Ich schreib ja schon weiter. Keine Panik. Ich denke, ich stell die Story heute noch komplett online. Fehlt ja nicht mehr viel.
Als die beiden Männer Alex zurück in die Halle stießen und sie wieder auf ihrem Platz anketteten, wagte Gerrit es nicht, sie anzusehen. Die Männer gingen, Alex fiese Kommentare zurufend, aus dem Raum. Die Tür knallte zu, das Echo verklang, dann war es still. Totenstill. Gerrit wusste nicht, was er erwartet hatte, aber eine schweigende Alex war es sicher nicht gewesen. Er lauschte, aber da war wirklich nichts. Langsam hob er jetzt doch den Blick. Alex hing an den Händen gefesselt auf der Matratze. Sie war nach vorn gebeugt und hatte die Lippen fest zusammen gepresst. Das konnte er von seiner Position erkennen. Ihre Schläfe blutete, offensichtlich hatten die Typen sie geschlagen. Alex Kleidung war zerrissen, an einigen Stellen blitzte Haut hervor, die Hose hing etwas verdreht an ihren Hüften. Was ihm auffiel war, dass sie die Oberschenkel fest zusammengepresst hatte. "Alex?", fragte er vorsichtig. Er hatte schon viele Frauen gesehen, die in ihrer Situation gewesen waren und jede hatte anders reagiert. Ihm lag die Frage auf der Zunge, wie es ihr gehe, aber er stellte sie nicht. Was sollte sie darauf antworten? Langsam hob sie den Blick. Sie hatte nicht geweint, das sah er. Ihre Augen waren klar und sprühten vor Hass. "Die kriegen mich nicht klein, so nicht", presste sie hervor. Ungläubig schüttelte Gerrit den Kopf. Er stemmte sich unter Schmerzen auf die Knie und kroch langsam auf sie zu. Als sie sich versteifte, blieb er still sitzen, wartete ab bis sie ihm zunickte und kroch weiter. Er setzte sich neben sie und sah sie eine gefühlte Ewigkeit schweigend an. "Ich kann nicht darüber reden, dann könnte ich es nicht ertragen", sagte sie leise und blickte auf den Boden. "Okay." Er nickte und legte die Arme um sie. "Hast du Schmerzen?" Ihre Stimme war dumpf und tonlos. "Kaum. Ein Ziehen im Unterleib, nichts tragisches. Die Ohrfeige hat merkwürdigerweise mehr weh getan." Sie lächelte, aber das Lächeln war für Gerrit schwerer zu ertragen, als ihre Schmerzensschreie vor wenigen Minuten. Irgendwie schien sie unendlich weit weg zu sein. "Halt mich einfach fest, Gerrit." Er tat es. Ganz vorsichtig legte er die Arme um sie und bot ihr seine Brust als Kopfstütze. Sie lehnte sich dagegen und schloss die Augen. Als Bilder auftauchten, die sie nicht ertragen konnte, riss sie sie wieder auf. Mit aller Macht versuchte sie den Ekel, die Demütigung und die Schmerzen zu verdrängen, die die Männer ihr gerade zugefügt hatten. Und auch die Angst vor ihrem Kollegen. Denn eigentlich wollte sie es nicht, dass im Moment ein Mann so dicht bei ihr saß. Aber gleichzeitig brauchte sie ihn. Gerrit sah sich um und konnte es nicht glauben. Auf dem Stuhl lag noch immer der Elektroschocker. Die Männer hielten die beiden Kommissare anscheinend für gebrochen. Er lauschte, löste sich von Alex und kroch schnell auf den Stuhl zu. Er nahm den Schocker an sich und kroch zurück zu Alex. Sie sah ihn an und dieses Mal war ihr Lächeln echt.
Schlott und Eichler kamen erst am nächsten Morgen. Sie wollten erneut wissen, ob Gerrit und Alex nun reden wollten, drohten ihnen an, die Befragung sonst noch zu verschärfen. Gerrit jedoch lächelte nur und Alex hielt den Blick krampfhaft gesenkt. "Was gibt es da zu Lachen, Bulle?", fragte Ulf Schlott und beugte sich hinab zu Gerrit, der im selben Moment den Schocker zog und ihn dem Mann ins Gesicht drückte. Der heulte auf und sank auf die Knie. Alex holte im selben Moment mit den Beinen aus und trat ihm mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, in die Genitalien. Aufheulend kippte eine ihrer Peiniger auf die Seite. Eichler, der an dem Stuhl gestanden hatte, rannte wutentbrannt auf die Kommissare zu und trat mit dem Fuß nach Gerrits Hand. Doch der hielt die Waffe eisern fest. Er hatte Schmerzen ertragen gelernt, dank der beiden Männer. Er erwischte mit dem Schocker das Bein von Eichler, als dem die Jeans hochrutschte und Alex trat nach dessen anderen Bein. Eichler kippte gegen das Rohr und fiel hart auf Alex, die ja aufgrund der Fesseln nicht weg konnte. Aber sie bekam die Pistole des Mannes zu packen, zog sie aus dessen Gürtel und drückte sie ihm gegen den Bauch. "Hey, ganz ruhig, Blondie", sagte der und stemmte sich langsam und ein wenig benommen hoch. In Alex Augen schimmerten Tränen. "Nenn mich nie wieder Blondie", zischte sie drohend leise durch ihre fest zusammengepressten Zähne und drückte ab. Eichlers Augen schienen aus den Höhlen zu treten, als der Mann vom Schlag der Kugel ein Stück nach hinten geschleudert wurde. Gerrit schob ihn weg und er fiel auf den Boden. Krampfhaft hielt er die Hände auf die Wunde gepresst und wimmerte vor Schmerzen. Gerrit kroch zu den Männern, fand die Schlüssel für die Handschellen und ein Handy und informierte Michael und Robert. Sie orteten das Handy und stürmten eine knappe Stunde später die Halle, zusammen mit einigen Kollegen und gefolgt von mehreren Notärzten.
Michael traf fast der Schlag, als er sah, wie die beiden Männer Alex und Gerrit zugerichtet hatten. Er kümmerte sich darum, dass die Täter festgenommen wurden und wies die Ärzte dann an, sich um seine Kollegen zu kümmern. Besorgt lief er von Gerrit zu Alex und wieder zurück. Bis Gerrit ihn festhielt. "Was ist mit meiner Mutter", nuschelte er, während ein Arzt ihn versorgte. Michael sah sich nach Robert um, der sich um die Verbrecher kümmerte, rang nach den richtigen Worten, bis er merkte, dass es die nicht gab für das, was er zu sagen hatte. "Es tut mir unsagbar leid, Gerrit", sagte er nur und sah, wie dem Tränen in die Augen schossen. Er hockte sich neben ihn und nahm seine Hand. "Ich weiß, das ist kein Trost, aber sie hat nicht gelitten." Gerrit wollte wütend werden, doch dann nickte er. Was Schmerzen bedeuteten, hatte er die letzten Stunden erfahren. "Doch, Michael. Das ist ein Trost." Er schluchzte. "Kümmer dich um Alex." "Aber du bist viel schwerer verletzt…" Unter Aufbringung seiner letzten Kraft zog der Michael zu sich runter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann rollte er sich auf die Seite und schluchzte haltlos. Die Ärzte gaben ihm ein Beruhigungsmittel und redeten leise auf ihn ein. Michael erhob sich, voller Wut und gleichzeitig zutiefst verunsichert. Er ging zu Alex, die mit starrem Blick auf dem Boden lag und sich untersuchen lief. Ein Arzt half ihr hoch, da er keine schweren Verletzungen feststellen konnte und riet ihr, sich im Krankenhaus genau untersuchen zu lassen. Sie nickte und sah dann Michael an. Als sie in dessen Augen diese Flut von Mitleid sah, brachen bei ihr sämtliche Dämme. Sie stürzte auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Hals und schluchzte haltlos. Der war froh, dass sie es rauslassen konnte und presste sie fest an sich. "Es tut mir so leid, Alex. Ich habe gleich gespürt, dass etwas nicht stimmt, als ihr verschwunden wart. Wir haben euch gesucht, aber ohne euren Anruf…" Er stockte. "Es tut mir leid." Gerrit und Alex wurden ins Krankenhaus gebracht. Beide traumatisiert, beide schwer verletzt. Gerrit litt unsagbar unter dem Tod seiner geliebten Mutter. Alex am meisten unter dem Übergriff der Entführer. Sie versuchten ihre Ängste auf eigene Weisen zu verarbeiten und wurden von Michael und Robert unterstützt, so gut die es konnten.
Zitat von Kati+++Zum Glück ist es nochal gut ausgegangen schreibe bitte schnell weiter ja ist super spannend!! lg
Ob das so gut ausgegangen ist, wage ich nicht zu behaupten, immerhin wurde Alex vergewaltigt. So ein schreckliches Erlebnis muss man erst einmal verkraften. Manche können das nicht und bringen sich danach um. Um nach so einem furchtbaren Erlebnis, halbwegs "normal" weiterleben zu können, muss man sehr viel Kraft haben, und die haben viele Menschen leider Gottes nicht.
Viel Kraft und Menschen, denen man bedingungslos vertrauen kann. Danke für dein Kommi
Gerrit musste liegen, schon um seinen gebrochenen Knöchel zu schonen. Alex besuchte ihn noch in der Nacht, als man sie ins Krankenhaus gebracht hatte. Sie saß stundenlang an seinem Bett und sah ihm beim Schlafen zu. Hier fühlte sie sich einfach am sichersten, denn er war ja die ganze Zeit für sie da gewesen. Er war in jeder Situation ihrer Gefangenschaft ehrlich gewesen und hatte ihr unsagbar geholfen. Außerdem tat es ihr gut, sich um ihn Sorgen zu machen, statt sich um sich selber zu kümmern. Sie wusste, dass sie dringend eine Therapie brauchen würde, aber im Moment wollte sie nicht an ihren Problemen arbeiten. Vielleicht nach der Verhandlung. Gerrit bekam von ihrem Besuch nichts mit. Er stand unter starken Beruhigungs- und Schmerzmitteln und schlief durch bis zum Morgen. Erst als er langsam wach wurde, bemerkte er den Besuch. Er lächelte Alex schwach zu. "Den Fall vergess ich nie wieder", murmelte er leise. Sie nickte und nahm vorsichtig seine Hand. "Ich auch nicht, fürchte ich." Langsam senkte sie den Blick. "Es tut mir so leid, Gerrit." Tränen schimmerten in seinen Augen, als er begriff, was sie meinte. Seine Unterlippe zitterte und er biss leicht darauf. "Sie wollte uns retten. Eine echte Heldin." "Nein. Keine Heldin. Eine liebende Mutter. Das ist so viel mehr wert." Sie streichelte ihm sanft über die Wange. Er schluckte hart und sah sie eine ganze Weile an. "Wie geht es dir?", fragte er vorsichtig, als er sah, wie sie mit den Tränen rang. "Beschissen", presste Alex hervor. "Solange ich die Augen nicht schließe, geht es." Sie schluchzte leise und legte den Oberkörper auf seine Brust. "Gerrit, es war so schlimm…", wimmerte sie. Ganz vorsichtig strich er ihr über die Haare. Es würde für sie beide schwer werden, bis die erlittenen Verletzungen endlich verheilt sein würden. Wenn das überhaupt jemals geschehen konnte. Er zweifelte daran. Es tat einfach so unglaublich weh. Das einzige, was ihm ein wenig Zuversicht gab, war die Vertrautheit zu Alex. Er war unglaublich froh, dass sie sich nicht zurück zog und Angst vor ihm hatte. Diese Typen hatten ihnen beiden viel genommen, aber sie hatten es nicht geschafft, sie zu zerbrechen. "Wir schaffen das, Alex. Zusammen." Er spürte, wie sie nickte und hoffte, dass er Recht behalten würde.
Ich finde für deine Stories einfach keine Worte mehr...es haut mich jedesmal um und lässt mich staunen auf was für Storyideen du kommst und wie du das Geschreibselmäßig umsetzt.....deine Stories lassen sich so schön lesen das man sich richtig gut reinversetzen kann und man einfach nur gespannt und gefesselt ist was als nächstes passiert. Wiedermal eine klasse Story von dir Kitty
Das zeigt, was man aus diesem Thema machen kann, nur leider kann SAT1 es dann nicht mehr um 19:30 Uhr senden...
*gg* Das ist wieder ein typischer Kitty Thompson, aber mal anders. Du schaffst es einfach, deinen Lesern die ganze Gefühlswelt der Charaktere nahe zu bringen.
Wie heißt das eine Sprichwort doch so schön? "Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte"? - Du schaffst es mit wenigen Worten mehr zu sagen, als ein zugehöriges Bild.
Danke für die Abschlusskommis. Vielen Dank. Sehr lieb von euch. Es freut mich, dass euch die Story so gefällt und keiner meckert, dass sie zu kurz ist oder was auch immer man meckern könnte .
ach jaaa. mir hat sie auch sehrrrrrrrrr gut gefallen *_* Vorallem gefällt mir wie du schreibst..... so verschiedene wortarten und dann die Gefühle.. Ich könnte von deinen Storys nicht genug kriegen!