Danke für die Kommis, hier gibt es wieder einen Teil
Eine einsame Träne lief mir über die rechte Wange. Schnell wischte ich sie mit dem Handrücken weg, ehe Mike es bemerken konnte. Ein kurzer Blick auf meinen Jungen verriet mir, dass er es nicht bemerkt hatte. Zu sehr war er wohl noch mit meinen Erzählungen beschäftigt. Also ließ ich ihm noch einen Augenblick Zeit und trank in der Zwischenzeit einen großen Schluck.
„Schweigend beobachtete ich das Geschehen von der Tür her. Eigentlich nahm ich nicht wirklich etwas um mich herum wahr, zu sehr war mein Blick auf Alex fixiert. Ich bekam nur am Rande mit, dass die Bemühungen der Ärzte nichts brachten. Die Hilfe, mit den unzähligen Geräten, versagte, ebenso die ärztliche Kunst. Als ich sah, dass der Arzt den Kopf schüttelte und auf die Uhr blickte, wusste ich Bescheid. Langsam, mit weichen Knien, ging ich auf Alex zu, die mit weißem Gesicht im Bett lag. Eine der Schwestern wollte mich aufhalten, doch ich schob sie einfach zur Seite. Unbeirrt setzte ich meinen Weg fort, der mir so unendlich lang vorkam. Das Flattern meines Herzens und die aufsteigende Nervosität verdrängte, ignorierte ich einfach, wollte das Ganze einfach nicht wahrhaben. Auch der Arzt wollte mich daran hindern, zu Alex zu gehen. Er hielt mich behutsam fest, doch ich riss mich einfach los und machte noch einige Schritte auf sie zu.
Lange starrte ich auf sie hinab, ohne zu begreifen, was so eben geschehen war. Sie war tot, einfach so. ’Alex ....!’, flüsterte ich vor mich hin. Noch immer fassungslos schaute ich auf sie, mit geschlossenen Augen lag sie vor mir. Alex sah aus, als schliefe sie gerade, nur würde sie nie wieder mehr aufwachen. Ihr eigenes Lachen war für immer vorüber, das dunkle Braun ihrer Augen war verschwunden, ich würde sie nie wieder in meinen Armen halten, nie wieder mit ihr schmusen können. Spät erst bemerkte ich das Nass auf meinen Wangen, verstohlen wischte ich darüber. ’Alex ...., meine kleine Alex ....warum?’, fragte ich leise und hilflos, beugte mich leicht nach vorne, um über ihr Gesicht zu streicheln, das noch warm war. Ich seufzte laut und schluchzte kurz auf. Langsam ließ ich mich auf dem Bett nieder. Äußerst vorsichtig nahm ich ihre Hand, streichelte darüber und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Minutenlang weinte ich lautlos vor mich hin, niemand störte mich dabei. Darüber war ich ungemein dankbar. Wie lange ich neben ihr gesessen hatte, konnte ich im Nachhinein nicht mehr sagen. Erst ein Räuspern ließ mich auffahren. Aus tränennassen Augen schaute ich der Krankenschwester in die ihren. ’Ich weiß, ich sollte gehen, aber ich möchte mich doch noch von ihr verabschieden.’, gestand ich leise, wieder wandte ich mich Alex zu und streichelte über ihre Wange. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken.
’Tschüss, kleine Alex, du wirst mir fehlen.’, begann ich und schluckte die aufsteigenden Tränen tapfer hinunter. ’Und ich werde dich immer lieben, vergiss das nicht, mein Engel.’ Wieder küsste ich ihre Stirn. Ich erhob mich, wandte mich der Tür zu. Dort blieb ich stehen und drehte mich wieder zu Alex. ’Auf Wiedersehen, kleine Maus.’, murmelte ich und kämpfte wieder mit den Tränen. Mit raschen Schritten verließ ich den Raum und stürmte aus dem Krankenhaus. Vor dem Haus blieb ich stehen und holte erst einmal tief Luft. Unruhig und nervös schaute ich mich um. Wirklich wahr nahm ich nichts um mich herum.
Neiiiiiin! *schluchz* Das kannst du uns doch nicht antun! Der arme Micha! Ich hab mich direkt in ihn hineinversetzen können. Bin gespannt, was er jetzt macht... Schreib bitte gleich weiter, ich mag diese Story!!! glg
Danke für die Kommis, hier gibt es wieder einen Teil:
Ich ging ziellos durch die Straßen, die Tränen liefen mir wieder über die Wangen, es war mir schlichtweg egal. Die Menschen, die an mir vorbei kamen, musterten mich erstaunt, ich achtete einfach nicht darauf. Irgendwann fand ich mich vor Gerrits Wohnhaus wieder. Ohne nachzudenken betrat ich das Treppenhaus und lief die Stufen zu dem Stock hinauf, in dem er wohnte. Doch auf der letzten Stufe verließ mich einfach der Mut. Ich wandte mich wieder um, um das Haus zu verlassen. Aber anstatt zu tun, was ich mir vorgenommen hatte, blieb ich wo ich war und setzte mich auf dahin wo ich gerade war. Ich legte meine Arme auf meine Oberschenkel und stützte meinen Kopf darauf. Zum hundertsten Mal seufzte ich an diesem Tag. Warum musste sie auch zusammenbrechen und nicht wieder wach werden? Wir hatten doch noch so viel gemeinsam vor gehabt, wollten gemeinsam alt werden. Leider war alles anders gekommen, als ich mir vorgestellt und ausgemalt hatte. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht merkte, dass sich die Tür zu Gerrits Wohnung geöffnet und er selbst auf dem Gang erschienen war.
’Michael ....!’, rief er erstaunt, als er mich erkannt hatte. ’Was machst du denn hier?’ Ziemlich hilflos zuckte ich mit den Schultern. ’Ich möchte reden.’, begann ich leise. ’Hast du vielleicht Zeit?’ Gerrit schaute mich eine Weile an, noch schien er nicht zu wissen, wie er mich einschätzen sollte. Endlich nickte er langsam. ’Komm rein.’, sagte er nur und ließ mich vorbei, ehe er mir folgte. Unaufgefordert stellte er eine Flasche Bier vor mich hin. Ich musste zugeben, dass ich genau das jetzt brauchte, deshalb leerte ich sie fast bis zur Hälfte in einem Zug. Lang behielt ich die Flasche in der Hand, es kam mir selbst vor, als wollte ich mich daran festhalten.“
Einen Moment hielt ich inne, um meine Gefühle wieder etwas zu beruhigen. Ich wollte diese Geschichte zu Ende erzählen und wenn ich mich jetzt nicht beruhigte, würde ich von meinen Gefühlen wahrscheinlich übermannt werden.
„Gerrit schwieg lange, er beobachtete mich und schien nicht aus mir klug zu werden. ’Was ist denn mit dir los? Rede endlich mit mir!’, forderte er mich auf. Er schien nicht mehr daran zu denken, dass sie in seiner Gegenwart zusammen gebrochen war. Plötzlich schaute er mir wieder in die Augen, sie mussten noch vom Weinen gerötet sein. ’Was ist mit dir, hast du getrunken?’, fragte er. Heftig schüttelte ich den Kopf. ’Alex ..... sie ist .....!’, mehr konnte ich im Moment nicht sagen. ’Was ist mit ihr? Hat sie dich sitzen lassen?’, erkundigte Gerrit sich neugierig. Entgeistert schüttelte ich den Kopf. ’Nein, nein. Sie ist doch im Krankenhaus ge.....!’, begann ich und schwieg plötzlich. Denn mir stiegen wieder Tränen in die Augen, ich seufzte jedoch nur. Gerrit wartete darauf, dass ich endlich weiter redete. ’Was ist los, Michael? Was ist mit Alex? So rede doch endlich mit mir.’, sagte er ziemlich ungeduldig. An diesem Abend schien ich seine Nerven ziemlich strapaziert zu haben, was mir eigentlich gar nicht bewusst wurde. Das hatte er mir Monate später erzählt. Ruckartig hob ich den Kopf. Es kam mir erst jetzt in den Sinn, dass er es noch immer nicht wusste. ’Sie ist tot, Gerrit, es konnte ihr niemand mehr helfen.’, flüsterte ich und versuchte den Klos in meinem Hals hinunter zu schlucken. Es gelang mir nicht. Ich legte meine Stirn auf den Unterarm, der vor mir auf der Tischplatte lag. Von Gerrit hörte ich eine ganze Weile nichts mehr, und ich wusste nicht, was in seinem Kopf vor sich ging. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich es damals auch gar nicht wissen.
Echt klasse.... Aber warum wusste Gerrit nichts davon.... Er hätte ja hinter her fahren können..... Das ist echt hart, darüber zu reden... Aber Michi hat das richtige getan!!!! Freue mich auf eine weitere FS!!!! Vor allen dingen bin ich gespant, wie es weiter geht!
j125, ich muss dich schwer enttäuschen, hier passiert gar nichts mehr, denn diese Geschichte ist mit diesem Teil auch schon zu Ende, viel Spaß trotzdem beim Lesen:
’Du spinnst ja! Das kann doch gar nicht wahr sein, Michael.’, brummte er endlich. An seiner Stimme merkte ich, dass ihm Alex´ Tod nahe ging. ’Doch ....!’, sagte ich nur, eigentlich wollte ich gar nicht mehr darüber reden. Ich versank im Augenblick nur in meinem Selbstmitleid. Immerhin würde ich sie nie wieder sehen, nie wieder mit ihr zusammen arbeiten oder einfach nur mit ihr reden. Erst jetzt wurde mir tatsächlich bewusst, wie sehr ich sie geliebt hatte, sie war die Liebe meines Lebens gewesen. Und nun war sie weg - für immer. Ruckartig hob ich den Kopf und schaute zu Gerrit. ’Kann ich bei dir bleiben? Ich glaube, dass ich es zu Hause nicht aushalte.’, gestand ich leise. ’Natürlich, welche Frage!’, erwiderte er nur.
Wenn ich ehrlich bin, war ich eine Woche bei ihm. Geduldig hörte er mir jedes Mal zu, wenn ich von Alex sprach. Aber er half mir auch, die wichtigsten Dinge nach ihrem Tod zu erledigen. Am schwersten fiel es mir, ihren Eltern von ihrem Tod zu erzählen. Anette Rietz bestand darauf, dass Alex in ihrem Heimatort begraben werden sollte, leider hatte ich nicht die Möglichkeit, dagegen etwas zu unternehmen. Mir blieb nur die Erinnerung an unsere kurze, aber heftige Liebe und einige Fotos."
Ich schluckte die erneut aufsteigenden Tränen hinunter. Nach all den Jahren fiel es mir noch immer sehr schwer, von Alex zu reden. Ich liebte sie noch immer, keine der Frauen, mit denen ich seit Alex etwas angefangen hatte, kamen an sie heran. Endlich schaute ich wieder zu Mike. Er saß da und starrte nachdenklich vor sich hin. Noch konnte er nicht fassen, was ich ihm gerade erzählt hatte. Ungläubig schüttelte er immer wieder den Kopf, während ich einen großen Schluck aus meinem Bierglas nahm und es auch gleich in der Hand behielt. Ich hatte das Bedürfnis, mich daran festhalten zu müssen, ich war der Meinung, dass es mich ein wenig beruhigen würde. Diese Geschichte hatte mich nach all den Jahren noch immer stark aufgewühlt. Ich versuchte den Klos in meiner Kehle hinunter zu schlucken - vergeblich! Auch der große Schluck von meinem Bier half nichts!
"War das der Grund, warum du in den Kosovo gegangen bist?", fragte Mike plötzlich, interessiert blickte er mir in die Augen. Langsam nickte ich. "Ja, genau deswegen hatte ich mich zu diesem Einsatz gemeldet. Jeder hat geglaubt, dass es damals wegen der Scheidung und dem Umzug nach München war. Das ich dabei gut verdiente, war eine angenehme Nebenerscheinung. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich Alex vergessen. Das ist mir aber nicht gelungen.", gestand ich leise. Ich seufzte leicht auf. Mike lächelte mich unsicher an. "Das merkt man, Papa. Wieso hast du mir eigentlich nie davon erzählt?", fragte er neugierig. Hilflos zuckte ich mit den Schultern. "Das kann ich dir eigentlich gar nicht sagen, Mike. Es fällt mir auch heute noch sehr schwer, darüber zu reden.", gestand ich, sah dem Jungen dabei nicht in die Augen. "Ich liebe sie doch noch immer, Mike, sie ist doch noch immer die Liebe meines Lebens!"
Meine Worte wurden immer leise, während ich aufstand und zu der Lade ging, in die ich ihr Bild gelegt hatte. Schweigend starrte ich darauf, als ich es nach langem Zögern herausgenommen hatte, ging wieder zu meinem Sessel zurück und setzte mich. Lange sah ich in ihr lachendes Gesicht. Mit Tränen in den Augen flüsterte ich "Alex ...!" und fuhr langsam mit dem Finger über das Glas.