Ein neuer Teil, klasse *freu* Oh man, hoffentlich bekommen die auch wirklich nicht raus, dass Hanna noch was mit der Polizei zu tun hat...und hoffentlich passiert Alex nichts...ich muss Kati+++ recht geben, wie kannst du nur an so einer Stelle aufhören, wo Gerrit endlich den Brief von Hanna in der Hand hat? Bin total gespannt wie's weiter geht!!
„Na ihr hübschen? Was macht ihr den zu später Stunde noch so?“ „Geht dich nichts an!“, fauchte Alex Sebastian an. Sie und Hanna saßen auf dem Bett, wiedermal Arm in Arm und mit der Decke über den Schultern um in dem kalten Raum nicht zu erfrieren. Hanna hatte von Robert erzählt und dass er jetzt eine andere hat. Stella hieß sie. Doch Hanna sagte, dass ihr das nichts ausmachen würde. Ihre Maske gegenüber vom K11 hielt sie aufrecht, denn jetzt, wo Alex von Sebastian gefangen genommen wurde, ist die Gefahr gegenüber den Kommissaren noch größer. Und sie erzählte, wie sie Drogenabhängig wurde, aber den Grund verschwieg sie. „So, meine Süße, ich habe mal eben überprüft, ob du mich angelogen hast, doch nach meinen Nachforschungen zu Urteilen hast du die Wahrheit gesagt. Gut so! Ich habe dir doch eine Belohnung versprochen und für gewöhnlich behalte ich meine Versprechen. Komm mit mir mit. Mein Schlafzimmer ist wärmer als der Raum hier.“ Hanna begann wieder zu zittern und da ihr Körper so dicht an dem von Alex war, spürte diese es auch sofort. Doch wie sollte sie ihr helfen? Sie schaute in die Augen der jüngeren und dann zu Sebastian. Was hatte er wohl mit ihr vor? Klar, Alex wusste, was man im Schlafzimmer mit seiner Lieblingshure machte, denn Hanna war nichts anderes für ihn, aber warum zitterte Hanna so sehr? „Aber heute werden wir nicht alleine sein. Meine Alex wird mitkommen. Ich habe sie so lange nicht mehr gesehen. Das wird ein Spaß!“ Erschrocken schaute Alex zu Hanna und diese hatte die Tränen in den Augen. „Nein, nicht Alex!“, flüsterte sie. Sebastian konnte manchmal ziemlich brutal sein, dass hatte Hanna am eigenen Leib erfahren müssen. Sie wollte nicht, dass ihrer besten Freundin das selbe widerfährt. Doch Alex hatte eine Idee. „Ist gut Hanna, ich komm schon mit.“ „Das machst du gut. Wenn ihr euch nicht wehrt, wird es auch gar nicht weh tun.“ Alex dachte, wenn sie dabei wäre, könnte sie Sebastian davon abhalten, Hanna irgendwie weh zu tun, doch Hanna dachte nur noch daran Alex schützen zu müssen. Als die beiden Frauen hinter Sebastian herliefen, diesmal ohne jemanden, der sie festhält, suchte Hanna die Hand von Alex. Alex tat es ihr gleich und als ihre Hände sich gefunden hatten, umschloss die eine auch schon die andere. Hanna hatte Angst um Alex und Alex Angst um Hanna und beide waren bereit für die andere das eigene Leben zu riskieren. Als Ferrando rechts abbog und die nächste Tür öffnete, fanden sich alle drei in einem großen Schlafzimmer wider. Der Raum war in dunklem Rot gehalten und das Bettgestell war aus schwarzem Metall, ein großes Doppelbett. Es hatte burgundrote Bettwäsche. Das Licht war recht schwach und gelblich und verlieh dem Zimmer ein verruchtes Wirken. Ferrando lachte, weshalb Hanna sich von Alex löste und auf ihn zuging, die Angst abgestreift. Ohne ihm in die Augen zu schauen, küsste sie ihn und er führte sie zum Bett. Alex schaute zu, wie Hanna ihr Können geschickt einsetzte. Die 18 jährige brauchte nicht lange um den Mann unter ihr seines Hemdes und seiner Hose zu entledigen. Doch dieser hatte andere Pläne. „So, wir beide sind ja heute nicht alleine. Hol doch deine nette Freundin zu uns.“ Hanna hielt inne und schaute zu Alex, als sie aufstand und zu ihr hin ging. Trotz der Dunkelheit, konnte Alex die grünen Augen ihrer Freundin erkennen und die salzigen Tränen auf deren Wangen. Die beiden Frauen umarmten sich nochmals, als Hanna flüsterte, Alex solle nur das tun, was Hanna ihr sagte. „Am besten du lässt all deine Gefühle bei Seite, dann wird es gar nicht so schlimm, versprochen.“ Nochmals schauten die beiden Frauen sich in die Augen, als Hannas Gesicht sich dem ihrer Freundin näherte und sie küsste. Alex streifte all ihre Angst und ihre sonstigen Gefühle ab und erwiderte den schüchternen Kuss ihrer Freundin, der nach einiger Zeit doch etwas leidenschaftliches erhielt. Hanna knöpfte die Bluse von Alex auf und streifte sie ihr ab, als sie ihre Freundin ebenfalls zum Bett führte. Dort kümmerte sie sich auch gleich wieder um Ferrando und passte auf, dass er Alex nicht zu nahe kam. Es brauchte nicht lange, bis Ferrando befriedigt war und er die beiden Frauen zurück gehen lies. Alex zog ihre Bluse wieder an und Hanna ihren Rock und ihr Oberteil. Heute war Ferrando eigentlich ganz angenehm gewesen, doch das kümmerte sie gerade wenig. Sie hatte eher Angst um Alex, denn die Gefühle und Gedanken ihrer Freundin blieben ihr noch verschlossen. Zurück im sogenannten Käfig fing Alex auch sofort an zu weinen. „He, Alex... bitte, beruhig dich wieder.“ Hanna zog sie wieder in eine freundschaftliche Umarmung, hatte jedoch selber mit sich zu kämpfen nicht gleich mit heulen anzufangen. Sie hatte soeben ihre beste Freundin geküsst und ihre Bluse ausgezogen. Alex hatte gesehen, wie sie Ferrando befriedigt hatte und das ist nicht gerade ein angenehmes Bild. „Es tut mir leid, dass du das mitbekommen musstest, wirklich.“ Jetzt weinte auch Hanna wieder. „Ist schon okey. Ich bin es nur noch nicht gewöhnt wie du...“ „Das macht so ein Undercovereinsatz eben aus...“ „Was?“ Oh nein. Hanna hatte sich verplappert. Und wie rettet sie sich nun aus dieser Situation? Das Mädel hat kaum noch Kraft und auch der Wille fehlt ihr, zu lügen. „Hör zu Alex. Am Anfang war das alles ein Undercovereinsatz, aber heute ist es für mich mehr. Ich lebe hier drin, bin Drogenabhängig und verdiene mein Geld mit Sex. Ich hab es nicht anders verdient. Ich liebe Gerrit noch, aber nicht mehr so wie früher. Es hat sich alles so sehr verändert. Als Ferrando das erste Mal bei mir war, dachte ich, es würde bald alles enden, doch ich habe Gefallen daran gefunden. Es tut mir leid!“ „Das ist doch egal. Gerrit wollte sich das Leben nehmen, weil er nicht mehr so weiter machen kann. Wenn er die Wahrheit erfährt, würde er ganz sicher alles tun, um dich hier raus zu holen. Du kennst doch Gerrit.“ „Ja und genau deshalb kann ich nicht mehr zurück! Ich würde ihn nur noch mehr verletzten. Ich hab ihn nicht verdient. Außerdem glaubt Sebastian mir jetzt. Ich kann hier nicht weg. Ich will Gerrit nicht noch mehr weh tun. Ich habe einen Brief im Halsband von Cowyn versteckt. Vielleicht hat er ihn gefunden, vielleicht auch nicht. Da steht auf jeden Fall die Wahrheit über die Flucht von mir und Robert drin. Falls du jemals wieder zurück zum K11 kommen solltest, bitte sag ihm, dass ich Sebastian liebe und deshalb nicht mehr zurück kommen werde. Tust du das?“ „Hanna ich...“ Wieder wurden die beiden Frauen unterbrochen, da ein muskelbepackter Typ in den Raum kam und den beiden Wasser zum Trinken und eine weitere Wolldecke brachte. Als er wieder gehen wollte, bekam Hanna eine Idee. „Hey, Tyson. Ich habs deinem Chef grad besorgt, wo bleibt meine Belohnung?“ „Was willst du von mir?“ „Meinen Stoff!“ „Warte, ich frag Sebastian.“ Der Typ ging wieder aus dem Zimmer, als Hanna sich wieder an Alex wendet. „Versprich es mir, bitte!“ Alex schaute in die Augen ihrer Freundin und sah Angst, Trauer und Wut, jedoch auch Entschlossenheit und Mut, weshalb sie sich entschloss, das Versprechen abzulegen. „Du hast mein Wort!“ Der Mann namens Tyson kam wieder mit einer Spritze und einem Gummiband, öffnete die Tür des Käfigs und gab alles der Blondhaarigen. Diese reagierte schnell, nahm das Gummiband und schloss es dem 2 Meter Mann um den Hals, als sie kräftig zuzog. Es grenzte an ein Wunder, dass sie seinen Hals nicht verfehlt hatte, mit ihrer Körpergröße von 1,69m. Aber Kraft hatte die 18 Jährige eine Menge! Der Mann versuchte sich zu währen, doch es gelang ihm nicht wirklich, als er auch schon leblos zu Boden sackte. Alex schaute Hanna erschrocken an. „Keine Sorge, der ist nur Bewusstlos, weil sein Gehirn kein Sauerstoff bekam, doch es dauert nicht lange und er ist wieder auf den Beinen, also los.“ Die beiden rannten aus dem Käfig und Hanna schloss hinter sich die Tür. Im Flur begegneten beide wieder einem Bodygard von Ferrando. „He. Wo wollt ihr beiden denn hin?“ „Sebastian will uns sehen. An deiner Stelle würde ich keine Fragen stellen sondern uns einfach durchlassen, Ron, sonst wird er ziemlich sauer.“ „Schon gut, bleib mal locker, Hanna.“ „Lass mich durch.“ Er lies die beiden durch und um die Ecke atmeten Hanna und Alex aus. „Wow. Dass du in so einer Situation ruhig bleiben kannst. Ich bin schon so lange bei der KriPo, dass hätte ich aber nicht so gut über die Bühne gebracht.“ „Danke, aber schnell, wir müssen weiter, bevor Sebastian uns erwischt.“ Die beiden Frauen rannten den Gang entlang weiter, doch am Ende angelangt, hörten sie auch schon die Stimme Ferrandos. „Hey, haltet die beiden auf. Los!“ „Scheiße!“, Hanna fluchte. Jetzt saßen sie in der Falle. „Hanna komm, hier rein.“ Alex hatte um die Ecke eine offene Tür gefunden und zog ihre Freundin nun mit hinein. Es war eine Abstellkammer. In dem Raum standen viele Kartons, fast der ganze Raum war damit gefüllt. Die beiden Freundinnen flüchteten in den hinteren Teil des Raumes, hinter Kartons. Die Neugierde wurde in Hanna geweckt und sie schaute in einen Karton hinein und fand Waffen. „Hier versteckt Sebastian also seine Waffen. Das musst du Kikidatse melden, hast du gehört? Alex?“ Doch die erfahrene Kommissarin hatte ein Fenster am oberen Rand der Wand gefunden und versuchte nun, irgendwie da hoch zu kommen. Draußen waren schon die Stimme von Ferrando zu vernehmen. Es würde nicht lange dauern, bis sie hier nachschauen würden. „Alex?“ „Ja?“ „Denk an dein Versprechen, okey?“ „Hanna, wir haben jetzt keine Zeit für den Quatsch.“ „Wir beide werden es nicht rechtzeitig schaffen. Kletter auf die Kisten und flüchte durchs Fenster.“ „Und du?“ „Ich werde mir Heroin spritzen, damit die denken, dass ich unter Drogen stand und deshalb unzurechnungsfähig war. Bitte, denk an dein Versprechen, ja?“ „Hanna, ich kann nicht.“ „Los, Ron, such hier im Raum. Die müssen doch irgendwo sein.“, sagte Ferranod vor der Tür. „Bitte, beeil dich. Und vergiss nicht, dein Versprechen. Du weisst jetzt, wo Sebastian sein Versteck hat!“ Die Tür wurde geöffnet und Hannas Hände zitterten, als sie versuchte, eilig und ohne Gummiband sich Heroin zu spritzen. „Hey, Bullenschlampe, hier geblieben!“ Alex war gerade mit dem Oberkörper halb aus dem Fenster geklettert, als der breitschultige Mann eine Pistole zog und auf sie schoss. Ein Schmerzensschrei lies Hanna aufblicken. Die Drogen wirken viel zu schnell, als dass sie noch rechtzeitig handeln könnte. An ihrem Arm floss ein kleiner Rinnsal ihres Blutes hinunter, als sie hinter den Kartons auftauchte und somit die Aufmerksamkeit auf sich zog. „Beeil dich, Alex, bitte.“ Mehr konnte die blonde Frau nicht sagen, als sie auf den Boden zusammensackte. Alex zog sich mit letzter Kraft durch Fenster hindurch. Die Kugel hatte sie nur gestreift. Humpelnd lief sie die Straße entlang, sobald sie sich im Freien befand. Es dauerte nicht lange bis sie an der Straße ankam und ein Auto vorbeifuhr. Das nächste hielt an... „Hanna, halte durch!“
„Lieber Gerrit. Wenn du nun die Zeilen des Briefes lesen solltest, werde ich wohl schon lange nicht mehr bei dir sein. Der Staatsanwalt hat Robert und mich gefragt, ob wir beide einen Undercovereinsatz durchziehen könnten. Wie du weisst, ist Sebastian Ferrando wieder auf freiem Fuß. Egal, was passiert ist, es war alles wegen dem Einsatz. Ich habe zugestimmt, damit ihr alle in Sicherheit seit. Ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst! In Liebe, deine Hanna.“ Die smaragdgrüne Tinte und diese schöne Handschrift würde Gerrit überall erkennen.
________________________________ Nächstes Kap, diesmal gings schneller. ^^ das nächste Kap dürfte auch bald kommen :p
Kapitel 8 - Ein starker Wille Michael und Gerrit wussten nun, was Sache war. „Wir müssen dringend mit dem Staatsanwalt reden, jetzt wissen wir auch, warum er sich so komisch verhalten hat. Jetzt muss er uns einfach alles erzählen! Ist das nicht gut? Hey Gerrit?“ Doch Gerrit war mit den Gedanken ganz wo anders. Wie hatte der Staatsanwalt es geschafft alles vor ihnen zu verbergen und wie hatte Hanna es geschafft, alles so einfach über die Bühne zu bringen? Sie hatte noch nicht mal eine Polizeiausbildung. „Was?“ Micha riss Gerrit aus den Gedanken. „Ich rede mit dir. Was ist los?“ „Ich mach mir Sorgen um Hanna.“ „Warum, jetzt wird doch alles wieder gut.“ „Versetzt dich mal in Hannas Situation, denk an ihre Vergangenheit, was sie schon alles durchmachen musste. Und jetzt dieser Undercovereinsatz. Michael, sie hat noch nicht mal eine Polizeiausbildung und hat trotzdem alles so gut gespielt... Ich dachte wirklich, dass sie mit Robert durchgebrannt ist, auch wenn ich es nie wirklich wahr haben wollte. Sie ist erst 18.“ „Ja, ich weiss, was du meinst. Ich würde gerne sagen, dass Hanna ein starkes Mädchen ist. Aber das alles, was sie ducrhgemacht hat ist echt krass. Selbst jemand, der so tough ist wie sie, kann so was vollkommen unbeschadet durchstehen.“ „Ich frag mich, wie der Staatsanwalt so rücksichtlos sein kann.“ „Gerrit, sie macht es um uns zu beschützten. Du kannst dich doch noch an den Fall damals mit Ferrando erinnern, oder? Er hätte Alex fast umgebracht, und dich auch.“ Gerrit erinnerte sich gut an den Fall. Er war damals noch nicht lange im Team dabei, erst seit einem halben Jahr. Er war damals zu einem Tatort gerufen worden. Alex und Michael verfolgten diesen Kerl schon seit einem Monat und jetzt hatten sie eine Spur. Die Leiche gehörte zu den Frauen, die Ferrando hier rüber bringen lies, nach Deutschland. Als Gerrit sich auf dem Tatort umschaute, wurde ihm ein Tuch vors Geschicht gehalten. Es dauerte nicht lange und er verlor das Bewusstsein. Er wachte damals in einem Raum auf, indem ein Käfig stand. Gerrit selbst war mit seinen Diensthandschellen an einer Heizung gekettet worden. Im Käfig befanden sich noch 7 Frauen, gekleidet wie Prostituierten. Einige hatten Drogen im Blut, andere hatten schreckliche Angst. Der Kommissar erinnert sich nicht gerne an diesen Fall zurück. Es hatte nur einen Tag gedauert, bis Alex auch in diesem Käfig war. Ihre Klamotten, die sie sonst so trug, wurden durch Minirock und einem knappen Oberteil ausgetauscht. Sebastian hatte einen Narren an ihr gefressen, doch nach drei Tagen hatte er genug gehabt. Sie hatte ihn kein bisschen an ihn heran gelassen. Gerrit wusste nicht, wo Michael damals blieb. Erst nachher hatte er erfahren, dass Michael von Ferrandos Bodygard in seiner Wohnung festgehalten wurde. Es grenzte damals an ein Wunder, dass Gerrit sich los machen konnte. Alex hatte Drogen verabreicht bekommen und das nicht gerade wenig. Die Kommissarin hatte sich die Schlüssel von Sebastian aneignen können. Eine andere Frau, die mit ihr in diesem Käfig war, hatte Gerrit die Schlüssel rübergeworfen. Dadurch konnte er sich und die Frauen mitsamt Alex befreien. Auf der Flucht wurde er jedoch von dem ausländischen Verbrecher angeschossen. Die Kugel hatte knapp seine Lungen verfehlt, er hatte verdammt nochmal Glück gehabt! Michael konnte sich ebenfalls befreien und hatte sofort den Staatsanwalt benachrichtigt. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie die Handynummer in Alex Wohnung fanden und sie zu Sebastian zuordnen konnten. Das ganze Team hatte damals sehr viel Glück gehabt und am eigenen Leib erfahren müssen, wie gefährlich Ferrando ist. Und jetzt war Hanna dort ihn der Szene, wo auch er sich aufhielt. Die Angst in Gerrit war kaum zu beschreiben. Cowyn spürte es und sprang zu Gerrit auf die Couch, um seinen Kopf in den Schoß seines Herrschens zu legen. „Ach, mein Junge, hoffen wir einfach nur, dass die Zukunft von Hanna endlich schöner wird. Schlimmer kann sie zumindest nicht werden.“ „Was machen wir jetzt?“ Michael schaltete sich wieder ein und brach somit die Stille im Raum, die sich düster im Raum gelegt hatte. „Weiss ich noch nicht. Auf jeden Fall Ruhe bewahren.“ „Diese Worte aus deinem Mund?“ „Was soll das heißen?“ „Ich kann mich noch dunkel dran erinnern, dass ein sehr guter Freund von mir sich umbringen wollte!“ „Ach ja, da war doch was. Michael, es bringt uns nichts, jetzt auszurasten.“ „Nee, dass hast du schon für uns alle erledigt.“ „Soll das ein Vorwurf sein?“ „Vielleicht. Ich glaube nämlich, dass Alex nicht hier ist, weil sie nicht kommen kann.“ „Denkst du, sie befindet sich in seiner Gewalt?“ „Ich schließe es zur Zeit nicht aus. Und du machst einen auf ruhigen Kerl.“ Gerrit wurde langsam sauer und stand auf. „Was soll ich den machen? Den Staatsanwalt mitten in der Nacht anzurufen? Er wird uns bestimmt nicht mehr sagen können, als wir nun schon wissen.“ „Besser als gar nichts zu tun und darauf hoffen, dass alles gut wird. Das ist kein Märchen in dem es immer ein Happy End gibt.“ „Ich glaube, das weiss ich sogar besser als du. Und jetzt komm, setzt dich hin, atme einmal tief ein und beruhig dich wieder. Streit bringt nichts!“ „Halt die Klappe.“ „Michael, ich weiss, wovon ich spreche.“ Nun riss Michael der Gedultsfaden. Seine Freundin schien wohl in den Händen eines der schlimmsten Verbrecher zu sein und sein bester Freund forderte ihn dazu auf sich auf die Couch zu setzten. Er packte seinen Kollegen am Kragen und wurde lauter. „Hör zu. Meine Freundin ist höchstwahrscheinlich in Gefahr und du sagst, dass ich mich auf die Couch setzten soll und einen kühlen Kopf bewahren soll? Nachher bekomm ich bestimmt auch noch auf die Idee, mich umzubringen.“ Jetzt war es auch für Gerrit zu viel. Er löste sich von Michas Griff und schubste seinen besten Freund gegen die Wand, nur um seinen rechten Unterarm gegen das Schlüsselbeins seines Gegenübers zu drücken. Cowyn stand von der Couch auf und begann nun zu bellen, doch Gerrit lies sich davon nicht ablenken. „So, jetzt hör mir mal zu. Hanna ist schon seit fast 4 Monaten weg, mit Robert durchgebrannt. Sie war für mich unendlich wichtig, genauso wichtig, wie dir Alex ist. Wir haben gemeinsam so viel erlebt und nun hat sie mich einfach so verlassen. Doch damit nicht genug. Sie wird rein zufällig Protituierte und Robert wird zum Dealer und so ganz nebenbei lässt der Staatsanwalt uns keine einzige Ruhepause, nichts. Es hat mich so fertig gemacht, aber euch auch. Doch Hanna war meine Freundin und rein zufällig erfahren wir, dass dieser Ferrando wieder frei ist und genau dort verkehrt, wo auch Hanna sich aufhält. Weisst du, wie sich die Gefühle in mir überschlagen haben? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie es in mir drin ausgesehen hat? Ich wusste, dass ich nur noch euch trauen konnte, doch das wichtigste in meinem Leben war fort. Ihr kamt irgendwann besser damit klar, ich wollte euch nicht zur Laus fallen. Der Todeswunsch in mir wurde immer stärker und irgendwann habe ich das alles einfach nicht mehr ausgehalten. Das was du grad empfindest, die Angst, ist ein kleiner Bruchstück davon, wie es in mir drinne aussieht. Nur ein kleines Stück und diese Gefühle trage ich schon seit 4 Monaten mit mir rum. Und du sagts ich hab keine Ahnung.“ Michael war zum Heulen zu mute. Er hatte sich alles andere als einen Freund verhalten, eher wie das letzte Arsch. Gerrit löste seinen Druck und wischte sich die Tränen in den Augen weg. Er sollte nicht heulen, aber er konnte nicht anders. Auch wenn es unmännlich war, das war ihm grad sowas von egal. „Es tut mir Leid.“ Micha schaute seinem Freund in die Augen und sah plötzlich den Schmerz, den er all die Zeit versteckt hatte. Seine Maske war nun gefallen. „Nein, ist schon gut. Ich kann verstehen, wie du dich fühlst.“ „Ich weiss zwar nicht, wie du dich fühlst und hoffe ehrlich gesagt auch, dass ich nie dazu komme, aber ey, Mann Gerrit, es tut mir wirklich Leid. Bitte nimm es an!“ „Ist schon okey.“ Gerrit musste grinsen, egal wie elend er sich gerade fühlte. Die Tränen verschwanden und die beiden Männer umarmten sich und klopften sich auf den Rücken. „Aber danke, ich fühl mich jetzt besser. Ich glaube, das musste mal raus.“ „Kein Problem, aber nochmal soll es nicht passieren.“ „Setzten wir uns jetzt auf die Couch und überlegen, wie wir weiter vorgehen?“ „Ja, klar.“ Die beiden Freunde setzten sich nun beruhigt hin und plant nun ihr Vorgehen. „Lass uns morgenfrüh sofort zum Staatsanwalt. Sobald er uns die Wahrheit sagt, schauen wir, wie wir Alex, Hanna und Robert da wieder raus holen, okey?“ „Klingt gut.“ „Hey Micha. Ich weiss, wie schwer es ist, ruhig zu bleiben. Vielleicht wirst du heute nicht einmal Schlaf finden, aber glaub mir, es wird alles wieder gut. Du hast mein Wort!“ Der glatzköpfige Kommissar wollte antworten, doch das Klingeln seine Handys unterbrach ihn. „Wer ruft so spät noch an... Nummer unbekannt. Naseband? .... Ja, der bin ich. .... Ja. - Ja. WAS? Ich komm sofort.“ „Was ist los?“ „Alex liegt im Krankenhaus. Ein Autofahrer hat sie dorthin gebracht. Ich fahr sofort dahin. Kannst du auf Lisa aufpassen?“ „Mach ich.“ „Danke, du hast was bei mir gut!“ Den Satz noch nicht beendet gehabt, schnappte Michael seine Jacke und stürmte hinaus.
Zur selben Zeit, an einem anderen Ort, dennoch in der selben Stadt, kämpfte ein blondes Mädchen ums Überleben. Ihr Körper wurde immer schwächer, doch ihr Lebenswille stieg von Sekunde zu Sekunde ins Unermessliche! Ferrando lief noch frei herum, ihre Aufgabe war noch nicht beendet, noch durfte sie nicht gehen. Doch sie spürte, wie ihr Körper hochgehoben und weggetragen wurde. Es fühlte sich so unecht an, als würde ihre Seele, ihr Geist, sich von ihrem Körper lösen, als sie plötzlich sieht, wie ihr Körper in den Käfig zurückgelegt wurde. Sie sah von oben herab aus zu, wie der Typ, den sie nicht erkennen konnte, ihren Arm abschnürte, doch sie spürte davon nichts. „Was zum Teufel passiert hier mit mir?“ Der Mann, den sie bei seinem Tun beobachtete, holte sein Handy heraus und gab nur eine Adresse bekannt, bevor er wieder auflegte. Dann blickte er zu Hanna hinauf und sagte: „Kämpfe weiter, bald kommt Hilfe.“ Hanna erkannte sein Gesicht, doch er konnte es einfach nicht sein... „Gerrit?“ „Nein. Ich lebe nur in deiner Fantasie. Ich bin eigentlich nicht wirklich hier.“ „Dann passiert das alles also nur in meiner Fantasie. Heißt das... Heißt das, dass ich...“ „Nein, du bist nicht tot, aber es fehlt nicht mehr viel, bis du es bist.“ „Ich verstehe nicht -“ „Wenn du aufwachst, wirst du das alles wieder vergessen haben. Du bist eine starke Frau und musstest so oft leiden. Dennoch hast du nicht aufgegeben. Auch wenn es nur die Aufgabe ist, die dich am Leben hält, sind es doch auch gleichzeitig die Gefühle, die du für Gerrit hast. Deshalb passiert das alles. Nenn es Liebe.“ Der Mann, der aussah wie Gerrit, wandte sich zum gehen, doch Hanna hielt ihn davon ab. „Halt, warte.“ „Was ist? Gleich werden alle da sein, dann bist du in Sicherheit. Wenn du dich noch weiter mit mir unterhälst und nicht endlich in deinen Körper zurückkehrst, dann sehe ich schwarz für dich.“ „Ich versteh das ganze nicht.“ „Musst du auch nicht.“ „Will ich aber!“ „Also gut, na schön, du hast gewonnen!“ Der Mann verwandelte sich in einen braunen Wolf, den Hanna aus ihrem Traum kannte. „Cowyn?“ „Ja, ich bin es.“ „Aber... ich hab letztens von dir geträumt. Wieso hast du dein Wesen geändert? Du warst mal ein Welpe mit Flügeln.“ „Da war ich auch dein Schutzengel, jetzt bin ich so zu sagen, der Cowyn, den du damals kennen und lieben gelernt hast.“ „Das heißt, dass du damals gar kein Hund, sondern ein Wolf warst?“ „Ganz genau. Weisst du Hanna, jeder Mensch besitzt ein Krafttier. Normalerweise muss jeder seinen selbst finden. Manche Leute finden ihn recht spät, andere gar nicht. Doch bei dir war es anders. Ich habe dich gefunden! Ich bin für dich verantwortlich, deshalb bin ich auch hier.“ „Das ist kompliziert.“ „Ich weiss, deshalb wirst du es auch wieder vergessen.“ „Nein. Bitte nicht!“ „Warum?“ „Cowyn, du bist ein Teil von mir. Ich will nicht vergessen, dass du mir grad mein Leben rettest.“ „Wenn dein Wille stark genug ist, wirst du es auch nicht. Es liegt sowieso nicht in meiner Macht. Ich bin bloß dein Krafttier, nichts anderes.“ „Ist das sowas wie Magie?“ „Nenne es wie du willst. Krafttiere sind für ihre Schützlinge verantwortlich, bis diese sterben. Normalerweise müsstest du auch sterben, denn einem Krafttier ist es nicht gestattet, einem das Leben zu retten, vor allem, da ich ja eigenlich schon nicht mehr unter euch weile. Ich bin zwar wiedergeboren worden, doch das habe ich nur deinem Wille zu verdanken. Er war stark genug mich wieder zu dir zurück zu bringen. Doch erst muss mein Geist zum Körper zurück. Das ist nicht ganz einfach.“ „Warum?“ „Weil es nicht normal ist, dass ein Krafttier wieder geboren wird. Aber bei uns beiden ist sowieso nichts normal. Deshalb rette ich dir auch gerade das Leben. Ich kann erst in meinen Körper zurück, wenn du glücklich bist. Mein Körper ist zwar damals gestorben, aber mein Geist und meine Seele wuchsen weiter. Solange ich nicht in meinem Körper verweile, solange kann ich dir in dieser Form erscheinen und dir das Leben retten.“ „Du rettest mir schon zum zweiten Mal das Leben.“ „Und du hast mir ein neues erst ermöglicht. Es ist Schicksal, verstehst du? Dein Wille hat mich wieder geboren, deshalb kann ich dich jetzt retten, sonst wäre das alles nicht passiert. Du und Gerrit, ihr sollt glücklich werden, dann kann ich wieder an deiner Seite sein, als dein normales Krafttier. Aber bis dahin musst du erstmal überleben und dafür werde ich schon sorgen, solange es in meiner Macht steht.“ „Ich glaube, ich habe es verstanden!“ „Gut, dann wirst du es auch nicht vergessen, aber jetzt solltest du wirklich in deinen Körper zurück, sonst war alles um sonst.“ „Nein Cowyn, ich will nicht weg von dir.“ „Oh nein, du hast dich schon an deine körperlose Form gewöhnt. Es tut mir Leid, aber das muss ich jetzt tun!“ Der Wolf fletschte die Zähne und biss Hanna in die Seite. Die Zähne bohrten sich gefährlich tief in ihr Fleisch hinein. Das Mädchen taumelte zur Seite und schlug um sich, als sie mit ihrem linken Unterarm mit voller Kraft gegen ein Gitterstab schlug. Sie spürte ein stechenden Schmerz und höte es knacksen, als ihr Geist und ihre Seele sich wieder mit ihrem Körper vereinen. In ihrem schwachen Zustand zurück versetzt, sah sie den Wolf vor sich. „Es tut mir wirklich Leid, aber erst, wenn die körperlose Form verletzt wird, stark verletzt wird, kehr sie zum Körper zurück. Leider übertragen sich diese Verletztungen auch. Es tut mir Leid.“ Hanna atmete ganz schwach. Sie roch ihr eigenes Blut und spürte den abgeschnürten Arm und gleichzeitig den linken Unterarm, der gebrochen zu sein schien. „Ist schon gut. Ich werde dir... verzeihen.“ Doch sie spürte, dass die Verletztungen mehr zusetzten, als eigentlich von Cowyn geplant. Ihre Stimme wurde immer erstickter, als sie zu Cowyn sagte: „Mir ist so kalt, Cowyn...“ „Nein Hanna, bitte nicht, bleib bei mir... HANNA!“ Das blonde Mädchen verlor das Bewusstsein. Das letzte, was sie hörte, war das schmerzerfüllte und herzzerißende Heulen eines herangewachsenen und dennoch jungen Wolfes, das in die Nacht hinaus hallte.
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Sie schlug ihre Augen auf, als auch schon dunkelgrün in grau-grün schaute. „Wo bin ich?“ „Im Krankenhaus.“ „Träum ich?“ „Nein.“ „Was ist passiert?“ „Lange Geschichte.“ „Ich will sie trotzdem wissen.“ „Du wärst beinahe gestorben.“ „Das letzte woran ich mich erinnere ist an ein entsetzliches Heulen.“ „Was? Hast du das auch gehört?“ „Ja, das war Cowyn.“ „Cowyn sitzt vor der Tür. Soll ich ihn holen.“ „Gerne.“ Gerrit steht auf und öffnet die Tür, als auch schon der wolfsähnliche Hund ins Zimmer stürmt. Kurz darauf kommen auch Alex und Micha zusammen mit Lisa in das Zimmer. Hanna versetzt das Bild ein Stich ins Herz. Schnell versucht die Blonde ihre Tränen wegzublinzen. „Hanna.“ Alex umarmt ihre Freundin, doch diese erwidert die Umarmung nicht. „Wir wissen jetzt was Sache ist. Du kannst wieder zurück kommen. Robert schafft den Rest auch alleine.“ „Was?“ „Sie weiss noch von nichts, ich hab ihr noch nichts erzählen können.“, erklärt Gerrit Hannas fragenden Blick, was Alex und Michael dazu veranlasst, Lisa bei der Hand zu nehmen und wieder hinaus zu gehen. Erst als die kleine Familie draußen ist, erzählt Gerrit, was alles passiert war.
Michael hatte nicht lange gebraucht um zum Krankenhaus zu kommen. Als er dort war, wurde Alex gerade die Verbände gewechselt. Kurze Zeit später erzählte sie Michael unter Tränen, was mit ihr geschehen war und das Hanna dringend Hilfe bräuchte, doch erst nach einer Stunde hatte ihr Freund das wirre Gerede der Kommissarin verstanden und im Kommissariat jemanden dort hin geschickt. Als Gerrit den Anruf von seinem Kollegen erhielt, dass Hanna in Gefahr sei, hatte er kurzfristig der Nachbarin mitten in der Nacht die Verantwortung für Lisa überlassen. Er konnte nicht anders. Cowyn hatte er mitgenommen, in der Hoffnung, dass er sein Frauchen schneller findet als die Spürhunde, was auch der Fall war. Nachdem Gerrit zur Adresse fuhr, die er von Micha hatte, erwartete ihn bereits ein SEK – Kommando, bereit zum Stürmen. Jedoch fanden sie niemanden vor, denn alles war wie leer gefegt. Später erfuhr er, dass es das Versteck von Sebastian Ferrando war und dieser es verließ, nachdem er wusste, dass die Kommissarin Alexander Rietz entkommen war und nun wusste, wo er sich aufhielt. Das Team durchsuchte alles, fand jedoch niemanden. Gerrit gab schon fast die Hoffnung auf, Hanna hier zu finden, als er das schreckliche Heulen hörte und diesem folgte. Nachher fand er den Käfig, in dem Hanna drin lag, so als wäre sie zum sterben hier liegen gelassen worden. Cowyn saß neben ihr und heulte wie ein Wolf. Der erfahrene Kommissar sah schnell, dass sie sich die Spritze falsch gelegt hatte und nun im sterben lag. Die Bissspuren waren auch nicht zu übersehen und dass ihr Arm im komischen Winkel lag ebenfalls nicht. „Oh Gott Hanna...“ Gerrit lies damals seine Waffe fallen und trug seine Geliebte hinaus, die auch sofort in ein Krankenhaus gebracht wurde. Es dauerte nicht lange, bis sich herausstellte, dass sie an einer Blutvergiftung litt. Ihr Blut müsse gereinigt werden, denn noch war nicht ihr ganzer Körper befallen. Doch der Arzt hatte schlechte Nachrichten für Gerrit: „Ihre Freundin hat die Blutgruppe 0 und unsere Vorräte sind soeben für eine Operation vollständig aufgebraucht worden. Die Blutgruppe ist hier in Mitteleuropa zu selten, um so schnell, wie sie es benötigt, neues Blut heranzuschaffen.“ „Würde mein Blut ausreichen? Ich habe ihre Blutgruppe.“ „Wenn es der Fall sein sollte, würde es reichen, ja.“ So kam es, dass Gerrit für Hanna Blut spendete und somit das Leben seiner Freundin rettete. Dennoch schien Hannas Körper anfangs sein Blut nicht zu akzeptieren und die Bisswunde entzündete sich. Erst nach einigen Tagen war sie außer Gefahr und Gerrit konnte in Ruhe nach Hause gehen und Schlaf finden. Als er am nächsten Tag aufwachte, zog er sich schnell um und fuhr zum Staatsanwalt. Ihm brannten seine Fragen zu sehr. Er musste die Wahrheit wissen, bevor er Hanna gegenüber trat. Alex und Michael hatten ihn begleitet. Nach langen Überreden gab der Staatsanwalt dann auch endlich nach und erzählte die Wahrheit. Dadurch, dass Hanna jetzt hier war und Ferrando geflohen war, hatte er sowieso keine andere Wahl. Niemand der Kommissare sagte dazu etwas, sondern holten nur Lisa und Cowyn, um Hanna im Krankenhaus besuchen zu können. Alex wurde damals noch am selben Tag entlassen, zu Freuden von Michael, der seine Freundin fast wohlbehalten wieder hatte.
Nachdem Gerrit seinen letzten Satz gesprochen hatte, schaute er hoffnungsvoll zu Hanna. „Herr Kikidatse meinte, da Sebastian jetzt auf der Flucht sei, könne Robert ihn ganz einfach fassen. Du kannst jetzt hier bleiben. Alles wird gut!“ Doch Hanna sagte nichts, kein Ton, sondern formte diese Sätze nur in ihren Gedanken. „Ach Gerrit, wenn du wüsstest. Nichts ist gut, noch nicht. Es war nicht der lebendige Cowyn, der so entsetzlich geheult hat, sonder der geistige. Ich kann noch nicht zurück. Du kennst Sebastian nicht. Er wird Robert aufsuchen, nicht umgekehrt. Und Sebastian hat nicht so viel erbarmen wie Robert. Wenn ich nicht zurück gehe, haben wir ihn bald nicht mehr! Aber wie kann ich dir das nur verständlich machen?“ Gerrit spürte, dass Hanna sich nicht wohl fühlte. „Soll ich dich lieber alleine lassen?“ Das Mädchen nickte nur und Gerrit verlies traurig das Krankenzimmer. Draußen sagte er zu seinen Kollegen, dass Hanna jetzt Ruhe benötigte, doch Alex spürte, dass es gelogen war. Doch sie schwieg. Gerrit wollte Cowyn über Nacht bei Hanna lassen. Er könnte sie vermutlich besser trösten, als er. Diese Nacht wollte er noch bei Michael und Alex auf der Couch verbringen. Morgen hatte er vor, wieder nach Hause zu ziehen, denn nun schwebte er nicht mehr in Suizidgedanken.
An diesem Abend erfuhr auch Robert von der Aktion mit Hanna und Sebastian. Es dauerte keine halbe Stunde, bis er an Hannas Bett trat. „Robert?“ Hanna schaute ihren besten Freund verweint an. So hatte er sie schon lange nicht mehr gesehen, ungeschminkt und mit einem verschlossenen Dekoltee. „Mensch, Schwesterherz, was machst du nur für Sachen?“ „Keine Ahnung, sag du es mir.“ Der Ex- Kommissar und heutige Drogendealer holte ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und gab es der Blondhaarigen. Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, gab er den wahren Grund seines Kommens preis: „Hanna, es tut mir leid, dir dass jetzt so sagen zu müssen, aber ich bin nicht hier, um nach deinem Wohlbefinden zu fragen.“ „Sondern?“ „Sebastian hat ein neues Versteck. In der Nähe von Stellas Wohnung. Als sie es erfuhr, hat sie mir sofort bescheid gegeben. Ich hab sie mittlerweile ein wenig eingeweiht, jetzt wo auch Gerrit alles weis. Du weisst, dass du hier nicht beleiben kannst. Du kannst noch nicht zurück.“ Hanna nickte. Es war schwer gegen die Tränen anzukämpfen, doch noch hielt sie ihnen stand. „Du weisst wo du mich findest?“ Wieder ein Nicken von ihrer Seite. Wenige Momente später war Robert verschwunden und Hanna weinte bitterlich in Cowyns Fell hinein. Die Ärzte hatten nach vielen Überredungskünsten Gerrits zugelassen, dass er über Nacht bleiben durfte und da in Hannas Zimmer 2 Betten frei waren, gehörte es ihr ganz allein, zu ihrem Glück. Denn sie weinte noch die ganze Nacht und fand erst bei Sonnenaufgang den lang ersehnten Schlaf. Erst am späten Nachmittag erwacht sie aus dem traumlosen Schlaf. Die Ärzte wollten ihren Arm neu schienen, warum auch immer. Diesmal wurde er sogar eingegipst. Die Bisswunde war immernoch leicht entzündet und schmerzte höllisch, doch langsam begann sie zu heilen. An diesem Abend war Gerrit wieder da. Hanna hatte alles vorbereitet. Ihre Sachen, die sie letztens an hatte, als sie eingeliefert wurde, hatte sie in eine kleine Plastiktüte gepackt, die sie in der Cafeteria gefunden hatte. Gerrit musterte sie und bemerkte ihr kreideweißes Gesicht. Ihre Pupillen waren merkwürdig geweitet, als er in ihre Augen schaute und sie schwitzte, obwohl er es doch recht kühl in diesem Zimmer empfand. Erst einige Augenblicke später verstand er: Hanna war auf Entzug! Sie brauchte dringend wieder Stoff. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Nein. Das kann niemand.“ „Wenn du mich lässt, dann schon.“ „Nein Gerrit, dazu ist es zu spät.“ „Was? Wovon redest du.“ „Schau mich doch an. Ich habe dir weh getan, mehr als nötig war. Du hättest dich beinahe wegen mir umgebracht!“ „Na und? Jetzt bist du doch wieder da.“ „Und ich bin Drogenabhängig.“ „Das sind viele. Mit einer Therapie bekommst du es wieder in den Griff.“ „Und wenn ich es nicht will?“ „Was?“ Diesmal war es Hanna, die Gerrit in die Augen schaute, jedoch mit einem eiskalten Blick! Im nächsten Moment zog Hanna ihre Kanülen aus der rechten Elle heraus, die sie mit dem notwendigen flüssigen Schmerzmittel versorgten. „Was hast du vor?“ „Zurück zu gehen.“ „Aber warum?“ „Ich brauche Stoff. Außerdem vermisst mich Sebastian sicher schon.“ „Ich verstehe kein einziges Wort.“ „Musst du auch nicht. Es reicht, wenn du weisst, dass ich zurück gehe.“ Hanna stand nun mit nackten Füßen im Zimmer, nur mit dem grünen Nachthemd bekleidet, die es im Krankenhaus immer bei Ops gibt. „Weisst du noch, als wir uns das letzte Mal sahen?“ „Als Robert mir ein Veilchen verpasste?“ „Ja.“ „Was ist damit?“ „Da hast du von mir verlangt, dir zu sagen, dass ich dich nicht mehr liebe. Jetzt ist der Moment gekommen.“ Gerrit schaute Hanna an, nicht mehr in der Lage irgendetwas zu sagen. Tränen sammelten sich in seinen Augen. „Ich hab die Seiten gewechselt, Gerrit. Damals war alles noch ein Undercovereinsatz, doch heute ist es mehr für mich. Es ist zu meinem Leben geworden, hörst du? Ich habe mich daran gewöhnt. Ich liebe dich nicht mehr. Ich hab mein Herz an Sebastian verschenkt.“ Nun konnte Gerrit seine Tränen nicht mehr verbergen. Als Hanna das Fenster öffnete, versuchte er sie aufzuhalten, aber vergebens. „Gerrit, bitte, lass mich gehen. Hier hält mich nichts mehr.“ Und er beendete seine kläglichen Versuche Hanna zurück zu halten. Das Mädchen kletterte aus dem Fenster und verschwand in der Dunkelheit. Zurück blieb ein am Boden zerstörter Gerrit.
Draußen in der Kälte spürte Hanna, dass die Schmerzmittel nachließen. Noch hinzu kam, dass sie dringend Stoff brauchte. Verzweifelt ging sie den Weg entlang, ihre Füße schon nicht mehr spürend. Als Cowyns Geistergestalt auftauchte, blieb sie kurz stehen. „Pass bitte gut auf ihn auf, ja?“ Ohne etwas zu erwidern verschwand er wieder und Hanna war allein. Gegen Mitternacht kan sie bei Robert an und brach in seinen Armen zusammen. Dieser brachte sie in ihre Wohnung und versorgte sie zuerst mit Stoff. „Mein Gott, ich hab zwar viel erlebt, aber noch nie habe ich jemand anders Heroin gespritzt.“ Es dauerte eine zeit, aber dann wirkte es und Hanna war wieder teilweise ansprechbar. „Du solltest dir erstmal etwas wärmeres anziehen. Ich sehe zu, dass ich einen Arzt für dich finde.“ Doch Hanna bewegte sich kein bisschen. Robert rief Stella an. Sie hatte eine Ärztin, die alles versorgte, ohne Fragen zu stellen und einen fairen Preis hatte. In der Regel machte sie ihren Job ganz gut. In den frühen Morgenstunden war Hanna wieder so weit versorgt, dass sie Robert alles erzählen konnte. „Oh Mann. Immer wenn ich denke noch krasser geht’s nicht, legst du noch eins drauf!“ Die Ärztin arbeitete mit nicht sehr legalen Methoden, weshalb es auch nur zwei Wochen dauerte, bis Hannas Arm keinen Gips mehr brauchte, da nur die Elle gebrochen war, doch ohne Schiene war nicht drin. Die Bisswunde dagegen heilte sehr langsam. Die Krusten waren immernoch dunkel und dick.
In diesen zwei Wochen, durchlebte Gerrit die Hölle. Eine ganze Woche war er nicht ansprechbar. In der zweiten konnte er nur mit Alex über seine Gefühle sprechen. Natürlich hatte er am selben Abend noch alle mitsamt dem Staatsanwalt benachrichtig. Dieser wollte sofort eine Vermisstenmeldung abgeben, doch Gerrit verneinte. „Sie hat sich für dieses Leben entschieden. Vielleicht hat Robert ja noch genügend Einfluss auf sie, um sie zu bewegen zurückzukehren. Aber wenn wir jetzt sie zwingen zurück zu kommen, erreichen wir damit gar nichts. Sie hat viel durch gemacht, es ist kein Wunder, dass sie so reagiert. Wir alle haben es zu verantworten. Robert war der einzige, dem sie sich anvertrauen konnte in all der Zeit. Er wird der einzige sein, der sie noch beeinflussen kann. Noch habe ich Hoffnung!“ Es war das erste Mal, dass der Staatsanwalt gegen die Vernunft entschied, denn immerhin war eine 18- jährige mit einem gebrochenen Arm soeben aus dem Krankenhaus abgehauen, doch der Kommissar hatte recht. Und zum Teil waren es die Schuldgefühle. Immerhin war er es, der Hanna diesen Undercovereinsatz aufgedrückt hat. Gerrit viel es sehr schwer noch irgendetwas zu empfinden, außer innere Leere. Alex hatte er es zu verdanken, nicht verloren zu gehen. Über Suizidgedanken war er schon hinaus, jetzt kam nur noch das Sterben der Seele...
Hanna erging es nicht anders. Die ganze Zeit hatte die Leere sie immer mehr und mehr eingenommen. Nun begann auch ihre Seele zu sterben. Ganz langsam und qualvoll! Robert war es, der sie davor bewahrt hatte, jetzt war die Zeit gekommen, in der nichtmal er mehr es konnte. Nachdem die dritte Woche verging konnte Gerrit wieder arbeiten und die Akte Ferrando zur Seite legen. Verdrängen schien ihm das Beste zu sein. Jetzt konnten alle nur noch auf ein Zeichen von Robert hoffen, vorher konnten sie nichts tun, es war einfach zu gefährlich für alle Beteiligten. Hanna wusste was zu tun war. Robert hatte ihr so oft geholfen. Es war nicht fair, wenn er nun mit auf der Abschussliste von Ferrando stand, weshalb sie ihm erzählte, dass er zurück kehren sollte. „Wohin denn?“ „Zum K11. Dorthin, wo du hingehörst.“ „Aber warum?“ „Es gibt nicht mehr viel zu tun. Ich kenne Sebastian mittlerweile so gut, dass ich sein Vertrauen wieder gewinnen kann und dann melde ich mich bei dir. Jetzt wo Stella auch was weiss, ist auch sie in Gefahr. Es ist besser für euch beide und ich kann meine Rolle dem K11 gegenüber aufrecht erhalten.“ „Bist du sicher, dass du das packst?“ „Ich weiss, was alles auf dem Spiel steht. Und ich weiss jetzt, dass ein Ende in Sicht ist.“ Sie lächelte Robert hoffnungsvoll zu und dieser nahm es ihr auch ab, zum Glück, denn lange hätte sie ihre Rolle nicht mehr so gut vor ihm spielen können.
Eine sterbende Seele kann man selten wieder ins Leben zurück holen. Schmerzen, die sich immer tiefer bohren und nicht aufhören bringen sie dazu, langsam aber sicher zu verschwinden. Man kann ohne Liebe nicht leben, aber mit einer gestorbenen Seele ist alles viel schlimmer. Es stirbt etwas in dir drin und eine Leere entsteht. Eine Leere, die nie wieder gefüllt werden kann, wenn sie erstmal existiert!
Hanna und Gerrit waren beide dabei in so eine Situation zu kommen. Noch hatten beide eine Seele, aber wie lange würde es dauern, bis man sie nicht mehr retten könne? Und wer kann ihnen jetzt noch helfen, außer den Menschen, den man am meisten liebt? Cowyn war nun dabei Gerrit zu beschützen und Michael, Gerrits bester Freund, hatte eine eigene Familie, die er nun beschützen muss. Beide waren auf sich allein gestellt, nur um die Menschen, denen sie wichtig sind, und die ihnen wichtig sind zu schützen. Nennt man das etwa Schicksal?
An diesem Abend schaute Hanna wieder zum nächtlichen Sternenhimmel, so auch Gerrit. Beide hatten Tränen in den Augen, doch nun waren sie an einem Punkt angelangt, an dem die Gefühle bei ihnen keine Rolle mehr spielten, da sie eh nur ein Chaos waren und die unangenehme Eigenschaft haben, weh zu tun...
Dunkle Zeiten brachen an. Robert hörte auf Hanna. Nun war für ihn der Tag gekommen, an dem er in sein wahres Leben zurückkehren konnte, mit Stella. Alex, Gerrit und Michael saßen im Büro und arbeiteten. Gerrit hatte sich wieder soweit aufgerafft, dass er wieder arbeiten konnte, wenn auch nur mit der Hälfte seiner Konzentration. Den ganzen Tag allein zu hause rumzusitzen war einfach zu erdrückend. Es klopfte an der Tür. „Herein.“, sagte Michael. „Hey Leute.“ „Robert.“ Alex grinste breit und freute sich über diese Überraschung, ganz anders als Gerrit. Dieser schnellte herum, als er die Stimme seines Freundes hörte und sah, dass es keine Verwechslung war. Nun war auch die letzte Hoffnung dahin... „Darf ich euch Stella vorstellen? Sie ist meine neue Freundin.“ Michael und Alex schauten sich an und mussten grinsen. „Sie hat als Prostituierte gearbeitet, war nicht sehr leicht, sie da raus zu holen, aber ich hab es geschafft. Als Drogendealer hab ich mir halt einen echten Namen gemacht.“ Die vier Kommissare unterhielten sich stundenlang über den Undercovereinsatz. Robert redete am meisten, von seinen Deals und seinen Prügeleien, doch das Thema Hanna lies er vorerst auf Seite. „Jetzt kannst du uns ja jeden, mit dem du gedealt hast verraten und wir können ihn hochnehmen.“ „Sorry, da muss ich passen. Ich will mir doch nicht tausende von Feinden machen. Ich hab zwar undercover gearbeitet, aber ich war in dieser Zeit auch kein Kripobeamter, sondern Drogendealer. Eigentlich müsstet ihr mich auch einbuchten.“ „Von wegen.“, wendet Stella ein und fuhr fort: „Ich hab mehr Mist gebaut, als du in deinem Leben je tun wirst. Dass ich mal gemütlich mit 4 Kriminalpolizisten beim Kaffee trinken sitze hätte ich mir im Leben nicht vorgestellt!“ Alle lachten, bis auf Gerrit. „Naja, so schön die Runde auch ist, ich muss dir leide eine nicht so erfreuliche Nachricht überbringen, Gerrit.“ „Ich glaub ich kenne sie schon.“ „Es tut mir leid.“ „Schon gut!“ Der Komissar schnappt sich seine Jacke und verschwand aus der Tür, doch bevor er weiter kam, hielt Alex ihn auf. „Gerrit, wo willst du hin?“ „Ich bin wütend. Muss etwas Dampf ablassen, tut mir leid.“ „Schon okey, melde dich bei mir, ja?“ „In Ordnung.“ Gerrit rannte die Treppe hinunter und war froh, dass er schnell an die frische Luft kam. Als er sich ins Auto setzte und nach Hause fuhr, wusste er nicht, was er machen sollte Zu Hause angekommen begrüße Cowyn ihn sofort. „Geh mir aus dem Weg du räudiger Köter!“ Doch Cowyn sah, dass es Gerrit nicht gut ging und wollte ihm aufmuntern. Der Hund sprang weiter auf und ab, bis Gerrit der Kragen platzte. „Also schön, du hast es nicht anders gewollt.“ Er nahm die Leine von der Garderobe und befestigte sie an Cowyns Halsband. „Komm mit. Dein zu Hause ist schon längst nicht mehr hier.“ Er zog kräftig an der Leine und führte den Hund zum Auto. Dort angekommen hatte Gerrit erstmal damit zu kämpfen den Hund dort hinein zu bekommen. Nach einer viertel Stunde hatte er es endlich geschafft. Er stieg ins Auto und fuhr los, Richtung Hannas neuer Wohnung. „Dein Frauchen wohnt auch nicht mehr hier, also musst du auch weg!“
Zur selben Zeit saß Hanna wieder auf der Fensterbank und schaute hinaus. „Hanna?“ „Was machst du denn hier?“ Vor ihr schwebte Cowyn, wieder in seiner Wolfsgestalt und Flügeln. „Ich habe keine erfreulichen Nachrichten.“ „Komm sag schon. Etwas schlimmeres kann mir nicht mehr passieren.“ „Gerrits Seele stirbt.“ „Was?“ „Und nicht nur seine!“ „Ich weiß echt nicht wovon du sprichst.“ „Hanna, du weißt genau wovon ich spreche. Check es endlich! Gerrit setzt mich grad aus, er ist am Ende, weil er glaubt, dass du ihn verlassen hast. Er kann nicht mehr. Und dir geht es nicht viel besser. Du bist Drogenabhängig und vermisst ihn ohne Ende. Wir sind so sehr verbunden, dass ich ein Teil deiner Schmerzen spüre und sie sind erdrückend. Aber selbst wenn und nicht so ein starkes Band verbinden würde, ich würde es auch so spüren. Du schreist so laut um Hilfe, dass es unmenschlich wäre, wenn man es überhören würde.“ „Sei froh, dass du kein Mensch bist. Robert ist einer. Also hat er mich einfach so hier gelassen.“ „Du hast ihm eine heile Welt vorgespielt. Es ist einfacher es einfach so hinzunehmen, als hinter den masken zu blicken.“ „Und wenn schon. Robert geht es gut, er ist glücklich und Gerrit ist in Sicherheit. Er hat Michael und Alex. Die werden ihm helfen und irgendwann wird er es verkraften. Mehr brauche ich nicht.“ „Was soll das den jetzt heißen?“ „Meine Aufgabe besteht darin, Sebastian in den Knast zu bringen. An alles andere will ich gar nicht denken. Mein Leben ist geprägt von solchen Sachen. So werde ich Gerrit nie glücklich machen können. Er hat etwas besseres als ich verdient.“ „Rede dir so etwas nicht ein.“ „Aber es ist die Wahrheit!, schrie Hanna nun. „Hanna...“ „Verschwinde Cowyn, lass mich in Ruhe. Gerrit braucht dich mehr als ich.“ „Lügnerin.“ „Hau ab!“ „Du hast es so gewollt.“ Cowyns Abbild verblasste im Sternenhimmel und Hanna sank auf die Knie. Die Tränen tropften ihr auf die Oberschenkel, doch es war ihr egal. Sie weinte, bis sie nicht mehr konnte und legte sich in ihr Bett, nur um wieder einer schlaflosen Nacht entgegen zu blicken.
Gerade als Gerrit die Tür zum Büro öffnete, sah er Alex am Fenster stehen. Sie wirkte traurig. „Alex?“, fragte Gerrit vorsichtig. „Gerrit. Du wolltest mich doch anrufen... Warum bist du voller Hundehaare?“ „Och... ähm... Cowyn hat mich getröstet, deshalb konnte ich mich schnell wieder fangen und bin jetzt wieder hier.“ „Ich hatte Angst, Gerrit.“ „Wo sind Michael und Robert?“ „Er bringt die beiden nach Hause. Robert ist froh, wieder normal leben zu können.“ Gerrit atmete einmal tief ein und wieder aus. Seine Brust hob und senkte sich. Alex beobachtete es und speicherte dieses Geschehen fest in ihr Gedächtnis ein. „Ich hatte Angst, Gerrit.“, wiederholte die Blondhaarige. „Wovor.“ „Davor, dass ich dich wieder auf der Couch vorfinde. Wie letztens.“ „Alex glaub mir. Darüber bin ich hinweg.“ „Wirklich?“ „Wirklich!“ Gerrit schaute seiner Kollegin in die Augen und fand Tränen darin. Alex kam noch näher und spürte Gerrits Atem auf ihrem Gesicht. Sie schloss die Augen und lies es einfach geschehen, denn Gerrit packte sie an den Oberarmen und kam ihren Lippen mit seinen immer näher, bis sie aufeinander trafen. Gefühle nahmen ihren lauf und während Alex einfach nur im Moment lebte, war Gerrits Kopf voll von Erinnerungen an Hanna. Als er in ihre Augen geblickt hatte, waren es nicht ihre Augen die er sah, sondern Hannas. Er war wie benebelt und betäubt, als er sich von Alex löste. Sie schlang ihre Arme um ihn herum und verschränkte sie hinter seinem Rücken, um sich ganz näher an ihn zu ziehen. Diese Wärme, nein, seine Wärme, tat einfach nur gut und gab ihr die Sicherheit, dass er noch da war, sie noch nicht allein gelassen hatte. Der Mann hatte keine Chance, sich gegen die Umarmung zu wehren und wollte es auch nicht. Er spürte Geborgenheit, Schutz und gestillte Sehnsucht. Er spürte zum ersten Mal seit langem, dass es Liebe noch gibt. Doch der Moment hielt nicht für lange Zeit, als auch schon Michael hinein platzte. „Schön dass Robert wieder da ist – Äh... störe ich? Ich kann auch wieder raus gehen und warten, bis ihr fertig seid...“ Gerrit löste sich von Alex und ging Richtung Tür. Dort,wo gerade Michael langsam eintrat. „Nein nein, wollte mir sowieso grad ne Cola vom Automaten holen.“ Er ging an Michael vorbei und flüsterte nur ein „Es tut mir leid“. Michael schloss die Tür. Jetzt verstand er gar nichts mehr. Mit einem prüfenden Blick schaute er seine Freundin an, die diesem auswich und sich zum Fenster zurückzog.
Ein brauner, groß gewachsener Hund zog einsam durch die Straßen. Es war kalt draußen, mittlerweile und seine erste Nacht alleine, ohne Fressen und einem Dach über das Fell. Er war erschöpft und wusste nicht wo er war. „Du bist doch der Köter von diesem Bullen.“ Cowyn drehte sich um, damit er wusste, von wem die Stimme kam, die ihm vertraut war. Als er Sebastian Ferrando sah, begann er zu knurren. „Schon gut Kleiner, ich bring dich zu deinem Frauchen zurück, muss sowieso dahin!“ Da der wolfsähnliche Hund noch die Leine trug, fiel es dem Verbrecher nicht schwer, das Tier mit sich zu ziehen. Bei Hanna angekommen klopfte er an ihre Tür. „Jetzt nicht, mein Dienst beginnt erst in einer Stunde.“ „So behandelt man also seine ehemaligen Freunde?“ Die Tür wurde einen Spalt geöffnet und Hanna glaubte ihren Augen nicht zu trauen. „Sebastian?“ „Ja, so nennen mich die, die mir sehr nahe stehen.“ Hanna öffnete die Tür und ging wieder zum Fenster. „Was willst du von mir?“ „Ich hab einen Narren an dir gefressen. Und als ich erfahren habe, dass du wieder hier bist, dachte ich, ich komm dich mal Besuchen, wie in alten Zeiten.“ „Um mich umzulegen?“ „Nein. Um dich in meiner Familie auf zu nehmen. So etwas ist nichts für dich, Kleine. Du verdienst puren Luxus und nur ich kann ihn dir bieten. Ich habe gehört du bist vor den Bullen geflohen, nur um zu mir zurück zu kehren. Warum bist du nicht zu mir gekommen?“ „Ich wusste nicht, ob du mir wieder vertrauen würdest. Ich hatte Angst um Alex, sie ist immerhin meine Freundin. Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich nur noch dich liebe und kein Bock mehr auf diese bescheuerten Bullen habe. Aber wieso sollte ich dir glauben?“ „Was sollte ich den vor haben?“ „Nun ja, nur wegen mir ist dein Versteck aufgeflogen. Woher weiß ich, dass du mich nicht irgendwo hinbringst, wo niemand sieht, wie du mich eiskalt abknallst -“ Hanna zündete sich eine Zigarette an, ehe sie fort fuhr: „- und einfach so entsorgst. Den Bullen werde ich auf jeden Fall nicht fehlen, aber ich könnte eine wertvolle Zeugin sein.“ „Du bist schlau und das mag ich so an dir. Du bist immernoch die Alte, ohne Angst und nur auf deinen eigenen Profit aus! Du hast Recht, ich könnte das tun, was du mir soeben vorgeschlagen hast, aber ich werde es nicht tun,. Und als Beweis habe ich dir einen alten Freund mitgebracht.“ Sebastian löste die Leine und Cowyn rannte hinüber zu Hanna. Er hat gezogen und gezerrt, aber Ferrando hatte ihm einen Schlag verpasst und schon hatte Cowyn das getan, was man von ihm verlangte. „Cowyn? Man bist du groß geworden! Ich bin so froh, dich wieder zu sehen. Komm her Kleiner, jetzt bin ich auch wieder Gesund!“ Hanna vergaß zum ersten Mal ihre Stellung, ihre gesamte Rolle. Doch als Ferrando wieder das Wort ergriff, bekam sie ihre Haltung wieder. „Also, wollen wir nun? Ich habe Klamotten für dich, Schminke, Schmuck, Geld, Luxus und du darfst deinen Job weiterhin ausführen, solange ich dich nicht in meine Dienste stelle.“ „Und was ist mit dem Stoff?“ „Das Geld was du verdienst wandert natürlich in meine Kasse. Verdienst du genübend, bekommst du auch genügend.“ „Klingt gut!“ „Worauf warten wir dann noch? Darf ich bitten?“ Sebastian hielt Hanna die Tür auf. Sie schnappte sich ihren Pelzmantel, den sie von einem ihrer Freier bekommen hatte und ging mit Cowyn an ihrer Seite hinaus aus dem Zimmer, in dem sie so viel Erlebt hatte. Hier hatte sie ihre Gefühle freien Lauf lassen können, schöne Stunden mit Robert verbracht, Drogen genommen oder gespritzt und nachgedacht, einfach alles in der letzten Zeit. Ohne Nachzudenken ging sie nun zum letzten Mal durch diese Tür. Hierhin wird sie nicht zurück kehren, das wusste sie. Sie hatte hier nie wirklich gelebt, es gab kaum Anzeichen dafür, dass hier überhaupt jemand lebte, außer die Boxershorts und den Pullover von Gerrit. Nicht zu vergessen das Bild von ihm unter dem Kissen vom Bett. Sie hatte es gerade eben noch in der Hand gehabt, aber nun war die Zeit vorbei, in der sie es sah und trauerte. Es war nun die Endphase, die letzte Bedingung, die sie erfüllen musste um ihre Aufgabe erfüllen zu können. Sie lies alles zurück, alles hinter sich. Die Tür wurde geschlossen und das Bild lag auf dem Kissen. Zurückgelassen und vergessen...
Im Büro rang nun auch Michael mit den Tränen. „Was war das grad?“ „Was denn?“ „Die Umarmung!“ „Ich hab ihn nur getröstet.“ Draußen saß Gerrit gegen den Automaten gelehnt. Er hatte sich mit dem Rücken dagegen geworfen und war auf den Boden hinunter gerutscht. Er wollte am liebsten weinen, all sein leid ausspülen, aber seine Augen blieben trocken. Stattdessen starb seine Seele ein kleines Stückchen mehr. „Alex, in dieser Umarmung lag mehr als Trost. Hör zu, wir haben nur noch uns. Und wir müssen uns zusammenreißen, damit es Gerrit bald wieder gut geht. Er wird ganz bestimmt nicht dich gesehen haben, sondern Hanna.“ „Was willst du mir eigentlich sagen?“ „Ich hab nichts dagegen, wenn du dich in Gerrit verliebt hast, aber das hast du nicht und er liebt immernoch Hanna. Doch unsere Gefühle sind alle zu chaotisch in diesem Moment. Deshalb ist es wichtig, dass wir einen klaren Kopf bewahren und nichts tun, was wir später bereuen werden. Dazu müssen wir aber auch uns gegenseitig vertrauen können und nach dieser Szene weiß ich nicht, wie ich dir vertrauen soll.“ Alex schaute die ganze Zeit aus dem Fenster. Die Tränen nahmen kein Ende und ihr ganzer Körper zitterte, als sie sich umdrehte und zu Michael sprach: „Ich glaube, das kannst du gar nicht mehr!“ Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Raum und lies Michael alleine zurück.