Ich mach ja schon weiter. Die Blockade ist leider net weg, aber ich hab ja ein wenig auf Vorrat geschrieben. So denn, da habt ihr was, wenn ihr ja so lieb bittet.
Inzwischen tappte Staatsanwalt Kirkitadse im Büro auf und ab. Es war schon 10 Uhr morgens und von Michael Naseband und Alexandra Rietz war keine Spur. Sie hatten sich nicht frei genommen, keine Nachricht hinterlassen und auf den Handys konnte er sie auch nicht erreichen. Als wären sie vom Erdboden verschluckt, genau wie Herr Grass vor 3 Monaten. Kirkitadse blieb kurz stehen, erschrocken von seinen eigenen Gedankengängen.
„Ach, nein. Sie werden schon ihre Gründe haben, vielleicht sollte ich es mal im Krankenhaus versuchen, in dem Herr Grass stationiert ist.“, murmelte er vor sich hin. Als er nach ein paar Sekunden merkte, dass diese Idee gar nicht so schlecht war, nahm er sein Handy und wählte die Nummer der Klinik.
Michael sah Alex und stürmte sogleich auf den Doc zu. „Sie hat nur leichte Kreislaufprobleme. Der ganze Trubel dürfte sie ganz schön mitgenommen haben. Es geht ihr gut, aber wir werden sie zur Sicherheit über Tags noch hier behalten.“, erklärte Doktor Schwartz in aller Ruhe. Michael war erleichtert und ließ sich auf den Sessel neben Gerrits Bett fallen.
Obwohl er Michael aufgrund der Amnesie nicht kannte und auch nicht wirklich was mit seinen Erzählungen anfangen könnte, legte Gerrit seine Hand instinktiv auf Michaels Schulter, da er merkte, dass er sich große Sorgen um Alex machte. Im ersten Moment schreckte Michael hoch, er hätte nie damit gerechnet, dass Gerrit ihn trösten würde, doch dann drehte er sich zu ihm um und lächelte ihn leicht an. „Sie….du siehst müde aus. Willst du dich nicht hinlegen oder heimfahren?“, fragte Gerrit ihn.
„Ja, das sollte ich vielleicht, aber ich kann nicht. Du… und Alex… ich will nicht heim!“ Gerrit sah Michael tief in die Augen, er wusste nicht warum, aber Gerrit war sich sicher, dass er bei Michael noch nie, seitdem sich die beiden kannten, so einen Blick gesehen hatte. Michis Augen waren feucht, der leicht graue Pigmentanteil seiner Iris schimmerte auf, Gerrit konnte Michis Verzweiflung deutlich in dessen Augen lesen. Verzweiflung, weil die beiden Kollegen, die ihm als Freunde ans Herz gewachsen waren, im Spital lagen und er nicht planen konnte, wie es nun weitergehen sollte. Gerrit fühlte Michaels Schmerz, obwohl er ihn doch gar nicht zu kennen schien, aber trotzdem sagte er mit sanfter Stimme: „Dann bleib halt hier, aber bitte lass dir ein Bett reinschieben, du brauchst Schlaf. Genau wie ich und…. Alex.“.
Als Michael zur Rezeption wollte, um sich ein Bett oder was ähnlich Schlaffähiges zu besorgen, kollidierte er mit einer hurtigen Schwester zusammen. „Ah, Herr Naseband, zu Ihnen wollte ich. Ein gewisser Herr Kirkitadse hat angerufen und verlangt Sie.“ „Ach du scheiße. Wir sollten ja eigentlich...“, entgegnete Michael entsetzt und folgte der Krankenschwester zur Rezeption.
Sofort nahm er den Hörer auf und erklärte Kirkitadse die ganze Situation in kurzen schnellen Sätzen. Kirkitadse war geradezu entsetzt, dass ihn die Kommissare nicht von Gerrits Erwachen informiert hatten. Und auch, dass Frau Rietz zusammengeklappt war, ließ ihn aufhorchen. Aber er zeigte schnell Verständnis und gab den Kommissaren für die kommenden 3 Tage frei, um besser mit den Geschehnissen zurecht kommen zu können.
Nachdem Michael das Gespräch beendet hatte, atmete er erleichtert auf und begab sich zurück zu Gerrits Zimmer. Vollkommen gedankenverloren öffnete er die Tür, hinter der Gerrit ihn schon erwartete. „Hey, und wo ist dein Bett?“, fragte er beinahe vorwurfsvoll. Mit einem Klatscher an die Stirn verließ Michael das Zimmer erneut und kam mit einer Schwester und einem Rollbett wieder.
„Sie haben Glück, dass wir im Moment unterbelegt sind und noch ein paar Betten frei sind. Aber falls wir, Gott behüte, einen Busunfall oder dergleichen haben sollten, muss ich Sie leider aus ihrem Bettchen werfen.“, scherzte die Schwester und verließ den Raum.
Damit diese Story auch endlich zu ihrem Ende kommt, stelle ich sie nun komplett on.
Michael konnte nicht so wirklich drüber lachen, er war in diesem Moment verdammt müde und einfach nur fertig. Alex schlummerte ruhig neben Gerrit, welcher Michael ansah, als wüsste er über Gott und die Welt und über Michis Befinden Bescheid. Michael wunderte sich ein bisschen. Auch wenn Gerrit sein Gedächtnis verloren hatte, schien er doch noch zu wissen, was in Michi vorging. Und obwohl Michael sich dessen nicht sicher war, beruhigte ihn die Annahme ungemein. „Jetzt leg dich doch hin, du kippst ja gleich aus den Latschen.“, lachte Gerrit und deutete auf das Rollbett. Und tatsächlich, kaum hatte sich Michael hingelegt, schlief er auf der Stelle ein. Eigentlich wollte er das nicht, er wollte sowohl für Alex, als auch für Gerrit da sein, und stark sein. Doch es war einfach zu viel auf einmal passiert. Auch für ihn, einem erfahrenen Kommissar.
Gerrit war froh, dass die beiden eingeschlafen waren. Ihn plagte zwar ebenso die Müdigkeit, die er am liebsten durch ein paar Stunden Schlaf gestillt hätte, doch er konnte jetzt nicht schlafen. Es waren so viele Gedanken in seinem Kopf. Dieses Gefühl kannte er gar nicht und für einen Moment machte es ihm sogar Angst. ,Wenn ich schon mit diesen wenigen Augenblicken, die ich seit dem Erwachen erlebt habe, nicht ohne Probleme zurecht komme, wie funktioniert das dann mit 36 Jahren Erfahrung?’ Plötzlich versiebten seine Gedankengänge und er blickte auf. „Wieso weiß ich wie alt ich bin?“, murmelte er vor sich hin. Er versank wieder in Gedanken und rutschte sicher aber doch in die Waagrechte. „Vielleicht kehrt meine Erinnerung doch zurück. Ich wünsche es mir so sehr. Ich möchte doch endlich wieder wissen, wer ich bin…“ Nach diesen Worten, die voller Sehnsucht aus ihm strömten, siegte der Schlaf über Gerrit und er entsann sich der wachen Welt.
Obwohl es erst 11 Uhr morgens war, schliefen die drei Kommissare felsenfest in ihren Betten. In allen drei Gesichtern war ein wenig Erleichterung zu lesen. Einige Zeit später wurde Gerrit unsanft durch Michaels Rütteln wach, dieser war durch die Sonnenstrahlen geweckt worden. Unwillig öffnete Gerrit die Augen und wusste wieder, wo er sich befand. Das ihn fast auffressende Gefühl der Leere überkam ihn erneut, doch es wurde ein wenig durch die Tatsache gemildert, dass er sich wenigstens an die letzten Stunden erinnern konnte. „Morgen, na, wie gehts dir, Gerrit?“, fragte Michael leicht besorgt. Er sah seinem Freund und Kollegen an, dass etwas nicht stimmte. „Ganz gut, nur immer noch etwas unsicher.“, antwortete Gerrit fast geistesabwesend. Sein Blick wanderte ziellos durchs Zimmer, als er auf einmal aufschrak und kerzengerade im Bett saß. „Wo ist Alex? Was ist mit ihr?“, schallte es aus seinem Mund. Michael wollte schon antworten, da kam die Resonanz von der Tür: „Hier bin ich. Es geht mir gut, Gerrit.“ Gerrit sank erleichtert ins Bett zurück, ein tiefer Seufzer kam über seine Lippen. Alex trat auf ihn zu. „Du machst dir ja ganz schöne Sorgen, dafür, dass du mich eigentlich nicht kennst.“, lachte sie auf. „Ich hol uns mal den Wagen.“, kam es aus Michaels Richtung, und er verließ das Zimmer.
,Sie hat Recht, ich mach mir große Sorgen, obwohl ich mich gar nicht erinnern kann. Und was meint Michael mit Auto holen? Fahren sie wieder und überlassen mich meinem Schicksal?’ Gerrit wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er an der Hand berührt wurde. „Es tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe. Ich wollte nicht zusammenbrechen. Ich war einfach nur so fertig, du warst so lange im Koma, und dann ist dein…“ Gerrit legte seinen Zeigefinger auf Alex’ Lippen und stoppte so ihren Redefluss. „Du brauchst dich nun wirklich nicht zu entschuldigen. Dann müsste ich es ja auch, weil ich so zugerichtet wurde und euch damit Sorgen bereitet habe. Und dafür kann ich ja auch nichts, ich weiß ja gar nichts mehr. Du hast also gar keinen Grund dich zu entschuldigen.“ Alex nickte verstehend und wechselte schließlich gekonnt das Thema. „Komm, zieh dich an, wir wollen fahren. Wird Zeit, dass du hier wieder raus kommst. Der Arzt ist damit einverstanden, dass du mal Frischluft schnupperst.“ Begeistert diese Nachricht zu hören, sprang Gerrit auf und ging zum Kleiderschrank. Die Sachen da drin mussten wohl seine sein, Alex und Michi hatten ihm schon vor ein paar Wochen frische Kleidung vorbei gebracht, denn sie haben immer gehofft, dass er wieder aufwachen würde. Nun ließ Alex Gerrit allein und er zog sich an.
Nachdem er fertig war, schnellte er aus dem Zimmer, packte Alex am Arm, und ging zielgerichtet zum Lift. Im Aufzug schaute Alex ihn ungläubig an. „Woher weißt du denn, wo wir hin müssen?“ „Eine hervorragende Frage, aber ich kann sie dir nicht beantworten.“, antwortet Gerrit. „Na egal, Hauptsache, du weißt es. Scheint so, als würde langsam dein Gedächtnis wiederkehren.“, schmunzelte Alex ihn an. Mit diesem Satz schürte Alex die Hoffnung von Gerrit, wieder ganz gesund zu werden an.
In der Tiefgarage angekommen wartete Michael schon und die drei fuhren los. Michael und Alex wollten mit Gerrit einfach ein paar Runden durch die Stadt drehen, um ihm die Möglichkeit zu geben sich wieder erinnern zu können. Gerrit schaute neugierig aus dem Fenster, denn für ihn war alles neu, wie für ein kleines Kind, das zum ersten Mal außer Haus ging. Er wusste gar nicht, wo er zuerst hinschauen sollte, über eine halbe Stunde lang verfolgte er die Außenwelt mit, die sich immer in Bewegung befand. Wissbegierig drehte er den Kopf in alle Richtungen, seine Augen sogen die Umgebung förmlich auf, bis er auf einmal ein Blitzen vor seinen Augen sah. Es schüttelte den Kommissar und er schrie auf. „Halt, stopp, haltet an! Bitte!“ Reflexartig legte Michael beinahe eine Notbremsung hin und blieb am Straßenrand stehen. Gerrit stieg aus und sah sich um, die Gegend war außerhalb der Stadt gelegen. „Gerrit, was ist denn los? Wieso schreist du so?“, fragte Alex besorgt, doch jener reagierte nicht. Mit offenem Mund, gesenktem Kopf und Stirnrunzeln machte er langsame Schritte in die entgegengesetzte Fahrtrichtung, bis er plötzlich anfing zu laufen. „Gerrit, warte!“, brüllte ihm Michael nach, doch Gerrit war nicht aufzuhalten. Er lief und lief, bis er auf einmal vor einem Acker anhielt.
„Gerrit, verdammt, wo rennst du denn hin?“, brüllte Michael ihm nach. Als er und Alex bei Gerrit angekommen waren, starrten sie erschrocken auf den Acker. Es war ihnen selbst nicht aufgefallen, als sie daran vorbeifuhren, aber jetzt bemerkten sie es. Gerrit wurde damals auf diesem Feld gefunden, blutüberströmt und schwer verletzt. Gerrit blickte fassungslos auf den Acker, er war wie angewurzelt, seine Augen zitterten hin und her, er sah Vieles Revue passieren. Es überkam ihn ein Schmerz, jedoch konnte ihn Gerrit nicht definieren, er tat einfach unendlich weh, so sehr, dass Gerrit zusammenzuckte. „Hey!“, fuhr Alex ihn an und bekam ihn am Arm zu fassen. „Los, wir bringen ihn zurück zum Wagen!“ Michael nahm Gerrit an der anderen Seite und die beiden führten ihren Kollegen zum Auto. Gerrit verdrehte den Kopf und starrte immer noch den Acker an, bis er aus seinem Blickfeld verschwand. Alex setzte sich zu Gerrit auf die Rückbank, denn dieser war nicht mehr zu beruhigen, er atmete immer schneller, hyperventilierte sogar schon und zitterte am ganzen Körper. „Michael, fahr los!“, befahl Alex mir harscher Stimme. Mit quietschenden Reifen setzte sich der Wagen in Bewegung, Gerrit allerdings beruhigte sich nicht. Alex redete ihm zu, streichelte ihn an den Armen, ja schüttelte ihn sogar schon. „Gerrit, hey, komm zu dir, was ist los? Was hast du gesehen?“ Alex kannte diese erste Hilflosigkeit, wenn die Erinnerungen zurückkamen, doch diese verschwand bald, und es siegte die Vertrautheit. Dies schien aber bei Gerrit nicht der Fall zu sein, denn er kam einfach nicht zur Ruhe. Jetzt reichte es Alex, sie gab Gerrit eine Kopfnuss und schrie ihn an, er solle zu sich kommen. Michael war am Fahrersitz ganz erschrocken aufgrund dieser Methode. Doch sie schien zu wirken. Gerrit kam von seinem Trip runter, und reagierte auf Alex’ Worte. „Ich hab… ich konnte mich wieder erinnern… dass mich da jemand zusammengeschlagen hat… immer und immer wieder schlug er mit einem Gegenstand auf mich ein, ließ nicht von mir ab. Es war… es war so furchtbar.“ Gerrit vergrub das Gesicht in seinen Händen. Alex hatte ihn noch nie so erlebt.
Der Skoda fuhr in die Tiefgarage des Spitals ein, doch keiner wagte es auszusteigen. Gerrit schaute auf die Rückseite des Beifahrersitzes, doch sein Blick durchdrang diesen, glitt ins Leere. Alex wusste nicht so Recht, was sie tun sollte, auch Michael, der sich zu den beiden umgedreht hatte, schaute etwas ratlos drein. „Gerrit“, unterbrach Alex das Schweigen, „willst du uns nicht erzählen, an was du dich erinnern kannst?“ „Ich kann das jetzt nicht, bitte, nicht jetzt. Ich will zurück ins Zimmer.“ Alex und Michael respektierten den Wunsch ihres Kollegen, und brachten ihn zurück in sein Zimmer. Es war inzwischen später Nachmittag, und die Beiden beschlossen einen Happen essen zu gehen, denn Gerrit wollte ohnehin alleine sein.
Gerrit schloss die Tür und verdunkelte das Zimmer. Er wusste, er war nicht der, als der er sich jetzt fühlte, so niedergeschlagen und labil, so weinerlich und ängstlich. Er kannte sich nicht, aber er wusste, das war er auf keinen Fall. Er war nicht der, der er sein wollte, aber er wollte auch nicht sein, wer er jetzt war. Doch im Moment ließen seine Empfindungen keinen anderen Zustand zu. Er legte sich ins Bett und begann bitterlich zu weinen. Er schluchzte, konnte kaum einen tiefen Luftzug machen, zitterte am ganzen Körper. Doch er konnte nicht anders. Vor lauter Scham vor sich selbst zog er die Bettdecke über sich und ließ mit angezogenen Beinen liegend seinem Verlangen freien Lauf.
Nach einer Weile begannen sich seine Erinnerungen zu ordnen, ohne, dass er es beabsichtigt hatte. Fetzen vor der Prügelei ergänzten sein teilweise zurückgekehrtes Gedächtnis. Er wusste nun, dass er etwas nicht ganz Richtiges getan hatte, weshalb er seinen Kollegen nicht von seinem Unternehmen erzählt hatte. Nur welches Unternehmen war das? Könnte es sein, dass er aufgrund dieses Unternehmens zusammengeschlagen wurde? Vor lauter Erschöpfung schlief er mitten in seinen Gedankengängen ein.
Nach dem Essen machte Claudia die Küche sauber, wusch die Teller ab und erledigte die Wäsche. Viktor war inzwischen wieder losgezogen, wohin, das wusste sie wie immer nicht. Er erzählte ihr schon lange nichts mehr, und so blieb sie wie fast jeden Tag alleine daheim.
Nach ihrer Arbeit holte sie die Fotoalben raus und blätterte darin. Sie schlug die erste Seite auf und erblickte Babyfotos von sich, als sie etwa 2 Jahre alt war. Jüngere Fotos gab es nicht von ihr. Ihre Mutter sagte ihr einmal, sie wären bei einem Herdbrand verbrannt. Auf einem Bild hielt ihre Mutter sie im Arm, ihr Vater stand daneben und schnitt Grimassen. Das dürfte eine schöne Zeit gewesen sein, nur leider erinnerte sich Claudia nicht mehr daran. Wie auch, sie war ja noch viel zu klein. Sie blätterte weiter und kam schließlich in ihrem jetzigen Leben an. Die Fotos von Viktor und ihr zeigten das Paar anfangs noch romantisch und verliebt, doch jetzt war die Liebe seinerseits abgeklungen. Das spiegelten auch die Fotos wieder, die kaum älter als 4 Wochen waren.
Claudia wurde richtig wehmütig und noch trauriger, als ihr einfiel, dass sie eigentlich ganz alleine auf dieser Welt war. Ihre Eltern waren bereits vor Jahren bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben gekommen und sie hatte keine Geschwister. Auch ihre Großeltern auf beiden Seiten lebten nicht mehr. Sie hatte nur Viktor, und wenn sie den jetzt auch noch verlieren würde. Sie wollte gar nicht daran denken.
Michael und Alex hatten unterdessen beschlossen Gerrit etwas Richtiges zu essen mitzubringen, von diesem Krankenhausfraß konnte ja keiner schnell wieder zu Kräften kommen. Doch als die beiden mit dem Essen in seinem Zimmer ankamen, mussten sie aufpassen nicht zu stolpern, denn es war so düster, dass sie kaum etwas sehen konnten. Michael stellte das Tablett mit dem mitgebrachten Essen ab und Alex ging zu Gerrit. Der lag noch immer so zusammengekauert da, wie er eingeschlafen war. „Wir sollten ihn in Ruhe lassen. Wenn er uns braucht, wird er schon anrufen.“, flüsterte Alex. Michael stimmte zu, und so verließen die beiden das wieder Krankenhaus.
In der Zwischenzeit bemühte sich Staatsanwalt Kirkitadse um Ersatz für Alex und Michael, denn in den drei Tagen, die sie frei hatte, musste die Arbeit schließlich weitergehen. Es erklärten sich auch gleich zwei Kollegen bereit den Dienst von Alex und Michi für die drei oder auch für mehrere Tage zu übernehmen. Sie hatten viel Verständnis für die Situation ihrer Kollegen, denn sie wussten, dass die drei ein eingespieltes Team waren. So mussten sich Alex und Michael zumindest darüber keine Sorgen mehr machen. Die beiden fuhren ziellos in der Gegend herum, bis Alex schließlich das Wort ergriff: „Lass uns noch mal die Akten durchgehen.“ „Das haben wir doch schon zigmal gemacht, und wir sind auf keinen grünen Zweig gekommen.“ „Ja, ich weiß, aber ich werd das Gefühl nicht los, dass wir jetzt was finden werden.“ Michael stimmte schließlich zu und schlug den Weg zum Büro ein. Sie konnten im Moment sowieso nicht viel tun, also besser die Zeit mit Ermittlungen totschlagen, als mit sinnlosem Benzinverbrauch.
Im Büro angekommen suchte Alex die Akten von Gerrits Fall aus dem Ladenboy und schlug sie energisch auf. „Da muss es doch... ha, ich habs geahnt! Schau mal, Michi!“ Alex hielt ihm eines der Tatortbilder unter die Nase. Michael betrachtete es genau, legte die Stirn in Falten, schaute Alex an. „Ich seh da nichts, was meinst du?“ „Na hier“, Alex deutete auf einen Holzpflock, der im Boden steckte, „Der war heute total umgeknickt. Aber es ist kein Auto dran gefahren, das sähe anders aus.“ „Ja mein Gott, dann hat ihn halt ein Traktor umgefahren.“ Alex warf den Computer an und recherchierte kurz. „Kann nicht sein, das Feld liegt seit 3 Jahren brach. Michael, wir müssen da zurückfahren, da stimmt was nicht. Der sah heute ganz anders aus, als auf dem Bild!“ Mit einem Seufzer nahem Michael seine Jacke vom Stuhl.
Beim Feld angekommen kramte Alex eine Taschenlampe hervor, da es bereits dämmrig wurde, und ging zu dem Holzpflock. Sie versuchte ihn zu lockern, doch es tat sich nichts. „Ach Alex, lass es, das bringt doch nichts.“ Doch mit einem Mal hatte sie den Pfahl in der Hand. „Wie war das gerade eben?“, schmunzelte sie triumphierend. Michael tat, als hätte er nie etwas Gegenteiliges behauptet, und trottete zu Alex ins Feld. Diese bückte sich, um das verbliebene Loch zu besichtigen, und zog ein kleines Videoband heraus. Verwundert über ihren Fund säuberte sie diesen von der Erde und betrachtete ihn. „Hmm, ich sag nie mehr was, wenn dir eine Tatortveränderung auffällt.“, stellt Michael fest, was Alex aber nur ein müdes Lächeln entlocken konnte. „Fahren wir ins Büro, irgendwas Wichtiges muss ja auf dem Band drauf sein, sonst würde man es nicht hier verbuddeln.“, murmelte Alex und begab sich grübelnd auf den Weg zurück zum Auto. Michael rief inzwischen die Spurensicherung an, womöglich befanden sich noch mehr interessante, bis jetzt nicht aufgefundene Beweise auf dem Feld, die schleunigst gesichert werden sollten. Vielleicht würde das Glück ihnen doch einmal hold sein, und sie würden eine Spur zu Gerrits Peiniger finden.
Gerrit öffnete abermals die Augen, versuchte festzustellen, wie spät es war, doch sein Zeitgefühl hatte er völlig verloren. Kein Wunder, die Jalousien waren verschlossen und es drang nicht ein Lichtstrahl in das düstere Zimmer. Grummelnd setzte er sich im Bett auf. Es musste schon spät sein, sie waren ja erst gegen Nachmittag von diesem Ausflug, der ihm schmerzliche Erinnerungen gegeben hatte, zurückgekommen. Gerrit entschloss sich aufzustehen und begab sich zum Fenster, um zu lüften. Die Luft hier drin war alles andere als angenehm, und er brauchte einen klaren Kopf. Die spätsommerliche Luft reinigte seine Lungen und erfrischte ihn. Er schloss die Augen und genoss die Brise im Gesicht. Für einen kurzen Moment konnte er abschalten, was ihm seit seinem Erwachen aus dem Koma nicht möglich gewesen war. Doch dieser Moment währte nicht lange, seine Gedanken begannen wieder zu sprudeln. Gerrit seufzte, er wollte das nicht. Er konnte sich bereits an vieles erinnern, an seine Kindheit, an die Ausbildungszeit bei der Polizei, an seine Familie, aber auch an Gefühle. Leider fehlten ihm immer noch viele Schlüsselerinnerungen, was ihn missmutig stimmte.
Er dachte wieder an das Unternehmen, das ihn erst in diese missliche Lage gebracht hatte. Noch immer wusste er nicht genau, was es war, doch er wollte es herausfinden. ,Ich muss mich darauf einlassen, ich muss mich trauen und es zulassen mich zu erinnern.‘, dachte Gerrit. Noch einmal holte er tief Luft, dann nahm er sich einen Stuhl, der im Raum stand, und stellte ihn vors Fenster. Dabei fiel ihm das Essen auf, das auf dem kleinen Tischchen stand. Gerrit öffnete die Verpackung, und köstlicher Duft kam ihm entgegen. Es war chinesisches Essen, Ente süß sauer, gemischt mit Eierreis und ein paar gebackenen Nudeln. Kaum den Geruch in der Nase bekam der Kommissar Hunger. Er nahm die Köstlichkeiten mit zum Fenster und fing an zu essen, während sich seine Gedanken weiter um sein Leben drehten.
Im K11 angekommen legte Alex das Band in das Abspielgerät ein und drückte auf Play. Sie und Michael warteten gespannt, was das Band bringen würde, doch es kamen kein Laut und kein Bild. Alex spulte vor und zurück, schaltete immer wieder auf Play, doch es tat sich nichts. „Na super, das Band hat wohl zu lange unter dem Pflock gemodert. Aber vielleicht kann ja die Technik noch was rausholen. Max? Kannst du das bitte schnell in die Technik bringen? Die sollen sich drum kümmern.“ Max nickte, nahm das Band und war auch schon aus dem Büro draußen. „Ob da noch was zu retten ist?“, fragte sie Michael. „Es muss einfach!“, gab Alex zur Antwort und setzte sich zu ihrem Schreibtisch.
Gerrit genoss einstweilen das leckere Essen und die frische Luft, die ihm ins Gesicht blies. Es befreite ihn irgendwie, und er fühlte sich von Minute zu Minute wohler in seiner Haut. Immer mehr Erinnerungen tauchten auf, die Gerrit auch einordnen konnte. Als er die Essensverpackung beiseite stellte, fiel ihm auf dieser der Drache auf, der das Logo des China-Restaurants darstellte. Erneut machte es klick, Gerrit fiel wieder ein, dass er als Kind mit seiner Mutter oft dort war, weil er ganz verrückt auf das schöne Aquarium war, das dort aufgestellt war. Er hatte den Fischen immer begeistert zugesehen, bis das Essen kam. Seine Lippen formten ein Lächeln, das sogleich wieder verschwand. Die Rückblende an Teile seiner Kindheit rief ihm wieder ins Gedächtnis, dass seine Mutter vor wenigen Monaten gestorben war. Seinen Vater hatte er schon früh verloren, deshalb hing er sehr an seiner Mutter.
Er schloss seine Augen und ließ sich die Sonne aufs Gesicht scheinen, der frische Wind sollte ihm erneut helfen sich weiter zu erinnern, und so geschah es auch. Nach dem Tod seiner Mutter wurde er zur Testamentseröffnung geladen, sowie auch andere Familienmitglieder. Sie erfuhren, dass seine Mutter neben seinem Bruder noch ein Kind hatte, das sie bekam, als die beiden noch ganz klein waren. Sie war von einem anderen Mann schwanger geworden, und die Brüder glaubten damals, ihre Mama wäre einfach dicker geworden. Die Mutter brachte ein kleines Mädchen zur Welt, das sie zur Adoption freigab. Sie hatte nicht genug Geld und Mittel sich um drei Kinder zu kümmern. Die kleine Claudia kam in eine Familie, die keine Kinder bekommen konnte, und war so besser aufgehoben, wie Mama Grass es sich für sie gewünscht hatte.
Die Blockade schien gelöst, immer mehr Informationen prasselten auf Gerrit ein, immer mehr Erinnerungen und dazugehörige Gefühle durchströmten ihn. Dieses leere Gefühl, nicht zu wissen, wer er war, verschwand zusehends. ,Ist das schön wieder zu wissen, wer man selbst ist, und das auch in der ganzen Bandbreite wahrnehmen kann.‘ Gerrit freute sich, so fühlte es sich richtig an, zu spüren, wer er war. Doch diese Tatsache barg auch Negatives, denn nun wusste er auch, weshalb er zusammengeschlagen wurde.
Er schloss das Fenster, schnappte sich seine wenigen Sachen, und verließ das Krankenhaus. Da er endlich wieder alles wusste, steuerte er zielsicher auf das Haus seiner Mutter zu. Es stand jetzt leer, Gerrit wusste nach ihrem Tod nicht recht, was er damit anstellen sollte. Für ihn allein war es wohl zu groß, und er wollte seine WG ungerne aufgeben. Als er daheim ankam, holte er den Zweitschlüssel aus seinem üblichen Versteck und schloss auf. Er kramte eine Weile in dem Papierhaufen neben dem Telefon herum, bis er den Zettel fand, den er gesucht hatte. Mit einem zufriedenen Nicken machte er sich wieder auf den Weg.
Im Büro gingen Alex und Michael wieder ihrer Arbeit nach, sie mussten ja irgendwie die Zeit rumkriegen. Als die beiden konzentriert auf ihren Desktop starrten, kam André mit einem Gepolter ins Büro, dass es die beiden regelrecht hochriss. „Es gibt Neuigkeiten!“, verkündete André sogleich. „Musst du mich denn so erschrecken? Ich hätte fast meinen Kaffee vergossen. Selbst Michael ist aufgeschreckt.“ „Das stimmt doch gar nicht!“ „Ich kann auch wieder gehen, wenn es euch nicht interessiert.“, grinste André und machte andeutungsweise kehrt. „Ist ja schon gut, ich bin ja schon still. Also was hast du?“ „Die Techniker konnten das Band teilweise rekonstruieren und haben es gleich auf eine Videokassette überspielt.“ „Das ist ja super, dann schauen wir es uns gleich mal an.“ Michael nahm die Kassette und spielte sie am Fernseher ab.
Das Video war nicht lang, der Raum, in dem es sich abspielte, war abgedunkelt. Zwei Personen in schwarz folterten einen Mann, dem ein Strohsack über den Kopf gezogen war. Nach 40 Sekunden ging einer der dunkel gekleideten Männer an der Kamera vorbei und wurde mit dem ganzen Gesicht gefilmt. Dann war der Film aus. „Viel war ja nun nicht zu sehen, aber das Gesicht kam mir so bekannt vor.“, nuschelte Alex und ging an ihren Schreibtisch. Michael und André schauten ihr verwirrt nach, was hatte Alex nur gesehen? Sie gingen ihr nach unten musterten den Bildschirm. „Ha, wusste ich es doch! Hier ist er, Mirko Laditz, gesucht wegen schwerer Körperverletzung, Diebstahl und so weiter und sofort. Die Kollegen vom K4 fanden schon seit Wochen nach ihm und seinen Komplizen. Die sollen zahlreiche krumme Dinger hinter sich haben.“
Das war die Spur, auf die sie alle gewartet hatten. Das Band wurde an demselben Ort gefunden, an dem Gerrit zusammengeschlagen wurde. Es musste einfach einen Zusammenhang geben. Michael noch einmal ins Krankenhaus fahren und Gerrit von den neuen Erkenntnissen berichten. Vielleicht könnte er sich dann wieder erinnern. Was Michael nicht wusste war, dass Gerrits wieder im vollen Besitz seiner Erinnerungen war.
Gerrit holte im Haus seiner Mutter die Telefonnummer von Claudia, seiner Halbschwester. Er konnte sich nun wieder erinnern, wie es war. Er wollte seiner Schwester helfen, im war egal, dass sie nur seine Halbschwester war. Doch er konnte nicht genug Geld auftreiben, also holte er es sich schwarz von einem Kredithai. Satte 20,000€ waren es, die Gerrit für Claudia bereitstellen wollte. Eine hohe Summe für jemanden, den er gar nicht kannte. Doch aus irgendeinem Grund fühlte er sich mit ihr verbunden. Vielleicht, weil sie außer seinem Bruder das einzige war, was ihm von seiner Mutter noch blieb.
Gerrit hinterließ Claudia eine Nachricht, dass er sich mit ihr treffen wollte, um ihr das Geld zu geben, doch diese Nachricht erreichte Claudia nie. Stattdessen hatte ihr Freund Viktor die Nachricht bekommen, und wollte sich dies nicht entgehen lassen. Er löschte die Nachricht, bevor Claudia sie anhören konnte, und machte sich auf zu dem Treffen mit Gerrit.
Da Viktor nicht ganz sauber war, und dabei war sich seine kriminelle Karriere aufzubauen, konnte er das Geld gut gebrauchen. Allerdings war er in ein Netzwerk geraten, das keine Fehler erlaubte. Viktor wurde von seinen kriminellen Kollegen auf Schritt und Tritt verfolgt. Bevor sie ihrem neuen Kollegen vertrauen konnten, mussten sie ihn erst einmal überprüfen, und das eine gewisse Zeit lang. Sie wussten, warum sie die Eingewöhnungsphase von Neulingen überprüften, und auch bei Viktor sollte es sich bezahlt machen. Sie hatten mitbekommen, dass dieser einem Bullen, nämlich Gerrit, Geld abluchsen wollte.
Diese Tatsache konnten sie unmöglich durchgehen lassen. Viel zu groß war die Gefahr, dass Viktor einen Fehler begang und Gerrit ihrem Ring auf die Schliche kam. Das konnten sie gar nicht gebrauchen. Also verfolgen sie Viktor zur Geldübergabe. Gerrit, voller Zuversicht, freute sich darauf seine Schwester zu sehen und ihr dieses Geschenk machen zu können. Doch er war einfach zu unvorsichtig gewesen, angesichts des großen Betrags. Viktor hatte Gerrit ihn Claudias Namen eine SMS geschrieben hatte, sie sollen sich doch bitte außerhalb der Stadt treffen, da Claudia nicht viel Zeit haben würde. Gerrit hatte sich zwar gewundert, aber sich nichts weiter dabei gedacht. Ein großer Fehler, wie sich herausstellen sollte.
Als Gerrit auf dem Übergabeort, dem Feld, ankam, war es bereits dämmrig. Er konnte Viktors Gestalt erkennen, ließ das Geld vorerst im Auto. Sein Gefühl stellte sich ein, und dieses prophezeite nichts Gutes. Langsam ging er auf Viktor zu, fragte ihn, wo Claudia sei, doch da kamen schon wie aus dem Nichts Viktors Kollegen geschossen und machten sich an Gerrit zu schaffen. Sie prügelten ihn halb tot, entsorgten ihn auf dem Feld, schnappten sich das Geld und zischten ab. Viktor bekam nur einen Teil des Geldes, der Ring nahm das restliche Geld als Entschädigung an sich, weil Viktor sie alle in Gefahr brachte. Diesem passte das gar nicht, aber er war auch mit 5,000€ froh.
Nun war er auf dem Weg ins Büro, er musste sich von seinen Kollegen helfen lassen. Weil er sich das Geld nicht ganz legal besorgt hatte, musste er damals vor seinen Kollegen dicht halten, doch jetzt konnte er das nicht mehr. Zu schlecht war sein Gewissen gegenüber Alex und den anderen, weil er sich belogen hatte. Er wollte nicht länger mit einer Lüge leben, nur weil er so unvorsichtig und engstirnig war, kam er erst in so eine Lage. Dies sollte ein Ende haben. Er hatte genug Leid angerichtet.
Als Gerrit im Büro ankam, schaut ihn Alex verwirrt an. „Was machst du denn hier? Ich dachte du wolltest dich ausruhen?“ „Alex, ich muss dir etwas sagen. Bitte, setz dich.“
André und Alex warfen sich verwirrte Blicke zu, doch Alex setze sich. Nach einem tiefen Seufzer begann Gerrit erzählen. Es lag eine eisige Stille im Raum, nachdem Gerrit fertig erzählt hatte, die nur von Alex‘ Handy gestört wurde. Es war Michael, der im Krankenhaus auf ein leeres Bett gestoßen war, in dem Gerrit eigentlich hätte liegen sollen. Alex zitierte ihn zurück ins Büro, ihre Worte waren hart und kurz. Dann widmete sie sich wieder Gerrit.
„Wie kannst du nur so etwas tun?? Vertraust du uns nicht, oder warum musst du solche Alleingänge machen? Du hättest TOT sein können, ist dir das eigentlich bewusst?? Ich kann nicht glauben, dass du uns so wenig traust.“ Ohne Pausen sprudelten die Worte nur so aus ihrem Mund heraus. Gerrit konnte dem gar nicht erst etwas entgegensetzen. Jedes Wort zu viel wäre in diesem Moment unangebracht gewesen. Alex hatte zu dem recht, er hatte sich unmöglich benommen. Sein Verhalten war nicht entschuldbar, er hatte sich in Gefahr gebracht und das Gesetz missachtet. All dies hätte verhindert werden können, hätte er sich Alex nur früher anvertraut. Das wurde ihm erst jetzt richtig bewusst.
Den Tränen nahe ließ er sich in Michaels Sessel fallen und schlug die Hände vors Gesicht. „Es tut mir so leid.“, murmelte er. Es gab keine Worte, die auch nur annähernd beschreiben konnten, wie er sich nun fühlte. Er hatte eine Menge Fehler gemacht, das alles nur aus Liebe zu seiner Schwester, die er nicht mal richtig kannte. Zu sehr nagte immer noch der Tod seiner Mutter an ihm, so verzweifelt war er, dass seiner Gebrochenheit solche Taten folgten. Alex versuchte ihn zu trösten, doch es war kaum ein Rankommen an ihn möglich. Zu sehr war er mit sich beschäftigt.
Nicht einmal als Michael zur Türe hereinkam, schaute Gerrit auf. Seinem geschockten Blick folgten Alex‘ Erklärungen. Michael empfand dasselbe wie Alex, Wut und Enttäuschung. Doch im Moment ließ er Gerrit das nicht spüren. Dieser sollte sich erst erholen, dann würde noch genug Zeit für Tritte in den Hintern sein. Stattdessen ließen sie Viktor und Mirko Laditz zur Fahndung ausschreiben.
Die Fahndung war nach wenigen Tagen erfolgreich, denn Viktor war nachwievor ein unvorsichtiger Zeitgenosse. Er wurde in einem Supermarkt gefasst und war sehr kooperativ. Er sang wie ein Vögelchen und so konnten auch sämtliche Hintermänner des Rings um Mirko Laditz gefangen genommen werden. Claudia, die in ihrem Zuhause nur mehr wie ein Häufchen Elend dahinvegetierte, wurde befreit und ins Krankenhaus eingewiesen. Gerrit lernte sie endlich kennen, und die beiden verstanden sich auf Anhieb gut.
Nur die Beziehung zu seinen Kollegen war immer noch gestört. Zu groß war der Schmerz, den Gerrit ihnen angetan hatte. Es würde noch einige Zeit dauern, bis Alex, Michael und er wieder zueinander finden würden. Doch die Zeit würde es bringen.
eine gute Geschichte...mit viel Tiefgang und Emotionen....
Aber ich wäre nicht ich, wenn es nicht den ein oder anderen Kritikpunkt gäbe: - Die Teile mit Claudia Es ist zwar interessant, aber für meinen Geschmack etwas zu wahllos eingestreut, dass der Bezug zur Story fehlt. - Am Anfang beschreibst du alles sehr detailliert und kleinschrittig und zum Schluss rast du wie ein F1-Auto... was ich persönlich sehr schade finde. - Der Vertrauensbruch von Gerrit...ganz ehrlich? Ich glaube nicht, dass Alex und Michael so reagieren würden. Gut, Wut ... ja... aber dann - würde ich sagen, dass sie ihm verzeihen und ihn eher damit aufziehen.
Zitat von Bhelial Aber ich wäre nicht ich, wenn es nicht den ein oder anderen Kritikpunkt gäbe: - Die Teile mit Claudia Es ist zwar interessant, aber für meinen Geschmack etwas zu wahllos eingestreut, dass der Bezug zur Story fehlt. - Am Anfang beschreibst du alles sehr detailliert und kleinschrittig und zum Schluss rast du wie ein F1-Auto... was ich persönlich sehr schade finde. LG Bhelial
Ah Mist, erwischt. Ich weiß, ich habe es selbst so empfunden. Schuld ist leider, dass ich die Story nach nunmehr 3 Jahre einfach fertig bekommen wollte. Vor 3 Jahren wollte ich eine Rahmen- und eine Binnenhandlung schaffen, die sich am Ende vereinen. Heute wollte ich sie einfach nur abschließen, und da blieb das, was dir auch fehlt, leider auf der Strecke.
Hab mir die Story nach über 2 Jahren, von Anfang an, nochmal durchgelesen.
Kommi:
Zitat von nicb83Klasse Teil...jetzt hat Gerrit auch noch sein Gedächtnis verloren...DAS darf doch net wahr sein
Claudia ist die Schwester von Gerrit? Langsam kommt Licht ins Dunkel. Schön das er sich endlich wieder erinnern kann. Ui, das ausgerechnet der Freund seiner Schwester der Täter ist...
Fazit: Den Teil mit Gerrits Schwester hättest du vll. noch etwas mehr ausbauen können. Ich hab das Gefühl, das in der Mitte zwischen Gerrits Erinnerungen und der Verhaftung von Viktor i-was fehlt... Aber dennoch ist es eine schöne Story, auch mit 2 jähriger Unterbrechung.
Eine wirklich hervorragende Story, vor allem, wenn man sie komplett liest. Was die Kritikpunkte angeht, stimme ich zu, aber wiederholen muss ich sie nicht noch mal, oder? Danke, dass du die Story vollendet hast. Besser etwas hastig vollendet als gar nicht. *meine Meinung*
Die Sache mit den Michi-Michael-Problem... auch mich stört es extrem beim Lesen. Michi ist einfach nur ein Spitzname, der in einer wörtlichen Rede geht, sonst bitte nicht.
Insgesamt eine der wirklich guten Stories und du zeigst, dass Fanfiction nicht gleich 'vollkommen idiotische Fanphantasien' bedeuten muss, sondern durchaus etwas Anspruchsvolles sein kann. Was man manchmal bezweifeln könnte *nuschel*. Danke fürs Schreiben und Onlinestellen.
Hui, doch einige konstruktive Rückmeldungen. Man bekommt ja eher selten so aussagekräftige Resonanz. Danke euch, ich werde eure Vorschläge und Kritikpunkte auf jeden Fall beherzigen das nächste Mal.