Endlich geschafft! Alex hatte gerade noch den Abwesenheitsassistenten in ihrem E-Mail-Account aktiviert und fuhr den PC runter. Eine gute Woche Urlaub stand nun bevor. Und den hatte sie auch dringend nötig! Die letzten Tage und Wochen waren al wieder extrem stressig gewesen. Und sie merkte dass ihre Kräfte langsam schwanden. In den letzten Tagen fiel es ihr immer schwerer sich zu konzentrieren. Heute hatten sie den ganzen Tag auch noch Kopfschmerzen und ein leichtes Schwindelgefühl geplagt. Doch darüber machte sie sich nicht allzu viele Gedanken. Morgen Nachmittag würde sie im Flieger in die Türkei sitzen: Eine Woche lang Strand, Sonne, Faulenzen, einfach die Seele baumeln lassen. Darauf freute sie sich schon seit Wochen.
„Hey Kollegin, in Gedanken schon am Strand?“, holte Michael sie zurück in die Realität. Sie lächelte ertappt. „Ehrlich gesagt ja. Ich freue mich einfach mal auf eine Woche Nichtstun.“ Natürlich war ihr damit der Neid ihrer Kollegen sicher. „Du hast es echt gut“, seufzte Robert. „Jetzt tu mal nicht so, Du hattest ja auch gerade erst Urlaub“, konterte Alex. „Mir kommt es schon wieder so vor, als ob es ewig her ist!“ Doch das Mitleid, das Robert damit zu erhaschen hoffte hielt sich in überschaubaren Grenzen. „Im Ernst Alex – Du hast Dir Deinen Urlaub wirklich verdient – erhol Dich gut!“, ergriff Michael das Wort. „Danke, das werde ich. Und stellt Ihr in der Zeit nicht alles auf den Kopf! Dann bis in 1½ Wochen“, verabschiedete Alex sich von Michael und Robert. Gerrit hatte schon seit einer Stunde Feierabend, aber sie würde ihn morgen noch einmal sehen – er hatte sich bereit erklärt sie am nächsten Tag zum Flughafen zu fahren.
Zu Hause angekommen kämpfte Alex gegen das Bedürfnis, sich einfach aufs Sofa fallen zu lassen. Doch sie wollte ihren Koffer noch packen um am nächsten Morgen halbwegs ausschlafen zu können. Und wenn sie jetzt dem Dran nach dem Sofa nachgeben würde, dann würde sie heute da nicht mehr von hoch kommen. Also seufzte sie einmal und öffnete dann ihren Schrank und ihren Koffer. Nur 1½ Stunden war sie im Großen und Ganzen fertig. Da sie sich ja schon den ganzen Tag etwas schlapp gefühlt hatte beschloss sie dann auch, gleich ins Bett zu gehen.
Zwar war sie relativ schnell eingeschlafen, doch sie wachte völlig entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten immer wieder auf, drehte sich von einer Seite auf die andere.
Am Morgen wachte sie völlig zerschlagen auf. Und sie merkte sofort, dass das nicht nur das Ergebnis einer schlaflosen Nacht war. Ihre Kopfschmerzen waren schlimmer als am Vortag. Sie hatte starke Halsschmerzen, musste ständig husten, ihre Nase war komplett zu, ihre Glieder taten ihr weh, ihr war schwindlig. Sie war krank, daran war nicht zu rütteln. Unendliche Enttäuschung machte sich in ihr breit. Denn dass ihr Urlaub damit gerade ins Wasser gefallen war, das war ihr klar. Tränen traten ihr in die Augen und wie ein kleines Kind fing sie an zu weinen. Die letzten Wochen hatte sie teilweise nur auf diese Urlaubswoche hingefiebert – und nun konnte sie nicht reisen.
Hey. Ich schreibe mal den ersten Kommi zu deiner Story. Arme Alex, jetzt fällt ihr Urlaub wegen so ner doofen Erkältung, Grippe oder sonst was ins Wasser. Bin schon gespannt was weiter passiert!
Wie gemein..... Arme Alex... Mal sehen wie das ganze weiter geht... Der Titel lässt ja nichts gutes erahnen.... Bin mal gespannt, wie es weiter geht!!!
Es dauerte eine Weile bis sie sich gefangen hatte und ihr Verstand wieder Oberhand gewann. Sie fasste sich ein Herz und rief bei ihren Reisebüro an, um die Reise zu stornieren. Immerhin hatte sie sich bei Buchung zum Abschluss einer Reiserücktrittskostenversicherung überreden lassen, damit war wenigstens nicht das ganze Geld futsch, obwohl ihr das im Moment eigentlich fast egal war.
Nachdem das erledigt war quälte sie sich aus dem Bett. Sie kam ja doch nicht drum rum, zum Arzt zu fahren. Also wollte sie das hinter sich bringen.
Nur eine gute Stunde später war sie zum Glück wieder daheim. Der Arzt hatte ihr bestätigt, dass sie sich einen fetten grippalen Infekt zugezogen hatte. Inzwischen hatte sie auch noch Fieber bekommen, deshalb legte sie sich zu Hause auch sofort wieder ins Bett.
Ihre Gedanken glitten wieder zu ihrem verpassten Urlaub. Das war doch wirklich nicht fair, dass sie ausgerechnet jetzt krank wurde. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie Gerrit noch Bescheid geben musste. Hustend griff sie zum Telefon.
„Hallo Alex, ich bin ja schon fast auf dem weg zu Dir“, meldete sich Gerrit, der Alex’ Nummer im Display erkannt hatte und dachte, sie würde ihn zu Eile treiben wollen. Traurig bot sie ihm Einhalt: „Du brauchst Dich nicht beeilen, Du brauchst überhaupt nicht herkommen. Ich kann nicht fliegen.“ Erstaunt erkundigte sich Gerrit was denn los sei. „Ich bin krank. Mir geht’s richtig mies, bin komplett erkältet, hab’ Fieber.“ Zur Bestätigung bekam sie gleich einen Hustenanfall. „Oh nein, das glaube ich jetzt alles nicht. Wie kann man denn so ein Pech haben wie Du? Das tut mir ehrlich leid für Dich. Du hattest Dich doch so darauf gefreut.“ Ihren traurigen Blick konnte er in diesem Moment ja nicht sehen. „Ja stimmt, aber ich kann’s leider nicht ändern.“ Gerrit versuchte noch ein paar Minuten Alex zu trösten, was ihm aber nur bedingt gelang.
Die nächsten beiden Tage verbrachte Alex mit Fieber im Bett. Die Jalousien ließ sie unten, sie mochte kein Sonnenlicht im Schlafzimmer haben, es hätte ihre Kopfschmerzen nur verschlimmert. Die meiste Zeit verbrachte sie mit Schlafen. Und so bemerkte sie auch nicht, als sich jemand an ihrer Wohnungstür zu schaffen machte.
Arme Alex... ist wirklich blöd, so kurz vor dem Urlaub krank zu werden. Aber wer besucht Alex da? Ein Kollege, der sie nicht wecken will oder ein Bösewicht? Der sollte dann besser später wiederkommen, wenn Alex gesund ist.
Dein Stil ist wie immer sehr gut. Nichts zu meckern. Schreib bald weiter.
Danke für die vielen tollen Kommentare! Ich hoffe ich enttäsche Euch in den Fortsetzungen nicht.
„Und Du bist Dir sicher, dass hier wirklich niemand zu Hause ist?“ Skeptisch schaute sich der junge Mann um. „Na klar – ich schwör’s Dir! Die Alte die hier wohnt ist verreist – und ’n Macker der hier aufkreuzen könnte gibt’s nicht. Also jetzt scheiß Dir nicht ins Hemd und sieh zu, dass wir alles wertvolle zusammenraffen und dann hier abhauen können!“ Ihr erster Blick fiel auf den Laptop und den Festplattenrekorder. Beides wurde sofort griffbereit auf den Tisch gelegt. Anschließend durchwühlten sie Schubladen und Schränke. Doch außer etwas Bargeld fanden sie nichts lohnendes. „Komm, da geht’s noch nach oben – vielleicht ist da das Schlafzimmer, da gibt’s bestimmt noch irgendwas zu holen“, flüsterte einer der beiden. „Jetzt sprich normal – ich habe dir doch gesagt hier ist niemand! Aber lass uns mal wirklich nach oben gehen.“
Noch etwas müde blinzelte Alex. Sie war gerade von irgendeinem Geräusch aufgewacht. Doch je mehr sie wieder zu sich kam, umso sicherer wurde sie sich, dass sie sich getäuscht haben musste. Schließlich war sie allein in der Wohnung. Wahrscheinlich war ihre Wahrnehmung von den Medikamenten die sie nahm etwas beeinträchtigt, oder sie hatte einfach schlecht geträumt.
Doch Moment, da war doch schon wieder etwas! Na klar – das waren Schritte auf der Treppe zu ihrem Schlafzimmer! Sie brauchte einen Augenblick um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Angreifen oder verstecken, was sollte sie tun?
Die Entscheidung wurde ihr schnell abgenommen. Denn in diesem Moment standen die beiden Männer schon bei ihr im Zimmer. Dann ging alles blitzschnell. Alex versuchte zwar noch aufzuspringen und zu ihrer Waffe zu gelangen, doch die beiden Einbrecher waren schneller. Mit einem gezielten Schlag setzten sie Alex außer Gefecht, die daraufhin hart auf dem Boden aufschlug.
„Fuck, fuck fuck, was ist das denn jetzt!?!?! Du hast mir doch geschworen, dass niemand in der Wohnung ist. Und – sieht das so aus wie niemand? Was machen wir denn jetzt?“ Panisch lief der junge Mann im Zimmer auf und ab, wahrend er seinem Komplizen Vorhaltungen machte. „Man ich weiß doch auch nicht wie das sein kann!“ Nervös strich er sich über das Gesicht. „Die hat uns auch gesehen, wir können sie auf gar keinen Fall hier lassen! Die kann uns doch beschreiben. Wir müssen sie erledigen, und dann nichts wie weg hier.“ Zweifelnd schauten beide auf die ohnmächtige Alex. „Ja toll – und wie willst Du das anstellen? Ich meine wenn wir die abknallen, das ist doch viel zu laut hier!“ Beide waren so in Panik, dass ihnen nicht in den Sinn kam, dass es auch noch andere Arten der Ermordung gab. „Dann müssen wir sie mitnehmen und irgendwo anders entsorgen.“ Gesagt, getan. Einer der beiden Männer ging mit der Beute vor durchs Treppenhaus um sich zu vergewissern, dass nicht gerade irgendwelche Nachbarn auf dem Flur unterwegs waren, der andere kam hinterher, die immer noch bewusstlose Kommissarin im Arm.
„Und wo jetzt hin mit ihr?“ Die beiden Männer fuhren mit ihrem Auto durch die Stadt und überlegten was nun zu tun sei. „Man, jetzt pass doch auf und fahr vorsichtiger! Das fehlte gerade noch, dass wir jetzt ’n Unfall bauen oder von den Bullen angehalten werden!“ Die Stimmung im Wagen war alles andere als entspannt. „Wenn Du mich nicht blöd von der Seite zulaberst dann fahre ich auch ordentlich! Aber Du hast Recht, zu uns nach Hause können wir mit der Alten nicht. Man, so ein Scheiß aber auch!“ Unter Flüchen und gegenseitigen Vorhaltungen entschieden sie sich, zu einer stillgelegten Fabrikhalle, etwas außerhalb der Stadt zu fahren. „Pass auf, wir legen die Alte da einfach in einen der Keller, fesseln die und sehen zu, dass die nicht weg kann, und dann lassen wir sie einfach da liegen, dann erledigt die Zeit das Problem für uns, und wir müssen uns nicht die Finger an ihr dreckig machen.“
Währenddessen kam Alex im Kofferraum des Wagens langsam wieder zu sich. Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen was passiert war, und wo sie sich offensichtlich befand. Ihr Kopf schmerzte höllisch und sie fror erbärmlich. Immerhin war sie nicht gefesselt. Ob es eine Möglichkeit gab, die Kofferraumklappe von innen zu öffnen? Dann könnte sie entweder versuchen an der nächsten Ampel zu entkommen, oder wenn es sein musste auch aus dem fahrenden Wagen springen. Die Verletzungen dabei wären bestimmt um ein vielfaches angenehmer, als das was diese Typen mit ihr vorhätten, was auch immer das sein mochte.
Doch noch bevor sich Alex intensiver mit dem Schloss des Kofferraums beschäftigen konnte hielt der Wagen an und die Klappe öffnete sich von alleine. Sie schaute direkt in die beiden Gesichter ihrer Entführer. „Schau mal an, Missy ist wieder zu sich gekommen.“ Bevor weitere Freundlichkeiten ausgetauscht werden konnten hatte Alex all ihre Kraft zusammengenommen, versuchte den Überraschungsmoment zu nutzen und kletterte aus dem Wagen. Doch so schnell ließen sich ihre Gegner nicht überrumpeln. Sie packten Alex, die sich verzweifelt wehrte. Sie schlug um sich, kratzte, trat mit den Füßen um sich, versuchte sogar ihre Gegner zu beißen, doch letztendlich musste sie sich geschlagen geben. Die beiden Männer waren einfach stärker als sie. Vielleicht hätte sie unter normalen Umständen, bewaffnet und in einem besseren gesundheitlichen Zustand eine Chance gehabt, aber so erlahmte ihre Gegenwehr nach einer Weile. „Na bitte, geht doch! Dass Ihr Frauen immer erst einmal kräftig zicken müsst!“ Die beiden Männer brachen in schallendes Gelächter aus. Jetzt, nachdem sie einen Plan hatten war ihre Unsicherheit verschwunden und sie fühlten sich wieder als Herr der Lage. Alex wurde an Händen und Füßen gefesselt und wie zuvor besprochen in einen Keller auf dem Fabrikgelände gesperrt. „So, hier kannst Du schreien so viel Du willst, das nutzt Dir gar nichts. Irgendwann wird man Deine Überreste hier finden, aber das kann dauern.“ Süffisant lächelnd schickten die beiden sich an, den Raum zu verlassen. Langsam dämmerte Alex, was die beiden vorhatten. „Verwickle sie in ein Gespräch!“, waren ihre Gedanken. In Krisensituationen hatte diese Taktik schon oft weitergeholfen. Doch diesmal hatte sie auch damit Pech. Die beiden Männer ließen sie reden, reagierten nicht. Sie sah, wie sie die Tür von außen zufallen ließen und hörte, dass ein Schlüssel sich drehte. Wenige Augenblicke später hörte sie ein Auto wegfahren, dann war es still.
In Alex stieg Panik auf. Sie versuchte dagegen anzukämpfen. „Komm, das ist nicht das erste Mal, dass Du irgendwo gefangen bist. Jetzt reiß Dich zusammen und schau Dich erst mal um“, versuchte sie sich selbst Mut zu machen. Es war ein relativ großer Raum in dem sie sich befand. An einer Mauer war oben ein kleines Fenster, durch dessen zerbrochene Scheibe der Wind pfiff. Die Wände und der Boden waren kahl. In einer Ecke stand ein alter verrosteter Eimer. Vielleicht hatte dieser ja eine scharfe Kante, an der sie ihre Fesseln durchreiben konnte. Alex versuchte irgendwie zum Eimer zu kriechen, doch auf halber Strecke gab sie auf. Sie war zu schwach. Zitternd lag sie auf dem Steinboden.
Nachdem sie eine zeitlang gewartet hatte, raffte sie sich wieder auf und startete einen neuen Versuch. Endlich gelangte sie zu ihrem Ziel. Erschöpft setzte sie sich auf und lehnte sich gegen die Wand. Schweißtropfen liefen ihr über das Gesicht. Sie betrachtete den Eimer genauer, doch so sehr sie es auch versuchte, ihre Fesseln ließen sich damit nicht lösen. Als sie diese Erkenntnis traf, brachen Panik und Erschöpfung über ihr zusammen. Sie schluchzte auf, ließ sich auf den Boden fallen und weinte sich in einen unruhigen Schlaf.
„Irgendwas stimmt da nicht“, murmelte Gerrit, als er den Telefonhörer wieder auflegte. „Was stimmt nicht, Gerrit! Hat Dich Dein neuester Aufriss mal wieder versetzt?“, scherzte Robert, der gerade das Büro betrat und Gerrits Worte noch gehört hatte. Doch anders als erwartet steig sein Kollege auf die Frotzelei nicht ein. „Ich versuche seit zwei Tagen Alex zu erreichen, aber sie geht weder ans Festnetz noch ans Handy.“ Verwundert schaute Robert ihn an: „Alex ist doch im Urlaub? Hast Du das vergessen, Du hast sie doch selbst zum Flughafen gebracht?“ Doch Gerrit schüttelte den Kopf: „Stimmt, das habe ich ganz vergessen Dir zu erzählen – Alex ist gar nicht geflogen, die ist krank. Sie hat mich am Freitag, also an dem Tag an dem sie fliegen wollte angerufen, dass sie mit Fieber flach liegt. Und sie klang auch echt krank am Telefon. Ich wollte sie am Montag, also gestern, anrufen und sie mal fragen wie es ihr geht – aber ich hab’ sie den ganzen Tag nicht erreicht. Und heute das gleiche!“ Robert überlegte: „Vielleicht geht’s ihr ja inzwischen wieder besser und sie ist doch noch geflogen. Oder sie trifft sich mit ’ner Freundin.“ Doch Gerrit widersprach: „Aber dann würde sie doch wenigstens irgendwann ans Handy gehen, oder auf meine SMS reagieren. Nein, irgendwas passt da nicht.“ Wirklich überzeugt hatte er Robert damit nicht. „Na wenn Du meinst, dann fahr doch nach Feierabend bei ihr vorbei und schau nach, ob alles in Ordnung ist“, schlug er deshalb vor. Gerrit stimmte zu.