Also ich habe diese Story schon auf Sat1 veröffentlicht, aber ich stelle sie hier auch noch rein... da ich zu Hause stress habe, kann ich nur auf Arbeit neue Teile reinstellen in nächster Zeit... bitte habt dafür Verständnis!
Gerrit sass in London und grübelte über die vergangenen Wochen nach. Morgen würde er zurückfliegen und sich vor dem Gericht verantworten müssen. Er wusste immer noch nicht, wie er es der Staatsanwaltschaft und dem Richter erklären sollte, dass alles nur ein grosses Missverhältnis war. Jetzt lag er hier auf dem Bett des Hotels und dachte nach, wie er sich am Besten ausdrücken sollte. Michael und Alex hatten alles unternommen um ihm aus der Patsche zu helfen, jedoch ohne Erfolg. Das Einzige, das sie erreichen konnten war, das er eine Woche nach England konnte. Er drehte sich auf dem Bett um und verfiel in einen unruhigen Schlaf, aus dem er unsanft durch sein Handy gerissen wurde. „Mist.“ Er stand auf und stellte den Wecker ab. Gerrit hatte schon am Vorabend gepackt und hatte nun noch drei Stunden bis er in Deutschland landen würde. Nun zog er sich an und vergewisserte sich, dass er alles nichts vergessen hatte, nahm seine Koffer und ging in die Lobby. Dort ging er zum Empfang und checkte aus. „Have a nice day!“, sagte die Dame vom Empfang und Gerrit nickte nur. Wieder packte er seine Koffer und ging nach draussen. Er blickte sich um und sah ein Taxi, zu dem er ging und den Fahrer fragte, ob er noch frei sei. Der Fahrer nickte und Gerrit steckte ihm zwanzig Dollar zu und sagte, dass er zum Flughafen müsse. Fünfzehn Minuten später stieg er aus und ging durch die Vorhalle. Es wimmelte nur so von Leuten, die sich einen Weg bahnten um zum Richtigen Gate zu kommen. Er holte sein Ticket am Schalter und machte sich auf den Weg zur Gepäckaufgabe. Er hatte nur eine kleine Tasche als Handgepäck und wollte seinen Koffer aufgeben. Der Herr an der Gepäckaufgabe schenkte ihm ein müdes Lächeln, das Gerrit genauso müde erwiderte und ging zum Gate. Der Flieger würde in einer halben Stunde los fliegen. „Hello, can you give me your ticket?“, fragte ihn die Dame am Gate. Gerrit reichte ihr sein Ticket. „Thank you. Have a nice day!“ Gerrit nickte wider nur und ging die Gateway entlang. Beim Flieger wurde er von einer Stuardess empfangen, die ihm auch gleich seinen Platz zuwies. Gerrit verstaute seine Tasche auf dem Gepäckträger oberhalb der Sitze und setzte sich auf seinen Platz. Wieder war er mit seinen Gedanken in München. Er seufzte. ‚ Es bringt nichts wenn ich darüber nachdenke. Ich komme immer zum selben Schluss!’, dachte er niedergeschlagen. Fünf Minuten vor dem Start meldete sich der Pilot zu Wort (natürlich in Englisch und dann in Deutsch). „Sehr geehrte Damen und Herren. Hier spricht der Pilot. Ich begrüsse Sie alle für den Flug nach Deutschland. Bitte schnallen Sie sich während des Startes und der Landung an. Ich wünsche einen guten Flug und danke für Ihr Verständnis.“ Da Gerrit sich schon vorher angeschnallt hatte kümmerte es ihn wenig, was der Pilot sagte. In einer Stunde würden ihn Micha und Alex vom Flughafen abholen und ihn direkt in die Untersuchungshaft bringen. Schon bei dem Gedanken musste Gerrit leer schlucken. Der Flieger startete und Gerrit versuchte an etwas Schönes zu denken, doch es wollte ihm nicht gelingen. Immer wieder sah er die Gesichter von Alex, Micha und dem Staatsanwalt vor sich. Doch erinnern, was passiert war konnte er sich noch immer nicht. Während des ganzen Fluges war Gerrit unruhig und als der Pilot zum Landeanflug ansetzte, wurde Gerrit ein bisschen übel. Das Flugzeug landete schliesslich und Gerrit zog seine Jacke an. Draussen war eiskalt und es hatte Schnee. Er nahm seine Tasche und ging zum Ausgang. Dort wurde er von einer anderen Stewardess verabschiedet. „Danke für Ihr Vertrauen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“ Wieder nickte Gerrit nur. Er ging in Richtung Halle und holte bei der Gepäckabgabe seinen Koffer ab. Nun sah er sich nach seinen Kollegen um. Sie waren nirgends zu sehen. ‚Na toll. Da ist man einmal pünktlich.’, regte sich Gerrit innerlich auf.
Ah endlich kann ich diese Story auch nochmal lesen!!!*freu* Ich hab sie ab einen gewissen Punkt aus den Augen verloren...Und bin froh, dass ich die nochmal lesen kann - Diesmal bis zum Ende....
danke danke.. der nächste teil ist für dich.. hoffentlich lange genug
Da entdeckte er Micha im Gemenge. Dieser winkte ihm zu. Gerrit bahnte sich einen Weg zu seinem Kollegen und sah, dass Alex auch bei ihm war. „Na Junge? Gute Reise gehabt?“, begrüsste ihn Micha. „Ja, geht so.“ „Hi Gerrit.“, sagte Alex und Gerrit nahm sie in die Arme. Er folgte den Beiden zum Auto von Micha. Gerrit verstaute die Tasche und den Koffer im Kofferraum und setzte sich auf die Rückbank. „Also ich denke nicht, dass wir dir Handschellen anlegen müssen oder?“, fragte Alex. „Neee, lass mal. Ich laufe euch bestimmt nicht weg!“ Die ganze Fahrt über schwiegen die Drei, denn keiner wusste was er sagen sollte, da alles fehl am Platz gewesen wäre. Am Ziel angekommen stiegen sie aus. Sie mussten aufpassen, da der Boden ziemlich vereist war und gemeinsam gingen sie zum Haupteingang. „Gerrit, bevor wir hier rein gehen will ich noch etwas wissen! Warst du es?“, fragte Micha Gerrit. „Ich kann nur sagen, dass ich nichts mehr weiss! Wie soll ich denn sagen, ob ich es war oder nicht?!“ Micha genügte diese Antwort und hielt die Türe auf. Als Gerrit an ihm vorbeiging, schenkte Gerrit Micha einen Blick der Bände sprach. Auch Alex blickte ihn traurig an und ging an ihm vorbei. „Wartet hier. Ich komme gleich wieder.“ Micha ging um sich zu erkundigen wo sie Gerrit genau hinbringen mussten. „Es tut mir leid Gerrit, dass wir dir nicht helfen konnten.“ Alex wollte sich rechtfertigen, dass merkte Gerrit. „Schon in Ordnung. Ich würde wohl gleich reagieren. Es spricht ja alles gegen mich.“ Er seufzte und schaute auf den Boden, denn er konnte Alex’ Blick nicht ertragen. „So. Du musst in die Zelle 3C. Folgt mir bitte.“ Micha führte Gerrit und Alex durch einen langen Gang und hielt vor einer Zelle an. „Wir wären da. Gerrit glaub mir, wir holen dich aus der Sache raus. Wir brauchen einfach Zeit!“ „Ja Zeit. Dass ist ja das Problem. In zwei Tagen fängt der Prozess an!“ Ein Wachmann kam zu den Kommissaren. „Gerrit Grass?“, fragte er streng. „Ja, der bin ich.“ „Bitte geben Sie mir ihre Wertgegenstände.“ Gerrit tat ihm wie geheissen. „Verabschieden Sie sich bitte.“ Alex umarmte Gerrit und auch Micha nahm ihn in die Arme. „Halt die Ohren steif Junge!“, sagte Micha, als sie davon liefen. Der Wachmann führte ihn in die Zelle. „Ich werde Ihnen das Essen bringen und Sie zu den Gerichtsverhandlungen bringen.“ Gerrit brachte nicht mehr als ein Nicken zu stande. Er lag die ganze Zeit auf dem harten Zellenbett und dachte wieder einmal nach. Doch wie immer war eine schwarze Lücke in seinem Gedächtnis, die sich einfach nicht füllen wollte. Am Abend brachte der Wärter das Essen und als Gerrit fertig war, nahm er das Geschirr wieder mit. Gerrit durfte bis zur Verhandlung keinen Besuch mehr empfangen. Doch Gerrit hätte liebend gerne ein bisschen Gesellschaft gehabt. Er schlief mit dem Gedanken ein, alles noch einmal durchzugehen, was er im Laufe der Ermittlungen gegen ihn erfahren hatte. Am Morgen wachte er mit steifen Gliedern auf, denn die Betten waren hart wie Stein. Er streckte sich und sah, dass jemand ihm seine Kleider gebracht hatte. Er zog sich anders an und setzte sich wieder auf das Bett. Er vergrub seinen Kopf in den Händen und dachte wie immer nach. Keiner konnte ihm genau sagen was passiert war. Er wusste nur dass, was man ihm gesagt hatte. Fakten, nichts als Fakten. Und die Fakten waren Indizien, die eindeutig waren. Er hatte die Frau ermordet und ihren Ehemann beinahe zu Tode geprügelt. Gerrit war der Verzweiflung nahe, er wusste nicht mehr wo ihm der Kopf stand. Der Wärter kam herein und brachte ihm etwas zu trinken. Er bedankte sich und nahm sich einen Schluck Wasser. Wieder hatte er das Bild vor Augen, das ihm die Echtler unter die Nase gehalten hatte. Eine junge Frau, zwanzig Jahre alt, von asiatischer Abstammung. Sie hatte schwarzes langes Haar und braune Augen. Und sie hatte ein Einschussloch auf der Stirne. Gerrit würde dieses Bild nie mehr vergessen. Er sollte die Frau umgebracht haben, doch er wusste nichts mehr davon. Er kannte sie nicht einmal und ihren Ehemann auch nicht. Der Ehemann war inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er hatte etliche Knochenbrüche und Hämatome davongetragen. Zum Glück waren die Verletzungen schnell verheilt und es blieben keine Schäden. Alex und Micha hatten Gerrit erzählt, dass die Frau mit seiner Dienstwaffe erschossen worden war und Gerrit bewusstlos daneben gelegen hatte, stark alkoholisiert. Er wusste nur noch, dass er vom K11 noch in seine Stammkneipe gefahren war, aber von da an hatte er einen Filmriss. Und genau dieser Filmriss würde ihn ins Gefängnis bringen. Seine Kollegen bemühten sich um entlastende Beweise zu finden, doch vergebens. Gerrit hatte nur noch wenig Hoffnung, dass er da heil raus kam und jemals wieder als Kommissar arbeiten konnte. Er sass den ganzen Tag an dergleichen Stelle. Ihm tat zwar alles weh, aber das war ihm egal. Die Zellentür ging auf und der Wärter trat ein. Gerrit blickte auf. „Schon Abend?“, fragte er, jedoch mit müder und matter Stimme. „Noch nicht. Aber Ihr Anwalt will Sie sprechen.“ Gerrit stand auf und begrüsste den Mann, der eintrat. „Herr Lenßen.“ „Guten Tag Herr Grass. Wie geht es Ihnen?“ „Den Umständen entsprechen. Setzten Sie sich.“ Gerrit bot ihm den Stuhl an und setzte sich wieder auf das Bett. Der Anwalt setzte sich hin und sah Gerrit mit einem sorgenvollen Blick an. „Sie sehen krank aus. Sind Sie sicher, dass es Ihnen einigermassen gut geht?“ Gerrit nickte. „Ganz sicher. Ich denke, es ist für niemanden schön, wenn er in Untersuchungshaft sitzt.“ Herr Lenßen nickte. „Ich verstehe Sie vollkommen.“ „Aber Sie sind bestimmt nicht einfach nur hergekommen um sich zu vergewissern wie es mir geht.“ „Da haben Sie Recht. Morgen steht der Gerichtstermin an.“ „Ich weiss!“, sagte Gerrit traurig
okay, dein wunsch ist mein befehl extra viel, da ich am wochenende nicht on konnte
„Ich wollte Sie über den neusten stand der Dinge informieren. Ihre Kollegen durften Ihnen nichts erzählen, obwohl sie es gerne getan hätten!“ Nun hatte der Anwalt Gerrits volle Aufmerksamkeit. „Es sind Fotos aufgetaucht.“ „Was für Fotos?“, wollte Gerrit wissen. „Wir wissen nicht woher sie stammen. Was wir jedoch wissen ist, dass Sie mit den Opfern darauf zu sehen sind.“ Gerrit seufzte. „Eine gute Nachricht habe ich dennoch. Es ist noch eine uns unbekannte Person auf den Fotos zu sehen.“ Nun hellte sich Gerrits Mine ein bisschen auf. Der erste Anhaltspunkt, der nicht gegen ihn sprach, sondern noch eine weitere verdächtige Person ins Spiel brachte. „Das sind ja mal gute Nachrichten.“ „Ja. Meine Ermittler sind auf der Suche nach der unbekannten Person. Wir hoffen sie bis morgen ausfindig machen zu können.“ Gerrit dachte nach. „Und wenn Sie nicht fündig werden?“ „Keine Sorge. Sollte ein Verdacht gegen die Person bestehen, muss das Verfahren aufgeschoben werden. Ich habe dem Richter die Bilder zukommen lassen. Er ist der Meinung, dass es einen neuen Verdächtigen gibt!“ Gerrit brachte ein gequältes Lächeln zustande. „Das sind doch wirklich aufmunternde Neuigkeiten!“ Lenßen nickte. „Da ist noch etwas. Wir haben einen anonymen Brief erhalten. In dem Brief steht, dass Sie unschuldig sind! Die unbekannte Person hat darum gebeten, aussagen zu dürfen.“ „Aber ohne Namen...“ „Geht es schlecht. Ich weiss! Wir haben schon darüber diskutiert, denn die Person hat eine Zeit angegeben, wo sie im Gericht sein wird. Ich habe mit dem Richter und dem Staatsanwalt alles abgesprochen. Wir werden unseren Zeugen haben!“ „Ich hoffe nur, dass der wirklich etwas gesehen hat!“ „Meine Bedenken sind dieselben, glauben Sie mir. Es könnte ins Auge gehen, doch wir müssen es wenigstens versuchen.“ Gerrit nickte zustimmend. Ihm war alles Recht, solange er endlich Klarheit bekommen würde. „Glauben Sie, es besteht überhaupt eine reelle Chance, dass ich freigesprochen werde?“, fragte er. „Geben Sie die Hoffnung nie auf! Obwohl die Beweislast erdrückend ist, besteht die Möglichkeit, dass Sie freikommen.“ Gerrit wünschte sich, dass er diesen Worten Glauben schenken könnte. Er wollte endlich alles hinter sich bringen. „Herr Grass, Sie wissen selbst wie solche Dinge ablaufen. Ich muss Ihnen die Vorgehensweise für Verurteilungen nicht erklären. Ihr Fall ist ein bisschen komplizierter als normalerweise.“ Gerrit wusste nur zu gut, wie Verhandlungen geführt wurden. Aber er wusste auch, dass die Angeklagten sich meistens an die Tat, für die sie gerade stehen sollten, erinnern konnten. „Herr Lenßen. Ich weiss, Sie und Ihre Ermittler geben ihr Bestes. Und ich bin wirklich dankbar dafür. Doch ohne eine Aussage ist es schwer, mir glauben zu schenken.“ „Ich bin nicht erst seit gestern Anwalt. Es wird bestimmt nicht einfach sein, den Staatsanwalt und den Richter zu überzeugen, dass Sie für die Zeitspanne des Verbrechens ihr Gedächtnis verloren haben.“ „Genau das ist ein das Problem! Daraus kann man mir einen Strick drehen. Sie können behaupten, ich verdränge die Tat.“ Der kleine Funken Hoffnung, der in Gerrit wach geworden war, erlosch wieder. „Malen Sie den Teufel nicht gleich an die Wand. Noch sind Sie nicht verurteilt worden!“ Gerrit schwieg, er hatte nichts mehr zu sagen. „Der Staatsanwalt war oft bei mir um sich zu vergewissern, wie weit wir mit den Ermittlungen sind. „Er war auch ein paar Mal bei mir. Und ich habe in seinen Augen gesehen, dass er mir nicht glaubt!“ „Er ist auch nur ein Mensch. Auch Herr Kirkitadse wünscht sich, dass Sie freikommen, genauso wie Ihre Kollegen. Doch es ist nun mal sein Job, gegen Sie zu ermitteln.“ Gerrit nickte nur müde. „Ich werde morgen früh wieder kommen. Sollten Sie sich ein bisschen erinnern können, schreiben Sie es auf oder merken Sie es sich bis morgen.“ Der Anwalt stand auf und ging zur Tür. Gerrit folgte ihm und reichte dem Anwalt noch die Hand zum Abschied. Der Wärter brachte noch das Essen und nahm anschliessend die Reste wieder mit. Dann war Gerrit alleine und schon bald war er in einen unruhigen Schlaf gefallen. Am nächsten Morgen wachte Gerrit auf und konnte seinen Kopf kaum mehr bewegen, da sein Nacken so steif war. Er streckte sich und versuchte seine verspannten Muskeln zu lockern. Doch er hatte wenig Erfolg, er zog sich etwas anderes an und anstatt sich ein wenig auszuruhen ging er stetig auf und ab. Gegen acht Uhr kam der Anwalt herein. „Guten Morgen Herr Grass.“ „Morgen Herr Lenßen.“ „Können wir oder müssen Sie sich noch frisch machen?“ „Wir können gehen.“ Gefolgt von Lenßen ging Gerrit aus der Zelle. Der Wachmann wollte Gerrit Handschellen anlegen, doch der Anwalt winkte ab. „Herr Grass wird nicht wegrennen. Die Handschellen sind also überflüssig!“ Er winkte Gerrit zu, dass er ihm folgen sollte. Gerrit ging den Gang entlang, den ihn erst vor zwei Tagen zu seiner Zelle gebracht hatte. In der Empfangshalle wartete ein Ermittler von Lenßen auf sie. „Guten Morgen Herr Grass.“ „Morgen Herr Storm.“ Gerrit reichte ihm die Hand. „Herr Storm ist nur zur Sicherheit dabei. Ich vertraue Ihnen, aber die Vorschriften.“, erklärte Lenßen Gerrit, wieso einer seiner Ermittler hier war. Nun führte er ihn zu seinem Wagen und sie machten sich auf den Weg zum Gericht. Der Ermittler parkte den Wagen vor dem Gericht und die Drei stiegen aus. Gerrit hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Er folgte Ingo und Christian ins innere des Gebäudes. „Wir können noch in den Nebenraum gehen und uns dort noch absprechen. Christian, du wartest vor der Türe!“ „Alles klar Chef.“ Ingo führte Gerrit in den Nebenraum. „Setzten Sie sich.“ Gerrit setzte sich und auch Ingo nahm Platz. „Ich muss noch einmal mit Ihnen die Fakten durchgehen. Okay?“ Gerrit nickte nur. Seine Kehle war trocken und er brachte kein Wort heraus. „Fakt ist: Sie waren am Tatort mit der Waffe in der Hand. Wie sich herausgestellt hat, war es zugleich auch die Tatwaffe. Die Frau ist tot, der Ehemann ist inzwischen wieder auf den Beinen, aber leidet schwer unter dem Verlust seiner Frau. Er wird als Nebenkläger fungieren!“ „Kann er sich an den Abend erinnern?“, wollte Gerrit wissen. „Sein Erinnerungsvermögen ist auch nicht das Beste. Er weiss nur noch teilweise, was an dem Abend geschehen ist.“ Ingo merkte, dass sich Gerrit ein bisschen steif bewegte. „Geht es Ihnen nicht gut?“ „Nur ein bisschen verspannt!“ Der Anwalt gab sich mit der Antwort zufrieden. „Was gibt es noch. Sie waren voll von Blut, das von beiden Opfern stammte. Weiter hatten sie einiges an Alkohol im Blut und es wurden auch Rückstände von Drogen festgestellt. Die Drogen jedoch könnten in einem Drink gewesen sein.“ Gerrit nickte. Das wusste er alles schon mehrheitlich, ausser mit dem männlichen Opfer, das war ihm neu. „Sind Sie mit den Fotos weitergekommen?“ Lenßen sah in an. „Ich will ehrlich sein. Wir wissen nicht wer die unbekannte Person auf dem Foto ist!“ Gerrit hatte eine solche Antwort erwartet. „Könnte ich mal eines der Bilder sehen?“ Der Anwalt nahm eine Fotokopie aus seiner Aktentasche und reichte sie Gerrit. Der sah sich das Foto genau an. Er erkannte sich selbst auf dem Foto mit der Frau und deren Ehemann. Klar und deutlich war noch eine vierte Person zu erkennen. Sie war etwas kleiner als Gerrit und hatte eine stattliche Statur. Es war klar ein Mann, doch das Gesicht konnte Gerrit nicht richtig erkennen. „Kennen Sie den Mann?“, fragte Ingo Gerrit. „Ich weiss nicht. Das Gesicht kann ich nicht richtig erkennen.“ Wieder zog der Anwalt ein Bild aus seiner Aktentasche. „Hier! Wir haben diesen Abschnitt vergrössern lassen, um den Unbekannten besser erkennen zu können.“ Gerrit betrachtete das Bild genau. Das Gesicht war nun deutlich erkennbar. Der Kopf des Mannes war rundlich und er hatte tiefe Stirnfalten. Die Augen waren dunkel und ohne jeglichen Glanz. Diese Augen merke man sich, da der Blick durchdringend wirke. Die Nase war knollenartig und eine Narbe verlief über den Nasenrücken auf die rechte Wange. Der Mund war eher dünnlippig und schmal. Der Mann hatte eine Halbglatze und die Haare, die er noch hatte, waren leicht graumeliert. Alles in allem kein angenehmer Zeitgenosse und Gerrit konnte sich nicht vorstellen, dass er freiwillig etwas mit diesem Mann zu tun gehabt hatte. „Können Sie sich nun an den Mann erinnern?“, fragte der Anwalt noch einmal. Gerrit dachte nach, doch er konnte sich nicht an den Mann erinnern. „Nein, ich kenne den Mann nicht. Aber es könnte sein, dass er auch mal in der Kneipe war. Ich merke mir die Leute nicht, die an der Bar sitzen.“ „In diesem Fall wäre es aber besser, Sie würden sich daran erinnern.“ „Ich weiss es selbst, dass es besser wäre!“ Gerrit liess sich nicht gerne belehren in solchen Sachen. Er war lange genug Kommissar um zu wissen, was sich für ihn positiv auswirken könnte. Er dachte angestrengt nach, während Ingo seine Akten für den Fall Grass auf den Tisch legte. Sie hatten noch eine Stunde bis die Verhandlung beginnen würde. Gerrit war oft in seiner Stammkneipe und es waren immer viele Leute da. Sich da jedes Gesicht zu merken war unmöglich. Vielleicht gab es da mal jemanden der so aussah, wie der Mann auf dem Foto. Gerrit bekam Kopfschmerzen und verzog das Gesicht. „Glauben Sie, dass der anonyme Zeuge auftauchen wird?“ „Ich hoffe es!“, sagte Lenßen knapp. Die Tür ging auf und Christian kam herein. „Sorry wegen der Störung, aber der Staatsanwalt will dich sprechen Chef!“ Ingo stand auf. „Kannst du so lange bei Herrn Grass bleiben. Ich bin gleich zurück.“ Christian nickte und setzte sich neben Gerrit und der Anwalt ging aus dem Raum.
Gerrit dachte wieder nach und versuchte sich an den Mann zu erinnern. Da kam es ihm wieder in den Sinn. An diesem Abend gab es eine Schlägerei in der Kneipe. Den Grund wusste er nicht mehr, aber der unbekannte Mann war darin verwickelt gewesen. Wieso er aber mit ihm auf einem Foto war, daran konnte sich Gerrit wirklich nicht erinnern. Was er noch wusste war, dass er dem Barkeeper half, die Streithähne auseinander zu kriegen und der eine ihm einen Drink offeriert hatte. Danach war Sendepause. Das nächste was er wieder wusste, dass er Alex und Michael neben sich stehen sah, mit einem sorgenvollen Blick. Gerrit rieb sich die Schläfen, seine Kopfschmerzen hatten sich verschlimmert. „Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte Christian nun. „Nur Kopfschmerzen, nichts weiter!“ „Soll ich Ihnen eine Kopfschmerztablette besorgen?“ Gerrit schüttelte den Kopf, aber bereute die Bewegung wieder. Ihm tat der Nacken immer noch weh und konnte den Kopf nicht richtig drehen. „Nein danke, es geht schon.“ Der Ermittler nickte. Die Tür ging wieder auf und der Anwalt kam zurück. „Du kannst dich auf deine Aussage vorbereiten Christian.“ Chris nickte und ging nach draussen. „Der Staatsanwalt hat mir mitgeteilt, dass die DNA Auswertung endlich fertig ist.“ Gerrit konnte sich nicht erinnern an auf welche Probe sich der Anwalt bezog. „Von wem wurde den die Probe entnommen?“ „Es ist das Sperma, das wir beim weiblichen Opfer entnommen haben. Es handelt sich um zwei Personen und es war ein wenig ein schwieriges Unterfangen, sie genau von einander zu trennen.“ Jetzt wusste Gerrit wieder um welche Proben es sich handelte. „Von wem stammt das Sperma?“ „Zum einen vom Ehemann. Die zweite Person ist noch unbekannt. Sie, Herr Grass, sind es auf jeden Fall nicht! Das konnte das Labor zu 100 Prozent ausschliessen.“ „Na noch eine gute Nachricht.“ Lenßen nickte. „Ich konnte mich an den Mann erinnern.“ Der Anwalt sah Gerrit mit hochgezogenen Augenbrauen an. „An dem Abend, als ich in der Kneipe war, gab es eine Schlägerei! Und ich habe mich erst jetzt daran erinnert.“ „Weiter bitte.“ Gerrit nickte. „Ich habe dem Barkeeper geholfen, die Leute zu trennen. Einer von den Streithähnen war dieser Mann auf dem Foto. Aber den Namen weiss ich nicht mehr! Auf jeden Fall hat mir einer von denen einen Drink spendiert. Und von da an weiss ich nichts mehr.“ Lenßen notierte sich alles. „Der Barkeeper. Könnte er sich an den Namen des Mannes erinnern?“ Gerrit dachte kurz nach. „Ich will nicht dafür die Hand ins Feuer legen, aber möglich wäre es. Er kennt jeden, der ein und ausgeht. Auch wenn man nur einmal in der Kneipe war.“ „Ich werde gleich ein Ermittlerteam hinschicken.“ Er nahm sein Handy und rief Katja an, die sofort mit ihrem Kollegen in diese Kneipe fuhr um mit dem Barkeeper zu sprechen. „Wir sollten langsam in den Gerichtssaal.“ Gerrit erhob sich und folgte dem Anwalt. Vor dem Saal waren einige Zeugen, die Gerrit nicht kannte. Da sah er Michael und Alex, die ihm aufmunternd zuwinkten. Er erwiderte das Winken und trat in den Saal ein. Es hatten sich schon ziemlich viele Leute versammelt und schauten jetzt neugierig wer denn da eintrat. Sofort wurde getuschelt, als man Gerrit sah, doch es war ihm eigentlich so ziemlich egal. Er setzte sich neben Ingo hin und starrte auf den Zeugenstuhl. Allmählich ging es wirklich ans eingemachte. „Sie sehen blass aus.“ „Kopfschmerzen.“, antwortete Gerrit knapp. Er hatte das Gefühl sich nächstens übergeben zu müssen. Der Verteidiger kramte in seiner Tasche und reichte Gerrit ein Aspirin. „Nehmen Sie. Danach fühlen Sie sich besser!“ Gerrit nickte leicht mit dem Kopf und nahm die Tablette mit einem Schluck Wasser, das bereits an seinem Platz gestanden hatte.
sorry, hab ganz vergessen, dass ich die story ja bereits beendet auf dem pc hab... *schäm*
Während Ingo seine Akten richtig anordnete, sah Gerrit sich im Saal um. Er war schon ein paar Mal in einem Gerichtssaal, doch nie als Angeklagter. Es war ein völlig anderer Blickwinkel. Der Staatsanwalt kam herein und ging an seinen Platz, wo er sich auf die Verhandlung vorbereitete. Gerrit sah ihm eine Weile zu und wandte den Blick wieder auf die Türe und die anwesenden Leute. Die Plätze waren beinahe alle besetzt. Es erstaunte ihn, dass so viele Leute sich für den Fall interessierten, musste aber eingestehen, dass er auch hergekommen wäre. Ein Kommissar, der unter Mordverdacht steht, das ist nicht alltäglich. Er hoffte, dass die Übelkeit schnell vorbei ging, sonst würde er sich wirklich noch übergeben. Gestern war er noch ruhig und gelassen gewesen, jedenfalls so gelassen wie man sein kann, wenn ein Mordprozess wartete. Doch jetzt war es vorbei mit der Ruhe. Gerrit rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. „Ganz ruhig Herr Grass. Sie müssen die Ruhe bewahren.“ Gerrit sah ihn mit einem schiefen Blick an. „Ist einfacher gesagt als getan.“ „Atmen Sie ein paar Mal tief durch.“ Gerrit tat wie ihm gesagt und beruhigte sich tatsächlich ein wenig. „Besser?“ Gerrit nickte. Nun war der ganze Saal voll und der Richter trat ein. Alle erhoben sich. „Bitte setzten Sie sich.“ Alle setzten sich hin. „Wir sind hier im Fall Grass. Die Staatsanwaltschaft wird durch Herrn Kirkitadse vertreten, Herr Lehmann, das zweite Opfer, wird als Nebenkläger fungieren und der Verteidiger ist Herr Lenßen. Herr Grass bitte in den Zeugenstand.“ Gerrit erhob sich und ging auf den Zeugenstuhl zu. Er hatte weiche Knie und musste sich zusammennehmen, dass er gerade ging. „Herr Grass sie sind hier als Angeklagter. Als erstes werden wir ihre Personalien aufnehmen. Ihr Name ist Gerrit Grass?“ „Ja.“ „Zurzeit wohnhaft in?“ „In München.“ „Ihr Geburtsdatum.“ „Der 20. Juli 1971!“ „Und ihr Beruf?“ „Kommissar, aber momentan vom Dienst suspendiert.“ „Und ihr Zivilstand ist?“ „Ledig.“ „Die Personalien hätten wir. Herr Kirkitadse würden Sie bitte die Anklageschrift verlesen?!“ Der Staatsanwalt stand auf und fing an die Anklage zu lesen. „Gerrit Grass wird vorgeworfen am 18. Oktober 2006 heimtückisch Frau Lehman ermordet zuhaben und deren Ehemann versucht haben ebenfalls umzubringen. Er soll nach der Arbeit in die Stammkneipe gefahren sein und ihnen dort aufgelauert haben. Weiter habe er sich bei dem Ehepaar entschuldigen wollen für sein Verhalten gegenüber Frau Lehmann. Sie hatte Herrn Grass ein paar Monate zuvor einen Korb erteilt und Herr Grass konnte nicht damit leben. Er plante über Monate hinweg die Tat und da der Ehemann der Ermordeten ebenfalls zugegen war, galt es ihn auch aus dem Weg zu räumen, damit kein Zeuge vorhanden war. Herr Lehmann jedoch überlebte. Herr Grass wird des Mordes beschuldigt und versuchten Mordes mit Tateinheit gemäss Paragraf (blablabla).“ Der Staatsanwalt setzte sich wieder. „Herr Lenßen, wird Ihr Mandant aussagen?“ „Ja, mein Mandant wird aussagen.“ Richter Hold wandte sich nun Gerrit zu. „Was sagen Sie zu den Vorwürfen, die gegen Sie erhoben wurden?“ Gerrit holte tief Luft und überlegte kurz wie er seine Gedanken in Worte fassen wollte. „Ich erinnere mich an fast nichts mehr von diesem Abend. Aber ich habe Frau und Herr Lehmann nie zuvor gesehen.“ „Sie haben meine Frau belästigt!“, schrie der Ehemann Gerrit an. „Sie bleiben ruhig. Ich befrage den Angeklagten jetzt!“, sagte der Richter mit ruhiger Stimme. „Können Sie sich überhaupt noch an irgendetwas von diesem Abend erinnern?“ Gerrit nickte. „Ja. Ich bin nach der Arbeit tatsächlich in meine Stammkneipe gefahren, doch dass war noch öfter der Fall. An dem Abend gab es eine Schlägerei in der Kneipe und ich half dem Barkeeper die Streithähne zu trennen. Einer dieser Typen hat mir dann einen Drink spendiert und von da an weiss ich nichts mehr.“ „Von dieser Schlägerei haben Sie bisher nichts gesagt. Oder täusche ich mich da Herr Grass?“, fragte der Staatsanwalt. „Ich konnte mich wirklich nicht daran erinnern, als ich bei der Polizei meine Aussage gemacht habe. Erst heute Morgen wusste ich es wieder!“ „Und das soll ich Ihnen glauben? Ich denke es ist wohl eher so, dass Sie denken sich so einen Vorteil zu schaffen, wenn Sie so etwas erzählen.“ „Mein Mandant hat eine Amnesie, dies wurde auch von den zuständigen Ärzten bestätigt!“, sagte Lenßen nun. Der Richter mischte sich ein. „Ich werde in diesem Sinne das Gutachten verlesen. Doktor Lao, der Arzt, der Herr Grass untersucht hat, hat am 19. Oktober 2006 folgendes festgestellt. Herr Grass leidet unter einer Amnesie, die sich jedoch nur auf einen gewissen Zeitraum beschränkt. Die Ursache dafür kann der Schlag auf den Kopf sein, den Herr Grass erhalten hatte oder die Drogen, die im Blut festgestellt wurden. Wie lange die Amnesie anhält kann nicht vorhergesehen werden, aber das Gedächtnis könnte nach und nach zurückkehren.“
das werdet ihr shcon noch erfahren ob er schuld ist oder nicht
Gerrit war immer noch flau in der Magengegend und die Kopfschmerzen hatten noch nicht nachgelassen. Er wusste nicht mehr was er noch erzählen sollte, er hatte alles schon gesagt, was er wusste. „Also Herr Grass. Sie können sich also nur noch bis dahin erinnern?“, fragte Richter Hold noch einmal. „Ja.“, sagte Gerrit. „Und von wo an setzt Ihre Erinnerung wieder ein?“, wollte der Staatsanwalt wissen. Gerrit dachte kurz nach. „Da waren die Kollegen schon vor Ort. Ich bin aufgewacht und habe Herrn Naseband und Frau Rietz gesehen, die bei mir standen.“ „Und Sie wissen nicht, was sich in der Zeit abgespielt haben könnte, an die Sie sich nicht mehr erinnern können?“, fragte Kirkitadse noch einmal. Gerrit nervte sich langsam. Er hatte es ja schon zweimal gesagt. „Ich bin mir ganz sicher!“, sagte er nun mit leicht gereizter Stimme. „Und an die Tote und deren Ehemann haben Sie nie zuvor gesehen?“, forschte der Staatsanwalt weiter. „Nein ich kenne weder Frau noch Herr Lehmann.“ Nun schrie Herr Lehmann wieder. „Der lügt doch, dass sich die Balken biegen. Er hat meine Frau belästigt und sie umgebracht!“ Gerrit sah den Mann mit einem bemitleidenswerten Blick an. „Herr Lehmann. Wenn Sie sich nicht zusammenreissen können, werde ich ein Ordnungsgeld verhängen und wenn dass nicht reicht, Sie dem Saal verweisen.“, sagte Richter Hold ruhig. „Herr Grass, eine Frage habe ich noch an Sie. Können Sie sich erklären, wieso Fotos von Ihnen und den Opfern vorhanden sind?“ Gerrit ahnte, dass eine solche Frage einmal kommen musste. „Herr Vorsitzender. Bevor mein Mandant diese Frage beantwortet muss noch ein wichtiger Punkt beachtet werden. Er hat erst heute Morgen erfahren, dass überhaupt Fotos existieren!“ Der Richter nickte nur und nickte Gerrit zu, dass er nun sprechen konnte. „Wie Herr Lenßen gesagt hat, ich habe erst heute von den Fotos erfahren. Ich kann es mir nicht erklären, wie sie entstanden sind. Tut mir leid!“ „Sie können sich wieder zu Ihrem Verteidiger setzten. Ich denke auf eine Vereidigung wird verzichtet.“ „Ich verzichte!“, sagte der Staatsanwalt. Gerrit stand auf und ging wieder an seinen Platz, obwohl er am liebsten nach Hause gegangen wäre. Ihm waren die Fragen unangenehm und das nachhacken auf seine Antworten mochte er noch weniger. „Ich bitte nun Herr Lehmann in den Zeugenstand.“ Lehmann stand auf und setzte sich auf den Stuhl, auf dem wenige Sekunden zuvor Gerrit gesessen hatte. „Als erstes muss ich Sie belehren, dass Sie hier nur wahrheitsgetreue Aussagen machen dürfen. Sie können für falsche Aussagen bestraft werden, auch wenn Sie nicht vereidigt werden.“ Lehmann nickte. „Also als erstes benötige ich Ihre Personalien. Ihr Name ist Lehmann? Und ihr Vorname?“ „Herbert Lehmann lautet mein vollständiger Name.“ „Sie sind zurzeit wohnhaft in?“ „München.“ „Wann sind Sie geboren?“ „Am 20. Februar 1978.“ „Und von Beruf sind Sie?“ „Ich bin zurzeit arbeitslos, habe aber Bankfachmann gelernt.“ „Verheiratet?“ „Nein ich bin verwitwet, da dieser Typ meine Frau ermordet hat!“ „Herr Lehmann. Reissen Sie sich bitte zusammen! Noch eine letzte Frage. Sind Sie mit dem Angeklagten verwand oder verschwägert?“ „Um Gottes Willen nein keines von Beidem!“ Lehmann sah den Richter wütend an, doch der ignorierte den Blick einfach. Gerrit fragte sich, was eine Frau an einem solchen Mann wohl fand. Er konnte es auf jeden Fall nicht verstehen, dass er eine Frau gehabt hatte. „Bitte schildern Sie uns, was an diesem Abend vorgefallen ist!“, forderte der Richter nun den Zeugen auf. Lehmann räusperte sich, bevor er zu erzählen begann. „Meine Frau, Gott hab sie selig, und ich wollten uns einen gemütlichen Abend machen, aber zuerst noch in die Kneipe ein oder zwei Bier trinken gehen. Wir setzten uns an einen freien Tisch und unterhielten uns ein bisschen. Ich bin an diesem Tag von einer Geschäftsreise zurückgekommen und wir hatten uns viel zu erzählen.“ Er machte eine künstliche Pause, die Gerrit für übertrieben hielt. Lehmann redete weiter. „Plötzlich kam dieser Abschaum an unseren Tisch!“ Der Richter unterbrach ihn. „Ich verbiete solche Ausdrücke in meinem Gerichtssaal. Das nächste Mal werde ich ein Ordnungsgeld gegen Sie verhängen. Fahren Sie fort!“ Wieder räusperte sich Lehmann und Gerrit hätte am liebsten gesagt, er soll dieses Getue lassen, doch er verkniff sich die Bemerkung. „Der Angeklagte kam an unseren Tisch und meine Frau flüsterte mir ins Ohr, dass er sie schon einmal belästigt habe. Ich habe ihm gesagt er solle uns in Ruhe lassen und meine Frau nicht mehr belästigen. Er sagte er wolle sich deswegen entschuldigen und mit uns darüber reden. Ich dachte mir er meint es ernst und habe ihn zu uns nach Hause gebeten.“ Wieder schwieg Lehmann. Er suchte nach den passenden Worten. „Sie sind also zu Ihnen gegangen. Was ist dann passiert?“, hackte der Staatsanwalt nach. Lehmann fuhr fort. „Wir sind, wie schon gesagt, zu uns nach Hause gegangen. Erst unterhielten wir uns in aller Ruhe, doch plötzlich fing der Angeklagte uns anzuschreien. An die Worte kann ich mich jedoch nicht mehr erinnern. Ich stand auf und wollte ihn zur Türe bringen, da zog er eine Waffe. Ich versuchte ihn zu beruhigen, jedoch ohne grossen Erfolg. Meine Frau zog ihr Handy und wollte die Polizei anrufen, doch der Angeklagte erschoss sie!“ Lehmann schluchzte auf. Gerrit fand es war kein richtiges Schluchzen, es wirkte gekünstelt. „Ich wollte ihm die Waffe abnehmen, da fing er an auf mich einzuprügeln. Ich wurde ohnmächtig und wachte erst im Krankenhaus wieder auf.“ Richter Hold hielt eine Waffe in die Höhe. Gerrit versetzte der Anblick wie eine Art Schlag in den Magen, denn es war seine Dienstwaffe. „Ist dies die besagte Waffe?“, fragte der Richter nun. Lehmann sah die Waffe an und nickte. „Ja, das ist sie!“ „Gemäss dem ballistischen Gutachten stammt die Kugel, die sichergestellt wurde, aus dieser Waffe. Herr Grass, ist dies ihre Waffe?“ Obwohl es Gerrit nicht zum reden zumute war, gab er antwort. „Dies ist meine Dienstwaffe.“ „Danke. Herr Lehmann, Sie können sich wieder setzen. Auf eine Vereidigung wird auch hier nehme ich an verzichtet.“ Kirkitadse nickte nur zustimmend.
„Fahren wir fort. Als nächstes rufe ich Michael Naseband in den Zeugenstand.“ Michael trat ein und setzte sich hin. Er warf Gerrit einen kurzen Blick zu, den Gerrit erwiderte. Gerrit fand es nicht gerade angenehm, dass seine beiden Kollegen aussagen mussten. Doch ein ganz kleiner Funke Hoffnung war noch vorhanden, der ihn sagte, Micha und Alex werden ihn da rauspauken, egal wie. „Herr Naseband. Danke dass Sie den Weg hierher gefunden haben. Sie werden als ermittelnder Kommissar in diesem Fall aussagen. Zuerst kommen wir zu ihren Personalien. Ihr Name ist Michael Naseband?“ Michael nickte zustimmend. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er musste gegen Gerrit aussagen, obwohl er ihm lieber hier raus geholfen hätte. „Ja, das ist korrekt.“ „Wo sind Sie derzeit wohnhaft?“ „In München.“ „Wann sind Sie geboren?“ „Am 11. Juni 1965.“ Gerrit musste sich ein Grinsen verkneifen, da ihm gerade eingefallen war, dass Alex Micha immer einen alten Mann nannte. Der Richter fuhr weiter mit der Aufnahme der Personalien. „Sie sind von Beruf?“ „Ich bin Hauptkommissar.“ „Ihr Zivilstand?“ „Geschieden.“ „Und noch zum Schluss. Sind Sie mit dem Angeklagten verwandt oder verschwägert?“ „Weder noch.“ Micha hatte alle fragen geduldig beantwortet und wollte endlich seine Aussage hinter sich bringen. „Sie wissen was Herrn Grass vorgeworfen wird?“, fragte Hold. „Ja ich bin mit dem Fall bestens vertraut, da ich auch ermittle, was diesen Fall anbelangt.“ „Erzählen Sie, was Sie an diesem Abend gesehen haben.“ Michael dachte kurz nach. „Gerrit, also Herr Grass, ist nach Hause gegangen, da er mit seiner Arbeit fertig war. Ich und Frau Rietz haben noch die restlichen Akten bearbeitet und gingen dann auch. Gegen Mitternacht bekam ich einen Anruf von einem Kollegen der Streife. Er bat mich zum Haus der Lehmanns zu kommen und gab mir die genaue Adresse. Ich habe meine Kollegin angerufen und ihr bescheid gesagt, dass sie auch kommen soll, dann bin ich losgefahren.“ „Können Sie uns schildern, was Sie beim Haus angetroffen haben?“, meldete sich nun der Staatsanwalt zu Wort. Michael nickte. „Die Kollegen von der Spurensicherung waren da und noch einige von der örtlichen Streife. Auch Frau Rietz war schon anwesend, befand sich jedoch schon im Haus. Ich ging ins Haus und da kam meine Kollegin auf mich zu. Sie erzählte mir, dass eine Frau erschossen wurde und ein Mann ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Es war das Ehepaar des Hauses.“ „Und Herr Grass?“, hackte Kirkitadse weiter nach. „Frau Rietz sagte mir, es sein noch nicht alles und führte mich wieder nach draussen zu einem Krankenwagen, der noch da stand. Als ich genauer hinsah, entdeckte ich unseren Kollegen. Er war noch bewusstlos und er wachte etwa nach einer Minute auf.“ Der Richter meldete sich wieder zu Wort. „Hat Herr Grass etwas zu Ihnen gesagt, als er aufgewacht ist?“ „Er fragte uns, wo er sei und was passiert ist. Ich habe ihn gefragt ob er sich erinnern kann, doch er verneinte.“ Gerrit sah, dass es Michael unangenehm war, diese Aussage zu machen. „Sie und Ihre Kollegin haben dann die Ermittlungen durchgeführt?“, fragte Lenßen nun. „Ja. Aber Herr Grass hat sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt und wir haben mit Ihren Ermittlern zusammen gearbeitet.“ „Was waren die Erkenntnisse?“ „So Einige. Also die Waffe, die benutzt worden ist, ist Herr Grass’ Dienstwaffe. Da er sich auch an nichts erinnern konnte, und noch immer nicht kann, war eine Aussage seinerseits nicht möglich. Der Ehemann der Toten war nach einigen Tagen wieder vernehmungsfähig und er hat den Tathergang geschildert.“ Gerrit wusste, dass Michael nur seine Arbeit machte und die Wahrheit vor Gericht sagen musste, aber er spürte auch, dass er am liebsten auf Michael losgegangen wäre. Gerrit hätte eigentlich wissen müssen, dass er sowieso verurteilt werden wird, egal was die Zeugenaussagen ergaben. Die Beweise waren zu belastend. „Können Sie die Aussage kurz zusammenfassen?“, fragte Lenßen weiter. „Also, an jedes Wort kann ich mich nicht mehr erinnern.“ „Dann erzählen Sie uns, was Sie noch wissen.“, forderte Lenßen ihn auf. „Ich und meine Kollegin fuhren ins Krankenhaus zu Herr Lehmann. Er war noch geschockt von den Ereignissen und die Vernehmung dauerte länger als normal. Herr Lehmann hat ausgesagt, dass Herr Grass seit ein paar Monaten seine Frau belästigt hätte. An dem besagten Abend, habe er sich jedoch entschuldigt. Ich weiss noch, dass er erzählte, dass sei zu ihm gegangen wären.“ „Wissen Sie noch, ob er erzählt hat, was sich dort zugetragen hatte?“, fragte Richter Hold. Michael dachte kurz nach. „Herr Lehmann hat bei diesem Teil ziemlich wirr geredet. Ich kann mich nur noch erinnern, wie er gesagt hatte, er hätte sie hingerichtet. Mit er meinte Herr Lehmann den Angeklagten.“ Gerrit versetzte der letzte Satz einen Stich ins Herz. Es war für ihn schon schwer genug, dass Micha das alles erzählen musste. Doch das Schlimmste für Gerrit war, dass Micha Herr Grass sagte. Und dann noch Angeklagter, dieses Wort klang aus seinem Mund wie ein Schimpfwort. „An mehr kann ich mich nicht erinnern.“, schloss Michael nun seine Erzählung ab. „Hat Herr Lehmann etwas von einer weiteren Person erzählt oder vielleicht erwähnt?“ Lenßen wollte wirklich auf Nummer sicher gehen, dass der Nebenkläger auch alles gesagt hatte, was er wusste. „Nein. Er hat nicht von einer weiteren Person gesprochen.“ „Herr Naseband. Wie erklären Sie sich dann, dass Fotos aufgetaucht sind, wo eine vierte Person darauf zu sehen ist?“ Micha ahnte, dass eine solche Frage kommen musste. „Ich kann Ihnen auf diese Frage keine Antwort geben, da ich es nicht weiss. Ihnen wird bekannt sein, dass wir nicht wissen, woher diese Fotos stammen.“ Nun mischte sich der Staatsanwalt wieder ein. „Können Sie uns kurz schildern, was auf den Bildern zu sehen ist?“ Michael nickte. „Herr Grass mit dem Ehepaar Lehmann. Und weiter eine uns unbekannte Person.“ Der Staatsanwalt nickte zufrieden. „Sie haben die Wohnung von Herrn Grass durchsucht. Was haben Sie da gefunden?“, fragte der Richter. „Eine Pinnwand mit Fotos der Toten. Weiter einige Briefe, die an sie adressiert waren, aber nie abgesendet worden waren.“ Gerrit schüttelte nur den Kopf. Er wusste, dass er nie so etwas in seiner Wohnung gehabt hatte. Er konnte es sich selbst nicht erklären, wie dieses Zeug dahin gekommen war. „Sie schütteln den Kopf Herr Grass. Können Sie uns den Grund nennen?“ Kirkitadse war Gerrits Bewegung aufgefallen. Alle Blicke richteten sich auf Gerrit. Auch Micha sah ihn an und nickte ihm ganz leicht zu, so dass es niemand anders mitbekam. Gerrit holte tief Luft. „Ja, dass kann ich. Ich bin mir ganz sicher, dass ich nie so was in meiner Wohnung hatte und auch nie haben werde! Und wie ich schon mehrmals gesagt habe, ich kannte die Frau nicht.“ „Wie erklären Sie sich dann, dass diese Dinge in Ihrer Wohnung aufgefunden wurden?“ „Keine Ahnung. Es ist möglich, dass jemand meine Wohnungsschlüssel genommen hat. Ich kann es Ihnen wirklich nicht erklären.“ Der Staatsanwalt gab sich damit zufrieden. „Herr Naseband. Haben Sie noch etwas zu dem Fall zu sagen?“, schaltete sich der Richter wieder ein. „Nur, dass wir noch nach der unbekannten Person auf dem Foto suchen.“ Der Richter nickte. „Gut, dann können Sie sich hinsetzten. Wird auf eine Vereidigung verzichtet?“ „Ich verzichte!“, sagte Kirkitadse. „Dann wird auf eine Vereidigung verzichtet.“