Pünktlich und wie geplant machten sie sich am Morgen, nach dem Frühstück, auf den Heimweg. Die Fahrt verlief schweigend, niemand hatte wirklich Lust, ein Gespräch zu führen. Da Anette Rietz die vergangene Nacht schlecht geschlafen hatte, holte sie diesen Schlaf während der Reise nach.
"Ist Michael zu Hause?", wollte Alex plötzlich leise von Gerrit wissen. Erstaunt warf er ihr einen kurzen Blick zu. "Das weiß ich nicht, Alex. Ich hab zwar gestern Abend noch telefoniert mit ihm, ihn aber nicht gefragt, wo er ist.", gestand er. Alex nickte nur und sah wieder aus dem Fenster. Wieder schwiegen sie, denn Gerrit wollte ihr nicht unbedingt sagen, dass er sich mit Michael verabredet hatte. Alex seufzte ganz leise und sah sich weiter die Landschaft an, auch wenn diese nicht unbedingt spannend war auf der Autobahn. Durch die Eintönigkeit der Fahrt wurde sie schläfrig, sodass ihr die Augen zufielen. Schließlich wachte sie auf, als Gerrit den Wagen vor ihrer Haustür parkte.
"Ach, sind wir schon in München?", wunderte sie sich aus diesem Grund. "Das ging aber rasch!" Gerrit lachte kurz, aber freudlos auf. "Du machst mir Spaß, du hast doch den halben Weg verschlafen!" bemerkte er. "Ja, tut mir Leid, ich hab schlecht geschlafen!" murmelte Alex nur rasch und stieg aus."Das wundert mich gar nicht...!", meinte Gerrit nur, als er neben ihr stand, um den Kofferraum für sie zu öffnen. Mit zorniger Miene sah sie zu ihm auf, sagte jedoch nichts. Gerrit half ihr noch, die Tasche aus dem Auto zu heben. "Soll ich sie nach oben bringen?", wollte er wissen. "Wenn du so nett bist...!" Bittend schaute sie ihm in die Augen. Am Rande nahm sie ihre Mutter wahr, als diese sich neben Alex stellte. Gerrit nickte bloß und ging schon einmal vor.
"Ich werde bis morgen Früh bleiben, Alex, und dann mit dem Zug nach Hause fahren.", meldete sich Anette plötzlich zu Wort. Alex nickte und nahm die Tasche ihrer Mutter aus dem Kofferraum. Wirklich in die Augen konnte sie Anette nicht sehen, denn Alex merkte sehr wohl, dass Frau Rietz noch immer schlecht auf sie zu sprechen war. Anette schloss die Tür des Kofferraumes und folgte ihrer Tochter ins Haus. Ungeduldig wartete Gerrit auf die beiden Frauen. Erleichtert atmete er auf, als er seine Kollegin bemerkte. Etwas an ihrem Gesichtsausdruck hinderte ihn daran, irgendetwas zu sagen. So wartete er geduldig, bis Alex endlich die Tür zu ihrer Wohnung geöffnet hatte. Nach einigen Sekunden ließ Alex ihre Begleitungen eintreten. "Ich werde auch nach Hause fahren, Alex, ich bin doch immerhin die ganze Strecke alleine gefahren und bin müde.", erklärte Gerrit, nachdem er ihre Sachen im Wohnzimmer abgestellt hatte. Alex nickte. "Okay, danke fürs Fahren!" murmelte sie nur. "Kein Problem, man sieht sich...!", meinte Gerrit nur, ehe er ging, verabschiedete er sich noch rasch bei Anette Rietz. Diese sah auf die ins Schloss fallende Tür und seufzte leise. Damit war diese Woche in Österreich also endgültig Geschichte.
Alex ließ sich erschöpft aufs Sofa fallen. Verträumt starrte sie sekundenlang vor sich hin, vergaß völlig auf ihre Mutter. "An wen denkst du jetzt?", wollte diese sofort wissen, als sie ihre Tochter einige Sekunden beobachtet hatte. Erschrocken fuhr Alex zusammen, schaute zu Anette, die sich langsam neben sie setzte, und zuckte hilflos mit den Schultern. "Eigentlich an niemand bestimmten.", gab sie schließlich zu. "Und das soll ich dir jetzt glauben?" Alex lächelte leicht vor sich hin. "Das musst du nicht, Mama...!", erwiderte sie und hielt das erste Mal an diesem Tag Anettes Blick stand. "Tue ich auch nicht, Alexandra...ich kenne deine Blicke, wenn du verliebt bist. Ich frage mich nur, in wen...!?" Alex wurde ein wenig panisch. Genau diese Frage konnte sie Anette nicht beantworten, deshalb schwieg sie auch einige Zeit. "Ich glaube, Michael liebt dich wirklich, Alex...ich habe ihn in dieser Woche von einer anderen Seite kennen gelernt. Er ist so lieb mit dir umgegangen. Warum tust du ihm dann so weh? Ich verstehe es noch immer nicht!", stellte Anette fest. "Wahrscheinlich verstehe ich es selbst noch nicht wirklich, Mama. Ich weiß nur eines, dass ich vor ein paar Tagen ziemlich gekränkt war, als er mich zurückwies.", gestand sie leise, ohne Anette in die Augen zu schauen. "Aber das ist doch noch lange kein Grund, ihn zu betrügen. Über so was kann man sprechen, und den anderen nicht einfach so verletzen. Wenn er jetzt nichts mehr von dir wissen will, brauchst du dich wirklich nicht zu wundern!" Bestätigend nickte Alex. Natürlich hatte ihre Mutter recht, aber konnte sie nach den letzten Tagen mit ihm überhaupt noch ein vernünftiges Gespräch führen, fragte sie sich. "Naja, wie auch immer. Ich werde mich hinlegen.", erklärte Anette und erhob sich. Alex nickte nur, antwortete nicht gleich. Erst als ihre Mutter bereits auf der Treppe stand, meinte sie: "In Ordnung, Mama, gute Nacht. Ich werde meine Reisetasche ausräumen." Anette nickte nur bestätigend und verschwand in Alex´ Gästezimmer. Ihre Arbeit machte sie ganz automatisch, Alex war einfach nicht bei der Sache.
Plötzlich klingelte es an der Haustür. Irritiert blickte sie auf die Uhr. Wer um alles in der Welt wollte um diese Uhrzeit noch etwas? Langsam trottete sie zur Tür und öffnete diese. Erschrocken musterte sie die Person, die vor ihr stand, von oben bis unten. Vor ihr stand kein geringerer als Michael, und das in einem völlig betrunkenen Zustand. "Ich hab ein T-Shirt von dir eingepackt...hier...ich wollt dir das nur bringen!", lallte er mit einigen Sprachschwierigkeiten und hielt es ihr entgegen. Mit offenem Mund schaute Alex auf das Kleidungsstück, das ihr Michael entgegen hielt. "Aber...ich glaub, das hätte bis Montag Zeit gehabt.", brummte sie und wusste nicht wirklich, wie sie reagieren sollte. "Ich brauch es ja nicht...ich dachte, ich bring es dir gleich, sonst suchst du es...!", antwortete er genauso holprig, wie er den letzten Satz aufgehört hatte. Alex tat diese Bemerkung mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. "Mir hat es bisher noch nicht gefehlt, so wichtig war es auch nicht, Michael. Aber... wie bist du eigentlich hier hergekommen?", wollte sie plötzlich wissen. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als ihr ein furchtbarer Gedanke kam und hoffte, dass er sich nicht bewahrheiten würde. "Na, wie schon? Mit dem Auto natürlich...denkst du, ich laufe zu Fuß durch die halbe Stadt?" Also doch, sie hätte es wissen müssen. Zaghaft trat sie zur Seite, um ihn einzulassen, denn sie beschlich ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, ihn in diesem Zustand alleine nach Hause fahren zu lassen. "Ich geh dann mal wieder...!", lallte er weiter und drehte sich um, was sich nicht so einfach gestaltete, denn er schwankte ziemlich hin und her. "Michael, hier geblieben!" Sie hielt ihn am Arm fest. Mit Mühe und großer Kraftanstrengung gelang es ihr schließlich auch. Ziemlich irritiert schaute er sie an, schien nicht begreifen zu können, was sie von ihm wollte. "Ich will nach Hause, ich bin müde...!", lallte er wieder und wollte erneut kehrt machen. "Ich sagte doch, dass du hier bleibst. Du schläfst hier - auf dem Sofa!", erklärte sie bestimmt. Sie zog ihn mit sanfter Gewalt in ihr Wohnzimmer und war darüber ziemlich erstaunt, dass er sich nicht wirklich dagegen wehrte. Er stolperte hinter ihr her und schlief sofort ein, als er auf dem Sofa lag. Es hatte ihr einige Mühen abverlangt, ihn dorthin zu bekommen.
Danke für dein Kommi, hier kommt doch glatt ein neuer Teil, viel Spaß beim Leisen:
Nun sah sie aus großen Augen auf den leise schnarchenden Michael hinab. Mit allem hatte sie gerechnet, nur damit nicht. Was war ihm denn eigentlich eingefallen, hierher zu kommen, fragte sie sich. Seufzend machte sie sich nun wieder daran, die begonnene Arbeit endlich zu beenden. Es wunderte sie nur, dass Anette durch das Läuten der Türglocke nicht angelockt worden war. Als sie endlich fertig war, machte sie sich für die Nacht fertig. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie Michael noch immer keine Decke gebracht hatte, so wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte. Doch sie wurde durch das Läuten des Handys abgelenkt. Seufzend meldete sie sich. "Ja? Gerrit, was gibt´s?", fragte Alex. Sie hatte seinen Namen bereits auf dem Display gesehen. Gerrit räusperte sich kurz, ehe er antwortete: "Weißt du, wo Michael ist? Ich habe mir für heute Abend etwas mit ihm ausgemacht und kann ihn nirgends finden!" "Er liegt völlig betrunken und schnarchend auf meinem Sofa.", erklärte Alex. Eine Weile war es am anderen Ende der Leitung ruhig, Gerrit schien nicht zu wissen, was er antworten sollte. "Bist du noch dran?", wollte Alex schließlich wissen, als ihr die Stille unbehaglich wurde."Klar bin ich noch da, Alex. Ich war nur etwas überrascht über deine Antwort, weißt du?", war seine Antwort. "Was wollte er denn bei dir?" "Mir ein T-Shirt vorbei bringen, das er angeblich falsch eingepackt hatte. Irgendwie kommt es mir komisch vor...!" Sie hörte Gerrits Lachen. "Das kann ich mir vorstellen. Wahrscheinlich wollte er dich nur kontrollieren.", meinte er endlich, als er sich wieder beruhigt hatte. "Ja, wahrscheinlich...!", murmelte Alex. Dieses Gespräch geriet in Bahnen, die ihr eigentlich nicht behagten. Also beendete sie es einfach mit einem kurzen Abschiedsgruß. "Ich werde dann mal ins Bett gehen, Gerrit. Wir sehen uns dann am Montag.", meinte sie und wartete seine Antwort gar nicht mehr ab, sondern drückte Gerrit sofort weg.
Verwirrt sah er sich um. Er wusste nicht wirklich, wo er sich befand und was passiert war. Er hatte gut geschlafen, aber momentan konnte er noch nicht wirklich einordnen, wo er die Nacht verbracht hatte. Langsam schob er die Decke beiseite, mit der er zugedeckt war und stellte seine Füße neben das Sofa, während er den Blick noch immer durch den Raum schweifen ließ. Er vernahm leise Geräusche, die aus der Küche zu kommen schienen. Behutsam erhob er sich. Dadurch bemerkte er, dass sich alles um ihn drehte und sein Kopf unheimlich schmerzte. Michael verzog sein Gesicht. Er griff sich mit beiden Händen an sein Haupt. Wortlos stellte Alex ihm ein Glas auf den Tisch und legte eine Schmerztablette daneben. Anschließend verschwand sie wieder in der Küche. Erstaunt schaute er ihr nach. Was sollte dass denn sein, wunderte er sich. Seufzend setzte er sich wieder hin, nahm die Tablette und schloss die Augen. Langsam legte er sich wieder zurück, wollte noch einige Minuten sitzen, zumindest so lange, bis die Tablette zu wirken begann.
"Es gibt Frühstück!", hörte er Alex nach einer Weile rufen. Ziemlich benommen fuhr er auf. Hatte er vielleicht doch wieder geschlafen, fragte er sich irritiert, langsam setzte er sich auf und erhob sich. Er merkte, dass sich zwar noch alles um ihn herum drehte, aber seine Kopfschmerzen waren weg. Alex und Anette saßen bereits am Küchentisch und hatten begonnen zu essen. Mit einem verlegenen "Guten Morgen" setzte er sich zu den beiden Frauen und wusste nicht, was er hier eigentlich sollte. Alex hielt ihm die Tüte mit den Brötchen hin. Michael schüttelte nur den Kopf, an diesem Morgen besonders vorsichtig. "Danke, ich hab keinen Hunger.", murmelte er endlich. "Könnte ich nur einen Kaffee bekommen?" Ohne ein Wort zu sagen stand sie auf und goss ihm etwas in seine Tasse.
Da Anette die Stille im Raum unheimlich störte, räusperte sie sich leicht und schaute Alex und Michael erwartungsvoll an. Doch keiner der Beiden machte sich die Mühe, ein Gespräch zu beginnen. "Herr Naseband, was machen Sie denn hier?", fragte Anette ziemlich verstört. "Das wüsste ich auch gerne...!", nuschelte er leise. Alex fuhr herum, sie war noch immer mit seinem Kaffee beschäftigt. "Jetzt sag bloß, du weißt nicht mehr, warum du hergekommen bist?", fragte sie ziemlich erstaunt. "Freiwillig bin ich bestimmt nicht hier...!", murmelte er ziemlich leise und hoffte, dass es keiner der beiden verstanden hatte. Ungehalten stapfte Alex mit dem Fuß auf. "Was soll denn das wieder heißen, Michael Naseband? Dir scheint der Alkohol nicht mehr gut zu tun.", donnerte sie. "Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe...!", erklärte Michael und stand auf. Den Kaffee, der inzwischen vor ihm stand, ignorierte er einfach. "Du weißt doch hoffentlich noch, wo dein Auto steht?", fragte Alex spöttisch. "Witzig, Alex...Du hast mich in der letzten Woche genug verarscht, meinst du nicht, dass es langsam mal reicht?" Im ersten Augenblick starrte sie ihn aus großen Augen an, wusste nicht, was sie antworten sollte. "Ich frage nur deshalb, weil Gerrit damit gestern vom Urlaub nach Hause gekommen ist.", warf sie schließlich ein und wartete gespannt auf seine Reaktion. "Ach, sag bloß...!", antwortete er nur sauer und ging in den Flur, um sich dort Schuhe und Jacke anzuziehen. Grußlos verschwand er schließlich aus der Wohnung.
Alex ließ sich seufzend wieder auf ihren Platz sinken. Hilflos schaute sie zu ihrer Mutter hinüber und wusste nicht, was sie hätte sagen sollen. "Was schaust du mich jetzt so an, Alex?", wollte Anette wissen. "Ich kann dir bei diesem Problem auch nicht helfen." "Das weiß ich doch, Mama, aber ich fühle mich einfach so machtlos.", gestand Alex leise. "Das hättest du dir früher überlegen sollen." erklärte Anette. "Ich weiß...!", murmelte Alex nur, mehr wusste sie nicht zu sagen. "Na wenigstens etwas...! Bringst du mich zum Zug?" Anette wollte einfach vom Thema ablenken, denn sie hatte einfach genug davon. Für sie stand jedenfalls fest, dass es fürs Erste der letzte Urlaub mit Alex gewesen war. "Klar bring ich dich hin...!", antwortete Alex nur gedankenverloren.
Ziellos fuhr sie durch die Stadt, hatte ihre Mutter am Bahnhof abgesetzt und mit ihr auf den Zug gewartet. Nun wusste sie nicht wirklich, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollte. An einer der unzähligen Ampeln hielt ein Wagen neben ihr, den sie mehr als gut kannte. Zaghaft schaute sie ins Wageninnere. Der Mann am Steuer schien sich nur auf die Ampel zu konzentrieren. Alex schüttelte den Kopf, wusste sie doch, dass diese Konzentration nur eine Ausnahmeerscheinung war, also drückte sie leicht auf die Hupe, in der Hoffnung, ihn aus seiner Erstarrung herausreißen zu können. Unsicher schaute Michael ihr in die Augen. Sie hob leicht die Hand, winkte ihm schüchtern zu und lächelte ziemlich verkrampft zu ihm hinüber. Er sah weg und seufzte. Das konnte sie sehen. Aber auch die Tränen in seinen Augen waren ihr nicht verborgen geblieben. Ziemlich betroffen schaute sie weiter zu ihm hinüber. Bis jetzt war ihr noch gar nicht bewusst geworden, wie sehr sie ihn eigentlich verletzt hatte.
Michael war froh, als die Ampel endlich auf grün umschaltete und er losfahren konnte. Mit quietschenden Reifen stob er davon. Das hab ich jetzt nötig gehabt, sagte er sich entnervt, warum muss ich ausgerechnet jetzt unterwegs sein.
Alex sah ihm lange nach, kam erst wieder in die Realität zurück, als die Autos hinter ihr zu hupen begannen. Doch zum wegfahren war es schon zu spät, die Ampel hatte bereits wieder auf Rot umgeschaltet. Wütend ließ sie ihre Hand auf das Lenkrad fallen.
Michael bog um einige Straßenecken und vergewisserte sich immer wieder im Rückspiegel, ob sie ihm nicht gefolgt war. Sichtlich erleichtert atmete er auf, als er festgestellt hatte, das sie nicht hinter ihm her gefahren war. Ein wenig beruhigt stieg er aus dem Auto, schloss es ab und ging in das Haus, vor dem er geparkt hatte. "Hi, Michael. Na, geht´s dir besser?", wollte Michelle wissen. Er schüttelte den Kopf, während er aus seinen Schuhen schlüpfte. "Nein, mir geht es wieder schlechter, ich bin ihr über den Weg gelaufen.", brummte er ungehalten vor sich hin. "Oh man...! Ich verstehe sie nicht. So ein Mann wie dich, den gibt man doch nicht freiwillig wieder her!" Sie grinste leicht und schob ihn zum Sofa. Behutsam drückte sie ihn darauf nieder und deutete auf eine Tasse mit kaltem Kaffee. "Der ist noch von vorhin...!", fuhr sie fort. "Der ist kalt, Michelle...!" "Ich weiß, ich weiß. Außerdem hab ich gar nicht mehr erwartet, dass du ihn trinkst. Möchtest du frischen?", wollte Michelle wissen. "Nein, ein Bier wäre mir lieber, ehrlich gesagt!" Sie nickte nur und verschwand in der angrenzenden Küche. Er hörte die Tür des Kühlschrankes zufallen, das Klirren der Gläser, und endlich erschien Michelle auch wieder.
"Vielleicht solltest du einfach nochmal mit ihr reden. Ihr müsst ja nicht wieder zusammen kommen, wenn du das nicht möchtest, aber immerhin arbeitet ihr miteinander, und da solltet ihr wenigstens halbwegs miteinander umgehen können." erklärte Michelle. Michaels Füße lagen auf dem Wohnzimmertisch und er hörte in sich hinein. Wollte er das noch, fragte er sich. "Was ist los?", wollte Michelle wissen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Erschrocken fuhr er zusammen, denn er hatte damit nicht gerechnet, dass er angesprochen wurde. "Ich weiß es doch auch nicht, Michelle. Im Augenblick habe ich echt keine Lust, mit ihr überhaupt noch ein Wort zu reden.", brummte er vor sich hin. "Das glaube ich dir ja, Micha...aber wollt ihr euch immer anschreien oder anschweigen? So könnt ihr nicht vernünftig miteinander arbeiten." "Das weiß ich auch, mir fällt sicherlich etwas ein, glaub mir.", murmelte er nur und starrte auf die gegenüberliegende Wand, ohne irgendetwas wahrzunehmen. "Ach, übrigens, Michael, was ich dich noch fragen wollte. Du bist gestern so überraschend verschwunden und nicht mehr wiedergekommen. Wo warst du eigentlich?", fragte Michelle plötzlich. Interessiert beobachtete sie ihn. "Das fragst du jetzt nicht im ernst, oder? Ich bin heute morgen auf Alex´ Sofa aufgewacht. Wie ich dort hingekommen bin, weiß ich selbst nicht mehr!", erzählte er. In die Augen gucken konnte er ihr beim besten Willen nicht, doch er spürte ihren fassungslosen Blick auf sich ruhen. "Wenigstens nicht in ihrem Bett.", murmelte sie nur. Michael hob irritiert den Kopf. Was sollte das denn nun wieder werden, fragte er sich. "Was genau meinst du denn damit?" brachte er gerade noch hervor. Michelle winkte nur ab und hielt ihm sein Bier hin, von dem er bisher immer noch nichts getrunken hatte. Dankbar für die kleine Unterbrechung, nahm er die Flasche entgegen und trank einen kräftigen Schluck daraus.
Als er das Klingeln seines Handys bemerkte, setzte er die Flasche ab und sah auf das Display. „Nein...!“, murmelte er vor sich hin und legte das kleine Telefon vor sich auf den Tisch, mit der Tastatur nach unten. Michelle beobachtete ihn verwirrt. "Warum gehst du nicht dran?", wollte sie wissen. "Ich habe keine Lust, mit Gerrit zu sprechen. Vermutlich hält er mir eine Standpauke, weil ich gestern unauffindbar gewesen bin, obwohl wir uns verabredet haben.", versuchte Michael zu erklären. Michelle seufzte leise. Sie wusste nicht wirklich, wie sie ihn aufheitern sollte. Lustlos lehnte Michael sich zurück und nahm erneut einen Schluck aus seiner Flasche. Er verzog angeekelt das Gesicht, das Bier war in der Zwischenzeit warm geworden. Er sah auf die Uhr und seufzte erneut. "Ich muss ins K11, ich hab ja Nachtdienst!", erklärte er und erhob sich. Langsam ging er ins Vorzimmer, merkte, dass Michelle ihm folgte. Ihr Blick schien sich in seinen Rücken zu bohren. "Ich habe das Gefühl, das du flüchtest!", hörte er sie sagen. "Ich flüchte nicht, Michelle...wovor denn auch?" Erstaunt schaute er auf sie hinab. "Das fragst du ausgerechnet mich, Michael? Ich hatte gehofft, dass du heute Nacht hier bleibst?", erwiderte Michelle und lächelte leicht. "Michelle...was willst du mir damit sagen?" Er grinste leicht und lehnte sich an die Wand. Sie zuckte erst nur mit den Schultern. Als sie nichts sagte, fuhr er fort: "Meines Wissens fängt dein Job in ein paar Stunden an, da bin ich dir doch nur im Weg." Sein Grinsen vertiefte sich nur noch mehr. "Ich hab heute frei...und Zeit...!", erklärte sie ernst. Michelle hielt seinem Blick stand. "Für dich mach ich das sogar umsonst!", erläuterte die Prostituierte.
Michael seufzte leise. Die Frau vor ihm stand ihm gefährlich nahe, und wenn er ehrlich zu sich selbst war, konnte er ihr nicht mehr länger widerstehen. Vorsichtig zog er sie in seine Arme. Siegessicher grinste sie zu ihm auf und versuchte ihn, wieder in Richtung Wohnzimmer zu schieben. Lächelnd sah er auf sie herab. Ohne länger darüber nachzudenken, was er eigentlich vorgehabt hatte, folgte er ihr. Langsam drückte sie ihn auf das Sofa nieder und setzte sich auf seinen Schoß. Sie begannen miteinander zu schmusen. Auch, wenn er es nie zugeben würde, aber er genoss diese Situation unheimlich. Und vergaß natürlich völlig darauf, dass er eigentlich hatte gehen wollen. Mit allen Regeln der Kunst begann Michelle ihn zu verwöhnen.
Gerrit läutete bei seiner Kollegin Sturm, ungeduldig lief er vor der geschlossenen Tür auf und ab. Nach kurzer Zeit öffnete sie mit umgebundenem Handtuch um Kopf und Körper und sah ihn an. "Mensch, Gerrit, was ist denn los?" Er musterte sie von oben bis unten. "Scharfes Outfit, Alex, daran könnte ich mich gewöhnen.", stellte er fest und drängte sich an ihr vorbei. "Witzig, Gerrit...!", murrte sie. "Also, was willst du hier?" Langsam wurde sie ungeduldig, bemerkte er. "Ich suche noch immer Michael, weil ich befürchte, das er Unsinn macht.", antwortete er. "Und jetzt suchst du ihn ausgerechnet hier!?" Gerrit war über diese Frage ziemlich erstaunt. "Warum nicht, Alex. Letzten Abend ist er doch auch hier aufgetaucht!", erinnerte er sie. "Ja, und heute stand er an der Ampel neben mir...!", erzählte sie. "Und er ist mit tausend Sachen davon gebraust. Ich hatte kaum die Möglichkeit ihm zu folgen. Ich weiß also nicht, wo Michael ist. Aber wenn du schon hier bist, können wir uns gleich einen gemütlichen Abend machen." "Ich habe eigentlich noch etwas anderes vor, Alex. Aber wenn er sich bei dir meldet, kannst du mir ja Bescheid geben. Ich mache mir langsam wirklich Sorgen." Schweigend starrte sie ihn an. "Ich weiß nicht, ob er sich überhaupt bei mir meldet, Gerrit!", murmelte sie endlich. "Aber ich kann mich ja melden, wenn du willst!" Er nickte nur. Sagen wollte er nun nichts mehr. An der Wohnungstür wandte er sich noch einmal um. "Mach dir jedenfalls noch einen schönen Abend!", bat Gerrit plötzlich. Alex nickte. "Du dir auch...!", erwiderte sie. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen antwortete er: "Darauf kannst du dich verlassen, Kollegin!" Mit diesen Worten verschwand er nun endgültig und ließ eine ziemlich verwirrte Alex zurück.
Erleichtert und zufrieden seufzend ließ Michael sich zurückfallen. So einen Abend ließ er sich gerne gefallen, er war mit sich und der Welt zufrieden und war froh, geblieben zu sein. Grinsend sah Michelle ihn an. "Was ist los? So erschöpft?" Sie legte sich neben ihn und sah ihn gespannt an. Michael kicherte vor sich hin, verschränkte die Arme unter dem Kopf und starrte zur Decke. Im Hintergrund spielte leise Musik, sonst war es ruhig um ihn herum, sodass er beinahe schläfrig wurde. "Wie man es nimmt...!", murmelte er endlich. "Was soll denn das jetzt heißen?", lachte Michelle und zwickte ihm in die Seite. Ziemlich empört hob er den Kopf und schaute ihr in die Augen. "Das überlasse ich deiner Phantasie!", antwortete er nur belustigt. "Du bist so gemein manchmal...! Aber dir hat es gefallen, und du hast es so gebraucht, das habe ich gemerkt!", grinste sie siegessicher. "Natürlich, Sex tut mir immer gut.", gestand er leise. "Ich weiß, du bist ja auch nur ein Mann...!" Grinsend nickte er und schloss sie in die Arme. Auf ihre letzte Bemerkung wollte er gar nicht eingehen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen schlief er schließlich ein.
Unruhig ging Gerrit im Büro des K11 auf und ab, blieb endlich vor Alex stehen. "Kannst du mir vielleicht sagen, wo Michael abgeblieben ist?", fragte er ziemlich ungehalten. "Gerrit, ich weiß es doch auch nicht. Fahr mich nicht so an." Gerrit schaute sie ziemlich erstaunt an. "Das wollte ich nicht, Alex, ehrlich. Aber mich regt sein Verhalten unheimlich auf, ich hoffe, dass verstehst du!", erwiderte er. "Ich wüsste ja auch gerne, wo er ist, Gerrit...!", murmelte Alex leise und senkte den Blick. "Tatsächlich, Alex?", wunderte sich Gerrit. "Aber ausgerechnet du brauchst dich nicht zu wundern, dass er dir nicht sagt, wohin er geht." "Als ob ich das nicht selber wüsste. Hör auf es mir ständig wieder zu sagen!" schrie sie plötzlich. Alex sprang auf und verließ fluchtartig das Büro, die Türe hinter sich zuknallend. Gerrit sah ihr seufzend nach und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Er hoffte noch immer, dass Michael jeden Moment zur Tür herein kommen und ihn von seinem Platz verdrängen könnte.
Doch genau dies geschah nicht. Michael wachte gähnend mit Michelle im Arm auf und sah sich um. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, wo er war, und was passiert war. Erschrocken setzte er sich auf. Das er Michelle mit sich riss, schien er nicht zu begreifen. Verwirrt schaute er zu ihr, als er ihr Brummen wahrnahm. "Tut mir Leid, Michelle. Ich habe verschlafen. Kann ich schnell noch bei dir duschen gehen?" wollte er wissen. Langsam nickte sie, ehe sie antwortete: "Natürlich. Du kennst dich ja hier schon aus...!" "Danke...!" Michael sprang aus dem Bett, ging ins Bad und duschte rasch. Keine fünfzehn Minuten später war er auf dem Weg ins K11.
Ziemlich stürmisch betrat er das Büro. Erschrocken fuhr Gerrit von seiner Akte hoch und sah seinen Kollegen verwirrt an. Er brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass Michael den Raum betreten hatte. Endlich tippte Gerrit sich an den Kopf. "Du spinnst wohl, Micha. Ich hoffe, du weißt, wie spät es ist?", fuhr er Michael an. "Ja, Entschuldigung, ich habe verschlafen!", murmelte er nur und setzte sich an seinen Schreibtisch, um den Computer hochzufahren. Gerrit zog eine Braue hoch. "Verschlafen? Du? Soll ich das jetzt glauben?", erkundigte er sich. "Ja, stell dir vor..." Eigentlich wollte Michael nicht mehr darüber sagen, doch er wusste, dass Gerrit nicht so rasch aufgeben würde. "Du verschläfst doch nicht ohne Grund und außerdem...wo warst du überhaupt?" Gerrit schaute interessiert zu seinem Kollegen, in der Hoffnung, von ihm eine Antwort zu bekommen, die der Wahrheit ziemlich nahe kommen würde. Doch dieser reagierte erst gar nicht auf seine Frage, sondern machte sich gleich daran, die Akten zu bearbeiten, die auf seinem Tisch herum lagen. Eine Weile beobachtete Gerrit Michael schweigend. "Dir ist doch klar, dass wir Samstag Abend verabredet waren?", fragte er schließlich. "Ja ja, schon klar, hatte aber keine Zeit!", antwortete er nur knapp. "Ach ja, du hattest also keine Zeit? Aber du hast bei Alex deinen Rausch ausgeschlafen, nicht wahr? Das nächste Mal rufe eben an, wenn dir etwas dazwischen gekommen ist.", verlangte Gerrit ziemlich energisch. "Ja ja...!", brummte Michael genervt. Er wusste jedoch, dass er nichts dergleichen tun würde.
"Wer kommt mit? Wir müssen eine Observation für die Kollegen machen!", erklärte Alex kurz, als sie den Kopf zur die Tür herein steckte. Gerrit ließ sich von Alex´ Bitte nicht unterbrechen, er hämmerte weiter auf der Tastatur herum, sodass Michael sich seufzend erhob und ihr auf den Parkplatz folgte. Alex wartete bereits im Auto. Als sie sah, dass Michael kam, seufzte sie leise auf. Eigentlich hatte sie gehofft, dass Gerrit mitkommen würde. Mit Mühe konnte sie verhindern, eine dahingehende Frage zu stellen, sie merkte seine zusammengepressten Lippen. Plötzlich stellte sie mit Genugtuung fest, dass er diesen Einsatz am liebsten nicht gefahren wäre. Doch nun war es zu spät. Alex startete den Motor und fuhr zur angekündigten Adresse. Mit einem Mal schien ihr einzufallen, dass Michael nicht einmal wusste, wie der Mann aussah, den sie beobachten sollten. "Hier ist ein Foto!" Sie kramte in ihrer Jackentasche, ehe sie ihm ein Bild hinhielt. Niemand der Beiden sprach, Michael starrte zum Seitenfenster hinaus. Alex parkte in einer Seitenstraße, von der sie das Haus gut beobachten konnten. „Der Typ soll Frauen aus Osteuropa in seiner Villa festhalten und dann an Zuhälter verkaufen...!" Sie hielt es nicht einmal für notwendig, sich ihm zuzuwenden.
Eine Weile starrte Michael auf das Bild in seiner Hand. "Eigentlich schaut der Typ aus wie ein biederer Geschäftsmann, findest du nicht?", fragte er plötzlich. Alex, die konzentriert auf die Villa gestarrt hatte, wandte sich wieder ihm zu. "Irgendwie kommt mir der Typ bekannt vor...!", murmelte sie plötzlich. "Kann dir nur nicht sagen, woher!" Nachdenklich schaute sie auf das Foto in Michaels Hand. "Vielleicht ist er einer deiner Männergeschichten!", murmelte er leise und gab ihr das Foto zurück. "Du bist unmöglich, Michael, ehrlich. Soviel habe ich doch gar nicht, dass ich sie mir nicht mehr merke!", brummte Alex schnaubend. Michael zuckte nur kurz mit den Schultern und sah weiter aus dem Fenster. Konzentriert starrte er auf das Haus, nahm jedoch nichts um sich herum wahr.
Alex ging es ähnlich. "Michael, es tut mir Leid!",murmelte sie plötzlich. Mit einem Ruck wandte er sich ihr zu. "Ach nein, tut es das?", sagte er sehr spöttisch. "Hättest du dir das nicht vor ein paar Tagen überlegen können?" "Ich weiß ja, dass es falsch war, aber ich kann es ja nicht mehr rückgängig machen...!" "Ja...!", murmelte er und schwieg. Er hatte keine Lust über dieses Thema zu reden. Unsicher sah sie ihn an. Alex wurde aus seiner einsilbigen Antwort nicht wirklich schlau. "Schau mich nicht so an, ich habe keine Lust darüber zu reden, es tut schon noch genug weh!", murmelte er. "Aber es wäre gut, wenn wir es doch tun würden.", nuschelte sie, während sie sich wieder dem Haus zuwandte. "Ach ja? Was gibt´s da noch zu reden?" Fassungslos über die Schärfe seines Tones drehte sie ihren Kopf wieder ihm zu und blickte ihm sekundenlang schweigend in die Augen. "Wieso redest du so mit mir?", wollte sie wissen. "Wieso? Weil du mich von Anfang an verarscht hast...!" bemerkte Michael. Langsam schüttelte sie den Kopf. "Das kann man so nicht sagen...", stellte sie fest. "Doch, das kann man...!" Michaels Ton wurde langsam ungeduldig. Etwas in seiner Stimme hielt sie davon ab, ihm zu antworten. "Wir waren kaum zusammen, Alex, da hast du dir diesen...diesen...geschnappt...!" Ein Wort, welches er für diesen Mann aussprechen konnte, fiel ihm nicht wirklich ein. Entsetzt schaute sie ihm in die Augen. "Woher weißt du es ...?", fragte sie leise, ja fast zaghaft. "Ich bin doch nicht blöd, Alex...ich wusste von Anfang an, dass du die ganze Nacht bei einem Anderen warst...und es tat verdammt weh und das tut es auch jetzt noch...aber anscheinend scheint dich das überhaupt nicht zu interessieren." Alex schluckte hart, im Augenblick wusste sie nicht, was sie darauf sagen sollte. Auch Michael schwieg, sah aus dem Fenster, um zu vermeiden, dass sie die Feuchtigkeit in seinen Augen entdeckte. Er konnte keinem sagen, wie sehr Alex mit ihrem Tun ihn verletzt hatte, und er fühlte sich plötzlich sehr beengt in diesem Auto. "Ich geh ein paar Schritte!", sagte er nur. Ohne ihre Antwort abzuwarten stieg er aus. Gerade noch konnte er verhindern, dass er die Autotür wütend hinter sich zuschlug. Noch nie hatte sie ihn so verletzt erlebt. Sie sah ihm verzweifelt nach. Auch Alex stieg aus, blieb jedoch am Auto stehen. "Micha, komm bitte zurück.", rief sie. Sie ließ alle Vorsicht außer Acht, folgte ihm einige Schritte und sah ihn auch dann nicht mehr, als sie um die Ecke bog. Seufzend machte sie sich auf den Rückweg.
Nachdenklich schaute sie auf die Villa, die sie eigentlich beobachten sollten. Da nichts geschah, wurde sie langsam schläfrig. Mit Mühe konnte sie verhindern, dass sie einschlief. In diesem Moment hörte sie, wie sich die Beifahrertür öffnete. Sie sah neben sich. Michael ließ sich auf den Sitz fallen. "Hallo!", brachte sie nur hervor. Etwas an ihm hinderte sie, weiter zusprechen. "Hat sich etwas getan?" wollte er wissen und deutete auf das Haus. Seine Stimme war ausgesprochen kühl, fand sie. Interessiert blickte sie ihn von der Seite an und versuchte in seinem Gesicht zu lesen - es gelang ihr nicht. "Nein, alles ruhig geblieben.", antwortete sie nur. Er nickte, öffnete das Fenster und zog eine Zigarettenschachtel aus der Jackentasche. Er entnahm eine der Kippen und zündete diese an. Fassungslos beobachtete Alex ihn. "Seit wann rauchst du wieder?", fragte sie ihn bestürzt. "Seit ein paar Tagen!", erklärte er. "Ach!", murmelte sie nur, mehr brachte sie nicht hervor, es hatte ihr einfach die Rede verschlagen.
"Was ach?", fragte er spöttisch und machte einen genussvollen Zug. Er blies ihr den Rauch ins Gesicht, da er wusste, dass sie das früher schon nicht gemocht hatte. Sie begann zu husten und wandte sich von ihm ab, soweit es im Auto eben ging. Hastig öffnete sie das Fenster. "Geht´s noch?", fauchte sie, als sie sich wieder beruhigt hatte. Milde lächelte er ihr entgegen. "Was genau meinst du, Alex?", erkundigte er sich süffisant. "Du weißt genau, dass ich das nicht ab kann. Warum machst du es dann?" Michael sah sie nur milde an, hielt es nicht für notwendig, ihr zu antworten, sondern wandte sich wieder der Villa zu. Alex seufzte leise und beobachtete ebenfalls weiterhin ihr Zielobjekt. Dass das Fenster noch immer geöffnet war und ein kalter Wind herein blies ignorierte sie einfach, da wieder bleierne Müdigkeit in ihr hoch kroch.
"Hör auf, einzuschlafen. Wir sind hier nicht zum Spaß!", murrte er. Ziemlich unsanft stieß er ihr in die Seite, ohne darauf zu achten, dass es ihr weh tun könnte. Erschrocken und vor Schmerz zuckte sie zusammen. "Aua!", schrie sie laut aus. "Sei doch nicht so laut, Alex. Wir sind hier zum observieren und sollten dabei leise sein.", wies er sie darauf hin, dass sie sich zurückhalten sollte. "Du hast mir weh getan, Michael...!" "Ach nein, tatsächlich?", erwiderte er ziemlich ätzend, während er noch immer unverwandt auf das Haus schräg gegenüber sah. "Du hast dich verändert, Michael...zu einem ziemlichen Arschloch, weißt du das?" Er nickte langsam. "Und du weißt hoffentlich, wer daran schuld ist?", fragte er. "Ja ja, ich weiß es, aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen, verdammt nochmal!" Michael schwieg wieder, seufzte nur leicht auf und ging seiner Arbeit nach. Alex hatte sich nun so sehr aufgeregt, dass ihr einige Tränen die Wangen hinunter liefen. In anderen Situationen hätte er sie in die Arme genommen, versucht sie zu trösten, an diesem Tag waren ihm ihre Tränen egal. So egal, dass er wieder ausstieg und um die andere Ecke verschwand. Weinend legte sie ihre Arme auf das Lenkrad, den Kopf darauf. Der Job war ihr momentan vollkommen egal.
Michael marschierte bis zur nächsten Straße, bog darin ein und stellte sich so, dass er diese Villa weiterhin beobachten konnte. Wieder zog er die Zigarettenpackung aus der Jackentasche und zog eines dieser Stäbchen heraus, um es zwischen die Lippen zu schieben. Hastig begann er das Feuerzeug zu suchen, endlich fand er es in der Hosentasche. Gekonnt brachte er es zum Brennen, zündete jedoch seine Zigarette dann doch nicht an und betrachtete die kleine Flamme solange, bis er sich die Finger verbrannte. Seufzend lehnte er sich gegen die Mauer. Er hasste es, mit Alex so umgehen zu müssen, aber sie musste merken, wie weh sie ihm getan hatte.
Sein Handy brummte in der Jackentasche, Michael zog es heraus. Nach einem kurzen Blick auf den Display meldete er sich. "Hallo, Gerrit!", meinte er. "Hallo Michael!", hörte er seinen Freund und Kollegen. "Und? Wie läuft´s?" Ein wenig irritiert starrte Michael auf sein Zielobjekt, wusste nicht genau, was Gerrit meinte. "Hier tut sich absolut nichts, der Typ hat sich noch nicht gezeigt.", erzählte Michael. "Naja, ich meine auch eher, wie es so mit Alex läuft...!" gab er schließlich zu. Ich hätte es wissen müssen, dachte Michael sich. "Frag mich lieber nicht, wir streiten nur.", gab er zu. "Redet doch endlich mal miteinander. Die dicke Luft im Büro ist echt nicht mehr auszuhalten. Wenigstens, dass wir halbwegs normal miteinander arbeiten könnt." "Du machst mir Spaß, Gerrit, echt! Glaubst du tatsächlich, dass ich mit ihr wieder so zu sprechen kann, wie ich es vor dem Urlaub getan habe?", erkundigte sich Michael sauer. Wieder drehte er das kleine Feuerzeug in seiner Hand umher. "Naja, ganz so vielleicht nicht, Michael, aber wenigstens so, dass ihr normal miteinander umgehen könnt...!" "Weißt du, dass ich im Moment echt keinen Bock drauf hab...!", brummte Michael nur und überlegte schon, ob er das Gespräch grußlos beenden sollte, etwas hielt ihn jedoch davon ab. "Ich kann dich ja verstehen, aber ihr müsst in dieser Hinsicht beruflich und privat etwas trennen, findest du nicht?" "Gerrit, ich werde jetzt Schluss machen, möchte mit dir nicht über mein Verhalten Alex´ gegenüber diskutieren, verstehst du das?", wollte Michael wissen. Gespannt wartete er auf eine Antwort. "Schon irgendwie, aber denk mal einfach nur darüber nach. Bitte tue mir den Gefallen.", bat Gerrit. Ganz glaubt er jedoch nicht daran, dass sich Michael seinen Vorschlag zu Herzen nahm, deshalb verabschiedete er sich auch rasch.
Alex saß noch immer schluchzend im Auto. Sie konnte sich einfach nicht beruhigen, vergaß völlig auf den eigentlichen Grund ihres Daseins. Erst, als jemand an die Fensterscheibe klopfte, schrak sie auf. Verschwommen nahm sie Gerrits spitzbübisches Grinsen wahr. Hastig wischte sie sich über die Augen, ehe sie endlich die Scheibe herunter kurbelte. "Was machst du denn hier?", fragte sie überrascht. "Kirkitadse meinte, dass ihr sicherlich Unterstützung braucht. Und wie ich sehe, hast du die auch bitter nötig. Wo ist denn unser Kollege?", erkundigte sich Gerrit, während er sich neugierig umschaute. Alex zuckte mit den Schultern. "Frag mich was leichteres....!", murmelte sie nur. "Ich hab doch gerade mit ihm telefoniert, er hat mir gar nicht gesagt, dass er nicht mehr bei dir ist.", murmelte er vor sich hin, irritiert schaute er sich um. "Ja, Gerrit, ich weiß nicht, wo er ist, er ist einfach gegangen...!" "Kannst du mir vielleicht den Grund dafür sagen, Alex? Michael nimmt doch solche Observationen ziemlich ernst.", bemerkte Gerrit. "Ich bin leicht eingenickt, er hat mich einfach angeschrien, ich solle nicht schlafen und hat mir den Ellenbogen kräftig in die Seite gestoßen. Ich habe laut aufgeschrien und gesagt, dass mir das weh tat. Er meinte dann, ich hätte ihm viel mehr weh getan und ja...so ist das gewesen...!", erzählte Alex stockend. Nachdenklich schaute Gerrit sie an. "Ich werde mich zu dir ins Auto setzen, bevor ich hier anfriere, dann sprechen wir über dein Problem.", schlug er vor. Alex seufzte genervt vor sich hin. Sie hatte eigentlich keine Lust schon wieder darüber zu reden. Doch sie war froh, nicht mehr allein herum sitzen zu müssen, denn Michael ließ auf sich warten.
"Also, Alex...ich habe eigentlich gedacht, dass ihr echt mal redet, deswegen habe ich euch zwei zu diesem Einsatz losgeschickt. Ich hatte nicht erwartet, dass Michael davon läuft.", erklärte Gerrit. "Gerrit, tu mir bitte einen Gefallen und lass mich mit diesem Thema endlich in Ruhe. Ich habe heute echt keinen Bock mehr darauf, darüber zu reden.", brummte Alex ungehalten. "Findest du nicht, dass das langsam mal geklärt werden sollte?" "Natürlich muss es das, Gerrit, aber da ist wohl dieser Einsatz der schlechteste Zeitpunkt, findest du nicht?", wollte sie wissen. "Anders bekommt man euch echt nicht dazu. Sogar hier lauft ihr voreinander weg, aber auch ich kann es langsam nicht mehr hören, verdammt!" Gerrit war ziemlich aufgebracht, worüber Alex ziemlich erschrocken war. Aus großen Augen starrte sie ihn an und schwieg. "Schau mich nicht so an, Alex...mich nervt euer Verhalten auch.", erklärte er. Aber genau das wollte sie auch nicht hören und war nahe daran, das Auto auch zu verlassen. Etwas hielt sie jedoch davon, ohne zu wissen, was es war. Gerrit schwieg, denn er ahnte, wie Alex reagieren würde, wenn er jetzt noch etwas sagen würde. So blieb er einfach nur bei ihr sitzen, sagte kein Wort mehr. So konnte Alex reden, wenn sie es für richtig hielt.
Doch sie versuchte nur, sich einfach auf die Villa zu konzentrieren. Es gelang ihr nicht wirklich. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zum dem Thema ab, dass sie schon den ganzen Tag beschäftigte. Wieder liefen ihr Tränen über die Wangen, ohne dass sie es eigentlich wollte. Alex hoffte, dass Gerrit es nicht bemerken würde. Doch da hatte sie sich geirrt. "Alex, was ist denn los mit dir? Warum weinst du?", fragte er erschrocken. Laut schniefte sie auf, bevor sie endlich antwortete: "Kannst du dir das nicht denken? In den letzten Tagen weine ich immer, wenn ich daran denke, dass ich ihn so verletzt habe. Und wenn ich dann an die unzähligen Gespräche darüber denke, wird es auch nicht besser." "Grade deswegen müsst ihr doch miteinander reden, Alex...! Komm mal her...!" Gerrit zog sie sachte in seine Arme. Behutsam streichelte er ihr über das Haar, als sie ihr Gesicht an seiner Schulter angelehnt hatte. Obwohl er sich auf sie konzentrierte, ließ er die Villa, die eigentlich Michael und Alex beobachten sollten, nicht ganz außer Acht.
Leise weinte sie vor sich hin. Sie achtete auf nichts, was um sie herum geschah. So merkte sie auch nicht, dass Michael, mit einer Zigarette in der Hand, wieder zum Auto zurück kam. Erst, als die Tür zuschlug, schreckte sie auf, sah auf die Rückbank und löste sich schnell aus Gerrits Armen. Verlegen geworden starrte sie vor sich aus dem Auto und hielt es für besser, nichts zu sagen. Zum einen weil sie sowieso nicht wusste, was sie sagen sollte, zum anderen wollte sie Michael nicht herausfordern. "Na, hast schon den nächsten?", fragte Michael spöttisch. Alex warf ihm einen vernichtenden Blick zu, hielt es jedoch für unter ihrer Würde, darauf überhaupt etwas zu sagen. Michael schwieg nun ebenfalls.
Langsam ging die Sonne wieder auf. Die ganze Nacht hatten sie observiert, aber nichts hatte sich getan. Jetzt, im Morgengrauen erst, öffnete sich plötzlich die Haustür. Aufgeregt stupste Alex Gerrit an, er saß noch immer neben ihr, sodass er hochschrak, da er auf Michaels Vorschlag hin ein wenig geschlafen hatte. "Es tut sich etwas, Jungs...!", murmelte sie. Sie deutete in die Richtung, in der die Haustür lag. Ein Männerkopf wurde aus der Tür gesteckt und blickte sich um. "Ist er das?", wollte Michael wissen. Alex nestelte an ihrer Jackentasche umher und zog schließlich das Bild heraus. Sekundenlang starrten sie darauf. "Alex...!", begann Gerrit und schwieg plötzlich wieder. "Ja...er ist es...!", nuschelte sie. Aus großen Augen starrte sie Gerrit an. "Meinst du, dass mir meine Müdigkeit einen Streich spielt?", fragte sie ihn vorsichtig. "Ich fürchte nicht, Alex...!" Bedauernd schüttelte er den Kopf. "Das kann doch alles nicht wahr sein.....!", schimpfte Alex. Sie hatte bereits den Türgriff in der Hand, war dabei, wütend wie sie war, auszusteigen und auf die Villa in den Vororten von München zu zulaufen. Gerade noch rechtzeitig hielt Gerrit sie zurück. "Alex, du bleibst schön hier...!", murrte er. "Du gefährdest doch den Einsatz, wenn du jetzt auf ihn zu läufst." Alex seufzte leise. Er hatte ja Recht. Aber genau das wollte sie eigentlich gar nicht, stellte sie fest, warum musste Gerrit im Bezug auf ihren Urlaubsflirt schon wieder einmal Recht haben?
"Was habt ihr denn schon wieder?", mischte sich Micha ein. Etwas irritiert blickte er zwischen seinen Kollegen hin und her, fühlte sich etwas in den Abseits geschoben. "Das erzähle ich dir bei einem guten Glas Bier!", versprach Gerrit, denn eigentlich wollte er nicht wirklich, dass Michael mitbekam, von wem Alex und er eigentlich sprachen. "Ist das dein neuer Macker, Alex?", fragte er weiter. Neugierig beäugte er sie, wurde im Moment nicht schlau aus ihrem Gesicht. "Nein, ist er nicht, Michael. Das ist Jan, der Typ, mit dem ich was im Urlaub hatte, wenn du es genau wissen willst!" rief sie genervt aus. Sekundenlang starrte er Alex sprachlos an. So direkt hatte er es nun doch nicht wissen wollen. Plötzlich blieb es ziemlich ruhig im Auto. Niemand wusste, was er sagen sollte. Michael war noch immer etwas geschockt über ihre Aussage und den Ton, in dem sie gesprochen hatte. Das er daran eigentlich selbst schuld war, wollte er einfach nicht sehen. Gerrit hielt sich bewusst aus dem Gespräch raus, immerhin kannte er Jan ja bereits flüchtig und konnte sich mit Mühe zurückhalten, ein Kommentar abzugeben.
Oh man, die 2 bekommen es wohl nie gebacken?! *seufz* Ich glaub auch nicht so wirklich dran, das aus den 2 noch i.was wird. Hauptsache sie kommen "freundschaftlich" wieder aus. Und ausgerechent Alex' Urlaubsflirt ist in der Villa.
Danke für das Kommi, und prompt kommt schon am Vormittag ein neuer Teil, viel Spaß beim Lesen:
"Was findest du denn an dem Typen?", fragte Michael plötzlich. Alex wandte sich ihm zu und schaute ihm ziemlich erstaunt in die Augen. "Er war nur eine Urlaubsbekanntschaft, mehr ist da nicht mehr.", erwiderte sie nur. "Was hat der Kerl, was ich nicht habe?", erkundigte er sich neugierig. Über diese Frage erschrak sie und blickte hilfesuchend zu Gerrit. "Antworte mir doch einfach mal, Alexandra Rietz...!", forderte Michael sie gekränkt auf. Alex schüttelte einfach nur den Kopf, sie wollte ihm nicht noch mehr weh tun, wenn sie ihm die Wahrheit sagte. "Sag es einfach, noch mehr weh tun kannst du mir doch schon gar nicht mehr!" "Hört endlich mit diesem Gespräch auf, ihr Beiden. Ich habe echt keinen Bock drauf.", rief Gerrit aus und hielt sich die Ohren zu. "Ich wusste gar nicht, dass ihr mir einmal so auf die Nerven gehen würdet." "Keine Sorge, ich gehe schon...!", meinte Michael etwas lauter und stieg aus dem Auto aus. Ohne Rücksicht auf den Einsatz warf er die Wagentür hinter sich zu und stapfte wütend davon. Alex lehnte sich seufzend zurück.
Mit Schrecken beobachtete sie, wie Michael geradewegs auf die Villa zuging, aus der Jan gerade gekommen war. Gerrit hielt sie gerade noch zurück, ehe sie den Wagen ebenfalls verlassen konnte. "Bleib hier, Alex. Ich wusste, dass er hier ist, ein Informant hat uns einen Tipp gegeben, und er wartet auf eine Lieferung neuer Mädchen. ", erzählte er ihr. "Ehe ich gekommen bin, habe ich bereits beobachtet, dass sich jemand dem Haus nähert, Alex. Ich werde das SEK informieren, damit sie endlich zugreifen, denn inzwischen werden alle im Haus sein." "Und was ist mit Michael? Der macht doch alles kaputt, Gerrit!" Gerrit lachte freudlos auf. "Darauf lasse ich es jetzt ankommen, Alex. Soll er doch selbst einsehen, dass er durch sein Verhalten den Einsatz gefährdet.", antwortete er nur. Rasch zog er das Funkgerät aus seiner Jackentasche und meldete sich kurz. Erst als er den Führer des SEK hörte, forderte Gerrit ihn zum Zugriff auf, meinte jedoch auch, dass Michael auf dem Weg zur Villa sei.
Dieser hatte bereits auf den Knopf gedrückt, der die Klingel im Haus auslöste. Nun wartete er ungeduldig darauf, dass Jan öffnete. Es geschah erst einmal gar nichts, in der Villa war es ausgesprochen ruhig. Michael wurde zunehmend nervöser. Erstaunt schaute er endlich auf die sich öffnende Tür, vor ihm stand einer der Polizisten, die sich durch ein angelehntes Fenster Zutritt verschafft hatte. "Klaus, was machst du denn hier?", fragte Michael seinen Kollegen verwirrt. Er hatte noch gar nicht mitbekommen, dass das Haus gestürmt wurde. "Wir sollten zugreifen.", erwiderte Klaus nur, trat beiseite, um Michael einzulassen. Erst jetzt bemerkte dieser die Kollegen, die das ganze Haus durchsuchten. Unsanft wurde er von zwei Kollegen zur Seite geschoben, die Jan abführten. Ziemlich irritiert starrte Michael ihm nach, begreifen konnte er das Ganze noch immer nicht ganz. "Ich verstehe nicht...!", gestand er endlich leise, während er das Geschehen um sich herum beobachtete.
"Was verstehst du nicht?", wollte Gerrit wissen, der bereits neben ihm stand. Erschrocken fuhr Michael herum, er hatte seinen Kollegen nicht kommen hören, zu laut waren die Geräusche im Haus gewesen. "Warum ist das SEK bereits hier, Gerrit, wer hat es angefordert?", hakte er nach. "Das habe ich gemacht...außerdem hatte ich Angst, dass du die ganze Geschichte hier gefährdest in deinem Eifersuchtswahn. Komm, der Job ist hiermit beendet. Lass uns gehen!", erwiderte Gerrit, mit ziemlicher Mühe zog er Michael mit sich. Mit großem Interesse beobachtete der, wie Jan in einen Polizeiwagen verfrachtet wurde. Ein spöttisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, gerade noch konnte er sich eine böse Bemerkung verkneifen. Alex hatte noch immer im Wagen gesessen und das Ganze aus der Ferne beobachtet. Sie war nahe daran, auszusteigen und auf Jan zu zulaufen. Irgendetwas hielt sie jedoch davon ab. Erschrocken fuhr sie auf, als sie bemerkte, dass ihre Kollegen wieder in den Wagen gestiegen waren. Zu weit war sie mit ihren Gedanken weg gewesen. "Was macht ihr denn schon hier?", fragte sie verwirrt. "Wenn ich ehrlich bin, hab ich euch noch nicht zurück erwartet!" "Die Kollegen übernehmen alles weitere. Es war ja auch nicht wirklich unser Fall.", erklärte Gerrit. "Ich weiß, Gerrit, ich weiß...!", murmelte sie nur vor sich hin, während ihr Blick dem davon brausenden Einsatzfahrzeug folgte.
"Soll ich fahren, Alex?", wollte er wissen. Gerrit hatte sie bei ihrem Gespräch beobachtet und ihre geistige Abwesenheit sehr wohl bemerkt. Dankbar schaute sie zu ihm auf und nickte schließlich. Jedenfalls tauschten sie die Plätze und Gerrit fuhr zurück zum K11. Auf Michael vergaßen sie völlig. Er saß zwar auf der Rückbank und verhielt sich ziemlich ruhig. Auf der einen Seite hoffte er einen Gesprächsfetzen der beiden auf zuschnappen, auf der anderen Seite spuckten ihm Gerrits Worte noch immer im Kopf herum. Endlich parkte Gerrit auf dem großen Parkplatz hinter dem Polizeigebäude. Die ganze Fahrt war schweigend verlaufen, niemand hatte etwas gesagt, aus Angst, wieder einen Streit vom Zaun zu brechen.
Michael stieg als erster aus und lehnte sich an das Auto. Die Arme verschränkte er auf dem Dach und legte seinen Kopf auf die darauf. Mit einem eigenartigen Gefühl folgte Alex ihm. Stumm starrte sie ihn an, wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Deshalb wandte sie sich auch bald wieder ab, um in das Bürogebäude zu gehen. Gerrit war bereits vor gegangen und wartete nun auf den Fahrstuhl. Erstaunt schaute er auf seine Kollegin, als sie alleine auf ihn zu kam. "Wo ist Michael?", wollte er wissen. "Er steht noch beim Auto. Ich denke, dass er alleine bleiben möchte.", erwiderte Alex nachdenklich und in einem Ton, der Gerrit davon abhielt, weiter zusprechen. Seufzend stieg er in den sich öffnenden Aufzug. Alex folgte ihm schweigend, während Michael noch immer am Auto stand.
Im Augenblick schien er froh zu sein, allein zu sein. Einige Kollegen liefen an ihm vorbei, ohne ihn anzusprechen. Eigentlich hatte er gar keine Lust, das Gebäude zu betreten. Nach einem Blick auf die Uhr, schien ihm jedoch nichts anderes übrig zu bleiben. Ausnahmsweise nahm er die Treppen. Er wollte nicht auf den Aufzug warten. Das dauerte ihm einfach zu lange. Unbewusst dachte er Jans durchtrainierten Körper, den er unter dem verrutschten Pullover hat erkennen können. Plötzlich fing er an, Alex zu verstehen. Seufzend blieb er stehen, schob sein Hemd etwas hoch und strich über seinen Bauch. Sollte vielleicht doch wieder zu trainieren beginnen, vielleicht hab ich doch noch eine Chance bei ihr, dachte er bei sich, als er den leichten Ansatz eines Bierbauches wahrnahm. Erschrocken fuhr er zusammen, als einige Kollegen an ihm, wahrscheinlich zu einem Einsatz, vorbei rannten. Rasch strich er sein Hemd wieder glatt und setzte seinen Weg fort. Im Büro angekommen, ließ er sich schnaufend auf seinen Stuhl fallen. Seine Kondition ließ wirklich schon zu wünschen übrig, stellte er fest. Die Sache mit dem Fitnesscenter wurde immer dringender, schoss es ihm durch den Kopf.
"Bist du Treppen gelaufen?", fragte Alex verwundert. Ziemlich erstaunt schaute er ihr in die Augen, endlich nickte er. "Wieso fragst du?", erkundigte er sich interessiert. "Du bist ganz außer Atem.", bemerkte sie und lächelte ihn leicht an. "Ja, das bin ich halt, nach dem Treppen steigen. Wäre dein Macker bestimmt nicht...hat er im Bett auch so viel Kondition?", spottete er mal wieder. Aus großen Augen starrte Alex ihn an. Mit dieser Antwort hatte sie bei Gott nicht gerechnet. "Du bist echt ein Spinner!", stellte sie nur fest. "Ach, bin ich das, ja?" Sie nickte heftig. "Allerdings ... in dem Zustand, in dem du im Moment herumläufst, bist du kaum zu ertragen, Michael Naseband.", erklärte sie und schaute ihm direkt in die Augen. "Ich vermisse den zärtlichen, liebevollen Menschen, der du sein kannst." "Den wirst du so schnell aber nicht wieder erleben, Alexandra. Du hast ihn nämlich kaputt gemacht...!" schnaubte er zornig. Betroffen nickte sie. Antworten wollte sie nicht, da sie wusste, wie recht er eigentlich hatte. "Du kannst froh sein, wenn du mich überhaupt irgendwann mal wieder so erlebst...!" Wieder schwieg sie und stand auf, um zu Michaels Sessel zu gehen. Er beobachtete sie zwar, dachte sich aber nicht wirklich etwas schlechtes dabei. Erst als sie ihn von hinten umschlang, erschrak er ein wenig und versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien. "Lass nur, ich werde darauf warten, Michael.", versprach sie flüsternd, knabberte sachte an seinem Ohr. Ehe er sich dagegen wehren konnte, ließ sie ihn los und verschwand aus dem Büro. Verwirrt blieb er sitzen. Wusste nicht, wie ihm geschah. Erst Kirkitadse riss ihn aus seinen Gedanken, als er ins Büro stürmte.
"Herr Naseband, guten Morgen.", begrüßte er seinen Mitarbeiter. Michael brummte nur vor sich hin, noch hatte er Alex´ Aktion nicht ganz verdaut. "Gibt es einen neuen Fall?", wollte Kirkitadse wissen und nahm die Akten, die bereits fertig waren, aus dem dafür vorgesehenen Fach. "Nein, Herr Kirkitadse, tut mir Leid .....!", bedauerte Michael. "Eigentlich sollte ich wieder einmal die Akten hier bearbeiten." "Dann tun Sie das, Herr Naseband. Wo sind Ihre Kollegen?" Interessiert blickte sich der Staatsanwalt im Büro um. "Niemand hat mir gesagt, wohin sie gehen.", erwiderte Michael. "Naja, sie werden schon wiederkommen. Also, ich muss los. Auf Wiedersehen!" Mit diesen Worten verschwand wieder er aus dem Zimmer. Michael war wieder alleine und war froh darüber. Er musste sich eingestehen, dass er sogar begrüßte, wollte er doch mit niemanden sprechen im Moment.
Nachdenklich saß Alex in der Kantine. Vor ihr stand eine Tasse Kaffee. Wie soll das alles nur weitergehen? fragte sie sich. Sie nahm nichts mehr um sich wahr, viele Kollegen grüßten sie, ohne dass sie darauf reagierte, zu sehr war sie mit den letzten Tagen beschäftigt.
Einige Wochen waren nun schon seit dem Urlaub vergangen. Alex wusste, wie sehr sie Michael weh getan hatte, und er ließ es sie auch immer wieder aufs Neue spüren. Sie nahm nur wenig zu sich, was sie auf ihre Übelkeit zurückführte.
Eines Morgens, als Alex mit bleichem Gesicht und Ringen unter den Augen ins Büro kam, sprach Gerrit sie auf ihre Verfassung an. „Alex, was ist los mit dir, ist es noch immer dieser Streit mit Michael?“, fragte er, mitleidig schaute er ihr in die Augen, bemerkte ihren traurigen Blick. Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Ich weiß es doch auch nicht, Gerrit. Wahrscheinlich habe ich mir den Magen verdorben.“, murmelte sie nur. "Dann geh mal lieber nach Hause, Alex. Ruhe dich aus, und wenn es morgen nicht besser ist, gehst du zum Arzt!", schlug Gerrit vor. "Ach was, so arg ist es auch wieder nicht.", brummte Alex vor sich hin. "Zu Hause fällt mir doch die Decke auf den Kopf." "Kannst ja Michael fragen, ob er dir Gesellschaft leistet!", grinste er. Aus großen Augen starrte ihn an, wusste im ersten Moment nicht, wie sie darauf reagieren sollte. "Geht´s noch? Du weißt doch, dass er mich wie Luft behandelt.", erwiderte sie endlich. Gerrit kicherte leise und setzte sich auf das Sofa. "Und du weißt, dass du selbst schuld bist. Ich weiß von Kollegen, dass dieser Jan gerade wieder einmal verhört wird.....!", warf er plötzlich ein, als er sich wieder beruhigt hatte. "Gerrit, könntest du bitte aufhören, mich immer wieder an meinen Fehler zu erinnern?" wollte sie leise wissen. Interessiert horchte er auf. "Ah ... siehst du endlich ein, dass es ein Fehler war, es hat ja einige Wochen gedauert.", stellte Gerrit fest. Alex seufzte genervt. Sagen konnte sie momentan nicht, denn sie merkte, wie die Übelkeit wieder in ihr hochstieg. Rasch stand sie auf und rannte aus dem Büro. Gerrit starrte ihr nach und war sich nicht sicher, wie er reagieren sollte. Michael nahm ihm eine Entscheidung ab, da er gerade den Raum betrat.
"Guten Morgen, Gerrit. Na, ganz alleine?", begrüßte er seinen Kollegen. "Nein, nein, Alex ist unterwegs.", erklärte Gerrit nur. "Wo ist sie?", wollte Michael wissen. Gerrit sah seinen Kollegen misstrauisch an, da er um seinen Zorn Alex gegenüber wusste. "Warum möchtest du das jetzt wissen? Du bist doch nicht wirklich gut auf sie zu sprechen!", stellte Gerrit schließlich fest. "Entschuldige, dass ich nachfrage, ich hätte Alex auch gefragt, wenn du nicht hier wärst...aber gut, du brauchst es mir nicht sagen!" "Das wäre mir neu, dass du wieder mit ihr redest. Eure Unterhaltung hat sich doch nur auf das Dienstliche beschränkt, wenn du nachdenkst.", bemerkte Gerrit, er lächelte fein zu Michael hinüber. "Ist das nicht dienstlich zu fragen, wo der Kollege ist?" Bedächtig wiegte Gerrit den Kopf hin und her. "Das ist eine unsinnige Diskussion, Michael.", meinte er endlich und wandte seinen Blick zur Tür, da Alex gerade wieder ins Büro schlüpfte. Noch immer sehr blass setzte sie sich wieder auf ihren Platz.
Dass Michael inzwischen auch an seinem Schreibtisch saß, versuchte sie zu ignorieren. "Alex, komm, ich fahr dich jetzt zum Arzt!", beschloss Gerrit und erhob sich. Energisch schüttelte sie den Kopf. "Lass es einfach bleiben, Gerrit. Ich fahre nicht!", erklärte sie in einem Ton, der Gerrit ein wenig irritierte. "Jetzt stell dich nicht so an, ich mache mir Sorgen, also, mitkommen, Alex, das ist ein Befehl!" "Also, jetzt reicht es, Gerrit. Ich komme nicht mit, außerdem hab ich nächste Woche sowieso einen Termin bei meinem Arzt!", erklärte Alex endlich, nur um ihren Kollegen zu beruhigen. "Na hoffentlich, Alex...!", murrte Gerrit, und auch Michael beobachtete sie schon die ganze Zeit mit sorgenvoller Miene.
Das ist ja wie im Kindergarten. Können die 2 sich nicht vernünftig zusammen setzen? Und das ausdiskutieren? Hilfe....wenn das so weiter geht.... Alex ist schlecht? *grübel* Da fällt mir nur eins ein.
Danke für dein Kommi, schaun wir mal, ob du Recht hast .... hier gibt es wieder einen Teil:
Da es ihr an den nächsten Tagen am Morgen nach wie vor nicht besser ging, entschloss sie sich doch zu ihrem praktischen Arzt zu gehen, der nur zwei Straßen weiter seine Praxis hatte. Ungeduldig saß sie im Wartezimmer. Tags zuvor hatte er ihr bereits Blut abgenommen, und heute wollte er ihr die Ergebnisse berichten. Die lange Wartezeit nervte sie unheimlich, deshalb begann sie, im Raum hin und her zu laufen. "Frau Rietz, kommen Sie bitte mit!?", bat eine junge Frau, die bei dem Arzt als Sprechstundenhilfe angestellt war. Erschrocken fuhr Alex herum, sie hatte die leisen Schritte hinter sich nicht gehört, als sie zum Fenster hinaus gestarrt hatte, zu sehr war sie mit ihren Gedanken beschäftigt gewesen. Schließlich nickte sie und folgte ihr. Im Behandlungszimmer setzte sie sich auf den Patientenstuhl. Dr. Müller ließ nicht lange auf sich warten. Mit ernster Miene betrachtete der Arzt das Befundblatt, Alex wurde noch unruhiger, als sie es ohnehin schon war. "Ist etwas auffällig? Haben Sie etwas entdeckt?" wollte sie aufgeregt wissen, als ihr das Schweigen des Doktors zu bunt wurde. Dr. Müller wiegte bedächtig seinen Kopf hin und her. "Etwas auffälliges habe ich eigentlich nicht gefunden, nur sollten Sie so rasch wie möglich Ihren Gynäkologen aufsuchen.", schlug er endlich vor. "Warum?" Alex war verwirrt. "Weil ihr Wert, der bei einer Schwangerschaft ansteigt, erhöht ist. Ihr Gynäkologe wird das sicherlich besser kontrollieren können als ich und auch feststellen, ob wirklich eine Schwangerschaft vorliegt." Im ersten Moment starrte Alex den Arzt ziemlich fassungslos an, wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. "Lassen Sie es abklären, Frau Rietz...!", bat der Arzt eingehend, als er ihre Unsicherheit bemerkte. Ihr Blick wurde hilfesuchend. "Aber...!" Alex wusste plötzlich nicht mehr, wie sie die unzähligen Gedanken in Worte fassen sollte, die ihr im Kopf herum spuckten. Unsicher nickte sie schließlich und verschwand gedankenverloren aus der Praxis.
Ohne auf ihre Umgebung zu achten lief sie durch München. Plötzlich stieß sie mit jemandem zusammen. Sie entschuldigte sich rasch und wollte weitergehen, doch ihre Begegnung hielt sie fest. "Alex, alles okay?", fragte eine vertraute Stimme. Erschrocken und erstaunt zugleich schaute sie zu ihm auf. "Was machst du denn hier?", wollte Alex irritiert wissen. "Ich wollte gerade nach Hause gehen. Ich wohne hier...!", erklärte Michael verwirrt. Sie schaute sich kurz um. "Stimmt...!", meinte sie schließlich nur, wollte sich an ihm vorbei drängen. "Hey, bleib hier. Was ist denn los? Ist etwas passiert?" Sanft hielt er sie am Arm fest. Was wird das jetzt,wunderte sie sich erstaunt. "Ist etwas passiert, Alex?", wiederholte er seine letzte Frage. Heftig schüttelte sie den Kopf, versuchte sich von Michael loszureißen. "Kommst du mit rein?", wollte er wissen und sah ihr in die Augen. Sein Blick wurde bittend, Alex wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. "Nein, Michael im Moment halte ich es für besser, wenn ich nach Hause gehe.", versuchte sie zu erklären, merkte aber selbst, dass es ziemlich vage klang. Genau aus diesem Grund zog er sie sachte hinter sich her in seine Wohnung. "Geht´s noch.", rief sie ziemlich erbost aus und versuchte noch immer von seiner Hand zu befreien. "Ich will endlich mit dir reden, Alex....jetzt hör auf dich zu wehren, ich tue dir nichts...!" "Soll ich dir das glauben?", fuhr sie ihn an, ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Michael schaute ziemlich erstaunt auf sie herab. "Denkst du, ich falle jetzt hier über dich her? Ich finde einfach, es ist an der Zeit zu reden, aber bitte, wenn du nicht möchtest...!" Er ließ sie los, zog seine Schuhe aus und ging in seine Küche. Alex ließ er einfach im Vorraum stehen, hoffend, dass sie ihm doch folgen würde. Er kannte sie mittlerweile ziemlich gut und wusste, dass sie es tun würde.
"Also? Ich höre...!", murrte sie, während sie sich an den Türrahmen der Küchentür lehnte. Erwartungsvoll schaute sie zu ihm, merkte jedoch, dass er sie im ersten Augenblick nicht wirklich beachtete. "Michael? Ich dachte, du wolltest mit mir reden!", erinnerte sie ihn. "Natürlich möchte ich das, Alexandra Rietz, aber ich warte die ganze Zeit, dass du dich endlich hinsetzt, du siehst nämlich noch ziemlich blass aus!", stellte er fest. Alex seufzte leise und setzte sich auf einen der Küchenstühle. "So, ich sitze...also, schieß endlich los!" Mit zwei Tassen Kaffee kam Michael zum Tisch, stellte eine davon vor ihr ab, die zweite behielt er in der Hand. Nachdenklich schaute er auf Alex hinab. "Ich finde nicht gut, wie wir miteinander umgehen.", bemerkte er plötzlich. "Ach ja?", meinte sie spöttisch. "Ach ja?", äffte er sie nach. "Natürlich finde ich es nicht gut, Alex, und du weißt genau, warum wir uns so anschreien und uns aus dem Weg gehen." "Ja, ich weiß, Michael. Aber mehr, als mich dafür entschuldigen kann ich nicht...!" "Wenn ich ehrlich bin, ist mir das ein bisschen zu wenig, Alex.", gestand er leise.
"Was willst du denn sonst noch?" Hilflos zuckte er mit den Schultern. "Genau weiß ich das doch auch nicht, Alex. Worte sind doch Schall und Rauch...!", brummte er. "Ja, rückgängig machen kann ich es nicht mehr...auch, wenn ich es wollte...!" "Das ist mir schon klar, ich hab die ganze Zeit über nicht verstanden, warum das Ganze überhaupt passiert ist, versuche es mir zu erklären!", bat er. "Ich weiß es nicht, ich kann es dir nicht erklären, Michi!", murmelte sie leise. Mißtrauisch schaute er ihr in die Augen. "Das glaube ich dir nicht, etwas muss es geben, Alex, das dich dazu getrieben hat.", erwiderte er. Leise seufzte sie, wagte nicht, ihn anzuschauen. "Ich...war so sauer, als du mich diesem Abend so abgewiesen hast. Ich war dann auf diesem Nachtskilauf, und er hat mich angesprochen. Mein Gehirn hat einfach ausgesetzt, ich habe nicht nachgedacht. Ich habe bei ihm das bekommen, was du mir an diesem Tag nicht geben wolltest. Michael, ich bereue es...!" Als Alex zu Ende gesprochen hatte, war es ausgesprochen ruhig im Raum, so ruhig, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Michaels Blick weitete sich, er schien nicht begreifen zu wollen, was er eben gehört hatte. "Dir ist es nur um Sex gegangen?", fragte er schließlich ziemlich verwundert. "Ja, Michael, mehr war es nicht...ich...liebe doch dich!" Langsam hob sie wieder ihren Kopf und schaute ihm scheu in die Augen. Alex merkte zwar, dass ihm ihre Worte gut getan hatte, er schien jedoch noch nicht bereit zu sein, ihr zu glauben.
"Alex, du schläfst mit keinem Mann, der dir nichts bedeutet. Dafür kenne ich dich zu gut!", murmelte er. Michael versuchte, irgendeine Regung in ihrem Gesicht festzustellen, bemerkte nur ihre Maske, aus der er jedoch nicht schlau wurde. "Verdammt, sag mir endlich die Wahrheit!" Er schlug mit der Faust auf den Tisch, und seine Augen funkelten ihr böse entgegen. Erschrocken blickte sie ihn an, wusste vorerst nicht, ob sie ihm tatsächlich antworten sollte. „Natürlich war ich in ihn verliebt, Michael, das hat sich in der Zwischenzeit auch wieder gelegt.“, gestand sie leise. "Ja, das scheint sich mit deinen Gefühlen zu mir auch wieder gelegt zu haben...und das schon ziemlich schnell, anscheinend!" Fassungslos hielt sie seinem Blick stand, konnte nicht darin lesen. Endlich schüttelte sie den Kopf. "Nein, Michael...so kann man das nicht sagen. Außerdem...ich hab es vorhin ernst gemeint.", flüsterte sie schließlich. "Ach ja? Hast du das? Ich habe das mit uns auch mal ernst gemeint, Alex...verdammt ernst. Aber du...du hast es kaputt gemacht...!" Errötend senkte sie ihren Blick und schluckte hart. Alex wusste nicht, was sie tun sollte. Ohne wirklich darüber nachzudenken erhob sie sich und meinte: "Es ist wohl besser, wenn ich gehe. Ich möchte nicht wirklich streiten - zumindest heute nicht mehr!" "Ja ja, lauf ruhig weg...wie immer, Alexandra Rietz...!" Wie angewurzelt blieb sie stehen, wandte sich zu ihm um, da Alex bereits an der Tür stand. "Ich laufe nicht weg, Michael Naseband, ich möchte nur nicht meinen Wünschen nachgehen, weil du es nicht zulassen würdest!", erklärte sie ernst. "Sonst bist du auch nicht so. Bei Jan hast du auch nicht gezögert...!" "Ach, hab mich doch gerne...", brummte sie und verschwand endgültig aus der Wohnung, die Eingangstüre hinter sich zuwerfend. "Hab ich doch...mehr als nur das!", murmelte er traurig. Doch leider konnte sie ihm nicht mehr hören.
Sie lief wieder verwirrt durch die Straßen Münchens, dachte über das Gespräch mit Michael nach. Es ärgerte Alex, dass wieder nichts dabei herausgekommen war, nichts, außer wieder ein Streit. Kurz überlegte sie, ob sie zurückgehen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Unbewusst lenkte sie ihren Schritt zum Haus, in dem Gerrits Wohnung lag. Alex wusste zwar, dass er noch Dienst hatte, hoffte, dass Katrin, seine Mitbewohnerin, zu Hause war.
Wie ferngesteuert drückte sie den Klingelknopf, wartete, dass jemand öffnete. Als sie den Summer hörte, drückte sie leicht gegen die Tür und ging dann die Treppen hinauf, bis zu Gerrit Wohngemeinschaft. Ziemlich außer Atem langte Alex im zweiten Stock an, Katrin wartete schon auf sie und blickte ihr erstaunt entgegen. "Alex, hallo...du, Gerrit ist noch im K11.", erklärte sie, während sie Alex in die Wohnung ließ. "Das weiß ich doch selbst, aber mir fällt zu Hause die Decke auf den Kopf!", stellte Alex fest. "Achso, na dann....möchtest du etwas trinken?" Neugierig betrachtete Katrin ihre Besucherin. Endlich nickte diese. "Hast du vielleicht Mineralwasser zu Hause?", erkundigte sich Alex endlich. "Na klar, setz dich ruhig ins Wohnzimmer. Ich bringe dir ein Glas mit."
Alex nickte bestätigend und schlenderte in das Wohnzimmer. Dort wartete sie eine Weile auf Kathrin, die nun zu ihr stieß. "Da hast du, Alex.", meinte sie nur und hielt ihrem Gast das Glas entgegen. "Danke...!" Alex nahm ihr das Wasser ab und trank gierig einen Schluck. Gedankenverloren starrte sie vor sich hin und vergaß völlig darauf, dass noch jemand im Raum war. "Alex? Ist alles in Ordnung?", wollte Katrin verwirrt wissen. Heftig schüttelte Alex den Kopf. "Im Moment läuft alles aus dem Ruder, und ich weiß nicht, wie ich aus dem Schlamassel wieder herauskommen könnte.", gestand sie leise. "Möchtest du darüber reden? Ich meine, so richtig von Frau zu Frau?" "Ich weiß nicht...aber vielleicht tut es mir sogar gut.", murmelte Alex nachdenklich vor sich hin. Kathrin nickte. "Das glaube ich sogar ganz sicher...also?" Erwartungsvoll schaute sie Alex in die Augen. "Hat Gerrit denn noch nichts erzählt aus dem Urlaub?", fragte sie unsicher. Erstaunt schüttelte Katrin den Kopf. "Nein, Gerrit hat von diesem Urlaub überhaupt nichts erzählt, er war nur sehr zornig!", bemerkte sie. "Und bis heute hab ich noch nicht herausgefunden, warum es so war!" Alex seufzte leise. Also musste sie von ganz vorne beginnen. Nach kurzem Überlegen fing sie damit an, wie sie ihrer Mutter von der kleinen Notlüge erzählt hatte und sie sich dann schließlich doch in Michael verliebt hatte. Nach einer ganzen Weile des Erzählens stockte sie unsicher bei dem Arztbesuch. Katrins Blick wurde fragend, vergeblich wartete sie darauf, dass Alex weiter erzählen würde. Alex seufzte erneut. "Ich bin wahrscheinlich schwanger!", murmelte sie leise und wagte nicht, Katrin anzusehen. "Das ist jetzt wohl nicht dein Ernst, Alex, du solltest das aber ganz rasch abklären!", riet Katrin. "Ja, ich weiß, aber...irgendwie hab ich Angst davor!", murmelte Alex. "Aber trotzdem wirst du wohl zu einem Arzt gehen müssen. Wenn du möchtest, werde ich mit dir mitkommen!", schlug Katrin vor. Behutsam legte sie den Arm um Alex´ Schultern, um sie trösten zu können. Dankbar nickte Alex. Leise seufzend sah sie Katrin an. "Aber das ist ja nicht das einzige Problem...!", gab sie schließlich zu. "Nein? Was kommt denn noch?" "Ich...weiß nicht, wer...der Vater ist." Fassungslos starrte Katrin ihre Besucherin an. "Das ist ja mal ein Ding.", murmelte sie schließlich vor sich hin. Alex nickte. "Ich habe keine Ahnung, wie ich das Michael beibringen soll." "Das weiß ich auch nicht, aber du solltest mit ihm reden!", erklärte Katrin ernst. "Ich weiß, ich weiß.", murmelte Alex vor sich hin. "Nur möchte ich doch zum Arzt gehen!" "Dann tu das mal...hast du denn schon einen Termin, oder gehst du einfach spontan hin?" Katrin machte neugierige Nasenlöcher. "Ich habe in zwei Wochen sowieso einen Termin - für meine übliche Kontrolle. Da geht das doch gleich alles auf einmal.", erwiderte Alex und seufzte laut auf. "Bist du dir sicher, dass du so lange warten kannst und willst?" Hilflos zuckte Alex mit den Schultern. "Ich hab doch absolut keine Ahnung, was ich überhaupt machen soll. Außerdem...ich weiß doch gar nicht, ob ich dieses Kind überhaupt will!", hörte sie eine Stimme sagen, die sich schließlich als ihre herausstellte. Entsetzt über ihre eigenen Worte blickte sie Katrin in die Augen.
"Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, Alex, oder?" Die Stimme der jungen Frau klang ziemlich entsetzt, als sie antwortete. Doch an Alex prallte das an diesem Abend ab. "Danke, für das Gespräch, Katrin. Ich muss jetzt wieder los!", blockte sie plötzlich ab und stand auf. Mit dem leeren Glas in der Hand ging sie Richtung Küche, um es dort in die Spüle zu stellen, ehe sie schließlich in ihre Schuhe schlüpfte. Katrin saß noch immer verwirrt auf dem Sofa. Sie wusste nicht, was sie sagen oder machen sollte. Erst als sie die Wohnungstür hörte, erwachte sie aus ihrer Erstarrung und lief in das Vorzimmer, um hinaus zu laufen. Katrin versuchte, Alex einzuholen. Erst als einen Stock tiefer die Haustür ins Schloss fiel, wusste sie, dass es zwecklos war. Erschöpft blieb Katrin sekundenlang stehen, versuchte wieder zu Atem zukommen. Endlich wandte sie sich wieder den Stufen zu, die nach oben führten.
Alex ging währenddessen weiter durch die Straßen von München. Es war zwar schon unheimlich spät geworden, aber im Augenblick war es ihr völlig egal. Erschrocken sah sie sich um. Wo war sie hier eigentlich? Es war dunkel, und sie konnte sich nun nicht mehr wirklich orientieren. Gedankenverloren schaute sie sich um, während sie ihr Handy aus der Tasche kramte. Ohne wirklich darauf zu achten, welche Nummer sie wählte, tippte sie auf dem Handy herum, hielt es ans Ohr und wartete darauf, wer sich melden würde. Ein verschlafenes "Ja" war zu hören. Mit angehaltenem Atem stellte Alex fest, dass sie automatisch Michaels Nummer gewählt hatte. Einen Moment war Ruhe. Sie wusste im Augenblick nicht, was sie überhaupt sagen sollte. Erst als Michael noch einmal fragte, wer denn da sei, fiel ihr eine Antwort ein. "Wer spricht, bitte!", stotterte sie, um noch einige Sekunden Gelegenheit zu haben, sich eine passende Ausrede einfallen zu lassen, warum sie überhaupt anrief. "Alex? Warum rufst du an? Weißt du, wie spät es ist?" murmelte Michael verschlafen. "Außerdem solltest du wissen, dass ich dich an der Stimme erkenne!" Mist, daran hatte sie gar nicht gedacht. "Entschuldige, Michael. Ich laufe schon eine ganze Weile in München herum und hab mich verlaufen, weil es so dunkel ist.", gestand sie schließlich. "Wo bist du denn? Kannst du einen Straßennamen finden?", wollte er wissen. Inzwischen war er hellwach. Gespannt wartete er auf ihre Antwort. Unsicher sah sie sich in der Straße um. "Ja, Rosenstraße...!" "Bitte!", rief Michael erstaunt aus. "Was um alles in der Welt machst du denn dort?! Pass auf, dass dich niemand anspricht. Du bist auf einem der unzähligen Straßenstriche Münchens gelandet." Alex schluckte leicht. "Kannst du mich bitte abholen?", fragte sie schüchtern. "Natürlich, kleine Alex. Immerhin möchte ich dein erster Freier sein.", lachte Michael. "Warte eine viertel Stunde auf mich, Alexandra Rietz!" Seine Stimme klang noch immer ziemlich belustigt. "Ja, ich setze mich hier her und warte, danke Michi...!", murmelte sie.
Verschüchtert wehrte sie einige Männer ab, die an ihr vorbei liefen oder fuhren. Wie sie diese fünfzehn Minuten hinter sich gebracht hatte, konnte sie später nicht mehr sagen. Endlich hielt ein ihr sehr bekanntes Auto vor ihr. Michael stieg aus und sah breit grinsend auf sie herab. "Na, Lust einzusteigen?", fragte er belustigt. Langsam erhob sie sich und nickte. Sie brachte kein Wort heraus, so schämte sie sich. "Na, dann komm.", meinte er. "Und sicherheitshalber bleibst du heute Nacht bei mir. Ich möchte dich nirgends mehr auflesen müssen." Verwirrt sah sie Michael in die Augen. "Jetzt willst du also einen richtigen Freier spielen, hm?", grinste sie scheu und stieg ein. Er ging auf ihr kleines Spielchen ein. "Wie viel verlangst du denn?", erkundigte er sich deshalb. "Darüber können wir noch verhandeln!" Obwohl...sie wusste eigentlich schon, was sie tatsächlich wollte, auch wenn sie sich noch nicht im klaren war, ob er überhaupt wieder darauf einsteigen würde.
Michael startete grinsend den Motor. Das war das erste Gespräch seit Wochen, welches sie wenigstens ohne Streit führten. "Du willst also verhandeln? Okay, mach mir doch mal einen Vorschlag, dann verhandeln wir. Was möchtest du?" Sie wandte sich ihm zu und antwortete ohne lange zu überlegen: "Ich möchte dich wieder zurück!" Mit einem Mal verlor Michael sein Grinsen. "Was möchtest du?", fragte er ungläubig nach. Alex war selbst überrascht über ihre Worte, erschrocken hielt sie den Atem an. "Du hast mich doch richtig verstanden.", murmelte sie endlich. "Alex...weißt du, ich liebe dich....auch nachdem du mir so weh getan hast. Ich weiß aber nicht, ob das wirklich wieder funktionieren würde zwischen uns. Ob ich dir einfach noch so sehr vertrauen kann, so wie vorher!" Mittlerweile hatte er vor seinem Haus geparkt und den Motor abgestellt. Das war zwar nicht die Antwort, die sie sich eigentlich erwartet hätte, aber Alex musste sie sich gefallen lassen. "Ich vermisse, dich, Alex, du fehlst mir unheimlich. Ich schlafe nachts kaum mehr, weil ich nur an dich denken muss....ich liebe dich, Alexandra. Aber.....ich möchte einfach endlich wissen und verstehen, was ich dir getan habe, dass du mir so weh tun musstest.", fuhr er fort. Alex schwieg lange, weil sie überlegte, was sie sagen sollte. "Darüber haben wir doch heute Abend schon gesprochen, und ich glaube, ich habe dir schon gesagt, dass ich gekränkt war, weil wir keinen Sex hatten. Außerdem war ich furchtbar zornig, dass wir dann doch nicht zu diesem Nachtskilauf gegangen sind, obwohl wir es ausgemacht hatten.", erwiderte sie dann doch. "Ja, aber das ist doch kein Grund gleich mit dem Nächstbesten ins Bett zu gehen, oder?" "Das stimmt schon, Michael. Und ich könnte mich selbst ohrfeigen, dass ich damals nicht darüber nachgedacht habe.", gestand sie leise. An ihrer Stimme erkannte er, dass sie noch immer ziemlich zerknirscht über ihr damaliges Handeln war. "Wenigstens siehst du es ein!", nuschelte er und sah zu ihr hinüber. Sanft nahm er ihre Hand in seine, ließ sie nicht aus den Augen, ein leichtes Lächeln überzog seine Lippen. "Michael, was wird das jetzt?", fragte sie unsicher. "Fragst du mich das jetzt im Ernst?", erkundigte er sich erstaunt. "Lass uns nach oben gehen, Alex, ich bin müde. Ich werde dir aber doch noch erklären, was los ist!" Alex nickte zustimmend, ehe sie ausstiegen und schließlich gemeinsam seine Wohnung betraten.