So dann möchte ich doch auch gleich mal meine Storys hier reinstellen. Die viele von Euch durhc das Sat1 Forum evtl. schon kenen. Dennoch viel Spaß beim lesen
Es gibt Tage, in denen verändert sich das Leben von einer Sekunde auf die andere - Tage die Erlebnisse mit sich bringen, die man nie vergisst. Noch ahnte Alexandra nicht, dass dieser Tag so einer für sie sein wird.
Es war der 4. April 2006. Wie auch schon in den letzten Tagen saß Alex mit ihren Kollegen Michael Naseband und Gerrit Grass im Büro. Während Gerrit gerade damit beschäftigt war, sich die einzelnen Berichte durchzulesen, diskutierten Alex und Michael ausgiebig über den aktuellen Fall. Es gab in den letzten Wochen, vor allem aber in den letzten Tagen vermehrt Anzeigen wegen Vergewaltigungen. Und immer wieder passte diese Beschreibung auf die Männer. Diese beiden unbekannten Männer schafften es die Stadt und vor allem die Frauen zu verunsichern. Kaum noch eine Frau traute sich allein auf die Straße, sondern immer nur in Begleitung. Alle hatten Angst, sie könnten die nächsten sein. Selbst Alex, die sonst so Starke bekam nun auch ein etwas mulmiges Gefühl, vor allem aber dadurch, dass sie jeden Tag aufs Neue mit diesem gewissen Fall konfrontiert wurde. Doch innerlich verdrängte sie dieses Gefühl von Furchtsamkeit. Sie wollte ihren Kollegen nicht zeigen, dass ihr dieser Fall zu schaffen machte, nein er machte ihr sogar Angst. Doch als Polizisten, auf so einem Gebiet, hatte Alex gelernt, solche Fälle nicht an sich heran zulassen. Und so kämpfte sie jeden Tag immer wieder aufs Neue diesen Fall nicht so nah an sich heran zulassen. bis zu einem gewissen Punkt, doch dann sollte Schluss sein- doch sie schaffte es nicht. Nun gab es schon Nächte, wo sie davon träumte. Immer wieder kam sie mit ihrer Freundin vor. Doch jeden Morgen sagte sie zu sich selbst. „Es war nur ein Traum, Alexandra. So etwas wird Dir nicht wieder fahren“, immer wieder redete sie sich Vernunft ein. Und es klappte auch. Aber es fiel ihr auch leichter, weil es mal eine Woche gab, an denen kein Verbrechen geschah. Und so trauten sich immer mehr Frauen wieder allein auf die einsamen dunklen Straßen Münchens, die nur von der Straßenlaterne beleuchtet worden. Und so kam es, das es in der Stadt München keine Vorsicht mehr gab, alle lebten ihr leben, wie zuvor. Wo die Welt noch in Ordnung war. Bis zu einem Tag, der alles verändern sollte.
Es war ein ganz normaler Tag, die Sonne schien, der Frühling meldete sich mit warmer Frühlingsluft zurück. Die Straßen waren voll. Es war Freitag, der 15. April 2006 Alex war an diesem Abend mit ihrer Freundin ins Kino und abends zum Italiener verabredet. Der Tag im Kommissariat verlief wie fast jeden Tag gleich. Von den Vergewaltigern war nichts mehr zu hören. Und so mussten alle Drei alte Berichte abtippen. Nebenbei durfte sich Alex noch nette Sprüche von Ihrem Kollegen anhören. Und Gerrit saß wie so häufig auf der Couch und widmete sich ausgiebig seiner Fußballzeitschrift. Über seinen Lieblingsverein Bayern München. Somit war Gerrit für den Rest des Tages nicht ansprechbar. Alex freute sich unterdessen sehr auf das Treffen mit ihrer besten Freundin, da die beiden sich schon eine Ewigkeit nicht gesehen hatten. Und somit gab es viel zu bereden, wie es unter Frauen so üblich ist. „Dann pass mal auf, dass Ihr euch beim Tratschen nicht verlauft. Ich hab keine Lust euch aus der Patsche zu helfen, bzw. euch Frauen den Weg zu weisen“, kam es noch von Michael, bevor Alex aus dem Büro verschwand um nach Hause zu fahren. Dort angekommen, machte sie sich auch schon umgehend fertig und fuhr mit dem Taxi zu ihrer Freundin. Keiner beiden wusste bis dahin, dass dieser Abend alles verändern würde. Nachdem Kino schlenderten die beiden Frauen gemütlich durch die großen breiten Straßen Münchens. Es war bereits später Abend, so dass es draußen schon dunkel war und so bemerkten die beiden nicht, wie sie verfolgt wurden- von zwei unbekannten Typen. Fröhlich tratschend kamen die beiden im Restaurant an. Es gab eine Menge zu berichten. Bei beiden hatte sich viel in der letzten Zeit ereignet. Lucy hatte einen neuen Freund, nur Alex nicht. Erst vor kurzen hatte sie sich von ihrem Freund getrennt. Es lief absolut nicht gut in ihrer Beziehung, so dass Alex sich entschloss einen Schlussstrich zu ziehen. Beim Essen und der Unterhaltung tranken sie reichlich Wein und achteten nicht drauf, was und wie viel sie getrunken hatten. Die Zeit lief nur so dahin, bis es schließlich schon spät in der Nacht war und sie sich beide auf den Weg zu Alex’ Wohnung machten. Doch wieder wurden sie beschattet und abermals merkten sie nicht, wie sich hinter ihnen zwei Männer nährten. Da beide leicht angetrunken waren, schlenderten Sie den kurzen Weg nur so dahin. Bis etwas sehr schreckliches geschah, etwas, dass von da an das Leben der beiden von Grund auf Boden veränderte.
Kurz vor der Seitenstraße, in die sie einbiegen mussten, wurden sie plötzlich von hinten festgehalten, sofort drängten die beiden Männer Alex und Lucy in eine Ecke und das unfassbare begann. Auf offener Straße musste Alex zusehen, wie sich einer der Männer an ihrer besten Freundin vergriff. Sie selber war machtlos, sie wurde von dem anderen Mann festgehalten. Alex war geschockt, Sie fühlte sich elend. Immer wieder wurde sie gezwungen zu ihrer Freundin zu gucken, doch sie konnte es nicht. Und nebenbei musste sie sich unangenehme Berührungen zwischen den Beinen und an der Brust gefallen lassen. Alex konnte nicht mehr, sie am Ende mit ihren Nerven. Doch das interessierte die beiden Männer nicht, im Gegenteil, der Spaß begann für die beiden erst noch. „Sie genau hin, aber genau! Das wird auch gleich mit Dir geschehen“, sprach der Mann mit einem leichten fiesen Grinsen im Gesicht. Alex konnte sich nicht wehren, geschweige denn zu schreien. Viel zu geschockt und ängstlich war sie, zudem wurde sie festgehalten. Und als endlich der Mann von ihrer Freundin los ließ, wechselte sich das ganze Schema und nun wurde ihre Freundin festgehalten und sie musste nun die ganze Prozedur über sich ergehen lassen. Doch bei ihr ließ er sich Zeit, er genoss es in vollen Zügen. Erst riss er ihr die Bluse auf, später die Hose und verging sich an ihr. Und für Alex kam es noch schlimmer sie wurde nicht nur vergewaltigt, sondern wurde anschließend immer wieder in den Bauch getreten und bei den Haaren gezogen. Alex musste höllische Schmerzen über sich ergehen lassen, endlich, nach einer schier endlosen langen Zeit, ließen die beiden Männer die verstörten Frauen zurück.
Kein Passant, nichts weit und breit war zu sehen, als sich die beiden unbekannten Männer vom Acker machten. So saßen Alex und Lucy weinend und zitternd vor Angst in der Ecke nahe einer Hecke. Beide waren am Ende mit ihren Nerven, sie konnten es einfach nicht fassen, was sich in den vergangenen 15 Minuten ereignet hat. Keiner der beiden war in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, sie waren sich in diesem Moment hilflos ausgeliefert. Inzwischen war es spät in der Nacht, bis einer der beiden überhaupt etwas wahrnahm und es schaffte für paar Minuten einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Es war Alex, die sich aufraffte und auf ihre Freundin zuging, doch diese rückte immer weiter von ihr ab. Lucy war so verstört, dass sie nichts um sich herum wahrnahm. Alex war hilflos. Sie selber versuchte das geschehende zu verdrängen. Und sie schaffte es auch. Wieder kam hier die Starke Alex zum Vorschein. Die Polizei anrufen konnte und wollte Alex nicht, es war ihr unangenehm. Sie als Polizisten, die auch im Verteidigungskampf ausgebildet war, konnte sich nicht zur Wehr setzen. Aber auch der Spruch von Michael kam ihr wieder in den Sinn. Nun saß sie etwas abseits von Lucy und dachte nach, doch über was sie nachdachte wusste sie selber nicht. Alles lief wie in einem Film ab. Doch es dauerte nicht lang und da verspürten beiden Frauen das große Verlangen, sie zu waschen. Jetzt war es Lucy, die einfach aufgestanden war und sich auf den Weg machte, ohne sich umzudrehen lief sie den weg nur so daheim, dabei rannen die Tränen nur so über die Wangen. Völlig fertig kam sie bei sich zuhause an. Ihr Freund wartete schon ungeduldig auf sie. Als er sie sah, machte er sich Sorgen und kümmerte sich liebevoll um sie. So machte sich auch Alex auch auf den Weg. Immer wieder drehte sie sich ängstlich um. Die Angst, dass so etwas noch einmal geschehen konnte ließ sie nicht los. Endlich kam Alex bei sich zu Hause an, sie schmiss ließ ihre gesamten Sachen fallen, als sie die Tür hinter sich schloss und sich im großen Flur-Spiegel betrachtete. Ihre ganze Kleidung hing nur noch wie ein Fetzen an ihrem Körper, der von blauen Flecken und Schürfwunden nur so überseht war. Nun erst wurde Alex so langsam klar, was sich in dieser Nacht ereignete. Ihr liefen die Tränen nur so über die Wangen, sie konnte es einfach nicht fassen. „Warum nur? Warum nur?“, immer wieder stellte sie sich leise murmelnd diese Frage, während sie ins Bad ging. Sie ging unter die Dusche und schämte sich gleichzeitig für ihren Körper. Ein Ekel entstand und sie begann ihren Körper zu hassen.
Nach dem Duschen zog sich Alex ganz schnell etwas an, sie wollte und konnte nicht sich nackt sehen. Immer noch zitterte sie am gesamten Körper. Völlig am Ende legte sie sich ins Bett und schlief auch recht schnell ein. Doch immer wieder wurde sie im Schlaf von Alpträumen geschüttelt. Immer wieder liefen einzelne Szenen von der Nacht direkt vor ihren Augen ab. Offensichtlich verhinderte eine durch das traumatische Geschehen begründete Teil-Amnesie, sich an die Hauptteile des Erlebten zu erinnern. Und so war es auch bei Alex und ihren Albträumen. Es gab nur noch einzelne Bilder, an die sie sich erinnern konnte. An den Vorgang selber konnte sie sich nicht entsinnen. Hier hatte sich eine Blockade aufgebaut, die es verhinderte. Dennoch konnte man sich an viele einzelnen Vorgängen erinnern, die auch dafür sorgten, dass Angstzustände etc. auftreteteten. Doch aus diesen Albträumen wachte Alex einfach nicht auf, sie wälzte sich bis zum frühen Morgen im Bett umher. Bis sie endlich nass geschwitzt und mit dick verquollenen Augen aufwachte. Es ist erst 5 Uhr in der Frühe, dabei hätte sie noch mindestens 2 Stunden schlafen können, da sie erst um 9 Uhr im Kommissariat erscheinen musste. Bei Lucy lief alles ganz anders ab. Ihr Freund erkannte sofort, was geschehen ist und ging unmittelbar nachdem Lucy nach Hause kam, mit ihr zum nahe gelegenen Polizei-Kommissariat 10. Sofort wurde eine Ärztin herbei gerufen, die zum Glück noch Sperma spuren sichern konnte. Dennoch war sich der Freund von Lucy sehr unsicher, wie er nun auf sie zugehen soll. Da Lucy immer wieder zusammenzuckte, wenn sich ihr ein Mann auch nur nährte. Zwar war es bei Karsten nicht so extrem, aber die Anzeichen, dass sich auch Lucy vor ihm schämte waren da. Und die Angst, noch einmal angefasst zu werden, ließ sie nicht los.
Noch in derselben Nacht wurde Lucy, die auch zustimmte, von einem Polizei Psychologen behandelt und bekam sehr viel Unterstützung und die nötige Zuwendung. Lucy konnte dadurch das schreckliche geschehen etwas verarbeiten, aber dennoch hinterließ es bei ihr Narben, die tief in der Seele lagen. Doch als es darum ging ein Phantom-Bild zu erstellen musste sie passen. „Es war viel zu dunkel, außerdem waren die beiden maskiert. Sie trugen glaub’ ich die so genannten Strumpfmasken“, sprach Lucy in einem weinerlichen Ton. Sie war am Ende und wollte nur noch weg, und mit sich und der Welt allein sein. Doch erst einmal musste sie alle möglichen Fragen beantworten. „Waren Sie allein, als es passiert ist“, fragte sie nun der Polizei Psychologe. Lucy sah ihn an und sagte ein paar Minuten nichts. In diesem Moment fiel ihr Alex wieder ein. „Nein, ich war mit meiner besten Freundin unterwegs“, sagte Lucy mit Tränenerstickter Stimme. Erst jetzt dachte sie wieder an Alex, und musste weinen, sie wusste nicht, wie schlecht es ihrer Freundin ging. „Wurde sie auch Vergewaltigt“, fragte der Psychologe vorsichtig. Lucy brauchte nur ein Nicken hervor. Sie saß da wie ein Häufchen Elend und konnte nicht mehr. Immer wieder stiegen in ihr die Bilder auf von dem Abend. „Ich weiß, dass es Ihnen nicht gut geht, doch ich muss Ihnen noch einige Fragen stellen, dann können sie nach Hause gehen.“ Lucy nickte. Karsten stand dicht hinter hier und legte beiden Hände auf ihre Schulter. Lucy zuckte kurz zusammen, doch die Nähe und Geborgenheit, die er ihr gab, brachten sie dazu, sich etwas zu beruhigen. Immer noch saß sie zitternd da und versuchte mühsam die einzelnen Fragen zu beantworten. „Wie heißt Ihre Freundin? Wissen Sie, wo sich Ihre Freundin derzeit befindet oder wo wir Sie finden können?“ – „Sie heißt Alexandra Rietz und arbeitet im Kommissariat 11. Wo Sie sich derzeit befindet, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, wie es Ihr geht“, weinend gab sie dem Psychologen Auskunft. „Ist schon Okay, ich werd’ sehen, dass sich die Kollegen hier, mit dem Kommissariat 11 in Verbindung setzen. Vielleicht ist sie auch schon dort gewesen. Sie können nun auch gehen. Wir melden uns noch mal etwas später bei Ihnen, versuchen Sie etwas zu schlafen“, redete der Psychologe ruhig auf sie ein. So machten sich Lucy und Karsten auf den Weg nach Hause. Lucy weinte ununterbrochen und zitterte am ganzen Körper. Ihr Körper und auch sie war am Ende mit ihren Kräften, sie konnte einfach nicht mehr. Zuhause schmiss sie sich aufs Bett und weinte und weinte.
5. Teil Karsten war sich hilflos ausgeliefert, es tat im in der Seele weh, wie sehr seine Freundin litt. Er wusste einfach nicht wie er ihr helfen konnte, wie er auf sie eingehen konnte, ohne ihr zu nahe zu treten. Oder sie in der jetzigen Situation zu bedrängen. Zu gerne würde er ihr die nötige Geborgenheit und den Schutz bieten, den sie sehr benötigte, doch wie sollte er das machen? So stand er hilflos an der Tür und sah zu seiner Freundin, die am Ende mit ihren Nerven war. Doch irgendwann ist Lucy vom weinen her endlich eingeschlafen und Karsten betrat vorsichtig das Schlafzimmer und legte sie ordentlich zu Bett. Er selbst legte sich etwas abseits zu ihr und machte sich Sorgen. Viele Fragen gingen ihm durch den Kopf, auf die er keine Antwort wusste. Es war aber klar, dass es von nun an keine einfache Zeit werden würde. Aber seine Gedanken schweiften auch immer wieder zu Alexandra ab. Er selber würde gerne wissen, wie es ihr geht. Doch er konnte und wollte nicht von der Seite Lucys weichen, er mochte einfach bei ihr sein und für sie da sein, wenn sie ihn brauchte. Auch wenn es wohl seine Zeit benötigte, bis sie einem Mann überhaupt wieder vertrauen konnte. Ohne die Angst haben zu müssen, dass persönliche Grenzen überschritten werden könnten und das man sie dadurch nur noch mehr verletzte. Aus der sonst so fröhlichen, lebenslustigen Lucy ist nichts mehr zu sehen. Immer wieder wälzte sie sich im Bett umher und schlug um sich. Sie lebte das geschehen im Traum aus und weinte bitter. Sie schlug mehrfach um sich, versuchte sich zu wehren, doch es half nichts, die Täter ließen nicht von ihr ab. Erst als Karsten es mit viel Mühe schaffte, sie zu wecken brach der Albtraum ab. Sie öffnete verweint ihre Augen und sah in das Gesicht ihres Freundes, direkt in die blauen, aber vor sorgen glitzernden, Augen. Karsten hatte Angst um sie, er wusste einfach nicht, wie er ihr helfen konnte. „Wird Sie es jemals schaffen, dass durchlebte zu verarbeiten? Wird Sie einmal wieder die lebenslustige und fröhliche Person werden?“, Karsten macht sich so seine Gedanken, während er Lucy sanft und zärtlich über ihre Haare streichelte. Zwar zitterte Lucy immer wieder bei einer sanften Berührung, doch sie spürte auch, dass hier eine Person ist, der sie vertrauen konnte. Und nicht vor hatte ihr weh zu tun. Es dauerte noch eine ganze Weile, ehe Lucy in einen halbwegs ruhigen Schlaf fiel. Und auch Karsten konnte endlich, nach dieser sehr anstrengenden Nacht noch 2 Stunden schlafen, ehe sein Wecker klingen würde. „Doch was wird dann sein? Kann er Lucy allein lassen? Lucy selber wurde vorläufig krankgeschrieben, von der Polizeiärztin. Doch kann er sich einfach so frei nehmen, um für Sie da zu sein?“, mit diesen Gedanken und einer großen Sorgenfalte auf seiner Stirn schlief er ein.
Alex stand auf, und ging wiederholt duschen, sie fühlte sich einfach dreckig und unwohl in ihrer Haut. Nun stand sie unter der Dusche und wusch sich und wusch sich. Immer wieder rieb sie ihre Haut, obwohl sie sauber war. Doch das Gefühl, sauber zu sein gab es bei ihr nicht mehr. Sie schämte sich. Und so duschte sie eine Ewigkeit, bis ihre Haut ganz schrumpelig war. Sie trocknete sich und cremte ihre Haut etwas ein, aber nicht mit Gefühl, sondern recht grob. Anschließend stand sie wieder vor dem Spiegel, der vor ihren Kleiderschrank an der Wand hing und betrachtete sich. Ihr liefen die Tränen herunter. „Warum nur? Warum nur?“, immer wieder stellte sich Alex verzweifelt dieselben Fragen und weinte bitter. Ihre ganze Haut war immer noch blau und aufgerissen. Ihr Gesicht war blass, Tränen schimmerten in ihren glanzlosen Augen, die immer noch leicht zu geschwollen waren, vom weinen. Obwohl es draußen recht warm war, für ein Frühling - zog sie sich eine lange Hose und ein dazu ein langen Pullover, der alles verdeckte. Um den Hals band sie sich eine Art von dünnen Stoff-Schal. Im Badezimmer schmierte sie sich dick Make-up auf, so dass die blauen Flecken und die roten Kratzspuren kaum noch zu erkennen waren. Doch wer Alex genau kannte, wusste auch so, dass es ihr nicht gut ging. Nur sie überspielte alles mit einer Fröhlichkeit. So war es auch, als sie kurze Zeit später das Kommissariat betrat. Mit einem kurzen „Guten Morgen“ ging sie zu ihrem Platz und nahm sofort eine Akte zur Hand. Immer wieder versuchte sie sich auf die Akte zu konzentrieren, doch es klappte nicht. Die Ereignisse aus der Nacht ließen sie nicht los. Michael und auch Gerrit, der inzwischen schon da war sahen schon auf dem ersten Blick, dass mit Alex etwas nicht stimmte und machte sich sorgen. „Alex, Alex, alles in Ordnung mit Dir?“, fragte Michael sie immer wieder. Doch es kam keine Reaktion. Alex war in ihren Gedanken gefesselt. Mit viel Mühe konnte sie gerade noch die Tränen zurückhalten, doch sie zitterte immer mehr am Körper, was auch nicht spurlos an Michael und Gerrit vorbei ging. Michael stand auf und trat hinter Alex und legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter. Noch ehe er etwas sagen konnte, zuckte Alex zusammen und sprang wie eine Furie auf. „Kannst Du nicht aufpassen, musst Du mich so erschrecken? Kann man denn hier auch nicht seine Ruhe haben und dabei arbeiten?“, fragte Alex in einem aggressiven Ton und dabei blitzen ihre Augen, während sie Michael und auch Gerrit ansah.
Völlig perplex stand Michael vor ihr, mit so einer Reaktion von Alex hatte er nie gerechnet. Denn so hatte er sie bisher noch nie erlebt. Und die beiden arbeiteten schon seit einigen Jahren zusammen und kannten sich sehr gut. „Alex, Michael meinte es doch nur gut. Was ist los mit Dir, geht es Dir nicht gut? Du siehst auch etwas blass aus?“, versuchte Gerrit die angespannte Lage zu lösen. Doch er machte nur noch alles schlimmer. „Was geht Dich das an? Nur weil man einmal nicht gut drauf ist, ist man gleich krank oder wie? Ist es ein Verbrechen, dass ich mal etwas blass aussehe’?“, Alex war sauer und ließ ihrer Wut und Trauer freien Lauf. Doch schon im nächsten Moment lief Alex aus dem Büro und steuerte direkt die Toilette an. Wo sie sich schließlich übergeben musste. Immer wieder liefen ihr die Tränen über die Wangen und sie lehnte sich an die Tür und rutschte runter. Sie zog ihre Beine an und weinte bitter. Michael und Gerrit sahen sich an, sie konnten sich die Reaktion nicht erklären. Beide wussten nicht, was mit Alex los war und so machten sich beide wieder an die Arbeit, doch Alex kehrte auch nicht nach 20 Minuten zurück. Immer noch saß sie auf der Toilette und weinte bitter und leise vor sich hin, immer wieder zuckte sie zusammen, wenn sie nur an die Berührungen dachte. Ein Schauer lief ihr eiskalt den Rücken runter und sie begann zu zittern, welches nicht aufhörte und immer schlimmer wurde.
Nun saß sie da, zusammen gekauert auf dem Boden und weinte. Michael und Gerrit machten sich nun doch Sorgen, wo sie denn so lange bliebe „Was ist nur mit Alex?“, fragte sich Michael das immer wieder und sah dabei Gerrit an, doch dieser sah ihn nur an und zuckte mit den Schultern. Beide machten sich große Sorgen, da dies absolut nicht ihre Art war. „Ach Michael, hast Du mal das Gesicht von Alex gesehen? Und warum trägt sie im Frühling einen dicken Pullover? Das ist doch sonst nicht so. Sobald draußen die Sonne hervor kommt und die Temperaturen stiegen trug sie doch immer Blusen oder kurze Hemden!“, sprach Gerrit Michael verwundert an. „Stimmt, ich war mir nicht sicher, aber ich meine, ich hätte Kratzspuren und blaue Flecken im Gesicht erkannt? Aber sie hat sich heute extrem doll geschminkt“, stellte Michael fest. „Und was machen wir jetzt? Wir können doch nicht tatenlos herumstehen! Irgendetwas stimmt nicht mit Alex“, stellte Gerrit fest und sah Michael erwartungsvoll an. Doch bevor Michael etwas sagen konnte, betrat Hanna das Büro. „Hallo Michael, Hallo Gerrit. Ich hab hier einen Bericht, den ich Euch geben soll. Es geht um die Vergewaltigungen. Gestern Nacht gab es wieder eine Vergewaltigung. Und Die Person, sie hieß Lucy Franz war gestern im Kommissariat 10 und ihr Freund war auch dabei, ein gewisser Karsten Dittberner. Die Frau Franz hat es auch zur Anzeige gebracht“, klärte Hanna die beiden auf und verschwand wieder. Michael sah Hanna noch Minuten nach, dabei hielt er den Bericht vom Vorfall der gestrigen Nacht noch in der Hand. „Michael…Michael, rief Gerrit ihn wieder und wieder, doch Michael starrte nur in Richtung Tür. „Äh…ja? Hast Du mich was gefragt?“, fragt nun Michael und sah Gerrit an. „Ja, hab ich. Was ist los, was guckst Du die ganze Zeit so in die Leere?“ –„Irgendwie sagt mit der Name was, nur wo hab ich den schon mal gehört. Sag mal, wie hieß die Frau?“, fragte Michael ihn. „Lucy Franz“, antwortete Gerrit. „Oh nein, so hieß doch die Freundin von Alex oder nicht? Das würde einerseits erklären, was mit Alex ist, aber eben nicht das ganze“, machte sich Michael nun Sorgen und nahm die Akte und schlug zu auf. Ganz vertieft saß er nun da und lass sich alles durch. Gerrit stand etwas abseits an der Kaffeemaschine und starrte in die Luft er machte sich seine Gedanken und hoffte inständig, dass es nicht die Freundin von Alex war. Michaels Gesichtsfarbe wechselte von rot auf schneeweiß, mehrmals schluckte er und seufzte tief. „Nein, alles, nur nicht das!“, sprach Michael und wusste nicht, was er sagen sollte. Viel zu geschockt war er, um etwas zu sagen. „Michael, ist alles in Ordnung?“, Gerrit machte sich Sorgen.
Denn Michael saß nur noch ganz apathisch da und reagierte nicht. „Michael, nun sag schon, was ist los, was steht drin?“ Doch Michael reagierte nicht. So nahm sich Gerrit kurzerhand die Akte zur Hand und las selber. Und schon im nächsten Moment saß auch er geschockt da. „Das würde auch ihr Verhalten erklären!“, sagte Gerrit in einer leisen Stimme. Michael fand langsam wieder zu sich. „Aber warum ist sie nicht zu uns gekommen? Sie weiß doch, dass sie immer mit uns reden kann? Warum hat sie nicht angerufen? Warum…Warum?“, stellte Michael sich diese Fragen laut. „Ich bin mir nicht sicher. Aber es gibt bestimmt Erklärungen dafür. Aber nun müssen wir für Alex da sein! Wir müssen ihr zeigen, dass es Menschen gibt, die ihr helfen wollen! Aber zu allererst müssen wir sie finden“, stellte Gerrit fest. Er und Michael machten sich große Sorgen. Aber wo kann sie nur sein?“, überlegte Michael. „Am besten, wir beide suchen sie, aber getrennt. Und wenn einer von uns sie findet, dann geben wir Bescheid und müssen dann weiter sehen“, gab Michael kurz das Kommando an und beide machten auf die Suche. Doch auch nach 2 Stunden suchen hat keiner der beiden sie gefunden. Michael informiert Gerrit kurz und macht sich auf den Weg zu Alex’ Wohnung. Während Gerrit auf dem Weg ins Büro ist. „Gerrit…Gerrit, warte, Du musst mitkommen, ich hab Alex gefunden. Sie sitzt völlig ängstlich und zitternd auf dem Boden der Toilette und schluchzt nur auf. Aber sie reagiert nicht.“ „Gut, Du sorgst bitte dafür, dass kein weitere hier etwas erfährt, ich werd’ Dir später alles erklären. Und sorg auch bitte dafür, dass keiner hier auf die Toilette geht.“, gab Gerrit ihr kurz die Anweisungen. „Aber wie soll ich das machen? Die Toilette ist nach der kompletten Renovierung gerade die einzige, die zu benutzen ist. Die anderen sind noch gesperrt!“, stellte Hanna fest. „Denk Dir was aus, oder Ihr Frauen geht einfach auf die Männertoiletten oder ins Gebüsch, denk Dir etwas aus, aber sorg einfach bitte dafür, dass keiner etwas mitbekommt“, sagte Gerrit kurz und rannte schon zum Damenklo. Kaum hatte er die Tür geöffnet hörte er auch schon das herzzerreißende Schluchzen. Und immer wieder die Frage. „Warum? Warum?“
Gerrit trat etwas unsicher ein, schließlich ist ein Mann auch nicht jeden Tag auf der Damentoilette. Doch dies war Gerrit egal, hier ging es einzig und allein nur um seine Kollegin und gute Freundin Alexandra, die ihn jetzt brauchte. So ging er leise immer weiter in die Toilette, bis er vor der verschlossen Tür stehen blieb. Von drinnen war nur noch leises wimmern zu hören. Nach fast 2 ½ Stunden weinen, hat Alex keine Kraft mehr und wimmert nur noch leise vor sich hin, noch immer zittert sie am Körper und beginnt nun auch zu frieren. Gerrit steht vor der Tür und lauscht. Leise und sachte klopft er an, um Alex nicht zu erschrecken. „Alex, ich bin es Gerrit. Mach bitte die Tür auf, tu’ mir den gefallen. Und lass uns dann drüber reden. Michael und ich wissen Bescheid. Wir haben eben den Bericht gelesen“, wieder klopfte Gerrit verzweifelt gegen die Tür, doch nichts tut sich. „Alex, bitte…“, seufzte Gerrit tief. Michael und ich wollen Dir nur helfen, mach bitte die Tür auf“; Gerrit verlor fast seine Geduld, es kostete ihn viel Mühe nicht auf die 2. Toilette zu gehen und hinüber zu klettern. Was auch bei seiner Größe keine Mühe gewesen wäre. Es tat ihm einfach nur weh, wie sehr seine Kollegin litt. Er konnte es einfach nicht mit ansehen. „Wenn ich diese Schweine in die Finger bekomme“, sprach Gerrit leise vor sich hin und ballte vor lauter aufsteigender Wut, eine Faust. Abermals versuchte Gerrit Alex dazu zu bewegen, endlich die Tür zu öffnen, doch sie reagierte nicht. Überhaupt saß Alex nun einfach da und wusste nicht mehr, was sie machen sollte. „Nun wissen sie es also doch! Was mach ich nur? Warum?...Warum?“, stellte sich Alex wiederkehrend dieselben Fragen. Gerrit versuchte es noch einige Male und gab dann auf, er sah ein, er konnte Alex nicht weiter zwingen. Und so sagte er nichts, stand an der Wand angelehnt und dachte nach. Es dauerte ca. 15 Minuten, bis sich Alex endlich entschloss nach fast 2 ½ Stunden das Klo zu verlassen. Sie öffnete die Tür und blickte mit ihrem Trännennassen Gesicht, in das von Gerrit. Sie war blass und schaffte es gerade noch sich irgendwie aufrecht zu halten. Ihr Körper fühlte sich schwach und ausgelaugt an, absolut keine Kraft mehr. Das Weinen hat ihr alles gekostet, schwach und am Ende mit ihren Nerven stand sie nun vor Gerrit. Dieser sah sie an und war geschockt, ihm fehlten einfach nur die Worte. Er blickte in ihre Augen, doch nichts als leere war zu sehen. Keine freudestrahlenden braunen Augen sahen ihn an. Überhaupt war ohnehin nichts mehr von ihrer so offen Haltung zu sehen, ihr Körper wirkte schwach und kraftlos. Mutlos stand sie vor ihm noch immer fehlten ihm die Worte, erst nach einigen Minuten besinnt er sich und reißt sich zusammen. Doch er wusste nicht, wie er auf sie zugehen sollte. Eine große Unsicherheit machte sich ihn ihm breit.
Nun standen beide voreinander und Gerrit sah Alex immer noch mitfühlend an, während sie auf den Boden sah. Auch wenn es nur ihr Kollege war, so fühlte sie sich nicht wohl, wenn er sie ansah. „Doch was soll er auch anderes machen“, ging es ihr durch den Kopf. Gerrit ging nun langsam einige Schritte auf sie zu und legte sanft eine Hand auf ihre Schulter. Sofort durchzuckte Alex ein Schauer, sie begann zu zittern und Tränen liefen ihr wieder über das Gesicht. Auf einer Seite wünschte sie sich in den Arm genommen zu werden, einfach nur getröstet zu werden. Doch sobald dies geschah, riss es wieder die Wunden der gestrigen Nacht in ihr auf. „Keine Angst Alex, ich will Dir nichts tun. Komm, wir gehen jetzt ins Büro und dann legst Du Dich auf die Couch und versuchst etwas zur Ruhe zu kommen. Du gefällst mir nicht“, befahl Gerrit und führte Alex sachte aus der Toilette, vorher vergewisserte er sich noch, dass keiner gerade auf dem Flur war und ging mit Alex in das Büro. Dort legte er sie sanft hin und deckte sie zu. Alex zitterte immer noch und hin und wieder war noch ein kurzes aufschluchzen zu vernehmen, bis sie vor lauter Erschöpfung in einen unruhigen schlaf verfiel. Gerrit hatte in der Zwischenzeit Michael benachrichtigt, der auch paar Minuten später leise das Büro betrat. Er sah kurz zu Alex und war geschockt, wie blass und kraftlos sie da lag. Doch kurz darauf ging er auf Gerrit zu und sah ihn an. „Wie geht es ihr? Was machen wir jetzt? Hat sie etwas gesagt?“, fragte Michael ihn besorgt und sein Blick fiel immer wieder zu seiner Kollegin, die unruhig schlief und dabei weinte. Nun erzählte Gerrit Michael erst einmal, was sich alles ereignete, als er Alex auf der Toilette sah. „Sie ist am Ende, kann kaum noch. Zittert und weint nur, ihr Körper hält das nicht mehr stand. Sie stand vor mir wie ein Stück Wrack, sie konnte sich nur noch mit viel Mühe aufrecht halten. Und wenn man auf sie zugeht, weicht sie zurück und beginnt zu zittern. Man kann sie noch nicht einmal in den Arm nehmen. Ich weiß gar nicht, was wir machen sollen, ich muss ehrlich sagen, ich bin überfordert. Ich möchte ihre helfen, weiß aber nicht wie - ohne dabei Wunden aufzureißen“, sagte Gerrit und auch sein Blick fiel auf Alex. „Ja, dass weiß ich auch nicht. Aber eines steht fest, sie ist unsere Kollegin und beste Freundin, wir müssen für sie da sein. Wir müssen ihr zeigen, dass es Leute gibt, denen sie Vertrauen kann. Und keine Menschen sind, die ihr nur wehtun wollen. Es wird eine schwere Zeit. Nun müssen wir erst einmal sehen, was wir zu erst machen. Es ist das Beste, wenn Alex nicht allein zu Hause ist“, stellte Michael klar und Gerrit nickte. Ja, also dass wir ihr helfen steht außer Frage. Ich hab nur leider kein Gästezimmer. Du weißt doch, wie Single Wohnungen sind“, grinste Gerrit leicht, um die eh schon so angespannte Situation etwas zu lichten. „Ja, dass hab ich auch nicht anders erwartet. Wahrscheinlich müsste man auch erst noch einkaufen gehen, damit man ein Stück Brot hat“, gab Michael in einem süßen Ton von sich. „Ja, ja, aber bei Dir sieht es auch nicht besser aus, Du magst zwar ein Gästezimmer haben, doch zu essen hast Du auch nichts. Bierflaschen lassen sich noch nicht verzehren“, konterte Gerrit und die beiden mussten grinsen. Doch sie kehrten auch schnell wieder zum Ernst der Lage zurück.
Aber ein Problem bleibt noch. Alex kann auf keinen Fall allein bleiben!“, stellte Michael fest. „Das ist doch kein Problem, Du rufst beim Staatsanwalt an, schilderst ihm die Sachlage und dann versuchst Du für mich Urlaub zu bekommen“, sagte Gerrit und sah Michael an. „Das ist keine so schlechte Idee, doch Du behältst Deinen Urlaub, ich kann keinen mehr bekommen. Erst in 1 Monat vielleicht. Aber ich habe noch reichlich Überstunden, und die werde ich versuchen durchzusetzen“, gab Michael von sich und Griff schon zum Telefon. Gerrit nickt nur und wartete ab. Doch er konnte dem Gespräch nicht weiter folgen. Er sah wie Alex sich hin und her wälzte und versuchte um sich zu schlagen. Er rannte zu ihr hin. „Alex…, Alex…ganz ruhig, Du hast nur schlecht geträumt“, redete Gerrit sanft auf sie ein und Strich ihr vorsichtig über die Haare. „Es war so schrecklich“, schluchzte Alex auf und weinte und weinte. Gerrit war wieder hilflos und wusste nicht, was er sagen wollte, es tat ihm in der Seele weh, wie sehr seine Kollegin und Freundin litt. Er strich ihr sanft über ihr Gesicht, dass zittern von Alex wurde nicht mehr und es schien sie etwas zu beruhigen. Doch etwas beunruhigte ihn. Er sah zu Michael, der gerade fertig war und besorgt zu Gerrit trat. „Michael, ich glaub’ Alex hat Fieber, aber ich bin mir nicht sicher“, gab Gerrit besorgt von sich. Michael sah Gerrit an und fühlte die Stirn von Alex, „Ja Du hast recht“, sie hat Fieber. Vermutlich durch die ganze Erschöpfung und vom weinen“, versuchte Michael Gerrit etwas zu beruhigen, doch die Sorgen nahmen kein Ende. „Ach bevor ich dass vergesse, Du musst ab morgen den Dienst zusammen mit Jan machen. Ich hab für eine Woche frei bekommen. Und dann müssen wir weiter sehen. Da wir heute Samstag haben, können wir auch nicht viel machen. Ein Arzt hat erst am Montag wieder offen. Es sei denn, es wird schlimmer, was ich nicht hoffen möchte“, sagte Michael noch und ging zu seinem Schreibtisch und um noch bei seinem Sohn anzurufen. Alex wälzte sich hin und her und weinte, sie fand keine Ruhe mehr. Gerrit versuchte sie zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht.
Hilflos musste er mit ansehen, wie Alex die inneren Gedanken zerfleischten. Sie fand keine Ruhe mehr, redete vor sich und das Fieber schien auch zu steigen. So saß Gerrit einfach nur da und streichelte ihr sanft mehrmals über den Kopf. Was sie selbst ihm Halbschlaf durchzucken ließ. Alex’ Körper kann nicht mehr, kraftlos liegt sie da und durchlebt in ihren Fieberträumen das geschehen. Die widerlichen Berührungen, die sie über sich ergehen lassen musste, kamen immer wieder in ihr hoch. Eine persönliche Grenze wurde von ihr gewaltsam durchbrochen. Die Ratlosigkeit von Gerrit nahm immer mehr zu, er wusste einfach nicht, was er machen sollte. Wenn er sie versuchte in den Arm zu nehmen, begann sie um sich zu schlagen, wenn er sie streichelte, dafür reichten auch schon sanfte Berührungen, begann sie heftigs zu zittern an und weinte ganz doll. Überhaupt wusste auch Michael, als er fertig war mit telefonieren nicht, wie es weiter gehen sollte. „Gerrit, ich nehme Alex jetzt zu mir, ich hab eben noch einmal mit dem Staatsanwalt gesprochen, ich darf schon Schluss machen. Somit musst Du den Wochenenddienst allein führen“, sagte Michael. „Gut, dann helfe ich Dir mit Alex und werd’ dann gegen Abend vorbei schauen. Und Dir ggf. etwas helfen“, setzte Gerrit noch hinzu. Vorsichtig kniete sich Michael zu Alex runter und weckte sie sanft aus ihren Fieberträumen auf. „Alex, ich bin’s Michael. Kannst Du aufstehen, damit wir zum Auto können. Gerrit und ich werden uns um Dich kümmern, solange Du krank bist und es Dir nicht gut geht. Du wirst bei mir im Gästezimmer wohnen“, sagte Michael liebevoll. Alex nickte nur, zu mehr war sie nicht mehr in der Verfassung. Sie war sogar so kraftlos, dass sie es kaum mitbekam, wie sie paar Minuten später im Auto saß und nachher im Gästezimmer von Michael lag. Nun lag sie da und fieberte immer weiter, zudem quälten sie die schrecklichen Erinnerungen. Michael brachte ihr Tee und misste Fieber. „39,3° ganz schön viel, hoffentlich steigt es nicht noch weiter“, dachte sich Michael und verließ wieder das Zimmer, da Alex eingeschlafen war. Doch keine 10 Minuten später ertönten seltsame Geräusche aus dem Zimmer. „Nein…bitte…nicht. Ich will das nicht…lassen sie mich los…Neiiinnn“, schrie Alex und schlug im Bett um sich und weinte bitter. Doch auch als Michael am Bett von ihr saß, kam sie nicht zur Ruhe, immer wieder erschienen die schrecklichen Bilder vor ihr. Das schlimmste war sogar, Alex kann sich wieder voll und ganz an das Geschehen erinnern. Da sie gerade zur Ruhe kam und die Gedanken aus lauter Kraftlosigkeit nicht unterdrücken konnte, erinnerte sie sich nach und nach immer mehr an das, was geschehen war. „Alex…ganz ruhig…schsch…es ist vorbei, Du bist in Sicherheit“, versuchte Michael Alex liebevoll zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht. Alex war in ihren Träumen gefangen. „Nein…ich will dass nicht…bitte…lassen sie das…Au, sie tun mir weh“, schrie Alex immer wieder und weinte unentwegt. Immer wieder schlug sie um sich, doch sie wachte einfach nicht auf. Michael saß einfach nur da und wusste nicht, was er machen sollte, vereinzelt liefen ihm Tränen über die Wangen, wenn er so mit erlebte und hörte, was seine Kollegin und beste Freundin in der vergangenen Nacht durch machen musste. Alex durchlebte den Traum, aber völlig verzerrt und immer nur in Bruchstücken. Ihr Körper kam nicht mehr zur Ruhe, völlig kraftlos durchlebte sie den Traum und konnte sich nicht mehr wehren. Immer wieder wälzte sie sich hin und her und weinte. Michael merkte es, dass Alex keine Ruhephase mehr hatte. So ging er aus dem Zimmer, holte sein Handy und rief einen Notarzt. „So kann es nicht mehr weiter gehen“, ging es ihm durch den Kopf, während er die Nummer wählte. Anschließend ging er wieder zu Alex, die immer noch da lag und weinte und versuchte sich zu wehren und es nicht mehr konnte.
Es dauerte auch noch eine ganze Weile, bis endlich der Notarzt kam. Michael war erleichtert, er wusste einfach nicht mehr weiter. Alex war in ihren Träumen gefangen, dass Fieber bereitete ihm Sorgen, überhaupt hatte er so seine gute Freundin noch nie gesehen – zumindest nicht in so einem elenden Zustand. Zwar war Alex schon des Öfteren krank gewesen, doch so wie sie da lag noch nie. Völlig verstört, apathisch und in ihren Gedanken gefangen. Immer noch zitterte sie am ganzen Leib, doch Michael war sich nicht sicher, ob es vom Fieber kommt, oder ob es doch die Erinnerungen sind, die sie wieder so zittern lassen. Doch als Michael ihre Stirn fühlte, wurde ihm klar, dass es vom Fieber kommt. „Wo bleibt denn der Arzt“, fragte sich Michael immer wieder. Er ging in seiner Wohnung auf und ab, wusste einfach nicht mehr, was er machen sollte, seine Gedanken schwirrten nur um Alex. Doch dann wurde er aus seinen Gedanken gerissen, es klingelte an der Tür. „Endlich, ich weiß einfach nicht mehr weiter“, sprach Michael den Arzt an. Und klärte ihn auf, was sich in der gestrigen Nacht ereignete und wie es Alex derzeit geht. Wie sie immer wieder die Erinnerungen durchlebt, zittert, sobald man sie nur berührte. Der Arzt hörte sich alles genau an und nickte. Nun betrat er mit Michael das Zimmer und wieder musste er Alex vorsichtig aus ihren verwirrten Träumen wecken. Doch diesmal gelang es ihm sofort und Alex öffnete ihre Augen und sah ihn mit fiebrigen und tränennassen Augen an. Für Michael war es wiederholt ein Schock, wenn er in diese traurigen und glanzlosen Augen sah. Michael ging in aus dem Raum, während der Arzt sich um Alex kümmerte. Es dauerte auch eine ganze Zeit, ehe der Arzt aus dem Zimmer kam und sein Blick verhieß nichts Gutes. „Herr Naseband, es ist gut, dass Sie mich geholt haben. Ihre Sorgen sind berechtigt, ihre Freundin ist psychisch und physisch sehr angeschlagen. Und um es auch kurz zu machen, wenn sie mich nicht geholt hätten, dann wäre es wohl eine Frage der Zeit gewesen und der Körper von Frau Rietz hätte schlapp gemacht. Ich habe ihr nun eine Beruhigungsspritze gegeben und ein leichtes Schlafmittel verabreicht, dass sollte reichen und Frau Rietz müsste ohne große Zwischenfälle durchschlafen können. Sollte Sie dennoch aufwachen und/oder das Fieber steigt, dann zögern Sie bitte nicht und rufen mich umgehend an. Am Montag sollte Frau Rietz unbedingt zu ihrem Hausarzt“, sprach der Arzt besorgt mit Michael. Michael ist geschockt, zwar wusste er, dass es Alex sehr schlecht geht, doch so schlecht, dass schon fast ihr Körper schlapp machen könnte. Nein, dass hatte er nicht gewusst. „Herr Naseband, es gibt da noch eine Sache. Frau Rietz sollte sich schnellstens einen Schwangerschaftstest unterziehen und einen Aids Test durchführen lassen, um auf Nummer sicher zu gehen. Da man nie sicher gehen kann, was solche Menschen für Krankheiten mit sich schleppen“, der Arzt sah Michael an und dieser war mehr als geschockt, er musste sich setzen. Nachdem alles geklärt war und der Arzt aus dem Haus war, ging Michael in das Gästezimmer und musste beruhigt feststellen, dass die Mittel vom Arzt angeschlagen hatten und sie derzeit ruhig schläft. Etwas erleichtert ging er aus dem Zimmer und griff zum Telefon, schließlich hatte er Gerrit versprochen, sich zu melden. „Gerrit Grass, K11?“ – „Hallo Gerrit, ich bin’ Michael“…“Wie geht es Alex?“, unterbrach ihn Gerrit, ehe Michael noch etwas hinzufügen konnte. „Ja, deshalb rufe ich ja an. Ich musste einen Arzt rufen, da es Alex schlechter ging“, und nun erzählte er Gerrit alles, es tat ihm gut, jemanden zu haben, mit dem er kurz darüber sprechen konnte. Da es ihm doch alles sehr nahe ging. „Michael, ich komme gegen Abend nachher bei Dir vorbei und dann reden wir weiter. Ich hab’ eben mit Karsten, dem Freund von Lucy Franz gesprochen. Ihr geht es etwas besser und beide werden Morgen vorbei kommen und versuchen eine ungefähre Personbeschreibung abzugeben. Viel wird dabei nicht herauskommen. Da beide Strumpfmasken getragen hatten und das Gesicht dadurch verdeckt war“, sprach Gerrit noch kurz mit Michael. Doch die beiden mussten auflegen, Michael vernahm ein ganz leises Schluchzen aus dem Gästezimmer. „Gerrit, ich muss Schluss machen, ich muss nach Alex sehen. Wir sehen uns heute Abend“, teilte Michael Gerrit schnell mit und legte auf. Sofort lief er zu Alex und öffnete die Tür, sie lag wieder da, ihre Augen diesmal geöffnet und weinte leicht. „Es war so schrecklich, Michael“, sagte Alex und schon schlief sie wieder ein, da die Wirkung des Schlafmittels noch anhielt. Michael sah sie an und musste sich bemühen, seine Tränen zu unterdrücken. „Arme Alex, wenn ich gewusst hätte was Dir an diesem Abend widerfährt, dann hätte ich nie so einen Kommentar abgelassen. Es tut mir so leid“, sagte Michael leise vor sich hin, während er einzelne Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Immer wieder gingen ihm in diesem Augenblick die Sprüche durch den Kopf, die er Alex vor dem Treffen mit ihrer Freundin an den Kopf gehauen hatte. Michael begann sich Vorwürfe zu machen, auch wenn ihn eigentlich keine Schuld traf, so machte er sich dennoch welche. Während Alex ruhig schlummernd da lag, außer hin und wieder ein aufschluchzen zu hören war, saß er neben ihrem Bett und weinte, Die ganze Verzweiflung und Ratlosigkeit, fiel von ihm ab. Es tat ihm weh, wenn er mit ansehen musste, wie sehr Alex litt. Und Gerrit erging es nicht anders, während er versuchte aus den wenigen Angaben, die es bisher gab, etwas zu finden – so machte er sich viele Gedanken um seine Kollegin.
Teil 10 Endlich war Gerrit nun auch mit den restlichen Akten durch und er konnte sich auf den Weg machen. So packte er alles zusammen, nahm vorsichtshalber den Bericht von der Vergewaltigung mit und fuhr zu Michael. Dieser saß immer noch am Bett, der inzwischen ruhig schlafenden Alex, doch wenn man genau hinsah, konnte man sehen, wie Alex im Schlaf weinte. Ihr ganzes Gesicht war inzwischen vom weinen völlig verquollen. „Und wie blass sie doch ist“, bereitete es Michael immer mehr Sorgen. Doch er wird je aus seinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klingelte. Michael sah noch kurz zu Alex und ging dann halbwegs beruhigt aus dem Zimmer und öffnete die Tür. Wie nicht anders zu erwarten war, stand Gerrit vor der Tür und betrat nun die Wohnung von Michael. Er sah sich kurz um und war echt erstaunt, wie Michael seine Wohnung eingerichtet hatte. „Da stehen ja bei mir noch mehr Möbel“, dachte sich Gerrit im Stillen und setzte sich auf das Zweiersofa, welches ganz in einer Ecke stand. Michael vergewisserte sich noch mal, dass Alex auch wirklich ruhig schlief und setze sich dann neben Gerrit. Beide saßen einfach nur da, Michael war ziemlich erschöpft, dies sah man ihm auf dem ersten Blick auch an. Und Gerrit begann sich Gedanken zu machen. „Michael, wie geht es Dir?“, fragte Gerrit und sah ihn von der Seite her an. „Es geht, ist alles doch ziemlich anstrengend“, antwortete dieser ehrlich, denn er wusste, dass er Gerrit nichts vormachen konnte. Doch Gerrit merkte auch, dass es nicht alles war, was ihm Michael erzählte, doch er fragte nicht weiter. „Ich hab hier noch mal den Bericht mitgebracht, aber so wirklich weiter sind wir nicht. Zum Glück konnten bei Lucy Franz noch Sperma Spuren gesichert werden. Eine direkte Personenbeschreibung werden wir hoffentlich morgen erhalten. Doch viel können wir nicht erwarten“, versuchte Gerrit Michael zu erklären, doch dieser hörte immer nur Bruchstücke von dem was Gerrit berichtete. Immer wieder war er mit seinen Gedanken bei seiner Kollegin. „Warum ausgerechnet Alex?“, fragte sich Michael immer wieder leise vor sich hin. Gerrit sah ihn mitfühlend an. „Michael, es ist passiert, wir können nur hoffen, dass Alex stark genug sein wird, um darüber hinweg zu kommen. Niemand konnte vorher erahnen, dass es Alex oder auch ihre Freundin treffen würde. Wir müssen nun stark sein und sehen, dass wir für sie da sind. Zudem müssen wir unbedingt herausfinden, wer diese Typen sind“, fügte Gerrit hinzu, aber auch ihm gingen viele Fragen durch den Kopf. Doch er versuchte die Gedanken zu verdrängen. Denn sonst würden sie nie in den Ermittlungen vorankommen. „Und einer muss ja die Arbeit machen“, dachte sich Gerrit und sah abermals Michael an. „Michael, hörst Du mir überhaupt zu?“, erkundigte sich Gerrit. Doch von Michael kam keine Reaktion, er starrte mit offenen Augen aus dem Wohnzimmerfenster und rührte sich nicht. „Michael!“, sagte Gerrit in einem energischen, aber dennoch sanften Ton und legt eine Hand auf seine Schulter. „Ich weiß, dass es Dir zu schaffen macht, aber Du, bzw. wir müssen auch nach vorne sehen. Es ist nun einmal passiert und man kann das Geschehne nicht rückgängig machen“, fügte Gerrit hinzu und sah Michael an. Doch dieser saß einfach nur da und starrte ganz apathisch aus dem Fenster. Doch als Gerrit genauer hinsah, konnte er erkennen, dass ihm einzelne Tränen über die Wangen liefen. „Michael, was ist los? Es ist doch nicht nur die Vergewaltigung, die Dir zu schaffen macht, oder?“, erkundigte sich Gerrit besorgt. Nun erst drehte sich Michael zu Gerrit um und sah ihn an. „Ich kenne Alex nun seit mehr als 3 Jahren, wir haben vieles durch gestanden, als Freunde. Waren füreinander da, wenn es einem schlecht ging. Aber das hier“, und Michael stockte einen Moment. „Das hier ist zu viel, so habe ich Alex noch nie erlebt. Sie ist völlig verstört, ängstlich und verwirrt, nimmt kaum etwas wahr und zittert nur. Vielleicht hätten wir das alles auch verhindern können?“, sagte Michael leise und sah wieder zum Fenster hinaus. Er machte sich innerlich viele Vorwürfe und gab sich die Schuld für die Vergewaltigung an seiner Kollegin „Wie meinst Du das? Warum hätten wir das verhindern können?“, fragte Gerrit etwas verwirrt und verstand nicht, worauf Michael hinaus wollte. Michael sah zum immer noch zum Fenster hinaus und einzelne Tränen liefen ihm über die Wangen. Er wischte sich diese weg und drehte sich ruckartig um und starrte Gerrit in die Augen. „Verstehst Du das nicht? Es sind nicht die ersten Vergewaltigungen, wie Du sicherlich weißt! Was ist, wenn wir bei den Ermittlungen etwas übersehen haben? Dann würden diese Schweine nicht mehr frei herum laufen, sonst längst hinter Schloss und Riegel sitzen. Und Alex wäre das nie passiert!“, sagte Michael in einem leicht aggressiven und traurigen Ton. „Michael! Das ist doch nicht Dein Ernst? Du kannst Dir doch nicht für etwas die Schuld geben, was Du auch nicht verhindern hättest können! Wir haben alles richtig gemacht, davon bin ich überzeugt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir etwas übersehen haben, Nein!“, fügte Gerrit nur noch ungläubig hinzu.
Es herrschte Stille, keiner der beiden sagte etwas. Michael sah immer noch schweigend und mit Tränen in den Augen, aus dem Fenster. Gerrit gingen die Worte nicht von Michael aus dem Kopf. So langsam war sich Gerrit auch nicht mehr so sicher. Er nahm sich vor, am Sonntag im K11 noch mal alle Akten und Berichte durchzugehen. „Trotzdem, ich glaube, dass wir etwas übersehen haben. Es gab schließlich viele Spuren und Hinweise, vielleicht haben wir da etwas übersehen“, beharrte Michael fest. Gerrit merkte, dass es keinen weiter Sinn mehr machte Michael zu erklären, dass ihm keine Schuld trifft. „Michael?“, begann Gerrit etwas unsicher. „Ja?“, fragte Michael und sah immer noch zum Fenster hinaus. „Was machen wir eigentlich mit Alex? Wäre es nicht das Beste, wenn sie zu einem Psychologen geht? Und vernommen werden muss Alex auch noch. Wir brauchen dringend ihre Aussage“, bemerkte Gerrit. „Wenn ich das wusste!“, seufzte Michael. „So lange sie noch Fieber hat, können wir sowieso nichts machen. Zudem muss ich am Montag mit Alex zum Arzt, egal wie es ihr geht“, und Michael sah niedergeschlagen zu Gerrit. „Wieso Arzt? Davon hast Du mir nichts erzählt“, stellte Gerrit fest und sah erstaunt und fragend Michael an. „Tut mir leid, dass hatte ich völlig vergessen Dir zu erzählen“, entschuldigte sich Michael bei Gerrit. Und nun berichtete Michael Gerrit alles, was er noch vom Arzt erfahren hat und das er ratlos ist und noch immer nicht weiß, wie er Alex das beibringen soll. „Bitte nicht das auch noch! Das verkraftet Alex in ihrem Zustanden derzeit nicht. Hoffentlich geht bei den Untersuchungen alles gut. Aber wie wollen wir ihr das erklären?“, und Gerrit sah fragend Michael an. „Lass es uns beiden ihr sagen, am besten Du kommst morgen Abend wieder hierher und dann müssen wir in den sauren Apfel beißen. Uns bleibt nichts anderes übrig“, und Michael gähnte und sah müde zur Uhr, es war erst 21 Uhr. Gerrit sah besorgt zu Michael. Gerrit stellte fest, dass Michael relativ blass und erschöpft aussieht. Doch was sollte er machen? „Wenn ich ihn nun darauf aufmerksam machen, lehnt er es dennoch ab“, machte sich Gerrit Gedanken und wurde aus denen gerissen, als er ein Schluchzen aus dem Gästezimmer wahrnahm. „Das ist Alex“, sagte Michael und wollte schon aufstehen. Doch Gerrit hielt ihn zurück. „Ruh’ Du Dich aus. Ich gehe zu Alex und kümmere mich um sie“, sagte Gerrit besorgt zu Michael und stand schon auf und ging zu Alex’ ins Zimmer. Michael legte sich auf sein Zweiersofa, starrte traurig und gedankenverloren zu Decke. Und schlief kurze Zeit später müde und erschöpft ein. Gerrit trat vorsichtig an das Bett von Alex, diese lag mit halb geschlossen Augen da uns starrte an die Decke, dabei liefen ihr erneut Tränen über die Wangen. Ihr Augen sind immer noch völlig rot vom weinen. „Alex, ich bin bei Dir, versuch wieder zu schlafen, damit Du zu Kräften kommst“, sprach Gerrit sanft zu Alex und streichelte sie zärtlich durch ihre Haare. Wieder zuckte sie zusammen und begann zu zittern an. Alex drehte sich um und weinte sich leise in den Schlaf. Gerrit blieb noch bei ihr und machte sich Sorgen. „Was machen wir bloß mit Dir? Wie können wir Dir helfen, ohne Dir weh zu tun oder Erinnerungen hervorzurufen?“, murmelte Gerrit leise vor sich hin. Doch er kam auf keine Lösung, immer mehr Ratlosigkeit stieg in ihm auf. Nachdem Alex nun wieder ruhig eingeschlafen ist, deckte er sie richtig zu und ging aus dem Zimmer. Als er das Wohnzimmer betrat, sah er Michael ruhig schlummernd auf dem überkleinen Sofa liegen und musste grinsen. Doch er ließ ihn einfach schlafen, deckte ihn zu. Bevor Gerrit sich selbst auf dem Weg machte, legte er einen kleinen Zette für Michael auf den Tisch und ging. Gerrit schlenderte gedankenverloren durch die Straßen und dachte über alles nach. Langsam stiegen Tränen der Verzweiflung in ihm auf. Doch er versuchte die Tränen nicht zu unterdrücken, so ging er weinend durch die dunklen Straßen von München und machte sich Gedanken. Doch er kam zu keiner Lösung, hilflos schloss er seine Wohnung auf und legte sich mit einem tiefen Seufzer auf seine Couch. Gerrit versuchte etwas zur Ruhe zu kommen, doch es gelang ihm nicht. Alles wurde ihm langsam aber sicher doch zu viel. Er muss nun alleine Arbeiten, sich um Michael und Alex kümmern. „Michael kann das nicht alleine schaffen, der ist ja jetzt schon fix und fertig. Ich schaff das schon“, sprach sich Gerrit selber Mut zu und ermunterte sich soweit, dass er zur Akte Griff und noch einmal alles durchging. Doch nach einer langen Zeit fielen ihm die Augen zu und er schlief mit der Akte auf dem Arm ein. Und so schliefen alle, bis es spät in der Nacht war, genauer 2:30 Uhr in der Frühe. Michael wachte gerade aus seiner ungemütlichen Schlafhaltung auf. Er sah sich etwas verwirrt um und entdeckte dann die Nachricht von Gerrit.
„Hallo Michael,
Nachdem ich Alex wieder beruhigt hatte, ist sie eingeschlafen und da Du auch eingeschlafen hast, hab’ ich Dich nicht geweckt. Wenn Du meine Hilfe brauchst, dann zögere nicht, sondern rufe mich an – egal wie spät das ist.
Liebe Grüße Gerrit“
Michael las sich die Nachricht durch und stand unmittelbar danach auf um nach Alex zu sehen. Er ging leise in das Zimmer und setze sich vorsichtig auf ihre Bettkante und wachte etwas an ihrem Bett. Doch wieder nickte Michael nach einer kurzen Zeit ein. Plötzlich begann Alex sich wieder hin und her zu wälzen – sie träumte schlecht. Immer wieder redete sie leise im Schlaf: „Nein, bitte nicht, ich will das nicht“, und weinte bitter dabei. Michael wachte auf und versuchte Alex sanft zu wecken. Doch als Alex ihre Augen öffnete erblickte sie nur eine große dunkle Gestalt, die sich zu ihr herunterbeugte. „Nein…bitte…bitte…nicht“, schrie Alex laut und versuchte sich zu wehren. „Alex, ganz ruhig. Ich bin’ Michael, ich tu’ Dir nichts“, sprach Michael leise auf Alex ein, doch diese konnte sich im ersten Moment nicht beruhigen, so war sie in ihren Träumen gefangen. Sie drehte sich zur Seite und weinte noch etwas weiter. Michael tat es einfach nur weh, er fühlte ich hilflos, konnte nichts machen – außer ihr zu zeigen, dass er und auch Gerrit für sie jederzeit da waren. Wie schon so häufig an diesem Tag, saß Michael nun wieder nur ratlos an ihrem Bett und versuchte sie durch ruhiges zureden und gelegentliche Streicheleinheiten zu beruhigen. Trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bis Alex sich soweit wieder gefangen hatte, dass sie Michael mit tränennassen Augen ansah. Sie versuchte zu Lächeln, doch es gelang ihr nicht. Immer wieder muss sie nun, wo sie Michael sieht an die Nacht denken, die ihr ganzes Leben veränderte. „Es war so schrecklich, ich habe Angst“, sagte Alex und schloss ihre Augen, das Licht begann ihr weh zu tun.
Es dauerte auch nicht lange und sie schlief endlich wieder ein, doch der Schlaf von Alexandra währte nicht lange - die Wirkung des Schlaf –und Beruhigungsmittel ließ so langsam nach. Michael saß an ihrem Bett und fuhr sanft mit seiner Hand durch ihre Haare. Er wollte ihr einfach nur zeigen, dass jemand für sie da ist. Michael erhoffte sich dadurch, dass Alex sich etwas beruhigte und friedlich weiter schlief. Doch nichts dergleichen geschah. Alex wälzte sich im Bett unruhig umher und weinte bitter. Ihre Augen waren immer noch geschlossen, dennoch laufen ihr unentwegt die Tränen über ihre Wangen. Michael machte sich große Sorgen und Gedanken, denn auch das Fieber von seiner Kollegin schien nicht zu sinken, eher im Gegenteil – es ist leicht gestiegen. Michael wusste einfach keinen Rat mehr und saß nur da und überlegte. „Wie kann ich Dir bloß helfen?“, fragte er sich erneut und sah zu Alex herab. Und so vergingen Minuten um Minuten. Immer mehr kämpfte Michael mit sich und seiner aufkommenden Müdigkeit. Auch ertappte er sich dabei, wie er immer wieder einnickte. „Du musst wach bleiben, Michael“, ermunterte er sich selbst. Und schüttelte seinen Kopf ein wenig, so als könnte er die Müdigkeit einfach abschütteln. Doch auch wenn Alex etwas ruhiger wurde, so mochte er nicht schlafen, bzw. den Raum verlassen. Die halbe Nacht saß Michael nun schon an ihrem Bett und versuchte sie zu beruhigen, wenn sie unruhig wurde. Dies klappte auch ganz gut und so schlief sie im Beisein von Michael ein. Und auch er musste immer mehr kämpfen, die aufkommende Erschöpfung versuchte er zu unterdrücken - sowie die Müdigkeit auch. Es war schon halb 4, als Alex sich schweißgebadet im Bett umher warf und weinte. Michael kam erschrocken zu sich, er war eingenickt. Er weckte Alexandra sachte auf, ohne sie dabei zu erschrecken. Sie öffnete ihre Augen uns sah ihm direkt in seine Augen. Plötzlich schmiss Alex sich in seine Arme und weinte und weinte. „Es war so schrecklich“, mehr als diesen einen Satz brachte sie nicht hervor, immer mehr wurde sie von Weinkrämpfen geschüttelt. Michael war völlig überrumpelt, doch er nahm sie und drückte ihren Kopf leicht gegen seine Brust. Vorsichtig setzte er sich auf ihr Bett und drückte sie erneut sanft an sich, da er bis dahin nur auf einem Stuhl gesessen hatte. Er wollte ihr einfach nur Geborgenheit und Sicherheit geben, die sie momentan so sehr benötigte. Alex lag inzwischen mit ihrem Kopf auf seinen Beinen, das Gesicht zur Seite gedreht und schluchzte. Michael streichelte ihr abwechselnd über ihre Haare und ihrem Rücken. Diesmal zuckte Alex nicht so zusammen, sie merkte, dass Michael ihr nur helfen wollte und so genoss sie die Zuwendung, die er ihr gab. Und so vergingen wieder Minuten, Alex wurde etwas ruhiger und zitterte nicht mehr so stark am Körper.
Doch Michael musste auch feststellen, dass das Fieber von seiner Kollegin immer noch nicht gesunken war. „Alex, versuch’ bitte einmal Fieber zu messen, ich hole Dir eben etwas zu trinken, ich bin gleich wieder da. Und dann versuchst Du etwas zu schlafen. Dein Körper braucht den Schlaf“, sagte Michael, legte ihren Kopf leicht beiseite und wollte aufstehen. Doch Alex hielt ihn mit letzter Kraft fest. „Bitte geh’ nicht, lass mich nicht allein, ich hab Angst“, sagte Alex leise und begann von neuem zu weinen an. „Ich lass’ Dich nicht allein, doch ich muss nur kurz in die Küche, komme aber sofort wieder“, fügte Michael sanft hinzu und verschwand kurz und holte etwas zu Trinken etc. Auf dem Weg zurück in das Zimmer, machte er sich seine Gedanken. Etwas überrascht ist Michael schon, dass Alex sich von ihm in den Arm nehmen ließ. Um noch etwas recherchieren zu können, holte er seinen Laptop aus dem Arbeitszimmer. Alex hatte währenddessen Fieber gemessen und lag nun erschöpft und schluchzend im Bett, als Michael das Zimmer wieder betrat. „Und“, fragte Michael sofort besorgt. Alex reichte ihm das Thermometer und sah drauf. „Mh, 39.5°C.“, murmelte er und legte es beiseite. „Hier Alex, versuche etwas zu trinken und dann schlaf etwas. Ich bin immer bei Dir“, versuchte Michael sie etwas zu ermuntern. Doch dies gelang ihm nicht ganz so, wie er es gern gewollt hätte. Alex trank etwas und legte kuschelte sich dann ziemlich erschöpft und müde in ihre Bettdecke und schloss ihre Augen. Michael saß mit seinem Laptop auf dem Schoß neben ihr und sah sie besorgt an. Er wusste einfach nicht, wie es weiter gehen sollte. „So wie es ihr gerade geht, so kann es nicht weiter gehen. Aber was machen können Gerrit und ich nur tun, dass es ihr bald wieder etwas besser geht? Irgendwie hab’ ich den Eindruck, dass ihr ganzer Lebenswille weg ist. Überhaupt, wie kann man ihr zeigen, dass sie auch Männern vertrauen kann? Wie kommt es eigentlich, dass sie plötzlich so an mir hängt? Wo sie gestern doch noch gezittert hatte, als ich sie nur berührte?“, Michael stellte sich Fragen über Fragen und fand zu keiner Antwort, bzw. zu einer Lösung. Nun saß er da, ziemlich hoffnungslos und niedergedrückt. Denn wie es weiter gehen sollte, dass wusste er nicht. So saß er da und nahm seinen Laptop zur Hand, um sich etwas abzulenken. Da er sich glücklicherweise W-Lan angeschafft hatte, machte es also keine Probleme etwas im Internet zu recherchieren. So versuchte er Hilfe im Internet zu suchen. Und fand viele Informationen, wie z.B. diese. Die ihm auch viele Fragen beantworteten.
Nach einer Vergewaltigung Die meisten Frauen versuchen, sich zuerst an ihnen nahe stehende Personen zu wenden. Sie suchen nach Möglichkeiten zur Aussprache, wollen herausfinden, wie sie mit den Folgen der Vergewaltigung zurecht kommen können, was ihnen in dieser Situation gut tut, und benötigen Aufmerksamkeit für ihren veränderten, verstörten Bezug zur Realität.
Nun wurde auch Michael klar, warum Alex plötzlich keine Angst, bzw. mehr Vertrauen zu ihm zeigte. Er war in diesem Augenblick die nahe stehende Person. Er kannte sie und umgekehrt war das auch so. Er war für sie gerade Tag und Nacht da und sorgte für sie. Aber es gab noch immer viele Fragen und Erklärungen, die ihm auch das Internet nicht beantworten konnte. So legte er sein Laptop beiseite und sah wieder einmal besorgt und mit vielen Fragen zu seiner Kollegin herunter. Etwas beruhigt stellte Michael fest, dass sie in einen halbwegs ruhigen Schlaf gefallen ist, so drehte er sich auf der anderen Betthälfte um und versuchte etwas zu schlafen. Doch er kam kaum zur Ruhe, immer wieder kamen in ihm viele Fragen auf, die ihm keine Ruhe ließen. Auch war er innerlich viel zu aufgewühlt, um seine Gedanken zu sortieren und dabei etwas auszuspannen. Es gelang ihm einfach nicht – im Gegenteil. Die Sorgen und auch die Angst, dass von nun an alles anders werden wird, wurde größer und größer. „Wie erkläre ich ihr bloß, dass sie dringend zu einem Arzt muss? Hoffentlich ist sie nicht schwanger, oder hat sich mit HIV infiziert?“, viele Fragen gingen ihm durch den Kopf. Er war innerlich völlig zerrissen, nun konnte er auch seine aufsteigenden Tränen nicht mehr unterdrücken und weinte sich in einen unruhigen Halbschlaf.
Immer wieder wachte Michael auf, er fand einfach keine Ruhe, die Sorgen und die Ängste um seine Freundin ließen ihn nicht los. Er wachte mehrmals aus seinem Unruhigen Halbschlaf auf und sein erster Blick galt Alex, doch diese schlief einigermaßen ruhig, wie er feststellte. Zwar beruhigte es ihn etwas, doch so richtig traute er dem Frieden nicht. Und tatsächlich, es dauerte nicht lange und Alex begann sich im Schlaf umher zu wälzen, teilweise schlug sie sogar um sich. Man merkte ihr richtig an, wie sie gegen das Fieber und des Erlebten ankämpfte. Nun lag es abermals an Michael Alex zu beruhigen und ihr das nötige Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit zu geben. Gerrit erging es teilweise nicht anders, er schlief immer noch auf seiner Couch, aber unruhig und wachte früh am Morgen auf. Zu erst schaute er sich verwirrt um, bis er verstand, dass er auf der Couch eingeschlafen war. Mit Kopfschmerzen und den ganzen Sorgen, die er sich nun wieder machte, stand er auf und ging unter die Dusche. Anschließend machte er sich einen Kaffee und nahm wieder die Akte zur Hand. Da es erst 4:30 Uhr war, hatte er also noch viel Zeit, so versuchte er nochmals alles durch zu gehen, in der Hoffnung, doch noch etwas zu finde. Jedes mal beim durchforsten der Akten, die es bereits über die Vergewaltigungen gab, hoffte er inständig etwas zu finden. Doch er fand einfach nichts, was er oder seine Kollegen übersehen haben könnten. Und so saß er wieder nur da und machte sich Gedanken. „Wie soll dass ganze bloß einmal aufgeklärt werden, wenn wir einfach keine Anhaltspunkte haben? Und wie wird Alex die Sache jemals verarbeiten? Und wie erklären wir ihr bloß, dass sie ganz dringend sich untersuchen lassen muss?“, Fragen über Fragen gingen Gerrit durch den Kopf, es bereitete ihm richtig Kopfzerbrechen. Doch er fand einfach keine Antworten, mit denen er sich zufrieden geben könnte. „Hoffentlich kann sich Lucy Franz vielleicht doch an etwas erinnern?“, dachte sich nun Gerrit. Und seine ganze Hoffnung ruhte nun auf der Freundin von Alex. „Wenigstens nur ein kleiner Anhaltspunkt. Der wurde ja schon reichen, um zumindest etwas Licht ins Dunkel bringt. Alex wird wohl noch nicht in der Verfassung sein, um sie etwas zu vernehmen. Doch lange können wir auch das nicht aufschieben. Auch wenn es mir weh tut, sie auszufragen, umgehen kann ich es nicht“, machte sich Gerrit so seine Gedanken und Sorgen. Und so war er in Gedanken versunken, dass er nicht auf die Uhr schaute und die Zeit völlig vergessen hatte. So sprang er von der Couch auf, schnappte sich seine Jacke und fuhr ins Kommissariat. Da es schon mittlerweile 10:00 Uhr war und in 2 Stunden Lucy Franz kommen sollte zu Vernehmung, holte er sich nur schnell etwas zu Essen aus der Kantine und rannte hinauf ins Büro. Und wieder lag nun ein neuer Bericht auf den Tisch, er setze sich auf den Stuhl von Alex’ Schreibtisch und las sich durch, was sich wieder einmal in der Nacht ereignete. Und wieder gab es eine Vergewaltigungen, alles lief nach dem selber Muster ab. Die Frauen wurden verfolgt, beobachtet und abgepasst. Doch diesmal wurden die beiden Frauen nach der Vergewaltigung ermordet. Gerrit saß einfach nur da und war geschockt. „Hoffentlich wird das alles bald ein Ende nehmen“, sagte er leise und sah Gedankenverloren aus dem Fenster.
Gerrit saß einfach nur da, erst jetzt merkte er so richtig, wie die ganze Angelegenheit ihm zu schaffen machte und langsam begann an seinen Nerven zu zehren. Er wusste einfach nicht mehr weiter, ein paar kleine einsame Tränen suchten den Weg über seine Wangen, leise begann er zu Schluchzen. Schnell wischte sich Gerrit die Tränen aus dem Gesicht und richtete sich am Schreibtisch wieder auf, als es an der Tür klopfte. Lucy Franz und ihr Freund Carsten Dittberner betraten das Büro. „Meine Freundin sollte sich bei Ihnen noch einmal melden“, sagte Carsten und hielt dabei seine leicht zitternde Freundin an der Hand. „Danke, dass Sie so schnell vorbei kommen konnte“, begann Gerrit das Gespräch, er hoffte einfach inständig die richtigen Worte zu finden, so dass Lucy in der Lage ist, die Fragen halbwegs zu beantworten, ohne dass es ihr sehr schlecht ging. „Frau Franz, ich bin Gerrit, so können Sie mich auch nennen, ich danke Ihnen, dass Sie noch einmal hier her gekommen sind. Ich kann mir gut vorstellen, wie es Ihnen derzeit geht, dennoch bin ich auf ihre Hilfe angewiesen“, sprach Gerrit in einem möglichst ruhigen Ton mit ihr. Er musste sich zusammen reißen, um seine Fassung zu wahren und nicht selber in Tränen auszubrechen. Lucy nickte und setze sich mit ihrem Freund, der seinen Arm beschützend um sie legte auf die schwarze Ledergarnitur, die im Büro stand. „Sagen Sie doch bitte Lucy zu mir. Wie geht es meiner Freundin Alexandra?“, fragte sie nun mit leicht zitternden Stimme. „Alex geht es nicht so gut, sie liegt mit Fieber im Bett. Michael Naseband, mein Kollege kümmert sich gerade um sie. Sind Sie bereit, mir ein paar Fragen zu beantworten, damit wir es so schnell wie möglich hinter uns bringen können?“, fragte Gerrit und versuchte das Thema Alex zu verdrängen, da er Lucy nicht auch noch damit belasten möchte. Auch wenn sie die Freundin ist. Lucy nickte und hielt mit aller Kraft die Hand ihres Freundes fest, sie versuchte gegen die Tränen anzukämpfen, was ihr auch im ersten Moment gelang, doch als es darum ging, noch einmal alle Einzelheiten des Tathergangs wieder zu geben, brach sie in Tränen aus und schmiss sich in die Arme ihres Freundes. Gerrit saß hilflos und es tat ihm weh, wie sehr doch auch Lucy unter der Sache noch litt. Er wartete etwas ab, doch er musste fortfahren, sonst würde er nie vielleicht doch noch Sachen erfahren, die wichtig sein könnten für die weiteren Ermittlungen. „Lucy, ich weiß, dass es Ihnen gerade nicht gut geht, doch meinen Sie, Sie könnten mir noch ein paar Fragen beantworten?“, fragte Gerrit ganz sanft. „Lucy nickte unter Tränen und richtete sich auf. „Danke! Lucy können Sie sich vielleicht an etwas ungewöhnlichen erinnern? Trugen die Täter auffallende Kleidung, oder hatten sie vielleicht Merkmale, wie ein Piercing oder ein Tattoo? Sprachen die Täter möglicherweise in einem ausländischen Akzent? Oder gab es vielleicht Merkmale, die auch von wichtiger Bedeutung sein könnten? Bitte denke Sie in aller Ruhe nach, sie würden mir und auch vielen Opfern damit helfen, wenn wir vielleicht doch einen Anhaltspunkt haben“, fragte Gerrit sie und sah sie mit einem flehenden Blick an.
Gerrit merkte, sie sehr im die Sache immer mehr zusetzte, er fühlte sich schwach, ausgelaugt und hilflos. Lucy dachte währenddessen angestrengt nach, immer wieder liefen die Bilder von der schrecklichen Nacht vor ihren Augen ab, sie weinte, doch schnell wischte sie sich die Tränen auch weg. Sie möchte helfen und grübelte und grübelte. Es vergingen Minuten um Minuten, zwischendurch ist nur ein Aufschluchzen von Lucy zu hören. Jetzt endlich richtete sich Lucy auf und sah Gerrit in die Augen. Sie versuchte es zumindest, doch schnell sah sie wieder weg. Sie konnte einfach noch kaum einen Mann ins Gesicht gucken. „Wenn ich mich recht erinnere, hatte der einer der beiden Männer, welchen weiß ich jetzt nicht, da sie beide dieselbe Kleidung trugen, ein Tattoo am rechten Handgelenk. Ich meine auch, dass es ein Drachen mit einem Kreuz war, aber sicher bin ich mir nicht. Zudem sprach der eine in einem ausländischen Akzent, es könnte ein Türke gewesen sein, aber wie gesagt, ich bin mir nicht sicher“, sagte Lucy und schmiegte sich mit vielen einzelnen Tränen im Gesicht, an ihrem Freund. „Das ist doch auch schon mal etwas. Denken Sie aber bitte noch einmal nach, gab es noch etwas, was uns weiter helfen könnte?“, fragte Gerrit sie. „Nein, ich weiß nichts mehr“, sagte Lucy und zitterte und weinte stark. „Gut, Sie können dann gehen, danke für Ihre Hilfe. Falls Ihnen noch etwas einfällt, dann rufen Sie mich bitte auf Handy an, egal wie spät es ist“, fügte Gerrit noch hinzu und brachte die beiden zur Tür. „Grüßen Sie bitte Alexandra von mir und wünschen Sie ihr gute Besserung“, sagte Lucy noch, bis sie ins Auto stiegen und nach Hause fuhren. Anschließend setzte Gerrit sich erschöpft auf die Couch, nahm ein Stift zur Hand und schrieb die wichtigsten Details auf, die er bis jetzt hatte. Doch so richtig ergab das ganze noch kein Muster. Er hoffte nun, dass ihm Alex auch wichtige Infos geben konnte, dass Sie vielleicht etwas gesehen hatte, was der Lucy nicht aufgefallen war. „Doch erst mal muss Alex wieder soweit gesund werden. Hoffentlich geht morgen alles gut beim Arzt und es setzt ihr nicht alles so zu. Aber erst mal müssen Michael und ich die Gelegenheit finden, Alex alles so schonend wie möglich zu erklären“, machte sich Gerrit seine Gedanken und Sorgen.
Während Gerrit versuchte sich so gut wie möglich auf die Arbeit zu konzentrieren, hatte Michael alle Hände voll zu tun, auch wenn das Fieber von Alex derzeit etwas gesunken war, so ging es ihr dennoch sehr schlecht. Da nun auch endgültig das Beruhigungsmittel seine Wirkung verloren hatte, fiel es Alex schwer ruhig einzuschlafen oder überhaupt klar zu denken und ihre Gedanken und Ängste zu sortieren. Sie lag nun im Bett, starrte ganz apathisch an die Decke und Tränen rannen ihr nur so über die Wangen. Der ganze Glanz aus ihrem Gesicht war entwichen, keine Fröhlichkeit, keine Optimismus, einfach nichts mehr war in ihrem Gesicht zu sehen. Ihre sonst so braunen glänzenden Augen, sind blass und leer. Michael sitzt immer noch im Bett neben ihr, starrt sie an und macht sich Sorgen, aber auch wieder Vorwürfe. Auch wenn ihm Gerrit immer wieder klar gemacht hatte, das ihm absolut keine Schuld traf - doch so ganz ablegen konnte er es nicht. Eigentlich fragte er sich die ganze Zeit, wie es weiter gehen sollte. Wie man Alex den Lebenswille wiedergeben konnte? Wie es nun mit dem Vertrauen zu Männern aussah? Und vor allem, wie er ihr beibringt, dass sie am nächsten Tag zum Arzt muss. „Ich weiß immer noch nicht, wer ihr Frauenarzt ist, oder hat sie eine Ärztin? Kann der auch alle Tests durchführen? Wie mache ich das bloß alles? Ich hab absolut keine Ahnung mehr, was ich noch machen soll?“, fragte sich Michael immer mehr und war ratlos. Die Sache mit Alex beschäftigte ihn so sehr, dass er bisher nicht eine Minute an sich gedacht hatte. „Wann ist der richtige Zeitpunkt, um sie anzusprechen, soll ich nicht doch lieber warten, bis Gerrit da ist? Wie wird sie es aufnehmen und verarbeiten? Wie kann ich sie etwas ablenken, damit sie nicht nur da liegt und weint? Ist es nicht vielleicht besser, wenn ich morgen auch gleich einen Psychologen, oder doch besser eine Psychologin konsultiere? Ohne ihr Wissen und Einverständnis, kann ich das machen? Besser wäre es schon, wenn sie professionelle Hilfe bekommt, ich schaff es bald auch nicht mehr!“, beantwortete sich Michael die Fragen teils selber, doch letzten endlich entschloss er sich dazu zu warten, bis Gerrit kam, um seine Meinung noch mal zu bekommen. Michael kniete sich hin, beugte sich leicht zu Alex herunter und versuchte ihr ins Gesicht zu sehen, doch sie drehte sich weg und schloss ihre Augen. Michael gab nicht auf und sprach dennoch mit ihr, auch wenn sie ihm keines Blickes würdigte. „Alex, wenn Du reden möchtest, Gerrit oder ich, wie sind immer für Dich da. Ich möchte nur, dass Du es weißt, wie wollen Dir helfen“, sprach er sanft und zärtlich auf sie ein, vorsichtig hob er seine Hand und berührte ihren Kopf. Leicht begann sie wieder zu zittern, doch Michael strich ihr einmal leicht durch ihre Haare, um ihr einfach zu zeigen, dass er ihr nichts tun möchte und einfach nur für sie da ist. Auch wenn Michael sich nicht sicher war, ob es richtig war, so tat er es dennoch. Es entstand eine Pause, Alex drehte sich langsam wieder um, öffnete ihre Augen und sah direkt in die von sorgen betrübten Augen von Michael. Sie sah ihn kurz an, drehte sich wieder weg und rollte sich im Bett ein. Kein Augenaufschlag, kein Lächeln, einfach nichts war zu sehen, Alex zeigte keine Reaktion. Michael wusste nicht, ob er sich dennoch freuen sollte, dass sie ihm wenigstens einmal kurz in die Augen sah, oder ob er bedrückt sein sollte. Doch die Betrübtheit überwog, er selber war einfach nur hilflos und wusste keinen Ausweg mehr aus dieser doch so verzwickten Lage. Unbemerkt liefen ihm ein paar Tränen über die Wangen, er stand auf, verließ das Zimmer und kam am Spiegel ihm Flur vorbei. Er blieb stehen und sah sich an. Auch bei ihm war nichts mehr von Heiterkeit und Freude zu sehen. Traurig und blass war er und die Tränen rollten nur so über seine Wangen, er ließ es einfach zu. Es tat ihm gut, einfach alles raus zu lassen. Doch alles war nur von kurzer Dauer, er riss sich zusammen und betrat, nachdem er etwas zu essen und zu trinken aus der Küche geholt hat, das Zimmer. Alex lag da und war eingemurmelt in ihre Decke, doch es war nicht zu überhören, dass sie schluchzte. Wieder machte sich die Hilflosigkeit und Ratlosigkeit von Michael bemerkbar.
Er stand da und sah nur zu ihr, er wusste in diesem Augenblick, dass es so nicht weiter gehen kann und sie Psychologische Hilfe braucht. „Auch wenn sie strikt dagegen sein wird, ich schaff das nicht mehr länger. Hoffentlich kommt Gerrit bald. Und hat auch noch mehr über die Täter herausgefunden. Es kann so einfach nicht weiter gehen. Nein, das geht nicht!“, sagte Michael energisch zu sich selbst, stand aber paar Sekunde später wieder völlig geplättet da. Die Sorgen um seine Kollegin und beste Freundin ließ ihn nicht los. „Ist es nicht auch besser, wenn ich ihre Eltern benachrichtige? Oder sollte die das doch besser selber machen? Eigentlich habe ich ja kein Recht einfach über ihren Kopf hinweg zu entscheiden und zu handeln“, machte sich Michael selber klar. Nachdem er seine Gedanken einigermaßen sortiert hatte, ging er langsam auf Alex’ Bett zu und setze sich an die Bettkante. Langsam und zärtlich strich er ihr über den Rücken. Man konnte förmlich spüren, wie sehr Alex bei jeder Berührung innerlich zusammen zuckte und begann zu zittern. Michael nahm seine Hand weg, aber sprach sie leise an. „Alex, ich hab’ hier etwas zu trinken für Dich, Du musst etwas trinken und auch einen Kleinigkeit essen. Dein Körper braucht Nahrung“, redete er behutsam auf sie ein. „Ich hab kein Hunger, und auch keinen Durst, bitte lass mich einfach allein“, kam es schluchzend unter der Bettedecke hervor. „Alex, aber Du solltest etwas trinken…“ – „Nein, ich will nicht, bitte lass mich einfach in Ruhe“, kam es energisch aber völlig fertig und mit schluchzender Stimme von ihr. Michael war platt und hilflos. Er wollte ihr doch nur gutes tun. Aber Michael respektierte ihren Wunsch und verließ das Zimmer, wenn auch ungern, da er sie nicht so gerne allein lassen wollte. Kaum war Michael aus dem Zimmer, kam Alex leicht unter der Bettdecke hervor, zog ihre Beine an und legte ihr Kopf auf ihre Knie und weinte hemmungslos. „Ich kann nicht mehr, ich kann einfach nicht mehr und will nicht mehr“, kam es leise und leicht wütend von Alex. Immer wieder haute sie mit einer geballten Faust auf ihre Bettdecke und weinte lauthals. Michael konnte sogar das Schluchzen im Wohnzimmer vernehmen. Sein Herz krampfte innerlich so sehr zusammen, dass ihm selber wieder die Tränen kamen. Doch Michael versuchte sich zusammen zu reißen und stark zu sein, auch wenn er es eigentlich nicht mehr konnte. Doch wenn er an seine Kollegin dachte, so versuchte er sich zusammen zu reißen. „Hoffentlich kommt Gerrit bald?“, seine Hoffnung ruhte nun auf Gerrit. „Vielleicht hatte er noch Möglichkeiten an Alex heran zu kommen. Er ist zumindest der sensiblere von uns beiden Männer. Und sein Einfühlungsvermögen ist auch besser als meines“, sagte sich Michael. Plötzlich hörte er, wie sich die Tür öffnete und Alex stand im Wohnzimmer mit nur einem T- Shirt von Michael und einer Boxershorts. „Hast Du Handtücher? Und könntest Du mir einige Sachen aus meiner Wohnung besorgen, wenn ich schon bei Dir wohne, dann brauche ich auch etwas von mir“, sagte Alex in einem leicht unterkühlten Ton. Geschockt, wie Alex mit ihm redete, sah er sie einen Moment lang nur an. „Äh, ja klar, im Kleiderschrank von mir findest Du welche. Und Kleidung von Dir bekommst Du auch. Ich werde Gerrit nachher mal drum beten, dass er bei Dir noch mal rum fährt. Dafür brauche ich den Schlüssel noch“, sagte Michael völlig verwirrt über die Haltung von Alex. „Hab’ ich ihr etwas getan? Oder was Falsches gemacht?“, fragte er sich enttäuscht. Es tat ihm weh, wie Alex ihn eben behandelte. Alex warf ihm nur noch den Schlüssel zu und ging ohne einen weiteren Ton von sich zu geben zum Kleiderschrank und holte sich ein Handtuch aus dem Schrank und verschwand ihm Bad. Dort schloss sie sich ein und zog sich langsam aus. Immer noch waren Blutergüsse, Schrammen und Verschürfungen am ganzen Körper zu sehen. Sie sah sich an und begann wieder zu weinen. Die Verletzungen am Körper riefen in ihr wieder alle Erinnerungen hoch. Schnell sprang sie unter die Dusche, rubbelte sich stark am Körper ab, da sie immer noch das Gefühl hatte, dreckig zu sein. Es klingelte gerade an der Tür, als Alex wieder im Bett lag, sie hatte sich eingekuschelt und fast unter der Decke verkrochen. Sie wollte niemanden hören, noch sehen, noch fühlen. Gerrit stand an der Tür, von Michael fiel spürbar eine Erleichterung ab. Die beiden Männer setzen sich ins Wohnzimmer und Michael berichtete Gerrit erst mal ausführlich, wie es Alex derzeit geht. Und andersherum war es auch so. Gerrit berichtete Michael von dem sehr schweren Gespräch mit ihrer Freundin. „Auch wenn es nicht anders geht Michael, wir müssen sehen, dass ich Alex so schnell wie möglich vernehme. Auch wenn es mir noch so weh tut und schwer fällt, sie ist unsere einzige Hoffnung.“ – „Wir müssen erstmal was ganz anders auf die Reihe bekommen. Wir müssen noch mit Alex reden, dass sie morgen zu einem Arzt muss“, sagte Michael etwas schwerfällig. Es ruhte nicht gerade viel Hoffnung auf ihm, dass sie es schaffen würden, Alex von dieser Sache zu berichten. „Okay, dann lass es uns jetzt versuchen, früher oder später müssen wir mit ihr reden“, sagte Gerrit und stand Schwerenherzens auf. Vorsichtig klopften sie an die Tür und öffneten diese. „Alex, können wir einen Augenblick mit Dir reden. Es ist wichtig und anschließend lassen wir Dich auch wieder in Ruhe“, fragte Gerrit sanft und mit seiner ruhigen Art. „Kann man denn nicht einmal seine Ruhe haben? Ich kann nicht mehr und will einfach nur alleine sein“, sagte Alex in einem weinerlichen Ton.
„Alex, es tut uns leid, doch es ist wichtig. Bitte höre uns einen Moment zu, dann lassen wir Dich auch allein“, sagte Gerrit in einem ruhigen Ton, dabei versuchte er so gut wie möglich seine Anspannung zu unterdrücken, was ihm auch teilweise gelang. Michael stand daneben, er machte sich jetzt schon Gedanken, wie es Alex gehen wird, wenn sie alles weiß und durch das Gespräch die Erinnerungen hervorgerufen werden. Dabei hatte das Gespräch noch nicht einmal begonnen. Alex blockte immer noch ab, mit viel Mühe und Überredungskunst gelang es schließlich beiden, Alex umzustimmen, so dass sie sich nun im Bett aufrichtete – ihr Blick jedoch war nur auf ihre Bettdecke gerichtet. Michael und Gerrit setzen sich nun aufs Bett und guckten sich beide an, keiner wusste so recht, wie sie anfangen sollten. Das es letztendlich schwer werden wird, dass ist beiden klar, doch nun fehlten ihnen auch die passenden Worte. „Was ist denn nun?“, fragte Alex, die eigentlich gerne allein sein wollte. „Es ist so, am Freitag Nacht war doch der Notarzt hier und durch das Geschehen besteht die Möglichkeit, dass Du Dich angesteckt haben könntest, oder…“, Michael brach ab, er sah, wie sich in Alex ihren Augen Tränen sammelten, es fiel ihm so oder so schwer, noch immer war er sich unsicher, ob er überhaupt richtig angefangen hatte. Das Wort Vergewaltigung konnte er einfach nicht über seine Lippen bringen. Nun saßen beide wieder da, hilflos und sich selbst überlassen. Alex saß da und weinte, doch wenn Gerrit oder Michael ihr nur aufmunternd über die Schulter streichelten, zuckte sie zusammen. „Alex, es tut uns leid, aber es war noch nicht einmal alles. Wir müssen es Dir sagen. Es besteht auch die Gefahr, dass Du schwanger sein könntest, oder Dich mit HIV infiziert haben könntest. Du musst morgen dringen zu einem Arzt. Einer von uns, wird Dich begleiten, wenn Du es möchtest. Aber allein gehen sollest Du auf keinen Fall“, sagte Gerrit, dabei liefen ihm schon selber ein paar Tränen herunter. Es war einfach unfassbar, dass man Alex in dem eh schon so schweren Wochen auch noch solche Nachrichten beibringen musste. Alex sah nun zum ersten Mal Gerrit in die Augen, sie traute ihren Ohren nicht. „Nein…nein, dass kann nicht sein. Bitte nicht…bitte“, flehte Alex nun und weinte heftigs. Michael versuchte es nun nochmals sie in seine Arme zu schließen. Alex ließ in dem Moment alles zu, aber sie spürte auch, dass hier welche sind, die ihr helfen wollten. Doch dass Alex leicht zitterte, dass konnte keiner verhindern, das kam schon von ganz allein. Alex weinte und schluchzte mehrmals auf. „Es wird alles wieder gut werden, Du wirst es schaffen, wir sind beide immer für Dich da. Wir werden Dir helfen und Dich nicht allein lassen“, sagte nun Gerrit sanft und in einem möglichst ruhigen Ton, dabei musste er sich sehr anstrengen, dass er nicht selber noch weinte. Auch Michael kämpfte unterdessen sehr mit seiner Fassung, noch immer lag Alex weinend in seinen Armen und ließ sich kaum noch beruhigen. „Alex, wer ist denn Dein Frauenärztin?“, fragte Michael ganz vorsichtig. Es dauerte eine Weile, bis Alex etwas sagte. Dann sah sie Michael kurz an und sagte. „Es ist ein Mann, er heißt Dr. Montag“, Alex liefen erneut die Tränen herunter. Der Gedanke, morgen bei einem männlichen Arzt in Behandlung zu sein jagte ihr Angst ein. Auch wenn sie den Arzt sehr gut kannte und er sie auch, doch so hatte sie sehr viel Angst. Der Gedanke, sich morgen von einem Arzt untersuchen zu lassen, ließ sie zusammen zucken, dabei zitterte Alex immer mehr. Michael und Gerrit konnten sich denken, warum Alex plötzlich völlig verstört war, auch die beiden hatten ein und denselben Gedanken. „Doch was sollen wir machen? Eine Frauenärztin aufsuchen ist ja kein Problem, doch Alex kannte sie nicht! Und so bestand auch kein Vertrauen zu der Person und das war der momentanen Lage, in der sich Alex befindet nicht so gut“, dachte sich Gerrit und seufzte leise auf. „Ich will allein sein, lasst mich bitte allein. Geht einfach“, sagte Alex plötzlich und riss sich von Michael los. „Sie brach mit einem Weinkrampf zusammen, es klang alles so unglaublich, als wäre das ganze nur ein Traum und sie würde jeden Moment aufwachen und alles ist vorbei. Doch es war kein Traum, es war Realität und das wurde ihr immer mehr klar. „Ich kann und will einfach nicht mehr! Wie soll das bloß weiter gehen?“, sprach Alex leise vor sich hin. Im inneren merkte sie, wie sehr sie sich nach einer vertrauten Person sehnt. Die sie kennt, ohne das Alex etwas sagen musste. „Mama, ich brauche Dich so, wo bist Du?“ fragte Alex leise weinend in die Leere. Die Tränen rannen ihr nur so über die Wangen. Langsam kamen die Gedanken um den morgigen Tag in ihr auf und was dieser Tag für sie bedeuten könnte. Michael und Gerrit standen beide vor der verschlossenen Tür, immer wieder war ein: „Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr zu hören“ Und dabei ein tiefes Schluchzen. Michael und Gerrit waren hilflos, sie wollten ihr helfen, wollten für sie da sein, doch nun standen sie hier vor der verschlossenen Tür und wussten nicht mehr weiter. Alex wollte allein sein und das versuchten sie trotz dieser heiklen Situation zu respektieren. Doch es tat beiden in der Seele weh, wie Alex langsam aber sicher in sich zusammen fiel - wie ein Kartenhaus. „Ich fahr’ eben los und hole einige Sachen von Alex“, sagte Gerrit und verschwand. Er konnte einfach nicht mehr da stehen und zuhören und mit leben, wie schlecht es Alex ging, er musste etwas tun. Während der recht kurzen Autofahrt zu Alex’ Wohnung ging er wie schon in den letzten Tagen in Gedanken die Berichte durch, inzwischen kannte er fast alle Details auswendig. Doch noch immer war er sich ganz sicher, dass er in dem ganzen Stress und den Sorgen etwas ganz wichtiges vergessen hatte. Und das es genau ein Punkt war, der wichtig sein könnte. Dieses Gefühl wurde er einfach nicht mehr los, doch immer wenn er in die Berichte sah, las er nur das, was er eh schon kannte. Doch das Gefühl behagte ihn noch länger und ließ ihn nicht los. So fuhr Gerrit noch mal ins K11 um die Berichte zu holen und verstaute diese in den Kofferraum und fuhr wieder zu Michaels Wohnung. Michael war inzwischen in die Küche gegangen, auch wenn ihm nicht nach Essen zu mute war, so musste er dennoch etwas essen. Aber in Gedanken war er immer bei Alex, es quälte ihn richtig, dass er einfach keine große Hilfe war. Doch auch um ihre körperliche Verfassung machte er sich Sorgen, er war sich nicht sicher, ob sie noch immer etwas Fieber hatte. Zwar war es gesunken, doch ganz weg war es nicht. Aber auch um den morgigen Tag machte er sich Gedanken. „Hoffentlich wird sie die ganze Prozedur durchstehen und ihr Körper und vor allem ihre Psyche schaffen es, den Stress irgendwie zu verarbeiten, so dass sie beginnen kann, langsam ein neues Leben anzufangen. Doch das wird wohl noch dauern – hoffentlich packt sie das alles. Eigentlich war sie immer so stark, sie hatte so viel Energie, Lebensfreude, doch jetzt ist alles anders. Alles ist weg“, redete Michael mit sich selbst und wischte sich die aufkommenden Tränen aus dem Gesicht. Michael wurde erst aus seinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klingelte, es war Gerrit, wie auch nicht anders zu erwarten war. Er versuchte zu Lächeln, doch es ging gründlich daneben. Gerrit war auch einfach nicht der Lage dazu, etwas frischen Wind in die so traurige Situation zu bringen. „Hier Michael, ich habe soweit alles zusammen gesucht, was Alex soweit zum anziehen braucht und was sie sonst noch benötigt“, sagte Gerrit und drückte ihm die Tasche in die Arme. „Wie geht es Alex? Warst Du noch mal bei ihr, als ich weg war? fragte Gerrit nun besorgt. „Nein!“, und Michael schüttelte traurig den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, sie hatte doch ausdrücklich gesagt, dass sie allein sein möchte. Aber ich ertrage es einfach nicht. Ich mach mir solche Sorgen. Nicht dass sie in ihrer so verzweifelten Situation auf dumme Gedanken kommt. Alex ist auch so labil und überhaupt nichts mehr von ihrer so fröhlichen und munteren Art ist mehr da“, redete Michael nun alles aus, was er dachte es tat ihm gut, nicht nur alles im Stillen zu denken, sondern es auch einmal auszusprechen. Gerrit nickte und legte eine Hand auf die Schulter von Michael. Er verstand, was Michael durch den Kopf ging. Zwar kannte er Alex nicht so lange, wie Michael, die beiden kannten sich schon länger und hatten somit auch einen ganz andere Beziehung zu einander, doch Gerrit und Alex verstanden sich auf Anhieb gut. Allein durch ihre offenherzige Art, ihr Lachen und ihren Humor. Es entstand eine Pause, beide überlegten im Stillen, wie es weiter gehen sollte. Immer wieder schüttelte abwechselnd einer der beiden die Köpfe, sie kamen in ihren Gedanken zu keiner Lösung, wie immer eigentlich. Sie waren der Situation einfach hilflos ausgeliefert. Wollten helfen und wussten einfach nicht wie? Dabei taten sie schon alles was in ihrer Macht stand, doch weit kamen sie nicht, immer wieder stießen sie an ihrer persönlichen und körperlichen Grenzen. „Was machen wir nur?“, fragte Michael ratlos und verzweifelt und stand von der Couch auf und lief im Wohnzimmer auf und ab. Gerrit saß da, sah Michael eine zeitlang zu und sagte nichts. Er selber wusste nicht, was man tun könnte, damit es Alex besser ging. „Es kann doch nicht sein, dass wir nichts tun können? Es muss doch einen Weg geben, es gibt immer einen Weg? Vor allem muss ich sehe, wie es ihr jetzt gerade geht. Ich mach mir Sorgen um ihre physische Verfassung, was ist mit dem Fieber?“, stellte Michael viele der Fragen, die ihm, aber auch Gerrit durch den Kopf gingen.
„Michael, ich weiß, dass Du Dir Sorgen machst, die mache ich mir auch, aber bitte tu’ mir einen Gefallen und setz’ Dich bitte. Es nervt, wenn Du immer auf und ab läufst, davon wird es auch nicht besser“, sprach Gerrit in einem unruhigen, aber dennoch leisen Ton. Michael blieb stehen, sah ihn an. „Willst Du mir jetzt verbieten in meiner eigenen Wohnung auf und ab zu gehen. Man ich mache mir einfach nur schreckliche Sorgen. So kenne ich Alex nicht“, schrie Michael aufgebracht an und setzte sich etwas abseits auf den Boden und lehnt mit dem Rücken an seiner Wand. Gerrit war geschockt und sagte nichts. Aber irgendwie konnte er Michael auch verstehen. Die Wut, die sich durch die Gedanken und Sorgen angestaut hatten, sind mehr als nachvollziehbar. Dennoch war Gerrit etwas getroffen. Es herrschte eine bedrückende Stille. „Gerrit, es tut mir leid, dass ich eben so ausgetickt bin, doch mir wird langsam alles zu viel. Du hast ja Recht, es bringt nichts“, durchbrach Michael in einem versöhnlichen Ton die Stille. „Also wieder Frieden?“, fragte Michael ihn und reichte ihm die Hand. „Ja klar“; sagte Gerrit und nahm die Hand von Michael und drückte ihn versöhnlich an sich. „Ich auch eine Idee, wie wir einen Grund hätten, nach Alex zu sehen. Ich habe doch ihre Tasche, die würde ich ihr dann reichen und Du gibst ihr einfach etwas zu trinken und vor allem das Fieberthermometer. Und ein Telefon solltest Du ihr auch geben, vielleicht verspürt sie das Bedürfnis, mit jemanden zu reden“, sagte Gerrit und wartet gespannt, was Michael davon hielt. Der nickte und ging sofort in die Küche, um die nötigen Sachen auf einem Tablett zu stellen und ging anschließend kurz ins Bad und holte das Thermometer. „So ich habe alles“, sagte Michael und ging gefolgt von Gerrit in Richtung Gästezimmer. Dort angekommen standen sie noch kurz davor, Gerrit zögerte leicht. „Es ist so still und hoffentlich ist es auch richtig, dass wir sie jetzt stören“, stellte Gerrit ängstlich und beunruhigt fest. „Es lässt sich nicht ändern, wie können eh nur noch alles falsch machen. Außerdem wollen wir doch wissen, wie es ihr geht“, flüsterte Michael leise. Gerrit nickte und klopfte an. Kein Ton, keine Bewegung war aus dem Zimmer zu hören. Zaghaft und etwas ängstlich öffnete er die Tür. Doch das was ihn dort erwartete, beruhigte ihn nicht gerade, eher im Gegenteil. Alex saß halb liegend, halb sitzend in ihrem Bett und starrte immer nur die eine Richtung, stur geradeaus. Gerrit und Michael betraten das Zimmer, noch immer zeigte Alex keine Reaktion. Es schien so zu sein, als nahm sie nichts mehr wahr. Nicht einmal, als man sie ansprach, nicht als man mit einer Hand vor ihrem Gesicht wedelte. Sie saß da und weinte leise vor sich hin. Immer wieder konnte man sehen, wie ihr Körper kurz durchzuckte und zitterte. Aber ansonsten nahm sie nichts war. Sie war ganz apathisch. Alles war ich gleichgültig, sie antwortete nicht, sie behandelte alles wie Luft, es war ihr alles egal. Sie saß nur da und weinte. Michael und Gerrit sahen sich an, man konnte deutlich in ihrem Gesicht die Besorgnis und Angst ablesen. Beide waren hilflos und machtlos. Sie konnten einfach nicht mit der Situation umgehen. Wie sollte man auch damit umgehen, wenn man nicht jeden Tag mit so etwas konfrontiert wurde? Gerrit stellte die Tasche ab, gab Michael das Zeichen, dass er nun ginge, da er auch morgen wieder arbeiten müsste. Er wusste auch, dass es zu viel für Alex war, wenn er auch noch geblieben wäre. Auch konnte er nicht länger bleiben, es zerrte so oder so schon alles an seinen Nerven. Noch immer waren sie nicht bei den Ermittlungen vorangekommen, er musste jeden Tag arbeiten und zusätzlich noch für Michael und Alex da sein. Er war schlichtweg überfordert. Aber auch Michael erging es nicht anders, jeden Tag aufs Neue musste er zu sehen, wie seine Kollegin und beste Freundin innerlich zu Grunde ging. Er hatte nur noch Alex im Kopf, wie es ihm dabei erging, dass zählte nicht, er steckte seine privaten Bedürfnisse zurück. Doch vielleicht war genau das ein Fehler, er kümmerte sich nur noch im Alex. Selber war er schon an seinen Grenzen angekommen, doch diese ignorierte er. Vorsichtig setzte Michael sich auf die andere Seite des Bettes. Doch noch immer kam keine Reaktion von Alex. Michael machte sich große Sorgen, noch immer wusste er nicht, ob das Fieber gestiegen war. Alex trank und as kaum, bis gar nichts. Nun lag es an Michael zu zeigen, dass er Verständnis und auch Einfühlungsvermögen besaß. Und es schaffte, Alex aus ihrer Trance herauszuholen. Das er für sie da ist, war bisher nie ein Thema für ihn gewesen, doch bisher war er noch nie in so einer verzwickten Lage gewesen, in der es hieß, seine eigene Bedürfnisse zurückzustellen und nur für eine andere Person da zu sein.
Auch wusste er nicht, wie er auf Alex eingehen könnte. Michael wurde nie als eine einfühlsame Person dargestellt, sein Aussehen und sein Auftreten waren dafür verantwortlich gewesen. Außerdem zeigte er kaum Schwächen, zumindest verdeckte er diese durch Sprüche. Doch nun musste er zeigen, dass er feinfühlig und Verständnisvoll sein konnte, denn tief in jeden Menschen war ein weicher Kern, sei er noch so hart. Dies hatte Michael einmal irgendwo gelesen und er hoffe darauf. Zaghaft legte er eine Hand auf Alex’ Schulter, doch diese zeigte zuerst keine Reaktion, auch nicht, als Michael leise und beruhigt auf sie einsprach. „Alex, ich bin immer für Dich da. Wenn Du reden möchtest, oder wenn Du einfach das Gefühl hast, dass Du Geborgenheit und Schutz brauchst. Aber auch Gerrit ist immer für Dich da. Er hat auch Klamotten für Dich mitgebracht. Wenn Du allein sein möchtest, dann brauchst Du es nur zu sagen oder gebe mir ein Zeichen, ansonsten bleibe ich bei Dir“, sprach Michael sanft mit ihr, hin und wieder streichelte er ihre Schulter. Es kam keine Reaktion von Alex, so ging Michael davon aus, dass es OK für sie war, wenn er bei ihr bliebe. Alles war still, nur ein Schluchzen und das heftigere Atmen von Alex war zuhören. Es dauerte noch lange, wie lange konnte keiner genau sagen, es schien endlos gewesen zu sein. Es war Michael auch egal, denn so langsam merkte er, wie Alex wieder zu sich kam, das zittern nahm zu, ihr weinen auch. Sie drehte sich langsam, fast Zeitlupen mäßig um und sah Michael mit ihrem blassen und matten Gesicht an. Tränen liefen ihr über die Wangen, doch noch immer sah sie ihn an, doch schon nach kurzer Zeit senkte sie ihren Blick. „Ich weiß nicht, ob ich das alles noch schaffe. Ich hab keine Kraft mehr. Mein Leben ist zerstört. Ich wünschte, es wäre alles nur ein Traum.“
Alex beendete ihren Satz mit einem tiefen Aufschluchzen. „Ich kann einfach nicht mehr!“, brachte sie mühsam zwischen dem aufkommenden Weinkrampf hervor. Sie weinte und weinte und klappte nun auch innerlich und körperlich zusammen. Sie ließ sich in den Schoß von Michael fallen und weinte und zitterte dabei heftig. Vorsichtig und auch etwas verwundert darüber, dass Alex sich von ihm anfassen ließ, strich er ihr sanft durch ihre Haare. Dabei nutze er auch die Gelegenheit und legte seine Hand auf ihre Stirn, was ihn etwas beunruhigte. Ihre Stirn war warm und das war kein gutes Zeichen. „Schsch… ganz ruhig, ich bin immer für Dich da und gemeinsam werden wir es schaffen“, redete Michael sanft zu Alex, die lag immer noch weinend in seinen Armen und zitterte, teils krampfte sich auch ihr Körper zusammen. Michael merkte das und drückte sie leicht an sich. „Michael, mir ist so kalt und mein Kopf tut so weh“, begann Alex leise zu flüstern und weinte weiter, dabei zitterte sie nicht mehr nur aus Angst und psychischer Last, sondern auch aus Kraftlosigkeit und einer schlechten physischen Verfassung. Das war kein gutes Zeichen, im Gegenteil. Michael machte sich nun noch mehr Sorgen. „Was mache ich nur? Irgendwie muss es doch mal aufwärts gehen. Man Alex, mach kein Scheiß, bitte werd’ nicht auch noch richtig krank. Du brauchst doch Kraft allein schon für morgen“, dachte sich Michael und war restlos durcheinander, er schaffte es kaum noch einen klaren Gedanken zu fassen. Allein schon, wenn er an morgen dachte, bekam er Bauschmerzen. „Ganz ruhig Michael, Du musst Dich zusammen reißen. Fass einen klaren Gedanken, Alex braucht Dich nun“, redete Michael im stillen mit sich selbst. Alex lag noch immer in seinem Schoß und weinte, zwar nicht mehr so heftig, doch sie kam ja nicht zur Ruhe. „Hoffentlich packt sie das. Alex Du musst es einfach schaffen. Sei stark, bitte!“, flehte Michael im Stillen und legte vorsichtig ihren Kopf beiseite und deckte sie zu. Alex lag nun da, mit halb geschlossenen Augen und noch immer liefen ihr viele Tränen über die Wangen. Wie ein lebloses Wesen lag sie da, keine Kraft und keinen Lebenswillen mehr. Michael sah zu ihr hinunter und bekam Angst. Er machte sich schreckliche Sorgen, nur noch Alex schwirrte in seinem Kopf, alles um sich herum hatte er vergessen. „Lass mich nicht im stich, Du schaffst es, Du musst kämpfen, Du bist doch sonst immer eine Kämpfernatur und lässt Dich kaum von etwas unterkriegen“, flüsterte Michael leise und drehte sich um und ging auf die andere Seite des Bettes und nahm das Thermometer in die Hand und kehrte zur anderen Seite wieder um, da Alex Querfeld ein lag. „Alex, bitte miss einmal Fieber, ich bin gleich wieder da“, sagte Michael und rückte der schwachen Alex das Thermometer in die Hand. Die sah es einige Sekunden an, bis sie begriff, was sie damit sollte. Langsam und schwerfällig erhob sie sich. Michael verschwand aus dem Zimmer und ging in sein Schlafzimmer, dort suchte er ein langes T-Shirt und eine Boxershorts raus und ging anschließend ins Bad und holte einen kalten nassen Lappen. So kehrte er in das Zimmer zurück. Da er merkte, dass Alex ganz frische Wäsche benötigte, öffnete er ihre Tasche und holte ein T-Shirt und eine kurze Schlafhose raus. Und legte sie neben sie. Alex lag inzwischen wieder nur da, das Thermometer lag neben ihr. Ihre Augen waren geschlossen, die Kopfschmerzen nahmen zu und auch das Zittern ließ nicht nach. Ihr Körper streikte und verlangte nach Ruhe, dass war nun das endgültige Zeichen dafür. Michel legte alles beiseite und nahm das Fieberthermometer zur Hand. „39,8°, das war nicht anders zu erwarten“, murmelte Michael leise und machte sich noch mehr Sorgen. Doch er wurde langsam verrückt vor Sorgen und Panik stieß in ihm auf. „Das kann doch so nicht weiter gehen. Man was mach’ ich nur?“, fragte er sich immer wieder, während er Alex in eine richtige Position legte und ihr etwas zu trinken einfloss. „Komm Alex, bitte trinke etwas, Dein Köper braucht das dringend! Danach lass’ ich Dich allein, damit Du schlafen kannst. Wenn Du etwas brauchst, dann rufe einfach. Ich werde die Tür einen Spalt offen lassen. Ich helfe Dir auch gleich noch etwas frisches anzuziehen, wenn Du Dir jetzt noch mehr wegholst, dann klappst Du endgültig zusammen“, sprach Michael leise auf sie ein. „Nein, bitte lass’ mich nicht allein, bitte“, flehte Alex, bis sie wieder in sich zusammen sackte. „OK, ist gut, ich bleib’ bei Dir.“ Michael wusste nicht mehr weiter, er war nun, wie eigentlich schon die ganzen letzten Stunden, am Ende seiner Verzweiflung und Ratlosigkeit. Mit gesenktem Kopf saß er da und hin und wieder strich er Alex sanft durch die Haare und sprach mit sanften und beruhigten Worten auf sie ein. Und tatsächlich, Alex kam langsam, aber sicher etwas zur Ruhe und schlief auch schon bald darauf hin ein. Michael machte sich dennoch Sorgen, es war mehr als deutlich zu sehen, dass ihr Körper diesen Strapazen nicht mehr standhielt. Einzelne Tränen schimmerten in ihrem Gesicht und vertrockneten auf der heißen Haut.
Doch diesmal schien Alex etwas besser zu schlafen, in der Nacht wachte sie kaum auf, die schlechten Alpträume hielten sich in Grenzen. Auf einer Seite war es wirklich gut, dass sie etwas zur Ruhe kam, doch andererseits sank das Fieber nicht so, wie Michael es erhoffte. Immer wieder stand er in der Nacht auf, machte neue Wadenwickel, strich ihr beruhigend durch die Haare, hielt ihre Hand oder sprach einfach leise auf sie ein. Irgendwie schaffte es Michael auch, dass sie ausgleichender wurde. Doch er wusste, dies würde nicht immer so bleiben, schon gar nicht wenn er an den nächsten Tag dachte. Das er kaum zum schlafen kann, daran hatte er und vor allem sein Körper sich mit abgefunden, dennoch merkte auch Michael, das ihm von Tag zu Tag immer mehr die Kräfte fehlten. Zwar mobilisierte er sie immer wieder neu, doch auch die letzten Reserven würden einmal zu ende gehen, doch dies war Michael egal. Er hatte Alex versprochen für sie da zu sein und das will er auch durchziehen. Auch wenn ihm sein Kopf noch so sehr schmerzte. Seine eigene psychische Belastbarkeit war bald den Grenzen nahe, doch Michael realisierte es nicht, oder wollte es einfach nicht. Alle Warnzeichen ignorierte er einfach.
Gerrit saß in der Zwischenzeit zu Hause und studierte zum unzähligen Male die Akten. Kaum hatte er eine durch, nahm er die nächste zur Hand, doch immer las er das, was er schon kannte – nichts neues war dabei. „Man, dass kann doch nicht sein. Bitte lass mich etwas finden, ich muss doch etwas übersehen haben?“, flehte Gerrit und sah zur Decke hoch. Ich komme einfach nicht voran, es kann doch nichts sein, dass es absolut nichts gibt. Wie sollen wir dann jemals weiter kommen?“, es ging ihm einfach alles durch den Kopf, traurig blickte er nun abermals auf den Tisch. Die Sorgen um seine Kollegin und um Michael ließen ihn nicht los. Er kam einfach bei den Ermittlungen nicht mehr voran und die Typen trieben immer noch ihr Unwesen da draußen und zerstörten von vielen Menschen das Leben. „Man das kann doch alles nicht sein!“, sprang nun Gerrit heftig auf und stieß dabei seinen kleinen Tisch um, auf denen die gesamten Berichte lagen. Diese verstreuten sich nun im Wohnzimmer auf dem Fußboden. Gerrit stand da, sah auf dem Boden und stampfte wütend zum Balkon, er öffnete die Tür. Es regnete und der frische Wind blies ihm um die Nase. Einzelne Tränen der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung suchten nun wieder einmal den Weg über sein überarbeitetes Gesicht. Diesmal wischte er nicht die Tränen aus seinem Gesicht, sondern ließ sie frei laufen, es war ihm einfach alles egal. Er fühlte sich hilflos und begann an sich selbst zu zweifeln. Er ging trotz leicht stürmischen Wetters auf den Balkon und stützte sich an dem Geländer ab und sah in die Weite Welt hinaus. „Es kann doch nicht dein Wille sein Herr, dass es alles so weiter geht, bitte hilf mir und vor allem meiner Kollegin“, schickte Gerrit ein Stoßgebet gen Himmel. Auch wenn er nicht wusste, ob es etwas bringen würde. Er war einfach nur noch kraft- und mutlos. Sein Kopf ließ er hängen und weinte nun, wie schon lange nicht mehr. Bisher hatte er versuchte die zu unterdrücken, hatte versucht wenigstens der starke zu sein, doch auch irgendwann ließen bei ihm die Kräfte und vor allem die Motivation nach. Es dauerte eine Ewigkeit, bis Gerrit wieder in die Wohnung ging. Er war völlig durchnässt, so dass er sich frisch machte und sich einen Kaffe holte wieder an die Akten ging. Er sammelte alles einzeln vom Fußboden auf, sah kurz auf den Zettel und legte den Zettel jeweils in die dazugehörige Akte. Doch als er einen Zettel in die Hand nahm und drauf sah konnte er es nicht glauben, doch es war so. Zwischen den ganzen Akten hatte sich der Bericht der Spurensicherung befunden. Es ging hierbei um die gesicherten Sperma Spuren von Frau Franz. Gerrit konnte es nicht glauben, er wusste einfach nicht, was er glaube sollte. Noch immer starrte er den Zettel ungläubig an, bis er sich auf sein kleines Sofa setzte und begann zu lesen. Doch bald fielen ihm beim nochmaligen studieren der Berichte die Augen zu und er schlief auf dem Sofa ein.
Michael schrak am nächsten Morgen hoch, er hatte nur schlecht geträumt, sein erster Blick galt Alex, doch diese schlief halbwegs ruhig, bis auf das sie im Schlaf weinte und sich leicht umher wälzte. Michael sah auf die Uhr es war bereits schon acht Uhr. Schnell sprang er aus dem Bett und suchte verzweifelt nach der Telefonnummer von Alex’ Gynäkologen Dr. Montag. Es dauerte zwar etwas, doch er fand sie schließlich. Irgendwie durchfuhr im dabei ein merkwürdiges Gefühl, schließlich rief er nicht jeden Tag beim Frauenarzt an und schon gar nicht, wenn es um so eine ernsthafte Sache geht. Aber er riss sich zusammen und wählte die Nummer. Er erklärte der Arzthelferin seine Not und wurde gleich somit wurde Alex gleich als Notfallpatienten behandelt. Vorher aber wurde Michael noch mit dem Arzt verbunden, um ihm die Sachlage zu schildern und auf Vorsicht zu mahnen. Da er nicht wusste, wie Alex reagieren könnte. So schilderte Michael ihm einfach Alex’ Gesundheitszustand, soweit er es konnte. „Kommen sie bitte unverzüglich vorbei, ich werde dafür Sorgen, dass die Praxis leer sein wird, so dass keine Unruhe entsteht. Und Frau Rietz nicht auch noch zusätzlich in Unruhe gerät!“, teilte ihm der Arzt noch mit und Michael legte etwas erleichtert auf. „So das wäre getan, nun muss ich nur noch sehen, wie ich Alex dazu bringe aufzustehen und mitzukommen. Doch eine andere Wahl wird ihr nicht bleiben“, dachte sich Michael und ging ins Zimmer. Alex schlief immer noch. Michael kniete sich vor dem Bett nieder und rüttelte Alex sanft aus ihrem immer unruhiger werdenden Schlaf. „Alex, wach auf, alles ist gut“, sprach Michael beruhigend auf sie ein, als sie völlig verstört ihre Augen öffnete. „Alex, ich weiß es fällt Dir nicht leicht, aber wir müssen los zum Arzt. Aber alles wird gut werden“, versuchte ihr Michael gut zu zureden. Der Gesichtsausdruck von Alex wurde noch ängstlicher und blasser, als er eh schon war. „Ich kann das nicht, Michael. Ich kann das einfach nicht“; schrie Alex leise und begann zu weinen. Im Kopf spielten sich wieder und wieder die Bilder des Grauens in ihr ab. Und es wurde schlimmer, je mehr sie daran dachte, was ihr beim Arzt bevorstand. „Bitte Alex, tu’ es für Dich. Du kannst es schaffen, dass weiß ich. Ich bin immer bei Dir und wenn etwas ist, dann komme ich auch sofort in den Untersuchungsraum“, sagte Michael, auch wenn ihm selber nicht wohl bei dem Gedanken war. Es war schließlich nicht alltäglich, dass man zum Frauenarzt ging und dann auch noch in den Behandlungsraum, speziell nicht für einen Mann. Aber er versuchte diesen unangenehmen Gedanken zu verdrängen, auch wenn es für ihn und insbesondere für Alex. Alex wusste, dass ihr nichts anderes übrig blieb, schnell ging sie noch duschen und zog sich etwas an. Doch sie versuchte sich so viel Zeit wie möglich zu lassen. Doch Michael drängte sie. Und so saßen sie 1 ½ Std. später im Auto. Und da die Praxis nicht weit von Michael entfernt lag, waren sie recht schnell da. Alex guckte während der fahrt nur nach unten auf ihre Füße, ihre Hände und ihr Körper zitterten. Sie nahm es auch zuerst nicht wahr, als Michael anhielt, ausstieg und ihre Tür öffnete. „Komm Alex, Du schaffst das. Ich bin immer bei Dir“, versuchte er erneut ihr Mut zu zusprechen. Michel kämpfte nicht nur mit Alex, sondern auch gegen sein Unwohl sein eine für ihn „besondere“ Praxis zu betreten. Alex stand hinter ihm, ihr Körper begann immer mehr zu zittern, er bebte schon fast vor Angst. Michael klärte die Sprechstundenhilfe auf und so dauerte es nicht lange und Alex kam sofort dran. Die noch anwesenden Patienten wurden unverzüglich gebeten später wieder zu kommen. Und so war die Praxis leer. Nun hieß es erstmal Blutabnehmen und das gestaltete sich mehr als schwierig. Alex hatte so gut wie nichts zu sich genommen, ihr Körper war schwach und so klappte Alex auf dem Stuhl zusammen und fiel direkt in die Arme von Michael.
Michael fing sie gerade noch auf und legte sie auf die Trage. Sie lag da, es dauerte etwas, bis sie wieder relativ schnell zu sich kam, doch als sie direkt in das Gesicht von Michael sah, welches ganz nah an ihrem Gesicht war, bekam sie Angst. Panik stieg in ihr auf, die ganzen Bilder spielten sich in nur wenigen Sekunden direkt vor ihren Augen ab. Sie begann zu zittern und jammerte leise vor sich hin. In diesem Augenblick nahm sie ihre jetzige Umgebung nicht mehr wahr – sie war in ihrer eigenen Welt. Es dauerte etwas, bis sich Alex gefangen hatte und sich von allem etwas erholte, dennoch fühlte sie sich schwach und immer wieder wurde ihr schwarz vor Augen. So bekam Alex erstmal etwas Traubenzucker, welches auch verhältnismäßig schnell seine Wirkung zeigte. Michael hatte sich etwas abseits von Alex weg gestellt. Er konnte sich denken, warum Alex gerade so reagiert hatte. Und dies bereitete ihm mehr und mehr Sorgen. Speziell wenn er an die noch anstehende Untersuchung dachte. Nachdem Alex sich etwas erholt hatte, sie konnte noch immer nicht realisieren, was ihr mit ihr geschah, folgte sie der Arzthelferin in das Besprechungszimmer. Und das Marter begann seinen Lauf Alex musste sich nach einem kurzen Gespräch in den Untersuchungsraum begeben. Als sie den Raum betrat, den Stuhl sah, die Kabine. Wurde es ihr schon alles zu viel, doch noch versuchte sie sich zu behrschen. Das Zittern, die Angst nahmen zu. Langsam kamen die Qualen in ihr auf, die sie Freitagnacht durchlebte. Sie stand wie elektrisiert da, sagte keinen Ton. Einzelne Tränen suchten den Weg über ihre Wangen. Auch wenn sie dem Arzt vertrauen konnte, sie kannte ihn gut und wusste, dass er ihr niemals wehtun würde, doch das spielte keine Rolle. Sie musste hier nun durch. Schließlich ging es auch um ihre Gesundheit. Ganz langsam, wie in Zeitlupe ging sie in die Kabine und zog sich aus. Es war schrecklich. Alex fühlte sich einfach nur dreckig und am liebsten würde sie hier sofort raus rennen. Aber das konnte sie nicht. Sie wollte die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen. So tat sie alles, was der Arzt von ihr verlangte. Am Anfang lief auch alles gut, als er sie untersuchte, doch umso länger es dauerte, umso schlimmer wurde es. Noch immer versuchte sich Alex krampfhaft zusammen zu reißen, doch sie hielt es nicht mehr aus. Das weinen nahm immer mehr zu. Sie schwitze am ganzen Körper. Die gesamten Erlebnisse liefen wie in einem Film vor ihr ab. Es stieg Panik in ihr auf, sie konnte nicht mehr anders und fing an zu schreien. „Neinnnn, lassen sie mich los, bitte!“, flehte Alex. Sofort ließ der Arzt von ihr los und versuchte beruhigend auf sie einzureden, doch Alex war wie in Trance und stand auf, zog sich wieder an. Michael hörte das Schreien, es jagte eine Gänsehaut durch seinen Körper, er lief auf die Tür zu, blieb aber dann doch stehen. Am liebsten wäre er sofort in den Raum gegangen, doch er hielt sich zurück und wartete ängstlich darauf, dass sich endlich die Tür öffnete. Doch es dauerte noch eine halbe Ewigkeit, so erschien es zumindest Michael. Alex öffnete die Tür, ihr ganzes Gesicht war rot verweint und ihre Augen geschwollen. Sie zitterte am ganzen Körper, noch immer liefen ihr Tränen über das Gesicht. Sie brach kurz danach zusammen. Ihr Körper konnte nun endgültig nicht mehr den Strapazen standhalten. Sie kauerte am Boden und zitterte und weinte heftig. Die Arzthelferin rief einen Notarzt, während sich die beiden Männer um Alex kümmerten. Es dauerte auch nicht lange, Alex bekam sofort eine Beruhigungsspritze und wurde ins Krankenhaus gefahren. Michael ließ sie ungern allein fahren, doch er musste noch kurz ein Gespräch mit dem Arzt führen, wegen den Ergebnissen. „Wir melden uns bei Ihnen, sobald die Untersuchungsergebnisse da sind“, sagte der Arzt und Michael fuhr absolut nicht nach den Verkehrsvorschriften ins Krankenhaus. Alex wurde dort schon behandelt. Sie lag auf einer Liege und starrte ganz ruhig und besonnen an die Decke.
Gerrit arbeitete unterdessen fieberhaft an den Ermittlungen, nachdem er endlich eine kleine Spur hatte. Er suchte nun eifrig nach weiteren Hinweisen, doch außer dass er nun zwar Sperma spuren hatte, kam er nicht weiter. In der Datenbank stand absolut nichts über die Täter drin. „Das war ja klar, dass ich nichts finde. Wäre auch zu schön um wahr zu sein“, meckerte Gerrit herum und holte sich erstmal einen Kaffee. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Alexandra ab. „Wie die Untersuchungen wohl liefen? Ist alles gut gegangen? Komisch, Michael wollte sich doch gleich melden, wenn alles vorbei ist!“, Gerrit machte sich nun so seine Gedanken. Er hoffte, dass sich Alex einmal wieder so fangen würde, so dass sie es schaffte sich ein neues Leben aufzubauen. „Doch das wird wohl noch sehr lange dauern!“, machte sich Gerrit so seine Gedanken und ging mit seiner Kaffeetasse zu Alex’ Schreibtisch. Und versuchte verzweifelt weiter zu kommen. Doch seine Gedanken wanderten immer wieder erneut zu Alex und den Geschehnissen ab, so dass Gerrit sich absolut nicht mehr auf den Fall, der auch noch mit seiner Kollegin zu tun hatte, konzentrieren konnte. So schloss er alle herumliegenden Akten, lehnte sich im Stuhl zurück und starrte sorgenvoll das Telefon an. Doch es war jedes Mal nicht Michael, sondern Passanten, die wieder einmal eine Vergewaltigung meldeten und diesmal will sogar eine die Täter erkannt haben. Gerrit machte sich mit 2 weiteren Kollegen aus der unteren Etage auf dem Weg. Doch wieder nichts, zwar konnte man tatsächlich die Täter beschreiben, doch das sie wie immer maskiert waren, brachte es ihm auch nicht sonderlich viel. Diesmal konnten auch keine Sperma Spuren gesichert werden, da die Täter ein Kondom verwendeten, welches die Leute von der Spurensicherung im nahe gelegenen Wald unter einem Gebüsch fanden, machte sich Gerrit kaum Hoffnung. Frustriert und enttäuscht, aber auch traurig machte er sich wieder auf den Weg ins Kommissariat. Während der Fahrt gingen ihm mehrer Dinge durch den Kopf, doch er fand keine Antwort. Im K11 setzte er sich an den Schreibtisch, legte seine Arme auf dem Tisch ab und vergrub sein Gesicht und dachte wieder einmal verzweifelt nach. Langsam aber sicher begann Gerrit an seinen Fähigkeiten als Kommissar zu zweifeln, auch wenn er nur der Assistenz, neben den beiden Hauptkommissaren war, so hatte er ein und dieselbe Ausbildung absolviert, wie Alexandra Rietz und Michael Naseband. Aus Mangel an Erfahrung konnte es nicht liegen, schließlich arbeitete er nicht erst seit gestern als Kommissar, sondern auch schon einige Jahre, auch wenn er verschiedene Stationen durchlaufen hatte. „Das kann doch alles nicht sein“, sagte Gerrit laut zu sich selbst, während er sich aufrichtete und einige dünne Tränen aus seinen Augen wischte. „Wie soll das bloß weiter gehen? Ich schaff’ das bald nicht mehr, ich komme absolut nicht weiter. Nur wenn ich jetzt aufgebe, werden wir nie die Täter bekommen und eine Lösung in diesem Fall erreichen!“, sprach Gerrit mit sich selbst. „Komm Du schaffst das, Du bist nicht zu blöd. Du kannst das“, versuchte sich Gerrit selbst Mut zuzusprechen.