Jetzt hab ich endlich Zeit, dir nen Komi zu schreiben. Hab die Story gestern Abend, mit Spannung gelesen. Die ist echt... Schock und an manchen Stellen ist sie auch etwas witzig. Musste beim Lesen auch mehrmals schlucken, weil es so emotional ist. *schnief*
Schlauer Nico. Sehr sehr schlau. Puh bin ich froh, dass er weggelaufen ist. Es ist schlimm zu hören, wie absolut kaputt die alle sind. Norbert und Mario fühlen sich schäbig, Adrian ist depressiv, Nico hat Schuldgefühle und Sebastian ist am Rande des Zusammenbruchs. Na ganz toll. *seuftz* Aber sie laufen. Sie verschwinden von da. So ist es richtig. Immer schön weiter, einen Fuß vor den anderen. *anfeuer* Bin gespannt auf den nächsten Teil, wie immer. lg, Isi =)
Niki schaltete sein Handy aus und seufzte. Kai sah ihn von der Seite an. "Was ist? Schlechte Neuigkeiten?" "Nein. Eigentlich gute, wenn auch traurige." Florian stöhnte auf. "Niki, mach es nicht so spannend." "Nico ist den anderen nachgelaufen und hat sich ihnen angeschlossen." "Allein?", fragte Kai verwundert. "Gegen den Willen von seinem alten Herrn?" "Ja. Er hatte so viel Angst, dass er sich von ihm gelöst hat." Der Österreicher schüttelte mit dem Kopf. "Man braucht also nur eine schwere Naturkatastrophe, damit der Junge mal eigenständig denken lernt." "Hör auf", sagte Florian und schlang die Arme um Kais Hals, um so ein wenig von seinem Gewicht selbst zu tragen. "Es war für ihn sicher nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen." "Natürlich nicht, so war das auch nicht gemeint." Niki schwieg kurz und sah Kai dann an. "Wenn du Recht behältst, sieht er seinen Vater nie wieder." "Mein Gefühl sagt mir, ich habe Recht. Aber ich wünsche mir so sehr, dass ich total falsch liege und ihr mir die nächsten Jahre vorhalten könnt, was für ein elender Panikmacher und Feigling ich doch bin." Sein Blick fiel schräg nach hinten, wo Heiko versuchte, Christian dazu zu bewegen, sich ein wenig mehr der Gruppe zu nähern. Die zwei Kommentatoren waren nämlich ein gutes Stück zurück gefallen. "Manche wollen das anscheinend." "Lass Chris in Ruhe." Niki wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Es gibt Leute, die handeln und es gibt Leute, die warten. Chris hätte gewartet, aber so wie sich deine Befürchtungen mit dem Erdbeben langsam in die Tat umsetzen, hätte sein Warten für ihn den sicheren Tod bedeutet. Und irgendwann wird er das erkennen und dann wird es ihm sehr leid tun, was er im Moment denkt." Kai wollte etwas sagen, schluckte den Kommentar aber hinter. Stattdessen bat er Florian um einen Schluck zu trinken. Der hatte nämlich eine Wasserflasche, die Heiko aus dem McDonalds mitgenommen hatte, auf seinem Bauch liegen. Er blieb kurz stehen, trank einen Schluck und ging dann weiter. Heiko und Christian hatten in der Zeit aufgeholt. Heiko deutete auf Florian. "Soll ich ihn eine Weile nehmen?" Kai lachte auf. "Mach keine Witze. Du kannst ihn nicht tragen. Keine von euch schafft das." Sein Blick kreuzte den von Florian. "Nein, das war keine Kritik an deinem Gewicht, aber du bist nun mal über 1,90 Meter." Der brummte leise etwas vor sich hin. "Mit mir kann man´s ja machen", sagte er schließlich in bestem Schwäbisch. "Wir sollten seine Beine schienen", sagte Christian leise. "Darüber habe ich auch schon nachgedacht." Kai sah sich um. "Aber wir bräuchten dafür stabile Schienen und ehrlich gesagt… mir ist jedes Gramm mehr zu viel. Außerdem würde es ihm verdammt weh tun." Florian nickte hastig. "Lasst das mal lieber. Die Schmerzen sind ertragbar momentan. Ich denke, es würde nur schlimmer werden, wenn ihr da rumzerrt." "Sollte es sich ändern, sag Bescheid. Du weißt, dass Brüche meist nicht mehr so schlimm schmerzen, wenn sie geschient sind." Kai blickte ihn wieder einmal sehr besorgt an. Mit einem Aufstöhnen legte Florian die Stirn gegen dessen Schulter. "Kai… ich weiß nicht, ob du es richtig mitbekommen hast, was das für ein Felsblock war, der auf meinen Beinen gelegen hat. Ich habe ihn fallen sehen, als er sich aus der Mauer löste. Das sind keine einfachen Brüche. Die Knochen sind wahrscheinlich völlig zertrümmert." Seine Freunde schwiegen betroffen. Kai überlegte, aber er erinnerte sich nicht mehr genau daran, wie es war, Florian unter dem Schutt vorzufinden. Er hatte den Teil wohl ausgeblendet, zusammen mit den Leuten, die noch im Hotel waren. Er spürte eine Gänsehaut über seinen Rücken rieseln. Florian brauchte einen Arzt, ein Krankenhaus. Er schwankte, grübelte, ob es vielleicht doch besser gewesen wäre, sich nach Hilfe umzusehen, statt Hals über Kopf zu fliehen. Ihm fiel der Militärstützpunkt ein, direkt an der Stadtgrenze. Sie liefen momentan darauf zu, da war er sich sicher. Vielleicht fanden sie dort Hilfe, oder zumindest Medikamente. Sein Blick schweifte kurz über die Umgebung, er sah nur Ruinen, mehr Tote und noch mehr verletzte und verstörte Menschen. Hier stand einfach kein Haus mehr. Also fand er hier auch keine Hilfe. Nein, es war gut gewesen zu fliehen. Vielleicht sahen die Randbezirke ja besser aus. Vielleicht fanden sie dort noch stehende Gebäude.
Militärkrankenhaus...ja, das wäre praktisch. Vorzugsweise eins, von wo aus man sie mit nem Hubschrauber ausfliegen kann. Weit weg. Auf ne andere Insel oder so. *seuftz* ich hab`s geahnt. Seine Beine sind zertrümmert. Erstaunlich, dass er noch Gefühl drin hat. Hoffentlich bleibt das so, will mir gar nicht vorstellen, was da passieren könnte... lg, Isi =)
Sie liefen weiter durch die Dunkelheit. Schweigend, beschienen vom Licht des Mondes, verfolgt von den Augen der Einwohner und auch einiger Touristen, die nicht ganz wusste, wie sie sich verhalten sollen. Die Innenstadt hatten sie inzwischen verlassen. Am Rand standen jetzt kleinere Häuser und es roch stark nach verschiedenen Chemikalien. Wahrscheinlich waren sie in der Nähe einer Fabrik oder etwas ähnlichem. Plötzlich bebte die Erde wieder. Und zwar so stark, dass die Männer sich nicht auf den Beinen halten konnten. Kai warf sich auf den Boden. Um Florian nicht noch mehr zu verletzen, hatte er sich im Fallen auf den Rücken gedreht und landete sehr unsanft nicht nur mit dem Hinterteil auf dem Asphalt, sondern vor allem mit dem Hinterkopf auf einem Stein. Vor seinen Augen explodierten Sterne und ihm war schwindlig. Trotzdem wälzte er sich herum und lag jetzt auf Florian. Er sah dessen Gesicht im Mondlicht. "Ganz ruhig. Nur ein Erdbeben. Hier kann uns nichts passieren." Er wollte sich ein Stück hochstemmen, aber die Erschütterungen des Bodens waren so heftig, dass es ihm nicht gelang. Also blieb er ruhig liegen und wartete, dass es vorbei ging. Minuten vergingen. Häuser brachen zusammen, waren sie doch beim ersten schweren Beben schon beschädigt worden. Explosionen waren zu hören, wo Gasleitungen zerrissen wurden. Glas klirrte und Eisen quietschte, dann war es plötzlich wieder ruhig. Während Kai sich langsam hochstemmte, half Niki Christian, der ziemlich heftig auf seinen rechten Arm gefallen war. Aber er brummte, dass alles in Ordnung sei. Heiko überprüfte hektisch die Kamera, die ihm aus der Hand gefallen war. Er atmete erleichtert auf. "Alles klar mit der Kamera?", fragte Florian besorgt. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie es ohne die Kamera hier in der Stadt sein würde. Abgeschnitten von Zuhause. Kein Kontakt zur Außenwelt. "Die Kamera ist noch ganz. Alles okay", sagte Heiko. "Wahrscheinlich brauchen wir sich auch gleich. Peter wird sich sicher gleich melden." Kai kniete neben Florian und wollte ihn wieder hochheben, doch Niki hielt ihn zurück. Er strich ihm über den Hals und hielt ihm seine Hand vors Gesicht. "Kai, du blutest." "Ich bin mit dem Kopf auf einen Stein geknallt. Ist nicht schlimm. Nur oberflächlich." Wieder wollte er aufstehen, doch Niki drückte ihn auf den Boden zurück. "Bleib sitzen." Er zog ein sauberes Stofftaschentuch aus seiner Jackentasche und presste es Kai auf die Wunde. Der stöhnte leise auf. "Aua." "Wir bleiben hier, bis das aufhört zu bluten. Keine Widerrede." Kai wollte etwas erwidern, aber Florian hielt ihm die Hand leicht vor den Mund. "Vergiss es. Mit Niki kannst du nicht diskutieren." "Okay", nuschelte Kai. "Machen wir halt ´ne kleine Pause." Er setzte sich wieder richtig hin. Sein Handy klingelte, im selben Moment auch das von Niki. Niki schaltete seines auf Lautsprecher, Kai seins ebenfalls und Heiko stellte die Kamera an. "Wie geht es euch? Ist euch was passiert?" Florian lachte leise, während Kai mit dem Kopf schüttelte. Norbert und Peter hatten nämlich diese Worte absolut zu selben Zeit gesprochen. Kai blickte in die Kamera. "Peter, uns geht es gut. Ich hab mir eine kleine Platzwunde am Hinterkopf zugezogen, als ich hingefallen bin und Christian ist blöd auf den Arm gefallen, hat sich aber wohl nichts gebrochen. Sonst ist alles okay. Und Norbert, ja, uns geht es gut. Bei euch alles klar?" "Ja. Bei uns ist alles klar. Es ist nichts passiert." "Ähm… wie bist du denn gefallen, dass du ne Platzwunde am Hinterkopf hast?", erkundigte sich der Nachrichtensprecher. "Indem ich mich im Fallen rumgedreht habe, um nicht mit meinem ganzen Körpergewicht auf Flo zu landen." Kai lächelte ein wenig verlegen. "Ich glaube, das wäre ihm nicht so gut bekommen." Norbert beendete das Gespräch wieder, Niki kümmerte sich weiter um Kais Kopf, während Florian Peter zu erklären versuchte, wo sie jetzt ungefähr waren. Der hatte nämlich im Studio inzwischen eine Karte von Fuji und verfolgte den Weg der beiden Gruppen. "Wie stark war das Beben gerade", erkundigte sich Heiko. "8.1." "Wahnsinn", sagte Kai und stemmte sich vom Boden hoch. "Wir müssen weiter." "Kai…" "Nein, Niki. Mir geht es gut. Wir müssen weiter. Diese starken Beben… wir müssen weiter." Vorsichtig hob er Florian hoch und ging weiter. Heiko stemmte sich hoch und zog Christian mit auf die Beine. "Komm. Der Chef hat gesprochen." Er folgte Kai eilig. "Warum laufen wir ihm eigentlich hinterher", brummte Christian. Niki sah ihn missbilligend von der Seite an. "Du musst das nicht tun. Keiner von uns hat die Kraft, dich dazu zu zwingen, mit uns zu kommen."
Da hatte Kai ja nochmal Glück, dass er sich keine Gehirnerschütterung geholt hat...oder eine GehirnVERschüttung. In dem Fall wäre ja beides möglich, leider. *seuftz* Und Kopfwunden bluten stark, sind aber eher harmlos, da sollte Nikki sich nicht so aufregen. Da bin ich ja froh, dass sie alle so glimpflich davongekommen sind. Hoffentlich bleibt das auch so. Jetzt noch einen von den Jungs zu verlieren wäre echt schlimm. *alle Daumen drückt* Mach bitte ganz schnell weiter, Kitten. lg, Isi =)
Die Erde bebte noch mehrfach, aber viel leichter, also liefen sie weiter. Kais Schädel dröhnte und stach bei jedem Schritt, aber er hielt sich tapfer. Florians Handy meldete sich. Er ging ran, schaltete den Lautsprecher ein und grinste, als er die Stimme seines ältesten Sohnes hörte. Lächelnd sprach er mit ihm, vermittelte ihm die Sicherheit, dass er alles unter Kontrolle habe und dass sie nicht in Gefahr seien. Irgendwann war der Junge beruhigt und ließ seine Mutter ans Telefon. "Flo…" "Hi, Schatz." Er hielt das Telefon in beiden Händen und schaute es liebevoll an. "Die Jungs haben sich einfach Sorgen gemacht und ich wollte sie nicht die Bilder im Fernsehen sehen lassen." Florian sah sich um. "Nein. Mach das besser nicht. Christina, mach dir keine Sorgen, wir kommen hier raus." Sie versuchte ruhig zu bleiben, aber ihre Stimme zitterte. "Natürlich mache ich mir Sorgen. Flo, ich liebe dich." "Ich liebe dich auch, mein Schatz. Uns geht es gut. Wir hatten wirklich unglaubliches Glück." "Das sehe ich. Man sieht nicht viel wegen der Dunkelheit, aber…" Sie schwieg. Florian spürte die unausgesprochene Frage. "Wir haben keine andere Wahl. Ich glaube Kai und wir müssen hier weg." "Ich glaube ihm auch. Jeder Experte gibt ihm Recht, nur die japanische Regierung wiegelt ab. Sie meinen, sie schicken morgen Rettungskräfte in die Stadt. Sobald die Sonne aufgeht." "Kannst du vergessen", sagte Kai. "Es werden keine Rettungskräfte kommen. Maximal noch in die Randbezirke." "Weil du das sagst", brummte Christian leise. Kai sah ihn sauer an. "In ungefähr zwei Stunden geht die Sonne auf. Da können wir das gern noch mal besprechen, Chris." "Nicht streiten, Jungs. Ihr müsst zusammenhalten." Florian lächelte. "Wir versuchen seit Stunden unser Gehirn auszuschalten und nur zu laufen. Das ist sehr anstrengend. Überall um uns herum ist Leid und Elend und an unsere Freunde und Kollegen wollen wir nicht denken. Wir sind einfach alle ziemlich fertig. Aber keine Sorge, wir sind nicht blöd, wir werden die Diskussionen und Sorgen hinten anstellen und einfach weiter gehen. Immer weiter, bis wir hier raus sind." "So ist brav. Auf euch alle warten hier Zuhause liebe Menschen. Denkt immer daran. Ich werde kein Auge zutun, bis du aus der Stadt raus bist, Flo." "Das wird noch ein paar Stunden dauern. Leg dich etwas hin. Die Jungs brauchen dich. Ich werde noch ein paar… einige Zeit hier in Japan bleiben müssen." "Wieso?", fragte sie irritiert. "Wegen ein paar gebrochenen Knochen? Deshalb kannst du doch fliegen." Florian rang mit sich, er fühlte auch Kais fragenden Blick auf sich ruhen. "Ich will kein Risiko eingehen", sagte er schließlich. "Lassen wir das die Ärzte entscheiden, okay?" "Ja, natürlich." Ihre Stimme klang beruhigter. "Du hörst schön auf die Ärzte, wenn ihr in Tokio seid und bis dahin… Hör auf Kai. Mir gefällt seine ängstliche Einstellung und sein Fluchtwille. Denn diese Dinge bringen mir meinen Mann wieder nach Hause." Florian grinste. "Ich hör doch fast immer auf Kai." "Kai." "Was ist?", fragte er, wusste aber, was kommen würde. "Danke, Kai. Danke, dass du Flo da raus bringst. Und entschuldige bitte, dass ich manchmal über eure Freundschaft gemeckert habe, weil ihr zuviel zusammen unterwegs seid." Er lächelte. "Dein Mann ist mein bester Freund. Natürlich nehm ich ihn mit. Und wenn ich auf allen Vieren hier raus kriechen muss." "Halte durch, bitte." "Natürlich", versprach er ihr. Florian lächelte. "Er wird durchhalten. So wie wir alle. Mach dir keine Sorgen. Hast du den Fernseher an?" "Ja, wieso?" Er warf ihr einen Handkuss zu. "Ich liebe dich." Sie schluchzte leise auf. "Ich dich auch, Flo. Am liebsten will ich gar nicht wieder auflegen." "Ich fürchte, mein Akku hält nicht mehr lange durch und wir könnten die Handys noch brauchen. Wir melden uns immer wieder mal im Sender. Bleib im Wohnzimmer, dann kannst du dich überzeugen, dass es uns gut geht." "Okay", murmelte sie leise und beendete das Gespräch.
*schnief* Und wieder ein Kontakt zur Außenwelt. Flo und Familie...das ist so süß! Seine Frau hats echt schwer, mit den zwei Jungs allein zu Hause, der Mann in nem Erdbebengebiet mit zertrümmerten Beinen....*schnief* Gottseidank können sie wenigstens telefonieren und sie sieht ihn hin und wieder im TV, dank der Kamera. Hoffentlich kommen sie bald da raus und in ein Krankenhaus. Lg, Isi =) PS: Wenn Chris weiter so meckert, hau ich ihm virtuell ein paar aufs Maul, dann hält er hoffentlich die Klappe.
"Wieso haben wir uns kein Auto vom Großparkplatz geholt?", fragte Adrian keuchend. Normalerweise war er gut genug in Form, um ein paar Stunden zügig zu laufen, aber die Angst lastete wie ein zusätzliches Bleigewicht auf seinen Schultern. "Da ist ein Riss im Boden", erklärte Norbert ruhig. "Ein sehr großer Riss. Vielleicht kriegt man die Autos drüber, vielleicht kann man was drüberlegen, aber nicht im Dunkeln. Wir hätten warten müssen, bis jetzt und wer weiß, wie weit wir mit einem Wagen gekommen wären. Wir werden uns hier einen Wagen besorgen." Er sah sich um. Sie befanden sich südlich der Stadt. Einige Häuser mit Gärten, entfernt hörte man das Meeresrauschen. Menschen sahen sie hier nicht viele. Einige waren geflohen, zu Fuß, auf Fahrrädern, einige in Autos. Weg von der Stadt und in Richtung Meer. Norbert führte seine Gruppe Richtung Tokio. Sebastian hielt sein Handy in der Hand, blickte es immer wieder an. "Ich will auch eine Kamera." Adrian nickte. "Kontakt zu einer unzerstörten Stadt wäre echt beruhigend." "Habt ihr bald wieder." Mario trat zwischen die beiden Rennfahrer und legte ihnen leicht die Hände auf die Schultern. "Wir sind aus der Stadt raus und besorgen uns einen Wagen. Und dann fahren wir nach Tokio und treffen uns mit den anderen." "Zum Glück ist ihnen nichts passiert", murmelte Sebastian. "Ich bin froh, dass wir nicht allein sind." Sein Blick huschte über eine Familie, die neben ihrem zerstörten Haus saßen, dicht aneinander gekuschelt, zitternd, schweigend. "Die Menschen hier machen mir Angst." "Mir auch", gab Adrian zu. "Worauf warten die? Warum tun sie nichts?" "Was sollen sie denn tun?", sagte Norbert leise. "Sie warten auf Hilfe, auf ihre Regierung, die nur eine Autostunde entfernt in Tokio sitzt." "Aber… wenn Kai Recht hat.. Dann kommen die nicht…" Die Worte waren stockend gesprochen und voller Angst. "Die ganzen Menschen…" Er atmete keuchend durch. "Ruhig, Sebastian, ganz ruhig. Nicht zuviel denken, nicht zuviel umschauen. Das lähmt." "Ich hab das Gefühl, ich drehe hier noch durch. Wieso muss die Sonne aufgehen? Ich will das nicht sehen, was von der Stadt übrig ist. Ich kann das nicht…" Mario sah Adrian besorgt an, dann Sebastian. Dann schob er die Jungs wieder ein Stück vor sich her und ließ sich mit Norbert ein wenig zurückfallen. "Wir müssen einen Wagen finden und hier weg. Die beiden scheinen zu schwanken zwischen 'Wir drehen gleich durch' oder 'Wir versteinern'. Und mir gefällt keine dieser beiden Möglichkeiten. Wenn die sich einfach hinsetzen und nicht mehr weiterwollen, können wir sie nicht wegtragen." Er drehte sich um, wo Nico mit gesenktem Kopf hinter ihnen her trottete. Seit er zu der Gruppe gestoßen war, hatte er nicht mehr gesprochen. Er war wie ein Schatten, der seine Seele und seine Gefühle bei seinem Vater zurück gelassen hatte. "Er macht den Eindruck, als wolle er umdrehen und zurück laufen." "Ich weiß, Mario", zischte Norbert. Er sah sich um. "Gehen wir mal zu dem Haus da. Guck, da stehen drei Autos. Ich habe noch Geld in der Tasche, vielleicht können wir eines davon mieten." "Gute Idee."
MIETEN?! Der Vulkan könnte jeden Moment ausbrechen und die Stadt mit all ihren Einwohnern unter ner meterdicken Lavaschicht begraben und sie wollen ein AUTO MIETEN?! Oh man, die müssen echt am Ende sein, wenn sie sich so an ihre moralischen Vorstellungen klammern. Zugegeben, ich würde das Auto auch mieten, aber das liegt nur daran, dass ich nicht weiß, wie man eins kurzschließt....
Adrian, Seb und Nico tun mir leid. Die sind alle drei so fertig. Ich wage zu bezweifeln, dass die sich davon je wieder richtig erholen. Hoffentlich gehen sie aber trotzdem weiter. Mario und Norbert scheinen die einzigen zu sein, die ihre Sinne noch ganz beisammen haben und sich auf das Ziel konzentrieren - so schnell und so weit weg wie möglich zu kommen.
Danke schön :) Die Fahrer sind doch noch sooo jung, ist doch klar, dass die das ganze mehr mitnimmt.
Samstag - 6 Uhr - noch 11 Stunden
"Heiko… Heiko…" "Was? Ja?" "Wie kann man beim Laufen schlafen?" Heiko sah Kai an und holte dann auf. "Ich bin so müde und mir tun die Beine weh…" "Ich weiß. So geht es uns allen. Aber du musst durchhalten. Du musst einfach." "Ich will ein Auto, Kai. Die Straßen hier sind doch relativ frei. Besorgen wir uns einen Wagen." Kai sah sich um. "Die Straßen mögen hier freier sein, da hast du Recht. Aber das ist ein recht ärmliches Viertel. Hier gibt es keine Autos. Wir müssen weiter raus in die Randbezirke. Da gibt es Villen. Dort finden wir sicher einen Wagen, den wir uns… ausleihen können." Niki trat neben Kai und sah sich besorgt Florian an. "Er sieht so blass und schwach aus." "Das liegt am Mondlicht. Außerdem… sprich bitte etwas leiser, er schläft." "Was?" Der Österreicher sah sich Florian genauer an und musste leise lachen. "Tatsächlich. Der pennt." "Kann man echt neidisch werden, nicht wahr?" Kai lächelte mild auf den Kollegen in seinen Armen hinab. Niki lachte leise. "Ganz deiner Meinung." "Ich glaube, die Verletzung schafft ihn mehr, als er zugeben will. Er hat auch eine ziemliche Beule am Hinterkopf." "Du auch", mahnte Niki den Reporter ernst. Schweigend setzten sie ihren Marsch durch das Armenviertel fort und atmeten erleichtert auf, als sie die vollkommen hoffnungslosen Gestalten nicht mehr sehen musste, die dort überall herumsaßen, aus Angst in die Nähe ihrer zusammengestürzten Blöcke zu kommen und ohne jede Idee, wie es für sie im Moment weitergehen sollte. Viele hatten die Kamera gierig angesehene. Für sie war das Bargeld und Niki hatte die ganze Zeit die Hand an der Waffe gehabt. Zum Glück waren die Menschen zu geschockt von der Zerstörung ringsumher, um einen ernsthaften Gedanken daran zu verschwenden, die Journalisten aufzuhalten. Sie sahen ihnen nach, finster, traurig. Aber niemand sprach sie an, niemand stellte sich ihnen in den Weg. "Mach mal die Kamera an. Mal gucken, ob die in Köln noch wach sind." Heiko nickte und tat es. "Hallo, Peter, noch da?" "Was glaubt ihr denn?", fragte der Nachrichtensprecher sofort. "Dass wir euch allein lassen und Feierabend machen? Die gesamte Sportabteilung sitzt unten und guckt. Ebenso die Chefetage. Und die Zuschauer verfolgen die Sendung auch sehr gespannt." "Gespannt?" Niki blickte irritiert in die Kamera. "Es ist dunkel, seit das Beben war. Die Zuschauer können doch kaum mehr sehen als unsere müden Gesichter. Was ist daran so interessant?" "Na ja… es ist wie ein Katastrophenfilm, nur ohne Schnulze und ohne Drehbuch. Eure Fans sind echt besorgt um euch." "Fans?", nuschelte Florian und blinzelte. "Welche Fans?" Peter lachte leise. "Die Fans, die uns mit Mails bombardieren, ob wir nicht etwas für euch tun können. Ein Flugzeug hinschicken, was euch da rausholt." "Das wäre doch mal eine Idee", sagte Heiko hinter der Kamera. "Eine sehr gute Idee." "Im Dunkeln geht das nicht", ermahnte Kai. "Außerdem sind wir bald raus aus der Stadt. Noch drei oder vier Stunden, wenn wir endlich einen Wagen finden und dann geht es ab nach Tokio." Schweigend gingen sie weiter. "Die Sonne geht bald auf", murmelte Kai plötzlich. "Ich bin gespannt, was sie uns zeigt, auch wenn ich vor den Bildern am liebsten die Augen verschließen möchte." Der Horizont wurde grau. Die undurchdringliche Dunkelheit lichtete sich ein wenig, so dass Heiko die Lampe an der Kamera irgendwann abschalten konnte. So sparten sie Strom. Wertvollen Strom, mit dem sie sich mit Köln in Verbindung setzen konnten. Mit ihrem Sender, ihren Freunden und indirekt auch mit ihren Familien.
Acha...andere Leute...gibt es ja auch noch...*erinnert* Man versucht echt, das Leid auszublenden, sogar beim Lesen. Dass Nikki die ganze Zeit die Waffe in der Hand hält, um die Kamera zu beschützen zeigt erst richtig, wie ernst die Situation wirklich ist. Unglaublich, dass die Menschen nach so ner Katastrophe nur ans Geld denken. *seuftz* Typisch Mensch. Hoffentlich finden sie bald ein Auto, das gibt doch etwas zusätzliche Sicherheit vor all den Verzweifelten da draußen. Lg, Isi =)
Das Telefon klingelte und Kai ging ran. Es war Sebastian. Der junge Fahrer schien bei Kai eine Sicherheit zu spüren, die er brauchte, um nicht durchzudrehen. Anders war es nicht zu erklären, dass er immer wieder bei ihm auf dem Handy anrief. "Entschuldige, wenn ich nerve", sagte er kleinlaut. Kai lächelte leicht. "Du nervst nicht. Wo seid ihr?" "Zum Glück aus der Stadt raus. Wir haben ein Auto gekauft." Florian grinste breit. "Gekauft?" "Ja. Norbert hat dem Japaner Geld gegeben und dafür den Schlüssel gekriegt. Wir fahren jetzt nach Tokio." Sebastian flüsterte kurz. "Können wir uns dort treffen?" "Unbedingt", sagte Kai. Er rieb sich müde über die Augen. "Wir sind jetzt auch in den Außenbezirken. Aber die Zerstörung hier ist enorm. Wir werden uns auch einen Wagen besorgen, egal wie." Er blinzelte. "Schaut mal Richtung Osten. Die Sonne geht auf." "Meinetwegen muss sie heute nicht aufgehen." Adrians Stimme klang dumpf. "Ich will das alles nicht sehen." "Schaut hin, Jungs", sagte Niki. "Schaut hin und seid dankbar, dass ihr da raus gekommen seid." "Ob das so ein Glück ist", murmelte der junge Fahrer deprimiert. "Wenn du so viel Wert drauf legst zu sterben, dann steig aus dem Wagen aus und geh zurück." Lange herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Die Sonne erhob sich langsam, die Umgebung wurde sichtbar. Die unglaublichen Schäden, die Toten, die Überlebenden und der Mount Fuji. Kai fand es erschreckend, dass die Überlebenden schlimmer aussahen, als die Toten. Ihre Gesichter waren verzerrt und voller Panik, die Augen zeigten den Verlust, den sie erlitten hatten. Den Verlust der Familie, von Freunden, den materiellen Verlust, aber vor allem den Verlust des Gefühls von Sicherheit und Geborgenheit. Die Toten sahen dagegen friedlich aus. Er schloss die Augen und hoffte, dass sie nicht leider mussten. Dass niemand leiden musste. Es war ein frommer Wunsch und er wusste, dass das Unsinn war, aber es war eine schöne Vorstellung in all dieser unmenschlichen Realität um sie herum. "Oh mein Gott… Kai… du hattest… Recht…", murmelte Norbert stockend. "Er raucht." Kai und die anderen blickten zurück zum Mount Fuji und sahen, was Norbert so erschreckt hatte. Dicke, graue Rauchsäulen stiegen vom Berg in den klaren Himmel auf. Die Erdbeben mussten dem Rauch den Weg gebahnt haben. "Er wird ausbrechen", sagte Sebastian voller Überzeugung. "Und zwar sehr, sehr bald. Soll ich fahren, Mario?" "Nein", sagte der BMW-Motorsportchef kurz angebunden. "Ich will das überleben. Ich fahre." "Papa", wimmerte Nico und schluchzte auf. "Ich muss zurück, ihn holen… bitte…" "Wir können nicht zurück", sagte Adrian leise. "Vielleicht können sie im Hellen ein paar der Autos doch über diese Erdspalte bringen. Und damit können sie dann fliehen." "Hoffen wir, dass einige vernünftig werden, wenn sie das sehen, was wir jetzt sehen können." Norberts Stimme zitterte hörbar. Kai grübelte. "Seht zu, dass ihr die Meerseite von Fuji schnellstens hinter euch bringt. Vom Mount Fuji zum Meer geht es immer bergab." "Dessen sind wir uns bewusst." Mario lenkte den Wagen um ein Hindernis. "Wir sind eigentlich schon so gut wie durch." "Habt ihr noch Kontakt nach Köln?", fragte Norbert. "Ja. Die Kamera ist an. Ich wollte Peter die ersten Bilder zeigen, die wirklichen Beweise, dass hier noch viel mehr passieren wird." Heiko richtete die Kamera auf das Handy. "Willst du was loswerden, Norbert? Dann sag es." "Ich wollte meiner Frau nur sagen, dass ich sie liebe und dass sie sich keine Sorgen machen soll. Wir schaffen es schon, hier raus zu kommen." "Versprochen?", fragte Florian leise. "Versprochen. Was machen deine Beine?" "Es geht. Der Schock wirkt immer noch. Aber ich muss zumindest nicht laufen." "Kai trägt dich, oder?" Sebastian klang sehr skeptisch. "Auch wenn man es nicht glauben mag, dass er das seit vielen Stunden tut… ja, er trägt mich. Und irgendwie habe ich Angst, dass ihn die Kräfte verlassen." Kai verdrehte die Augen. "Mich? Unsinn. Ich bin fit wie ein Turnschuh." "Respekt", sagte Sebastian leise. "Kommt, Jungs. Auflegen. Die kommen da schon raus, ich bin mir ganz sicher." Norbert sorgte ein wenig für Ordnung. Man wusste ja nie, ob es nicht unterwegs noch Probleme geben würde und man das Handy noch gebrauchen könnte. Die Jungs verabschiedeten sich und beendeten das Gespräch. Heiko lachte leise. "Norbert hat sie ganz gut im Griff." "Natürlich hören sie auf ihn. Sie sind doch noch halbe Kinder, die völlig unter Schock stehen." "So wie ihr", sagte Peter leise. Kai blickte zur Seite, wo Heiko mit der Kamera lief. Ernst sah er hinein. "So wie wir." Er stolperte und konnte sich gerade noch abfangen. Florian hielt sich an ihm fest und sah ihn dann empört an. "Pass auf, wo du hintrittst. Ohne dich…" Er schluckte. "Keine Angst, Flo. Du kommst hier raus und wenn ich kriechen muss." "Du bist völlig fertig", murmelte er schuldbewusst. "Bin ich und niemand wird mir das verübeln. Wir sind seit… Stunden auf den Beinen." Er räusperte sich. "Der größte Teil von uns." Peter lachte, als er Florians empörten Blick sah, aber auch ihm entging nicht, dass es Kai verdammt schwer fiel, Florian noch fest zu halten. Er hoffte, dass die Gruppe bald einen Wagen finden würde, um damit endlich auf leichterem Weg die Stadt verlassen zu können.
Wie sagte Bertold Brecht so schön? "Es gibt Menschen im Dunkeln und Menschen im Licht und man sieht die im Licht aber die im Dunkeln sieht man nicht." Irgendwie finde ich das sehr passend für diesen Teil. Der Morgen graut und alles, was man sieht, hätte man lieber nicht gesehen. Und natürlich hatte Kai Recht. Der Vulkan raucht. Verdammt! Und sagt mal jemand dem Fuji, dass Rauchen tödlich ist? Er soll gefälligst sofort damit aufhören. Mit Hypnose zum Beispiel....^^ Hoffentlich finden die Jungs jetzt endlich ein Auto, bevor Kai zusammenbricht. Lg, Isi =)