RE: Adel verpflichtet - 3

Freuen... ja, denke ich... schauen wir doch mal...


Die Gratulanten waren durch und Florian erschöpft. Er saß auf seine Thron, neben ihm Kai, der seine Hand hielt. "Das war der offizielle Teil."
"Du siehst erschöpft aus."
"Ich sehe nicht nur so aus, Kai, ich bin es. Am liebsten würde ich hoch gehen und mich hinlegen."
"Was du als König und Gastgeber natürlich nicht darfst."
"Es gehört sich einfach nicht." Florian seufzte und rieb sich über die Augen.
"Niki im Anmarsch."
Die beiden neuen Staatoberhäupter sahen den ehemaligen Rennfahrer an, der sich ihnen langsam näherte. In seiner ganzen Mimik und Gestik zeigte sich die Unsicherheit, die auch sie spürten. Und das war irgendwie schon wieder beruhigend.
Niki räusperte sich leicht. "Ich wollte dir gratulieren, Florian. Und dir sagen, dass ich dir natürlich immer mit Rat und Tat zur Seite stehen werde, wenn ich das kann." Er sah kurz um und bemerkte, dass er von einigen Ungarn sehr kritisch beäugt wurde. "Natürlich haben wir Fragen", fügte er hinzu. "Aber wir respektieren dich doch alle viel zu sehr, um sauer zu sein, dass du uns das hier verschwiegen hast. Du hattest sicher Angst vor einer Ausgrenzung, auch wenn diese aus Respekt geschehen wäre."
Florian war gerührt. Er hatte Niki gemocht, vom ersten Tag ihrer Zusammenarbeit. Dass der ihn so gut verstand, hätte er allerdings nicht geglaubt. "Ich danke dir und muss dir, wie so oft, Recht geben. Hätte man meine wahre Identität gekannt, hätte ich meinen Beruf nie ausüben können. Zumindest nicht so frei."
"Ja, Freiheit ist ein so wichtiges Gut, was die meisten Menschen überhaupt nicht zu schätzen wissen."
"Freiheit und Freundschaft." Florian sah Nikis Blick und reichte ihm zögernd die Hand. "Wir sind doch noch Freunde, oder?"
"Natürlich. Was sollte dagegen sprechen?" Mit einem Lächeln ergriff Niki sie, drehte sie herum und hauchte seinem Kollegen einen Kuss auf den Siegelring, den er über dem Handschuh trug. "Es ist mir eine Ehre, Sie als persönlichen Freund betrachten zu dürfen, Majestät." Er straffte sich und sah Kai an. "Ich wusste, dass ihr zusammen seid."
"Und ich wusste, dass du es wusstest. Du hast immer so…. wissend geguckt." Kai lächelte. "Danke, Niki. Danke, dass du und die anderen immer noch hier seid. Wir kommen gleich rüber, okay?"
"Okay." Der Österreicher verschwand.
"Siehst du, Flo, nichts hat sich verändert."
"Nein, gar nichts", sagte der und seine Stimme triefte vor Ironie. "Weißt du, wie viele Jahre es her ist, dass Niki mich Gesiezt hat?"
"Einige. Aber du weißt, warum er es getan hat. Aus Respekt vor dir und vor allem vor deinem Land."
Florian nickte. "Ich weiß. Aber ich glaube eben nicht, dass alles beim alten bleibt. Wir müssen mit dem Sender reden. Ich möchte nicht, dass unsere Chefs zufällig davon Wind bekommen. Ich würde wirklich gern für RTL weiter arbeiten."
"Florian, du bist der regierende König von Ungarn. Zeig mir einen Menschen bei RTL, der es wagt, dich aus dem Sender zu schmeißen, wenn du schon Bock hast, für uns zu arbeiten."
"Vielleicht krieg ich ja deinen Job."
"Vergiss es, mein Lieber." Kai sah eine Weile den tanzenden Paaren zu. "Komm, lass uns zu unseren Freuden gehen. Sie haben das Recht, Fragen zu stellen."
Florian nickte. "Und wir die Pflicht, diese zu beantworten."

Danke dir. Und hier der letzte Teil.


"Du hast Flo die Hand geküsst", sagte Heiko. Sein Blick war irritiert.
"Ich habe dem ungarischen König die Hand geküsst, besser gesagt, den Siegelring und mit Florian gesprochen. Das ist ein Unterschied."
Christian reichte Niki sein Glas. "Woher weißt du, wie man sich auf solchem Parkett bewegt?"
"Es ist nicht der erste Ball, auf dem ich bin."
"Wie sollen wir uns den beiden Gegenüber benehmen?"
"So wie immer, Norbert. Aber mit dem nötigen Respekt gegenüber Florians Stand." Niki lächelte. "Er wird Fehler verzeihen, denn auch er wird wollen, dass man sie ihm verzeiht."
"Hey, Leute."
Alle drehten sich zu Florian und Kai um, die Hand in Hand vor ihnen standen. Keine wusste etwas zu sagen, bis Norbert sich durchrang und Florian die Hand reichte. "Glückwunsch zum neuen Job."
Der ergriff sie lächelnd. "Danke, Norbert. Und… es tut mir leid. Wirklich leid, dass ich euch angelogen habe."
Michael sah Kai an, nachdem auch er Florian gratuliert hatte. "Seit wann weißt du es?"
"Seit gestern Nachmittag."
"Was?" Corinna sah ihn erstaunt an. "Du hattest keine Ahnung?"
"Nein."
"Und du bist nicht sauer auf ihn?"
"Sauer… nein, sauer bin ich nicht. Vielleicht ein wenig enttäuscht, dass er mir nicht genug vertraut hat. Aber ich kann seine Angst verstehen. Sehr gut verstehen sogar, weil mir langsam bewusst wird, was man von ihm verlangt."
Nick schlürfte den Rest seines Wassers. "Seit wann seid ihr ein Paar?"
"Seit 10 Jahren."
"Ui… Mein Gott, sind wir blind." Christian schüttelte erstaunt den Kopf. "Arbeitest du weiter?"
"Ich möchte es schon. Aber ich habe keine Ahnung, wie die anderen reagieren. RTL, die Formel 1 - Szene, Bernie."
Kai lachte. "Bernie wird begeistert sein. Er wird dich und deinen Rang bei jedem sich bietenden Anlass erwähnen und RTL hast du damit die Übertragungsrechte gesichert, so lange du lebst." Er drückte seine Hand ein wenig fester und sah ihn an. "Dein Rang bringt dir und uns beruflich nur Vorteile."
"Naja…" Niki wiegte leicht den Kopf hin und her. "Nicht ganz. Es gibt durchaus Rennstrecken in Ländern, die der westlichen Welt nicht sehr wohl gesonnen sind. Bernie wird die Sicherheitsvorkehrungen auf jeden Fall verstärken müssen. Ziemlich verstärken sogar."
Nick klopfte Florian leicht auf die Schulter. "Stimmt schon, aber zumindest musst du dir nie wieder Sorgen um ein Hotelzimmer, freien Transfer zur Rennstrecke oder Parkmöglichkeiten machen."
"Stimmt", murmelte Kai. "Hast du einen Privatjet?"
"Natürlich. Was denkst du denn? So arm ist Ungarn nun auch wieder nicht."
Mit Erleichterung nahm Florian wahr, wie schnell sich die anderen an seine neue Rolle gewöhnten und einfach die positiven Seiten sahen. Genau das hatte er gehofft, aber natürlich waren Zweifel geblieben. Zweifel, ob die Menschen seinen Rang wirklich einfach so akzeptieren konnten. Jetzt konnte er den nächsten Schritt gehen und den Sender informieren. Aber das musste bis morgen warten. Jetzt, da sein größtes Geheimnis kein Geheimnis mehr war, konnte er endlich anfangen, sein Leben auf eine neue Art zu genießen. Und heute Abend, auf diesem Ball, war der beste Zeitpunkt dafür.

Ende