Von einem hartnäckigen Klopfen geweckt, erwachte Florian. Er fand sich zusammengerollt auf dem Bett in seinem Zimmer vor. Gähnend streckte er sich und schwang die Beine über den Rand. Es klopfte erneut. "Ich komme", nuschelte er. "Ich komme." Er taumelte zur Tür und öffnete. "Hey, Kai, komm rein." Ein Tablett auf der Hand balancierend, kam Kai in das Zimmer. "Guten Abend. Hunger?" Erstaunt blickte Florian nach draußen. Es war tatsächlich schon fast dunkel. Ein Blick auf seine Uhr bestätigte dann auch diese Neuerung der Natur. Es war kurz nach 9 Uhr abends. Er hatte unglaublich lange geschlafen. Verwirrt sah er Kai an, dann das Tablett. "Was ist das?" Seine Augen funkelten und er schaltete erst einmal das Licht ein. Kai grinste. "Essen. Ich habe gekocht und wollte dich eigentlich zum Essen einladen, weil du wahrscheinlich nichts dabei hast und die guten Restaurants und Kneipen nicht kennst." Damit hob er den Deckel, der den Teller bis jetzt versteckt hatte. Dort lag ein Fisch, Gemüse und Kartoffeln. Und es roch phantastisch. Florian lief das Wasser im Mund zusammen. Er sah Kai an, nahm sich die Gabel und das Messer und schlang das Essen hinter. "Lecker", nuschelte er. "Hast du das selbst gekocht?" "Ja. Ich koch sehr gern. Und meist zuviel." Er lachte. "Okay, die Leute, die es aufessen müssen, freut es." "Glaub isch gern." "Ab fünf Gramm wird´s undeutlich", mahnte Kai. Florian lachte und hielt sich die Hand vor den Mund. Er schluckte das Essen hinter. "Isst du immer so spät?" "Nein. Ich habe dir das noch mal warm gemacht. Eigentlich war das Essen gegen sieben fertig gewesen, aber ich habe dich einfach nicht wach bekommen. Ich dachte, du bist vielleicht noch ein Stück spazieren. Aber so wie du aussiehst, hast du geschlafen." "Stimmt auffallend." Mit gut gefülltem Magen lehnte Florian sich auf dem knarrenden Stuhl zurück. "An Essen habe ich überhaupt nicht gedacht, wenn ich ehrlich sein soll." "Ging mir auch so." Kai lachte und nahm den Teller und das Tablett. "Wie sieht es finanziell bei dir aus." "Gutes Elternhaus." "Wenn du die Kohle hast, können wir dir morgen einen Kühlschrank besorgen und auch den passenden Inhalt." Florian nickte erfreut. "Oh ja, das wäre super. Ich glaub, wenn ich hier allein losrenne, dauert das ewig." "Ist auch etwas sinnlos. Ich zeig dir einen Laden hier in der Nähe, die geben Studenten Sonderpreise, wenn sie die Geräte nach Ende des Studiums wieder abholen dürfen. Dann verkaufen sie die Sachen noch mal als Second Hand - Ware und kassieren so doppelt. Man muss ja nicht mehr ausgeben als nötig." "Mmm... ist aber für die Leute nicht schlecht, die nicht so viel Geld haben." "Ja. Sehr richtig erkannt. Haben alle was von." Kai lehnte sich an die Tür. "Brauchst du sonst noch irgend etwas?" Florian gähnte herzhaft. "Entschuldige. Ja, ich brauchen noch etwas. Kannst du mir mal noch die Küche, die Dusche und die Toiletten zeigen?" "Klar, komm mit." Gemeinsam verließen sie Florians Zimmer. Rechts von ihnen, ein Stück den Flur entlang, lag das Treppenhaus, rechts und links davon gab es dann jeweils acht Studentenzimmer. Das dachte Florian zumindest, bis Kai eine der Türen öffnete. Dahinter lag eine geräumige Küche. Sie waren am Ende des Flures. Florian bemerkte jetzt auch das kleine Schild an der Tür. "Küche... okay, das hätte ich mit etwas suchen vielleicht noch gefunden." Lachend deutete Kai auf die Tür gegenüber. "Duschen für Jungs. Daneben ist die Toilette. Die Räume für die Mädchen sind auf der anderen Seite von der Treppe. Die Küche müssen wir uns teilen." Florian warf einen genaueren Blick in die Küche. Vier Herde, daneben jeweils ein Abwaschbecken. Schlicht, einfach, sauber. "Wer putzt hier?" "Eine Firma. Die zwei Putzfrauen sind absolut in Ordnung, total nett. Typische Kölner. Womit ich sagen will, verscherze es dir nicht mit ihnen." "Aaah... okay." "Woher kommst du eigentlich?" "Tübingen, aber ich war zuletzt in Stuttgart in einer Schule. Und du? Hier aus Köln?" "Nicht ganz. Mönchengladbach." "Ist ja gleich um die Ecke." Florian gähnte erneut. "Ich bin so müde." "Dann geh schlafen. Frühstücken können wir morgen bei mir. Um neun?" "Gern. Danke, Kai. Ich schulde dir echt was." Kai winkte ab. "Quatsch. Es ist nie einfach, in einer fremden Stadt allein Fuß zu fassen." Florian wollte etwas sagen, nickte dann aber. "Hast du Recht. Gute Nacht." "Gute Nacht." Müde ging Florian in sein Zimmer zurück, wühlte seinen Rucksack durcheinander, fand sogar seine Zahnbürste, seine Zahnpasta und ein großes Handtuch und ging in den Duschraum. Hier gab es drei Duschen, gegenüber fünf Waschbecken. Über den Waschbecken hingen Spiegel. Der ganze Raum war in einem hellen Blau gehalten. Florian gähnte erneut und rieb sich über die Augen. Warum auch immer, aber er konnte kaum noch stehen vor Müdigkeit. Mit schlappen Bewegungen putze er sich flüchtig die Zähne, bevor er mit seinen Sachen wieder in seinem Zimmer verschwand.
Tja, sieht ganz so aus, als wäre der Umzugsstress doch endlich bei Flo angekommen. Ne lange Zugfahrt, ne Wanderung durch den Campus, ein Haufen Treppen im Haus, neue Bekanntschaft in Form von Kai und dann auch noch was zu essen ... ja, da kann man(n) schonmal müde werden. Ich hoffe, er verpasst keine Vorlesungen oder fangen die erst in ein paar Tagen/Wochen an? lg, Isi =)
Max schlug Kai leicht auf die Schulter. "Hey, Alter." "Ich habe die Arbeit nicht vergessen. Ich mach es dieses Wochenende." "Immer ruhig bleiben." Die beiden Männer standen im Türrahmen der Küche und blickten zu der Tür hinüber, hinter der Florians Zimmer lag. "Ein neues Jagdobjekt der Kleine?" "Klein?" Kai lachte und sah Max von oben an. "Der ist drei Köpfe größer als du." "Übertreib nicht." "Zweieinhalb." "Lenk nicht ab", sagte Max und stieß Kai leicht in die Seite. "Du hast doch ein Auge auf ihn geworfen, oder irre ich mich?" "Er ist süß. Sexy. Und irgendwie... geheimnisvoll." Kai verschränkte die Arme vor der Brust und grinste. "Geheimnisvoll?" Max tippte sich gegen die Stirn. "Weil er dir nicht sein gesamtes bisheriges Leben offenbart hat?" Kai schüttelte mit dem Kopf. "Nein, das ist es nicht. Aber er trägt irgendetwas mit sich herum. Und ich krieg das raus." "Ja klar. Du willst ihm nur helfen. Aber beeil dich lieber, so lang ist das letzte Jahr nicht mehr." Er schlug ihm leicht auf die Schulter und verschwand. "Lang genug", murmelte Kai und nahm sein Tablett. Er hatte bei seinen Mitstudenten den Ruf weg, kein Kostverächter zu sein. Und da er sich für beide Geschlechter gleichermaßen interessierte und das auch nie versteckt hatte, hatte er eine Menge Auswahl. Und bis jetzt hatte er jeden rum bekommen, den er hatte haben wollen. Auf langfristige Beziehungen stand er nicht, was ihm auch einige Feinde eingebracht hatte. Aber das war ihm egal. Bei Florian war etwas anders, das wusste Kai jetzt schon. Max hatte schon Recht. Kai wollte Florian ins Bett kriegen. Das war zumindest ein längerfristiges Ziel, was er hatte. Aber andererseits war der ruhige Schwabe für ihn jetzt schon ein Freund geworden, auch wenn er ihn insgesamt nicht länger als eine Stunde gesprochen hatte bis jetzt. Kai wollte ihn näher kennen lernen und hoffte, dass er sich nicht täuschte. Aber in Bezug auf Menschen tat er das nur sehr, sehr selten. Er würde versuchen diesen Florian näher kennen zu lernen und dann sehen, wie sich ihre Beziehung zueinander entwickelte. Zufrieden ging er in sein Zimmer, um dort noch ein wenig zu lesen und dann ins Bett zu gehen. Morgen würde er Florian helfen, sein Zimmer noch etwas einzurichten und das Wochenende würde dann wohl für seine Arbeit draufgehen. Und am Montag begann dann auch schon das neue Semester. Er schlug sich leicht gegen die Stirn. Jetzt fiel ihm wieder ein, was er Florian noch hatte fragen wollen. Nämlich, wieso der die Zulassung für sein Studium bekommen hatte, ohne die Sportprüfung abgelegt zu haben. Normalerweise war die Sportprüfung der Hochschule die Grundvoraussetzung schlechthin, um überhaupt eine Zusage für die Schule zu bekommen, völlig egal, welches Fach man im Anschluss studieren wollte. Wenn man Florian die Prüfung machen ließ mit der Erwartung, er würde ohne Probleme bestehen, musste er ein Genie im sportlichen Bereich sein. Aber dann hätte man doch von ihm schon einmal gehört, oder etwa nicht? Grübelnd ging er an diesem Abend schlafen.
Florian war schon sehr früh am Morgen aufgewacht und hatte noch lange im Bett gelegen, weil er einfach nicht wusste, was er sonst tun könnte. Das Wohnheim war leise, vielleicht waren auch noch gar nicht alle Studenten da. Viele würden sicher erst im Laufe des Wochenendes kommen. Das Wochenende. Florian seufzte leise und stand jetzt doch auf. Es war jetzt kurz vor acht Uhr und er war in einer Stunde mit Kai verabredet. Allerdings musste er vorher noch dafür sorgen, dass er halbwegs wie ein normaler Mensch aussah und sich auch so fühlte. Er schnappte sich ein Badehandtuch, neue Sachen und schlurfte in die Dusche. An einem Haken hing ein Pyjama und eine der Duschen lief. Florian zog sich aus und schlüpfte unter eine der freien Duschen. Er zog den Vorhang zu und stellte das Wasser an. Ein kalter Strahl schoss auf ihn herab, wurde aber schnell warm. Er fühlte das warme Wasser über seine Haut laufen. Es weckte seine Lebensgeister und ließ die Energie in seinen Körper zurück kehren. Die andere Dusche wurde ausgeschaltet und der Vorhang beiseite geschoben. Der andere Student trocknete sich ab, schlug dabei aber mit dem Arm gegen etwas und fluchte. Florian musste lachen und streckte den Kopf aus der Dusche. "Morgen, Kai." Der rieb sich den Ellenbogen. "Morgen. Gut geschlafen?" Er bewegte den Arm und nahm dann sein Handtuch, welches er fallen gelassen hatte. Damit trocknete er sich weiter ab. "Ja, danke der Nachfrage." Florian strich sich eine Haarsträhne von der Stirn. "Die Einladung steht noch?" "Ja klar. Der Tisch ist gedeckt, ich mach gleich Kaffee." Kai bemerkte, dass Florian ganz leicht das Gesicht verzog. "Oder lieber Tee?" "Du bist gut. Tee." Kai band sich das Handtuch um die Hüfte und ging zur Tür. "Bis gleich." Er verließ das Bad und die Tür fiel hinter ihm zu. Florian zog den Kopf wieder in die Duschkabine zurück und wusch sich die Haare. Dann verschwand er wieder in sein Zimmer. Hier packte er erst einmal seine Sachen in den Schrank und zog sich dann etwas an. Seine Haare trocken zu bekommen, dauert wie gewöhnlich ein wenig länger. Als er fertig und mit sich zufrieden war, ging er rüber zu Kai. Dort erwartete ihn dann auch ein gedeckter Tisch. Kai zog sich den Schreibtischstuhl an den Tisch heran, der vor dem Bett stand. Florian setzte sich auf das Bett und ließ seinen Blick über den gedeckten Tisch schweifen, auf dem sich einige sehr lecker aussehende Dinge drängelten. "In welchem Semester bist du?" "Im vorletzten, wieso?" Florian nahm sich ein Brötchen. "Weil ich wissen muss, ab wann ich lernen sollte, für mich selber zu sorgen." Grinsend schnitt er es auf. Lachend widmete sich Kai seinem Essen. Dabei musterte er Florian immer wieder verstohlen. Der Typ sah wirklich gut aus. Unverschämt gut. "Wenn du was brauchst, sag es einfach." "Okay." Herzhaft biss Florian in sein Käsebrötchen. "Aber... wieso hilfst du mir eigentlich so?" Ein wenig misstrauisch musterte er sein Gegenüber. "Hast du nichts besseres zu tun?" "Ja und nein. Ich bin ein hilfsbereiter Mensch, sonst würde ich kaum eine Ausbildung als Lehrer machen. Und ich weiß, wie man sich als Neuer fühlt. Außerdem habe ich eigentlich noch den Vortrag vorzubereiten und dazu habe ich keine Lust." Jetzt lachte der Schwabe. "Das ist es. Du brauchst jemanden, der dich ablenkt." Treu sah Kai ihn an. "Machst du es?" "Mmmm... okay."
Zu süß die beiden. Im sich gegenseitig Ablenken sind sie ja offenbar Meister ... aber da kenn ich zwei Mädels, die würden ihnen den Rang sofort ablaufen *hustduundichhust*.
Soso, Kai hat also Hintergedanken...war ja eigentlich zu erwarten. Als würde ein Student im vorletzten Semester irgendeinem Newbie mal eben so unter die Arme greifen, ohne irgendwas dafür zu wollen. Na dann mal viel Spaß beim Versuch, Flo rumzukriegen...
Bin mal gespannt, wie sich das noch entwickelt und wann Florian begreift, dass Kai nicht ganz so uneigennützig handelt, wie es den Anschein hat.
Nach dem Frühstück gingen die beiden gemeinsam in die Stadt. Sie kauften einen Kühlschrank für Florian, der direkt in die Verwaltung geliefert werden würde. Dann ging es weiter in einen Supermarkt. Florian deckte sich mit Essen ein, während Kai überlegte, ob er noch etwas brauchte. "Kommst du nachher mit Joggen?", fragte er und biss in einen Apfel. Da diese nicht nach Gewicht, sondern nach Stückzahl abgerechnet wurden, war es okay. Florian schwankte zwischen Bananen und Orangen, entschied sich schließlich für beides und packte es in seinen Wagen. "Gern. Ich hab es jetzt ein paar Tage schleifen lassen, wird Zeit." Sie gingen weiter. Butter, Käse, etwas Wurst, Nudeln, Reis. Florian lief noch mal zurück zum Obst und Gemüse und holte sich ein Netz Kartoffeln. Schließlich standen sie vor dem Regal mit den Süßigkeiten. Die beiden Sportstudenten sahen sich an. "Energie in Tafeln", nuschelte Florian und packte mit rotem Gesicht ein paar ein. Kai lachte. "Wir haben eine Schwimmhalle auf dem Campus." Er nahm die Tafeln und ging sie durch. "Vier, acht, zwölf… Insgesamt 24 Stunden schwimmen, dann sind die Kalorien wieder weg." "Ich liebe Schwimmen. Aber doch nicht gleich einen ganzen Tag." Gemeinsam gingen sie zur Kasse. "Was machst du sonst noch so?" "Skifahren, Fussball", er verzog das Gesicht. "Hab ich früher gespielt." "Verein?" "Ja." Kai verdrehte die Augen. "Welcher?" "Stuttgarter Kickers", murmelte Florian leise. "Was?" Erstaunt sah Kai ihn an. Doch Florian war damit beschäftigt, die Sachen auf das Band zu packen, dann wieder in den Wagen und zu bezahlen. Sie gingen mit ihren Tüten raus. "Du hast für die Stuttgarter Kickers gespielt? Wie lange?" "Bis zur B-Jugend." Kai wollte Fragen, wieso Florian aufgehört hatte, aber in dessen Gesicht lag die stumme Bitte, genau diese Frage nicht zu stellen. Also stellte er eine andere. "Welche Position warst du?" "Verteidiger. Links außen." Er stieß einen leisen Pfiff aus. Dann fiel ihm etwas ein. "Sag mal… auf welcher Schule warst du zuletzt?" Florian rang mit sich. "Merzschule." "Aaaa…" Kai ging ein Licht auf. "Klar, dass die Hochschule einen der Eliteschüler gern auch mit den alten Leistungsergebnissen aufnimmt. Die haben ja eh verdammt hohe Ansprüche dort." "Ja. Ziemlich hohe. Ich muss morgen noch die ganzen anderen Prüfungen ablegen." "Oh." Kai grinste. "Dann werde ich zusehen, dass ich meine Arbeit heute Abend noch schaffe und dann kann ich dich anfeuern." Florian wusste nicht, ob er sich über Zuschauer freuen sollte und sah Kai jetzt direkt an. Sein Augen strahlten. Er sah weder Ablehnung , weil er von einem Eliteinternat kam, noch die Hoffnung, dass etwas Lustiges zu sehen wäre, darin. "Ein wenig Unterstützung könnte ich schon gebrauchen", gab er schließlich zu. "Keine Sorge, ich werde da sein. Und bei den Laufprüfungen renne ich gern mit, wenn du mit einem Gegner besser laufen kannst als gegen die Uhr." Florian war begeistert. "Wirklich? Machst du das echt? Das wäre… supernett." Kai winkte ab. "Kein Thema. Wobei Sprints nicht wirklich meine Stärke sind. Ausdauer ist okay, aber so von Null auf Hundert ist bei mir immer schlecht in ein paar Sekunden." "Ich bin wegen meiner hervorragenden Leistungen in Leichtathletik auf die Schule in Stuttgart gekommen. Deshalb war ich auch ein guter Verteidiger. Trotz meiner Körpergröße." "Welche deiner Ergebnisse akzeptiert die Schule eigentlich?" "Mannschaftssport", sagte Florian grinsend. Kai lachte. "Klar. Die denken auch: Wer jahrelang bei einem Zweitligisten gespielt hat, sollte wissen, was man als Fussballer tun muss." "Richtig. Außerdem nehmen sie mein Turnergebnisse hin, also Klimmzüge am Reck, Turnen am Reck, Pferd, Ringe und auf dem Boden." "Und was noch?" Florian grübelte. "Hochsprung. Ich schaffe locker 1,60 Meter." "Und 1,40 Meter reicht aus, um die Prüfung zu bestehen." Kai nickte. "Dann hast du am Sonntag einiges vor dir. In welcher Reihenfolge machst du die Prüfungen?" "Die Laufsachen mache ich wahrscheinlich zuerst. Laufen liegt mir einfach. Das Schwimmen ist alles mittags. Und der Rest halt vormittags." Florian verzog das Gesicht. "Ich mach mir keine Sorgen, aber…" "Aber?" "Die Rückschlagspiele", brummte Florian. Kai lachte. "Ich bin ganz gut im Badminton und hab das mit Mühe und Not bestanden." "Ich schwanke noch zwischen Tischtennis und Badminton. Also Tennis geht gar nicht." "Also im Badminton kann ich gern den Gegenspieler geben. Das habe ich schon öfters gemacht." Florian sah ihn an. "Können wir das mal üben? Heute noch?" "Okay, ´ne halbe Stunde. Nach dem Joggen. Aber dann muss ich mich echt an den Vortrag setzen, sonst kriege ich wirklich Ärger… zu Recht."
Awwww, wie lieb von Kai, dass er mitlaufen und sogar den Gegenspieler geben will! *freu* Das ist echt super von ihm. Da hat Flo ja echt einiges vor sich, bei all den Prüfungen. Stuttgarter Kickers in der B-Jugend?! Wow. Kein Wunder, dass er an der Schule sofort akzeptiert wurde und die Prüfungen im Nachhinein ablegen darf ... Respekt. Und dann noch so ne Eliteschule. Mein lieber Schwabe... Ich bin gespannt, wie die Prüfungen so für ihn laufen.
Ui, Flo spielte bei den Stuttgart Kickers. Aber warum hat er da aufgehört? *grübel* So langsam aber sicher lebt er sich ein. Und in Kai hat er einen guten Freund gefunden. *kicher* Die Prüfungen wird er doch mit links schaffen.
Im Wohnheim angelangt, wo der Kühlschrank bereits beim Hausmeister auf die beiden wartete, brachten sie das schwere Teil erst einmal nach oben. Während Kai sich umziehen ging, verpackte Florian seine Lebensmittel. Dann schlüpfte er in einen bequemen Trainingsanzug. Als es klopfte, ging er vor die Tür. Sie gingen schweigend nach unten, machten ein paar Aufwärmübungen und liefen los. Kai führte Florian vorbei an den Sportplätzen, Sporthallen und dann in einen Park, der von den Studenten zu Trainingszwecken genutzt wurde und deshalb inoffizieller Teil des Campusgeländes war. Es gab hier einen See und sie liefen am Ufer entlang. Florian schloss eine Weile die Augen, fühlte seine Beine auf dem Boden aufkommen und federnd wieder in die Höhe schnellen. Er grinste und rannte ein Stück voraus. Kai ließ sich dadurch nicht aus dem Rhythmus bringen und folgte ihm. "Du bist wirklich gut in Form", lobte er den Süddeutschen. "Muss ich. Wenn ich das nicht wäre, hätte ich morgen ein echtes Problem." Sie verfielen wieder in Schweigen. Nach einer knappen Stunde standen sie leicht keuchend vor der Sporthalle. Kai führte Florian hinein und sie holten sich aus einem Raum zwei Badmintonschläger und einen Ball. Bereits nach wenigen Schlägen merkte Florian, dass er einen guten Spielpartner gefunden hatte. Er fing den Ball im Flug und nickte. "Du bist engagiert. Ich hatte noch nie jemanden in diesem Spiel, mit dem ich so gut klar gekommen bin. Und jetzt hau ab und mach deine Arbeit." "Jawohl, Chef." Kai ging zur Tür. "Ich werde die halbe Nacht brauchen, um fertig zu werden." "Verstanden. Keine Störungen also." Kai winkte und verschwand. Florian brachte die Schläger und den Ball weg und blickte auf den Belegungsplan der Halle. Sie war nachmittags anscheinend oft frei, an den Wochenenden immer. Er lief eine Runde durch die Halle und sah sie sich an. Sein Blick glitt hoch zu den Ringen, die über ihm hingen. Er wischte sich die Hände ab, sprang hoch und vollführte einige der erlernten Übungen. Mit einem dreifachen Salto landete er ohne Wackler wieder auf dem Boden. Jemand klatschte und Florian blickte zur Tür. "Haltung eins plus. Sehr gut. Sie müssen Florian König sein." Der Mann mit der dicken Hornbrille und den schneeweißen Haaren kam auf ihn zu. "Professor Sewering. Ich werde morgen die restlichen Prüfungen abnehmen, zusammen mit zwei Kollegen." Florian reichte ihm die Hand. "Schauen Sie mich nicht so erstaunt an, junger Mann. Es mag hier mehr als 1000 Studenten geben, aber man lernt die Leute kennen. Und Neulinge, die bereits mit bestanden Teilergebnissen hierher kommen, sind etwas Besonderes." "Das bin ich sicher nicht." "Was Sie dort oben eben gezeigt haben, war perfekt. Nicht mehr zu verbessern. Und es ist der Beweis, dass Sie diese Prüfung zu Recht bereits bestanden haben." Florian lächelte. "Wann geht es morgen los?" "Ich würde sagen gegen 10 Uhr. Essen Sie spätestens zwei Stunden vor Beginn nichts mehr. Ansonsten machen wir alles so, wie es in Ihrem Plan steht. Welche Rückschlagsportart haben Sie sich ausgesucht?" "Badminton. Und ich hätte auch einen Partner." "Wer?" "Kai Ebel." Sewering nickte. "Das geht in Ordnung. Er ist im letzten Studienjahr und als angehender Sportlehrer mit den Anforderungen der Prüfung vertraut." "Darf er bei den Laufdisziplinen mitlaufen?" "Natürlich. Aber ehrlich gesagt hoffe ich, dass Sie ihn stehen lassen. Zumindest wenn ich nach den alten Leistungen gehe, die Sie in Stuttgart erbracht haben." Florian nickte. "Das hoffe ich auch. Aber es ist anders, gegen einen Gegner zu laufen, auch wenn der gar nicht vorhat, mich zu schlagen, als nur gegen mich selber." Der Professor nickte. "Natürlich. Das ist verständlich. Ich habe kein Problem, wenn er mitläuft. Also, wir sehen uns dann morgen." Er reichte dem Studenten die Hand und verschwand. Florian verließ die Halle jetzt ebenfalls und begab sich in sein Wohnheim und dort unter die Dusche. Er freute sich auf morgen. Schon immer hatte er seine Leistungen gern Schwarz auf Weiß vor sich gehabt und er hoffte, seine eigenen Werte noch ein wenig verbessern zu können. Er war nur ein wenig nervös wegen zwei Disziplinen: Badminton, wo er allerdings fest auf Kai hoffte und Kugelstoßen, seine größte Schwäche.
Hui, da hat Flo ja schon den ersten Prüfer beeindruckt. Sieht doch schon ganz gut für ihn aus. Das Kugelstoßen wird schon nicht so schlimm werden, ich wette, seine "große Schwäche" wäre in Noten ausgedrückt eine 2.... Und bei Badminton kann er sich ja auf Kai verlassen, das schaffen die zwei doch problemlos. *ganz sicher ist* Ich drücke auf jeden Fall die Daumen für die Prüfung ... und ich hoffe, Kai kriegt seine Arbeit fertig und noch etwas Schlaf. Er muss fit sein für Flo`s Prüfung. lg, Isi =)
War er am Abend noch relativ ruhig gewesen, rutschte ihm in dem Moment das Herz in die Hose, als er die Tür seines Zimmers öffnete und mit einer Sporttasche raus auf den Gang trat. Kai und Max standen vor der Tür neben seinem Zimmer und gingen einige Blätter durch. "Ich glaub es kaum, was du in den paar Stunden geschafft hast. Und dann noch in der Qualität. Mensch, Kai, das ist frustrierend." Irritiert sah der ihn an. "Wieso frustrierend?" "Weil ich Wochen lang an meinem Teil gesessen habe und der ist nicht halb so gut." "Wir setzen uns kurz vor dem Vortrag noch mal hin und gehen das durch, okay?" Er blickte zu Florian hinüber. "Jetzt muss ich erst mal los. Florian hat heute seine Prüfungen und ich will ihm beistehen." "Heute? Alle? Einen Tag vor dem Start des neuen Semesters?" Kai grinste Max an. "Tja, der ist halt besser als wir." Florian verzog das Gesicht, während Max lachte. "Vielleicht schau ich später mal vorbei. Viel Glück." "Danke." "Guten Morgen. Alles fit?" "Ja, alles fit. Ich bin nur sehr nervös." Sie liefen die Treppe hinunter und dann rüber zu einem der Sportplätze. Hier wartete Professor Sewering bereits. Er stellte seine beiden Kollegen, eine rothaarige, streng dreinblickende Lehrerin und einen jungen Mann mit lustigen Sommersprossen und langen, braunen Haaren vor. "Das sind Professor Lexing und Doktor Schumann." Dann erklärte er den Kollegen, warum Kai da war. Sie nickte beide. Sewering sah Florian an. "Kugelstoßen. Ihre schwächste Disziplin. Machen wir das zuerst. Wenn Sie es vermasseln, wissen Sie wenigstens, dass Sie die anderen Prüfungen zwingend bestehen müssen." Kai verzog sich zu einer Bank und sah Florian zu, wie der sich aufwärmte. Aber er wirkte trotzdem sehr verkrampft. Was man beim ersten Wurf auch sah. Kai schüttelte den Kopf. Florian hatte von der Schrittfolge, Haltung, bis hin zum Wurf nahezu alles verkehrt gemacht, was man nur verkehrt machen konnte. Beim zweiten Wurf sah es schon besser aus, aber die Kugel landete bei sieben Metern. Und damit waren es 60 Zentimeter zu wenig. Blieb ihm noch ein Wurf. Er sah sich hilflos zu Kai um. Der hob den rechten Arm, umfasst leicht sein Handgelenk und knickte die Hand ab, dann strich er nach oben und über sein Schulter. Florian nickte, hatte die stummen Anweisungen sehr gut verstanden. Es war genau das, was seine Lehrer ihm immer und immer wieder gesagt hatten. Aus der Schulter werfen und das Handgelenk nicht so steif machen, sondern der Kugel beim Abflug noch einen Schlag verpassen. Es klang so leicht. Er schloss die Augen, konzentrierte sich und legte all sein Können in dieser verhassten Disziplin in den letzten Wurf. Kurz vor dem Abwurf riss er die Augen auf, bündelte seine Kraft und ließ die Kugel davonschnellen. Erstaunt sah er ihr nach. Mit dem Wurf hatte er nicht nur die Prüfung bestanden, sondern seinen eigenen Rekord von 7,80 Meter um Längen übertroffen. "11 Meter", verkündete Sewering erstaunt. "Respekt, Herr König." Florian starrte das verhasste Sportgerät immer noch mit offenem Mund an. "Wahnsinn." "Das war phänomenal, Flo." Kai schlug ihm auf die Schulter. "Meine Güte, ich dachte, du kannst das nicht?" Florian lachte leise und sah Kai an. "Konnte ich bis jetzt auch nicht. Ich glaub, jetzt habe ich den Bogen raus. Danke." "Hey, ich will Sportlehrer werden, da muss ich das können." Kai grinste. "Du bringst mir Glück. Wage es ja nicht, während der Prüfung abzuhauen." "Ich werde mich hüten." Sewering kam auf die beiden Studenten zu. "Bestanden. Mit Bravour. Machen wir gleich noch die Laufprüfungen hier draußen?" "Ja." Florian sah Kai an. "Die 100 Meter lauf ich allein. Ich will unbedingt meinen Rekord verbessern, da muss ich mich konzentrieren." Der nickte und setzte sich neben die Bahn auf den Rasen. Florian ging an den Start, platzierte die Füße im Startblock und wartete darauf, dass Sewering das Zeichen gab. Als er es hört, rannte er los. Kai starrte ihm hinterher und stand langsam auf. "Wahnsinn", murmelte er, als Florian auch schon stoppte. Er blickte auf die Uhr in Sewerins Hand und schüttelte den Kopf. "Er sagte ja, dass er gut ist… Aber so gut…" "Er ist einer der besten Läufer in Deutschland. Leider legt er nicht viel Wert darauf, es allen zu zeigen. Er nimmt nicht viel an Wettkämpfen teil." "Unter elf, bitte", sagte Florian, als er auf den Professor zutrat. "Bitte sagen sie mir, dass es endlich unter elf Sekunden war." "10,974." Florian jubelte und sprang in die Luft. "Ich wusste doch, ich schaffe es." Er strahlte mit der Sonne um die Wette. "Gleich den 3000-Meter-Lauf hinterher?" "Klar. Fertig, Kai?" Kai grinste. "Ähm… klar. Ich lauf dann eine Runde mit, danach häng ich eh zu weit hinten." Florian sah den Professor an. "13 Minuten muss man schaffen, ja?" "Sie machen Witze. Ich kenne Ihre Leistungen, Florian. Unter neun, sonst lasse ich Sie durchfallen." Er gab ihm ein Startzeichen, als er an der Linie stand und Florian lief los. Kai konnte die ersten 200 Meter noch einigermaßen mithalten, dann fiel er gnadenlos zurück. Er versuchte aufzuholen, aber als er neben Sewering ankam, hielt der ihn fest. "Lassen Sie es bleiben, Kai. Sowas demotiviert nur. Er ist einfach unglaublich schnell." "Meinten Sie das ernst mit den unter neun Minuten?" "Selbstverständlich. Sein Rekord liegt bei siebeneinhalb." Kai sah Florian mit offenem Mund hinterher. "Und da sag noch mal einer, Schwaben wären langsam." Er hörte die Dozenten neben sich lachen. Florian lief etwas über acht Minuten, auch weil er ein wenig seine Kräfte sparen wollte. Mit sich zufrieden lief er neben Kai her zur Schwimmhalle, wo in einer Stunde die Schwimmprüfungen stattfinden sollten. "Turnen und Leichtathletik hast du bestanden. Ebenso die Mannschaftssportart. Fehlen noch die Schwimmprüfungen und halt Badminton." "Die Schwimmprüfungen bestehe ich. Ich fühle mich pudelwohl im Wasser. Tauchen kann ich auch hervorragend. Und Badminton kann ich dann zur Not auch vermasseln. Was ich natürlich nicht will, weil ich ja ein ehrgeiziger Mensch bin." Kai zog sich auch um und sprang mit ins Wasser. Gemeinsam schwammen sie ein paar Bahnen. Als die Professoren schließlich kamen, verzog Kai sich aus dem Becken. Er setzte sich auf eine der Bänke. Max ließ sich neben ihm nieder. "Und? Alles bestanden bisher?" "Leichtathletik und Turnen ist er durch." Kai grinste Max an. "Der ist die 100 Meter in unter 11 Sekunden gelaufen." "Was?" Max Stimme hallte durch die Halle und die Lehrer sahen ihn ärgerlich an. Kleinlaut entschuldigte er sich. "Wie hat er das gemacht?" "Er ist einfach gut." "Und die 3000?" "Etwas über acht Minuten." "Sagenhaft." Gemeinsam sahen sie den Schwimmprüfungen zu, die Florian in schneller Folge absolvierte. Kopfsprung vom 1-Meter-Brett, 20 Meter Tauchen, Brustschwimmen und Kraulen. Fehlte nur noch die letzte Disziplin. Das 100 Meter Zeitschwimmen. Florian entschied sich hier für das Kraulen, wodurch er aber zehn Sekunden weniger Zeit hatte. Doch mit einer sehr guten Zeit von einer Minute und knapp zwanzig Sekunden lag er weit unter dem geforderten Maß. Glücklich kam er aus dem Becken. "Respekt. Fehlt nur noch Badminton." "Glückwunsch zur bestandenen Aufnahmeprüfung und Willkommen an der Sporthochschule." Max reichte Florian die Hand. Sewering trat neben die jungen Männer und nickte. "Sehr richtig. Herzlichen Glückwunsch, Herr König. Eigentlich könnten Sie die letzte Disziplin ausfallen lassen." "Nein. Ich mache es." "Gut. Dann ruhen Sie sich etwas aus und wir sehen uns um drei Uhr in der Halle." Die Professoren verschwanden zu ihrem wohlverdienten Mittagessen und Max verzog sich, um seine Bücher noch einmal durchzusehen für den nächsten Tag. Kai sah ihm lächelnd nach. "Armer Max. Er ist ein vorbildlicher Student, aber trotz aller Arbeit bleibt der ganz große Erfolg aus." Sie gingen gemeinsam duschen und zogen sich dann um. "Das ist bedauerlich", sagte Florian, während das warme Wasser ihm den Geruch nach Chlor vom Körper wusch. Dass Kai ihn interessiert beobachtete, bemerkt er nicht. "Ich lade dich heute Abend zum Essen ein, Kai. Nenn mir ein Restaurant, wo du gern hingehst." Der überlegte. "Das argentinische Steakhouse. Liegt in der Stadtmitte, am Rheinufer." "Okay." "Danke." "Nicht dafür. Ohne deinen Hinweis wäre ich beim Kugelstoßen durchgefallen." Florian sah ihn an und folgte ihm dann in die Umkleidekabine. "Ich habe das wirklich noch nie so gut hinbekommen." Kai lachte. "Dein erster Versuch war eine Katastrophe. Ein perfektes Beispiel dafür, was man alles NICHT tun sollte." "Das habe ich bemerkt." Florian grinste und zog sich an. "11 Meter. Wow." Gemeinsam verließen sie die Schwimmhalle und ließen sich unter einem Baum nieder. "Du bist jetzt offiziell Student hier. Wie fühlst du dich?" Florian sah sich um, dann schloss er die Augen und lauschte in sich hinein. "Hervorragend", sagte er leise. "Ich fühle mich, als hätte ich alles richtig gemacht." Kai sah ihn prüfend an. "Du meinst, mit deiner Entscheidung, hier zu studieren?" "Ja." Florian gähnte. "Sorry, die Prüfungen haben ganz schön geschlaucht." "Schlaf eine Stunde. Ich wecke dich dann schon." Begeistert von der Idee ließ er sich ins Gras gleiten und schloss die Augen. Kai hatte sich ein Buch mitgebracht und las. Er musste das Ding unbedingt noch durchkriegen. Es ging um psychologische Grundkenntnisse, die man als Pädagoge haben sollte. Er kannte das eigentlich schon aus diversen Vorlesungen und auch aus seiner eigenen Arbeit mit Kindern. Aber leider gehörte das Werk zum Lehrplan für das letzte Jahr und so hatte er es wenigstens schon zu Beginn des Semesters hinter sich. Er hatte nichts gegen lesen, tat dies sogar gern in seiner Freizeit, oder um sich fortzubilden. Allerdings hatte er immer dann keine Lust dazu, wenn irgendjemand von ihm verlangte, in einem bestimmten Zeitraum ein bestimmtes Buch zu lesen.
Wow. Solche Zeiten hätt ich in Sport gern mal geschafft....aber ich war schon bei 50 metern langsamer als 11 Sekunden... Die siebeneinhalb Minuten und die Schwimmübung werd ich gar nicht erst kommentieren.
Tja, Glückwunsch an Flo zur bestandenen Prüfung. Der ist ja ein richtiger Überflieger. Die müssen ja brutal stolz auf ihn sein, an der Schule.
Bin gespannt, wie das weitergeht. Und ich kann Kai`s Meinung nachvollziehen. Ich lese Bücher auch nicht gerne, wenn man mich dazu zwingt. lg, Isi =)
Danke schön *knuddel* Und ja, unter Druck lesen ist... wäh...
Circa eine halbe Stunde, bevor die Prüfung begann, weckte Kai Florian auf. Der blickte sich im ersten Moment ein wenig verwirrt um, streckte sich ausgiebig und lief noch ein wenig verschlafen neben ihm her zur Sporthalle. "Und? Weitergekommen mit deinem Buch", fragte Florian und deutete darauf. Kai blickte es an und verdrehte die Augen. "Es ist wahnsinnig... uninteressant. Langweilig geradezu." "Ich kauf dir mal ne Tüte Mitleid", witzelte Florian, erhielt dafür von Kai aber sofort einen leichten Stoß in die Rippen. "Entschuldige. Oh man, bin ich froh, wenn ich die letzte Prüfung hinter mir habe." "Du hättest sie nicht mehr machen müssen, also beschwer dich jetzt nicht." Sie betraten die Halle, holten sich die Schläger und spielten sich ein wenig ein. Nach zehn Minuten kamen dann auch die Prüfer, sahen sich das Spiel ein wenig an, fragte Florian kurz aus über die Regeln und worauf man beim Spielen achten sollte und verschwanden dann wieder. Natürlich hatte er auch diesen Teil der Prüfung bestanden. "Siehst du", sagte Kai zufrieden und grinste breit, während sie gemeinsam zum Wohnheim gingen. "Kein Grund zur Sorge. Du hast alles bestanden." Florian strahlte über das ganze Gesicht. Er war mit sich und der Welt zufrieden. "Ja", sagte er gedehnt. "Rufst du deine Eltern an?" Kai musterte ihn neugierig von der Seite und sah sofort, wie sich Florians Gesicht verdüsterte. "Oder gehen wir vorher was essen? Du hast mich schließlich eingeladen." "Gehen wir was essen. Ich zieh mich nur schnell um." Sie stiegen die Treppe hinauf und verschwanden in ihren Zimmern, nur um sich eine halbe Stunde später wieder auf dem Flur zu treffen. Gemeinsam verließen sie das Wohnheim, gingen den breiten Weg entlang zur S-Bahn und fuhren damit in die Stadt. Florian nutzte die Zeit, um sich ein wenig mit Köln anzufreunden und er musste zugeben, es war nicht schwer. Er mochte das Flair. "Ich glaub, hier kann ich mich wohl fühlen." Kai zog ihn vom Sitz hoch. "Komm, wir steigen hier aus. Dann müssen wir zwar ein Stück laufen, aber du kannst nicht in Köln leben, ohne mal hier gewesen zu sein." Er führte ihn auf den großen Platz vor dem Kölner Dom. Florian sah sich das Gebäude interessiert an. "Wow... beeindruckend. Ich bin nicht unbedingt der Architekturfreak, aber... wow." Grinsend lief Kai weiter. "Das muss man wenigstens kurz gesehen haben. Mein Vater meinte immer, wenn man in eine neue Stadt zieht und das Wahrzeichen am ersten Tag besucht, bringt das Glück." "Heute ist aber nicht mein erster Tag hier." Florian warf einen letzten Blick auf den Dom und folgte dann Kai zu dem argentinischen Steakhaus. "Vielleicht bleib ich ja hier. Ich hänge zwar irgendwie an meiner Heimat, aber Tübingen ist mir zu klein. Eigentlich habe ich mich immer nach der großen, weiten Welt gesehnt. Großstadt." "Und Stuttgart war dir nicht Großstadt genug?" Florian sah Kai an und schüttelte mit einem bedauernden Lächeln den Kopf. "Nein. Es ist mir einfach zu ruhig. Vielleicht bleibe ich ja hier", wiederholte er. "In Köln?" Kai verzog das Gesicht. "Ich mag die Stadt zwar auch, aber hier auf ewig wohnen möchte ich eigentlich nicht. Ich glaub, mir wäre das zu hektisch." Die restlichen Meter schwiegen sie. Jeder hing seinen Gedanken nach. Kai war sich immer noch nicht ganz sicher, was er mit seiner Zukunft anfangen wollte. Er wusste nicht, ob er wirklich Lehrer werden wollte. Und Florian kämpfte mit seiner Vergangenheit. Er hätte gern mit jemandem darüber gesprochen und vielleicht würde er das auch noch, aber noch kannte er Kai nicht gut genug, um mit ihm darüber zu reden, was ihn bedrückte.
Wir tun kurz so, als wären wir überrascht von Flo´s Ergebnissen: *überrascht guck*
Dann kann sein Studentenleben ja jetzt richtig losgehen, hm?
Und was ist da mit seiner Familie? Da hängt der Haussegen ja ganz offensichtlich reichlich schief. Und seine Vergangenheit scheint auch nicht allzu rosig zu sein - aus dem selben Grund? Natürlich wäre es ein wenig unrealistisch, wenn er Kai gleich an seinem 2. Tag davon erzählt. Ich bin gespannt, wie das noch läuft, mit den beiden. Früher oder später wird er sich bestimmt überwinden.
lg, Isi =)
PS: Kai findet es in Köln zu hektisch? Der Gute weiß ja noch gar nicht, was ihn bei der F1 erwartet....Hektik...Ha!
Der Abend wurde sehr fröhlich. Die beiden hatten beschlossen, tiefgreifende Gesprächsthemen auszulassen und so redeten sie über Sport und Köln. Kai erzählte Florian eine Menge über die Sporthochschule und sein bisheriges Studium. Florian erzählte ein wenig von seiner Zeit bei den Stuttgarter Kickers, über wichtige Spiele, die er gehabt hatte und sie stellten fest, dass Kai eines der Spiele sogar live gesehen hatte. Florian überlegte, konnte sich aber beim besten Willen nicht daran erinnern, ob er bei dem Spiel eingesetzt worden war oder nicht. Es war weit nach 22 Uhr, als die beiden zurück ins Wohnheim kamen. Sie verabschiedeten sich und Kai versprach Florian, ihn am nächsten Morgen zu der Einführungsvorlesung zu bringen, damit er sich auf dem Campus nicht verlief.
In den nächsten Tagen lebte sich Florian in das normale Studentenleben ein und stellte erstaunt fest, dass es sich gar nicht so sehr von seinem Leben im Internat unterschied. Nur dass man dort mehr Anweisungen erteilt hatte, während hier auf dem Campus von den Studenten ein großes Maß an Eigeninitiative verlangt wurde. Florian fiel es ein wenig schwer, sich anfangs immer wieder selber in den Hintern zu treten. Er schob Aufgaben gern vor sich her, bis er dann in der letzten Nacht vor Abgabe stundenlang am Schreibtisch sitzen musste, um sich keine schlechten Noten einzuhandeln. Kai stauchte ihn mehrfach zusammen und ging immer wieder mit ihm in die Bibliothek, wo sie dann gemeinsam über den Aufsätzen und Vorträgen brüteten. Er kannte das ja noch von sich selber. Wenn man von der Schule auf die Hochschule kam, musste man entweder wissen, wofür man arbeitete oder man sackte von der Leistung her ziemlich ab. Die meisten bekamen nach dem ersten Semester dann die Kurve, einige bleiben hängen und verließen die Schule wieder. Florian jedoch kam gut mit, vor allem Dank Kais Hilfe. Er war einer der besten in seinem Jahrgang und er war darüber selbst am meisten erstaunt. Dass ihm Theorie so lag, hatte er nie bemerkt. Er schrieb sich in einen zusätzlichen Kurs ein, wo es um Sportjournalistik ging. Es war ein übergreifender Kurs, was heißt, dass in diesem Kurs Studenten aus allen Jahrgängen saßen. Kai hatte nicht allein hingehen wollen und ihn deshalb mitgeschleift. "Wieso Richtung Journalismus?", hatte Florian ihn noch gefragt, doch Kai hatte nur mit den Schultern gezuckt.