. Hier wirst du nicht lange leben.“ sagte er mit rauher Stimme, als der kleine Vogel vor ihm auf dem Boden landete und ihn mit schiefgelegtem Köpfchen ansah. Sie fand, dass er angekettet wie ein Schwerverbrecher dort hing. Aber er schien es nicht zu bemerken, ja sein Gesicht wirkte fast heiter. Vorsichtig bewegte sie sich weiter auf ihn zu. „Niemand würde vermuten, dass der edle Tribun, ähm unser First Commander, eine Gestaltwandlerin kannte und Umgang mit einer solchen pflegen würde. Naja und vor allem, dass diese eine solche waghalsige Aktion wagen würde.“ musste sie sich eingestehen, während sie weiter überlegte wie sie ihn befreien konnte.
Das Quietschen der Metalltür in den Angeln warnte sie, so dass sie sich rechtzeitig in eine Nische flüchten konnte. Ein jugendlich wirkender Mann in einer weißen Paraderüstung kam herein. Bei seinem Näherkommen hob Marcus erneut den Kopf Als er sich dem Gefangenen zuwandte erkannte sie den Kaiser. „Was für ein Ende für den heldenhaften Tribun, der seinem Kaiser immer ein treuer Diener war. Warum nicht für mich, bin ich nicht dein Kaiser, Marcus?“ „Mein Kaiser ist ermordet worden, und der Mörder nennt sich nun Kaiser. Aber du wirst der Gerechtigkeit nicht entgehen.“ „Willst du mich jetzt etwa umbringen? Marcus, sieh dich an – was willst du denn tun? Du hast keine Waffen, keine Freunde und du bist angekettet. Aber ich werde dir eine Chance geben... Du wirst gegen mich antreten, Gladiator, in der Arena vor dem Volk. Und da du für deinen Kaiser sterben würdest; stirb für mich.“ der junge Kaiser lächelte sanft. Selbst in ihrer Vogelgestalt schauderte Nelina, als sie die vorangegangene höhnische Rede mit dem Lächeln in Verbindung brachte. Der Kaiser fuhr fort zu sprechen: „Ich weiß, dass du meinen Vater geliebt hast und das macht uns zu Brüdern. Also, lächle nur dieses eine Mal für deinen Bruder.“ Er umarmte Marcus und stieß ihm dabei einen schmalen Dolch in den Rücken. Nelina sah nur, wie Marcus kurz zusammenzuckte, konnte sich aber den Grund dafür nicht erklären. Der Kaiser wandte sich zu einem seiner Begleiter, die vor der Zelle gewartet hatten. „Verbergt die Wunde, wenn ihr ihm später die Rüstung anlegt.“ mit diesem kurzen Befehl verließ der Kaiser die Zelle. „Mistkerl!“ dachte Nelina nur, während sie wieder aus ihrem Versteck herauskam.
Er ließ die Augen geschlossen und versuchte den Schmerz zu ignorieren. Er befand sich in einer ausweglosen Situation. Ausweglos deshalb, weil er versuchte zwei Welten zu retten. Einerseits war er der First Commander des besten Raumschiffes der Flotte und andererseits war er für kurze Zeit in die Rolle des Tribuns Marcus Maximus Serverus geschlüpft. Eine Rolle, die ihm nun den Tod bescheren würde. Seit er in diese anderer Uniform geschlüpft war, hatte er sich von seinem vorherigen Leben getrennt, und deshalb hatte er keine Chance sich mit dem Schiff in Verbindung zu setzen und um Hilfe zu bitten. Und im Moment waren die Empfindungen des Tribuns übermächtig. Marcus konnte sich nicht erklären, was passiert war, seit er neben dem sterbenden Mann niedergekniet war. Vor seinem inneren Auge sah er wogende Weizenfelder und stellte sich vor, was es für ein Gefühl sein müßte, durch diese zu laufen.
Als kühle, sanfte Hände über seine Stirn strichen, öffnete er die Augen. Vor ihm stand eine hochgewachsene, junge Frau, die ihn besorgt aus grünsilbernen Augen ansah: „Marcus, ist alles in Ordnung mit dir?“ Vorsichtig strich die Frau seinen Rücken entlang und tastete die Wunde ab. „Wer bist du?“ krächzte er rauh. „Marcus, ich bin es...Nelina. Erkennst du mich nicht?“ „Nelina? Du hier, aber...aber es wusste doch niemand...Wie habt ihr es geschafft?“ „Ssht, ich werde dich jetzt befreien.“ fiel sie ihm ins Wort. „Nein, noch nicht. Ich muss das hier noch zu Ende bringen. Ich kann die Geschichte jetzt nicht auf sich beruhen lassen. Der Kaiser ist korrupt und böse. Wir...ich kann das nicht zulassen. Außerdem habe ich es einem Sterbenden versprochen!“ „In diesem Zustand kannst du nicht kämpfen, Marcus.“ versuchte sie ihn erneut von seinem Vorhaben abzubringen. „Ich muss, Nelina.“ entgegnete er kurz. Nelina seufzte, diesen Ton kannte sie nur allzu gut: „Gut. Aber lass mich dir wenigstens helfen.“ Er nickte leicht. Rasch griff sie in die Innentasche ihrer Uniform und holte ein Notverbandstäschchen heraus. Mit einigen, schnellen Bewegungen strich sie das klare Verbandsgel über die Wunde: „Das wird wenigstens einen zu großen Blutverlust verhindern.“ sagte sie leise. Dann öffnete sie die Wasserflasche und hob sie ihm an die Lippen: „Hier, trink.“ Vorsichtig nahm Marcus ein paar Schlucke des frischen Wassers. „Danke, Nelina. Sollte ich nicht zurückkommen...“ „Das darfst du nicht einmal denken, Marcus. Du wirst zurückkommen!“ „Nelina, ich bin nicht unverwundbar, und wenn er wirklich gut ist. Man weiß vorher nie, wie es ausgeht. Aber was ich sagen wollte. Nelina, ich...ich...!“ „Sprich nicht weiter, ich weiß es!“ unterbrach sie ihn, und umarmte ihn heftig.
Vom Gang her erklang das rhythmische Geräusch von näherkommenden Schritten. „Verschwinde, sie dürfen dich hier nicht sehen.“ Nelina nickte, und dann verschwamm sie vor seinen Augen und eine kleine Maus rannte in eine Nische an der Wand. Die Zellentür öffnete sich und eine Abteilung Prätorianer kam herein. Marcus wurde von seinen Ketten befreit und die Prätorianer halfen ihm schweigend in seine Rüstung. Als er fertig gerüstet war, nahmen sie neben ihm Aufstellung und eskortierten ihn aus der Zelle. Keiner von ihnen achtete auf die Maus, welche aus einer Nische an der Wand hervorkam und dem Trupp nachsah. Der Kaiser erwartete ihn an einer der großen Plattformen, die mit Hilfe von Flaschenzügen hochgezogen werden konnten, und dann in der Arena erschienen. Marcus trat auf die Plattform und die Prätorianer schlossen den Kreis und bildeten mit ihren Schilden einen einblicksicheren Kreis um den Kaiser, Marcus und den Befehlshaber der Prätorianer.
Während sich die Plattform nach oben bewegte, musterte Marcus unauffällig den Kaiser. Dieser hatte den Kopf in den Nacken zurückgelegt und schien im anschwellenden Applaus der Menge zu baden. Marcus merkte wie Serverus immer mehr die Kontrolle über ihn übernahm. Der Mann, der neben dem Kaiser stand war nun nicht mehr First Commander Marcus Callaghan, sondern Marcus Maximus Serverus, der Gladiator. Als die Plattform ihr Ziel erreicht hat, öffneten die Prätorianer den Kreis. Der Kaiser zog sein Schwert; und Marcus wartete ab. Der Befehlshaber der Prätorianer warf sein Schwert in den Sand und trat zurück. Marcus ging auf das Schwert zu, bückte sich und hob es auf, behielt aber den Kaiser im Auge. Dann hob er das Schwert und drang auf den Kaiser ein. Hieb folgte auf Hieb, der Schlagabtausch wurde immer heftiger. Dem Kaiser gelang es mit einem wohl gezielten Schlag, Marcus an der linken Schulter zu verletzen, aber dieser ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen, sondern konterte rasch. Dann schaffte es Marcus dem Kaiser mit einem mächtigen Hieb das Schwert aus der Hand zu schlagen. Fassungslos schaute dieser auf die leere Hand und eilte dann auf den Befehlshaber der Prätorianer zu: „Quintus, dein Schwert! Gib mir dein Schwert!“ Doch der Befehlshaber blieb stehen. Als der Kaiser auf die Prätorianer zulief, die ihre Schwerter halb gezogen hatten, befahl er: „Steckt die Schwerter weg. Die Schwerter weg!“ Marcus warf nun ebenfalls sein Schwert weg und folgte dem Kaiser. Nun folgte ein heftiges Handgemenge, in dem Serverus die Oberhand behielt und dem Kaiser einige heftige Hiebe verpasste. In dessen Augen war nun nur noch Angst zu sehen, und als er nach einem Schlag nach hinten taumelte, riss er den Dolch aus der Armplatte und drang nun wieder auf Marcus ein. Dieser wehrte die Attacke ab, und verpasste dem Kaiser einen heftigen Kinnhaken und drückte den Dolch auf dessen Kehle zu. Der Kaiser wehrte sich verbissen, aber der Dolch kam immer näher an seine Kehle, bis Marcus diesen tief im Hals des Kaisers versenkte. Dann ließ er den toten Körper in den Sand der Arena gleiten. Die Zuschauer waren totenstill. Der Gladiator hatte vor ihren Augen den Kaiser getötet, den mächtigsten Mann Roms. Marcus begann zu taumeln. „Maximus? Maximus!“ Marcus versuchte die Stimme zuzuordnen: „Julius lass meine Männer frei. Senator Helios soll den Vorsitz über den Senat übernehmen.“ Marcus fühlte sich immer leichter und sah vor sich die Holztür, die durch die Mauer auf seinen weitläufigen Landsitz führte. Und dahinter die weiten, wogenden Weizenfelder und am Ende sein Haus, wo seine Familie wartete… . Seine Familie… Nelina ! Er musste zu Nelina zurück – er liebte sie doch, und wenn er hier bliebe, würde er sie nie wieder sehen, und ihr das sagen können. „Ich bin nicht Marcus Maximus Serverus! Ich bin Marcus Callaghan, First Commander der „Imperial Pride“ und kein Gladiator.“ „Khari, er wird wach…“ Marcus versuchte krampfhaft Luft zu holen. „Halte noch einen kleinen Moment durch, Marcus.“ erklang eine leise Frauenstimme nahe an seinem Ohr, oder doch nicht? Dann spürte er das ekelhaft bekannte Gefühl, wenn einem der Beatmungsschlauch entfernt wurde. Er hustete angewidert. Er blinzelte die Tränen weg und versuchte ein klares Bild seiner Umgebung zu bekommen. Da stand Nelina, Sicherheits Commander Nelina McLeary, berichtigte er sich in Gedanken - und neben ihr Doc St. John – Commander Kharilana St. John. Er war wieder zu Hause auf der „Imperial Pride“. „Was ist passiert?“ seine Stimme klang furchtbar, aber das waren die typischen Nachwirkungen einer künstlichen Beatmung, „ich würde doch sagen, dass ich nicht mehr am Leben sein dürfte!“ Khari grinste: „Stimmt, wenn wir dich in dieser Umgebung gelassen hätten… . Diese Ruinen waren durchaus sehenswert.“ „Ruinen? Aber…aber das ist unmöglich.“ er war total verwirrt – er war in einem Gefängnis gewesen; er hatte in einer Arena gekämpft, die keineswegs eine Ruine war. Hilfe suchend blickte er zu Nelina – sie war doch auch da gewesen. „Ich habe auch keine Erklärung dafür, First Commander Callaghan.“ antwortete sie auf seinen fragenden Blick, „als Sie zu Boden gegangen sind, hat sich alles verändert – in die alten Ruinen, die wir vorgefunden hatten. Wahrscheinlich hatte „Ihr“ Tod eine Trennung der Zeitlinien zur Folge… Aber das weiß niemand so genau. Und ich habe Sie sofort nach oben beamen lassen…“ Obwohl ihr kurzer Bericht in einem sachlichen Ton erfolgte, entging ihm das leise Zittern ihrer Stimme nicht. Doc St. John räusperte sich kurz: „Nun, First Commander, damit wir uns verstehen, ich stelle Sie für die nächste Zeit außer Dienst. Die nächsten zwei Tage werden Sie noch hier auf der Krankenstation bleiben, dann können Sie meinetwegen wieder in Ihre Kabine zurück. Erwische ich Sie in dieser Zeit dabei, dass Sie sich nicht ausreichend schonen, bleiben Sie länger hier. Haben wir uns verstanden?“ Marcus nickte leicht gequält – das war die einzige Situation, in der ein ihm unterstellter Commander, ihm Befehle erteilen durfte – und Kharilana St. John setzte ihre Anordnungen durch, egal für wie fit und auskuriert man sich auch hielt. Ohne das OK von ihr war es unmöglich den aktiven Dienst wieder aufzunehmen.
Mit einem letzten aufmunternden Lächeln verließ der medizinische Commander das Zimmer. Marcus war allein mit Nelina, eine noch unangenehmere Situation. „Wie lange soll das noch so weitergehen?“ fragte sie leise, „wie lange diese Förmlichkeiten in der Öffentlichkeit?“ „Ich liebe dich, Nelina.“ erwiderte er schlicht, „und es wird keine Förmlichkeiten mehr geben, sobald ich wieder ich bin!“ „Du…du…“ vor Überraschung brachte sie keinen zusammenhängenden Satz heraus. „Das solltest du doch mittlerweile wissen – oder etwa nicht?“ fragte er mit einem leicht amüsierten Unterton; erinnerte er sich doch allzu gut an ihre Reaktion im Gefängnis, „willst du ewig da stehen bleiben?“ Ihre grünsilbernen Augen füllten sich mit Tränen, als sie eilig die kurze Distanz zu seinem Bett überwand und ihn umarmte. „Autsch, nicht so stürmisch…“ beschwerte er sich lachend. „Entschuldige bitte.“ vorsichtig ließ sie ihn los. Als sie so vor ihm stand wusste er genau, wie ein Tribun war er am Ende doch nach Hause gekommen.
Die Story ist genial und ich konnte sogar einige Dinge aus meinem Lieblingsfilm herauslesen *strahl* Du hast wieder mal bewiesen, was für ein Talent in dir Steckt! Der Schreibstil ist wirklich gut und ich konnte mich richtig in die Personen hineinversetzen und die Szene bildlich vor mir sehen. Mir war es, als ob ich selbst da gewesen bin... Das ist wirklich klasse Mach weiter so!!!