So auf Wunsch von jemandem, habe ich angefangen, einen dritten Teil von Kopfgeldjägerin zu schreiben... Ich weiss nicht, ob mir das ganze so gelingt, wie ich es geplant habe, aber wenn nicht... naja dann wird es halt ein wenig anders.... Ich hoffe, euch gefällt die Geschichte.... Aber nun genug geredet... hier mal ein erster Teil.. viel spass
Appelliere immer an das Gute
Die Morgensonne scheint durch das Zimmer und wärmt meine Haut. Draussen liegt der erste Schnee. Ich sitze in meinem warmen Hotelzimmer und blicke zum Fenster hinaus. Meine Gedanken gellten Gerrit, meinem Schüler, der seit gestern Abend nicht mehr zurückgekommen ist. Diesen Auftrag habe ich ihm überlassen. Ich denke, er ist so weit, dass er etwas einfaches erledigen kann. Gerrit ist wahrlich ein guter Schüler und lernt schnell. Noch nie hat er einen Finger gerührt, ohne sich sicher zu sein, dass er alles richtig macht oder ich ihm eine Anweisung gegeben habe. Natürlich mache ich mir Sorgen, ob alles gut geht, bei diesem Auftrag. Aber ich bin ziemlich zuversichtlich. Entspannt lehne ich mich zurück und sehe beim bunten Treiben der Leute auf der Strasse zu. Kleine Kinder laufen neben ihrer Mutter her, die volle Einkaufstüten trägt und lachen fröhlich. Eine alte Frau geht gebückt und vorsichtig den Bürgersteig entlang, wahrscheinlich ist sie auf dem Nachhauseweg. Weiter geht ein junger Mann, grossgewachsen und attraktiv auf das Hotel zu und ich erkenne, dass es mein Schützling ist. Ich atme erleichtert auf und erhebe mich von meinem Stuhl. Nach wenigen Minuten höre ich, wie Gerrit mit der Magnetkarte die Türe öffnet und das Hotelzimmer betritt. „Wie ist es gelaufen?“ Meine Neugier ist ziemlich gross und ich kann es schwer verbergen. „Wie soll es gelaufen sein? Gut natürlich!“ Gerrit lächelt wieder einmal so charmant wie er nur kann. „Keine Probleme? Keine Zeugen?“ Obwohl es mich freut zu hören, dass es gut gelaufen ist, möchte ich ganz sicher gehen. Schliesslich möchte ich nicht, dass man Gerrit schon nach so kurzer Zeit auf die ‚rote’ Liste setzt, was Verbrecher angeht. „Dieser Typ hat nicht einen Mucks gemacht. Er hat mich nur angesehen, aus seinen erstaunten Augen. Eigentlich hatte er nicht die Möglichkeit, etwas zu sagen, es ging zu schnell. Und es gab auch keine Zeugen. Er war in einer kleinen Seitengasse, auf dem Weg zu seiner Geliebten. Da habe ich ihn überrascht. Niemand hat irgendetwas gesehen. Weder wie ich zu ihm hin bin, noch wie ich wieder verschwunden bin.“ „Wieso warst du so lange weg?“ Gerrit verdrehte genervt die Augen. „Vertraust du mir nicht?“ „Doch sicher. Aber ich will nur sichergehen, dass auch wirklich alles gut gelaufen ist. Nicht dass noch jemand auf den Gedanken kommt, wir stecken dahinter. Es muss nur an die falschen Personen geraten und schon hätten wir das Theater.“ „Okay, ich habe verstanden. Du hast Angst, dass Micha und Alex dahinter kommen, wo ich stecke und versuchen könnten, mich wieder auf ihre Seite zu ziehen. Liege ich richtig oder fantasiere ich nur?“ Gerrit kennt mich schon ziemlich gut und das macht mir irgendwie Angst. Es ist nicht gut, wenn ein Mensch zu viel über einen anderen Menschen weiss. Je schlechter man jemanden kennt, desto weniger Einfluss kann man auf den Menschen ausüben. Aber auch das Gegenteil ist der Fall. Wenn mich ein Mensch nicht kennt, kann er mich nicht beeinflussen! Doch bei Gerrit ist irgendwie alles anders, als es eigentlich sein sollte. Darum weiss ich auch, dass ich ihm vertrauen kann, obwohl er zu viel weiss. Ich denke nach, wie ich ihm antworten soll. „Du hast Recht. Tut mir leid, wenn ich zu aufdringlich sein sollte. Aber ich mache mir Sorgen.“ Gerrit streichelt sanft meine Wange. „Du machst dir unnötig Gedanken. Wieso belastest du dich mit solchen Dingen, anstatt zu geniessen, dass ich bei dir bin?! Ich habe mein Schicksal selbst bestimmt und das heisst, ich will bei dir sein. Egal wie, wo und wann...“ Das liebe ich so an Gerrit. Er weiss immer, wie er mich besänftigen kann und macht, dass ich meine Sorgen für eine Weile beiseite schiebe. „Du hast, wie so oft in letzter Zeit ,Recht.“ Ich seufze und gehe zum Bett, wo ich mich hinsetzte. Gerrit folgt mir und setzt sich neben mich hin, legt den Arm um mich. „Süsse, was ist los? Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst, was du hast. Manchmal habe ich das Gefühl, dich überhaupt nicht zu kennen. Ich weiss einiges über dich, aber doch so wenig!“ Gerrit klingt betrübt und das stimmt mich traurig. Nie in meinem ganzen Leben habe ich einen Mann so nahe an mich heran gelassen wie Gerrit. Und es macht mich auch traurig, dass er so viel von meinem Leben gar nicht weiss, obwohl ich ihn Liebe. Ich weiss nicht wirklich, was Liebe heisst, aber ich denke, es ist das, was ich für Gerrit empfinde.
„Es tut mir wirklich schrecklich Leid. Aber ich kann nicht mit dir reden, nicht über die Dinge, die mich beschäftigen. Ich wünschte, ich könnte es, aber etwas in mir sträubt sich dagegen.“ Ich blicke zu Gerrit und sehe in seine blauen, wunderschönen Augen. Einen Augenblick vergesse ich fast, wo ich bin, so sehr fasziniert mich dieser Anblick. Dieser Mann würde für mich sterben und ich rede nicht offen mit ihm. Was ist bloss mit mir los? Vielleicht bin ich so, weil ich es nicht anders kenne. Nie hat jemand gefragt, wie ich mich fühle, ob es mir überhaupt gut geht. Und es hat auch nie jemanden interessiert, was ich mache und wo ich mich herumtreibe. In meinem Leben gab es nie wirklich Liebe. Alle verlangten immer von mir, dass ich funktioniere. Doch Gerrit interessiert sich für mich und mein Leben. Ihm ist wichtig, dass es mir gut geht! Wenn mich etwas bedrückt, dann ist er sofort zur Stelle und macht sich Sorgen. Er hätte verdient, zu wissen, was los ist. Leider ist es nicht so einfach, sich zu öffnen, wenn man Jahre lang nie einen Menschen an sich herangelassen hat. „Du weißt, du kannst immer mit mir reden, egal was es ist! Ich wünschte, du hättest so viel Vertrauen zu mir, dass es dir leicht fällt, darüber zu sprechen!“ „Honey, ich... Du bedeutest mir sehr viel, vielleicht mehr als du denkst. Ich könnte mich manchmal selbst ohrfeigen, weil ich dir einige Dinge nicht erzähle.“ Gerrit nimmt mich in den Arm. Die Wärme des Mannes zu spüren, der mich liebt, ist ein wunderbares Gefühl. Ich wünschte, ich könnte meinen Beruf an den Nagel hängen! Es ist einfach zu gefährlich, das Risiko zu hoch. Bevor dieser Auftrag kam, dass ich die drei Kommissare umbringen muss, war alles ganz anders. Damals hatte ich noch keine Skrupel und mir war ziemlich egal, wenn ich mal ein paar Schrammen davon getragen habe. Aber leider ist es nicht mehr so, ich bin sensibel geworden. In diesem Beruf kann man sich nicht erlauben, sich von Gefühlen leiten zu lassen. Genau in solchen Augenblicken ist man am verwundbarsten. Ich habe mir in den letzten Tagen überlegt, ob ich nach Miami fahren soll und dort einfach bleibe, bis ich alt bin. Natürlich nehme ich Gerrit mit, wenn ich zum Schluss komme, wirklich dorthin zu gehen. Mein Leben hat einen Sinn erhalten, seit Gerrit in mein Leben getreten ist. Nichts ist mehr so, wie es früher einmal war. Liebe ist mir nicht mehr unbekannt und mein Leben hat sich zum besseren gewendet! Gerrit hält mich immer noch fest und ich habe nicht die Absicht, die Umarmung zu lösen. Von mir aus kann die Zeit stehen bleiben, ich habe nichts dagegen, wenn es so wäre. Doch leider dreht sich die Zeit weiter und wir können nicht ewig so sitzen bleiben. Ich seufze und überlege, ob ich Gerrit sagen soll, wieso ich mich fürchte, dass er seinen Ex-Kollegen begegnen könnte. „Weißt du Gerrit, seit ich mit dir zusammen bin, geht es mir besser. Doch ich mache mir Sorgen, dass dir etwas passieren könnte und ich dich verliere! Verstehst du? Ich will nicht wieder alleine sein. Das ist wohl meine grösste Angst. Du hast mir gezeigt, was es heisst, wenn man geliebt wird.“ Gerrit streicht mir sanft über den Arm und sagt kein Wort. Er hört einfach nur zu, was ich zu sagen habe.
WOW endlich schreibst Du die Fortsetzung!!*freu wie ein kleines Kind an Weihnachten* Ich bin jetzt schon wieder hin und weg! Ash hat sich ja ganz schön verändert, die gute ist Gefühlsdusselig geworden*gg* Du beschreibst das schon wieder so genial, dass man automatisch auf der Seite der "bösen" ist. Bin super gespannt, was Du noch so machst!
So auch hier gehts weiter.... mehr habe ich leider im moment nicht!!!
„Wenn du deine ehemaligen Kollegen treffen würdest, dann würden sie alles versuchen, dich wieder auf ihre Seite zu ziehen. Und ich denke, sie würden es vielleicht sogar schaffen, irgendwie. Genau vor dem Augenblick habe ich Angst, in dem du wieder auf die ‚andere’ Seite wechselst! Ich weiss nicht mehr, was ich ohne dich tun soll, verstehst du? Unser Job ist einfach zu riskant geworden in letzter Zeit. Du solltest wissen, dass wen ein Kopfgeldjäger oder eine Kopfgeldjägerin sich zu sehr von ihren Gefühlen beeinflussen lässt, ist die Gefahr um ein vielfaches grösser, geschnappt oder getötet zu werden. Ehrlich gesagt habe ich weder auf das eine noch das andere grosse Lust. In den letzten Tagen habe ich oft nachgedacht, über mich, uns und überhaupt über den Sinn des Lebens.“ „Und was ist dabei herausgekommen?“ „Dass wir aufhören sollten mit unserem Job! Lass ihn uns an den Nagel hängen Gerrit! Wir haben genügend Geld um zehn Mal leben zu können.“ Gerrit runzelt die Stirn. Ihm scheint das Ganze nicht wirklich zu passen, wie ich merke. „Du willst was?“ Er klingt ungläubig und irgendwie enttäuscht und verletzt. Doch ich weiss, dass ich mich auf mein Gefühl bisher immer verlassen konnte, auch wenn es nicht immer positiv war. „Ich will, dass wir unseren Job an den Nagel hängen! Die Angst um dich frisst mich beinahe auf. Damit komme ich nicht mehr klar. Früher einmal wäre dies alles kein Problem gewesen, damals war ich nicht so gefühlsdusselig wie heute. Ich war einmal ein Mensch ohne Skrupel und ohne Gefühl. Leider sind diese Zeiten vorbei. Verstehe mich nicht falsch wenn ich leider sage. Aber mir wäre es manchmal lieber, wenn ich so wäre wie früher!“ Gerrit sieht mich irgendwie verletzt an. „Aber nicht wegen dir! Du darfst nie glauben, egal was du hörst, dass du daran Schuld bist. Ich möchte die Zeit mit dir nicht missen, um nichts in der Welt. Aber es ist manchmal nicht so leicht, mit solchen Dingen umzugehen, wenn man ein Leben lang ohne diese Sachen gelebt hat. Verstehst du?“
So, es ist halt ein wenig gefühlvoll im Moment, aber ich bin der Meinung, dass dies zu diesem Teil der Geschichte gehört... Und naja, ich habe mich soeben entschieden, eine andere Handlung zu 'machen' als eigentlich geplant!! Also lasst euch überraschen... Ich hoffe aber, dass die Story euch trotzdem gefällt bis jetzt und auch bis zum Schluss gefallen wird!!
Gerrit sieht auf den Boden und ich kann sehen, dass er über das nachdenkt, was ich ihm gerade gesagt habe. Dann hebt er den Kopf wieder und sieht mich an, in seinen Augen spiegeln sich Gefühle, die ich nicht definieren kann, weil ich sie bisher noch nie gesehen habe oder weil ich sie nicht kenne? Es gibt noch so vieles, was ich im Moment lerne und Empfinde, was ich nicht einordnen kann, weil es mir bisher fremd war. Doch wer kann mir erklären, um was für Gefühle und Eindrücke es sich dabei handelt, wenn sie mit diesen Dingen aufgewachsen sind? Gerrit nimmt meine Hand in seine Hände. Ich spüre die Wärme und die Zärtlichkeit, die in dieser Berührung liegt. „Ich weiss nicht, wie es ist, wenn man keine Liebe empfängt. Mein Leben lang waren Menschen um mich herum, die mir Geborgenheit, Sicherheit und Liebe gegeben haben, auf die eine oder andere Art. Neben meinen Eltern, habe ich viele Leute gekannt und kenne sie immer noch, die ich durch meine Entscheidung dir zu folgen, verraten und verletzt habe. Es sind Leute, die zum Teil schon mein ganzes Leben lang bei mir waren oder solche, die ich erst seit ein paar Jahren kenne. Meine Beweggründe an deiner Seite zu sein, haben nichts mit logischer Denkweise zu tun, sondern damit, dass ich mich in dich verliebt habe! Ich würde jede Person für dich umbringen, wenn ich wüsste, sie ist eine Gefahr für dich, nur damit ich dich immer in meinen Armen halten kann!“ Ich spüre, wie ein Schauder mich durchläuft, ein unbekanntes Gefühl erfasst mich. Ist es Gerührtheit? Gibt es dies überhaupt oder ist es nur eine Einbildung meiner Wahrnehmungen? Alles was ich bisher nicht gekannt habe, versuche ich logisch zu erklären, doch ich merke, für das meiste gibt es keine logische Erklärung und irgendwie macht mir das Angst. Eine einsame Träne läuft meine Wange hinab und ich spüre, wie Gerrit sie sanft mit einer Hand wegwischt. Die Berührung bewirkt, dass ich am ganzen Körper Gänsehaut habe und ich weiss, dass es eine positive Erfahrung ist. Kann man die Liebe und ihre Arten und Gefühle überhaupt in positiv und negativ unterteilen? Ich weiss es nicht und vielleicht werde ich es nie wissen. Erst jetzt merke ich, dass ich mit meiner Entscheidung, eine Kopfgeldjägerin zu werden und dann auch wirklich diesen Beruf auszuüben, einige Dinge verpasst und nie kennen gelernt habe. Ist es zu spät, das Verpasste noch zu erfahren und zu lernen oder werde ich auf immer im Ungewissen sein, ob ich jemals etwas anderes ausser Morden und Hassen kann? „Ashley, ich weiss wie schwer dir alles fällt und doch fühle ich mich mit jedem Tag mehr von dir hingezogen. Leider ist es mir untersagt, zu fühlen, was in dir vorgeht und daher kann ich dir den ‚richtigen’ weg nicht weisen. Wenn du Hilfe brauchst oder Fragen hast, dann scheue dich nicht, sie mir zu nennen und ich werde dir nach bestem Wissen und Gewissen helfen oder antworten. Doch erwarte nicht, dass ich dir auf jede Frage eine Antwort habe oder auf jedes Problem eine Lösung, sowie dass ich dir immer helfen kann, egal wie gross deine Not ist.“
„Ich weiss nicht, was ich sagen soll... Es ist so ziemlich alles neu für mich! Bisher hat sich noch niemand für mich interessiert, bzw. für meine Gefühle oder meine Probleme. Seit ich ein kleines Mädchen war, musste ich selbst mit allem klar kommen, selbst schauen wo ich bleibe, wie man so schön sagt! Solche Dinge prägen einen Menschen, ob er will oder nicht und es ist nicht einfach, andere Dinge zu erfahren... Ich weiss nicht wie ich das sonst ausdrücken soll! Tut mir leid, wenn es ein wenig plump rüber kommt, aber ich habe schon von Kopfgeldjägern gehört, die es nicht geschafft haben, sich in die Gesellschaft zu integrieren, als sie zu alt waren um ihren Job wahrzunehmen!“ Ja, ich habe viele Berufskollegen gekannt, die zu Grunde gegangen sind, weil sie sich nicht in einer Welt ‚voller’ Liebe und Freundlichkeit zurecht gefunden haben. Ich habe nicht die Lust, so zu enden und einfach als Wrack zu sterben, sondern ich möchte ein glückliches und erfülltes Ende haben. Naja, haben.. das klingt zwar nicht gerade toll, aber wie soll man es den sonst ausdrücken? Gerrit wirkt bedrückt und ich merke, dass ihm etwas schwer auf der Seele liegt. Ob es wohl mit dem soeben gesagten zu tun hat? Nach meiner Intuition zu schliessen schon, aber was heisst das schon? Die letzten beiden Aufträge sind genau darum daneben gegangen... Okay, nicht ganz, aber erfolgreich waren sie bestimmt nicht. Die Kommissare leben alle noch und einer ist jetzt sogar mein Freund, Liebhaber und Schüler! Wenn das ein Erfolg sein soll, dann bin ich Kleopatra. Ich merke wie Gerrit anfängt leicht zu zittern und irgendwie fange ich an, mir Sorgen zu machen. Er ist sehr still und sein Blick ist irgendwie trüb, nicht so wie bei jemandem der stirbt oder gestorben ist, sondern eher wie jemand, der sich Gedanken über den Sinn macht. Welchen Sinn? Ich kann es nicht genau sagen... Vielleicht der Sinn des Lebens, vielleicht auch der Sinn unseres Berufes... „Weißt du, was du alles erzählt hast... Das lässt mich nachdenken.“ Gerrits Stimme klingt traurig und ich weiss nicht, wie ich ihn aufmuntern soll. „Und über was denkst du nach?“ Ich fahre ihm mit meiner freien Hand sacht über den Unterarm. Es ist ein eigenartiges, aber sehr schönes Gefühl... Wieso kann ich nicht sagen, aber es ist so! Gerrit lässt meine Hand los und legt den Arm um mich, damit er mich an sich drücken kann. „Über vieles und nichts... Willst du wirklich den Job an den Nagel hängen?“ Die Frage ist ernst und ich merke, dass Gerrit wohl selbst schon darüber nachgedacht hat. Vielleicht nicht heute oder gestern, aber eventuell vor gar nicht allzu langer Zeit. Ich nicke leicht. „Ganz sicher, aber nur, wenn du es auch willst! Ich könnte es nicht verantworten, dich alleine das Ganze durchzuziehen! Nicht weil du kein Talent hast oder das Können nicht besitzt, sondern weil du mir unendlich viel bedeutest. Zudem ist deine ‚Ausbildung’ noch nicht abgeschlossen und du könntest einen Fehler begehen, an den du gar nicht denkst, weil du es nicht besser weißt.“ „Ist dir das denn auch schon passiert? Also das mit dem ungeahnten Fehler?“
„Ja mehr als einmal. Aber mein Ausbildner wollte, dass ich selbst lerne, was sich gehört und was man besser unterlassen sollte. Einmal hätte es mich beinahe mein Leben gekostet... Ich verfolgte meine Zielperson über die Dächer, so wie man es oft bei den Actionfilmen sieht. Es ist gar nicht so leicht, jemandem auf den Fersen zu bleiben, wenn man aufpassen muss, wohin man springt. Die Verfolgung fand in einem kleinen Dorf in Asien statt... Die Häuser da, waren alle dicht beieinander gebaut worden, wieso weiss ich auch nicht mehr und spielt eigentlich auch keine Rolle! Auf jeden Fall waren die Dächer nass und glatt... Es musste kommen wie es kommen musste, ich glitt aus und fiel etwa drei Meter in die Tiefe. Und zu meinem Unglück, dass ich sonst schon hatte, durchbohrte eine Metallstange mein Bein. Du kannst dir ja denken, dass meine Zielperson mir bestimmt nicht geholfen hat. Nach einer, für mich, unendlich langen viertel Stunde, spürte ich, wie ich hochgehoben wurde. Ich war beinahe ohnmächtig und registrierte nur so halb, dass mein Ausbildner mich gefunden hat. Eine Woche lang habe ich mit dem Tod gekämpft... Wie du ja selbst weißt, können wir Kopfgeldjäger nicht einfach ins Krankenhaus marschieren, wenn wir verletzt sind. Schlussendlich habe ich überlebt und eine Lektion erhalten, die ich nie mehr vergessen werde... Aber du wirst sie nie lernen und auch nicht lernen müssen!“ „Wieso bist du dir so sicher?“ „Weil wir nie nach Asien gehen werden, um dort einen Auftrag auszuführen. Zudem sind die heutigen Gebäude zu weit auseinander und es würde niemand auf die Idee kommen, über die Dächer zu springen... Ausser vielleicht ein Verrückter!“ Gerrit lächelt und ich merke, wie eine Anspannung von ihm fällt. „Die Idee, dass wir ein anderes Leben beginnen sollen, ist gar nicht mal so übel!“ Ich sehe ihn mit erstaunten Augen an. Würde er wirklich einen solchen Schritt für mich machen oder meint er es nicht ernst? Ich weiss gar nicht, was ich denken soll, weil ich mich in einem Gefühlschaos befinde. Tausend Dinge und Gedanken schiessen mir durch den Kopf und noch mehr Empfindungen habe ich derzeit, so kommt es mir zumindest vor! „Meinst du das ernst? Wenn du...“ Weiter komme ich gar nicht, weil Gerrit mich mit einem Kuss zum Schweigen bringt. Er meint es wirklich ernst und in mir breitet sich ein Gefühl aus, dass ich nicht definieren kann. Ich denke, da bin ich aber nicht die einzige Person, weil es ist so... eben so unbeschreiblich! Eine Mischung aus Erleichterung, Glück und sonst noch etwas.... „Ich meine es todernst! Nichts anderes kann ich mir vorstellen, als an deiner Seite zu sein, egal bei was! Wenn du nicht mehr weiter als Kopfgeldjägerin arbeiten möchtest, dann soll es so sein und dein Wunsch, dass ich es auch nicht mehr bin, so werde ich dir diesen Wunsch erfüllen! Du sollst dir schliesslich keine Sorgen um mich machen müssen, denn es passt nicht zu dir...“ „Du weißt gar nicht, wie sehr mich diese Worte freuen!“ Mehr kann ich ihm im Moment nicht sagen, weil mir fehlen die Worte. Gerrit weiss wohl, was in mir vorgeht und drückt mich noch fester an sich. Noch nie habe ich mich so geborgen gefühlt, so in Sicherheit... Ich habe den Eindruck, dass mir nichts geschehen kann, solange Gerrit bei mir ist. Das klingt wie ein Teenager, der das erste Mal verliebt ist. Irgendwie stimmt das auch, denn ich bin zum ersten Mal richtig verliebt und das soll schon was heissen! Am besten geniesse ich einfach die Nähe, die Geborgenheit, die Sicherheit und all das, was eine solche Situation für Empfindungen auslöst. Nach einiger Zeit, in der wir einfach still dagesessen sind, unterbricht Gerrit die Stille. „Hast du dir Gedanken gemacht, wie es weiter gehen soll, wenn wir nicht mehr als Kopfgeldjäger arbeiten?“
Zitat von smilee_lady1988 „Silver, ich weiss wie schwer dir alles fällt und doch fühle ich mich mit jedem Tag mehr von dir hingezogen. Leider ist es mir untersagt, zu fühlen, was in dir vorgeht und daher kann ich dir den ‚richtigen’ weg nicht weisen. Wenn du Hilfe brauchst oder Fragen hast, dann scheue dich nicht, sie mir zu nennen und ich werde dir nach bestem Wissen und Gewissen helfen oder antworten. Doch erwarte nicht, dass ich dir auf jede Frage eine Antwort habe oder auf jedes Problem eine Lösung, sowie dass ich dir immer helfen kann, egal wie gross deine Not ist.“
Diesen Teil mein ich!! Ich dachte, die gute hiess Ash... Silver kam eigentlich nur bei deinen CSI Stories vor.
Aber nun zu deinen Teilen: Wie immer super duper!! Du hast die Gefühle super beschrieben und ich kann mich gut in die Lage von den beiden versetzten... Ich freu mich schon auf den nächsten Teil!
so habs geändert... siehst du, ich war so in meine CSI Stories vertieft, dass ich glatt den Namen von Ash vergessen habe Vielleicht sollte gesagt sein, dass es in dieser Story auch mehrheitlich um die Vergangenheit von Ash geht.... sie erzählt viel... wie ihr bestimmt schon gemerkt habt!!!
Auf diese Frage war ich innerlich zum Teil vorbereitet, aber sie trifft mich trotzdem unerwartet. Ich kann nicht gleich antworten, weil ich mir genauer überlegen muss, was ich ihm sagen soll. Sicherlich sind mir einige Dinge durch den Kopf gegangen, als ich überlegt und schlussendlich entschieden habe, dass ich den Beruf an den Nagel hängen will. Aber eine richtige Antwort habe ich bei meinen vielen Grübeleien nie wirklich auf diese Frage gefunden. Die Angst einfach nur dahinzuleben und keine Bestimmung mehr zu haben, verfolgt mich seit langem, doch ich habe sie bis jetzt gut verdrängen können. Es ist nicht so einfach, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, denn ein Killer bleibt meist ein Killer. Der Charakter verändert sich so, dass man kalt und skrupellos wird. Meist kann man mit anderen Personen nicht mehr normal umgehen und sieht in allem und jedem eine Bedrohung. Wie soll ich dies Gerrit bewusst machen und erklären? Fühlt und denkt er in diesem Punkt so wie ich? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil ich schon viel länger als Kopfgeldjägerin arbeite als er und daher mehr erlebt habe. Gerrit hat bisher nur mich kennen gelernt und von einigen andern von diesem Beruf gehört (z. B. Domino Harvey). Doch leider, oder vielleicht auch zum Glück, weiss er nicht, was noch alles mit einem solchen Leben verbunden ist. „Ich habe mir mehr als nur einmal Gedanken gemacht darüber... Und es ist nicht so einfach, darauf eine Antwort zu finden! Mir ist es auf jeden fall nicht gelungen und meiner Meinung nach, ist es keine einfache Aufgabe und eine noch schwerere Entscheidung, diesen Schritt zu gehen. Geld habe ich genug um zehn Leben zu leben und doch würde ich mich nutzlos fühlen, wenn ich nichts mehr tun würde, also nichts mehr sinnvolles... Für mich ist arbeiten etwas sinnvolles, obwohl viele Leute unsere Berufung nicht als Job ansehen würden! Doch es ist auch ein Beruf, wenn auch einer, bei dem man kein Diplom erhält, worauf steht, dass man eine Ausbildung hat... Eigentlich ist es, laut Gesetz, kriminell, einen anderen Menschen für Geld zu töten, doch ich habe mir aus Gesetzen nie viel gemacht. Du bist da anders.... Meine Beweggründe habe ich dir ja schon erklärt... Aber es ist noch mehr damit verbunden, wenn man diesen, unseren, Beruf aufgibt und wieder unter ‚normale’ Leute geht.“ Ich sehe, dass Gerrit nicht ganz verstehen kann, was ich meine und ich bin ihm nicht einmal wütend. Er kann es gar nicht richtig verstehen, denn er ist erst seit einem Jahr im Geschäft und hat noch nicht so viel erlebt. Die Feindseligkeit der Leute, wenn sie spüren, dass du böse bist... Das kennt er nicht und wird es wohl jetzt auch nie kennen lernen. „Ich versuche es dir zu erklären, okay?“ Gerrit nickt zustimmend. „Ein Versuch ist es wert und ich denke, ich kann noch etwas dabei lernen!“ „Es ist kompliziert, also na ja ich finde zumindest, dass es ein wenig kompliziert ist. Ich hoffe, du kannst mir folgen bei dem, was ich dir nun erzählen werde. Die Dinge, die ich nun sage, haben mit der Erfahrung zu tun, die ich im Laufe der Jahre gesammelt habe. Ich habe viele Kopfgeldjäger kommen und gehen sehen, sogar solche, die jünger waren als ich und es nicht geschafft haben, den Anforderungen gerecht zu werden, die es hier braucht.“ Ich halte kurz inne und versuche meine Worte in eine Reihe zu bringen, damit Gerrit auch wirklich versteht, was ich meine. Aber ich denke, er wird es auch so verstehen. „Wenn man sich entscheidet, dass man als Kopfgeldjäger arbeiten will oder es zumindest versuchen möchte, dann muss man viel aufgeben und vor allem einiges riskieren! Du weißt aus eigener Erfahrung, dass Freunde und die Familie verraten wird und die ganze Existenz aufgegeben werden muss. Die Mehrheit der Personen, die sich für diesen Berufsweg entscheiden, haben so oder so nichts mehr zu verlieren. Ich war und bin selbst so eine Person! In meinem Leben hat es nichts gegeben, dass mich davon abgehalten hätte, diesen Weg einzuschlagen... Meine Familie war tot, mein Freund schlug und missbrauchte mich und auch sonst sah die Zukunft nicht gerade rosig für mich aus! Eines Abend konnte ich sehen, wie eine Mann eine junge Frau umbrachte und ich war wie gebannt von dem Anblick. Ich wusste schon damals, beim ersten Blick, dass es nicht einfach so ein Mord war, sondern alles geplant war, vom ersten Schritt bis zum letzten. Es war wie eine Offenbarung und ich merkte gar nicht, wie ich ein Laut von mir gab, der meinen Tod hätte bedeuten können! Zu meinem Glück fand ich in diesem Mann, der in dieser damaligen Nacht die Frau ermordet hat, meinen Ausbildner und den Wegweiser zu meinem neuen Leben.“ „So weit konnte ich dir folgen... Wie geht es weiter?“
So hier ein ganz langer Teil... jetzt muss ich erst einmal schreiben... aber man merkt wohl, dass es wie ein erster Teil der Story ist...
Gerrit nimmt jedes Wort, das ich ihm erzähle, begierig auf. Die Faszination in seinen Augen ist deutlich sichtbar und mein Erstaunen darüber kann ich nur mit Mühe zurückhalten! „Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass jeder Mensch, der sich der Gefahr bewusst ist oder zumindest weiss, was auf ihn zukommt, wenn er Kopfgeldjäger werden will, nicht mehr er selbst ist. Am Anfang lern man wie man Leute am besten umbringt... Jeder hat seine eigenen Methoden, wie es am schnellsten, langsamsten oder so geht! Doch das weißt du ja bestimmt, sonst müsste ich mich fragen, was ich im letzten Jahr gemacht habe.“ Ich muss lächeln und auch Gerrit lächelt. „Die Abkupplung vom normalen Leben, das man geführt hat, ist nicht immer einfach. Besonders für diejenigen, die alles hatten und viel aufgeben müssen, um das zu werden was sie wollen. Den Meisten ist nicht bewusst, dass es ihr Tod sein kann, wenn sie anfangen, den Pfad entlang zu gehen, damit sie ihren Weg entlang gehen können. Mir und vielen andern Leuten fiel es leichter, weil wir nichts zu verlieren hatten, ausser unser Leben. Wenn man ‚nur’ noch sein Leben hat, weiss man es zu schätzen und man liebt es. Dadurch wird man vorsichtiger und lebt länger, vielleicht überlebt man sogar die eigene Generation von Kopfgeldjägern. Mit der Zeit, vielleicht nicht im ersten Jahr, aber so nach drei vier Jahren, traut man keinem mehr... Weder Berufskollegen, noch Zivilisten sind Vertrauenspersonen einer Kopfgeldjägerin. Das Leben ist sehr einsam, denn es ist sehr selten, dass man ein Team sieht in diesem Beruf. Nur zu Beginn eines jeden Kopfgeldjägers ist man mit jemandem unterwegs, seinem Ausbildner... Mir fiel es nicht so leicht umzudenken, dass hinter jeder Ecke, in jeder Nische jemand stehen könnte, der mir an den Kragen will. Doch ich habe es schnell gelernt, denn Unachtsamkeit ist töricht, wenn man alt werden will.“ Ich atme ein paar Mal durch. Irgendwie weiss ich nicht, was ich da rede! Es ist überhaupt nicht das, was ich sagen wollte, was ich Gerrit beibringen will... Aber wieso erzähle ich ihm andere Dinge, die annähernd mit dem zu tun haben, was ich eigentlich mitteilen will und trotzdem nicht genau das ist? Ich kann es mir nicht erklären... jedoch... Es ist wohl so, weil ich nicht weiss, wie man mit einem Lehrling umgeht, der zudem noch der eigene Freund ist. Oder es liegt daran, dass ich Angst habe, meinen Job aufzugeben und mich von allem zu verabschieden, das ich seit meiner Jugend kenne. Niemals habe ich mich erfüllter gefühlt als dann, wenn ich sehen konnte, wie das Leben aus einem Menschen weicht... Doch jetzt weiss ich, dass man auch glücklich sein kann, wenn man ein normales Leben führt. Was bedeutet normal? Normal kann vieles bedeuteten, doch ich meine normal im Sinne eines Kopfgeldjägers... Ist es das, was ich Gerrit vermitteln will? Es kann sein und ich hoffe, dass es ihm nicht zu ausschweifend wird, was ich ihm erzähle. Sein Blick klebt an meinen Lippen, daraus schliesse ich, dass es für ihn sehr interessant ist, was ich sage. Also werde ich ihn nicht länger warten lassen und mehr erzählen. „Man lernt seine Gefühle zu verbannen, denn Gefühle sind Gift, wenn man ein guter Killer sein will. Doch gut und erfolgreich sind wiederum zweierlei Dinge! Nicht selten meinen die Leute, sie hätten jemanden umgebracht, doch ein Rettungsteam konnte die Person wiederbeleben. Das nennt man dann Pech... Doch es passiert nicht nur Anfängern, sondern auch solchen, die länger im Beruf sind und eigentlich die Erfahrung haben sollten, einen Menschen unschädlich zu machen. Man kann sich täuschen, wenn man jemanden sieht... Wenn du jetzt auf die Strasse gehst und einen jungen Mann siehst, vielleicht knapp dreiundzwanzig, der einen Anzug trägt, seine Aktentasche leicht herumschwenkt und zur Bushaltestelle schlendert, was denkst du da? Klar, ein Bankier oder ein Manager, obwohl er ein Bisschen zu jung dafür wäre... Doch was, wenn hinter diesem Erscheinungsbild ein ganz anderer Mensch steckt? Vielleicht bringt genau dieser junge Mann dir deinen Tod, noch eher du dich versiehst! Verstehst du was ich meine? Wenn du einmal ein richtiger Kopfgeldjäger bist oder auf dem besten Weg dazu, dann sind deine Sinne geschärft. Du siehst hinter jeder Ecke eine drohende Gefahr, doch wenn du dann da bist, ist da nicht, ausser vielleicht eine Mülltonne oder eine Katze, die nach etwas essbarem sucht. Du gehst durch die Strassen und in jedem siehst du einen Konkurrenten oder noch schlimmer, jemanden, der dich umbringen will! Stell dir vor, du willst wieder ein normales Leben anfangen und siehst aber überall Gefahren lauern, die gar nicht existierten? Paranoia ist dann nicht mehr weit entfernt und wird vielleicht bald dein bester Freund sein, ehe du amen sagen kannst.“ „Du meinst, dass es sein kann, dass ich oder du es nicht schaffen werden, wieder ein normales Leben aufzubauen? Ist es das was du mir sagen willst?“ „Nur zum Teil... Ich wollte dir eigentlich damit weismachen, dass es viel mehr als nur ein paar Worte braucht, um zu entscheiden, was man den rest des Lebens machen will! Im Gegensatz zu einer Putzfrau oder eines Polizisten, können wir nicht einfach eben unseren Lebenslauf und unsere Bewerbung in eine Firma bringen und sagen, hey hier bin ich! Du weißt so gut wie ich, dass wir im ganzen Land gesucht werden und es wird nicht von heute auf morgen besser werden... Es kann Jahre dauern, bis sie es aufgeben oder sie können uns ein Leben lang suchen. Eine Möglichkeit wäre, dass wir uns ins Ausland absetzten, doch auch dort kann man uns erkennen und verhaften lassen. Glaubst du, die Regierung dort wird uns in Schutz nehmen? Ich denke eher, dass sie uns unverzüglich ausliefern werden, weil sie Angst haben, dass wir auch in ihrem Land Leute ermorden können. Was sie aber wohl oder übel akzeptieren müssten ist, dass es überall Leute wie uns beide gibt. In keinem Land der Welt ist es friedlich und nirgendwo kann man sagen, hier geschehen keine Verbrechen! Einige von ihnen sind ungeklärt und genau diese Verbrechen sind solche, die Berufskollegen von uns verübt haben. Die Polizisten denken aber gar nicht so weit, dass ein Kopfgeldjäger hinter allem stecken könnte, weil sie es nicht tagtäglich erleben... Es wäre viel zu weit hergeholt, we aus einem schlechten Film oder einem guten, je nach Sicht des Betrachters. Ich habe mir lange überlegt, ob ich wirklich alles aufgeben soll, Gefahr laufen soll, dass ich jederzeit ins Gefängnis gesteckt werden könnte... Am Anfang hat die Antwort immer nein gelautet, ich kann es nicht, denn all das hier ist mein Leben, meine Bestimmung. Doch mit der Zeit, als ich gesehen habe, wie gut du dich machst, da wurden auch meine Ängste grösser. Was, wenn jemand auf dich aufmerksam wird und du zur Zielscheibe wirst? Was wenn du plötzlich erschossen wirst und ich deine Leiche entdecke?“ Ich fange an zu zittern, obwohl ich das eigentlich gar nicht will. Gerrit merkt, dass mich etwas beschäftigt und es mir nicht leicht fällt, ihm das alles zu sagen, doch ich bin einfach der Meinung, es ist an der Zeit, mehr und mehr über mich zu erzählen. „Ich mache mir Sorgen um dich! Wenn du selbst zur Zielscheibe wirst, dann kann ich dir nicht mehr helfen und ich kann dir auch nicht sagen oder beibringen, wie du da wieder raus kommst. Ich musste es auch selbst lernen, weil es eines der wenigen Dinge ist, die niemand einem anderen Menschen beibringen kann. Der Überlebenswille ist gefragt, wenn man in eine solche Situation kommt. Wer an seinem Leben festhält und es liebt, der wird einen Weg und Mittel finden, wie er aus der Sache heil raus kommt. Sollte diese Person aber nicht viel von seinem Leben halten oder es gar schon aufgegeben haben, so besteht kaum eine Hoffnung, dass man noch lange am Leben ist. Du musst dir selbst bewusst sein, was es heisst, sein Leben zu lieben! Es ist schnell gesagt, ich will nicht sterben, aber wenn es darauf ankommt, dann wählen viele Leute den Tod!“ „Ich denke, ich habe begriffen was du meinst... Auch wenn du es mir nicht glaubst! Du hast mehr erlebt und mehr Erfahrung als ich, was mir durchaus bewusst ist! Aber ich werde weniger Mühe haben, mich wieder in meinen Alltag einzufinden als du. Ich weiss wie es ist, wenn man einen ‚normalen’ Beruf hat und nichts von dem Leben hier weiss. Du hast recht, die Leute, die alles im Leben haben, müssen viel aufgeben, wenn sie das hier wollen! So ist es auch bei mir gewesen... Mir ist es nicht leicht gefallen, doch wirklich schwer auch nicht. Ich kann meinen Kollegen unter die Augen treten und ihnen weismachen, dass ich nicht aus freien Stücken mit dir gegangen bin. Doch dann müsste ich die Gefühle zu dir verleugnen und du müsstest dein Leben lang auf der Flucht sein, weil sie mich fragen würden, wo du jetzt bist und wie ich entkommen bin. Du siehst, meine Möglichkeiten sind grösser als deine, wieder in die Gesellschaft integriert zu werden. Trotz allem will ich bei dir sein, egal was geschieht, egal wo wir hingehen werden. Auch wenn wir ein Leben lang auf der Flucht sein sollten, werde ich nicht von deiner Seite weichen... Werden wir mal getrennt, dann suche ich dich, bis ich wieder bei dir bin, auch wenn ich bis ans Ende der Welt gehen muss, um dich zu finden! Um nichts in der Welt würde ich die Zeit zurückdrehen, um mich anders zu entscheiden und nicht dir zu folgen. Ich würde mich jederzeit wieder so entscheiden, wieder genauso handeln, wie ich es vor einem Jahr getan habe!“ Manchmal sind die Menschen kompliziert und ich kann sie einfach nicht verstehen. Ich wollte Gerrit einmal umbringen und doch liebt er mich? Da soll noch einer schlau daraus werden, aber ich bestimmt nicht! Das Sprichwort ‚Liebe macht blind!’ trifft hier wohl zu. „Ich wollte dich einmal töten... Diese Tatsache hast du wohl noch nicht vergessen, oder?“ „Nein habe ich nicht... Doch wenn du diesen Auftrag damals nicht erhalten hättest, vielleicht würden wir uns heute nicht kennen! Unser Leben wäre womöglich ganz anders verlaufen, als es jetzt verlaufen ist. Ich finde, so wie alles ist, so soll es auch bleiben. Ob Schicksal oder Zufall, mir ist das eigentlich egal, Hauptsache ich kann für immer bei dir bleiben und deine Nähe geniessen!“ Ich lehne mich noch mehr an Gerrit und verfalle in Schweigen. Jedes weitere Wort wäre zu viel gewesen und es ist schon beschlossene Sache, dass wir bald nicht mehr Kopfgeldjäger sein werden. Doch eine Frage stellt sich mir trotzdem: Was wird danach sein? Ich hoffe, dass ich bald eine Antwort darauf erhalten werde, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass danach einfach nichts sein wird. Sanfte Küsse bedecken meinen Hals und ich spüre den warmen Atem von Gerrit auf meiner Haut. Ich küsse ihn sanft und doch mit Nachdruck und Leidenschaft. Wie sehr ich mich nach dem Körper dieses Mannes sehne... Nach jeder Faser und jedem Muskel, nach einfach allem... Und da Gerrit weiss, was ich will, dauert es auch nicht lange, bis ich bekomme was ich will!