Tja, was soll ich sagen... Dies ist der letzte Teil der Story. Es geht nur noch darum, was ist mit Alex, wie endet der Kampf zwischen John und Gerrit und was wird letztendlich aus allen und aus der Welt.
Die Entscheidung
Der Kampfplatz war ruhig und es bot sich jedem Zuschauer ein Bild, welches einen einfach berühren musste. Das Gute und das Böse hatten sich hier duelliert, der Boden war aufgewühlt, ein tiefer Spalt durchzog das Feld und trennte mich von Gerrit. Ich, John Sinclair, der Sohn des Lichts, stand mit ausgebreiteten Armen vor meinem Gegner. Gerrit Grass, mein mächtigster Gegner, bis zu seiner Verwandlung zum Dämon ein scheinbar normaler Kommissar in München, hielt seinen Kampfstab in den Händen. Unsere Waffen, zwei Kreuze, ein weißes für mich, ein schwarzes für Gerrit, hatten uns in übernatürliche Wesen verwandelt. Mich in einen Engel, komplett mit Flügeln, einer stabilen, aber leichten Rüstung, einem Schwert und einem Schild. Leider hatte ich die Waffen in dem mehrstündigen Kampf verloren. Gerrit, der eher aussah wie ein dunkler Magier, in eine schwarze Rüstung gehüllt und mit einem Kampfstab in den Händen, hatte mich geschlagen. Ich konnte diese Niederlage nicht mehr leugnen, denn mit seinem tödlichen letzten Angriff, der eigentlich mir gegolten hatte, hatte er Alex erwischt. Die blonde Kommissarin, in die ich mich schon bei unserem ersten Zusammentreffen verliebt hatte, lag jetzt tot vor meinen Füßen. Gerrit hatte sie nicht treffen wollen, aber sie war einfach vor mich gesprungen, als er mich versuchte zu töten. Über dem Kampffeld lag ein Energieschirm, damit niemand in den Kampf eingreifen konnte. Von unseren beiden Kreuzen gespeist, sollte meine weiße Energie dämonische Wesen abhalten und Gerrits schwarzmagische meine Freunde. Aber Alex hatten wir beide nicht bedacht. Sie war nicht nur durch tiefe Gefühle mit mir verbunden, sondern ein von Grund auf guter Mensch. Deshalb konnte ihre Seele nicht akzeptieren, dass Gerrit böse war. Sie sah ihn immer noch als langjährigen Freund und hatte deshalb auch seine Energie durchdringen können. "Töte mich schon, du Monster", fauchte ich Gerrit an. "Los." So egoistisch das jetzt klingen mag, aber ohne Alex wollte ich nicht mehr leben. Ich war sowieso fix und fertig, wegen der Last, die auf meinen Schultern ruhte. Schließlich ging es bei unserem Kampf um nichts Geringeres als den Weltuntergang. Ich senkte die Stimme und murmelte leise: "Töte mich. Die Welt gehört dir." Das Summen wurde wieder stärker, die Energie, die Gerrit in seiner Waffe bündelte, stieg an. Aber plötzlich wurde es leise. Ein leises Poltern, dann herrschte vollkommene Stille. Ich hob verwundert den Blick, der auf dem Graben geruht hatte, der mich von Gerrit trennte. Vor ihm lag der Kampfstab auf dem Boden. Sein Blick war unverwandt auf meine Füße gerichtet. Beziehungsweise auf die junge Frau, die dort lag.
Gerrit hatte den Kampf eingestellt, kurz vor seinem endgültigen Triumph. Aber das war mir im Moment vollkommen egal. Ich spürte wieder diesen unerträglichen Schmerz in mir aufsteigen, als ich langsam den Blick senkte. Und obwohl ich genau wusste, was mich dort erwartete, stockte mir der Atem. Vor meinen Füßen lag Alex, ruhig und entspannt, die Augen einen Spalt breit geöffnet. Sie sah aus, als würde sie träumen, aber sie atmete eben nicht. Meine ganze Kraft hatte ich in den vergangenen Kampf gesteckt, meine ganze Energie verbraucht, um irgendwie gegen meinen übermächtigen Gegner zu bestehen. Und jetzt war ich fertig. Fertig mit mir und fertig mit der ganzen Welt. Ich merkte nicht mehr, wie ich langsam auf die Knie sank, merkte nicht, dass ich Alex Namen schrie und sie heftig schüttelte. Tränen strömten über mein Gesicht und die Verzweiflung schien mich innerlich zu zerreißen. Ich zog Alex in meine Arme, presste sie schluchzend gegen meine Brust, aber sie gab keinen Laut von sich, machte nicht eine winzige Bewegung. Alex war tot. Ich hörte nicht, wie die Dämonen, die dem Kampf interessiert zugeschaut hatten, lauter wurden. Sie riefen Gerrit zu, dass er mich endlich vernichten solle, aber der stand nur da und starrte mich an. Als ich für Sekunden den Blick von Alex leblosem Körper lösen konnte, sah ich Gerrits erschrockenes Gesicht. Er war definitiv genauso fassungslos wie ich, aber wenn ich ihn ansah, spürte ich nur Hass in mir. Blanken Hass, denn er hatte Alex getötet. Er hatte den Energieblitz abgeschossen, um mich zu töten. Aber ich kannte seinen Macht, er hätte die Energie stoppen können. Da war ich mir ganz sicher. "Töte ihn endlich", schrie Asmodina Gerrit zu. Der sah sie mit einem undefinierbaren Blick an, wischte durch die Luft und löste so den Energieschirm auf, der uns von den Zuschauern getrennt hatte. Er ließ seine Waffe auf dem Boden liegen, schritt auf Asmodina zu, packte ihr Handgelenk und löste sich buchstäblich in Luft auf. Auch die anderen Dämonen verschwanden lieber, denn mit einem verzweifelten Geisterjäger wollten sie nicht an einem Ort sein. Die Welt um uns herum verschwamm und Sekunden später befand ich mich mit Alex im Arm im Büro der Kommissare in München. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Michael sich langsam neben mich kniete. Panisch umklammerte ich Alex, wollte sie nicht an ihn abtreten, wollte ihn nicht ansehen, nicht die Vorwürfe in seinem Blick erkennen. Und noch schlimmer wäre es, wenn er versuchen würde, mich zu trösten, obwohl ich wusste, dass ihn der Anblick, der sich ihm jetzt bot, genauso hart traf wie mich.
Minuten, Stunden musste ich auf dem Boden gekauert haben, die tote Kommissarin an mich gepresst, schluchzend vor Verzweiflung. Michael saß mit dem Rücken an den Schreibtisch gelehnt und strich ihr immer wieder wortlos über den Kopf. Auch sein Gesicht war nass von Tränen, das hatte ich gesehen, als ich es einmal kurz gewagt hatte, den Blick zu heben. Suko und Bill saßen geschockt auf dem Sofa und warteten, dass ich ihnen die Möglichkeit bot, mir zu helfen. Als ich Alex schließlich vorsichtig in Michaels Arme schob, zogen sie mich vom Boden hoch und brachten mich zur Couch. Ich war erledigt und schlief sofort ein. Der Kampf und dieses schreckliche Unglück hatten mich so geschwächt, dass mein Körper sich einfach die Ruhe nahm, die er brauchte, egal wie aufgewühlt mein Geist war. Gequält von schlimmen Albträumen, mich windend wie in einem Fieberwahn, schlief ich zwei Tage durch, bevor meine Freunde es schafften, mich endlich zu wecken.
Alex ist tot!?? Das kann nicht sein. Ws passiertd enn nun mit John und Gerrit? Der Kampf war ja noch nicht vorbei. Leider hat es doch ein Opfer gegeben...schnief.
Michael konnte es nicht fassen, was geschehen war. Gerrit, sein bester Freund, hatte Alex getötet. Er hatte zwar gesehen, dass es ein Versehen war, aber was machte das schon? Es änderte einfach nichts an den Tatsachen. Alex war tot und er war einfach nicht in der Lage, es zu begreifen. Unbändiger Hass stieg in ihm auf, der sich gegen Gerrit richtete, aber auch gegen den englischen Geisterjäger. Gerrit hatte sie getötet, er allein war Schuld, dass sie nicht mehr am Leben war. Aber John hatte sie in diesen ganzen Kampf hineingezogen. Er hatte sie nicht gehen lassen, hatte ihre Zuneigung zu ihm ausgenutzt, obwohl er wusste, wie gefährlich es für Alex war, an seiner Seite zu stehen. Wieso hatte er sie nicht von sich gestoßen, um sie zu retten? Er selber hatte sich doch auch dafür entschieden, zu verzichten. Nacht für Nacht verzehrte er sich vor Sehnsucht nach dieser Frau, doch wenn sie ihn anrief, um ihm ihr Herz auszuschütten, wenn sie ihn morgens im Büro mit einem Lächeln, einer Umarmung oder einem Kuss auf die Wange begrüßte, wusste er, dass es richtig war. Wieso konnte John das nicht auch tun? Er seufzte leise, als er merkte, wie bescheuert dieser Gedanke war. Natürlich konnte John ihr nicht widerstehen. Weil er sie liebte und sie diese Gefühle erwiderte. Und weil es kein Mann schaffte, Alex zu widerstehen, wenn die es nicht wollte. Er kannte seine Kollegin und beste Freundin. Hätte sie ein einziges Mal angedeutet, dass ihr diese Beziehung zu kompliziert war, wäre John gegangen, für immer. Und so wie er den Engländer kannte, hatte er Alex mehrfach deshalb gefragt. Aber sie hatte ihn wahrscheinlich gebeten zu bleiben, ihm glaubhaft versichert, dass sie damit klar kam. Und nun? Unter Qualen gelang es ihm irgendwann, sich vom Boden zu erheben und einige Anrufe zu tätigen, die dringend notwendig waren. Männer eines Beerdigungsinstituts kamen, nahmen Alex mit sich und verschwanden wieder. Michael sah kurz zu Suko und Bill hinüber, wollte etwas sagen, winkte dann aber ab, warf dem Geisterjäger noch einen finsteren Blick zu, in den sich allerdings ein Funke Mitleid mischte und verließ das Büro. Johns Freunde waren ja noch da und würden auf ihn aufpassen. Michael lief ziemlich kopflos durch die Stadt. Stundenlang. Die Welt war wie immer, keiner hier ahnte, was in dieser anderen Dimension geschehen war, worum es bei dem Kampf gegangen war und warum eine Frau jetzt tot war. Keiner würde es je erfahren. Niemand würde um Alex weinen. Nur er… und John. Er spürte, wie ihm wieder Tränen über die Wangen liefen. Es war einfach zum Verzweifeln.
Alex ist nun doch tot. Wie traurig, schnief. Der arme Michael, er hat sie doch geliebt. Und John? *seufz* Und wo ist Gerrit hin,kommt er nochmal wieder?
*tröst* Wo Gerrit ist, kann ich dir mit dem nächsten Teil zeigen . Er ist in seinem kleinen Universum.
"Verflucht, verflucht, verflucht", schrie Gerrit aufgebracht. Er hatte sich dafür entschieden, sich aufzuregen, anstatt zu trauern. Das war einfacher. "Wieso ist Alex durch diese Barriere gekommen? Wieso Asmodina?", schrie er sie an. Die Teufelstochter stand halb hinter dem Thron und sah ihrem fluchenden Gebieter und Geliebten aus der Ferne zu. "Ich weiß es nicht, Gerrit." Er war zu aufgebracht, um sie zurecht zu weisen, dass er von ihr nicht so genannt werden wollte. "Wieso, zum Teufel?" "Halt Vater da raus", murmelte sie leise. "Sie hat dich immer noch gemocht. So doll, dass sie nicht akzeptieren konnte, dass du nicht mehr ihr Freund bist. Wahrscheinlich haben deine schwarzmagischen Energien sie deshalb nicht aufhalten können." Eine Weile blieb er wie angewurzelt stehen. "Dieses dumme Mädchen. Dämliche menschliche Gefühle." "Wieso hast du deine eigenen bewahrt, wenn du diese Gefühle so verachtest." Gerrit schoss auf sie zu und drückte ihr die Hand gegen die Kehle. "Du hast doch gesehen, wie unglaublich mächtig diese Gefühle sein können. Jeder Dämon, jeder Mensch wäre durch die Energie der Barriere gestorben. Aber sie hat sie durchschritten." Er senkte die Stimme, sein Griff wurde kraftlos. "Getrieben von ihrer Liebe zu John und der Freundschaft zu mir. Sie wollte ihn retten. Und irgendwie auch mich." Er senkte den Kopf. "Mein Gott, was habe ich nur getan." "Du bist ein Dämon. Der Herrscher der Unterwelt, Herr über jedes noch so grauenhafte Horrorwesen, was man sich vorstellen kann. Du wirst sie vergessen." Langsam hob er den Blick und zum ersten Mal seit Tagen leuchteten seine Augen wieder in diesem eisblau, was sein Markenzeichen als Mensch gewesen war. "Nein, Asmodina. Ich werde es niemals vergessen können." Sie funkelte ihn wütend an. "Liebst du sie?" Er lächelte. Mensch oder Dämon, irgendwie waren Frauen doch alle gleich. "Ich habe sie nie geliebt. Das überlasse ich Michael und John. Zwei Männer, die sich um eine Frau schlagen, reichen aus. Da muss ich nicht mitmischen. Alex und ich waren Freunde. Kennst du das? Freundschaft?" Prüfend musterte er sie. "Nein. Ich habe keine Freunde. Sowas kenne ich nicht und du weißt das auch." "Freundschaft kann tiefer gehen als Liebe, glaub mir das einfach. Und ich werde es mir nie verzeihen, dass ich Alex…" "…getötet habe", vollendete sie den Satz für ihn. "Gerrit du hast 20 oder noch mehr Leute umgebracht, um deine Kräfte zu testen. Dazu unzählige Dämonen. Es war dir scheißegal, du hast nichts für sie gefühlt, nichts für die Angehörigen. Aber bei ihr machst du so einen Zirkus. Kümmere dich lieber um John. Er ist so verzweifelt, dass er für dich ein leichtes Opfer ist." "Ich will ihn fair im Kampf schlagen." "Du hast ihn fair im Kampf geschlagen. Er war fertig, bis diese Polizistin dazwischen gesprungen ist." Kraftlos ließ Gerrit die Schultern hängen. Er streckte die Hand nach vorn, Flammen züngelten darum, aber auch die wirkten kraftlos. "Ich kann nicht mehr kämpfen, Asmodina. Und ich will nicht mehr kämpfen. Die ganze Welt war mir egal, aber nicht sie." Die Teufelstochter rollte mit den Augen und atmete tief durch. Was war nur aus dem kalten, starken Dämon geworden, in den sie sich verliebt hatte. Verliebt, wieder so ein sonderbares Gefühl. Aber natürlich konnten Dämonen fühlen, aber sie fühlten eben lieber Hass und Wut. Aggressive Gefühle machten sie stark. Sie selber fühlte sich schon ganz schwach durch ihre Zuneigung zum Sohn der Finsternis. Ja, sie liebte ihn und es schmerzte sie, ihn so zu sehen. "Dann mach sie doch wieder lebendig. Du weißt, dass es in deiner Macht liegt." "Wenn ich mir den Leichnam hole und sie vollständig vernichte, um sie dann wieder zusammenzusetzen und wiederzubeleben, wäre sie nicht mehr als eine leere Hülle. Das ist schlimmer als der Tod." Er ließ sich mit traurigem Gesicht auf seinem Thron nieder und reagiert auch nicht mehr auf Asmodinas Hand, die sanft durch seine langen, jetzt weißblonden Haare strich. Asmodina verstand irgendwo schon sein Dilemma, allerdings war Rumjammern und Trauern nun wirklich nicht ihr Ding, also verabschiedete sie sich von Gerrit, auch wenn sie merkte, dass der sie ungern gehen lassen wollte. Sie hatte Kontakte im Reich der Dämonen, die sie nutzen konnte und wollte. Vielleicht fand sie ja jemanden, der diese Kommissarin zurückholen konnte. Ihr persönlich war die Frau vollkommen egal, aber wenn sie für ihren Geliebten so wichtig war, ohne eine Konkurrentin für sie zu sein, sollte sie versuchen, sie ihm zurück zu geben. Ein 'glücklicher' Dämon war für sie in jedem Fall von Vorteil.
Gerrit trauert Alex nach?? Aber wie sieht das denn aus, wenn Asmodina sie wieder lebendig machen "lässt"? Und was ist mit John? Will er weiter kämpfen?
Michael hatte sich in seiner Wohnung verkrochen, versuchte dies zumindest. Mitten in der Nacht fuhr er jedoch, getrieben von einer inneren Unruhe, zum Beerdigungsinstitut und setzte sich zu Alex. Sie war gewaschen worden, hatte normale Straßenkleidung an, so wie sie sich am liebsten selber angezogen hatte. Ihr Gesicht war blass, die Lippen wirkten blutleer. Aber sie sah friedlich aus und das machte es für Michael leichter, es langsam zu akzeptieren, dass sie nicht mehr bei ihm war. Wie schon mit seiner Liebe zu ihr, schaffte er es, die Trauer wegzuschieben, die er empfand. Natürlich war er traurig, aber die Verzweiflung verschwand, wen er daran dachte, wie sie gestorben war. Sie hatten den Mann gerettet, den sie über alles liebte. Sie war schnell gestorben, hatte nicht gelitten. Sie war überhaupt nur in den Mittelpunkt des Kampfes gerutscht, weil sie beide Männer liebt. John als Mann, Gerrit als Freund. Und das bis zuletzt. "Es gibt doch schlimmere Arten und Gründe zu sterben", murmelte er leise und strich ihr über die Wange. Er musste sich das einfach einreden, sonst würde er daran zerbrechen, die Frau hier so liegen zu sehen. Und auch wenn er versuchte, dem Tod von Alex einen Sinn zu geben, er hatte Angst, dass letztendlich alles umsonst war. Gerrit hatte den Kampf zwar abgebrochen, aber für wie lange? Wann würde er sie vergessen haben und wieder an sein großes Ziel denken? Er hatte John geschlagen, fair geschlagen, das hatte jeder gesehen. Jetzt musste er sich noch seinen Lohn abholen. Die Weltherrschaft.
Ich erwachte verschwitzt, erschöpft und mit unglaublichen Schmerzen in meinen Muskeln. Stöhnend drehte ich mich zur Seite, merkte, dass die Couch nur sehr schmal war und fiel mit einem lauten 'Plumps' zu Boden. Suko und Bill standen sofort neben mir und halfen mir hoch. Anfangs mussten sie mich komplett stützen, so überanstrengt hatte ich mich in dem Kampf mit Gerrit. Gerrit… Alex… Sofort kamen die Bilder wieder in mir hoch und mit ihnen die Trauer. Im Büro war niemand und Bills Stoppeln im Gesicht nach zu urteilen, hatte ich viele Stunden geschlafen. Meine beiden Freunde sahen müde aus und unendlich traurig. Ich konnte sie nicht anschauen und streifte ihre helfenden Hände ab. "Wo ist Michael?" "Vorgestern…" Bill zögerte. Ich sah ihn fordernd an. "Alex ist in einem Beerdigungsinstitut und Michael ist seitdem nicht mehr hier aufgetaucht." Ich sank unter Schmerzen auf das Sofa und fing an zu zittern. "Er bringt mich um, wenn er mich in die Finger bekommt. Dann hat Gerrit einen Job weniger zu erledigen." Langsam hob ich den Blick und sah die betretenen Gesichter meiner beiden Freunde. "Wisst ihr, wo Alex ist?" Suko hatte sich den Namen und die Adresse des Instituts gemerkt und nannte sie mir. "John, du solltest dich noch etwas ausruhen. Gerrit könnte…" "Gerrit ist mir scheißegal", brüllte ich ihn an und sprang auf. Sowohl die Schmerzen wegen Alex Tod, als auch die meiner Muskeln trieben mir die Tränen in die Augen. "Soll er doch kommen und mich umbringen. Aber er sollte sich vorsehen, sonst brauchen die Dämonen einen neuen Herrscher." Damit drehte ich mich um und rannte aus dem Büro. Bevor ich die Tür zuknallte, hörte ich noch Bill, der meinen Namen rief und Suko, der leise sagte: "Lass ihn gehen."
Die Luft in einer Ecke der Leichenhalle flimmerte. Und noch bevor Gerrit sich dort vollständig materialisiert hatte, stürzte sich Michael mit einem wütenden Schrei auf ihn. Mit gezielten Faustschlägen trieb er ihn zu Boden. "Du Mistkerl. Du verdammte Mistkerl. Wie konntest du das nur tun? Wieso Alex? Wieso?" Gerrit wehrte sich nicht, obwohl er Michael mit einem Fingerschnippen an die nächste Wand hätte schleudern können. Michael warf ihm nur das vor, was er sich selber immer wieder fragte. Er ließ ihn sich abreagieren, bis der weinend zusammenbrach. "Es tut mir leid", nuschelte er, konzentrierte sich auf die Heilung seiner Wunden und erhob sich dann. Er ließ Michael auf dem Boden liegen und ging zu dem offenen Sarg. Als er die Hand hob, um ihr über die Wange zu streicheln, fauchte Michael: "Fass sie nicht an. Entweih sie nicht auch noch durch deine dämonischen Hände." Gerrit zuckte leicht zurück, nickte dann und nahm die Hand weg. "Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen. Ich wollte sie nicht treffen. Jeden in dieser und der anderen Welt. Jeden. Aber nicht sie." "Wieso hast du den Energiestrahl nicht umgelenkt? Wieso? Du hast unglaubliche Kräfte, Gerrit. Das hast du eindrucksvoll bewiesen. Wieso hast du den tödlichen Strahl nicht umgelenkt, als du gemerkt hast, dass Alex dazwischen gesprungen ist?" Wütend wirbelte der herum und sah ihn an. "Warum wohl? Weil ich mich so auf meinen Gegner konzentriert habe, dass ich sie nicht bemerkt habe. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sie die Barriere durchbrechen könnte? Niemals." Seine blauen Augen funkelten voller Trauer. Michael rappelte sich langsam auf. "Ich habe es gesehen, wie sie durch die Barriere gedrungen ist. Aber es ging alles so schnell…" "Du musst dir am allerwenigsten Vorwürfe machen. Alles was du zu sehen bekommen hast, musstest du erst einmal verkraften." Traurig sah er seinen ehemaligen Kollegen an. "Auch wenn wir auf unterschiedlichen Seiten stehen, Michael, musst du mir eines glauben. Wenn ich irgendetwas tun könnte, um das Geschehene rückgängig zu machen, würde ich es tun. Ich würde alles opfern, um sie wieder lebendig zu machen." Der Kommissar trat direkt vor Gerrit und schaute ihn ernst an. "Und dann?" "Wie?" Der Dämon runzelte irritiert die Stirn. "Und dann? Was wäre, wenn sie wieder leben würde? Kümmerst du dich dann um das nächste Problem? Bringst du dann John um? Glaubst du wirklich, sie wäre danach noch derselbe Mensch gewesen? Sie liebt diesen Kerl. Sie liebt ihn so sehr, dass sie sich in euren Kampf eingemischt hat, dass sie sich für ihn geopfert hat. Hättest du ihn vor ihren Augen umgebracht, hättest du auch sie getötet. Nicht ihren Körper, aber alles andere." Er schob Gerrit weg von dem Sarg und blickte wieder seine tote Freundin an. Seine Stimme war dumpf und leise, als er sprach. "Verschwinde, Gerrit. Tu was du nicht lassen kannst. Reiß dir die Welt unter den Nagel, mach sie zu einer Hölle, aber tu bloß nicht so, als wäre es für Alex besser, wenn sie noch leben würde. Die Zukunft, die uns bevorsteht, kann nicht so sein, dass man darin leben möchte. Sonst würde John nicht so verzweifelt dagegen ankämpfen. Vielleicht hast du ihr sogar einen Gefallen getan."
Ich nahm mir ein Taxi und ließ mich in die Leichenhalle fahren. Ich musste sie einfach noch einmal sehen. Dass ich dort eventuell auf Michael treffen könnte, bedachte ich schon, aber der Drang, zu der Frau zu kommen, die ich liebte, war stärker als die Angst vor seinen Vorwürfen. Vorwürfe, die ich so sehr erhoffte. Ich machte sie mir schließlich in einer Tour selber, warum sollte Michael sie mir also nicht an den Kopf knallen. Ich hoffte, dass er das tun würde, denn sein Schweigen würde ich nicht ertragen können. Als ich die Tür zu der Leichenhalle öffnete, glaubt ich meinen Augen und Ohren nicht zu trauen. Dort stand mein Erzfeind und unterhielt sich mit Michael. Oder besser, Michael sprach. Ich hörte seine Worte und bekam noch größere Gewissensbisse. Sollte Michael vielleicht Recht haben? War es für Alex besser, das nicht zu sehen, was uns hier bevorstand? Gerrit sah zur Tür, fühlte wohl meine Anwesenheit. Er schien etwas sagen zu wollen, senkte dann aber schweigend den Kopf. Hinter ihm flimmerte die Luft, er wollte verschwinden. "Wann?", rief ich ihm nach, als er sich umdrehte. Er zuckte nur müde mit den Schultern. "Vielleicht nie", murmelte er. "Diese Welt ist das letzte Andenken an sie." Damit war er verschwunden. Michael sah ihm mit offenem Mund nach. Dann sah er mich an. "Wie meint er das? Ich verstehe kein Dämonisch. Ich weiß, dass die beiden gute Freunde waren, aber ich denke, er ist böse?" "Nein. Er ist kein reiner Dämon. In ihm schlummert immer noch der alte Gerrit und wie es aussieht, ist der viel mächtiger als ich dachte. Alex hatte Recht, wie immer." Ich sah Michael, der sanft lächelte und mit dem Kopf nickte. "Sie hat immer geglaubt, dass noch etwas Gutes in ihm stecken würde." "Aber musste sie deshalb sterben, nur um uns das zu beweisen?" Seine Stimme stockte. Ich trat langsam auf ihn zu. "Sie ist verdammt stur. Du kennst sie doch. Besser als ich… besser als ich sie jemals kennen gelernt habe, sie jemals hätte kennen lernen können." "Ich habe eine Frage an dich, John." Ich nickte ihm auffordernd zu, bevor ich neben den Sarg trat und Alex ansah. "Hast du ihr die Möglichkeit gegeben, dich in die Wüste zu schicken." "Mehrfach. Aber sie wollte es. Und bei allen Göttern, die es gibt oder auch nicht, ich konnte nicht nein sagen. Ich konnte es nicht, Michael, auch wenn ich es gewollt habe. Ich wollte nach unserer ersten Begegnung nicht zurück kommen nach München. Aber das Schicksal hat uns irgendwie immer wieder zusammengebracht." Ich sah den Kommissar so lange an, bis er den Kopf hob. In seinen Augen schimmerten die Tränen, die auch ich auf meinen Wangen fühlte. "Ich weiß, dass sie mit dir glücklicher geworden wäre und ich wünsche mir so sehr, dass sie sich für dich entschieden hätte." Langsam sank sein Kopf wieder nach unten. Mit stockender Stimme murmelte er: "Ich wollte dich hassen, John. Dafür, dass du sie mir weggenommen hast, aber das hast du nicht. Alex hat ihre Entscheidungen immer selber getroffen und keiner hätte ihr da reinreden können. Ich wollte dich hassen, weil sie für dich gestorben ist, aber das ist sie nicht. Sie wollte euch beide schützen, das ist mir klar geworden. Euch und irgendwie die ganze Welt." Er schluchzte. Ich kämpfte verzweifelt um meine Selbstbeherrschung. "Das hat sie geschafft, Michael", sagte ich stockend. "Geh raus. Schau dich um. Selbst wenn es nur ein paar Tage sind, so hat sie die ganze Welt doch für diese paar Tage in ein Paradies verwandelt. Denn ich weiß, was das Wort Hölle wirklich bedeutet und was die Menschen erwartet, wenn Gerrit siegt. Die Menschen werden dann an diese Tage denken, an die letzten ihre Lebens und sie werden sich freuen, dass diese so schön waren. Alex hat dieser Welt ein wunderbares Geschenk gemacht." Schluchzend ließ ich den Kopf sinken. "Ich habe immer gesagt, dass sie ein Engel ist", murmelte Michael leise. "Ich habe es immer gesagt."
Grübelnd saß Gerrit auf seinem Thron, die Schultern nach vorn gebeugt, der Kopf gesenkt, die Hände zu Fäusten geballt. Seine schönen schwarzen Augen, mit dem roten Funkeln darin, waren jetzt wieder blau und so menschlich. Asmodina hasste das. Und es machte sie wütend, den Mann hier so rumgammeln zu sehen. "Vielleicht sollte ich dir eine Couch und einen Fernseher hierher bringen?", brummte sie. Normalerweise hätte Gerrit sie für diese Frechheit bestraft, aber jetzt reagierte er überhaupt nicht mehr. Es war zum aus der Haut fahren. Sie wollte diesen starken Mann zurück haben, vor allem den, der er nach seiner Umwandlung gewesen war. Wütend lief sie vor seinem Thron auf und ab. "Du würdest wirklich alles opfern, für sie?" Gerrit hielt sie am Arm fest und zog sie zu sich. "Dich nicht, Asmodina. Aber sonst alles." "Auch unsere Zukunft?" "Wie meinst du das?" Sie zögerte. "Ich… ich mag dich sehr, Gerrit. So lange habe ich nach einem Gefährten gesucht, der zu mir passt und bei dem ich nicht sofort den Wunsch habe, ihn zu töten. Obwohl du gerade auf diese Liste rutschst." Er funkelte sie erstaunt an. "Versuchst du, mich anzumachen?" Sie warf den Kopf in den Nacken, die roten Haare rutschten von ihrer Stirn und legten die Hörner frei, die dort wuchsen. "Vielleicht. Gerrit, vergiss sie, bitte. Wir beide können die Welt regieren, oder mach es allein, aber bitte stehe endlich auf und folge deiner Bestimmung." Er schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht. Mir gefällt die Welt so, wie sie ist. Es gibt gute Menschen und böse. Wir können mit ihnen spielen. Warum soll es nur böse Menschen und tote geben?" "Es liegt in deinem Ermessen, was du aus der Erde machst. Herrgott noch mal, dann lass sie halt so, wenn sie dir gefällt." Sie sprang empört auf. "Die Dämonen werden es schon akzeptieren." Sie verzog das Gesicht über ihren daneben gegangenen Fluch. "Das glaubst du doch wohl selber nicht. Ich bin ihr Schlüssel, damit sie über die Welt herfallen können. Denkst du ernsthaft, dass ich die Menschheit noch schützen kann, wenn die Dämonen durch mich frei sind. Wenn die Erde ihr Reich ist?" "Die Menschheit… Gerrit… du bist der Böse." Er sah sie aus traurigen blauen Augen an. "Und wenn ich das nicht mehr sein will? Wenn ich es nie sein wollte?" Asmodina schrie frustriert auf. Sie trat vor ihn und riss ihm das Kreuz vom Hals. "Dann brauchst du das hier ja auch nicht." Voller Wut warf sie es auf den Boden, wo es in zwei Teile zerbrach. "Dann rette sie doch damit. Rette sie und wirf alles weg." Sie warf ihm eine Pergamentrolle vor die Füße und verschwand im Nebel.
Jetzt ist es auch zu spät. Warum macht sich Gerrit erst JETZT Gedanken? Alex ist tot und zurück holen kann man sie auch nicht mehr. Und seinen besten Freund hat er auch vergrault.