"Ihr arbeitet nicht wirklich, oder?" Ein kleiner schmieriger Drogendealer, der natürlich längst seine Finger von krummen Geschäften gelassen hatte, blickte Michael über die Schulter und versuchte zu erkennen, was auf dem Laptopbildschirm zu sehen war, der vor dem Kommissar auf dem Tisch stand. "Ja, wir arbeiten, Blacky. Zieh Leine." "Okay, okay." Der Mann hob die Hände und verschwand. Zwei Minuten später brachte Nina zwei Gläser Champagner für die beiden Kommissare. "Die sind von Blacky. Ihr sollt ihm nicht böse sein. Er wollte nicht stören." Alex lachte auf. "Kann echt nicht sein. Der hat wirklich Angst, dass wir was zu Gerrit sagen und er hier raus fliegt. Die fühlen sich hier sicher, obwohl direkt vor der Tür ein Mord passiert ist, den wir leider nicht verhindern konnten." "Hier drin ist aber kein Mord passiert", erklärte Nina. Sie lächelte ihnen zu. "Nina, bringst du mit bitte einen Apfelsaft? Du kannst das Glas hier gern trinken." "Ja, klar… danke." Sie nahm es und kippte es hinter. "Was hast du denn? Ist dir immer noch nicht gut?" "Wir arbeiten seit sechs Tagen fast durch und nach der Arbeit sitzen wir hier und schütten Drinks in uns rein. Irgendwie bräuchte ich mal wieder ein paar Tage Ruhe." "Sobald wir den Killer haben." Michael küsste sie und widmete sich dann wieder den Daten auf seinem Laptop. Als Nina Alex das gewünschte Getränk brachte, fragte Michael sie nach Gerrit. Säuerlich verzog sie das Gesicht. "Der ist in seinem Büro und testet die Saugkraft eines neuen Mädchens." Damit verschwand sie. Alex und Michael sahen sich an und lachten. Alex nippte an ihrem Saft. "Ich sag dir, wenn der Laden richtig läuft, dann schmeißt Gerrit als Polizist hin." Der zuckte mit den Schultern. "Wenn er trotzdem weiter für uns arbeitet, könnte ich damit leben. Obwohl er mir schon fehlen würde." "Kannst ja als Türsteher bei ihm anheuern. Gefährlich genug siehst du ja aus." Sie streichelte ihm über die Glatze. "Soso, gefährlich sehe ich also aus. Grrrrr", knurrte er. Sie kuschelte sich lachend gegen ihn und half ihm dann bei der Auswertung der Daten. Leider waren genau die sieben Personen, die sie sowieso unter Beobachtung hatten, unter den gestohlenen Akten. Also konnten sie auch morgen wieder nichts tun und mussten abwarten.
Wie sieht Gerrit denn aus? Im schwarzen Ledermantel und Sonnebrille. *rrrrrr* (Ich stell mir grad noch einen anderen Mann SO vor. *hust*) Also doch ein Ex-Polizist, oder doch nur ein Einbrecher, der an die Akten kommen wollte? Alex weiß doch bestimmt genau, warumihr schlecht ist. Gerrit testet die Saugkraft, soso. Micha als Türsteher - sexy.
Hamster trug seinen Spitznamen nicht ohne Grund. Er war dafür bekannt, dass er Einbrüche und Überfälle beging und dass dabei immer wieder Menschen starben. Einfach, weil er Lust hatte, sie abzuknallen. Hauptberuflich arbeitete Hamster als Buchhalter im 'Sunny Nights', wo er allerdings mehr seine eigene Tasche füllte als seinem Chef zu helfen. Aber in seinen Augen gab es nur einen wichtigen Menschen auf der Welt, ihn selbst. Grinsend verließ er den Laden seines Chefs, um nach Hause zu seiner derzeitigen Freundin zu fahren. Allerdings kam er nicht weit. Denn an seinem Wagen lehnte ein Mann. Hamster hatte Angst, dass der Typ ihm den teuren Lack zerkratzen würde und knurrte ihn deshalb an, er solle seine dreckigen Pfoten von seinem Wagen nehmen. Als der Mann plötzlich die Waffe sah, die der Unbekannte auf ihn richtete, wusste er, wen er vor sich hatte. Und er tat etwas, was die anderen Opfer nicht getan hatten. Er drehte sich um und rannt davon. Doch das sollte ihn nicht retten, denn sein Verfolger war schneller. Er hustete zwar kurz, als er ihn eingeholt und zu Fall gebracht hatte, aber die Waffe zielte genau dorthin, wo die Kugel schließlich hin sollte. Auf sein Herz. Und dort traf der Killer sein Opfer auch, nachdem er ihn mit den Worten: "Du sollst nicht stehlen" von dieser Welt verabschiedet hatte. Mit zitternden Fingern hielt er den Stift und schrieb die Nummer Sieben auf dessen Stirn. Wieder hustete er, raffte sich auf und verschwand so schnell er konnte.
Alex hörte das Handy von Michael klingeln. Nachdem der Ton mehrmals durch den Raum geklungen war, nahm er den Anruf an. Sie ahnte, worum es ging, konnte im Moment aber nicht von ihrem Fleck weg. Tränen liefen über ihr Gesicht, während sie sich am Rand des Waschbeckens festhielt. Ihr Blick war auf den Papierkorb gerichtet, wo halb unter Papiertüchern verborgen ein Schwangerschaftstest lag. Das Ergebnis war so nicht zu sehen, aber Alex hatte es natürlich gesehen und es war auch der Grund für ihre Tränen. "Nicht gerade jetzt", nuschelte sie. "Das kann ich überhaupt nicht gebrauchen." Sie wischte sich über das Gesicht, wusch sich und öffnete die Tür. "Na, eine neuer Fall?" "Ja, der nächste Tote. Gerald Weimer, auch Hamster genannt." Michael schloss sein Hose, die er gerade angezogen hatte und sah Alex an. "Ist mit dir alles in Ordnung?" "Jaja. Alles klar." Sie wollte sich wegdrehen, doch Michael hielt sie fest. "Du hast geweint, Alex? Was hast du denn?" Sie riss sich ziemlich heftig los. "Mir gehen einfach ein wenig die Nerven durch, okay? Darf mir das nicht passieren?" Er hob abwehrend die Hände. "Hey, hey, hey. Ist ja gut, Alex. Tut mir leid. Natürlich darf dir das auch passieren. Ich mache mir nur Sorgen um dich." "Tut mir leid." Alex seufzte leise und zog sich an. "Lass uns gehen." Michael zögerte. "Du weißt, dass du mit mir reden kannst, oder? Über alles." "Ja, Micha, das weiß ich." Sie drehte sich um, küsste ihn auf die Wange und zog ihn mit sich aus dem Zimmer.
"Ähm… Gerrit…" Ben trat unbehaglich von einem Bein auf das andere. Der hob den Blick von seinem Schreibtisch. Es war Mittag. Er hatte die letzte Stunde mit Alex und Micha telefoniert und sich über den neusten Toten informieren lassen. Leider gab es auch hier wieder keine neuen Hinweise. Es war wirklich zum aus der Haut fahren. Da ärgern aber nichts brachte, hatte er beschlossen, sich weiter um sein Bordell zu kümmern, während Michael und Alex noch einmal Arbeitskollegen und Freunde der letzten Opfer vorgeladen hatten, um herauszufinden, ob die Opfer in der Zeit vor ihrem Tod vielleicht beobachtet worden waren. Sie hatten nicht viel Hoffnung, auf neue Hinweise zu stoßen, aber eben diese Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. "Was ist los, Ben?" "Also… im Müll lag ein Schwangerschaftstest. Ich dachte nur, du solltest das vielleicht wissen." Gerrit stutzte. "Weißt du, aus welchem Zimmer er ist?" "Nein, tut mir leid. Ich habe ihn in der großen Mülltonne im Hof gesehen, als ich was wegwerfen wollte. Kann auch sein, dass er gar nicht von unseren Mädchen ist." "Okay, danke. Bevor es heute Nachmittag los geht, will ich die Damen der Schöpfung mal kurz sprechen." "Klar, ich sorge dafür, dass sie sich in der Bar versammeln." Das taten sie vier Stunden später auch. Sie wunderten sich, was Gerrit von ihnen wollte, dachten, dass es vielleicht um den Killer ging. Umso erstaunter sahen sie sich an, als er ihnen die Frage stellte, ob sie ihm nicht mehr vertrauten. "Wie meinst du das, Gerrit?", fragte Nina ihn vorsichtig. "Wer von euch ist schwanger?" Immer noch die fragenden Blicke. "Im Müll lag ein Schwangerschaftstest. Ich kriege saumäßige Probleme, wenn rauskommt, dass ich hier eine Schwangere arbeiten lasse." Melanie lachte auf. "Gib mir ´nen Test und ich pinkel drauf. Können wir gleich hier klären." "Genau", pflichtete ihr Nina bei. "Gerrit, wir vertrauen dir. Wenn eine von uns schwanger wäre, wüsstest du es." Sie trat neben ihn und streichelte ihm über die Brust. Er schlang den Arm um ihre Hüfte und sah die Mädchen an, eine nach der anderen. "Ihr könnt mir alles sagen, wenn ihr Probleme habt. Und sollte wirklich mal was in die Richtung passieren, könnte ihr mit meiner Hilfe rechnen." Die Mädchen nickten. Sie verschwanden und zogen sich um, bereiteten ihre Zimmer vor und warteten, dass der Laden öffnen würde. Nina zog sich mit Gerrit in dessen Büro zurück. "Wie kommst du auf die Idee, dass…" "Im Müll lag ein Schwangerschaftstest. Deshalb dachte ich, dass er von einer von den anderen ist. Oder eben von dir." "Schwanger? Ich? Gerrit, ich bitte dich. Bei den Kunden bin ich extrem vorsichtig und bei dir…" Sie küsste ihn innig. Er schob sie ein Stück zurück. "Apropos Kunden. Musst du unbedingt mit diesen Typen schlafen?" "Ja. Da ich Geld verdienen will. Gerrit, ich bin dir sehr dankbar dafür, was du für mich getan hast. Und das vergesse ich dir auch nie. Aber solange du mit den anderen Mädchen schläfst, werde ich die Kunden nutzen, um mir meine Selbstständigkeit zu erhalten." "Also sind wir zwei so halb zusammen?" "Wenn du Lust auf mich hast, ruf mich einfach. Und wenn ich Schutz suche und Trost oder jemanden zum Reden, würde ich gern von mir aus zu dir kommen." Gerrit hob ihren Kopf ein wenig hoch. "Ich mag dich total, Nina. Und ich schlaf gern mit dir." Sie küsste ihn innig, schlang dabei ihre Arme um seinen Hals und nestelte mit ihren Händen an seiner Hose herum. "Das ist gut", nuschelte sie. "Dann lass uns doch noch ein wenig Spaß haben." Er hob sie hoch und presste seine Lippen auf ihren Mund. Dann setzte er sie vorsichtig auf seinem Schreibtisch ab und widmete sich ihren knappen Sachen, die ihm plötzlich viel zu dick und viel zu lang vorkamen.
Es gab nach den Untersuchungen des Tatortes eine neue Spur. Winzige Blutstropfen auf dem Opfer. Und das Labor hatte herausgefunden, dass die DNA nicht mit der von Hamster übereinstimmte. Also musste sie vom Täter stammen. Leider war sie nicht im Computer vorhanden, es gab keine Akte. Und damit auch keinen Hinweis auf den Täter. Nur die Hoffnung, dass man Verdächtige mit einem Speicheltest überführen oder ausschließen konnte. Michael und Alex hatten nach dem Befragungsmarathon die Schnauze voll. Die Leute aus dem Milieu konnten oder wollten ihnen nicht helfen, obwohl jeder von ihnen das nächste Opfer sein könnte. Und Alex ging es den ganzen Tag ziemlich miserabel, so dass sie während der Vernehmungen mehrfach das Zimmer verlassen musste. Michael machte sich Sorgen um sie, auch weil sie sehr aggressiv reagierte, wenn er es wagte, nachzufragen. Er bat Nina um einen Tee, als sie abends im Club saßen. Alex fühlte sich hier sichtlich unwohl, also gingen sie sehr bald hoch in Gerrits Privatzimmer. Nina brachte ihnen noch den Tee und drückte Michael eine kleine Tube in die Hand. "Mit besten Grüßen von Gerrit", flüsterte sie und grinste unverschämt. "Hier, trink das. Für deinen Magen." Alex sah Michael an, der überhaupt nicht wusste, wie er sie ansprechen sollte. Sie küsste ihn innig und nahm den Tee. "Danke, mein Schatz. Das ist sehr lieb von dir." Erneut hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen. "Entschuldige meine Launen im Moment. Ich bin einfach etwas… was auch immer." "Ich liebe dich, Alex. Und ich verzeihe dir fast alles." "Fast?" Sie trank einen Schluck von dem Tee und sah ihn fragend an. "Genau sage ich dir das sicher nicht. Nachher machst du es noch, nur um mich zu ärgern." Er lächelte sie unsicher an, wurde aber mutiger als sie zurücklächelte. Er zeigte ihr die kleine Tube. "Hier, von Gerrit." "Massageöl. Essbar", las Alex vor und öffnete die Tube. Sie roch daran. "Das riecht nach Erdbeeren. Total lecker." "Wie wäre es mit einer kleinen Massage für meinen Engel?" "Da sagt der Engel nicht nein." Sie grinste. "Um unseren Killer können wir uns morgen kümmern."
Der war an diesem Abend genauso beschäftigt wie seine Jäger. Denn ihm fehlte noch ein Opfer. Und zwar sein letztes. Er fand in den alten Akten einfach niemanden, der zum 10. Gebot passte. Aber er musste jemanden finden. Vielleicht sollte er sich ein wenig im Milieu umhören und schauen, ob es nicht aktuell jemanden gab, der passen würde. Jemanden, der seinem Konkurrenten alles nehmen wollte und der natürlich auch die Voraussetzung erfüllte, ein skrupelloser Mörder zu sein. Mühsam quälte er sich auf die Beine und verließ seine Wohnung, um nach dem letzten Opfer Ausschau zu halten, welches er unbedingt brauchte, um seine Rache zu vollenden.
Das war der 7. Streich…*seufz* Hab ich’s doch geahnt, dass sie schwanger ist. *g* Und Gerrit denkt einer seiner Mädels ist es. Tz… Wie frustrierend, das sie in dem Fall nicht weiter kommen. *grrrr* Ne Erdbeermassage…rrrrrrr...die hätte ich auch gerne, aber von nem blonden Mann, der Nebenberuflich Krankenschwester ist. *lach* Er hält schon Ausschau nach dem 10. Opfer? Es fehlen doch noch 2 bis dahin.
Nebenberuf Schwester *rofl*.... Was das 10. Opfer angeht, man muss ja vorplanen, auch als Serienkiller
8. Gebot
"Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen nächsten", zitierte Alex das achte Gebot. Sie lag in Michaels Armen und versuchte zu schlafen, aber sie fand einfach keine Ruhe. Es gab zu viele Leute im Rotlichtmilieu, die dieses Gebot schon missachtet hatten. Die meisten von ihnen hatten vor Gerichten gelogen, dass sich die Balken bogen. In Gedanken ging sie einiger Fälle durch, aber es war niemand dabei, der irgendetwas mit einem Mord zu tun hatte oder des Mordes verdächtigt worden war, zumindest nicht so konkret, wie es bei den letzten Opfern der Fall gewesen war. Michael regte sich leicht, zog sie fester an sich und schlief weiter. Auf seiner Armbanduhr sah Alex, dass es fast drei Uhr morgens war. Der Killer würde bald wieder zuschlagen und sie lagen hier und konnten nichts tun. Ihr Blick glitt durch den dunklen Raum, der nur von einer Leuchtreklame von draußen erhellt wurde. Der Erdbeergeruch von dem Massageöl lag immer noch in der Luft. Es war ein schöner Abend gewesen und sie hatten viel Spaß gehabt. Gerrit war noch unten und arbeitete. Im Milieu herrschte Panik und der Laden hatte einen riesigen Zustrom, da die Menschen sich in einem Club, der von einem Polizisten geführt wurde, sicherer fühlten als auf der Straße oder in ihren eigenen Etablissements. Die größten Verbrecher trafen sich hier, obwohl Alex und Michael sechs von ihnen bereits festgenommen hatten, da gegen sie noch Haftbefehle offen waren. Zwei von ihnen hatte die Polizei seit Jahren in ganz Deutschland gesucht, aber sie waren unauffindbar gewesen. Bis sie freiwillig ins 'Red Tycoon' gekommen waren. Seit der Serienkiller in der Stadt wütete, hielten sich die anderen Verbrecher zurück. Es gab nahezu keine Straftaten mehr. Die Atmosphäre war ruhig und friedlich, bis auf den einen Toten jeden Morgen. Alex dachte an das letzte Gespräch mit Doktor Alsleben, der hatte sich aufs Ärgste beschwert. Nicht über die Tatsache, dass er jeden Tag eine neue Leiche auf dem Tisch hatte, das war sein Job. Aber ihm war langweilig, vor allem beim Schreiben der Obduktionsberichte. Es war ja immer dasselbe, was er bei den Untersuchungen heraus fand. "Immer dasselbe." Alex seufzte. Plötzlich schoss ihr eine Idee durch den Kopf. Immer dasselbe. Dieser Satz rief etwas in ihr wach. Ein Fall, der noch gar nicht so lange zurück lag. Es ging um den Mord an einer Prostituierten, für die die Geliebte eines Zuhälters verhaftet worden war. Alex hatte den Fall damals mit Michael bearbeitet und sie waren sich sicher gewesen, dass es nicht die Geliebte gewesen war, sondern der Zuhälter selber. Aber seine Freundin hatte den Mord später vor Gericht sogar gestanden und war verurteilt worden. Kirkitadse hatte in seinem Plädoyer wortwörtlich gesagt: 'Sandy Ricken hat den Mord aus Eifersucht begangen, weil ihr Freund sich auch mit anderen Damen vergnügte, die für ihn arbeiteten. Es ist doch immer dasselbe.' "Mai… Mai… Maiwald", rief sie aus und schoss hoch. Michael wachte erschrocken auf. Verwirrt rieb er sich über die Augen und blinzelte Alex an, als die das Licht anmachte. "Alex, was ist los?" "Komm, zieh dich an, wir müssen Gerald Maiwald finden. Er ist das nächste Opfer." "Maiwald? Der Zuhälter, gegen den wir vor einigen Monaten ermittelt haben?" Obwohl er nichts verstand, erhob er sich langsam und zog sich an. "Ja. Er hat vor Gericht gelogen, seine Freundin ist dafür in den Knast gegangen. Aber wir wissen beide, dass er die Prostituierte ermordet hat, oder nicht?" "Sicher war er es. Darauf verwette ich meine Beamtenpension." Er grinste, nahm seine Waffe und sah sie schnell durch. "Gut, er hat gelogen und gemordet." "Seine Freundin ist im Knast umgekommen, Selbstmord angeblich. Sie soll sich in ihrer Zelle erhängt haben, aber so ganz glaube ich da nicht dran. Maiwald hat sie umbringen lassen, damit seine Lüge nicht auffliegt. Es sollte wie ein Schuldeingeständnis wirken und unsere letzten Zweifel zerstreuen. Der hat doch gemerkt, dass wir weiter hinter ihm her waren." "Klar hat er das." Michael nickte. "Du könntest Recht haben." Er umarmte sie und küsste sie kurz. "Du bist nicht nur wunderschön, sondern auch noch verdammt schlau, meine Süße. Ich geh runter zu Gerrit. Wir horchen uns mal um, wo man Maiwald finden könnte. Zieh dich an." "Okay."
Es war nicht schwer, bei den ganzen Milieugrößen im Laden, Maiwalds möglichen Aufenthaltsort herauszufinden. Alle waren sich einige, dass der um diese Zeit nur in einem seiner Bordelle sein konnte. Und seine Konkurrenten waren nach einigem guten Zureden von Gerrits Seite auch der gemeinsamen Meinung, dass Maiwald höchstwahrscheinlich im Industriegebiet zu finden war, wo er ein kleines Bordell führte, mit dem Namen 'Russian Dreams', wo der Name Programm war. Michael sagte dem SEK Bescheid, dass sie sich unauffällig um den Parkplatz des Bordells herum postieren sollten und fuhr dann gemeinsam mit Gerrit und Alex schon einmal vor. Als sie ankamen war es vier Uhr morgens, aber Maiwald war nicht im Laden. Er war unterwegs, um seine Mädchen auf der Straße zu überwachen, wollte aber gegen fünf Uhr wieder da sein. Da sie ihn in der Stadt nicht finden würden, blieben sie im Bordell und warteten auf ihn.
Das 'Russian Dreams' lag in einer ziemlich heruntergekommenen Gegend. Alte, teils nicht mehr genutzte Lagerhäuser und Firmengebäude von Firmen, wo niemand genau wusste, was sie eigentlich taten, umgaben den kleinen zweistöckigen Bau, den Maiwald gekauft hatte. Gegenüber dem Gebäude, auf der anderen Straßenseite, lag ein verwilderter Park, der mehr als Müllhalde genutzt wurde, als zum Erholen. Die kahlen Bäume waren umgeben von Sträuchern, die regelrechte Hecken bildeten. Wege gab es keine. Der Parkplatz befand sich hinter dem Gebäude und wurde von SEK-Beamten schwerst bewacht. Sie befanden sich auf den Dächern der Nebengebäude und hinter den Müllcontainern auf dem Hof. Da es am anderen Ende der Stadt eine Geiselnahme gab, waren nicht alle Kräfte verfügbar. Michael hatte deshalb mit dem SEK-Leiter abgesprochen, sich auf den Bereich zwischen Parkplatz und Hintertür zu konzentrieren. Auf den Bereich, wo Maiwald im Freien sein würde und damit ungeschützt.
Aber sie lagen falsch. Sie kannten Maiwald nicht so gut wie er. Er wusste nämlich, dass der Zuhälter seinen Wagen immer direkt vor der Tür parkte. Und damit waren sie auf der falschen Seite des Hauses und vollkommen unnütz. Sie würden ihn nicht schützen können und sie würden ihm nicht in die Quere kommen. Ein Husten unterdrückend hockte er hinter einem Baum, der dicht am Fußweg stand. Er zitterte erbärmlich vor Kälte, ohne das jedoch richtig wahrzunehmen. Das war unwichtig, nur sein Ziel war von Bedeutung. Sein Ziel, Maiwald. Und der bog mit seinem dunkelblauen Porsche gerade in die Straße ein. Wie er es erwartet hatte, wendete der Mann auf der Straße und hielt direkt gegenüber seinem Laden. Langsam stieg er aus. Er ging um sein Auto herum, um einen Koffer vom Beifahrersitz zu nehmen. In diesem Moment spürte er den Lauf einer Waffe im Genick. Der Killer war ganz langsam hinter den Zuhälter getreten und zog ihn jetzt an der Schulter herum. Maiwald sah ihn panisch an, aber die Angst konnte das Herz seines Gegenübers nicht erreichen. Der trat einen Schritt zurück, einen zweiten und noch einen dritten. "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten", sagte er leise und richtete er die Waffe auf das Herz des Zuhälters. Langsam krümmte er den Finger und drückte ab. Maiwald hatte aufgeschrieen, als der Mann die Waffe auf seine Brust gerichtet hatte. Die Polizisten hatten es gehört, ohne Zweifel. Ihm blieb nicht viel Zeit. Er nahm seine Stift und markierte sein Opfer, als er Schritte hörte, die über die Straße eilten und eine tiefe Stimme.
So ein Mist, jetzt waren sie zwar da, aber leider an der falschen Stelle. Hat der Mörder einen Fehler gemacht und wurde evtl. erkannt? Und warum hustet er immer so?
"Scheiße, Maiwald hat hier geparkt. Kann der nicht auf den Parkplatz fahren, wenn wir ihn schon beschützen wollen?" Michael hatte seine Waffe in der Hand und suchte mit den Augen die Umgebung ab. "Wo ist der Kerl denn?" "Vielleicht schon im Laden", sagte Alex atemlos. "Nein, die Beifahrertür steht offen." Alex, die ein wenig hinter ihm her lief, zog ebenfalls ihre Waffe und sie näherten sich dem Wagen von beiden Seiten. Langsam und jetzt schweigend gingen sie um das Auto herum. Sie hielten die Waffen weit nach vorn gestreckt. Gleichzeitig sprangen sie vor. Aber hinter dem Wagen lag nur Maiwald, tot, mit einer Acht auf der Stirn. "Scheiße", fluchte Michael. Jetzt hatten wir ihn fast und dann…" Er fuhr herum, hinter ihm im Unterholz hatte es leicht geknackt. Aber im Park war es stockdunkel. Es war nichts zu sehen. Alex ging langsam auf den Rand des Parks zu, ging an einem Baum vorbei und spähte in die Dunkelheit, als sich ein Arm langsam nach vorn schob, in Richtung der blonden Kommissarin.