So, hier kommt der 3. Teil der John-Sinclair-Story. Ich werde die auch relativ zügig online stellen, da ich sie fertig habe. War der 2. Teil mehr auf die Beziehung von Alex zu John ausgerichtet, geht es in diesem Teil wieder richtig zur Sache, was Action angeht. Und der Sohn der Finsternis wird sich auch offenbaren.
Geburtstag mit Hindernissen (3. Teil von: Der britische Kommissar)
Die Villa war unscheinbar, wenn man vom Reichtum absah, den sie ausstrahlte. Ihr Besitzer, Raslan Kovac, 35 Jahre alt, südländisches Aussehen, gebürtiger Serbe, konnte sich so einen Prunkbau leisten. Samt vier Luxuswagen, diversen Bodyguards und vielen Videokameras, die seinen Besitz schützten. Der Mann betrieb vier Bordelle in Süddeutschland und da er seine Damen bisher immer gut behandelt hatte, blieben sie gern bei ihm, arbeiteten hart und zahlten brav. Nie hatte er Probleme mit der Polizei gehabt. Bis vor zwei Monaten. Irgendwie war die Münchner Kriminalpolizei auf die Idee gekommen, dass er etwas mit Menschenhandel zu tun hatte. Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung warf man ihm vor. Blanker Unsinn. Er hatte keineswegs vor, die Mädchen auszubeuten, die er sich in Osteuropa und Russland kaufte. Zumindest nicht sexuell. Er brauchte sie für ein hohes Ziel, ein Ziel welches die stubenhockenden Beamten der Kripo einfach nicht verstehen würden. Deshalb versuchte er gar nicht, es ihnen zu erklären und leugnete einfach alle Vorhalte. Er brauchte ja auch nicht mehr lange. Es fehlten ihm nur noch 14 Mädchen, dann war es vollbracht. Sollte ihm die Kripo doch hinterher schnüffeln, sie würden es nie begreifen, was er vorhatte. Oder erst dann, wenn es zu spät war. Und bis dahin würden seine Anwälte ihm die Schnüffler schon vom Hals halten. "Ist alles bereit?" Die blonde Personenschützerin, die seit zwei Monaten für ihn arbeitete, nickte und spielte ein wenig gelangweilt mit ihrer Maschinenpistole. "Alles klar, Boss", sagte sie. Das 'Boss' klang spöttisch und sie akzeptierte auch keine Befehle von ihm. Sie war hier, um aufzupassen, ob er seine Arbeit richtig erledigte und sich die Belohnung, nach der er strebte, auch verdiente. "Die drei Girls warten im Keller." Raslan nickte und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. Er zog sich einen schwarzen Umhang über, den die Frau, die aus London kam, ihm reichte und ging dann nach unten in den Keller. Sie folgte ihm schweigend. Die Treppe war mit hellen Fliesen belegt, ein Geländer verhinderte Unfälle und das teure, kunstvoll geschnitzte Holz trug den Luxus von oben auch hier nach unten. Wandlampen mit Bewegungsmeldern erhellten den Kellergang, der mit einem dünnen blauen Teppich ausgelegt war und so dass die Schritte gedämpft wurden. Türen, aus dünnem, dunkelbraunem Holz gingen nach rechts und links vom Gang ab. Dahinter befanden sich Lagerräume und einige leere Zimmer. Am Ende des Ganges befand sich eine weitere Tür aus demselben Holz. Allerdings konnte kein normaler Mensch sie sehen. Nur wer wusste, dass sie da war, erkannte sie. Und wenn man sie öffnete, hatte man das Gefühl, in eine andere Welt zu tauchen. Die Treppe dahinter war aus alten Backsteinen gemauert und führte in ein weiteres Untergeschoss, welches auf keinem Bauplan verzeichnet war. Hier gab es kein elektrisches Licht und es war kalt und feucht. Auf den Stufen lag ein leichter Schimmelfilm, ebenso an den rauen, unverputzten Wänden. Ein Geländer gab es hier nicht und auch keine Räume. Es gab nur einen schmalen Gang, der die Treppe mit einem großen, fast höhlenähnlichen Raum verband. Spinnenweben wurden vom Windzug bewegt, der von oben kam und Sauerstoff in den unteren Keller trieb. Diesen betraten die beiden so unterschiedlichen Menschen jetzt und wurden von drei ängstlichen Augenpaaren empfangen. Drei Mädchen befanden sich hier unten, die letzte Lieferung, dieses Mal aus der Mongolei. Sie schwiegen, wimmerten nur leise vor sich hin und wirkten irgendwie apathisch. Der Raum, in dem sich die fünf jetzt befanden, war nicht sehr hoch, gerade einmal 2,20 Meter und er war fünfeckig gebaut. Und nicht nur deshalb wirkte er erdrückend. An den Wänden befanden sich Ketten mit Hand- und Fußfesseln. Kerzen standen auf Ständern und spendeten ein flackerndes Licht, aber keine Wärme. Auf einem Pult lag aufgeschlagen ein Buch, gebunden in blutrotes Leder. Die Seiten waren mit kleinen Buchstaben beschrieben, das Papier war alt und vergilbt, sah aus wie kranke Haut. Die Sprache konnte nur ein Eingeweihter verstehen. Raslan ging zu dem Buch und strich über die Seite, dann hob er den Blick. "Mein Vater gab mir dieses Buch, er bekam es von seinem Vater und der von seinem. Seit 100 Generationen befindet es sich im Besitz meiner Familie und erst mir ist es gelungen, es zu verstehen. Satan, ich preise dich und bringe dir heute die nächsten drei Opfer. Ihr Blut und ihre reinen Seelen sollen dich erfreuen." Seine Begleiterin stand emotionslos neben dem Eingang und hörte zu, wie er beschwörend Worte in der fremden Sprache murmelte. Als er mit den Worten endete: "Belohne mich am Ende der Opferung mit dem ewigen Leben", hob sie den Blick. Er ging zu einem geneigten Altar, eigentlich nur ein mit seltsamen Symbolen geschmückter, verwitterter Stein. An ihm befanden sich aus Metall gefertigte Ösen, die mit Scharnieren befestigt waren. Als Raslan nickte, befreite seine Begleiterin eine der jungen Frauen, die sich zwar leicht wehrte, aber keinen wirklichen Widerstand leistetet. Mit hartem Griff führte sie das Opfer zum Stein, zwang sie sich auf den Rücken zu legen und fesselte ihre Arme und Beine. Dann legte sie ihr einen Ring über die Stirn, so dass die Frau den Kopf nicht mehr bewegen konnte. Raslan trat neben sein Opfer und nahm von einem kleinen Tisch, der neben dem Stein stand, einen Dolch. Das Licht der Kerzen brach sich in der Klinge, als er sich senkte. Die Klinge war gebogen, schmiegte sich an die Haut des zitternden Mädchens. Und sie war so scharf, dass sie in die Haut schnitt, obwohl Raslan nicht fest zudrückte. "Satan, höre mich. Hier hast du das nächste Opfer. Noch sind es 14 bis zur geforderten Zahl, doch gleich nur noch 13." Mit diesen Worten zog er den Dolch mit einer ruhigen Bewegung zur Seite.
Seit Anbeginn der Menschheit gab es das Böse. Die Oberwelt hatte ihr Gegenstück in der Unterwelt. Die Menschen standen den Dämonen gegenüber. Beide waren damit beschäftigt, sich gegenseitig auszurotten, doch hatten die Dämonen einen Vorteil. Sie wusste, dass es die Menschen gab, während die meisten Menschen nicht an das Böse glaubten oder glauben wollten. Nur wenige wussten, dass es existierte, denn ein Treffen mit der Unterwelt überlebten sie meist nicht. Die wenigen, die es wussten und die noch lebten, waren die Kämpfer gegen die Finsternis, in Person von den so genannten Söhnen des Lichts und deren wenigen Helfern. Und wie alles in dieser Welt hatten auch sie ihre Gegenspieler, die Söhne der Finsternis. Von beiden gab es jeweils einen. Ein neuer Sohn des Lichts wurde ernannt, wenn der alte starb. Ihre Gegenspieler waren auf den Tag genauso alt. Und sie nahmen in sich den dunklen Teil der Seele auf, der Teil, der bei den Söhnen des Lichts dafür sorgen würde, dass ihre weißmagischen Waffen nicht funktionieren würden oder sich sogar gegen sie wenden könnten. Der momentane Sohn der Finsternis war Gerrit Grass. Die Handflächen fest aufeinander gepresst, kniete er in seinem Raum. Sein Reich, umgeben von tödlichem Nebel, geschaffen von Dämonen, als Rückzugsgebiet für ihn. Noch konnte er es nicht einmal ohne Schutz betreten, doch bald würde er es beherrschen. Erst diesen Raum, dann die Unterwelt und schließlich auch die der Menschen. Er sprang auf, lief zwischen dem einzigen Möbelstück, einem Thron aus Menschenknochen und der Tür, hin und her, sank dann wieder auf die Knie und konzentrierte sich auf die Macht, die in ihm brodelte. Er genoss dieses Gefühl in sich, wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Böse und unzähmbar. Und vor allen Dingen: absolut tödlich. Gezeugt als normales Menschenkind in einem Moment als ein Sohn des Lichts entstand, hatte er die dunkle Seite von dessen Seele in sich aufgenommen und war nun auf der Welt, um für das Böse zu kämpfen, wenn er es wollte. So stand es in alten Schriften. Die Söhne der Finsternis hatten die Möglichkeit, selber zu entscheiden, während die Söhne des Lichts in ihre Schicksal gezwungen wurden. Viele verbrachten ihr gesamtes Leben mit der Wahl zwischen der guten und bösen Seite und trafen doch nie eine Entscheidung. Einige wurden böse, aber ihre Macht war nur gering und die Dämonen respektierten sie nicht und töteten sie meist sehr schnell. Doch bei ihm war es anders. Ihm war ein Schicksal vorherbestimmt, größer als die meisten Wesen es sich vorstellen konnten. Ihm war es vorherbestimmt, die Linie der Söhne des Lichts zu unterbrechen, durch einen Kampf auf Leben und Tod. Und kein neuer Sohn des Lichts würde erwählt werden, da er in der Lage sein würde, das Blut seines Feindes trinken zu können und damit würde er dessen weißen Teil der Seele in sich aufnehmen. Dieser Zusammenschluss der gespaltenen Seelen in einem Sohn der Finsternis würde zu einem Umsturz der Macht führen. Denn damit würde er und nur er allein, die Macht über alle Dämonen erhalten und auch die Fähigkeit, sich die Oberwelt Untertan zu machen. Der Grund, warum gerade er diese Macht hatte, das Schicksal der Welt zu verändern, war die seltene Sternenkonstellation, unter der er und auch der derzeitige Sohn des Lichts, John Sinclair, geboren worden waren. Sie verlieh dem Guten die Fähigkeit, immer wieder zu überleben und Freunde anzulernen, Menschen, die ihn in seinem Kampf unterstützten. Bisher hatte das noch kein Sohn des Lichts geschafft, alle waren Einzelkämpfer gewesen und für die Dämonen sehr oft eine leicht, zu leichte Beute. John Sinclair war der älteste, den es je gegeben hatte. Er würde in einer Woche 39 Jahre alt werden. Gerrit spürte wieder dieses Pulsieren in seinen Adern, wenn er an diesen Tag dachte, der natürlich auch sein Geburtstag war. An diesem Tag konnte er sich aus seinem Gefängnis befreien, welches sein Körper noch für ihn war. Seine Kräfte wuchsen, der Kampf stand bevor, er war stark genug, auch wenn er seine Macht noch nie hatte austesten können. Denn sie war in ihm eingeschlossen, gefangen und konnte nur mit Hilfe des richtigen Schlüssels befreit werden. Der Schlüssel, der auch seine mächtigste Waffe werden würde im Kampf gegen seinen Todfeind. Diesen Schlüssel suchte er und viele niedere Dämonen halfen ihm, auch um einen guten Stand zu haben, sollte Gerrit tatsächlich seinen vom Schicksal vorherbestimmten Platz einnehmen. Die mächtigeren Dämonen hielten sich weitestgehend zurück, beobachteten, so wie sie es meistens taten und warteten ab. Eine von ihnen hatte sich zum Sohn der Finsternis bekannt, auch um ihn im Auge zu behalten und später in seiner Gunst zu schwelgen. Es war Asmodina, die Tochter des Teufels. Sie versuchte, Gerrit immer wieder dazu zu bringen, Menschen zu töten, um ihm so jegliche Chance zu nehmen, sich eventuell doch noch für die gute Seite zu entscheiden. Denn noch ging er auf der Grenze entlang, hatte eine menschliche Seele, an die sich der böse Teil einfach angeheftet hatte, konnte Menschen helfen, wenn er wollte und manchmal wollte er das tatsächlich. Er hatte eine normale Arbeit, ausgerechnet als Polizist, was ihm viele Dämonen übel nahmen, aber ihm machte es Spaß, er konnte nämlich etwas, was Dämonen nicht konnten. Lachen. Er hatte echte Gefühle und er hatte Spaß. Er wusste, dass er mit seinem Sieg im Kampf gegen den Sohn des Lichts und dem damit verbunden Tod seiner menschlichen Seele, diese Gefühle verlieren würde, aber warum sollte er sie nicht auskosten, solange wie sie in ihm waren. "Prophezeiungen, Tausende von Jahren alt und in keiner einzigen steht beschrieben, wie der Schlüssel zu meinen Kräften aussieht. Verflucht noch mal, wie soll ich ihn finden?" "Wir werden ihn finden." Asmodina saß mal wieder auf seinem Thron. Es war in diesem Teil eines dämonischen Universums ihr Lieblingsplatz. "Er muss eine sehr starke schwarzmagische Aura haben. Wir werden ihn finden." "Hoffentlich vor den anderen." Langsam erhob sich Gerrit vom Boden und blickte die Teufelstochter an, die ihre langen roten Haare durch ihre Finger gleiten ließ. "Reden, Versprechen, sonst nichts. Wir haben keine Ahnung, wo sich meine Waffe befindet. Und ich darf sie selber nicht suchen, da Sinclair sie auch sucht und er mich nicht erkennen darf. Ich bin hilflos, das nervt." Asmodina stand auf und ging langsam auf ihn zu. Sie sank vor seinen Beinen auf die Knie und glitt mit ihren Händen über seinen langen schwarzen Umhang. "Es tut mir leid, dass wir dich enttäuschen. Aber ich werde alles möglich machen, um deine Waffe zu finden, mein Herr." Ihr roten Augen blickten zu ihm hinauf. Gedankenverloren glitt seine behandschuhte Hand über eines ihrer Hörner, die aus ihrem Kopf ragten. "Dann mach das, Asmodina. Hilf mir und es wird dein Schaden nicht sein. Doch wenn du versagst, nehme ich dich mit in den Abgrund." Drohend blickte er sie an. Seine menschlichen eisblauen Augen, die in dieser Dimension meist von seinen dämonischen schwarzen überlagert waren, blitzten. Sie erhob sich und küsste seine Lippen. Obwohl sein Gesicht geschützt war von einer silbrigen Maske, die aussah, als würde sie fließen, spürte er das Brennen dieses Kusses. "Wie du befiehlst, mein Herr und Meister." Gerrit sah ihr lächelnd nach, die Maske zeichnete seine Belustigung durch eine Bewegung der Mundwinkel nach oben, ab. Asmodina wollte seine Gefährtin werden, das hatte er vor langer Zeit gespürt. Sie liebte seine Macht, die er haben würde, sein menschliches Aussehen, was sich nach seinem Aufstieg noch ein wenig verändern würde und seine brutale Härte, die er auch jetzt schon an den Tag legte, wenn etwas nicht nach seinem Willen geschah. Und doch waren ihre Küsse wie ein Gifthauch aus der Hölle und sie hätten jeden Menschen sofort getötet, auch ihn, aber die Maske schützte ihn. Er selber mochte Asmodina aus einem Grund. Sie diente ihm. Und er war bereit, sie als Gefährtin zu akzeptieren. Nicht für die Ewigkeit, aber doch so lange, um seine Schuld zu begleichen. Und dass ihr Vater Asmodis ihn als künftigen Schwiegersohn gern in seine Familie aufnehmen würde, gefiel ihm. Der Satan war normalerweise an Wesen nicht interessiert, die nicht ständig mordeten und dazu auch noch eine menschliche Seele besaßen, es sei denn, um sie zum Bösen zu bekehren. Aber in Gerrit sah er bereits jetzt den Vater seiner zukünftigen Enkel. So hatten die Dämonen teilweise die selben Probleme wie die Menschen. Lächelnd sah er auf seine Uhr und verzog das Gesicht. Genug der Familienplanung, er musste sich noch um seinen Job kümmern. Seine Kollegen warteten sicher schon. Seine Kollegen, Freunde von John Sinclair seit einigen Monaten. Die Kollegen, die nicht einmal ahnten, dass er sie bald beherrschen würde. Dass sie in einer Welt lebten, die sehr bald allein der Gnade seiner Launen ausgeliefert war. Daran glaubte er, so war es ihm vorherbestimmt. Vielleicht würde er Gnade walten lassen und ihnen die Qualen der Hölle ersparen, als Dank für den Spaß, den er mit ihnen hatte, solange er als Mensch gelebt hatte. Vielleicht.
"Micha?" Alex sah sich suchend im Büro um. "Michael?" "Hier", stöhnte der. Er hockte unter seinem Schreibtisch und suchte dort nach etwas. Seine Kollegin legte sich über den Tisch und blickte zu ihm hinab. "Was suchst du?" "Kontaktlinse", murmelte der und tastete weiter mit der flachen Hand über den Boden. Alex lachte auf. "Bitte was?" Er hielt inne und verrenkte sich bald den Hals, um sie anzusehen. "Ich suche meine Kontaktlinse. Du weißt doch, was das ist, oder?" Als sie immer noch lachte, knurrte er leise. "Ja, sehr witzig. Ich bin eben nicht mehr der Jüngste, da braucht man schon mal Sehhilfen." Immer noch lachend hockte sich Alex neben ihn und half ihm beim Suchen. "Entschuldige. Ich lache nicht über die Tatsache, dass du Kontaktlinsen trägst, weil du sie brauchst, sondern darüber, dass du es bis jetzt verheimlicht hast. Eitler Kerl. Wie wäre es mit einer Brille?" Sie fand das verlorene Stück und reichte es Michael, der die Linse vorsichtig in eine Reinigungslösung fallen ließ. "Ich war ja beim Optiker wegen der Linsen und hab auch ein paar Modelle aufprobiert, aber irgendwie steht mir nichts." Sie sah ihn eine ganze Weile an. "Lass dir den Bart wieder wachsen, dann hat dein ganzes Gesicht andere… wie soll ich sagen… Konturen, Proportionen, was auch immer. Darauf könnte man eine Brille abstimmen, da bin ich mir sicher." Grinsend sah sie ihn an. "Und es würde dir garantiert richtig gut stehen." Unsicher sah er sie an. "Okay. Ich versuch es. Aber du musst dann mitkommen und aussuchen helfen." "Klar doch", versprach Alex ihm. Die Bürotür ging auf. "Morgen." "Morgen, Gerrit." Michael begrüßte ihn, froh über die Ablenkung von seinem Äußeren. "Du hast mir den Bericht über die Observation noch nicht hingelegt." "Entschuldige, das habe ich total vergessen. Aber da nichts bei raus gekommen ist, ist es eh egal." Er gab ihm die Akte, die er aus versehen mit in sein dämonische Reich genommen hatte. Asmodina hatte es nicht fassen können, dass er dort tatsächlich angefangen hatte, einen Bericht zu schreiben. "Wir haben immer noch keine Hinweise, dass Kovac tatsächlich mit Menschen handelt. Und auch nicht, dass die toten Mädchen je in seinem Haus gewesen sind." "Wir haben inzwischen 86 tote Frauen gefunden. 86! Allen wurde die Kehle durchgeschnitten. Sie kamen aus verschiedenen Ländern, hatten nichts miteinander zu tun. Alle lagen im Park in der Nähe von Kovacs Anwesen, aber es gab nie Fußabdrücke oder Reifenspuren." Seufzend setzte Alex sich auf ihren Platz. "So kommen wir an diesen Dreckskerl nicht ran. Der verarscht uns doch. Ich bin mir sicher, der weiß, dass wir ihn observieren." "Mich würde mal interessieren, wer die Dame ist, die ihm seit einigen Tagen ständig hinterher rennt." Michael zeigte kurz das Bild hoch und wedelte damit durch die Luft. "Bodyguard", mutmaßte Gerrit. Die Frau, die Michael meinte, war groß, hatte lange, blonde Haare, trug immer schwarze Lederklamotten und war eiskalt. Sie hatte ständig eine geladene und entsicherte Maschinenpistole in der Hand und jedes Mal, wenn man sie festnehmen wollte, entkam sie. Es war wie verhext. "Ich habe ihr Bild aus Spaß mal an die ausländischen Behörden geschickt." Alex durchsuchte ihren E-Mail-Account nach Antworten und wurde zu ihrer Verwunderung auch fündig. "Hey, ich hab was. Sie kommt aus London und ihr Name ist Pamela Scott, sie wird wohl auch unter dem Spitznamen Lady X geführt. Die Londoner Polizei sucht sie wegen… 154 Morden." "Was? Und die spaziert hier einfach so in der Gegend herum?" Michael runzelte die Stirn. "Was zum Teufel geht hier vor?" 'Lady X?', dachte Gerrit. Er hatte von der Frau schon gehört, Asmodina hatte sie mehrfach erwähnt, aber gesehen hatte er sie noch nie. 'Was tut die hier?' Sie war einer der wenigen Menschen, die direkten Kontakt zum Reich der Dämonen hatte. Sie kannte dort hohe Wesen und war beliebt, wegen ihre absoluten Kaltblütigkeit. Asmodina arbeitete gern mit dieser Frau zusammen und hatte sie eigentlich ausgesandt, John Sinclair abzulenken. Die beiden hatten noch einige offene Rechnungen zu begleichen. Wenn die Scott hier war, würde auch John irgendwann hier auftauchen und das konnte er im Moment eigentlich nicht gebrauchen. "Gerrit?" Alex sah ihn fragend an. "Was hast du? Du guckst so finster." "Nichts. Ich frage mich nur, was eine gesuchte Mörderin mit Kovac zu tun hat. Wen die eine MPi dabei hat, schneidet sie ihren Opfern doch nicht die Kehle durch. Außerdem, Kovac will doch auf freiem Fuß bleiben, warum sollte er also mit so einem Menschen zusammenarbeiten? Bodyguards gibt es wie Sand am Meer, warum jemand, der bei der Polizei so viel Aufmerksamkeit erregt?" "Gute Frage", gab Michael zu. "Vielleicht sollten wir ihn einfach mal fragen?" "Geht nicht, dann wüsste er auf jeden Fall, dass wir ihn ständig beschatten." Michael und Alex mussten noch nicht wissen, wen sie da vor sich hatten und dass diese Frau eine Verbindung zu John Sinclair war. Alex würde sich sicher darüber freuen, liebte sie den Geisterjäger doch abgöttisch. Aber Gerrit hatte keine Lust, diesen Mann hier zu haben. Oder doch? Der suchte den Schlüssel, den er haben wollte. War es da nicht besser, ihn hier in seiner Nähe zu wissen, wo er ihn ständig im Auge hatte? Er grinste in Richtung von Alex. Hier in seiner Nähe, wo der Geisterjäger abgelenkt war. "Der Einwand ist nur zu einem Teil berechtigt." Michael tippte mit einem Kuli auf dem Tisch herum. "Ich bin mir inzwischen auch sicher, dass der weiß, dass er beschattet wird. So dämlich ist er doch nicht, das nicht zu merken." Gerrit tat so, als würde er darüber nachdenken. "Vielleicht hast du Recht." Er sah Alex an. "Welche Polizeibehörde sucht die Frau eigentlich?" "Scotland Yard", sagte Alex grinsend. Michael stöhnte auf. "Keine Sorge, Micha, die hat eine Geburtsurkunde, sie ist ein Mensch und damit kein Fall für John." "Ein Mensch, der mindestens 154 Morde begangen hat und eventuell noch an weiteren 86 beteiligt war. Mich wundert es eh, dass uns die Presse nicht die Bude einrennt. Kirkitadse hat echt gute Arbeit geleistet, um diese Mordserie zu vertuschen." "Er vermutet auch mehr dahinter." Gerrit sah seine Kollegen ernst an. "Darum vertuscht er alles." "Was machen wir also?" Alex sah die Jungs an. "Kovac fragen, wegen dieser Lady X? Weiter observieren? Das Haus mal auseinander nehmen?" "Letztere Möglichkeit würde ich nicht in Erwägung ziehen." Gerrit streckte die Beine aus. "Wenn der Kerl 86 Frauen auf dem Gewissen hat, dann wehrt der sich mit allen Mitteln." Nach dem Austausch der aktuellen Tatsachen, saßen die drei Kommissare in ihrem Büro und sahen sich gegenseitig fragend an. Sie wussten wirklich nicht, wie sie in diesem Fall weiter vorgehen sollten. Er war einfach zu unfassbar.
Michael mit Kontaktlinsen...hihi... Wer ist Lady X? Sie hat ja indirekt i-was mit dem dämonischen Reich zu tun. *grübel* Das Ende kann ich mir gut vorstellen, wie verzweifelt die kommis sind.
Im Kloster St. Patrick in der Nähe von London lebte der Mönch Ignatius. Ein alter Mann, eingeweiht in Dinge, die die meisten Menschen beharrlich leugneten. Er wusste, dass es nicht nur die sichtbare Welt gab, sondern auch noch andere Dimensionen. Dimensionen, in denen das Chaos herrschte und Dämonen die Herrschaft führten. Leider blieben eben diese Dämonen nicht dort, sondern wollten auch immer wieder die Welt der Menschen übernehmen. Und seit er dies als junger Mann erkannt hatte, hatte er sich den wenigen angeschlossen, die gegen das Böse kämpften. Im Zuge dieser Arbeit war ihm John Sinclair über den Weg gelaufen, der Sohn des Lichts, der einzige offizielle Kämpfer gegen das Böse. Er hatte ihm anfangs geholfen, Silberkugeln herzustellen und zu weihen, damit der sich verteidigen konnte. Irgendwann war John mit alten Texten zu ihm gekommen und hatte ihn gebeten, diese zu übersetzen. Und das war mittlerweile seine Hauptarbeit. Ignatius hatte sich schon oft gewundert, dass es so viele Prophezeiungen gab, wo doch keiner an Dämonen glauben wollte. Vor einigen Monaten war John mit einem Text gekommen, der Ignatius mehr als nur Kopfzerbrechen bereitete. In diesem Text, der in einer Sprache verfasst war, die der Mönch erst einmal lernen musste, hatten sie zum ersten Mal über die Seelenteilung erfahren und von den Söhnen der Finsternis gehört. Schockiert hatten sie feststellen müssen, dass ausgerechnet Johns Gegenüber besonders mächtig war und nach der Weltherrschaft strebte. Seitdem suchte Ignatius in den Texten nach mehr Hinweisen und ihm lief die Zeit davon. Denn, dass Johns Geburtstag in einer Woche ein wichtiges Datum für beide Männer sein würde, soviel hatten sie inzwischen begriffen. So saß der alte Mönch Tag und Nacht und tat mehr, als für seine Gesundheit gut war. Auch jetzt saß Ignatius grübelnd über unzähligen Blättern, die ein Wirrwarr bildeten, was nicht nach koordinierter Arbeit und Fortschritt aussah. Er hing an einem Teil, bei welchem ihm sein Gefühl sagte, dass es wichtig war. Aber was hieß nur dieses Wort, welches den Sohn der Finsternis beschrieb. Vielleicht war es ein wichtiges Merkmal, welches ihn identifizierte. Er suchte weiter, wälzte Bücher und nickte schließlich. Natürlich, das war es. "Der Sohn der Finsternis ist…" Der Mann runzelte die Stirn. Dann riss er entsetzt die Augen auf. "… unsterblich", murmelte er leise. "Nur er selber kann die Unsterblichkeit aufgeben, durch eine selbstlose Tat, die im Gegensatz zu seiner Bestimmung steht, aber doch in seiner Macht liegt." Nein, das war nicht möglich. Nichts und niemand war unsterblich, dass hatte er im Laufe der Jahre gelernt. Es musste eine Möglichkeit geben, ihn zu vernichten, auch ohne dass der etwas dazu beitrug oder er hatte einen Fehler bei der Übersetzung gemacht. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Eine andere Möglichkeit durfte es nicht geben. Er las erneut einen Teil, den er vor langer Zeit schon übersetzt hatte. "Wenn ihre Kräfte, gebündelt in den Schlüsseln ihrer Macht, sich treffen, werden ihre Seelen zwischen ihnen stehen, im Raum zwischen Licht und Finsternis. Dies allein ist die Möglichkeit…" Er stockte. "…ihn zu vernichten." Er schüttelte den Kopf. "Das geht nicht", murmelte er hektisch. "Wenn ihre Seelen sich im Raum zwischen Gut und Böse treffen, werden sie sich vereinigen. Der Sieger des Kampfes müsste beide Teile in sich aufnehmen, da er sonst nicht lebensfähig ist, indem er das Blut des Gegners trinkt. Dann wäre er Herrscher über die Ober- und die Unterwelt." Er blätterte hektisch weiter. "Das will John nicht, er will nicht herrschen. Wo steht es denn nur? Ich habe das doch schon mal gelesen. Er kann den dunklen Teil der Seele töten, wenn sie sich außerhalb des Körpers seines Gegenübers befindet." Hastig blätterte er weiter, während er seine Gedanken laut formulierte. "Ah hier." Endlich hatte er die Passage gefunden. "Der dunkle Teil der Seele ist nur zu vernichten, wenn er sich außerhalb des Körpers befindet. Genau das habe ich gesucht." Er sah den Zusatz, der dahinter stand und las weiter. "'Doch wisse, einmal vereint, sind die Teile untrennbar verbunden. Stirbt der dunkle Teil in diesem Moment, dann…'" Der Rest des Satzes traf ihn wie ein Schlag. Er sprang auf und rannte, so schnell seine alten, müden Beine dies zuließen, zum Telefon. Er musste mit John reden. Sehr, sehr dringend.
Danke Nic *knuddel*. Ja, spannend wird der ganze Teil, hoffe ich.
Mein Leben war im Moment relativ ruhig. Spezielle Fälle für mich gab es nicht, mein Chef im Yard, Sir James Powell, hatte nichts zu tun und das hieß automatisch, er hatte gute Laune, da ihm mal keine Probleme über den Kopf wuchsen. Mir gefiel das nicht. Es war, als ob die Dämonen die Füße still hielten und auf etwas warteten. Und wenn die warteten, anstatt Ärger zu machen, standen mir Probleme ins Haus. Als mein Telefon in meinem Büro klingelte, hoffte ich auf einen Fall. Aber es war nur Ignatius, der mich um ein sofortiges Treffen bat. Und ich sollte Suko und Bill mitbringen. "Bill ist nicht da. Er ist in Köln, Deutschland, bei einem Journalistentreffen." "Bring Suko mit und sag Sir James endlich, wonach wir forschen." Sir James hatte ich bisher noch nicht viel vom Sohn der Finsternis erzählt. Das holte ich jetzt im Schnellverfahren nach, sorgte dafür, dass der Mann wieder schlechte Laune hatte, so wie ich ihn kannte und mich anschnauzte, gefälligst sofort zu Ignatius zu fahren. "Suko, komm mit." Mein chinesischer Partner sah von seinem Schreibtisch hoch, folgte mir aber sofort. Wir arbeiteten seit Jahren zusammen, waren enge Freunde und er war ein Mensch, der keine unnötigen Fragen stellte. Er wartete, bis ich ihm erklärte, worum es ging. Das tat ich auch als wir in meinem Bentley saßen und in Richtung St. Patrick fuhren. "Hat Ignatius etwas Konkretes gesagt?" "Nein, nur dass ich eben sofort kommen soll." "Und warum hast du Powell verärgert?" "Ignatius wollte, dass ich es tue. Ich denke, er hat endlich etwas herausgefunden, was uns weiterhilft, sonst würde er nicht so einen Wirbel machen." Suko nickte und schwieg. Er starrte nach draußen auf die Straße und ließ mich in Ruhe fahren. Auch ich hatte keine Lust zu reden. Dafür machte ich mir jetzt zu viele Sorgen. Ich war froh, als wir eine Stunde später am Kloster ankamen. Wenn ich eines nicht mochte, war es warten. "John, kommt mit in den Garten, ich brauche etwas frische Luft." Ich sah den Mönch an, der für mich zu einer Art väterlichem Freund geworden war. Er sah sehr müde aus und zu meinem Entsetzen auch sehr deprimiert. Wir hatten schon oft schwierigen Gegnern gegenüber gestanden, aber immer hatte Ignatius mir einen Hinweis geben können, worauf ich achten musste und ich hatte die Typen dann erledigt. "Suko, entschuldige, ich bin sehr müde." Er reichte ihm die Hand und setzte sich dann auf eine Bank, in einem kleinen Park, der zum Kloster gehörte. Der Chinese winkte ab, solche Nebensächlichkeiten bedeuteten ihm nichts. "Ignatius, teile deine Sorgen mit uns." "Der Sohn der Finsternis hat einen unglaublichen Vorteil dir gegenüber, John. Er ist durch einen, nennen wir es Bann, geschützt. Bis zu dem Tag, wo er seine Kräfte erlangt. John, bis zu diesem Tag ist er vollkommen unverwundbar. Und auch wenn du ihn ab diesem Tag verletzen kannst, du kannst ihn nicht töten. Er ist unsterblich." Das war ein harter Schlag. Ich hatte gehofft, ihn überraschen zu können, während er seine Waffe noch nicht gefunden hatte. Aber der Teil war kein wirkliches Drama. "Dann muss ich ihm eben im Kampf gegenüber treten, wenn er seine Macht erlangt hat. Es wird schwerer, aber ich sehe da kein Problem." "Noch hat er seine Waffe nicht, da bin ich mir sicher. Er hätte es uns längst wissen lassen." Suko sah mich an, ich nickte. "Vielleicht finden wir sie doch noch vor ihm." "Die Sternenkonstellation an eurem Geburtstag in einer Woche ist dieselbe wie am Tag eurer Geburt. An diesem Tag wird er seine Kräfte erlangen, spätestens. Auch wenn er seine Waffe dann nicht hat, wird er die Macht der Hölle nutzen können." "Aber er wäre geschwächt. Gut, ich kann ihn nicht töten, aber doch verletzen. Wir sollten weitersuchen, vielleicht finden wir die Waffe doch." "Hast du eine Idee, wo?" "In der Kanalisation, bei den Vampiren." In unserem letzten Fall hatten wir das Gespräch einer Gruppe Vampire belauscht, die sich über eine Waffe unterhalten hatte, die man dem Sohn der Finsternis verkaufen wollte. Ich setzte alle meine Hoffnungen in diese Vermutung, da wir keinen einzigen anderen Hinweis hatten. Suko grübelte. "Was meintest du mit unsterblich?" Er sah Ignatius fragend an. "Das, was ich sagte. John, wenn du ihm entgegentrittst, nach eurem Geburtstag, kannst du ihn verletzen, aber nicht töten. Er dich schon." "Jaja, das habe ich ja nun kapiert. Verflucht. Wieso ist er so stark? Woher diese Macht?" "Ganz einfach, du bist stark. Unglaublich stark. Seit Jahren schon schaffst du es immer wieder, deine Gegner in die Knie zu zwingen. Er ist genauso stark wie du, aber er hat seine Kräfte gebündelt, für einen einzigen Moment. Den Kampf mit dir." Das klang überhaupt nicht gut. "Kann man ihn bannen? Einsperren? Irgendetwas in die Richtung." "Keine Ahnung. Ich suche weiter." Irritiert sah ich Ignatius an. "Was ist noch?" "Also, es gibt da wohl eine Möglichkeit, ihn zu vernichten. Wenn er im Kampf seine Waffe nutzt und du deine mächtigste, dein Kreuz, dann wird mit der Zeit eine Menge Energie frei. Diese Energie wird eure Kämpferseelen hervor reißen und sie wieder vereinen. So ist es vorhergesagt. Sie vereinen sich und sind der Preis für den Sieger. Im Moment des Zusammenschlusses ist der dunkle Teil verwundbar. Dann kannst du ihn zerstören." "Super", sagte ich. Damit hing es an meinem Timing. Suko aber holte mich von meiner Euphoriewolke sehr schnell wieder runter. "Moment. Wenn er den dunklen Teil zerstört, dann stirbt auch der weiße. John hatte nie eine Wahl, ob er kämpfen will, im Gegensatz zu diesem Typen." "Das ist das Problem. Der Sohn der Finsternis wäre ein einfacher Mensch, wenn er den dunklen Teil der Seele verliert. Aber es werden beide Teile sterben. Und ein Sohn des Lichts hat nie eine Wahl. Deine Seele, John, deine Menschliche, ist fest mit dem weißen übermenschlichen Teil verbunden, der dich zum Sohn des Lichts macht." Langsam begriff ich. "Wenn ich das Böse in ihm töte, das Mächtige, dann besiegele ich auch mein Schicksal." "Ja. Dass überhaupt so viel Energie erzeugt wird, um die Seelen von euch zu lösen, ist noch nicht einmal sicher. Dazu muss der Kampf lange dauern und sehr hart sein." Ignatius wirkte erschöpfter denn je. "Er ist uns unglaublich im Vorteil", wiederholte er seinen Satz vom Beginn unseres Gesprächs. "Eigentlich können wir nur warten und hoffen, dass du ihn im Kampf soweit schwächst, dass du entkommen kannst." "Ein endgültiger Sieg ist also nicht möglich." "Nur, wenn du dich selber opferst."
"So kann das nicht weitergehen." Fluchend lief Staatsanwalt Kirkitadse durch das Büro und wedelte mit einer Akte herum. "Wieder drei tote Frauen. Sie sind laut Obduktionsbericht seit zwei Tagen tot." Alex und Michael saßen schweigend und mit leicht eingezogenen Köpfen hinter ihren Rechnern, nur Gerrit sah dem tobenden Mann interessiert zu. Seiner Meinung nach hätte der Staatsanwalt einen guten Dämon abgegeben. Wenn er böse wäre. Er grinste leicht. "Was grinsen Sie so dämlich, Herr Grass? Finden Sie das etwa lustig?" "Nein, Herr Kirkitadse, tut mir leid." Er machte ein entschuldigendes Gesicht. "Keineswegs." "Die Spurensicherung hat wieder keine Spuren gefunden. Keinen einzigen Schuhabdruck, nichts." "Wir holen uns Kovac noch mal her und befragen ihn." "Wie oft denn noch, Herr Naseband. So kommen wir nicht weiter, das müssen Sie doch gemerkt haben." Alex sprang wütend auf. "Das sehen wir auch, Herr Staatsanwalt. Es macht uns keinen Spaß, dass dieser Typ uns auf der Nase herumtanzt, aber wir haben das Haus durchsucht und nicht eine Blutspur gefunden. Damals waren bereits 12 Leichen aufgetaucht. Was sollen wir denn machen?" Der Mann kam langsam wieder runter und verzog das Gesicht. Er sah unwillig ein, dass es nichts brachte, die Kommissare anzubrüllen. Stöhnend rieb er sich über die Stirn. "Ich weiß nicht, wie lange ich das noch geheim halten kann. Es zerrt einfach an den Nerven." "Bei uns auch, Herr Kirkitadse", sagte Gerrit. "Wir sollten trotzdem noch einmal mit Kovac reden. Auch über diese Lady X." "Lady X?" "Pamela Scott. Sie stammt aus London und arbeitet für Kovac. Seit zwei Monaten." "Damals sind die ersten Leichen aufgetaucht und von da an mehrere pro Woche." Kirkitadse brummte leise vor sich hin. "Gut, holen Sie ihn her. Ich bin bei der Vernehmung dabei." Michael nickte, auch wenn ihm das gar nicht Recht war. Kovacs Verhalten provozierte bei Kirkitadse Wutausbrüche, die keiner der Kommissare in diesem Ausmaß von dem Staatsanwalt kannte. Aber es würde nichts bringen, wenn sie versuchten, ihn davon zu überzeugen, dem Verhör nicht beizuwohnen. Als Kirkitadse aus dem Raum raus war, murmelte Gerrit: "Das bringt doch nichts. Warum sollte er jetzt etwas anderes sagen als die 40 Male, die wir ihn schon hier hatten." "Was sollen wir sonst machen?" Alex griff zum Telefon und wies zwei Kollegen an, Kovac ins K11 zur Vernehmung zu bringen.
"Herr Naseband, Frau Rietz, Herr Staatsanwalt. Langsam kann ich ja hier einziehen. Was ist denn nun schon wieder?" "Das wissen sie doch genau", fuhr Kirkitadse ihn erbost an. "Oder sind Ihnen die letzten drei Opfer entgangen? Die Toten, die in Ihrem Park lagen?" "Wie oft denn noch? Es ist nicht mein Park, sondern der Park, der hinter meinem Grundstück liegt. Jeder kann dort hin. Vielleicht will mir jemand was unterschieben." "Unterschieben? Wer?" Michael hob seinen Kuli ein wenig, um damit die Namen notieren zu können. "Woher soll ich das denn wissen? Das ist doch wohl Ihr Job, das zu ermitteln." Michael verzog das Gesicht und legte den Kuli wieder weg. "Also keine Namen. Nun, dann vielleicht mal ein Name von mir. Pamela Scott. Oder nennen Sie sie Lady X?" "Das geht sie einen Scheißdreck an", knurrte Kovac und funkelte Michael an. Alex zog eine Augenbraue hoch. "Sie wissen schon, dass die Dame gesucht wird, oder?" "Verhaften Sie sie, Frau Rietz. Gehen Sie in mein Haus und nehmen Sie Lady X fest. Wenn Sie sie finden." "Sie gewähren einer Mörderin Unterschlupf. Einer Massenmörderin." Kirkitadse schlug mit der Faust auf den Tisch. "Sie machen sich damit strafbar." Langsam wurde auch Kovac sauer. "Holen Sie sie. Lady X arbeitet nicht für mich, klar? Sie macht ihr eigenes Ding. Und ich werde den Teufel tun und ihr irgendwelche Vorschriften machen." "Sie haben Angst vor ihr." Michael war wirklich erstaunt. "Angst, nein. Ich habe vor niemandem Angst. Aber ich weiß, wo meine Grenzen sind und sie trägt ihre MPi nicht zur Zierde. Sie benutzt diese Knarre, klar? Noch Fragen?" "Ja", Alex stand auf und ging zum Fenster. "Warum bringen Sie diese Frauen um? Was machen Sie mit ihrem Blut?" Kovac lachte leise und stand auf. "Ich kann also gehen." Er öffnete die Tür des Vernehmungszimmers, blieb dann aber mit einem bösen Lächeln stehen. "Nehmen wir mal an, ich hätte etwas mit den Morden zu tun." Er sah die drei Augenpaare, die ihn erstaunt musterten. "Vielleicht will ich ja unsterblich werden." Damit ging er. "Was soll denn der Unsinn?" Kirkitadse stand auf und ging mit den Kommissaren in deren Büro. "Unsterblich werden. Als Massenmörder ewig in den Gehirnen der Menschen und auf Titelseiten rumspuken oder was?" "Dann würde er doch dafür sorgen, dass die Presse davon erfährt. Bisher weiß kein Journalist von den…" Michael runzelte die Stirn, als er den unbekannten Mann auf der Couch im Büro sitzen sah. "Wer sind Sie denn?" Der Unbekannte erhob sich langsam und kam auf die Kommissare zu. Er trug eine leichte Jacke, Jeans und über der Schulter hing eine Laptoptasche. "Ich habe von den toten Frauen gehört und hätte mal ein paar Fragen dazu." Er hatte einen relativ starken Akzent. Kirkitadse zog die Tür zu. "Woher wissen Sie davon?" "Ich habe meine Quellen." Michael stöhnte auf. "Journalist", knurrte er. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch. "Verschwinden Sie." "Das werde ich nicht. Der Verdächtige, dieser Kovac, hat da etwas gesagt, als er Ihr… wie nennen Sie das gleich wieder… Verhörzimmer…" "Vernehmungszimmer", half Alex ihm. Der Mann lächelte ihr zu. "Danke. Er hat gesagt, er will unsterblich werden, wenn ich das richtig mitbekommen habe." Michael war über dessen Hartnäckigkeit verwundert. "Ja. Hat er Sie informiert? Will er, dass Sie über ihn schreiben?" "Schön wär´s, dann könnte ich Ihnen jetzt das Interview zeigen und Sie hätten Beweise." Kirkitadse sah ihn zweifelnd an. "Würden Sie das denn?" "Selbstverständlich." Sein Blick war offen und ehrlich. "Bitte, beantworten Sie mir drei Fragen. Es könnte sehr wichtig sein." "Welche?" Alex sah ihn interessiert an. Der Mann hatte etwas, was ihn sympathisch machte. "Ersten, wie viele Opfer gibt es bis jetzt? Zweitens, wie wurden sie umgebracht? Und drittens, waren sie noch Jungfrauen?" Michael sah Kirkitadse fragend an, der zuckte leicht mit den Schultern. Er sah eigentlich keinen Grund, diesen Mann von bislang geheimen Untersuchungsergebnissen zu erzählen. Aber andererseits kamen sie nicht weiter. Schließlich nickte er leicht. "Gut", murmelte er leise. Er sah den Journalisten an. "Erstens, 89 tote Frauen." Der riss die Augen auf. "Zweitens, ihnen wurde die Kehle durchgeschnitten. Und drittens", Kirkitadse stutzte und sah Alex und Michael an. "Waren Sie Jungfrauen?" Michael sah die letzten drei Akten durch. "Ja, stimmt. Ich habe nicht alle Akten im Kopf, aber ich meine, sowas gelesen zu haben. Gut, die Frauen… Mädchen waren noch sehr jung, geschätzt meist so um die 15 Jahre oder etwas älter. Deshalb haben wir darauf gar nicht so geachtet." "Worauf wollen Sie hinaus?" Alle drei sahen den Mann an. "Man sagt dem Blut von Jungfrauen eine lebensverlängernde Wirkung nach. Es gibt Texte, alte Schriften, in denen erwähnt wird, dass das Opfer von 100 Jungfrauen an den Satan einem Menschen die Unsterblichkeit bringen kann." Michael, Alex und Kirkitadse standen wie vom Donner gerührt da. Hatte Kovac gar nicht Ruhm und Bekanntheit gemeint, sondern tatsächlich die Unsterblichkeit? Hatte er das Blut geopfert, um unsterblich zu werden. "Sie sagten, er hat bereits 89 Mädchen getötet. Dann ist das Ritual fast beendet. Wir müssen ihn stoppen, bevor er zu mächtig ist." Der Mann lief langsam im Büro auf und ab. "Ich frage mich nur, wer ihn unterstützt. Allein ist so ein logistischer Aufwand kaum zu schaffen. Außerdem braucht er eine Verbindung zur Unterwelt." Verblüfft darüber, wie selbstverständlich dieser Mensch über Dämonen sprach, reichte Alex ihm das Foto. Sie sagte nichts weiter, wollte sehen, wie weit er eingeweiht war. "Die Scott. Natürlich. Darum hat sie sich in London so rar gemacht." "Sie kommen aus London?" "Ja." "Und Sie sind Journalist?" "Wie ich bereits sagte." Er lächelte der blonden Frau zu. "Sie wissen, dass es Dämonen und sowas gibt." Seufzend nickte er. "Zu meinem Leidwesen wissen die Dämonen auch, dass ich es weiß." Gerrit kam zur Tür herein und fühlte sich von einem unbekannten Mann angestarrt. Er erwiderte den Blick und zog eine Augenbraue hoch. "Hab ich was im Gesicht?" "Diese Ähnlichkeit. John hat es ja erzählt, aber… wow." Alex lachte leise. "Sie sind Bill Conolly, oder?" Der sah sie grinsend an. "Ja, das bin ich." Er reichte ihr die Hand. "Sie müssen Alex sein. John hat oft… nein, ständig von ihnen gesprochen." Er sah wie sie rot wurde und hörte ein leises Aufstöhnen hinter sich und wand sich dem glatzköpfigen Kommissar zu. "Sie sind Michael, nicht wahr?" Der reichte ihm nickend die Hand. "Ja. Mister Conolly, nett Sie mal persönlich kennen zu lernen." "Sie sind Bill? Johns bester Freund?" "Ja." Als Bill Gerrit ansah, öffnete er wieder verblüfft den Mund. "Diese Ähnlichkeit. Unglaublich." Der grinste ihn offen an. "Laune der Natur." "Ich rufe John an. Es wird ihm zwar nicht in den Kram passen, hierher zu kommen, aber es geht nicht anders." "Wenn es ihm nicht passt, sollten wir ihn nicht belästigen. Wir kriegen Kovac auch so." Michael verschränkte die Arme vor der Brust. Bill lachte leise. "Wie oft haben Sie schon gegen Unsterbliche gekämpft? Wie der Name sagt, man kann sie nicht töten, sondern muss sie bannen. Noch besser allerdings, man hält sie auf, bevor das Ritual beendet ist." "Warum sollte es John nicht passen?", fragte Alex vorsichtig. "Ist er so beschäftigt im Moment?" "Nicht in dem Maß, wie Sie es vielleicht annehmen, Alex. Er hat im weitesten Sinn beruflich zu tun." "Das heißt?" "Da ist ein neuer Superdämon im Anmarsch. Ein etwas größerer Gegner, der ihm und damit uns allen Probleme bereiten könnte. Aber wir wissen bisher noch nicht sehr viel über ihn und seine Stärken und Schwächen. John ist etwas nervös." "Superdämon", hauchte Alex erschrocken. "Wir nennen besonders mächtige Gegner immer so. Da wir auf dem Gebiet so viel zu tun haben, waren wir eigentlich ganz froh, dass sich die anderen Dämonen zurück halten. Aber naja, John kann auch hier auf ihn warten, das muss er nicht in London tun." Damit zog er sein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein. Dann schaltete er den Lautsprecher ein. "Sinclair", knurrte John genervt ins Telefon. "Ui, schlechter Zeitpunkt." "Bill, altes Haus. Was macht der Rhein?" Der grinste. "Ich bin jetzt an der Isar." John schwieg kurz. "In München?", fragte er unsicher. "Was machst du in München?" Es klang fast drohend. "Er hilft uns bei einem Fall", sagte Alex leise. Sie stand jetzt neben Bill und schaute auf das Telefon. "Hallo, John." "Alex. Hey. Schön deine Stimme zu hören." "Oh Wunder, das Telefon ist erfunden. Damit kann man tatsächlich telefonieren." "Sehr witzig, Michael", knurrte John leise. "Bill, was machst du in München? Außer dir Alex anzugucken." "Ich suche Arbeit für dich, mein Lieber." "Davon hab ich Dank Ignatius genug." "Die Scott ist hier." "Schön weit weg von London", sagte Suko erfreut. "Hallo zusammen." "Die Scott hilft einem Typen, Jungfrauen abzuschlachten. Wir haben bereits 89 Tote. Und da sie hier ist, könnte das Ritual gelingen. Wenn du also keinen Unsterblichen als nächsten Gegner willst, dann komm her." "Nein, noch einen kann ich nicht gebrauchen. Ich komme." "Ich auch", sagte Suko hastig. "Wie meinst du das, noch einen?" "Erklär ich dir, wenn wir in München sind." Er wollte das Handy abschalten, da fiel ihm noch etwas ein. "Alex." "Ja?" "Ich freu mich darauf, dich zu sehen." "Ich mich auch." Sie strahlte das Handy an, bis Bill es ausschaltete. "John kommt her", teilte sie Michael mit. Der machte große Augen. "Nein, tatsächlich? Wie kommst du nur da drauf?" "Nur so ein Gefühl. Weiblicher Instinkt eben." "Wohl eher mädchenhafte Schwärmerei." Lachend wand sich Bill an Gerrit. "Während Ihre Kollegen beschäftigt sind, können Sie mir eventuell ein Hotel empfehlen?" "Klar, keine Problem, ich bringe Sie hin. Muss nur kurz noch meine Jacke holen, die liegt im Archiv." "Danke." Er sah Kirkitadse an. "Es ist doch in Ordnung, dass ich John eingeschaltete habe, oder?" "Ich bin für jede Hilfe dankbar, Mister Conolly." Er reichte ihm die Hand und verschwand. Bill blickte zu Alex und Michael hinüber, die fertig mit dem Streiten waren und wieder hinter ihren Schreibtischen saßen. "Der Fall wird sich wahrscheinlich einige Tage hinziehen, wisst ihr vielleicht irgendeine nette Bar, wo man etwas feiern kann?" "Feiern?" Alex sah ihn fragend an. "Wieso feiern?" "John hat in eine paar Tagen Geburtstag. Die letzten Jahre war es jedes Mal ein Drama, weil irgendwas Schlimmes passiert ist, aber Suko und ich sind eben hoffnungslose Optimisten und versuchen es immer wieder." "Wann hat er denn?" "In fünf Tagen." Alex lachte auf und sah Michael an. "Ist ja lustig. Da hat Gerrit auch."
Einen Tag später stand ich im Büro von Michael, Alex und Gerrit. Oder besser gesagt, ich saß auf Alex Schreibtisch und hielt ihre Hand. Es war merkwürdig. Die ganzen Monate, wo ich sie nicht gesehen hatte, hatte ich zwar an sie gedacht, aber wirklich schmerzlich vermisst hatte ich sie nicht, da ich akzeptierte, dass ich mit ihr nicht zusammen sein konnte. Aber in dem Moment als wir beide voreinander gestanden hatten, waren die alten Gefühle vom Februar wieder da. Es war, als wären wir nie getrennt gewesen. Ich spürte ihre Hand, die über meinen Oberschenkel strich und mich damit wieder in die Gegenwart holte. Entschuldigend sah ich mich um und grinste die anderen Anwesenden an. "Noch einmal für John", brummte Michael, was von Suko und Bill mit einem Lachen quittiert wurde. "Wir haben gerade beschlossen, dass wir heute und morgen abwechselnd die Villa von Raslan Kovac observieren. Sollten wir nichts mitbekommen, was uns weiterhilft, schauen wir uns noch mal drinnen um. Ohne, dass unsere Chefs das wissen. Hast du ein Problem damit?" "Gesetze und Anweisungen zu missachten meinst du? Nein, keineswegs." Gerrit lachte leise. "Na dann. Ich würde vorschlagen wir machen 12-Stunden-Schichten. Ich melde mich freiwillig für die erste." "Den Einsatz lobe ich mir." Bill lachte leise. "Ich gehe mit dir mit, Gerrit, wenn es okay ist." "Ja klar. Gern." "Ich mach mit Alex die nächste", sagte Michael und schüttelte den Kopf, als die protestieren wollte. "Nein, du wirst nicht mit John arbeiten. Denn, du würdest nicht mit ihm arbeiten." Lachend trennten sie sich. Bill brachte John und Suko erst einmal in ihr Hotel, damit diese sich noch ein wenig ausruhen konnten, wobei John Alex sofort versprach, nur kurz die Sachen abzustellen und dann wieder zu kommen. Die beiden waren gegen Mittag am Flughafen in München angekommen, wo sie von Alex und Michael abgeholt worden waren. Von dort waren sie direkt ins Büro gefahren. "Lass uns noch etwas arbeiten. John ist in einer Stunde wieder hier und dann willst du sicher abhauen." Alex sah ihren Kollegen strahlend an. "Ich weiß zwar nicht, wie du darauf kommst, aber ich finde die Idee sehr gut." Gerrit legte sich mit einem Grinsen auf das Sofa und schloss noch eine Weile die Augen. Er musste fit sein, denn am Abend würde er mit Bill die erste Schicht übernehmen. Mal schauen, ob er aus Johns bestem Freund ein paar Informationen herauskitzeln konnte.
Keine Kommis? Naja, macht nichts. Hier jedenfalls noch ein Teil für die Leser:
"Das klingt ja gar nicht gut." Bill schaute mich echt besorgt an. "Was willst du machen?" "Ich habe keine Ahnung", gab ich geknickt zu. "Könntet ihr die Informationen bitte zurückhalten. Ich möchte nicht, dass die deutschen Kollegen alle Details kennen." "Ach, glaubst du mir endlich?" "Suko, bitte." "Du weißt genau, dass du den Sohn der Finsternis nicht erkennen kannst." "Aber du", gab ich ein wenig bissiger zurück, als ich es wollte. "Warum nicht ich?" Bill verstand unser Rumgezicke, wie er es nannte, nicht ganz. Er bat uns, ein wenig sachlicher zu bleiben, da es ja um mein Leben ging und um das Schicksal der Welt. "Das weiß ich, Bill. Seit Ignatius mir die letzten Details genannt hat, schlafe ich verdammt schlecht." "Worauf spielt Suko an?" Er sah den Chinesen forschend an. "Was meinst du? Wen verdächtigst du?" "Hast du dich im Büro mal umgesehen? Da sollte dir was aufgefallen sein." "Gerrit. Weil er John so ähnlich sieht." Ich verdrehte die Augen. "Gerrit hat uns unterstützt, wo es nur geht. Wieso glaubst du so hartnäckig, dass er ein Dämon ist?" "Ein Dämon, nein. Ein Mensch mit einer sehr dunklen Seele, dem es vorherbestimmt ist, dich zu vernichten und die Weltherrschaft an sich zu reißen." Bill schlug in dieselbe Kerbe. "Wir wissen ja eigentlich nichts über den Sohn der Finsternis. Welche Fakten haben wir denn? Eigentlich könnte es jeder sein." "Fakten", murmelte ich. "Es ist ein Mann." "Ist Gerrit definitiv." Ich applaudierte. "Super, Suko. Du bist auch einer." Der sah an sich hinab. "Ja." Ich sah, wie er die Stirn runzelte und wollte gerade einen Spruch loslassen, als er sagte: "Ich habe aber nicht am selben Tag wie du Geburtstag." Bill riss die Augen auf. "Gerrit aber. Das hat mir Alex gestern erzählt. Er hat in vier Tagen, genau wie du, John. Wie alt er allerdings wird, weiß ich nicht." Verwirrt sah ich Bill an und wartete, dass er lachte, aber den Gefallen tat er mir nicht. Er meinte das wohl ernst. Langsam schüttelte ich den Kopf. "Das ist ein Zufall. Es gibt Milliarden Menschen auf der Welt, aber das Jahr hat nur 365 Tage, da kommt es durchaus vor, dass mehrere Leute an ein und demselben Tag Geburtstag haben." "Er hat auf mich geschossen", hielt mir Suko noch vor. "Im Kampf ist ihm ein Vampir gegen den Arm gerannt, da hättest auch du die Waffe verrissen. Du hast selber gesagt, dass er sich ganz rührend um dich gekümmert hat." "Hat er ja auch", gab Suko widerwillig zu. "Dann lasst uns diese Debatte bitte beenden. Wenn ihr Gerrit misstraut, behaltet ihn im Auge. Aber ich denke, er steht auf unserer Seite." Mit diesen Worten verließ ich das Zimmer und fuhr ins K11 zurück, um mich dort endlich mit Alex zu treffen.