Habe wieder eine Geschichte für euch, die ich bereits länger gespeichert habe, viel Spaß beim Lesen.
Ein Ende kann auch ein Anfang sein
Unruhig schritt Hannes im Wohnzimmer auf und ab. Irgendwann blieb er vor Alex stehen, schüttelte fassungslos den Kopf. „Geht´s noch, Alex? Warum willst du denn ohne mich zu dieser Geburtstagsfeier gehen?“, fragte er sie entsetzt. Entschlossen nickte sie, immerhin hatte sie sich an diesem Tag vorgenommen, in dieser Situation hart zu bleiben. „Natürlich gehe ich da alleine hin, Hannes, immerhin ist es die Feier eines Kollegen, und du kennst ja keinen von ihnen.“, stellte sie fest. Nach einem kurzen Blick in seine Augen erhob sich Alex, blieb kurz vor ihm stehen und schüttelte irritiert den Kopf. „Ich verstehe deine Frage einfach nicht!“ fuhr sie fort. „Bisher war es dir auch völlig egal, ob und wann ich mit meinen Kollegen unterwegs war.“ Hannes schwieg, ihm schien keine passende Antwort einzufallen, und Alex konnte nicht sagen, wie sie sich ihrem Lebensgefährten gegenüber verhalten sollte. Im Augenblick konnte sie sein Benehmen einfach nicht verstehen. „Bisher war es mir auch völlig egal, mit wem du unterwegs warst, das stimmt schon. Aber in letzter Zeit sehen wir uns so wenig, Alex. Wir verbringen kaum noch Zeit miteinander.“, bemerkte Hannes und wandte sich rascher um, als Alex es für richtig fand. Erschrocken starrte sie ihn an, endlich schüttelte sie ungehalten den Kopf. „Ich weiß, dass wir kaum mehr etwas gemeinsam unternehmen, aber wir wollen beide in unserem Beruf weiterkommen, dafür müssen wir eben unheimlich viel tun.“, erklärte sie energischer, als sie es eigentlich wollte. Hannes stapfte wütend mit dem Fuß auf und wischte ihre Antwort mit einer energischen Handbewegung einfach weg. „Unsinn, Alex, es ist nicht nur das. Du machst eine Überstunde nach der anderen, während ich hier alleine herumsitze.“, knurrte er mürrisch. „Ich habe es einfach satt, mit dem Abendessen auf dich warten zu müssen und dann noch ewig alleine vor dem Fernseher herumzusitzen.“ Fassungslos hörte Alex ihm nur zu, wusste einfach nicht, was sie hätte darauf sagen sollen. „Kann es sein, dass du einen Anderen hast?“, fuhr er plötzlich fort und fixierte sie so, als wollte er eine Antwort auf ihrem Gesicht finden. Alex starrte ihn erschrocken an, ihre Gedanken schwirrten in ihrem Kopf umher und ließen sich so rasch auch nicht ordnen, wie sie es gerne gehabt hätte. „Geht´s noch?“, fragte sie fassungslos, wandte sich einfach ab, weil sie einfach keine Lust auf diese unsinnige Diskussion hatte. Ehe sie jedoch den Raum verlassen konnte, hielt ein lautes „Alex“ sie davon ab. Verwirrt drehte sie sich wieder um, fragend schaute sie ihm in die Augen. „Ich möchte einfach nicht, dass du gehst.“, stellte Hannes kühl fest. Alex tippte sich nur mit dem Finger gegen die Stirn und verließ fluchtartig den Raum. Dass sie einen sehr irritierten Hannes zurückließ, störte in diesem Augenblick am wenigsten.
Wütend lief sie durch München, blickte weder nach rechts noch nach links. Zu sehr drifteten ihre Gedanken wieder zu dem Gespräch und zu Hannes ab. Ihr Zorn auf ihn stieg immer mehr, je länger sie nachdachte und sich fragte, warum er sich weigerte zu akzeptieren, dass sie an diesem einen Abend einfach ohne ihn weggehen wollte. Immer zorniger werdend kickte sie eine achtlos weggeworfene Dose vor sich hin, ohne sich bewusst zu sein, welchen Krach sie dadurch verursachte. Erst als die Dose durch einen Fuß gestoppt und es mit einem Mal ruhig wurde, hob sie den Kopf. „Sandra.“, rief Alex erstaunt aus und wollte sich an Sandra vorbeidrängen. „Nein, nein, so haben wir nicht gewettet.“, brummte sie und hielt Alex am Arm fest. „Du bist doch ganz außer dir.“ Alex schüttelte nur heftig den Kopf, wollte weitergehen. Sandra hielt sie jedoch weiter fest. „Nein, nein, Alex, so geht das gar nicht, ich möchte mit dir reden.“, erklärte sie ernst. „Was hältst du davon, wenn wir uns in das Kaffeehaus dort drüben setzen, Alex?“ Doch Alex lehnte energisch ab. „Ich möchte einfach nur alleine sein.“, murmelte sie und riss sich endgültig von Sandra los, um mit raschen Schritten um die nächste Ecke zu verschwinden. Sandra blieb einfach am gleichen Fleck stehen und starrte Alex nach, die dankbar dafür war, dass ihre Freundin ihrem Wunsch nach dem Alleinsein entgegengekommen war und ihr aus diesem Grund nicht folgte.
Ziellos lief sie durch die Stadt, ohne auf ihre Umgebung zu achten. Ab und zu blieb sie vor einem der Schaufenster stehen, ging jedoch nie in die Geschäfte. Alex merkte, dass sie sich im Laufe der Zeit beruhigte. Das viele Herumlaufen hatte ihr unheimlich gut getan. Deshalb entschloss sie sich, wieder nach Hause zu gehen, auch wenn sie dazu absolut keine Lust hatte, an diesem Tag wollte sie Hannes auf keinen Fall mehr begegnen.
Katrin saß Michael mit einem missmutigen Blick gegenüber. „Ich hatte eigentlich vorgehabt, den Abend mit dir zu verbringen.“, meinte sie ungehalten. „Es wäre doch einer der wenigen Tage gewesen, an denen wir gemeinsam etwas unternehmen können hätten.“ Michael seufzte genervt auf. In den letzten Wochen und Monaten hatte sich das Verhältnis zwischen ihm und Katrin merklich abgekühlt, ohne dass er wusste, woran es tatsächlich lag. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er das auch gar nicht erfahren. „Lass es einfach gut sein, Katrin, du weißt so gut wie ich, dass ich diese Einladung nicht ablehnen kann...“, antwortete er leicht säuerlich. „... oder wolltest, Michael. In den letzten Wochen findest du doch immer wieder Ausreden, nur um nicht mehr mit mir fortgehen zu müssen.“, bemerkte Katrin kalt, zu eisig für dieses Thema, fand Michael. „Kann es sein, dass du mich zwingen möchtest, hier zu bleiben?“, fragte er aus diesem Grund. „Es erinnert mich an Erpressung.“ Katrin tat seine Antwort mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Lächerlich, Michael Naseband...!“, brummte Katrin und wandte sich ihrem Handy zu, das sich lautstark bemerkbar machte.
Sie meldete sich mit einem kurzen „Hallo...“, während sie die kleine Küche verließ. Michael blickte ihr nur kopfschüttelnd nach und fragte sich zum wiederholten Mal, warum sie noch immer zusammen waren, immerhin stritten sie in den letzten Wochen häufiger, als es bei ihnen sonst üblich gewesen war und hatten sich deshalb jeden Tag weniger zu sagen.
Interessiert lauschte Michael dem leisen Gespräch, das Katrin im Nebenzimmer führte. Er bedauerte es, kein Wort verstehen zu können, zu gerne hätte er gewusst, mit wem Katrin seit einigen Minuten sprach. Es ärgerte ihn ein wenig, dass Katrin den Raum verlassen hatte, und er wurde zusehends misstrauischer. Ehe er sich jedoch entschließen konnte, Katrin zu folgen, tauchte sie wieder auf, mit einem boshaften Lächeln auf den Lippen! Michael beobachtete sie irritiert, geriet ein wenig aus der Fassung und fragte sich, was auf ihn zukommen würde. Ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes, soviel stand für ihn fest. „Also, was ist nun, Katrin...!“, begann Michael endlich das unvermeidliche Gespräch und versuchte trotzdem ein Lächeln, es misslang gründlich und spiegelte seine momentane Stimmung wieder. „Meine Freundin hat mich gerade angerufen und mich auf ein langes Wochenende eingeladen. Ich packe nur rasch ein paar Sachen, dann bin ich auch schon wieder weg.“, erklärte Katrin, ein schadenfrohes Grinsen spaltete ihr Gesicht, Michaels Misstrauen wurde wieder geweckt. „Und dafür verlässt du die Küche? Ich finde das sehr eigenartig, wenn du doch nur mit deiner Freundin redest.“, meinte er mit hochgezogener Braue. Katrin lachte kurz auf, starrte ihn kurz schweigend in die Augen und schien nicht zu wissen, was sie antworten sollte. Verunsichert kaute sie an ihrer Lippe. „Ist doch jetzt auch egal, Michael. Ich mache mich jetzt mal vom Acker.“, sagte sie nur, und ehe Michael irgendwie reagieren konnte, verschwand Katrin im Schlafzimmer.
Wie zu einer Salzsäure erstarrt blieb Michael zurück, wusste vorerst nicht, wie er auf ihre Aussage überhaupt reagieren sollte. Seine Gedanken kreisten um die letzten Stunden. Sie waren absolut nicht so verlaufen, wie er sich das eigentlich vorgestellt hatte. Immerhin hatte er mit Katrin Essen gehen wollen, mit ihr über die kleinen Problemchen sprechen, die sich in den letzten Wochen bei ihnen eingeschlichen hatten, und den Abend mit einem Glas Wein ausklingen lassen. Aber so wie es aussah, würde er die nächsten Tage nach Feierabend alleine in der Wohnung herumsitzen, nur in Gesellschaft eines Glases Bier.
„Mach doch nicht so ein Gesicht.“, bemerkte Katrin, als sie an ihm vorbei zur Tür ging. „Immerhin hast du doch diese Geburtstagsfeier, und du musst auf niemanden Rücksicht nehmen, du kannst so lange fortbleiben wie du möchtest.“ Neugierig schaute Michael ihr kurz in die Augen, endlich nickte er. „Ich weiß, Katrin...“, murmelte er vor sich hin, sein Blick folgte ihr solange, bis die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. „Jetzt bin ich also doch alleine...“, stellte Michael fest, suchend schaute er sich im Raum umher. Erst jetzt merkte er richtig, dass Katrin in den nächsten Tagen nicht da sein würde. Plötzlich bemerkte er, dass sie eigentlich all die Jahre über immer auf ihn gewartet hatte, während er all die vielen Überstunden geschoben hatte. Mit einem Mal meinte er zu wissen, dass sie sich für diese Zeit rächen wollte, die sie alleine in dieser Wohnung verbracht hatte.
Unruhig ging sie im Wohnzimmer auf und ab, verärgert hatte sie beim Nachhause kommen zur Kenntnis genommen, dass Hannes die Wohnung fluchtartig verlassen hatte, als sie diese betreten hatte... mit einer kleinen Reisetasche in der Hand.
„Mist...“, brummte Alex vor sich hin. Wütend stapfte sie mit dem Fuß auf, als sie ihr Spiegelbild im Fenster erblickte, vor dem sie schon einige Zeit gestanden und ohne wirklich etwas zu sehen, hinausgestarrt hatte. Obwohl sie genau wusste, weshalb Hannes derart verärgert war, verstand sie sein Verhalten dennoch nicht. Denn immer wieder waren sie mit Freunden unterwegs gewesen, einige Male auch alleine. Keinen der Beiden hatte es jemals gestört. Warum Hannes es so plötzlich nicht mehr akzeptieren konnte oder wollte, begriff Alex an diesem Abend einfach nicht. Es dauerte eine lange Zeit, bis sie sich soweit beruhigt hatte, dass sie wieder klare Gedanken fassen konnte, die sie zwar noch nicht ordnen konnte, aber mit Zuversicht daran glaubte, es in der kommenden Nacht zu können.
Hannes blieb auch am nächsten Morgen verschwunden. Alex hatte vergeblich versucht, ihn auf seinem Handy zu erreichen, es hatte sich nur die Mailbox gemeldet. Lustlos schlürfte sie an ihrem Kaffee, der ihr absolut nicht schmecken wollte. Es war seit langem das erste Mal, dass sie alleine frühstückte, und es gefiel Alex absolut nicht, wie sie mit einem Anflug von Besorgnis feststellte. Nach dem letzten Schluck erhob sie sich und schlurfte ins Bad, um sich für diesen Tag fertig zu machen. Rascher als sonst üblich war sie damit fertig fest. Fast fluchtartig verließ sie die Wohnung, die ohne Hannes so leer war.
Irritiert beobachtete Michael seine Kollegin. In seinen Augen war sie so anders als sonst, ohne dass er wusste, woran es liegen mochte. „Guten Morgen...!“, begann er ein Gespräch, da sie ihm in den letzten Minuten einfach viel zu schweigsam gewesen war. Verwundert nahm er zur Kenntnis, dass sie die angebotene Tasse Kaffee einfach ignorierte. „Was ist los mit dir, Alex? Seit wann verweigerst du meinen Kaffee?“, erkundigte er sich, erstaunt über ihr eigenartiges Verhalten. Ihre erste Reaktion bestand aus einer wegwerfenden Handbewegung. „Weißt du was, Michael?“, wollte sie wissen. Nach kurzem Zögern und seinem Schweigen fuhr sie fort: „Lasse mich heute einfach in Ruhe. Ich habe heute echt keine Lust, mich mit irgendjemandem zu unterhalten.“ Ihr Ton ließ ihn aufhorchen, etwas daran schien ihm nicht richtig zu sein. Doch bevor er irgendetwas sagen konnte, traf er auf ihren Blick, der ihn sofort zum verstummen brachte. „Lasse es einfach bleiben.“, forderte Alex Michael auf. Er nickte nur, wusste er doch, dass es mit einer wütenden Alexandra nicht zu spaßen war. Ohne sie weiter zu beachten, arbeitete er an seinen Akten, die seit Tagen unbeachtet auf seinem Schreibtisch lagen, und er war selbst darüber erstaunt, dass es ihm leichter viel, als er es angenommen hatte. Immerhin beschäftigten sich seine Gedanken mit einer wütenden Alex. Warum sie an diesem Tag so schlechter Laune war, hatte er noch nicht herausfinden können. Begeistert war Michael darüber nicht, aber es änderte nichts an der Tatsache, dass seine sonst so gut gelaunte Kollegin ihren Unmut an diesem Tag nicht ablegen wollte.
„Ich verstehe es einfach nicht, Alex, dass deine strahlende Laune heute nicht da ist. Was ist der Grund, hast du Streit mit jemanden, mit Hannes vielleicht?“, fragte Michael, als ihm ihr Schweigen endlich zu bunt wurde. Erschrocken hob Alex den Kopf und starrte ihn stumm an. Es gefiel ihr gar nicht, dass er es herausgefunden hatte. Krampfhaft überlegte sie, ob sie überhaupt darauf eingehen sollte. Hilflos zuckte sie mit den Schultern, noch immer nicht wissend, ob es richtig oder falsch war, ihm über den Streit überhaupt etwas zu erzählen.
Und plötzlich brach alles aus ihr heraus. Sie erzählte davon, dass sie Hannes von der kleinen Feier, die Kirkitadse an diesem Abend aufgrund seines Geburtstages geben würde, erzählt und diese Unterhaltung in einem bösen Streit geendet hatte. Dass sie deshalb stundenlang in München herumgelaufen war, verschwieg sie lieber, Michael musste ja nicht alles wissen. Alex merkte seinen entsetzten Blick, konnte sich ein leichtes Lächeln aus diesem Grund nicht verkneifen. „Du wirst doch heute Abend vorbeikommen, nicht wahr? Es wäre doch schade, wenn du es nicht tun würdest, du fehlst uns doch.“, bemerkte Michael, ein leichtes Rot überzog seine Wangen. Alex nahm es stillschweigend zur Kenntnis, ließ seine Worte wirken und stellte fest, dass sie ihr gefielen und ihr gut taten. „Natürlich komme ich, Michael, ich habe doch absolut keine Lust, alleine zu bleiben.“, gestand Alex und bemerkte mit Entsetzen, dass sie etwas gesagt hatte, dass sie eigentlich hatte verschweigen wollen. „Das verstehe ich jetzt nicht.“, gab er zu interessiert blickte er ihr in die Augen. Alex hielt es nicht für notwendig, darauf überhaupt etwas zu sagen, sie widmete sich wieder dem Akt, der aufgeschlagen vor ihr lag. Alex ignorierte völlig, dass Michael sie noch immer anstarrte und auf eine Antwort wartete, vergebens! Am Rande nahm sie wahr, dass Michael kurz aufseufzte, dann war es ruhig im Büro.
Gerrit und Robert durchbrachen diese Ruhe, als sie in den Raum gestürmt kamen. Alex und Michael waren so in ihrer Arbeit vertieft, dass sie heftig erschraken und ihren Kollegen kurz anstarrten. „Was ist mit euch?“, erkundigte sich Gerrit ziemlich verwundert, während er zwischen Alex und Michael hin und her blickte. Hilflos zuckten beide mit den Schultern, Michael tat Gerrits Frage mit einer raschen Handbewegung ab. „Du hast uns einfach nur erschreckt, das ist alles, Gerrit.“, erwiderte Michael und wandte sich wieder dem begonnenen Akt zu, so wie es Alex während des kurzen Gespräches ihrer Kollegen bereits getan hatte.
Besonders sorgfältig trug Alex den Lidschatten auf, der genau zu dem Braun ihrer Augen passte und sie besonders betonte. Nach dem kleinen Streit von gestern hatte sie das besondere Bedürfnis, sich fein herauszuputzen. Doch sie fragte sich, ob die heftige Unterhaltung mit Hannes wirklich der einzige Grund gewesen war, im Grund genommen konnte sie es nicht mehr genau sagen.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass sie sich beeilen sollte, um noch rechtzeitig in dem kleinen Restaurant zu sein. Alex wusste genau, dass der Verkehr nach sechs Uhr abends fast zum Erliegen kommen konnte. Rasch rief sie sich ein Taxi, hatte sie doch keine Lust, darauf zu achten, so wenig wie möglich Alkohol zu trinken. Michael oder Gerrit würde sie sicherlich nach Hause bringen, darüber machte sie sich keine Sorgen. Gut gelaunt lief sie die wenigen Stockwerke nach unten, nachdem sie einen letzten Blick in den Spiegel geworfen hatte. Erfreut nahm sie zur Kenntnis, dass das Taxi bereits vor dem Haus auf sie wartete.
Je näher der Wagen Richtung Innenstadt fuhr umso dichter wurde der Verkehr. An diesem Abend schien Gott und die Welt München unsicher machen zu wollen. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr bemerkte sie leicht verärgert, dass sie es wahrscheinlich nicht mehr schaffen würde, pünktlich zu sein. „Können Sie sich nicht beeilen?“, wollte Alex wissen und warf einen fragenden Blick in den Rückspiegel, in dem sie die dunklen Augen des Lenkers bemerkte. Der Taxifahrer schüttelte bedauernd den Kopf. „Um diese Zeit wohl kaum... ganz München scheint auf den Beinen zu sein.“, stellte er fest. „Und daher ist wohl alles zu.“ Alex seufzte kurz auf und fügte sich schließlich dann doch. Erstaunt war sie darüber, dass sie sich trotzdem nicht allzu sehr verspätete. Mit einem bedauernden Gesichtsausdruck trat sie zu dem Tisch, an dem bereits einige ihrer Kollegen saßen und, wie es schien, nur noch auf sie gewartet hatten.
„Der Verkehr...!“, murmelte Alex entschuldigend, während sie zwischen Michael und Gerrit Platz nahmen. „Ich weiß schon... Frauen und Autofahren.“, brummte Michael mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen. Alex zog scharf die Luft durch die Nase ein, stieß mit dem Ellbogen hart gegen seine Rippen und zischte: „Schuft... ich bin mit dem Taxi gefahren.“ Leicht gekränkt wandte sie sich von Michael ab und Gerrit zu.
Die kleine Feier verlief ausgesprochen harmonisch, das Essen war besser, als man erwartet hätte. Denn das kleine Lokal machte einen etwas herunter gekommenen Eindruck, auch wenn es in der Innenstadt lag, obwohl... der äußere Eindruck täuschte.
Die kleine Runde unterhielt sich ausgesprochen gut, man vergaß völlig auf die Zeit, und der Alkohol floss in Strömen, auch wenn niemand wirklich betrunken war. Außerdem lachten die Leute über Geschichten, die Kirkitadse zum Besten gab, und so trennten sie sich doch noch vor der Sperrstunde, ohne dass der Wirt sie extra darauf aufmerksam machen musste.
Es dauerte eine Weile bis Alex sich wieder Michael zuwandte. Die Bemerkung vom frühen Abend saß noch immer tief. Erst jetzt bemerkte sie, dass er sie beobachtete und verschmitzt auf Alex herab lächelte. „Ah, merkt die gnädige Frau auch schon, dass ich da bin?“, grinste er, zwinkerte ihr rasch zu, ehe er noch breiter lächelte. „Aber natürlich... lieber Kollege. Schau mal, wir scheinen aufzubrechen, Kirkitadse zahlt bereits.“, stellte Alex fest, nachdem sie sich kurz umschaute. Michael nickte nur zustimmend, als er einen raschen Blick zum Staatsanwalt geworfen hatte. „Bringst du mich nach Hause?“, wollte Alex wissen, ohne zu Michael zu schauen. Deshalb nahm sie nicht wahr, dass er ziemlich erstaunt über ihre Frage war. „Klar...“, brachte er nur hervor, immerhin hatte er angenommen, dass Alex wieder mit dem Taxi nach Hause fahren würde.
„Kommst du mit hinauf?“, erkundigte sich Alex, als sie und Michael vor ihrem Wohnhaus standen. Unsicher schaute er zu ihr, nicht wissen, wie er sich verhalten sollte. Endlich nickte er, nicht wissend, wie er sich verhalten sollte. Endlich nickte er, nachdem er festgestellt hatte, dass er nicht alleine zu Hause herumsitzen wollte, auch wenn es inzwischen nach Mitternacht war. „Ich hab sogar Bier im Kühlschrank.“, meinte Alex, und Michael kam es vor, als wollte sie ihn damit locken. „Wenn das kein Wort ist...!“, murmelte er mit einem Lächeln auf den Lippen, folgte ihr schließlich die Treppen hinauf zu ihrer Wohnung.
Interessiert blickte Michael sich im Wohnzimmer um, während er darauf wartete, dass Alex das versprochene Bier brachte. Er fragte sich, weshalb er nie hier gewesen war, auch wenn er und Alex immer gut zusammengearbeitet hatten und so etwas wie Freunde geworden waren in all den Jahren. Und es gefiel ihm, was er sah. „Du hast es schön hier.“, stellte Michael fest, als sich Alex endlich neben im setzte und zwei Gläser Bier auf den Tisch stellte. „Danke.“, fuhr er fort, auf das Getränk deutend. „Kein Ding, Michael, es freut mich, dass es dir hier gefällt.“, erwiderte Alex, ein leichtes Lächelt schummelte sich auf ihre Lippen. „Und warum war ich noch nie hier?“, wunderte sich Michael. Alex hob verunsichert ihre Schultern, bevor sie antwortete: „Du weißt doch sicherlich, das Hannes immer am Rad dreht, wenn wir nur miteinander reden. Und jetzt stell dir mal vor, du sitzt hier und trinkst mit mir Kaffee oder ein Bier!“ Michael grinste bei dieser Vorstellung vor sich hin. „Ich möchte es gar nicht wissen, Alex, aber was mache ich dann heute hier?“, erkundigte sich Michael verwundert, wieder schaute er sich mit einem bewunderten Blick um. „Genau kann ich dir das auch nicht sagen, vermutlich wollte ich einfach nicht alleine sein.“, bemerkte Alex nachdenklich. „Hannes ist nach einem Streit einfach verschwunden, Michael, einfach so.“ Betreten schaute sie zu Boden, schien ihre Schuhspitzen zu hypnotisieren. „Ich weiß nicht einmal, wann er wieder zurückkommt.“, schluchzte sie plötzlich auf. Michael starrte sie sprachlos an und wusste vorerst nicht, was er ihr antworten sollte. Er nahm sie deshalb einfach nur in den Arm, drückte sie sanft an sich, um sie mit seiner Nähe zu beruhigen. Es dauerte einige Zeit, bis es ihm auch gelang. Michael war nahe daran zu fragen, warum es bei diesem Streit eigentlich gegangen war. Alex´ Zustand hinderte ihn jedoch daran.
„Sch...!“, murmelte Michael vor sich hin, darauf hoffend, dass das Gemurmel auch zu ihr vordringen würde und hatte den Eindruck, dass es im ersten Moment nicht so war. „Was hältst du überhaupt davon, wenn ich heute Nacht hier bleibe. Du machst mir den Eindruck, als bräuchtest du jemanden um dich herum.“, bemerkte Michael. Erstaunt schaute sie ihm in die Augen. „Meinst du, dass ich das nötig habe?“, wollte Alex wissen, schluchzte kurz auf. Michael nickte langsam, während er ihren Blick festhielt. „Klar, Alex, genau das meine ich. Deine Couch ist doch groß genug für mich.“, bemerkte Michael. Irritiert sah sie ihn an, schüttelte leicht den Kopf. „Du willst hier unten schlafen?“, wunderte sie sich. „Ich halte es für besser, Alex, glaub mir...!“, murmelte Michael, sein Arm lag noch immer um ihrer Schulter, und es schien sie nicht zu stören.
Michael wusste Alex im Bad, als er sich sein Bett auf dem Sofa richtete. Am Rande nahm er nur Wasserrauschen wahr, bekam jedoch nicht mehr mit, wann es wieder abgedreht wurde. Kaum war er mit seiner Arbeit fertig, schlüpfte er in Alex´ Bad lag. Schwungvoll öffnete er die Tür... und blieb ruckartig stehen. Vor ihm stand eine, noch nackte Alex und cremte sich ein. Michael starrte sie an, musterte sie von oben bis unten und stellte fest, dass ihm unheimlich gefiel, was er sah. Geräuschvoll zog er die Luft durch die Nase ein, merkte selbst, wie stark er auf Alex reagierte. Er war von ihr so fasziniert, dass er nicht merkte, dass sie ihm bereits einige Male angesprochen hatte. Erst als sie auf ihn zukam, erwachte er aus seiner Erstarrung. „Was treibst du denn hier?“, fragte sie belustigt. Michael schluckte hart, wieder musterte er sie und leckte sich gierig über die Lippen. „Weißt du... Alex... ich...!“, stotterte er und konnte noch immer nicht die Augen von ihr wenden. Er war entsetzt darüber, dass sie lachend auf ihn zukam. „Du kannst mir ruhig sagen, was du hier willst.“, meinte sie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, ihr Blick wanderte über seinen Körper, begann leise vor sich hinzukichern. „Komm her...!“, bat sie, wohl wissend, dass er von sich aus nichts dergleichen tun würde. Michael schluckte hart, während er versuchte, nur mehr in ihre Augen zu sehen, zu sehr erregte ihm ihr Anblick. „Komm mit...!“, bat sie, nachdem sie merkte, dass Michael auf nichts reagierte. Er bewegte sich erst, als er ihre Hand zwischen seinen Beinen spürte. „He...!“, rief er aufgeregt und hielt ihren Arm fest. Langsam schüttelte er den Kopf, holte tief Luft und wusste plötzlich nicht mehr, was er eigentlich wollte. Alex stand noch immer nackt vor ihm, und das machte ihn unheimlich scharf. Warum er hier stand und nur auf sie hinab starrte, konnte er nicht sagen, genoss aber ihre Hände, die zärtlich über seinen nackten Oberkörper streichelten und endlich in seine Hose schlüpfte.
„Komm mit...!“, flüsterte Alex, nahm seine Hand und zog ihn mit sich ins gegenüber liegende Schlafzimmer. Dort schob sie ihn rasch zum Bett, drückte ihn darauf nieder und ließ sich neben ihn nieder. Behutsam liebkoste sie ihn, langsam näherte sich ihr Gesicht dem seinen. Ihre Lippen spielten mit seinen, ihre Zunge stieß gegen seine Lippen, verlangte, weiter vordringen zu können. Endlich öffnete Michael leicht seinen Mund und ließ einen wunderbaren Kuss zu. Alex merkte bald, dass er sich während des Kusses fallen ließ, ihn sogar intensivierte. Mit einem Mal ging er auf ihr Spiel ein, nachdem er erfolgreich den Gedanken an Katrin verdrängt hatte. Alex nahm es mit Belustigung zur Kenntnis, plötzlich hatte sie es besonders eilig...
Lange lag sie noch wach, starrte in der Dunkelheit zur Decke und überlegte, ob es richtig war, dass Michael neben ihr lag, einen Arm um sie geschlungen und schlief, tief und fest, wie sie an seinem Atem hörte. Immer wider fiel ihr Hannes ein, sah ihn vor sich und stellte mit Entsetzten fest, dass sie nicht bereute, mit Michael geschlafen zu haben, ja, es hatte ihr sogar unheimlich Spaß gemacht. Hannes war zur Nebensache geworden. Ihre Beziehung ließ in den letzten Wochen sowieso zu wünschen übrig. Sie stritten doch nur noch, aber rechtfertigte das einen Betrug?, fragte sie sich, schmiegte sich trotzdem in Michaels Arme. Alex merkte selbst, dass sie es zu genießen begann. Deshalb konnte sie endlich abschalten und merkte daher auch, wie müde sie eigentlich war.
Langsam öffnete sie die Augen, starrte kurz vor sich hin und bemerkte die Ruhe um sich herum. Alex empfand sie als überaus angenehm. Vorsicht legte sie sich auf den Rücken, streckte sich und gähnte herzhaft, während sie ihren Kopf wendete, um zu sehen, ob Michael noch schlief. Sie fuhr auf, als sie feststellte, dass er nicht mehr neben ihr lag. Entsetzt starrte sie auf das leere Bett, wusste vorerst gar nicht, wie sie sein Fehlen reagieren sollte. Wütend hieb sie mit der Faust auf den Lacken. „Natürlich... ich hätte es mir denken können!“, knurrte sie vor sich hin. Schwungvoll schwang sie ihre Beine aus dem Bett, blieb sekundenlang sitzen und dachte kurz nach. Zu einem Ergebnis kam sie nicht. Aus diesem Grund stand sie auf und lief die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, Kaffeegeruch stieg ihr in die Nase. Irritiert blieb sie stehen, zog genussvoll die Luft durch die Nase ein. Plötzlich hatte sie es sehr eilig, in die Küche zu kommen.
Dort stand Michael, an eines der Kästchen gelehnt, und wartete darauf, dass der Kaffee fertig war. Er konzentrierte sich so auf die Maschine, dass er nichts um sich herum wahrnahm. So hörte er auch nicht, dass Alex die letzten Stufen gut gelaunt hinunter lief und auf ihn zukam. Michael schrak leicht zusammen, als sie sich neben ihn stellte und über seine nackte Brust strich. „Guten Morgen...“, murmelte er verstört. „Guten Morgen... gut geschlafen?“, fragte Alex flüsternd und lächelte verträumt vor sich hin, als sie an die vergangene Nacht dachte, die eigentlich nicht so geplant gewesen war, wie sie schlussendlich verlaufen war. Michael konnte nur nicken, zu sehr lenkte Alex ihn ab und wollte sich selbst nicht eingestehen, dass es ihm zu gefallen begann. „Meinst du, dass wir das Wochenende gemeinsam verbringen können?“, brachte er schließlich hervor und erschrak über seine Frage. „Warum nicht...!“, murmelte sie, für einen Augenblick ließ sie sich von der Kaffeemaschine ablenken. „... es gibt Kaffee!“ Doch Michael interessierte sich dafür absolut nicht, für ihn war nur Alex wichtig, auch wenn er im Moment völlig auf Katrin vergessen hatte. Sie war an diesem Tag so fern, so, als wäre sie nicht mehr in seinem Leben vorhanden.
Langsam senkte sich sein Kopf, begann mit ihren Lippen zu spielen. Alex öffnete die ihren und ließ dadurch einen wunderbaren Kuss zu, den keiner so rasch lösen wollte. Alex merkte, dass auch Michael völlig hinein kippte, sich durch nichts ablenken ließ. Erst das Läuten eines Telefons beendete diesen Kuss. „Ach nein...!“, brummte Alex ungehalten, blickte sich suchend um und ging schließlich dem Klang des Klingeltones nach. Vor dem Sofa blieb sie schließlich stehen, schaute sich kurz um. Endlich merkte sie, dass sich das Handy in Michaels Hosentasche befand. Darin kramte sie herum und fischte das kleine Telefon endlich heraus. Gerade noch konnte sie lesen, dass Katrin angerufen hatte, ehe diese das Telefonat auch schon wieder beendete.
Alex schluckte leicht, als ihr bewusst wurde, wer die Anruferin gewesen war. Plötzlich wurde ihr wieder schlagartig bewusst, was sie getan hatte. Langsam wandte sie sich Michael zu und hielt ihm sein Handy entgegen. „Katrin hat dich angerufen.“, flüsterte Alex bestürzt. Sie merkte, wie Michael zusammen fuhr. „Wieso Katrin...?“, fragte er entsetzt. „Sie ist doch bei einer Freundin.“ Behutsam nahm er das Telefon von Alex entgegen, während er sie musterte, immerhin lief sie noch immer nackt durch die Wohnung. Er schluckte hart, darauf hoffend, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Endlich wandte er sich seinem Handy zu, tippte kurz darauf herum und hielt sich es sich schließlich ans Ohr. Im Augenblick wirkte er überaus nervös, was auch darin zu merken war, dass Michael begann, unruhig auf und ab zu laufen. Er blieb jedoch kurz darauf vor dem Fenster stehen.
Danke für das Kommi, jetzt kommt doch glatt wieder ein Teil, viel Spaß beim Lesen.
„Natürlich bin ich zu Hause, Katrin...!“, hörte Alex ihn sagen und wunderte sich, dass ihm diese Worte so einfach über die Lippen kamen. Interessiert beobachtete sie ihn, wartete gespannt darauf, wie sich dieses Gespräch weiter entwickeln würde. „Warum rufst du mich überhaupt an, Katrin, willst du mich kontrollieren?... Du hast mich nicht geweckt, ich war schon im Bad... in Ordnung, wir sehen uns am Montag!“, beendete Michael das Telefonat, seufzte erleichtert auf, als er das Handy aufs Sofa neben seine Kleidung warf.
„Und sie hat mich doch kontrolliert.“, stellte er fest, seine Stimmung war auf den Nullpunkt gesunken. Alex hielt es für besser, darauf nichts zu sagen, sie blickte ihn nur aus großen Augen an, folgte ihm mit dem Blick, als er an ihr vorbei in die Küche ging. Sie hörte, wie er in zwei bereits vorbereitete Tassen Kaffee füllte und damit wieder zu ihr kam. „Danke...!“, flüsterte sie, hielt seinen Blick stand und machte einen kleinen Schluck von dem heißen Getränk, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Genüsslich leckte sie sich über die Lippen und bemerkte mit Belustigung, dass er noch näher kam, als er es ohnehin schon war. „Alex...!“, begann er und musterte sie von oben bis unten. „Du solltest dir vielleicht etwas überziehen.“ Michael versuchte vergeblich, in ihre Augen zu schauen und leckte gierig über seine Lippen, als sein Blick wieder über ihren nackten Körper wanderte. Alex schüttelte nur grinsend den Kopf. „Warum sollte ich das denn tun, Michael Naseband?“, wollte sie wissen, ihre Augen glitzerten, als sie ihre Tasse auf den kleinen Couchtisch abstellte und begann, über seine nackte Brust zu streichen. „Du willst dieses Wochenende unbedingt voll auskosten, nicht wahr, Alex?“, brachte er Sekunden später über die Lippen. „Klar doch, wann habe ich sonst die Möglichkeit, mit dir alleine zu sein?“, erwiderte sie schmunzelnd, auch wenn sie wusste, dass es am anderen Abend bereits vorbei sein und sie keine gemeinsame Zukunft haben würden. Dass sie und Michael bereits Partner hatten, versuchte Alex an diesem Tag einfach zu ignorieren, für diesen Abend einfach zu vergessen. Ganz gelang es ihr nicht, denn als Michael sie liebevoll und zärtlich küsste, tauchte Hannes Gesicht in ihrem Gedächtnis auf und schaute sie vorwurfsvoll an. Erschrocken löste sie den Kuss, schüttelte ungehalten den Kopf.
„Was ist los?“, wollte Michael erstaunt wissen. Ihr Verhalten irritierte ihn. Hilflos zuckte sie mit den Schultern überlegte krampfhaft, wie sie ihre Gedanken in Worte fassen sollte. „Weißt du, Michael, Hannes ist mir wieder eingefallen?“, gestand Alex leise, wagte nicht, Michael in die Augen zu schauen. „Soll ich doch schon gehen?“, fragte er bestürzt, presste sie enger an sich und streichelte über ihren Rücken. Heftig schüttelte Alex den Kopf. „Nein...!“, rief sie entsetzt aus, rieb ihren Unterleib an seinen und bemerkte seine große Erregung. „Du kannst doch nicht gehen... doch nicht jetzt!“, flüsterte sie. Mit Mühe schaffte sie es, mit der Hand in seine Hose zu schlüpfen und begann, ihn zu stimulieren. Je höher seine Erregung stieg, umso rascher schob er sie zum Sofa, das noch immer für die Nacht hergerichtet war. Gemeinsam ließen sie sich darauf sinken, ohne den Kuss zu lösen. Seine Hände streichelten und liebkosten sie mit einer Zärtlichkeit, die sie ihm nie zugetraut hatte. Alex gab sich willig seinen Liebkosungen hin, sodass sie gar nicht gemerkt hatte, wann er sich seine Boxershorts vom Körper geschoben hatte. Es wurde ihr erst bewusst, als er sich auf sie schob und in sie eindrang.
Tatsächlich verbrachten sie das Wochenende gemeinsam, wenn auch hauptsächlich nur im Bett. Nur zum Abendessen verließen sie es, Alex konnte ihn dazu überreden, mit ihr in ein in der Nähe liegendes Lokal zu gehen, einer kleinen Pizzeria, an der Alex schon einige Male vorbei gegangen war und schon immer hineingehen wollte, aber eben nicht alleine.
Alex genoss es, mit Michael in diesem kleinen Lokal zu sitzen. Stillschweigend waren sie übereingekommen, dass sie in der hintersten Ecke Platz nahmen, nur um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, gesehen zu werden. Denn immer wieder tauchten Katrin oder Hannes in ihren Gedanken auf, dass ihnen zwar ein schlechtes Gewissen verursachte, aber wirklich etwas dagegen unternehmen, das wollten sie dann doch nicht. Etwas an diesem Handeln reizte sie dann doch.
Der Abend in der Pizzeria dauerte lange, erst der Ober machte ihm ein Ende, als er darauf hinwies, dass bereits Sperrstunde war und die Rechnung vorlegte. Irritiert und erstaunt zugleich schauten sie sich an, beglichen dann doch rasch die Rechnung, um endlich das Lokal zu verlassen. Ohne sich abgesprochen zu haben, gingen beide wieder zu Alex.
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„Fährst du tatsächlich schon?“, wollte Alex wissen, beklemmt blickte sie ihm in die Augen, kuschelte sich noch enger in Michaels Arme. „Ja, kleine Alex, ich halte es für besser. Wir wissen beide nicht, wann Hannes zurückkommt.“, bemerkte Michael. „Und ich habe keine Lust, von ihm hier erwischt zu werden.“ Schüchtern lächelte er ihr zu und löste sich vorsichtig von Alex. Behutsam hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Du kannst doch nicht gehen, nicht nach so einem Wochenende.“, meinte Alex, ihre Stimme klang ziemlich bestürzt. „Du weißt doch, dass es besser ist, wenn ich Hannes hier nicht begegne. Ich will doch keinen Streit...!“, gestand Michael. Da Alex ihn an der Hand festhielt, zog er sie zu sich, denn in der Zwischenzeit hatte er sich erhoben. „Schau mich nicht so an, Alex, bitte... ich weiß doch auch, dass dieses Wochenende eine Wucht war.“, fuhr Michael lächelnd fort, mit der freien Hand streichelte er ihr behutsam über die Wange, so, als wollte er sie trösten. Schüchtern lächelte Alex zu ihm auf, wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. „Na dann... es waren so schöne Tage...“, gab sie zu, ihr Grinsen wurde breiter, während Michael langsam nickte. „Ja, es war schön, wir sollten es auf alle Fälle wiederholen, wenn es da nicht zwei Menschen gäbe, die uns vertrauen.“, erwiderte er und ließ sie gar nicht zu Wort kommen, da sich sein Kopf dem ihren näherte und seine Lippen mit ihren spielte, ehe sie ihren Mund öffnete und einen wunderbaren Kuss zuließ. Alex war sichtlich enttäuscht, als Michael ihn bald wieder löste und verschwand, die Türe hinter sich ins Schloss ziehend. Er ließ eine äußerst verwirrte Alex zurück, die eine Weile brauchte, um aus ihrer Erstarrung zu erwachen.
Ziellos wanderte sie durch die Wohnung, sie war so leer ohne... ohne, wen eigentlich? fragte sie sich und blieb vor dem Wohnzimmerfenster stehen, starrte gedankenverloren ins Dunkel der Nacht, ohne wirklich etwas zu sehen. Ihre Gedanken schweiften wieder zu den letzten beiden Tagen ab. Mit einem Anflug von Entsetzen stellte sie fest, dass sie Hannes ein Wochenende lang betrogen und es sogar genossen hatte. Warum das so war, konnte sie beim besten Willen nicht mehr sagen, war ihre Beziehung zu Hannes schon so zerrüttet, dass sie so einfach fremd ging?
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Die Wohnung war leer und öd. Er wanderte von einem Zimmer zum anderen, ohne tatsächlich zu wissen, was er eigentlich suchte. Vor dem Kühlschrank blieb Michael stehen, suchte darin nach einer Flasche Bier, die er auch bald gefunden hatte. Damit setzte er sich vor den Fernseher, zappte endlich durch die Programme, ohne wirklich zu begreifen, was er überhaupt sah. Langsam und immer wieder zog er an der Flasche, bis sie endlich leer war. Unschlüssig starrte er darauf, nicht wissend, ob er sich noch eine Zweite öffnen sollte und konnte sich dazu nicht entschließen. Ohne tatsächlich richtig zu begreifen, was er im Fernseher sehen konnte, blieb er doch sitzen und sah zu, mit den Gedanken war er jedoch sehr weit weg. Wieder drehten sie sich um den Streit mit Katrin und das anschließende Wochenende, das er mit Alex verbracht hatte.
Nachdenklich starrte er vor sich hin und bekam nicht mit, was im Fernsehen gezeigt wurde. Warum um alles in der Welt war er mit ihr im Bett gelandet, obwohl keiner der Beiden betrunken gewesen war. Und er musste sich eingestehen, dass es ihm unheimlich gefallen hatte, auch wenn Katrins kurzer Anruf störend gewirkt hatte. Nach wie vor war Michael davon überzeugt, dass sie ihn hatte kontrollieren wollen, auch wenn er nicht verstand, warum sie das tun hätte sollen. Immerhin war es eine spontane Aktion gewesen, mit Alex ins Bett zu gehen. Und spontane Dinge machten immer unheimlichen Spaß.
Mit schmerzendem Kopf wachte er am folgenden Morgen auf. Langsam sank er wieder zurück aufs Kissen. „Mist.“, brummte er vor sich hin. „Soviel habe ich doch gar nicht getrunken gestern Abend!“ Seine Schmerzen erzählten ihm jedoch eine ganz andere Geschichte. Aber er musste trotzdem aus dem Bett, sein Kopf war eine denkbar schlechte Ausrede dafür, zu Hause zu bleiben. Sehr behutsam rappelte er sich auf, schlurfte ins Bad und ließ endlos lange das Wasser auf sich hinunter rinnen, sich der trügerischen Hoffnung hingebend, sein Kopf würde dadurch wieder klarer werden. Natürlich war es nicht so, so fuhr er mit raschem Tempo ins Kommissariat.
Plötzlich fiel ihm Alex und ihr gemeinsames Wochenende wieder ein... Wie sollte er ihr unter die Augen treten, fragte er sich nervös, wie würde sie auf ihn reagieren, wenn er ins Büro kommen würde? All das spukte ihm in seinem Kopf herum, während er auf dem Weg ins Büro war.
Mit gemischten Gefühlen betrat er das K11, zaghaft schaute er zu ihrem Schreibtisch, noch war Alex nicht auf ihrem Platz. Erleichtert atmete er auf, noch wusste er nicht, wie er mit ihr umgehen sollte. Aus diesem Grund war er sogar froh darüber, dass sie noch nicht da war. So hatte er Zeit, sich nochmals Gedanken über die vergangenen Tage zu machen, sie zauberten ihm ein leichtes Lächeln auf die Lippen, zu schön waren sie gewesen. Es störte ihn nur, dass er am Abend Katrin wieder sehen würde. Nach diesem Streit vor wenigen Tagen hatte er auf diese Begegnung eigentlich keine Lust, aber es war wohl nicht zu vermeiden.
Während Michael vor sich hin träumte, ab und zu an seinem Computer arbeitete, erschienen endlich Gerrit und Robert im Büro. Michael war so darin vertieft, auf dem Bildschirm zu starren, ohne wirklich etwas zu bemerken, deshalb übersah er das Kommen seiner Kollegen. Kichernd beobachteten die beiden ihn. „Guten Morgen, Michael.“, wünschte Robert grinsend. „Du siehst mitgenommen aus, hat Katrin dich nicht schlafen lassen?“ Jetzt lachte er lauthals los, als er seine Gedanken fast vor sich sehen konnte. Michael schmiss seinen Kugelschreiber vor sich auf den Schreibtisch und warf Robert einen wütenden Blick zu. „Du bist ein Spinner, echt. Katrin kommt doch erst heute Abend wieder nach Hause.“, knurrte Michael seinen jungen Kollegen an. Doch Robert ließ sich nicht beirren, er stichelte weiter. „Sie kommt heute erst zurück? Quatsch, Michael, sie lässt dich doch keine zwei Tage aus den Augen...!“, stellte Robert belustigt fest. Immerhin hat er bereits einige Streitigkeiten zwischen Katrin und Michael erlebt, die nur deshalb entstanden waren, weil Michael mit jungen Mädchen viel zu lange geplaudert hatte. Robert schaute zweifelnd zu seinem Kollegen hinüber, glaubte noch immer nicht, was Michael sagte. „Du Spinner...!“, murmelte der vor sich hin und wandte sich wieder seinem Computer zu, seine Kollegen ignorierend, da er einer weiteren Diskussion aus dem Weg gehen wollte.
Gerrit hielt sich bewusst bei dieser Unterhaltung zurück, immerhin wusste er von Michael, dass sein Verhältnis zu Katrin in den letzten Wochen und Monaten beträchtlich abgekühlt war. Den wahren Grund dafür hatte Michael nicht gesagt.
„Wo ist denn eigentlich Alex? Sie sollte doch schon um acht Uhr hier sein.“, bemerkte Gerrit, nachdem er einen raschen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte. Michael schaute rasch zu seinem Kollegen, zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich weiß es doch auch nicht, Gerrit, ich habe sie doch am Freitag zum letzten Mal gesehen und auch mit ihr gesprochen.“, bemerkte Michael, wohl wissend, dass er bewusst verschwieg, das Wochenende mit ihr verbracht zu haben. Immerhin hatten sie beide eine Partnerschaft, in seinem Fall lief sie zwar nicht mehr so gut, aber bestand dann doch noch.
Eigentlich wollte er dieses Gespräch nicht weiterführen, doch Robert hakte nach... wie konnte es auch anders sein. „Ihr seid ja befreundet, Alex und du. Warum sagt sie dir dann nicht, dass sie vielleicht später kommen wird.“, erkundigte sich Robert, neugierig musterte er Michael. „Das weiß ich doch nicht, Robert, du solltest sie vielleicht selbst danach fragen, wenn sie kommt!“, brummte er und wandte sich seinem Bildschirm zu, wollte er doch endlich an seinen vielen Berichten weiterarbeiten, die der Staatsanwalt am darauf folgenden Tag auf dem Tisch haben wollte. Robert räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Aber Michael ließ sich nicht von seiner Arbeit abhalten, wie wild hämmerte er auf der Tastatur herum, um zu zeigen, dass er keine Lust mehr auf ein weiteres Gespräch hatte. Robert hielt sich natürlich nicht daran und versuchte, wieder die Aufmerksamkeit Michaels auf sich zu lenken, was ihm jedoch nicht gelang. Gekränkt verließ er schließlich das Büro und sollte es auch so rasch nicht mehr betreten.
Fassungslos starrte Alex zu Hannes auf, der wütend vor ihr stand und mit einem schwarzen T-Shirt vor ihrem Gesicht herum wedelte. „Das gehört nicht mir, du weißt doch genau, dass ich solche Leibchen nicht trage.“, bemerkte er zornig und stapfte mit dem Fuß auf. „Wer war denn die letzten Tage hier, Alex? Du kannst es mir ruhig sagen.“ Hannes Blick wurde plötzlich bittend, er setzte sich neben Alex und legte seinen Arm um ihre Schultern. Alex duckte sich weg, rückte ab von Hannes und schob seinen Arm von den Schultern. Ihre Gedanken kreisten darum, wie sie diese Sache erklären sollte. Immerhin war sich Alex dessen bewusst, dass dieses T-Shirt Michael gehörte, der es am Tag zuvor vergessen und auf dem Sofa liegen hatte lassen. „Hannes... das ist doch sicher eines dieser Leibchen, die du beim trainieren trägst.“, versuchte Alex Hannes zu erklären. Etwas an seinem Blick sagte ihr, dass es ihr nicht zu gelingen schien, sich heraus zureden. Hannes kannte sie einfach zu gut, um sich von Alex belügen zu lassen. Langsam schüttelte er den Kopf. „Du glaubst doch tatsächlich, was du da sagst, nicht wahr?“, fragte er entsetzt. Alex nickte heftig. „Natürlich sage ich dir die Wahrheit, Hannes.“, erwiderte sie, sichtlich irritiert blickte sie ihm in die Augen, nicht wissen, was der Ausdruck darin zu bedeuten hatte. Dass er eifersüchtig war, war nichts Neues mehr für sie, aber diese Reaktion hielt sie für etwas übertrieben. Wieder wedelte Hannes mit dem Kleidungsstück vor ihrem Gesicht umher. „Wem gehört es?“, wollte er wissen, in seiner Stimme klang so etwas wie eine Drohung mit. Alex erschrak darüber so sehr, dass sie ihren Kopf verschreckt zwischen die Schultern zog.
Ihre Gedanken rasten noch immer, sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm dieses Kleidungsstück erklären sollte. Sie hatte absolut keine Lust, ihm Rechenschaft über die letzten beiden Tage abzulegen. Sie wusste sehr wohl, wie er reagieren würde, es würde furchtbar sein, und sie wusste nicht, wie sie es verhindern konnte. Das erste, was ihr Sekunden später einfiel, war, einfach weg zulaufen, aber wohin. Sie hatte absolut keine Ahnung, aber wollte sie einfach davonlaufen? Es kam ihr vor wie Flucht, wie ein Schuldeingeständnis. Aber was sollte sie sich denn eingestehen? Ruckartig hob Alex den Kopf, um Hannes in die Augen zu schauen. Er stand noch immer breitbeinig vor ihr, starrte angriffslustig auf sie herab. Wieder fuchtelte er wild mit dem Shirt vor ihrem Gesicht hin und her... Alex konnte nicht sagen, wie oft er das in der letzten halben Stunde schon getan hatte. Noch immer roch das Kleidungsstück nach Michael, nach der Seife und nach dem Deo-Spray, die er verwendete. Hilflos hob sie die Schultern, zum Teil deshalb, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte, zum Teil, weil sie noch größere Angst vor seiner Reaktion hatte, sollte er je von dem vergangenen Wochenende erfahren.