Ha...Darf ich sagen, dass ich das schon geahnt habe? Ich bin ja gespannt, wie der Kampf zwischen Finsternis und Licht ausgeht...John Kräfte scheinen ja zu wachsen *an das kreuz denkt*
Suko lehnte an der Mauer des K11 und hatte die Augen geschlossen. Trotzdem nahm er die Schritte wahr, die sich ihm leise näherten. Seine Muskeln spannten sich an, bis derjenige, der auf ihn zu kam, mit ihm sprach. "Die Nacht kann gefährlich sein, da sollte man die Augen besser offen haben." "Man kann nicht nur mit den Augen sehen." Er öffnete sie und sah den Kommissar an, der vor ihm stand. Michael blickte den hünenhaften Mann vor sich an und stellte sich dann neben ihn. "John hat uns einiges von dir erzählt. Du sollst ein hervorragender Kämpfer sein." "Ich wurde in einem Kloster ausgebildet. Die Ausbildung war hart und sehr ausgeprägt." "Dann brauchst du also keine Waffen?" "Dämonen sind meist gegen Schläge und Tritte relativ immun." Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. "Aber die Mönche habe mir noch andere Dinge beigebracht, nämlich Worte von dem zu unterscheiden, was die Stimme sagt. Worüber willst du wirklich mit mir reden?" Michael sah ihn erstaunt an. Dann jedoch nickte er. "Du hast Recht. Versteh mich jetzt nicht falsch, aber was ist John für ein Typ? Ich meine, du bist eng mit ihm befreundet." Suko ging ein Licht auf. "Es geht dir um Alex, nicht wahr?" Er sah Michael nicken. "John mag sie wirklich. Er hat ständig von ihr gesprochen, als er aus München zurück kam. Normalerweise ist er nicht der Typ, der sich so schnell in eine Frau verliebt, aber bei Alex hat es wohl echt gefunkt." "Aber das hat doch keine Zukunft." "Nein, das hat es nicht. Es werden am Ende wohl zwei gebrochene Herzen zurück bleiben. Das eine hier bei dir, um das andere müssen ich und Bill uns dann kümmern." Seufzend schloss Michael die Augen und lehnte den Kopf gegen die Mauer. "Warum tun die beiden sich das an?" "Weil Menschen nun mal hauptsächlich auf ihre Gefühle hören und nicht auf ihren Kopf. Das kennen wir doch alle." Lächelnd blickte er in den Nachthimmel. "Du brauchst dir keine Sorgen um Alex zu machen. John würde eine Frau nie ausnutzen, dafür hat er zuviel gelitten." "Und er würde Alex nie in sein Leben lassen, weil…" "Frauen in Johns Leben sterben meist sehr grausam… oder schlimmer." Michael verzog das Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wo ist er eigentlich?" "Drin. Er kommt gleich." "Hallo zusammen." Gerrit winkte ihnen zu, als er die Straße entlang gelaufen kam. Sein Auto hatte er etwas entfernt, die Straße runter geparkt. Von der anderen Seite kam Alex. Sie lächelte Michael zu und begrüßte Suko mit einem Nicken. Eine Minute später kam John aus dem Kommissariat. Sie besprachen noch einmal kurz die Vorgehensweise und stiegen dann in den Dienstwagen von Michael. Der fuhr, Suko saß mit vorn, bei seiner Größe und Breite ein Vorteil für die drei auf der Rückbank. Alex saß in der Mitte zwischen John und Gerrit und spielte wie zufällig mit Johns Fingern. Als der die Handfläche nach oben drehte, legte sie ihre Hand in seine. Mit einem leichten Lächeln sahen die beiden sich an. Michael verdrehte die Augen, als er das im Rückspiegel sah.
"Wie in London", murmelte Suko weit hinter mir. Gemeinsam mit den deutschen Kollegen liefen wir von einem Mausoleum aus in Richtung eines großen unterirdischen Raumes, in welchem wir Vampire vermuteten. Falls wir wieder unverhoffte Probleme bekommen würden, hoffte ich wieder auf die Zusatzkräfte meines Kreuzes. Obwohl ich das nicht glaubte. Mein Instinkt sagte mir, dass ich mich darauf besser nicht verlassen sollte. Wir waren nahezu eine Stunde unterwegs, wie in London, als wir den Eingang zu dem großen Raum erreichten, den wir gesucht hatten. Ich erwartete wieder eine Versammlung von Vampiren dort anzutreffen, aber dies geschah leider nicht. Es war niemand zu Hause. Wir betraten schweigend den großen Raum und sahen uns um. Nichts geschah. "Mmm…" Mehr fiel mir nicht ein. "Keine da", stellte Michael das fest, was wir alle sahen. "Heißt das, wir können wieder gehen?", fragte Alex hoffnungsvoll. Gerrit sah sich um und hob eine tote Ratte hoch. "Nein, schaut mal hier." Er reichte sie Suko, der neben ihm stand. Der sah sie sich genau an. "Ausgesaugt. Und sie ist noch relativ frisch. John, hier waren Vampire, noch vor kurzer Zeit." Er warf mir das Tier zu. Ich sah es mir an und nickte bestätigend. "Eindeutig." Wütend feuerte ich das Tier in Richtung eines Ganges. Es landete direkt vor einem alten Paar Schuhe.
Ich hasste Überraschungen. Vor allem solche. Binnen weniger Sekunden waren wir eingekreist. Ungefähr 15 von ihnen blickten uns kalt an und knurrten leise. Wir standen im Kreis, die Rücken einander zugewandt. Unsere Waffen lagen in unseren Händen und wir warteten, dass die Vampire uns angreifen würden. Suko hatte seine Dämonenpeitsche in der Hand. Er war damit schneller und sicherer als mit einer Schusswaffe. Wir anderen hatten unsere Waffen mit Silberkugeln geladen. Zusätzlich hatte ich noch meine Spezialwaffe in der Hand, die mit kleinen Eichenbolzen schoss. Mein Kreuz baumelte vor meiner Brust, leuchtete aber leider nicht so schön hell wie in London. Also musste ich dieses Mal ohne Superkräfte auskommen, wie Suko es heute Nachmittag scherzhaft genannt hatte. Meine Gedankengänge wurden unterbrochen, als die Vampire mit lautem Geheul auf uns zustürmten. Ich schoss zwei Mal aus meiner Beretta und einmal mit der Bolzenpistole und zwei Gegner verschwanden in einer Staubwolke. Auch die anderen feuerten, überall schwebte Asche in der Luft und reizte die Augen und Lungen. "Rauchen können, aber bei ein paar Vampiren schlapp machen", sagte Alex keuchend, als Michael einen Hustenanfall bekam. Sie rang mit einer blonden Vampirin, stieß sie mit einem Tritt in den Magen von sich weg und schoss zwei Mal nach ihr. Mit einem Aufschrei verging sie. Ich schlug nach einem Vampir, der sich auf mich stürzte, warf meine leer geschossene Beretta weg und holte einen Pflock hervor. Neben mir rang Suko mit einem Vampir, Gerrit stürzte sich auf ihn und rammte ihm einen Pflock tief in den Rücken. "Danke", sagte Suko und schlug an Gerrits Kopf vorbei nach einem weiteren Gegner, der von hinten angriff. "Keine Ursache." Gerrit duckte sich weg, rollte über den Boden und schlug einem Vampir die Beine weg. Der stürzte und fiel Gerrit genau in den Pflock. Asche regnete auf ihn hinab. Michael streckte ihm die Hand hin und half ihm hoch, bekam im selben Moment einen Schlag auf die Schulter. Er wirbelte herum und schlug zu. Knochen brachen und der Vampir sank auf die Knie. Sukos Peitschenriemen trennten ihm den Kopf vom Rumpf und erlösten ihn. Mit einem Blick in die Runde verschaffte ich mir einen Überblick. Alex rang noch mit einem Vampir, gewann aber die Oberhand. Ich beschloss, ihr zu helfen. Michael rannte einem Vampir hinterher, der flüchten wollte und stürzte sich auf ihn. Suko hing im Griff eines Vampirs, aber ich wusste, dass er sich am besten wehren konnte. Gerrit sah ich in dem Moment nicht und so entging mir auch die folgende Situation. Er stand mit gehobener Waffe etwas abseits und visierte einen Gegner an. Sein Blick war allerdings auf einen Vampir gerichtete, der im Schatten stand. Er nickte ihm kurz zu und blickte dann in Sukos Richtung. Der Vampir rannte los und schlug nach Gerrits Arm. Der schleuderte zur Seite, ein Schuss löste sich und Suko schrie auf. Ich half Alex mit ihrem Vampir, sah wie Michael seinen beseitigte, aber noch einen heftigen Schlag gegen den Kopf kassierte und erledigte den, der Gerrit angriff. Dann kümmerte ich mich um Suko, der blutend auf dem Boden lag. Er hielt sich die Schulter, die von der Kugel gestreift worden war. "Es tut mir leid", sagte Gerrit. Er hockte erschrocken vor ihm. "Ich wollte das nicht. Den Kerl hatte ich nicht gesehen, es tut mir leid." Suko sah ihn wütend an. Dann jedoch nickte er. "Ist schon gut. Nicht so schlimm." Erleichtert half ich ihm hoch. Ich sah Gerrit an, dessen Hände zitterten. "Beruhige dich. Solche Schäden kommen vor." "Das gibt Ärger. Wie soll ich das im Bericht schreiben?" Jetzt musste sogar Suko lachen. "Welcher Bericht? Da steht nur drin, dass wir das Nest gefunden haben und die Vampire erledigt sind." Dankbar sah Gerrit ihn an. Ich musste innerlich lächeln. Suko hatte sich definitiv geirrt. Dieser Mann war kein Dämon. Mit etwas Mühe zog ich Suko auf die Beine. Alex bot dem Mann ihren Arm, was Angesichts des Größenunterschiedes der beiden etwas komisch wirkte. Doch die Geste zählte und mein Partner bedankte sich artig bei ihr. Michael klopfte Gerrit leicht auf die Schulter und zog ihn hoch. Er sammelte unsere Waffen ein und schob Gerrit dann vor sich her in den Tunnel, der nach draußen führte.
Eine Stunde später hatte die Münchner Nacht uns wieder. Oder der Münchner Abend. Es war ja erst kurz nach elf Uhr. Ich bot Suko an, ihn ins Krankenhaus zu bringen, doch Michael winkte ab. Er öffnete die Autotür, half ihm in den Wagen und winkte Gerrit zu sich. "Macht euch einen schönen Abend", rief er mir und Alex zu, stieg er in den Wagen und fuhr davon. Alex schob ihren Arm um meine Hüfte und lehnte sich gegen mich. "Laufen wir bis zu mir?" "Wie lange sind wir dann unterwegs?" "Nicht ganz zwei Stunden." Ergeben nickte ich ihr zu. "Was immer du willst." "Was ich will, ist leider verboten." Ihre Hand kroch unter meine Jacke und mein Hemd. Ich hielt sie sanft fest. "Ja, das geht hier leider nicht und der Haupteingang eines Friedhofs ist vielleicht nicht der richtige Ort dafür." Wir gingen los. Es war eiskalt in dieser Nacht und hin und wieder blinkten Sterne am Himmel. Unser Atem bildete kleine Wölkchen vor unseren Lippen, wenn wir redeten. Und wir redeten viel. Erst über die Vampire, später über uns. Ich genoss das Rumgeturtel und Geflirte mit Alex. In meinem Leben gab es nicht viele ruhige Momente, dafür sorgte meine Berufung. Aber gerade jetzt, in diesem Moment, konnte ich wunderbar abschalten. Und dann noch diese wunderbare Frau im Arm zu haben, alles war perfekt. "Du strahlst so." "Mit dir an meiner Seite muss ich das doch." Ihr Lächeln machte sie noch schöner. "Eigentlich haben wir die Vampire beseitigt, aber ich denke, ich kann noch ein oder zwei Tage hier bleiben. Ich möchte dann einfach noch mal da runter, nachsehen, ob neue hinkommen." Alex schlang ihre Arme um meinen Hals und ich hob sie einfach hoch. Ihre Freude bezog sich sicher nicht auf den erneuten Abstieg in die Kanalisation, aber daran wollte ich jetzt eigentlich auch nicht denken. Ich sah sie eine Weile an und küsste sie. Als ich aufblickte, standen wir vor ihrem Haus. Alex war ein Leichtgewicht. Deshalb ließ ich sie nicht wieder runter, sondern trug sie in ihre Wohnung. Die Größe und Einrichtung nahm ich nicht wahr, da sie mich in dem Moment stürmisch küsste, als wir die Tür hinter uns geschlossen hatten. Sie zog mich eine Treppe hoch und in ein Zimmer. Ich tippte mal auf Schlafzimmer und behielt Recht. Ich hielt sie zurück und sah sie schwer atmend an. "Alex, warte mal." Sie stutzte. "Willst du das wirklich?" "Hör auf so anständig zu sein, sonst komm ich mir vor wie eine Schlampe, verdammt noch mal." Ihre Augen blitzten. "Okay, dann eben anders", murmelte ich und stieß sie nach hinten auf das Bett. Ich kroch zu ihr und setzte mich breitbeinig auf ihren Bauch. Gierig zerrte ich an den Knöpfen ihrer Bluse und riss sie schließlich auf. "Wir kaufen dir morgen eine neue", knurrte ich. Grinsend fügte ich hinzu: "Damit ich sie dir morgen Abend wieder vom Leib reißen kann." Lachend lag sie unter mir, bereit zu allem, was ich mit ihr anstellen wollte. Und im Moment hatte ich da eine Menge kreativer Ideen. Ihre braunen Augen funkelten vor Lust, als sie anfing, mir meine Sachen auszuziehen. "So besser?" "Yes, Sir." Sie griff in meine halb offenen Sachen und zog mich zu sich runter. "So gefällst du mir, John." "Du stehst auf starke Männer, hmm?" "Im Bett, ja", gestand sie mir und küsste mich fordernd und leidenschaftlich.
Die Blicke am Morgen von den anderen hatten wir erwartet. Aber sie störten uns nicht. Ich saß auf dem Sofa im Büro, Alex auf meinem Schoss, ihre Hand spielte mit meinem Kreuz und streichelte immer wieder über meine Brust. Das Hemd hatte sie mir soweit aufgeknöpft, dass sie dort hin kam, wo sie hin wollte. Von den Kollegen, die immer mal durchs Büro liefen, ließen wir uns nicht stören. Dafür waren wir auch viel zu müde. Geschlafen hatten wir nämlich in der letzten Nacht kaum. Trotzdem waren wir die ersten im Büro gewesen. Michael kam kurze Zeit später und er lächelte uns wohlwollend zu, nachdem er Alex intensiv gemustert hatte. Ich bewunderte den Mann, denn seine Gefühle für Alex waren so sichtbar, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn er tobend durch das Büro gelaufen wäre. Dass er sich mit uns freute und uns unser Glück gönnte, konnte ich einfach nicht fassen. Er war der beste Freund, den Alex sich wünschen konnte. "Ich muss den Bericht noch tippen, John." Seufzend wollte Alex aufstehen. "Bleib wo du bist", sagte Michael grinsend. "Wir haben doch alle dasselbe erlebt. Ich mach das schon und du unterschreibst dann einfach." "Ferrari", sagte Alex leise. Michael und ich sahen sie fragend an. "Wenn ich könnte, würde ich dir dafür einen Ferrari schenken. Du bist echt zu lieb, Micha." Er lachte leise. "Mein Freund Bill fährt einen Porsche. Auch kein schlechtes Auto." "Ein Porsche? Was arbeitet er noch mal?" "Er ist Journalist." Michael Blick war verwundert. "Und er hat reich geheiratet." "Mmm", machte er und wand sich wieder seinem Bericht zu. Alex sah ihn eine Weile lächelnd an, wand sich dann wieder mir zu und fuhr fort, mich zu streicheln. Schließlich schob sie sich an mir hoch und küsste mich zärtlich. Bereitwillig zog ich sie weiter an mich. "Sucht euch ein eigenes Büro dafür", knurrte Michael, den Kopf stur auf seinen Bildschirm gerichtet, doch als ich ihn ansah, grinste er und zwinkerte mir zu. Als Alex mich dann auch noch provokant extrem laut küsste, warf er ein zusammengeknülltes Blatt auf sie. Wir lachten gemeinsam und das tat verdammt gut nach all den Sorgen, die ich in letzter Zeit hatte. Wieder einmal war ich mir sicher, dass ich mit solchen Kollegen auch sehr weit gekommen wäre, im Job und im Leben. Suko kam einige Minuten nach Michael herein und setzte sich neben uns. Er versicherte mir sofort und ohne eine Nachfrage meinerseits, dass es ihm gut ginge. Gerrit sei die halbe Nacht bei ihm in der Notaufnahme geblieben und habe ihn dann noch ins Hotel gefahren. "Siehst du", sagte ich. Er antwortete darauf nichts, stichelte lieber, weil ich noch sehr müde aussah. Und er bestellt mir einen schönen Gruß von Bill. Gerrit kam zu spät, was offensichtlich normal war. Er setzte sich hinter Alex PC, erkundigte sich vorsichtig bei Suko, wie es ihm ging und grinste mich und Alex dann die ganze Zeit an. Kirkitadse betrat kurz vor dem Mittag ins Büro und begrüßte mich und Suko erst einmal förmlich. Dass ich hier mit halb offenem Hemd und Alex auf dem Schoß saß, ignorierte er großzügig. Stattdessen erkundigte er sich nach dem Stand der Dinge. Wir erzählten ihm, was abgelaufen war und ich unterrichtete ihn auch noch über den Fall in London. "Deshalb würde ich gern noch zwei Tage hier bleiben und dann noch mal da runter gehen, um nachzusehen, ob noch Vampire da sind, die sich inzwischen vielleicht wieder dort angesiedelt haben, in der Hoffnung, dass sie jetzt dort sicher sind." Suko sah mich entgeistert an, deutete dann aber unmerklich auf Alex. Ich grinste verlegen und er winkte ab. Gerrit strahlte mich offen an und Michael schien damit schon gerechnet zu haben. "Wir können euch ja mal die Stadt ein wenig zeigen", bot Michael mir und Suko an, nachdem der Staatsanwalt meinen Vorschlag abgenickt hatte und wieder verschwunden war. "Damit John auch noch etwas anderes außer Alex Schlafzimmer sieht." Sie steckte ihm die Zunge raus und brachte damit nicht nur ihn zum Lachen.
Warum Micha so reagiert, wie sie reagiert, wird hier erklärt:
Gemeinsam zogen wir durch die Stadt und Alex und ich ließen Michael den Spaß, den Fremdenführer zu spielen. Er zeigte uns die Sehenswürdigkeiten von München und es machte wirklich Spaß. So ein Griesgram, wie er bei unserem ersten Kennenlernen noch gewesen war, hier gab er sich als perfekter Gentleman. So lange Alex vor Glück strahlte, schien er mit seinen eigenen Gefühlen gut umgehen zu können. Suko und Gerrit hatten irgendwann genug vom Sightseeing und verdrückten sich. Michael und ich gingen mit Alex einkaufen. Das heißt, sie kaufte ein und wir Männer warteten. Hier ergab sich für uns beide auch die Gelegenheit, miteinander zu reden. Das Gespräch begann damit, dass Michael mir drohte. "Tu ihr nicht weh, Mann, dann kriegst du Ärger." Er funkelte mich böse an. "Ärger von biblischem Ausmaß." Trotz seiner heftigen Worte war da wieder der Schmerz in seinen Augen. "Es gibt nichts, was mir ferner liegt, Michael, das schwöre ich dir. Ich mag Alex, ich liebe sie. Aber ich verstehe dich nicht." "Mich?" Er sah mich irritiert an. Alex kam aus der Umkleidekabine und führte ihre Sachen vor. Wir schüttelten beide den Kopf und sie verschwand wieder. Dann wand ich mich wieder Michael zu. "Du liebst sie, vielleicht noch mehr als ich es tue. Wieso kämpfst du nicht um sie? Wieso kannst du es ertragen, den Tag mit uns zu verbringen? Ich könnte das nicht." "Ich will, dass sie glücklich ist, John. Sie hat mir gesagt, wie sie zu mir steht und ich muss das akzeptieren, weil ich sie liebe. So kann ich wenigstens ihr Freund sein und das ist eine Menge." Schweigend sah er mich eine Weile an. "Du solltest doch wissen, dass man manchmal auf etwas verzichten muss, auch wenn es einem das Herz zerreißt. Dass es für andere manchmal einfach besser ist, wenn man auf seine eigenen Gefühle keine Rücksicht nimmt, sondern sie für sich behält." Langsam nickte ich. "Ja, das Gefühl kenne ich. Darum habe ich Alex auch niemals versprochen, dass aus uns etwas Festes werden kann. Ich würde sie nie mit nach London nehmen, das wäre zu gefährlich. Es tut mir leid, dass ich euch im Weg stehe." "John, das ist Unsinn. Sie liebt mich nicht, das hat mit dir nichts zu tun." "Ich fühle mich trotzdem schuldig." "Alex weiß, was sie will. Also hör auf zu denken, du bist so mächtig, dass du ihre Gefühle beeinflussen kannst oder ihren Willen. Sie ist sich dessen bewusst, dass sie dich verlieren wird, aber sie denkt da im Moment nicht dran und du solltest das auch nicht tun." Ich musste ihm zustimmen. Michael hatte vollkommen Recht. Alex und mir blieben im besten Fall noch zwei Tage. Die mit Grübeln zu verbringen und mit sinnlosen Gesprächen, war sinnlos. "Danke. Und, es tut mir leid." "Was?" "Dass du sie später auffangen musst." "Wenn sie dafür bis dahin wirklich glücklich ist, mache ich das gern." Alex trat neben uns und sah von mir zu Michael und wieder zurück. "Was guckt ihr denn so ernst? Ist was?" Michael erhob sich und küsste sie auf die Wange. "Nein, Alex. Wir hatten nur eine kurze Aussprache, die wohl für uns beide ganz gut gelaufen ist. Ich lass euch jetzt allein. Wir sehen uns morgen im Büro." Ich erhob mich und reichte ihm die Hand und zu meiner Erleichterung schlug er ein. "Bis Morgen, Michael." Alex sah ihm nach, wie er im Gewühl verschwand und dann sah sie mich an. "Worüber habt ihr gesprochen?" Die Frage klang sehr unsicher. "Letztendlich hat er mir nur den Ratschlag gegeben, die wenige Zeit mit dir zu genießen." Ich lächelte sie an und küsste sie. "Und daran werde ich mich jetzt auch halten."