Ich setzte mich auf und lehnte mich gegen die Rückwand des Bettes. Es war mir völlig egal, das mir die Decke wieder wegrutschte, obwohl mein Nachthemd mehr zeigte als es verhüllte. Ich wusste ja, worauf Michael abfuhr, und ich lächelte verträumt vor mich hin. „Ich werde mal schauen, ob Marie noch hier ist.“, murmelte Michael vor sich hin, ehe ich überhaupt daran denken konnte, etwas zu sagen. Eiligst verschwand er, nach wenigen Minuten erschien er wieder mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Wir sind alleine …!“, stellte er fest, als er sich zu mir aufs Bett setzte. Langsam nickte ich und lächelte ihn schief an. „Das erste Mal in meiner Wohnung …!“, bemerkte ich gut gelaunt. Kichernd nickte Michael. „Ich weiß, ich weiß … wurde auch mal Zeit, meine Süße.“, erklärte er, wieder ernst geworden. Sachte streichelte er über meine Wange. Ich genoss es unheimlich und rutschte ein wenig zur Seite. „Komm her zu mir.“, bat ich leise. Durch meine Bewegungen rutschte das Negligé nach oben, ein Hauch eines dazupassenden Höschen wurde sichtbar. Da mich Michael von oben bis unten musterte, blieb sein Blick schließlich daran haften. Ich sah, wie er hart schluckte und gierig über seine Lippen leckte. Deshalb konnte ich mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Mit der Hand klopfte ich neben mich auf den freien Platz meines Bettes. „Komm her …!“, bat ich belustigt. Vorsichtig nickte er, schlüpfte aus den Schuhen, die er immer noch trug, und kam langsam auf mich zu. Ich musterte ihn von oben bis unten. „Bist du dir sicher, dass du das hier brauchst?“, flüsterte ich, ein breites Grinsen auf den Lippen. Sanft begann ich über sein Hemd zu streicheln, irgendwann öffnete ich die Knöpfte und schob es ihm vom Körper. Sanft liebkoste ich den nackten Brustkorb, völlig darauf vergessend, dass mein Kopf noch immer heftig schmerzte, darum wollte ich mich kümmern, wenn ich wieder allein sein würde.
Erschöpft kuschelte ich mich in seine Arme, mein Atem ging noch immer stoßweise und rascher als sonst. Ich musste mir eingestehen, dass ich unheimlich glücklich war und konnte niemanden sagen, wie sehr. War ich vor zwei Tagen noch enttäuscht darüber gewesen, dass er mir abgesagt hatte, so hatte mich die letzte Stunde dafür mehr als entschädigt. Ich hob den Kopf, den ich mittlerweile auf seine Brust gelegt hatte, um ihm in die Augen schauen zu können. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als Michael meinen Blick bemerkte. „Na du …!“, murmelte er, genauso, als wollte er mich zum sprechen anregen. „Warum bist du doch gekommen? Wollte Mike dich nicht mehr sehen und hat er dich deshalb aus deiner Wohnung geworfen?“, erkundigte ich mich belustigt. Er grinste mich an. „Natürlich nicht, kleine Alex. Er musste schon zum Flughafen, wahrscheinlich ist er bereits unterwegs nach Melbourne, und ich wollte einfach nicht nach Hause. Außerdem waren wir doch sowieso verabredet.“, bemerkte er, sachte küsste er mich auf die Stirn. „Ich weiß, und ich habe mich unheimlich auf dieses Wochenende gefreut. Es war nicht fair, dass du nicht schon früher abgesagt hast.“, bemerkte ich vorwurfsvoll. Sekundenlang starrte er mir in die Augen ohne wirklich zu wissen, was er mir antworten sollte. Nachdenklich kaute er an seiner Lippe, hilflos zuckte er mit den Schultern, jedenfalls versuchte er es, mein Gewicht an der einen Seite verhinderte es zum Teil. „Alex, ich habe doch nicht gewusst, wie ich es dir sagen sollte, wusste ich doch, wie wichtig dir unsere Wochenenden sind.“, gab er zu, ziemlich kleinlaut, wie es mir schien. „Stimmt, Michael.“, meinte ich, wieder streichelte ich über seine Brust. „Weißt du, meine Gefühle dir gegenüber haben sich in den letzten Jahren geändert, Michael!“ Erstaunt sah er mir in die Augen, wieder wusste er nicht, was er sagen sollte. Also schwieg er und wartete darauf, was ich von mir geben würde. „Ich liebe dich doch.“, flüsterte ich endlich, in die Augen schauen konnte ich ihm dabei nicht. Ursprünglich war es nicht so geplant gewesen. Seit unserem Undercover-Auftrag damals, bei dem wir zum Schein heiraten mussten und schließlich im Bett gelandet waren, trafen wir uns einmal im Monat am Wochenende bei ihm in der Wohnung. Es wäre gelogen, wenn ich behauptete, dass es mir nicht gefallen würde. Diese Stunden mit ihm gefielen mir immer mehr und gegen unsere Abmachung hatten ich mich in ihn verliebt …. unsterblich verliebt sogar.
Michael zog mich noch enger an ihn, lachte zwar leise vor sich hin, sagte jedoch absolut nichts. Zaghaft hob ich den Kopf, um ihm nun doch in seine blauen Augen schauen zu können. Zu gerne wüsste ich, was er nun dachte. „Was ist los mit dir, du bist so schweigsam.“, bemerkte ich völlig verunsichert. Sein Grinsen wurde nur noch breiter. „Alex, Kleines, was möchtest du von mir hören? Dass ich dich auch liebe?“, fragte er belustigt und hielt meinen Blick gefangen. „Das wäre eine Möglichkeit …!“, murmelte ich irritiert. Anstatt mir zu antworten näherte sich sein Kopf dem meinen, seine Lippen begannen mit meinen zu spielen. Es dauerte nicht allzu lange und seine Zunge stieß fordernd dagegen, um Einlass zu bitten. Ich öffnete meinen Mund und ließ somit einen wunderbaren Kuss zu, den ich auf keinen Fall so bald lösen wollte. Irgendwann taten wir es dann doch, da wir kaum noch Luft bekamen. Wieder legte ich meinen Kopf an seine Brust und konnte ein leichtes Seufzen nicht unterdrücken. „Alex …!“, begann Michael sehr zaghaft, bereits schon schüchtern und verstummte sofort wieder. „Was bedrückt dich denn, Michi, lass es dir doch nicht aus der Nase ziehen.“, bat ich, während ich mit einer Hand seine Brust liebkoste. Sekundenlang wartete ich vergeblich auf seine Antwort. Er atmete tief ein, ehe er endlich leise meinte: „Ich weiß, dass es zwischen uns soetwas wie eine Abmachung gibt, nur ein Wochenende im Monat miteinander zu verbringen. Diese zwei Tage genieße ich unheimlich!“ Wieder schwieg er, meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, da ich einfach wissen wollte, was in ihm im Moment vorging. „Alex, wir sind deine Worte von vor wenigen Tagen immer wieder durch den Kopf gegangen … und ich finde nämlich, dass du Recht hast. Weißt du, es gab Zeiten, da habe ich schon daran gedacht, auf diese blöde Vereinbarung zu pfeifen, ich wusste nämlich nicht, wie du darüber denken würdest.“, erklärte er, wieder holte er tief Luft, es kam mir vor, als hätte ihn seine kurze Rede überanstrengt. Ich hob meinen Kopf und schaute nachdenklich in sein Gesicht. Verunsichert erwiderte er meinen Blick, versuchte ein zaghaftes lächeln, das ihm gründlich misslang. Langsam hob er seine Hand und streichelte über meine Wange. Glücklich seufzte ich auf, begann ihn anzustrahlen. „Deine Augen leuchten heute mehr als sonst, sie erinnern mich an Sterne, Kleines, aber noch weiß ich nicht, wie du darüber denkst, wenn wir zusammen sind.“, meinte er leise. „Das fragst du noch, Michael Naseband?“, fragte ich und war über seine Gedanken sichtlich entsetzt. „Du weißt doch, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als abends in deinen Armen einzuschlafen und morgens dort wieder aufzuwachen. Und das nicht nur ein Wochenende im Monat. Ich brauche dich doch auch an den anderen Tagen!“ Michael begann leise vor sich hin zu lachen. „Fürs Bett …?!“, wollte er belustigt wissen. Aus großen Augen starrte ich ihm in die Augen, wusste vorerst nicht, was ich auf diese Frage überhaupt sagen sollte. Endlich konnte ich reagieren und boxte ihm in den Bauch. „Du weißt doch genau, dass es nicht nur das ist, du Spinner …!“, brachte ich schließlich mühsam hervor und versuchte, mich aus seiner Umarmung zu lösen. „Ich werde ins Bad gehen, dort brauche ich mir diesen Unsinn nicht länger anzuhören.“, fuhr ich endlich fort. Michael hielt mich jedoch an meiner Hand zurück. „Und du glaubst tatsächlich, dass du das kannst? Weißt du, ich komme nämlich mit dir mit!“, erklärte er fest. „Natürlich … war ja wohl klar …!“, murmelte ich nur und ließ es zu, dass er mir folgte.
Na toll mein letzter Komi war zu dem Kapitel davor aber brauchte länger mit dem lesen da ich besuch hatte und dann postest du gleich wieder ein Kapitel Naja Auf alle Fälle hat es mir gut gefallen und ich hoffe es geht bald weiter GLG
Danke für die Kommis, , egal für welchen Teil sie waren ...
Wir waren noch dabei, uns abzutrocknen, als wir hörten, wie jemand einen Schlüssel ins Schloss steckte und diesen einige Male umdrehte. Erschrocken schauten wir uns in die Augen. „Marie ...“, bemerkte ich entsetzt. Bevor Michael überhaupt etwas sagen konnte, hörten wir meine Tochter nach mir rufen. „Was jetzt?“, fragte ich zaghaft. „Mache dich einfach fertig, ich komme nach, und ich werde mir eine Ausrede einfallen lassen müssen.“, meinte er. „Immerhin weiß keiner, dass wir zusammen sind.“ Ich nickte nur, schlüpfte in den Bademantel, der immer im Badezimmer hing, und verließ den Raum, nachdem Marie wieder nach mir gerufen hatte, bereits etwas ungeduldig.
„Da bist du ja, Mum, du kommst ja aus dem Bad.“, bemerkte sie, erstaunt, wie es mir schien. „Bist du schon ausgeschlafen?“ Langsam nickte ich. „Geht so, Marie …, ich habe dich noch gar nicht zurück erwartet.“, stammelte ich, verlegen schaute ich ihr in die Augen. „Mein Tag ist nicht so gelaufen, wie ich es mir gedacht habe. Also bin ich wieder zurück gekommen.“, erklärte Marie leicht verärgert. Erstaunt beobachtete ich sie, versuchte sie in die Küche zu lotsen, um zu verhindern, dass sie Michael zu rasch zu Gesicht bekam. Mit viel Mühe gelang es mir. „Ich mache uns Kaffee.“, sagte ich. Marie blickte mich mit schief gelegtem Kopf an und schien zu überlegen. „Mama ...“, begann sie. „Versuchst du mich gerade von etwas abzulenken?“ Rasch und ziemlich heftig schüttelte ich den Kopf, ehe ich antwortete: „Ich doch nicht, Marie, wie kommst du denn auf solche Ideen?“ Sie zuckte vorerst nur mit den Schultern. „Weiß nicht … es kommt mir nämlich so vor, Mum. Übrigens … Michael hat seine Jacke in der Garderobe hängen lassen.“, bemerkte sie plötzlich. Ich zuckte zusammen, daran hatte niemand gedacht. „Ich … ich werde sie morgen ins Büro mitnehmen.“, versprach ich, leicht verunsichert und hoffte doch, dass Marie es nicht bemerkte. Wirklich zuzuhören schien sie mir nun auch wieder nicht, zu sehr war sie mit der Zubereitung des Kaffees beschäftigt. Da ich in der Nähe der offenen Küchentür stand, hörte ich, wie sich meine Schlafzimmertür leise schloss und leise Schritte Richtung Eingang gingen. „Ich werde mir etwas überziehen.“, meinte ich und ließ Marie keine Zeit mehr, mir zu antworten, da ich bereits den Raum verlassen hatte, die Tür hinter mir zuziehend und ließ ohne es zu wissen, eine ausgesprochen irritierte Marie zurück.
„Warte auf mich!“, bat ich, ehe Michael die Wohnungstür öffnen konnte. „Ich wollte mich nur noch von dir verabschieden, so kommst du mir nach diesem Nachmittag nicht davon.“ Michael lächelte sanft auf mich herab, behutsam streichelte er mir über die Wange, als ich endlich vor ihm stand. Eine Antwort wusste er nicht, also beugte er sich zu mir herab und küsste mich zärtlich. „Wir telefonieren noch …!“, versprach er noch, bevor er verschwinden wollte, ich hielt ihn jedoch wiederum zurück. „Lass deine Jacke hier, Marie hat gemeint, dass du sie vergessen hast, also lassen wir es dabei, und ich werde sie dir morgen ins K11 mitbringen.“, sagte ich hastig und nahm ihm das Kleidungsstück wieder ab, um sie wieder in die Garderobe zu hängen, ehe Michael wieder etwas sagen konnte. „Danke für den wunderschönen Nachmittag, mein Engel …!“, murmelte er und verschwand rascher, als ich es eigentlich gewollt hatte. Erst als ich hinter ihm die Türe geschlossen hatte, hörte ich hinter mir Schritte.
Erstaunt wandte ich mich um und sah mich meiner Tochter gegenüber. „Hat es denn geläutet?“, wollte sie wissen. „Gehört hätte ich eigentlich nichts!“ „Ich habe geglaubt, dass es geklopft hätte und hab mich aber geirrt.“, erwiderte ich, wunderte mich darüber, dass mir diese Antwort so leicht über die Lippen kam und hoffte, dass sie mir diese kleine Lüge schluckte und nicht hinterfragen würde. „Und glaubst du, was du da sagst?!“, fragte Marie verwundert und schüttelte über mich den Kopf. „Du wolltest dich doch vorhin umziehen, oder habe ich da etwas falsch verstanden?“ Ich schüttelte nur den Kopf, der wieder zu pochen begonnen hatte. In den letzten Stunden hatte ich auf meine Schmerzen vollkommen vergessen, so sehr hatte mich Michael abgelenkt. „Ich mach des jetzt gleich, Marie, gleich bin ich fertig!“ versprach ich und verschwand rasch in meinem Schlafzimmer, um ein weiteres Gespräch aus dem Weg zu gehen.
Tatsächlich verbrachten Michael und ich viel Zeit zusammen, wir klebten sozusagen aufeinander, so dass es bereits im ganzen Kommissariat auffiel. Mit Müh´ und Not konnten wir verhindern, dass uns jemand auf die Schliche kam. Oft fuhren wir getrennt vom K11 fort, ums uns etwa eine Stunde später wieder zu treffen. Meist war dieser Treffpunkt wie so oft in den letzten Jahren Michaels Wohnung. Ich genoss diese Zeit unheimlich, wünschte ich mir in den letzten Wochen und Monaten ja nichts anderes. Marie bekam mich wenig zu Gesicht und beschwerte sich oft genug darüber. Deshalb verbrachte ich hin und wieder Tage zu Hause, und da ich seine Nähe so sehr vermisste, kam es, dass Michael den einen oder anderen Abend einfach bei uns verbrachte. Marie wunderte sich zwar darüber, sagte jedoch nichts. Aber sie unterhielt sich mit ihm ausgesprochen gut, sodass ich wieder so etwas wie Eifersucht verspürte. Ich schalt mich zwar einen Narren, konnte dieses Gefühl jedoch nicht ganz verhindern und nahm mir deshalb auch vor, mit beiden ein klärendes Gespräch zu führen. Doch irgendwie ergab es sich nicht. Aber ungewollt kühlte sich das Verhältnis zwischen Michael und mir ab. Mit einer Verwirrtheit nahm er es zur Kenntnis und wusste nicht wirklich, wie er darauf reagieren sollte. Einige Zeit nahm er es stillschweigend zur Kenntnis, lange ließ er sich meine Reserviertheit jedoch nicht gefallen.
„Bleib hier, Alex, wir sollten reden …!“, erklärte er mir, als er mich am Arm zurückhaltend am Verlassen des Büro hinderte. Aus großen Augen schaute ich ihm in die Augen und wusste nicht wirklich, worauf er hinaus wollte. Deshalb wurde mein Blick fragend. „Wir werden auf ein Glas Wein gehen.“, verkündete Michael ernst. „Und bevor du dich irgendwie anders entscheiden kannst, fahren wir gemeinsam – in meinem Wagen!“ Er ließ mir gar nicht die Möglichkeit zu antworten, sondern nahm mich einfach an der Hand und zog mich mit sich. „Gehts noch, Michael, was soll das denn werden?“, fragte ich ziemlich empört. Er hielt es nicht für notwendig, überhaupt etwas zu sagen. Erst vor dem Wagen blieb er endlich stehen und wandte sich zu mir um. „In der Nähe meiner Wohnung gibt es ein kleines Weinlokal …!“, erklärte er mir. „Du kannst dort auch eine Kleinigkeit essen, wenn du möchtest!“ Ich schüttelte nur den Kopf, dachte kurz über seinen Vorschlag nach. „Warum gehen wir nicht einfach zu dir?!“, fragte ich endlich ziemlich irritiert. Michael lachte kurz, aber freudlos auf. „Ich möchte heute nicht mit dir in meine Wohnung, weil das Thema mich viel zu sehr beschäftigt und du es wieder mit Leichtigkeit schaffen würdest, mich abzulenken. Steig bitte ein, Alex, mach es mir doch nicht so schwer.“, bat er mich. Etwas an seinem Ton hinderte mich daran, ihm zu widersprechen. Deshalb stieg ohne ein weiteres Wort zu sagen, in seinen Wagen, noch immer darüber nachdenkend, was er mit mir überhaupt besprechen wollte.
Ich war ziemlich erstaunt, als wir in eine kleines, äußerst unscheinbares Lokal betraten. Es bestand nur aus einem großen Raum, in dem nur wenige Tische mit je vier Sessel standen, den hinteren Teil des Saales nahm die Theke ein. Einige Türen führten in die wenigen anderen Räume. Entgegen meines ersten Eindruckes gefiel es mir immer mehr in diesem kleinen Lokal, sogar das Essen schmeckte mir, obwohl ich ursprünglich nichts hatte Essen wollen.
Danke für dein Kommi, Andrea, hier gibts wieder einen Teil:
Michael wartete mit dem für ihn so wichtigen Gespräch, bis wir mit dem Essen fertig waren. Da ich wie so oft viel später fertig wurde als er, ertrug er es mit einer Geduld, die ich so an ihm so nicht kannte. Als ich endlich mein Mahl beendet hatte, schob ich meinen Teller in die Tischmitte und schaute erwartungsvoll in seine blauen Augen. Sie wirkten nachdenklicher als sonst. „Also, Michael, warum sitzen wir hier, du machst es ja mächtig spannend heute!“, bemerkte ich. „Druck einfach nicht so herum, rücke endlich mit der Sprache heraus!“ Er wurde verlegener als er es ohnehin schon war. „Weißt du, Alex, in den letzten Wochen hat sich unser Verhältnis sehr abgekühlt, obwohl wir die Zeit davor kaum noch ohne den anderen sein konnten. Ich muss sagen, dass es von dir ausgegangen ist, dass alles wieder einschläft, obwohl gerade du es warst, die mich davon überzeugte, etwas Fixes daraus zu machen.“, begann er, plötzlich verstummte er, weil er einfach nicht mehr weiter wusste. Hilfe suchend schaute er mir in die Augen und versuchte darin eine Fortsetzung seiner begonnenen Rede zu finden. Natürlich war er nicht erfolgreich. „Du wunderst dich also darüber, Michael Naseband? Du steckst mir einfach zu viel mit Marie zusammen.“, gab ich endlich zu, als er schwieg, und ich wollte dieses Gespräch einfach nicht unnötig in die Länge ziehen, unangenehm genug war es mir ja jetzt schon. Mitleidig blickte er mich an. So etwas wie ein Lächeln war auf seinen Lippen zu sehen. Natürlich begann ich mich ein klein wenig zu ärgern, fühlte ich mich doch ziemlich verarscht. „Kann es sein, dass du eifersüchtig bist, und das auf deine Tochter?“, wollte er wissen. „Wie kommst du denn auf diese absurde Idee?“, fuhr ich auf. Jetzt konnte er sich ein Lachen nicht mehr verkneifen, mein Zorn wurde dadurch noch ein wenig größer, was mir natürlich nicht unbedingt gefiel, wie ich feststellte. Denn es dauerte in meinen Augen viel zu lange, bis er sich endlich wieder beruhigt hatte. „Weißt du, Marie hat mich um Hilfe gebeten, die ich ihr nicht verweigern konnte und wollte.“, erwiderte er, nachdem er sekundenlang mit sich gerungen hatte, ob er mir das überhaupt sagen sollte. Ich war über seine Antwort dermaßen erstaunt, dass es mir die Rede verschlug, rasch trank ich einen viel zu großen Schluck Wein, um meine Unsicherheit fortzuspülen, was mir nicht ganz zu gelingen schien und die sich nach wenigen Minuten in eine gewisse Portion Misstrauen verwandelte. Michael beobachtete mich schweigend, bevor er meine Veränderung überhaupt kommentierte: „Etwas an deinem Gesichtsausdruck sagt mir, dass du mir nicht glaubst. Warum eigentlich nicht?“ Hilflos zuckte ich mit den Schultern. „Das weiß ich doch auch nicht, im Moment jedenfalls, Michael! Vermutlich bist du mir ein wenig zu vertraut im Umgang mit Marie. Ab und zu habe ich nämlich den Eindruck, als würde sich zwischen euch beiden etwas anbahnen!“, bemerkte ich zaghaft. Seine Augen weiteten sich entsetzt, als er begriffen hatte, was ich eigentlich gesagt hatte, langsam hob er seine Hand und tippte sich mit einem Finger gegen den Kopf. „Spinnst du jetzt völlig?“, wollte er ungläubig wissen, schüttelte bei diesem Satz heftig den Kopf. „Was um alles in der Welt geht in der letzten Zeit in deinem Kopf vor, Alexandra Rietz? Seit du dich von mir zurückgezogen hast, dürftest du verdammt viel Zeit haben, um über solchen Unfug nachzudenken.“ Auf mich machte er noch immer einen ziemlich verwirrten Eindruck. Während er sich wieder mit dem Finger gegen seine Stirn tippte, schob er lautstark seinen Sessel zurück und verschwand er grußlos.
Irritiert schaute ich ihm hinterher. Noch begriff ich nicht wirklich, was eigentlich geschehen war. Dass meine Aussage Michael dazu bewogen hatte, das kleine Lokal wieder zu verlassen, wollte ich einfach nicht verstehen und begreifen. Ziemlich verunsichert schob ich mein Glas vor mir hin und her, nahm ab und zu den einen oder anderen Schluck daraus. Ich musste mir eingestehen, dass ich mich völlig alleine und vereinsamt vorkam. Deshalb trank ich den letzten Schluck aus und rief durch ein Handzeichen den Kellner, um die Rechnung zu begleichen. „Ihr Getränk wurde bereits bezahlt.“, wurde mir erklärt. Erstaunt bedankte ich mich und verließ noch immer ziemlich verunsichert das Lokal.
Ziemlich verwirrt starrte Marie mich an, als ich mich zu ihr ins Wohnzimmer setzte. „Ich dachte, dass du erst morgen kommst!“, meinte sie und schaute mich aus großen Augen an. Langsam schüttelte ich den Kopf, wagte nicht, ihr ins Gesicht zu blicken, zu sehr schämte ich mich der Verdächtigung, die ich Michael an den Kopf geworfen hatte. „Ich denke, dass ich gerade einen blöden Fehler gemacht habe.“, gestand ich nach wenigen Minuten kleinlaut. „Ach, das ist jetzt aber nicht wahr, Mum?! Du gibst das gar zu?“, wunderte sich Marie, ich merkte, wie sie mich anstarrte. Als ich meinen Blick hob, sah ich erst, wie erstaunt sie eigentlich war. Langsam nickte ich den Kopf. „Und worum geht es überhaupt, Mum. Ich möchte dich nur verstehen können.“, fuhr sie schließlich fort. „Es hat wenig Sinn, wenn ich es dir erzähle, weil ich selbst nicht verstehe, warum ich diesen Unsinn überhaupt erwähnt habe. Immerhin sollte ich ihn doch besser kennen.“, bemerkte ich zerknirscht. „Mum, du sprichst in Rätseln, damit du es nur weißt! Ich kann dir nicht helfen, wenn du es mir nicht erzählen willst!“, stellte sie fest. „Ich weiß, Marie …!“, murmelte ich nur und erhob mich wieder, um endlich in mein Zimmer zu verschwinden. Dieses kurze Gespräch mit meiner Tochter hatte mir natürlich nicht viel geholfen, wollte ich doch noch immer nicht von mir und Michael erzählen, geschweige denn von unserem kurzen Streitgespräch, das der Grund war, warum er fluchtartig das Lokal verlassen hatte. „Tut mir Leid, wenn ich heute nicht darüber reden möchte … ich müsste dir so viel erklären, und darauf hab ich heute echt keine Lust!“, gestand ich leise und erhob mich, um den Raum zu verlassen. „Warte, Mum ...“, bat mich Marie. Ich wandte mich erstaunt zu ihr um. Fragend schaute ich ihr in die Augen. Was würde da jetzt auf mich zukommen?, fragte ich mich. „Setze dich wieder zu mir, es macht mich nervös, wenn du stehst.“, erklärte Marie und klopfte neben sich auf die Sitzfläche. Zaghaft kam ich wieder zurück in den Raum, nahm neben meiner Tochter Platz. Erwartungsvoll blickte ich ihr in die Augen. „Mum, seit einigen Wochen bist du so verändert, so anders, kannst du mir erklären, warum das so ist.“, kam Marie sofort auf den Punkt. „Natürlich könnte ich das, aber wie gesagt, ich sollte dir so viele Dinge erzählen, das würde viel zu lange dauern.“, gestand ich, denn alles in mir weigerte sich, ihr von der Liebe zu Michael zu erzählen, zu sehr genoss ich sie noch. Auch wenn ich mich in der letzten Zeit ein wenig zurückgezogen hatte. Versonnen lächelte ich vor mich hin, als ich an die unzähligen Nächte dachte, die wir in seiner Wohnung verbracht hatten, von den vielen Sonntagen, wir einfach nur in der Badewanne oder auf dem Sofa herumgelungert waren, wollte ich erst gar nicht reden. „Das macht gar nichts, Mama, ich habe heute super viel Zeit.“, erklärte sie ernst. Mama nannte sie mich nur, wenn ihr etwas sehr am Herzen lag, anscheinend ging ihr meine Veränderung sehr nahe. Ich seufzte kurz auf und rang mit mir, ob ich ihr etwas sagen sollte, auch wenn es nur um eine Kleinigkeit war.
Ruckartig hob ich den Kopf, schaute Marie in die Augen. „Weißt du, Marie, ich habe mit jemanden gestritten, den ich so sehr liebe und verehre, und das alles nur wegen eines jungen Mädchens.“, murmelte ich vor mich hin. Über meine plötzliche Offenheit war Marie ziemlich erstaunt. „Du hast einen Freund?“, wunderte sie sich, schaute mich aus großen Augen an. „Jedenfalls hat sich das gerade so angehört!“ Ich nickte nur, senkte wieder den Blick, da ich nicht unbedingt wollte, dass Marie in meinen Augen lesen konnte. Immerhin gehörte sie zu den wenigen Menschen, die mich verdammt gut kannten. „Und warum weiß ich davon gar nichts? Hast du Angst, dass ich dir diesen Typen ausspanne?“, fragte sie, ich hörte an ihrer Stimme, dass sie ein wenig gekränkt war. Und dass ich genau das befürchtet hatte, sagte ich ihr vorsichtshalber gleich gar nicht, wollte ich doch das sonst so gute Verhältnis nicht zerstören. „Was du wieder denkst …!“, brachte ich nur hervor. „Also, Mum … lenke nicht vom Thema ab, du kannst mich nicht täuschen. Natürlich denkst du genau das. Aber lasse dir gesagt sein, Mum, so etwas habe ich nicht notwendig.“, bemerkte Marie aufgeregt. Ihre Meinung zu meiner ihrer Ansicht nach unsinnigen Verdächtigung war nicht zu überhören. Beschämt senkte ich meinen Blick, doch ein Rest eines Misstrauens blieb dennoch. „Wenn du ehrlich bist, Mum, die Typen, auf die du stehst, sind doch gar nicht mein Fall. Du brauchst dir also deswegen keinen Kopf zu machen!“, bemerkte sie belustigt. Mittlerweile hatte ich den Eindruck, als würde sie mich ein wenig auf den Arm nehmen. Mit einem Seitenblick auf meine Tochter erhob ich mich. „Ich werde dann mal ins Bett gehen, Marie, es ist ja bereit ziemlich spät. Außerdem hab ich heute echt keine Lust mehr, dieses Gespräch weiterzuführen.“, gab ich zu und wandte mich der Tür zu. „Irgendwann sollten wir das aber trotzdem tun, Mum. Ich habe nämlich den Eindruck, dass du daran zugrunde gehen könntest.“, meinte sie weise, und ich wusste, dass sie Recht hatte. Doch etwas in mir weigerte sich, ihr von der eigenartigen Liebesgeschichte zwischen mir und Michael zu erzählen, wusste ich doch, dass sie es nie verstehen würde, dass ich ganz am Anfang sicherlich nur als Mittel zum Zweck angesehen worden war und sich erst im Laufe der Jahre daraus Liebe entwickelt hatte. Von mir konnte ich nur sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick gewesen war, sonst wäre ich nicht freiwillig mit ihm ins Bett gestiegen. Bei ihm wusste ich sehr wohl, dass es zu Beginn unserer Beziehung, wenn man das Ganze so nennen wollte, nicht so gewesen war.
Lange lach ich noch wach in meinem Bett, dachte über die vergangenen Stunden und über die Gespräche, die ich mit Michael und Marie geführt hatte, nach. Auf einen grünen Zweig kam ich jedoch nicht, zu viel schwirrte mir in meinem Kopf herum, ordnen konnte ich davon jedoch absolut nichts. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend wünschte ich mir Michael neben mich, um mich in seine Arme kuscheln zu können. Seine Nähe hatte mich immer wieder beruhigt, an seine Zärtlichkeiten, die dann immer wieder folgten, mochte ich erst gar nicht denken, zu sehr vermisste ich sie in dieser Nacht.
Zornig fragte ich mich, warum er mich auf meine Veränderung hatte ansprechen müssen. Natürlich konnte ich meinen Mund wie so oft nicht halten und so kam es, dass ich ihm meinen Verdacht an den Kopf warf, ohne darüber nachzudenken. Inzwischen verstand ich seine Reaktion darauf nur zu gut, und es tat mir jetzt schon unheimlich Leid, dass dieses Gespräch jemals stattgefunden hatte. „Mist …!“, brummte ich ungehalten vor mich hin, drehte mich wieder ruhelos auf die andere Seite und kuschelte mich unter die Decke, wünschte mir in diesem Augenblick Michael hierher, der mir unheimlich fehlte, seine Nähe und vor allem die große Wärme, die er ausstrahlte. Sie machte die Decke so völlig unnötig. Meine Gedanken kreisten im Kopf herum, ohne dass ich auf einen grünen Zweig gekommen wäre. Ich wälzte mich im Bett umher, ohne dass ich müde wurde. Irgendwann wurde es mir zu bunt und so beschloss ich, das Bett wieder zu verlassen.
Ruhelos lief ich in der Wohnung auf und ab, ohne wirklich zur Ruhe zu kommen. Oft blieb ich am Fenster stehen, um in die Dunkelheit zu starren. Irgendwo war ein Handy zu hören, irritiert schaute ich mich um. Es dauerte einige Zeit, bis ich merkte, wo sich das kleine Telefon befand. Selbstverständlich war das Klingeln vorbei, als ich davor stand. Als ich es zur Hand nahm, um durch Drücken einiger Tasten herausfinden zu können, wer angerufen hatte, war eine Melodie zu hören, die eine SMS ankündigte. Neugierig geworden öffnete ich sie. Lächelnd las ich die wenigen Zeilen durch. Dass diese Kurzmitteilung von Michael war, verstand sich fast von selbst, und ich nahm erstaunt zur Kenntnis, dass er mir trotz unserer kleinen Auseinandersetzung eine gute Nacht wünschte. Verträumt blickte ich auf das kleine Display meines Handys, während ich auf seine SMS antwortete. Beruhigt darüber, dass er an diesem Abend überhaupt noch an mich gedacht hatte, ging ich endlich in mein Bett, wo ich zu meinem eigenen Erstaunen auch rasch müde wurde und endlich einschlief.
Michael schaffte es, am folgenden Morgen vor mir im Büro zu sein. Lächelnd schaute er mir entgegen, als ich die Tür schwungvoll öffnete und in den Raum stürmte. „Guten Morgen, Kollegin …!“, meinte er und hielt mir eine Tasse Kaffee entgegen. „Natürlich ist es ein guter Morgen … wenn man so empfangen wird.“, kicherte ich und nahm das heiße Gebräu entgegen. „Außerdem … Kollegin?!“ Misstrauisch blickte ich ihm entgegen. „Du weißt doch, dass es hier nicht anders geht, Alexandra Rietz.“, meinte er und strahlte mich an, mehr als er es sonst während des Dienstes tat. Ich nickte nur, hielt seinen Blick stand, ein feines Lächeln umspielte meine Lippen. „Das weiß ich doch auch, Michael, manches Mal wünschte ich, dass es nicht immer so wäre. Ab und zu wäre mir ganz Recht, wenn es …!“, begann ich und schwieg, weil ich nicht wusste, wie ich ihm meine Wünsche mitteilen sollte. Außerdem betrat Gerrit spät aber doch das Büro und verhinderte so ein weiteres Gespräch.
sorry dass ich mich bei den letzten Kapiteln nicht gemeldet habe aber bei mir geht es im Moment drunter und drüber. Das Kapitel war mal wieder klasse genau so wie die anderen davor. ich freu mich schon auf die FS aber bitte sei nachsichtig wenn ich nicht immer schreibe.
sorry dass ich mich bei den letzten Kapiteln nicht gemeldet habe aber bei mir geht es im Moment drunter und drüber. Das Kapitel war mal wieder klasse genau so wie die anderen davor. ich freu mich schon auf die FS aber bitte sei nachsichtig wenn ich nicht immer schreibe.
GLG
Natürlich bin ich nachsichtig, welche Frage, ich freu doch jedesmal, wenn du etwas daläßt, danke übrigens, hier gibts gleich wieder eine Fortsetzung, viel Spaß beim Lesen:
Er blickte nur ziemlich irritiert zwischen Michael und mir hin und her. Sein Blick verriet die Unsicherheit, die er empfinden musste, als er uns beobachtete und sich vielleicht sogar fehl am Platz vorkam. Nach einem kurzen Gruß schüttelte er nur den Kopf und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, um sich im Anschluss auf den Zeugenstuhl zu setzten. Schnell sahen sich Michael und ich an, nicht wissend, was auf uns zukommen würde. „Was geht denn hier ab?“, wollte Gerrit wissen, er schien noch immer nicht zu verstehen, was los war und seine gewohnte Sicherheit war noch immer nicht zurückgekehrt. „Nichts, Gerrit, absolut nichts, glaub mir. Ich habe mich nur unheimlich über den Kaffee gefreut, den Michael mir auf den Tisch gestellt hat.“, erklärte ich und hoffte, dass Gerrit mir glauben würde. Sein Blick sagte mir, dass es nicht so war. Unmerklich schüttelte ich den Kopf und seufzte kurz auf. Nur zu genau wusste ich, dass Gerrit sich mit dieser Antwort nicht abspeisen lassen würde. Doch ehe er weitere Fragen stellen konnte, läutete sein Handy. Nach einem kurzen Blick auf das Display erhob er sich und verließ mit einer kurzen Entschuldigung das Büro. Erleichtert atmete ich auf. „Da haben wir noch einmal Glück gehabt …!“, stellte Michael belustigt fest. „Ich weiß, Michael, ich weiß … aber wir sollten endlich beginnen, etwas von diesen doofen Akten zu bearbeiten, das macht sich leider nicht von alleine.“, bemerkte ich nur und fuhr endlich meinen Rechner hoch. Während ich darauf wartete, endlich arbeiten zu können, nippte ich an dem inzwischen kalt gewordenen Kaffee und verzog angewidert mein Gesicht. „Warum muss kalter Kaffee immer so scheußlich schmecken?“, fragte ich ungehalten und schob die Tasse sehr weit weg von mir. Michael hob und senkte die Schultern, wusste im ersten Moment nicht, was und ob er mir überhaupt antworten sollte. „Das kann ich dir auch nicht sagen …!“, meinte er endlich nach endlosen Minuten des Schweigens.
Gerrit erschien den restlichen Tag nicht mehr. Obwohl seine Arbeit an Michael und mir hängen blieb, war es mir mehr sogar mehr als Recht, fürchtete ich doch noch immer seine neugierigen Fragen. Ich war so in meiner Arbeit vertieft, dass ich gar nicht merkte, wie die Zeit verging. Erst als Michael sich einige Male energisch räusperte, hob ich den Kopf. Ziemlich irritiert blickte ich zu ihm hinüber. „Wollen wir nicht Feierabend machen?!“, erkundigte er sich belustigt. Ich dachte kurz über seine Frage nach, gedankenverloren verlor ich mich in seinen Augen. Endlich riss ich mich von ihnen los. „Klar doch, Michael, aber nur dann, wenn wir noch etwas unternehmen.“, erwiderte ich kichernd. „Natürlich, Alex Rietz, natürlich. Aber es klingt irgendwie nach Erpressung, das ist dir hoffentlich klar.“, meinte er, während er seinen Rechner herunter fuhr. „Und ich habe doch keine Lust, den Abend alleine zu verbringen. Gestern Abend hat mir gereicht!“ Versonnen lächelte ich vor mich hin und musste daran denken, dass es Zeiten gegeben hatte, in denen er sich geweigert hatte, Nähe überhaupt aufkommen zu lassen. Es machte mich unheimlich glücklich, dass er sich dazu entschlossen hatte, mehr aus unserem Verhältnis zu machen, das zu Beginn eigentlich hauptsächlich aus Sex bestanden hatte. „Das geht mir doch genau so, ich genieße doch deine Anwesenheit unheimlich und kann mir nichts schöneres mehr vorstellen.“, gestand ich kleinlaut. Geschmeichelt lächelte er mir zu. Da er bereits seinen Schreibtisch aufgeräumt hatte, erhob er sich und kam auf mich zu. Abwartend blieb er vor mir stehen, streckte mir seine Hand entgegen. „Komm, kleine Alex, ich lade dich zum Essen ein.“, lockte er mich, wollte er doch, dass ich mich beeilte. „Wenn das kein Angebot ist …!“, murmelte ich. „Danach gehen wir zu mir und machen uns einen schönen Abend, als Entschädigung für gestern Abend gibt es ein Glas Wein.“ Michael zog mich hoch, hielt mich kurz im Arm und presste mich an sich. Rasch küsste er mich auf die Stirn. „Komm …!“, flüsterte er. Die Hand, an der er mich hochgezogen hatte, ließ er nicht los. Erstaunt nahm ich es zur Kenntnis, ließ ihn jedoch gewähren und lächelte verträumt vor mich hin, weil ich ja nichts anderes gewollt hatte – eine Beziehung, die nicht nur von Sex geprägt wurde, sondern in der man auch all die kleinen Problemchen teilen konnte. Davon hatte ich doch immer geträumt, im Moment sah es so aus, als würde sich dieser Traum erfüllen – wenn es da nicht so etwas wie Eifersucht geben würde, die immer dann an mir nagte, wenn ich Michael und Marie gemeinsam sah.
„Wo fahren wir denn hin, Michael, ich wollte mich doch noch umziehen.“, erklärte ich ernst, als ich merkte, dass er an meiner Wohnung vorbei zu fahren gedachte. „Alex …, schau dich doch mal an.“, bat er belustigt. „Heute bist du besonders bezaubernd und hast es deshalb absolut nicht notwendig, dich umzuziehen.“ Geschmeichelt grinste ich vor mich hin, doch wollte ich das überhaupt hören?, fragte ich mich. Genau darüber nachzudenken konnte ich gar nicht mehr, denn Michael fuhr einfach fort: „Ich kenne dich doch, meine Süße, wir würden doch gar nicht mehr wegkommen. Außerdem … wenn ich dich beobachten würde, wie du dich noch hübscher machst … wer weiß, ob ich dann überhaupt noch Lust hätte, dich noch zum Essen einzuladen.“ Ich lachte kurz auf. „Natürlich … ich hätte es mir denken können.“, murmelte ich vor mich hin.
Der Abend in dem kleinen Restaurant verlief so harmonisch und angenehm, dass ich froh darüber war, einfach nur mitgekommen zu sein, ohne mich noch zurechtmachen zu wollen. Erstaunlicherweise passte ich mit meiner Kleidung genau hierher, und Michael schien es genau gewusst zu haben. Ich merkte, dass er diesen Abend genau so genoss, wie ich selbst. Deshalb achteten wir auch nicht auf die Zeit, doch sie verging trotzdem viel zu rasch – wir bemerkten das erst, als wir gezahlt hatten und wieder im Auto saßen, wo wir auf die Uhr auf dem Armaturenbrett schauten. „Ich bringe dich nach Hause ...“, sagte er, während er den Wagen startete. Irritiert warf ich ihm einen Blick zu. „Ich dachte, dass wir noch ein Glas Wein bei mir trinken wollen.“, warf ich ein. „Das habe ich nicht vergessen, mein Kleines, aber wird es dann nicht zu spät werden?“, wollte er wissen. Entsetzt schüttelte ich den Kopf. „Wie oft sind wir in den letzten Wochen die halbe Nacht nur da gesessen und haben geredet, vom Rest möchte ich erst gar nicht reden. Dich hat es doch nie gestört, warum tut es das jetzt auf einmal?“, fragte ich neugierig, erwartungsvoll schaute ich zu ihm hinüber. Anstatt zu antworten parkte er ein, verließ ohne ein weiteres Wort seinen Wagen. Lächelnd folgte ich ihm und wusste, dass ich gewonnen hatte.
Es war ausgesprochen ruhig in der Wohnung, aber auch sehr dunkel. Deshalb nahm ich automatisch an, dass Marie entweder schlief oder noch unterwegs war. Es kam nicht selten vor, dass sie erst kurz vor Mitternacht nach Hause kam, weil sie mit Freunden unterwegs war. Also bemühte ich mich auch nicht, besonders leise zu sein. „Geh ins Wohnzimmer!“, bat ich Michael. „Ich hole uns nur rasch den Wein aus der Küche.“ Er nickte nur und verschwand. Sekunden später tauchte ich mit einer bereits geöffneten Weinflasche und zwei Gläsern bei ihm auf. Ziemlich erstaunt bemerkte ich, dass er im Dunkeln saß. Darüber schüttelte ich nur den Kopf, erwähnte diese Tatsache jedoch nicht. Ich fand mich jedoch im Zimmer zurecht und kam auf Michael zu. Dort angekommen stellte ich alles auf den kleinen Couchtisch. „Wir wollend doch Licht machen, meinst du nicht auch?“, konnte ich mir nun doch nicht verkneifen und lächelte vor mich hin. Obwohl der Raum zwar von der Straßenbeleuchtung ein wenig erhellt wurde, konnte es Michael nun doch nicht sehen, endlich machte ich Licht, auch wenn ich nur die Leselampe neben dem Sofa aufdrehte. Der Wohnraum wurde nur schwach erhellt, was jedoch vollkommen ausreichte. Michael strahlte mich an, als ich mich neben ihn setzte und hielt mir ein bereits volles Glas Wein entgegen. „Danke …!“, brachte ich nur hervor, dankbar nahm ich das Getränk entgegen und setzte mich neben ihn.
„Prost, mein Kleines!“, flüsterte er, hielt mir das Glas entgegen, damit ich mit ihm anstoßen konnte. „Auf uns!“, erwiderte ich leise, während das Glas leicht klirrte, als wir an dem jeweils anderen tippten. Ich nippte an meinem Wein, ohne Michael aus den Augen zu lassen und versank wie so oft in den letzten Tagen darin. Dass mich seine Gegenwart völlig aus der Fassung brachte, ignorierte ich an diesem Abend einfach, meine Nerven flatterten dennoch.
Um uns herum war es ausgesprochen ruhig, nichts war zu hören, außer unserem Atem. Ich befürchtete, dass er das Klopfen meines Herzens hören würde, denn es pochte lauter, als ich es für notwendig hielt. „Komm her.“, bat er, sein Glas hatte er inzwischen auf den Tisch zurück gestellt und nahm mir meines ebenfalls ab, um es auch dort zu deponieren. Langsam rückte er noch näher an mich heran, legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich sanft an sich. Ich schmiegte mich an ihn und stellte fest, dass ich es zu genießen begann. Ab und zu spürte ich seine Lippen auf meinem Haar, verträumt grinste ich vor mich hin und seufzte glücklich auf. „Na, du …!“, hörte ich Michael sagen, er drehte behutsam meinen Kopf zu sich, um mir in die Augen sehen zu können. Ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen, als ich ihn liebevoll musterte und ihm zärtlich über seine Wange streichelte. Ich weiß nicht mehr, wie viel Zeit vergangen war, als ich langsam einen Arm um seinen Nacken legte, um sein Gesicht noch näher zu mir zu ziehen. Meine Lippen begannen mit den seinen zärtlich zu spielen, bis er sie endlich nach und nach öffnete und damit einen wunderbaren Kuss zuließ. Am Rande hörte ich eine Tür zufallen, ignorierte es einfach. Für mich war nur noch Michael wichtig, sein Kuss wurde intensiver als noch vor wenigen Sekunden, und ich kippte einfach hinein.
„Mum ...“, hörte ich hinter mir eine äußerst bekannte Stimme rufen. „Was um alles in der Welt treibst du noch hier?“ Mit Widerwillen löste ich diesen so wundervollen Kuss und wandte mich langsam meiner Tochter zu ohne mich aus seiner Umarmung zu befreien. „Wo kommst du denn plötzlich her, Marie, ich dachte, dass du schon im Bett liegst.“, erwiderte ich, ohne näher auf ihre Frage einzugehen, da die Situation alleine schon eindeutig genug war. „Mama, also weißt du … du solltest bereits wissen, dass ich meist um diese Zeit mit Freunden unterwegs bin. Keine Angst, ich bin nach Hause gebracht worden. Immerhin ist mein Taxi hier bei dir gesessen.“, konnte sie sich nicht verkneifen, ehe ich überhaupt auf den Gedanken kommen konnte, eine Bemerkung über die Uhrzeit zu machen. Außerdem wusste ich, dass ich mich auf mein Mädchen verlassen konnte.
„Wie ich sehe, hast du Besuch!“, bemerkte sie plötzlich und kam auf uns zu, zwinkernd schaute sie mir in die Augen. Etwas an dieser Bemerkung störte mich, doch wusste ich nicht, was es sein konnte. „Übrigens, ist das der Typ, von dem wir vor einigen Tagen gesprochen haben?“, fragte sie plötzlich, während sie auf Michael deutete und mich schelmisch anlächelte. Aufgrund der Tatsache, dass ich noch immer in seinen Armen lag, konnte ich es nicht einmal leugnen. Deshalb nickte ich vorerst nur und wandte mich Michael zu. Ich nahm ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen wahr, und er hauchte mir einen raschen Kuss auf die Stirn. Langsam löste er sich von mir, um sich gerade auf das Sofa zu setzen. Obwohl ich darüber doch ein wenig enttäuscht war, nahm ich es mit Bedauern zur Kenntnis, auch wenn es mir nicht Recht war, dass Marie nun von meinem kleinen Geheimnis wusste. Marie sah mich mit schief gelegtem Kopf an. „Wie lange geht das eigentlich schon?“, wollte sie endlich wissen. Interessiert blickte sie zwischen Michael und mir hin und her. Verlegen räusperte ich mich, wusste nicht, was ich auf diese Frage überhaupt antworten sollte. Mein Blick wanderte zu Michael und erhoffte Hilfe von ihm. Doch er schaute mich nur stumm an, zuckte nur hilflos mit den Schultern. „Also gut … Marie. Wir schon eine ganze Weile zusammen.“, erwiderte ich, mehr wollte ich eigentlich gar nicht sagen. Sprachlos starrte Marie uns an. „Eine Weile …? Also weißt du …!“, knurrte sie nach kurzer Zeit endlich, stampfte unwillig mit dem Fuß auf, ehe sie aus dem Raum lief.
Irritiert sahen Michael und ich uns an, wussten nicht wirklich, was wir von diesem Abgang halten sollten. „Was wird denn das?“, brachte ich schließlich mühsam hervor. Sein Blick wurde mitleidig. „Weißt du das wirklich nicht?“, wollte er lächelnd wissen, hilflos zuckte ich mit den Schultern und schüttelte nur den Kopf, um zu zeigen, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wovon er eigentlich sprach. Michael sah mich nur schweigend an, in seinen Augen versuchte in eine Antwort auf seine Frage zu finden. Es misslang natürlich gründlich. „Vielleicht hätten wir ihr davon erzählen sollen, zumindest ab dem Zeitpunkt, ab dem unsere Beziehung tatsächlich begonnen hat.“, half er mir nach wenigen Minuten auf die Sprünge, seine Arme schlangen sich wie zufällig um meinen Körper und zogen mich zu sich, sodass ich ohne weiteres meinen Kopf an seine Schulter legen konnte. „Ich weiß, Süßer … ich konnte mich dazu nur nie entschließen.“, gab ich zu und hob den Kopf, um ihm in die Augen schauen zu können. „Bleibst du heute Nacht hier?“ Michael nickte nur. „Ich möchte heute nicht mehr nach Hause fahren, dazu ist es doch schon viel zu spät. Außerdem habe ich zu Hause keine so entzückende Frau neben mir.“, murmelte er und küsste mich auf die Stirn. Geschmeichelt lächelte ich vor mich hin, schmiegte mich wieder an ihn.
Lange lag ich schon wach in meinem Bett und lauschte dem regelmäßigen Atem Michaels. Er schlief noch immer tief und fest, während ich darüber nachdachte, wie ich mit Marie über die Beziehung zu im sprechen sollte. Bis jetzt wusste ich noch nicht, wie ich das tun sollte. Neben mir bewegte sich Michael unruhig. Im diffusen Dämmerlicht, das im Zimmer herrschte, schaute ich zu ihm und beobachtete ihn dabei, wie er wach wurde. Verträumt blickte er um sich, schien nicht zu wissen, wo er sich befand. Ich lächelte vor mich hin und verschob mein Nachdenken auf später, wollte mich nur noch auf ihn konzentrieren. Deshalb schlüpfte ich zu ihm unter die Decke. „Guten Morgen!“, nuschelte ich. Erschrocken fuhr er zusammen, als er meine Stimme hörte. „Du bist schon wach?“, wunderte er sich endlich. „Ja, schon lange. Ich habe nachgedacht.“, erklärte ich und legte meinen Kopf auf seine Brust, begann seine Brust zu liebkosen. Erstaunt hob er den seinen, ich spürte seinen Blick auf mir ruhen. „Worüber denn?“, hakte er nach, wie konnte es auch anders sein. „Über das Verhalten von Marie und darüber, warum ich mit ihr nie über uns gesprochen habe.“, murmelte ich vor mich hin. „Wahrscheinlich kommt da noch etwas auf mich zu!“ Michael ließ nur ein „Mhm“ hören, bevor er herzhaft zu gähnen begann. „Ich bin müde …!“, gab er zu. „Ich sollte wohl früher schlafen gehen.“ Ich kicherte vor mich hin. „Das wäre vielleicht eine der Möglichkeiten ...“, murmelte ich vor mich hin. „Aber dann hab ich nichts mehr davon …!“
Marie ignorierte mich während des gesamten Frühstücks, das sie hinunter schlang, um so rasch wie möglich aus dem Haus zu kommen. Als sie damit endlich fertig war, sprang sie auf und wollte zur Tür hinaus stürmen, blieb jedoch darin abrupt stehen und wandte sich wieder mir zu. „Ist er gar nicht über Nacht geblieben?“, fragte sie mich zornig. „Doch, aber ist gefahren, bevor du noch ins Bad gegangen bist.“, sagte ich nur und beobachtete Marie, besonders ihren Gesichtsausdruck, um so herausfinden zu können, was in ihr vorgehen mochte. Aber ich schaute nur in eine unbewegliche und undurchdringliche Maske, durch die ich nicht hindurch sehen konnte. So wurde ich aus Marie nicht schlau, wie so oft in den letzten Tagen. „Was steht zwischen uns, Marie? Michael?“, fragte ich vorsichtig. Einige Sekunden starrte sie mich schweigend an. „Natürlich ….! Es ärgert mich unheimlich, dass du mir nicht sagst, was Sache ist. Warum ausgerechnet Michael, warum?“, schrie sie mich wütend an und wartete meine Antwort aber gar nicht erst ab. Noch immer sehr zornig verließ sie die Wohnung, die Tür hinter sich zuwerfend.