Selten aber doch stelle ich eine zweite Geschichte ins Forum und wünsche euch viel Spaß beim Lesen:
WO BIST DU BLOSS?
Gerrit baute sich erbost, ja beinahe schon wütend vor mir auf. Seine Augen funkelten mich böse an. Da er bisher noch kein Wort gesprochen hatte, wurde ich zusehends unsicherer. „Erkläre mir, was du mit Alex angestellt hast?“, forderte er mich auf, noch immer war er sehr zornig, und ich wusste nicht, warum er es eigentlich war. Immerhin war ich mir keiner Schuld bewusst. „Nichts, Gerrit, überhaupt nichts, ehrlich!“ gab ich zu. „Schau mich nicht so an, ich sage dir schon die Wahrheit, aber warum fragst du mich das?“ Sein Blick wurde fassungslos, schien nicht zu verstehen, dass ich ausnahmsweise keine meiner unsinnigen Bemerkungen abgelassen hatte, die Alex immer wieder so sehr verärgerten.
Vielmehr waren wir nach einer Geburtstagsfeier in meinem Bett gelandet und hatten eine ausgesprochen schöne Nacht miteinander verbracht, obwohl kaum Alkohol im Spiel gewesen war, es hatte sich einfach so ergeben. Doch am nächsten Morgen war Alex verschwunden, ohne mir irgendeine Nachricht zu hinterlassen. Sie machte mir auch ihre Wohnungstür nicht auf, als ich wie verrückt läutete und dagegen hämmerte. Erst ein Nachbar machte mich darauf aufmerksam, dass sie in den frühen Morgenstunden mit ein paar Reisetaschen und Koffern verschwunden war. Ziemlich enttäuscht zog ich wieder ab. An die unzähligen Telefonate, die ich seither versucht hatte mit ihr zu führen, wollte ich gar nicht mehr denken. Alex war und blieb verschwunden – und das für eine sehr lange Zeit, doch das wusste ich zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht!
Natürlich holte mich Gerrit wieder in die Wirklichkeit zurück, indem er nach wie vor auf mich einredete. „Du hörst mir doch gar nicht zu.“, stellte er erbost fest. „Hat dich diese unsinnige Feier gestern Abend so mitgenommen?“ Ich schüttelte nur den Kopf, antworten wollte ich einfach nicht, zu sehr war ich noch mit dem Ende dieses Festes beschäftigt. Dieser Gedanken zauberte mir wieder ein Lächeln auf die Lippen, obwohl ich noch immer nicht verstand, warum sie so einfach verschwunden war. „Lass mich einfach in Ruhe, Gerrit!“ bat ich und merkte selbst, dass ich immer ungeduldiger wurde. Etwas an mir schien Gerrit davon abzuhalten, weiter zu reden, er schaute mich einige Sekunden nur mitleidig an und verließ schließlich endgültig das Büro, um mich und all meine trübsinnigen Gedanken alleine zurückzulassen. Ich musste zugeben, dass es mir sogar mehr als Recht war. So konnte ich ungestört vor mich hinträumen, ohne von irgendjemanden gestört zu werden.
Am Rande bemerkte ich, dass eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, aber ich ließ mich davon nicht beeinflussen oder stören, ich träumte einfach weiter. Nebenbei tippte ich den letzten Teil eines Berichtes fertig, der vom Vortag liegen geblieben war. Doch dabei wurde ich gestört, jemand warf einen dünnen Akt auf meinen Schreibtisch. Erschrocken wandte ich mich um und blickte Kirkitadse direkt in die Augen. „Was ist passiert, Herr Staatsanwalt?“, wollte ich erstaunt, aber auch leicht irritiert, wissen. „Sehen Sie sich diese Akte einmal an?“, bat Kirkitadse mich und wies auf den Schnellhefter, ungeduldig, wie es mir schien. Langsam und sehr verunsichert hob ich den Deckel auf und begann zu lesen. „Eine Versetzung?“, wunderte ich mich. „Frau Rietz´ Versetzung?!“ Ich hob den Blick und traf auf den des Staatsanwaltes. „Warum?“, fragte ich irritiert. Kirkitadse zuckte nur mit den Schultern. Er schien genau so erstaunt über diese Tatsache zu sein wie ich. „Das müssten Sie doch viel besser wissen als ich, immerhin verstehen Sie sich mit Frau Rietz auch privat sehr gut.“, stellte der Staatsanwalt fest. „Außerdem waren Sie mit ihr gestern Abend unterwegs. Was ist passiert, dass Frau Rietz einfach verschwunden ist?“ Jetzt lag es an mir, ratlos mit den Schultern zu zucken, immerhin wusste ich nicht mehr als mein Vorgesetzter. Irgendwann wich ich seinem bohrenden Blick aus, denn ich hatte das Gefühl, dass er mich durchschauen würde. Es würde mein Geheimnis bleiben, dass Alex und ich nach dieser kleinen Feier von Doc Alsleben gemeinsam in meinem Bett gelandet waren. Und ich musste wohl zugeben, dass ich davon noch lange träumen würde, hatte ich mich doch Tags zuvor endgültig in sie verliebt. „Bevor ich es vergesse, Herr Naseband.“, meinte Kirkitadse, der inzwischen an der Tür stand, die Schnalle bereits in der Hand. „... Frau Rietz wird nicht mehr zurück ins K11 kommen. Bei Gelegenheit werden Sie mir erzählen, was vorgefallen ist. Ich will ihre Entscheidung nämlich verstehen können!“ Ich sah den Staatsanwalt nur groß an, ehe ich jedoch antworten konnte, war er endgültig verschwunden und ließ mich ziemlich verunsichert zurück.
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Das Versetzungsansuchen von Alex verursachte mir Gewissensbisse, weil ich mich nach wie vor fragte, warum ich dem Drang überhaupt nachgegeben hatte, mit ihr ins Bett zu gehen, aber es hatte mir unheimlichen Spaß gemacht. Bis jetzt hatte ich geglaubt, dass es bei ihr genauso gewesen war. Ich musste mir eingestehen, dass mich ihr Verhalten sehr enttäuschte, denn ich hatte den Eindruck gehabt, dass sie es ebenfalls gewollt hatte, wie ich selbst. Seufzend wandte ich mich wieder meiner Arbeit zu, die in den letzten Wochen liegen geblieben war.
Tatsächlich meldete sie sich nicht mehr bei uns, auch Gerrit wusste nichts von Alex und war genau so enttäuscht wie ich selbst. Immer wieder sprach er mich auf diesen Abend bei Alsleben an, ohne dass ich ihm die Antwort gab, die er eigentlich hören wollte. „Irgendetwas muss doch geschehen sein, Michael. Warum erzählst du denn nichts davon?“, wollte Gerrit wissen. Inzwischen hatte er sich auf ihrem Schreibtisch häuslich niedergelassen, ihre Sachen in einen riesigen Karton gepackt und in eine Ecke des Büros gestellt. Irgendwann wollten wir sie dann in einem der unzähligen Kästen verstauen. Irgendetwas hinderte mich jedoch daran, genau das zu tun, hoffte ich doch, dass sie wieder zurückkommen würde. „Es ist doch egal, was los war, Gerrit, es ist doch schon Schnee von gestern.“, brummte ich ungehalten. Noch immer war ich zutiefst verletzt, obwohl es schon lange her war, die Zeit war so unglaublich rasch vergangen, meine Wunde(n) – meinen angeschlagenen Stolz – heilte sie jedoch nicht.
Die Wochen verrannen, ohne dass ich Alex finden konnte. Egal, wen ich fragte, die Meisten blockten ab oder antworteten auf meine Fragen gleich gar nicht. Deshalb wurde meine Laune von Tag zu Tag schlechter, sodass sich Gerrit und Robert, er war als Verstärkung zu uns gekommen, immer mehr von mir absonderten. Außerdem ließen meine Konzentration und meine Leistungen immer mehr nach, was Kirkitadse auf den Plan rief. So konnte ich mir eine Standpauke anhören, von der ich nicht viel hielt und deshalb von mir abprallen ließ. Der Staatsanwalt schien es zu bemerken und wurde deshalb noch zorniger, als er es ohnehin schon war. „Was um alles in der Welt ist mit Ihnen los, Herr Naseband? Sie haben sich in den letzten Wochen stark verändert.“, stellte er fest. Ich verstehe nur noch nicht, warum!“ Dafür wusste ich es umso besser, verschwieg jedoch den wahren Grund, da ich der Meinung war, dass Kirkitadse mein Privatleben absolut nichts anging. Wohlweislich sagte ich ihm das natürlich nicht. Nachdem er noch minutenlang geschimpft hatte, verschwand er wieder, ohne tatsächlich zu wissen, warum ich mich so verändert hatte.
Gerrit hatte uns schweigend zugehört. Als der Staatsanwalt den Raum verlassen hatte, stand er von dem Sofa auf und kam auf mich zu. Sekundenlang schaute er auf mich herab. „Meinst du, dass es klug war, so mit ihm zu reden?“, erkundigte sich Gerrit, sein Blick war inzwischen neugierig geworden. „Lass du mich doch in Frieden, Kollege.“, knurrte ich, erhob mich und verschwand rascher, als ich es eigentlich für sinnvoll halten hätte sollen. Gerrit folgte mir, wie hätte es auch anders sein können. Er hielt mich hart am Arm fest und riss mich zu sich herum. „Es hat doch keinen Sinn, davonzulaufen. Erzähle mir doch endlich, was mit dir los ist, Michael, spring über deinen Schatten und rede!“, donnerte Gerrit. Er hielt mich noch immer fest. Ziemlich erstaunt schaute ich ihm in die Augen, sagte vorerst nichts darauf, denn mit seinem Ausbruch hatte ich gar nicht gerechnet. Doch ich blieb stur und schwieg beharrlich, brachte nur ein „Lass mich, Gerrit!“ heraus. Sekundenlang starrte er mich noch an, ließ mich endlich los und ging kopfschüttelnd ins Büro zurück.
Allein gelassen merkte ich, dass ich darüber sogar froh war und hörte mich seufzen. Ich musste mir eingestehen, dass mich ihr Verschwinden noch immer beschäftigte, dass ich nach wie vor verletzt war, ignorierte ich einfach. Niedergeschlagen schlurfte ich aus dem Gebäude. Ziellos lief ich durch die Stadt und landete irgendwann vor dem Haus, in dem ihre Wohnung lag. Erschrocken nahm ich es zur Kenntnis, blieb aber dann doch stehen und hoffte, dass in ihrer Wohnung irgendwann doch das Licht aufgedreht werden würde. Natürlich war das nicht der Fall. Ziemlich enttäuscht zog ich schließlich nach langer Zeit ab. Und wie lange ich noch in München herumlief, konnte ich nicht mehr sagen, ich fand mich am nächsten Morgen mit brummendem Schädel in meinem Bett wieder. Mir graut heute noch, wenn ich an diesen Tag denke, von dem Filmriss will ich gar nicht mehr reden, immerhin fehlt mir die halbe Nacht.
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Meine Kollegen hatten an diesem Tag ihre liebe Not mit mir, mein Kopf brummte mir gehörig. Obwohl Gerrit und Robert versuchten, aus mir den wahren Grund meines schlechten Zustandes herauszubekommen, tat ich ihnen nicht den Gefallen. Da ich mich hundeelend fühlte, ließ ich mich auf keinerlei Diskussionen ein, arbeitete schweigend weiter. Noch vor dem Feierabend verschwand ich aus dem Büro – offiziell baute ich Überstunden ab, aber in Wahrheit jedoch wollte ich meinen angeschlagenen Kopf pflegen. Ich hatte Glück, dass ich ausnahmsweise die nächsten beiden Tage frei hatte, was nicht besonders oft vorkam.
Aber mich hielt nichts zu Hause, nach kurzer Zeit schon verließ ich meine Wohnung fast fluchtartig und fuhr planlos durch die Gegend, obwohl mein Kopfweh trotz Schmerzmitteln noch immer nicht weg war. Warum ich aus München hinausfuhr, wusste ich später nicht mehr. Nach wie vor hatte ich keinen blassen Schimmer, wo ich eigentlich hinfuhr und fand mich nach längerer Zeit auf dem Reiterhof von Jürgen Rietz wieder. Ziemlich irritiert blickte ich mich um, in meinem Kopf pochte es noch immer. Die Schuld schob auf die lange Autofahrt, obwohl ich sehr genau wusste, woran es ursprünglich gelegen hatte. Kaum hatte ich mich dazu entschlossen, wieder zu fahren, tauchte Jürgen auf und kam auf mich zu. Eine Weile starrte ich ihm entgegen, wusste nicht, was ich von dem halten sollte, was sich mir bot. Alex´ Vater kam mit einem Säugling auf dem Arm auf mich zu. Ich stieg nun doch aus dem Auto und ging langsam auf Jürgen zu, noch immer fassungslos auf das kleine Bündel Mensch blickend.
„Michael?! Was treibt dich denn hierher?“, wollte Jürgen sichtlich erstaunt von mir wissen. Hilflos zuckte ich mit den Schultern und wusste nicht, was ich ihm darauf antworten sollte. „Weißt du, Jürgen, so genau weiß ich das auch nicht! Irgendetwas hat mich hierher geführt.“, gab ich zu und trat aufgeregt von einem Bein auf das andere. Lange merkte ich nicht, dass Jürgen mich einfach nur schweigend beobachtete, das Kind auf seinem Arm begann unruhig zu werden. Erst das ließ mich aus meiner Erstarrung erwachen und auf das Kind in Jürgens Armen zu blicken. „Na, Kleiner …!“, brachte ich vorerst nur hervor. Jürgen schüttelte nur den Kopf, ehe er endlich antwortete: „Das ist Theresa!“ Sogar ich merkte, wie stolz er auf das kaum zwei Monate alte Mädchen war. Als es unsere Stimmen hörte, verstummte Theresa und wandte ihren Kopf mir zu, da sie meine Stimme ja noch nicht kannte. Fasziniert blickte ich in braune, riesengroß wirkende Augen, die mich an jemanden erinnerte. Noch wusste ich nicht, wer es war. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als sie unverständliche Laute von sich gab. „Bist du noch einmal Vater geworden?“, fragte ich belustigt, während ich Theresa zärtlich über die Wange streichelte. Jürgen begann, herzlich zu lachen. „Natürlich nicht, Michael, das ist doch meine Enkelin!“, erwiderte er. „Komm mit ins Haus, du möchtest doch sicherlich mit uns essen!“
Mit diesen Worten wandte er sich wieder dem Haus zu und verschwieg mir, wen er mit „uns“ gemeint hatte. Nach kurzem Zögern folgte ich ihm langsam. Verträumt hörte ich Theresa zu, wie sie vor sich hinbrabbelte und stellte fest, wie sehr sie mich an Mike erinnerte, als er in ihrem Alter war. Mit Entsetzten bemerkte ich, wie viel ich bei meinem Jungen eigentlich versäumt hatte.
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Langsam ging ich hinter Jürgen her. Gedankenverloren starrte ich auf seinen Rücken und nahm nichts um mich herum wahr. Erst eine mir sehr vertraute, lang vermisste Stimme ließ mich aufhorchen. „Wen hast du denn da mitgebracht?“, wollte sie wissen, Jürgen verstellte die Sicht auf mich, und ich fragte mich verunsichert, was sie über meine Anwesenheit sagen würde. Plötzlich schalt ich mich einen Narren. Warum um alles in der Welt musste ich auch hierher kommen? Ich konnte mein Verhalten selbst nicht mehr begreifen und schüttelte über mich selbst den Kopf. Theresa lenkte Alex´ Aufmerksamkeit auf sich. „Komm zu Mami, Süße!“, hörte ich die Frau sagen, die ich seit fast einem Jahr vergeblich gesucht hatte. An das Nächstliegende hatte ich in den letzten elf Monaten absolut nicht gedacht. Und am meisten war ich über die Tatsache entsetzt, dass sie inzwischen Mutter geworden war, ohne dass sie es irgendjemanden erzählt hatte. Bis zu dem Zeitpunkt ihres Verschwindens war ich immer der Meinung gewesen, dass wir Freunde waren. Dass ich mich inzwischen unsterblich in sie verliebt hatte, stand auf einem anderen Blatt Papier.
„Alex …!“, hörte ich mich sagen und erschrak selbst über meine verzweifelte Stimme. Plötzlich wünschte ich mir, sie würde mich nicht hören können. Natürlich ging mein Wunsch nicht in Erfüllung. Mit Theresa auf dem Arm wandte sie sich zu mir um. „Michael …!“, flüsterte sie fassungslos. Ihren Augen entnahm ich, dass sie mit mir absolut nicht gerechnet hatte. „Was tust du denn hier?“, fuhr sie kaum verständlich fort. Jürgen war bereits ins Haus gegangen um uns allein gelassen. Ich war dankbar dafür, unsagbar dankbar sogar, da ich endlich ein klärendes Gespräch mit ihr führen wollte. Ehe ich jedoch etwas in dieser Richtung tun konnte, begann Theresa aus vollem Halse zu brüllen. Entschuldigend schaute sie mich an. „Sie muss gefüttert werden.“, erklärte sie zerknirscht. „Komm mit rein, Micha!“ Flehend sah sie mich an. Deshalb konnte ich ihr nicht widerstehen und folgte ihr, noch mehr als zuvor.
Jürgen wartete in der Küche auf uns, bereits drei Teller in der Hand und blickte entsetzt auf seine schreiende Enkeltochter. „Ich werde sie schnell füttern und wickeln. Wartet ihr solange?“, fragte Alex bittend. Jürgen nickte nur, nachdem er mir einen kurzen Blick zugeworfen hatte. Es kam mir vor, als würde er Wert auf meine Antwort legen, doch er wartete sie erst gar nicht ab.
Ungeduldig rutschte ich auf dem Sessel hin und her. Die Wartezeit wurde mir bereits zu lang, viel zu lang! Jürgen versuchte ein vernünftiges Gespräch in Gang zu bringen, doch ich war mit meinen Gedanken viel zu weit weg. Immer wieder wanderte mein Blick zu der Tür, durch die Alex vor einigen Minuten verschwunden war. „Michael?!“, hörte ich Jürgen fragen. Verwirrt drehte ich ihm meinen Kopf zu. „Wo bist du mit deinen Gedanken?“, wollte er belustigt wissen. Hilflos zuckte ich mit den Schultern, wieder wanderte mein Blick zur Tür. So sah ich sein verschmitztes Lächeln nicht. „Im ersten Stock, zweite Tür rechts.“, meinte Jürgen, mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen. Im ersten Moment wusste ich nicht, was er von mir wollte. „Geh schon, Michael, sie wartet doch auf dich!“, fuhr er fort. Ich zweifelte zwar daran, aber ich widersprach trotzdem nicht. Sekunden später erhob ich mich und verschwand schneller, als ich eigentlich gewollt hatte.
Zaghaft klopfte ich an die Tür, die Jürgen mir genannt hatte. Als niemand antwortete, öffnete ich sie und steckte vorsichtig den Kopf durch den Spalt. Alex blickte mir erstaunt entgegen, als sie bemerkte, dass ich es war und nicht Jürgen. Sie hielt Theresa im Arm, die noch an ihrer Brust trank. „Komm rein!“, bat Alex, sie lächelte mir endlich entgegen. Sehr langsam kam ich auf sie zu, wusste nicht, wie ich mich richtig verhalten sollte und blickte mich suchend um. Vergeblich hielt ich nach einem Stuhl Ausschau, auf den ich mich setzen konnte und so nahm ich mit dem Bett vorlieb. Ihr Blick blieb erwartungsvoll an mir haften, nach wenigen Minuten begann sie mich zu mustern. Ich brachte nur ein zaghaftes Lächeln zustande, und meine Verlegenheit schien ihr zu gefallen. „Theresa erinnert mich so sehr an Mike.“, sagte ich, nur um von mir abzulenken. Eine Weile beobachtete sie mich und schien zu überlegen, ob sie mir darauf überhaupt antworten sollte. „Sie ist ja auch seine Schwester!“, gab sie schließlich kleinlaut zu. Während sie sprach, vermied sie es, mich anzusehen und beobachtete das kleine Mädchen beim Trinken. Schweigend starrte ich Alex an, meine Gedanken wirbelten in meinem Kopf herum. Noch wollte ich nicht begreifen, was sie mir damit eigentlich sagen wollte. Als ich ihren Blick auf mir spürte, schaute ich auf – direkt in ihre braunen Augen. „Sie ist doch deine Tochter!“, brachte das Ganze endlich auf den Punkt. „Was ...?!“, brachte ich schließlich heraus, mehr fiel mir im ersten Moment gar nicht dazu ein. Es schien, als war ich noch nicht dazu bereit, die Tatsache zu akzeptieren, dass ich seit wenigen Wochen auch eine Tochter hatte.
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„Warum erfahre ich das erst jetzt!“, brachte ich erst nach längerer Zeit über die Lippen, interessiert schaute ich ihr weiter in die Augen und bemerkte ihre große Unsicherheit. „Im Nachhinein kann ich dir das gar nicht mehr wirklich sagen, Michael!“, begann sie und brach plötzlich ab. Aber ich hatte das Gefühl, dass sie noch etwas auf dem Herzen hatte und nur noch nicht wusste, wie sie es formulieren sollte. „Warum bist du damals davon gelaufen, Alex? Ist dir klar, dass du mich damals damit sehr verletzt hast?“ wollte ich wissen, neugierig beobachtete ich sie dabei, wie sie sich ein Tuch über die Schulter legte und Theresas Kopf daran lehnte. Behutsam klopfte Alex dem kleinen Mädchen auf den Rücken, um sie zum Aufstoßen zu zwingen. Alex selbst machte sich nicht die Mühe, ihre offene Bluse wieder zu schließen. Sie schien noch zu wissen, welche Wirkung sie auf mich ausübte und drehte mir den Kopf zu, mit einem Lächeln auf den Lippen. Es raubte mir den Verstand, zu meinem Entsetzen schien sie es auch noch zu bemerken.
„Michael, es tut mir Leid, ehrlich. Damals war ich so geschockt, in deinem Bett wach zu werden, dass mir nichts Besseres einfiel, als davonzulaufen.“, gestand Alex leise. Ich wartete vergebens darauf, dass sie endlich weitersprach. „Ich hatte geglaubt, dass es dir genauso viel Spaß gemacht hat wie mir. Alex, ich habe dich so vermisst in den letzten Monaten, weil ich dachte, dass du ein klein wenig für mich empfindest.“, murmelte ich und wagte nicht, ihr in die Augen zu schauen. Ich war ziemlich erstaunt, als sie sich mit Theresa neben mich setzte. Sie lächelte mir schüchtern zu. „Wie willst du wissen, dass ich es nicht doch tue. Die letzten Monate waren nicht einfach für mich, Micha, aber ich war zu stolz, wieder zu dir zurück zu kommen. Es tut mir so Leid.“, flüsterte sie, behutsam lehnte sie ihren Kopf an meine Schulter. Mit Genugtuung nahm ich es zur Kenntnis und freute mich unheimlich sie so nah zu spüren. Mein Arm wanderte um ihren Körper und versuchte, sie näher an mich heranzuziehen, während Theresa sich auf dem Arm ihrer Mutter unruhig bewegte. Mit der zweiten Hand streichelte ich über den kleinen Kopf des Mädchens und war glücklich darüber, dass es sie gab. „Kommt ihr mit mir nach München zurück?“, fragte ich plötzlich, erwartungsvoll blickte ich in Alex´ Gesicht, das sie mir bei meiner Frage zugewandt hatte. „Willst du das überhaupt, kleine Alex?“, erkundigte ich mich leise, als nichts von ihr hörte, und küsste ihr Haar. Versonnen lächelte sie mich an, schwieg noch einige Augenblicke, bevor sie mir antwortete: „Ich habe doch Zeit zum Überlegen, nicht wahr? Es ist alles so überraschend für mich gekommen, Micha. Obwohl ich immer gehofft habe, dass du mich findest, auch wenn es eine sehr lange Zeit gedauert hat, bis du es dann schließlich doch getan hast.“ Mit dieser Aussage war ich zwar nicht ganz zufrieden, ließ es mir jedoch nicht anmerken. „Lass dir ruhig Zeit, Kleines, aber lass mich nie wieder allein!“, bat ich deshalb. Alex kicherte leise vor sich hin und erhob sich, um Theresa in ihr Bettchen zu legen. Erst jetzt knöpfte sie sich ihre Bluse zu. „Schade.“, brummte ich bedauernd. Sie lachte kurz auf, kam langsam auf mich zu und erwiderte: „Du wirst sicherlich heute noch auf deine Kosten kommen, versprochen. Vorausgesetzt, dass du heute Nacht hier bleibst!“ „Natürlich, solche Versprechen kann ich mir doch nicht entgehen lassen.“, erwiderte ich belustigt und verschmitzt lächelte ich auf sie herab. „Wir sollten Theresa schlafen lassen!“, flüsterte Alex plötzlich, nahm meine Hand und zog mich aus dem Zimmer.
Natürlich war ich darüber ziemlich erstaunt, und sie schien es mir angesehen zu haben, denn sie meinte: „Neben dem Bett steht ein Babyphon, Michael. Mein Vater kann in der Küche alles mithören.“ Ich schluckte kurz, denn damit hatte ich nicht gerechnet, konnte mir ein Lächeln dann doch nicht ganz verkneifen. „Und alles muss er ja nicht wirklich wissen, was so zwischen uns abläuft.“, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen. Alex sagte nichts darauf, sie stand nur gefährlich nahe bei mir und hielt noch immer meine Hand fest. An dieser zog ich sie noch näher an mich heran und presste sie fest an mich. „Alex, diese eine Nacht damals hab ich unheimlich genossen, ich hab deshalb gedacht, dass mehr daraus werden könnte. Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass du es auch gewollt und genossen hast, deshalb bin ich doch sehr enttäuscht, dass es doch nicht so war.“, sagte ich. In all den Monaten brannte genau das auf meiner Seele, sodass ich es nicht mehr verschweigen konnte. Doch ich ließ ihr keine Möglichkeit, mir zu antworten, sondern küsste sie, erst sehr scheu, dann ziemlich leidenschaftlich und fordernd. Erst als ich Jürgen nach uns rufen hörte, ließ ich sie los und lächelte schüchtern auf sie herab. „Komm mit.“, bat ich leise und verlegen. Alex stand noch immer vor mir und schien nicht zu wissen, was sie von meinem Kuss halten sollte. Sie hatte ihn mit einer Leidenschaft erwidert, die mich zwar erstaunte, aber auch glücklich machte. Endlich schafften wir es, uns voneinander zu lösen. Hand in Hand liefen wir die Treppe hinab.
Irgendwann am nächsten Morgen wurde ich wach, verschlafen suchte ich nach ihr und wieder fand ich niemanden neben mir. Irritiert hob ich meinen Kopf, sah mich suchend um und fand niemanden. „Nicht schon wieder.“, brummte ich vor mich hin und ließ enttäuscht meinen Kopf zurück ins Kissen fallen. Wie so oft in den letzten Monaten fragte ich mich, ob sie wieder mit mir spielte. Die Ruhe um mich herum nahm ich gar nicht war, zu sehr beschäftigte mich die Tatsache, dass sie mir wieder davon gelaufen war. Krampfhaft überlegte ich, was ich machen sollte. Aus irgendeinem Grund empfand ich keinen Zorn, nur wieder eine große Enttäuschung. Ich hatte das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen. Noch immer bemerkte ich nicht, dass es zu leise im Zimmer war. Theresa verhielt sich ausgesprochen ruhig, kein Atem war zu hören, doch es fiel mir einfach nicht auf, zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt. „Mist.“, schimpfte ich lautstark vor mich hin, als ich endlich die Decke zur Seite schlug und meine Beine aus dem Bett schwang. Ich machte mir gar nicht die Mühe leise zu sein. Auf Theresa vergaß ich vollkommen.
Wütend fuhr ich in meine Jeans, ohne auf meine Umgebung zu achten. Aufgeregt lief ich vor dem Fenster auf und ab, blieb endlich davor stehen und starrte hinaus. „Scheiße.“, rief ich aufgebracht, drosch mit dem Fuß gegen die Wand. Erst der Schmerz brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich wusste noch immer nicht, warum ich mich wieder auf sie eingelassen hatte, obwohl mich die letzte Erfahrung nach wie vor schmerzte. Natürlich gab es einen Grund dafür, versuchte ich mir einzureden.
Das ist jetzt nicht dein Ernst dass Alex wieder abgehauen ist oder??? ich hoff immer noch sie ist unten mir der Kleinen und frühstückt bitte lass mich nicht zu lange leiden und schreib schnell weiter. LG