Das ist aber nett . Hier ein weiterer Teil für alle Leser, vor allem für dich, Gummy:
Die Zeit war wie im Flug vergangen. Inzwischen war es fast Mitternacht. Michael lag immer noch im OP, während Alex und Gerrit in einem Warteraum im Krankenhaus saßen und um das Leben ihres Freundes bangten. Gerrit versuchte gerade mal wieder, dem Staatsanwalt verständlich zu machen, dass es noch nichts Neues zu berichten gab, während Alex, an ihn gelehnt vor sich hin döste. “Nein, Herr Kirkitadse”, sagte er leise. “Ich kann Ihnen leider immer noch nichts sagen. Es ging hier ziemlich hektisch zu und nach Michaels Zusammenbruch im Krankenwagen mache ich mir echt Sorgen.” Er seufzte. “Ja, natürlich… Oh, Moment noch, da kommt gerade der Arzt.” “Klein”, stellte der Mann sich vor und reichte Gerrit die Hand. Alex wurde wach, blinzelte und schnellte plötzlich hoch. “Wie geht es Micha?” Der Arzt legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter und drückte sie wieder auf ihren Sitz. Er zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. Mit ernstem Gesicht schaute er die beiden Kommissare an. “Die OP hat Ihr Kollege überstanden, aber er ist sehr, sehr schwach. Er hat unheimlich viel Blut verloren und…” Er schwieg kurz. “Ich kann es mir medizinisch nicht erklären, warum er noch lebt.” Alex schluckte. In ihren Augen schwammen Tränen. “Aber… er wird doch wieder, oder?”, flüsterte sie mit erstickter Stimme. “Ich weiß es nicht. Die Chancen stehen 50 zu 50. Wir müssen diese Nacht und die nächsten Tage abwarten. Wenn sich sein Zustand stabilisiert, kann er es schaffen, aber im Moment halten ihn die Maschinen am Leben.” “Nein.” Alex schluchzte leise auf und Gerrit legte den Arm um ihre Schultern. “Sie sollten nach Hause gehen. Hier können Sie nichts für Herrn Naseband tun. Und wenn etwas passiert, sagen wir Ihnen sofort Bescheid. Okay?” Gerrit nickte, doch Alex schüttelte energisch den Kopf. “Nein”, sagte sie. “Auf keinen Fall.” Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und sah den Mann vor sich ernst an. “Ich will zu Micha, bitte. Einer muss ihn doch daran erinnern, warum es sich lohnt zu kämpfen.” Schweigend blickte der Arzt Alexandra an, dann Gerrit, der ein wenig hilflos mit den Schultern zuckte. “Sie haben 2 Minuten. Aber Sie müssen allein gehen.” Alex nickte sofort. Der Arzt ging und führte Alex in das Zimmer der Intensivstation, wo Michael lag. Gerrit unterrichtete indessen den Staatsanwalt, der einen Teil des Gespräches ja hatte mitverfolgen können. Nachdem sie sich den üblichen grünen Kittel angezogen, sowie einen Mundschutz angelegt hatte, ließ man sie zu Michael ans Krankenbett. Er war an ein Beatmungsgerät angeschlossen, was leise zischende Töne von sich gab, die nur in regelmäßigen Abständen durch das Piepsen des Herzmonitors unterbrochen wurde. Diverse Infusionsständer standen neben dem Kommissar, einige bereits leer, andere an Kanülen angeschlossen, die in seinen Armen steckten. Alex blickte ihn traurig an. Er sah so blass aus, was durch das Licht in dem Raum auch nicht besser wurde. Ihre Hände legten sich auf seine rechte Hand. “Du musst kämpfen, Michael. Du hast immer gekämpft, du darfst jetzt nicht aufgeben, klar. Du ahnst gar nicht, was du Gerrit und mir im Moment antust. Wir kommen doch ohne dich überhaupt nicht klar im K11.” Sie seufzte. “Hör mal, wir versuchen Siebert zu kriegen, versprochen. Und ich bleibe natürlich hier, bis du wieder auf dem Posten bist, aber dafür musst du auch was tun.” Eine Träne rann ihre Wange hinab. “Das Leben ist so kostbar. Denk mal dran, was du noch alles machen willst. Und denk an Mike. Er würde nicht damit klarkommen, wenn du aufgibst. Es ist für ihn schon schlimm genug, dass er jetzt nicht herkommen kann. Du siehst, wir glauben an dich, alle glauben an dich und dass du es schaffst. Bitte, bitte, Micha, enttäusch uns nicht.” Die Tür ging auf, die Nachtschwester trat ein und nickte Alex zu. Sie nickte zurück, sah Michael an und beugte sich über ihn. Ganz vorsichtig hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange. “Kämpfe”, flüsterte sie ihm noch einmal beschwörend ins Ohr. Dann ging sie nach draußen, wo Gerrit auf sie wartete. “Ich fahre dich nach Hause.” Er sah sie zögernd an. “Kirkitadse fragt, ob du nicht eventuell noch eine Weile bleiben kannst, jetzt wo Michael ausfällt.” “Natürlich bleibe ich. Ich will Siebert.” Entschlossen sah sie Gerrit an.
Als Alex müde die Wohnung betrat, wartete Philipp bereits auf sie. “Da bist du ja endlich… Du siehst ziemlich fertig aus.” “Philipp, Michael wurde angeschossen. Er liegt im Krankenhaus und die Ärzte wissen noch nicht, ob er durchkommt.” Sie schluckte hart. “Ich kann im Moment nicht weg hier. Micha braucht mich und außerdem haben die im K11 keinen Ersatz, wenn ich jetzt auch noch ausfalle.” Er sah sie ein Weile stumm an. “Gut, dann bleiben wir hier, bis es deinem Kollegen wieder gut geht.” Erstaunt sah sie ihn an. “Danke.” Sie ließ sich in seine Arme sinken. “Kein Problem. Was meinen denn die Ärzte genau? Wie geht es ihm?” Traurig sah sie ihn an. “Schlecht, es geht ihm sehr, sehr schlecht.”
Die Tage vergingen. Alex arbeitete und wechselte sich mit Gerrit ab, ins Krankenhaus zu fahren. Der Staatsanwalt drängte auf Fahndungsergebnisse, die es jedoch nicht gab. Ebenso wenig wie gute Nachrichten von Doktor Klein. Er schüttelte nur jedes Mal mit dem Kopf, wenn Alex oder Gerrit sich nach ihrem Freund erkundigten. Es gab keine nennenswerte Besserung seines Zustands. “Ich kann das Wort relativ stabil nicht mehr hören”, brummte Gerrit. “Zwei.” “Wie?” Verwirrt sah er Alex an. “Es sind zwei Wörter. Relativ stabil sind zwei Wörter. Aber ansonsten stimme ich dir zu. Ich kann es echt auch nicht mehr hören.” Die Tür ging auf und Andre stürmte in das Büro. “Wir haben einen Hinweis auf Siebert. Einer unserer Informanten hat ihn mit einer Prostituierten im ‘Sierra Nevada’ gesehen.” “Dieses Stundenhotel im Rotlichtviertel?” Gerrit horchte auf. “Dann kann es nur der Besitzer sein. Sonst haben wir in dem Bezirk keine Informanten mehr.” Er nahm seine Waffe und sah Alex an. “Fahren wir?” “Klar.” Sie schnappt sich ihre Jacke und folgte ihm nach draußen auf den Parkplatz. Gerrit fuhr. Sein Verletzung war inzwischen so gut verheilt, dass er den Arm wieder bewegen konnte. Die Schulter tat noch etwas weh, aber es war aushaltbar. Leider war es Nachmittag und die Berufspendler folgten Gerrits hupen und dem Blaulicht, welches sie aufforderte den Weg freizugeben, nur äußerst widerwillig und in aller Ruhe. “Die sollte man alle anzeigen”, brummte der Kommissar, als sie vor der Tür des Stundenhotels anhielten. Die Gegend sah ziemlich heruntergekommen aus und hatte den Charme eines Hinterhofes. Der Besitzer, der an der Tür stand, nickte den Kommissaren zu. “Zweiter Stocke, Tür 4. Aber vergrault mir nicht die anderen Gäste.” “Wir bemühen uns”, sagte Alex und rannte nach oben. Gerrit folgte ihr und gab ihr Deckung, als sie vor der Tür ankamen. Alex stieß die Tür auf, die merkwürdigerweise nicht verschlossen war. Im Zimmer lagen Sachen, eine alte schmuddlige Reisetasche, auf einem alten Tisch in der Mitte ein Zettel. Alex nahm ihn, während Gerrit ins Bad spähte. Aber der Vogel war ausgeflogen, wie man so schön sagt. “Verflucht”, schimpfte Gerrit sauer. “Ich dachte, wir hätten ihn. Wir sollten uns mal mit Ralf unterhalten, vielleicht hat er den Typen gewarnt.” Er sah Alex an. Die stand blass neben dem Tisch. “Was steht da?” Alex las mit zitternder Stimme die Zeilen, die Siebert hingekritzelt hatte. “Ihr Scheiß-Bullen. Ist euer Kollege endlich tot? Ich hoffe es. Falls nicht, werde ich meinen kleinen Racheplan noch etwas ausweiten. Eigentlich wollte ich Nasebands Sohn nichts tun, aber falls dieser Dreckskerl doch durchkommt, kann ich doch nicht zulassen, dass er so weiter macht wie bisher.” Alex sah auf. “Er will Mike. Wir müssen…” Sie nahm ihr Handy, doch Gerrit hielt sie zurück. “Warte mal, Moment, Alex. Mike ist doch auf Klassenfahrt, hat Micha doch erzählt. Der ist in… England, Frankreich… ach, was weiß ich. Jedenfalls im Ausland. So einfach kommt Siebert nicht an ihn ran.” Seine Kollegin hielt inne. “Stimmt. Siebert wird inzwischen bundesweit gesucht. Er kann nicht einfach auf dem Flughafen oder dem Bahnhof rumspazieren und Grenzen sind noch gefährlicher für ihn.” Sie grübelte eine ganze Weile. “Vielleicht mietet er sich einen Wagen. Vielleicht unter falschem Namen mit gefälschten Papieren. Wir sollten die Autovermittlungen in und um München abklappern.” Gerrit teilte dem Staatsanwalt mit, was bisher geschehen war. Dann sprachen er und Alex noch kurz mit Ralf, der auch zugab, sich ein wenig ungeschickt verhalten zu haben. Siebert hatte wohl mitgekriegt, dass er hier nicht sicher war und war dann verschwunden. Während die Spurensicherung sich mit dem Zimmer beschäftigte, fuhren Gerrit und Alex einige Autovermietungen ab. Doch sie wurden an dem Tag nicht mehr fündig. “Machen wir morgen weiter”, brummte Gerrit missmutig. “Heute wird es nichts mehr. Die haben doch jetzt alle zu.”
Alex kam an gestresst und traurig nach Hause. Sie warf ihr Jacke in eine Ecke und ließ sich schweigend auf das Sofa fallen. Philipp setzte sich neben sie. “Dein Tag war nicht so gut?” “Nein. Siebert ist uns knapp entwischt und Micha geht es immer noch nicht besser.” Ihr Freund nahm die Kommissarin in den Arm. “Gib die Hoffnung nicht auf. Vielleicht hilft euch ein Zufall, diesen Kerl zu kriegen. Und was deinen Kollegen angeht… Er braucht vielleicht einfach Zeit.” Er zögerte. “Zeit ist ein gutes Stichwort. Ich muss langsam wieder nach Südamerika. Mein Chef hat mir mit Hängen und Würgen noch einen Monat gegeben, aber ich muss in der Zeit ein Projekt abarbeiten und werde einige Zeit wieder hier in München im Büro sein.” Alex nickte. “Verstehe ich. Es wundert mich eh, dass er so lange mitgespielt hat.” Sie schmiegte sich gegen ihn und schloss die Augen. “Danke für dein Verständnis.” Er strich ihr zärtlich über den Kopf. “Ist doch kein Problem. Willst du was essen?” “Gern.” Sie hauchte ihm einen Kuss auf den Mund und blickte dann erwartungsvoll in Richtung Küche.
Am nächsten Morgen hatten sich Gerrit und Alex mit Staatsanwalt Kirkitadse im Büro getroffen und ihn kurz über die Ergebnisse der gestrigen Suche informiert, als zwei Telefone klingelte. Einmal Alex Handy und der Anschluss von Michael. Alex ging in die hinterste Ecke des Raumes, um zu hören, wer da was von ihr wollte, während Gerrit das Gespräch annahm, welches über das Festnetz reinkam. Er schaltete auf laut, damit der Staatsanwalt mithören konnte. “Grass, K11”, meldete er sich. “Springer, Autobahnpolizei Frankfurt Main. Sie suchen doch einen Karsten Siebert, oder?” “Ja. Haben Sie Informationen?” “Ja. Der Mann hatte in einem Mietwagen einen Unfall. Ein LKW, der ins Schleudern geraten war, hat ihn gegen die Leitplanke gedrückt. Er ist zwar verletzt, lebt aber. Er liegt im Moment im Krankenhaus hier in Frankfurt und ist nicht transportfähig. Er wird von zwei Polizisten im Zimmer und zwei weiteren Beamten vor dem Zimmer bewacht.” Gerrit strahlte. Der Staatsanwalt beugte sich etwas nach vorn. “Sehr gute Arbeit, Herr Springer. Kirkitadse mein Name. Ich bin Staatsanwalt hier in München und ihre Vorgesetzten werden einen sehr lobenden Bericht von mir bekommen.” Der Mann auf der anderen Seite schwieg kurz. Dann sagte er mit einem hörbar erfreuten Ton. “Vielen Dank, Herr Staatsanwalt. Aber das ist doch mein Job. Die Ärzte sagen, der Mann ist in zwei Wochen wieder transportfähig. Wohin soll er dann? Düsseldorf, wo er ausgebrochen ist, oder zu Ihnen nach München?” “Ich werde das mit den Düsseldorfer Kollegen besprechen und Ihnen Bescheid geben.” “Gut, ich erwarte Ihre Benachrichtigung.” “Passen Sie bloß gut auf Siebert auf. Der Mann ist gefährlich und nicht dumm.” “Sicher. Auf Wiederhören.” Er legte auf. “Jawohl”, sagte Gerrit und schlug mit der Faust auf den Tisch. “Es geht doch. Endlich wieder ein Lichtblick.” Alex, die ihr Gespräch inzwischen auch beendet hatte, kam strahlend auf die beiden Männer zu. “Lichtblick, ja.” Gerrit sah sie verwundert an. “Was war denn? Was Wichtiges?” Sie nickte hastig. “Micha ist wieder wach. Doktor Klein hat mich gerade informiert, dass er vor einer halben Stunde aufgewacht ist.” “Na also. Ich wusste doch, dass Herr Naseband uns nicht hängen lässt.” Kirkitadse lächelte erleichtert. “Pah”, machte Gerrit leicht verärgert. “Der wollte nur warten, ob wir einen Fall auch ohne ihn lösen können.” “Wie meinst du das?”, fragte Alex ihn verwirrt. “Siebert wurde verhaftet. Aber komm, ich erzähle es dir auf der Fahrt ins Krankenhaus.” An Kirkitadse gewandt meinte er: “Wir melden uns ab. Dienstlicher Krankenbesuch.” Der winkte lachend ab. “Gehen Sie schon. Und bestellen sie ihm einen schönen Gruß.”
Michael lag nach wie vor auf der Intensivstation, aber die Vorschriften für ihn waren gelockert worden. Alex und Gerrit trugen zwar diese unmodischen grünen Kittel, die hier Pflicht waren, aber er Mundschutz war ihnen erspart geblieben. So konnte Michael auch das Grinsen auf ihren Gesichtern erkennen, als sie den Raum betraten. Alex ging sofort zu ihm und nahm seine Hand. “Mensch, Micha, mach das nie wieder, klar?” Ihre Stimme zitterte und in ihren Augen schwammen Tränen. Michael lächelte schwach und sah Gerrit dabei zu, wie er Alex einen Stuhl brachte und sie sanft auf den Sitz drückte. Er sah seine Kollegin an. “Der Doc hat mir gesagt, wie lange ich schon hier liege. Wolltest du nicht weg?” Sein Stimme klang ein wenig kratzig. “Konnte doch nicht einfach alle im Stich lassen. Außerdem hätte ich in Südamerika keine ruhige Minute gehabt, hier konnte ich wenigstens mal nach dir sehen.” Sie streichelte über seinen Handrücken, woraufhin er sie dankbar ansah. Gerrit stand jetzt am Fußende von Michaels Bett und sah ihn erleichtert an. “Mach nie wieder so einen Blödsinn. Du hast uns allen einen ganz schönen Schrecken eingejagt.” “Ich versuche es.” Er sah von ihm zu Alex, dann wieder zu Gerrit. “Was ist mit Siebert? Habt ihr ihn?” “Ja. Er liegt in Frankfurt im Krankenhaus.” “Frankfurt?” “Ja, wir dachten, die Entfernung reicht aus, damit er vor dir geschützt ist.” Gerrit lachte. Michael grinste ihn an, ließ sich dann aber die ganze Geschichte seit seiner Rettung erzählen.
Da kann und muss ich mich anschließen! Die letzten beiden Teile sind einfach herlich! Danke für die Widmung des vorletzten Teiles...Dieser Teil hat mich echt zu Tränen gerührt, ich konnte sie kaum zurückhalten....
Ich bin echt begeistert!! *alle daumen und zehen hoch* Das wäre eine 1 mit Millionen Plus, wenn ich die benoten müsste
Danke für die Kommis und hier nun noch der Freitags-Teil, also, der Anfang zumindest, muss den Rest nur noch abtippen:
Freitag:
“Alex, willst du das wirklich alles mitnehmen?” Philipp blickte skeptisch auf das Bett hinab, wo ein großer schwarzer Koffer lag. Der war offen und ein Berg von Sachen lag darin. Alex streckte den Kopf zur Tür herein. “Ja”, sagte sie knapp. Ein breites Grinsen lag auf dem Gesicht der Kommissarin. Philipp erwiderte das. “Das Flugzeug wird mit zwei Stunden Verspätung starten, nur weil die Sicherheitsleute so viel Zeit brauchen, deine Sachen zu durchsuchen.” Er trat auf sie zu. “Noch drei Tag. Ich freue mich, dass wir endlich los können.” Er zog sie in seine Arme. “Ich liebe dich, Alex.” Er küsste sie. Alex erwiderte den Kuss kurz, löste sich dann und schlang die Arme um seinen Hals. Ihr strahlendes Gesicht presste sie gegen seine Schulter. Jetzt sah man auch, dass ihr Augen von dem Lächeln nicht erreicht wurden. “Ich weiß”, erwiderte sie leise. “Musst du heute wirklich noch ins Büro?” “Ja.” Alex löste sich von ihm. “Siebert wird heute nach München überführt und ich will bei der Vernehmung dabei sein.”
Eine Stunde später betrat Alex das Büro. Sie sah Gerrit, der an ihrem Schreibtisch saß und grüßte ihn. Kurz kämpfte sie mit der Klinke der Bürotür, die sich weigerte, ihre Tasche loszulassen, die sie später noch brauchen würde, wenn sie mit Philipp essen ging. Gerrit nickte zurück. “Morgen Alex.” “Was machst du auf meinem Platz?” Endlich hatte sie sich befreit und schloss die Tür. “Mein alter neuer, neuer alter… was auch immer… mein Platz ist besetzt.” Er deutete zu Michaels Schreibtisch hinüber. Dort saß Michael und grinste sie an. “Micha…” Sie strahlte erfreut über das ganze Gesicht und ging zu ihm hinüber. Er stand langsam auf und schloss sie in die Arme. “Hey, Alex. Bin wieder da.” Sie drückte ihn kurz an sich, dann schob sie ihn ein Stück von sich weg. “Du bist dünn geworden.” Er lachte kurz, verzog dann aber das Gesicht. “Autsch. Bring mich bitte nicht zum Lachen.” “Okay, entschuldige.” “Kein Problem.” Er setzte sich vorsichtig wieder hin. Alex setzte sich auf die Kante von seinem Schreibtisch und blickte ihn jetzt forschend an. “Wie kommt es, dass du schon wieder aus dem Krankenhaus raus bist? Doktor Klein hatte doch was von ‘noch zwei Wochen’ erzählt, als wir dich gestern besucht haben.” “Ich bin auf eigene Verantwortung gegangen. Ich wollte unbedingt dabei sein, wenn ihr Siebert vernehmt.” Sie nickte verstehend. “Klar, ich verstehe dich.” Sie zögerte. “Hat Kirkitadse dir von dem Schreiben erzählt, dass wir im Zimmer von Siebert gefunden haben?” “Ja. Genau deshalb bin ich hier. Der Typ wollte Mike töten. Das nehme ich persönlich.” “Hey, lass was übrig von ihm. Der Kerl hat mich schließlich angeschossen. Ich will auch ´nen Rest, um mich abzureagieren.” Michael sah Gerrit mit einem grimmigen Lächeln an. “Okay. Mach ich.” Alex stand auf. “Wann soll er ankommen?” “Eigentlich jeden Moment”, sagte Gerrit und blickte auf einen Zettel. Dann stand er von Alex Platz auf. Sie ging an Michael vorbei und legte ihm die Hand auf die Schulter. “Schön, dass du wieder da bist”, sagte sie leise. Michael sah sie an und lächelte zufrieden. “Ich schulde euch was. Danke für eure schnelle Hilfe.” “Nicht für”, sagte Gerrit. “André hat uns den entscheidenden Hinweis gegeben.” “Ja, das habe ich mitbekommen. Ich bedanke mich bei ihm noch persönlich. Leider hat er die kommende Woche noch Urlaub.” Gerrit nickte und ging zum Fenster, während sich Alex auf ihren Bürostuhl niederließ. Er beugte sich ein Stück vor. “Ah, die Frankfurter Kollegen sind da.” Er sah zu Michael hinüber. “Gut.” Der Kommissar atmete tief durch, insofern dies seine Wunde zuließ. “Endlich. Dem hab ich ein paar Takte zu erzählen.” “Ach du… Was…” Gerrit hatte bis jetzt noch halb auf dem Fensterbrett gesessen, jetzt stand er angespannt davor, die Augen aufgerissen, die Nase fast gegen die Scheibe gepresst. “Siebert… Seine Handschellen…” Schüsse ertönten. “Er hat einen der Kollegen niedergeschlagen und die Waffe genommen. Zwei liegen verwundet am Boden.” Alex informierte telefonisch die notwendigen Stellen, während Michael sich erhob und zum Fenster ging. “Was ist hier los?”, fragte er entsetzt. Von oben sahen die Kommissare Siebert, eine Waffe in der Hand bedrohte er die Wachleute. Ein Mann lag am Boden, wahrscheinlich angeschossen. “Das darf doch nicht wahr sein”, presste Michael hervor. Seine Hand gegen seinen schmerzenden Bauch gepresst, stand er neben Gerrit. Alex blickte zwischen ihren beiden Kollegen hindurch. “Was soll das? Was will er damit bezwecken?” Fragend blickte Alex Michael an. “Er will Aufmerksamkeit. Der will einfach nur Aufmerksamkeit. Er hat doch nichts mehr zu verlieren.” Auf der Straße passierte wieder etwas. Einige Uniformierte, die sich Siebert näherten, wurden von ihm bedrohte. Er schrie sie an, sie blieben stehen. Dann riss er eine Beamtin, die er bis jetzt bedroht hatten, als Schutzschild vor sich. Die Frau blickte ihre Kollegen erschrocken an, blieb aber ansonsten ruhig. Siebert hob den Blick, sein Gesicht verzerrte sich kurz, dann grinste er. Michael öffnete das Fenster. “Na, noch am Leben?”, brüllte der Verbrecher hoch. “Siebert, du Dreckskerl, lass die Frau in Ruhe.” Der lachte dreckig. “Holt sie doch.” Rückwärts ging er über die Straße und verschwand in einem Hauseingang. Er hinkte ein wenig, das einzig noch sichtbare Zeichen seines Unfalls.
Danke und klar doch, ich beeile mich. Hier noch ein Teilchen:
Die Tür wurde aufgerissen, Staatsanwalt Kirkitadse stürmte herein. Seine Haare hingen wirr in seinem Gesicht, seine Miene zeigte pure Verärgerung. “Das kann nicht sein. Haben Sie das ge… Sie haben”, beantwortete er seine noch nicht ganz gestellte Frage, als er die Kommissare am Fenster stehen sah. “Ich habe extra noch gesagt, sie sollen aufpassen. Gut aufpassen, aber nein… Verflucht noch mal.” Michael nahm seine Waffe. “Wir kriegen ihn. Versprochen, Herr Kirkitadse.” Er blickte Gerrit und Alex an. “Kommt Leute.” “Micha, du bist noch krank geschrieben”, versuchte Alex ihn zu bremsen. “Ja. Zwei Wochen. Aber das ist mir scheißegal.” Er sah den Staatsanwalt an. “Lassen Sie mich mit.” Der nickte und verschwand. “Fangen Sie ihn. Egal wie.” “Dead or Alive.” Gerrit grinste leicht. “Wie im Wilden Westen.” “Na dann, Cowboys”, sagte Alex und ging zur Tür. Gemeinsam verließen sie das Büro.
Michael, Gerrit und Alex standen geduckt neben der Haustür. In der Nähe standen maskierte SEK-Beamte, geduckt hinter geparkten Autos und ihren Einsatzwagen, ebenso lagen einige auf den Dächern der umliegenden Häuser. “Die Kollegin, die Siebert als Geisel genommen hat, heißt Sabina Mole. Sie ist 42, verheiratet, hat keine Kinder und gilt vor allem in Krisensituationen als ruhig und sehr besonnen.” Michael warf den Zettel weg, den ein Kollege ihm gereicht hatte. “Wir haben 1 Stunde Zeit, Siebert da raus zu holen, dann stürmt das SEK. Es gibt einen Eingang hier”, er deutete auf die Haustür, “und einen zum Hof raus.” “Wer geht hinter?”, fragte Alex. “Ich”, sagte Michael sofort. “Du kannst dich kaum vernünftig bewegen”, wand Gerrit ein und deutete auf Michaels Hand, die der gegen seinen Bauch gepresst hatte. “Toll, dito Kollege. Dein Arm ist auch noch nicht hundertprozentig okay.” “Aber meine Verletzung ist schon Wochen her. Sie ziept nur noch hin und wieder ein wenig.” “Leute”, stöhnte Alex. “Jetzt sind es noch 50 Minuten Dank eurer Zankerei. Hier geht es um ein Menschenleben und nicht, wer von euch härter im Nehmen ist.” Schuldbewusst senkten beide die Köpfe. “Ich gehe jetzt vorn rein und in den Keller, ihr geht hinten rum und guckt den ersten und zweiten Stock nach. Passt ein bißchen aufeinander auf.” Damit ging sie zur Tür und öffnete sie vorsichtig. “Sei vorsichtig Alex”, rief Michael ihr leise nach. “Pass auf dich auf.” Sie blickte kurz über ihre Schulter zurück und nickte ihren Kollegen zu. Dann verschwand sie mit gezückter Waffe im dunklen Hausflur.
So, hier gleich noch ein Teil und der Rest der Story kommt dann morgen:
Gerrit und Michael gingen ins Nachbarhaus, liefen durch einen Flur und gingen durch die Hintertür auf den Hof. Von dort gingen sie zur Hintertür des Hauses, in welchem sich Siebert versteckt hatte. “Hoffentlich ist er noch drin”, sagte Gerrit leise. “Ist er. Er wartet. Er weiß, dass wir kommen.” Ernst blickte Gerrit ihn an. “Verrenn dich nicht.” Michael schüttelte leicht den Kopf und schob vorsichtig die Tür auf. Zusammen schlichen sie in den Flur, gingen eine Treppe nach unten und sahen die Tür zur Straße. Sie lauschten kurz, dann deutete Gerrit nach oben. Michael nickte und die beiden schlichen eine Etage nach oben in den ersten Stock. Alex war immer noch im Keller. “Ich geh in den 2. Stock”, flüsterte Michael mit leicht verzerrtem Gesicht. “Okay.” Gerrit sah Michael kurz nach, ging dann einen Gang entlang und schob eine Tür auf. Er spähte in die Wohnung. Er rümpfte die Nase. In dem Haus war vor zwei Tagen gegen Insekten gegiftet worden, deshalb war natürlich auch keiner der Bewohner da. Um so mehr wunderte er sich, dass die Tür zu der Wohnung offen stand. “Haben die Schädlingsleute wohl vergessen abzuschließen”, murmelte er leise. Es sah sich kurz in der Wohnung um, doch sie war leer. Alex lief währenddessen durch den Keller, aber die meisten Türen waren verschlossen. Und hinter denen, die offen waren, befand sich nichts Interessantes. Sie ging wieder nach oben. Michael sah sich im zweiten Stock um, fand aber nur verschlossene Türen vor. Nicht eine einzige war offen, was ihn aber auch nicht wunderte. Er sah sich immer wieder die Türrahmen und Schlösser nach Einbruchsspuren an, fand aber alles völlig unbeschadet vor. Er kam schließlich wieder zur Treppe. Es gab noch ein Dachgeschoss. Er blickte nach oben, dann nach unten, etwas unentschlossen, wohin er gehen sollte. Gerrit schlich bis zum Ende des Flurs und blickte aus dem Fenster. Er sah die SEK-Beamten, die wartend auf die Tür und die Fenster blickten. Er blickte zu den beiden Türen, die er noch nicht untersucht hatte. Sie lagen sich genau gegenüber. Die rechte war verschlossen, wie er bemerkte, als er dagegen drückte. Die linke dagegen war offen. Er sah genauer hin. Das Holz war leicht gesplittert, jemand hatte sie mit Gewalt aufgebrochen. Mit gezogener Waffe und so leise wie nur möglich schob er sich in die Wohnung. Ein kleiner Flur, links die Tür zur Küche stand offen. Gerrit warf einen Blick hinein, sah aber nichts. Er ging weiter, rechts lag ein Wohnzimmer. Dort kauerte in der hinteren Ecke die Polizistin, gefesselt an ein Heizungsrohr. Ihr Mund war mit Klebeband zugeklebt. Sie schaute Gerrit erst erstaunt an, dann wanderte ihr Blick an ihm vorbei. Sie riss die Augen auf und zerrte an ihren Fesseln. Gerrit verstand und wollte sich umdrehen, doch im selben Moment traf ihn ein harter Schlag in den Nacken. Er sackte zusammen und fiel mit einem Aufstöhnen zu Boden. Siebert stand im Türrahmen und lachte leise. Er sah die Polizistin an, legte sich den Finger auf die Lippen und richtete die Waffe dann auf den bewusstlosen Kommissar. Sein Finger krümmte sich leicht, dann hörte er Schritte. Alex schlich auf der Suche nach Gerrit und Michael den Flur im ersten Stock entlang und traf auf die weit geöffnete Tür am Ende. Sie blickte in die Wohnung, richtete die Waffe nach vorn und trat in den Türrahmen. Aus dem Augenwinkel sah sie Gerrit in der Tür zu einem Raum liegen. Sie wollte etwas sagen, doch in diesem Moment schlug Siebert ihr die Waffe aus der Hand. Er hatte in der Küche gestanden. Seine Waffe drückte er gegen Alex Schläfe. “Weitergehen”, zischte er ihr ins Ohr. Grob stieß er Alex ins Wohnzimmer, wobei sie fast über Gerrit stolperte. Sie sah Blut über dessen Nacken laufen. Wahrscheinlich eine Platzwunde. Besorgnis spiegelte sich auf ihrem Gesicht. “Er lebt noch. Leider.” Siebert lachte. “Fehlt ja nur noch Naseband zu unserer kleinen Party.” Alex wollte etwas sagen und drehte sich zu Siebert um. “Schnauze.” Er hielt die Waffe auf ihr Gesicht gerichtet. “Ich habe euch drei hier rüber laufen sehen. Also sag nicht, er wäre nicht hier. Er kann nicht widerstehen, mich zu fangen.” Alex schwieg und schluckte hart, dann nickte sie leicht.
Michael war nach unten gelaufen und hatte Alex noch in der Wohnung verschwinden sehen. Er wartete ein paar Sekunden, dann hörte er eine leise Stimme. Sie gehörte einem Mann. Und dieser Mann war nicht Gerrit. “Siebert”, knurrte Michael und schlich auf die nach wie vor offene Tür zu. Er spähte um die Ecke. Siebert stand im Flur der Wohnung und blickte in ein Zimmer vor sich. Seine Waffe war nach vorn gerichtet. “Sie kommen hier nicht raus”, sagte Alex gerade. “Pscht, Süße. Ihr drei seid Kollegen, nicht? Ich meine, Naseband, der Kerl da, dem ich ´ne Kugel verpasst habe und du.” Michael sah erschrocken zu Gerrit hinunter, der vor Siebert auf dem Boden lag. “Ja”, sagte Alex vorsichtig. “Du bist die Einzige, die nicht verletzt worden ist… bis jetzt.” Er lachte und entsicherte provokant die Waffe. “Aber das lässt sich ja zum Glück ändern.” “Ich habe die Schnauze voll von dir, Siebert” sagte Michael drohend und sprang fast auf ihn zu. Der fuhr herum, schlug aber mit der Waffenhand hart gegen den Türrahmen. Michael griff sofort nach der Waffe und drückte sie nach unten. “Dreckskerl. Nicht mal krepieren kannst du.” Hass dunkelte in Sieberts Augen. Er warf sich gegen den Kommissar und drückte ihn gegen die Wand. “Ich bring dich um, Naseband. Ich mach dich kalt, du verdammtes Schwein. Du Mörder.” Er befreite seine linke Hand aus Michaels Griff und hieb ihm damit gegen den Bauch. Michael keuchte schmerzerfüllt auf. Er krümmte sich leicht nach vorn und rutschte an der Wand hinab. In diesem Moment tauchte Alex hinter ihm auf, riss ihn an der Schulter herum und hieb ihm die Faust gegen das Kinn. “Jetzt ist genug”, schrie sie ihn an, als er die Augen verdrehte und schließlich auf den Boden sackte. Sie zitterte und atmete keuchend ein und aus. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, hockte sie sich neben Michael und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der lag halb gegen die Wand gelehnt auf dem Boden und hatte seine Hände gegen seinen Bauch gepresst. “Geht´s?”, fragte Alex besorgt. Er nickte mit zusammen gepressten Zähnen. “Werd Boxer”, presste er hervor. Sie lachte auf, rief per Telefon einen Arzt und gab dem SEK durch, dass Siebert erledigt war. Sie fesselte dessen Hände, befreite die Kollegin von ihren Fesseln und ging neben Gerrit auf die Knie. Er hob etwas die Hände und blinzelte sie an. “Nicht schlagen”, murmelte er.
“Auf Alexandra Rietz”, sagte der Staatsanwalt und hob sein Sektglas. “Die Heldin des Tages.” Während besagte Polizistin mit einem verlegenen Lächeln den Blick senkte, ließen einige Kollegen, die im Büro herumstanden und ebenfalls Gläser in den Händen hielten, sie hochleben. “Ein echter Bilderbuchschlag”, lobte Michael zum x-ten Mal voller Anerkennung. Er war der Einzige, der saß, da seine Verletzung doch sehr schmerzte, nach dem Zusammentreffen mit Sieberts Faust. Er trank auch keinen Alkohol sondern Wasser. Gerrit nickte zustimmend. “Ich war zwar noch benommen, aber von unten sah es echt gefährlich aus.” “Jetzt hört aber auf”, murmelte Alex verlegen. “Sonst probiere ich gleich mal aus, ob der bei euch auch funktioniert.” Die Anwesenden lachten. Ihr Handy klingelte. “Hi, Philipp.” Sie lauschte kurz. “Nein, heute wird es nichts mit dem Essen gehen. Ja, wegen Siebert. Du, ich erkläre dir das in Ruhe, wenn ich nach Hause komme.” Sie unterbrach die Verbindung. Kirkitadse trat neben sie. “Und wann wollen Sie München nun verlassen? Ihr Pläne sind ja doch ziemlich durcheinander geraten durch die jüngsten Ereignisse.” “Der Flug geht in drei Tagen.” “Dann nehmen Sie sich bis dahin frei. Und ich wünsche Ihnen alles Gute.” Er reichte ihr die Hand. Sie nahm sie. “Danke.” Sie lächelte schüchtern und umarmte ihn kurz. “Danke, Herr Kirkitadse.” Der Staatsanwalt lächelte. Einer nach dem anderen verabschiedeten sich auch die anderen Kollegen von ihr. Gerrit sah sie eine ganze Weile an, rang nach den richtigen Worten und zog sie schließlich in seine Arme. “Machs gut, Alex. Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, du findest, was du suchst”, flüsterte er leise. Sie nickte leicht und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Tränen liefen ihre Wangen hinab. Als sie sich trennten, stand Michael neben ihr. “Wir sehen uns dann in drei Tagen”, sagte er schlich und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie sah ihn an und nickte.
Drei Tage später saß Gerrit im Büro an Alex Schreibtisch. Als die Tür geöffnet wurde, blickte er hoch. Es war André. “Wo ist Michael? Ich habe hier die Berichte, die er gestern schon haben wollte.” “Am Flughafen. Er bringt Alex und Philipp hin.” “Ach ja.” André schwieg kurz. “Okay, ich lege die Akten hier hin.” Gerrit nickte. Sein Blick war auf seinen Bericht gerichtet, den er noch mal durchlesen wollte, aber seine Gedanken waren ein paar Kilometer weit weg. Er sah auf seine Uhr. Die Maschine würde jeden Moment abheben. Er seufzte und drehte sich mit dem Stuhl zum Fenster herum. Dort liefen dicke Regentropfen über die Scheibe.
Wie ein grauer Vorhang hingen die Regenwolken über dem Flughafengelände. An den großen Scheiben der Abfertigungshalle, wo einige Menschen standen und den Fliegern beim Starten und Landen zusahen, liefen die Regentropfen in kleinen Bächen hinab. Sie nahmen einem die Sicht, verzerrten die Gesichter der dahinter stehenden Menschen. Eben rollte wieder eine Maschine auf die Startbahn. Sie wurde schneller, die Reifen spritzten Wasser weg, als sie durch die Pfützen fuhr. Verfolgt wurde das Flugzeug von zwei blauen Augen. Michael, der dicht vor dem großen Fenster stand, hatte den Mund fest zusammengepresst, als es schließlich abhob. Er verfolgte es weiter, bis das Grau der Stahlhaut mit den Wolken zu verschmelzen schien. Die Regenschleier lösten schnell die Konturen auf und verschluckten das Flugzeug schließlich ganz. Sekunden stand er noch da, regte sich nicht, zwinkerte nicht einmal. Dann richtete er ganz langsam den Blick auf den Boden vor sich. Wieder vergingen Sekunden, bis sein Blick nach rechts glitt, wo auf der Anzeigetafel ein Schriftzug verschwand. ‘Brasilia, Brasilien’. Er atmete tief durch, schluckte hart und sagte leise aber deutlich: ‘Wieso?’. Im Lärm, der hier in der Halle herrschte, war dieses Wort nicht weit zu hören. Er drehte den Kopf leicht nach links. Ein Koffer stand dort, ein großer, schwarzer Koffer. Daneben die schlanken Beine einer Frau, bekleidet mit blauen, engen Jeans. Michaels Blick wanderte nach oben. Er legte den Kopf leicht schief und sah in ihr Gesicht. “Wieso bist du nicht geflogen?” Alex sah ernst aus dem Fenster. Eine Träne lief ihre Wange hinab. Sie seufzte leise und drehte sich zu Michael um. “Weil mir klar geworden ist, dass ich nicht bereit bin mein bisheriges Leben für Philipp aufzugeben.” Er nickte leicht und trat einen Schritt auf sie zu. “Verstehe.” Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. “Und ich gestehe, deine Entscheidung macht mich echt froh.” Sie erwiderte das Lächeln. “Was will ich mit brasilianischer Sonne? Hier ist so tolles Wetter.” Sie machte eine kurze Pause. “Außerdem haben die jüngsten Ereignisse ja wohl gezeigt, dass ihr zwei ohne mich total aufgeschmissen seid.” Jetzt lachte Michael laut auf. Er legte Alex den Arm um die Schultern und griff mit der anderen Hand nach dem Koffer. “Komm Kollegin. Ich freue mich schon auf Gerrits Gesicht.” Sie nickte und legte ihren Arm um seine Hüfte. “Wir fahren ins K11, laden ihn ins Auto und gehen irgendwo einen Cocktail trinken. Dann habe ich wenigstens etwas Brasilien-Feeling. Ihr dürft mich auch einladen.” “Es ist kurz nach 9 Uhr.” Michael überlegte kurz. “Ach, was soll´s. Lass uns gehen.” Zusammen verließen sie den Flughafen, während draußen der Regen weniger wurde und der Himmel an einigen Stellen aufzureißen begann. Ein zartes Blau schimmerte hindurch. Es würde noch ein schöner Tag werden.
Hmm, schade, dass der 5-Teiler schon abgedreht ist..... Mich würde nämlich echt interessieren, wie in der Woche die K-11 Einschaltquote aussehen würde, wenn das hier das Drehbuch wäre....
Du hast wohl vor, sämtlichen Konkurrenzsendern die Zuschauer zu klauen ???
Obwohl ich einen ganz kleinen Kritikpunkt habe: Also, das mit Sieberts Flucht am Schluss ist ein bischen weit hergeholt, oder????
Ja, es ist weit hergeholt Mir ist nämlich der Stoff ausgegangen. Aber warum soll das nur den Schreibern von SAT 1 passieren. Und ich finde, meine Notlösung ist doch recht gut gelungen, oder?