Hallo, Leute. Ich weiß, dass ich noch eine Geschichte offen habe, doch leider muss ich bei dieser noch auf die Korrektur warten und will euch dafür mit einer anderen entschädigen, die ich hoffentlich bis zu meinem Urlaub fertig posten kann. Aber nun genug gequatscht, hier kommt der erste Teil, viel Spaß beim Lesen:
UND ICH REICH DIR DIE HAND
Vor dem Schlafengehen warf ich noch einen raschen Blick ins Kinderzimmer. Sascha schlief friedlich in seinem Bett. Beruhigt ging ich weiter ins Bad, Matthias wartete bereits im Schlafzimmer auf mich. Ich merkte ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch und mein Herz raste ein wenig. Ich lächelte leicht vor mich hin, ließ weiterhin warmes Wasser auf mich herab prasseln. Matthias schaffte es doch noch immer, meine Gedanken durcheinander zu wirbeln, unsere Beziehung war ausgesprochen harmonisch, deren Krönung unser Sohn Sascha war. Ungeduldig rief Matthias nach mir, und ich ließ mir bewusst noch mehr Zeit, stellte fest, dass ich mich auf unsere Abendunterhaltung freute.
Aufgeregt hüpfte Sascha vor mir her. Wir waren auf einer belebten Straße unterwegs in die Innenstadt. Dort wollten wir uns mit Matthias treffen, um einen kleinen Einkaufsbummel zu machen. Sascha blieb plötzlich stehen, aufgeregt hüpfte er von einem Bein aufs andere. „Schau, Mama, dort drüben geht Simon“, rief er. Simon war der beste Freund meines Sohnes. Sie gingen in die gleiche Klasse und waren seit dem Kindergarten eng befreundet. Interessiert wandte ich mich in die Richtung, in die Sascha schaute und suchte nach seinem Freund. Doch ehe ich ihn ausmachen konnte, rannte Sascha los, stürmte zur Straße und wollte auf die andere Seite laufen. Leider vergaß er, auf die Autos zu achten. So hörte ich nur ein Quietschen von Reifen, einen lauten Knall, als ein Auto auf das vor ihm fahrende auffuhr. Saschas Schreie gingen im folgenden Wirbel völlig unter.
Fassungslos und wie vom Donner gerührt blieb ich stehen, wusste nicht, was sich um mich herum abspielte. Erst als mich jemand heftig rüttelte, erwachte ich aus meiner Erstarrung. Verwirrt schaute ich einem Mann in die Augen, er redete wild auf mich ein, doch ich begriff nicht, was er von mir wollte. Wild gestikulierend deutete er auf die Straße. Am Rande nahm ich die Sirenen der Einsatzfahrzeuge wahr, die langsam auf uns zu zukommen schienen, als mir das Geschehene endlich bewusst wurde. Schreiend lief ich auf das auf dem Asphalt liegende Kind zu, das von dem Auto einige Meter weiter weg geschleudert worden war. Saschas Körper lag ziemlich verdreht vor mir und bewegte sich nicht mehr. Ziemlich nervös, nahm ich seinen Kopf, legte ihn auf meinen Oberschenkel, inzwischen hatte ich mich auf den Boden gekniet und auf die Fersen gesetzt. Wo bleibt der Krankenwagen, fragte ich mich ungeduldig und nervös, um mich herum nahm ich schon gar nichts mehr wahr.
Ich streichelte liebevoll über seine Wangen. Aus reiner Routine ließ ich meine Augen über den Körper meines Kindes wandern, bemerkte keine Verletzung. Aber warum wachte er nicht auf? Leise seufzte ich auf. Sachte bewegte er sich, stöhnte laut auf, sein Gesicht verzog sich. Sascha schlug die Augen auf, sah mich aus weiter Ferne an. „Mama, warum sitzt du auf der Straße, du machst dich doch schmutzig!“, stellte er fest, sein Kopf fiel zur Seite, ein leises Seufzen war zu hören. Dann war von Sascha nichts mehr zu hören. Aus großen Augen starrte ich auf ihn herab. Alles um mich herum verschwamm, und ich nahm nichts mehr um mich herum wahr! Dass der Rettungswagen bereits gekommen war, merkte ich erst, als einer der Sanitäter versuchte, mich von Sascha wegzuziehen. Ich setzte all meine Kräfte ein, um genau das zu verhindern. Mit sanfter Gewalt gelang es der Mannschaft des Rettungswagens dann doch. Während ein Sanitäter bei mir blieb, beruhigend auf mich einredete, kümmerten sich die anderen samt dem mitgekommenen Arzt um meinen Jungen. An der ernsten Miene des Notarztes merkte ich, dass jede Hilfe zu spät gekommen war. Langsam erhob er sich, kam auf mich zu und begann auf mich einzureden. Heute weiß ich nicht mehr, was er damals gesagt hatte, die Worte waren nicht wirklich bis zu mir vorgedrungen.
Danke für das Kommi, hier gibts wieder einen Teil:
Irgendwann, ich konnte nicht mehr sagen wie viel Zeit seit dem Unfall vergangen war, zupfte mich jemand an meiner Jacke. Irritiert sah ich mich um, endlich bemerkte ich Simon. Der Junge schaute mich aus großen Augen an. „Was ist mit Sascha?“, fragte er mich zaghaft. Er wagte nicht, zur Straße zu schauen, wo Sascha bereit mit einer Plane zugedeckt worden war. Ich hatte nicht gemerkt, dass Simon mit seiner Mutter die Straße überquert hatte. Erwartungsvoll blickte der Junge zu mir auf, wartete auf eine Antwort. Langsam ging ich in die Knie, um Simon besser in die Augen sehen zu können. „Sascha ist vor ein Auto gelaufen, und er wird nicht wieder wach werden“, meinte ich sehr leise, versuchte den Kloß in meinem Hals krampfhaft hinunter zu schlucken. Natürlich gelang es mir nicht. Ich bemerkte, wie mir die ersten Tränen aufstiegen. Simon sah mich aus großen Augen an, die mir sagten, dass er mich nicht begreifen konnte. „Sascha ist jetzt ein Engel, der auf einem der vielen Sterne irgendwo dort oben am Himmel ist und auf dich und mich herabschaut!“, versuchte ich dem achtjährigen Kind zu erklären, wusste jedoch nicht, ob er mich auch verstand. Sein Blick schweifte ab, schweigend starrte er auf die kleine Person, die unter der Plane lag. „Und er kommt nie mehr wieder, um mit mir zu spielen?“, hörte ich ihn fragen. Ich schüttelte nur den Kopf, die richtigen Worte fielen mir einfach nicht ein. Wie sollte ich ihm auch sagen, dass er gerade seinen besten Freund verloren hatte, dass mein Kind mich nie wieder begrüßte, wenn ich vom Dienst nach Hause kommen würde. Seine traurigen Augen schauten mich an, ich merkte, dass sie mich nicht wirklich sahen, sondern durch mich hindurch blickten. „Komm her“, flüsterte ich, zog ihn einfach an mich und umarmte ihn. Die Nähe des Jungen tat mir irgendwie gut, auch wenn er mir Sascha nie wieder zurückbringen konnte. Endlich lösten sich die ersten Tränen, und ich begann hemmungslos zu weinen, Simon noch immer an mich gedrückt!
Was in den nächsten Stunden geschah, ging an mir vorüber. Viele Menschen standen um mich herum, versuchten mich zu trösten, es gelang keinem wirklich! Irgendwann lag ich in Matthias Armen, wusste nicht, wann er gekommen war. Auch seine Worte drangen nicht bis zu mir vor. Ich stand einfach neben mir, das Geschehen lief an mir vorüber. Und ich war auch nicht bereit, mich irgendjemanden anzuvertrauen, schluckte einfach alles hinunter. So merkte ich auch nicht, dass durch meine Isolation die bisher gute Beziehung zu Matthias ungeheuer litt. Dass er auch unter Saschas Tod leiden könnte, auf die Idee kam ich erst gar nicht. So kam es, dass wir uns einfach nichts mehr zu sagen hatten, nur mehr nebeneinander her lebten.
Erstaunt öffnete ich die Tür, da es geläutet hatte und fand mich zwei Kollegen gegenüber. Ich war sichtlich verwirrt. „Was kann ich für euch tun?“, wollte ich deshalb wissen. Betreten blickten sie zu Boden, hypnotisierten die Spitzen ihrer Schuhe. „Können wir reinkommen, wir haben eine furchtbare Nachricht für dich!“, begann einer meiner Kolleginnen leise. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie mit der Wahrheit nicht herausrücken wollten. Abwartend schaute ich die Beiden an, sie drucksten noch immer herum.
Es dauerte einige Minuten bis sie endlich erzählt hatten, dass man Matthias in einem Park am Stadtrand gefunden hatte – erhängt. Sekundenlang stand ich ziemlich geschockt vor den Kollegen, wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Langsam setzte ich mich, starrte schweigend vor mich hin, nicht fähig irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Ich wollte einfach nicht begreifen, was ich da gehört hatte, nahm nichts mehr um mich wahr, starrte nur vor mich hin. Ich überhörte alles, was man zu mir sagte. Erst als sich einer der beiden Kollegen neben mich setzte, und seinen Arm um meine Schulter legte, fuhr ich zusammen. Aus ausdruckslosen Augen schaute ich ihn an. „Wo hat man meinen Mann gefunden?“, fragte ich leise. „Am Stadtrand, nicht weit weg von einem Kinderspielplatz“, erzählte der Beamte. Ich horchte auf und erkundigte mich nach dem Namen beziehungsweise die genaue Lage des Parks. Bereitwillig gab man mir Auskunft, und ich verfiel noch mehr. Genau in diesem Park waren Matthias und ich mit Sascha sehr oft gewesen, weil dem Jungen genau dieser Spielplatz unheimlich gefallen hatte. „Sollen wir für dich jemanden anrufen?“, wurde ich gefragt. Mit kurzem Überlegen nickte ich und gab die Telefonnummer meiner Eltern her.
Ich war überrascht, dass die Kollegen blieben, bis meine Mutter an der Tür läutete. Wie ferngesteuert ging ich in den kleinen Vorraum, um zu öffnen. „Alexandra, was ist los?“, wollte sie aufgeregt von mir wissen. Die Polizeibeamten nahm sie nur am Rande wahr, sie verschwanden auch schon nach einem kurzen Gruß. „Was ist passiert, Alex?“, wiederholte Anette ihre Frage. Stockend erzählte ich ihr endlich, dass man Matthias am Stadtrand gefunden hatte – tot. Im ersten Augenblick war auch sie fassungslos, blieb kurze Zeit schweigend sitzen. Erst als sie mein heftiges Schluchzen hörte, erwachte sie aus ihrer Starre. Sie nahm mich in den Arm, drückte mich fest an sich und versuchte mich zu beruhigen. Natürlich gelang es ihr nicht, zu tief saß der Schmerz.
Wie lange wir in meinem Wohnzimmer zusammen gesessen sind, weiß ich heute nicht mehr. Im Laufe des Tages beschloss meine Mutter, einige meiner Sache einzupacken und mich mit zu sich zu nehmen. Anette entpuppte sich als große Hilfe für die nächsten Wochen, sie nahm mir Dinge ab, für die ich Wochen vorher nicht einmal ansatzweise Hilfe angenommen hätte. Aber in dieser schwierigen Zeit war ich ausgesprochen dankbar dafür. Ich war von seinem Tod noch so geschockt, dass alles an mir vorüber ging. Seine Beisetzung bekam ich nur am Rande mit, man hatte mich mit Beruhigungsmittel voll gestopft. Meine damals beste Freundin war neben meiner Mutter die einzige Person gewesen, die ich an mich heran ließ, die mir in der Zeit des Begräbnisses zur Seite gestanden hatte. Viele glaubten, dass ich dabei zusammenklappen könnte, doch ich hielt durch.
„So, meine Liebe, wir beide fahren jetzt einfach ins Blaue, Alex. Du brauchst einfach ein wenig Abstand von all dem hier!“, stellte Betty, meine Freundin, fest. Sie wartete gar nicht meine Antwort ab, sondern nahm einfach alles in die Hand, ob ich nun wollte oder nicht. Sie tat alles, um mich auf andere Gedanken zu bringen und mich aus dem tiefen Loch, in das ich vor Wochen gefallen war, zu holen. Leider gelang es ihr nicht. Aber in mir formte sich ein Gedanke, der immer konkretere Formen annahm, je länger ich darüber nachdachte. Ich nahm mir vor, diesen Gedanken auch in die Tat umzusetzen und zwar bald, sehr bald. Sonst würde ich zugrunde gehen.
Tempo Tempo!! ich brauch ein Tempo....*schnief* ist das schön traurig geschrieben Aber eines muss ich dir lassen die Gefühle und Situationen hast du super beschrieben.....bin gespannt wie es Alex weiter ergeht und bitte um eine FS
Danke für die Kommis, hier gibts wieder einen Teil:
JAHRE SPÄTER
Die Leere, die der Tod meiner Familie hinterlassen hatte, war noch immer vorhanden, sie ließ sich nicht einfach bekämpfen, obwohl bereits einige Jahre vergangen waren. Inzwischen hatte ich meinen Mädchennamen wieder angenommen und mich in eine andere Stadt versetzen lassen. Ich wollte hier ein neues Leben beginnen, es wollte mir einfach nicht gelingen, aus diesem tiefen Loch herauszukommen.
Viele meiner Freunde verloren mit mir die Geduld, sie wandten sich von mir ab, die Entfernung zu meinem neuen Dienstort in München tat noch ein Übriges dazu. Nur mit meiner Familie hatte ich regen Kontakt, auch wenn sich meine Eltern inzwischen getrennt hatten, und mein Vater sich nicht allzu weit entfernt einen Pferdehof zugelegt hatte. Erlaubte es einmal mein Dienst, fuhr ich übers Wochenende zu ihm. Die langen Gespräche, die wir in dieser Zeit führten, halfen mir ungemein über diese Zeit hinweg, auch wenn ich merkte, dass ich die Sache noch immer nicht ganz überwunden hatte.
„Komm, Alex, lass dich nach Hause bringen. Es ist einfach zu spät, um dich alleine los zu schicken“, erklärte Gerrit, mein Kollege aus dem K11, ernst. Er hatte mich überredet, mit ihm und Michael – auch mit ihm arbeitete ich zusammen – noch auf ein Bier zu gehen. Mit ziemlichem Widerwillen hatte ich eingewilligt. Im Grunde genommen wollte ich noch immer nicht unter die Leute, aber ich merkte, dass mir die kleine Ablenkung ganz gut getan hatte. „Du brauchst mich nicht zu begleiten, mein Auto steht doch auch noch vor dem K11“, stellte ich fest, in der Hoffnung, dass er mich einfach in Ruhe lassen würde. „Ich hole dich Morgen Früh dann auch ab“, warf Michael ein. Ergeben seufzte ich, als ich bemerkte, dass meine Weigerung nicht viel half. „Wenn ihr meint …!“, murmelte ich nur. Meine Kollegen würden ja doch nicht mit sich reden lassen, also sagte ich zu. Obwohl ich meine bescheide Zeche eigentlich hatte selbst bezahlen wollen, kam Gerrit mir zuvor. Er warf Geld auf den Tisch, das für die Getränke von uns dreien reichte. Mit einem leichten Lächeln bedankte ich mich und stand auf, damit wollte ich zeigen, dass ich eigentlich schon gehen wollte.
„Danke fürs nach Hause bringen“, sagte ich zum Abschied, ehe ich aus Gerrits Wagen kletterte. Es kam mir vor, als würde er mich erwartungsvoll anschauen, ich überging es einfach, denn ich hatte das Gefühl, dass er mitkommen wollte. Doch darauf hatte ich echt keine Lust. Es reichte doch schon, wenn ich mit ihm meine Freizeit verbrachte. „Gute Nacht!“, murmelte ich vor mich hin, bevor er noch etwas antworten konnte, stieg ich aus und ging zügig auf mein Wohnhaus zu, ohne mich noch einmal umzusehen. Gerrit blickte mir kopfschüttelnd nach, wartete bis ich im Haus verschwunden war.
Tatsächlich stand Michael morgens um halb acht vor meiner Tür. Erfreut war ich darüber natürlich nicht, ließ ihn aber doch ein – wenn auch ziemlich widerwillig. „Wieso bist du noch nicht fertig? Du wusstest doch, dass ich dich abhole!“, bemerkte er und blickte sich interessiert in meinem Wohnzimmer um, so dass ich ihn einfach in die Küche weiter schob, obwohl ich merkte, dass er mich ziemlich irritiert anschaute. „Was soll das, Alex?“, wunderte er sich, sein Blick wurde ziemlich eindringlich und wie ich meinte, auch forschend. Ich drückte ihn mit sanfter Gewalt auf einen der Küchenstühle nieder. „Ich möchte einfach nicht, dass du dich hier allzu genau umsiehst, weil es dich einfach nichts angeht! Und jetzt bleib hier sitzen, der Kaffee ist gleich fertig“, erklärte ich energisch. Rasch stellte ich eine Tasse sowie Zucker und Milch auf die Anrichte und verschwand in Richtung Bad, wo ich mich fertig machen wollte. Dabei ließ ich mir bewusst Zeit, wollte ihm einfach einige Zeit warten lassen. Er sollte merken, dass ich seine Anwesenheit einfach nicht brauchte und benötigte.
Die Wartezeit vertrieb sich Michael doch dadurch, dass er in der Wohnung herum wanderte, die Kaffeetasse mit sich herum tragend. Ich fand ihn vor dem Schrank, in dem ich noch unzählige Bilder von Sascha und Matthias stehen hatte. „Was treibst du denn da? Ich habe dich doch gebeten, in der Küche zu warten!“, fuhr ich ihn ziemlich ungehalten an. Erschrocken fuhr er herum, hatte mich nicht kommen hören. Wenige Sekunden starrte Michael mich an, seinen Blick konnte ich nicht deuten oder zuordnen. Ehe er ging schaute er noch einmal auf die Fotos. „Deine Familie?“, fragte er neugierig. Plötzlich wurde mir sein trauriger Ton bewusst, wusste jedoch nicht, was ich davon halten sollte. Ich verstand es nicht, wollte es aber auch nicht hinterfragen und ignorierte es deshalb einfach. „Ich bin fertig, wir können fahren!“, sagte ich plötzlich und überraschte ihn damit. Sehr erstaunt blickte er mir nach, während ich mich auf den Weg in den Vorraum machte. Dort zog ich mir Schuhe und Jacke an. Ungeduldig wartete ich auf Michael, strafend schaute ich zu ihm auf. „Ich bin ja schon da, Alex, und schau mich nicht so an, ich könnte mich sonst vor dir fürchten!“, erwiderte er mit einem treuherzigen Augenaufschlag. „Zwecklos“, brummte ich nur und folgte ihm die Treppe hinunter.
Hi, das ist echt eine Klasse Geschichte. EIn trauriger anfang aber ich bin gespannt ob Alex aus ihrem Tiefen loch wieder raus kommt. Bitte schreib schnell weiter. LG
Danke für das Kommi, hier gibt es wieder einen Teil:
Ausnahmsweise war Gerrit schon vor Michael und mir im K11. Interessiert schaute er uns entgegen, als wir das Büro betragen. „Wer von euch beiden hat verschlafen?“, wollte er neugierig wissen. Wir schüttelten nur den Kopf, waren nicht bereit zu erzählen, dass wir uns bei mir zu Hause verplappert hatten, auch wenn wir uns nur angezickt hatten. „Also, ihr könnt schon noch mit mir reden, ich habe euch nichts getan!“, bemerkte Gerrit mit einem leichten Lächeln. Er erhob sich von Michaels Sessel, um schließlich auf einem der Kästchen, die vor dem Fenster standen, wieder Platz zu nehmen. „Ich weiß, Gerrit, tut mir Leid“, murmelte Michael nur. Er las interessiert den Bericht durch, an dem sein Kollege gerade gearbeitet hatte, wurde aber nicht schlau daraus. Aber er wollte auch nicht hinterfragen, etwas in seinem Blick verriet es mir. In die Unterhaltung der beiden Männer mischte ich mich nicht ein. Außerdem war sie mir völlig egal. Noch wurmte mich, dass Michael die Fotos in meinem Schrank gesehen hatte. Bisher war es mir ganz gut gelungen, ihm und Gerrit meine bewegte Vergangenheit vorzuenthalten, denn noch war ich nicht wirklich bereit, jemanden daran teilhaben zu lassen.
Dass es im Büro still geworden war, war an mir vorüber gegangen. Zu sehr war ich in meine Arbeit vertieft gewesen. Endlich hob ich den Kopf, da ich mich beobachtet gefühlt hatte, blickte in Michaels strahlend blaue Augen und konnte gerade noch verhindern, dass ich darin versank. Ich ärgerte mich darüber, wollte ich doch nicht, dass eventuell mehr mit mir geschah. Am Rande nahm ich sein verschmitztes Lächeln wahr. Michael schien zu bemerken, was gerade in mir vorging. Und natürlich weigerte sich alles in mir, auf mein Herz zu hören, zu sehr trauerte ich noch um Matthias. Immerhin war er meine große Liebe gewesen. „Träumst du vor dich hin, Alex?“, fragte er mich belustigt. Entsetzt schüttelte ich den Kopf. „Ich und träumen, dass ich nicht lache!“, war ich ziemlich aufgebracht. „Lass mich einfach arbeiten! „Wie du meinst …!“, murmelte er nur vor sich hin, er war gerade noch zu verstehen gewesen. Endlich ließ er mich in Ruhe arbeiten und nachdenken.
Die Tage vergingen im alten Trott, ohne dass ich bereit war, mich mit Gerrit und Michael anzufreunden, obwohl es mir sicher gut tun würde, jemanden zu haben, mit dem ich reden und Spaß haben konnte. Aber wollte ich das überhaupt? In meinem momentanen Zustand wohl kaum.
Ich fühlte mich immer schlechter, je näher der Tag rückte, an dem Sascha verunglückt war und wusste nicht, wie ich mit meinem unsagbaren Schmerz umgehen sollte. Mein Kind war in Osnabrück begraben, und ich hatte das große Bedürfnis, nach langer Zeit endlich wieder an seinem Grab zu stehen, um ihm nah zu sein, auch wenn es nur für kurze Zeit war. Doch ich wollte nicht alleine reisen, fürchtete ich mich doch vor meiner eigenen Reaktion.
Aufgewühlt lief ich in meinem Wohnzimmer auf und ab, wurde immer nervöser und hektischer. Endlich blieb ich vor dem Fenster stehen und starrte hinaus. Aber ich nahm nichts von dem wahr, was sich davor abspielte. Zu sehr war ich in Gedanken, die sich einmal mehr mit Sascha und seinem unnötigen Tod beschäftigten. Dass sein Vater daran zugrunde gegangen war, ignorierte ich im Augenblick, denn zu sehr beschäftigte mich noch immer die Erinnerung daran, dass mein Junge in meinen Armen gestorben war. Ich merkte, dass Tränen in meine Augen stiegen, die sich langsam zu lösen begannen, ich fing hemmungslos zu weinen an und merkte nach endlosen Minuten selbst, wie gut es mir tat, mich befreite, doch ich benötigte eine lange Zeit, um mich ein wenig zu beruhigen. Inzwischen hatte ich die Wanderung durchs Zimmer wieder aufgenommen und setzte mich schließlich ziemlich erschöpft auf das Sofa. Dort schlief ich ein, träumte von Sascha und Matthias, von einer Zeit, in der ich mit den Beiden so unheimlich glücklich war und von der ich gehofft hatte, dass sie nie vorüber gehen würde. Wie man sich doch irren konnte …!
Völlig gerädert wachte ich am nächsten Morgen auf dem Sofa auf. Ganz vorsichtig streckte ich mich, merkte, wie mir alles weh tat und ärgerte mich über mich selbst, weil ich nicht zu Bett gegangen war, als ich meine Müdigkeit bemerkte. Langsam schlurfte ich in die Küche, um Kaffee aufzustellen. Ziemlich mühsam ging mir alles von der Hand und ich hoffte darauf, dass mich eine lange Dusche wieder auf den Damm bringen würde, die Müdigkeit aus dem Körper vertreiben konnte. Doch leider zerschlug sich diese Hoffnung, kaum, dass ich aus der Duschkabine gekommen war.
Ziemlich müde und ausgelaugt, mit noch immer verweinten Augen, tauchte ich im K11 auf. Michael schaute auf, als ich ein leises „Guten Morgen“ hören ließ. Erschrocken folgte er mir mit den Augen, mein Gesichtsausdruck gefiel ihm überhaupt nicht. Langsam kam er zu mir, setzte sich an die Kante meines Schreibtisches. „Alex …!“, begann er, wusste jedoch nicht, wie er weiter reden sollte, nachdem ich ihm in die Augen gesehen hatte. „Lass mich einfach in Ruhe, Michael“, brummte ich ihn ungehalten an, und ich wusste nicht wirklich, warum ich so unfreundlich zu ihm war. Immerhin konnte er für meine Gemütsverfassung nichts. Mein Blick wurde verlegen, lange konnte ich ihm nicht in die Augen schauen. „Alex, was ist in den letzten Tagen mit dir los? Du scheinst sehr weit weg zu sein“, stellte er fest. Ich nickte und schwieg lange. Endlich blickte ich ihm wieder in die Augen und merkte sein feines Lächeln, das auf seinen Lippen lag. „Ach, Michael, du hast ja keine Ahnung.“, bemerkte ich leise, wieder senkte ich den Blick, konnte ihn einfach nicht mehr ansehen. „Es kann sein, dass ich den Grund deiner großen Traurigkeit und Niedergeschlagenheit nicht kenne und verstehe. Aber du könntest versuchen, es mir zu erklären!“, erwiderte Michael und schaute mich bittend an. Erschrocken hob ich den Kopf und starrte ihn sekundenlang hektisch an. Wollte ich ihm überhaupt von Sascha und Matthias erzählen? Endlich schüttelte ich den Kopf. Michael nahm meine Reaktion ziemlich erstaunt zur Kenntnis. Ich merkte sehr wohl, dass er mich absolut nicht verstand, konnte mich schließlich auch gar nicht verstehen. Und ich hatte auch gar nicht das Bedürfnis, das zu ändern.
Danke für das Kommi, ausnahmsweise gibts heute noch eine Fortsetzung, viel Spaß beim Lesen:
„Wie du meinst ….Alex, lass dir doch helfen!“, bat er plötzlich ziemlich eindringlich. Sichtlich verlegen schaute ich ihm in die Augen, natürlich versank ich wie so oft darin. Die Gefühle, die dieser Blick in mir auslöste, versuchte ich wie immer in den letzten Wochen einfach zu ignorieren, aber wie lange würde ich ihm noch widerstehen können? Erwartungsvoll blickte er mich an, wartete noch immer auf eine Antwort. „Ich werde es mir überlegen, Michael. Schau mich bitte nicht so an, ich weiß doch, dass du es nur gut mit mir meinst“, murmelte ich, mir war äußerst unbehaglich. „Stimmt, ich will dir helfen, aber du lässt es doch erst gar nicht zu!“, stellte Michael fest, sanft lächelte er auf mich herab. Ich muss zugeben, dass mich dieses Lächeln endgültig in seinen Bann gezogen hatte, nur wollte ich es noch immer nicht zulassen, dass sich Michael so ohne weiteres mein Herz stahl. Beschämt schaute ich zu ihm auf, ein leichtes Grinsen legte sich auf meine Lippen. „Alex, es gefällt mir, wenn du lächelst, es macht dich so viel hübscher“, bemerkte er in einem Ton, den ich noch nicht an ihm kannte. Ich stellte fest, dass es mir gefiel, wenn er mir Komplimente machte und mit Entsetzen bemerkte ich, dass ich errötete.
Gerrit stürmte ins Büro, noch ziemlich verschlafen, wie mir schien. „Habe verschlafen!“, brummte er vor sich hin. Michael, der noch immer am Rande meines Schreibtisches saß, erhob sich und ging langsam auf seinen Schreibtisch zu. „Das ist doch nicht wirklich etwas neues, nicht wahr?“, erwiderte ich belustigt. Das kleine Gespräch mit Michael hatte mir ausgesprochen gut getan, stellte ich erfreut fest, sodass sich meine anfangs schlechte Laune deutlich gebessert hatte. Nur Gerrit fiel das im Augenblick gar nicht auf, war er doch noch mit seinem Zuspätkommen beschäftigt. Doch Michael realisierte es sehr wohl. Mit einem leichten Zwinkern schaute er zu mir herüber. Verschmitzt lächelte ich ihn an, und in mir reifte ein Plan heran, den ich zu Hause in Ruhe überdenken wollte.
Dieser Arbeitstag verlief vergleichsweise ruhig. Leider passierte absolut nichts, sodass wir die Akten abarbeiten konnten, die in den letzten Tagen und Wochen liegen geblieben waren. Michael und ich schrieben unzählige Abschlussberichte, Gerrit musste die fertig bearbeiteten Akten ins Archiv bringen, eine Arbeit, die ihm überhaupt nicht gefiel, doch wir ließen ihm einfach keine andere Wahl. Ab und zu spürte ich Gerrits nachdenklichen Blick auf mir ruhen, aber als ich zu ihm aufschaute, fühlte er sich ertappt und sah rasch wieder weg. Ich konnte mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, verstecke es hinter meiner Hand, wollte ich doch verhindern, dass er es bemerkte.
„Warte mal, Alex …!“, bat Michael mich, als ich bereits an der Tür stand, um das Büro zu verlassen. Zögernd wandte ich mich wieder um und schaute ihn erwartungsvoll an. „Gehst du mit mir noch auf ein Bier?“, wollte er wissen. Beschämt blickte er mir in die Augen, wieder konnte ich ihnen nicht widerstehen, und so stand mein Entschluss bald fest. „Ja!“, sagte ich deshalb nur. Er begann zu strahlen, als er meine Antwort gehört hatte. Langsam erhob sich Michael, mit leuchtenden Augen kam er auf mich zu. „Wollen wir gleich gehen?“, erkundigte er sich. Ich konnte nur nicken, so sehr faszinierte er mich. „Dann lass uns gleich gehen!“, fuhr er fast schon bittend fort.
Ich hatte erwartet, dass wir ganz in der Nähe auf ein Bier gehen würden, doch Michael war mit mir in ein Lokal gefahren, das ich bisher noch nicht gekannt hatte. Und es gefiel mir, obwohl ich der Meinung war, dass ich nicht angemessen genug gekleidet war. „Du machst dir unnötig Gedanken, du brauchst doch keine tolle Kleidung, du bist doch einmalig genug, um auf all den ganzen Schnickschnack verzichten zu können“, zerstreute er meine Bedenken, geschmeichelt lächelte ich ihm zu. Ich hob mein Glas und prostete ihm zu. Zu meinem Erstaunen begann ich diesen Abend zu genießen, Matthias rückte plötzlich in weite Ferne, die Trauer um ihn schien plötzlich wie weggeblasen. Endlich, nach all den Jahren, spürte ich mein Herz wieder. Michael bemerkte meine Veränderung, sprach mich darauf aber nicht an. Dafür war ich ihm unheimlich dankbar.
Wir begannen eine angeregte Unterhaltung über alles Mögliche. Darüber vergaßen wir beide die Zeit, und wir waren darüber entsetzt, als ich auf die Uhr schaute. Michael lachte leise vor sich hin. „Auf uns wartet doch niemand“, stellte er belustigt fest. „Ich weiß, Michael. Es gab Zeiten, da wurde ich erwartet und das war schön. Aber das ist lange her, ich möchte darüber nicht reden. Nicht heute!“, erklärte ich ernst. Interessiert schaute Michael mich an, er schien darauf zu warten, dass ich vielleicht doch über meine Traurigkeit und das Drama rund um meine kleine Familie erzählen würde. Doch ausgerechnet an diesem Abend wollte ich das nicht tun. Zu sehr genoss ich ihn und seine Gesellschaft. Michael wartete vergebens auf meine Antwort.
ICh kann mir nicht helfen deine Geschichten sind einfach klasse. Dieses Kapitel alleine hat schon wieder so viel rübergeracht das ist der wahnsinn. Ich hätte eine kleine Frage an dich: Könntest du mir vielleicht ein paar Tipps geben BITTE!!!! ich würde auch gerne so gut schreiben können aber irgendwie klappt das bei mir nicht so Ich würde mich freuen wenn du dich meldest. LG
Danke für das Kommi, Andrea, hier gibts extra einen Teil für dich, viel Spaß beim Lesen:
„Du bist müde, nicht wahr, Alex?“, fragte er plötzlich, als ich ein Gähnen hinter vorgehaltener Hand versteckte. „Ja, das bin ich. Immerhin sind wir beide schon sehr lange auf den Beinen“, erwiderte ich leise und war gerade noch zu verstehen gewesen. „Ich werde dich nach Hause bringen!“, schlug er vor, während er dem Kellner durch Handzeichen zu sich rief. Erstaunlich schnell stand er neben uns und Michael zahlte, ehe ich irgendwelche Einwände erheben konnte. Aber er schien zu merken, dass ich etwas sagen wollte. „Lass es einfach gut sein, Alex. Immerhin habe ich dich hierher gebracht. Komm einfach mit!“, bat er, wieder lächelte er mir zu, und ich erwiderte es. Er nahm es mit Freuden zur Kenntnis und hielt mir seine Hand entgegen, als wir dem Ausgang zustrebten. Zaghaft nahm ich sie in meine, verknotete meine Finger in seinen. Michael ließ sie auch nicht los, als er mir die Tür öffnete und hinter mir das kleine Restaurant verließ.
„Kommst du noch mit rauf?“, fragte ich ihn, als er den Wagen geparkt hatte. Langsam schüttelte er den Kopf, dabei hielt sein Blick den meinen gefangen. „Nein, Alex, ich halte es für besser, wenn ich es nicht tue. Es ist besser für uns beide“, gab er zu. Erschrocken schaute ich ihn an. „Was meinst du denn damit?“, wollte ich bestürzt wissen, wusste ich doch nicht, was er mit seiner Aussage eigentlich meinte. „Ich weiß doch nicht, wie ich mich verhalte, wenn ich dir nah bin, Alex. Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, was genau du zulässt. Ab und zu bist du nämlich sehr weit weg!“, stellte er bedauernd fest. Ich sah die Traurigkeit in seinen Augen und wusste selbst am besten, wovon er sprach. Bedauernd schaute ich ihm in die Augen, hoffend, dass er es sich noch überlegte. Doch er schüttelte den Kopf. „Es ist besser für uns beide, glaub mir einfach“, flüsterte er, nahm meine Hand und drückte sie vorsichtig, während er mir wie so oft in den letzten Stunden in die Augen schaute. Ein feines Lächeln überzog seine Lippen. Ich merkte, dass mein Herz zu rasen begann und Schmetterlinge wie verrückt in meinem Bauch herum flogen. Ich hoffte, dass dieser Zustand noch lange anhalten würde, denn er gefiel mir. Ich bin gerade dabei, mich zu verliebe, stellte ich fest. Wann war es das letzte Mal gewesen, dass ich genau das getan hatte? Ich brauchte nicht lange nachzudenken, sofort fiel mir Matthias ein. Bei ihm war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Mit Wehmut dachte ich wieder daran, dass diese Liebe ein jähes Ende gefunden hatte.
Mir fiel wieder ein, dass ich Michael um etwas bitten wollte. Ich hatte die Autotür bereits geöffnet und war gerade dabei auszusteigen. „Michael …!“, begann ich zaghaft und schaute wieder zu ihm zurück. „Was ist los, Liebelein?“, wollte er wissen, sah mich erwartungsvoll an. „Könntest du mir einen Gefallen tun?“, begann ich vorsichtig. Michael nickte nur und wartete weiterhin darauf zu erfahren, was ich von ihm wollte. „Könntest du mich morgen Abend nach Osnabrück begleiten?“, wollte ich zaghaft wissen. Eine Weile schaute er mich erstaunt an und schwieg minutenlang, um zu überlegen. Endlich antwortete er: „Natürlich, Alex!“ Ich bemerkte sehr wohl, dass er noch immer ein wenig erstaunt über meine Bitte war, obwohl er sehr rasch geantwortet hatte. „Das ist nett, sehr nett sogar.“, gab ich zu und lächelte ihm scheu zu. „Ich habe gestern Abend bereits einen Flug gebucht – für uns beide! Vom Flughafen holt uns meine Mutter ab.“ Michael schaute mich aus großen Augen an, wusste im ersten Moment nicht wirklich, wie er richtig reagieren sollte, und lachte schließlich kurz auf. „Das hast du gut gemacht, Alex, echt. Es ist einfach toll, dass du mir heute noch davon erzählt hast“, murmelte er endlich. Aus seiner Stimme hörte ich so etwas wie leichten Spott heraus. Ich merkte, dass ich errötete, denn ich wusste, dass er Recht hatte. Rasch stieg ich nun aus dem Auto. Ehe ich die Tür zuschlagen konnte, hörte ich ihn ein leises „Alex“ rufen. Neugierig geworden beugte ich mich nach vorne, um in den Wagen sehen zu können. „Wann geht der Flug?“, wollte er wissen. Jetzt wusste ich mit Sicherheit, dass ich gewonnen hatte und lächelte ihn siegessicher an. „Um neunzehn Uhr geht unser Flug. Mit dem Staatsanwalt habe ich das schon geklärt, wir bauen einfach ein paar Überstunden ab“, erzählte ich. „Du machst mir Spaß, du machst alles alleine aus, ohne mich zu fragen“, warf er mir belustigt vor. „Natürlich. Ich habe in den letzten fünf Jahren zwar nicht viel mit dir unternommen, aber ich habe dich beobachtet“, lächelte ich. „So habe ich dich auch gut kennen gelernt. Komm gut nach Hause!“ „Danke, schlaf gut!“, erwiderte er und schenkte mir zum Abschied ein strahlendes Lächeln.
Ich lag in meinem Bett, die Arme unter dem Kopf verschränkt und konnte nicht einschlafen. Mir ging der vergangene Abend nicht aus meinen Gedanken, und ich musste zugeben, dass ich in den letzten Jahren keinen schöneren erlebt hatte. Bisher war es niemandem gelungen, an mich heranzukommen, nur Michael hatte dies geschafft. Ich seufzte laut auf, als ich an ihn dachte. Konnte es sein, dass ich mich verliebt hatte? Ich fühlte mich einfach nur wohl. Während ich an Michael dachte, fiel mir auch Matthias wieder ein. Doch dieses Mal schmerzte es nicht mehr so sehr, wie ich es gewohnt war. Über diese Gedanken schlief ich auch bald ein.
Ausgesprochen früh wurde ich aber wach, weil ich einfach zu nervös war. Rasch packte ich einige Dinge fürs Wochenende in eine kleine Reisetasche, während der Kaffee in der Küche durch die Maschine lief. An diesem Morgen war ich sehr rasch fertig, war selbst über mich erstaunt. Meine Spiegelbild strahlte mich an diesem Morgen an, die Augen leuchteten anderes als sonst, stellte ich fest und konnte niemandem sagen, wie glücklich ich an diesem Tag war. Also richtete ich besonderen Wert auf mein Äußeres, wollte ich ihm doch mehr gefallen, als ich es ohnehin schon tat.
HI Erst mal danke das du mir das Kapitel gewidmet hast. Das war wieder ein Klasse Kapitel aber eins hab ich nicht ganz verstanden. Alex ist nun schon 5 Jahre die Kollegin von Michael??? Das hat aber dann lange gedauert bis er an sie heran gekommen ist. Naja kann man nicht ändern Schreib bitte ganz schnell weiter LG
Danke für das Kommi, hier gibts wieder einen Teil:
Beschwingt betrat ich das Büro. Wie so oft war ich die Erste, es störte mich im Augenblick überhaupt nicht. So konnte ich die Ruhe genießen, die vor Dienstbeginn immer herrschte. Gedankenverloren richtete ich mir eine Tasse Kaffee und trank ihn Schluck für Schluck, während ich wieder an meine kleine Familie dachte, die ich in Osnabrück zurückgelassen hatte. Tränen stiegen mir in die Augen, mit Mühe konnte ich verhindern, dass sie mir über die Wangen liefen, wollte ich doch keine Schwäche zeigen, auch wenn es mir verdammt schwer fiel.
Erschrocken hob ich den Kopf, als ich ein leises Räuspern vernahm. Mit großen Augen starrte ich Gerrit an. „Du bist heute schon da?“, wunderte ich mich. Langsam nickte er. „Ich konnte nicht schlafen“, gab er zu und schien nicht zu wissen, was er mit mir anfangen sollte, so verwirrt wie ich im Augenblick war. Eine Weile beobachtete er mich schweigend. „Was ist los mit dir, Alex?“, fragte er mich plötzlich. „Das ist doch jetzt egal, Gerrit. Lass mich einfach in Ruhe. Meine Probleme gehören nicht hierher“, stellte ich ungehalten fest und schluckte die Tränen hinunter, die noch immer in meinen Augen brannten. Schweigend schaute er mich an, endlich schüttelte er den Kopf. „Ich verstehe dich nicht, Alex. Versuche mir doch zu erklären, warum du so bist“, bat er nach endlosen Minuten. Inzwischen hatte er sich mit einer Tasse Kaffee an Michaels Schreibtisch gesetzt. „Nein, das werde ich nicht tun, Gerrit. Sei mir bitte nicht böse.“, murmelte ich und überlegte ernsthaft, ob ich ihm meine Geschichte erzählen sollte. Doch ich entschied mich dagegen. Gerrit saß nur da, sagte nichts. Ehe er etwas antworten konnte, öffnete sich die Tür und Michael betrat den Raum.
„Guten Morgen“, meinte er und verscheuchte Gerrit mit einer Handbewegung von seinem Stuhl. Michael warf mir einen raschen Blick zu und lächelte mich kurz an. Ich erwiderte dieses Lächeln sogar, Gerrit vergaß ich völlig. Er wusste nicht, was sich zwischen Michael und mir abspielte, konnte sich keinen Reim auf unser Verhalten machen. Verstört schüttelte er den Kopf, stellte seine Tasse neben die Kaffeemaschine und verschwand endlich aus dem Büro. Wir waren beide darüber erstaunt, verloren aber darüber kein Wort, zu sehr waren wir mit uns selbst beschäftigt, obwohl ich mir noch nicht im Klaren war, was die Gefühle zu bedeuten hatten, die ich für Michael zu empfinden glaubte.
„Bist du gestern eigentlich gut nach Hause gekommen?“, fragte ich, um mich selbst von meinen Gedanken abzulenken. „Natürlich, ein Schutzengel hat doch auf mich acht gegeben“, erklärte er ernst, doch seine Augen wussten davon nichts, sie lachten mich spitzbübisch an. Verlegen schaute ich ihn an, wusste nicht, wie ich mich richtig verhalten sollte. „Ich bin doch kein Engel“, bemerkte ich ziemlich benommen, als ich begriffen hatte, wovon er sprach. „Doch, Alex, du bist mein Engel, und das nicht erst seit gestern Abend“, gab er zu, zärtlich lächelte er mir zu. Mit leichtem Schrecken nahm ich dies zur Kenntnis. Was, um alles in der Welt, empfand er für mich? Es war mehr als ich mir vorstellen konnte. Wieder hob ich meinen Blick, als ich sein Lachen hörte. Es schien ihm zu gefallen, dass er mich in Verlegenheit gebracht hatte. Und ich nahm mir vor, ihn in den nächsten Tagen darauf anzusprechen, aber es schmeichelte mir ein wenig, dass er mich als Engel bezeichnet hatte.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, in Michaels Wagen. Im Augenblick genoss ich einfach nur seine Nähe, verdrängte noch den Grund unserer gemeinsamen Reise, dennoch wollte ich das Wochenende mit ihm einfach nur genießen. Doch lange konnte ich meine Beherrschung nicht mehr aufrechterhalten, je näher wir unserem Zielflughafen kamen, umso ruhiger und nachdenklicher wurde ich. Schweigend starrte ich zum Fenster hinaus, antwortete ihm nicht mehr. Zu sehr beschäftigte ich mich wieder mit Sascha und Matthias, mit der Trauer, die ich noch immer empfand, wenn ich an sie dachte. Zum wiederholten Male fragte ich mich, warum ich mit ihrem Tod noch nicht abgeschlossen hatte.
Ich zuckte zusammen, als ich einen Arm auf meinen Schultern spürte. Langsam wandte ich mich Michael zu. „Was ist los mit dir, Liebelein?“, fragte er leise, beruhigend streichelte er über meine Schulter. Ich lehnte meinen Kopf an seinen und seufzte kurz auf. „Lass mir noch ein wenig Zeit, Michael, bitte! Vielleicht schaffe ich es dieses Wochenende, dir die ganze Geschichte zu erzählen“, antwortete ich, mit Mühe konnte ich die Tränen zurück halten. Ich war erstaunt, dass es mir auch gelang. „Wie du meinst, Alex. Ich glaube, wir landen gleich, wir sollten uns anschnallen“, meinte Michael, behutsam liebkoste er meine Wange. Es gefiel mir, ich hatte das Gefühl, dass es mich beruhigte. Außerdem fühlte es sich unheimlich gut an. Eine größere Nähe wollte ich einfach noch nicht zulassen, doch es ärgerte mich, als er seinen Arm von meinen Schultern nahm. „Schau nicht so, Alex, ich bleib doch in deiner Nähe“, flüsterte er mir zu. Lächelnd nahm er meine Hand. Zaghaft schmunzelte ich zu ihm auf, fühlte mich in seiner Gegenwart unheimlich wohl. Ich hatte mich also für das Richtige entschieden, als ich beschloss, ihn mitzunehmen.
WOW!!! also ich wenn reden müsste ich könnte nichts sagen. Die Geschichte ist immer noch der Hammer und eigentlich will ich gar nicht aufhören zu lesen. BITTE schreib bald weiter ich bin schon neugierig. LG