Flo hat sich gut eingelebt in Dtl. und ist auch bei RTL "angekommen". Und Donaldson zieht wieder in den Krieg? Oh je, wenn das mal gut geht. Kai in der RennKombi...das betonte immer seinen Bauch. Den Bericht mit Senna kenn ich dank YT auch.*schnief* Es geht einen immmer noch unter die Haut, wenn man daran denkt. Wenn Niki wüsste, das er bald neben Flo steht und mit ihm zusammen die F1 moderiert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Kai sich verrät, das er sich in Flo verliebt hat. *zwinker*
Das mit dem Mistelzweig ist ne tolle Idee... auf die bin ich nicht gekommen. Vielen Dank euch beiden fürs Lesen dieser alten Story. *knuddel*
6. Kapitel - Das Geständnis
Das nächste Jahr fing so an, wie das letzte aufgehört hatte. In der Politik brodelte es. In der Formel 1 ebenso. Michael Schumacher zeigte vom ersten Rennen an, dass er gern an die Leistungen vom letzten Jahr anknüpfen wollte. Mika Häkkinen kam, wie Kai es erwartet hatte, zurück in die Formel 1. Und das sogar relativ erfolgreich. Kai war während der ersten drei Rennen nur im Ausland unterwegs und dementsprechend erschöpft, als er von San Marino wieder zurück in Köln war. Um so erfreuter war er, als er seine Wohnung betrat und einen leichten Teegeruch wahr nahm. Er öffnete die Tür zu seiner Küche und sah Florian am Tisch sitzen. "Hallo, Flo“, sagte er. Der schreckte von dem Bericht hoch, den er gerade gelesen hatte. “Hey, Kai. Ich habe Tee gemacht, willst du auch eine Tasse?“ Kai nickte und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Mit beiden Händen hielt er die Tasse fest und trank das heiße Gebräu in kleinen Schlucken. “Was machst du hier eigentlich? Magst du deine Wohnung nicht mehr?“ “Doch, doch“, sagte Florian und schob den Bericht zur Seite. “Aber irgendwas stimmt mit meiner Heizung nicht. Es ist saukalt bei mir drüben." “Wann kommt der Monteur?“ “Erst morgen Nachmittag. Du hast doch nichts dagegen, dass...“ Kai winkte ab. “Natürlich nicht. Darum hast du ja den Schlüssel. Außerdem...“ Kai zögerte kurz. “Es ist ganz angenehm, wenn man zu Hause nicht von einer leeren Wohnung empfangen wird.“ Florian sah auf und lächelte ihn an. “Gut, dass du das so siehst. Ich habe nämlich noch eine Bitte an dich.“ “Immer raus damit.“ “Kann ich heute Nacht hier schlafen? Meinen Nieren bekommt mein kaltes Zimmer irgendwie nicht besonders gut.“ “Selbstverständlich. Draußen ist es aber auch ungemütlich kalt. Immerhin haben wir Mitte April und es ist kalt wie im Februar.“ “Du bist nur verwöhnt, da du so lange in wärmeren Gegenden warst“, stichelte Florian. Kai war zu müde zum Kontern und nickte deshalb zustimmend. “Da könntest du Recht haben.“ Er leerte seine Tasse und stand auf. “Ich gehe ins Bett. Bin fix und alle.“ Er trat nach draußen und blieb stehen. “Ähm, Flo.“ “Ja?“ Fragend sah der ihn an. “Ich habe die Couch mit einem Imprägnierspray eingesprüht, welches fast vier Wochen zum Trocknen braucht. Wenn du also hier schlafen möchtest, musst du es riskieren zu ersticken, oder du schläfst mit im Schlafzimmer.“ Florian zuckte mit den Schultern. “Ich ziehe Atmen vor. Wenn es dir nichts ausmacht, schlafe ich bei dir. Du schnarchst doch nicht, oder?“ “Nein“, sagte Kai grinsend. “Bis jetzt hat sich jedenfalls noch niemand beschwert. Ich verschwinde dann. Komm nach, wann du willst.“ “Okay. Gute Nacht.“ Kai nuschelte ebenfalls ein ‘gute Nacht‘ und verschwand. Er schlief, bevor er richtig im Bett lag. Florian ging ins Wohnzimmer und schaute sich noch einen Boxkampf an. Es war weit nach Mitternacht, als er ins Bett ging. Eine Weile stand er etwas unschlüssig in der Tür und beobachtete Kai. Der lag halb zugedeckt auf seiner Seite des Bettes. ‘Hat der Kerl Muskeln‘, dachte Florian anerkennend. Kai lag mit freiem Oberkörper im Bett, so dass Florian das erste Mal eine Gelegenheit hatte, ihn sich genauer anzusehen. Dann fiel Florian ein, dass Kai mal erwähnt hatte, dass er früher Boxer war. Vorsichtig ging Florian um das Bett herum und zog sich aus. Er schlüpfte unter die Decke und schloss die Augen. Es war sehr still im Raum. Das einzige Geräusch, was er hörte, war Kais ruhiges Atmen. Es hat auf Florian eine sehr beruhigende Wirkung. Bereits wenige Sekunden später war er eingeschlafen.
Kai wurde am Morgen einige Sekunden vor seinem Wecker wach. Er stellte ihn ab und schaltete das Licht ein. Müde rieb er sich die Augen. Dann blickte er hinüber zur anderen Seite des Bettes. Dort lag Florian und schlief fest. Eine ganze Weile betrachtete Kai den neben ihm schlafenden Mann. Und er musste zugeben, dass er es bedauerlich fand, dass der Heizungsmonteur bereits heute Nachmittag kommen würde. Er stand auf und verschwand erst einmal im Bad, um zu duschen. Als er zurück kam, schlief Florian immer noch. Um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen, musste er ihn wohl oder übel wecken. Er ging um das Bett herum und setzte sich neben ihn auf die Bettkante. Sanft legte er eine Hand auf Florians nackte Schulter. “Florian, wach auf", sagte er leise. “Wir müssen zur Arbeit.“ Durch die leichte Berührung war Florian wach geworden. Er schlug die Augen auf und sah Kai an. Dann gähnte er. “Morgen.“ “Guten Morgen“, erwiderte der. “Gut geschlafen?“ “Hervorragend.“ Florian drehte sich herum und lag jetzt auf dem Rücken. Da die Decke heruntergerutscht war, fiel Kais Blick auf eine circa zehn Zentimeter lange Narbe auf Florians Bauch. Der sah den Blick. “Es war ein Versuch, mich gegen meine Peiniger im Gefängnis zu wehren. Ist eindeutig schief gegangen.“ Damit stand er auf und suchte seine Sachen zusammen. Kai saß nach wie vor auf dem Bett. “Tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anstarren." Florian hielt kurz inne. “Schon okay.“ Er ging zur Tür. “Ich gehe duschen, wenn du nichts dagegen hast.“ “Natürlich nicht. Wollen wir hier frühstücken oder im Sender?“ “Hier, wenn wir es noch schaffen.“ Kai erhob sich und folgte Florian. Er ging in die Küche und sah auf die dort hängende Uhr. “Wir schaffen es.“
Nach dieser Nacht hatte sich etwas zwischen Kai und Florian geändert. Kai spürte jetzt immer deutlicher, dass seine Freundschaft mit Florian so nicht weitergehen konnte. Er hatte versucht für Florian ein Freund zu sein, obwohl er sich bereits in ihn verliebt hatte, als er ihn das erste Mal gesehen hatte. Diese Gefühle drangen langsam aber mit Macht an die Oberfläche. Und er war nicht einmal sicher, ob Florian diese Gefühle auch nur im Geringsten erwiderte. Für Kai gab es nur eine einzige Möglichkeit, sich und auch Florian zu schützen. Er musste seine Kontakte mit dem jungen Mann einschränken. Das war nur viel schwerer, als es sich anhörte. Kai fiel erst jetzt auf, wie viel Zeit er mit Florian verbracht hatte, seit der in Köln lebte. Sie arbeiteten zusammen, lebten direkt Tür an Tür. Die Abende verbrachten sie meistens zusammen. Die einzige Zeit, wo sie sich nicht ständig sahen, war, wenn Kai bei den Rennen war. Auch wenn es ihm verdammt schwer fiel, zog Kai seinen Plan durch. Er versucht, etwas Abstand zu Florian zu gewinnen. Der spürte das natürlich, konnte es sich aber nicht erklären. Er dachte, Kai brauche einfach etwas Ruhe. Also ließ er sie ihm. Es bildete sich eine Mauer zwischen den beiden, die nicht nur ihnen auffielen, sondern auch ihren Freunden. Kai wurde trauriger, ruhiger. Als Heinz ihn darauf ansprach, winkte er nur ab. Hans Mahr machte sich ebenfalls Sorgen um seine besten Leute. Doch er wusste nicht, was er machen könnte und hoffte deshalb, dass es sich allein wieder einrenken würde.
Die beiden Männer versuchten ihren Jobs normal nachzugehen. Beim sechsten Rennen passierte etwas, was sie erst einmal von ihren persönlichen Problemen ablenkte. Während des Rennens verlor Mika Häkkinen die Kontrolle über seinen Wagen und krachte mit enormer Geschwindigkeit in die Leitplanken. Das Rennen wurde natürlich abgebrochen, um die medizinische Versorgung des Verletzten zu gewährleisten. Nachdem der Fahrer von der Strecke weggebracht worden war, wurde das Rennen neu gestartet. Es ging normal und ohne Zwischenfälle weiter. Gleich zu Beginn seiner Sendung setzte sich Florian mit Kai in Verbindung. “Weißt du etwas Neues von Mika?“, fragte er aufgeregt. Der schüttelte betrübt den Kopf. “Nein, leider nicht. Ich werde mich gleich mit Norbert Haug, dem Teamchef, treffen. Vielleicht weiß er mehr.“ “Hoffentlich.“ Florian überlegte kurz. “Wer war eigentlich diese Frau, die mit Mika weggeflogen ist?“ “Sie heißt Erja und ist Mikas Freundin.“ Überrascht zog Florian eine Augenbraue hoch. “Schau an. Wir sprechen uns dann später noch.“ Das Bild des Reporters verschwand. Florian atmete tief durch und blickte in die Kamera. “Wir werden erst einmal das Rennen Revue passieren lassen. Vielleicht hat Kai bis dahin Neuigkeiten.“ Das tat er dann auch. Betont ruhig ging er die wichtigen Rennszenen durch, obwohl es ihm unglaublich schwer fiel, gelassen auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben. Florian hatte Mika zwar nie persönlich kennen gelernt, aber durch Kais Erzählungen glaubte er ihn doch zu kennen. Und er hoffte natürlich nur das Beste für den jungen Fahrer. Als er mit seinem Überblick fertig war, bekam er die Meldung, dass Kai mit ihm reden wollte. “Was gibt es Neues?“ Kai stand jetzt mit Norbert Haug vor der Kamera. Der sonst immer lächelnde Teamchef von Mercedes war leichenblass. “Wie geht es Mika?“, fragte Kai direkt. “Sehr, sehr schlecht“, sagte der mit leiser zitternder Stimme. “Er hat ein schweres Schleudertrauma. Dr. Watkins war sich nicht mal sicher, ob Mika es bis ins Krankenhaus schaffen wird. Wir hoffen alle das Beste für ihn.“ “Wir natürlich auch“, sagte Kai. “Was ist eigentlich schief gelaufen?“ “Die Lenkung ist gebrochen. Mika konnte nichts machen. Er war nur noch Passagier in seinem Auto.“ Betrübt schaute der Mann Kai an. Der wand sich der Kamera zu. “Das war es erst einmal von hier. Ich werde zum Krankenhaus fahren und versuchen, mit Doktor Watkins zu sprechen. Vielleicht weiß ich bis zu den Abendnachrichten mehr.“ Florian nickte kurz. “Das war es dann für heute, liebe Zuschauer. Wir hoffen mit dem Team, dass Mika stark genug ist und das durchsteht. Bis in zwei Wochen dann.“
Es war bereits Dienstag Abend, als Kai aus Kanada zurückkam. Er ging sofort zu Florian. Der saß in seinem Arbeitszimmer und suchte etwas im Internet, als Kai klopfte. Er ging zur Tür und öffnete. “Kai?“ “Hi. Ich komme gerade von Kanada“, sagte der und gähnte. “Mika geht es sehr schlecht. Er liegt im Koma. Watkins weiß nicht, ob er wieder aufwacht, oder ob er irgendwelche Schaden davonträgt.“ Traurig blickte er ihn an. “Keine guten Nachrichten. Wie geht es Erja?“ “Sie versucht, tapfer zu sein. Aber es ist verdammt schwer für sie.“ “Kann ich mir vorstellen. Willst du noch reinkommen?“ Kai schüttelte den Kopf. “Ich bin fix und alle. Ich geh lieber schlafen.“ “Tu das. Wir sehen uns dann morgen bei der Arbeit. Mahr war übrigens nicht begeistert, dass du heute nicht da warst.“ “Ist mir egal. Was hast du ihm gesagt?“ Florian lächelte leicht. “Dass du wahrscheinlich noch bei Mika im Krankenhaus bist.“ Kai senkte leicht den Blick. “Danke.“ Er wand sich zum Gehen. “Gute Nacht.“ “Nacht, Kai.“ Florian schloss die Tür. Traurig ging er in seine Wohnung zurück. Er war sich sicher, dass Kai früher auf jeden Fall noch zu ihm rein gekommen wäre. Wieder einmal fragte er sich, warum der sich so verändert hatte.
Die Saison ging weiter, doch weder im Rennlager noch bei den Zuschauern wurde Mika ganz vergessen. Allerdings gab es von ihm nichts Neues zu berichten. Er lag nach wie vor in der Klinik in Kanada. Durch die Kopfverletzung war er in einen komaartigen Zustand gefallen und bis jetzt noch nicht daraus erwacht. Alle hofften mit ihm und Erja. Doch es gab auch ein positives Erlebnis im Spätsommer. Bei einem Rennen interviewte Kai gerade Michael. Als er die normalen Fragen durchhatte, sah er ihn forschend an. Michael wurde sichtbar nervös. “Ist sonst noch was?“ “Ich habe das Gefühl, du hast mir noch etwas zu erzählen.“ Er war zum vertraulichen Du gewechselt. Michael grinste leicht. “Du bist zu gut für diesen Job.“ Kai nickte. “Also gut. Ich habe letztes Wochenende Corinna geheiratet.“ Stolz hielt er seinen Ring hoch. Erstaunt sah Kai ihn an. Dann hielt er ihm die Hand hin. “Herzlichen Glückwunsch.“ Mit einem breiten Lächeln ergriff Michael sie. “Danke.“ Leicht empört schaute Kai in die Kamera. “Da heiratet der einfach heimlich. So eine Frechheit. Ich gebe zurück ins Studio.“ Florian lächelte. “Ja, ja. Es kommt selten vor, dass Kai etwas nicht weiß.“ Er grinste breit. Dann fuhr er mit seiner Sendung fort, natürlich verwies er hin und wieder auf das eben Erfahrene.
Das Ende der Rennsaison kam mit Riesenschritten. Das letzte Rennen vor den Auslandrennen stand an. Doch Florian wollte Kai nicht gehen lassen, ohne vorher endlich mit ihm geredet zu haben. Zu viele Fragen brannten ihm auf der Seele. Am Abend bevor Kai wegfuhr, klingelte Florian bei ihm. Er öffnete und sah ihn fragend an. “Was ist los?“ Florian schluckte nervös. “Wir müssen reden, Kai.“ Der nickte leicht und trat zur Seite. “Komm rein.“ “Danke“, sagte er leise und betrat die Wohnung, wo er noch vor einem Jahr so gern gewesen war. Er ging direkt ins Wohnzimmer. Dort stand eine Flasche Whiskey und eine Kanne Tee auf dem Tisch. Kai ging kurz in die Küche, holte Florian noch ein Glas und eine Tasse und kam dann auch ins Wohnzimmer. Er stellte beides vor Florian hin und setzte sich. “Nimm dir, was du möchtest.“ “Ich bleibe erst mal bei Tee. Die harten Sachen hebe ich mir für später auf.“ Er goss sich etwas Tee ein und trank ihn in kleinen Schlucken. Kai stand nervös auf und wanderte zum Fenster. Dort blieb er stehen. Er schaute aus dem Fenster, nahm jedoch nichts wahr, was draußen passierte. Er hatte einfach Angst, sich umzudrehen. “Kai, bitte...“, sagte Florian plötzlich. Kai drehte sich langsam um und sah in Florians traurige Augen. Er atmete tief durch und ging wieder zu ihm hinüber. Schwer ließ er sich auf seinen Sessel fallen. Er nahm einen Schluck von dem Whiskey. Florian sah deutlich, wie sehr Kais Hände zitterten. Und er sah auch, dass der nicht anfangen würde, also nahm er sich ein Herz. “Was ist passiert, Kai? Wir haben früher über so viel geredet. Ich habe dir eine Menge anvertraut. Und plötzlich ziehst du dich vor mir zurück. Verdammt noch mal… du hast eine Mauer zwischen uns errichtet und ich habe nicht den blassesten Schimmer warum.“ Aufgebracht stand Florian auf und lief ein Stück durch das Wohnzimmer. Dann setzte er sich wieder. "Kai, ich weiß nicht, ob du es gemerkt hast. Aber du verletzt mich mit deinem Verhalten.“ Tränen schimmerten in Florians Augen. Kai, der bis jetzt mit gesenktem Blick in seinem Sessel gesessen hatte, hob diesen und schaute Florian an. “Es tut mir leid“, sagte er leise. Florian sah ihn an. “Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe. Aber ich habe mich nicht zurück gezogen, um dich zu verletzen, sondern um uns zu schützen.“ “Wovor?“ “Ach verdammt.“ Kai schlug leicht mit seiner Hand auf den Tisch. Er hockte sich vor Florian hin und sah ihn von unten an. “Florian, wir kennen uns schon ziemlich lange und ich habe dir die ganze Zeit etwas verheimlicht. Etwas, was jetzt anfängt, mich aufzufressen.“ Florian beugte sich ein Stück nach vorn. “Dann sag es mir endlich.“ “Ich bin schwul.“ Kais Stimme zitterte. “Ich habe mich in dich verliebt, als ich dich zum ersten Mal auf dem Flughafen gesehen habe. Vor dem Flug nach Bagdad 1990. Als du dann auch noch hierher gezogen bist, habe ich mich natürlich sehr gefreut, aber für mich wurde das Leben dadurch zur Qual. Es ist schwer, dich jeden Tag zu sehen, mit dir zusammen zu arbeiten, ohne dir sagen zu dürfen, was ich wirklich für dich empfinde.“ Er setzte sich wieder auf seinen Sessel. “Ich hatte Angst, unsere Freundschaft zu zerstören, wenn ich dir etwas sage. Auch wenn es in letzter Zeit nicht so aussah, du bist für mich verdammt wichtig geworden.“ Es war raus. Kai fühlte sich unglaublich erleichtert. Doch andererseits kam jetzt die Angst. Wie würde Florian reagieren. Kai wagte es nicht, ihn anzusehen. Florian war schockiert. Nicht unbedingt wegen Kais Geständnis, sondern mehr, weil er nichts gemerkt hatte. Kai hatte seine Gefühle zu perfekt versteckt. Er sah Kai an. Der hatte den Kopf gesenkt und starrte auf den Fußboden. Mit leicht zitternden Fingern nahm Florian sich die Whiskeyflasche und goss sich einen Doppelten in sein Glas. Er kippte den scharfen Alkohol in einem Zug hinter. Dann atmete er tief durch. “Das kommt überraschend“, gab er mit belegter Stimme zu. Kai nickte. “Ich weiß.“ “Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Er stockte. “Sieh mich bitte an, Kai.“ Langsam hob der den Blick. Pure Angst stand in seinen Augen. “Ich bin im Moment dabei, mein Leben zu ordnen. Ich brauche Zeit, viel Zeit. Und ich brauche deine Freundschaft. Aber eine Beziehung und dann noch mit einem Mann ist hier in Deutschland sehr kompliziert. Dazu braucht man Mut und Kraft Und ich habe die im Moment nicht. Es tut mir leid, Kai. Aber aus uns kann im Moment nichts werden. Ich bin nicht bereit dafür.“ Der Reporter sah seinen Freund an. Tränen schimmerten in seinen Augen. Was er eben gehört hatte, tat unsagbar weh. Er wollte sich nie Hoffnungen machen, hatte es aber nicht ganz verhindern können. “Schon okay. Ich bin froh, dass ich es nicht mehr verstecken muss.“ “Das musst du auch nicht. Ich will dich nicht als Freund verlieren. Dafür ist es aber wichtig, dass wir ehrlich zueinander sind. Vor allem bei so wichtigen Dingen.“ Kai nickte zustimmend. Hoffnung keimte in ihm auf. “Eins musst du mir versprechen, Kai. Tu das nie wieder. Bau nie wieder so eine Mauer zwischen uns auf. Das nächste Mal könnte es passieren, dass wir dadurch alles verlieren.“ “Ich verspreche es dir.“ Er sah Florian an. Fast schüchtern stellte er fest. “Du wirkst nicht sehr geschockt." “Bin ich auch nicht. Warum auch? Du kennst mich doch." Kai sah Florian an. Dann lächelte er leicht. “Ich war so ein Idiot.“ Er wischte sich schnell über die Augen, bevor sein Freund seine Tränen sehen konnte. “Ich möchte jetzt lieber allein sein, Flo.“ “Kannst du meine Entscheidung akzeptieren?“ “Natürlich. Aber sie tut verdammt weh. Ich brauche etwas Zeit für mich.“ Florian stand auf. “Dann ist es vielleicht besser, dass wir uns die nächste Zeit nicht sehen.“ Kai nickte. “Meine Eltern haben mich gefragt, ob ich sie Weihnachten zu Hause besuche. Ich werde das Angebot annehmen.“ Traurig nickte Florian. “Ist vielleicht besser so.“ Er ging rüber in seine Wohnung. Dort saß er noch sehr lange und dachte über Kai und sich selber nach. Kai brach schluchzend zusammen, als Florian die Tür hinter sich geschlossen hatte. Als er sich wieder beruhigt hatte, fühlte er sich besser. Befreiter. Allerdings würde es einige Zeit dauern, bis die Schmerzen verschwinden würden. Also beschloss er, sich jetzt mehr in seine Arbeit zu stürzen. Er brauchte Ablenkung.
Und die bekam Kai auch. Während der letzten drei Rennen ging es an den Rennstrecken drunter und drüber. Michael Schumacher lieferte sich mit seinen Konkurrenten heiße Kämpfe um die letzten Punkte. Er ging meist als Sieger hervor und schaffte es so beim letzten Rennen den zweiten Titel seiner Karriere zu holen. Als Kai ihn gerade interviewte, klingelte kurz Michaels Handy. Er zog es hervor. Ungläubig las er die SMS. Neugierig sah Kai ihn an. “Eine Glückwunsch-SMS von...?“ “Lies selber“, sagte Michael und reichte Kai sein Handy. “Du glaubst es mir doch nicht.“ “Herzlichen Glückwunsch zum Titel“, las Kai laut vor, “Sei froh, dass ich diese Saison nicht dabei war. Viele Grüße,...“ Kai stockte und las dann leise den Namen des Senders. “Mika Häkkinen.“ Ungläubig schaute er Michael an. Dann legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. “Er hat es also geschafft. Das klingt ganz nach einer Kampfansage.“ “Das ist eine.“ Michael sah in die Kamera. “Du wurdest hier vermisst, Mika.“ Dann wand er sich Kai zu. “Ich habe auch noch eine Neuigkeit für dich.“ Interessiert schaute Kai ihn an. “Raus damit.“ “Ich wechsele das Team. Man hat mir ein Superangebot gemacht und ich habe heute morgen unterschrieben.“ “Vor dem Rennen. Na da scheint sich aber jemand viel von dir zu erhoffen“, stichelte Kai. Michael nickte. “Also, wer ist es?“ “Ferrari“, antwortete der Pilot gedehnt und verschwand. Kai sah ihm verdutzt nach. “Wow. Ferrari.“ Er wand sich der Kamera zu. “Nicht schlecht. Damit haben wir einen riesengroßen deutschen Hoffnungsträger. Vielleicht schafft es das Team Ferrari mit einem Talent und Arbeiter wie Michael, endlich wieder dorthin zu kommen, wo es nach Meinung seiner Fans hingehört. Das wird harte Arbeit für ihn und das Team. Und während Michael arbeiten muss, kann sich unsereins ausruhen Viel Spaß während der Formel 1 - freien Zeit, liebe Zuschauer.“ Florian nickte. “Da kann ich nichts mehr hinzufügen. Mika Häkkinen geht es anscheinend wieder gut. Unsere größte deutsche Hoffnung wird Italiener und geht zum bekanntesten Team. Ein durchaus ereignisreicher Abschluss. Ich wünsche allen Zuschauer nicht allzu viel Langeweile an den kommenden Sonntagen und verabschiede mich hiermit aus dieser Saison.“
Die Arbeit war vorbei, doch für Florian und Kai fing jetzt eine Zeit des Nachdenkens an. Obwohl die beiden Männer Tür an Tür wohnten, sahen sie sich in den nächsten Wochen kaum noch. Und um diese Situation aufzulösen, verschwand Kai bereits Mitte November zu seinen Eltern. Die wunderten sich etwas, freuten sich jedoch sehr, ihren Sohn für eine so lange Zeit bei sich haben zu können. Nur Gerd spürte, was mit seinem Bruder los war. Er ging eines Tages zu Kai in dessen Zimmer. “Kann ich mal kurz mit dir reden?“ "Sicher“, sagte der. Er saß auf seinem Bett und streichelte die kleine Katze. Diese genoss es sichtlich. “Du bist doch nicht schon so zeitig gekommen, um unsere Eltern zu besuchen. Was ist mit dir los, Kai?“ Kai hob den Blick und sah seinen Bruder an. “Es ist wegen Florian.“ “Dachte ich es mir, dass ein Mann dahinter steckt.“ Gerd wusste von Kais Neigung zu Männern. “Florian... ach so, dein Freund und Kollege. Was ist mit ihm?“ “Ich habe mich in ihn verliebt.“ Gerd lächelte. “Und? Erwidert er deine Gefühle?“ “Ich habe keine Ahnung.“ Kai rutschte vom Bett runter und ging zum Fenster, “Ich glaube, dass er selber nicht mal weiß, ob er überhaupt auf Männer steht. Er hat ziemlich viel durchgemacht, musst du wissen.“ “Was denn so?“, fragte plötzlich eine dritte Person. Kai und Gerd schauten verwundert zur Tür. Dort stand Heinz-Harald Frentzen und sah die beiden grinsend an. Dann trat er ein und begrüßte die beiden Brüder. “Was machst du denn hier?“, fragte Kai völlig verblüfft. “Mir ist deine komische Laune während der Saison nicht entgangen. Ich dachte mir schon, dass es etwas mit Florian zu tun hat. Also dachte ich mir, fährst du doch mal zu Kai und sprichst mit ihm. Gut, dass ich vorsorglich mal hier angerufen habe, bevor ich nach Köln gefahren bin.“ “Na reizend.“ Kai schüttelte den Kopf. “Mach die Tür zu und setz dich.“ Heinz tat es und ließ sich dann auf das Bett fallen. “Also, was ist nun mit Florian?“ “Ich habe ihm versprochen zu schweigen und ich werde dieses Versprechen auf keinen Fall brechen. Tut mir leid für euch.“ “Aber du hast ihm gesagt, was du für ihn empfindest?“ Gerd schaute Kai fragend an. “Ja verdammt. Ich hatte mich von ihm zurückgezogen, aus Angst, dass er was merkt. Er fühlte sich verletzt dadurch." “Zu Recht“, sagte Heinz strafend. “Ja“, gab Kai zu. “Aber ich wusste mir wirklich nicht anders zu helfen. Jedenfalls hat er mich zur Rede gestellt, also habe ich ihm die Wahrheit erzählt.“ “War er sehr schockiert?“, fragte Heinz vorsichtig. “Weil ich schwul bin, nein. Weil er so lange nichts gemerkt hat schon eher. Er hat gesagt, dass er erst sein Leben ordnen muss und dass aus uns im Moment nichts werden kann.“ Kai hatte die letzten Worte sehr leise gesprochen. Es tat immer noch zu weh. “Tut mir leid, Kai.“ Heinz sah seinen Freund bedauernd an. “Aber er hat gesagt im Moment...“ Kai drehte sich wütend um. “Ja, hat er. Aber ich habe nicht vor, mir noch einmal Hoffnungen zu machen. Das erste Mal hat mir schon weh genug getan.“ Er hatte Tränen in den Augen und wand sich wieder dem Fenster zu. Gerd stand auf und ging leise aus dem Zimmer. Vorher hatte er Heinz noch zugeflüstert: “Ich schätze, das ist ein Fall für dich.“ Der stand auf und ging zu Kai. Mitfühlend legte er ihm eine Hand auf die Schulter, Kai schluchzte auf und drehte sich langsam um. Sein Gesicht war nass von Tränen. Heinz zog ihn in seine Arme und hielt ihn eine Weile fest. “Ich liebe ihn“, flüsterte Kai. “Ich will und kann es nicht akzeptieren, dass er glaubt, etwas anderes zu empfinden.“ Verwundert sah Heinz ihn an. “Glaubt?“ “Er hat Angst. Für ihn ist eine Beziehung...“ Kai stockte. Doch dann zuckte er mit den Schultern. Heinz würde nie mit jemandem darüber sprechen, was er ihm jetzt anvertraute. “Für ihn ist eine Beziehung gleichbedeutend mit Sex. Und davor hat er Angst.“ “Nun ja, Sex hat ja wohl auch was damit zu tun. Wieso hat er Angst? Mensch Kai, spuck es aus. Du weißt, dass du mir vertrauen kannst.“ Der zögerte kurz und nickte dann. “Florian ist Kroate. Er war ein Jahr in einem serbischen Gefängnis inhaftiert, bevor ihm die Flucht nach Österreich und später nach Deutschland gelang. Er war 17, als er in das Gefängnis kam. Einer seiner Mitgefangenen und ein leitender Offizier haben Flo über ein dreiviertel Jahr regelmäßig vergewaltigt. Daher kommt auch seine Angst. Er… hat das längst noch nicht verarbeitet.“ Pures Entsetzen stand auf dem Gesicht des Rennfahrers. Langsam schüttelte er den Kopf. “Ich glaube nicht, was ich hier höre. Ich wusste ja, dass Florian kein Deutscher ist. Woher kann er eigentlich unsere Sprache? Von dir?" “Nicht ganz. Er kannte es schon von zu Hause aus. Seine Großmutter war Deutsche. Ich habe nachher nur dafür gesorgt, dass sein Akzent verschwindet.“ “Du bist ein Idiot, Kai“, stellte Heinz nach einer Weile fest. Der sah ihn empört an. “Florian vertraut dir so eine Geschichte an und du bist zu feige, ihm zu erzählen, dass du schwul bist und dich in ihn verguckt hast. Mich wundert es nicht, dass er sich verletzt gefühlt hat.“ Kai schluckte schwer und senkte den Blick. “Du hast Recht. Ich bin ein Idiot.“ “Und jetzt verkriechst du dich hier bei deinen Eltern und lässt ihn wieder allein. Auch nicht die feine englische Art.‘ “Ich weiß, aber ich kann nicht anders. Bitte Heinz, versteh mich. Es tut weh, ihn zu sehen.“ Heinz nickte. Er kannte Kai schon sehr lange. Und in den Augen seines Freundes spiegelte sich blanker Schmerz. Es wäre im Moment sicher nicht gut, wenn er zu Hause wäre. “Aber du musst mit ihm reden. Warte nicht zu lange.“ Kai nickte leicht. “Danke für dein Verständnis.“ Er sah ihn dankbar an. “Ich habe noch nicht mal ein Weihnachtsgeschenk für ihn. Mir fällt einfach nichts Passendes ein.“ “Ich wüsste schon etwas, aber es ist verdammt gewagt.“ “Was denn?“ “Zwei Flüge nach Kroatien. Ich bin mir sicher, es würde ihm helfen.“ “Darüber hatte ich auch schon einmal nachgedacht, aber Florian will absolut nicht dorthin zurück.“ “Er will sich seinen Geistern nicht allein stellen. Aber vielleicht mit einem Freund. Denk mal darüber nach.“ Kai tat dies. Sehr lange sogar. Und er entschied sich letztendlich, dem Rat seines Freundes zu folgen. Allerdings wollte er Florian auch noch etwas anderes mitbringen. Dazu klapperte er in Mönchengladbach einige Läden ab. In einem kleinen Trödlergeschäft fand er schließlich das Richtige. Mitten zwischen Ramsch und Abfall lag eine kleine, in Papier eingeschlagene Bibel. Florian hatte ihm im letzten Jahr erzählt, dass er seine eigene von den Soldaten weggenommen worden. Sie war ihm sehr wichtig gewesen. Kai hielt das Buch lange in den Händen. Langsam zog er das Papier ab. Ein schwarzer Einband kam zum Vorschein. Ein goldenes Kreuz war darauf zu sehen. Die Seiten waren an den Rändern ebenfalls mit Gold verziert. Der Händler verlange zehn Mark dafür. Kai grinste. Er wusste, dass das Buch in seinen Händen das Hundertfache wert war. Zufrieden ging er nach Hause.
Florian litt ziemlich unter Kais Abwesenheit. Er war für ihn immer der Hauptbezugspunkt hier in Köln gewesen. Hin und wieder traf er sich mit Kollegen aus dem Sender, doch diese Treffen waren irgendwie nicht dasselbe, wie ein Abend mit Kai. Es fehlte die Vertrautheit. Heilig Abend war am Schlimmsten. Alle Geschäfte hatten zu. Draußen war es regnerisch und kalt. Florian wusste nicht, was er allein machen sollte. Er war zwar von einigen Kollegen zu einer Weihnachtsparty eingeladen worden, aber er wollte nicht hingehen. Traurig und nachdenklich lief er durch die Stadt. Bis er schließlich vor der kleinen Kirche stand, in welche Kai ihn letzte Weihnachten gebracht hatte. Florian war während des letzen Jahres einige Male hier gewesen und kannte den Pfarrer inzwischen sehr gut. Nach einigem Zögern trat er ein. Die Kirche war leer. Florian war das ganz Recht. Er wollte keine Gesellschaft. Langsam ging er den breiten Gang entlang, bis er schließlich vor dem Altar stand. Er bekreuzigte sich und sah dann zu dem großen Kreuz hoch, welches über dem Altar hing. Langsam sank er auf die Knie und faltete die Hände. “Ich brauche einen Rat“, murmelte er. “Einen Rat zu einem Thema, welches du garantiert verabscheust.“ Fast vorwurfsvoll schaute er den gekreuzigten Jesus an. “Vielleicht solltest du dann mit jemandem hier unten reden. Der versteht deine Probleme sicher auch und ist etwas weltoffener als er.“ Pfarrer Johannes war hinter Florian getreten. Seine Hand ruhte auf Florians Schulter. “Willst du reden?“ “Ja“, erwiderte Florian. Er lenkte seine Schritte zum Beichtstuhl, doch der Pfarrer hielt ihn zurück. “Glaubst du, es ist eine Sünde, worüber du mit mir reden möchtest?“ “Es ist eine. Aber ich empfinde es nicht als solche.“ Pfarrer Johannes nickte und zog Florian zu den Bänken. Sie setzten sich. “Wo ist eigentlich dein Freund?“ “Um ihn geht es“, gab Florian zu. Verstehen keimte im Blick des Pfarrers auf. Er nickte leicht. “Ich dachte es mir, als ich euch beide das erste Mal gesehen habe.“ Erstaunt sah Florian den Pfarrer an. “Seine Augen sind ein Schaufenster seiner Seele. Er liebt dich.“ Florian nickte leicht. “Ich weiß, dass die Kirche es nicht gern sieht.“ Er schluckte. “Die Kirche sieht vieles nicht gern. Es stimmt, dass Homosexualität zu einem der Dinge gehört, über die man nur im stillen Kämmerlein spricht. Aber auch Rom kann nicht ewig die Augen vor der Wahrheit verschließen.“ Prüfend sah Pfarrer Johannes Florian an. “Du schiebst den Glauben doch nur vor, Florian. Du hast Angst davor, seine Gefühle zu erwidern. Du hast Angst vor etwas, was längst geschehen ist.“ Florian sah den Pfarrer erschreckt an. Der legte seine Hand auf die von Florian. “Ich weiß nicht, warum du solche Angst vor Zuneigung hast und es geht mich auch nichts an. Aber einen Rat kann ich dir geben. Quäle dich nicht allein, wenn du die Probleme mit einer anderen Person lösen kannst.“ “Sie haben mir viel zu Denken mitgegeben, Vater.“ Florian stand auf und reichte ihm die Hand. “Das hoffe ich. Und ich hoffe noch etwas.“ Der Mann lächelte Florian zu. “Ich hoffe, dass du nicht mehr allein bist, wenn du das nächste Mal hierher kommst.“ Als Florian die Kirche verlassen hatte, fühlte er sich erleichtert. Eine riesige Last war von ihm genommen worden. Pfarrer Johannes hatte Recht und Florian sah es jetzt auch ein. Er liebte Kai. Und irgendwann musste er ihm diese Gefühle auch gestehen. Er war ein Idiot gewesen, Kai so eine Abfuhr zu erteilen. Aber er würde es wieder gut machen, wenn Kai ihm eine Chance gab.
Am ersten Weihnachtsfeiertag schlief Florian bewusst lange, aber ewig konnte er auch nicht im Bett bleiben. Er stand gegen Mittag auf, aß ein bisschen und setzte sich vor den Fernseher. Anfangs kamen Märchenfilme, später Spielfilme, die er schon gesehen hatte. Er langweilte sich schrecklich. Er beschloss, sich etwas Gutes zu tun und trank einen kleinen Whiskey. Später einen weiteren... Wenn man allein trinkt, verliert man schnell die Kontrolle, sagen viele Ärzte. Florian erging es jedenfalls so. Er schlief irgendwann gegen Mitternacht total betrunken ein. Die Flasche, die vorher voll gewesen war, beinhaltete jetzt noch einen kleine Schluck. Gerade einmal so viel, dass der Boden leicht bedeckt war.
Kai kam gegen Mittag des 26. Dezembers wieder in Köln an. Er ging langsam vom Bahnhof zu seinem Mietshaus. Irgendwie hatte er Angst davor, Florian zu treffen. Aber er hatte auch Sehnsucht nach ihm. Sein Lachen, seine Stimme, seine ruhige Art, all das vermisste er. Irgendwann stand er in der Etage, wo er wohnte und schaute von einer Tür zur anderen. Er hörte Stimmen. Ein Fernseher lief. Es kam aus Florians Wohnung. Der war also zu Hause. Kai atmete tief durch und klopfte. Seine Hand zitterte, so nervös war er. Es blieb jedoch still. Ob Florian nicht mit ihm reden wollte? Das glaubte Kai nicht. Also klopfte er erneut. Wieder geschah nichts. Kai fing an, sich Sorgen zu machen. Er holte den Schlüssel zur Wohnung seines Freundes hervor und öffnete die Tür. “Florian?“, rief er in die Wohnung, erhielt jedoch keine Antwort. Mit einem Schulterzucken ging er ins Wohnzimmer. Dort lag Florian auf dem Sofa und schlief fest. Auf dem Tisch entdeckte Kai eine fast leere Whiskeyflasche. Erstaunt schüttelte er den Kopf. Er griff zur Fernbedienung und schaltete erst einmal den Flimmerkasten leiser. Dann hockte er sich neben Florian. Es dauerte lange, bis der die Augen einen Spalt breit öffnete. Sofort schloss er sie wieder und stöhnte auf. Er griff sich mit einer fahrigen Bewegung an den Kopf. “Mein Schädel“, stöhnt er auf kroatisch. “Geschieht dir ganz Recht, mein Lieber. War die Flasche Whiskey gestern noch voll?“ Florian nickte leicht. Seine Gesichtsfarbe veränderte sich zusehends. Er wurde kalkweiß. “Mir ist übel“, beklagte er sich bei Kai. Der zog ihn vorsichtig von der Couch hoch und schleifte ihn ins Bad. Dort hing sich Florian über die Kloschüssel und übergab sich. Kai stand hinter ihm. Vorwurfsvoll sah er auf ihn hinab. “Hast du etwas Bestimmtes damit bezwecken wollen, dass du dich hier so sinnlos besäufst, oder hattest du nichts zu tun?“ Florian hob leicht den Kopf. “Ich nehme Antwort b.“ Erneut würgte er. Kai hockte sich neben ihn. “Tief durchatmen.“ Er holte einen Lappen aus Florians Schrank, machte ihn nass und gab ihn seinem Freund. Der wischte sich damit durchs Gesicht. Kai schob ihm eine Tablette in den Mund und setzte ihm ein Glas Wasser an die Lippen. Florian trank alles aus. “Dusch erst mal. Du siehst fürchterlich aus.“ Florian nickte und stand vorsichtig auf. Er blickte Kai eine Weile an. “Schön, dass du wieder da bist. Ich habe dich vermisst, Kai.“ Kai lächelte. “Ich mache uns etwas Leichtes zu Essen. Wir reden nachher, okay?“ “Gut." Florian fing an, sich auszuziehen und Kai verließ das Bad.
Als Florian nach einer halben Stunde in die Küche kam, sah er besser aus. Frisch geduscht und rasiert setzte er sich an den Tisch. Seinen Kopf hatte er auf die Hände gestützt. “Ich hasse Kater.“ Kai lachte. “Iss erst mal was. Dann bekommst du auch noch eine Tablette.“ Florian nickte und schmierte sich ein Brötchen. Er zog die Augenbrauen hoch. “Die sind ja frisch.“ “Ich habe sie vom Bahnhof mitgebracht. Schließlich habe ich kaum noch was Essbares in meinem Kühlschrank. Und wenn da doch noch was steht, kann es inzwischen garantiert laufen.“ Florian grinste und aß langsam. Ihm war immer noch schlecht. Er konnte sich nicht erinnern, schon jemals zuvor in seinem Leben mit so einem Kater aufgewacht zu sein. Aber er war froh, dass Kai hier war. Irgendwie war es so wie früher. Kai fiel Florians zufriedener Gesichtsausdruck auf und er machte ihm Hoffnung. Nach dem Essen gingen die beiden Männer ins Wohnzimmer. Florian legte sich auf seine Couch und schloss die Augen. Kai stand neben ihm und beobachtete ihn. “Ich gehe erst mal kurz rüber zu mir. Mal sehen, ob dort alles in Ordnung ist.“ Florian öffnete die Augen ein wenig. “Kommst du wieder?", fragte er leise. “Sicher doch. Ich kann dich doch an einem Feiertag nicht allein lassen.“ Erleichtert schlief Florian ein. Kai ging in seine Wohnung. Er hatte gerade seine Reisetasche abgestellt, als das Telefon klingelte. Es war Donaldson. “Dobrui Djen“, sagte der. “Na wenigsten Sprachen lernt ihr dort“, meint Kai grinsend. “Frohe Weihnachten, Reg.“ “Dir auch. Ich habe schon ein paar Mal versucht, dich zu erreicht. Warst du weg?“ “Bei meinen Eltern.“ “Allein?“ Kai grinste leicht. “Ja, allein.“ “Was macht Florian?“ “Der hat sich gestern mit einer Flasche Whiskey seine Langeweile vertrieben und beklagt sich jetzt, dass er Kopfschmerzen hat.“ Donaldson lachte leise. “Wundert mich nicht. Wie läuft es bei euch?“ “Nach einer Phase des Schweigens geht es anscheinend wieder aufwärts.“ “Ich wünsche dir alles Gute. Und unterrichte mich, wenn es etwas Neues gibt.“. “Klar doch. Was macht eigentlich deine Familie?“ “Rokko hat einen Preis bei einem Klavierwettbewerb gewonnen. Er will ihn dir schenken, weil du ihm immer zugehört hast und wegen deiner guten Ratschläge.“ “Was für eine Ehre“, murmelte Kai. “Daniell ist nicht gerade begeistert, dass ich Weihnachten über nicht zu Hause war.“ “Kann ich mir vorstellen. Ich rufe sie nachher mal an.“ “Tu das. Da wird sie sich sicher freuen. Ich muss Schluss machen...“ “Lass mich raten, du hast Wachdienst. Wieso rufst du mich immer vom Wachdienst aus an?“ “A, weil es langweilig ist und B, weil ich sonst schlafe oder kämpfe.“ Kai lachte leise. “Das leuchtet durchaus ein.“ “Mach‘s gut, Kai. Gruß an Florian.“ “Bestell ich. Mach‘s gut.“ Er legte auf. Wie versprochen, rief er dann auch noch Daniell an und wünschte ihr ein schönes Weihnachtsfest. Sie beklagte sich natürlich, dass ihr Mann sich im Ausland rumtrieb. Kai plauderte eine Weile mit ihr und den Kindern, bevor er wieder auflegte. Er packte seine Sachen aus, nahm sein Geschenk für Florian und ging wieder rüber zu seinem Freund. Er machte extra leise, um ihn nicht zu wecken, doch als er das Wohnzimmer betrat, schaute Florian ihn an. “Ich wollte dich nicht wecken, sorry.“ “Ich bin schon eine Weile wach.“ Er trank einen Schluck von dem Tee, den Kai ihm auf den Tisch gestellt hatte. “Reg hat angerufen. Schönen Gruß von ihm.“ “Danke. Wo ist er?“ “Immer noch in Moskau. Er kann sogar schon ‘guten Tag‘ auf Russisch sagen.“ “Nicht schlecht für einen Amerikaner. Was macht seine Familie?“ “Denen geht es hervorragend. Ich habe Daniell angerufen und mich eine Weile mit ihr und den Kindern unterhalten.“ Kai grinste. Florian hatte sich nämlich auf die Couch gesetzt und versuchte die ganze Zeit zu sehen, was Kai hinter seinem Rücken versteckt hielt. Er ging um den Tisch herum, setzte sich neben Florian auf das Sofa und hielt ihm sein Geschenk hin. “Frohe Weihnachten, Flo.“ Der strahlte ihn an. “Dir auch.“ Er nahm das Päckchen und wickelte es aus. Vorsichtig nahm er die Bibel in die Hand. “Sie ist wunderschön. Danke, Kai.“ Florian blätterte das Buch auf. Kai hatte auf die erste Seite eine kleine Widmung geschrieben. ‘Auch wenn er mal keine Zeit hat, ich bin immer für dich da. Kai‘ Florian sah Kai mit feuchten Augen an. “Ich werde es mir merken“, sagte er leise. Der lächelte ihn an. “Hoffentlich.“ Leicht schwankend stand Florian auf und ging ins Schlafzimmer. Von dort brachte er ein Päckchen mit. “Das ist für dich“, sagte er und überreichte es. Der wickelte das Papier ab. Eine Schachtel kam zum Vorschein. Als Kai sie geöffnet hatte, blieb ihm vor Verblüffung der Mund offen stehen. Mit zitternden Fingern holte er eine Goldkette mit einem Buddha aus der Schachtel. Der Buddha war ebenfalls aus Gold und hatte Saphire als Augen. Ungläubig schaute Kai Florian an. “Das ist ein altes Erbstück meiner Familie“, erklärte der. “Meine Mutter hat sie mir geschenkt, als ich 14 geworden bin. Es ist ein riesiger Glücksfall, dass ich sie im Gefängnis und auf meiner Flucht nicht verloren habe. Die Wachen haben sich nie wirklich dafür interessiert, was wir so alles an persönlichen Habseligkeiten dabei hatten. Mutter sagte damals, als sie mir die Kette gab, ich soll sie nicht behalten. Irgendwann würde ich einem Menschen begegnen, der für mich zur wichtigsten Person in meinem Leben werden würde. Wer das sein würde, konnte sie mir natürlich nicht sagen. Ich würde es fühlen, meinte sie. Der Buddha ist ein Freundschaftsbuddha. Die Augen stehen für Glück und Hoffnung. Du bist für mich die wichtigste Person in meinem Leben, Kai. Ich möchte, dass du die ihn behältst. Als Symbol für meine ewige Freundschaft.“ Kai starrte erst Florian an, dann die Kette mit dem kleinen Buddha. Nach kurzem Zögern legte er sie sich um den Hals. “Ich werde sie nie wieder abnehmen, so lange ich lebe“, schwor er. Er sah Florian an und zog ihn dann einfach in seine Arme. Der erschrak erst, ließ Kai dann aber gewähren. “Daran kann man sich gewöhnen“, murmelte er. “Woran?“, fragte Kai. “In deinen Armen zu liegen.“ Florian schmiegte sich gegen ihn. Kai war froh, dass er saß. “Wie bitte?“, fragte er nach einer Weile. Scheu blickte Florian Kai an. “Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen. Ich bin mir über meine Gefühle selber noch nicht ganz im Klaren. Aber eins weiß ich. Ich empfinde etwas für dich. Gib mir Zeit, diese Gefühle zu ergründen und zu genießen.“ “Alle Zeit der Welt“, sagte Kai überglücklich. Er zog Florian wieder in seine Arme. “Ich würde dich nie zu irgend etwas drängen.“ “Ich weiß“, sagte Florian leise. Er hatte einen Schritt gemacht, von wo aus es kein Zurück mehr für ihn gab. Und um ehrlich zu sein, er wollte auch nicht mehr zurück. Sie saßen noch eine ganze Weile zusammen und führten die Gespräche weiter, die sie vor fast einem Jahr unterbrochen hatten. Und erst jetzt stellten sie beide fest, wie sehr sie diese vertraulichen Gespräche vermisst hatten. Abends lief ein Märchen im Fernsehen, welches die beiden Männer sich ansahen. Kai hatte aus seiner Kühltruhe eine Packung Eis geholt und jetzt saßen sie auf dem Sofa und genossen den Film und das Eis. Florian war nach und nach immer näher an Kai herangerutscht mit der Begründung, dass er sonst nicht an das Eis herankäme. “Natürlich“, sagte der grinsend. Er schob ihm das Eis hinüber. Florian hatte sich an ihn gelehnt. Er berührte mit seinem Arm den von Kai. Er schluckte leicht und lehnte den Kopf gegen Kais Schulter. Kai blickte zu Florian hinab, der gegen ihn gekuschelt dalag. Er sah, wie angespannt Florian war. “So eine Angst hast du vor Körperkontakt?“ “Ja. Ich habe bis jetzt noch keine guten Erfahrungen damit gemacht.“ “Das ist nicht wahr. Denk an deine Eltern, an deine Großeltern.“ Florian nickte leicht. “Vielleicht hast du Recht. Ich hatte es fast vergessen.“ “Siehst du.“ Vorsichtig legte Kai seinen Arm um Florians Schulter. Der versteifte sich. “Ganz ruhig, Flo. Ich bin es nur, keiner deiner Albträume.“ “Entschuldige.“ “Kein Problem.“ Nach und nach entspannte sich Florian. Er konnte es jedoch nicht verhindern, dass hin und wieder Erinnerungsblitze in ihm aufflammten. Doch Kai beruhigte ihn jedes Mal. Er schaffte es, dass Florian sich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch entspannte. Und Kai genoss die plötzliche und für ihn unerwartete Nähe zu dem Mann, den er so sehr liebte. Erneut keimte Hoffnung in ihm auf. “Flo, ich habe eine Bitte an dich.“ Der sah ihn fragend an. “Was?“ “Was immer in dir vorgeht, was du auch entscheidest, was uns betrifft, spiel nicht mit mir. Mach nicht denselben Fehler wie ich. Meine Gefühle für dich sind zu tief für Experimente.“ “Ich verspreche es dir.“ Kai lächelte. “Danke.“ Florian lächelte zurück und lehnte den Kopf wieder gegen Kais Schulter. Der kratzte gerade etwas von dem Eis auf seinen Löffel. Dabei sah Florian eine kleine Narbe auf Kais Handrücken. Vorsichtig strich er mit dem Finger darüber. Kai zuckte unter der Berührung zusammen. Ein Blitz schoss durch seinen Körper. Florian sah zu Kai hoch. “Woher hast du die Narbe?“ Mit einem leichten Räuspern antwortete Kai: “Eine Erinnerung an meinen Boxsport.“ “Ein Unfall?“ “Nein“, sagte Kai mit einem leichten Kopfschütteln. “Ich war in einem Boxclub. Am Anfang war das besser. Man stand nicht allein da. Ich war gut, sehr gut sogar. Aber anstatt weiterzumachen, entschied ich mich für ein Journalistikstudium. Das passte den anderen nicht. Sie versuchten zuerst, mich mit Worten von meiner Entscheidung abzubringen. Als das nichts half, lauerten sie mir eines nachts auf, schlugen mich nieder und brachen mir die Hände.“ “Au. Anscheinend war dein Leben doch nicht so langweilig und normal, wie du immer erzählt hast.“ Florian war ziemlich verblüfft. “Ich hatte hin und wieder meine wilden Phasen.“ Lächelnd aß Kai weiter. Irgendwann war der Becher leer und der Film zu Ende. Kai verabschiedete sich glücklich von Florian. Der sah ihm mit einem milden Lächeln nach. Er war froh, dass sie diese Krise überstanden hatten. Und er legte für sich selber einen Schwur ab. Er würde alles in seiner Machte stehende tun, damit nie wieder so ein Bruch in ihrer Freundschaft entstand.
Am nächsten Morgen kam Kai mit der Nachricht, dass sie wieder im Sender eingeladen waren, um dort Sylvester zu feiern. Florian willigte natürlich ein. Bis zum Jahresende hatten die beiden Männer noch einige Tage Zeit. Sie redeten viel. Sehr viel sogar. Und die Gespräche waren immer sehr entspannend für beide. Die Sylvesterfeier selbst war laut, lustig und feucht. Alle hatten Spaß. Und den Kollegen von Kai und Florian fiel natürlich auf, dass die beiden Journalisten ihre Probleme anscheinend behoben hatten. Heiko Wasser und Christian Danner nahmen die beiden dann auch mal zur Seite und erkundigten sich bei ihnen. “Alles wieder in Ordnung mit euch?“, fragte Heiko besorgt. Kai und Florian nickten lächelnd. “Ja“, sagte Kai. “Wir haben alles geklärt.“ “Ist es wirklich so doll aufgefallen?“, fragte Florian leicht verlegen. Christian nickte. “Oh ja. Ihr wart immer unser Dream Team und als dann plötzlich Funkstille herrschte, waren alle ein wenig irritiert.“ “Funkstille?“, fragte Kai verblüfft. Er sah Florian an. Der zuckte mit den Schultern und lächelte. “Egal“, sagte Heiko und schlug den beiden leicht auf die Schulter. “Hauptsache hier herrscht wieder Friede, Freude, Eierkuchen.“ “Eierkuchen… Stimmt, ich wollte noch was essen.“ Kai grinste und ging zum Buffet. Heiko, Christian und Florian lachten.
Nach der Party, es war fast vier Uhr morgens, gingen Florian und Kai angeheitert und fröhlich nach Hause. Sie lachten eine ganze Menge und tratschten noch etwas über die Kollegen. “Ich hätte mal noch eine Frage, Kai.“ Florian war wieder ernst geworden. “Frag ruhig.“ “Wann hast du dich entschlossen, dich von mir fernzuhalten? Hattest du einen speziellen Anlass?“ Kai nickte langsam. “Ja, hatte ich. Es war die Nacht, wo du bei mir geschlafen hast.“ “So sehr hat es dich aufgewühlt, dein Bett mit mir zu teilen?“ “Du ahnst gar nicht wie sehr“, gestand Kai. Sie waren vor ihrem Haus angelangt. Kai schloss die Tür auf und die beiden traten ein. Mit dem Lift fuhren sie nach oben. Als Florian die Kabine verließ, stolperte er. Kai fing ihn zum Glück auf, sonst hatte er sich wahrscheinlich noch verletzt. “Ich sollte unbedingt aufhören zu trinken.“ Florian grinste schief. Kai lächelte. “Vielleicht.“ Er zögerte kurz. “Warum hast du mich vorhin gefragt, ob ich...“ “Ich dachte mir schon, dass es diese eine Nacht war, die dich so verwirrt hat.“ Florian schaute nach unten. Dann hob er langsam den Blick, “Könntest du es noch einmal ertragen, ohne mehr zu verlangen?“ Kai schluckte leicht. “Eine schwere Frage.“ Nach einem kurzen Zögern antwortete er. “Ja, ich könnte es. Jetzt jederzeit. Aber wieso willst du das wissen?“ “Ich will jetzt nicht allein sein.“ “Du willst bei mir schlafen.“ Florian nickte. Bittend sah er Kai an. “Okay, komm mit rein.“ Kai schloss die Tür auf, schob Florian in die Wohnung und schloss hinter sich wieder ab. Er verschwand im Bad, zog sich aus und kam wieder raus. Florian war ins Schlafzimmer gegangen. Er war total durchgefroren. Also zog er sich aus und kroch unter Kais Bettdecke. Als der das Zimmer betrat, zögerte er kurz. Nur mit einem Slip bekleidet, legte er sich ins Bett. Er drehte sich auf die Seite und sah Florian an. “Was ist los? Du zitterst ja.“ “Ich friere“, antwortete Florian mit klappernden Zähnen. Kai streckte seine Hand nach ihm aus und strich sanft über seinen Arm. “Kein Wunder, du bist eiskalt. Komm her.“ Florian zögerte. Dann jedoch schob er sich auf Kais Seite des Bettes. Er kuschelte sich gegen seinen Freund. Kai schlang die Arme um Florian und wärmte ihn, obwohl ihm persönlich eher nach einer kalten Dusche zumute war. Florian hatte nämlich auch nicht mehr an, als er selber. Kai spürte Florians nackte Haut auf seiner eigenen und es fiel ihm unsagbar schwer, ruhig zu bleiben. Aber für ihn gelang ihm genau das.
Was für ein turbulentes F1 Jahr...Mika Häkkinen schwer verletzt und zwischen Kai & Flo herrscht Funkstille. Aber endlich ist es raus. Und so wie es aussieht entwickelt sich da auch noch was. *kicher* Schön, das die Beiden wieder "unbeschwert" miteinander umgehen können.
So, da ich gleich ins Bett muss diesmal ein etwas kleineres Kommi...ich hoffe, das macht nix? Die Fs ist fantastisch, natürlich. ENDLICH ist es raus....so lange Funkstille zu wahren muss ja wahnsinnig schwer gewesen sein, für die beiden. *schauder* Das will ich mir gar nicht erst vorstellen müssen....*grusel* Ich bin froh, dass sie endlich alles geklärt haben und Flo sich langsam aber sicher eingesteht, dass da eindeutig mehr ist, als nur Freundschaft. Hoffen wir, dass er Kai nicht allzu lange warten lässt...obwohl das hier ja eindeutig schonmal ein großer Schritt in die richtige Richtung war. Mach bitte ganz schnell weiter, du kennst das ja.....mehr Teile, mehr Kommis *g* lg, Isi =)
Florian und Kai genossen das wieder gefundene Vertrauen zueinander in vollen Zügen. Am Neujahrstag gingen sie zusammen zu Pfarrer Johannes. Der war sichtlich erfreut, dass Florian wieder glücklich war. Er nickte den beiden mit einem wohlwollenden Lächeln zu, als sie die Kirche wieder verließen.
Am siebten Januar war die schöne Zeit leider vorbei, da die beiden Männer wieder zur Arbeit mussten. Es galt, das neue Rennjahr vorzubereiten. Als sie das RTL-Gebäude betraten, winkte ihr Chef sie sofort zu sich. “Kommt mal in mein Büro.“ Dort warteten bereits einige andere der Rennszene auf sie. “Morgen“, sagten Kai und Florian gleichzeitig und ließen sich auf ihre Plätze fallen. “Da jetzt alle da sind, können wir ja anfangen.“ Mahr setzte sich auf seinen Schreibtisch. “In diesem Jahr haben wir einige Veränderungen vor. Das Wichtigste, wir übertragen die Qualifiyings live.“ “Noch mehr Arbeit“, stöhnte Kai. Mahr sah ihn von der Seite an. “Das sagt der Richtige. Es war doch deine Idee.“ Alle sahen Kai an. Der zuckte unschuldig mit den Schultern. “Ich hatte die Idee vor drei Jahren.“ Florian grinste. Das passte hervorragend zu seinem Freund. “Mit dir habe ich auch was vor, Florian“, sagte Mahr. Der sah ihn fragend an. “Wo wir schon mal bei Kais Vorschlägen sind. Ich würde gern mal probieren, wie es wirkt, wenn du von der Strecke aus moderierst.“ Begeistert sah Florian seinen Chef an. “Und wo soll das Experiment stattfinden?“ “In Hockenheim und am Nürburgring. Danach werde ich mich entscheiden.“ Grinsend sah Kai Florian an. “Toll. Niki freut sich schon, dich mal wieder zu sehen.“ “So?“ “Gibt es irgendwelche Änderungen in der Formel 1?“, fragte Frank Memmler Kai. "Er war auf einer Safari gewesen und hatte deshalb nichts mitbekommen. “Nur, dass es drei Wochen Sommerpause im August gibt. Sonst bleibt alles beim alten.“ “Okay, das wär‘s dann erst mal.“ Mahr nickte seinen Angestellten zu. “Ihr könnte erst mal verschwinden. Kai, Florian, ihr bleibt noch kurz.“ Als die beiden mit ihrem Chef allein waren, sah der sie durchdringend an. “Ich hoffe, ihr habt eure Probleme vom letzten Jahr behoben. Ihr seid ein Team. Ich kann es mir nicht leisten, dass ihr nicht miteinander redet.“ Flonan und Kai sahen sich erstaunt an. “Bei uns ist alles klar.“ “Sehr gut. Ihr könnt gehen.“
Als Florian und Kai in Kais Büro waren, ließ der sich auf seinen Stuhl fallen. Florian setzte sich auf die Kante von Kais Schreibtisch. “Wir haben anscheinend ziemlich viel Aufsehen erregt. Das macht es nicht gerade einfacher.“ Florian sah Kai zweifelnd an. Der lehnte sich nach vorn und legte seine Hand sanft auf Florians. “Wir schaffen das schon. Wir schaffen alles, was wir wollen.“ Sein Freund lächelte erleichtert. “Ich geh dann rüber und werde noch ein bisschen an meinem neuen Konzept arbeiten.“ “Neues Konzept? Was hast du vor?“ Florian grinste. “Wird nicht verraten. Ich lass dir die erste Sendung aufnehmen, dann kannst du es selber sehen.“ “Na gut. Ich werde abwarten.“
So gingen die beiden ein paar Wochen ihrer Arbeit nach. Eines Tages klopfte es plötzlich an Kais Tür. “Herein“, sagte er ohne aufzublicken. Er war gerade in einen Bericht vertieft. Ein Schatten fiel auf das Blatt, als die Person, die geklopft hatte an den Schreibtisch herantrat. Kai sah auf. Seine Augen weiteten sich. “Reg. Wie kommst du denn hier her?“ “Durch die Tür“, antwortete der Soldat. “Ist gar nicht so einfach, hier jemanden zu finden. Ich hätte nicht gedacht, dass der Sender so groß ist.“ “Nur das Beste für die Besten.“ Kai stand auf und umarmte Reginald Donaldson kurz. “Schön dich gesund wieder zu sehen.“ “Dito, alter Freund.“ Reginald setzte sich auf einen Stuhl, der vor Kais Schreibtisch stand. “Wie lange hast du noch frei?“ “Bis Mitte März.“ “Wo ist Florian?“ “Nebenan. Komm, wir gehen mal rüber zu ihm.“ Die beiden verließen Kais Büro und klopften bei Florian an. Der saß gerade vor dem Computer und surfte im Internet. Kai öffnete die Tür zum Büro seines Freundes. “Dürfen wir reinkommen?“ “Klar doch“, sagte Florian. Er tippte auf der Tastatur herum. “Habe es“, murmelte er. Dann stutzte er und sah Kai fragend an, der im Türrahmen stand. “Dürfen wir reinkommen? Wer ist wir?“ “Meine Wenigkeit und...“ Er trat zur Seite. Reginald Donaldson betrat das Büro von Florian. Er grinste ihn breit an. Florian starrte ihn kurz an, stand dann auf und begrüßte ihn herzlich. “Schön, dich mal wieder zu sehen, Reg. Bist du auf der Heimreise?“ “Du bist ja hervorragend unterrichtet.“ Erstaunt sah der Soldat ihn an. “Ich bin im Internet darüber gestolpert, dass euer Einsatz vorbei ist.“ Florian schaute unschuldig von dem Soldaten zu Kai. “Gestolpert?“ Donaldson schaute Florian skeptisch an. “Wie stolpert man über streng geheime Informationen?“ “Wieso geheim?“, fragte Kai. “Es sollte noch nicht bekannt werden, dass die Russen jetzt wieder auf sich allein gestellt sind. Man will es den islamischen Terroristen nicht auf die Nase binden.“ Kai nickte. Dann sah er Florian fragend an. “Woher weißt du davon?“ Florian deutete auf den Computerbildschirm. “Es steht da.“ Donaldson und Kai gingen um den Schreibtisch herum und sahen sich die Seite an, die Florian gerade geöffnet hatte. “Das ist der Geheimcomputer des Verteidigungsministeriums. Nur der Präsident und CIA-Agenten haben darauf Zugriff.“ Verblüfft schaute er Florian an. “Das System gilt als absolut perfekt. Wie hast du es geschafft, da rein zu kommen?“ “Weiß ich nicht mehr so genau.“ Florian sah auf den Bildschirm und riss die Augen auf. “Scheiße, ich muss da raus, sonst löse ich einen Alarm aus.“ Er schaltete den Computer aus und wieder ein. Als er hochgefahren war, löschte er sämtliche Einträge im Speicher. “Puh“, sagte er erleichtert. “Das war knapp.“ Erleichtert fiel er auf seinen Stuhl. “Zehn Jahre Gefängnis kriegst du, wenn sie dich erwischen. Vorausgesetzt du überlebst das Verhör. Mensch, Florian, pass bloß auf.“ Donaldson sah ihn streng an. “Keine Sorge, ich bin sehr vorsichtig.“ “Du machst sowas öfter?“, fragte Kai. Florian nickte. “Bei mir Zuhause hatten wir nicht überall Zugang, wo ich gern hin wollte. Also habe ich mir die interessanten Sachen immer über den Computer meines Vaters besorgt.“ Kai zuckte mit den Schultern. “Na ja, jeder braucht ein Hobby.“ “Jeder braucht ein Hobby? Ihr seid verrückt,“ Donaldson sagte das völlig emotionslos. Kai grinste. “Könntest du Recht haben.“ Er sah auf den Schreibtisch. Dort lag ein Kugelschreiber. “Da ist ja mein Kuli. Den habe ich schon gesucht.“ Er griff danach. Florian hatte dieselbe Idee. So kam es, dass sich ihre Hände berührten, als sie beide den Kuli nehmen wollten. Für Sekunden sahen sie sich an. Florian wurde rot, zog die Hand zurück und senkte den Blick. Kai schluckte leicht. Er blickte zu Donaldson hinüber, der ihn angrinste. Leicht verärgert blinzelte er ihn an. Donaldson nickte. Zu dritt gingen sie in die Kantine des Senders etwas Essen. Donaldsons Flug nach New York ging erst in einigen Stunden, so dass er noch Zeit hatte. Kai stellte Donaldson einigen anderen vor. Später brachten er und Florian ihn zum Flughafen. “Was machen wir jetzt?“, fragte Florian. "Gehen wir noch etwas Essen?“ “Ja. Ich wäre für einen netten Italiener.“ Florian berührte leicht Kais Hand und lächelte ihn an. Kai lächelte zurück. “Gehen wir zu Tommy.“ Zusammen gingen sie zu ihrem Stammitaliener und blieben dort einige Stunden bei Pasta, Pizza und Rotwein. Als sie nachts nach Hause gingen, war es schon ziemlich spät. “Ein Glück, dass morgen Samstag ist.“ Kai gähnte. Florian hakte sich bei ihm ein und legte den Kopf gegen seine Schulter. Kai genoss die Nähe zu seinem Freund. Er legte den Arm um Florians Hüfte. So kamen sie dann auch zu Hause an. Als sie vor ihren Wohnungen standen, machte Kai keinerlei Anstalten, Florian loszulassen. Der drehte sich in seinem Arm rum und sah ihn an. “Was ist los, Kai?“ “Schläfst du heute bei mir? Ich will morgen nicht allein aufwachen.“ Florian überlegte. Dann lachte er. “Weil morgen Valentinstag ist?“ Kai nickte leicht. “Bitte.“ “Ja, ich komme mit zu dir.“ Zusammen gingen sie in Kais Wohnung und dort in sein Schlafzimmer. Kai zog sich aus und schlüpfte in sein Bett. Er deutete auf seine linke Seite. Florian nickte. Langsam zog er sich aus und kroch zu Kai unter die Decke. Kai hatte den linken Arm ausgestreckt und legte ihn jetzt um Florians Hüfte. Der legte seine Arme um Kais Bauch. Sein Kopf ruhte auf Kais Schulter. Müde schloss er die Augen. “Es ist so schön, hier bei dir zu schlafen. Wir sollten das nicht zu oft machen, sonst gewöhne ich mich noch daran“, murmelte Florian im Halbschlaf. “Wäre das denn so schlimm?“, fragte Kai. Er hauchte Florian einen Kuss auf die Stirn. Der schlief mit einem seligen Lächeln ein.
Als Kai am nächsten Morgen aufwachte, spürte er Florians heißen Atem auf seinem Hals. Er lächelte glücklich, hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und stand dann vorsichtig auf. Er zog sich seinen Bademantel an, der über einer Stuhllehne hing und schlurfte ins Bad. Nachdem er fast eine halbe Stunde unter der Dusche gestanden hatte, ging er in die Küche und machte Frühstück für sich und seinen Freund. Dann stellte er alles auf ein Tablett und ging damit ins Schlafzimmer. Er stellte es ans Ende des Bettes und setzte sich dann neben Florian. Eine Weile sah er den schlafenden Mann an. Dann weckte er ihn. Verschlafen öffnete Florian die Augen und sah Kai an. “Schönen Valentinstag“, sagte der leise und hielt Florian eine rote Rose entgegen. Florian schob sich hoch und nahm die Rose lächelnd in seine Hand. “Danke, Kai.“ Er legte seine linke Hand hinter Kais Kopf und zog ihn zu sich heran. Er hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Kai hatte das Gefühl zu explodieren. Florians Lippen auf seinen eigenen zu spüren, war ein Gefühl, welches er sich so oft gewünschte, aber nie zu erleben geglaubt hatte. Er hatte die Augen geschlossen. Auch als Florian sich längst wieder von ihm getrennt hatte, öffnete er sie nicht. “Warum machst du die Augen nicht auf, Kai?“, fragte Florian mit sanfter Stimme. “Ich habe Angst, dass es nur ein Traum war.“ Kais Stimme war rau und kratzig. Doch er öffnete langsam die Augen und sah Florian an. “Das war mein Geschenk zum Valentinstag.“ "Danke“, sagte Kai leise. Er blickte Florian direkt in die Augen. “Ich weiß, wie schwer dir das gefallen ist.“ “Es war gar nicht so schlimm. Irgendwie hat es mir sogar gefallen.“ Florian lächelte Kai zärtlich an. “Und jetzt habe ich Hunger.“ Er schielte an ihm vorbei und leckte sich über die Lippen. Kai grinste jetzt breit. Er zog das Tablett zu sich heran und stellte es zwischen sich und Florian. Sie fingen an zu essen. Nach dem Essen verkroch sich Florian wieder unter der Decke. “Bin ich satt. Ich stehe noch nicht auf“, murmelte er. Kai brachte das Tablett in die Küche und kam dann wieder zurück ins Schlafzimmer, Er schlüpfte unter die Decke zu Florian. Der hatte nur darauf gewartet und kuschelte sich jetzt wieder gegen Kai. Inzwischen hatte er keine Angst mehr vor Kais Berührungen. Er wusste, dass der ihm nie weh tun würde. Durch solche kleinen Schritte vertiefte sich Kais und Florians Beziehung zueinander. Sie genossen es und lebten ihre Zuneigung voll aus. Kai musste sich oft zurück halten, da Florian extrem viel Zeit brauchte. Aber er akzeptierte das gern, denn er spürte immer mehr, wie wichtig Florian für sein Leben geworden war.
Weder Florians Chef noch einer der anderen Mitarbeiter hatte eine Idee, warum Florians Show so gut ankam, aber Mahr war wahnsinnig stolz auf seinen Mitarbeiter. In den Kritiken der Zeitungen kamen er und Kai immer hervorragend weg. Und Florian holte mit seinen Nachberichten zu den Rennen immer mindestens sechs bis sieben Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Und das war eine Zahl, mit der der Sender hervorragend leben konnte. Florian genoss ein sehr hohes Ansehen, obwohl er noch nicht so lange beim Sender tätig war wie einige andere hier. Und er freute sich auf die Chance mal von einer Rennstrecke aus moderieren zu können. Obwohl er näher an den Rennen dran war, als viele andere, hatte er noch nie ein Rennen live gesehen. So vergingen die ersten drei Rennen. Danach kam der Nürburgring. Es waren zwei Stunden mit dem Auto. Florian reiste am Freitag Vormittag zum ersten Mal zur Rennstrecke. Als er dort ankam, war er überwältigt von den Menschenmassen. Obwohl kaum Zuschauer hier waren, war es richtig voll, zumindest für Florians Geschmack. Ziemlich verloren lief er durch die Boxengassenanlage. Er hatte mit einem Mal riesigen Respekt vor Kai. Der fand sich hier nämlich blind zurecht. “Hey, Florian, zieht es Sie auch mal an die Rennstrecke?“ Niki Lauda war hinter den Journalisten getreten und grinste ihn jetzt an. “So ähnlich“, murmelte Florian. “Hierfür braucht man ja eine Hinweisanlage.“ “So schlimm ist es nicht. Wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, macht dieses Durcheinander richtig Spaß.“ Skeptisch schaute Florian den ehemaligen Rennfahrer an. “Na wenn Sie meinen“, murmelte er. “Haben Sie zufällig eine Ahnung, wo ich Kai finden kann?“ Niki sah sich um. Er wies in Richtung Ferrari-Box. “Da steht er doch.“ Damit verschwand Niki. Florian ging langsam durch den Pulk von Menschen in Richtung seines Kollegen. Kai diskutierte gerade ziemlich laut mit seinem Kameramann. Der war noch nicht lange beim Sender und hatte den Fehler gemacht, Kai zu widersprechen. Die Unterhaltung zwischen den beiden war für die Fahrer eine witzige Abwechslung. Michael und Heinz standen in der Nähe und lauschten grinsend dem Disput. Auch einige andere hörten gespannt zu. Dass Kai als Sieger aus diesem Wortgefecht hervorgehen würde, war jedem hier klar. Sie kannten schließlich ihren Starreporter. Florian blieb neben Heinz stehen. “Wie lange hat er so Luft?“ Heinz sah um an. “Kommt drauf an. Im Moment ist er gerade dabei, sich warm zu reden.“ “Das kann noch dauern. Und lustig werden.“ Michael grinste breit. “Dann muss ich ihn wohl leider unterbrechen.“ Er ging auf Kai zu und sah ihn herausfordernd an. “Kann ich mal kurz mit dir reden, Kai?“ Der hatte gerade zu einer neuen Schimpftirade angesetzt. Als er Florian sah, vergaß er jedoch sofort, was er eigentlich sagen wollte. Er nickte und ging auf seinen Kollegen zu. Zu seinem Kameramann murmelte er nur: “Glück gehabt.“ “Schau an, es gibt also doch ein Mittel, um Kai zu zähmen“, murmelte Michael. “Kai und Florian scheinen ja echt dicke Freunde zu sein.“ “Sind sie“, sagte Heinz und sah ihnen nach. “Das sind sie. Ich muss wieder arbeiten.“ “Ich auch. Wir sehen uns auf der Strecke.“ Florian und Kai waren währenddessen ein Stück von dem ganzen Trubel weggegangen. Kai zeigte seinem Kollegen erst einmal die wichtigsten Orte. Florian wusste nämlich immer noch nicht, von wo aus er am Besten seine Sendung moderieren konnte. Er würde sich wohl spontan entscheiden müssen. “Das Wichtigste, wenn du von hier eine Sendung rüberbringen willst, behalte die anderen im Auge, lass dich aber bloß nicht zu sehr ablenken. Einige hier drehen immer ein wenig am Rad, wenn sie eine Kamera sehen. Halte dich ein bisschen an Niki. Er weiß viel und kann es auch gut erklären.“ Florian nickte. Er war irgendwie erleichtert, dass Kai hier war. Es gab ihm eine gewisse Sicherheit.
Florian schaffte seine Sendung. Die Einschaltquoten waren höher als je zuvor. Trotzdem war er irgendwie froh, dass er die nächsten Sendungen wieder von seinem Studio aus moderieren konnte. Kai hatte das Wochenende sehr genossen. Seine wenige Freizeit verbrachte er ausschließlich mit seinem Freund. Das fiel den anderen nicht so sehr auf, da sie viel zu beschäftigt waren, um es richtig zu merken. Heinz-Harald Frentzen jedoch merkte es sehr deutlich. Einige Male traf er sich kurz mit den beiden Journalisten. Einmal erwischte er Kai allein und ohne Kamera. “Was läuft jetzt eigentlich zwischen euch?“, fragte er verwirrt. “Ich denke, er ist nicht interessiert an einer Beziehung mit dir.“ “Anscheinend ist er es ja doch.“ Kai lächelte glücklich. “Ihr seid richtig zusammen?“ “Irgendwie schon.“ “Irgendwie?“ “Ich habe dir doch von Flos Vergangenheit erzählt. Es hat ewig gedauert bis er nicht mehr zusammengezuckt ist, wenn ich mal seine Hand gehalten oder ihn in den Arm genommen habe.“ “Du liebst ihn wirklich, oder? Du hast doch sonst nicht so eine Geduld.“ Heinz kannte Kai und auch viele von seinen früheren Bekanntschaften. Sein Freund war normalerweise nicht der Typ, der viel Zeit oder Geduld in eine Beziehung investierte. Bis jetzt waren es immer schnelle Abenteuer gewesen, auf was sich Kai eingelassen hatte. Bei Florian schien es anders zu sein. Kai blickte verlegen nach unten. Er nickte leicht. “Ja, ich liebe ihn wirklich.“ Heinz lächelte leicht. “Ich freue mich für dich.“ Er legte Kai eine Hand auf die Schulter. “Aber ihr solltet etwas besser aufpassen. Es fällt sonst auch den anderen auf.“ Kai sah ihn dankbar an. “Okay.“ “Ihr wollte doch nicht, dass jemand etwas merkt.“ Kai schüttelte entsetzt den Kopf. “Um Himmels Willen, nein. Auf keinen Fall. Dann könnten wir einpacken. Die Welt ist noch nicht so weit.“ “Ich habe das Gefühl, dass das sehr bald anders sein wird.“ “Ich hoffe, du hast Recht.“
Die nächsten Rennen verliefen wieder wie gehabt. Kai reiste in Europa herum und Florian blieb in seinem Studio. Bis zum Rennen in Hockenheim. Florian freute sich wirklich, mal wieder raus zu kommen und die anderen wieder zu sehen. Er reiste zusammen mit Kai schon am Freitag an. Während Kai arbeitete, unterhielt sich Florian lange mit Niki Lauda. Am Samstag, nach der Sendung, traf sich Florian mit Kai hinter der Ferrari-Box. ‘Waren wir nicht gut?“, fragte Kai. “So eine Selbstberieselung.“ Florian lächelte leicht. “Ja, wir waren gut.“ Kai lachte. “Komm, ich lade dich zu einem Kaffee ein. Es gibt vorn am Eingang einen kleinen Imbiss. Der Kaffee dort ist herrlich.“ “Okay“, willigte Florian ein. “Gehen wir.“ Kai tat etwas, was sonst keinem Reporter gestattet war. Er ging nicht außen herum um die Garagen, sondern marschierte mitten hindurch. Und was Florian am meisten wunderte war, dass niemand Kai daran hinderte. “Du hast dir hier wirklich schon einige Privilegien erarbeitet, oder?“ “Wie du siehst.“ Kai grinste breit. Zusammen gingen sie durch die Boxengassenanlage in Richtung des Ausgangs. Von dort kam ihnen eine Gruppe Menschen entgegen. Es waren einige Journalisten, Fahrer und andere Leute, die sich um einen Mann scharrten. “Was ist denn da los?“, fragte Kai neugierig. Er mochte es nicht, dass hier etwas passierte, wovon er nichts wusste. Florian zuckte mit den Schultern. “Keine Ahnung.“ Auch er beobachtete den Menschenauflauf. Die Gruppe kam auf sie zu. Für Sekunden sah Florian dann auch den Mann, um den sich alle drehte. Kai sah ihn gerade an und nahm deshalb die Veränderung war, die plötzlich mit Florian vor sich ging. Er wurde kreideweiß, fing an zu zittern. Tränen standen plötzlich in seinen Augen. Er murmelte etwas auf Kroatisch. Bevor Kai ihn fragen konnte, was mit ihm los war, war Florian schon losgerannt. Ohne Rücksicht auf die anderen kämpfte er sich zu dem Unbekannten vor und hielt ihn grob fest. Der Mann sah Florian fragend an. “Was...“ Die Worte blieben ihm im Hals stecken. Erkennen keimte in seinem Gesicht auf. Plötzlich grinste er Florian dreckig an. “So trifft man sich wieder. Ich hätte nicht gedacht, dass du es tatsächlich geschafft hast.“ Er hatte Kroatisch gesprochen, so dass niemand ihn verstanden hatte. Florians Gesicht war hassverzerrt. “Dich Schwein mache ich fertig“, presste er hervor. Er holte aus, kam jedoch nicht dazu zuzuschlagen. Kai war hinter ihn getreten und hielt Florians Hand fest. “Mensch, Flo, mach ja keinen Mist. Der Typ ist ein Diplomat.“ Wutentbrannt wirbelte Florian herum. “Lass ich los. Ich mach dieses Schwein fertig.“ Sein Atem ging stoßweise. Die anderen Menschen, die um ihn herumstanden, waren zurückgewichen und schauten sich die ganze Szene interessiert an. “Wer ist das?“, fragte Kai seinen Freund. “Kosic“, brachte der hervor. Der Name traf Kai wie ein Schlag. Das war er also. Dieser Mann hatte Florian ein Jahr lang gequält und missbraucht. Und jetzt lief er hier strahlend herum und machte einen auf großen Macker. Wut keimte in Kai hoch. Michael und Heinz waren inzwischen auf das Grüppchen zugekommen und nahmen Florian in die Mitte. Der ließ sich willenlos wegführen. Er war fix und fertig. Diese Begegnung hatte ihn extrem aufgewühlt. Kai trat an Kosic heran. “Sie müssen meinen Kollegen entschuldigen“, sagte er und versuchte dabei möglichst ruhig zu bleiben. “Er ist etwas überarbeitet.“ Kosic nickte großzügig. “Aber das ist doch kein Problem. Er hat mich sicher mit jemandem verwechselt.“ “So wird es wohl gewesen sein.“ Auf kroatisch fügte Kai hinzu. “Kommen Sie mit, ich möchte Sie gern für den Schreck entschädigen.“ Ein Blitzen war in den Augen des Serben zu sehen. “Sicher“, antwortete er. “Ihr Kroatisch ist übrigens hervorragend.“ Kai lächelte gekünstelt. “Danke.“ Er führte den Kroaten weg von den anderen und brachte ihm in einen Wohnwagen. Kai hatte ihn einmal von David Coulthard gekauft und benutzte ihn jetzt hin und wieder, wenn er in Europa unterwegs war und zwischen den Rennen nicht nach Hause wollte. Er fand es cooler als Hotelzimmer. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ Kai seine Maske fallen. Er packte Kosic an der Schulter, drehte ihn herum und schlug ihm brutal die Faust in den Magen. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen sank der auf die Knie. “Was soll das?“, fragte er. “Florian hat mir alles erzählt, was Sie und Ihr Kumpel Zloc mit ihm gemacht haben, Sie mieses Schwein.“ Wütend trat er mit dem Fuß nach dem Mann. Der kroch zitternd in eine Ecke. “Sie werden dafür büßen, ich bin schließlich Diplomat“, jammerte er. “Das ist mir scheißegal“, wisperte Kai. “Vorher mache ich Sie fertig.“ “Sie sind mit ihm befreundet?“ “Ja. Pech für Sie, Mister Kosic. Kai holte aus, um dem Mann einen erneuten Schlag zu verabreichen. “Bitte, lassen Sie mich gehen. Ich werde Sie dafür auch entschädigen.“ “Ich brauche keine...“ Kai dachte nach. “Ich schlage Ihnen einen Deal vor. Sie sorgen dafür, dass Florian seinen gesamten Besitz, sowie das Vermögen seiner Eltern wieder bekommt und ich lasse Sie laufen.“ Kosic nickte. “Ja, ich bin einverstanden.“ Kai hockte sich vor ihn hin und packte den Mann am Kragen. "Jetzt hören Sie mir gut zu, Kosic. Meine Familie ist sehr reich und mächtig. Wir haben sehr bekannte Freunde, überall auf der Welt. Wenn Sie mich verpfeifen, werden Sie einen schlimmen Unfall erleiden. Wenn Sie Ihr Versprechen nicht einlösen, ebenso. Haben wir uns verstanden?“ Eilig nickte der Mann. “Aber sicher doch." Er zog eine Karte aus seiner Jacke. “Rufen Sie mich an und geben Sie mir die Kontonummer durch, auf die ich das Geld transferieren soll. Wegen dem Besitz“, er zögerte. “Der wurde verstaatlicht. Florian müsste dafür nach Belgrad und nach Zagreb und einige Formulare unterschreiben.“ Kai nickte. “Ich werde es versuchen. Aber Sie bereiten es vor. Wie hoch ist das Vermögen seiner Eltern?“ “Es waren ungefähr 250 Millionen US-Dollar.“ Erstaunt riss Kai die Augen auf. “Meine Güte. Der Kleine ist also steinreich.“ “Dank Ihnen, ja“ Wütend funkelte Kosic Kai an. “Kann ich jetzt gehen?“ “Sicher. Aber denken Sie an meine Worte. Wenn etwas schief geht, finde ich Sie.“ Kosic nickte und verschwand. Kai ging zum Motorhome von Ferrari, weil er annahm, dass Heinz und Michael Florian dorthin gebracht hatten. Er hatte mit seiner Vermutung Recht. Florian saß wie ein Häufchen Elend auf einem Stuhl. Vor sich hatte er ein Glas mit einer braunen Flüssigkeit stehen. Heinz und Michael saßen ihm gegenüber und versuchten etwas aus ihm rauszukriegen, doch Florian schwieg beharrlich. Als Kai den Raum betrat, blickte er kurz auf. Heinz stand auf und zog Michael mit hoch. Sie verließen das Motorhome und ließen Kai und Florian allein. Mit schnellen Schritten ging Kai zu Florian hinüber und zog ihn in seine Arme. Florian schluchzte leise. “Es tut mir leid“, murmelte er. “Ich wollte dir keinen Ärger machen, aber als ich...“ “Pssst“, murmelte Kai und strich ihm über den Kopf. “Ganz ruhig, Flo.“ Florian brauchte eine ganze Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte. Er setzte sich auf den Stuhl, auf dem er vorhin schon gesessen hatte. Jetzt trank er das Glas leer. “Hör mir zu, Flo“, sagte Kai und setzte sich. “Ich habe das mit Kosic geklärt.“ Florian funkelte ihn an. “Was gibt es da zu klären?“ “Der Typ besitzt diplomatische Immunität. Wenn der dich angezeigt hätte, würdest du jetzt ganz schön in der Tinte sitzen. Oder in einem Flugzeug nach Belgrad.“ Kai sah die Angst in Florian Augen. “Entschuldige. Das war taktlos. Ich habe einen Deal mit ihm geschlossen und ihn laufen lassen. Wie hoch war das Vermögen, welches deine Familie besessen hat, bevor die Soldaten euch überfallen haben?“ Florian sah Kai erstaunt an. “Woher soll ich das denn wissen? Ich war 17.“ “Ungefähr.“ Florian zuckte mit den Schultern. “Ungefähr... ich schätze 250 Millionen Dollar.“ “Das deckt sich mit dem, was Kosic gesagt hat. Wenn alles klappt, hast du das Geld sehr bald zurück. Da ist noch was, Flo." Fragend sah der ihn an. “Was?“ Langsam zog Kai zwei Flugtickets aus der Tasche. “Ich schleppe die Dinger schon seit Monaten mit mir herum…“ Florian nahm sie ihm aus der Hand. Erschrocken sah er Kai an. Dann schüttelte er den Kopf. “Oh nein, Kai. Ich werde nicht nach Zagreb fliegen.“ “Du musst, Flo. Erstens hast du dort noch einige Sachen zu erledigen. Zweitens musst du endlich mit deiner Vergangenheit aufräumen. Und drittens möchte ich sehen, wo du aufgewachsen bist.“ “Du kommst mit?“, fragte Florian zögernd. “Darum sind es zwei Tickets.“ Kai nahm Florians Hand. “Du musst auch nach Belgrad.“ Pure Panik leuchtete in Florians Augen. Hastig schüttelte er den Kopf. “Nein. Auf keinen Fall. Ich kann nicht dahin zurück. Bitte, Kai, zwing mich nicht dazu.“ Es tat Kai weh, seinen Freund so zu drängen, aber er war sich sicher, dass es für Florian das Richtige war. “Flo, es tut mir leid, aber du musst es tun. Du kommst sonst nie darüber hinweg. Willst du denn ewig Angst haben, selbst wenn du nur den Namen Belgrad hörst?“ Er zwang ihn, in sein Gesicht zu sehen. “Bitte überleg es dir. Ich wäre ja auch bei dir. Du bräuchtest deiner Vergangenheit nicht allein gegenüber zu treten.“ Florian schluchzte auf und ließ den Kopf auf den Tisch sinken. Nur der bloße Gedanke noch einmal an den Ort des Grauens zurück zu müssen, bereitete ihm Todesangst. Kai zog ihn in seine Arme. Florian vergrub sein Gesicht in Kais Hemd. “Bitte beruhige dich, mein Schatz. Wenn du so viel Angst hast, musst du nicht dorthin. Es reicht, wenn du mir eine Vollmacht gibst, ich erledige dann schon alles. Aber hör bitte auf zu weinen.“ Mit tränennassem Gesicht schaute Florian Kai an. “Du würdest das wirklich tun?“, schluchzte er. “Selbstverständlich.“ Er wischte seinem Freund mit dem Finger übers Gesicht. “Selbstverständlich würde ich das tun.“ Florian hauchte Kai einen Kuss auf die Lippen. “Danke. Ich denke noch einmal darüber nach.“ “Tu das“, sagte Kai. Mit der Hand tastete er nach seinem Mund. “Meinst du nicht, ich hätte ein wenig mehr verdient. Schließlich habe ich dein Vermögen gerettet.“ Er schob leicht das Kinn nach vorn. Florian lächelte. “Eigentlich hast du Recht.“ Langsam näherte er sein Gesicht dem seines Freundes und presste schließlich seine Lippen auf die von Kai. Dieser Kuss war anders als alle vorangegangenen. Er war angefüllt mit Leidenschaft. Ganz vorsichtig öffnete Kai den Mund und strich mit seiner Zungenspitze über Florians Lippen. Der zögerte etwas, öffnete sie dann jedoch ein wenig. Seine Zunge berührte ganz leicht die seines Freundes. In Florians Bauch kribbelte es. Ein Stöhnen entfuhr ihm. Kai unterbrach den Kuss und atmete schwer. “Wahnsinn.“ Er leckte sich über die Lippen. “Einfach sagenhaft. Du kannst verdammt gut küssen“, murmelte er. Florian lachte. Er legte den Kopf gegen Kais Brust. “Du auch. Das war ein unglaubliches Gefühl“, gestand er. “Ein unglaublich schönes Gefühl.“ Kai nahm Florians Gesicht in seine Hände und hauchte ihm noch einen Kuss auf den Mund. Dann erhob er sich und ging Richtung Toilette. “Ich komme gleich wieder.“ Florian nickte. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er Kai weggehen sah. Es klopfte. Heinz trat ein. Suchend sah er sich um. “Wo ist Kai?“ “Er...“ Forschend sah Florian Heinz an. “Er ist auf der Toilette.“ Heinz grinste leicht. “Was habt ihr hier angestellt?“ “Nichts, was einen Rennfahrer interessiert.“ “Und Kais langjährigsten Freund?“ Florian wurde rot. Heinz lachte. “Habe ich es mir doch gedacht.“ „Wir haben uns nur geküsst. Du kennst Kai länger als ich. Ich lass ihn ziemlich zappeln, nicht wahr?“ Heinz nickte. "Ja. Das tust du. Aber eins kannst du mir glauben, Florian. Auf dich würde er 100 Jahre warten.“ Florian lächelte glücklich. “Hatte er schon viele Freunde?“ Nach einem kurzen Zögern sagte Heinz: “Ja, es waren einige. Aber bei ihm hat eine Beziehung früher nie langer als eine Woche gedauert.“ “Oh.“ Florian dachte nach. “Ich frage mich, wann er das letzte Mal...“ “Das kann ich dir sagen, aber ich weiß nicht, ob ich es tun sollte.“ Bittend sah Florian ihn an. “Kai bringt mich um“, murmelte der Rennfahrer. “Es war Weihnachten ‘93.“ Erstaunt sah Florian ihn an. “Vor fast drei Jahren?“ “Seit du hier in Köln wohnst, gab es für ihn keinen anderen Mann mehr. Er hat sich sehr verändert, seit dieser Zeit. Er liebt dich mehr als alles andere auf der Welt, Florian. Das hat er mir mehr als ein Mal gesagt.“ In diesem Moment kam Kai aus dem Bad. Er sah zu seinen beiden Freunden hinüber. Sein Gesicht schimmerte rötlich und war erhitzt. Florian stand auf und ging einige Schritte auf ihn zu. “Ich habe mich entschieden, Kai. Ich werde mit dir nach Belgrad fliegen.“ Kai umarmte Florian glücklich. “Das freut mich. Du wirst sehen, es wird dir helfen.“ “Ja“, sagte Florian. Er sah Kai eine Weile an. “Ich liebe dich, Kai. Mit dir würde ich überall hingehen.“ Vor Überraschung blieb Kai der Mund offen stehen. Eine Träne kullerte über seine Wange. Wie sehr hatte er sich gewünscht, diese Worte ein Mal von Florian zu hören. “Ich liebe dich auch“, murmelte er und küsste ihn. Dann fiel ihm ein, dass Heinz nach wie vor am Tisch saß. Erschrocken sah er zu ihm hinüber, doch der Rennfahrer hatte den Kopf gesenkt und las in einer Zeitung. Kai lächelte und zog Florian zum Tisch. “Und? Wie teuer sind die Radieschen?“ Heinz sah ihn fragend an und Kai deutete grinsend auf die Anzeige eines Gärtners. Sie lachten alle drei. “Wenn man euch so sieht, könnte man glatt neidisch werden“, gab Heinz zu. Kai lachte und legte seinen Arm um Florians Hüfte. Glücklich lächelte der ihn an.
Nach dem nächsten Rennen war es soweit. Die drei freien Wochen standen an und für Florian begann eine der schwersten Prüfungen seines Lebens. Er musste sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen. Und diese Vergangenheit hätten viele Menschen überhaupt nicht verkraftet. Florian hatte Glück gehabt. Er hatte jemanden gefunden, der ihm in jeder Situation zur Seite stand und ihm half. Allerdings saß dieser jemand im Moment neben ihm und schlief. Als das Zeichen zum Anschnallen aufblinkte, weckte Florian Kai. Der blickte ihn verschlafen an. “Sind wir schon da?“ “Ja“, sagte Florian. Seine Stimme zitterte. Starr blickte er aus dem Fenster und versuchte, etwas von der Stadt zu erkennen. Kai nahm seine Hand und drückte sie leicht. “Du schaffst das.“ Florian lächelte leicht. “Irgendwie freue ich mich darauf, alles wieder zu sehen.“ “Na siehst du.“ Kai grinste leicht. “Hast du eigentlich gemerkt, dass dein Akzent hier wieder sehr stark durchkommt? Seit wir in dieses Flugzeug gestiegen sind, ist es besonders schlimm.“ “Sorry“, murmelte Florian. “Ich kann nichts dafür.“ “Ich habe kein Problem damit. Mir gefällt es sogar. Es klingt sexy.“ Verblüfft zog Florian eine Augenbraue hoch. “Sexy?“ Er lächelte. Kai nickte bestätigend. Das Flugzeug landete und die beiden Manner wurden von herrlichem Sonnenschein und einem strahlend blauen Himmel erwartet. Da sie beide nur einen Rucksack dabei hatten, mieteten sie sich keinen Wagen, sondern gingen zu Fuß durch die Stadt. “Ich war hier oft mit meinem Vater“, erklärte Florian. Seit er das Flugzeug verlassen hatte, war er wie aufgedreht. Und Kai ließ ihn gewähren. “Dort drüben ist eine Kneipe, wo er manchmal Freunde getroffen hat. Der Wirt hieß Smortczy. Und dort war eine Wäscherei. Und dort ist eine alte Brauerei. Das Bier schmeckte immer ganz toll. Und dort ist eine Eisdiele. Dort gab es das beste Eis von ganz Kroatien.“ Kai sah genauer hin. “Sie hat geöffnet.“ Jetzt sah auch Florian das kleine Schild, wo ‘geöffnet‘ draufstand. “Lass uns hingehen. Ich will ein Eis.“ “Du hast kleine Träume. Kauf den Laden.“ “Ich spare mein Geld.“ Florian ging in Richtung des Ladens. Eine alte Frau trat heraus und sah den Neuankömmlingen entgegen. Misstrauen stand ihr ins Gesicht geschrieben Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie schlug ihre Hände vor den Mund. “Florian?“, fragte sie leise. Der war inzwischen so nah an sie herangekommen, dass er es hörte. Er nickte leicht. “Florian.“ Dieses Mal hatte die Frau seinen Namen geschrieen. Sie rannte ihnen entgegen und schloss ihn die Arme. Florian hatte seine Rucksack einfach fallen lassen. Kai war ihm gefolgt und hob ihn hoch. Er klopfte den Staub ab und hing ihn sich über die Schulter. Dann trat er neben Florian. Die Frau sah ihn kurz an. Dann ließ sie Florian wieder los. Tränen schimmerten in ihren Augen. Und auch in Florians Augen glänzte es verräterisch. “Das ist mein Freund Kai“, stellte Florian Kai vor. “Kai, das ist Maria. Sie führt diese Eisdiele schon so lange ich zurückdenken kann.“ “Während dein Vater Freunde in der Kneipe getroffen hatte, warst du also hier und hast Eis gegessen.“ Florian lachte. “Genauso war es.“ Maria sah Florian fragend an. Dann blickte sie zu Kai hinüber. “Sie können hervorragend Kroatisch, sind aber kein Kroate?“ “Er ist Deutscher. Und er hat unsere Sprache innerhalb einiger Wochen gelernt.“ Anerkennung spiegelte sich auf dem Gesicht der alten Frau. Ein Mann trat hinter ihr aus dem Laden. “Das ist Midan. Er ist Marias Mann.“ Ungläubig schaute der Mann Florian an. Dann zog er ihn in seine Arme. “Mensch, Florian. Wir haben uns alle schreckliche Sorgen gemacht, als ihr nicht mehr gekommen seid. Man hat ja so viel gehört.“ Florian senkte den Blick. “Es ist alles wahr.“ “Nicht alles. Es hieß, du wärst tot.“ Kai lächelte und legte seine Hand auf Florians Schulter. “Das ist zum Glück eine Falschmeldung.“ “Zum Glück. Und jetzt kommt erst mal rein“, sagte Maria und zog Florian und Kai in die kleine Gaststätte. “Ihr habet sicher Hunger.“ Begeistert nickten die beiden Männer. Maria bereitete ihnen ein herzhaftes Mahl. Dazu gab es Bier und zum Nachtisch natürlich Eis. Frisch gestärkt verließen Florian und Kai den dunklen Raum und traten wieder raus in die Sonne. Dort standen sie eine Weile. Während Florian sich mit Maria und ihrem Mann unterhielt, zog Kai eine kleine Kamera aus der Tasche und fing an, die Umgebung zu filmen. Der Krieg hatte hier ziemlich deutliche Spuren hinterlassen, obwohl der Hauptbrennpunkt eigentlich in Dubrovnik gelegen hatte. Dort wollten Kai und Florian am Ende ihrer Reise auch noch hin. Florian sah Kai leicht verärgert an. “Jetzt sag nicht, dass der Film für den Sender ist.“ Kai sah ihn unschuldig an. “Mahr hat gesagt, wenn wir schon mal hier sind...“ “Du fasst es nicht“, murmelte Florian und schlug leicht die Hände vors Gesicht. Als er sie wieder wegnahm, lächelte er. “Du bist unmöglich.“ Mit reumütigem Blick nickte Kai. “Unmöglich“, murmelte er. Da die beiden ihr Gespräch auf Kroatisch geführt hatten, hatten Maria und ihr Mann alles mitbekommen. Sie lachte jetzt. “Was wollt ihr jetzt machen?“, fragte Midan. Florian atmete tief durch. “Wir wollen zu mir nach Hause und dann... nach Belgrad.“ “Belgrad?“, fragte Maria ungläubig. “Warst du dort nicht im Gefängnis?“ “Ja. Deshalb muss ich dort noch einmal hin.“ Midan nickte verständnisvoll und drückte Florian einen Schlüssel in die Hand. "Komm mal mit, Florian. Ich habe da noch etwas für dich.“ Neugierig folgten Florian und Kai dem Mann. Auch Maria ging mit. Ein hintergründiges Lächeln lag auf ihren Lippen. Florian starrte die ganze Zeit auf den Schlüssel in seiner Hand. “Kennst du den?“, fragte Kai. “Ich glaube es schon.“ Ungläubig sah er ihn an. Inzwischen standen sie vor einem alten Schuppen hinter der Gaststätte. Midan schloss die Tür auf und schob dann ein großes Tor zur Seite. In dem Schuppen stand ein Auto. Es war mit einer Plastikplane zugedeckt. Florian ging an Midan vorbei und griff nach einer Ecke der Plane. “Fass mal mit an“, sagte er zu Kai. Der nickte, steckte die Kamera in seine Tasche und fasste nach der zweiten Ecke der Plane. Gemeinsam zogen sie sie nach hinten. Ein metallicschwarzer Jaguar kam zum Vorschein. Florian starrte den Wagen mit offenem Mund an. “Ich glaube es nicht.“ Er sah Midan an. “Wie kommt ihr an den Wagen?“ “Als rauskam, dass die Soldaten bei euch gewütet hatten, bin ich mit zwei anderen zu eurem Haus gefahren. Wir fanden die Leiche deines Vaters in eurem Wohnzimmer. Es tut mir leid, Florian.“ Der nickte traurig. “Wir haben ihn beerdigt.“ “Wo?“ “Auf dem Hügel.“ Florian nickte. “Ja, da ist es schön.“ “Von dir und dem Rest deiner Familie fanden wir keine Spur. Und ich wusste ja, wie sehr du den Wagen geliebt hast. Also haben wir ihn mitgenommen. Seitdem steht er hier. Er gehört dir, nimm ihn mit.“ Ein Lächeln erschien auf Florians Gesicht. Er sah Kai an. “Ich habe dir doch erzählt, dass ich den Jaguar meines Vaters in die Leitplanken gesetzt habe.“ Kai nickte. “Er hat mir einige Wochen später diesen Wagen geschenkt. Er meinte, dann brauche ich seinen nicht mehr zu klauen.“ Kai lachte. “Da hatte er Recht.“ Er ging um das Auto herum und betrachtete es genau. “Es ist zwar alt, aber phantastisch gepflegt.“ “Ich habe viel Zeit in ihn investiert.“ Er schloss die Tür auf und schwang sich auf den Fahrersitz. Er ließ den Motor an. Der kam sofort. Florian stieß einen Jubelschrei aus. Er sprang aus dem Wagen, umarmte Maria und Midan kurz und ließ sich wieder auf den Sitz fallen. Kai setzte sich auf den Beifahrersitz und zog die Tür zu. Florian trat das Gaspedal durch und der Wagen schoss auf die Straße. Zwei Passanten stoben zur Seite. “Meine Güte, Florian, fahr bitte etwas sinniger. Menschenleben kann man mit Geld nicht kaufen.“ Der funkelte ihn von der Seite an und murmelte: “Spaßbremse.“ Empört sah Kai ihn an. Dann schnallte er sich an und genoss die Landschaft, durch die Florian ihn fuhr. Sie waren gegen Mittag von Zagreb losgefahren. Florian sah auf seine Uhr. “Ich würde sagen, wir übernachten in einer kleinen Pension und fahren morgen den Rest der Strecke bis zu meinem ehemaligen Zuhause.“ “Mir egal. Wie weit ist es?“ “Na ja, es sind schon knappe 600 - 650 Kilometer. Kroatien ist groß.“ “Da hast du Recht.“ Er ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen. “Groß und schön.“ Florian lächelte Kai an. “Ja. Ich freue mich, dass ich hier bin.“ Kai nahm Florians Hand, die bis dahin auf dem Schaltknüppel gelegen hatte, in seine. Der lächelte ihn an. “Nimmst du den Jaguar mit nach Köln?“ “Sicher doch.“
Gegen sechs Uhr erreichten die beiden Männer eine kleine Stadt und mieteten sich dort in einer Pension ein Zimmer. Die Wirtsleute hatten nur ein Zimmer und das kam Kai und Florian ganz gelegen. Sie aßen noch etwas und gingen dann nach oben. Das Zimmer war weder groß, noch modern eingerichtet. Es gab ein Doppelbett, zwei Nachtsehränke und eine kleine Waschnische. Florian gähnte, zog sich aus, wusch sich und kroch ins Bett. Kai saß währenddessen auf dem Bettrand und studierte eine Karte. “Wir sind jetzt hier, oder?“, fragte er Florian und deutete auf einen Punkt auf der Karte. Der schaute genauer hin. “Ja. Es sind noch knappe 200 Kilometer. Aber das können wir morgen früh auch noch nachschauen.“ Er nahm Kai die Karte aus der Hand und legte sie auf den Nachttisch. Kai sah ihn lächelnd an. Er ließ sich nach hinten auf das Bett sinken. Florian legte seinen Kopf auf Kais Brust. Seine Arme hatte er um den Hals seines Freundes geschlungen. “Bist du müde?“, fragte Kai und legte seine Hände auf Florians nackten Rücken. “Ja. Das Ganze hat mich ziemlich geschlaucht.“ “Kann ich mir vorstellen.“ Florian hob den Kopf und sah Kai an. Er küsste ihn sanft auf den Mund. “Wofür war der denn?“, fragte Kai erstaunt. Vorsichtig legte Florian seine Hand auf Kais Brust. Er knöpfte den obersten Knopf seines Hemdes auf. “Ein kleines Dankeschön, weil du mitgekommen bist.“ Er öffnete den zweiten Knopf. “Ohne dich hätte ich das nie gemacht.“ Und den dritten. Florian legte seine Hand auf Kais Brust. Zärtlich küsste er ihn. Dann fuhr er mit seinen Lippen über Kais Kinn hinab zu dessen Hals. Kai stöhnte auf. “Flo...“ Der hob den Kopf und sah Kai direkt in die Augen. “Ich liebe dich, Kai.“ Vorsichtig küsste Kai seinen Freund. “Ich liebe dich auch, mein Schatz.“ Erneut küsste er ihn, diesmal wesentlich leidenschaftlicher. Florian tat für einige Minuten etwas, was ihm vorher noch nie gelungen war. Er gab sich Kai völlig hin. Das erste Mal fühlte er so etwas wie Erregung in sich aufsteigen. Erschrocken unterbrach er den Kuss. Kai lächelte. “Schon okay, Flo. Lassen wir es für heute.“ Florian sah ihn mit Tränen in den Augen an. “Womit habe ich dich nur verdient?“ Er hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Dann rollte er sich von ihm herunter. Kai stand auf und zog sich sein Hemd über den Kopf. Er hielt es in der Hand und ging Richtung Badezimmertür. “Bin gleich wieder zurück“, murmelte er und schloss die Tür hinter sich. Florian stand auf und ging ebenfalls zu der Tür. Zaghaft legte er die Hand auf die Klinke. Kai war nicht ohne Grund so schnell im Bad verschwunden. Florian im Arm zu haben, erregte ihn jedes Mal unheimlich. Für den letzten Kick musste er jedoch immer noch selber sorgen. Soweit war sein Freund noch nicht. Er lehnte sich gegen die raue ungeputzte Wand. Langsam fing er an, seine Hose aufzumachen. Sie glitt auf den Boden. In diesem Moment öffnete Florian langsam die Tür. Kai wollte sich wegdrehen, doch er tat es nicht. Mit leicht rotem Gesicht stand er vor ihm. “Lass dich von mir nicht stören“, sagte Florian. Er ließ seinen Blick an Kai hinabgleiten. Der war etwas verunsichert. Nervös schluckte er. Florian machte jedoch keine Anstalten zu gehen. Im Gegenteil, er schloss die Tür hinter sich ab und lehnte sich dagegen. “Du willst jetzt nicht wirklich hier stehen bleiben und zusehen, wie ich mir einen runterhole, oder?“, fragte Kai trocken. Florian grinste leicht. “Doch. Oder hast du ein Problem damit?“ “Nein“, sagte Kai. Er lehnte sich wieder gegen die Wand und machte dort weiter, wo er aufgehört hatte. Die Nacht verbrachten die beiden natürlich zusammen im Bett. Florian hatte nach der Aktion im Bad wieder etwas mehr Vertrauen zu Kai gewonnen. Es war für ihn sehr wichtig, dass Kai so offen war.
Es war früher Morgen. Kai schlief noch. Florian war bereits seit einiger Zeit wach und genoss die Wärme, die der Körper seines Freundes ausstrahlte. Verliebt kuschelte er sich gegen Kai. Seine Hand lag auf Kais Brust. Langsam strich er über seinen athletischen Körper nach unten. Er spürte, dass Kai seinen Slip nicht wieder angezogen hatte. Er war völlig nackt. Florian tastete weiter nach unten. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Kai sich auf die Unterlippe biss. Zärtlich küsste er ihn auf den Hals. “Morgen, Schatz“, flüsterte er Kai ins Ohr. Der öffnete langsam die Augen. “Guten Morgen“, antwortete er auf Kroatisch. Florian schob sich auf Kai. Er setzte sich auf dessen Bauch und sah ihn von oben an. Er beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn stürmisch. Kai spürte Florians Zunge in seinem Mund. Sanft saugte er daran. Er spürte, dass Florian immer weiter nach unten rutschte. Langsam bewegte der seine Hüfte. Kai bäumte sich ein wenig auf und trennte sich so von seinem Freund. “Flo, verdammt, du bringst mich noch total um den Verstand.“ Unschuldig sah der ihn an. “Na und?“ Er küsste ihn erneut. Langsam wanderte seine Zunge über Kais Lippen, sein Kinn, seinen Hals und seine Brust. Er verschwand unter der Decke. Kai sah ihm ungläubig hinterher. Dann schloss er die Augen und gab sich völlig den vorsichtigen Erkundungsversuchen seines Freundes hin.
Es war ziemlich spät, als sie die Pension verließen und weiterfuhren. Florian hatte die Abfahrt bewusst hinausgezögert. Doch jetzt saßen sie wieder im Auto. Kai hatte die Augen geschlossen und das Fenster runtergedreht. Er genoss den Fahrtwind. “Du siehst so erledigt aus“, sagte Florian. Kai öffnete langsam ein Auge, sah seinen Freund von der Seite an und schloss es wieder. Das brachte Florian zum Lachen. Nach einer etwas zweistündigen Autofahrt hielt Florian den Wagen plötzlich an. Kai blickte ihn fragend an. “Ab hier beginnt die Grenze zu unserem ehemaligen Besitz.“ Krampfhaft hielt er sich am Lenkrad fest. Langsam gab er Gas und der Wagen rollte weiter. Kai sah sich um und stutzte. “Das sieht ja hier aus wie eine Rennstrecke.“ Florian räusperte sich leicht. “Da bin ich wohl nicht ganz unschuldig dran.“ “Dachte ich es mir doch.“ Nach zehn Minuten sah Kai eine Villa vor sich auftauchen. Es war ein weißes Haus mit einem kleinen Garten. Eine breite Treppe führte zu einer Eingangstür. “Scheint niemand hier zu wohnen.“ Kai sah Florian fragend an. “Hoffentlich. Dann habe ich vielleicht noch die Chance, einige Sachen zu finden, die ich gern mit nach Köln nehmen würde.“ Vor der Treppe hielt Florian den Wagen an. Langsam stieg er aus und blieb am Fuß der Treppe stehen. Kai trat neben ihn und nahm seine Hand. Dankbar lächelte Florian ihn an, atmete tief durch und ging langsam auf die Tür zu. Als er seine Hand nach der Klinke ausstreckte, sah Kai, wie sehr Florian zitterte. Die Tür war offen. Die beiden Männer betraten das Haus. Florian drehte sich um und hielt sich an Kai fest. Sein Gesicht war nass von Tränen. Kai küsste ihn vorsichtig. Florian schöpfte Kraft aus dieser Geste. “Willkommen in meinem Zuhause“, sagte Florian mit leiser, kratziger Stimme. Er ging zu einer Tür, rechts neben dem Eingang. “Hier ist das Wohnzimmer. Es war der letzte Anblick, den ich von diesem Haus in Erinnerung habe.“ Kai sah sich um. Die Möbel in dem Zimmer waren schlicht, einfach und wunderschön. Sie waren sicher ein kleines Vermögen wert. An der gegenüberliegenden Wand gab es einen Kamin. Vor diesem war ein dunkler Fleck auf dem Teppich zu sehen. Florian starrte die ganze Zeit auf diese Stelle. Seine Unterlippe zitterte. “Hier haben sie meinen Vater erschossen“, sagte er. Sanft legte Kai eine Hand auf Florians Schulter. Er zog ihn aus dem Zimmer. “Komm mit hoch“, sagte Florian. “Ich will sehen, ob mein Zimmer auch noch in Ordnung ist. Hier sieht es aus wie vor zehn Jahren. Nur staubiger. Mama wäre entsetzt…“ Zusammen gingen sie die freischwebende Holztreppe nach oben. Dort bog Florian nach links ab und ging zum Ende des Korridors. Er öffnete die Tür, die jetzt vor ihm lag. Neugierig spähte Kai hinein. Florians Zimmer war voll mit Pokalen, Plakaten von Autos und Modellen. “Ich wusste gar nicht, dass du so ein Rennsportfreak bist.“ “Schon immer. Ich wollte immer selber fahren.“ Kai grübelte. “Warum versuchst du es nicht?“ “Ich bin zufrieden mit meiner jetzigen Arbeit. Mir macht sie Spaß. Ich habe nette Kollegen." Er lächelte Kai an. Dann ging er zu seinem Schreibtisch. Er zog ihn von der Wand weg. “Hilf mir mal“, sagte er zu Kai. Der zog mit. “Was hast du vor?“ “Wirst du gleich sehen.“ Als sie den Tisch circa einen Meter vorgezogen hatten, ging Florian zu der mit Holz getäfelten Wand und tastete sie ab. Er legte einen versteckten Hebel um und eine Tür öffnete sich. Florian zog eine alte Truhe aus der Öffnung. “Sie ist verschlossen“, stellte Kai fest. “Natürlich.“ Florian zog seine Kette mit dem goldenen Kreuz unter seinem T-Shirt hervor und schob sie in das Schloss. Es knackte leise und das Schloss ging auf. Florian kniete sich vor die Kiste und öffnete den schweren Deckel. Ein Chaos kam zum Vorschein. Fotos, Zettel, Medaillen und andere Sachen lagen in der Truhe. Kai setzte sich neben Florian auf den Boden. Der nahm einige der Fotos in die Hand, Liebevoll strich er mit dem Finger darüber. “Meine Familie“, sagte er stockend. Eine Weile betrachtete Kai das Bild. “Deine Mutter war eine bildhübsche Frau. Du hast genau dieselben Augen wie sie.“ Stolz lächelte Florian ihn an. “Das haben früher auch alle gesagt.“ Natürlich war auch Florian auf dem Foto zu sehen. Kai fand, dass er früher schon niedlich ausgesehen hatte. Er deutete auf ein Baby, welches Florians Mutter auf dem Bild im Arm hielt. “Deine Schwester?“ “Ja.“ Eine Weile kramte Florian in der Kiste herum. Er packte alles in der Kiste zusammen und in mehrere Tüten. Er hatte nicht vor, auch nur einen Papierschnipsel zu vergessen. Kai half ihm dabei. Er wollte auf jeden Fall alles genau unter die Lupe nehmen. Aber erst in Köln. Als sie in Florians Zimmer fertig waren und alles Wichtige in den Wagen gepackt hatten, verschwand Florian noch einmal im Wohnzimmer. Er kam mit einigen Papieren wieder. “Alles noch da“, sagte er erleichtert. “Sogar meine Geburtsurkunde.“ Er packte die Papiere mit zu den anderen. Dann sah er Richtung Süden. Ein kleiner Hügel erhob sich in einiger Entfernung. Ein Baum stand dort. Darunter erkannte Kai etwas Kleines. Er war sich sicher, dass es sich dabei um ein Kreuz handelte. Florian ging schweigend in Richtung des Grabes seines Vaters. Kai folgte ihm mit einigem Abstand. Als Florian vor dem Kreuz stand, bekreuzigte er sich. Dann hockte er sich hin und strich mit der Hand über die Erde. “Hallo Papa“, sagte er leise. “Entschuldige, dass ich so lange weg war.“ Sein Kopf sank nach vorn. Tränen liefen über seine Wangen. Kai ließ Florian in Ruhe. Der brauchte diesen Abschied unbedingt. Als Florian sich wieder etwas im Griff hatte, sah er auf das Kreuz. “Ich hole uns alles wieder zurück, was sie uns gestohlen haben, das schwöre ich dir.“ Er stand auf und sah sich nach Kai um. Der legte den Arm um Florians Schulter. “Du hast deinem Vater etwas versprochen. Lass es uns einlösen.“ “Ja.“ Florian nickte energisch. Ein Funkeln trat in seine Augen Zusammen gingen sie zurück zu Florians Wagen. Erst jetzt bemerkten sie das Auto, welches neben Florians Jaguar stand. “Polizei?“, fragte Kai. “Hoffentlich ist es Cek. Er war früher der Polizist in Osijek und damit auch für uns zuständig.“ Ein Mann mit einer Halbglatze stand neben dem Wagen und schaute die beiden Männer prüfend an. Erkennen erschien auf seinem Gesicht. “Florian, bist du es wirklich?“, fragte er. Der nickte. “Mein Geist ist es nicht. Schön dich zu sehen, Cek.“ Der Mann ging auf Florian zu und umarmte ihn kurz. “Ich hatte so gehofft, dass einer von euch zurückkommt. Ich habe immer aufgepasst, dass sich niemand an eurem Haus vergreift. Das war ich deinem Vater schuldig.“ “Ich danke dir dafür. Es war schön, alles so wiederzufinden.“ Er wand sich um und stellte Kai vor. Eine Weile unterhielt sich Florian noch mit dem Polizisten. Dann stieg er mit Kai in den Wagen. “Fahren wir weiter“, sagte Florian. “Wir übernachten kurz vor der Grenze. Weiter will ich heute noch nicht.“ Kai nickte leicht. “Ist okay.“ Sie fuhren bis nach Miszykow. Das war ein kleiner Ort ungefähr zehn Kilometer vor der Grenze. Dort gab es ein kleines Hotel, in welchem sich Florian und Kai ein Zimmer mieteten. Sie gingen ziemlich früh zu Bett, da der nächste Tag vor allem für Florian sehr hart werden würde.
Am nächsten Morgen wachte Kai sehr früh auf. Ein Stöhnen hatte ihn geweckt. Er sah verschlafen zur Seite. Florian lag zusammengerollt auf seinem zerknitterten Laken. Seine Decke war bis zum Fußende herunter gerutscht. Er stöhnte, Schweiß glitzerte auf seinem Gesicht. Florian hatte die Hände zu Fäusten geballt und warf den Kopf immer wieder hin und her. Sein Atem ging stoßweise. Kai setzte sich im Bett auf und packte ihn an der Schulter. Unsanft weckte er ihn. “Flo, wach auf. Komm schon.“ Der riss die Augen auf und starrte Kai eine ganze Weile an. Langsam beruhigte er sich wieder. Er schloss die Augen wieder und legte einen Arm auf seine Stirn. Er wischte sich über die Augen. “Verfluchte“, murmelte er. “Ich will das hinter mich bringen und dann wieder weg von hier.“ Kai hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. “Ich weiß. Wir werden uns beeilen.“ Er stand auf, ging in das kleine Bad, welches zum Zimmer gehörte und kam mit einer Schüssel Wasser und einem Lappen wieder. Er stellte sie auf den Nachttisch und fing an, Florian zärtlich den Schweiß vom Körper zu waschen. Der sah Kai erst erstaunt an, ließ sich dann aber einfach fallen und genoss Kais sanfte Berührungen. Als der fertig war, küsste er seinen Freund kurz und stand dann auf. Er legte sich wieder in sein Bett, zog Florian in seine Anne und deckte sich zu. Sie hatten noch über zwei Stunden Zeit, bevor sie aufstehen mussten. Und Florian brauchte unbedingt noch Schlaf.
Die Strecke nach Belgrad fuhr Kai. Florian war von seiner psychischen Verfassung her überhaupt nicht in der Lage, ein Fahrzeug zu steuern. Er zitterte am ganzen Körper. Kai sah ihn mehrmals von der Seite an. Florian tat ihm unendlich leid. Sie erreichten Belgrad am gegen Mittag. Als Florian das Ortsschild sah, schlug er die Hände vor sein Gesicht. “Ich kann das nicht. Ich kann das nicht“, murmelte immerzu. Kai zog Florian die Hände vom Gesicht weg. “Sieh dir die Stadt an. Sie ist eigentlich recht hübsch.“ Langsam öffnete Florian die Augen. Sein Blick schweifte unsicher durch die Umgebung. Belgrad hatte sich verändert. Die Stadt war moderner und freundlicher geworden. Einige Kinder schauten dem Jaguar mit offenem Mund nach. “Bieg mal dort vorn nach rechts ab“, sagte Florian plötzlich mit zitternder Stimme. Eine Weile lotste er Kai quer durch die Stadt. “Wohin fahren wir eigentlich?“, fragte der nach einer Weile. “Wir sind da“, sagte Florian. Kai hielt vor einem riesigen Eisentor. Ein vergilbtes Schild hing draußen. Kai las ‘Belgrader Staatsgefängnis‘. Er schluckte. Florian war ausgestiegen. Schweigend stand er vor dem Tor. Ganz vorsichtig legte er seine Hand dagegen. Kai stand neben ihm. “Es ist schlimm, wieder hier zu sein, nicht wahr, Florian“, sagte plötzlich eine leise Stimme neben Kai. Erstaunt riss Florian die Augen auf und sah den Mann an, der dort stand. Er war ungefähr 45 Jahre alt, hatte weiße Haare und trug eine Augenklappe über dem linken Auge. “David?“, stotterte Florian. Der nickte. Er reichte Florian die Hand. “Ja. Ich freue mich, dass du noch lebst. Die Wachen haben damals gesagt, du wärst gefangen und exekutiert worden.“ “Das war eine Lüge. Ich bin nach Deutschland geflohen.“ Die beiden Männer sahen sich schweigend an. Kai räusperte sich leicht. Florian sah ihn entschuldigend an. “Das ist David. Er war einer meiner Mitgefangenen.“ “Dachte ich mir schon“, sagte Kai. “Hat er auch in deiner Zelle gesessen?“ “Ja, hat er.“ Florian wand sich David zu. “Das ist Kai Ebel. Er ist mein Freund. Ich habe ihm erzählt, was hier passiert ist. Er hilft mir bei meiner Vergangenheitsbewältigung.“ David nickte. “Kann ich verstehen, Florian. Du hast eine Menge zu verarbeiten.“ Er senkte den Blick. “Es tut mir leid, dass wir dir nicht geholfen haben. Wir haben den Mut zur Gegenwehr gegen Zloc erst nach deiner Flucht gefunden. Als du weg warst, hat dieses Tier sich nach einem neuen Opfer umgesehen.“ "Und dann?“, fragte Florian. In seinen Augen leuchtete ein Feuer, welches Kai noch nie bei seinem Freund gesehen hatte. “Sagen wir… Zloc hatte einen Unfall. Man hat seine Leiche eines Tages schlimm zugerichtet in der Zelle gefunden. Er war tot. Keiner wusste, was passiert war und es hat auch niemanden wirklich interessiert.“ Ein böses Lächeln erschien auf Florians Gesicht. Er sah Kai an. “Hast du das gehört? Er ist tot. Er kann mir nie wieder etwas tun. Ich brauche keine Angst mehr vor ihm zu haben.“ Kai nickte mit einem milden Lächeln. Er zog Florian in seine Arme. Dann wand er sich an David. “Was ist eigentlich aus dem Gefängnis hier geworden?“ “Es wurde auf Druck der UNO geschlossen. Damals hat man uns auch befreit. Alle Anklagen wurden sofort fallen gelassen.“ “Das freut mich für euch“, murmelte Florian. Er löste sich von Kai. “Was ist mit deinem Auge.“ “Das war Zloc. Ein letztes Andenken, als wir ihn... zur Hölle geschickt haben.“ Leicht lächelnd sah er Florian und Kai an. “Ich muss jetzt los. Meine Frau wartet auf mich.“ “Du wohnst hier?“ “Sicher. Wo sonst? Ich habe in Kroatien kein Zuhause mehr.“ Er gab Florian und Kai die Hand und ging. Florian sah noch einmal an dem grauen Eisentor empor. Dann spuckte er davor auf den Boden, drehte sich um und setzte sich in sein Auto. Kai folgte ihm. “Willst du wirklich fahren?“ Er nickte. “Ich fühle mich hervorragend. Ganz hervorragend.“ “Dann ist ja gut.“ Zusammen fuhren sie jetzt zu einigen Behörden und sorgten dafür, dass der Besitz von Florians Eltern an seinen rechtmäßigen Besitzer zurück ging. Florian musste dafür natürlich seine gesamte Familie für tot erklären lassen. Im Testament stand Florian als Erbe. Gegen Abend saßen sie wieder im Auto. Florian war müde und saß mit geschlossenen Augen auf dem Beifahrersitz. “Ich habe alles wieder zurück. Alles.“ Er sah Kai stolz an. “Mein Vater wäre sehr stolz auf mich.“ “Da bin ich mir sicher.“ Kai nahm Florians Hand. “Was machen wir jetzt?“ “Ich will zurück nach Köln.“ “Die haben da drin von drei Häusern geredet.“ Florian sah Kai leicht verlegen an. “Die Villa, die du kennst. Dann gibt es ein altes Haus in Dubrovnik und ein Strandhaus in Split.“ “Was machst du mit den Häusern?“ “Ich werde sie von Deutschland aus über einen Makler verkaufen Willst du sie vorher sehen?“ “Gern“, sagte Kai. “Dann würde ich sagen, fahren wir jetzt nach Dubrovnik, dann nach Split und von dort fahren wir nach Köln. Dann sind wir in ungefähr einer Woche zu Hause.“
So kam es dann auch. Florian fuhr mit Kai zuerst in die historische Stadt Dubrovnik. Dort zeigte er ihm sein Haus. Es war eine ziemlich alte und großzügige Villa. Zwei Tage hielten sie sich dort auf und sahen sich die Stadt an. Die Narben, die der Angriff der Serben hinterlassen hatte, waren deutlich in der ganzen Stadt zu sehen. Danach fuhren sie zusammen nach Split. Der ehemalige Touristenort an der dalmatinischen Küste sah ziemlich verlassen aus. Kai äußerte sich jedoch optimistisch, dass die Touristen zurück kommen würden. Das Haus, welches Florians Vater dort gekauft hatte, war ein zweistöckiges Strandhaus. Die Einrichtung war ziemlich luxuriös. Kai fand es schade, dass Florian alles verkaufen wollte. “Es gefällt dir?“, fragte Florian. “Ja, sehr sogar. Die Lage ist doch phänomenal.“ “Wenn du meinst, dann behalte ich es eben und vermiete es nur. Dann können wir es auch mal nutzen, wenn wir wollen." “Das klingt gut.“ Sie blieben einige Tage in der Hafenstadt, bevor sie nach Köln zurück fuhren. Eine Woche vor dem nächsten Rennen waren sie wieder in Kais Wohnung. “Du siehst zufrieden aus“, stellte Kai eines Abends fest. Florian nippte an seinem Tee. “Ich bin es, Kai. Du ahnst gar nicht, wie gut ich mich fühle, seit wir wieder aus Kroatien zurück sind. Ich bin dir unendlich dankbar dafür, dass du mich überredet hast, dorthin zu fahren.“ “Dazu hat man Freunde.“ Dankbar lächelte Florian ihm zu.
Der Rest der Rennsaison verging in gewohnter Weise. Damon Hill gewann die Weltmeisterschaft. Kai kommentierte den Ausgang mit den Worten: “Auch ein blindes Huhn findet mal einen Eierlikör.“ Michael Schumacher hatte seine Probleme bei Ferrari. Er erwähnte mehr als ein Mal, wie viel Arbeit noch vor ihm liegen würde. Die Weihnachtsparty fand natürlich wieder in München statt. Niki Lauda beanspruchte Florian eine ganze Weile für sich. Kai unterhielt sich währenddessen angeregt mit Michael, Heinz, Mika und David. Florian und Niki kamen nach einer Weile zu ihnen. “Kai, ich hatte gerade einen Anruf vom Chef.“ Kai stöhnte auf. “Wir haben Urlaub, was wollte er denn?“ “Er hat mir nur mitgeteilt, dass ich bei mehr Rennen live dabei sein soll.“ Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Reporters. Auch Niki grinste. “Cool“, meinte er. “Und bei welchen Rennen soll das sein?“ “So wie ich den Sender kenne, bist du live in Hockenhemi, am Nürburgring, wie in diesem Jahr und in Österreich und Ungarn.“ Fragend sah Florian seinen Kollegen an. “Wieso ausgerechnet dort?“, fragte er. “Dort sind die Hotels und die Verpflegung am billigsten“, erklärte Kai trocken. Die Umstehenden lachten. “Ich würde mir gern mal die Strecke in Magny-Course angucken.“ “Ist doch langweilig“, kommentierte Michael. “Es soll so schön ruhig und ländlich sein.“ “Magny-Course“, sinnierte Kai. “Dort, wo die Boxenluder Stützstrümpfe tragen.“ Alle brüllten vor Lachen und Kai sah sich unschuldig um. Auch Florian amüsierte sich köstlich. Kai war heute mit seinen Sprüchen nicht zu bremsen. “Ich habe noch Neuigkeiten für dich, Kai“, sagte Michael später. Der sah den Fahrer neugierig an. “Ralf fährt ab dem nächsten Jahr für Jordan.“ “Was?“, mischte sich Heinz-Harald ein. “Noch ein Schumacher in der Formel 1. Das muss nun doch nicht sein.“ Kai lachte. “Das kann interessant werden. Ralf hat Ehrgeiz. Der will besser sein, als du, Michael.“ “Wollen kann er das gern, aber ob er es schafft…“ Kai nickte zustimmend. Michael hatte seiner Meinung nach noch nicht einmal richtig angefangen, Rennen zu gewinnen. Er war gespannt auf die kommenden Rennen. Als Kai und Florian sich gegen vier Uhr morgens in ihr Zimmer zurückzogen, waren sie ziemlich k.o. “Ich habe noch etwas mit dir vor“, sagte Kai, als er im Bett lag. Florian war noch im Bad. Er hatte geduscht und steckte jetzt den Kopf zur Tür heraus. “Was denn?“ “Meine Eltern haben eine Hütte in den Alpen. Ich würde gern mit dir hinfahren um Weihnachten und Sylvester dort zu verbringen, wenn du es möchtest.“ Florian kam aus dem Bad heraus und schaltete das Licht aus. Er ging zum Bett und setzte sich neben Kai. “Wir hatten endlich mal wieder Zeit für uns. Nur für uns. Natürlich möchte ich.“ Kai hob seine Bettdecke hoch und Florian kroch darunter. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüften geschlungen, welches Kai ihm jetzt abnahm und neben das Bett fallen ließ. Seine Hände glitten sanft über Florians nackten Körper. Der schmiegte sich verliebt gegen Kai. Er machte das Licht aus und war relativ schnell eingeschlafen.
Am Nachmittag setzten sie sich in Kais Auto und fuhren zur Berghütte. Bereits beim Einsteigen hatte Kai sein Handy ausgeschaltet mit der Begründung, er wolle nicht gestört werden. Florian saß, dicht an seinen Freund gekuschelt und genoss die schneebedeckten Berge. “Es ist traumhaft“, sagte er leise. Aus dem Autoradio drang leise Weihnachtsmusik, “Noch 20 Kilometer, dann sind wir da.“ Kai fuhr auf einen Parkplatz. “Wir müssen unbedingt noch etwas einkaufen. Am besten wäre es, wir nehmen genug für eine Woche mit, falls wir einschneien.“ Florian nickte. Sie kauften einen ganzen Kofferraum voll Lebensmittel und Getränke ein und fuhren dann zur Hütte hoch. Es war für Kai ziemlich schwer, den Wagen vernünftig auf der Straße zu halten, da die Wege hier oben nicht geräumt waren. Doch er schaffte es. Nach fast einer Stunde hatten sie es geschafft und standen vor der Hütte. “Ich fahre das Auto weg, sobald wir es ausgeräumt haben. Hinter der Hütte ist eine Garage.“ “Hütte?“, fragte Florian erstaunt. “Na ja, große Hütte.“ Florian lachte und fasste mit an. Als sie fertig waren und das Auto in der Garage stand, war es dunkel. Über der Eingangstür brannte eine Lampe. Ihr Schein erhellte den freien Platz davor. Florian stand mitten im Schnee. Kai sah ihm von der Tür aus zu. “Was machst du da?“ Florian drehte sich um und warf einen Schneeball auf Kai. Der konnte nicht mehr ausweichen und kassierte ihn voll. Jedoch kam die Retourkutsche sofort. Minuten später waren die beiden Männer weiß. Nach einer halben Stunde griff sich Kai Florian und hielt ihn von hinten fest. “Es reicht“, keuchte er. “Wir sollten rein gehen.“ Florians Haare waren nass und glänzten im Licht der Lampe. Glücklich lächelte er Kai an. “Das hat Spaß gemacht.“ Kai legte den Kopf leicht schief und näherte seine Lippen vorsichtig Florians Mund. Der schloss die Lücke und küsste Kai enthusiastisch. Mit seinen kalten, nassen Händen fuhr er unter Kais Pullover und strich schließlich über Kais Rücken. Der stöhnte auf. “Bist du verrückt? Da kriegt man ja einen Kälteschock.“ Florian lachte und ging in die Hütte. Kai folgte ihm. “Wir müssen den Baum noch anputzen.“ Florian deutete auf den kleinen Tannenbaum, der eingepackt in einem Netz, neben der Tür stand. “Nachher“, sagte Kai. “Ich würde vorher gern etwas Essen.“ “Ich gehe erst duschen“, sagte Florian. “Bin völlig durchgefroren.“ Kai nickte. “Werde ich auch machen.“ Florian sah Kai grinsend an. Er ging zu ihm und legte seine Arme um Kais Hals. “Ja“, flüsterte er. “Komm mit duschen.“ Er küsste ihn zärtlich. Kais Selbstbeherrschung zerfloss wie Schnee in einem Backofen. Er ließ sich von seinem Freund ins Bad ziehen, welches in der zweiten Etage lag. Da er nicht genau wusste, wie weit Florian ihn gehen lassen würde, hielt er sich zurück und ließ seinem Freund den Vortritt. Der schob seine Hände unter Kais Pullover und zog ihm den über den Kopf. Vorsichtig öffnete er danach Kais Hose. Etwas schüchtern lächelte er Kai zu. Der nickte aufmunternd. Als Kai nur noch seinen Slip anhatte, fing Florian an, sich selber auszuziehen. Kai beobachtete ihn dabei. Jetzt hatte er endlich einmal Zeit, seinen Freund genauer in Augenschein zu nehmen. Und er war erstaunt, wie viele Muskeln Florian hatte. Der spürte Kais Blicke. Doch es störte ihn nicht weiter. Im Gegenteil. Er zog sich jetzt betont langsam aus. Und an Kais Reaktion und Gesichtsausdruck sah er, wie sehr ihn das antörnte. Als sie unter der Dusche standen und das heiße Wasser auf sie hinabprasselte, zog Kai Florian in seine Arme. “Ich liebe dich", hauchte er ihm ins Ohr. Dann küsste er ihn. Florian hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Seine Hände ruhten auf Kais Brust. Er genoss den leisen Herzschlag seines Freundes. Er griff nach hinten und nahm eine Flasche mit Flüssigseife in die Hand. Er kippte sich etwas von der Seife auf die Hand und fing an, Kai einzuseifen. Der genoss die sanften Berührungen seines Freundes mit geschlossenen Augen. Er lehnte sich gegen die Wand, um nicht den Halt zu verlieren. Nachdem Florian Kais Oberkörper eingeseift hatte, glitten seine Hände weiter nach unten. Ganz vorsichtig, fast ängstlich, berührte er Kais empfindlichstes Körperteil. Dessen Atmung beschleunigte sich. Er biss sich leicht auf die Unterlippe, als er Florians sanfte Massagebewegungen spürte. Ein Stöhnen entfuhr ihm. Nach einer Weile konnte Kai sich kaum noch auf den Beinen halten. Florian lehnte sich gegen Kai und presste seine Lippen auf die seines Liebhabers als er sah, dass Kai sich kaum noch zurückhalten konnte. Der stöhnte laut auf, als er seinen Höhepunkt erreichte. Schwer atmend öffnete er die Augen. "Und ich dachte immer, ich hätte Selbstbeherrschung.“ Florian sah ihm in die Augen und lächelte. “War es schön für dich?“ “Wunderschön. Aber ich würde mich gern mal bei dir revanchieren.“ Florians Atmung beschleunigte sich. Nervös wollte er ein Stück von Kai zurückweichen, doch der hielt ihn sanft fest. “Nein, Florian, du wirst jetzt nicht wieder weglaufen.“ Er küsste ihn zärtlich. “Ich tue dir nichts, das weißt du genau.“ “Ja“, hauchte Florian. “Dann ist gut“, sagte Kai lächelnd. Er griff nach draußen, nahm ein Handtuch und wickelte Florian darin ein. Dann trocknete er sich selber ab. “Lass uns was essen.“ Mit einem leichten Nicken verließ Florian die Dusche. Nach dem Essen schmückten sie zusammen den kleinen Tannenbaum, stellten ihn neben den Kamin und machten es sich gemütlich. Sie hörten Schallplatten, saßen aneinandergekuschelt auf der Couch und genossen ihre Zweisamkeit. Die nächsten Tage verbrachten sie mit langen Spaziergängen, Essen, Ski fahren und Fernsehen. Sie genossen jede gemeinsame Minute. In ihrer Beziehung machten sie in diesen Tagen einen riesigen Schritt nach vorn.
Am Sylvesterabend lag Florian vor dem Kamin im Wohnzimmer auf einem Fell. Kai werkelte noch in der Küche rum. Er kam wenige Minuten später ins Wohnzimmer. In seinen Händen hielt er eine Flasche und zwei Gläser. Florian sah ihn fragend an. “So spät ist es doch noch nicht?“ “Ich würde aber gern jetzt mit dir anstoßen.“ Kai ließ sich auf dem Fell nieder. Er öffnete die Flasche und goss etwas in die beiden Gläser. Eins davon reichte er Florian. Sie stießen an und tranken. “Champagner?“, fragte Florian erstaunt. “Nur das Beste für meinen Freund.“ Verliebt lächelte er Florian an. Der beugte sich zu Kai vor und küsste ihn zärtlich. Dann ließ er sich auf das Fell sinken. Seinen Kopf bettete er in Kais Schoß. Der strich ihm langsam mit der Hand über die Haare. Voller Liebe schaute er ihn an. Das Feuer spiegelte sich auf Florians Gesicht wieder. Seine Augen leuchteten, wie die eines kleinen Kindes. Kai spürte, dass Florians Herz sehr schnell schlug. Er knabberte leicht an seiner Unterlippe, so wie er es selber immer tat, wenn er nervös war. Vorsichtig beugte Kai sich zu ihm hinunter und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Florian schlang die Arme um Kais Nacken. Der Kuss wurde zusehends heftiger. Kai spürte Florians Hände, die sich an seinem Hemd zu schaffen machten. Schließlich hatte er es aufgeknöpft. Kai zog es aus, ohne den Kuss zu unterbrechen. Dann befreite er Florian von dessen Sachen. Als er nur noch einen Slip trug, erhob Kai sich. Er saß auf den Oberschenkeln seines Freundes und strich mit seinen Händen sanft über Florians Gesicht und Oberkörper. Florian ließ seine Hände über Kais Brust nach unten gleiten. Er öffnete Kais Hosenknopf und dessen Reißverschluss. Dann stand er ein Stück hoch, zog Kais Kopf zu sich herunter und küsste ihn. Kai ließ sich auf den Oberkörper seines Freundes gleiten. Der drehte sich leicht und rollte Kai auf den Rücken. Er zog ihm dessen Hose aus. “Du bist so herrlich durchtrainiert“, murmelte Florian, während er Kai zärtlich küsste. “Ich bin total verrückt nach dir.“ Kai strahlte Florian an. Mit der Hand strich er ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. “Ich bin so glücklich mit dir.“ “Bist du das wirklich? Obwohl du durch mich auf so viel verzichten musst?“ “Ja“, sagte Kai ernst. “Wenn ich dich habe, brauche ich nichts anderes.“ Florian küsste ihn dankbar. “Ich möchte mehr, Kai“, flüsterte er seinem Freund ins Ohr. “Ich würde gern den nächsten Schritt machen, aber ich habe solche Angst davor.“ Ungläubig starrte Kai Florian an. Zum ersten Mal in seinem Leben fehlten ihm die Worte. “Ich will mit dir schlafen“, sagte Florian mit zitternder Stimme. Langsam richtete Kai sich auf und lehnte sich gegen das Sofa. Er sah Florian direkt in die Augen. “Bist du dir sicher? Du musst das nicht für mich tun. Ich kann warten.“ “Aber ich nicht mehr. Ich will es, Kai. Ich will es. Bitte.“ Kai nickte. Er zog Florian in seine Arme. “Okay. Komm, lass uns hoch gehen.“ Er stand auf, wickelte Florian in eine Decke und ging mit ihm nach oben ins Schlafzimmer. Dort erlebten die beiden Männer in dieser Sylvesternacht ein Feuerwerk der besonderen Art.
Am nächsten Morgen wachte Florian unendlich erleichtert auf. Die letzte Nacht war für ihn Himmel und Hölle zugleich gewesen. Er hatte sich oft ins Gedächtnis rufen müssen, dass Kai bei ihm war und nicht einer der Männer aus dem Gefängnis. Es half ihm sehr, dass er wusste, dass Zloc tot war. Ganz zärtlich streichelte Florian über Kais nackten Körper, der dicht an ihn gepresst lag. Der wurde davon wach und sah Florian mit einem zärtlichen Lächeln an. Er küsste ihn kurz. “Guten Morgen“, murmelte er. Florian nickte leicht. “Es ist ein guter Morgen.“ Er schob ein Bein über Kais Hüfte und setzte sich auf dessen Bauch. “Die letzte Nacht war wunderschön“, sagte er sanft zu Kai. Kai nickte leicht. “Ja, wunderschön.“ Er strich seinem Freund zärtlich über die Wangen. “Ich habe noch nie so lange darauf warten müssen“, sagte Kai lächelnd. Florian grinste ihn an. “Kann ich mir vorstellen. Vielleicht sollte ich dich dafür entschädigen.“ Er rutschte ein Stück nach unten. “Auf solche Entschädigungen stehe ich“, sagte Kai mit einem Funkeln in den Augen. “Ach“, sagte Florian und zog mit gespieltem Erstaunen eine Augenbraue hoch. Er lachte befreit. “Dann kommen wir ja gar nicht mehr aus dem Bett raus.“ “Wäre das denn so schlimm?“ Florian küsste Kai. “Und ob. Hier oben verhungern wir ja noch. Das Essen steht unten.“ Skeptisch sah er Kai an. “Wieso grinst du mich so komisch an?“ „Ach nichts.“ Er zog Florians Kopf zu sich herunter und küsste ihn innig.
Woah. Was für ein Kapitel. Gigantisch. *staun* Ich muss sagen, anfangs war ich echt erschrocken, als Kosic aufgetaucht ist, aber Kai hat ihm ja ordentlich....eingebläut...was passiert, wenn der den Mund aufmacht...*g* Und Flo hat endlich seinen Besitz wieder. Das ist absolut fantastisch. *freu* 250 Millionen Dollar...woah. Und eine Villa, ein Strandhaus, noch ein Haus, eine Hütte in den Alpen, ein Jaguar....Geld müsste man haben, wirklich. Und Flo hat endlich kapiert, dass er Kai tatsächlich voll und ganz vertrauen kann...na, das wurde ja auch dringend mal Zeit. Der arme Kai hat so lange gewartet, dass er schon dachte, er hätte Selbstbeherrschung entwickelt...*kicher* Ein kleiner, gemeiner, doppeldeutiger Witz am Ende...typisch Kitty, dieser Humor. *grins* Da ahnt man nix böses und denkt, man hätte den Teil ohne größere Lachkrämpfe überlebt, und schon haust du einem nochmal ordentlich in die Pfanne. Genial. *lach* Mach bitte ganz schnell weiter, ich bin gespannt, wie es jetzt weitergeht, mit den beiden. lg, Isi =)
Wo soll ich anfangen... Ein Teil mit viel Emotionen und Witz.
Das is ja nochmal gut gegangen mit Kosic. So wütend hat man Flo und auch Kai nicht gesehen. Flo kann sich glücklich schätzen, so einen Freund zu haben. Den er vertrauen kann und der für ihn da ist. Die Angst von Flo hast du auch super beschrieben...ich glaub ich hätte auch Angst, nach so einem "Ereignis" wieder zurück zu kehren. Und die Beiden sind nun RICHTIG zusammen.
Danke für die Kommis ihr zwei. *knuddel* Hier mal ein kürzerer Teil.
8. Kapitel - Der Beginn des Terrors
Das Jahr ‘97 startete für Kai und Florian ähnlich wie das letzte. Nachdem sie aus ihrem Urlaub in den Alpen zurück waren, meldeten sie sich erst einmal bei Donaldson und Heinz-Harald. Natürlich teilten sie ihnen mit, dass sie jetzt fest zusammen waren. Die beiden äußerten sich sehr erfreut über diese Tatsache. Kai gestand Florian auch, dass er Heinz einiges von seiner Vergangenheit erzählt hatte. Der war anfangs etwas sauer, doch er akzeptierte Kais Entschuldigung. Er konnte es verstehen, dass Kai jemanden zum Reden gebraucht hatte. Und Heinz war inzwischen auch für Florian ein Freund geworden, dem er bedingungslos vertraute. Die ersten Rennen verliefen normal und waren durchschnittlich interessant. Vor dem Rennen in Monaco tat Florian etwas, was er sich schon lange gewünscht hatte. Er kaufte sich eine ziemlich luxuriöse Yacht. Als die beiden Männer zum ersten Mal einen Ausflug mit dem Boot unternahmen, staunte Kai. “Nicht schlecht. Zeig die bloß nicht Eddie Jordan, der will sie sofort haben.“ Florian lachte. “Fahren wir Weihnachten in die Karibik?“ “Meinetwegen.“ “Warum hast du eigentlich kein Boot?“ “Brauche ich nicht.“ Kai zögerte kurz. “Ich habe mir eine ausrangierte MIG gekauft. Vom amerikanischen Militär.“ “Wozu um alles in der Welt brauchst du einen Kampfjet?“ “Zum Fliegen.“ “Du kannst selber fliegen?“ Neugier blitzte in Florians Augen. “Ja, kann ich. Die Maschine steht in Indianapolis auf einem Militärstützpunkt. Wenn du mal mitfliegen möchtest...“ “Mit dir fliegen? Kai, ich weiß wie du Auto fährst.“ Kai lachte. “Überleg es dir,“ Er schloss die Augen und legte sich auf einen Liegestuhl auf das Deck der Yacht. Florian lächelte, setzte sich auf den Schoß seines Freundes und kuschelte sich gegen ihn. Entspannt schloss er die Augen.
Die nächsten Rennen kamen und vergingen. Es war interessant für alle Beteiligten zu beobachten, wie die Duelle zwischen Michael Schumacher und Jacques Villeneuve immer härter wurden. Oft war es nicht nur der Krieg auf der Rennstrecke, der für Schlagzeilen sorgte. Die beiden Fahrer konnten auch im Fahrerlager nicht mehr aneinander vorbeigehen, ohne sich anzugiften. Beim letzten und alles entscheidenden Rennen in Jerez kam es dann zu einer unschönen Szene auf der Strecke, bei der Schumacher Villeneuve von der Straße zu drängen versuchte, dabei jedoch selber ausschied. Florian kommentierte die ganze Szene mit dem Satz. „Selber schuld.“ Kai unterhielt sich später noch mit Heinz-Harald Frentzen. Nach dem üblichen technischen Geschwafel sagte der Reporter plötzlich: „Weißt du eigentlich schon das Neuste?“ Verwirrt sah Heinz seinen Freund an. „Michael wurde aufgrund seiner Rempelei aus der Liste gestrichen. Ihm wurden sämtliche Punkte in diesem Jahr aberkannt. Das heißt, du bist Vizeweitmeister.“ „Wie bitte?“ Heinz schaute Kai völlig perplex an. „Wiederhole das bitte noch einmal.“ „Du hast mich schon verstanden, Heinz. Herzlichen Glückwunsch.“ Der Rennfahrer grinste breit und vollführte einen Luftsprung. „Tut mir ja leid für Michael, aber der fällt schon wieder auf die Füße.“ Kai lachte. „Und mit diesem, wie ich finde, tollen Ergebnis verabschiede ich mich aus dieser Saison. Bis zum nächsten Jahr, liebe Zuschauer.“ Florian nickte. „Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Bis nächstes Jahr.“
Nach der Saison hatten Kai und Florian beim Sender noch eine Menge zu tun, bevor sie endlich daran denken konnten, sich frei zu nehmen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Am 18. November saßen die beiden Journalisten zusammen mit einigen Nachrichtenleuten in der Cafeteria und unterhielten sich über Gott und die Welt. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und Peter Kloeppel betrat atemlos den Saal. Er eilte zu dem Grüppchen hinüber und nahm sich einen Stuhl. „Ich muss gleich wieder los. Wir machen eine Sondersendung“, sagte er aufgeregt. „Sondersendung?“, fragte Florian verwirrt. „Was ist passiert?“ „In Luxor, Ägypten, hat es einen Sprengstoffanschlag auf ausländische Terroristen gegeben. Man hat inzwischen sogar einen Bekennerbrief gefunden. Eine Gruppe namens Al-Quaida hat sich zu dem Anschlag bekannt“ Kai, der bis jetzt nur mit einem halben Ohr zugehört hatte, saß plötzlich steif auf seinem Stuhl. „Al-Quaida? Stand in dem Brief irgendetwas von einem Osama bin Laden?“ Erstaunt sah Peter ihn an. „Ja. Woher weißt du das? Bin Laden ist anscheinend der Drahtzieher.“ „Und Geldgeber.“ „Ist das der Typ, den du in Afghanistan kennen gelernt hast?“ „Genau der, Flo. Und wie ich es damals befürchtet habe, wird es sich jetzt rächen, dass die Amerikaner ihn ausgebildet haben.“ „Eigentor“, murmelte Heiko, nicht ohne eine gewisse Schadenfreude. Kai zog sein Handy aus der Tasche. Er erreichte aber niemanden. „Reg ist nicht da. Na ja, in Amerika wird die Hölle los sein.“ „Ich muss los“, sagte Peter Kloeppel. „Versucht bitte mal, etwas mehr Hintergrundinfos zu bekommen.“ Florian und Kai nickte und Peter verschwand. „Ich wollte schon lange mal nach Ägypten", sagte Florian. Kai grinste. „Lass uns nach Hause fahren und packen.“ Die beiden Männer standen auf, wurden jedoch von Heiko zurück gehalten. „Seid bloß vorsichtig.“ „Wir sind doch keine Anfänger.“ Kai nickte allen zu und verschwand. „Wir passen schon auf", sagte Florian und folgte seinem Freund. „Also ich wüsste bessere Sachen mit meiner Zeit anzufangen, als irgendwelchen Terroranschlägen hinterher zu reisen.“ Heiko nahm seinen Teller und stand auf. „Das kommt nur davon, dass die beiden solo sind.“ Felix Görner nickte den anderen wissend zu. Alle lachten über den Scherz ihres neuen Kollegen. Wie weit sie damit von der Wahrheit entfernt waren, konnten sie schließlich nicht wissen.
Bereits einen Tag später standen Florian und Kai am Ort des Geschehens und beobachteten zusammen mit anderen Journalisten die Arbeit der Polizei. Plötzlich meldete sich Kais Handy. „Ja?“, fragte er. „Reg, gut, dass du mich anrufst. Ich habe schon versucht, dich zu erreichen.“ „Geht es um den Anschlag?“ „Ja.“ „Wo bist du?“ „Ägypten natürlich.“ „Dachte ich mir. Du weißt sicher von dem Bekennerbrief, oder?“ „Sicher.“ „Unser alter Freund. Schade, dass wir damals nicht auf dich gehört haben.“ „Jetzt ist es zu spät. Was sagen denn eure Geheimdienste.“ „Ich bin im Moment im Pentagon und diskutiere mit den Schreibtischhengsten. Sie sagen, es waren ein paar Irre. Kein Zusammenhang mit einer größeren Organisation.“ „Die warten echt, bis es zu spät ist“, sagte Kai ärgerlich. „Wenn ich hier irgendwas erfahre, rufe ich dich an, okay Reg?“ „Das wäre super.“ „Kein Problem. Mach‘s gut, alter Soldat.“ „Mach‘s besser. Gruß an Florian.“ Kai steckte das Handy weg. „Schönen Gruß von Reg.“ „Danke“, sagte Florian lächelnd. „Was sagen die in Washington?“ „Einige Irre, harmlos, Einzeltat. Sowas in der Art.“ „Sie nehmen es also nicht ernst?“ „Nein. Die warten auf Beweise. Wir werden uns mal ein bisschen umhören. Mal sehen, was sich rausbekommen lässt.“ Das taten sie dann auch. Fast einen Monat reisten sie in den arabischen Ländern herum und redeten mit den Menschen. Hin und wieder rief Kai bei seinem Freund in Amerika an und unterrichtete den von den Sachen, die sie erfahren hatten. Aber das waren hauptsächlich Gerüchte und Wünsche unterdrückter Völkergruppen, nie wirkliche Beweise. Von Luxor aus waren die beiden Männer über Marokko, Saudi-Arabien, den Irak und den Iran bis nach Pakistan und schließlich Afghanistan gereist. Jetzt saßen sie in einem Flugzeug nach München, wo wieder einmal die Weihnachtsfeier stattfinden sollte, zu der sie natürlich eingeladen waren. „Es brodelt gewaltig“, murmelte Florian im Halbschlaf. „Da gebe ich dir Recht. Die ganze Gegend ist ein Pulverfass. Vor allem die Länder um Afghanistan.“ „Glaubst du, wir hören noch von diesem bin Laden?“ „Ganz bestimmt.“ Kai sah seinen Freund ernst an. „Und garantiert nichts Gutes.“ Eine Weile sah Florian ihn schweigend an. Dann fiel ihm etwas anderes ein. „Kann es sein, dass bin Laden irgend etwas mit der Formel 1 - Szene zu tun hat?“ Kai lächelte. „Du bist gut. Der Vater von Osama hat vor vielen Jahren mal Frank Williams unterstützt, als der in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Er hat aber mit seinem Sohn nicht viel am Hut. Osama bin Laden ist sozusagen das schwarze Schaf der Familie.“ „Wie gefährlich ist er?“ „Zu gefährlich um ihn mit einem bisherigen Diktator zu vergleichen.“ Besorgt nickte Florian und schloss wieder die Augen. Die letzten Tage waren hart gewesen und hatte ziemlich geschlaucht.
Da sie beide bereits am 19. Dezember in München ankamen, hatten sie noch vier Tage Zeit bis zur Weibnachtsfeier. Sie genossen diese Tage im Bett, beim Shoppen oder in Kinos und Restaurants. Am 21. Dezember trafen sie sich am Abend mit Heinz und seiner Frau Tanja. Die beiden hatten vor dem letzten Rennen heimlich geheiratet und luden Kai und Florian jetzt zu einem gemütlichen Essen ein. Die beiden Journalisten nahmen natürlich gern an. Im Laufe des Abend kam Tanja dann auch darauf, was zwischen den beiden Männern lief. Sie war ein wenig erstaunt, dass sie nichts gemerkt hatte, konnte aber ansonsten damit leben. Sie war schließlich eine moderne und offene Frau.
Der nächste Tag verging, der Abend kam und mit ihm die Feier. Niki Lauda hatte bereits auf Florian gewartet und passte ihn und Kai sofort ab, als die beiden den Saal betraten. „Florian, komm mal bitte her. Ich müsste kurz mit dir sprechen.“ Florian nickte Kai kurz zu und ging dann zu Niki. „Was gibt es?“ „Dein Sender hat vor einer Woche bei mir angerufen und sich nach meinem Interesse an einem Co-Moderationsjob erkundigt?“ „Du und ich? Wir sollen meine Sendung zusammen machen?“ „Keine Ahnung, wer auf die Idee gekommen ist. Es ist deine Sendung, also wollte ich dich fragen.“ „Also ich habe nichts dagegen. Es wäre sogar einfacher für mich, dich als Experten zu haben.“ Niki reichte Florian ein Glas Champagner. „Na dann. Auf gute Zusammenarbeit.“ Florian stieß lächelnd mit ihm an. „Auf gute Zusammenarbeit. Und ich weiß übrigens, wessen Idee das war.“ Fragend sah Niki ihn an, doch Florian drehte sich um und ging zu Kai hinüber, der mit Heinz, Michael und Ralf zusammen am Buffet stand. „Und?“, erkundigte der sich scheinheilig. „Was wollte Niki von dir?“ „Das solltest du doch am Besten wissen.“ „Ich? Wie kommst du darauf, dass ich irgend etwas weiß?“ „Tu doch nicht so.“ „Könntet ihr uns vielleicht mal aufklären, wovon ihr eigentlich redet?“ Norbert Haug trat neben Kai. „Niki wird demnächst mit mir die Vor- und Nachberichte moderieren.“ „Interessanter neuer Job.“ Norbert klopfte Niki auf die Schultern. „Wo wir schon mal bei Neuigkeiten sind...“, er wand sich an Kai und Florian. „Wusstet ihr schon, dass ihr Konkurrenz bekommt?“ Fragend sahen die beiden den Teamchef von McLaren-Mercedes an. „Dieser neue Pay-TV-Sender soll die Formel 1 auch live übertragen.“ Kai zuckte mit den Schultern. „Na und? Das kostet über 50 DM monatlich. Ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen.“ „Was für ein Pay-TV-Sender?“, fragte Florian. „Nennt sich Premiere World. Extra Spartenkanäle für jeden Scheiß, die du dir alle einzeln frei schalten lassen musst.“ „Klingt kompliziert und teuer.“ „Eben.“ „Noch mehr Reporter an der Strecke“, stöhnte Michael. Niki sah Kai an. „Ich weiß, wer der Chefreporter bei PW wird.“ „Was? Das ist doch so ein großes Geheimnis.“ „Er hat mich gestern Abend angerufen und es mir mitgeteilt. Es ist Marc Surer.“ Kai stöhnte auf und ließ seinen Teller sinken. „Diese Flasche hat mir gerade noch gefehlt. Jetzt hab ich keinen Hunger mehr.“ Damit ging er. Florian sah ihm fragend nach. „Was ist denn jetzt los?“ „Kai und Marc hatten schon immer Probleme miteinander. Sie sind sich eine Weile an den Rennstrecken ständig über den Weg gelaufen.“ Heinz sah Florian ernst an. „Kai hat eine andere Auffassung von seiner Arbeit als Marc. Kai denkt an uns, Surer an sich.“ „Ein Mann der Karriere machen will.“ Michael nickte. „Genau. Und zwar auf unsere Kosten, wenn‘s sein muss.“ Florian nickte verstehend und ging zu Kai. „Nun mach dir mal keinen Kopf. Ändern kannst du es nicht.“ Kai schüttelte leicht mit dem Kopf. „Flo, mir ist egal, was für eine Arbeitsauffassung er hat. Aber wenn der raus bekommt, was zwischen uns läuft, macht er uns fertig.“ Florian schluckte. Fast ängstlich schaute er seinen Freund an. „Aber uns kann er nicht schaden, oder?“ „Unserer Beziehung? Niemals, mein Schatz.“ Kai lächelte Florian verliebt an. „Lass uns wieder zu den anderen gehen.“ Nach und nach wurde Kais Laune wieder besser, so dass er den Abend auch genießen konnte. Es wurde wie immer ziemlich spät, bevor alle ins Bett gingen.
Am nächsten Nachmittag flogen Kai und Florian nach Köln und feierten dort in trauter Zweisamkeit Weihnachten. Da viele ihrer Kollegen nicht in Köln waren, fand dieses Jahr nur eine kleine Sylvesterparty im Sender statt. Also gingen Florian und Kai gar nicht erst hin. Statt dessen starteten sie ihrer Lieblingskneipe einen Besuch ab. Das ‘Blue Star‘ war eine Szenekneipe im Rotlichtviertel von Köln. Es war eine Schwulenbar, in der die beiden seit knapp einem Jahr regelmäßig vorbeischauten. Hier waren sie unter sich, brauchten sich nicht zu verstecken. Der Besitzer, ein gewisser Emanuel, empfing sie freudestrahlend. „Schön, euch mal wieder hier zu haben.“ Florian und Kai saßen einige Stunden an der Bar oder spielten hin und wieder eine Runde Billard. Sie unterhielten sich mit den anderen Gästen und Kai gab einige seiner Erlebnisse von den Rennstrecken zum Besten. Weit nach Mitternacht, als die fremden Gäste weg waren und nur noch der harte Kern im Laden anwesend war, setzte Kai sich an ein Keyboard, welches zusammen mit einigen anderen Instrumenten auf einer kleinen Bühne stand und winkte Florian zu. „Wir wollten doch mal was probieren.“ Florian nickte und setzte sich hinter das Schlagzeug. Langsam nahm der die Sticks in die Hände und blickte sie verträumt an. Zwei andere Männer kamen mit auf die Bühne und schnappten sich zwei Gitarren. Einige der Gäste riefen Musikwünsche herüber. Kai nickte und gab die ersten Takte vor. Florian saß mit geschlossenen Augen vor dem Schlagzeug. Obwohl er jahrelang nicht mehr gespielt hatte, wusste er plötzlich wieder, wie es ging. Fast zwei Stunden unterhielten sie die anderen. Sie ließen sich sogar dazu hinreißen und sangen einige Stücke. Auf dem Nachhauseweg lachte Florian plötzlich. „Das war Wahnsinn, Kai. Ich hatte ewig nicht mehr so viel Spaß. Ich wusste gar nicht, wie sehr ich die Musik vermisst habe.“ „Du warst richtig gut, Flo. Vor allem bei den Rocksongs.“ „Meine eigentliche Stärke ist Heavy Metal.“ „Was?“ „Ja. Ich hatte früher sogar grüne Haare und einen Irokesenschnitt. Damals war ich 14 und Mama hat einen Schreikrampf gekriegt, als sie mich gesehen hat.“ Kai lachte. „Ich kann es mir auch nicht ganz vorstellen. Du wirkst immer so brav.“ Florian trat vor Kai und stoppte ihn. Er sah ihm tief in die Augen. „Stille Wasser sind tief", sagte er. Kai nickte. „Und dreckig“, fügte er hinzu. Bevor Florian etwas sagen konnte, küsste er ihn. „So ist die Stadt. Es gibt immer wieder neue Sachen zu entdecken.“ Peter Kloeppel stand plötzlich hinter Kai und grinste seine beiden Kollegen an. Eine Frau stand neben ihm. Kai sah ihn erschrocken an. Florian stand hinter seinem Freund und blickte über dessen Schulter. Verlegen sah er Peter an. Der jedoch grinste. „Wo kommt ihr denn her?“ „Von einer Party.“ „Wir auch.“ Er lachte. „Schaut mich nicht so ängstlich an. Ich verrate euch bestimmt nicht.“ Erleichterung machte sich auf Kais Gesicht breit. „Danke.“ „Keine Ursache.“ Er sah zu seiner Frau hinüber. „Gehen wir.“ Sie nickte, verabschiedete sich von den Kollegen ihres Mannes und hängte sich richtig bei ihm ein. Peter blieb noch kurz stehen. „Wie lange läuft das schon zwischen euch?“ „Richtig, seit einem Jahr.“ Mit einem Grinsen drehte der Nachrichtensprecher sich um und ging. „Herzlichen Glückwunsch.“ Florian und Kai sahen sich eine Weile schweigend an. „Wenn es alle so leicht aufnehmen...“ „Tun sie leider nicht. Mahr würde aus seinem roten Wildleder-Chefchen-Sessel kippen. Bevor er unsere Kündigungen aufsetzt.“ Kai zog Florian an sich heran. „Irgendwann müssen wir uns nicht mehr verstecken, da bin ich mir ganz sicher.“
Hui, da ist er also wieder, dieser ObL *knurr* Hab mich schon gefragt, wann er wieder auftaucht, der Mistkerl. Tja, da hätten die Leute mal eher auf Kai hören sollen, der hats ja schon von Anfang an gesagt...*seuftz* Tja, jetzt ist die Katze also aus dem Sack, teilweise. Heinz weiß es, Peter weiß es jetzt auch...zufällig. Da bin ich ja mal gespannt, wie lange sie es noch geheim halten können. Wie war das? 3 können ein Geheimnis wahren, wenn zwei von ihnen tot sind. Hoffen wir mal, das solche drastischen Mittel nicht notwendig sein werden.... Lg, Isi =) PS: Privatyacht...Privatjet? Geld müsste man haben...ganz genial: "Mit dir fliegen? Ich weiß, wie du Auto fährst..." *schrottlach*
ObL hat zugeschlagen.*grummel* Kai hatte damals also Recht, was er "fühlte", wegen ihm. Und schon werden sie unvorsichtig. *kicher* Zum Glück ist Peter keine Tratschtante. Aber früher oder später, werden sie bestimmt von anderen entdeckt. Und dann bin ich gespannt was passiert, wenn es so kommen sollte.
Ich danke euch für die Kommis. Hier der nächste Teil.
9. Kapitel - Die Ruhe vor dem Sturm
Das nächste Jahr kam und verlief erstaunlich ruhig. Im Ausland gab keine nennenswerten Ereignisse, so dass Florian und Kai sich voll auf die Formel 1 - Rennen konzentrieren konnten. Hier merkte man von Anfang an, dass Mercedes aufgeholt hatte. Mika Häkkinen gewann ein Rennen nach dem anderen und brachte die anderen Teams an den Rand der Verzweiflung. Niki gewöhnte sich an seinen Job als Co-Moderator bei Florian. Ihre Sticheleien konnten die beiden Männer nicht lassen, was dazu führte, dass auch viele der deutschen Teamchefs und -mitglieder die Sendung sahen. Die Zuschauer waren ebenfalls mit dieser Neuerung zufrieden und bescherten RTL die höchsten Einschaltquoten in der Geschichte des Rennsports. Und das nicht nur bei einem Rennen, sondern durchgängig. Das Einzigste, was den Frieden etwas störte, war Premiere World und dort vor allem Marc Surer. Er mochte RTL und dessen Mitarbeiter nicht. Sie waren ihm zu gut und viel zu erfolgreich. Er war neidisch und gönnte dem Sender den Erfolg in keinster Weise. Vor allem Kai war ihm ein Dorn im Auge. Er hasste den Reporter aufgrund seines Erfolgs. Kai kannte viele der Fahrer privat, wurde von allen geachtet. Er wusste viele Sachen Wochen bevor jemand anders es erfuhr. Und er verschwieg oft gute Storys. Marc Surer verstand das nicht. Seiner Auffassung nach war das Verrat an seinem Berufsstand. Er war der Meinung, dass jemand, der Nachrichten zurückhielt, es nicht wert war, sich Reporter zu nennen. Hin und wieder kam es zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Journalisten, das Surer sich nicht aus Kais Sachen heraus hielt und Kai auch niemand war, der vor einem aufgeblasenen Angeber wie diesem Kollegen kuschte. Und bei diesen kleinen Streits war Kai immer der Sieger. Genau das wurmte Surer enorm. Er wurde immer verbitterter und derber. Seine Sprüche arteten nach einigen Monaten extrem aus und wurden immer persönlicher. Wollte er Kai am Anfang nur ärgern, versuchte er ihn jetzt aus der Reserve zu locken. Er wollte Kai provozieren und ihn zu Fehlern verleiten. Vielleicht würde er dann ja für seinen Sender untragbar. Doch Kai ließ sich nicht provozieren. Er genoss die Rückendeckung seiner Freunde an den Strecken und die Unterstützung seines Senders. Außerdem hatte Florian ihm das Versprechen abgenommen, dass er Surer ignorieren sollte. Und auch wenn Kai Surer gern einmal die Meinung gegeigt hätte, hielt er sich zurück und überhörte die Anspielungen und Kommentare seines ‘Kollegen‘. Die Saison gewann Mika Häkkinen beim letzten Rennen. Es war spannend und alle freuten sich mit dem neuen Weltmeister. Auch Michael Schumacher war zufrieden. Er merkte, dass sein Auto besser wurde und er über kurz oder lang die Früchte seiner jahrelangen Arbeit ernten würde. Florian und Kai verbrachten die Zeit zwischen dem letzten Rennen und dem neuen Jahr in Amerika bei Reginald Donaldson und dessen Familie. Sie waren dort, wie so oft, gern gesehene Gäste. Reginald erklärte seinen Kindern auch, dass Florian und Kai ein Paar waren. Sie akzeptierten es nach einigen Fragen. Nur Danny versuchte heraus zu bekommen, ob es nicht doch ein Medikament gegen diese merkwürdige Krankheit gab. Er brauchte eine Weile, um alles zu verstehen. Trotz seines Alters hatte er ein ziemliches Problem damit. Kai wurde erst jetzt wirklich bewusst, dass die Kinder bereits erwachsen waren. Danny war inzwischen 20 Jahre alt und auf dem besten Weg seinem Vater zu folgen. Er war bereits seit vier Jahren in einem Corps der Marine und dort sehr erfolgreich. Seine Eltern waren nicht wirklich glücklich darüber, aber sie akzeptierten es. Reginald Donaldson war verdammt stolz auf seinen Sohn. Rokko hatte an einer Musikschule seinen Abschluss gemacht und war ein Star am Musikerhimmel. Seine Leistungen am Klavier waren weit über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus bekannt und bald würde er einige wichtige Konzerte in Europa und Asien geben. Eine Station war London und Rokko hatte Kai und Florian das Versprechen abgenommen, zu kommen. Die hatten natürlich gern zugesagt und wollten einige ihrer Freunde auf der Rennszene mitbringen. Melanie wusste noch nicht ganz, was sie einmal werden wollte. Sie war jetzt 16 und besuchte die High School. Sie war eine sehr gute Schülerin, der eigentlich alle Möglichkeiten offen standen. „Gibt es denn nichts, was dich besonders interessiert?“, fragte Kai sie eines Abends. Sie zuckte leicht mit den Schultern. „Ich möchte Menschen helfen“ Sie sah Kai an. „Ich möchte Ärztin werden.“ „Das ist doch ein wunderbarer Beruf. Wo ist das Problem?“ „Ich würde gern der Armee beitreten und medizinischer Offizier werden.“ „Oh.“ Kai schluckte. „Hast du mit deinen Eltern darüber gesprochen?“ „Onkel Kai, du kennst sie doch. Sie würden es nie erlauben.“ Sauer blickte sie auf den Boden. „Das ist so unfair. Bei Danny haben sie nichts gesagt.“ Kai lachte und legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens. „Doch, Mel, das haben sie. Sie haben viel geredet, aber Danny hatte einfach die besseren Argumente. Ich bin zwar von deiner Idee auch nicht begeistert, aber wenn du es wirklich willst, werden sie es akzeptieren müssen.“ Melanie sah den Freund ihres Vaters lächelnd an. „Danke. Du bist der Einzige, der mich versteht.“ Sie umarmte ihn und verschwand in ihrem Zimmer. Reginald betrat den Raum und sah Kai strafend an. „Also wirklich, Kai. Wie kannst du meiner Tochter solche Flausen in den Kopf setzen.“ „Es sind keine Flausen. Sieh in ihre Augen.“ Der Soldat setzte sich und lachte. „Daniell und ich haben uns bereits nach einem Ausbildungscamp hier in der Nähe umgesehen.“ Jetzt lachte Kai ebenfalls. „Sagt es ihr endlich. Sie wirkt auf mich ziemlich verzweifelt.“ „Machen wir. Gleich morgen, wenn wir dich und Florian zum Flughafen gebracht haben. Wir werden uns dann nämlich zwei der Camps ansehen.“ „Du hast wirklich Glück mit deiner Familie, Reg.“ „Ich weiß. Du doch aber auch.“ Kai lächelte verträumt. „Ja, das habe ich wohl. Leider muss ich es verstecken.“ „Irgendwann nicht mehr, hoffe ich. Die Welt wird vernünftiger.“ „Das solltest du lieber nicht hoffen, sonst braucht man dich irgendwann nicht mehr.“ „Ich sagte vernünftiger, Kai. Machthunger und Gier wird es immer geben.“
Das Jahr ‘99 begann in der Formel 1 wie das alte aufgehört hatte. Mika Häkkinen wollte den nächsten Titel und Michael versuchte, das zu verhindern. Beim Rennen in Monaco geschah ein Unfall, den Kai nur ziemlich schwer verdaute. Mitten im Rennen schoss plötzlich das Auto von Heinz-Harald Frentzen aus dem Tunnel und krachte mit einer ungeheuren Geschwindigkeit die Reifenstapel. Dem Fahrer passierte zum Glück nicht viel. Er stieg aus seinem schrottreifen Wagen und humpelte schnell von der Strecke. Kai war sofort zum Unfallort gerannt und nahm seinen Freund in Empfang. „Alles klar?“ „Sicher“, nuschelte Heinz und rieb sich den Nacken. „Meine Güte, sind Reifen hart.“ Wenige Sekunden später kam Jean Todt angelaufen. „Michael will wissen, wie es dir geht.“ „Mir geht es gut“, sagte Heinz überzeugend und der Mann ging erleichtert wieder. Kai brachte Heinz gegen dessen Willen zu Doktor Watkins, der einen leichten Haarriss am Unterschenkelknochen entdeckte. „Das wird schmerzhaft, wenn es heilt. Normalerweise würde ich dich für das nächste Rennen sperren.“ Er sah Heinz eine Weile an. „Ich sehe dich zu einer Untersuchung am Donnerstag vor dem Grand Prix. Wenn du willst, kannst du dann fahren, aber das wird eine Höllenfahrt.“ „Ich werde fahren. Ich kann schon was wegstecken.“ „Das weiß ich, Heinz. Deshalb gebe ich dir die Chance. Die meisten anderen Fahrer hätten mit den Schmerzen, die du im Moment hast, nicht einmal laufen können.“ Und Heinz nutzte die Chance. Er ging am Donnerstag vor dem Frankreich-Grand-Prix brav zu Watkins. Der schrieb ihn auf eigene Gefahr gesund. Heinz kämpfte sich durch das Wochenende, schaffte ein gutes Qualifying und fuhr auch ein hervorragendes Rennen. Allerdings hatte er unter normalen Umständen keine Chance auf Punkte. Mitten im Rennen ging plötzlich ein Regenschauer runter, der es in sich hatte. Alle Fahrer fuhren rein und wechselten auf Regenreifen. Alle bis auf Heinz. Der versuchte seinen Jordan schwimmend über die Strecke zu bewegen. Irgendwie gelang ihm dies sogar recht schnell. Als es trockener wurde und er wieder fahren konnte, gab er richtig Gas, während seine Kollegen noch einmal in die Box mussten und wieder auf Trockenreifen wechselten. Zehn Runden vor Schluss führte also ein gelbes Auto das Feld an. Hinter ihm fuhr Michael Schumacher. Er rechnete fest damit, dass Heinz noch einmal tanken musste, was der jedoch nicht tat. Heinz gewann dieses Regenrennen, fuhr jedoch keine Ehrenrunde. Er hielt direkt hinter der Ziellinie und blieb in seinem Auto sitzen. Michael hielt neben ihm und stieg aus seinem Ferrari aus. Kai stand mit einem Kameramann in der Nähe und filmte die Szene. Michael ging zu Heinz und klopfte ihm auf die Schulter. „Glückwunsch, Heinz. Aber warum fährst du nicht deine Ehrenrunde? Verdient hast du es dir.“ Heinz nahm den Helm ab. Er deutete auf seine Tankanzeige, die auf Null Komma Garnichts stand. „Womit bitte schön? Ich habe bereits seit drei Runden kein Benzin mehr. Keine Ahnung, womit der Wagen gefahren ist.“ Michael lachte. „Wie in alten Zeiten. Du schaffst mal wieder das Unmögliche.“ Heinz stemmte sich aus seinem Wagen und stieg mit schmerzverzerrtem Gesicht aus. „Was ist mit dir? Hast du dich verletzt?“ „Ja. Beim letzten Rennen in Monaco. Ich habe einen Haarriss im rechten Unterschenkel.“ „Und du bist trotzdem gefahren.“ Mit gespielter Verzweiflung sah Michael seinen Kollegen an. „Du bist unverbesserlich.“ Er sah zur Seite und entdeckte Kai. „Wusstest du das?“ „Sicher doch.“ Michael stöhnte auf und half Heinz dann zum Podest. Beim anschließenden Interview verriet Heinz Kai, dass er bald Vater werden würde. Die beiden Freunde freuten sich und mit ihnen alle anderen. Jetzt hatten sie endlich wieder etwas, worüber sie reden konnten. Und Babys waren schon immer ein beliebtes Thema. Die Saison gewann Mika Häkkinen, genau wie im letzten Jahr knapp vor Michael Schumacher. Und der schwor, ab dem nächsten Jahr richtig anzugreifen. Weihnachten und Sylvester verbrachten Florian und Kai auf einer gemieteten Yacht in der Karibik. Sie lagen stundenlang auf dem Deck herum und genossen die wunderbare Seeluft und die Sonne. Am 24. Dezember saßen sie zusammen am Strand einer kleinen Insel. Kai hatte sich an eine Palme gelehnt und Florian lag schlafend in seinen Annen. Vorsichtig beugte der Reporter sich zu seinem Freund hinab und küsste ihn auf den Mund. Florian wurde davon wach und sah Kai fragend an. „Was ist?“ „Nichts Besonderes, mein Schatz“, flüsterte Kai. Mit einer zärtlichen Geste strich er ihm einige Haare von der Stirn. „Zu Hause ist jetzt Mitternacht. Zeit für den Weihnachtsmann.“ Lächelnd richtete Florian sich auf. „So? Du machst mich neugierig.“ Kai zog eine kleine Schachtel unter seinem Handtuch hervor. Er stellte sie auf seine Handfläche und öffnete sie. Sprachlos blickte Florian den kleinen goldenen Ring an, der ihm entgegenfunkelte. „Florian, ich liebe dich. Du bist mir wichtiger als die Luft zum Atmen. Mit dir werde ich jedes Hindernis auf dieser Welt überstehen, dass weiß ich. Ich will dir diesen Ring schenken, oder besser gesagt, ihn mit dir tauschen. Tauschen, gegen ein Versprechen deinerseits, dass du ja sagen wirst, wenn es für homosexuelle Paare in Deutschland irgendwann gestattet sein wird zu heiraten. Ich bitte dich, dich mit mir zu verloben.“ Immer noch völlig überrascht blickte Florian von dem Ring auf und sah in Kais Augen. Hoffnung und Angst schimmerten darin. Er lächelte seinen Freund an, „Natürlich möchte ich dich heiraten, Kai. Du bist der Mensch, nach dem ich immer auf der Suche war. Mein Freund, mein Partner, mein Schutzengel. Du bist alles für mich. Ich liebe dich.“ Mit einem strahlenden Lächeln küsste Kai Florian. Er schob ihm den Ring auf den Finger und hielt eine ganze Weile seine Hand. „Du hast mich gerade zum glücklichsten Menschen auf dieser Welt gemacht, Florian“, hauchte er mit Tränen in den Augen. Erneut küsste er seinen Freund. Florian schlang die Arme um Kais nackten Oberkörper und kuschelte sich gegen ihn. „Es war so schön während der letzten zwei Jahre. Ich wünschte, es wäre immer so.“ „Ich auch, mein Liebling. Aber ehrlich gesagt, kommt es mir vor, wie die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.“ „Mir eben auch. Und davor habe ich Angst.“ Kai streichelte Florian zärtlich über den Rücken. „Dann lass uns unsere ruhige Zeit genießen, egal, wie viel wir davon haben.“
Ruhe vor dem Sturm...ja, das passt gut...*grins* Mit Null komma Garnix is Heinz sein Rennen gefahren...*lach* Wie hat er das denn angestellt?? 3 Runden ohne Benzin im Tank...kein Wunder, dass Michael vergeblich auf den Boxenstop gewartet hat...da ist Heinz einfach zu stur gewesen...reine Sturheit hat das Auto angetrieben. *g* Und dann auch noch trotz eines Haarrisses im Bein...Respekt. Die FS ist absolut genial, total fantastisch geschrieben, wirklich. *knuddel* Mach bitte ganz bald weiter, ich will auch auf einer Yacht in der Karibik sein und mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen...*neid* lg, Isi =)
Oh HHF fährt mit leerem Tank und Verletzung? Da hat wohl der F1 Gott ihn ans Ziel getragen. Flo & Kai haben sich verlobt. *seufz* Hoffentlich werden den Beiden keine Steine in den Weg gelegt, wenns raus kommt.