Melde mich vom Urlaub zurück und bringe euch wieder eine kleine Geschichte mit. Viel Spaß beim Lesen.
EIN MANN FÜR MAMA
[i[i]]„Alex!? Sag einmal, spinnst du jetzt völlig!“ wetterte meine Mutter. Sie stand drohend vor mir, mit einem wütenden Gesicht. Ich konnte mich nicht erinnern, sie je so zornig gesehen zu haben. Aufgeregt begann sie, im Wohnzimmer herumzulaufen, bis sie wieder vor mir stehen blieb und wütend mit dem Fuß aufstampfte. „Du bist doch jung genug, dir einen Partner zu suchen, der zeugungsfähig ist. Musst du dich mit dreiundzwanzig durch eine Samenspende befruchtet lassen.“ schimpfte Annette. „Und das Ärgste ist wohl, dass es auch noch geklappt hat!“ Verwundert schüttelte sie den Kopf. Sie war so verärgert, dass ich nichts sagen wollte. Ich wusste, dass sie mir nicht zuhören und mich einfach ignorieren würde. Noch immer stand sie vor mir, beruhigt hatte sie sich noch immer nicht. Mein Vater verzog hinter ihr das Gesicht, sodass ich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Selbstverständlich bezog meine Mutter dieses Lächeln auf sich und rastete endgültig aus. Ich merkte es an ihrem Blick, doch bevor sie loslegen konnte, nahm mein Vater sie an den Schultern und führte sie mit sanfter Gewalt aus dem Zimmer. Ich atmete erleichtert auf. Wer weiß, was da noch auf mich zugekommen wäre. Es dauerte nicht lange und ich hörte die Eingangstüre, als sie zugeworfen wurde.
Kurz darauf stand mein Vater vor mir und starrte mich kurz schweigend an. „Und jetzt rede mal Klartext, Alex!“ forderte er mich auf, während er sich neben mich aufs Sofa setzte. „Mir ist noch immer nicht klar geworden, warum du das getan hast. In deinem Alter hast du das ja noch nicht notwendig!“ „Das stimmt schon, Papa, aber du weißt doch, dass Manfred und ich zusammenbleiben wollen, auch wenn er soviel älter ist als ich. Bisher hat uns das ja noch nicht gestört.“ stellte ich fest. „Ich weiß, was du sagen möchtest, Papa. Natürlich werde ich meine Ausbildung fertig machen, auch wenn das Kind da ist. Immerhin möchte ich doch arbeiten gehen, wenn es zur Schule geht. Manfred und ich haben das genau durchgesprochen. Es wird schon irgendwie gehen!“ Nachdenklich blickte Jürgen mich an. „Das ist es ja eben, Prinzessin. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, Alex, da du in manchen Dingen noch ein wenig blauäugig bist, und diese Befruchtung gehört einfach zu diesen Themen, über die du noch nicht nachgedacht hast. Ich hoffe für dich, dass alles so abläuft, wie du es dir vorstellst.“ wünschte mir mein Vater. „Bestimmt, Papa, vertrau mir einfach.“ bat ich. „Manfred und ich haben das ganze sehr genau durchbesprochen. Ich denke, dass alles so sein wird, wie ich es mir ausgemalt habe!“ Natürlich blieb mein Vater damals ziemlich misstrauisch. Er sagte zwar nichts mehr darüber, ich konnte es an seinem Gesicht sehen.
Meine Mutter zeigte mir während der Schwangerschaft die kalte Schulter, wir sprachen nur mehr das Notwendigste miteinander. Mein Vater versuchte zwar, immer wieder zwischen uns zu vermitteln, es gelang ihm nicht wirklich. Im Grunde hatten wir alle unter der Situation zu leiden, sodass ich mich immer mehr zurückzog und kaum noch daheim war. Je näher der Geburtstermin kam, umso mehr freute ich mich auf mein Kind. Oft traf ich mich mit meinem Vater, wir bummelten durch Osnabrück und es passierte nicht einmal, dass ich mit einer Menge Sachen nach Hause kam.
Die Zeit verrann viel zu schnell, der Tag rückte näher, an dem ich mein Kind bekommen sollte. An einen dieser Tage, an denen ich mit Jürgen unterwegs gewesen war, verstärkten sich meine Unterleibsschmerzen. Einige Zeit beobachtete ich es und rief schließlich die Rettung an. Erst dann verständigte ich Manfred, der an diesem Tag in Düsseldorf dienstlich zu tun hatte, und meinen Vater, der in den letzten Monaten immer zu mir gehalten hatte, obwohl er mit meiner Mutter deswegen immer wieder Streit gehabt hatte. Mit Blaulicht wurde ich ins Krankenhaus gebracht. Dort ging alles ziemlich rasch – das Baby war schnell gekommen, die Geburt war leichter, als ich befürchtet hatte. Jürgen blieb danach noch lange bei mir sitzen. Beide wunderten wir uns, dass Manfred nicht kam. Erst am nächsten Abend erfuhr ich durch meinen Vater, dass er auf den Weg nach Osnabrück bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt worden war. Diese Nachricht erschütterte mich schwer, und ich konnte mich plötzlich nicht mehr über mein Kind freuen. Deshalb überlegte ich mir, es zur Adoption freizugeben. Mein Vater riet mir davon ab, er stand mir in den folgenden Wochen bei und half mir, wo es nur ging. Inzwischen hatte meine Mutter mir „vergeben“, auch sie begann sich für Leonie, meine Tochter, zu interessieren. Sie unterstützte mich nun doch, mit Hilfe meiner Eltern machte ich meine Ausbildung zur Polizistin fertig. Über die Herkunft von Leonie wurde nie mehr gesprochen, obwohl meine Mutter es noch immer nicht ganz verarbeitet hatte. Durch die eine oder andere Aussage ihrerseits hatte ich das herausgefunden. Bevor Leonie die Volksschule begann, ließ ich mich nach München versetzen, zu sehr erinnerte mich alles in Osnabrück an Manfred – ich konnte mich bis zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht durchringen, irgendwo ein neues Leben zu beginnen! Der Schulbeginn meiner Tochter war ein guter Anlass dazu.
*Freu*...Neue Story von dir....Tooooooooll..... Lässt sich Alex mit 23 künstlich befruchten...mh... "Ihr" Manfred stirbt auf dem Weg von Düsseldorf nach Osnabrück....*sad* Arme Alex...Jetzt steht sie alleine da mit dem Kind..Aber sie hat Mama und Papa....Jetzt lässt sie sich versetzten und kommt wohl ins K11...mal sehen was passiert wenn sie auf die anderen (die neuen Kollegen) trifft... Bin gespannt...Schreib bitte bald weiter...glg j125
Danke für die Kommis, hier gibt es wieder einen Teil:
Jahre später:
Michael hob erstaunt den Kopf und blickte zur Tür. Sie hatte sich leise geöffnet, ein braunhaariger Mädchenkopf war zum Vorschein gekommen. Unsicher blieb Leonie stehen und schaute sich unsicher um. Michael lächelte leicht, als er die Unsicherheit bemerkte. „Leonie ....! Komm erstmal rein.“ meinte er belustigt, da er nicht wirklich gewohnt war, dass das dreizehnjährige Mädchen so ruhig war und anscheinend nicht zu wissen schien, wie sie ein Gespräch überhaupt beginnen sollte. Endlich gab Leonie sich einen Ruck und kam auf Michael zu. Noch wusste sie nicht, wie sie die Unterhaltung beginnen sollte. „Ich suche meine Mama.“ sagte sie endlich. „Weißt du, wo sie ist?“ Michael zog eine Augenbraue hoch und nickte schließlich. „Ja, sie fährt mit Gerrit in München umher. Wann sie genau zurückkommt,kann ich dir nicht sagen! Was brauchst du denn von deiner Mutter?“ wollte Michael wissen. Verunsichert schaute Leonie ihn an. „Ich möchte das mit meiner Mutter selbst besprechen, nicht böse sein.“ antwortete sie nachdenklich. „Wenn du meinst, Mädchen. Ich hätte dir sicherlich geholfen, wenn es notwendig ist, das weißt du.“ bemerkte Michael. Leonie nickte vorerst nur. Heute konnte sie ihn nicht einschätzen, sie war viel zu aufgeregt über das, was sie im Kleiderschrank ihrer Mutter gefunden hatte. „Sagst du meiner Mama, dass sie mich anrufen soll, wenn sie hier ist?“ fragte das Mädchen plötzlich. „Natürlich werde ich ihr das sagen, Leonie. Wie bist du denn überhaupt hierher gekommen?“ wollte Michael plötzlich wissen. Beschämt blickte Leonie zu Boden. „Ich bin mit dem Taxi gekommen, weil ich schnell hier sein wollte. Es wartet noch unten auf das Geld.“ erklärte sie kleinlaut. Michael lachte kurz auf. „Warum hab ich mir das gedacht? Komm, wir gehen beide hinunter und werden bezahlen.“ schlug er vor. Ein wenig schüchtern nickte Leonie und lächelte leicht zu ihm auf.
Auf dem Weg ins Erdgeschoß kam ich ihnen mit Gerrit entgegen. Erstaunt blickte ich zu meiner Tochter. „Was tust du denn hier?“ fragte ich, noch immer ein wenig verwundert. „Ich möchte mit dir reden!“ erklärte sie mir. Leonie´s Verlegenheit war plötzlich wie weggeblasen. „Hast du vielleicht einen Augenblick Zeit für mich, Mum?“ Diese Bezeichnung hatte sie sich vor ein paar Jahren angeeignet, als sie gerade in das Gymnasium gewechselt war. Ich selbst hatte es damals mit einem leichten Anflug von Ablehnung zur Kenntnis genommen, mich aber inzwischen daran gewöhnt. Nach einem kurzen Blick auf meine Uhr antwortete ich endlich: „Ich werde heute schon Feierabend machen, die Herren werden es schon ohne mich aushalten, denke ich, immerhin ist es heute ausgesprochen ruhig!“ „Geht schon in Ordnung, Alex. Übrigens, deine bezaubernde Tochter ist mit dem Taxi gekommen, es muss noch bezahlt werden.“ erklärte Michael mir, ehe ich mich verabschiedete und mit Leonie endgültig verschwinden konnte. Mit einem Kopfschütteln zahlte ich die kleine Rechnung und nahm mir von, sie bei Gelegenheit darauf anzusprechen.
„Also, Leonie! Warum kommst du ins K11, ohne dass es ausgemacht war?“ wollte ich wissen. Ich war überrascht, dass meine Tochter einige Sekunden zu Boden starrte und schwieg. Es kam mir vor, als würde das Mädchen überlegen, wie sie mir das sagen sollte, was sie auf dem Herzen hatte. Endlich kramte sie in ihrem Eastpak-Rucksack herum und zog ein großes Kuvert heraus. Mit ziemlicher Verachtung warf sie es vor mich auf den Tisch. Leicht irritiert starrte ich darauf. Es war eines dieser weißen A4-Kuvert, die es ihm Handel überall gab, und ich konnte mich nicht daran erinnern, es je gekauft zu haben. Aber was wollte mir Leonie eigentlich sagen, fragte ich mich, wirklich dahinter kam ich eigentlich nicht, da ich nämlich der Meinung war, dass wir beide unsere Probleme immer wieder durch lange Gespräche aus dem Weg geräumt hatten. Doch etwas schien ich doch übersehen zu haben, bemerkte ich, aber was war das? Noch konnte ich mir diese Frage nicht beantworten. Leonie stand mir abwartend gegenüber, geduldig stand sie da und wartete auf meine Reaktion. Mich verwirrte ihr Verhalten ein wenig. Bei äußerst dringenden Dingen kam sie sonst immer gleich auf den Punkt. An diesem Tag schien sie jedoch auf meine Reaktion zu warten. Ich sollte eindeutig den ersten Schritt tun, stellte ich fest. Also wollte ich ihr diesen Gefallen gerne tun. „Leonie, was bedeutet das, was ist da drinnen?“ wollte ich wissen und deutete auf das weiße Kuvert, das noch immer vor mir lag. „Schau mal rein, Mum.“ bat Leonie. „Wenn du es gelesen hast, möchte ich dich dazu etwas fragen.“ Ich nickte nur, endlich das ich das Kuvert an mich und öffnete es, um einige Blätter herauszunehmen. Da ich nur eine leere Seite vor mir hatte, wendete ich die Seiten. Bei den ersten Worten, die ich gelesen hatte, erstarrte ich „Wo hast du das denn her?“ erkundigte ich mich leise, noch immer blickte ich auf den Vertrag, der damals aufgesetzt worden war, als ich mich durch eine Samenspende befruchten hatte lassen. „Natürlich hast du das auch gelesen.“ stellte ich fast unhörbar fest. Leonie nickte nur zur Bestätigung und blickte mich weiterhin unverwandt an. „Was hast du dir da eigentlich dabei gedacht, Mum? Ich habe heute im Internet nachgelesen. Im Allgemeinen machen das nur Frauen, die so alt so alt sind wie du jetzt, und deren Männer keine Kinder zeugen können.“ meinte Leonie, sie hatte also ihre Hausaufgaben gemacht, bemerkte ich. „Mum, warum hast du das damals eigentlich gemacht?“ wollte sie wissen. Ich stand noch immer schweigend vor meiner Tochter und wusste nicht, was oder wie ich das sagen sollte, was mir gerade im Kopf herumspuckte.
„Leonie ...... setzen wir uns, dieses Gespräch wird länger dauern. Eigentlich wollte ich es nie wirklich führen.“ gestand ich, jetzt erst wagte ich wieder, dem Mädchen in die Augen zu schauen. „Warum, Mama? Bisher haben wir über alles geredet, ohne dass du dich geweigert hättest, über irgendein Thema zu reden. Warum wolltest du darüber nicht sprechen? Ich verstehe es einfach nicht, Mama.“ gestand Leonie. Noch immer schaute sie mich unverwandt an. Ihren Blick konnte ich noch immer nicht wirklich deuten. Irgendwie konnte ich sie sogar verstehen. Bisher hatte ich es immer geschafft, mit ihr über alles zu reden. Warum ich mich über ihre Entstehung bisher ausgeschwiegen hatte, konnte ich selbst nicht mehr sagen. Endlich entschloss ich mich, ihr reinen Wein einzuschenken, egal wie dieses Gespräch ausgehen würde.
Echt klasse die Story!!!! Mal sehen was Leonie jetzt so alles erfährt... Und ob sie ihren Vater suchen wird. Eine gute Idee!!!! Freue mich schon auf einen Neuen Teil!!!!! LG Sami
Jetzt erfährt Leonie also die ganze Wahrheit...Wie sie wohl reagieren wird? Ich denke mir, dass es für sie auch nicht einfach wird, genau wie für Alex...Bin gespannt wie es weitergeht...
Danke für die Kommis, hier gibt es wieder einen Teil:
„Bevor ich überhaupt auf diese Idee mit dieser Samenspende gekommen bin, hatte ich einen Freund, er konnte aufgrund einer Krankheit keine Kinder zeugen. Manfred, so hieß er, war fünfzehn Jahre älter als ich, wir hatten vorgehabt, zusammenzubleiben. Von Anfang an wusste ich über sein Problem bescheid. Ich brauchte einige Zeit, um das zu verarbeiten. Irgendwie hatte ich es geschafft und hatte in einer Zeitung über die Möglichkeit einer Samenspende gelesen.“ erzählte ich und trank einen Schluck Wasser. Diese Gelegenheit nahm Leonie wahr, eine Frage einzuwerfen. „Soviel ich im Internet gelesen habe, musst du bei so etwas verheiratet sein. Du warst es doch nicht.“ bemerkte sie. „Als ich auf diese Idee gekommen bin, war ich es tatsächlich nicht, natürlich habe ich mich vorher genauestens informiert. Rasch hatten Manfred und ich uns darüber geeinigt, dass wir bald heiraten würden. Erstaunlicherweise war das schnell über die Bühne gegangen. Wir waren uns dahingehend einig, dass ich meinen Namen behalten würde, auch das Kind sollte so heißen wie ich selbst. Sehr oft musste ich nicht in dieses Institut, ich war schon beim zweiten Versuch schwanger. Manfred und ich waren unheimlich glücklich darüber.“ gestand ich leise. Wieder schwieg ich, um zu trinken. „Was ist eigentlich aus diesem Manfred geworden?“ fragte Leonie. Sie schien wirklich interessiert zu sein. Ich sah ihr nicht in die Augen, sondern auf den Vertrag, der noch immer vor mir auf dem Tisch lag. „Er hatte damals etwas in Düsseldorf zu tun gehabt, als die Wehen eingesetzt hatten. Natürlich habe ich ihn und deinen Großvater angerufen und bin mit dem Krankenwagen ins Spital gebracht worden. Manfred ist auf dem Weg nach Osnabrück tödlich verunglückt.“ erzählte ich, noch immer starrte ich auf den Tisch. Ich wollte nicht, dass Leonie meine Tränen sah, die mir über die Wangen liefen. Aber ich merkte doch, dass Leonie mich fassungslos anstarrte. Sie schluckte, ehe sie fragte: „Das hast du noch nicht verarbeitet, stimmt´s War das der Grund, warum wir nie darüber geredet haben?“ Ich nickte vorerst nur, sprechen konnte ich noch nicht. Es war für mich noch immer schwer, über die ganze Geschichte zu reden, obwohl es bereits über zehn Jahre her war. Rasch wischte ich die Tränen von meinen Wangen und schaute Leonie endlich wieder in die Augen. Zaghaft versuchte ich zu lächeln, es gelang mir nicht wirklich. „Als ich von Manfred´s Tod erfahren habe, habe ich mich über mein kleines Mädchen plötzlich nicht mehr gefreut, ich wollte es sogar weggeben. Mein Vater hat mich damals überzeugt, welch Unsinn das sein würde. Heute bin ich froh darüber, dass ich auf deinen Großvater gehört habe, wahrscheinlich würde ich mir heute Vorwürfe machen. Immerhin bist du an der ganzen Geschichte von damals völlig schuldlos.“ sagte ich leise. „Wenn du diesen Vertrag nicht gelesen hättest, würdest du es jetzt noch nicht wissen. Aber was hast du eigentlich in meinem Kleiderschrank gesucht?“ Ich genoss es, dass Leonie plötzlich errötete und verlegen zur Seite schaute. „Ich wollte mir eine deiner Jeans ausborgen. Die gefallen mir nämlich besser als meine.“ gestand sie leise. Ich konnte mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, doch ich begriff noch immer nicht, dass Leonie im Augenblick noch so ruhig blieb. Eigentlich hatte ich mir während des Gespräches schon gedacht, dass mein Mädchen ziemlich ausrasten würde, und es erstaunte mich, dass sie es im Augenblick nicht tat. Ich beschloss daher, sie über diese Geschichte nachdenken zu lassen und vielleicht ergab es sich noch einmal, dass wir beide über dieses Thema noch sprechen würden. Jedenfalls nahm ich es mir vor, noch einmal darauf einzugehen. Doch leider vergaß ich völlig darauf, und auch Leonie schwieg sich erst einmal darüber aus.
„Sag mal, Kollegin, was hat Leonie denn gestern so dringendes auf dem Herzen gehabt, dass sie dich abgeholt hat?“ fragte mich Michael am nächsten Morgen im K11 und machte neugierige Nasenlöcher, als er mich bemerkte. Im ersten Moment war ich verwirrt genug, um ihm keine Antwort geben zu können. „Redest du nicht mehr mit mir, oder hast du vielleicht schlecht geschlafen?“ wollte er wissen. Mit einem sehr erstaunten Blick folgte er jeder meiner Bewegungen, die ich machte. Ich lachte leise vor mich hin. „Keine Angst, ich rede schon noch mit dir, Michael. Über das Gespräch zwischen Leonie und mir möchte ich im Augenblick nicht sprechen. Vielleicht kommt in den nächsten Wochen die Zeit, in der ich dich brauchen könnte. Da werde ich darauf zurückkommen und dir die ganze Geschichte erzählen.“ versprach ich. Ich sah, wie er eine Augenbraue hochzog und mich ziemlich erstaunt anschaute. „Was soll das denn, Alex? In den letzten fünf Jahren hast du nie Geheimnisse vor mir gehabt.“ stellte Michael fest. „Ich frage mich nur, warum du das jetzt plötzlich hast.“ Ich lächelte schief. „Du wirst lachen, Michael, in einer Sache habe ich viele Menschen die letzten vierzehn Jahre an der Nase herumgeführt.“ gestand ich leise. „Bevor ich etwas erzähle, möchte ich die Reaktion meiner Tochter abwarten.“ Michael war sichtlich erstaut über meine Antwort. „Das verstehe ich nicht, Kollegin. Versuche es mir zu erklären!“ bat er und wirkte ziemlich interessiert. Bedauernd schüttelte ich den Kopf. „Nein, nein, mein Lieber. Warte eine Weile, Michael, auch wenn wir sonst keinerlei Geheimnisse voreinander haben. Ich möchte einfach nur Leonie´s Reaktion abwarten. Es könnte sein, dass ich dann deinen Ratschlag brauchen werden.“ erklärte ich. „Du weißt, dass ich dir jederzeit helfe, wenn es um Leonie geht! Komme einfach zu mir, wenn du irgendwelche Probleme mit ihr hast. Ich kann dir zwar nicht versprechen, dass ich sie lösen kann, aber es wird reichen, wenn ich dir dabei helfen kann, denke ich!“ antwortete Michael ernst. Dankbar sah ich ihn an und lächelte scheu. Ich merkte nicht, was mein Lächeln bei ihm anrichtete.
Die Tage und Wochen verrannen, ohne dass Leonie mich noch einmal auf das Thema angesprochen hätte. Auch bot sich keine günstige Gelegenheit für mich. Jedes Mal, wenn ich damit beginnen wollte, wich Leonie mir aus. Ich verstand es einfach nicht, warum mein kleines Mädchen mir auswich. Daher nahm ich mir vor, mit ihr doch noch über diese Samenspende zu reden, und zwar so rasch wie möglich. Aber dieses Thema erledigte sich auf eine andere Art und Weise.
Das Thema erledigt sich auf eine andere Art und Weise ?? Hört sich nicht gut an...Spricht Michael Alex nochmal drauf an ?Oder was ist damit gemeint? Bin gespannt...Schreib bitte schnell weiter...LG Julia
Danke für das Kommi,hier gibt es wieder einen Teil:
Rund zwei Monate nach meinem unfreiwilligen Geständnis stand mein Vater vor meinem Schreibtisch im K11. Es war Samstag, und ich hatte mit Michael Dienst, Leonie war bei ihrer besten Freundin und würde vor morgen Früh nicht nach Hause kommen. „Hallo, Paps! Was machst du denn hier?“ fragte ich meinen Vater sehr erstaunt. Jürgen hielt mir ein braunes A5-Kuvert vor die Nase. Ich starrte es einige Zeit an, ohne wirklich zu realisieren, was darauf stand. Da ich den Blick meines Vaters spürte, sah ich hoch und direkt in seine Augen. „Was ist das?“ fragte ich, eigentlich nur, um irgendetwas zu sagen. „Darüber solltest du mit Leonie reden, Alexandra.“ brummte Jürgen. Ich wurde wachsam, wenn mein Vater meinen Namen aussprach, war etwas im Busch. Plötzlich spürte ich die Spannung, die im Raum herrschte. Michael schien sie ebenfalls wahrzunehmen. Er stand auf, um das Büro zu verlassen. „Du kannst ruhig hier bleiben, Michael, immer bist du Alex´s bester Freund.“ stellte Jürgen fest, wieder an mich gewand fuhr er fort: „Welche Geheimnisse hat deine Tochter vor dir, dass sie ihre Post zu mir schicken lässt?“ Verwirrt schaute ich ihn an, ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, was er eigentlich von mir wollte. Jürgen schien mir anzusehen, dass ich mich nicht recht auskannte. „Es wäre mir recht, wenn Leonie hierher kommen könnte. Leider hat sie mir vorhin nicht geöffnet, als ich bei euch geklingelt habe.“ gab Jürgen zu. „Das kann sie nicht, da sie bei einer Freundin schläft und erst morgen früh wieder nach Hause kommen. Ich werde sie anrufen. Vielleicht kommt sie her.“ hoffte ich. Nach einigem Klingeln hob Leonie ab. „Hallo, Mum, hast du schon Sehnsucht nach mir.“ fragte sie, ich konnte ihr verschmitztes Lächeln vor mir sehen. „Natürlich, kleine Maus. Hättest du Lust, zu mir ins K11 zu kommen? Dein Großvater steht vor mir und möchte etwas mit dir klären.“ erklärte ich und merkte, wie sie überlegte. „Was macht denn Opa bei dir?“ wollte sie erstaunt wissen. „Es gefällt ihm nicht, dass du dir Briefe zu ihm nach Hause schicken lässt.“ erwiderte ich und wartete gespannt auf ihre Antwort. „Ach, ist dieser Brief endlich da? Das hat ja ewig gedauert.“ bemerkte Leonie. Auf mich wirkte sie erleichtert, als sie meinen Antwort hörte. „Ich komme sofort bei dir vorbei, Mum. Darf ich dann eigentlich wieder zu Marie kommen?“ wollte sie wissen. „Natürlich, Leonie, das war doch so ausgemacht, nicht wahr?“ erwiderte ich ernst. „Ich weiß, Mum. Ich komme gleich vorbei, Mum.“ versprach Leonie. „Bis gleich, Leonie.“ verabschiedete ich mich und beendete somit das Gespräch.
Erwartungsvoll blickte mein Vater mich an. „Wann kommt sie denn?“ wollte er wissen. Er wirkte auf mich, als wäre er ein wenig nervös. Nach einem kurzen Blick auf meine Armbanduhr antwortete ich: „Eine halbe Stunde wirst du dich noch gedulden müssen, Paps. Sie fährt ja mit der Straßenbahn, wie du dir denken kannst. Mich interessiert unheimlich, wer Leonie einen Brief an deine Adresse schickt.“ murmelte ich und nahm das überall erhältliche Kuvert zur Hand. Neugierig wie ich nun mal war, sah ich es mir genau an. Mein Blick blieb am Absender haften, und ich erschrak heftig, da dieser Brief von dem Krankenhaus stammte, das die Befruchtung mit der Samenspende damals durchgeführt hatte. Aus großen Augen starrte ich meinen Vater an. „Was wollen die denn von Leonie?“ fragte ich verwundert. Hilflos zuckte Jürgen mit den Schultern. „Ich weiß es doch auch nicht, Alex. Leonie hat mich vor einigen Wochen angerufen und mir erklärt, dass sie von diesen Krankenhaus einen Brief bekommen wird. Sie hat mir nicht erzählt, worum es geht.“ gab mein Vater zu. Ich lachte freudlos auf. „Das kann ich dir schon sagen, Paps. Sie hat den Vertrag gefunden, der in meinem Kasten gelegen hat und eigentlich nicht gefunden werden sollte. Dadurch weiß sie über ihren Ursprung Bescheid, Paps.“ gestand ich leise. Erschrocken schaute ich zu Michael. Er hatte seinen Schreibtischsessel zurückgeschoben und war aufgestanden. „Ich sollte wohl jetzt gehen.“ murmelte er verlegen. Ich schüttelte den Kopf, ehe ich antwortete: „Bleib bitte hier! Ich denke, dass ich die Hilfe jetzt benötige, die du mir vor Wochen angeboten hast, Michael.“ erklärte ich ernst und ignoriere einfach seinen fragenden Blick. Noch war ich nicht wirklich bereit die Wahrheit zu sagen,obwohl ich es nicht mehr lange würde verhindern können. „Willst du mir nichts erzählen?“ fragte Michael trotzdem. Ich schüttelte nur den Kopf. „Das wird sich jetzt nicht mehr ausgehen, Michael, Leonie wird jeden Augenblick hier sein.“ bemerkte ich nach einem kurzen Blick auf meine Uhr. Enttäuscht schaute er mich an und setzte sich wieder.
Als ob ich es vorausgeahnt hätte, in diesem Augenblick öffnete sich die Bürotür und Leonie stürmte herein. Vor meinem Schreibtisch blieb sie stehen und fragte ganz aufgeregt: „Wo ist der Brief, Mum?“ Strafend blickte ich sie an und hielt das Kuvert fest. „Erstmal hallo, junges Fräulein. Ich würde vorschlagen, du begrüßt erstmal deinen Großvater. Immerhin hat er dir deine Post nachgebracht.“ stellte ich fest. Ich merkte, wie meine Tochter verlegen wurde und sich endlich zu ihrem Großvater umwandte. „Opa, fein, dass du mir diesen Brief extra gebracht hast.“ meinte sie treuherzig und umarmte ihn sanft, um ihn im Anschluss auf beide Wangen zu küssen. Wieder kam sie aufgeregt zu mir. „Kann ich den Brief jetzt haben, Mum, bitte.“ Flehend sah sie mir in die Augen. Langsam nickte ich. „Aber erst möchte ich wissen, warum dieser Brief so wichtig ist.“ sagte ich und wedelte mit diesem vor ihrer Nase herum. Wieder wurde Leonie sehr verlegen, zu meinem Erstaunen errötete sie sogar. „Weißt du, Mum, ich möchte doch wissen, wer mein Vater ist. Oder klingt es so vielleicht besser: Ich möchte den Mann kennenlernen, der damals seinen Samen gespendet hat.“ erwiderte sie nachdenklich. Sie schien zu überlegen, welche Fragestellung wohl die bessere war. Im Augenblick schien sie an meiner Antwort gar nicht interessiert zu sein, sie starrte unverwandt auf das Kuvert in meiner Hand. Endlich reichte ich es ihr mit einem leichten Lächeln. Aufgeregt nahm sie es mir aus der Hand und riss es auf. Ziemlich nervös faltete sie das Blatt auseinander, endlich begann sie zu lesen und wirkte im ersten Moment ziemlich erstaunt. „Die haben es mir doch tatsächlich gesagt, obwohl sie es nicht tun wollten.“ meinte Leonie nach endlos scheinenden Minuten. Sie reichte mir mir den Bogen des Krankenhauses, in dem ich mich vor circa vierzehn Jahren mit einer Samenspende befruchten hatte lassen. Ich las das Schreiben einige Male durch, ohne es wirklich begreifen zu können. Endlich hob ich den Kopf und starrte Leonie sekundenlang schweigend an. Sie schien ebenfalls nicht wirklich zu wissen, was sie davon halten sollte. Hilflos hob und senkte sie ihre Schultern, noch immer wusste sie nicht, was sie davon halten sollte. „Jetzt habe ich einen Namen und weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Kannst du mir dabei nicht helfen, Mum?“ fragte sie ziemlich durcheinander. „Du bist doch bei der Polizei, dir muss es doch leicht fallen, den Typen zu finden.“ Ich lächelte sie beruhigend an. „Ob du es glaubst oder nicht, da kann ich dir helfen, es fällt mir gar nicht schwer, muss ich sagen.“ bemerkte ich. Als Leonie mich fragend und erstaunt zugleich anblickte, fuhr ich fort: „Dieser Name ist so selten, Leonie, dass wir den Mann bald haben, glaube mir!“ Ich erhob mich und ging mit dem Brief zu Michael hinüber. Leonie´s Blick folgte mir. Ihr Gesicht schien wie eine Maske, aus der ich nicht wirklich erkennen konnte, was sie dachte. „Liest du dir das mal durch?“ bat ich Michael. Er schaute zuerst mich erstaunt an, dann das Blatt. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen. Verunsichert hob er endlich seinen Blick und sah mir in die Augen. Er schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. „Haben wir also doch Geheimnisse voreinander?“ fragte ich so leise, dass es nur Michael hören konnte. „Bist du dir sicher, dass ich diese Person bin, die in diesem Brief erwähnt wurde?“ erkundigte er sich zaghaft. Noch schien er nicht zugeben zu wollen, dass es den Tatsachen entsprach, was er gerade gelesen hatte. „Ich werde diesen Namen einfach durch den Computer jagen. Dann werden wir ja sehen, was dabei herauskommt.“ erklärte ich ernst und ging wieder zurück zu meinem Schreibtisch, um mich an die Arbeit zu machen. Es dauerte nicht allzulange, und ich hatte das Ergebnis, das ich mir erwartet hatte. Ich kicherte leise vor mich hin, also hatte ich doch recht gehabt. Leonie sah mich aus ziemlich großen Augen an und schüttelte schließlich den Kopf über mich. „Komm her, kleine Maus. Hier gibt es sogar ein Bild von dem Mann. Ich erlaube dir sogar, ihn in die Seite zu boxen, weil er es nicht zugeben will.“ sagte ich belustigt und zwinkerte Leonie aufmunternd zu, als sie mich fassungslos anschaute. „Das kann ich doch nicht machen, Mum, was wird denn Michael dazu sagen?“ fragte mich Leonie ziemlich entgeistert. „Du wirst es einfach ausprobieren, nur so kannst du es feststellen, Leonie.“ gab ich zurück, doch Leonie schüttelte wieder über mich den Kopf, als zweifelte sie an meinem Verstand.
*Kreisch* Michael ist der Vater von Leonie?! Hab ich doch richtig verstanden oder ?? Omg...*Lach* Kann ja was werden... Schreib schnell weiter bitte..LG Julia
Wie genial... Michi der Vater von Leonie !!!!! Mal sehen was sich da jetzt noch draus entwickelt.... Mal sehen ob Leonie da jetzt etwas unternimmt, da mit ihr papa immer da ist..... Freue mich schon auf einen neuen Teil ! LG Sami
Danke für die Kommis, hier gibt es wieder einen Teil:
Auf meinen Vater hatten wir völlig vergessen. Er machte sich durch ein Räuspern bemerkbar. Entschuldigend sah ich zu ihm. Inzwischen hatte er auf dem Sofa Platz genommen. „Braucht ihr mich noch, ich sollte zurück auf das Gestüt.“ erklärte Jürgen schließlich ernst. Leonie blickte ihn aus großen Augen an. „Du musst schon wieder fahren, Opa? Bist du extra wegen meines Briefes gekommen?“ fragte sie erstaunt. Mein Vater schüttelte den Kopf. „Nein, kleine Prinzessin, ich hatte einiges hier in München zu tun. Wegen dieses Briefes allein bin ich nicht hier her gekommen, dafür wäre es mir viel zu weit gewesen, den hätte ich auch schicken können. Er hat euch anscheinend weitergeholfen.“ stellte Jürgen fest. Leonie nickte begeistert. „Au, ja.“ rief Leonie erfreut aus. „Und danke, dass du mit dem Brief gekommen bist, dass war echt toll von dir, Opa. Jetzt weiß ich endlich, wer mein Vater ist.“ bemerkte Leonie und grinste Michael breit an. Er knurrte vorerst nur. Noch wollte er nicht begreifen, was er eben gehört hatte. „Unsinn.“ brummte er ungehalten. „Warum denn, Michael? So schlecht ist es doch gar nicht, mich zur Tochter zu haben.“ erklärte sie ernst. Doch ihre Augen wussten nichts davon, sie blitzten ihn belustigt an. Michael hielt es nicht für notwendig, dem Mädchen zu antworten. Er erhob sich und verschwand wortlos. Leonie starrte ihn einige Sekunden verwirrt nach.
„Was hat denn der?“ wunderte sie sich. „Er hat deinen Brief wohl in die falsche Kehle bekommen, Leonie. Lass ihn einfach darüber schlafen. Bis du ihn das nächste Mal siehst, hat er sich sicherlich wieder beruhigt.“ meinte ich. Erstaunt blickte ich zu meinem Vater, der inzwischen zur Tür gegangen war. „Ich werde fahren, ihr beiden, sonst wird es für mich zu spät.“ erklärte er ernst. Leonie lief auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. „Komm mich bald wieder besuchen.“ bat sie und schaute flehend zu ihm auf. „Wie wäre es, junge Dame, wenn du mich in den nächsten Ferien besuchen kommen würdest? Da kannst du gleich länger bleiben.“ bemerkte Jürgen, er lächelte über die Begeisterung von Leonie. Sie nickte heftig bei seinem Vorschlag. „Deine Mutter wird dich sicherlich zu mir bringen, wenn es soweit ist, außerdem telefonieren wir noch miteinander.“ meinte mein Vater. Nach einem kurzen Gruß verschwand er schließlich. Auch Leonie verabschiedete sich wieder, um zu ihrer Freundin Marie zurückzukehren.
Von Michael sah ich den restlichen Tag nichts mehr. Ich konnte mir zwar vorstellen, dass er sauer auf mich war, weil Leonie hinter sein schwer gehütetes Geheimnis gekommen war, deshalb während des Dienstes einfach zuverschwinden, war einfach nicht nett von ihm, fand ich und nahm mir deshalb vor, in den nächsten Tagen mit ihm darüber zu reden. Doch er wich geschickt jedem Gespräch aus, das ich mit ihm führen wollte. Sogar Gerrit fiel es nach einigen Tagen auf, dass sich unsere Unterhaltungen auf den dienstlichen Teil beschränkten. Als es ihm schließlich zu bunt wurde, sprach er uns darauf an. „Seit eurem letzten gemeinsamen Samstagsdienst redet ihr kaum ein Wort mehr miteinander.“ stellte er in einem Ton fest, an dem ich erkennen konnte, dass es ihm nicht gefiel, wenn zwischen seinen Kollegen Funkstille herrschte. Michael tat seine Bemerkung mit einer wegwerfenden Handbewegung ab und widmete sich weiterhin seiner Arbeit, während ich nachdenklich versuchte, Gerrit eine ausreichende Antwort zu geben. „Leonie hat über Michael etwas herausgefunden, dass er am liebsten verschwiegen hätte.“ sagte ich nur und merkte, wie Michael´s Kopf herumfuhr. Er starrte mich nur schweigend an, als wollte er mich am Reden hindern. Gerrit sah zwischen mir und Michael hin und her. „Und was ist das?“ wollte er wissen. „Das ist doch uninteressant, Gerrit.“ brummte Michael nur. Er erhob sich und ging zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal kurz um und fuhr fort: „Ich mache Mittagspause. Wann ich zurück kommen werde, weiß ich noch nicht!“ Mit diesen Worten war er aus dem Büro verschwunden.
Gerrit starrte einige Sekunden zur Tür, durch die Michael gerade gegangen war. Endlich wandte er sich wieder zu mir um. „Was ist denn mit dem los?“ wollte Gerrit wissen. Sein Gesicht drückte Verwirrung aus. „Ich weiß es zwar, aber ich erzähle es dir wegen seiner Reaktion nicht. Vielleicht ergibt es sich irgendwann einmal.“ erwiderte ich und sah Gerrit entschuldigend an. Wie es schien, verstand er meine Antwort nicht, und ich hatte keine Lust, sie ihm zu erklären. Wieder schüttelte er den Kopf, dieses Mal über mich. „Bisher wusste ich noch gar nicht, dass ihr beide solche Geheimniskrämer seid.“ knurrte er endlich, nachdem er vergeblich versucht hatte, hinter den wahren Kern meiner Aussage zu kommen. „Es geht um Dinge, die sehr lange her sind, Gerrit. Bis vor ein paar Wochen habe ich nicht geglaubt, dass sie ans Tageslicht kommen. Schuld daran ist eigentlich meine Tochter. Sie hat in meinem Kasten nach passender Kleidung gesucht, so ist sie hinter eines der Geheimnisse gekommen, das ich ihr eigentlich verschweigen wollte.“ erzählte ich nun doch, obwohl mir klar sein musste, dass Gerrit nachhacken würde. Natürlich tat er genau das. „Und was genau hat Michael damit zu tun?“ wollte er wissen. Hilflos zuckte ich mit den Schultern und wünschte mir plötzlich Michael her, der mir im Grunde genommen immer Halt gab, egal, was war – ich konnte immer mit ihm rechnen. „Stört es dich, wenn ich dir auf deine Frage keine Antwort gebe? Es kann sein, dass ich irgendwann einmal mit dir darüber rede!“ erwiderte ich endlich. Misstrauisch beäugte Gerrit mich eine Weile. „Ich werde darauf zurückkommen.“ sagte er endlich. Ergeben nickte ich, denn das hatte ich befürchtet. „Komm lass uns weiterarbeiten, Gerrit, ich möchte zeitgerecht fertig werden. Mit Michael brauchen wir heute wohl nicht mehr rechnen, also müssen wir beide sehen, dass wir die Akte für den Staatsanwalt alleine fertig bekommen.“ meinte ich nur, um vom eigentlichen Thema abzulenken. Widerwillig setzte sich Gerrit an Michael´s Schreibtisch und begann schließlich mit seiner Arbeit.
„Mum .....?“ hörte ich eine zaghafte Stimme. Ein Mädchenkopf schaute durch den Türspalt. Ich brummte noch ziemlich verschlafen vor mich hin: „Was denn?“ „Kann ich mich heute ausnahmsweise wieder zu dir legen?“ fragte Leonie schüchtern. An diesem Samstagmorgen schien sie nicht mehr schlafen zu können, ich hingegen hätte es wahrscheinlich noch einige Zeit gekonnt, da mein Schlaf ziemlich unruhig gewesen war. Anstatt zu antworten rückte ich ein wenig zur Seite, um meinem Mädchen Platz zu machen. Während sie zu mir unter die Decke schlüpfte, fragte ich mich, wann sie das letzte Mal bei mir geschlafen hatte – es musste schon Jahre her sein, beantwortete ich meine Frage gleich selbst. Eine Weile blieben wir schweigend nebeneinander liegen, Leonie starrte zur Decke, so konnte ich sie einige Zeit ungehindert beobachten. „Mum .... ist Michael eigentlich noch immer böse wegen dieses Briefes, den Opa gebracht hat?“ fragte sie plötzlich. Vorerst nickte ich nur. Es dauerte eine Weile, bis ich merkte, dass sie noch immer nach oben starrte. „Es ist noch sehr böse, seit damals sprechen wir nur noch dienstlich miteinander!“ sagte ich deshalb laut. „Ich kann dir nur sagen, dass es fürchterlich ist, Leonie. Immerhin waren wir bis dahin so etwas wie Freunde!“ Langsam nickte Leonie, als wollte sie bestätigen, was sie gehört hatte. Immerhin waren wir beide oft mit Michael unterwegs gewesen, und Leonie verstand sich mit ihm ausgezeichnet. Oft war es mir vorgekommen, als würde sie in Michael den Vater sehen, den sie nie gehabt hatte. Mein Kollege hingegen hatte mir einmal gesagt, er sähe in Leonie so etwas wie eine Tochter, die er nie gehabt hatte. Diese Aussage war mir gerade wieder eingefallen. Im Grunde genommen, war Leonie ja doch seine Tochter, auch wenn sie nur durch eine Samenspende entstanden war.
Mh...Doof, das Michael nicht mehr mit Alex redet und allen Gesprächen aus dem Weg geht. Mir tut auch Gerrit Leid, der in solchen Situationen immer zwischen den Stühlen steht...schreib bitte schnell weiter, ich bin voll neugierig...lg Julia