Auf vielfachen Wunsch einzelner Personen (ich nenn keine Namen), hier eins meiner alten Werke. Die Story war mit eine der ersten, die ich geschrieben habe, also Gnade. Ich weiß, dass da Fehler drin sind, aber warum soll ich sie ändern? Sie war ein Versuch... viel Spaß beim Lesen...
Kennt ihr mich?
Mönchengladbach
Ein Klingeln weckte Heinz-Harald Frentzen auf. Verschlafen sah er sich um. Er lag im Wohnzimmer auf der Couch und versuchte, ein wenig auszuspannen. Es klingelte erneut. „Ich komme ja schon", murmelte er verärgert und stand auf. Er ging zur Tür und öffnete sie. Sein Gesicht hellte sich auf, als er den Besucher erkannte. „Hey, Florian, schön dich zu sehen", sagte er erfreut und reichte ihm die Hand. Florian schüttelte sie. „Hallo Heinz." „Komm doch rein." Heinz trat zur Seite und Florian betrat die Wohnung des Rennfahrers. Im Wohnzimmer ließ er sich auf einen Sessel fallen. „Möchtest du was trinken?" Florian schüttelte den Kopf. „Nein, danke." Heinz setzte sich auf das Sofa. Fragend sah er Florian an. „Also, warum bist du hier? Langweilst du dich ohne Kai?" „Ja... äh, nein... ich...", Florian wurde rot. Heinz grinste breit. „Grinse mich nicht so unverschämt an", maulte Florian. „Entschuldige." Heinz versuchte das Grinsen zu verscheuchen, was ihm jedoch nicht sehr gut gelang. „Der Sender will eine Reportage über Kai drehen. Anlässlich seines zehnjährigen Jubiläums." „Wie nett. Weiß Kai davon?" „Nein", Florian lächelte leicht. „Niemand beim Sender weiß, wo er ist." „Kann ich mir vorstellen", sagte Heinz und lächelte ebenfalls. „Wer soll das eigentlich machen?" „Du meinst die Reportage?" Heinz nickte. „Günther Jauch." „Mmm... geht ja noch. Könnte schlimmer sein." „Du sagst es. Ich soll ihn übrigens begleiten." Florians Lächeln wurde breiter. Heinz sah ihn an. „Wieso bist du nicht mit Kai mitgefahren, wenn du ihn so vermisst?" „Ich hatte noch zu tun." Heinz-Harald Frentzen schüttelte den Kopf. „Ihr seid schon ein komisches Pärchen." Er überlegte kurz. „Vielleicht..." „Was vielleicht?", fragte Florian neugierig. Verschwörerisch senkte Heinz die Stimme. „Vielleicht hat jemand im Sender was gemerkt und die wollen jetzt ´ne Lovestory draus machen." Als er Florians entsetzten Gesichtsausdruck sah, lachte er. „Flo, das war ein Witz. Ich denke nicht, dass jemand was weiß. Noch nicht mal euer Chef weiß, dass ihr beide inzwischen von euren Ehefrauen geschieden seid." Florian beruhigte sich wieder etwas. „Du hast Recht. Ich habe trotzdem Angst, was passieren würde, wenn es rauskommt." „Wie lange soll dieses Versteckspiel eigentlich noch gehen?" Traurig sah Florian den besten Freund seines Freundes an. „Ich weiß es nicht. Manchmal wünsche ich mir fast, dass jemand es erfährt." „Wie lange will Günther Jauch denn bei Kai bleiben?" „Er glaubt mit zwei bis drei Tagen auszukommen." „Und ihr könnt die ganze Zeit die Finger voneinander lassen?" Florian wurde rot. Er schluckte. "Ich denke schon. Obwohl es schwer ist." „Der Günther hat ein ziemlich helles Köpfchen. Ich verwette ein Jahresgehalt, dass er es rausfindet." „Wie würde er deiner Meinung nach damit umgehen?" „Ich denke nicht, dass er euch bloßstellen würde. Er macht auf mich einen ziemlich toleranten Eindruck." Heinz dachte eine Weile nach. „Wenn Kai wirklich bereit ist auszupacken, wird das wohl eine ziemlich aufsehenerregende Reportage." „Das kannst du laut sagen. Da werden sich einige Leute sehr wundern." „Da bin ich echt mal auf die nächste Saison gespannt." Heinz lachte. Er und Florian saßen noch eine ganze Weile zusammen und redeten über dies und das. Die beiden hatten sich eigentlich erst durch Kai richtig kennengelernt. Vorher war ihre Beziehung zwar freundlich, aber doch zurückhaltend gewesen. Kai und Heinz kannten sich schon ewig, deshalb war es auch Heinz gewesen, der zuerst bemerkt hatte, dass Kai sich in Florian verliebt hatte. Heinz wusste von Kais Gefühlen für Männer und er gönnte den beiden ihr Glück. Aber ihm war auch klar, dass sie wahrscheinlich ziemlich kämpfen müssten, wenn das rauskam. Er würde sie unterstützen, so gut er konnte.
München
Die Reportage wurde gedreht, nachdem Kai nach einigem Zögern seine Zustimmung gegeben hatte. Der Termin für die Ausstrahlung war der 22. Dezember 22.00 Uhr. Ausgerechnet an diesem Tag fand eine ziemlich große F1-Weihnachtsfeier statt. Daran nahmen alle F1 - Fahrer, die Teamchefs, einige Presseleute und andere Menschen, die mit diesem Zirkus etwas zu tun hatten, teil. Die Feier fand in einem gemieteten Saal eines großen Hotels statt. Durch die Werbung bei RTL wussten alle Deutschen, was heute Abend im Fernsehen lief und viele hätten sich die Sendung gern angesehen, doch die Teilnahme an der Weihnachtsfeier war Pflicht. Schließlich war Bernie Ecclestone persönlich gekommen. Auch die ausländischen Kollegen wussten inzwischen, warum die Deutschen hin und wieder ungeduldig auf die Uhr schauten. Kai war bekannt und ziemlich beliebt, auch wenn man das nach außen hin nicht immer sah. Er war anders als andere Reporter und das wurde von allen respektiert. Doch niemand hier im Saal, außer Heinz-Harald, kannte Kai wirklich. Und gerade das stachelte die Neugier der anderen an. „Und du weißt wirklich nichts über die Reportage?", fragte Michael Schumacher nun schon zum x-ten Mal. Heinz schüttelte ein wenig genervt den Kopf. „Nein, wirklich nicht." „Ob Kai und Florian irgendwann noch auftauchen?" Niki Lauda gesellte sich zu den beiden Rennfahrern. Heinz sah auf seine Uhr. „Es ist bereits kurz vor zehn. Ich denke nicht." „Bedauerlich", kam Mikas Kommentar von hinten. Michael begrüßte ihn herzlich. „Ich hätte gern mal mit Kai gesprochen." Niki sah ihn erstaunt an. „Woher hast du so gut Deutsch gelernt?" „Von Kai. Er hat mir alles beigebracht." „Verdammt gute Arbeit." Niki lächelte anerkennend. Heinz sah Mika forschend an. „Und was wollte er dafür?" „Ich sollte ihm die Grundstruktur der finnischen Sprach beibringen." Jetzt lachte Heinz laut. „Dachte ich es mir doch. Und, kann er es inzwischen?" „Er spricht perfekt Finnisch. Sogar den finnischen Akzent, wenn er Deutsch spricht, hat er drauf." Michael starrte Mika fragend an. „Was macht er? Das glaube ich nicht. Verdammt, ich will diese Sendung sehen." Ralf und Nick kamen angelaufen. In Ralfs Hand war etwas, was die Aufmerksamkeit der anderen erregte. Ralf schwenkte begeistert eine Fernbedienung. „Stellt euch vor, hier gibt es einen netten kleinen Fernseher." „Na dann, nichts wie angemacht und hinsetzen." Michael war begeistert. Und er erntete die Zustimmung der anderen. So kam es, dass Sekunden bevor die Sendung anfing, fast alle Anwesenden vor dem Fernseher Platz genommen hatten und gespannt das Ende eines Spielfilms verfolgten. Dann ging es los. Das lächelnde Gesicht von Günther Jauch erschien auf dem Bildschirm. „Ich wünsche allen einen wunderschönen guten Abend. Liebe Zuschauer, ich begrüße Sie zu einer sehr speziellen Reportage. Es geht heute Abend um einen Mann, der als F1 - Reporter Karriere gemacht hat. Er hat Fans in aller Welt und gilt für diese Menschen als absolute Kultfigur. Und nach diesem Film könnte sich dieser Eindruck noch verstärkt haben. Der Mann, von dem ich rede, feiert zu Beginn der nächsten F1 - Saison sein zehnjähriges Dienstjubiläum bei unserem Sender. Ich rede natürlich von Kai Ebel. Als Reporter kennt ihn die ganze Welt, doch wir wollen auch versuchen den Menschen Kai etwas näher vorzustellen. Und eins kann ich Ihnen versprechen. Dieser Mensch kann ziemlich überraschend sein. Doch zuerst wollen wir uns einige ältere Ausschnitte ansehen, die den Werdegang von Kai veranschaulichen." Grinsend fügte Günther Jauch hinzu: „Ein Glück, dass er jetzt nicht hier ist. Viel Vergnügen." Einige der Anwesenden lachten. Andere übersetzten für ihre Freunde und Kollegen, die kein Deutsch verstanden. Erneutes Lachen. Über den Bildschirm flimmerten einige Ausschnitte, die zeigten, wie Kais erste Sendungen so liefen. Man sah, dass er sich sehr schnell an die Leute gewöhnt hatte, mit denen er hier umzugehen pflegte. Deutlich war die Vorsicht zu erkennen, mit der er die Menschen befragte und einige merkten erst jetzt, wie raffiniert Kai sie manchmal ausgehorcht hatte. „Man fasst es nicht", murmelte Michael. „Ist der raffiniert." „War er schon immer." Heinz war anfangs etwas skeptisch gewesen. Er kannte Kais Ruf. Und er hatte sich Sorgen gemacht, was der Sender aus so einer Reportage machen würde. Doch er musste zugeben, dass er angenehm überrascht war. Dann sah man wieder das Gesicht von Günther Jauch.
Köln
Allerdings stand der jetzt nicht mehr in seinem Studio, sondern auf der Straße vor einer Haustür. Er klopfte daran und wand sich dann wieder der Kamera zu. „Um mehr über Kai zu erfahren, hat mich der Sender an einen seiner engsten Freunde verwiesen." Florian öffnete die Tür. Er und Günther begrüßten sich kurz und gingen dann in Florians Wohnung. „Deshalb ist Florian nicht hier", murmelte Niki leise. Heinz drehte sich zu ihm um und nickte. „Florian, du bist zwei Jahre nach Kai zu RTL gekommen." Er nickte. „Wie hast du Kai eigentlich kennen gelernt?" Florian grinste breit. „Ich habe ihn praktisch über den Haufen gerannt, als ich unterwegs zu meinem Bewerbungsgespräch mit meinem jetzigen Chef war. Wir haben uns eine Weile unterhalten. Kai hat mir ein paar Tips gegeben, was ich tun, beziehungsweise lassen soll und...na ja. Wie man sieht, hab ich den Job damals gekriegt." „Ihr beide habt euch durch den Job ziemlich schnell angefreundet?" „Stimmt." „Und du bist anscheinend der einzige Mensch hier, der weiß, wo Kai zu finden ist." „Der einzige Mensch im Sender, ja. Aber es gibt noch jemanden, der es weiß." „Lass mich raten. Heinz-Harald Frentzen." „Die Antwort ist richtig. Sie haben 32000 Mark gewonnen." Die beiden Männer lachten kurz. „Heinz-Harald Frentzen und Kai kennen sich schon ziemlich lange, nicht wahr." Florian überlegte kurz. „Ewig trifft es wohl eher." Er sah in die Kamera. „Für alle, die es noch nicht wissen: Kai ist in Mönchengladbach aufgewachsen. Er und Heinz waren Nachbarn." „Verstehe. Aber..." Florian unterbrach ihn. „Ich weiß, was du jetzt fragen willst, aber ich kann dir auch keine Antwort darauf geben. Frag sie selber." „Mach ich, bei Gelegenheit. Habt ihr zwei eigentlich spezielle Verträge mit RTL? Ich meine, ihr seid ein halbes Jahr ständig da und danach oft nicht auffindbar." Florian nickte. „Das stimmt. Als sich die Zuschauer an uns gewöhnt hatten, konnten wir anfangen Forderungen zu stellen. Während der Rennsaison gehören wir praktisch dem Sender, dafür haben wir den Rest des Jahres frei." „Mit gehören meinst du...?" „Na, bei Kai zum Beispiel. Er bekommt manchmal sogar die Interviews vorgeschrieben. Und daraus was halbwegs Vernünftiges zu machen, ist verdammt schwer." „Das kann ich mir vorstellen. Kann er mehr, als er zeigt?" „Zeigen darf, trifft es wohl eher. Ja, er kann viel mehr." „Was zum Beispiel?" „Er spricht fließend sechs Sprachen. sieben, wenn man Deutsch dazurechnet." „sechs Sprachen? Welche?" „Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch und Finnisch." „Dann kann er sich ja mit fast jedem Fahrer in dessen Landessprache unterhalten." Florian nickte. „Nicht schlecht. Über euren Verdienst willst du sicher nicht reden." „Nur soviel. Wir verdienen mehr als wir bekommen. Das muss reichen." „Okay." Günther Jauch wand sich grinsend der Kamera zu. „Wir haben noch einige Ausschnitte aus anderen TV - Shows, bei denen Kai aufgetreten ist." Die Zuschauer sahen Ausschnitte von Kais Auftritten bei Big Brother, Zimmer frei, TV-Total, diversen Quizshows und einigen anderen Sachen. „War Kai eigentlich verpflichtet, bei so was mitzumachen?", fragte Günther hinterher. „Bei den RTL - Shows stand schon ein gewisser Zwang dahinter, bei dem anderen nicht. Aber ihm macht sowas eigentlich Spaß. Er mag Kameras." „Wenn nicht, hätte er wohl den falschen Job. In einem der Ausschnitte, der bei Big Brother war es glaube ich, hat Kai ja auch kurz von seiner Boxkarriere gesprochen. Weißt du etwas darüber?" „Sicher. Kai hat mit sieben Jahren angefangen zu boxen. Und er hat das Konsequent durchgezogen bis er 23 geworden ist." „So lange?" Günther war erstaunt. „Ja. Und er hat es gehasst einen Kampf zu verlieren." „Na dann, nenn mal die Statistik." „Moment, lass mich kurz nachdenken. 287 Kämpfe. 187 davon hat er durch KOs gewonnen. Keine Unentschieden. Eine Niederlage. Als er danach aus dem Krankenhaus rauskam, ist er nie wieder in den Ring gestiegen." „War dieser verlorene Kampf ein normaler Wettkampf?"
„Nein. Es war was Privates." „Eine beeindruckende Statistik. Und es gibt nichts, was ihn in den Ring zurückholen könnte?" Florian senkte den Kopf kurz und grinste dann in die Kamera. „Doch, er hat noch einen Traum. Er würde gern mal gegen Vitali Klitschko kämpfen." „Na wenn's weiter nichts ist. Warum ausgerechnet Vitali und nicht Wladimir?" „Vitali ist Kais Gewichtsklasse und wie ich bereits sagte, Kai hasst es, zu verlieren." Günther schüttelte den Kopf. „Interessante Persönlichkeit. Hat er noch andere Kampfsportarten betrieben?" „Judo, Karate und Tai Chi." „Oh. Und wie lange?" „Das weiß ich nicht genau. Tai Chi hat er nur als Ausgleich gemacht. Judo hat er abgebrochen, nachdem er den zweiten blauen Gürtel hatte. Und Karate... Wenn er genug Zeit hatte, hat er inzwischen den ersten schwarzen Gürtel." Günther Jauch starrte Florian mit offenem Mund an. Der grinste in die Kamera und sagte: „Nach der Werbung geht's weiter."
München
Einige Sekunden herrschte Ruhe im Saal. Dann fingen alle an, durcheinander zu reden. Heinz wurde mit Fragen bestürmt. Er beantwortete ein paar und überhörte die meisten. „Ein guter Vorsatz fürs nächste Jahr: Kai nicht mehr ärgern." Michael sah seinen Bruder an und grinste. Der nickte zustimmend. „Keine Angst, Kai ist ziemlich friedlich." „Und er kann eine Menge wegstecken", fügte Niki hinzu. „Stimmt." „Man vergisst manchmal glatt, wie lange er schon dabei ist." Norbert Haug kam mit einem Glas Bier in der Hand auf die anderen zu. „Ohne ihn würde mir echt was fehlen", gab Michael zu. „Wenn ich mit Kai kurz vor dem Start noch mal rede, vergesse ich für ein paar Sekunden den ganzen Stress." Einige der anderen Fahrer nickten zustimmend. „Ich mag ihn, weil er nicht so aufdringlich ist", sagte Mika. „Oder gibt es einen anderen Reporter, der jedes Mal fragt, ob er ein Interview haben darf." „Nein", gaben die anderen zu. „Die anderen kommen mit ihren Mikros, als wollen sie einen damit erschlagen, wenn man nicht antwortet." Ralf warf einen ärgerlichen Blick zu Marc Surer hinüber. „Wie Kai es nur mit so einem Kollegen aushält." Heinz räusperte sich leicht. „Nun, Marc und Kai hatten eine sehr intensive Unterhaltung, als Surer hier ankam. Seit dieser Zeit geht der ihm immer aus dem Weg." Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Einige der Fahrer lachten. Andere schüttelten ein wenig schockiert die Köpfe. „Die F1 verändert jeden, der mit ihr in Berührung kommt", sagte Niki langsam. „Bis auf Kai. Der hat seinen Stil beibehalten. Er ist immer noch derselbe nette Kerl wie am Anfang." Zustimmendes Nicken von allen Seiten. „Und er bekommt doch alles raus, was er will", fügte Michael hinzu. „Leider", murmelte Ralf. „Der wusste von meinen Heiratsplänen, bevor ich mir selber sicher war." „Bei mir auch", sagte Mika. Michael nickte zustimmend. „War bei mir genauso." Er sah Heinz fragend an. „Und bei dir?" „Das war notwendig." Verwirrt sahen die anderen ihn an. „Kai war mein Trauzeuge." „Ach, echt? Und er hat nichts gesagt?" „Bei euch etwa?" Betroffen schwiegen alle. „Ein Reporter, der auf Kosten seiner Karriere den Mund hält, nur um anderen zu helfen. Sowas erlebt man auch nicht alle Tage." „Es geht weiter", sagte Heinz und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.
Köln/Furteventura (Flughafen)
„Liebe Zuschauer, willkommen zurück. Wie Sie sehen befinden wir uns jetzt auf einem Flughafen und wir sind auf dem Weg zu Kai." Florian kam auf ihn zu und hob zwei Tickets hoch. Günther nahm eins und wedelte damit aufgeregt vor der Kamera herum. „Sie ahnen ja gar nicht, wohin man mich hier bringt. Nach Furteventura." Er sah Florian fragend an. „Was macht Kai dort eigentlich?" Der grinste vielsagend in die Kamera. „Überraschung." „Hat deine Frau eigentlich nichts dagegen, wenn du hier mit mir nach Furteventura düst und sie muss hier bleiben?" „Nein. Ich bin seit über einem halben Jahr geschieden." „Oh. Tut mir leid." „Kein Problem. Es war besser so. Wir hatten uns auseinandergelebt." „Stimmt, dann war es besser. War der Job schuld?" „Auch", antwortete Florian ausweichend. Die Kamera wurde ausgeschaltet, das Bild verschwand. Sekunden später wurde es wieder hell. Sehr hell. Die Zuschauer sahen jetzt eine Straße, das Meer, einen endlosen Sandstrand und Palmen, die sich sanft im Wind wiegten. Und sie sahen zwei sehr leger gekleidete RTL - Moderatoren. Florian und Günther standen am Eingang des Flughafengebäudes und sahen sich um. Florian deutete auf einen abgestellten Wagen und Günther machte große Augen. Sie gingen hinüber zu dem Auto. „Liebe Zuschauer. Wie Sie vielleicht schon erraten haben, befinden wir uns bereits auf Furteventura. Und wie man sieht, hier scheint die Sonne und es herrschen wunderbare 27°C." Florian ging zu dem silbergrauen Cabrio und schwang sich hinein. Der Schlüssel steckte. „Fährst du mit oder läufst du lieber?", fragte er Günther scheinheilig. „Wessen Wagen ist das?" „Das Auto gehört Kai. Aber ich fahre ihn immer, wenn ich hier bin." Günther blickte noch einmal in die Kamera und stieg ein. Florian gab Gas. „Und Kai lässt so einen Schlitten einfach mit dem Schlüssel im Zündschloss am Flughafen stehen." „Kein Einheimischer würde es wagen, dem Auto zu nahe zu kommen. Und eben diese Einheimischen passen auch auf, dass Fremde sich davon fernhalten." Günther verstand kein Wort. Aber er fragte nicht weiter. Die Antworten würde er auch so bekommen, da war er sich ganz sicher. Also entschied er sich dafür, die Insel ein wenig zu filmen.
München
„Guckt euch diese Insel an. Paradiesisch", seufzte Nick. „Und der Wagen ist ein Traum." Ralf schaute das Auto verliebt an. „Kauf dir doch auch einen. Kostet läppische 200000 Dollar." „Wie viel?" „Die Reporter von heute verdienen anscheinend recht gut." Norbert sah Heinz fragend an, der ignorierte den Blick jedoch. Niki setzte sich neben Heinz. Fragend sah er ihn an. „Ich hatte keine Ahnung, dass Florian geschieden ist." „Er wollte nicht, dass es jemand erfährt. Es geht ja auch niemanden was an." „Und wie trägt er es?" „Mit Fassung. Wie er schon gesagt hat, es war besser so. Sie hätten sonst irgendwann angefangen, sich zu streiten und zu hassen. So sind sie Freunde." „Manchmal ist Vernunft doch besser als Gefühl." „Und das war der einzigste Grund?", fragte Michael neugierig. „Ich meine, dass sie sich auseinander gelebt hatten." Heinz nickte. „Wieso fragst du?" „Ich dachte... Ach nichts." Er murmelte noch kurz: „Das ist zu verrückt." Heinz ahnte etwas, sagte aber nichts. Auf dem Bildschirm sah man, dass Günther eine Weile Florian filmte. Der schielte mal kurz in die Kamera und ignorierte sie dann wieder. Heinz ließ den Blick über die anwesenden Frauen gleiten und grinste breit. Florians Anblick ließ keine kalt. Er sah auch ziemlich gut aus. Anstatt seiner ewigen Anzüge, die er sonst immer trug, hatte er jetzt nur ein T-Shirt und eine Jeans an. Außerdem trug er eine Sonnenbrille. Er schob gerade eine Kassette in das Autoradio. House und Techno. Der Wind spielte mit Florians Haaren. Heinz konnte langsam verstehen, was Kai so anziehend an Florian fand. Er sah unglaublich jung aus, so wie er sich im Moment gab. „Ist er nicht süß?", tuschelte Patricia, die Freundin von Nick Heidfeld. Tanja, Cora und Corinna nickten zustimmend. Erja beugte sich zu ihnen hinüber. „Nicht süß, sexy." Die Frauen sahen Erja erst erschrocken an, dann lachten sie und schmachteten Florian weiter an. Diese Blicke blieben auch ihren Männern, beziehungsweise Freunden nicht verborgen. ‚Wenn ihr wüsstet...', dachte Heinz und grinste. Mit Frauen konnte Florian nicht viel anfangen. Das hatte er vor einiger Zeit erkannt. Und auch die Damen hier würden es noch früh genug erfahren.
Furteventura
Das Cabrio näherte sich in der Zwischenzeit einem anscheinend ziemlich gut bewachten Gelände. Zwei bullige Leibwächter versperrten ein Tor. In ihren Händen ruhten gefährlich aussehende Waffen. Florian fuhr langsam auf sie zu. Sie sahen den Ankömmlingen grimmig entgegen. Doch plötzlich hellten sich ihre Gesichter auf und sie ließen die Waffen sinken. Sie traten zur Seite und ließen Florian und Günther unbehelligt passieren. „Schön Sie mal wieder hier zu haben, Florian", sagte einer der beiden. Florian lächelte ihm entgegen. „Danke. Es ist schön wieder hier zu sein. Gruß an deine Frau und die Kids, Rokko." „Danke. Es sind inzwischen übrigens vier." „Fleißig, fleißig. Herzlichen Glückwunsch." „Danke, Sir." Florian fuhr weiter und die Wachen schlossen das Tor hinter ihnen. Sie fuhren jetzt durch einen natürlichen Tunnel. „Mann, hatte ich vielleicht Panik", sagte Günther und atmete tief durch. „Das waren Rokko und Barry. Die beiden sind relativ harmlos.“ „Du kennst diese Kleiderschränke sogar?“ „Sicher. Die arbeiten für Kai. Sie bewachen, zusammen mit einigen anderen, Kais Besitz.“ Vor ihnen erschien der Ausgang des Tunnels. Florian hielt kurz an, um Günther die Gelegenheit zu geben, ein bisschen zu filmen. Eine weite Ebene erstreckte sich in einem grünen Tal. Es gab kleine Flüsse, die in einen See mündeten. Pferde grasten in kleinen Herden auf den Weiden. Auf einem Hügel stand eine riesige Villa. „Wo sind wir hier?“, fragte Günther fast ehrfurchtsvoll. „Kennst du die neuen Folgen von Ally McBeal? Ich meine die, wo John Cage sein kleines Schlupfloch hat.“ „Dieses Zimmer hinter der Toilette? Ja.“ „Das hier ist Kais kleines Schlupfloch. Hierher zieht er sich zurück, wenn er Zeit zum Nachdenken braucht, oder wenn er einfach Urlaub machen will.“ „Und das alles gehört Kai?“ Günther betonte jedes Wort. „Ja.“
München
Vor dem Fernseher saßen eine Menge Leute mit heruntergeklappten Kinnladen. „Das glaube ich einfach nicht", murmelte Michael. „Das ist ja das reinste Paradies." Heinz nickte. „Ja, das ist es." „Hat er sich das erarbeitet?" „Größtenteils ja." „Respekt", sagte Norbert Haug anerkennend. „Wie?", fragte Ralf. „Verrät Kai vielleicht selber." In Gedanken bei dem wunderbaren Fleckchen Erde, sahen sich die Fahrer die Werbung an.
Furteventura
Inzwischen standen Florian und Günther vor der Villa. „Das ist ja ein wahrer Palast", hauchte Günther. Das Haus war aus weißen Steinen gebaut. Eine breite Marmortreppe führte nach oben. Ein roter Teppich war ausgerollt worden. Günther richtete die Kamera auf Florian. Der grinste hinein. „Schauen wir mal nach, ob Kai uns reinlässt." Er schritt die Treppenstufen nach oben und klopfte höflich. Günther folgte ihm. Er hatte Angst, hier irgend etwas schmutzig oder kaputt zu machen. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier noch einige Überraschungen auf mich und natürlich auch auf Sie warten, liebe Zuschauer." Aus dem Inneren des Hauses waren leise Schritte zu hören, welche sich der Tür näherten. Der Flügel der Tür schwang auf und Kai trat heraus. Er lächelte kurz in die Kamera, dann begrüßte er Günther Jauch. „Willkommen in meinem bescheidenen Urlaubsdomizil." „Be...bescheiden? Also ich weiß ja nicht", murmelte Günther. „Hallo Kai. Danke für die Einladung." „Gern geschehen." Kai wand den Blick kurz Florian zu. Wortlos begrüßte er ihn. Auf seinem Gesicht erschien ein fast unsichtbares Lächeln.
München
Heinz sah das Lächeln. Ihm kam es vor, als ob auf Kais Gesicht ein ganzer Kronleuchter aufging. Florian erwiderte die Geste mit einem kurzen Nicken. Die anderen hatten davon nicht viel mitbekommen. Sie waren vielmehr damit beschäftigt, Kai zu betrachten. Das war ein völlig anderer Kai als der, den sie bisher gekannt hatten. Dieser hier trug teure, aber leichte Designerklamotten, eine lässige Sonnenbrille, die er allerdings in den Haaren stecken hatte. Dazu kamen seine gesunde Bräune und seine unglaubliche Selbstsicherheit. Seine Ausstrahlung faszinierte alle.
Furteventura
Zu dritt betraten sie die Empfangshalle. Es war ein riesiger Raum. Sonnendurchflutet, mit einer kleinen Bar in der Ecke. Vier Türen gingen in verschiedene Richtungen weg. Eine davon hatte ein Vorhängeschloss. Kai bemerkte Günthers analytischen Blick. „Die Türen führen zu verschiedenen Teilen meines Lebens", erklärte Kai. „Ich weiß, das klingt ein wenig verwirrend, aber du und die Zuschauer werden bald alles verstehen." Günther nickte. Dann sah er Florian an. „Weißt du, was dahinter ist?" „Bei einer weiß ich es nicht." „Die mit dem Vorhängeschloss?" „Genau." Günther sah Kai wieder an. „Willst du diese verschiedenen Teile mit Hilfe der Türen trennen?" „Ich versuche es." Florian stand auf. „Ihr könnt ja gern noch etwas plaudern, ich verschwinde jedenfalls erst mal. Bin ziemlich erledigt. Wir sehen uns nachher am Pool." Damit war er durch die linke Tür verschwunden. Kai sah ihm kurz nach und lächelte. Dann ging er zu der Bar und holte aus einem Kühlschrank eine Flasche Saft hervor. Er schenkte Günther ein Glas ein und reichte es ihm. Der kippte es mit einem dankbaren Nicken hinter. „Das tat gut", seufzte er. „Komm, ich zeige dir dein Zimmer", sagte Kai und ging auf die Tür zu, durch die Florian Sekunden vorher verschwunden war. „Florian besucht dich anscheinend öfters." „Ja. Fast jedes Mal, wenn sich eine Gelegenheit bietet." Kai sah Günther herausfordernd an. „Wenn du jemanden kennen würdest, der so ein Häuschen auf so einer Insel hat, würdest du doch genau dasselbe tun, oder irre ich mich da?" Ergeben lächelte Günther Jauch. „Da hast du wohl Recht." Sie betraten durch die Tür den linken Flügel des Gebäudes. Ein schlauchartiger Gang erstreckte sich auch durch den mittleren Teil und weiter in den rechten. „Die Tür führt unter anderem in die erste Etage." „Welcher Teil deines Lebens ist das?" „Privatleben, Freizeit, Erholung. Hier halte ich mich auf, wenn ich Ruhe brauche." Zusammen gingen die beiden eine Treppe nach oben und bogen in einen schmaleren Gang ein. Der Boden war mit einem dicken Teppich ausgelegt. Er dämpfte alle Geräusche. „Hier sind hauptsächlich Gästezimmer." Er blieb kurz vor einer Tür stehen. „Das hier bewohnt Florian, wenn er hier ist." Er deutete auf die gegenüberliegende Tür. „Und das Heinz." „Besucht er dich auch öfter?" „Selbstverständlich." Kai blieb stehen und öffnete eine Tür. „Hier ist dein Zimmer." Dann trat er zur Seite. Günther betrat das Zimmer und hätte fast die Handkamera fallen lassen. Das hier war kein Zimmer, das war eine kleine Wohnung für sich. Und Günther war sich sicher, dass er mit allem Geld, was er hatte, nicht einmal die Hälfte des Inventars hätte bezahlen können. Er sah sich alles genau an. „Meine Güte. Die Klobürsten hast du aber nicht mit Diamanten besetzt, oder?" Kai lachte. „Nein. Ich dachte Rubine passen besser." Erneut lachte er, als er Günthers verwirrtes Gesicht sah. „Das war ein Scherz." „Aha. Na ja, ich überprüfe es trotzdem." „Tu das. Ich verschwinde jetzt erst mal, damit du dich erholen kannst. Ich bin dann unten am Pool. Geh einfach den Gang bis zum Ende durch. Dort ist ein Lift. Fahre bis ganz nach unten. Dann siehst du den Pool schon." „Danke, Kai", sagte Günther und gab ihm die Hand. „Wenn ich mich verlaufe, schreie ich um Hilfe." „Tu das. Einer der Angestellten hilft dir dann schon." „Wie viele hast du?" „45 die ständig hier sind." Kai lächelte und verschwand. Günther schloss die Tür und ließ sich auf das Bett fallen. „Im Moment bin ich ziemlich erschlagen von den ganzen Eindrücken. Was Kai hier alles hat, ist unfassbar. Und er ist dabei trotzdem er selbst geblieben. Nicht arrogant, nicht überheblich. Bewundernswert. Dafür braucht man eine ganze Menge Selbstvertrauen und einen ziemlich starken Charakter. Kai ist mein Kollege. Ich kenne ihn seit über sechs Jahren und jetzt habe ich zum ersten Mal das Gefühl, ihn wirklich kennen zu lernen. Ich denke, es war eine gute Entscheidung vom Sender, ihm eine Sendung zu widmen."
München
„Das ist unglaublich", sagte Michael völlig baff. „Kai hat wahrscheinlich mehr Geld in seinem Nachttisch, als wir alle zusammen auf unseren Konten." Heinz lächelte. „Möglich." Dann stand er auf und sah die anderen ernst an. „Ich will ja nicht altklug wirken, aber ihr habt keine Ahnung, wer Kai wirklich ist, was er macht, fühlt, denkt und kann." „Hat er uns all die Jahre was vorgespielt? Der Reporter, war das nur eine Rolle?" Michael sah Heinz durchdringend an. Der lächelte und schüttelte den Kopf. „Der Reporter ist ein Teil von ihm. Aber eben nur ein Teil. In Kai steckt viel mehr. Und anscheinend ist er jetzt bereit, etwas davon zu zeigen." Ralf rutschte unruhig auf dem Stuhl herum. „Ich bin echt gespannt darauf." Damit erntete er die Zustimmung der anderen.
Furteventura (diesmal ohne Kamera)
Kai war währenddessen nach draußen an den Pool gegangen. Dort lag Florian mit einer Badehose bekleidet in einem Liegestuhl und genoss die Sonne. Kai trat lächelnd hinter ihn. Florian bemerkte ihn und stemmte sich ein wenig aus dem Stuhl heraus. Kai trat neben die Liege und kniete sich auf das Gras. Seine Hände stützte er rechts und links von Florians Kopf ab. Der schob seine Sonnenbrille nach oben und sah Kai lächelnd an. „Schön, dass du hier bist, Flo", sagte Kai sanft. Er neigte seinen Oberkörper leicht nach vorn. Seine Lippen berührten sanft die seines Freundes. Der genoss den Kuss. „Du hast mir gefehlt, Kai", murmelte er gegen den Mund seines Freundes. Kai lächelte und nickte leicht, ohne den Kuss zu unterbrechen. Seine Zunge drang vorsichtig in Florians Mund ein. Als seine Zungenspitze gegen die von Florian stieß, stöhnte dieser leise auf. Kai löste sich von seinem Freund und atmete ein paar Mal tief durch. Dann sah er Florian fragend an. „Was meinst du? Wie lange braucht Günther, um zu merken, was hier abgeht?" „Du meinst zwischen uns?" Kai nickte und hauchte Florian erneut einen Kuss auf die Lippen. „Spätestens morgen Mittag spricht er uns darauf an. Der Mann ist nicht dumm." „Da stimme ich dir zu." Erneut küssten sie sich. Dann sprang Kai in den Pool und schwamm ein paar Bahnen. In diesem Moment kam Günther in den Garten. „Wie wir sehen, kann Kai auch schwimmen", kommentierte der die Szene. Kai, der gerade das Becken verließ, lachte. Er nahm sich ein Handtuch und trocknete sich ab. „Das klingt ja so, als hättet ihr meine sportliche Karriere schon durchgesprochen." „Gestern schon. Allerdings wusste ich nicht mehr genau, wie weit du jetzt in Karate bist." „Ich hab gerade meinen schwarzen Gürtel gekriegt." Florian klatschte in die Hände. „Bravo.“ „Ach ist das bequem", seufzte Günther, als er sich in einen freien Liegestuhl sinken ließ. „Es ist ein richtiges kleines Paradies, was du hier hast." „Freut mich, dass es dir gefällt." Kai nickte zufrieden. Ein Handy piepst leise. Kai griff unter seine Liege und zog es hervor. Er ging ein Stück weg und hörte dem Anrufer schweigend zu. „Ist gut, ich komme heute Abend vorbei." Damit legte er auf. Er sah ein wenig verärgert aus. „Wer war es?", fragte Florian. Kai setzte sich und schloss die Augen. Nach einer Weile öffnete er sie wieder. Jetzt sah er entspannter aus. „Das ‚Maritim'." Florian setzte sich gerade auf. „Gibt's Probleme?" „Nicht direkt", antwortete Kai und sah ihn an. „Wir fahren heute Abend hin." „Das ‚Maritim'? Ihr redet von dieser weltbekannten Bar und Diskothek?" Günther war begeistert. Kai und Florian lächelten breit. „Ja", antwortete Kai gedehnt. „Und was hast du damit zu tun? Arbeitest du da?" „Irgendwie schon. Der Schuppen gehört mir." „Oh." Florian und Kai sahen sich an und lachten laut. Günther schaute sie eine Weile verdattert an. „Gibt es auf dieser Insel etwas, wo du deine Finger nicht drin hast?", fragte Günther schließlich. „Wenn ich ehrlich sein soll, nicht sehr viel." „Hatte ich es doch geahnt." Er blickte in die Kamera. „Es ist jetzt kurz vor Mittag. Also werde ich die Kamera ausschalten und die Sonne noch etwas genießen." Das tat er dann auch. Der Sender nutzte es für ein wenig Werbung.
München
Michael war aufgesprungen und stand jetzt genau vor Heinz. Er sah ihn an. „Das ‚Maritim' auf Furteventura? Der Laden, wo die obersten Zehntausend hingehen, wenn man sie einlässt? Dieser Wahnsinnsschuppen gehört Kai?" Heinz nickte und nippte an seinem Bier. „Ja. Er hat ihn vor vier Jahren dem Besitzer abgekauft." „Unfassbar", sagten Niki und Norbert wie aus einem Munde. „Was ist das für ein Laden?", fragte Nick. „Das ist der angesagteste Platz auf ganz Furteventura und einer der angesagtesten Plätze weltweit. Aber vielleicht zeigen die ja noch etwas mehr." Heinz schüttelte den Kopf. Anscheinend hatte Kai diesmal nicht vor, irgendetwas zu verheimlichen.
Furteventura
Florian, Kai und Günther saßen an einer langen Tafel und aßen. Erst am Ende des Mahls schaltete Günther die Kamera ein. „Wir sind jetzt beim sechsten und letzten Gang", kommentierte Kai. Er grinste breit. „Ich bin satt", jammerte Günther. „Iss richtig, heute Abend gibt's nichts mehr. Höchstens Flüssignahrung." Florian nickte bestätigend. „Oh ja." Das Bild machte einen Sprung und die Zuschauer sahen die drei Hauptakteure in der Empfangshalle. „Was gibt es hier noch? Außer dem Pool?" „Schießplatz, dann die Pferde, eine kleine Golfanlage, eine Squashhalle, dann den Strand und einen Trainingsraum für Krafttraining. Außerdem einige Dinge, die sich hinter den anderen drei Türen befinden." Kai ging zu der Tür, die sich neben der linken befand, durch die es zu den Zimmern ging. Günther und Florian folgten ihm. Sie befanden sich in einem Lift. Der fuhr eine Weile nach oben. Ganz weich hielt er an. „Da sind wir. Ich dachte, da wir heute Abend in den Club gehen, zeige ich den Zuschauern mal mein kleines Hobby." Die Tür öffnete sich und vor ihnen kam ein düsterer Raum zum Vorschein. Kai drückte auf einen Knopf, der neben der Fahrstuhltür angebracht worden war. Das Licht ging an. Hohe Regale standen an den Wänden. Darin befanden sich Kassetten, CDs und Schallplatten. Sogar ein paar Spulen für Grammophone waren zu sehen. Günther starrte alles mit offenem Mund an. „Hübsche Sammlung", sagte er, nachdem er sich etwas gefangen hatte. Die Regale waren über drei Meter hoch. „In diesem Haus gibt es keinen Raum, der dem anderen gleicht, oder?" „Richtig. Jeder ist einzigartig." Günther lief mit der Kamera herum und filmte eine Weile die Massen an musikalischen Zeugnissen, die es hier zu sehen gab. Dabei entdeckte er eine kleine Tür zwischen den Regalen. „Wohin führt die?" Kai lächelte und öffnete sie. „Ins Tonstudio." Hinter der Tür lag ein heller, modern eingerichteter Raum. Hier gab es alles, was man für die Aufnahme von Musik brauchte. Günther ging ein Licht auf. „Moment mal. Du machst selber Musik???" Kai nickte. „Sollte ich etwas davon kennen?" „Eventuell. Denk an die allgemeine Popmusik. Da gibt es zwei Künstler, die sich wehren, ihr Gesicht preiszugeben." „Hast du deinen Namen geändert?" „Bei einem ja, bei dem anderen nein." Günther überlegte. „Kai...Kai...Kai Tracid", sagte er plötzlich. Kai nickte. „Richtig." „Was hältst du von Italienern?", fragte Günther und sah Kai durchdringend an. „Ich habe schon immer behauptet, in mir steckt ein Italiener." „Gigi D´Agostino." „Auch richtig." Kai klatschte kurz in die Hände. Dann drückte er einen versteckten Knopf unter der Aufnahmekonsole. Ein Vorhang glitt zur Seite und enthüllte eine anschauliche Sammlung an Gold- und Platinschallplatten. „Wow, nicht schlecht. Da darf man wohl noch gratulieren." Er reichte Kai die Hand. Der lächelte stolz. In einem kleineren Nebenraum standen noch einige Instrumente. „Kannst du die alle spielen?" „Mehr oder weniger." Kai ging zu einem Klavier und setzte sich davor. Er klimperte eine Weile darauf herum. „Ganz ordentlich", meinte Günther. „Ich mache Musik eigentlich lieber am Computer. Da kann man mehr rumspielen." „Warst du schon mal auf der Loveparade?" „Jedes Jahr." „Ab jetzt darfst du dich auch öffentlich zeigen. Weiß ja jetzt eh jeder, wer hinter den guten Tönen steckt." Kai lächelte. „Ja, da hast du Recht." Günther ging wieder zurück in den großen Raum mit den CDs. „Kann ich ein paar mit in mein Zimmer nehmen?" „Sicher. In jedem Zimmer steht eine Anlage." „Ich weiß", sagte Günther grinsend. Kai schüttelte erstaunt den Kopf, dann lachte er. Florian saß am Klavier und spielte leise eine Sonate. Günther und Kai hörten ihm eine Weile zu. Mit geschlossenen Augen saß der Moderator da. Seine Hände fanden die Tasten wie von selbst. Als er aufhörte, klatschten Günther und Kai Beifall. Erst jetzt merkte Florian, dass er nicht allein war. Er wurde rot. Verlegen sah er die beiden an. „Das war wundervoll", sagte Kai sanft. Günther nickte. Er beobachtete die beiden Männer. Kai und Florian sahen sich an. Ihre Blicke sprachen Bände. Günther machte die Kamera aus. Er räusperte sich. „Ich verschwinde dann mal. Ich muss mich unbedingt etwas ausruhen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich heute nicht sehr viel Schlaf bekomme." „OKAY", sagte Kai. „Klingt vernünftig. Wir sind dann am Pool." Günther nickte und verschwand. Kai sah Florian an. "Jetzt weiß er es." Florian stand auf. Er schlang die Arme um Kais Körper. „Das macht nichts. Es wird Zeit, dass wir mit diesem Versteckspielen aufhören. Ich halte das nicht mehr lange aus." Tränen bildeten sich in seinen Augen. „Es ist so hart, immer mit dir arbeiten zu müssen, dich ständig zu sehen, ohne dass ich dir einmal sagen oder zeigen kann, was ich für dich empfinde." Florian schluchzte leise. Kai presste ihn an sich. Dann nahm er das Gesicht seines Freundes in seine Hände und küsste Florian sanft die Tränen weg. „Ich liebe dich, Flo. Und ich hasse es, dich traurig zu sehen. Lächle für mich, bitte." Florian verzog das Gesicht und ihm gelang tatsächlich ein kleines Lächeln. „Das ist viel besser." Erneut küsste er ihn. Dann nahm er ihn hoch und trug ihn den ganzen Weg raus zum Pool. Florian kuschelte sich in Kais Arme und genoss die Wärme von Kais Körper. Vorsichtig legte er die Arme um dessen Hals.
Günther saß währenddessen auf seinem Bett und grübelte. Dann schaltete er die Kamera ein. „Ich weiß nicht, ob dass hier jemals gesendet wird. Bis jetzt hatte ich immer einen ziemlich guten Instinkt. Doch diesmal weiß ich nicht, ob da nicht nur meine Phantasie mit mir durchgeht. Ich bin mir ganz sicher, dass ich weiß, warum Kai und Florian sich so komisch benehmen. Seit ich hier bin habe ich dieses Gefühl, dass sie sich etwas sagen wollen und es nicht können. Vielleicht weil ich hier bin." Er atmete tief durch. „Ich weiß, dass sowohl Kai als auch Florian geschieden sind. Und ich bin mir sicher, dass sie eine Affäre haben, wenn ich das mal so nennen darf. Obwohl Affäre etwas untertrieben zu sein scheint. Die beiden scheinen wirklich ineinander verliebt zu sein. Ich werde das auf jeden Fall weiterverfolgen. Sollte ich jedoch zu dem Schluss kommen, dass meine Aufdeckungsarbeit ihnen schaden würde, werde ich dafür sorgen, dass niemals jemand davon erfährt." Damit stand er auf und schlich in den Garten. Dort waren Kai und Florian. Und als Günther die beiden Männer engumschlungen auf einem Liegestuhl liegen sah, sah er seine Phantasie bestätigt. Er hatte immer Angst gehabt, dass ihn so etwas anekeln könnte, dass es ihm unangenehm wäre, aber das war nicht der Fall. Im Gegenteil, er fand es richtig niedlich, wie die beiden dort lagen. Florian lag auf Kai. Sein Kopf ruhte auf der Brust des Reporters. Kai strich ihm sanft einige Haare aus der Stirn. Der lächelte ihn dankbar an. Kai beugte sich zu Florian hinunter und gab ihm einen sanften Kuss. Leise spielte Musik im Hintergrund. Günther lächelte. Das Lied war von DJ Sammy und hieß ‘Heaven’. Es passte phantastisch zu der Situation. Die Sonne versank, es wurde dunkler. Kai stand auf, zündete einige Fackeln an. Deren Licht spiegelte sich im Wasser des Pools wider. Die Atmosphäre war einfach nur romantisch. Hin und wieder schaltete Günther die Kamera ein und filmte die beiden. Sie waren unglaublich sanft zueinander. Es berührte Günther ernsthaft. Er würde mit ihnen darüber sprechen, später. Kai stand auf und zog Florian mit hoch. Er nahm ihn in den Arm, küsste ihn kurz und sprang dann in den Pool. Florian folgte ihm. Die beiden alberten eine Weile im Wasser herum. „Wie zwei verliebte Teenager", murmelte Günther grinsend in die Kamera. Kai war untergetaucht. Es war inzwischen so dunkel, dass Florian ihn nicht sah. Er erschrak etwas, als Kai plötzlich hinter ihm aus dem Wasser hervorschoss und die Arme um ihn legte. Dann lächelte er. Langsam drehte er sich in Kais Armen herum. Eine Ewigkeit sahen die beiden sich an. Langsam näherten sich ihre Gesichter einander bis ihre Lippen schließlich zu einem innigen Kuss verschmolzen. Günther richtete die Kamera auf sich selbst. „Ich denke, das reicht jetzt, sonst müssen die den Film noch bei RTL II senden." Er grinste. „Ich werde die beiden heute Abend nach dem Abendessen ausquetschen. Mal sehen, ob sie bereit sind, sich dazu zu äußern. Wenn nicht, kann ich das leider auch nicht ändern, aber irgendwie fände ich es schade." Damit steckte er die Kamera ein und verschwand.
Florian und Kai hatten nicht mitbekommen, dass sie beobachtet worden waren. Zu sehr waren sie in ihr Spielchen vertieft. Kai zog erst sich, dann Florian die Badehose aus. Florian lächelte ihn verliebt an und drehte ihm den Rücken zu. Er schwamm die paar Züge bis zur Leiter und hielt sich fest. Er spürte Kai, der hinter ihm auftauchte und sanft in ihn eindrang. Florian drehte den Kopf um und Kai küsste ihn. Dann begann er, sich in Florian zu bewegen. Erst vorsichtig und langsam, dann immer ekstatischer. Sie kamen fast zur selben Zeit. Danach kletterten sie aus dem Pool und Kai gab einem seiner Angestellten die Anweisung, das Wasser aus dem Pool zu lassen, ihn zu reinigen und neu zu füllen.
München
„Das kann doch nicht wahr sein." Norberts Gesicht zeigte pures Entsetzen. „Da stimme ich dir zu, Norbert." Corinna nickte. „Aber das ist Schicksal. Die niedlichsten Typen sind entweder wahnsinnige Serienkiller oder sie sind schwul. Bedauerlich." Heinz lachte. Michael sah ihn fragend an. „Du wusstest, dass Kai... auf Männer steht." „Sicher, ich habe es ziemlich schnell gemerkt." „Seit wann ist Kai geschieden?", bohrte Michael weiter. „Seit fast einem Jahr." „Und warum?" Heinz stand auf. „Die beiden haben festgestellt, dass sie mit Frauen nicht glücklich werden können." Er atmete tief durch. „Ich weiß ja nicht, inwieweit ihr damit Probleme habt, aber ich erwarte einfach, dass ihr fair genug seid, ihnen eine Chance zu geben. Sie haben es verdient." „Außerdem sind sie ein richtig süßes Paar." Tanja lächelte verträumt. „Du hast es doch schon eine ganze Weile geahnt, oder Michael?" „Ja, irgendwie schon. Ich war mir aber nicht sicher." Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Wie ernst ist das zwischen den beiden?" „Sehr ernst." Heinz nickte bestätigend. „Wirklich sehr ernst." „Vielleicht heiraten sie ja." „Mmmm...", machte Norbert Haug genüsslich. „Wenn ich an das gute Essen denke, könnte man sich glatt an den Gedanken gewöhnen." Jetzt lachten alle. Michael nahm einen Schluck von seinem Champagner. „Bin ja mal gespannt, was die beiden zu sagen haben, wenn Günther Jauch sie fragt."
Furteventura
Florian und Kai ahnten nichts davon, dass ihr kleines Geheimnis aufgeflogen war. Im Moment saßen sie mit Günther in einer gemütlichen Ecke des Gartens und aßen noch einen Happen. Es gab vor allem Früchte, Brot und Käse. Kais Reporterinstinkt schrie geradezu. „Günther", sagte er plötzlich. „Was ist los? Ich habe das Gefühl, du willst etwas fragen, traust dich aber nicht." „Ich hatte plötzlich den schwarzen Gürtel vor Augen." Kai lächelte. „Frag schon." Er ahnte, was jetzt kam. Günther nickte zu der Kamera rüber. Kai atmete tief durch, dann nickte er langsam. Günther stellte sie so hin, dass sie alles aufnahm, was am Tisch passierte. „Ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass... nun ja, dass ihr mehr als nur Freunde seid. Aber ich dachte anfangs, dass meine Phantasie etwas große Sprünge macht. Deshalb habe ich euch ein bisschen hinterherspioniert. Ich habe euch heute am Pool eine Weile beobachtet." Kai schluckte leicht. Florian sah ihn geschockt an. Kai nahm unter dem Tisch Florians Hand und drückte sie sanft. „Ihr beide seid richtig zusammen, stimmt's?" Ganz langsam nickten sie. „Ja", sagte Kai. „Es stimmt." „Seit wann?" „Seit ungefähr vier Monaten." Fragend sah Günther Florian an. „Deshalb die Scheidung." „Auch. Ich habe erkannt, dass ich unzufrieden war. Und das wollte ich meiner Frau nicht zumuten." Florians Stimme zitterte leicht. „Außerdem habe ich immer stärker erkannt, dass ich mich in Kai verliebt hatte." Kai lächelte. Florian sah ihn an und lächelte ebenfalls. Dann hob Kai seine Hand, die immer noch die von Florian hielt, hoch und legte sie auf den Tisch. Günther lächelte zufrieden. „Ihr habt also nichts dagegen, dass ich das so sende?" „Nein, haben wir nicht." „Seit über vier Monaten seid ihr beide also krampfhaft damit beschäftigt, eure Gefühle vor den anderen zu verstecken." Kai und Florian nickten. „Ja", sagte Florian. „Und das ist verdammt hart." „Wovor hattet ihr Angst? Job? Die Reaktion der anderen?" „Alles. Aber vor allem, wie unsere Freunde damit umgehen." Kai sah kurz auf den Tisch. Dann schaute er ernst in die Kamera. „Wie jeder sieht, bin ich auf den Job als Reporter echt nicht angewiesen, aber ich liebe meine Arbeit. Ich habe sehr viele Freunde in der F1 - Szene. Florian geht es genauso." Der nickte zustimmend. „Ich hoffe, ihr könnt damit umgehen. Wäre echt schade, wenn nicht. Denn, auf den Job könnte ich verzichten, auf Flo nicht." Florian sah seinen Freund verliebt an. „Danke", hauchte er. „Das war echt süß von dir." Kai nahm Florians Hand und haucht ihm einen Kuss auf den Handrücken. „Ist das nicht niedlich, liebe Zuschauer. Nur absolute Vollidioten könnten den beiden ihr Glück nicht gönnen. Ich jedenfalls werde das mit großem Interesse weiterverfolgen." Kai stöhnte auf. „Reporter", murmelte er verächtlich.
Die Reaktion auf Kais Liebesgeständnis fiel anders aus, als Heinz es erwartet hätte. Die anderen klatschten Beifall. Die Damen in der Runde seufzten verträumt. „Wie romantisch." Erja grinste Cora und Corinna an. Die beiden nickten zustimmend. Günther Jauchs Versprechen, das alles im Auge zu behalten, wurde von allen begrüßt. Alle hatten den Schock ziemlich schnell verdaut und jetzt siegte die Neugier. Sie wollten alles über das Verhältnis der beiden wissen. Kais Reaktion auf dieses Versprechen löste eine Welle der Heiterkeit aus. „Ein Glück, dass ich das aufnehme", murmelte Michael.
Furteventura
Florian lag auf Kais Bett. Er grinste übers ganze Gesicht. Kai stand davor und sah ihn an. „Was ist los?" „Ich bin so erleichtert, dass es raus ist." Kai setzte sich auf den Rand des Bettes und lächelte seinen Freund an. „Ich hatte dir doch versprochen, dass alles gut wird, oder nicht." „Ja", sagte Florian sanft. „Das hast du." Kai zog ihn hoch. Florian kniete jetzt auf dem Bett. Kai zog dessen Kopf zu sich herunter und küsste ihn sanft. Dabei zog er ihm das T-Shirt über den Kopf. Leider musste er dafür den Kuss für Sekunden unterbrechen. „Ich liebe dich, Kai, ich liebe dich." Florian schlang die Arme um Kais Hals und küsste ihn erneut. Er spürte Kais nackte Haut auf seiner eigenen. Das erregte ihn unheimlich. Kais Hände glitten über Florian Brust hinab bis zu dessen Hose. Er öffnete sie und zog sie ihm aus, nachdem er Florian sanft auf das Bett gedrückt hatte. Auch Florians Slip zog er aus. Völlig nackt lag dieser jetzt vor ihm. Kai stemmte sich hoch und blieb eine Weile auf dem Bett knien. Er betrachtete Florian eingehend. Dieser ließ seinem Liebhaber den Spaß. Statt dessen fasste er nach oben. An den Bettpfosten gab es, gut versteckt, kleine, gepolsterte Handschellen. Durch das leise Klirren der Kettenglieder wurde Kai in die Wirklichkeit zurückgeholt. „Du willst es wirklich?" Florian nickte. „Bitte", bettelte er. Kai lächelte. Er ließ sich auf den nackten Körper seines Freundes gleiten und sah ihm tief in die Augen. Mit seinen Lippen berührte er sanft Florians Mund. Er spürte Florians wachsende Erregung. Mit der Zunge stieß Kai gegen Florians Lippen. Der öffnete sie. Eine Weile spielten sie. Kais Hände glitten währenddessen nach oben und holten die Handschellen hervor. Ohne einmal hinzusehen, legte er sie um Florians Handgelenke und schloss sie. Dann löste er sich von ihm. Er plazierte einige kleine Küsse auf Florians Mund, sein Kinn, seine Brust, seinen Bauch. Dann rutschte er ein Stück nach unten. Florians Fußgelenke fesselte er nun ebenfalls. Damit war dieser ihm völlig ausgeliefert. Kai sah ihn an. Pures Verlangen stand in den Augen seines Freundes. Kai lächelte. Seine Hände lagen nach wie vor auf Florians Knöcheln. Langsam glitten sie an der Innenseite seiner Beine nach oben. Florian Atmung beschleunigte sich. Ein leichtes Zittern lief durch seinen Körper. Vorsichtig umfasste Kai Florians steifen Penis mit einer Hand und stimulierte ihn noch ein wenig. Florian schloss die Augen und stöhnte leise auf. „Du bist ein richtiger Nimmersatt geworden, was Sex angeht." „Ja und du bist mein Lehrer." Kai sah ihn erstaunt an, dann lachte er. Er schob Florian ein Kissen unter den Kopf. Dann setzte er sich zwischen dessen Beine und fing an, mit seiner Zunge vorsichtig über Florians Penis zu streichen. Der beobachtete seinen Liebhaber dabei. Florian liebte es, Kai zusehen zu können, wenn dieser ihn so wie jetzt berührte. Und Kai hatte keine Probleme damit. Als Kai Florians empfindlichstes Körperteil in seinen Mund nahm und langsam zu saugen anfing, schaffte es Florian jedoch nicht mehr, die Augen offen zu halten. Er schloss sie und überließ sich vollständig Kais fähigen Händen und seinen eigenen Gefühlen. „Mein Gott...", stöhnte er. Schweiß glitzerte auf seiner Stirn. Kai wusste inzwischen genau, wie er Florian anfassen und berühren musste, damit dieser schnell, beziehungsweise nicht so schnell kam. Und im Moment hatten sie leider nicht die Zeit für lange Spielchen. Kai benutzte zusätzlich seine Hände und Florian kam mit einem kurzen Aufschrei. Erschöpft sank er zusammen. Seine Augen waren nur einen Spalt breit geöffnet. Er sah Kai zu, wie dieser ihn mit seiner Zunge säuberte. „Dir schmeckt das wirklich, nicht wahr?" Kai nickte. „Ja. Du bist echt lecker." Er grinste breit. Florian schüttelte leicht den Kopf. Dann lächelte er. Kai befreite ihn von seinen Fesseln. Dann stand er auf. Florian schwang sich aus dem Bett und schlang seine Arme von hinten um Kais Brust. Der sah ihn verwundert an. „Ich schulde dir noch was", wisperte Florian leise in Kais Ohr. Sanft aber bestimmt drückte er Kai gegen die Wand neben dem Bett. Dann sank er vor ihm auf die Knie und öffnete Kais Hose. Ein schwarzer Slip kam zum Vorschein. „Ich liebe dieses Teil", murmelte Florian und küsste ihn sanft auf sein erregtes Glied. „Kunststück", murmelte Kai. „Der Slip ist ja von dir." „Eben." Er zog ihn herunter. „Der Inhalt ist aber noch besser, als die Verpackung." Kai lächelte. Mit leicht gespreizten Beinen stand er da, während Florian ihn mit dem Mund stimulierte. Bereits nach wenigen Minuten kam Kai. Florian schluckte das Sperma runter. Dann stand er auf und küsste Kai auf den Mund. „Ich liebe dich, Flo." „Ich liebe dich auch. Ich gehe mich umziehen und hole dann Günther, okay?" „Sicher, wir sehen uns unten." Florian nickte und wollte gehen, doch Kai hielt ihn fest. „Ich liebe dich", wisperte er sanft in Florians Ohr. „Du bist das Wichtigste in meinem Leben." Der sah Kai an. Schmetterlinge flogen in seinem Bauch herum. Er küsste ihn sanft und ging dann. Kai sah ihm lächelnd nach.
„Jetzt geht's zur Party", sagte Günther. „Hoffentlich bin ich dafür nicht schon zu alt." „Dein Alter wirst du ganz schnell vergessen, glaube mir", sagte Florian mit einem Zwinkern. Günther lachte. „Wo steckt Kai?" „Der kommt gleich." Tatsächlich kam Kai. Er trat soeben in die Empfangshalle. Günther richtete sofort die Kamera auf ihn. „Wow", sagte er. „Coole Klamotten." Kai trug einen langen schwarzen Mantel. Das war auch angebracht, denn die Nacht war frisch geworden. Kais Gesicht war ziemlich ernst. „Wozu der lange Mantel?", fragte Günther. „Und der Koffer?" „Wir fahren noch einen kleinen Umweg. Ich habe noch ein Geschäft zu erledigen." „Soll ich die Kamera dann lieber ausmachen?" Unschuldig lächelte Kai hinein. „Nein, wieso?" Zusammen gingen sie nach draußen. Dort wartete eine schwarze Limousine. „Oh", machte Florian kurz. Kai sah ihn entschuldigend an. Florian nickte. „Richtig elegant, sogar mit Chauffeur." Günther filmte den Mann, der jetzt ausstieg und die Wagentür öffnete. Es war einer der Bodyguards. Bevor Günther in den Wagen stieg, klopfte er kurz gegen das Metall. Er zog eine Augenbraue hoch und sah Kai fragend an. „Spezialbeschichtung. Der Wagen ist rundum kugelsicher. Auch die Reifen." „Himmel, wo bin ich hier reingeraten?" Günther kletterte in das Auto. Danach Florian. Der trug jetzt ein T-Shirt, eine leichte beige Jacke und eine dunkelblaue Jeans, die fast schwarz aussah. An den Füßen hatte er ein leichtes paar Turnschuhe. Kai wechselte noch ein paar Worte auf Spanisch mit dem Bodyguard und stieg dann ebenfalls ein. Als er sich setzte, rutschte sein Mantel ein Stück zur Seite. Günther sah etwas aufblitzen. Er richtete die Kamera darauf. Kai zog eine Pistole aus dem Bund seiner Hose und hielt sie direkt vor die Kamera. „Deshalb der Mantel?", fragte Günther. „Eigentlich nicht. Mein ‚Geschäftspartner' weiß, dass ich bewaffnet bin. Der Mantel dient mehr der Einschüchterung. Außerdem verwischt er die Konturen eines Menschen. Es ist schwerer, auf jemanden zu schießen, der so einen langen schwarzen Mantel trägt." „Pistolen, schießen, was ist in dem Koffer?" Kai öffnete ihn. „Eine halbe Million Dollar." Günther atmete tief ein. Sagen konnte er nichts. Kai klappte den Koffer wieder zu. Die Limousine verließ den geschützten Bereich von Kais Grundstück und fuhr Richtung Meer. Nach wenigen Minuten hielt der Wagen in einer kleinen Bucht. Dort stand ein anderes Auto und wartete bereits. Kai nahm den Koffer in die linke Hand. Er stieg zusammen mit dem Bodyguard aus. „Bliebt ja hier drin", sagte er ernst. Dann schloss er die Tür. „Was macht er?" Günther war neugierig. „Etwas Unschönes, aber Notwendiges. Er wird es dir später erklären." „Es gefällt dir nicht?" „Nein." Günther sah, wie zwei Männer die andere Limousine verließen und langsam auf Kai zukamen. Neben Kai ging sein Bodyguard her. Der hielt seine Waffe deutlich sichtbar vor sich. Gedämpfte Stimmen waren zu hören. Auch der andere Mann hatte einen Koffer. Die beiden Koffer wechselten die Besitzer. „Es ist immer wieder schön, mit Ihnen Geschäfte zu machen", sagte der Mann zu Kai. „Senior." Er deutete eine Verbeugung an und ging zu seinem Wagen zurück. „Gomez", rief Kai ihm hinterher. „Wenn Sie mich reinlegen, war es Ihr letztes Geschäft. Das wissen Sie." „Natürlich, Senior Kai. Warum sollte ich Sie reinlegen wollen? Sie sind einer meiner liebsten Kunden." „Denken Sie daran", knurrte Kai. Er ging zum Wagen zurück und schlüpfte schnell hinein. Erst als er die Tür geschlossen hatte, stieg der Bodyguard ein. Kai setzte sich und schloss für einen Moment die Augen. Er atmete ein paar Mal tief durch. Danach hatte er sich wieder im Griff. Er öffnete die Augen und sah Günther an. „Du willst wissen, was ich gekauft habe?" Der nickte. „Es wird dir nicht gefallen." Kai öffnete den Koffer, den er vorher auf seine Knie gelegt hatte. „Um Himmels Willen", sagte Günther entsetzt. In dem Koffer lagen Tüten mit einem verdächtigen weißen Pulver. Kai nahm ein kleines Päckchen raus und schnitt es auf. Er tippte die Spitze seines kleinen Fingers hinein und probierte etwas von dem Rauschgift. Zufrieden nickte er. Dann wand er sich zu seinem Fahrer um. „Gomez scheint dazuzulernen. Fahr uns jetzt zum Club und dann bringst du das Zeug ins Labor." „Ja, Sir", antwortete der Mann und fuhr los. Kai wand sich um. „Na los", sagte er zu Günther. „Normalerweise würde ich jetzt eine Strafpredigt loslassen, aber das hebe ich mir auf. Was ist das?" „Heroin. Reines Heroin." „Das ist doch mehr wert als eine halbe Millionen." „Sicher. Nenn es Mengenrabatt." „Du kaufst sowas also öfter?" „Ja." Günther sah Kai genau an. „Aber anscheinend nicht für den Eigenbedarf?" „Ich halte nicht viel von Drogen." „Warum machst du das? Was passiert mit den Drogen?" „Ich versuche es dir zu erklären. Dies ist eine Urlaubsinsel. Normalerweise würden sich die Dealer hier gegenseitig auf die Füße treten. Es wäre ein idealer Platz für Prostitution und andere unfeine Dinge. Vor drei Jahren habe ich mir von einem großen Drogenboss Geld geborgt und damit die kleinen Dealer gekauft. Nach sechs Monaten waren nur noch wir zwei im Geschäft." „Wo ist dein Partner?" „Ich habe nach und nach seine Position untergraben und ihn schließlich an ein paar Leute ausgeliefert, die er betrogen hatte. Ich schätz, er ist tot." Günther holte tief Luft. „Es war notwendig. Der Mann war skrupellos. Ihm waren Menschenleben egal, Hauptsache sein Gewinn stimmte. Ich habe den Straßenstrich zerstört, indem ich den Mädchen richtige Arbeit gegeben habe. Danach habe ich dafür gesorgt, dass es hier erlaubt ist, Drogen öffentlich zu erwerben. Das heißt, kleine Mengen können in jedem Laden gekauft werden. Allerdings wird das in einer Art Pass aufgeschrieben. Wirklich Abhängige können zum Arzt gehen und sich die Drogen sozusagen auf Rezept und gegen Bezahlung holen. Wenn jemand weg will, hat er also gleich einen Arzt dabei, der ihm hilft. Ich persönlich sorge dafür, dass die Drogen, die auf die Insel kommen, sauber sind. Es ist gute Ware. Das hat dazu geführt, dass die Zahl der Drogentoten innerhalb eines Jahres von 200 auf null gesunken ist.“ „Null?“ „Die meisten Drogenabhängigen sterben daran, dass das Zeug, was sie nehmen etwas Zusammengepanschtes ist. Hier gibt es ein Hightechlabor, welches jedes Gramm untersucht, bevor es in den Handel kommt. Außerdem kann jeder zu einem Arzt gehen, der zum Beispiel wissen will, wieviel man nehmen darf, oder welche Drogen man besser nicht zusammen nimmt.“ Günther dachte eine Weile nach. „Kai, weißt du, was du hier machst?“ „Wie meinst du das?“ „Du hast eine einzigartige Möglichkeit gefunden, den Drogenkonsum in gewissem Umfang zu legalisieren und gleichzeitig die hässlichen Nebenerscheinungen zu beseitigen." Kai sah ihn ernst an. Dann lächelte er erleichtert. „Danke, dass du versuchst, es zu verstehen." „Wie hoch ist denn die Prostitutionsrate hier?" „Extrem gering. Offizielle Bordelle gibt es nicht mehr. Nur hin und wieder sieht man ein Mädchen, was es versucht. Ich versuche sie meist mit einem besseren Verdienst zu ködern." „Was passiert mit dem Geld?" „Dieses Köfferchen bringt mir einen Gewinn von ungefähr acht Millionen Dollar." Günther riss die Augen auf. „Davon sind eine Millionen für den Kauf von neuem Stoff. Zwei Millionen gehen an die Drogenberatungsstellen, Kirchen, Ärzte. Zwei Millionen an Entzugskliniken und das dort arbeitende Personal. Das restliche Geld brauche ich für die Bezahlung von meinen Angestellten, für die Bar und für mein Haus." „Deshalb lebst du dort so zurückgezogen." Kai nickte. „Es ist leider so, dass ich vielen großen Drogenkartellen ein Dorn im Auge bin. Sollte meine Methode sich durchsetzen, verlieren sie sehr viel Geld." Günther nickte verständnisvoll. Dann fiel ihm etwas anderes ein. „Wie machst du das bei den Rennen? Das ist doch Wahnsinn, wenn du da einfach so in der Gegend rumläufst." „Die Rennstrecken sind gut geschützt. Ich habe meine Bodyguards ständig um mich, auch wenn man sie nicht sieht. Außerdem bin ich immer bewaffnet." „Hast du einen Waffenschein?" „Ja, einen speziellen, aber dazu kommen wir später. Das ist ein anderer Teil meines Lebens." Kai lehnte sich in seinem Sitz zurück. Florian lehnte sich gegen ihn und Kai legte sanft den Arm um seinen Freund. „Was hältst du von der ganzen Sache?", fragte Günther Florian. „Nicht viel. Ich finde es toll, was Kai macht, aber er spielt mit seinem Leben. Ich mache mir ständig Sorgen um ihn." „Es tut mir leid", flüsterte Kai. Dann fügte er etwas lauter hinzu. „Ich wollte immer etwas verändern. Weltweit ist das so gut wie unmöglich. Aber ich kann hier, auf dieser Insel, damit anfangen." „Woher hast du das Startkapital?" „Das erzähle ich dir morgen. Oder übermorgen." Kai sah auf seine Uhr. Dann aus dem Fenster. In diesem Moment hielt der Wagen. „Wir sind da." Der Wagen stand direkt am Eingang zu einer Bar. Ein Mann im Frack kam und öffnete die Tür. Als er Kai sah, nahm er sofort Haltung an. „Schön Sie zu sehen, Sir." Kai stieg aus. Die Waffe hatte er nach wie vor im Hosenbund. „Hallo Gonzo." Als er das Haus betrat, wurde er von allen Seiten begrüßt. Auch Florian erging es so. Günther hielt sich an der Kamera fest. Er hatte über das ‚Maritim' schon viel gehört, war aber noch nie hier gewesen. Das ‚Maritim' war eine riesige Diskothek. An der Seite gab es eine Bar. An den Wänden befanden sich kleine Nischen, wo hin und wieder Pärchen saßen und sich unterhielten. Die Musik hatte eine angenehme Lautstärke. Durch einen Vorhang erreichte man die eigentliche Disko. Hier gab es noch eine kleine Bar. Ein paar offene Sitznischen luden zum Ausruhen ein. Und auf der Tanzfläche tummelten sich die Menschen. Günther sah einige bekannte Gesichter. Er wollte ein bisschen filmen, doch Kai hielt die Hand vor die Kamera. Er deutete auf eine Tür. In Kais Büro war es ruhig. Die Tür war schalldicht. „Entschuldige, dass ich deine Filmerei unterbrochen habe. Aber hier kommen oft Promis her, die nicht unbedingt zusammen gesehen werden möchten und ich respektiere das. Wenn hier drin ein Reporter mit Kamera oder Fotoapparat rumläuft, kriegt er mächtig eins auf den Deckel, das kannst du mir glauben. Also draußen bitte nicht filmen, zumindest nicht die Gäste." „Okay." Günther schaute in die Kamera. „Und das sagt mir ausgerechnet ein Reporter." Kai lachte kurz. Dann wurde er wieder ernst. „Setzt euch dorthin, dann könnt ihr gleich mal sehen, wie ich mit meinen Angestellten umgehe." Er ging zu seinem Schreibtisch, auf dem sich einige Zettel und Briefe befanden. Er überflog alles kurz und nickte. „Super", sagte er erfreut. „Läuft ja hervorragend." Dann drückte er einen Knopf, der eine Sprechanlage aktivierte. „Gonzo, schick mir Rico rein." Sekunden später klopfte es zaghaft. Kai wartete einige Sekunden, bevor er laut ‚Herein' sagte. Seine Stimme war schneidend. Günther zuckte erschrocken zusammen. Ein junger Mann trat ein. Trotz seiner von Natur aus dunkleren Haufarbe war deutlich zu erkennen, dass er blass war. Er zitterte wie Espenlaub. „Senior?" „Rico Rodriguez." Kais Gesicht war eine Maske. Doch seine Augen sprachen Bände. „Ich habe gehört, dass du dich ein bisschen bereichert hast, ohne meine Einwilligung." Der junge Mann zuckte zusammen. Er wollte etwas sagen, doch Kai schnitt ihm das Wort mit einer energischen Handbewegung ab. „Setz dich", befahl er. Rico gehorchte. Kai trat hinter ihn. „Rico", sagte er einen Hauch sanfter. „Ich habe dich von der Straße geholt, damit du hier arbeitest. Ich bezahle dich doch eigentlich ganz gut, oder etwa nicht?" „Doch, Senior." Kai ging um den Stuhl herum, legte seine Hand unter das Kinn des Mannes und hob seinen Kopf hoch. „Dann möchte ich jetzt von dir wissen, wieso du mich beklaust?" Tränen traten in die Augen des Mannes. Kais Gesicht blieb eiskalt. „Senior, es tut mir leid. Es tut mir leid", wiederholte er immer wieder. Als es Kai zu bunt wurde, holte er aus und verpasste ihm eine Ohrfeige. Augenblicklich verstummte Rico. „Ich frage dich jetzt zum letzten Mal. Warum hast du Geld unterschlagen?" „Meine Frau ist sehr krank. Sie braucht eine Operation." Mit zitternden Händen holte er einen Schein aus seiner Tasche. Kai las ihn durch. Dann hockte er sich vor Rico. „Wieso hast du mich nicht einfach gefragt?" „Ich hatte Angst, Senior, dass Sie mich für unverschämt halten und rausschmeißen." „Rico. Du bist seit drei Monaten hier. Habe ich jemals einen meiner Angestellten entlassen, weil er mich um etwas gebeten hat? War ich jemals unfair zu jemandem, der für mich gearbeitet hat?" Rico schlug die Augen nieder. „Nein, Senior. Nie." „Ich mache dir einen Vorschlag. Die Unterschlagung vergessen wir. Aber hüte dich, es noch einmal zu versuchen." „Bestimmt nicht, Senior." Rico blickte erleichtert hoch. „Was deine Frau angeht. Ich gebe dir eine Bestätigung mit, dass ich für alle anfallenden Kosten aufkomme. Du gehst mit diesem Zettel und deiner Frau zum Arzt. Er soll alles machen, was nötig ist, um sie zu heilen. Wenn das hier nicht möglich ist, schicken wir sie in ein anderes Land. Ich bezahle alles. Einverstanden?" „Danke, Senior", sagte Rico ergriffen. „Vielen, vielen Dank. Wie kann ich das nur jemals wieder gut machen." „Erledige weiterhin deine Arbeit so gut wie bisher. Damit würdest du mir sehr helfen." „Ich schwöre es Ihnen, Senior Kai." „Dann verschwinde. Los." Der junge Mann sprang auf und verschwand. Kai sah ihm lächelnd nach. Günther legte die Kamera weg und klatschte. „Hervorragend gelöst, Kai." Florian nickte zustimmend. Er stand auf und ging zu ihm. „Du warst wunderbar." Er küsste ihn zur Belohnung. „Danke, danke. Armer Rico. Er hat es nicht leicht." Kai schrieb, wie versprochen, die Bestätigung für den Arzt und packte sie in einen Umschlag. „Wo hast du ihn aufgegabelt?", fragte Günther. „In einem illegalen Stripperlokal. Er hat dort seit seinem 15. Lebensjahr gearbeitet." „Armer Kerl. Und jetzt kümmerst du dich um ihn." „Genau. Doch jetzt genug gearbeitet. Ich bin hier um etwas Spaß zu haben." Kai stand auf, löschte das Licht und verließ mit Florian und Günther den Raum. Mit einem Seufzen schaltete Günther die Kamera aus. Kai lächelte. „Wer bearbeitet den Film?" „Ich." „Na gut, dann darfst du filmen. Aber denke bei der Bearbeitung daran den Hintergrund zu verwischen." „Danke Kai." Gemeinsam ließen sie sich auf einer Sitzgruppe nieder, die gegenüber der Band stand. Hier war die Lautstärke aushaltbar. Kai winkte einen Kellner zu sich und sah Günther fragend an. „Ich nehme erst mal eine Gin Tonic." „Gin Tonic, Senior, natürlich. Für Sie dasselbe wie immer?" Florian und Kai nickten und der Kellner verschwand. „Was trinkt ihr?" „Cuba Libre", antwortete Florian. „Rum-Cola." Die Getränke kamen auch ziemlich schnell. Günther ließ seinen Blick über die Menschen schweifen. Er machte große Augen. „Ist das wirklich Madonna?" Kai nickte. „Und da ist Robbie Williams. Und Melanie Thornton. Und Will Smith." Kai nahm seinen Drink. „Auf die Reportage. Ich bin auf die Reaktionen echt gespannt", sagte er. „Cheers", sagte Florian. Günther stieß auch mit an. „Was für Musik läuft hier eigentlich so?" „Von allem was. Wenn Musikstars hier sind, sorgen die meist noch ein bisschen für Unterhaltung. Sonst haben wir auch gute DJs hier." „Dich zum Beispiel?" „Zum Beispiel. Aber dafür bin ich noch zu nüchtern." Kai grinste in die Kamera. „Hallo Kai", sagte plötzlich jemand. Kai sah hoch. „Sam. Was ist?" „Ich hab 'nen neuen Song und..." „Bediene dich." „Danke." Kai nickte. Sam, eines der Mitglieder der Gruppe Lasgo, lief auf die Bühne. Die anderen folgten ihm. Die Menschen klatschten. Kai lauscht dem neuen Song. „Der ist gut." „Finde ich auch." Kai lächelte Florian an und zog ihn in seine Arme. Eng aneinander gekuschelt saßen sie da und lauschten eine Weile der Musik. Günther filmte hin und wieder, wobei er auch ein paar Mal, zufällig, Kai und Florian im Bild hatte. Allerdings redeten die beiden nur miteinander. Erst als es später wurde, hatte Günther Glück. Als er die Kamera auf die beiden richtete, waren die gerade in einen innigen Kuss vertieft. Günther grinste. Kai bemerkte es. Ohne den Kuss zu unterbrechen, hob er die Hand und drehte die Kamera rum, so dass sie auf die Tanzfläche zeigte. Dann widmete er sich wieder seinem Freund. Kai und Florian tanzten hin und wieder. Günther war erstaunt, wie gut die beiden tanzen konnten. Eine Weile filmte er sie. Kai ließ sich später sogar noch dazu hinreißen, einen neuen Song zu promoten. Gegen drei Uhr dreißig verließen sie die Disko. Bevor Kai das ‚Maritim' verließ, gab er Rico noch den Zettel, den er geschrieben hatte. Dann stiegen sie in Kais Wagen und fuhren heim.
München
„Ich weiß nicht, ob ich Kai jetzt als Dealer verurteilen oder als Menschenfreund beglückwünschen soll." Michael sah ziemlich geschockt aus, genau wie die anderen. „Hast du das auch gewusst, Heinz?" „Sicher doch. Und ich muss Florian da zustimmen. Kai spielt mit seinem Leben." „Er hat wirklich Mut", meinte Niki Lauda anerkennend. „Ich bewundere ihn dafür, dass er das alles öffentlich eingesteht." Ralf und Nick waren viel mehr an der Disko interessiert. „Ein toller Laden", meinte Ralf anerkennend. „Muss schwer sein, so was zu leiten." Wie schwer, zeigte sich in dem späteren Gespräch mit Rico Rodriguez. Bei den Zuschauern war am Anfang deutlich die Verwunderung über Kais Kaltblütigkeit zu sehen und später die Bewunderung darüber, wie er mit Menschen umgehen konnte. Zusammen staunten alle über die Masse an Stars in der Disko. Als Günther die beiden rumknutschender Weise erwischte und Kai einfach die Kamera wegdrehte, stöhnte Michael auf. „Hoffentlich geht das nicht die ganze Zeit so, wenn die beiden wieder hier sind." „Lass sie doch", mischte sich Corinna ein. „Die beiden sind verliebt. Du solltest dich lieber freuen." „Genau", stimmte Heinz zu. „Außerdem hört das auch wieder auf", meinte Gerhard Berger. „Spätestens wenn sie verheiratet sind." Alle lachten. Von Kais neuem Song waren die meisten sofort begeistert.
Furteventura
Es war bereits 16.00 Uhr als Günther Jauch endlich aufwachte. Er zog sich an und fuhr runter zum Pool. Dort lag Florian in der Sonne und schien zu schlafen. Kai war nirgends zu sehen. „Morgen", nuschelte Florian und hob träge den Kopf. „Trägst du die Sonnenbrille wegen der Sonne, oder weil du niemanden erschrecken willst?" „Beides", erwiderte Florian grinsend und ließ den Kopf wieder sinken. „Hast du Hunger?" „Ja", sagte Günther. Florian nahm ein kleines Glöckchen und klingelte. Sofort kam ein Kellner angelaufen. „Sie wünschen?", fragte er. „Er hat Hunger", sagte Florian gähnend und legte sich auf den Bauch. Der Kellner sah Günther erwartungsvoll an. Der bestellte sich ein leichtes Sandwich, welches ihm auch sehr schnell gebracht wurde. Zusammen mit Wasser, Kaffee und einer Aspirin. Günther lächelte. „Danke." Der Kellner verbeugte sich und verschwand. Günther aß sein Sandwich, danach nahm er die Tablette. Den Kaffee würde er kalt trinken. „Wo ist Kai?" „Bei den Pferden." „Kannst du auch reiten?" „Ja, Kai hat es mir beigebracht. Aber nicht mit dem Kopf." „Verstehe, was du meinst. Wie hält Kai das aus? Er hat doch mehr getrunken, als wir beide zusammen." „Er verträgt einfach mehr. Außerdem baut sein Körper den Alkohol schneller ab. Deshalb ist er auch schon seit zehn Uhr auf. Schwimmen, Laufen, Krafttraining." „Woher weißt du, wann er aufgestanden ist?", fragte Günther grinsend. „Er hat ziemlich laut..." Florian hob den Kopf und funkelte Günther an. Dann ließ er ihn wieder sinken. Er brummte noch etwas, was Günther aber nicht verstand. Pferdehufe waren zu hören. Günther riss die Kamera hoch. Kai saß auf einem schwarzen Pferd und kam mit einer ziemlichen Geschwindigkeit auf sie zugeritten. Vor dem Zaun, der die offenen Weiden von dem Garten trennte, hielt er. Kai trug nur eine ziemlich alt aussehende Jeanshose. Sein Oberkörper war nackt und glänzte schweißnass. Auch sein Gesicht sah ziemlich erhitzt aus. „Ganz schön heiß", sagte er, mehr zu sich selbst, als zu jemand anderem. Florian war wach geworden und saß jetzt auf seinem Liegestuhl. Er hatte die Sonnenbrille bis fast auf die Nasenspitze geschoben und beobachtete Kai über den Rand der Brille. Der nahm dem Pferd das Zaumzeug ab und gab ihm einen leichten Klaps. Das Tier wieherte laut und lief davon. Kai kam zu seinen Gästen rüber. Er begrüßte Florian mit einem schnellen Kuss. Günther filmte ihn von unten. „Schönes Pferd. Reitest du immer ohne Sattel?" „Tornado mag keine Sattel. Selbst das Zaumzeug ist ihm zuviel." „Tornado? Das passt." „Ich geh duschen", sagte Kai und verschwand.
München
Heinz lachte, als er Florian auf dem Stuhl hängen sah. Der Ärmste vertrug wirklich keinen Alkohol. Als er hörte, dass Kai bei den Pferden war, sah er die Frauen an. ‚Das wird interessant', dachte er. Und tatsächlich. Günther filmte Kai, der auf Tornado angallopiert kam. Heinz´ Grinsen wurde immer breiter, als er die Gesichter der Frauen sah. Michael folgte dem Blick seines Kollegen und schüttelte den Kopf. „Macht den Mund wieder zu", sagte er grinsend. „Das ist Kai, ihr habt ihn doch schon zigmal gesehen." „Das schon", sagte Erja mit verträumtem Blick. „Doch noch nie so." „Also ich, an Florians Stelle, wäre mit duschen gegangen", sagte Patricia verträumt. „Wenn er nicht ständig eine Kamera vor der Nase hätte, hätte er das wahrscheinlich auch gemacht", sagte Niki. Als die anderen ihn fragend ansahen, zuckte er mit den Schultern und meinte: „Habt ihr nicht den Blick gesehen, mit dem er Kai beobachtet hat, als dieser vom Pferd geklettert ist?" Heinz grinste in sich hinein. Er war mehr als positiv überrascht. Es würde für Kai und Florian einfacher werden, als er zu hoffen gewagt hatte. Klar, hatten die anderen auch mal gestichelt, aber das machten sie bei jedem Pärchen. Nick und Patricia mussten sich das auch gefallen lassen. Aber sonst schien niemand ein Problem damit zu haben, dass zwei ihrer Freunde sich plötzlich als schwul geoutet hatten und dann auch noch ein Verhältnis hatten. Und Florian und Kai schien es richtig gut zu gehen, seit es raus war. Sie sahen unendlich befreit aus.
Furteventura
„Also, welche Tür kommt jetzt?", fragte Günther ungeduldig. Er stand mit Kai und Florian wieder einmal in der Empfangshalle. „Nach Privatleben/Urlaub/Freizeit und Hobby, kommt jetzt der Beruf." „Also hat das nächste Türchen etwas mit F1 und Reportern zu tun." Kai nickte. „Den Rest heben wir uns für morgen auf." „Na dann los." Die Tür ganz rechts war dran. Die letzte ohne Schloss. Gemeinsam schritten sie in einen Fahrstuhl, der sie tief nach unten fuhr. Ganz tief. Dort, im Kellergewölbe des Hauses, erwartete alle eine Überraschung. Auch Florian traute seinen Augen kaum. In der Mitte einer großen Halle stand unter einer Glaskuppel ein sehr alter Rennwagen. „Ein Alfa?", fragte Günther. „Richtig. Der Alfa. Mit diesem Wagen wurde das erste F1 - Rennen gewonnen. Danach wurde er eingemottet." „Das war 1950." Florian sah Kai erstaunt an. Der lächelte stolz.
München
Auch hier konnte niemand seinen Augen trauen. „Das ist Geschichte, was da steht", murmelt Michael. „Unbezahlbare Geschichte", fügte Niki hinzu.
Furteventura
„Woher hast du den?", fragte Florian und war damit eine Sekunde schneller als Günther. „Jemand, der mir eine Menge Geld schuldig war, hat ihn mir besorgt und angeboten, als Ausgleich für die Schulden." „Der Wagen gilt unter Spezialisten und Sammlern als unbezahlbar. Wie viel Geld war dir der Typ schuldig?" „Knappe 20 Milliarden." Kai lächelte unschuldig, während Günther nach Luft schnappte. „Keine Angst, das Geld waren Gewinne aus Aktienverkäufen. Ich habe nie so viel besessen." Günther nahm die Kamera hoch und ging einmal langsam um das Auto herum und filmte es von allen Seiten. „Schöner Wagen, nicht?" „Ja", hauchte er fast ehrfurchtsvoll. „Und das Beste ist, der fährt noch." „Was???" Kai nickte. „Ja, ich habe selber schon mal eine Runde damit gedreht." Nach einigen Minuten ging Kai zu einer Tür und öffnete sie. Dahinter befanden sich hohe Regale mit Videokassetten. Günther filmte ein paar der Beschriftungen. „Wichtige F1 - Rennen?" Kai schüttelte den Kopf. „Alle F1 - Rennen. Sowie Nachrichtenbeiträge, Interviews und so weiter zu besonders wichtigen Rennen." „Zu welchem Rennen hast du das meiste Material?" Kai überlegte kurz. „Schwer zu sagen. Sennas Unfall." „Hast du ihn gut gekannt?" „Nicht gut genug, leider." „Das hat wohl niemand. Sind die Kassetten geordnet?" „Sicher doch. Oben links nach unten rechts." „Ah." Zwischen zwei Regalen war eine Tür zu sehen. Günther deutete darauf. „Was ist das denn?" „Ein Tür", sagte Florian gedankenverloren. Kai lachte. „Sehr richtig." Florian sah ihn fragend an. Dann registrierte er, was er da gesagt hatte. Entschuldigend lächelte er Günther an. Der grinste breit. Kai öffnete die Tür. Dahinter standen in Glasvitrinen einige Auszeichnungen. „Hey, was ist denn das?" Kai wurde etwas rot. „Journalistenpreise und so´n Zeug." Günther sah sich jeden der Preise genau an, während Kai immer nervöser wurde. Er schluckte schwer. Florian haucht ihm einen Kuss auf die Wange. Schließlich entdeckte Günther den Grund für Kais Nervosität. „Was ist denn das?" Erstaunt richtete er die Kamera auf Kai. Dann wieder auf die Urkunde, die er vor sich liegen hatte. „Der Pulitzerpreis?" Kai zuckte mit den Schultern. „Ich habe eine Weile für die New York Times gearbeitet und war auch einige Zeit im Golfkrieg. Darüber habe ich einen Artikel geschrieben und dafür ist der Preis." „Respekt", sagte Günther anerkennend. Dann kniff er die Augen zusammen. „Golfkrieg? Was hast du in Kuwait zu suchen?" Kai überlegte. „Morgen", sagte er dann. „Die Tür mit dem Vorhängeschloss?" Kai nickte. Dann gingen sie wieder raus. Erneut wunderte Günther sich über die vielen Filme. So viele Videokassetten auf einem Haufen hatte er noch nie gesehen. „Wenn der Sender mal Material braucht, wissen wir ja jetzt, woher wir es bekommen können", meinte er grinsend. „Ja." Nach dem Abendessen ging Günther ins Bett. Der Tag morgen würde wieder sehr stressig werden. Florian stand mit Kai auf der Dachterrasse des Hauses und sah sich den Sonnenuntergang an. Es war wunderschön. Nur Kai war irgendwo anders mit seinen Gedanken. Er war unruhig und besorgt. Florian legte die Arme um ihn und schmiegte sich gegen ihn. „Was ist los, Kai? Hast du solche Angst vor morgen? Du musst es nicht tun." „Doch", sagte Kai. Seine Stimme klang kratzig vor Anspannung. „Ich schulde es vor allem dir, dass du endlich die Wahrheit erfährst." Er atmete tief durch. „Aber ich habe auch Angst davor." „Weshalb?" „Vielleicht gefällt es dir nicht und du..." Kai sprach nicht weiter. Allein die Vorstellung tat zu weh. „Du hast Angst, dass ich dich verlassen würde? Ist es das?" Kai nickte schwach. „Kai, ich liebe dich. Und nichts kann diese Gefühle auslöschen. Nichts." Florian sah ihm in die Augen. Kai lächelte. Zärtlich küsste er seinen Freund. „Ich liebe dich, Flo. Womit habe ich dich nur verdient?" Florian lächelte. „Komm, lass uns ins Bett gehen. Dann zeige ich es dir." Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. Kai erwiderte es. Er hob Florian hoch und trug ihn in sein Zimmer. Die Nacht wurde für die beiden noch ziemlich lang.
München
„Habt ihr gesehen, wie nervös Kai plötzlich war?" Michael witterte etwas richtig Interessantes. Alle nickten. „Ich bin echt schon auf den nächsten Tag gespannt", pflichtete Ralf seinem Bruder bei. Heinz sagte nichts. Er wusste sehr wohl, was hinter der letzten Tür war. Und er hoffte, das Florian es verstehen und ertragen würde.
Furteventura
Der nächste Tag war da und es wurde Zeit, das große Geheimnis zu lüften. Kai öffnete mit zitternden Händen das Vorhängeschloss. Dahinter befand sich eine schwere Metalltür mit einem Schlitz. Kai zog eine Art Chipkarte aus der Tasche und schob sie in den Schlitz. Eine Metallplatte schob sich heraus und Kai presste seinen Finger drauf. „Per Fingerabdruck gesichert? Was soll das denn werden?" Florian zuckte mit den Schultern. Ihm war etwas mulmig zumute. Die schwere Metalltür glitt auf und ein weiterer Lift wurde sichtbar. „Hereinspaziert", sagte Kai. Seine Stimme klang nervös. Er drückte auf einen Knopf und der Fahrstuhl fuhr ein Stück nach oben. Dann zur Seite, dann wieder weit nach unten. Als die Tür zur Seite glitt, blieben sowohl Florian als auch Günther der Mund offen stehen. Das große Zimmer, in dem sie sich jetzt befanden, war eindeutig auf Armee getrimmt. Dort standen Puppen mit älteren Uniformen. An den Wänden hingen Bilder, die Soldaten zeigten. Florian erkannt Kai auf vielen. Die Uniformen hatten also mal ihm gehört. „Du bist Soldat?", fragte er mit trockener Stimme. „Ja", sagte Kai. Florian ließ sich auf einen alten Sessel fallen. „Das ist tatsächlich ein Hammer." „Entschuldige, dass ich dir nichts gesagt habe, ich..." Florian winkte ab. „Damit muss ich erst mal klarkommen. Reden können wir später." Kai ließ den Kopf hängen. Günther sah ihn fragend an. „Flo hasst Gewalt. Und er hält nicht viel von Soldaten. Erst recht nicht von amerikanischen. Und ich habe für die Amerikaner gearbeitet." Günther verzog das Gesicht. „Oh, oh. Beantwortest du mir trotzdem ein paar Fragen?" „Sicher." „Was für ein Soldat bist du?" „Ich bin Captain. Die Amerikaner haben mich ausgebildet. Ich war sowohl bei den SEALs als auch beim CIA." „Als was wurdest du eingesetzt?" „Ich bin ein sogenannter Sleeper. Ein Soldat, der nur in Krisenzeiten eingesetzt wir." Günther ging ein Licht auf. „Der Golfkrieg?" „Ja. Ich war offiziell als Reporter dort. Und inoffiziell als Soldat." „Daher auch der Waffenschein." „Ja. Ich darf jede Waffe bei mir tragen. Sogar Atombomben." „Hast du Waffen hier?" Kai nickte. Per Fingerabdruck öffnete er eine Geheimwand. An der Wand hingen die verschiedensten Waffen. Vom einfachen Revolver bis zur neusten Variante der M4 war alles vorhanden. Günther filmte alles genau. Dann wand er sich wieder den Uniformen zu. Einige waren mit Orden bestückt. „Wofür sind die Orden?" „Das meiste sind Tapferkeitsmedaillen." Günther ging weiter zu den Fotos. Eins zeigte Kai inmitten einer Einheit Soldaten. „Das war die Einheit in Kuwait. Das hier vorn ist Captain Miles Johnson. Unter ihm habe ich gedient. Er starb bei dem Versuch Hussein festzunehmen. Wir waren 26 Soldaten, eingekreist von Feinden, ohne einen kommandierenden Offizier. Ich war der Ranghöchste, also übernahm ich das Kommando. Wir kämpften uns raus, irgendwie. Ich verlor die meisten Männer. Als ich dachte, ich hätte es geschafft, stand plötzlich Jack Parker vor mir. Seine Waffe mit einem fiesen Grinsen auf mich gerichtet. Er sagte mir, dass er die Truppe verraten hatte und schoss." Kai schüttelte sich leicht, als ihn die Erinnerung zu übermannen drohte. „Ich lag mehr als fünf Wochen im Krankenhaus auf der Intensivstation. Danach entließ man mich auf eigenen Wunsch aus der Armee. Ich schrieb den Artikel, bekam den Pulitzerpreis dafür und kam zurück nach Deutschland, wo ich dann meinen Job bei RTL wiederbekam." „Du hast vorher schon bei RTL gearbeitet?" „Ja, als Auslandskorrespondent." „Und weil du davon die Nase voll hattest, bist du zum Sport gegangen." „Genau. Ich habe eine wahnsinnig hohe Abfindung von der Armee bekommen. Das war auch die Grundlage für das Vermögen, was ich jetzt habe." „Warum?", fragte Florian plötzlich. Bis jetzt hatte er schweigend zugehört. „Warum die Army?" Kai drehte sich zu ihm rum. Er sah den Schmerz in den Augen des Mannes, den er so sehr liebte. Es tat weh. „Ich habe daran geglaubt, was ich tat. Für mich war es eine Chance etwas mehr Frieden auf die Welt zu bringen." „Durch einen Krieg?" Die Worte klangen verächtlich. „Manche Menschen sind durch Reden nicht zu stoppen." Florian stand auf und ging auf Kai zu. „Wo warst du zwischen dem 14. September und dem 12. November diesen Jahres?" Kai holte tief Luft. „Erst in Washington, dann in Afghanistan." Florian schloss kurz die Augen. „Dann ist Bin Laden für dich auch jemand, mit dem man nicht reden kann?" „Glaubst du etwa, dass man es kann. Der Mann ist ein Fanatiker." „Ich habe es nie versucht." „Ich aber", sagte Kai lauter als gewollt. Er stockte. Florian starrt ihn an. „Was???" „Bin Laden befindet sich nicht mehr in Afghanistan. Er sitzt in einem Gefängnis in den Vereinigten Staaten. Wir haben ihn vor über zwei Monaten dingfest gemacht. Ich habe sein Versteck mit Hilfe meiner Einheit aufgespürt. Allerdings ging bei unserem Sturm etwas schief. Wir wurden gefangengenommen. Ich stand Bin Laden genau gegenüber. Und was er zu mir gesagt hat, hat mich noch mehr davon überzeugt, dass ich das Richtige mache." Florian setzte sich wieder auf den Sessel. „Du sprichst Arabisch?" „Ja. Ich habe es in Kuwait gelernt." Florian setzte sich wieder auf den Stuhl. Kai kniet sich vor ihn hin und legte seine Hände auf die Knie seines Freundes. Von unten sah er ihn an. „Flo, bitte. Ich bin nicht unbedingt stolz auf alles, was ich getan habe, aber ich bin der Meinung, das es richtig war. Ich weiß, wie sehr du Kriege und Gewalt verabscheust, aber manchmal geht es nicht anders. Du hast die Bilder aus New York selber gesehen. Du warst doch am 13. September selber dort." Florian sah ihn fragend an. „Ich habe dich gesehen. Flo, bitte. Es tut mir leid, dass ich dir nie etwas erzählt habe, aber ich hatte so schreckliche Angst davor, dass ich dich verlieren könnte. Dass du vielleicht nicht in der Lage bist, mich zu verstehen." Florian sah ihn an. „Erinnerst du dich daran, was ich dir gestern Abend gesagt habe?" Kai nickte langsam. „Ich sage es noch einmal. Nichts auf der Welt könnte mich dazu bringen, dass ich aufhöre, dich zu lieben. Ich muss den Schock nur erst mal verdauen." Kais Augen wurden immer größer. Tränen schimmerten darin. Er ließ den Kopf auf Florians Knie sinken und schluchzte leise. Florian strich ihm langsam über den Kopf. Er blickte in die Kamera. „Ich schätze, ich bin dran, ein paar Dinge zu verraten. Mein Hass gegen Soldaten hat einen Grund. Ich bin kein Deutscher. Meine Familie kommt ursprünglich aus Jugoslawien. Kroatien, um genau zu sein. Bei mir bedeuten Soldaten Tod und Verderben. Ich habe meine Familie dadurch verloren, dass amerikanische Soldaten kamen und meinten, sie müssten sich einmischen. Als sie merkten, dass sie die falsche Seite unterstützt haben, war es für Tausende von Zivilisten bereits zu spät. Das ist der Grund, warum ich nicht viel von amerikanischen Soldaten halte. Nach dem Tod meiner Eltern habe ich mich den Guerillas angeschlossen und gegen die Amerikaner gekämpft. Als diese plötzlich auf unserer Seite standen, musste ich flüchten. Ich entschied mich dafür, nach Deutschland zu kommen. Meine Großmutter war Deutsche, daher kannte ich die Sprache und hatte keine Schwierigkeiten, mich hier zurechtzufinden." Günther hatte alles aufgenommen. Er bekam den Mund nicht mehr zu. Damit hatte er nun beim besten Willen nicht gerechnet. „Aber ich denke", fuhr Florian fort, „dass jeder Krieg anders ist. Vielleicht waren die Amerikaner im Recht, als sie Saddam Hussein gejagt haben. Und sie waren auf jeden Fall im Recht, als sie Osama Bin Laden verfolgten. Es ist ein großes Glück für die Welt, dass man dieses Monster gefangen hat." Kai hob den Kopf. Sein Gesicht war nass von Tränen. Florian küsste ihn sanft. „Wir haben also beide eine Vergangenheit. Ich schätze, wir haben noch viel zu bereden", sagte Kai mit leiser, tränenerstickter Stimme. „Ja", antwortete Florian sanft. „Aber nicht hier." Günther ließ sich auf einen Sessel fallen. „Das ist ja ein echter Hammer." Erst jetzt erinnerten sich Florian und Kai daran, dass das alles gefilmt worden war. Mit einigen Blicken verständigten sie sich. Sie entschieden sich dafür, dass alles gesendet werden sollte. Das Letzte, was man sah, war Günther Jauch, der sich von Kai verabschiedete und in sein Flugzeug nach Deutschland stieg. Florian hatte sich entschieden, vorerst bei Kai zu bleiben. Die beiden brauchten viel Zeit zum Reden.
München
Eine beklemmende Stille herrschte im Saal. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Heinz schüttelte betroffen den Kopf. Florians Geständnis hatte ihn total geschockt. „Die beiden schaffen das schon", sagte Niki und legte seine Hand auf Heinz-Haralds Schulter. „Ich wünsche es ihnen." Michael ging zu einem Tisch und nahm eine Champagnerflasche. „Mir scheint, dass ihr etwas Wichtiges überhört habt." Er ließ den Korken mit einem lauten Knall durch den Saal fliegen. „Die Amerikaner haben Bin Laden gefangen. Er lebt und wird für das, was er getan hat, büßen." Die anderen erwachten aus ihren Gedanken. Freude legte sich auf ihre Gesichter. Sie gossen sich etwas von dem guten Gesöff in die Gläser und stießen an. „Auf Kai, den verrücktesten Reporter der ganzen F1-Szene." Michael grinste breit. Zwei Menschen betraten den Saal. Und da im Moment alle tranken, war es ziemlich ruhig. Einer der beiden Neuankömmlinge sagte laut und deutlich: „Danke, Michael." Alle Anwesenden drehten sich überrascht zur Tür um. Dort standen Kai und Florian Hand in Hand und grinsten ihre Freunde an. Heinz rannte zu ihnen hinüber und umarmte sie stürmisch. Er deutete auf ihre Hände. „Dann habt ihr also Frieden geschlossen." Kai und Florian sahen sich lächelnd an. „Ja", sagte Florian. „Wir haben Frieden geschlossen." Inzwischen standen auch die anderen um die beiden herum. Von allen Seiten stürmten Fragen auf sie ein. Bis es Kai zu bunt wurde. „Ruhe", brüllte er. Augenblicklich war es still. „Aaahhh, viel besser. Wir beantworten gern Fragen, aber nicht jetzt und erst recht nicht alle auf einmal." Michael lachte und reichte den beiden ein Glas Champagner. „Auf euch", sagte er. Kai und Florian stießen noch mal mit den anderen an. Sie wechselten einen kurzen Blick und nickten lächelnd. Heinz sah es und zog eine Augenbraue hoch. „Wir möchten noch kurz etwas verkünden", sagte Kai lächelnd. Es wurde wieder ruhig. „Flo und ich haben beschlossen zu heiraten." Erst Erstaunen, dann Jubel und Glückwünsche von allen Seiten. Kai lächelte Florian überglücklich an, zog ihn in seine Arme und küsste ihn unter dem Applaus der anderen. „Wo wollt ihr heiraten?", fragte Michael unschuldig. Kai lachte. „Natürlich auf Furteventura." „Juhuuuu", jubelten Ralf und Nick. „Hoffentlich hast du genug Platz." Michael sah Kai herausfordernd an. „Schon fängt er wieder an zu sticheln. Natürlich habe ich genug Platz, oder hast du nicht richtig aufgepasst?" Mika gähnte. „Wie spät ist das eigentlich?" Tanja sah auf ihre Uhr und erstarrte. „Fast drei Uhr. Die Reportage war fast fünf Stunden lang." „Na ein Glück, dass ich ein 360 Minuten Video eingelegt habe." Kai verdrehte die Augen. „Was hab ich da nur getan?" Florian lächelte ihn an und schmiegte sich gegen ihn. „Eigentlich ist die Reportage eine prima Grundlage für einen Film. Romantik, Action, Dramatik und alles mit Happy End." Heinz sah Kai grinsend an. Florian antwortete für seinen Freund. „Niemals." Er machte eine Pause und dachte kurz nach. „Zumindest nicht in diesem Jahr." Alle lachten. Sie redeten noch eine Weile und nach und nach verließen die Menschen den Saal. Heinz ging zuletzt. Florian und Kai blieben allein zurück. Sie standen in der Mitte des Saals und sahen sich an. „Das hätten wir also hinter uns." „Ja", antwortete Florian und lehnte sich gegen Kai. „Wenn ich geahnt hätte, dass es so einfach werden würde, hätten ich nie mit diesem Versteckspiel angefangen. Kai legte sanft die Arme um Florian. „Geht mir genauso. Und ich verspreche dir eins, mein Schatz. Ich werde dir nie wieder etwas verheimlichen." Florian sah ihn lächelnd an. „Dito", sagte er leise. „Ich liebe dich, Kai. Ich liebe dich über alles." Kai beugte sich ein Stück hinab. „Ich liebe dich, Flo", hauchte er, bevor seine Lippen auf die von Florian trafen.
An der Tür standen einige deutsche Fahrer und deren Frauen und beobachteten das Schauspiel. „Gegen die beiden verblassen selbst Romeo und Julia", flüsterte Ralf grinsend. Dafür erhielt er von Cora einen Stoß in die Rippen. Heinz winkte den anderen zu. „Kommt mit, wir sollten die beiden lieber allein lassen." Lächelnd ging er mit seinen Freunden nach draußen. ‚Viel Glück ihr beiden. Ihr habt es euch wirklich verdient endlich glücklich zu werden.'
Wer hat denn hier geschlampt??? Noch kein Kommi?? DAS wird hiermit geändert, ich hoffe ich bleib net die Einzige. Auch wenn ich mich entschuldigen muss, das er so spät kommt.
Das ist jetzt auch die letzte F1 Story, die ich noch nicht kommentiert hab.
Teil 1
- Süß, Flo ist verlegen...kann er auch mal so im Talk mit Niki gucken?
- Wo ist Kai?
- Auf die Reportage bin ich gespannt. Was da so alles rauskommt? --> Wenn Günni sie macht, kann sie ja nur toll werden.
- Wow! Wieviel Kai kann und welche Sportarten er betreibt.
- Muss ja ein geiler Schlitten sein, den Flo da fährt
- Flos Haare wehen im Wind...*rrrrrr* -> Ich wünsch mir für die nächste F1 Saison viel Wind
- Kai muss aber Kohle haben, das er sich so ne Hütte leisten kann. *anerkennend pfeif*
- Ne Diamant besetzte Klobürste??? Die würde nur als Deko im Bad stehen. *lach*
- Das Maritim gehört Kai?? *Augen aufreis*
- Jetzt ist es raus! Und die Freunde in Dtl. haben es auch gut aufgenommen. Gott sei Dank!
Teil 2
- Flo kann auch wirklich net genug bekommen (Sex) *g*
- Koffer, Pistole??? Oh man was hat Kai vor? -> Ui, Kai sprengt den Drogenhandel
- Flo mit Sonnenbrille *schwärm*
- Was steckt hinter der letzten Tür? -> Ohwe, der arme Kai...nun ist es raus und er hat Flo alles gebeichtet
- Ein Happy End, wie schön --> Wann kommt die Reportage auf RTL?