Hmm, das ist auch eine Story, die der ein oder andere schon kennen dürfte. UND, das ist auch ein Werk aus früherer Schaffenszeit, wie man ganz leicht bemerken dürfte. Aber ich dachte, es passt irgendwie zu Weihnachten und um Euch die Wartezeit zu verkürzen...
Engel werden ist nicht schwer
Weihnachten war nicht mehr weit und für viele Menschen sollte es ein Fest sein, wie immer, Geschenke, Verwandtschaftsbesuche, Urlaub - so war es immer gewesen.
So war es auch für Cheyenne gewesen - bis heute. Heute hatte sie gemerkt, was Weihnachten wirklich für sie bedeutete, denn dies sollte das letzte Weihnachtsfest für sie sein. Die Ärzte waren in letzter Zeit so befangen gewesen, wenn sie mit ihr sprachen. Cheyenne hatte die ganze Zeit gespürt, dass man ihr etwas verheimlichen wollte, doch an diesem Morgen wollte sie die Wahrheit wissen und hatte Dr. Quentin direkt darauf angesprochen: „Es tut mir leid, Cheyenne, aber ich sehe trotz unserer Möglichkeiten kaum noch eine Chance. Du weißt selbst, wie deine Werte im Moment aussehen, und wie sie aussehen sollten." Diese Worte hatten sie getroffen wie ein Hieb - ja, sie hatte die Wahrheit wissen wollen, aber das sie so aussah... „Sterben? Du stirbst!" diese Feststellung hämmerte ihr schon den ganzen Tag durch den Kopf. Diese Gedanken ängstigten sie nicht, nein, sie hatte schließlich 16 Jahre Zeit gehabt, sich mit dieser Tatsache abzufinden. Es war aber doch was anderes, dieser Tatsache nun wirklich ins Auge zu sehen, denn niemand der die quirlige Cheyenne kennen lernte, konnte ahnen, welchen Kampf das zarte, schmalgebaute Mädchen seit ihrem zweiten Lebensjahr focht: Sie hatte Leukämie.
Müde ließ sie sich ins Kissen zurücksinken und beobachtete den anmutigen Tanz der Schneeflocken vor dem Fenster. Sie schloss die Augen und war kurze Zeit später eingeschlafen.
„Cheyenne, wach auf." wisperte eine leise Stimme. Verschlafen rappelte sie sich auf und protestierte: „Hey, es ist doch noch viel zu früh zum Wecken!" „Ist es nicht. Wir haben nicht viel Zeit und es liegt noch ein weiter Weg vor uns." antwortete die leise Stimme. Cheyenne bemerkte, dass ihr Zimmer von rotem Licht erfüllte, das von einer kleinen, roten Kugel stammte, die von einer schemenhaften Gestalt getragen wurde. Vorsichtig streckte sie die Hand nach der Kugel aus, berührte diese und zog die Hand rasch wieder zurück. „Huch", die Kugel war warm und feucht und fühlte sich äußerst lebendig an. „Autsch - das war meine Nase!" beschwerte sich der Unbekannte. „Entschuldigung, aber könntest du mir bitte erklären, wer du bist und was du hier willst?" entgegnete Cheyenne misstrauisch, die Hand bereits an der Klingel, um die Schwester zu rufen. Aber irgendwie war sie auch neugierig. „Ich bin Rudolph!" „Rudolph?! Das Renntier mit der roten Nase?!" „Genau der!" Cheyenne musterte die dunkle Gestalt genauer und schüttelte den Kopf. Ihre Augen hatten sich inzwischen an das dämmrige Licht gewöhnt und vor ihrem Bett stand tatsächlich ein Renntier. Ein kalter Luftzug und Schneeflocken, die ins Zimmer wirbelten ließen sie den Blick zum Fenster werfen, das weit offen stand. „Aber das ist unmöglich. Du bist eine Märchengestalt." versuchte sie sich einzureden. „Na danke, du glaubst also wirklich, ich wäre nur eine Märchengestalt? - Na warte!" Im selben Moment wischte ihr eine nasse Zunge durch das Gesicht. Cheyenne prustete erschrocken, und das Renntier ließ etwas hören, das sich nach einem amüsierten Lachen anhörte. Cheyenne beschloss einfach zu glauben, was sie sah und fragte deshalb: „Und was machst du hier? Solltest du Santa Claus nicht helfen?" Rudolph legte seinen Kopf auf das Bett und entgegnete: „Doch, aber zuerst soll ich dich holen." „Mich holen?" echotete sie ungläubig. Rudolph nickte, wie sie an der Auf- und Abwärtsbewegung seiner Nase erkennen konnte. „Aber ich kann hier nicht weg. Erstens habe ich keine Winterkleidung hier und zweitens hindern mich die da!" Sie wedelte mit dem rechten Arm, der über einen Schlauch mit der Infusisonsflasche verbunden war. „Papperlapapp." Rudolph schnappte den Schlauch und zog sanft daran und im selben Moment leuchtete dieser auf und verschwand. Cheyenne staunte, aber Rudolph war noch nicht fertig. Er drehte seinen Kopf und zog etwas von seinem Rücken. Als er es auf ihr Bett legte, erkannte Cheyenne darin einen Sack den sie öffnete. Sie holte verschiedene Kleidungsstücke heraus, und obwohl es immer noch dunkel war, konnte sie sehr gut erkennen worum es sich handelte: ein blauer Rock, ein weißes Rüschenhemd, Seidenstrümpfe und ein roter mit Pelz verbrämter Umhang. Cheyenne schüttelte den Kopf: „Das kann ich nicht annehmen!" Das Renntier antwortete ihr nicht, sondern stupste sie nur aufmunternd an. „Wenn du meinst..." Sie schlüpfte rasch in die Kleider, die perfekt passten, als hätte ein Schneider Maß genommen. „Und jetzt?" fragte sie, angezogen und immer noch ein wenig staunend. Rudolph seufzte: „Steig auf." „Was?" „Du sollst auf meinen Rücken klettern!" „Ich weiß selbst, was ich tun soll..." „Dann tu es auch!" Cheyenne seufzte und schwang sich auf den Rücken des Renntiers, das auf das offene Fenster zuging und mit einem mächtigen Satz in die Nacht sprang. „Heyyy..." Entsetzt schloss Cheyenne die Augen. Als sie diese nach kurzer Zeit wieder öffnete, sah sie die leuchtende Stadt unter sich und klammerte sich ängstlich am Zaumzeug des Renntiers fest. „Keine Sorge, du fällst schon nicht!" Die Glöckchen an seinem Zaum klingelten leise, während er weiter durch die Nacht trabte. Kurze Zeit später setzte Cheyenne sich auf und genoss diesen Ritt. Sie fühlte sich so leicht wie eine Feder und so frei wie ein Vogel. Leise fing sie an „Jingle Bells" zu singen. „Sing ruhig lauter" forderte Rudolph sie auf. Ihre reine Stimme vermischte sich mit dem Klingeln der Glöckchen, dem sanften Rauschen des Windes, dem leisen Klirren der Schneeflocken und dem leisen Säuseln der Sterne zu einem jubelnden Chor.
Nach einer Weile begann Rudolph dem Boden zuzustreben und landete vor einem gemütlich aussehenden Häuschen. Ein kleines Mädchen kam auf sie zu: „Willkommen daheim, Rudolph. Wen hast du da mitgebracht?" „Dank dir Hope. Das ist Cheyenne, ein neuer Engel im Außendienst." antwortet das Renntier. Cheyenne wollte ihren Ohren nicht trauen - sie - ein Engel im Außendienst? Sie rutschte von Rudolphs Rücken, stellte sich vor ihn hin und stemmte die Arme in die Hüften: „Werde ich eigentlich auch mal gefragt? Was fällt dir eigentlich ein, du brauner Zottel...!" „Na, na, na - Es war doch abzusehen, dass du früher oder später hier landest." unterbrach sie eine energische Stimme. Cheyenne wirbelte herum. Vor ihr stand ein junger Mann, der sie aus unergründlichen, silbergrauen Augen musterte. Cheyenne versuchte diesem forschenden Blick standzuhalten, senkte aber bald die Augen. „Soso, du bist also die Neue. Na ja, keine schlechte Wahl...vielleicht ein bisschen aufbrausend; aber für den Außendienst ganz tauglich." stellte der Mann sachlich fest. Cheyenne wollte aufbegehren, sie kam sich vor wie eine Ware, die auf ihre Tauglichkeit überprüft wurde. Der Fremde hob kopfschüttelnd eine Hand und sie schwieg. Mit der anderen Hand griff er in seine Hosentasche und reichte ihr einen schmalen Silberring: „So, damit solltest du deine Aufgabe meistern können. Wenn dir irgendetwas unklar sein sollte, dann dreh den Ring einmal - und dir wird Hilfe zuteil werden." Mit diesen Worten kehrte der Mann in das Haus zurück. Hinter Cheyenne kicherte Hope: „Mach dir nichts daraus. Das ist nun mal Gabriels Art." Cheyenne antwortete nicht, sondern starrte gedankenverloren auf den Ring. Hope kam auf sie zu und lächelte. Da bemerkte Cheyenne die kleinen silbernen Flügel der Kleinen. „Kommst du wieder her?"fragte diese. „Ich weiß es nicht, aber ich werde es versuchen." Ein Weilchen tobte sie mit der Kleinen durch den Schnee und freute sich einfach über diese Freiheit. Plötzlich stand Rudolph vor ihr und sagte sanft: „Komm, ich bringe dich zurück. Es ist Zeit, dass du mit deiner Aufgabe beginnst." Cheyenne stieg auf seinen Rücken. „Vergiss nicht, dass du mir versprochen hast, mich zu besuchen", rief Hope ihr nach, als sich Rudolph in die Lüfte schwang. Im Sturmschritt galoppierte das Renntier durch die Lüfte und Cheyenne fand sich in Windeseile im Krankenhaus wieder.
Der Morgen begann mit einem heftigen Schneesturm. Die Ärzte des Memorial Alicia Krankenhauses machten ihre Visite. Während seiner Visite stellte Dr. Quentin fest, dass Cheyenne in der Nacht gestorben war. Als er an der Rezeption den Totenschein ausstellte, hörte er fröhliches Kinderlachen und Gesang aus einem Zimmer kommen. Er ging dem Gesang nach und betrat das Zimmer der kleinen Tammy. Auf dem Bett saß eine ihm unbekannte Schwester und erzählte der Kleinen von Rudolph dem rotnasigen Renntier und seiner wichtigen Aufgabe. Die Augen der kleinen Tammy strahlten. Als die Schwester eine Pause machte, sprach er sie an: „Schwester?" Sie drehte sich herum: „Ja, bitte?" Er erstarrte, das konnte nicht sein - Cheyenne saß vor ihm - aber das war unmöglich. Er bemerkte das amüsierte Funkeln in ihren Augen. Dabei fiel sein Blick zufällig auf ihr Namensschild - Angel- wie passend in dieser Situation. „Dr. Quentin?" Er fasste sich wieder: „Willkommen auf meiner Station." Angel lächelte und ergriff die dargebotene Hand: „Danke, Dr. Quentin. Es freut mich, sie kennen zu lernen" Alan Quentin war es, als hörte er in diesem Moment einen leisen Chor aus Harfen, Glöckchen und Flöten, der eine leise, jubelnde Melodie des reinen Glücks spielte. „Fröhliche Weihnachten, Doktor!" sagte Angel immer noch lächelnd und wandte sich wieder dem kleinen Mädchen zu.
Mich stimmt die Story überhaupt nicht auf Weihnachten ein. Aber ich liebe diese Story, das weißt du ja. Bin begeistert, dass du sie hier on gestellt hast.