Hier eine weitere Story von mir. Viele, die sie kennen, meinen, es wäre meine bisher beste. Naja, entscheidet selber.
Dunkle Gewitterwolken zogen über den Himmel und verdunkelten den Mond. Die alten Weiden rauschten im aufkommenden Wind und die ersten Blitze zuckten durch die Nacht. Leises Donnergrollen war in der Ferne zu hören. Leicht nach vorn gebeugt lief die Frau über den Friedhof. Der Mantelkragen hochgeschlagen zum Schutz gegen Wind und Regen. Das Leder der Jacke glänzte feucht. Im hinteren Teil des Friedhofes blieb sie vor einem Grab stehen. Eine Weile blickte sie stumm auf den Grabstein. Dann hockte sie sich davor und legte die rote Rose hin, die sie mitgebracht hatte. „Wir haben ihn“, flüsterte sie. „Wir haben ihn endlich gekriegt. Ich hatte es dir doch versprochen.“ Bei diesen Worten liefen Tränen über ihr Gesicht und vermischten sich mit dem Regenwasser. Ein Donnerschlag erschütterte den Friedhof. Die Frau stand auf, legte eine Zeitung auf das Grab und beschwerte sie mit einem Stein. Dann wand sie sich um und ging. Eilig verließ sie den Friedhof. Das Grab blieb allein zurück, die Zeitung wurde vom Regen durchnässt, vom Wind zerzaust. Blitze zuckten aus den tief hängenden Wolken und erleuchteten die Schlagzeile. „POLIZISTENMÖRDER GESTELLT“ Ein erneuter Blitz tauchte die Umgebung in ein blendendes Licht. Die goldene Schrift auf dem schwarzen Grabstein funkelte. Das Kreuz, das ‚hier ruht in Frieden’ und der Name: MICHAEL NASEBAND
„Da bist du ja endlich“, sagte Gerrit und schloss Alex in die Arme. „Du bist ganz durchgeweicht. Geh duschen, ich koch dir einen Tee.“ „Ich war bei Michael“, sagte Alex traurig. „Dachte ich mir.“ Gerrit küsste Alex zärtlich auf den Mund. „Hast du es ihm erzählt?“ „Ich hab ihm eine Zeitung hingelegt. Vielleicht kann er jetzt in Frieden ruhen.“ „Ja. Hoffentlich.“ Alex ging duschen und zog sich warme, dicke Sachen an. Danach setzte sie sich umständlich auf die Couch. Gerrit lachte, als er das sah und reichte ihr eine Tasse mit heißem Tee. „Lach nicht, versuch du mal, dich damit vernünftig und elegant zu bewegen.“ Böse sah sie ihn an. Gerrit setzte sich neben sie und streichelte ihr zärtlich über den dicken Babybauch. „In einem Monat bist du ihn los. Außerdem, schau mich nicht so vorwurfsvoll an, das ist nicht von mir.“ „Ich weiß“, sagte Alex und kuschelte sich gegen ihn. „Wenn es ein Junge wird, möchte ich ihn Michael nennen.“ Gerrit nickte zustimmend. „Nach seinem Vater.“ Zweifelnd sah Alex ihren Freund an. „Das ist doch okay für dich, oder?“ „Jetzt hör mir mal zu Alex. Michael war auch mein Freund und ich habe kein Problem damit, dass das dort sein Kind ist. So haben wir wenigstens eine Erinnerung an ihn. Ich weiß auch, dass wir niemals zusammen gekommen wären, wenn… Ich liebe dich, Alex, aber ich würde dich aufgeben, wenn ich ihn zurückholen könnte, aber das geht nicht. Rede dir doch kein schlechtes Gewissen Michael gegenüber ein. Und mir gegenüber auch nicht. Er hätte nie gewollt, dass du ihm ewig nachtrauerst und allein dieses kleine Wesen versorgst. Und ich werde es gern akzeptieren, dass ein Teil deines Herzens immer ihm gehören wird, es ist richtig so. Und wenn es ein Junge wird, dann nennen wir ihn Michael. Und ich werde ihn adoptieren, sobald wir endlich verheiratet sind.“ Alex lachte. Solche Reden war sie von Gerrit gar nicht gewöhnt, aber es war befreiend, dass er ihr ihre Ängste so ins Gesicht sagte. Sie küsste ihn, stöhnte dann aber leise auf. „Was ist?“, fragte Gerrit besorgt. „Munteres Kind“, sagte Alex mit zusammen gebissenen Zähnen und nahm die Hand ihres Freundes. Sanft legte sie sie auf ihren Bauch. Gerrit fühlte die Bewegungen, das Treten des Kindes. Tränen brannten in seinen Augen, als er den Kopf ganz sacht auf Alex Bauch legte. Sie lächelte, legte den Kopf in den Nacken und ließ ihre Gedanken zurück schweifen. Zurück zu der Zeit, als alles noch anders war, als alles noch irgendwie normal war.
Oha, die Story von Dir kenn ich ja noch gar nicht. Ich muss zugeben, als ich begonnen hab zu lesen, hab ich gedacht, dort liegt ein anderer begraben. Ich dachte auch, Alex' Kind wäre von einem anderen. Ich bin wohl zu sehr auf Gerrit fixiert. Umso mehr bin ich interessiert, wie es weitergeht. Freue mich schon auf eine Fortsetzung. Aber Deine Story gefällt mir jetzt schon sehr gut, vor allem die Szene am Friedhof ist sehr emotional beschrieben, Kompliment.
Zitat von BalthasarOha, die Story von Dir kenn ich ja noch gar nicht. Ich muss zugeben, als ich begonnen hab zu lesen, hab ich gedacht, dort liegt ein anderer begraben. Ich dachte auch, Alex' Kind wäre von einem anderen. Ich bin wohl zu sehr auf Gerrit fixiert. Umso mehr bin ich interessiert, wie es weitergeht. Freue mich schon auf eine Fortsetzung. Aber Deine Story gefällt mir jetzt schon sehr gut, vor allem die Szene am Friedhof ist sehr emotional beschrieben, Kompliment.
Balthasar hat mir die Worte aus dem Mund genommen!!!! *grins*
"Schon wieder", schimpfte Michael Naseband und blickte seine Kollegen ärgerlich an. "Diesmal hat es einen Kollegen aus einem kleinen Dorf nahe München erwischt. Er wurde erschossen, genau wie die anderen beiden Kollegen. Vorher hat er Drohbriefe bekommen, jeden Tag einen, sieben Tage lang." Alex blickte auf den Boden. "Verdammt", sagte sie. Gerrit nickte zustimmend. "Dem ist nichts hinzuzufügen." "Irgendwelche Hinweise?", fragte Alex. Michael blätterte den Hefter durch und schüttelte den Kopf. "Nicht mehr als bei den letzten zwei Morden. In einem Park am helllichten Tag erschossen. Ende." "Das ist gar nichts", murmelte Gerrit. Kirkitadse betrat das Büro der Kommissare. „Ich brauche Ergebnisse. Der Polizeipräsident rückt mir auf die Pelle.“ „Schön“, sagte Michael sarkastisch. „Und wir wollen weitere Morde verhindern, haben aber keinen blassen Schimmer, wo wir mit unseren Ermittlungen ansetzen können.“ Der Staatsanwalt ließ sich auf einen Stuhl fallen und schaute Alex an. „Zusammenfassung.“ Sie erhob sich und ging zu einer Karte von München und Umgebung. „Der erste Mord ist hier passiert. Oberkommissar Mark Keller, K10, 35, alleinstehend, Fachgebiet: Drogen. Beim Joggen im Park erschossen. Waffe: Walter PPK 22mm. In seiner Wohnung wurden Drohbriefe gefunden. Sieben Stück die jeweils in Tagesschritten einen Countdown abzählten. Der zweite Mord: Bernd Weisner, 43, alleinstehend, Zivilpolizist beim Raubdezernat. Beim Joggen im Park erschossen. Gleich Waffe, Drohbriefe. Der letzte Mord: Gert Merz, Dorfsheriff in Weslingen, einem kleinen Dorf 50 km von hier. 26, alleinstehend. Beim Joggen im Wald erschossen, gleiche Waffe, Drohbriefe.“ Michael stand auf und ging im Büro auf und ab. „Alle Opfer waren männlich, bis jetzt. Alle Drohbriefe waren auf demselben Papier geschrieben, mit demselben Drucker gedruckt. Die Waffe war immer dieselbe, weshalb wir von einem Serienkiller ausgehen. Der Todeszeitpunkt war immer zwischen 6 und 7 Uhr morgens.“ „Alle Opfer waren Singles“, sagte Alex und blätterte in den Akten. „Keines der Opfer war mal verheiratet oder hatte Kinder.“ „Wenn das kein Zufall ist, haben wir zumindest einen Hinweis. Aus irgendeinem Grund verschont er Familien.“ Kirkitadse sah Alex an und nickte anerkennend. „Gute Arbeit. Weiter so.“ Gerrit und Michael waren sich einen ‚Das-ist-doch-mal-wieder-typisch’-Blick zu und grinsten. Dann wand Gerrit ein: „Ich will die schöne Stimmung ja nicht drücken, aber das hilft uns im Moment nicht weiter.“ „Haben Sie ja Recht mit, Herr Grass. Aber es ist eine Verfügung raus gegangen an jeden Polizisten im Umland von München, dass alle Drohbriefe sofort abzugeben sind.“ Alex lachte bitter, zog eine Schublade ihres Schreibtisches auf und holte einen Stapel Briefe hervor. „Hier, die sind von der letzten Woche.“ Michael nickte und legte seine mit dazu. „Die anderen hab ich weggeworfen.“ „Ich weiß, dass jeder Beamte im Durchschnitt 3 Drohbriefe pro Woche bekommt. Und ja, ich weiß auch, dass die meisten nur heiße Luft sind. Aber wir kennen das Muster des Täters. Wenn wir so einen Brief finden, können wir den Kollegen beschützen. Vielleicht macht unser Killer dann einen Fehler.“ „Das ist verdammt riskant“, murmelte Alex. „Wir haben keine andere Wahl“, sagte Kirkitadse. „Wir sehen uns.“ Als der Staatsanwalt das Büro verlassen hatte, blickte Gerrit seine Kollegen an. „Also ich weiß ja nicht, was ihr vorhabt, aber ich gehe jetzt nach Hause.“ Damit nahm er seine Jacke und verschwand. Alex seufzte leise. „Ich habe keinen Bock auf meine leere kalte Wohnung.“ „Leer, klar, aber warum kalt?“ „Meine Heizung ist kaputt.“ Michael grinste leicht. „Bis wann?“ „Fast noch eine Woche. Der Monteur kommt erst Anfang Dezember, zu viel zu tun. Schweinerei ist das.“ „Arme Kollegin“, bedauerte Michael Alex und lachte dann leise. „Wir fahren jetzt zu dir und holen deine Sachen. Du kannst zu mir ziehen, bis deine Wohnung wieder wärmer ist als die Umgebungstemperatur draußen.“ „Danke, Micha.“ „Kein Problem. Du kannst im Schlafzimmer schlafen, ich bleib im Wohnzimmer.“ Die beiden standen hoch, schalteten ihre Rechner aus und verließen gemeinsam ihr Büro. Mit ihren Autos fuhren sie zu Alex´ Wohnung. „Huh“, sagte Michael, als sie eintraten. „Hier ist es ja echt lausig kalt.“ „Und das schon seit zwei Tagen.“ Eilig packte Alex alles zusammen, was sie brauchte. „Warum hast du nicht mal eher was gesagt?“ Sie hielt kurz inne und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, Blödheit.“ Michael nickte ernst, was Alex zum Lachen brachte. Auch er grinste breit. „Los, Kollegin, mach hin, hier friert man ja fest.“ „Bin ja schon fertig.“ Unten blickte Alex zu ihrem Wagen. „Wir haben die gleichen Schichten, eigentlich brauche ich ihn nicht.“ Sie schwang sich zu Michael in dessen Auto und sah ihn an. „Wir können.“ Der gab Gas und fuhr zu sich nach Hause.
„Tritt ein“, sagte Michael und hielt Alex die Tür auf. Die ging mit ihrem Koffer gleich ins Schlafzimmer und stellte ihn neben Michaels Kleiderschrank. „Mist“, schimpfte sie. „Durch deine Drängelei hab ich glatt mein Nachthemd vergessen.“ Vorwurfsvoll blickte sie ihn an. „Na und“, sagte Michael und grinste breit. „Stört mich nicht.“ Alex sah ihn empört an. „Mich aber.“ Er ging zu seinem Kleiderschrank und holte ein großes T-Shirt von sich heraus. „Das müsste reichen“, sagte er und drückte es Alex in die Hand. „Danke“, murmelte die leicht verlegen. „Keine Ursache. Hast du Hunger?“ „Ja, schon. Gehen wir was essen?“ „Gern. Ich lad dich ein.“ Michael nahm sich einige Klamotten und ging ins Bad. „Bin gleich wieder da.“ Alex setzte sich auf das Bett und blickte sich um. Sie grinste. ‚Ich wohne jetzt mit Micha zusammen’, dachte sie. ‚Wenn das jemand auf Arbeit spitzkriegt, gibt das richtig Getuschel.’ Sie schüttelte den Kopf. Sie und Michael ein Paar. Dieses Gerücht gab es schon länger und es war irgendwie hartnäckig. Wer bloß auf solche Gedanken kam? Sie stand auf, zog sich schnell um und ging ins Wohnzimmer. Michael war auch fertig und kam gerade aus dem Bad. Er trug jetzt eine Jeans und einen dicken dunklen Pullover. Alex trug einen ins Rosa gehenden Rollkragenpullover und ebenfalls eine Jeans. Sie zog ihre Schuhe an, die sie an der Tür stehen gelassen hatte, schlüpfte in ihre Jacke und zog Handschuhe auf. Michael trat vor sie und grinste sie an. Er legte ihr einen Schal von sich um den Hals und wickelt Alex damit ein. „Damit du nicht erfrierst, von der Haustür, die 10 Schritte bis zum Wagen.“ „Sehr witzig“, nuschelte Alex. Der Schal roch so gut, nach Michaels Aftershave. Tief sog sie den Duft ein, während Michael sich anzog. „Wir sollten Gerrit nicht erzählen, dass du hier wohnst“, sagte Michael, als er die Wohnungstür hinter sich abschloss. „Sonst weiß es bald jeder der Kollegen.“ „Darüber hab ich vorhin auch nachgedacht“, gestand Alex. ‚Nicht, dass ich ein Problem damit habe, wenn jemand denkt, ich wäre mit Alex liiert’, fügte er in Gedanken hinzu.
Sie fuhren zusammen zu ihrem Lieblingsitaliener und genossen den Abend mit Pizza, Pasta und Rotwein. Drei Stunden später standen sie wieder auf der Straße. Michael blickte sich um und deutete auf eine Bar. „Willst du nach Hause, oder…“ „Nicht nach Hause.“ Alex lächelte ihn bittend an. „Okay. Dann fahre ich den Wagen nach Hause und komme mit dem Taxi wieder. Geh schon in die Bar, ich bin in einer halben Stunde wieder da.“ Alex nickte und eilte über die Straße, während Michael zu seinem Wagen ging. Er fuhr nur ungern, wenn er etwas getrunken hatte, aber die zwei Gläser Rotwein in drei Stunden verkraftete er schon. Während Alex auf Michael wartete, bestellte sie sich einen Drink. Ein Typ sprach sie an, doch Alex wimmelte ihn ab. Sie blickte auf ihre Uhr. ‚Wo bleibt er denn?’, dachte sie. In diesem Moment hielt ihr jemand von hinten die Augen zu. „Wer bin ich?“, fragte er. „Äh… Michael“, riet Alex. Der lachte. „Och, das war zu schnell. Rate noch mal.“ „Michael“, sagte Alex erneut. „Okay, du hast Recht“, sagte er und setzte sich neben sie. Er bestellte sich ein Bier. „Woran hast du mich erkannt?“ „Der Geruch.“ Empört sah er sie an. „Ich hab heute Morgen geduscht.“ Sie sahen sich an und lachten beide. Als Alex sich wieder gefangen hatte, schüttelte sie mit dem Kopf. „Nein, so meinte ich das nicht. Es ist dein Aftershave. Dein Schal roch genauso.“ „Ach so. Na dann ist ja gut.“ Michael hob sein Glas und prostete Alex zu. „Auf unsere Teilzeit-WG.“ Sie stieß lächelnd mit ihm an. Für Sekunden versank sie in seinen strahlend blauen Augen. Doch Michael ging es nicht anders. Er sah in ihre sanften, braunen Augen, die leicht geschminkten Lippen, an die sie jetzt das Glas führte. ‚Ach wäre ich doch ein Drink’, dachte er und musste im gleichen Moment grinsen. „Was ist“, fragte Alex. „Nichts. Erzähle ich dir irgendwann mal.“ Wieder drohte er, in ihren Augen zu versinken. Schnell wand er den Blick ab und sah hinüber zur Tanzfläche, wo sich einige Pärchen tummelten. „Wollen wir tanzen?“ Alex blickte etwas skeptisch. Doch dann nickte sie leicht. „Ja, gern.“ Michael trank sein Bier aus, rutschte von dem Barhocker und reichte Alex die Hand. Sie ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Eben fing ein Song von Robbie Williams an. Eternity. Er mochte weder den Sänger noch das Lied sonderlich, aber die Tatsache, dass Alex förmlich dahinschmolz und sich in seine Arme kuschelte, machte es durchaus erträglich. Alex liebte diesen Song. Sie lehnte den Kopf gegen Michaels Schulter, schlang ihre Arme um seinen Oberkörper und schloss die Augen. Langsam ließ sie sich von ihm führen, spürte die Wärme, die er ausstrahlte, roch wieder den Duft von seinem Aftershave. Als das Lied zu Ende war, blickte sie ihn an. Michaels Augen schauten unergründlich auf sie hinab. Alex bekam plötzlich ganz weiche Knie. Schmetterlinge flogen in ihrem Bauch herum. Auch Michael war hin und weg von ihrem Anblick und dem Zauber des Augenblicks. Er hielt Alex an sich gepresst, spürte, wie sich ihr Atem beschleunigte. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, sie wollte etwas sagen, aber sie tat es nicht. Also tat er es. „Wollen wir noch was trinken?“ Noch immer stumm nickte Alex und ging mit ihm wieder zur Bar. Sie war froh, dass er diesen Augenblick aufgelöst hatte. ‚Was ist nur mit mir los?’, dachte sie und hatte damit denselben Gedanken wie Michael in diesem Augenblick. Sie bestellten sich noch etwas zu trinken und Michael zahlte dann. Es war fast Mitternacht und sie mussten morgen wieder arbeiten. Während sie die Drinks zu sich nahmen und auf ihr Taxi warteten, welches der Barkeeper bestellt hatte, redeten sie kein Wort mehr miteinander. Auch im Taxi herrschte Schweigen. Beide hingen ihren Gedanken nach. In Michaels Wohnung verschwand Alex im Bad, zog sich um und ging dann zur Schlafzimmertür. Bevor sie sie öffnete, drehte sie sich noch einmal um und blickte Michael an. „Es war ein wunderschöner Abend.“ Der nickte leicht und lächelte ihr zu. „Ja, das war es. Gute Nacht, Alex.“ „Gute Nacht, Michael.“ Damit verschwand sie im Schlafzimmer, zog sich um und ging ins Bett. Auch Michael legte sich hin.
Am Morgen wachte Alex bereits um 6 Uhr morgens auf, eine Stunde bevor sie eigentlich aufstehen müsste. Sie stand auf und wankte ins Bad. Dabei schlich sie durchs Wohnzimmer, vorbei an Michael, der schlafend auf der Couch lag. Schnell huschte sie ins Bad. Aber Michael hatte nicht geschlafen. Er lag auf dem Bauch, vergraben unter der Decke und blickte in Richtung der Tür, hinter der Alex gerade verschwunden war. Mit aufgerissenen Augen und offenem Mund dachte er an das Bild, was sich ihm gerade geboten hatte. Alex trug ein schwarzes T-Shirt von ihm, es endete ein ganzes Stück oberhalb der Knie. Michael schluckte schwer beim Gedanken an Alex wunderschöne, schlanke Beine. Als Alex Minuten später das Bad wieder verließ, bemerkt sie, dass Michael sie anstarrte. Sie wurde leicht rot, straffte sich dann jedoch und lief langsam an ihm vorbei in Richtung Schlafzimmer. „Guten Morgen, Michael“, sagte sie lächelnd, bevor sie die Tür schloss. „Morgen“, nuschelte der in sein Kissen. Dann stand er auf und verschwand ebenfalls im Bad. Dort stand er erst einmal eine halbe Stunde unter der kalten Dusche, bevor er sich anzog um Frühstück für sich und Alex zu machen. Diese saß eine ganze Weile mit einem breiten Grinsen auf dem Bett. Dann ließ sie sich einfach nach hinten fallen. Sie war glücklich. Danach zog sie sich ebenfalls an und ging in die Küche. „Kaffee ist fertig“, sagte Michael und stellte die Kanne auf den Tisch. Alex blickte anerkennend über den Tisch. Dort standen Brötchen, Marmelade, Käse, Wurst, frisches Obst. „Wow. Hast du mit Besuch gerechnet?“ „Nö, aber als ich gestern Abend das Auto weggefahren habe, war ich noch schnell einkaufen. Alex setzte sich und nahm sich ein Brötchen. „Ach deshalb hat es so lange gedauert.“ „Genau. Tut mir leid, aber ich hatte echt nichts Gescheites mehr im Kühlschrank. Hast du dich sehr gegen die aufdringlichen Männer wehren müssen?“ „Nö, nicht wirklich. Einer hat´s probiert.“ „Einer nur?“, Michael sah sie skeptisch an und trank einen Schluck von seinem Kaffee. „Waren die anderen blind?“ Geschmeichelt lächelte Alex. „Charmeur.“ „Nein, nein, ich sage nur die Wahrheit.“ Er blickte sie an... und versank schon wieder in ihren Augen. Schnell blickte er auf den gut gefüllten Tisch.
Nach dem Essen fuhren sie gemeinsam ins K11. Auf dem Parkplatz trafen sie auf Gerrit, der sich wunderte, dass seine Kollegen mit einem Auto kamen. „Morgen, Kollegen. Na, Autopanne?“, wand er sich an Alex. „Äh, ja, genau“, sagte sie verlegen. „Mein Wagen streikt. Ich komm den Rest der Woche mit Micha.“ Gerrit zuckte mit den Schultern. „Das ist aber ein ziemlicher Umweg. Ich wohne doch näher an dir dran.“ „Nix Umweg“, sagte Michael und grinste Alex an. „Für meine Lieblingskollegin mach ich doch fast alles.“ „Oh, wie nett. Jetzt fühle ich mich aber geschmeichelt.“ Die drei gingen lachend hoch, obwohl Gerrit die ganze Sache doch irgendwie merkwürdig fand.
Alex und Michael hatte gerade ihre Computer hochgefahren, als Staatsanwalt Kirkitadse in den Raum gestürmt kam. In seiner Hand hielt er einen in Plastik versiegelten Brief. „Unser Killer hat sein nächstes Opfer ausgesucht. Der erste Brief ist da.“ Michael nahm ihn und las kurz, was dort stand. „Genau wie immer.“ „Wen soll es diesmal treffen?“, fragte Alex. „Die Kollegin Schneider vom Drogendezernat. 28, Single.“ „Damit war´s das, mit der Theorie, der jagt nur Männer.“ Gerrit blickte Kirkitadse an. „Und wie jetzt weiter.“ „Ganz einfach. Bis nächste Woche kann nichts passieren. Am letzten Tag der Frist, bekommt Frau Schneider Polizeischutz von einer Spezialeinheit. Sie wird ihre Wohnung nicht verlassen, und auch im Haus eine kugelsichere Weste tragen.“ „Das ist nicht gut“, murmelte Alex. „Wir lassen uns auf sein Spiel ein. Sein Spiel mit seinen Regeln. Können wir das überhaupt gewinnen?“ „Frau Rietz, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, das ist nämlich auch meine größte Sorge. Aber wenn wir uns auf ihn einlassen, können wir vielleicht auch einige der Regeln mit diktieren.“ Alex nickte leicht, aber ein ungutes Gefühl blieb. Den Rest des Tages arbeiteten sie Akten durch und unterhielten sich. Es war langweilig, weshalb Gerrit auch zwei Stunden früher verschwand. „Ruft mich an, wenn was ist.“ Michael und Alex nickten ihm hinterher. Dann wand sich Michael an seine Kollegin. „Und wir beiden Hübschen?“ Er sah ihr Grinsen. „Keine falsche Scheu, du siehst wirklich gut aus“, fügte er ernst hinzu, was sie jetzt endgültig zum Lachen brachte. „Darf ich dich ins Kino einladen?“ Alex nickte. „Nichts lieber als das.“
Im Kino lief ein Actionfilm, den sich vor allem Michael gern ansehen wollte. Sie hatten Spaß und lachten eine ganz Menge. Alex genoss es, dass sie die ganze Zeit Michaels Arm an ihrer Hand spürte. Kurz vor Ende des Films nahm Michael ihre Hand in seine. Kurz blickte er Alex an, die lächelte leicht. Nach dem Kino standen die beiden auf der Straße und sahen sich um. Alex zitterte, da es eisig kalt war. Michael legte seinen Arm um seine Kollegin und blickte sie an. „Nach Hause oder noch irgendwo hin?“ „Lieber nach Hause. Ich würde gern noch ein Bad nehmen.“ Der nickte und führte sie zum Wagen. Unterwegs redeten sie über den Film. Bei Michael in der Wohnung angekommen, ging Alex sofort ins Bad und legte sich für eine halbe Stunde in die Wanne. Michael machte eine Flasche Glühwein auf, schüttete den Inhalt in einen Topf und stellte den auf den Herd. Dann setzte er sich vor den Fernseher. Als Alex aus dem Bad kam, schnupperte sie. „Hier riecht es aber weihnachtlich“, sagte sie verträumt. Michael blickte vom Fernseher hoch… und lachte auf. Alex trug nämlich seinen Badmantel, der ihr natürlich viel zu groß war. Dann holte er den Glühwein aus der Küche. Er füllte zwei Tassen und reichte eine an Alex weiter, die auf der Couch saß. „Danke“, sagte sie und nippte vorsichtig an dem heißen Gebräu. „Huh, ist der stark. Hast du den irgendwie verfeinert?“ „Ja“, sagte Michael und lächelte hintergründig. „Hab ich.“ Er trank ebenfalls ein paar Schluck. Dann stand er auf und machte den Fernseher aus. „Läuft eh nichts Gescheites“, murmelte er und suchte in seiner CD-Sammlung nach für den Augenblick angemessener Musik. Alex hatte die Beine angezogen und saß schräg auf dem Sofa. Sie beobachtete Michael, der jetzt grinsend auf sie zukam. Dann grinste sie, als die ersten Töne eines Liedes erklangen. „Robbie William, in deiner Wohnung?“ „Hab ich nur, falls mal Besuch da ist.“ „Natürlich.“ Er reichte ihr die Hand und zog sie an sich. „Tanzt du mit mir?“ Sie schluckte. „Bleibt mir was Anderes übrig?“ „Sag nein.“ Alex schwieg und schmiegte sich statt dessen gegen Michaels Körper. Langsam bewegten sie sich im Takt der Musik. Michael blickte zu Alex hinab, die ein merkwürdiges Bild abgab, wie sie in seinem Bademantel in seinen Armen lag. Aber er sah auch ihr entspanntes, zufriedenes Gesicht. Sie spürte seinen Blick und sah ihn an. ‚Diese Augen’, dachte sie wieder, während Michaels Kopf ihr immer näher kam. Zärtlich, fast scheu presste Michael seine Lippen auf Alex Mund. Diese war im ersten Moment doch etwas überrascht, aber dann ließ sie sich in den Kuss fallen. Nach einer Ewigkeit trennten sie sich voneinander. Sie sahen sich an, schwiegen, dachten über die zwei Möglichkeiten nach, die es jetzt gab und entschieden sich dann für die, die sie beide wollten. Erneut fanden ihre Lippen zueinander, stürmischer diesmal, leidenschaftlicher. Alex spürte Michaels Zunge in ihrem Mund, tastend, streichelnd, liebkosend. Sie schlang die Arme um seinen Hals, als er sie hochhob und in sein Schlafzimmer trug. Dort angekommen legte Michael sie aufs Bett und kniete sich neben sie. Langsam öffnete er das Band, welches den Bademantel zusammenhielt. Ganz langsam öffnete er ihn. Dabei hielt sein Blick den von Alex ganz fest. Dann stand er auf und betrachtete sie. „Du bist wunderschön“, sagte er leise. Alex lächelte leicht. Sie beobachtete Michael, wie er sich auszog und schließlich nackt auf sie gleiten ließ. Er blickte ihr fragend in die Augen. Sie nickte und küsste ihm die letzten Zweifel weg. Ja, sie wollte es auch.
Am Morgen wachte Michael glücklich und doch mit einem schlechten Gewissen auf. Sie hatten sich beide gehen lassen, es war auch wunderschön gewesen, aber was jetzt? Sie waren Kollegen. Ging das gut? Wollte Alex eigentlich eine feste Beziehung? Wollte er die überhaupt? Alex bewegte sich in seinen Armen und blinzelte ihn verschlafen an. Sie küsste ihn leicht auf den Mund. „Es war wunderschön.“ „Und jetzt?“, fragte Michael unsicher. „Verbuchen wir es unter… ‚Wir haben es beide einfach gebraucht.’“ Michael nickte erst leicht, dann stärker. „Ja.“ Er war erleichtert. „Das heißt, wir bleiben Freunde.“ „Na klar. Und wir belassen es erst mal bei diesem einen Mal.“ „Okay.“ Alex stand auf und wickelte sich in den Bademantel. Sie blickte Michael an. „Obwohl ich nicht schwören möchte, dass es nicht wieder passiert.“ Damit verschwand sie im Bad. Michael grinste vor sich hin. Sie waren beide erwachsen. Damit konnten sie umgehen. Und Alex hatte Rechte. Es war ein zu schönes Erlebnis gewesen, als dass er es missen möchte. Sie frühstückten gemeinsam und fuhren dann zur Arbeit.
Als Michael und Alex ihr Büro betraten, saß Gerrit am Computer von Alex und suchte im Internet nach etwas. „Morgen, Gerrit“, sagte Alex und trat hinter ihn. „Was machst du da?“ „Morgen, ihr zwei.“ Er blickte auf. “Ich suche was, Hinweise auf unseren Täter. Irgendwas, was uns vielleicht weiterhilft.” “Kam heute ein neuer Brief?”, Alex ließ sich auf die Couch fallen und blickte Gerrit fragend an. Michael setzte sich hinter seinen Schreibtisch. “Ja, gleiches Muster und wir haben noch 6 Tage.” “Ist die Kollegin in Sicherheit?” Michael stand auf, deutete auf die Kaffeemaschine. “Ja, ist sie. Im Moment steht sie unter Polizeibeobachtung. Solange die Frist nicht abgelaufen ist, hat sie wahrscheinlich nichts zu befürchten.” Alex nickte. “Stimmt.” Mit einem Lächeln nahm sie den Kaffeebecher von Michael entgegen. “Danke.” Dann wand sie sich wieder Gerrit zu. “Wir haben nicht einen Hinweis, oder?” “Nein. Der Täter ist kein Amateur, oder aber er hat sehr gründlich an diesem Plan gebastelt. Er hinterlässt keine Spuren, macht keine Fehler.” Michael trommelte leicht mit einem Kugelschreiber auf seiner Tastatur herum. “Das wird dem Staatsanwalt nicht gefallen. Der erwartet Ergebnisse. Was hat unser Täter nur gegen Polizisten?” “Vielleicht hat ihn ein Polizist mal verhaftet”, vermutete Alex. Gerrit zuckte mit den Schultern. “Aber warum dann nur allein stehende Polizisten. Warum erschießt er nicht wahllos Leute?” “Und warum immer diese sieben Tage Frist?” “Vielleicht hat unser Täter durch einen Polizisten seine Familie, oder ein Familienmitglied verloren”, mutmaßte Michael. “Und da er weiß, wie es ist, nicht im Schutz der Familie aufzuwachsen, will er keinem Kind die Eltern nehmen und erschießt nur allein stehende Beamte.” “Und die sieben?”, fragte Alex. “Bis vor ein paar Jahren war es doch noch so, dass Leute, die verurteilt worden waren und die Haft nicht sofort antreten mussten, sieben Tage vor Haftantritt einen Brief bekommen haben, mit der Aufforderung, sich umgehend bei der Polizei einzufinden. Dort wurden die Personalien noch einmal aufgenommen und die Leute konnten wieder gehen, bis zum Tag des Haftantritts.” “Stimmt”, murmelte Gerrit. “Und wenn sie sich nicht gemeldet haben, kam jeden Tag ein Brief mit einem Countdown. Bis zum letzten Tag, wo dann die Polizei vor der Tür stand.” Alex blickte stolz von einem zum anderen. “Jungs, wenn das stimmt, sind wir einen riesigen Schritt weiter.” “Und wenn nicht?”, fragte Gerrit skeptisch. “Dann sind wir noch genau dort, wo wir vorher waren. Aber wir haben keine Wahl. Gehen wir doch erst Mal unseren Hirngespinsten nach. Vielleicht…” Michael tippte auf seinem Computer herum. “Mal sehen. Wir haben eine Datei mit Leuten, die bei ihrer Verhaftung erschossen wurden. Suchen wir dort mal alle raus, die keine Familie hatten. Dann suche ich die, die zu baldigem Haftantritt verurteilt worden waren. So… Damit hätten wir bundesweit 12489 Fälle.” “Na super”, stöhnte Gerrit. “Die Morde sind alle hier in der Gegend passiert”, sagte Alex. Sie ging zu einer Karte. “Alle im Umkreis von 50 km um München.” “Nehmen wir mal die ehemaligen Wohnorte bis 100 km um den Münchener Stadtkern.” Damit hätten wir noch 485 mögliche Täter.” “Lass mal einen Abgleich mit dem Einwohnermeldeamt laufen. Vielleicht sind einige schon tot, andere weiter weg gezogen.” “Okay.” Gespannt blickten Gerrit und Alex, die inzwischen hinter Michaels Sessel standen auf den Bildschirm. “243 sind bereits tot oder weggezogen.” Alex rechnete. “Damit bleiben 242 mögliche Täter.” Staatsanwalt Kirkitadse betrat das Büro. “Und Fortschritte?” Alex erläuterte ihm ihre Überlegungen und wies auf die 242 möglichen Täter hin. “Gut, klingt viel versprechend. Dann kümmern Sie drei sich um diese möglichen Täter. Klappern Sie alle ab. Ich werde die Kollegen vom K9 und vom K10 mit anfordern, die sollen sich Gedanken über andere Lösungen machen.” Damit verschwand er. “Na dann, Leute, an die Arbeit.” Michael druckte Listen mit Namen, Adressen, Telefonnummern aus und legte sie auf seinen Schreibtisch. Alex nahm die oberste Liste und rief den ersten Namen an. Gerrit tat es ihr gleich und schnappte sich ebenfalls ein Blatt.
Weiter. Was ich nicht in Ordnung fand. Das sich beide nicht eingestehen wollen das sie verliebt sind. In der NAcht ist auch Alex Kind entstanden oder??? Aber warum muß gerade Michi sterben????? Ok. Gerrit soll auch nicht sterben. *grins*
Auch wenn ich diese Story schon kenne, werde ich sie mir trotzdem nochmal durchlesen. Ich finde die Story einfach genial Mir gefällt einfach jede Story von dir. Die Teile sind natürlich, wie immer wunderbar. Freue mich schon auf die FS *freu*
“Woher weißt du…? Woher hast du überhaupt…? Michael!!!” Sie sah ihn empört an. “Deinen Schlüssel hab ich vom Staatsanwalt, er war ja in deinen Sachen. Und der Doc meinte, du brauchst Dinge um dich herum, die dir das Gefühl geben, du hast hier einen Halt, eine Zukunft.” Alex Ärger verflog. Michael hatte Recht. Sie nickte und lehnte sich zurück. “Na dann, lies mal.” Michael las über 20 Seiten. Alex lauschte ihm wie gebannt. Man merkte, dass er Vater war. Er las die verschiedenen Rollen mit leicht veränderter Stimme und machte durch künstlerische Pausen die Geschichte lebendig. Alex gähnte irgendwann und unterbrach ihn. “Es reicht für heute. Danke dir.” Michael gähnte ebenfalls. “Kein Problem. Ich mache das, seit du hier liegst.” Er zog sie in seine Arme, so, dass sie seitlich gegen ihn gelehnt dalag. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust, ihren linken Arm hatte sie um seinen Bauch geschlungen. Er lächelte zufrieden, hauchte ihr einen Kuss auf die Haare und schlief ein. Alex lächelte, schaltete mit etwas Mühe das Licht aus und schloss die Augen. Sie lag in den Armen eines Mannes, der 1 ½ gewartet hatte, nur um ihr zu sagen, dass er sie liebte. ‘Eigentlich bin ich die glücklichste Frau auf der Welt’, dachte sie und schlief ebenfalls ein.
Gerrit hatte nicht mehr geschlafen, als Alex nach unten gegangen war, sondern stand unter der Dusche und wusch den letzten Rest Müdigkeit ab. Dann trocknete er sich ab, zog sich um und ging zur Michael und Alex, um sie zum Frühstück abzuholen. Er musste lange klopfen, bevor drinnen Geräusche zu hören waren und Michael verschlafen und nur halb angezogen die Tür öffnete. „Hey, Gerrit“, sagte er. „Komm rein.“ Gerrit blickte auf Michaels offenes Hemd und die halb verdreht sitzenden Boxershorts. „Läuft Alex auch so rum? Dann warte ich lieber draußen.“ „Alex ist nicht hier“, murmelte Michael und Gerrit trat ein. „Wo ist sie?“ Michael stutzte, dachte nach und erinnerte sich dann daran, was sie ihm gesagt hatte. „Sie wollte etwas raus. In den Park.“ Plötzlich war er wach. Hellwach. Erschrocken sah er Gerrit an. „Was ist, wenn dieser Irre da unten auf sie wartet?“ „Ach, Micha, jetzt komm wieder runter. Das ist ein Serienkiller, die ändern nicht plötzlich ihre Masche.“ Michael jedoch war besorgt. Der Alptraum von letzter Nacht kam wieder in ihm hoch. Hastig zog er sich an, nahm sich seinen Mantel und rannte an Gerrit vorbei und aus dem Zimmer.
Alex lief langsam und mit geschlossenen Augen durch den klaren kalten Morgen. Sie sog die Luft in ihre Lungen und vergrub die Hände tiefer in den Taschen. Oh, wie hatte ihr das gefehlt, die Freiheit, überall hingehen zu können, wohin sie wollte. „Jaja, so ein schöner Morgen.“ Alex blieb stehen und blickte sich nach dem Mann um, der sie angesprochen hatte. In ihrem Magen bildete sich ein eiskalter Klumpen. Vor ihr stand, mit einer Waffe in der Hand, Gerhard Weber. „Leider auch der letzte Morgen, den Sie erleben, Frau Rietz.“ Alex wich panisch ein paar Schritte zurück. Sie wollte etwas sagen, aber Weber schnitt ihr mit einer knappen Geste das Wort ab. „Haben Sie wirklich gedacht, ich mach ewig so weiter. Ich bin doch kein Idiot. Sie werden sterben, wenn auch einen Tag zu spät, aber Sie werden sterben.“ „Sie machen einen Fehler“, flüsterte Alex ganz leise. „Ja, ich hätte Ihnen in den Rücken schießen sollen, wie den anderen. Dann wäre mir diese Diskussion erspart geblieben.“ Er hob die Waffe und legte den Finger auf den Abzug. Alex setzte alles auf eine Karte. „Ich bin schwanger“, schrie sie den Mann an. „Wenn Sie mich töten, töten sie auch ein unschuldiges Baby.“
Michael rannte keuchend durch den Park. Wo zum Teufel steckte Alex bloß. ‚Wenn dieser Typ ihr etwas angetan hat, dann Gnade ihm Gott.’ Suchend blickte er sich um. Als er um die nächste Wegbiegung lief, blieb er wie erstarrt stehen. Da war Alex. Sie stand zitternd einem Mann gegenüber, der sie mit einer Waffe bedrohte. Weber.
Gerrit war im Zimmer geblieben und wartete. Dann jedoch schnappte er sich seine Jacke und rannte hinter Michael her. Er glaubte zwar nicht, dass Weber wirklich noch hinter Alex her war, aber Michael hatte ihm ein schlechtes Gefühl eingeredet.
Irritiert blickte Weber die Kommissarin an. „Schwanger? Nein. Sie sind nicht schwanger.“ „Doch“, sagte Alex. „Ich habe seit drei Monaten einen festen Freund.“ Weber schwankte. Er wollte diese Polizistin töten. Aber ein ungeborenes Baby. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, Sie wollen mich für dumm verkaufen.“ Er krümmte den Zeigefinger.
Kitty, deine Storys sind so genial!!! *schwärm*[smilie=wow.gif] Aber beim letzten Teil hast du irgendwas falsch gemacht, denn der erste Abschnitt ist aus "Dornröschen" und der Rest ist von dem "Höhepunkt" von "Auf Wiedersehnen".Echt nicht bös gemeint!!! Aber die Story ist super, du kannst schreiben wie keine andere!!!! Wie ich dir schon mal gesagt habe, wenn du eine Story über die Unsterblichkeit der Maikäfer schreiben würdest, würde ich ihn mit der selben Begeisterung lesen als wäre es der 7te Harry Potter. Lg Isi
Ja, da haste dich wohl vertan Aber...es ist ja nicht weiter schlimm. Jeder macht mal einen Fehler. Nobody ist perfect, wie ich immer sage *g* Ist also auch nicht böse gemeint. Ja...was könnte man da noch hinzufügen? Deine Geschichten sind einfach die besten die es gibt. Jedes mal, wenn ich deine Teile lese, sehe ich alles direkt vor mir. Wie ein Film, sozusagen *g* Aber auch, wie du deine Storys beschreibst...einfach wunderbar *strahl* Freue mich daher auch schon auf die FS. Kann es irgendwie kaum noch erwarten *aufgeregtbin* Ich brauche einfach neue Teile
Und noch was . Danke für die lieben Kommis und... über was soll ich noch alles schreiben? Unsterblichkeit von Maikäfern? Steine (ne, gummy) . Ihr habt wünsche *kopfschüttel*. Ich mach lieber erst mal hier weiter, wenn das okay ist . Sobald ich rausgefunden habe, wo ich jetzt eigentlich war... verflucht noch mal.
Alex liefen Tränen übers Gesicht. Ihre Knie zitterten so sehr, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Sie schloss die Augen und wartete auf den Schuss. Ihre Gedanken schweiften zu Michael.
Michael sah, wie der Mann abdrücken wollte und rannte wieder los. Er zog im Laufen seine Waffe und schrie: „Waffe runter, Weber.“ Der Mann fuhr herum. Zwei Schüsse, zur gleichen Zeit abgefeuert, dann war es still.
Alex riss die Augen auf und sah Michael und Weber einander mit Waffen gegenüberstehen. Beide Männer sahen sich mit großen Augen an. Weber erwachte als erster aus seiner Lethargie. „Scheiße“, fluchte er, hielt sich den Arm, wo aus einer Schusswunde Blut lief. Er blickte den Kommissar hasserfüllt an, drehte sich um und rannte ins Gebüsch.
Michael stand schwankend da. Er konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Als er auf Weber zugestürmt war, hatte der die Waffe rumgerissen und geschossen. Und er hatte getroffen. Michael war wie gegen eine Wand geprallt, als sich das Projektil in seine Brust bohrte. Automatisch griff er nach der Stelle, wo er getroffen worden war. Sein Hand war binnen Sekunden von Blut überströmt. Langsam sackten ihm die Beine weg und er fiel mit dem Gesicht zuerst auf den kalten, harten Boden.
„Michael“, schrie Alex entsetzt, als der plötzlich zusammenbrach. Seine Waffe fiel ihm aus der Hand und rutschte ein Stück auf dem vereisten Weg entlang. Alex ließ sich hart auf den Boden fallen. Ihre Hände umfassten Michaels Schulter und schüttelten ihn. „Micha“, schluchzte sie herzzerreißend. „Micha, bitte nicht. Tu mir das nicht an.“
Der lag mit halbgeschlossenen Lidern auf dem Boden. Er hörte Alex wimmern, spürte, wie sie ihn auf den Rücken drehte und ihre Hände auf die Wunde presste. Schmerzerfüllt stöhnte er auf. Er war schon oft angeschossen worden, aber dieses Mal gab es keine Rettung, das fühlte er.
Alex wählte die Notrufnummer und schrie hinein, dass sie Hilfe brauchte. Völlig panisch brachte sie alle Daten zusammen, die der Rettungswagen braucht, um sie zu finden. Doch als sie das Handy fallen ließ und in Michaels Gesicht sah, wusste sie, dass es keine Rettung für ihn gab. Mit halb geschlossenen Lidern lag er vor ihr. In seinen Augen schwammen Tränen. Sein Pullover hatte sich mit dem Blut vollgesogen, welches immer noch aus der Schusswunde austrat. Auch ihre Hände waren inzwischen blutbesudelt.
Wie durch einen Schleier aus blutrotem Nebel sah Michael Alex Gesicht, das Gesicht der Frau, die er so sehr liebte. Die Tränen auf ihren Wangen. Er öffnete den Mund, seine Lippen zitterten vor Schmerz und Anstrengung. „Alex“, hauchte er. Schluchzend beugte sie sich zu ihm hinab. „Michi, nicht reden. Der Arzt kommt gleich. Du darfst nicht reden.“ „Alex, ich werde sterben. Ich fühle es.“ Sie schluchzte auf. „Schatz, es tut mir leid“, hauchte er. „Ich hätte so gern noch unser Kind aufwachsen sehen.“ Seine Hand legte sich auf ihren Bauch. Seine Stimme wurde immer schwächer. Er hustete gequält, Blut rann aus seinem Mundwinkel.
Gerrit lief auf der Suche nach Michael und Alex durch den Park, als er die Schüsse hörte. Oder war es nur einer? Er rannte in die Richtung. Was er vorfand, ließ sein Herz einen Schlag überspringen. Michael lag auf dem kalten Boden und Alex kniete schluchzend über ihm. Er rannte zu ihr, blieb jedoch etwas entfernt stehen. Er sah auf den ersten Blick, dass niemand auf dieser Welt Michael mehr retten konnte.
„Du kannst mich nicht allein lassen“, schluchzte Alex. „Ohne dich schaffe ich das alles nicht.“ „Doch…“ Michael stockte. Er zitterte, ihm war kalt. Alex zog seinen Oberkörper auf ihren Schoß und strich ihm über die Wange. Jetzt bemerkte sie Gerrit, der wie erstarrt einige Meter entfernt stand und das Geschehen mit Tränen in den Augen beobachtete. Sie sah ihn an. „Hilf ihm“, schluchzte sie verzweifelt. Gerrit kniete sich neben Michael. Traurig sah er ihn an. „Micha…“ Der lächelte. Er griff nach Gerrits Hand. „Pass auf Alex auf, Gerrit, versprich mir das. Auf sie und auf unser Baby.“ Gerrit nickte. Auch ihm liefen jetzt Tränen über die Wangen. „Ich verspreche es dir“, schluchzte er und drückte die Hand seines Freundes. Dann stand er auf und ging zwei Schritte weg. Michael wand den Blick Alex zu. Er leckte sich leicht über die Lippen. „Ich liebe dich, Alex“, flüsterte er. Alex schluchzte. „Michi, nein, bitte.“ Sie klammerte die Hände um seine Schultern. „Bitte geh nicht. Bitte.“ „Es tut mir so leid.“ Ein Zittern lief durch seinen Körper. Eine Kälte umfing ihn, ausgehend von seinen Beinen, langsam hochkriechend. Es war eine Kälte, die mit den eisigen Temperaturen an diesem Morgen nichts zu tun hatte. „Ich liebe dich, Michael“, schluchzte Alex ihm ins Ohr. Sie blickte ihm in die Augen, in denen kleine Lichter brannten, die immer schwächer wurden. In der Ferne hörte sie das Jaulen der Sirenen eines Krankenwagens. Michael spürte, wie er von einer schwarzen kalten Welle überrollt wurde. Er nahm seine letzte Kraft zusammen und hauchte Alex einen Kuss auf den Mund. „Ich… liebe… dich…Alex…andra…“ Sein Kopf kippte zur Seite. „Nein, nein, nein, nein, nein“, wimmerte Alex und schüttelte hysterisch den Kopf. Sie warf den Kopf in den Nacken und schrie den Namen ihres toten Freundes hinaus in den klaren Morgen. Dann brach sie weinend über ihm zusammen.
Gerrit stand hilflos neben Alex, während ihm Tränen über die Wangen liefen. Er blickte in Michaels Augen, die gebrochen durch ihn hindurchschauten. Er hockte sich hin, legte die Hand auf dessen Gesicht und drückte ihm die Augen zu. „Mach´s gut, Micha“, flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. Dann ging er um den Leichnam seines Kollegen herum und zog Alex von ihm weg. „Nein, Gerrit, lass mich“, sagte sie flehend. „Alex, das ist zu kalt für dich. Für dich und das Baby.“ Er zog sie in seine Arme. Anfangs wehrte sie sich leicht, dann ließ sie sich gegen ihn fallen und weinte wieder. Gerrit nickte den Ärzten zu, die mit einer Trage angelaufen kamen. Einer untersuchte Michael kurz, sah sich die Verletzung an und die Masse an Blut und schüttelte traurig den Kopf. Er stand auf und ging zu Gerrit. „Alles klar bei Ihnen?“ „Geht schon“, sagte er schwach. „Aber sie sollten sich um Frau Rietz kümmern. Sie war die Freundin von Herrn Naseband und sie ist schwanger.“ Der Arzt nickte und er und Gerrit führten Alex zum Krankenwagen, wo Alex sich auf eine Trage legte und erst einmal eine Beruhigungsspritze bekam. Gerrit beugte sich zu ihr hinüber, als sie in den Wagen geschoben wurde. „Ich komme nach ins Krankenhaus. Aber ich muss…“ Er schwieg. Alex nickte. Sie kannte die Standardprozedur. Der Krankenwagen fuhr davon und Gerrit lief zurück zu Michael. Er zog seine Jacke auf und legte sie über dessen Gesicht und Oberkörper. Dann nahm er sein Handy und tippte mit zitternden Fingern eine Nummer ein. Als erstes informierte er die Spurensicherung und Dr. Alsleben. Auch wenn die Todesursache offensichtlich war, hier war ein Mord passiert und damit musste ein Gerichtsmediziner eingeschaltet werden. „Alsleben“, meldete der sich. „Grass. Könnten Sie einen Kollegen zum Park vor dem Hilton schicken?“ „Sicher. Ein Mord?“ „Ja.“ „Und warum darf ich das nicht machen?“, fragte Alsleben skeptisch. Gerrit zögerte. „Der Tote ist Michael.“ „Was…“ Er schwieg. Als er wieder sprach, klang seine Stimme brüchig. „Ich schicke einen Kollegen. Aber ich komme mit.“ Er legte auf. Als nächstes rief Gerrit den Staatsanwalt an. „Kirkitadse“, meldete der sich. „Grass. Herr Kirkitadse, es ist etwas schief gelaufen.“ Er erklärte dem Staatsanwalt kurz, wie die Nacht und der Morgen verlaufen war. Auch von den Schüssen, die er ja nur gehörte hatte, berichtete er. „Ist etwas mit Frau Rietz?“ „Alex geht es… körperlich gut. Aber…“, er schluckte. „Michael hat´s erwischt.“ Kirkitadses Magen krampfte sich zusammen. „Wie meinen Sie das, Gerrit?“ „Er ist tot. Weber hat ihn erschossen.“ Er wischte sich übers Gesicht, als erneut Tränen über seine Wangen liefen. „Oh nein.“ Kirkitadse seufzte. „Frau Rietz ist im Krankenhaus?“ „Ja.“ „Es tut mir leid, Gerrit. Ich weiß, Sie und Herr Naseband waren Freunde geworden.“ „Danke. Ich muss auflegen. Die Spusi und der Doc sind da.“ „Ja,okay.“
Gerrit koordinierte die ganze Arbeit, sorgte dafür, dass Michaels Leichnam in die Rechtsmedizin kam und der Bericht schnellstens zu ihm und fuhr dann in Krankenhaus. Er musste sehen, wie es Alex ging. Schließlich hatte er es Michael versprochen. Leise klopfte er an die Tür zu ihrem Zimmer und öffnete, als kein Kommentar kam. „Alex?“, fragte er leise. Diese lag mit geöffneten Augen in ihrem Bett, oder besser gesagt, auf ihrem Bett und starrte die Decke an. Ihr Gesicht war blass, nur die Nase und die Augen waren vom Weinen gerötet. Gerrit schluckte schwer und ging langsam zu ihr. „Alex?“, fragte er erneut. Sie blinzelte, sah ihn an und öffnete langsam den Mund. „Ich glaube nicht, dass er tot ist“, sagte sie leise. „Ich auch nicht.“ Gerrit lief eine Träne über die Wange. Er setzte sich auf den Bettrand und nahm sie in den Arm. „Es tut mir so unendlich leid, dass jedes Wort des Beileids einfach lächerlich klingt. Aber ich hab nicht mehr, Alex.“ Alex schluchzte leise. Sie schlang die Arme um Gerrit und weinte. Auch Gerrit konnte seine Tränen nicht mehr zurück halten. Bis jetzt hatte ihn die Arbeit abgelenkt. Erst jetzt, hier mit Alex im Arm, wurde ihm bewusst, was er vor wenigen Stunden alles verloren hatte. Er ließ seinen Kopf auf ihre Schulter sinken.
Auch Kirkitadse konnte nicht glauben, dass einer seiner Kommissare plötzlich tot war. Aber er setzte seine Trauer in Wut um. Und seine Wut in Arbeitseifer. Er trieb die Nachforschungen voran, überwachte zeitweilig sogar persönlich die Spurensicherung. Er wollte den Mörder von Michael Naseband. Der Typ hatte zwei Kindern den Vater genommen. Und das nahm Kirkitadse irgendwie persönlich. Lange saß er vor dem Telefon und starrte es an. Er hatte noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen, aber er drückte sich, so lange es ging. Irgendwann musste es sein. Er nahm den Hörer in die Hand und wählte eine Düsseldorfer Nummer. „Mike Naseband“, meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung. Kirkitadse fluchte leise. Er hatte gehofft, Michaels Ex-Frau an die Strippe zu bekommen. „Staatsanwalt Kirkitadse hier. Ist deine Mutter da, Mike?“ „Ja, ist sie. Aber warum? Ist was mit Papa? Sie sind doch sein Vorgesetzter, oder?“ „Naja, so ähnlich. Hör mal, Mike… Ja, es ist etwas mit deinem Vater.“ Der Junge wurde nervös. Er rief seine Mutter, stellte den Lautsprecher an und lauschte. „Was ist passiert?“, fragte er schließlich, als Kirkitadse sich nicht meldete. „Mike… dein Vater wurde heute morgen erschossen“, sagte er schließlich direkt. „Es tut mir leid.“ „Nein“, schrie Mike in den Hörer und fiel seiner Mutter schluchzend in die Arme. „Papa darf nicht tot sein. Er darf es nicht.“ Kirkitadse hörte Michaels Ex-Frau, die etwas in den Hörer murmelte und dann auflegte. Es hatte geklungen wie: „Irgendwann musste das ja passieren. Ich rufe später zurück.“ ‚Ich bin nicht gut in solchen Dinge’, dachte Kirkitadse und widmete sich wieder seinen Akten.
Alex hatte sich in Gerrits Armen in den Schlaf geweint. Der hielt sie lange fest. Irgendwann tat ihm der Rücken weh und er legte Alex vorsichtig hin. Er ging in das kleine Bad, machte sich frisch und begab sich dann auf die Suche nach einem Arzt. “Wie geht es Alex?” “Darüber darf ich mit Ihnen nicht reden”, sagte der mürrisch. Gerrit wurde sauer. Er beugte sich über den Tisch, hinter dem der Mann saß und stur seine Akten studierte und zischte drohend: “Jetzt hören Sie mir mal zu. Alex ist schwanger und sie ist eine gute Freundin von mir und ihr Freund und der Vater ihres Kindes ist vor einigen Stunden vor ihren Augen erschossen worden. Der Mann, den sie über alles geliebt hat, starb in ihren Armen und ich will jetzt verdammt noch mal wissen, wie es ihr geht und wie ich mich richtig um sie kümmern kann.” Er war immer lauter geworden, hatte die letzten Worte fast gebrüllt. Der Arzt duckte sich hinter seinen Schreibtisch. “Es geht ihr nicht besonders gut. Ihre Nerven sind sehr angespannt, sie ist, verständlicherweise, depressiv. Starke Medikamente können wir ihr nicht geben, sie würden dem Baby schaden. Wir haben ihr nur ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben, damit sie schlafen kann.” “Was kann ich für sie tun?” “Seien Sie einfach für sie da. Sie wird Hilfe brauchen. Kann sie eventuell eine Weile bei Ihnen wohnen?” Gerrit nickte. Dann murmelte er leise. “Besser wir gehen zu ihr. Die Wohnung ist größer.” Er sah den Arzt an. “Danke. War doch gar nicht so schwer. Wann kann Alex hier raus.” Der brummte böse. “Meinetwegen nehmen Sie sie mit. Wir können hier nichts für sie tun.” Gerrit erhob sich und wollte gehen. “Eins noch, Herr Grass. Ich halte sie für selbstmordgefährdet.” Der schüttelte energisch den Kopf. “Sich hat Michael geliebt, aber sie würde sich nie umbringen und schon gar nicht sein Kind.” Damit ging er zurück zu Alex und hob sie aus dem Bett. Da sie einen Jogginganzug trug, den man ihr vom Krankenhaus gegeben hatte, konnte er sie so ins Auto bringen, ohne sie zu wecken. Ihre eigenen Sachen konnte man wegschmeißen, sie waren völlig von Michaels Blut besudelt. Inzwischen war es Abend und Gerrit fuhr mit eingeschalteten Scheinwerfern durch die Stadt zu Alex. Dort angekommen blickte er ins Wohnzimmerfenster und grübelte. Was, wenn Weber seinen Plan nicht aufgegeben hatte. Was, wenn er Alex immer noch nach dem Leben trachtete. Er zuckte mit den Schultern, gab Gas und fuhr zu sich. Sein Wohnhaus stand frei, sein Fenster führte zu einem Sportplatz und er wohnte im 5. Stock. Er hielt, hob die schlafende Frau aus seinem Wagen und trug sie die Stufen nach oben. Das war leiser als der Lift. Oben angekommen, brachte er Alex ins Bett und ließ sich dann auf die Couch fallen. Müde schloss er die Augen. Die letzten Tage hatten auch an seinen Nerven gezerrt. Er seufzte, ließ seinen Blick auf den Tisch schweifen und sah sein Handy aufblinken. Er ging ran. “Oh, hi, Branco.” “Hi, Gerrit. Sag mal, was ist denn bei euch los? Haben alle Urlaub, oder hat keiner Lust, mit mir zu reden. Alex ist nicht erreichbar und Michi geht nicht an sein Handy.” “Branco, hör mal. Es ist etwas Furchtbares passiert.” Er erzählte auch ihm, was passiert war. Gerrit unterrichtete ihn natürlich auch über die Beziehung der beiden und über Alex Schwangerschaft. Branco war hörbar geschockt und versprach, sofort nach München zurück zu kommen.
Mitten in der Nacht wachte Alex schweißgebadet auf. Sie stöhnte auf und blickte sich verwirrt um. Wo war sie? Ein Schlafzimmer, sie lag in einem Bett. Aber wo? Sie war hier noch nie gewesen. Vorsichtig stand sie auf und öffnete die Tür. Sie blickte in ein Wohnzimmer. Eine Couch, ein Fernseher, er lief. Ein Mann lag dort und schlief fest. Es war Gerrit. Alex atmete erleichtert auf, dann schloss sie die Tür wieder und ging zurück ins Bett. Sie legte sich in die Mitte, nur, um weder rechts noch links zuviel Platz zu haben. Zuviel leeren Platz auf dem eigentlich Michael liegen sollte. Sie schluckte und legte die Hände um ihren Bauch. “Wie konntest du mich nur allein lassen?”, fragte sie leise und war im selben Moment schockiert über ihre Gedanken. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte.
Am nächsten Morgen erwachte sie mit starken Kopfschmerzen. Gerrit saß neben ihr und hielt ihr ein Glas Wasser hin. “Da ist ´ne Aspirin drin”, sagte er leise. “Das hilft.” Alex nickte und trank das Glas leer. Dann ließ sie sich wieder in die Kissen fallen. “Danke, Gerrit.” “Nichts für”, murmelte der. Er blickte auf den Boden. “Ich will einfach hier liegen bleiben und nie mehr aufstehen”, sagte Alex. “Es ist alles so leer ohne ihn.” Sie rollte sich zusammen und schluchzte. Gerrit strich ihr über den Kopf und zog sie auf seinen Schoß. Dort lag sie und weinte leise vor sich hin, bis sie wieder eingeschlafen war. Er stand auf und schrieb ihr eine Nachricht. Dann zog er sich richtig an, setzte sich in seinen Wagen und fuhr los. Er fuhr zu Kirkitadse, der auch nicht sonderlich frisch aussah. “Morgen, Herr Grass”, sagte der und bot Gerrit einen Kaffee an, den der auch dankend annahm. “Gibt´s was Neues?” “Nicht, was Sie nicht schon wüssten. Herr Naseband ist erschossen worden. Die Kugel hat die Arterie angekratzt. Selbst wenn es in einem Krankenhaus passiert wäre, hätte man ihn nicht mehr retten können. Er ist verblutet.” “Was für eine Waffe hat Weber benutzt?” “Stinknormale Dienstpistole der Polizei.” Gerrit grübelte. “Und wie ist er da ran gekommen?” “Da gibt es tausende Möglichkeiten. Schwarzmarkt, Diebstahl, Zufall, wer weiß.” Kirkitadse blickte auf den Tisch. “So finden wir ihn nicht.” “Ich brauche Urlaub. Alex geht es sehr schlecht, ich will sie nicht den ganzen Tag allein lassen.” “Und wer soll hier im K11 die Stellung halten?” “Ich”, sagte eine Stimme von der Tür her. Branco Vukovic betrat den Raum. “Ich bin zwar etwas raus aus dem Job, aber die Vertretung kriege ich noch hin. Ich hab 2 Wochen Urlaub.” Gerrit stand auf und reichte Branco die Hand. Schweigend sahen die beiden sich an, bevor sie sich kurz umarmten. Dann blickte Branco den Staatsanwalt an. “Alex braucht Gerrit und ich pack das schon.” Kirkitadse nickte erleichtert. “Okay. Meinetwegen, machen wir es so.” “Danke, Branco.” Der nickte. “Ich fahre dann zurück. Bevor ich nach Hause fahre, schaue ich noch beim Bestatter vorbei. Ist Michaels Leiche freigegeben?” “Ja, sicher.” “Gut. Dann organisiere ich die Beerdigung.” “Nimm mich bitte mit zu Alex. Ich will kurz mit ihr reden.” Branco sah Gerrit bittend an. “Bitte.” “Klar doch”, sagte der und die beiden Männer verließen das Büro. Schweigend gingen sie den Flur entlang, die Treppe nach unten und stiegen schließlich in Gerrits Auto. “Danke, dass du so schnell gekommen bist”, sagte Gerrit. “Michael war mein Freund. Ich hab immer noch nicht begriffen, dass er tot ist. Aber ich habe im Kosovo auch eins gelernt. Es ist zwar wichtig, zu trauern, aber noch wichtiger ist es, weiter zu leben.” “Ja. Aber es ist so verdammt schwer.”
Zusammen fuhren die beiden durch die Stadt und organisierten Michaels Beerdigung am kommenden Samstag. Gerrit kämpfte mit den Tränen, als er zum Auto zurück ging. “Das wird so verdammt hart für Alex.” “Sie ist stark, sie wird es schaffen. Und sie hat doch uns.” Branco legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. “Sie wird es schaffen. Und wir schaffen es auch.”
In der Wohnung angekommen war es allerdings auch mit seiner Selbstbeherrschung für kurze Zeit vorbei. Als er nämlich mit Gerrit das Wohnzimmer betrat, stand Alex in der Tür zum Schlafzimmer. Erstaunt riss sie die Augen auf. “Branco“, stotterte sie verwirrt. Der ging zu ihr und schloss sie in die Arme. “Alex. Es ist so schön, dich wieder zu sehen, aber der Anlass ist so traurig.” Sie schluckte und klammerte sich an ihn. “Wir hatten uns gerade erst gefunden”, sagte sie mit Tränen in den Augen. “Das ist so unfair.” “Ja, das ist es”, sagte Branco mit brüchiger Stimme. Er trennte sich von Alex und wischte ihr die Tränen von den Wangen. “Es tut mir so leid”, flüsterte er . Sie schlang die Arme um seinen Körper und schluchzte auf. Auch Branco liefen jetzt Tränen übers Gesicht. Eine ganze Weile standen sie so da. Schließlich brachte er Alex zurück ins Bett und gesellte sich zu Gerrit in die Küche. “Heute ist Mittwoch. Die Beerdigung ist Samstag.” Er rechnete. “Alex wird Michael noch einmal in Ruhe sehen und sich von ihm verabschieden wollen .” “Ich gehe mit ihr hin”, sagte Branco. Gerrit nickte. “Danke. Ich bekomme das Bild von Micha schon nicht aus meinem Kopf raus.” “Du hast gesehen, wie er starb?” “Ich stand zwei Schritte daneben”, flüsterte Gerrit. “Und ich konnte ihm nicht helfen.” Er ließ den Kopf hängen und drehte sich von Branco weg, damit der seine Tränen nicht sah. “Alex hat mich angefleht, ihm zu helfen, aber wie sollte ich denn?” Branco legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Manche Dinge sind so schlimm, schmerzhaft und abscheulich, aber man kann nichts weiter machen, außer sie zu akzeptieren.” Gerrit nickte leicht. Er wischte sich übers Gesicht und blickte sich um. “Du bist verdammt erwachsen geworden. Viel reifer.” Der nickte. “Der Kosovo hat mich verändert. Ich bin ein völlig neuer Mensch.” Dann grinste er leicht und setzte sich auf den Tisch. Er zog eine Tüte Gummibärchen aus seiner Jackentasche und schob sich einige in den Mund. “Ein fast neuer Mensch.” Fast erleichtert lachte Gerrit. “Es ist gut zu sehen, dass sich manche Dinge nie ändern.”
Während die beiden Männer redend vor dem Fernseher den Abend verbrachten, lag Alex auf Gerrits Bett und grübelte. Immer wieder nahm sie ein Foto in die Hände auf welchem sie zusammen mit Michael zu sehen war. Die Zeit war so kurz gewesen und doch so schön. Wieder schluchzte sie. Sie dachte an Michaels sanfte Hände, wie er sie gestreichelt hatte, an seine sanften Augen, in denen Alex ihr ganzes Glück gesehen hatte, seine weichen Lippen, die die ihren so oft liebkost haben. Heiße Tränen liefen über ihr Gesicht. „Michi, warum bist du nicht mehr hier“, schluchzte sie. Sie vergrub ihren Kopf in den Kissen. Ihr Körper zitterte, beschüttelt von ihren heftigen Schluchzern.
Gerrit stellte im Wohnzimmer den Fernseher auf ‚stumm‘ und lauschte. Dann blickte er Branco traurig an. Die beiden Männer hörten, wie Alex im Schlafzimmer heftig weinte. Auch Gerrit hatte Tränen in den Augen. „Wenn ich ihr nur helfen könnte“, murmelte er leise. „Das kann im Moment niemand“, sagte Branco mitfühlend und nahm Gerrit in den Arm. Der ließ seinen Tränen ebenfalls freien Lauf. „Ganz ruhig, Gerrit“, murmelte Branco. „Der Schmerz wird vergehen. Und werden nur noch die vielen wundervollen Erinnerungen bleiben. Erinnerungen an all die tollen Momente mit Michael.“ Gerrit schluckte leicht. „Danke. Das hast du echt süß gesagt.“ Er trennte sich von Branco und blickte zur Schlafzimmertür. „Wenn ich doch nur helfen könnte“, sagte er erneut. „Sie tut mir so leid. Und ich mache mir ehrlich Sorgen um das Baby.“ Branco verzog das Gesicht. „Stimmt. Daran hab ich gar nicht gedacht. Aber eigentlich schützt der Körper doch vorrangig das Baby. Es wird ihm schon nichts passieren.“ Eine ganze Weile schwiegen die beiden Männer. Dann jedoch sah Gerrit Branco bittend an. „Ich brauche deinen Rat.“ „Bitte. Worum geht es?“ „Michel hat mir das Versprechen abgenommen, dass ich mich um Alex und sein Kind kümmere. Ich mach das auch, natürlich, gern… aber…“ „Aber?“, hakte Branco nach. „Ich liebe Alex und ich weiß nicht, ob mir meine eigenen Gefühle nicht im Weg stehen“, brachte er schließlich in einem Atemzug heraus. Sein Gegenüber schwieg verdutzt. „Du liebst sie? Oh Mann.“ „Ich hätte mich nie zwischen sie und Micha gedrängt. Deshalb habe ich auch nie etwas zu Alex gesagt, ich hab ja gemerkt, dass sie ihn geliebt hat. Aber jetzt… ich weiß, das ist Scheiße, aber ich ertappe mich dabei, dass ich es genieße, dass sie hier ist, dass ich ihr helfen kann. Ich genieße es, sie im Arm zu halten.“ „Gerrit, ich hab einen irrsinnigen Respekt vor dir.“ Verwirrt blickte der ihn an. „Wie meinst du das?“ „Na, Alex hat doch letzte Nacht in deinem Bett geschlafen, oder?“ „Ja, hat sie.“ „Und du?“ „Na hier auf der Couch natürlich.“ „Das meine ich. Du nutzt sie nicht aus.“ „Aber ich habe ein schlechtes Gewissen Michael gegenüber.“ „Er hat dich doch gebeten, dich um Alex zu kümmern.“ „Na, aber so…“ Branco unterbrach ihn. „Ich sage ja nicht, dass du dich jetzt an sie ranmachen sollst, aber gerade Michael war immer glücklich, wenn Alex gelacht hat. Gib ihr die Zeit zu trauern, aber sag ihr, wenn sie soweit ist, was du für sie empfindest. Gerade Michael will bestimmt nicht, dass Alex allein bleibt.“ Gerrit verstand was Branco meinte. Er hob den Blick und starrte auf die Zimmerdecke. „Und du hast wirklich nichts dagegen?“, fragte er leise. Dann senkte er den Blick wieder. „Ich bin froh, dass du hier bist, Branco. Ganz ehrlich.“ Der lächelte. „Kein Problem. Micha war immer für Jeden da, der Hilfe brauchte. Jetzt kümmern wir uns um das, was ihm am Wichtigsten war.“ „Ja.“
Am nächsten Tag fuhr Branco mit Alex zum Bestatter, wo Michaels Leiche aufgebahrt lag, nachdem die Rechtsmedizin ihn freigegeben hatte. Sie betraten die Halle und Branco sprach mit dem Mann. Der nickte mitfühlend und sprach Alex sein Beileid aus. Dann brachte er sie in den Raum und ging wieder. Alex hielt sich krampfhaft an Brancos Arm fest und schritt steif neben ihm her auf den offenen Sarg zu. Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie Michael da liegen sah. Sie stand direkt vor ihm, hob die Hand und strich ihm zitternd über die Wange. „Michi“, flüsterte sie leise. „Kannst du nicht einfach aufwachen? Bitte, ich brauche dich doch.“ Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Branco hatte sie eigentlich mit Michael allein lassen wollen, aber das ging nicht. Er legte sanft seine Arme um Alex und hielt sie fest. Er sah ihn das friedliche, entspannte Gesicht seines Freundes. Es sah tatsächlich so aus, als würde er einfach nur schlafen. Auch ihm kamen jetzt die Tränen. „Er soll aufwachen“, flüsterte Alex immer wieder gegen Brancos Jacke. „Er soll doch einfach nur aufwachen.“ „Er wird nicht wieder aufwachen, Alex. Nie wieder.“ Brancos Stimme klang belegt und brüchig. Plötzlich merkte er, wie Alex ihm aus den Händen zu gleiten drohte. „Alex?“, fragte er und hielt sie fest. Doch Alex rührte sich nicht. Sie war zusammengebrochen. Ihre Nerven hatten einfach nicht mehr mitgespielt. Branco rief nach dem Bestatter und bat ihn um ein Glas Wasser. Der brachte es, während er selber Alex auf einen Stuhl setzte. Ganz sanft tätschelte er ihre Wangen. Nach einer Weile öffnete sie tatsächlich die Augen. Sie waren stumpf und leer. „Du hast Recht“, sagte sie und nahm das Wasserglas. „Er ist tot und er kommt nie wieder.“ Sie trank einen Schluck, stand auf und trat an den Sarg. Sie beugte sich zu Michael hinunter, küsste ihn zärtlich auf die kalten Lippen und drehte sich um. Branco blickte Michael an. „Gerrit und ich passen auf sie auf, Micha. Keine Sorge.“ Damit eilte er hinaus und hinter Alex her.
Die war nach dem Besuch bei Michael direkt ins Bett gegangen. Branco erzählte Gerrit, was vorgefallen war. Der machte sich ernsthafte Sorgen um seine Kollegin. „Sie hat seit… ich weiß gar nicht seit wann, nichts mehr gegessen. Ich koche ihr eine leichte Suppe.“ „Sie muss essen“, stimmte Branco zu. „Und wenn auch nur für das Baby.“ Gerrit kochte die Suppe, schöpfte etwas auf einen Teller und ging damit zu Alex. Er klopfte vorsichtig und trat ein, als Alex ihn hereinbat. Sie blickte ihn an, sah den Teller und schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Hunger.“ „Du vielleicht nicht, Alex, aber das Baby hat Hunger.“ Fast erschrocken starrte Alex ihn an, dann nickte sie. Gerrit hielt den Teller fest, während Alex aß. Er sah sie währenddessen an. Sie sah schlecht aus. Blass, mit rotgeweinten Augen unter denen dicke dunkle Ringe lagen. Er wollte etwas sagen, ihr helfen, aber er wusste nicht wie, also schwieg er. Alex aß langsam den ganzen Teller leer. Und sie merkte, wie gut es ihr tat. Sie sah Gerrit an. „Danke. Es hat gut geschmeckt. Ich wusste gar nicht, dass du so gut kochen kannst.“ „Ist ein Hobby von mir“, sagte der ein wenig verlegen. „Hast du noch mehr?“ Der nickte erfreut, erhob sich und ging in die Küche. Alex folgte ihm. Sie lächelte, als sie Branco auf dem Schrank, neben dem Herd sitzen und die Suppe direkt aus dem Topf löffeln sah. Der guckte ertappt, als die beiden die Küche betraten und lächelte verlegen. „Äh… schmeckt toll, Gerrit“, lobte auch er dessen Kochkünste. „Freut mich. Aber ich hab auch Teller.“ „Entschuldigung.“ Er hopste vom Schrank und nahm sich einen Teller. „Hab mir wohl einige Unsitten von den Soldaten im Kosovo abgeguckt.“ Alex setzte sich an den Tisch und ließ sich von Gerrit bedienen. Sie aß noch zwei volle Teller, was die Männer mit Erleichterung wahrnahmen. Dann ließ sie sich gegen die Lehne ihres Stuhls fallen und streichelte ihren Bauch. „Wenn Mama mal nicht kochen will, wissen wir ja jetzt, wo es gutes Essen gibt.“ Gerrit und Branco lachten leise und auch auf Alex Gesicht legte sich ein leichtes Lächeln. Sie sah die beiden Männer dankbar an, die nickten einfach. Worte waren in diesem Moment völlig überflüssig.
Die nächsten Tag vergingen in ähnlicher Weise. Alex weinte viel, wenn die Erinnerung an Michael sie mal wieder übermannte, ließ sich aber inzwischen gern von Gerrit oder Branco trösten. Sie spürte, wie wichtig sie den beiden Männern war und wie ernst Gerrit das Versprechen nahm, welches er Michael kurz vor dessen Tod gegeben hatte. Trotz der Hilfe hatte sie Angst. Und zwar vor der Beerdigung. Sie fragte sich so oft, wie sie diesen Tag, diese wenigen Stunden psychisch durchstehen sollte. Gerrit versuchte ihr, immer wieder Mut zuzusprechen, aber diese Ungewissheit blieb. So kam der Samstag. Der Trauergottesdienst begann um 10.00 Uhr. Alex betrat, rechts und links von Branco und Gerrit flankiert die Kirche und setzte sich mit ihnen in die erste Reihe. Stumm und mit Tränen in den Augen starrte sie auf den offenen Sarg. Der Pfarrer kam auf sie zu, bekundete sein Beileid gegenüber den Freunden des Verstorbenen und begann dann mit der Predigt. Alex war schlecht. Sie hatte das Gefühl zusammenzuklappen und suchte mit zitternden Fingern nach Gerrits Hand. Sie spürte den leichten Druck, als der ihre Hand in seine nahm. Ihre Aufmerksamkeit wand sich wieder dem Pfarrer zu. Sie hörte wie durch Watte, wie er Michaels Persönlichkeit beschrieb, wie er darüber sprach, dass dieser mit Leib und Seele Polizist gewesen war, stets für Recht und Gerechtigkeit gekämpft habe. Und er sprach davon, wie viele Freunde er hier hinterließ. Freunde, die er mit seiner natürlichen Fröhlichkeit, seiner Hilfsbereitschaft und seiner Ehrlichkeit gewonnen hatte. ‚Ja, so war er‘, dachte Gerrit. ‚Genau so.‘ Er sah sich versohlen um. Die Kirche war ziemlich voll. Michael Eltern waren da, seine Ex-Frau mit seinem Sohn. Mike Blick traf den von Gerrit. Schmerz und grenzenlose Trauer lagen darin. Gerrit sah ihn bedauernd an, zuckte hilflos mit den Schultern. Mike verstand und nickte tapfer. Gerrits Blick glitt weiter. Der Staatsanwalt, Kollegen, Freunde. Ingo Lenßen mit seinen Ermittlern. Vor allem Sandra und Christian hatte Michaels Tod schwer getroffen. Sie, Alex und Michael hatten oft nach Feierabend noch etwas zusammen unternommen. Sie waren sehr gute Freunde gewesen. „Michael Freundin, Frau Alexandra Rietz würde gern noch ein paar Worte an uns richten“, sagte der Pfarrer eben und riss Gerrit damit aus seinen Gedanken. Der starrte Alex an. Was wollte sie? Das hielt sie doch gar nicht durch. Er spürte, wie Alex sich von ihm löste und mit schleppenden Schritten neben den Pfarrer trat. Sie warf Michael einen langen, unendlich traurigen Blick zu. Dann wand sie sich den Trauergästen zu. „Ihr alle kennt Michael, teilweise besser als ich selber. Seine Art hat uns allen immer Mut gemacht, ob privat oder beruflich, das weiß hier jeder.“ Viele nickten leicht. „Davon will ich gar nicht reden. Es ist nur…“, sie stockte. „Ich habe gestern von einem Anwalt einen Brief zugestellt bekommen. Ein Brief, den Michael vor zwei Jahren an mich geschrieben hat. Er hat ihn damals geschrieben, für den Fall, dass ihm etwas passieren würde und er nicht mehr dazu käme, mir zu sagen, was er für mich empfindet. Gott sei Dank hat er sich ja dazu eher durchgerungen.“ Einige lachten leise. Das war so typisch für Michael. „Aber in diesem Brief stehen ein paar Sätze, die nicht nur an mich gerichtet sind und ich würde sie gern vorlesen.“ Alex zog den Brief aus ihrer Jackentasche und faltete ihn auseinander. Mit stockender Stimme las sie vor: „… Da du diesen Brief jetzt in den Händen hältst, ist mir tatsächlich etwas zugestoßen. Ich hoffe, es ist während der Arbeit passiert und es ging schnell. Sag bitte meinen Freunden, sie sollen nicht um mich weinen. Ich habe Tränen immer verabscheut, das wissen alle. Ich will den Menschen, die ich mag und liebe keine Schmerzen zufügen, da fühle ich mich so schuldig. Feiert das Leben, Leute. Es ist so schön und kann so verdammt schnell vorbei sein.“ Eine kurze Passage, wenige Worte aber so treffend formuliert. Viele hatten Tränen in den Augen. „Michael hatte diesem Brief eine CD beigelegt. Sie ist für mich und ich habe den Pfarrer gebeten, den Song zu spielen. Ich möchte Michael auf diese Weise zeigen, dass ich die Botschaft verstanden habe.“ Sie wand den Blick wieder ihrem toten Freund zu. „Ich liebe dich, Michael. Ich werde es immer tun, egal, wohin du jetzt gehst. Und mach dir keine Sorgen um unser Kind. Es wird glücklich groß werden, das verspreche ich dir.“ Sie ging zum Sarg, hauchte einen Kuss auf ihre Finger und presste diese leicht gegen Michaels Lippen. Dann nickte sie dem Pfarrer zu. Der ging zu einem CD-Player, schaltete ihn ein und während Alex wieder zu ihrem Platz ging, erklangen die ersten Töne von Ronan Keatings ‚If tomorrow neber comes.‘
Nach dem Trauergottesdienst wurde der Sarg geschlossen. Träger fassten recht und links an, hoben ihn hoch und trugen ihn langsam nach draußen und in Richtung Friedhof. Es waren nur wenige Meter, also hatte man auf ein Auto verzichtet. Die Trauergemeinde folgte Alex, die, nun gestützt von ihrem Freunden, langsam hinter dem Sarg her ging. Ihr Gesicht war nass von Tränen, ihre Augen blickten traurig auf den Boden. Am offenen Grab angekommen, sagte der Pfarrer noch einige Worte, dann wurde der Sarg langsam hinabgelassen. Alex schluchzte auf und klammerte sich an Gerrit fest. Der legte die Arme um sie. Tränen liefen über sein Gesicht. Branco streichelte Alex sanft über den Rücken. Als der Sarg im Grab verschwunden war, trat Alex an die Grube heran, sie warf einige Hände Sand hinein und eine weiße Rose. „Wir kriegen ihn, Michael, das schwöre ich dir“, sagte sie zum Abschied. Dann trat sie zurück. Gerrit und Branco folgten ihrem Beispiel, gingen dann wieder zu Alex und standen neben ihr, während die andern sich kurz persönlich von Michael verabschiedeten. Jeder der Anwesenden drückte Alex, Michaels Eltern und dessen Sohn sein Beileid aus. Sandra schloss Alex einfach schweigend in die Arme. Die beiden Frauen weinten leise. Als sie sich trennten, wollte Sandra etwas sagen, doch Alex schüttelte nur mit dem Kopf. Sie drückte ihre Freundin noch einmal kurz an sich. Christian trat neben Sandra, umarmte Alex kurz und murmelte: „Er wird uns so fehlen.“ Die anderen nickten zustimmend. Mike trat mit tränennassem Gesicht auf Alex zu und warf sich ihr schluchzend in die Arme. Alex drückte den Jungen fest an sich. „Ich kann es nicht glauben“, schluchzte der Junge leise. „Ich will es nicht glauben.“ ‚Ich auch nicht‘, dachte Alex traurig. Sie hielt ihn lange fest. Nach einigen Minuten löste sich Mike von ihr. Er sah Alex an. So lange, bis seine Mutter kam und ihn mitnahm. Auch sie sprach Alex leise ihr Beileid aus. Eine ganze Weile blieb Alex noch am offenen Grab stehen, als die anderen Trauergäste bereits zum Leichenschmaus unterwegs waren. Um diese Dinge hatte sich das Polizeipräsidium im Allgemeinen und Staatsanwalt Kirkitadse im Besonderen gekümmert. Er betreute jetzt auch die Gäste, damit Alex weitestgehend ihre Ruhe hatte. Schweigend blickte Alex auf den Sarg. In einiger Entfernung standen Gerrit und Branco und warteten. Einige Schneeflocken fielen vom Himmel. Der Wind wurde kälter. Irgendwann ging Gerrit zu Alex, legte den Arm um ihre Schulter und zog sie wortlos mit sich mit. Sie ließ sich von ihm zum Wagen führen, stieg ein und lehnte sich gegen ihn. Branco fuhr die beiden zu Gerrits Wohnung, wo sie Alex in Schlafzimmer brachten, ihr den Mantel und die Schuhe auszogen und sie ins Bett legten. Mit offenen Augen lag sie da, blass, mit roten Augen, ohne sich zu bewegen. Gerrit streichelte ihr über den Kopf, sah Branco hilflos an und ging mit ihm ins Wohnzimmer. Dort setzten sich die beiden auf die Couch, nachdem Gerrit eine Kanne Tee gekocht hatte und wärmten sich etwas auf. Nach circa zwei Stunden hörten die beiden ein lang gezogenes ‚Neeeeeiiiiiinnnnnnnn‘ aus dem Schlafzimmer, kurz darauf Alex heftiges Schluchzen. Fast erleichtert sahen sich die beiden Männer an, entschieden sich aber dafür, Alex vorerst allein zu lassen.
Ich kenn diese Story zwar schon...aber es ist immer wieder schön sie zu lesen. Vorallem bei dem Teil, als Micha stirbt bekomm ich wieder ne Gänsehaut. Deine Stories sind einfach klasse, die kann man in 100 Jahren noch lesen.