Als Michael das Untersuchungszimmer betrat, lag Alex ganz ruhig auf der Liege, sie guckte zur Seite, in Richtung Tür, sah Michael und drehte wieder ihren Kopf und starrte weiter an die Decke. Zwar nahm Alex alles um sich herum war, doch sie verschloss sich nun vollkommen. Ein herankommen an sie, war nahezu unmöglich. Michael versuchte alles, aber auch die Ärzte und eine Psychologin, doch Alex reagierte nicht. Sie lebte in ihrer Welt. Da Alex noch ca. eine halbe Stunde zu Beobachtung da bleiben musste, um zu sehen, wie sie auf die verschiedenen Beruhigungsmittel etc. reagierte, verlies Michael das Zimmer und ging tief bestürzt in Richtung Ausgang. Dort holte er erstmal tief Luft und versuchte einen klaren Gedanken über das Geschehene zu schaffen, doch dabei konnte er es nicht verhindern, dass ihm Tränen der Verzweiflung und der Hilflosigkeit herunter liefen. Er wischte sich diese weg, doch er konnte einfach nicht die Tränen unterdrücken und so stand er in einer ruhigen unbeobachteten Ecke und weinte. Es tat ihm gut, alles raus zu lassen, was sich alles anstaute. Nach einigen Minuten griff er nach seinem Handy und rief Gerrit an. Michael klärte Gerrit, so gut er konnte, über alles auf, was sich ereignete. „Michael, ich bin gleich da, warte auf mich. Gemeinsam sind wir stark, gemeinsam werden wir das schon schaffen“, sagte Gerrit und versuchte nicht nur Michael Mut zu machen, sondern auch sich selbst.
Es dauerte nicht lange und Gerrit fuhr mit seinem Auto am Krankenhaus vor. Michael stand ziemlich fertig und immer noch leicht aufgelöst am Eingang des Krankenhauses und trat von einem Fuß auf den anderen. Dabei hing er mit seinen Gedanken immer bei Alex. Michael war so vertieft, dass er nicht mit bekam, wie Gerrit auf ihn zukam. Erst als er direkt vor im stand, eine Hand auf seine Schulter legte und ihn dabei aufmunternd ansah. „Michael, wir schaffen das. Da bin ich mir sicher“, versuchte er Michael noch guten Mutes zu zureden, doch selbst hatte auch er so seine Zweifel. So hingen beide ihren Gedanken nach und machten sich schweigend auf dem Weg zu Alex ins Untersuchungszimmer. Gerrit gab sich alle Mühe, seine eigenen Bedürfnisse und Sorgen, die er hatte so zurückzustellen, dass er vollkommen für Michael da war. Doch immer wenn sie sich versuchten gegenseitig zu ermuntern, klappte es nicht so recht. Zu sehr waren sie beiden in sich gekehrt und hingen ihren Gedanken und Ängsten um Alex nach. Keiner der beiden wussten so recht, wie es weiter gehen sollte. Oder was sie erwartete, wenn sie das Zimmer betraten, vor der sie gerade stehen und langsam, ja schon zaghaft öffneten. Alex lag ganz ruhig und still auf der Liege, die Arme vor der Brust verschränkt – mit offenen Augen starrte sie an die Decke. Sie war sehr in sich gekehrt und dachte nach, nichts um sich herum nahm sie war. Sie dachte über vieles nach, ja sogar über ihr bisheriges und ihr momentanes Leben, ob es noch Sinn machte zu leben. Sie wollte und konnte auch nicht mehr so leben, wie jetzt. Ihr Körper hatte keine Kraft mehr, seelisch setzte ihr alles sehr zu. Es stieg innerlich immer mehr Panik auf und Angst auf, die sie aber äußerlich nicht zu Wirkung brachte. Ihr bisheriges Leben ist wie ausgelöscht, nichts ist mehr so wie es einmal war. Alles ist zerstört und wie weggeblasen, jegliche Freude, Offenheit und Zuversicht. Doch weder Alex, noch Gerrit und Michael wussten, wie es weiter gehen sollte. Da sie Alex nun mitnehmen durften, stand diese auf, folgte ihnen wortlos. Das Alex dringend psychologische Hilfe benötigte, war allen klar, denn sie zerfraß sich innerlich vollkommen. Immer mehr begannen Angstzustände, so wie das Gefühl, ein nichts zu sein, zu zunehmen. Sie fühlte sich vollkommen wertlos. Das entging Michael und Gerrit in den nächsten 2 Tagen absolut nicht. Zudem verschloss sich Alex immer mehr. Sie lag nur noch im Gästezimmer und starrte an die Decke. Michael wusste nicht mehr, wie es noch weiter gehen sollte. Tagsüber war er allein’ mit Alex, die immer nur allein sein wollte. Hin und wieder gesellte sich Michael einfach zu ihr, nahm ihre Hand, redete ihr gut zu oder streichelte ihr über den Kopf, doch all dies ging nur, wenn sie schlief. Denn sonst wurde er von Alex immer in einem aggressiven Ton aus dem Zimmer geworfen. Zwei Tage später, es war nun schon Freitag, genau eine Woche lag nun das verbrechen zurück, ging es Alex gesundheitlich immer schlechter. Still und einsam klagte sie über Bauchschmerzen, doch nur allein, wenn einer im Zimmer war, riss sie sich zusammen. Doch sie konnte es nicht verhindern, dass sich in der Nacht von Freitag auf Samstag, im Bett umher warf, was auch Michael mitbekam. Dieser eilte sofort hoch und entdeckte Alex zusammengekauert im Bett liegend. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sie sich ihren Bauch. Doch so schnell diese Krämpfe kamen, so ließen sie auch nach.
Als Alex Michael sah, nahm sie sich zusammen, unter keinen Umständen wollte sie es zulassen, dass Michael etwas Wind von dieser Sache bekam. Als Michael sie ansprach, blockte sie ab und drehte sich zur Seite und schloss ihre Augen. Michael war ratlos, er kam absolut nicht mehr an sie heran. So ging er wieder hilflos, aber auch vor allem ratlos aus dem Zimmer. Er fühlte sich mies, wie gerne würde er ihr helfen , sie in den Arm nehmen und sagen „Alles Wird gut“, doch Alex ließ keinen mehr an sich heran. Die restliche Nacht verlief ruhig, zumindest für Michael. Alex kämpfte immer noch mit ihren Bauchschmerzen. Hin und wieder traten Krämpfe auf, die aber nicht lange anhielten. Doch Alex riss sich, so gut es ging, zusammen. So verlief auch der Samstag sehr trübe. Alex litt immer noch unter heftigen Schmerzen, ihre Temperatur war wieder gestiegen, hinzu kamen Kopfschmerzen. So lag sie nur noch den Tag über Bett und schlief, soweit es ging. Michael hingegen saß traurig und niedergeschlagen auf der Couch und dachte wie schon die restlichen Tage nach. Es machte ihn echt wahnsinnig, wie sehr Alex litt und sich allen verschloss. Einsam liefen ihm ein paar Tränen über das Gesicht, er konnte einfach nicht mehr alles unterdrücken. Wie schon am Krankenhaus weinte er hemmungslos. Er stand auf, ging zu seinem Fenster und sah hinaus. Draußen regnete es gerade in strömen und war Dunkel. „So sieht es wohl auch gerade in Alex aus. Alles weht durcheinander, es regnet und alles ist düster“, dachte sich Michael im stillen. Doch wie es nun wirklich in Alex aussah, wusste keiner, man konnte es sich nur denken. Doch Michael versuchte sich zusammen zu reißen, er konnte nicht auch noch schlapp machen. Derzeit ist er fast der einzige, der für Alex den ganzen Tag da ist. Auch wenn die eine Woche rum ist, hatte es Gerrit tatsächlich geschafft, für Michael noch eine Woche mehr zu bekommen. Doch wie es dann weiter ging, wusste keiner der beiden. Denn ob Gerrit anschließend eine oder mehrere Wochen frei bekam, wusste bisher keiner. Und wieder einmal saß Gerrit im Büro und bearbeitete Akten und nebenbei versuchte er in „Sachen“ Vergewaltigung weiter zu kommen, doch er tat sich schwer, so ohne neue Anhaltspunkte. Eigentlich müsste der Tag bei Gerrit nicht 24, sondern 48 Stunden haben. Er kämpfte verbissen mit seinen Gedanken, denn statt sich auf die Akten zu konzentrieren, glitt er häufig mit seinen Gedanken zu Alex ab. Wie auch Michael, der wieder am Bett seiner Kollegin und besten Freundin saß und sich verzweifelt Sorgen machte. Ratlosigkeit machte sich immer mehr in ihm breit, auch er stieß an seine Grenzen, doch bisher kämpfte er dagegen an. Alex selbst lag nur noch im Bett, hielt sich den Bauch und starrte zur Seite, aber immer auf die Seite, wo keiner direkt in ihr Gesicht sehen konnte. Beim berühren ihrer Haut merkte auch Michael, dass Alex’ Fieber wieder etwas gestiegen war. Das nun wirklich etwas nicht mehr mit ihr stimmte, das war nun endgültig für Michael klar. Doch was sollte er tun? Wieder einen Arzt rufen, kam für ihn nicht in Frage. Sobald Alex das Wort „Arzt“ auch nur hörte, begann sie am ganzen Körper zu zittern. „Woher kommen nur die Bauchschmerzen und nun auch wieder die erhöhte Temperatur?“ Während Michael sich Sorgen machte, lag Alex ganz ruhig und besonnen im Bett. Sie war nicht einmal mehr in der Lage zu weinen, stattdessen machte sich Wut und Trauer in ihrem Körper breit. Ihr gesamtes und schönes Leben bisher, löste sich von einer Minute zur anderen wie in Luft auf. Hatte Alex noch die Kraft, sich aufzuraffen und ein „neues“ Leben zu beginnen?
So verging Sonntag, für Alex schien alles bedeutungslos zu sein, ja sie fühlte sich sogar wertlos und zu nichts mehr zu gebrauchen. Fragen wie: „Warum lebe ich eigentlich? Was hat mir das bisherige Leben gebracht“, gingen ihr durch den Kopf. Den ganzen Sonntag über lag Alex im Bett und litt ganz leise. Tränen der Verzweiflung, der Angst, liefen ihr übers Gesicht. Doch sobald sie nicht alleine war, war für sie die Welt in Ordnung. Unter keinen Umständen wollte sie sich schwach sein und zeigen, dass es ihr noch schlechter ging, als es eh schon vermutet wurde. Die Nacht über schlief Alex nicht so gut, sie wälzte sich hin und her und hatte teilweise starke Schmerzen, zudem kam noch die Übelkeit und Kopfschmerzen hinzu. Erst gegen Morgen schlief Alex endlich ruhig ein. Gegen Mittag, Alex schlief immer noch, läutete das Telefon. Michael saß auf seiner Couch im Wohnzimmer und dachte nach, das klingeln riss ihn aus seinen Gedanken um Alex. Michael stand auf, ging ans Telefon, als er sprach konnte er nicht vermeiden, dass seine Stimme leicht zitterte vor Anspannung und Angst. Seine Sorgen um Alex waren unermesslich, kaum zu beschreiben, egal was war, er dachte nur an sie. „Guten Tag Herr Naseband, Dr. Montag hier. Ich rufe wegen den Ergebnissen an. Leider konnte ich mich am Freitag schon nicht bei Ihnen melden, da die Praxis geschlossen war“, erklärte Alex’ Gynäkologe. Michael brachte nur ein knappes „Ja!“, hervor. Die Angst in diesem Moment war so groß. „Wie würden die Ergebnisse sein? Ist Alex ernsthaft krank?“, fragen, die er sich nicht beantworten konnte. Es herrschte Stille für einige Sekunden, die Michael wie endlose Minuten vorkamen. Endlich brachte Michael die Frage, die ihn sehr beschäftigte, über seine Lippen. „Was sagen die Ergebnisse?“ Seine Hände zitterten vor Anspannung und Aufregung. „Leider steht noch immer ein Ergebnis aus, das von der HIV-Untersuchung, dass dauert in der Regel leider um die 6-8 Wochen. Sobald ich diese habe, melde ich mich auch bei Ihnen.“ Wieder schweigen. „Was kommt noch? Wird es eine gute Nachricht sein?“, fragte sich Michael. Er hoffte inständig, dass es wirklich mal etwas Positives für Alex gab. Es war nur das Rauschen vom Telefon zu entnehmen, ansonsten war es still. Michael war mit seinen Gedanken woanders. Erst die Stimme des Arztes brachte ihn wieder zurück. „Herr Naseband, Frau Rietz ist nicht schwanger, dass ist das eine. Zum anderen kann ich Ihnen nicht ganz sagen, ob Frau Rietz sich nicht doch etwas eingefangen hat. Laut den Blutergebnissen sind leichte Entzündungsanzeichen vorahnden, was sich aber auch täuschen kann – durch viele Einflüsse. Da müssen wir einfach mal abwarten.“ Ein leichtes Lächeln huschte über die Lippen von Michael, doch sofort verdunkelte sich sein Gesicht wieder. Wenn er an Alex mit den ganzen Schmerzen und Sorgen dachte, wie sie im Bett liegt und litt. „Wie geht es denn Frau Rietz?“, fragte der Arzt von Alex mit einer Sorgenfalte auf seiner Stirn. Er machte sich wirklich Sorgen um die physische und psychische Verfassung seiner Patientin. Diese Frage brachte Michael plötzlich um seine Verfassung, Tränen rannen ihm übers Gesicht.
Er konnte sie einfach nicht zurückhalten, auch der Arzt von Alex merkte es. „Herr Naseband, ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragte Dr. Montag besorgt. Michael überlegte kurz, wie er den momentanen Gesundheitszustand seiner Kollegin erklären könnte. Doch dann sprudelte alles aus ihm heraus. Die Bauchschmerzen, die Krämpfe, die Übelkeit und die immer noch erhöhte Temperatur. Besorgt hörte sich der Arzt alles an. Er hatte bereits eine Vermutung, die er aber noch für sich behielt. „Das hört sich nach einer Infektion an, die ich bereits schon erwähnt hatte, dass würde auch die Blutergebnisse erklären. Am besten Sie versuchen so schnell wie möglich, am besten heute noch, in meine Praxis zu kommen. Denn falls es eine Infektion ist, ist damit nicht zu spaßen“, erklärte Dr.Montag. „Ich kann es nur versuchen, Sie wissen doch, wie Frau Rietz beim letzten Mal reagiert hatte. Und es wird bestimmt nicht einfach werden, ihr zu erklären, warum sie noch mal in ihre Praxis kommen muss. Ich werde versuchen mir Frau Rietz vorbei zu kommen. Ich melde mich bei Ihnen, bevor ich los fahre. Ob es heute noch was wird, kann ich Ihnen nicht ganz versprechen. Frau Rietz lässt keinen an sich heran, es ist fast unmöglich mit ihr zu reden“, gab Michael besorgt von sich. Und so beendeten sie das Telefonat. Michael legte auf und lies sich erschöpft auf seine Couch nieder. Er schloss seine Augen und dachte wieder einmal nach, zwar gab es schon eine gute Nachricht, doch diese überschattete alle anderen Nachrichten. Doch wie es nun weiter gehen sollte, war für ihn ein immer noch offentstehndes Rätsel. Nun saß er da und überlegte wie er Alex alles erklären könnte, doch er kam zu keinem Entschluss. Wieder nahm Michael seinen Telefonhörer zur Hand, sah auf das Display, doch ehe er die Nummer des K11s eingeben konnte, blinkte es mit einer, für ihn, unbekannten Nummer auf. „Michael Naseband?“, meldete er sich, noch immer zitterte seine Stimme leicht, wenn er sprach. „Marlies Rietz, ich bin die Mutter von Alexandra Rietz!“ – „Auch das noch“, dachte sich Michael im Stillen. „Guten Tag Herr Naseband. Ich möchte sie nicht lange stören, doch wissen. Sein zufällig, was mit meiner Tochter ist? Alex hat sich schon seit langer Zeit nicht mehr gemeldet, und ich selber erreiche sie nicht. Zu Hause geht sie nicht ans Telefon und ihr Handy ist auch aus. Im Büro ist keiner, der mir sagen kann, was mit meiner Tochter ist. Alex gab mir mal ihre Nummer, deshalb rufe ich nun bei Ihnen persönlich an. Ich mache mir solche Sorgen um Alex, dass ist nicht ihre Art, sich gar nicht zu melden“, gab Alex’ Mutter besorgt und auch ängstlich von sich. Sie kam fast vor Sorgen um. Es herrschte eine betretene Stille am Telefon. „Auch das noch, was mache ich nun?“, fragte sich Michael. Genau das was er nicht wollte, war eingetreten. „Wie erkläre ich Alex’ Mutter das bloß? Kann Frau Rietz die Wahrheit sagen? Eigentlich ja nicht, so was muss Alex schon selber machen. Doch was sage ich ihr bloß?“, Michael überlegte und überlegte. Er musste ihr einfach was anderes auftischen als die Wahrheit, doch es ging nicht anders. „Frau Rietz, es tut mir leid, doch was mit Ihrer Tochter ist, kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich weiß nur, dass Alex’ derzeit Urlaub hat. Sobald ich etwas von ihr hören sollte, werde ich mich bei Ihnen melden!“, versuchte Michael Frau Rietz abzuwimmeln. „Gut, dann melden Sie sich bitte bei mir!“ und Alex’ Mutter legte auf. So ganz wollte sie sich mit der Antwort nicht zufrieden geben. Denn jede Mutter merkt, wenn etwas mit ihren Kindern nicht stimmte. Und es war nie Alex’ Art sich einfach ein paar Wochen nicht zu melden. Und so wurden die Sorgen von Alex’ Eltern immer größer.
Michael hing immer noch seinen Gedanken nach, er hatte ein schlechtes Gewissen, dass er Alex’ Mutter zu abgewimmelt hatte und dazu noch nicht mal die Wahrheit sagte. Auch wenn immer noch ein kleines Stückchen Wahrheit dahinter steckte, doch wohl fühlte er sich in seine Haut absolut nicht. Doch eine andere Möglichkeit gab es nicht und damit musste Michael sich zufrieden geben. „Das kann halt wirklich nur Alex machen, auch wenn es ihr schwer fallen wird“, dachte sich Michael. Nun endlich rief er Gerrit an, er musste einfach mit jemanden reden. Vor allem bereitete ihm eines große Sorgen. „Wie erkläre ich Alex alles?“, fragte er sich immer und immer wieder. Auch Gerrit tat es gut, mit Michael reden zu können. Gerrit saß noch immer im Büro und kam nicht voran. Seine Konzentration galt anhaltend nur Alex und nicht den hauptsächlichen Ermittlungen. Und so kam Gerrit nicht weiter, seine Gedanken und Sorgen um Alex verliefen sich im Kreis. Doch auch er wusste nicht, wie es weiter gehen sollte, er kam einfach nicht weiter. Die Hilflosigkeit machte beiden wahnsinnig. Beide wussten nicht mehr, wie sie noch damit umgehen konnten. Sie zweifelten immer mehr an sich selber. Michael stand besonders unter Anspannung, seine Sorgen waren unermesslich, er wusste noch immer nicht, wie er Alex alles erklären sollte und seine Beurlaubung ging dem Ende entgegen und ab nächster Woche muss er wieder arbeiten und Gerrit würde die Aufgaben von Michael übernehmen. Zwar hatte er noch eine zusätzliche Woche bekommen, doch bisher nütze dies auch nicht viel, Alex lies niemanden an sich heran. Michael und Gerrit merkten deutlich, wie sehr alles psychisch von ihnen abverlangt wurde, doch sie kämpften gegen ihren Körper, ihrer seelischen Verfassung gegen an. Es tat beiden sichtlich gut, sich auszusprechen, doch wieder herum belasteten sie sich mit den Sorgen und Ängsten des anderen aufs Neue. Nachdem Gerrit versprach am Abend vorbei zu kommen, beendeten sie das Telefonat. Gerrit machte sich wieder an die Arbeit, so weit es ging und Michael blieb auf der Couch sitzen. Er wusste einfach nicht, wie er das noch alles bewältigen sollte.
Alex lag noch immer halbschlafend im Bett, doch die aufkommenden Schmerzen hinderten sie daran weiter zu schlafen. Alex richtete sich im Bett auf, noch immer war sie sehr müde und völlig erschöpft. Nun saß sie mit dem Rücken angelehnt an einer Wand, zog ihre Beine an, soweit es die Schmerzen zuließen. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie konnte einfach nicht mehr. Alex war sehr unruhig, sie kam absolut nicht mehr zur Ruhe, die schmerzen machten sie langsam wahnsinnig. „Ich kann nicht mehr, ich will auch bald nicht mehr“, weinte Alex leise vor sich hin. Immer wieder dachte sie über das bisherige Leben von sich nach. Ob es noch einen Sinn machte, für etwas zu kämpfen oder ob es sowieso zerstört war. In den letzten Tagen davor ließ auch ihr sonst so starker Lebenswille nach. Alex weinte einfach nur und litt mit all den Schmerzen allein. Michael saß noch immer im Wohnzimmer und dachte nach. Doch er kam zu keiner Lösung, er musste nun dadurch, wie schon so häufig. Er musste mit Alex reden, egal was passierte. So stand er auf und ging leise die Treppe hoch. An der Tür blieb er stehen, er hörte, wie drinnen aus dem Zimmer leise herzerreisende Schluchzer zu hören waren. Wieder krampfte sein Herz zusammen, es machte ihn einfach zu schaffen, wie sehr Alex litt und niemanden an sich heran ließ. Michael holte tief Luft und betrat das Zimmer, ganz langsam ging er in das Zimmer und blieb kurz vor dem Bett stehen. Es schockte ihn, was er sah. Alex saß noch immer im Bett, mit leicht angewinkelten Beinen und hielt sich den schmerzenden Bauch. Das Gesicht war blass und nur von Tränen überseht. Ihre Augen waren glasig und ohne jeglichen Glanz. Michael überlief ein kalter Schauer, es tat ihm weh, zu sehen, wie sehr Alex sich quälte.
Langsam kam Michael immer näher, er setze sich vorsichtig neben sie, auf die Bettkante. Alex wich ihm nicht aus, sie sah nach unten, sie konnte ihm gerade nicht ins Gesicht sehen. Michael wieder herum nahm eine ihrer Hände und hielt sie fest, mit der anderen noch freien Hand streichelte er ihr zart über ihre heißen Wangen. Dies beunruhigte ihn auch sehr, da Alex auch ziemlich fiebrig aussah. Langsam hob Alex ihren Kopf und sah Michael direkt ins Gesicht. Ihre Augen wirkten sehr glasig und ohne jeglichen Glanz. Michael rückte noch etwas näher zu Alex heran und nahm sie bei den Schultern und drückte sie leicht an sich, dabei streichelte er ihr wieder sanft über den Rücken. Alex ließ alles mit sich machen, auf der einen Seite hatte sie immer noch ein Unwohlsein, wenn sie ein Mann berührte, doch auf der anderen Seite, gab Michael ihr gerade das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Alex saß einfach nur da und hielt sich der freien Hand ihren immer noch stark schmerzenden Bauch, dabei liefen ihr wieder Tränen übers Gesicht. „Michael, ich kann nicht mehr, mir tut mein Bauch so weh“, klagte Alex leise und immer noch liefen die Tränen unentwegt über die Wangen und hinterließen ihre Spuren. Langsam neigte Alex ihren Kopf zur Seite und legte den auf Michaels Schulter ab. Auch wenn Alex langsam die nötige Nähe sucht, so hält sie sich immer noch etwas zurück. Doch das Vertrauen zu Michael nahm langsam zu. Und genau das machte Michael Angst, denn in ein paar Tagen müsste er wieder arbeiten und kann sich nicht mehr rund um die Uhr um Alex kümmern, und wenn sie jetzt zu ihm nur Vertrauen sammelt, kommen sie nie weiter. Denn in ein paar tagen würde Gerrit hier sitzen. Doch bevor sich Michael darüber weiter Gedanken machte, musste er erst einmal das Problem Gesundheit und Arzt mit Alex klären. Es herrschte eine Stille Michael überlegte, wie er beginnen könnte, doch es fiel ihm nichts ein, so fing er einfach an. „Alex?“, begann Michael unsicher. „Ja?“, fragte Alex leise und kaum hörbar. „Ich muss mit Dir reden“, er stockte, er wusste einfach nicht, ob es alles so richtig war. „Heute Morgen rief Dr.Montag bei mir an“, Michael schluckte und holte nochmals tief Luft. „Es gibt eine gute Nachricht, Du bist nicht schwanger, doch es gibt da noch eine Sache“, Michael stockte wieder, es war einfach fast unmöglich für ihn mit Alex zu sprechen, da er sich gut denken konnte, wie es gerade in ihr aussah. „Ich habe Dr.Montag von Deinen Schmerzen berichtet und er bat mich, mit Dir noch einmal zu ihm zu fahren. Da es sein kann, dass Du Dir eine Infektion eingefangen hast“, Michael war erleichtert, endlich war alles raus. Doch eine wichtige Sache behielt Michael vorerst für sich, die noch ausstehenden HIV-Ergebnisse. Alex sagte nichts, stattdessen hob sie ihren Kopf und setze sich langsam mit Schmerzen im Bauch etwas abseits von Michael hin, wieder zog sie ihre Beine an sich heran, doch lange dauerte es nicht und sie streckte ihre Beine wieder von sich, da der Bauch heftig zu schmerzen begann. Aber Alex biss auf die Lippen und versuchte sich so gut es ging zusammenzureißen. Doch Michael merkte es, sagte aber nichts, er sah sie nur besorgt und ängstlich von der Seite an.
„Ich habe Angst!“, sagte Alex in einem weinerlichen Ton. „Ja ich weiß, aber Du musst noch mal zum Arzt, auch wenn es nicht einfach wird. Ich werde Dir immer helfen und bei Dir sein, so lange es möglich ist. Aber bitte denke auch an Deine Gesundheit. So lange Du krank bist, wirst Du nicht die nötige Kraft haben, Dich zu regenerieren. Es kann doch so nicht weiter gehen. Du brauchst ganz dringend psychologische Hilfe. Gerrit und ich werden Dir immer helfen, bitte denke noch einmal darüber nach“, sagte Michael in einem fürsorglichen, aber dennoch energischen Ton. Michael machte sich seine Gedanken, ob es nun richtig gewesen war, Alex dies auf diese Art und Weise klarzumachen, doch es gab auch keine andere Möglichkeit. Alex saß immer noch da, mit starken Schmerzen, und der Angst davor, noch mal zum Arzt zu müssen. Doch sie musste Michael zustimmen. Doch war Alex schon bereit dazu, Hilfe in Anspruch zu nehmen? Oder war es bisher nur der Wunsch danach, wieder ein halbwegs normales Leben zu führen? Alex wusste es nicht, wie es weiter gehen sollte. In diesem Augenblick hatte sie den einen Wunsch – endlich diese Schmerzen und die Übelkeit loszuwerden. Ihr Körper hatte absolut keine Kraft mehr, noch gegen die Schmerzen anzukämpfen. Doch ganz automatisch begann der Körper, die letzten kaum noch vorhandenen Kräfte, zu mobilisieren. Und nun begann alles an Alex’ Gesundheit zu zehren. Die Angst wurde immer größer, vor der nächsten Untersuchung, als vor der eigenen Gesundheit. Noch immer machte ihr die Untersuchung zu schaffen, doch sie wusste auch, dass sie keine andere Wahl hatte, als noch mal zum Arzt gehen zu müssen. „Michael kannst Du mich bitte allein lassen? Ich brauche etwas Zeit für mich!“, gab Alex völlig fertig und kraftlos von sich. „Ja klar, aber bitte denke noch einmal daran, es geht hier um Deine Gesundheit, wenn nicht sogar um Dein Leben!“, redete Michael eindringlich auf Alex ein. „Ja ich weiß, aber bitte lasse mich nun allein, bitte!“, flehte Alex in regelrecht an. Michael nickte nur und verlies ziemlich erschöpft und niedergeschlagen das Zimmer. Zuerst war er sich ganz sicher gewesen, das Vertrauen zu Alex zu bekommen, doch nun sah für ihn alles anders aus. „Habe ich Sie vielleicht doch zu sehr bedrängt? Oh-man, wie soll es bloß weiter gehen? Ich weiß einfach nicht mehr weiter! Dabei geht es hier doch um Ihre Gesundheit und Ihrer psychischen Verfassung“, sagte sich Michael leise, während er die Treppen hinunter ging. Im Wohnzimmer ließ er sich traurig auf sein Sofa fallen. Er legte sich hin und schloss seine Augen. Sein Kopf schmerzte, bisher hatte er das aufkommende Unwohlsein und die Ermüdungserscheinungen ignoriert, doch nun konnte er nicht mehr. Seine Kopfschmerzen wurden immer unerträglicher. Tränen der Verzweiflung liefen ihm über die Wangen, es wurde im einfach alles zu viel. Seine Kräfte ließen nach. Sein Körper forderte die gewünschte Erholung ein, die er seinem Körper in den letzten Tagen nicht gegeben hatte. Doch er musste sich zusammen reißen, er konnte jetzt nicht einfach schlapp machen - Alex brauchte ihn doch so sehr. „Michael reiß Dich zusammen!“, ermahnte er sich selbst. Doch es brachte nichts, die Kopfschmerzen von Michael wurden immer unerträglicher. Er lag auf dem Rücken, und starrte, wenn seine Augen gerade nicht geschlossen waren, immer zu zur Decke und seine Gedanken glitten nur zu Alex. Die Kopfschmerzen, die Angst um Alex, die immer größer und größer wurde, machte ihn wahnsinnig. Er wusste einfach kein Ausweg mehr, es tat ihm einfach nur weh, wie sehr seine beste Freundin leiden musste. Gerne würde er ihr helfen, doch er wusste nicht wie und so konnte er nur tatenlos herum sitzen. Genau dass machte ihm einfach zu schaffen, dieses nichts tun können. Nun lag Michael einfach nur da und verzweifelte immer mehr an seinen Kopfschmerzen und der Angst. Während Michael mit seinen Kopfschmerzen und den Ängsten kämpfte, lag Alex im Bett und starrte ebenfalls an die Decke, dabei liefen ihr Tränen über’s Gesicht. Alex war verzweifelt, sie wusste, dass Michael Recht hatte, doch die Angst war einfach bisher größer als die Vernunft. Doch die Schmerzen machten ihr immer mehr klar, dass es fast keine andere Möglichkeit mehr gab, als doch zum Arzt zu fahren. „Ich schaffe das aber nicht, und ich will auch nicht mehr!“, gab Alex leise jammernd von sich. Sie war deprimiert, wusste keinen Ausweg mehr. „Warum? Warum ich?“, fragte sie sich unentwegt und suchte nach einer Antwort, doch es gab keine. Tränen hinterließen auf ihren heißen Wangen ihre Spuren und vertrockneten. Alex hielt sich wieder den Bauch und schloss ihre Augen, es dauerte nicht lange und sie schlief mit Trännennassen Gesicht ein. Die Schmerzen machten sie verrückt. Auch Michael schlief, doch er schlief unruhig auf der Couch. In Gedanken war er immerzu bei Alex, wenn man genau hinsah konnte man sogar sehen, dass er im Schlaf leicht weinte. Dünne Tränen klebten auf Michaels Wangen und suchten sich nur spärlich den Weg über’s Gesicht. Es wurde langsam Abend, Michael und Alex schliefen immer noch, nur Gerrit machte gerade im Büro des K11s das Licht aus und verließ das Kommissariat. Etwas müde und erschöpft fuhr er zu Michael, seine Sorgen zu Alex waren unermesslich und nahmen kein Ende. Doch er machte sich auch um Michael Sorgen. Auch wenn Gerrit Alex noch nicht lange kannte, so verstanden sie sich beide auf Anhieb gut und wurden gute Freunde. In schwierigen Situationen halfen sie sich alle gegenseitig, dies schweißte die Freundschaft immer mehr zusammen. Umso schlimmer ist es nun für ihn, aber auch für Michael, nichts tun zu können. Immer wieder wurden Gerrit und Michael an die Grenzen ihrer Ratlosigkeit getrieben. Gedankenverloren fuhr er so zu Michael, parkte das Auto und ging auf das Haus zu. Leise schloss er das Haus auf, mit dem Ersatzschlüssel, den er von Michael bekam und trat ein. Alles war dunkel und ruhig, es regte sich nichts. Leise schlich er sich ins Wohnzimmer und sah Michael auf der Couch liegen. Er erschrak, Michael sah sehr blass und erschöpft aus und schlief unruhig. Gerrit ging wieder aus dem Wohnzimmer und direkt in die Küche, dort bereitete er erstmal etwas Brot und zu trinken vor, für Michael. Er war sich sicher, dass Michael noch nichts Richtiges gegessen hatte. Anschließend ging er wieder zu Michael und weckte ihn sanft auf, welcher auch langsam zu sich kam. Er richtete sich schleppend auf, doch dabei hielt er seinen immer noch schmerzenden Kopf, schloss wieder seine Augen und sank zurück auf die Couch, dass Licht brannte in seine Augen und tat ihm nur noch mehr weh. „Leg’ Dich wieder richtig hin, ich gehe erstmal nach Alex sehen, wie es ihr geht und komme dann wieder zu Dir. Versuche noch etwas zu schlafen“, sprach Gerrit leise zu Michael und machte wieder das Licht aus und verließ das Wohnzimmer.
Gerrit überblickte die Lage sofort, jetzt machte er sich nicht nur um Alex, sondern auch um Michael. Nun lag alles an ihm, er musste sich nun nicht nur um Alex mitkümmern, sondern auch Michael wieder auf die Beine bringen. Gerrit hatte absolut keine Zeit, sich auch noch um sich selbst zu kümmern, er gönnte sich schon seid Wochen keine Ruhe. Vorsichtig klopfte er an die Tür von Alex, doch keine Reaktion war zu vernehmen. Leise öffnete er die Tür und sah in den Raum. Alex lag im Bett und schlief unruhig, sie wälzte sich hin und her und hielt sich den schmerzenden Bauch. Gerrit ging langsamen Schrittes auf das Bett zu und setze sich auf die Kante, legte sanft eine Hand auf Alex’ Schulter, um sie etwas zu beruhigen. Es dauerte etwas, doch dann regte sich Alex leicht und öffnete ihre Augen. Sie blickte direkt in die stahlblauen Augen von Gerrit. Wieder sammelten sich Tränen in Alex’ Augen, die sich langsam den Weg über ihre Wangen suchten. Alex war am Ende, sie konnte nicht mehr alles tat ihr weh, ihr Körper konnte nicht mehr und seelisch war alles zerstört. Pst… Alex, ganz ruhig. Alles wird wieder gut!“, sprach Gerrit beruhigend zu Alex. Und wieder strich er ihr dabei behutsam übers Gesicht. Erschrocken stellte er dabei fest, dass das Fieber von Alex gestiegen war. „Alex, ich komme gleich wieder“; sagte Gerrit und stand schnell auf. Er lief schnellen Schrittes in die Küche, suchte etwas Brauchbares für das Fieber und fand einen Lindenblütentee, welchen er auch sofort zubereitete. Er lief ins Badezimmer und suchte ein kleines Handtuch und machte es nass, anschließend lief er wieder in die Küche, holte den Tee und eilte wieder zu Alex. „Hier Alex, trink’ etwas, dass wird Dir gut tun“, sagte er in einem leisen Ton und reichte ihr die heiße Tasse. Alex erwiderte nichts, dafür war sie viel zu matt. Vorsichtig nippte sie an der Tasse und reichte sie wieder Gerrit. Er stellte die Tasse auf dem Nachttisch ab und wendete sich wieder Alex zu. „Leg’ Dich wieder hin versuche noch etwas zu trinken zwischendurch, aber ansonsten versuche zu Schlafen.“ Alex ließ sich zurück ins Kissen sinken und schloss ihre Augen, sie tat alles, was man ihr befohl, sie war am Ende mit ihren Kräften. Gerrit legte vorsichtig den kalten Lappen auf die Stirn von Alex und schlich sich leise aus dem Zimmer. „Alex ich bin bei Michael. Wenn etwas ist, dann rufe mich, ich lehne die Tür nur heran“, sagte Gerrit, bevor er ganz aus dem Zimmer verschwand und zu Michael ging. Alex nickte nur ganz schwach. Besorgt und eigentlich auch restlos erschöpft ging er zu Michael, auf dem Weg dorthin machte er einen Abstecher in die Küche und holte für sich und Michael das schon fertige Abendbrot heraus, und schlich sich leise ins Wohnzimmer. Michael öffnete vorsichtig seine Augen, doch noch immer schmerzte sein Kopf sehr. „Michael, ist alles in Ordnung mit Dir? Brauchst Du etwas?“, fragte Gerrit besorgt. „es geht schon. Aber was ist mit Alex, wie geht es ihr? Ich mache mir solche Sorgen, dass Fieber ist wieder gestiegen und die Schmerzen werden auch immer schlimmer“, sprach Michael das aus, was ihm am meisten Sorgen bereitete. Um sich und um seine Gesundheit kümmerte er sich einfach nicht, es galt nur Alex und das redete sich Michael andauernd ein.
„Ja, ich habe eben auch nach Alex gesehen, sie kann kaum noch. Ich habe ihr etwas zu trinken gebracht, essen möchte sie partout nicht. Michael, wir müssen uns etwas einfallen lassen, es ist sonst unverantwortlich, dass sie sich so quält. Sie hat große Schmerzen, das Fieber ist gestiegen. Ihr Körper kann das bald nicht mehr verkraften. Wir können bald nicht mehr drauf warten, bis Alex zu Grunde geht, es geht hier um ihre Gesundheit. Wir müssen sie bald, wenn es nicht besser wird, oder sie sich doch entscheidet, sich behandeln zu lassen, auch gegen ihren Willen ins Krankenhaus bringen. Aber nun iss Du erstmal etwas, nichts dass Du auch noch krank wirst. Alex braucht uns beide nun sehr“, drückte Gerrit alles in einem energischen Ton aus. Es herrschte Stille nach Gerrits Rede, Michael wusste, dass Gerrit, mit allem was er sagte Recht hatte. Doch könnte er Alex gegen ihren Willen ins Krankenhaus bringen? Bevor Michael begann sich weiter Gedanken zu machen, musste er erst mal sehen, dass er diese fürchterlichen Kopfschmerzen loswerden würde. Er sah das Essen, er hatte keinen so rechten Appetit, eigentlich war er gar nicht im Stande bei den Sorgen und Ängsten noch etwas zu essen. Sein Magen sperrte sich. „Michael nun iss bitte etwas“, sprach Gerrit besorgt Michael an, der noch immer auf das Essen starrte. „Ich kann nicht, ich habe einfach keinen Hunger. Gerrit, könntest Du so lieb sein und mir aus dem Badezimmer eine Kopfschmerztablette holen, ich werde sonst noch bald wahnsinnig“, bedrückt sah er zu Gerrit auf, dieser nickte nur und stand auf. Nun saß Michael allein im Wohnzimmer, statt etwas zu essen, schweifte er mit seinen Sorgen zu Alex ab. Er legte sich soweit wieder hin, dass er seinen Kopf ablegen konnte. Und dabei immer noch halb aufrecht saß. Dass Michael sich schlapp und unwohl fühlte, versuchte er zu verdrängen. Er wollte nicht jetzt und hier schlapp machen, er gab sich alle Mühe etwas zu verdrängen. Gerrit kam mit Kopfschmerztabletten und einem Glas Wasser wieder ins Wohnzimmer. Michael griff sofort nach den Tabletten und nahm auch gleich 2 Stück auf einmal. Anschließend legte er sich ganz hin, da ihm leicht schwindelig war. Wieder herrschte Stille, Gerrit und Michael suchten verzweifelt nach Worten, nach Worten die alles erklären und erleichtern würden. Doch sie fanden nichts. Michael schloss nun desöfteren seine Augen, sein Kopf schmerzte immer noch sehr und es ging ihm zusehends schlechter. Nun griff er nach einer Decke und kuschelte sich ein, während Gerrit zwar seinen Gedanken nachhing, aber dennoch Michaels Handlungen beobachtete. „Michael, bist Du sicher, dass alles in Ordnung mit Dir ist?“ –„Klar, Gerrit, ich habe nur etwas Kopfschmerzen und mir ist etwas kühl, ansonsten mach Dir keine Gedanken um mich. Mir geht’s gut“, fügte Michael nur knapp zu Gerrits Frage hinzu. Gerrit schüttelte den Kopf und griff zum Telefon. Er rief beim Staatsanwalt an, den er zum Glück noch im Büro erreichte. Er schaffte es tatsächlich für die nächsten beiden Tage frei zu bekommen. Als er das Telefonat beendete, sah er besorgt zu Michael, welcher seine Augen geschlossen hatte und mit beiden Händen seinen Schläfen massierte. „Michael, Du kannst mir nichts vormachen, als bitte sei ehrlich und gib’ zu, dass es Dir nicht gut geht. Es ist doch nicht verwunderlich, dass auch Dein Körper irgendwann bei den Strapazen nicht mehr kann. Du hast Dich die letzten Tage nur um Alex und nicht um Dich gekümmert, Du brauchst auch etwas Ruhe und vor allem Abwechslung. Übrigens ich habe morgen und übermorgen frei, kann mich also etwas vermehrt um Alex kümmern, während Du Doch etwas ausruhst. Denn denke daran, nächste Woche musst Du wieder ins K11. Ob ich nun meinen Urlaub genehmigt bekomme, muss ich noch mit dem Staatsanwalt besprechen, aber das wird schon“, sagte Gerrit bestimmt, versuchte aber auch sich Mut zu machen. Denn eigentlich waren beide machtlos noch etwas für Alex zu tun.
So saßen beide noch eine Weile da, durch die Tabletten ging es Michael etwas besser, dennoch fühlte er sich krank und war Gerrit auch sehr dankbar, das dieser nun alles in die Hand nahm und sich um Alex kümmerte, als diese wieder rief. Gerrit ging leise ins Zimmer, Alex lag da, krümmte sich vor Schmerzen. „Gerrit, ich kann nicht mehr, es wird immer schlimmer. Es tut so weh“, klagte Alex und ihr liefen Tränen übers Gesicht. Gerrit überlegte, was er tun könnte. „Ich bringe Dir eine Wärmflasche, dass muss fürs erste reichen“, sagte dieser und lief in die Küche und bereitete die Wärmflasche zu. Wieder lief er zu Alex hoch und reichte ihr diese. Und tatsächlich, es zeigte etwas Wirkung und die Schmerzen ließen nach. Gerrit war mehr als beunruhigt, er stand auf und ging schnellen Schrittes zu Michael. „Michael, wir müssen etwas tun. Alex hat große Schmerzen, zwar geht es gerade, da ich ihr eine Wärmflasche gemacht habe, doch sie sieht nicht gut aus. Also was sollen wir machen?“, fragte Gerrit voller Hoffnung Michael, auch wenn ihm klar war, dass dieser auch keine Lösung hatte. „Ich weiß es doch auch nicht. Eigentlich müsste sie ins Krankenhaus. Aber können wir sie einfach gegen ihren Willen dorthin bringen? Ich weiß es nicht, ich bin genauso ratlos wie Du“, gab Michael entmutigend zurück. Beide saßen da und mussten immer wieder hören, wie sehr Alex vor Schmerzen aufstöhnte. Es zerriss beidem das Herz, wenn sie Alex so jammern hörten, doch sie konnten nichts machen. Ich geh’ eben mal zu Alex, um nach ihr zu sehen“, sagte Gerrit und ging wieder zu Alex. An der Tür blieb er kurz stehen, er konnte deutlich sehen, wie Alex vor Schmerzen weinte und sich den Bauch hielt. Leise betrat er den Raum und setzte sich auf die Bettkante, er strich ihr sanft übers Gesicht. Es dauerte etwas, bis die Krämpfe nachließen und Alex sich beruhigte. „Wie geht es Lucy?“, kam plötzlich und unerwartet die Frage von Alex. – „Ich mache mir solche Sorgen um sie. „Lucy geht es den umständen entsprechend gut. Carsten kümmert sich liebvoll um sie. So viel ich gerade weiß, ist sie in psychologischer Behandlung“, gab Gerrit wieder, der etwas sehr überrascht war, dass Alex noch die Kraft aufbringen konnte und an ihre Freundin dachte. „Danke“, gab Alex noch von sich, ehe sie die Augen schloss und vor lauter Erschöpfung einschlief. Leise schlich sich Gerrit aus dem Zimmer und ging wieder zu Michael, der seine Augen geschlossen hatte, aber dennoch wach war. „Wie geht es Alex?“, fragte dieser. – „Nicht gut, sie ist gerade eben etwas eingeschlafen, hoffentlich bleibt es auch so. Sie fragte mich sogar wie es Lucy geht, dabei hat sie doch gerade andere Sorgen“, sagte Gerrit und schüttelte immer noch den Kopf. „Das ist doch Alex, sie kümmert sich lieber um andere, als um sich selbst. Kommt den Lucy besser mit der Tatsache einer Vergewaltigung klar?“, bei dem Wort lief es Michael eiskalt den Rücken runter. Er kann es bis heute nicht nachvollziehen, warum man Frauen so etwas antut. „Aber dafür wird es wohl nie eine Erklärung geben“, sagte Gerrit, der Michaels Gedanken erriet. Es verging ca. eine Stunde, bis plötzlich aus dem Zimmer von Alex schreie zu hören waren. Diese Laute drückten alles aus. Schmerz und Angst. Michael und Gerrit standen sofort kerzengrade und liefen zu Alex. Diese lag da und wälzte sich hin und her, aber ihre Augen waren geschlossen. Alex träumte von dem jeglichen Abend, der ihr Leben veränderte. Schmerzen durchbohrten ihren Körper und das Fieber stieg zusehends. In Michael und Gerrit stieg eine große Angst, aber auch wieder diese verhasste Hilflosigkeit auf.
Sie wussten nicht, was sie tun sollten, denn noch immer weigerte sich Alex strikt zum Arzt zu gehen. Egal wie stark die Schmerzen waren, die Angst vor einem Arzt war um die Vielzahl größer als die Schmerzen. „Gerrit, was machen wir bloß? Wir können doch nicht einfach nur zusehen, wie Alex fast umkommt vor Schmerzen. Ich habe echt ‚’ne Scheißangst um sie!“, gab Michael besorgt von sich und sah mit dünnen Tränen in den Augen Gerrit an. Auch dieser kämpfte sehr mit den Tränen. „Ich weiß es nicht Michael! Alex muss ins Krankenhaus, wir können keine Rücksicht mehr auf sie nehmen, bis sie sich endlich dazu entschieden hat, sich behandeln zu lassen. Ich versteh’ ja ihre Angst, doch wenn das so weiter geht, riskiert sie ihre Gesundheit. Lass’ es nur eine Blinddarmentzündung sein, Du selber weißt bestimmt auch, was passiert, wenn man diese nicht behandelt!“, gab Gerrit nun von sich. Beide sahen abwechselnd zu Alex und dachten nach. „Es tut so weh! Was ist das bloß?“, gab Alex jammernd und mit dicken Tränen in den Augen, die ihr nach und nach die Wangen hinunterliefen wieder. „Du hast Recht Gerrit, wir bringen sie nun in ein Krankenhaus, egal wie sie sich wehrt. Zur Not müssen wir einen Krankenwagen rufen“, sagte Michael bestimmend, ging aus dem Zimmer und zog sich Jacke und Schuhe an, Gerrit tat es ihm gleich. Und so gingen die beiden wieder zu Alex. Diese lag noch immer im Bett und hielt sich ihren Bauch fest. „Alex, bitte versuche Dir etwas anzuziehen!“, bat Michael sanft aber bestimmend. Alex sah Michael mit großen Augen an. „Warum?“, fragte dieser nur und vergas für einen Moment ihre Schmerzen. „Du brauchst einen Arzt und zwar dringend und da bringen wir Dich nun hin. Wir wissen beide, dass es Dir schwer fällt, doch Du riskierst Deine Gesundheit und vielleicht sogar Dein Leben“, sagte Gerrit bestimmend, versuchte es aber so ruhig wie möglich zu erklären. Alex schaute die beiden mit ihren großen braunen Augen an. Es war deutlich zu sehen, dass sie trotz der Blässe und dem Fieber, welches ihre Augen ausdrückten, Angst hatte. „Nein, das könnt Ihr nicht machen. Ich geh’ in kein Krankenhaus, dazu könnt Ihr mich nicht zwingen. Nicht gegen meine Willen, dazu habt Ihr kein Recht“, schrie Alex schon fast, zuckte aber daraufhin heftig zusammen. Die Schmerzen nahem ihr fast die Luft zum Atmen. „Warum hört das nicht auf?“, jammerte Alex und schloss ihre Augen. Sie hechelte regelrecht nach Luft, die Schmerze brachten sie noch um ihren Verstand. Michael und Gerrit standen geschockt da, sie wussten, dass Alex Recht hatte. „Gegen Ihren Willen dürfen wir nichts tun, so lange sie noch einigermaßen klar denken kann. So ist leider die Rechtslage“, gab Gerrit von sich. „Scheiß auf die Rechtslage, hier geht es um die Gesundheit eines Menschen, um Alex“, fügte Michael gereizt aber auch verzweifelt hinzu. Er ging näher zu Alex und kniete sich vor das Bett. „Alex, bitte, wir wollen Dir nur helfen. Du brauchst einen Arzt. Wir werden Dir immer helfen und Dir beistehen, aber bitte lass’ Dir helfen!“, sagte Michael und streichelte Alex über ihre glühend heißen Wangen. Alex regte sich nicht, ihre Augen waren geschlossen. „Alex? Alex? Was ist mit Dir?“, fragte Michael panisch. Doch Alex zeigte keine Reaktion. „Gerrit, wir müssen sofort ins Krankenhaus, Alex ist ohnmächtig“, sagte Michael laut und Tränen liefen ihm übers Gesicht. „Das war wohl zu viel. Das hohe Fieber, die Schmerzen, ihre letzte Kraft, mit der Sie sich versucht hatte zu wehren, fügte Michael noch hinzu und zog Alex schnell etwas anderes an. Gerrit öffnete alle Türen und Michael trug sie hinaus zum Auto. Er legte sie auf die Rückbank und setzte sich dazu, ihren Kopf legte er auf seinen Schoß. Gerrit fuhr mit Blaulicht in die Klinik und informierte das Krankenhaus.
„Mensch Gerrit, fahr’ etwas schneller, aber bitte rase nicht so um die Kurven“, drängte ihn Michael sehr- „Ich kann nicht schneller fahren, Du siehst doch selber, dass hier alles voll ist“, gab Gerrit genervt zurück. „Ja ist OK, aber Alex geht’s echt nicht gut, wir müssen uns beeilen“, sagte Michael und widmete sich wieder voll und ganz, der immer noch ohnmächtigen, Alex. Er strich ihr sanft übers Gesicht wischte ihre Haare aus dem völlig verschwitzten und glühendem Gesicht. „Wie dauert das denn noch?“, fragte Michael wieder, für ihn kam alles wie eine Ewigkeit vor. „Ich fahre schon so schnell ich kann, aber trotz des Blaulichtes komme ich nur spärlich voran und du weißt selber dass die Fahrt zur Klinik etwas Zeit in Anspruch nimmt“, gab nun Gerrit völlig erschöpft von sich. Auch er merkte so langsam, wie sehr das alles an seinen Nerven nagte. Michael achtete gerade mehr auf den Verkehr, als er eine Bewegung vernahm. „Alex? Alex?“, fragte Michael und rüttelte sie ganz sanft bei den Schultern. „Michael? Was ist passiert? Oh mein Bauch“… stöhnte Alex kurz auf und schloss wieder ihre Augen. „Alex, schön wach bleiben, rede mit mir“, wieder rüttelte Michael Alex bei den Schultern, doch es kam keine Reaktion. „Alex? Komm, wach auf!“, sagte Michael mit Tränen in den Augen. „Wir sind bald da, Du musst nur noch durchhalten, komm wach wieder auf“, redete Michael auf Alex ein. „Wohin fahren wir?“, fragte Alex plötzlich, ihre Augen waren immer noch geschlossen, es tat ihr alles weh. Das Fieber stieg immer mehr, alles klebte an ihrem nassen und völlig verschwitzen Körper. „Alex!“, gab Michael erleichtert wieder. „Wir fahren Dich ins Krankenhaus, da wo Du hingehörst“ teilte Michael ihr mit. Es entstand eine Pause, Alex musste förmlich nach Luft hecheln. Alles tat ihr weh, die Schmerzen nahmen ihr die Luft zum Atmen. Michael strich ihr übers Gesicht, redete zärtlich auf sie ein und ihr dabei ihre Hände fest. Gerrit war so sehr in Gedanken und auf den Straßenverkehr versunken, dass er es nicht einmal registrierte, wie Alex zu sich kam. „Mensch Gerrit, wie lange noch? Alex wird immer wieder ohnmächtig und das Fieber steigt wohl auch immer mehr an. Sie zittert am gesamten Körper vor Schmerzen“, sagte Michael und sah besorgt zu Alex, die damit kämpfte Luft zu bekommen und ihre Schmerzen zu unterdrücken. „Wie? Alex ist wieder zu sich gekommen? Wir sind in ca. 10 min da!“, gab Gerrit von sich und fixierte sich wieder auf den Straßenverkehr. Michael schüttelte nur mit dem Kopf und kümmerte sich um Alex. „Ich will nicht ins Krankenhaus, dass geht auch wieder weg. Ist bestimmt nur eine Magen-Darm Grippe. Die kann ich auch zu Hause im Bett auskurieren“, gab Alex erschöpft und kaum noch bei Kräften von sich. Sie versuchte trotz der Schmerzen dagegen anzukämpfen, nicht ins Krankenhaus zu müssen. „Alex sein vernünftig, Du brauchst ärztliche Hilfe. Und es ist keine Magen-Darm Grippe, dass kann ich Dir schon so sagen“, gab Michael gereizt wieder. Er konnte es einfach nicht glauben, dass Alex noch immer versuchte, sich zu weigern und nicht ins Krankenhaus zu müssen. „Ich geh nicht ins Krankenhaus, lasst mich hier raus“, schrie Alex und versuchte sich aufzurichten. Doch sofort viel sie kraftlos wieder zurück und schrie vor Schmerzen auf. Sie fasste sich an ihren Bauch und krümmte sich leicht vor Schmerzen. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, sodass Alex wieder ohnmächtig wurde. Ihr Körper konnte die Schmerzen nicht mehr ertragen und machte schlapp. Völlig schlaff hing ihr Körper nun über Michaels Beinen. Es jagte ihm ein Schauer über den Rücken, als er Alex’ schreie hörte. Man konnte förmlich spüren, dass ihr Körper keine Kraft mehr besaß. Das Fieber und die Schmerzen hatten ihren Körper gänzlich die Kraft genommen.
Doch da Michael am anderen Ende der Stadt wohnte und das Krankenhaus nicht unmittelbar in seiner Nähe lag, dauerte die Fahrt in die Klinik etwas länger, für Michael waren es endlos lange Minuten, die ihm fast wie Stunden vorkamen. Gerit konzentrierte sich nur noch stur auf den Straßenverkehr, es ging ihm viel zu viel durch den Kopf. Insbesondere machte sich nach und nach die immer mehr aufkommende Müdigkeit in ihm breit. Er merkte einfach, wie sehr die ganze Situation, nun auch nicht mehr spurlos an ihm vorüber ging. Doch er musste sich zusammen reißen. Alex, aber vor allem Michael brauchte ihn nun. Auch wenn zwischen Michael und Alex nur eine tiefe Freundschaft bestand, so standen sie sich doch sehr nahe. Es nahm Michael alles mehr mit, als Gerrit. Desgleichen bestand eine Freundschaft zwischen Gerrit und Alex, doch diese Freundschaft war nicht so intensiv wie die von Michael und Alex. Endlich erblickten beide das Krankenhaus. Sie fuhren mit dem Auto vor, und luden, die noch immer bewusstlose Alex, aus dem Auto. Es ging alles so schnell, innerhalb von wenigen Minuten befand sich Alex im Untersuchungsraum, Michael und Gerrit mussten dem behandelnden Arzt Rede und Antwort stehen. Es fiel beiden schwer, sie mussten sich zusammenreißen, wenn sie dem Arzt nahe brachten, was sich in den vergangenen 14 Tagen ereignete. Sie durchlebten sozusagen alles, was sie mit Alex erlebten. Doch für den Arzt war es von wichtiger Bedeutung, dies alles zu wissen. Nun wo der Arzt alles wusste, waren beide wieder auf sich allen gestellt und mussten draußen vor dem Untersuchungsraum warten. Doch durch das Fenster konnten sie mit verfolgen, was die Ärzte mit Alex machten. So kam es auch, dass Michael und Gerrit mit bekamen, wie Alex wieder zu sich kam. Verwundert blickte sich Alex um, sie wusste im ersten Moment nicht wo sie sich befand, doch als sie merkte wie man an ihr herumhantierte, stieg eine Angst und Panik in ihr auf. Sie versuchte sich, mit kaum noch vorhandenen Kräften, zu wehren. Es war fast unmöglich Alex zu beruhigen, doch da betrat Michael einfach Raum, er ging auf Alex zu, fasste sie bei den Armen und redete beruhigend auf sie ein. Alex sah lange in seine Augen, die viel Wärme –aber auch Besorgnis ausstrahlten, doch schon kurz danach senkte sie ihren Kopf und ließ sich zurück auf die Liege fallen. Wieder waren da die großen Schmerze, die ihr fast die Luft zum Atmen nahmen. Doch Alex versuchte sich zu wehren, doch es hatte keinen Sinn. Die Ärzte gaben ihr etwas zur Beruhigung und so schlief sie wieder ein. Es erfolgten einige Untersuchungen, doch ein genaueres Ergebnis gab es nicht, so wurde Alex erstmal auf ein Zimmer gebracht. Michael und Gerrit waren überrascht und nun auch noch mehr besorgt als vorher. Sie konnten nicht verstehen, dass die Ärzte nichts fanden, was die Schmerzen auslöste. Sie betraten leise das Zimmer von Alex. Sie lag ganz ruhig mit geschlossenen Augen da und regte sich nicht. Über eine Infusion bekam Alex ein Schmerzmittel, genau diese Hand nahm Michael und legte sie in seine Hand. Ganz zart streichelte er diese und wanderte mit seinen Gedanken weit ab.
Erst Gerrit holte ihn in die Wirklichkeit zurück. „Michael, ich glaube Alex braucht Ruhe und wir auch, wir sollten gehen. Alex braucht den Schlaf, um wieder zu Kräften zu kommen“, brach Gerrit die Stille. „Du hast Recht, ich komme gleich“, sagte Michael und blickte noch einige Minuten verstohlen zu Alex. Gerrit wartete in der Zwischenzeit schon im Auto, er war völlig kaputt und wollte einfach nur Ruhe haben. Er merkte einfach, wie sehr im die Ruhe fehlte. In den letzten Wochen gab es nur Stress, kaum Schlaf und Sorgen über Sorgen. Gerrit musste erkennen, dass es einfach zu viel war. Es dauerte noch etwas, bis Michael kam und so saß Gerrit da und legte seinen Kopf auf das Lenkrad und schloss für einige Minuten seine Augen. Er dachte an nichts, sein Kopf war so leer, in ihm war einfach alles leer. Es dauerte nicht lange und Michael kam und setzte sich auf den Beifahrersitz, ohne noch ein Wort zu sagen, zündete Gerrit den Motor und fokussierte sich auf den Straßenverkehr. Ihm war nicht nach Unterhaltung er war einfach nur froh, dass Alex in sicheren Händen war und er jetzt wieder etwas Zeit hatte, sich in aller Ruhe um die Ermittlungen zu kümmern und etwas Zeit für sich selbst zu haben. Vor allem aber bereitete ihm Michael noch Sorgen, auch wenn er es zu verbergen wusste, so konnte Michael ihm nichts vormachen, dass es ihm nicht gut ging. Noch immer hatte Michael Kopfschmerzen und sah auch während der langen Fahrt nur aus dem Fenster und hin und wieder schloss er seine Augen. Die ganze Sache mit Alex nahm ihn einfach zu sehr mit. Jetzt wo Alex in guten Händen war, hatte er wieder etwas Zeit, zu sich zu finden, doch genau das fiel ihm schwer, noch immer wussten die Ärzte nicht, was mit Alex los war und das gab ihm keine Ruhe. Zwar fiel von ihm eine große Last ab, da nun er keine Verantwortung mehr für Alex hatte, sondern die Ärzte. Doch zur Ruhe konnte er nicht finden, dafür dachte er viel zu sehr nach. So verging auch der Abend, Gerrit fuhr Michael nach Hause und fuhr anschließend zu sich selbst, dort legte er sich auch sofort zu Bett. Und bei Michael sah es nicht anders aus. So verging der Montagabend und es wurde Dienstag. Alex hatte die Nacht im Krankenhaus einigermaßen gut überstanden, sie bekam auch in regelmäßigen Abständen Schmerzmittel über die Infusion gereicht. Doch Michael erging es nicht gut, er konnte die Nacht über kaum schlafen, erst jetzt konnte er richtig abschalten, mal eine ganze Nacht ohne die Angst haben zu müssen, dass jederzeit etwas mit Alex sein könnte. Er versuchte abzuschalten, sich einfach mal um sich selber zu kümmern, doch dafür fühlte er sich nicht gut genug. Die ganze Anspannung, die sich in den letzten 1 ½ Wochen gebildet hatten, vor allem aber in den letzten Tagen, hatten seine Spuren hinterlassen. Michael fühlte sich einfach restlos erschöpft und niedergeschlagen. Jetzt, wo er eine Last weniger hatte, da Alex sich in guten Händen befand, machte sich alles bei ihm bemerkbar, was sich schon am gestrigen Tag zeigte. Und auch Gerrit fühlte sich nicht sonderlich wohl, sondern eher schwach und erschöpft, doch er musste arbeiten. Doch konzentrieren konnte er sich nicht.
Er kam noch immer nicht mit den Ermittlungen voran und so langsam verschwand auch das Verständnis beim Staatsanwalt, zwar war es eine traurige Angelegenheit, doch die Arbeit hatte für ihn immer noch oberste Priorität. Die Lasten auf Gerrits Schulter wurden immer größer, er konnte einfach nicht mehr. Er fühlte sich nicht wohl, alles wuchs ihm über den Kopf. Und gerade jetzt schlugen die Täter wieder zu. „Hätten die nicht noch etwas länger Pause machen können?“, fragte sich Gerrit und hielt sich seinen schmerzen Kopf. Man merkte ihm richtig an, dass er die Wochen davor kaum geschlafen hatte, seine Konzentration ging immer mehr bergab. Er sah sich erneut die Akten an und jetzt auch die aktuelle. Es gab einfach nichts, er tappte im leeren herum. Die Täter machten keine Fehler, zumindest fand Gerrit nichts. Bisher gab es nicht einmal brauchbare DNA Spuren, die zur weiter Verwendung gebraucht werden konnten, da nichts in der deutschen Datenbank, über die Täter etwas vorlag. Auch das Umfeld von den beiden versuchte Gerrit ausfindig zu machen, doch so lange er nicht wusste, hinter welchen Personen er her ist, konnte er nichts machen. Er legte den Fall mit den Vergewaltigungen weg und nahm andere Berichte zur Hand und tippte diese ab. Michael lag unterdessen auf der Couch und schlief, es ging ihm noch nicht viel besser, er fühlte sich ausgelaugt und müde. Endlich konnte er etwas schlafen, auch wenn die Sorgen um Alex nicht abnahmen, doch er wusste, sie ist in guten Händen. Und so war es auch, die Ärzte bemühten sich redlich um Alex. Doch noch immer tappten sie im Dunkeln. Zwar konnten sie einiges ausschließen, doch das änderte nichts am Zustand von Alex. Diese lag im Bett und schlief, die Schmerzmittel und ein leichtes Antibiotikum machten sie müde. Das Fieber sank etwas, doch einiges gefiel den Ärzten nicht, dass der Bauch von Alex auf alle Berührungen reagierte und einen Schmerz auslöste. Egal wo man leicht anfasste, es tat der Alex höllisch weh. Gegen Nachmittag, Michael fühlte sich etwas besser, fuhr er ins Kommissariat – um Gerrit abzuholen, doch als er ankam, sah er wie Gerits Kopf auf dem Tisch lag, er war eingenickt. „Hey Gerrit aufwachen“, sagte Michael und rüttelte ihn etwas unsanft aus seinen Schlaf. Gerrit blickte Michael an und nickte fast wieder ein. „Gerrit, was ist los? Geht’s Dir nicht gut?“, fragte Michael ihn etwas verwirrt und besorgt. Es dauerte etwas, bis Gerrit etwas wacher wurde. „Doch, geht schon, bin nur etwas müde und mein Kopf tut weh, aber es geht schon. Was machst Du eigentlich hier, wolltest Du Dich nicht etwas ausruhen?“ – „Äh, ja das habe ich und wir haben doch ausgemacht, dass ich am Nachmittag vorbeikomme und wir dann beide gemeinsam zu Alex fahren wollten, hast Du das vergessen?“, gab Michael leicht überrascht von sich. „Ach ja, stimmt, ja das hab’ ich vergessen, OK, dann lass’ uns fahren“. Und so fuhren beide in die Klinik und hofften sehr, dass es Alex besser ging, doch sie mussten enttäuscht werden. Alex ging es nicht besser, ihr Zustand war unverändert.
Alex lag in ihrem Bett, die Augen waren geschlossen, es hatte den Anschein, als würde sie schlafen doch sie tat es nicht – Alex konnte einfach nicht schlafen. Entweder hinderten sie die Schmerzen daran oder das traumatische Erlebnis trat direkt vor ihre Augen. Jetzt wo sie alleine auf einem Zimmer lag, wo es dunkel und das Zimmer kaum beleuchtet war, kam die Angst immer wieder. Im Zimmer hörte sie nachts die Blätter rascheln, während sie im Bett lag und zu schlafen versuchte. Doch vieles im Krankenhaus erinnerte sie an dem Abend, der ihr Leben veränderte. Alex konnte keine Ruhe finden, bei Michael war die Ruhe da – vor allem aber war sie nie allein. Doch im Krankenhaus fühlte sie sich allein und verlassen. Doch noch konnte und war Alex dazu nicht bereit, über das Erlebte zu reden- die Angst, dass alles wieder in ihr hoch kam, war zu groß. Von den Schmerzmitteln war Alex leicht benebelt und bekam auch kaum mit, wer den Raum betrat, sie brauchte einige Minuten um es zu realisieren. Gerrit und Michael ließen sich auf den Besucherstühlen nieder und warfen sich gegenseitig besorgte Blicke zu. Alex war kaum wieder zu erkennen. Ihr Gesicht war eingefallen und blass. Die Augen sahen leer und verzweifelt aus. Es fiel den beiden erst jetzt alles genauer auf, jetzt wo Alex in guten Händen war und Gerrit und vor allem Dingen Michael sich nicht mehr um sie sorgen mussten. Sie waren eine große Last los. Doch eine Last ruhte noch auf beiden Schultern der Kommissare- die Täter. Doch es gab einfach keine Hinweise, die zu den Tätern führen könnte – sie tappten im Dunkeln. Nach dem Besuch fuhr Gerrit zurück ins K11 und Michael direkt nach Hause. Er fühlte sich, wie auch Gerrit immer noch recht ermattet. Gerrit konnte einfach nicht zur Ruhe kommen, auch wenn er sich nicht sonderlich wohl fühlte, so konnte er sich jetzt nicht hinlegen. Dass es langsam aber sicher für Gerrit alles zu viel wurde, mochte er nicht wahrhaben. Der Staatsanwalt saß ihm im Rücken, weil er kaum noch nach kam mit der Arbeit und noch immer gibt es in der Sache mit der Vergewaltigung keinen Fortschritt. So gab sich Gerrit alle Mühe, die er aufbringen konnte und versuchte so konzentriert wie möglich weiter zu arbeiten, doch schon nach einer recht kurzen Zeit, ließ er seinen Kopf hängen und schloss seine Augen. Und so kam es, wie es kommen musste - Gerrit schlief ein. Bei Michael war es nicht anders, da es inzwischen später Abend war, legte auch er sich schlafen. Die einzige, die in dieser Nacht nicht schlief, war Alex. Die Schmerzen wurden immer schlimmer und die Schmerzmittel konnte ihre Wirkung nicht mehr entfalten und so wälzte sich Alex im schlaf hin und her.
Doch statt zu klingeln, um der Schwester/Pfleger bescheid zu geben, quälte sich Alex lieber. Irgendwann, nach einer recht langen Zeit schlief sie auch ein, doch sie wachte immer wieder auf. Die Nacht entwickelte sich für Alex zum Horror. Egal was sie tat, wenn sie versuchte zu schlafen, quälten sie die Alpträume, die Schmerzen wurden immer schlimmer, ihr Bauch fühlte sich hart an, ihr war nur noch schlecht. Wenn der Nachtpfleger nicht seinen allnächtlichen Nachrundgang gemacht hätte, würde sich Alex noch immer quälen. Schnell reagierte er, als er sah, wie Alex sich im Bett vor Schmerzen krümmte und ihr immer schlechter wurde. Der Pfleger hängte ihr ein Schmerzmittel als Infusion an, welches er über eine Venen Kanüle zuführte. So dauerte es nicht lange und die Schmerzen ließen nach, Alex konnte sich wieder etwas entspannen. Damit Alex etwas schlafen konnte, gab er ihr noch eine Schlaftablette. Doch bis diese wirkte, war es schon früher morgen. Doch wenigstens konnte Alex noch 3 Stunden durchschlafen, ehe die morgendliche Prozedur im Krankenhaus ihren Lauf nahm. Die Schwestern betraten das Zimmer, erledigten ihre Sachen und Alex ließ alles über sich ergehen, sie war noch immer so müde und ließ das Frühstück stehen und schlief weiter. Doch von weiter schlafen konnte keine Rede sein. Plötzlich musste sich Alex übergeben und alles landete zwischen Bett und Fußboden. Der Druck, der dabei im Bauch entstand, verursachte höllische Schmerzen. Sie schaffte es gerade noch zur Klingel zu greifen, ehe sie erschöpft zurück in die Kissen sank. Es wurde alles sauber gemacht, das Bett frisch bezogen, doch s ging ihr immer schlechter. Nachdem der Arzt bei ihr war, verordnete er eine weitere Untersuchung. Doch es dauerte, bis diese stattfinden sollte. Inzwischen war es schon Mittag, Michael hatte gut geschlafen und machte sich erholt auf den Weg in die Klinik. Gerrit dagegen erwachte schon am ganz frühen Morgen aus seinem unbequemen Schlaf und legte sich etwas auf die Couch. Dort wachte er nach einigen Stunden auf, es ging ihm nicht besser, sein Kopf schmerzte, seine Glieder taten weh, er mochte gar nicht aufstehen, doch er musste. Gerrit kochte sich einen Kaffee, setzte sich an den Schreibtisch und blätterte willkürlich in den Akten rum, doch was er da machte, wusste er selber nicht. Er konnte sich auf nichts konzentrieren, zu allem übel wurde ihm nun auch noch schwindelig, sein Kreislauf spielte verrückt. Er konnte nicht anders, er musste Michael anrufen.
„Naseband?“, fragte Michael. „Michael, Gerrit hier, ich brauche Deine Hilfe, könntest Du vorbei kommen?“, fragte Gerrit, dem es immer schlechter ging. „Ich bin eigentlich auf dem Weg zu Alex in die Klinik. Aber was ist denn los?“ entgegnete Michael. „Mir geht’s nicht gut, eigentlich immer schlechter“, fügte Gerrit leise hinzu, es strengte ihn sehr an, auch nur sein Handy in der Hand zu halten. „Ist gut, ich komme direkt zu Dir.“ –„Ich bin im K11, bin da eingeschlafen“, sagte Gerrit, bevor er auflegte. Er verschränkte seine Arme auf den Tisch und legte seinen Kopf ab. So fand ihn auch Michael vor, als er wenige Minuten später das Büro betrat. Er sah Gerrit kurz an und merkte sofort, dass er nicht nur Kopfschmerzen hatte, sondern auch Fieber, was sich auch bestätigte, als er seine Hand auf Gerrits Stirn legte. „Ok, komm Junge, ich bring’ Dich zu mir, dort kannst Du Dich dann ausruhen“, sagte Michael und half Gerrit auf die Beine. Endlich saß Gerrit im Auto und Michael konnte den Staatsanwalt benachrichtigen. Es erfreut ihn absolut nicht, dass nun das nun keiner mehr im K11 saß, der dort die Stellung halten konnte. Denn Michael konnte nicht arbeiten, nicht, wo es Alex immer noch sehr schlecht ging und Gerrit nun krank war. Der Staatsanwalt hatte viel Verständnis, doch das nun keiner mehr seiner Leute fähig war zu arbeiten gab ihm zu denken, doch er musste wohl oder übel Gerrit für die nächsten 2 Tage freigeben. „Dann werde ich versuchen eine Vertretung zu finden, aber in 2 Tagen, also am Freitag ist wenigstens einer von Ihnen wieder anwesend. Es kann nicht sein, dass das K11 nicht besetzt ist“, waren seine letzten Wort, ehe der Staatsanwalt auflegte. Michael wusste, was das hieß, er musste sehen, dass Gerrit bald wieder fit werden würde, und dass es mit Alex bergauf ging.
Michael kümmerte sich um Gerrit, brachte ihn zu sich und Gerrit legte sich zu Bett und schlief auch schnelle in. Michael nutze es aus und machte sich auf den langen Weg in die Klinik, er hatte kein gutes Gefühl und genau das bestätigte sich auch, als Michael im Krankenhaus ankam. Alex lag nicht mehr auf ihrem Zimmer. Es machte ihm richtig Angst, nicht zu wissen, was mit seiner Kollegin war.
Michael suchte und suchte, endlich fand er eine Schwester. Doch diese konnte ihm keine Auskunft geben, so musste Michael warten, ob er wollte oder nicht, bis der behandelnde Arzt Zeit hatte. Das zögerte sich allerdings noch weit hin aus. Michael wartete bereits 1 Stunde, er machte sich Sorgen, ob Gerrit allein zu recht und was mit Alex war. Endlich kam der Arzt und klärte Michael auf. „Ihrer Kollegin geht es nicht gut, wir haben bereits schon weitere Untersuchungen veranlasst, doch so lange wir nicht sicher sind, was es ist, wollen wir auch nicht einfach operieren, wenn sie das verstehen. Eine Blinddarmentzündung können wir nicht ganz ausschließen, doch zum jetzigen Zeitpunkt, sieht es nicht danach aus. Allerdings wissen wir nicht genau was mit Frau Rietz ist. Wir mussten sie auf die Intensivstation verlegen, da wir den Verdacht auf eine Entzündung des Bauchraumes haben und dies bedarf einer Überwachung. Derzeit geht es Ihr den Umständen entsprechend gut, Frau Rietz ist ansprechbar und scheint auch auf die Medikamente anzusprechen. Sie können gerne zu ihr“, sagte der Arzt und wies Michael den Weg. „Danke“, sagte dieser nur kurz, denn er wusste nicht recht, was er glauben sollte. Irgendwie glaubte er auch nicht „nur“ an eine Entzündung des Bauchraumes, sein männlicher Instinkt hinderte ihn daran. Doch er ließ sich von seinen Sorgen und Ängsten nichts anmerken und ging frohen Mutes zur Intensivstation, wo er sich einen Kittel überzog und anschießend leise das Zimmer betrat, denn Alex hatte die Augen geschlossen.
Es ging ihr nicht gut, die Schmerzen aber auch die Unwissenheit, was nun wirklich mit ihr ist, plagte sie sehr. Michael nahm sich ein Stuhl und setzte sich zu ihr ans Bett. Alex öffnete kurz ihre Augen, doch sie war zu schwach, um diese offen zu halten. Michael wusste nicht recht, was er machen sollte. Er wollte ihr nicht zu nahe treten, da er nicht wusste, wie sie gerade auf Berührungen reagieren würde. So unterließ er das und streichelte Alex nur kurz übers Haar, bevor er aufstand und an das große Fenster trat und heraus sah. Es regnete, wie so oft ende April. Michael sah an die Wand, an der ein Kalender hing. Es war erst der 26.4. Das schlimme Ereignis fand genau vor 11 Tagen statt, es war unglaublich für ihn, die Zeit verging unendlich schnell und doch sind erst so wenige Tage vergangen. Wieder trat er vor das Fenster und sah, hinauf zum Himmel. Er starrte eine Weile die Wolken an, bis er sich einmal kurz umdrehte, um sich zu vergewissern, dass es Alex soweit gut ging, wandte er sich wieder den Wolken zu. Langsam sammelten sich Tränen in den Augen von Michael, die sich, wie auch draußen den Weg nach unten suchten. Michael ließ den Tränen freien Lauf und sah dabei heraus. Nach einiger Zeit öffnete er die Balkontür und trat hinaus. Der Regen störte ihn kaum, auch wenn er sein Gesicht immer und immer wieder streifte. Da der Balkon überdacht war, wurde Michael nicht so nass. Er stützte sich am Geländer ab und schaute in die Weite Welt hinaus und ließ seinen Gedanken, Sorgen und Ängsten freien Lauf. Es dauerte eine Weile, bis er völlig durchgefroren und etwas nass das Zimmer wieder betrat. Doch es hatte ihm gut getan. Er fühlte sich hilflos, Alex nicht helfen zu können und wendete sich ihr kurz zu. „Alex, ich gehe dann mal, es ist besser, wenn Du Dich ausruhst, damit Du schnell wieder gesund wirst.“ Er Zog sich seine Jacke an und sah Alex dabei an, wie sie mit halbgeschlossenen Augen so da lag und kaum etwas registrierte. „Ich möchte Dich wieder Lachen sehen, ich vermisse das so“, flüsterte Michael beim herausgehen leise vor sich hin. Gerrit lag noch immer im Bett und schlief, so bekam er das nicht mit, wie Michael wieder die Wohnung betrat und nach ihm sah. Es beruhigte ihn zu sehen, dass Gerrit noch immer schlief. Michael nutzte die Zeit und ließ sich im Bad Badewasser ein, um sich etwas zu entspannen und einmal an etwas anderes zu denken, als an Alex und deren schlimme Zeit, die nun hinter ihr lag und auch noch vor ihr liegt. Alex ist kurz nachdem Michael weg war eingeschlafen, doch schon nach einer recht kurzen Zeit begann sie sich im Bett um herzu werfen. Sie sah die Bilder, die ihr Leben veränderte, vor sich und weinte dabei. Die Bilder liefen wie im Zeitraffer vor ihr ab und schienen kein Ende zu nehmen.
Schweißgebadet wachte Alex auf, sie rang nach Luft, versuchte sich zu orientieren wo sie sich befand, bevor sie wieder die Augen schloss und sich den schmerzenden Bauch hielt. Alex fühlte sich elend, sie wollte nicht mehr, am liebsten würde sie alles aufgeben. Doch sie war nicht der Mensch, der sich einfach aufgab, sie kämpfte, doch diesmal wollte sie sich dem Kampf nicht stellen. Ihr fehlten die Kraft und der Mut, sich den Tatsachen hinzugeben. So lag sie nur da, biss sich auf die Lippen, und hoffte, dass der innere und seelische Schmerz von allein weggehen würde. Doch es tat sich nichts, die Bauchschmerzen, wie auch der seelische Schmerz blieben. Tränen suchten sich fast wie in Zeitlupe den Weg aus ihren geschlossenen Liedern und liefen über die heißen Wangen und verdampften schließlich. So wie die Nacht bei Alex begonnen hatte, so endete sie auch. Michael lag 2 Stunden in der Wanne, es tat ihm gut. Später, als Michael fertig war, ging er in das Gästezimmer, indem Gerrit lag. Gerrit öffnete seine Augen, zumindest versuchte er es, denn die Kopfschmerzen waren unerträglich. Michael erschrak, was sollte er tun? Er musste sich um Alex und nun auch noch um einen kranken Kommissar. Und Kirkitadse wird ihm den Kopf abreißen, wenn er ihm zu verstehen gibt, dass das Büro 2 Tage nicht besetzt sein wird, dass Wochenende haben zum Glück beiden frei. Ab Montag musste Michael wieder ran, davor graute es ihm schon. Dann lag es an Gerrit, sich um Alex zu kümmern, auch wenn sie im Krankenhaus lag. Michael reichte dem schwachen Gerrit das Fieberthermometer, ging raus und schnappte sich das Telefon und rief beim Staatsanwalt an und versuchte nebenbei eine heiße Brühe zuzubereiten, die er noch im Schrank hatte. „Morgen muss ich endlich einkaufen gehen“, sagte sich Michael. Nach ein paar Erklärungsversuchen gelang es Michael schließlich den halb tobenden Staatsanwalt zu besänftigen, indem er ihm zu verstehen gab, dass es nur 2 Tage sind und er am Montag das Büro hütete. Es klappte schließlich doch, und Gerrit konnte sich, ohne dabei arbeiten zu müssen, paar Tage erholen. Michael legte das Telefon beiseite und ging mit der Brühe wieder zu Gerrit. Gerrit sah ihn mit halb offenen Liedern an. „Ich habe kein Hunger“, krächzte er. Doch Michael nahm keine Rücksicht und fing auch gar nicht erst zu diskutieren an. Widerwillig ließ Gerrit Michael gewähren. Doch schon nach kurzer Zeit sank er erschöpft zu Bett und schlief wieder ein. Das Thermometer lag noch immer auf dem Bett. Michael griff danach und sah rauf. „Mh…39,4°, das schaffen wir auch, irgendwie“ murmelte Michael und ging zur Tür. Diese lehnte er nur ran und ging nun selber schlafen. Doch auch bei ihm war von Schlaf keine Rede, er musste immerzu an Alex denken, wegen Gerrit musste er ein paar Mal aufstehen, der sich im Bett um her warf und andauernd von den Tätern sprach, dass er arbeiten müsse, um weiter zu kommen, in dem so brisanten Fall. Die Nacht verging, für Alex war es wieder eine schreckliche Nacht, mit wenig Schlaf. Michael erwachte, und fühlte sich auch müde und erschöpft. Doch das zählte für ihn nicht, er musste sich um Gerrit kümmern und noch viele Sachen erledigen. Alex bekam ihre morgendlichen Tabletten, die allerdings nur kurze Zeit ihm Magen blieben und sich, wie schon in den vergangenen tagen, den Weg nach draußen suchten. Das essen rührte Alex nicht an, sie lag nur da, und wusste weder ein noch aus. Die Schmerzen rissen sie förmlich auseinander. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als nichts mehr spüren und fühlen zu müssen.
So verlief auch der Tag und hinterließ bei allen beteiligten ihre Spuren. Alex aß den gesamten Tag nichts, sie lag nur da und starrte geistesabwesend an die Decke und ließ die Ärzte um sich herum tun und lassen was sie wollten. Doch wenn einer der Ärzte sie ausversehen an Stellen berührte, die in Ihr Erinnerungen hochkommen ließen, giftete sie diese an und widmete sich wieder der farblosen Decke. Gerrit hingegen schlief viel, Michael nutzte es teilweise aus, wenn Gerrit schlief und ging einkaufen. Er fuhr zu Alex, doch er merkte, dass diese absolut keinen an sich heran ließ oder nur einen Grund zum meckern suchte. Und so blieb er nicht lange bei ihr, die Sorgen und Ängste um Alex wurden nicht weniger, sondern eher mehr, wenn er daran dachte, dass die Ärzte noch immer im dunklen tappten. So saß Michael zu Hause, versorgte den fiebrigen Gerrit und saß an seinem Laptop und suchte nach Informationen im Netz. Er suchte fieberhaft nach möglichen Erkrankungen, die Alex haben könnte, doch da er kein Mediziner war, gab er es schnell auf. Doch dann stöberte er etwas im Netz herum, bis er auf ein Forum stieß, in denen es um Vergewaltigungen ging, indem man auch Hilfe angeboten bekam. So saß Michael den Tag über vor dem Laptop und las sich vieles durch. Er stand auf, wenn Gerrit nach ihm rief oder er das Gefühl hatte, dass Gerrit ihn brauchte. Das Fieber von Gerrit stieg nicht weiter an, es sank aber auch nicht. So kam der Abend, die Nacht und es wurde Freitag. Für Michael lief die Nacht erstaunlicher Weise gut, Gerrit schlief recht gut durch und so fühlte er sich auch etwas besser, nur um Alex stand es nicht gut. Die Nacht schlief sie kaum, dass Fieber stieg mehr und mehr an und die Bauchschmerzen wurden schlimmer. Die Ärzte waren ratlos, sie taten viel, schöpften ihr Wissen, soweit es ihre Möglichkeiten zu ließen aus, doch bisher wussten die Ärzte es nicht zu verhindern, dass es Alex zusehends schlechter ging. Sie lag in ihrem Bett und wünschte sich nichts anderes, als dass ihre Schmerzen nachlassen würden. Tränen suchten sich einsam den Weg über die heißen Wangen und hinterließen deutlich ihre Spuren. Sie konnte nicht mal die Tränen kontrollieren, sie kamen einfach. Sie lag da, dachte an die Geschehnisse, die sich in ihrem Kopf immer wieder abspielten. Die Schmerzen nahmen ihr jegliche Luft zum durchatmen. Gerrits Fieber war gesunken und er fühlte sich soweit wieder fit, dass er die Möglichkeit nutze und duschen ging. Michael saß wieder vor dem Laptop und las sich Einträge durch, überlegte auch, ob er sich anmelden sollte oder nicht, um seine Erfahrung etc. zu schildern, doch er unterließ es. Nachdem duschen ging Gerrit schnurstracks zurück ins Bett, er fühlte sich noch immer recht schlapp und der Besuch unter der Dusche zerrte doch sehr an sein Kräften, dass er sich ins Bett legte und recht schnell einschlief. Gerrit verbrachte den Tag viel im Bett, Michael leistete ihm Gesellschaft und so kamen die beiden in ein gutes Gespräch, und redeten viel über die jetzige Situation und gaben sich gegenseitig Mut. So kam es auch, dass sie die Zeit völlig vergaßen, draußen war es mittlerweile dunkel und wie es so üblich war für ein April Wetter regnete und hagelte es abwechselnd im Strömen. „Mist, ich wollte doch noch zu Alex, irgendwie habe ich die Zeit völlig außer Acht gelassen. Ich fahr eben schnell zu ihr und erkundige mich“, sagte Michael und zog sich schnell um und schlüpfte in Schuhe und Jacke. Er fuhr, wie auch so häufig, nicht gerade Regelkomfort zur Klinik. Und so war er schnell da. Alex lag in ihrem Bett, wimmerte leicht und Tränen liefen übers Gesicht. Die Augen waren geschlossen und zur Fensterseite geneigt. Michael klopfte an, ein leise, kaum hörbares ja, kam aus dem Zimmer und er öffnete die Tür. Er sah Alex so liegen und erschrak, es ging ihr schlechter als am Tage zu vor. Er setzte sich zu ihr und nahm ihre heiße Hand. Diesmal zog Alex ihre Hand nicht weg, und war erleichtert, dass jemand da war, dem sie vertrauen konnte. Zwar war eine gewisse Angst und Unbehagen noch da, wenn Michael sie auch nur leicht berührte, doch sie vertraute ihm immer mehr. Er blieb so lange bei ihr sitzen, bis Alex endlich aufhörte zu weinen und vor Erschöpfung einschlief. Mit sorgen voll bepackt fuhr er den weiten Weg nach Hause zu Gerrit, der zwischenzeitlich etwas geschlafen hatte. Es ging ihm zusehends besser, selbst das Fieber, welches am Morgen noch unverändert war, sank. Gerrit war voller Hoffnung, dass er zu Montag wieder auf den Beinen war, 3 Tage hatte er schließlich noch vor sich. Michael kam müde und in Gedanken verloren nach Hause, Gerrit hörte ihn und stand auf. Er sah in Michaels Gesicht. „Ist was mit Alex?“, war seine erste Frage, sofort war er in Gedanken nur bei Alex, das er selbst noch nicht fit war und ins Bett gehörte, störte ihn gerade herzlich wenig. „Es geht ihr schlechter als gestern. Gerrit, was stehst Du hier eigentlich rum? Du gehörst zu Bett, Fieber hast Du immer noch und so lange hütest Du auch das Bett!“, gab Michael energisch das Wort an. Gerrit versuchte gegen anzureden, doch er merkte schnell, es hatte keinen Sinn. Und Michael hatte Recht, er fühlte sich auch noch immer wackelig und unsicher auf den Beinen. Michael folgte ihm und er berichtete Gerrit ausführlich, was mit Alex war, zwischenzeitlich machte er sich und Gerrit etwas zu essen. Es war später Abend, Gerrit hatte leichte Kopfschmerzen und legte sich schlafen, während Michael grübelnd im Bett lag. Es dauerte etwas, bis auch Michael erschöpft einschlief. Er war beruhigt, dass es Gerrit besser ging, so hatte er eine Sorge weniger. Doch Michael wusste nicht, dass diese Nacht anders wird, als er dachte.
Mitten in der Nacht wachte Gerrit schweißgebadet auf, sein Kopf schmerzte und er wälzte sich unruhig im Bett umher. Seine Glieder schmerzten bei jeder Bewegung, er fühlte sich einfach nur hundeelend. An schlafen war für Gerrit nicht zu denken, Michael bekam von alle dem nichts mit, er schlief wie ein Stein. Gerrit, dem abwechselnd heiß und kalt wurde, stand mit wackeligen Beinen auf und stürzte zur Tür hinaus in Richtung Badezimmer, wo er seine Stirn gegen den Spiegel lehnte. „Das tut gut“, gab Gerrit mit heiserer und kratziger Stimme von sich. Er setzte sich auf die Toilettenschüssel, tauchte ein Handtuch unter kaltes laufendes Wasser und wusch sich sein heißes Gesicht. Doch es dauerte nicht lange und die Hitze in seinem Körper verschwand und er begann zu frieren. Mit unsicheren Schritten machte sich Gerrit auf den Weg zurück, doch der Weg gestaltete sich schwieriger als gedacht. Mitten auf dem Weg blieb er stehen, ihm war schwindelig und stützte sich an der Wand ab. Sein Kopf schmerzte so sehr, dass er für einen Moment seine Augen schließen musste. Michael, der bis jetzt noch ziemlich fest geschlafen hatte, wachte auf, da er einen trockenen Hals verspürte, öffnete die Tür und wollte in Richtung Küche gehen, als er eine große Gestalt an der Wand lehnen sah. Michael begriff schnell, dass es Gerrit nur sein konnte. „Mensch Junge, was machst Du hier so spät?“, fragend sah Michael Gerrit an, fasste ihn bei den Schultern, um ihn ins Bett zu bringen. „Du bist ja ganz nass!“, fügte Michael hinzu, er konnte nichts weiter zufügen, da ihm Gerrit drohte wegzukippen. „Mein Kopf, mir ist so schwindelig“, stöhnte Gerrit und versuchte sich mit letzter Kraft an der Wand festzuhalten. „Das bekommen wir schon in den Griff, erstmal bringe ich Dich zu Bett!“, sagte dieser energisch und stützte Gerrit ab, während er ihn ins Gästezimmer brachte. Mit letzter Kraft legte sich Gerrit zu Bett, schloss seine Augen und stöhnte leise vor sich hin. Sein frieren nahm immer mehr zu, so dass Michael ihm eine Wärmflasche bereitete und ihm unter die Decke legte. Doch ehe Michael noch mehr tun konnte, schlief Gerrit vor lauter Erschöpfung und der Schmerzen ein. Einige Minuten blieb Michael noch bei Gerrit, bevor er sich selber wieder ins Bett legte. Doch statt sofort wieder einzuschlafen, plagten ihn die Sorgen. „Wie soll das alles bloß noch weiter gehen?“, dachte sich Michael verzweifelt. Einige Zeit später schlief auch Michael ein. Die restliche Nacht verlief einigermaßen ruhig. Gerrit wachte nur kurz auf, doch durch das Fieber und den Kopfschmerzen, schlief er recht schnell wieder ein. Michael hingegen schlief mit Sorgen und Problemen, selbst ihm schlaf fand er keine Ruhe. Auch eine gewisse Unruhe macht sich in ihm breit. Für Alex lief die Nacht sehr schlecht, dass Fieber war gestiegen und die Schmerzen nahmen kein Ende. Vor allem aber, wenn sie versuchte zu schlafen, verfolgte sie die schrecklichen Bilder. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie große stechende Schmerzen verspürte. Noch in derselben Nacht musste Alex auf die Intensivstation verlegt werden. Die Schmerzen und die Folgen ihrer Erkrankung hinterließen deutlich ihre Spuren. Sie hatte so starke Schmerzen, dass sie starke Schmerzmittel und ein Beruhigungsmittel erhalten hatte, die eine Überwachung bedürfen.
Am nächsten Morgen stand Michael auf und kümmerte sich um Gerrit und fuhr anschließend in die Klinik zu Alex. Er hatte kein gutes Gefühl, welches sich auch bestätigte, als er das Zimmer von Alex’ Zimmer öffnete. Das Bett war leer. Nun erst recht hatte Michael Angst, Unbehagen machte sich in ihm breit, wenn er an den Vortag dachte, wie es Alex da ging. Doch bevor er weiter nachdenken konnte, sprach ihn eine Schwester an und erklärte ihm, was sich in der letzten Nacht ereignete. Mit zittrigen Händen zog sich Michael einen Kittel und Schuhe an, als er vor dem Zimmer stand, in dem Alex an einigen Überwachungsmaschinen lag. Leise betrat er das Zimmer und setzte sich auf einen Besucherstuhl, er nahm ihre Hand und streichelte sie vorsichtig. Alex bekam von alle dem nichts mit, sie schlief tief und fest. Die Schmerzmittel entfalteten ihre Wirkung voll. Michael saß da und versank in Gedanken, dabei starrte er auf die magere und blasse Gestalt, die ihm Bett lag. Und wenn man genau hin sah konnte man noch Spuren von getrockneten Tränen im Gesicht erkennen. Die Sorgen und Probleme für Michael nahmen kein Ende. Am meisten aber machte es ihn verrückt, zu sehen, wie es Alex immer schlechter erging. Doch keiner der behandelnden Ärzte fanden bisher etwas heraus. Damit Michael genauer Klarheit über Alex’ Gesundheitszustand bekommen konnte suchte er einen Arzt. Er hatte Glück, der Arzt, der sich Alex’ angenommen hatte, lief gerade an Michael vorbei. Michael sprach ihn an und er bat ihn in sein Büro. „Danke, dass Sie kurz Zeit haben. Können Sir mir sagen, was Frau Rietz, meiner Kollegin genauer fehlt?“, waren Michaels erste Fragen. „Eigentlich darf ich Ihnen keine Auskunft geben, aber ich mache hier mal eine Ausnahme“, begann der Arzt. „ Ich muss Ihnen ehrlich sagen, dass wir derzeit nicht weiter kommen, wir haben einen Verdacht, doch der bestätigt sich leider nicht. Und einfach so operieren wollen und können wir nicht. Frau Rietz hat hohes Fieber und so lange das so hoch ist, und wir sie mit starken Schmerzmitteln versorgen müssen, würden wir sie einer Gefahr aussetzen, wenn wir operieren würden. Nur im äußersten Notfall werden wir operieren. Wir setzen alles daran, um herauszufinden, um was für eine Art von Entzündung es sich handelt. Der Verdacht auf Blinddarmentzündung scheint sich so nicht zu bestätigen, es gibt zwar Anzeichen, die dafür sprechen, doch zu vieles spricht auch dagegen. Sobald“ Geschockt saß Michael da, dass musste er erstmal verdauen. Er wusste nicht, dass es so schlimm um sie steht. „Können Sie denn so rein gar nichts machen?“, fragte Michael nun doch noch. Er konnte es nicht glauben. „Leider nein, wir haben alles Ermessliche getan. Es liegt an Frau Rietz, im derzeitigen Zustand wäre es zu gefährlich. Mit einer Entzündung im Bauchraum ist nicht zu spaßen, dass ist uns allen klar, doch solange es ihr so schlecht geht, kann man nichts tun. Es tut mir leid, dass ich keine guten Nachrichten habe. Seihen Sie einfach für Frau Rietz da, sie braucht jemanden, vor allem, weil Sie immer noch mit der Vergewaltigung kämpft. Versuchen Sie ihr Mut zu zusprechen. Sie braucht Kraft, damit sich der Zustand besser. Frau Rietz lehnt auch eine Therapie, bzw. ein Gespräch mit einem Psychologen ab. Doch lange hält Frau Rietz das nicht durch, sie muss lernen, darüber zu sprechen. Ich bitte Sie, versuchen sie alles. Wenn Sie Hilfe brauchen, melden Sie sich einfach.“ – „Danke, ich werde mein bestes tun.“ Damit stand Michael auf und machte sich auf den Weg zur Intensivstation. Alex schlief noch immer, als Michael den Raum betrat.
Leise setzte er sich zu ihr ans Bett, nahm eine Hand und hielt sie einfach nur fest. Das Gespräch mit dem Arzt ging ihm durch den Kopf, er überlegte fieberhaft, wie er überhaupt auf Alex eingehen konnte. Er hatte es ja so schon schwer genug an sie heranzukommen. Doch er konnte jetzt überhaupt nichts für Alex tun, denn diese lag nur da, ihre Augen waren geschlossen. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, was darauf hindeutete, dass das Fieber wieder gestiegen war. Michael wusste nicht, was er tun sollte, deshalb machte er sich auf den Weg nach Hause, wo noch der kranke Gerrit auf ihn wartete. Auch diese Sorge ließ ihn auf dem Wege nicht los. Und so fuhr er völlig in Gedanken versunken den langen Weg nach Hause. Gerrit lag im Bett, seine Augen waren geöffnet, doch dass es ihm noch nicht so gut ging, war ihm mehr als deutlich anzusehen. ER war gerade am husten, als Michael leise das Zimmer betrat. „Wie geht es Dir? Brauchst Du etwas, soll ich Dir etwas besorgen?“, fragte Michael mit sorgenvoller Miene. „Nein geht schon, mir geht’s auch etwas besser, als noch heute Nacht. Wie geht es Alex? Haben die Ärzte nun herausgefunden, was sie hat?“, Gerrit sorgte sich mehr um Alex, als um seine eigene Gesundheit. Was auch Michael klar wurde. Deshalb überlegte er kurz, ob er Gerrit wirklich erzählen sollte, wie es um Alex stand. Doch er entschied sich dafür, ihm alles zu erzählen, was er auch tat. Dabei kamen die beiden Männer in ein langes Gespräch. Es ging nicht nur um den Gesundheitszustand von Alex, sondern vielmehr darum, wie nun die weitere Zukunft aussehen sollte. Doch beiden war es unklar, was sie jetzt und auch später tun können. Sie müssen alles auf sich zukommen lassen, so wie jetzt auch. Nachdem langen Gespräch, es war bereist schon später Nachmittag, legte sich Gerrit schlafen. Die Unterhaltung hatte ihm viel Kraft gekostet, auch wenn es ihm gut tat, endlich über diese Dinge reden zu können. Michael erging es nicht anders. Der hat sich auf die Couch im Wohnzimmer gelegt und den Fernseher eingeschaltet, um sich abzulenken. Was ihm aber nicht gelang. In Gedanken versunken schlief er schließlich auf der Couch ein und wachte gegen 21:00 Uhr auf. Sein erster Gedanke war Gerrit, der aber noch schlief. So ging auch Michael ins Bett und schlief schnell wieder ein. Es strengte ihn sehr an, sich um 2 Personen zu kümmern. Die Sorgen und Ängste verfolgten ihm auch im Schlaf, so dass er, wie auch schon die letzten Nächte, relativ unruhig schlief. So kam der nächste Morgen, es war Samstag der 29.4. „Endlich Wochenende“, sagte sich Michael und stand auf. Es hatte für ihn den Anschein, als könnte es ein sorgenfreies Wochenende werden. Er dachte nicht an Alex, oder Gerrit. Erst als er aufstand und ins Bad wollte und sein Blick auf die Gästezimmertür wanderte, wurde ihm klar, dass es nur ein Traum war, dass sich alle Sorgen in Luft auflösen würden.
Sofort verfinsterte sich seine Miene. „Alex, wie es der heute wohl geht?“, fragte sich Michael und machte sich im Bad frisch. „Hoffentlich geht es Gerrit wenigstens etwas besser, auch wenn es gestern nicht danach aussah“, machte sich Michael innerlich sorgen. Nachdem er sich frisch gemacht hat, schmiss er die Brötchen in den Ofen und öffnete leise die Tür von Gerrit. Der wachte gerade aus seinem tiefen Schlaf auf und sah auf die große Gestalt, die im Türrahmen stand. „Wie geht es Dir?“, war Michaels erste Frage. Gerrit blickte Michael müde und etwas verwirrt an. Er musste sich erstmal sammeln, denn so tief und fest hatte er schon lange nicht mehr geschlafen. „Äh ganz gut, der Schlaf tat gut“, gab Gerrit zur Antwort und machte Anstalten aufzustehen. „Du bleibst liegen und misst erstmal Fieber“, gab Michael energisch von sich. Gerrit tat ihm wie geheißen und maß Fieber, als Michael den Raum verließ, um das Frühstück zu machen. Mit dem gesamten Tablett öffnete er die Tür. Doch statt Gerrit im Bett liegen zu sehen, stand dieser im Jogginganzug von Michael vor dem offenen Fenster und starrte hinaus.
„Gerrit, was machst Du da? Ab ins Bett, aber Marsch“, las Michael ihm die Leviten und deutete aufs Bett. Erschrocken drehte sich Gerrit um, sagte nichts und legte sich zurück ins Bett. „Du bist von allen guten Geistern verlassen? Was sagt das Fieber?“ – „Ich habe keines mehr und mir geht’s auch viel besser als gestern“, gab Gerrit in guter und kräftiger Stimme von sich. – „Ich fühle mich nur noch etwas schlapp und unsicher auf den Beinen“, fuhr Gerrit fort. „Du musst es aber nicht übertreiben. So, lass uns etwas essen, ich muss gleich noch zu Alex, ihr ein paar frische Sachen bringen. Ich hoffe es geht ihr besser“, gab Michael besorgt von sich. Nachdem Frühstück fuhr Michael schnell zu Alex. Doch, wie sich Michael erhoffte, ging es Alex nicht besser, sie sah sogar schlechter als am Vortag aus. Geschockt, wie glasig ihre Haut war, wie blass und eingefallen ihre Wangenknochen waren, setzte sich Michael zu ihr ans Bett. Alex öffnete kurz ihre Augen, sah Michael und lächelte gequält. „Schön Dich zu sehen“, sagte Alex knapp und schloss wieder ihre Augen. Es strengte sie viel zu sehr an, die Augen offen zu halten. „Ich habe Angst Michael. Ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Bitte hilf mir“, fuhr sie fort und dabei kullerten einzelne Tränen die Wangen herunter und vertrockneten später. „Wenn ich nur wüsste wie“, dachte Michael sich, doch sagte es nicht laut. „Ich bin bei Dir, Du schaffst das“, sprach Michael ihr Mut zu.
Doch selbst bei Michael fehlte die Hoffnung fast gänzlich. Denn den Eindruck den Alex ihm hinterließ, machte ihm ehr Angst, als dass er Hoffnung hatte. Er wusste auch nicht, wie er mit der ganzen Situation noch klar kommen sollte. Erst die Vergewaltigung, es hatte viel Zeit, Kraft und Geduld gekostet, Alex soweit Vertrauen zu schenken, dass diese keine Angst mehr vor ihm hatte. Und nun muss er mit ansehen, wie es immer schlechter um sie stand. Michael vergrub sein Gesicht in seinen Händen und dachte verzweifelt nach, wie es weiter gehen kann. Alex bekam von alledem nichts mit, sie lag im Bett, zitterte und weinte leicht. Das Fieber, die Schmerzen ließen ihren Körper nicht los. Michael sah auf, als er merkte, wie der Körper von Alex zu zittern begann. „Alex, was ist mit Dir?“, fragte nun Michael aufgeregt. Es war kaum zu beschreiben, wie große seine Angst um Alex war. Die Besorgnis, die Angst, aber auch die pure Verzweiflung war ihm ins Gesicht geschrieben. „Mir ist so kalt und mir tut alles weh“, klagte Alex ganz jämmerlich und weinte bitter. „Wann hat das hier alles ein Ende?“ Alex war vollends verzweifelt. „Ich weiß es nicht, aber gemeinsam schaffen wir auch das“, sagte Michael und ging raus, um eine Schwester zu holen. Die kam auch sofort und gab Alex etwas gegen die Schmerzen und ein Schlafmittel. „Ich habe ihr etwas zum schlafen gegeben, dass sollte sie etwas zur Ruhe kommen lassen“, sagte die Schwester und verschwand aus dem Zimmer. Michael verabschiedete sich und ging in Gedanken versunken zum Auto, er setzte sich rein, startete Routine mäßig das Auto und fuhr los. Doch so richtig konnte er nicht auf den Verkehr achten, seine Konzentration war bei Alex.
Endlich kam er zu Hause an, er sehnte sich nach Ruhe, welche er sich auch gönnte. Kaum hatte er seine Wohnung betreten und nach Gerrit gesehen, schloss er sich im Badezimmer ein und stieg in die Wanne. Er legte sich rein, schloss die Augen und wusste nicht, wo er noch hin sollte mit seiner Hilflosigkeit. Dünne Tränen bahnten sich den Weg übers Gesicht, erst sehr wenige, doch es wurden mehr. Michael begann zu Schluchzen. Er schlug seine Hände vors Gesicht und weinte bitterlich. Gerrit, dem es langsam aber deutlich besser ging, vernahm dieses Schluchzen, erst überlegte er kurz, woher es kam, doch als es aus Richtung des Badezimmers kam, wusste er, dass es Michael war. Nun zerriss es Gerrit das herz, wenn er seinen Freund so verzweifelt und bitter weinen hörte, und er draußen vor der Tür stand und nichts tun könnte. Überhaupt machte es Gerrit zu schaffen, dass er noch immer nicht in dem brisanten Fall weiter kam. Diese kleinen Anhaltspunkte brachten ihn nicht weiter, er drehte sich förmlich im Kreis. Er lehnte sich an die Wand, hörte weiter das Schluchzen, welches kein Ende nehmen wollte. So langsam stiegen auf Gerrit Tränen in den Augen, er wusste, wie sehr Michael litt. Zwischen Alex und Michael war es nicht nur eine einfache Freundschaft, sondern eine ganz besondere, sie verstanden sich auf Anhieb und jeder konnte jedem Vertrauen. „Es muss doch einen Weg geben, in dem Fall weiter zu kommen! Doch wie?“, fragte sich Gerrit und ließ sich auf den Boden rutschen, dass stehen kostete ihm zu viel Kraft. „Alex muss es schaffen! Wie kann ich den beiden bloß helfen?“, verzweifelt gingen Gerrit die Fragen durch den Kopf. Nun musste auch er aufschluchzen, was nicht zu überhören war. Und so nahm es auch Michael wahr. „Gerrit?“, fragte dieser leise. „Ja“, kam nur eine knappe Antwort. „Alex wird es schaffen, sie muss es einfach“, sagte Michael und es kehrte wieder Ruhe ein. Er ließ das Wasser raus und machte sich fertig. Gerrit saß noch immer vor an der Wand gelehnt und dachte nach. „Ja sie muss es schaffen, doch wie können wir ihr helfen?“, dachte Gerrit laut. „Indem wir bei ihr sind und ihr einfach unsere Hilfe und Zuneigung entgegenbringen“, fügte Michael bei, als er das Badezimmer verlassen wollte. Beide sahen sich an, sie wussten, ohne es auszusprechen, wie es jedem einzelnen ging. „Lass uns etwas essen und Du musst Dich noch schonen, auch wen Du Dich besser fühlst“, ermahnte Michael Gerrit und bereitete das Abendbrot vor.
Während Gerrit und Michael stillschweigend ihren Gedanken beim Essen nachhingen, ging es Alex absolut nicht gut. Das Essen rührte sie nicht an, denn ihr war schon seit Stunden total übel und musste sich schon zweimal übergeben. Die Kraft aufzustehen hatte Alex nicht, ihr ganzer Körper fühlte sich wie Gummi an. Ihre Beine konnte sie kaum bewegen, wenn sie das tat, krampfte alles im Bauch noch mehr zusammen, als es eh schon der Fall war. Sie lag da, starrte an die Decke. Tränen bannen sich den Weg übers bleiche und fiebrige Gesicht. Sie begann über Ihr Leben nachzudenken. Das Leben, welches sie bis hierher geführt hatte, war ein schönes Leben, sie hatte alles, bis auf den passenden Mann, nachdem sie noch immer verzweifelt suchte. Ihre Beziehungen hielten nicht länger als 3 Monate. Dabei wollte sie gerne Kinder haben, ihr Leben mit jemand teilen. Doch das, was sich gerade abspielte, war für sie der blanke Horror. Wieder waren die Bilder des Horror-Szenarios direkt vor ihren Augen. Sie begann zu zittern, Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Sie krampfte ihre Hände zu einer Faust, riss dabei die Decke hoch, so dass diese zu Boden fiel. Die Schmerzen und die Bilder fesselten sie, sie musste sich dem hingeben. Sie träumte mit offenen Augen. „Neeeeiiiinnnnnnn…..“, ein gellender Schrei drang aus dem Raum, in dem Alex lag. Die Schwester, die die Intensivstation überwachte reagierte schnell. „Frau Rietz, alles wird gut. Ganz ruhig“, vergeblich versuchte die Schwester Alex zu beruhigen, doch es ging nicht. „Es tut so weh“, stöhnte Alex vor Schmerzen auf. „Es tut so weh...“ – „Ich will nicht mehr.“ Es war kaum zu schaffen, Alex zu beruhigen, so dass die Schwester den Arzt rief, der Alex etwas zur Beruhigung und gegen die Schmerzen gab. Der Arzt sah noch lange zu Alex hinunter, die nun schlafen da lag und sich langsam wieder entspannte. „Es waren nicht die Schmerzen, die kamen erst später. Frau Rietz ist durch die Vergewaltigung seelisch am Ende. Ihre Psyche macht das nicht mehr lange mit. Passen sie auf Frau Rietz auf, benachrichtigen Sie mich bitte sofort, wenn etwas ist. Die Werte gefallen mir absolut nicht“, gab der Arzt Anweisungen an die Schwester und ging besorgt und kopfschüttelnd aus dem Zimmer, direkt in sein Büro. Wo er sich an seine Bücher und an den PC setzte und nach möglichen Ursachen weiter forschte. Doch am meisten bereitete ihm der psychische Zustand sorgen. Alex’ Körper entkrampfte sich langsam, sie wurde ruhiger, auch das atmen wurde gleichmäßiger. Die Bilder schwebten für einen Moment nicht in ihrem Kopf. Die Mittel zeigten ihre Wirkung, Alex schlief nach einer langen Zeit ruhig ein, doch das Fieber war noch immer sehr bedrohlich hoch, und der Blutdruck sehr niedrig.
Michael und Gerrit waren beide sehr müde und gingen nach dem Abendbrot direkt in ihre Zimmer, doch schlafen konnte keiner so recht. Die Gedanken um Alex blockierten alles.
„Es tut mir leid Herr Naseband, Frau Rietz ist ins Koma gefallen, wir haben alles Ermessliche getan. Es war eine schwierige Operation, sie hat viel Blut verloren. Seien sie bei Ihr“, der Arzt legte kurz seine Hand auf Michaels Schultern, bevor er verschwand. Michael saß einfach nur da und starte auf die Maschinen, an denen Alex angeschlossen war. „Wie erkläre ich das bloß Gerrit? Und vor allem ihren Eltern?“, Fragen über Fragen schossen in Michaels Kopf. „Alex Du musst das schaffen, gemeinsam stehen wir das durch, bitte“, flehte Michael. Tränen rannen nur noch übers Gesicht. Er hielt ihre Hände in seinen fest und sein Kopf ruhte auf der Bettkante. „Warum nur Alex? Warum?“, Michael weinte bitterlich. „Wir wollten doch noch so viel machen. Ich will Dich nicht verlieren, wenn Du gehst verliere ich meine beste Freundin. Tu’ mir das nicht an. Du schaffst das“, sagte Michael leise, während sein Kopf noch immer auf der Bettkante ruhte. Er schloss die Augen, und so dauerte es nicht lange, bis er einschlief. Ein langes Piepen war zu hören…dann ein langer gleichmäßiger Ton… Michael schrak auf. sah zum Monitor. Doch ehe er realisieren konnte, was sich eben ereignete, stürmte schon der Arzt, gefolgt von Schwestern ins Zimmer. Michael stand wie paralysiert da. Die Schwester stieß ihn beiseite. Er sah zu Alex, zum Monitor. Es war nur eine gerade Linie zu sehen. Michael kam zu sich. „Alex…Alex…bitte“, flehte Michael leise, während er zu sehen musste, wie die Ärzte versuchten Alex vergebens wiederzubeleben. „Aleeexxxxx, wach auf, bitte!“, schrie Michael. Er stand da, wollte noch mehr sagen, doch er konnte nichts sagen. Nicht mal weinen konnte er, er fühlte sich leer. „Es tut mir leid“, hallte dieser eine Satz in seinem Kopf. „Sie ist Tod…Tod…Ich sehe nie wieder, kein Lachen mehr, einfach nichts mehr“, Michael konnte und wollte es nicht fassen. Er sank in sich zusammen, kauerte am Boden. „Tod“, schoss es ihm abermals durch den Kopf. . „Warum nur Alex? Warum? Tu’ mir das nicht an. Wir brauchen Dich Alex, wach auf, bitte.“ „AAlleexx“, ein lauter Schrei hallte durchs Zimmer, schweißgebadet jagte Michael hoch. Verwirrt blickte er zur Tür, die sich gerade öffnete.
Gerrit stand da und sah Michael an. Er ging auf ihn zu, setzte sich aufs Bett. „Was ist los?“, fragte dieser etwas sehr erschrocken, wie durcheinander Michael auf ihn wirkte. „Tod“, entfuhr es ihm. „Ich habe geträumt, dass Alex Tod ist“, zu mehr war Michael nicht im Stande zu sagen. Er wurde auch durch das Klingeln seines Telefons unterbrochen. „Naseband?“, fragte dieser völlig verzweifelt. „Guten Abend, Herr Naseband. Könnten Sie bitte sofort in die Klinik kommen. Frau Rietz befindet sich gerade im OP“, sagte der Arzt und legte auf. Michael blickte Gerrit an. „Alles wie im Traum“, sagte dieser. Tränen sammelten sich in seinen Augen. „Was ist, wenn das wahr wird?“, fragte Michael völlig am Ende mit den Nerven. „das wird nicht wahr, los lass uns fahren“, forderte Gerrit Michael auf, doch dieser saß nur da und konnte sich kaum rühren.
so und nun zum erstmal letzten Teil. ich muss erstmal weiter schreiben
Mitten im schlaf wurde Alex von schmerzhaften Schmerzen gequält, die immer schlimmer wurden. Sie konnte sich kaum noch rühren. Ihr Bauch war bretthart. Sie versuchte zu klingeln, doch die Schmerzen ließen es nicht zu, sie sank völlig erschöpft zurück. Schloss ihre Augen, versuchte den Schmerz für eine Sekunden zu unterdrücken, doch es war nicht möglich. „Es tut so weh“, schrie Alex schließlich mit letzter Kraft aus sich heraus und musste sich daraufhin übergeben. Blut kam aus ihrem Mund. Erschrocken starrte sie auf ihre Bettdecke, bis sie wenige Sekunden später das Bewusstsein verlor.
Eine Schwester, die gerade im Flut tätig war, vernahm Alex’ schreie und reagierte sofort, als sie Alex im Bett liegen sah. Es dauerte nur wenige Minuten und schon wurde Alex in den Operationssaal geschoben. „Wir müssen uns beeilen, sie macht es nicht mehr lang“, gab der Arzt in einem hektischen Ton von sich.
Zitat von gummibaerchen12345WOW, jetzt ist sie wirklich ganz hier - zumindest soweit du geschrieben hast...
Freu mich schon auf den nächsten Teil!!!
HDL
Da kann ich gummi nur voll und ganz zustimmen. Ich bin echt froh darüber, dass du die Story auch hier noch einmal on gestellt hast. Freut mich wirklich sehr. Es wäre sonst sehr schade gewesen...wir wollen doch alle wissen, wie es aus geht
Und alarmierte alle nötigen Ärzte zusammen und zog sich um. Währenddessen wurde Alex schnell für die Operation vorbereitet und in Narkose versetzt. „Das wird keine einfache Operation werden!“, bemerkte der Arzt, nachdem er auf den Monitor schaute, wo alle Werte von Alex verzeichnet wurden. „der Kreislauf ist nicht wirklich stabil, dass könnte zur Problemen führen“, klärte der Anästhesist den Arzt auf. „Gut, fangen wir an, es wird nicht einfach werden, aber da müssen wir durch!“ Doch der Arzt sollte Recht behalten, Alex’ Zustand war bedrohlich, mehrmals musste die OP kurz unterbrochen werden, weil Ihr Kreislauf drohte zusammen zu brechen. „Frau Rietz, Sie schaffen das, Sie sind stark, Sie müssen durchhalten“, redete der Arzt auf die narkotisierte Alex ein und sah dabei in das Leichenblasse Gesicht seiner Patientin. Doch wie stark war Alex wirklich? Die Frage stellten sich auch Michael und Gerrit. Wie viel hält sie noch aus? Beide saßen im Auto, Michael auf dem Beifahrersitz und sah immer noch blass um die Nasenspitze herum, aus dem Fenster, während Gerrit das Auto fuhr. Mit den Gedanken absolut nicht am Straßenverkehr, sondern bei Alex, fuhr Gerrit den wagen in einem rasanten Tempo in Richtung Klinik.
Alex fühlte sich wohl in ihrer schwarzen umhüllten Welt, endlich war sie da, wo sie hin wollte. Hier konnte ihr keiner mehr etwas zu leide tun, hier spürte sie keine Schmerzen, weder physisch noch psychisch. Hier war sie frei von alle dem Leid, das ihr zugefügt wurde. Hier konnte sie leben. Wenn nicht bloß diese große innere Leere da wäre…
Sie spürte, dass ein kräftiger Ruck ihren durchfuhr, doch was es genau war, wusste sie nicht.
„Das war knapp, das hätte auch schief gehen können, können wir weiter machen?“, fragte der Arzt besorgt. „Ja aber beeilt Euch, lange hält sie das nicht mehr durch!“, fügte der Anästhesist fort und gab Alex nochmals etwas zur Stabilisierung des Kreislaufes.
Besorgt und völlig verzweifelt kamen Gerrit und Michael im Krankenhaus an und ließen sich den Weg vor den OP-Saal beschreiben und warteten dort ungeduldig. Während Michael Auf und Ab lief, musste sich Gerrit setzen, er fühlte, dass es ihm noch nicht gut ging und es schon zu viel war, was er machte. Aber es ging um Alex, da nahm er keine Rücksicht auf seine Gesundheit. „Diese Warterei macht mich noch wahnsinnig, wie lange dauert das denn noch? Hoffentlich geht da nichts schief drin!“, schimpfte Michael, dem es nach und nach etwas besser ging und nur noch die Sorge um Alex stand für ihm im Vordergrund. Gerrit saß da, mit seinen Sorgen bei Alex, lehnte er seinen Kopf an die kühle Wand.
Die Operation verlangte allen Ärzten ihr gesamtes Können ab auch sie kamen an ihre Grenzen, doch der Kampf um das Leben einer Patientin stand auch für sie im Vordergrund. Die Operation dauerte nun schon 4,5 Stunden und es war noch lange kein Ende in Sicht. Der Bauchraum von Alex war sehr entzündet und durch die Entzündung musste erstmal das abgestorbenes Gewebe entfernt werden, bevor sie an die Ursache heran gehen konnten, doch auch als das Gewebe entfernt wurde, was nicht mehr heil war, gestaltete es sich sehr schwer, an die Hauptursache heran zu kommen. Die Sicht erschwerte es den Ärzten immer wieder. Egal wie oft sie das Blut absaugten, es lief immer mehr nach. „Saugen, ich seh’ nichts mehr, dass hört nicht auf zu bluten. Wie viel Konserven sind noch da?“, wurde in den Raum gerufen. „Nicht mehr viele, auch der der Allgemeinzustand sieht nicht gut aus. Der Kreislauf und der Blutdruck machen wir am meisten sorgen. Wir müssen uns ranhalten, lange kann ich sie nicht mehr halten und noch einmal einen Herzstillstand wird sie nicht überleben“, gab der Anästhesist von sich. „Ich weiß, aber ich komme nicht an die Quelle heran, wo das Blut herkommt. Außerdem weiß ich noch immer nicht, was die Ursache für dieses Chaos hier ist. Tu alles, was Du kannst. Ich will sie nicht verlieren“, sagte der Arzt und tastete sich nach und nach vor. „Auch das noch! Saugen schnell. Ich brauch’ eine Klemme, nein gleich mehrere!“, schrie der Arzt und hantierte, was das Zeug hielt.
So ging es eine ganze Weile und Alex’ Zustand stabilisierte sich nicht, umso länger die OP dauerte, umso schwacher wurde sie. Die Ärzte taten alles und kämpften.
„Die Sauerstoffsättigung nimmt ab! Blutdruck fällt auch! Ihr müsst aufhören, dass schafft Ihr nicht mehr“, im OP-Saal herrschte pure Hektik „Kammerflimmern! Los den Defibrillator! Weg vom Tisch!“, rief der Arzt. „Noch mal – nichts! Auf 300 und weg vom Tisch“, abermals gingen mehrer heftige Stromstöße durch Alex’ Körper, doch es brachte nichts. Ihr Körper konnte nicht mehr.
„Wir haben sie, aber ob sie aus dieser Narkose aufwacht bleibt abzuwarten. Los weiter machen, noch einmal könnte das Ende bedeuten“, sagte der Arzt und führte fort. Die Operation dauerte nun schon 6 Stunden und es war noch immer kein Ende in Sicht.
Michael und Gerrit warteten noch immer sehr ungeduldig, wobei Michael derjenige war, der immer Auf und Ab lief und fluchte. Gerrit hingegen war tief im inneren bei Alex, denn er spürte von seinem Körper nicht die Kraft, so wie Michael Auf und Ab zu wandern. Er hatte eher das Gefühl bald auf dem Stuhl zusammen zu klappen. Er merkte, wie er wieder leichtes Fieber bekam und ein erneuter Rückfall sich bemerkbar machte. Aber noch versuchte er es zu verbergen, denn es galt für ihn, wie für Michael, der Kampf mit und um Alex.
Nach diesem erneuten Zwischenfall im OP kamen die Ärzte gut voran, Alex’ Körper machte erstmal keine neuen Anstalten schlapp zu machen, aber dennoch ging es hier immer noch um Leben oder Tod, die Werte hießen nichts gutes, verschlechterten sich aber auch nicht.
So kam es auch, dass die Ärzte endlich den Ursachen Punkt fanden und den beheben konnten.
„So das war’s gute Arbeit, Ihr könnt zumachen“, sagte der Arzt und verteilte noch den Rest der Aufgaben und ging sich waschen und umziehen.
so da ich heute einen absoluten super bomben Tag erwischt habe(Achtung Ironie, der Tag war beschissen, um es so auszudrücken), geht die Story weiter
Michael lief immer noch im Krankenhausflur umher, während Gerrit auf dem Stuhl saß und versuchte seine Schwindel - Attacken und die aufkommenden Schweißausbrüche zu unterdrücken. Er kämpfte damit, nicht endgültig auf dem Stuhl zusammen zu klappen. Michael merkte nichts davon, dass es seinem Kollegen schlechter ging. Michael lief nur Auf und Ab und dabei schaute er immer in Richtung OP-Saal. Seine Augen klebten förmlich dran. Im inneren betete er sogar, dass sein Traum, den er noch in der Nacht hatte, nicht wahr werden würde. Die Angst, dass dieser Traum sich bewahrheiten würde, nagte sehr an ihm. Alles, was sich in seinem Traum abspielte, schien sich auch in der Realität abzuspielen.
Mit einem erschöpften und müden Eindruck, öffnete sich die Tür des Op-Saals, doch keine Alex wurde hinausgeschoben, sondern nur der Arzt kam im weißen Mantel auf die beiden zu. Michael registrierte zuerst, dass die OP zu Ende war, während Gerrit etwas länger brauchte. Doch auch als er den Arzt erblickte – nahm er als seine Kräfte zusammen und stand auf. Es kostete ihm eine echte Überwindung, nicht in voller Gestalt vor Michael und dem Arzt zusammen zu brechen – doch er kämpfte tapfer.
„Wie geht es unserer Kollegin?“, fragte Michael und ärgerte sich zugleich über diese Frage. Den als er in das Gesicht des Arztes blickte wurde es ihm Heiß und Kalt zugleich und es schien ihm so, als ob der Traum sich weiterhin bewahrheiten würde.
„Die OP verlief sehr schwer, wir mussten sie mehrmals reanimieren. Im Moment wissen wir nicht, ob sie durchkommt, bzw. überhaupt aus dieser Narkose aufwacht!“, gab der Arzt in einem müden und matten Ton von sich.
„W…Wissen sie… in…zwischen, was die die Ursache für die Schmerzen war?“, fragte nun Gerrit und versuchte sich wacker zu halten, doch inzwischen viel ihm schon das Reden schwerer. Zudem konnte er es kaum glauben, auch ihm ging der Traum von Michael durch den Kopf und er betete innerlich, dass es nicht so werden würde, wie es gerade den Anschein hatte.
„Am besten kommen sie mit in mein Arbeitszimmer, dort kann ich es Ihnen am besten erklären und ggf. auch anschaulich darstellen“, sprach der Arzt und ging voran.
Michael, wie auch Gerrit standen völlig zermartert dar und glaubten es kaum. Es lief alles wie in einem Film ab. „Hoffentlich packt sie es, sie muss es schaffen“, fragte sich Michael immer und immer wieder und ging sorgenvoll hinter dem Arzt her. Gerrit hingegen stand noch länger an derselben Stelle, es hatte den Anschein, als würde er im stehen schlafen. Seine Augen waren geschlossen, sein Körper zitterte vor Aufregung und Kälte, sein ganzer Körper schwankte leicht umher, bis er endgültig die Kontrolle über seinen Körper verlor und im Krankenhausflur zusammenbrach. Michael, wie auch der Arzt bekamen es erst mit, als sie einen Aufschrei einer Krankenschwester vernahmen und eilten sofort zu Gerrit, der schon wieder zu sich kam, aber keine Kraft mehr verspürte, aufzustehen.