Ich kam mir vor, als hätte man mich ins kalte Wasser gestoßen, als ich mit Emilie auf dem Arm die Stiegen zum Ausgang hinunter ging. „Der hat mich doch irgendwie abgefertigt.“, brummte ich vor mich hin. „So würde ich das nicht sehen, Alex, der Staatsanwalt hat einfach nicht seine Hausaufgaben gemacht. Immerhin habe ich dich für ihn ausfindig machen müssen, aber weißt du was, Alexandra Rietz ... ich habe Hunger.“, stellte Michael mit einer Offenheit fest, die mich von den Gedanken über den Staatsanwalt gut ablenkte und mich zum Lachen reizte. „Ich weiß noch von früher, dass es in der Nähe ein gutes Lokal gibt, lass uns dorthin gehen, Michael ... außerdem haben wir seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.“, bemerkte ich nachdenklich. Michael nickte nur bestätigend, schob stolz Emilies Kinderwagen vor sich hin.
Wieder verstummte unser Gespräch, ich genoss es, war ich es doch nicht gewohnt, so viele Leute um mich herum zu haben. Außerdem war ich in seiner Gegenwart unheimlich glücklich und bemerkte, dass Michael mir in den letzten Tagen so wichtig geworden war, sodass ich ihn auf keinen Fall mehr verlieren wollte. Nur wusste ich noch nicht, wie ich ihm das sagen sollte.
Beim Kaffee brachte er genau dieses Thema zur Sprache. „Alex ... ich habe nachgedacht ...“, begann er langsam, nachdenklich schaute er mir in die Augen, die zu Emilie wanderten, als sie einige Töne von sich gab. Belustigt nahm ich das zur Kenntnis. In den Tagen, seit er den Säugling kannte, hatte Emilie es geschafft, ihn in ihren Bann zu ziehen. Ich hatte den Eindruck, dass er seine Tochter nicht mehr verlieren wollte. „Weißt du, Alex, ich möchte euch beide nicht mehr verlieren. Wir werden uns deshalb hier so rasch wie möglich eine Wohnung suchen, die groß genug für uns drei ist.“, erklärte Michael ernst. Ich hielt den Atem an, starrte ihn kurz in die Augen und wusste nicht, was ich von seiner Aussagen halten sollte. Das einzige, was ich daran verstand, war, dass er mit uns ein Leben aufbauen wollte, mit Emilie und mir. Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, konnte meine Gedanken jedoch noch immer nicht ordnen. „Du meinst also, dass wir gemeinsam hier in München leben werden?“, fragte ich behutsam nach. Bedächtig nickte Michael, streichelte mir sanft über die Wangen. „Ja, Alex, genau das habe ich vor, denn ich möchte euch zwei nicht mehr verlieren, denn ihr gehört doch einfach zu mir.“, stellte er lächelnd fest, während er sachte meinen Kopf zu sich zog um mich besonders zärtlich küsste. Es war ihm völlig egal, dass wir uns noch immer in dem kleinen Lokal in der Nähe der Staatsanwaltschaft befanden.