Wer wünscht sich nicht manchmal, die Zeit zurückdrehen zu können und noch mal Kind sein zu können? Genau darum geht es in dieser Story. Sie fällt unter die Rubrik: Verrückte Spontanidee zu Story ausgearbeitet. Ich bin mal gespannt, ob euch die Story gefällt.
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Ihre Bürotür flog mit einem Knall auf und Ulrike von der Groeben schaute erschrocken hinter ihrem Rechner hervor. Ihr erstauntes Gesicht veränderte sich sehr schnell in Richtung ärgerlich. "Kai, was soll der Überfall? Schon mal was von Anklopfen gehört?" "Keine Zeit", keuchte der Reporter. "Ich brauche Urlaub." Sie zog die Augenbrauen zusammen und blätterte in einem Kalender. "Du hast Urlaub", sagte sie. "Ich brauche Urlaub bis zum nächsten Rennen in vier Wochen. Es ist ein Notfall und ich kann während der Zeit höchstwahrscheinlich nichts für den Sender machen." Ulrike musterte ihn immer noch verwirrt. Kai stand leicht keuchend im Türrahmen, hatte sich weder die Mühe gemacht, das Zimmer richtig zu betreten, noch die Tür zu schließen. In seinen Augen flackerte etwas. "Was ist passiert? Kurzversion bitte, desto schneller hast du mein Okay." "Flo hatte einen Unfall und laut seiner Ärzte braucht er jemanden, der sich um ihn kümmert." "Ein wenig mehr." Kai seufzte. "Flo wollte doch in eine neue Wohnung umziehen und beim Umzug ist ihm ein schweres Schrankteil auf den Kopf geknallt. Das kommt davon, wenn man meint, man kann das auch selber machen und muss kein Umzugsunternehmen bezahlen. Er hat unheimlich geblutet. Heiko und ich dachten schon… Naja… Jedenfalls haben wir einen Notarzt geholt, Flo kam ins Krankenhaus, hat zwei Tage im künstlichen Koma gelegen und ist jetzt wieder wach. Aber er hat…" Kai rang nach den richtigen Worten. "Flo hat ein paar Erinnerungslücken und ist im Moment ein wenig auf Hilfe angewiesen. Ich möchte einfach bei ihm sein." Ulrike hatte sich zurück gelehnt und nickte. "Klar, kein Problem. Du musst keinen Urlaub nehmen, ich regele das so. Aber wie ist die Prognose? Wann wird er wieder einsatzfähig sein?" "Ich weiß es nicht. Die Ärzte können auch nicht viel sagen." Bittend sah er seine Vorgesetzte an. "Können wir uns auf ein 'Ich gebe Bescheid' einigen? Bitte, Ulrike, ich will wieder ins Krankenhaus." Sie erhob sich und trat auf ihn zu. "Kai, du bist mir ein wenig zu besorgt. Er wird doch wieder, oder?" "Ja, ganz sicher. Die Ärzte sagen, das heilt alles wieder ohne bleibende Schäden. Ich möchte ihn nur nicht allein lassen. Er hat doch niemanden, seit…" Ulrike nickte. Die Scheidung von Florian war immer noch das Gesprächsthema Nummer 1 im Sender. "Kein Problem. Er ist dein bester Freund und mein bester Moderator. Kümmere dich gut um ihn und wenn was ist oder ihr Hilfe braucht, dann sag bitte Bescheid." Erleichtert nickte Kai und verabschiedete sich. Er hastete wieder aus dem Gebäude raus, stieg in sein Auto und fuhr zum Krankenhaus. Drei Wochen lang ließ er nichts mehr von sich hören.
Das ist ja mal wieder typisch ...Frau, hätte ich jetzt fast gesagt, aber ich will mich ja nicht selber schimpfen müssen. Erst will Ulrike ne Kurzversion haben, und wenn sie dann eine bekommt, ist sie ihr ZU kurz. Argh! Oh weih, da hatte Flo ja noch mal richtig Glück ... Blutverlust, Koma ... und die Erinnerungslücken verschwinden wieder? Ganz sicher? Na das nenn ich doch mal ne gute Nachricht. Dann bin ich ja mal gespannt, was da als nächstes so passiert, du hast ja in der Einleitung schon sowas angedeutet... lg, Isi =)
"… kommen wir nun zum Sport und zu Ulrike von der Groeben." "Danke, Peter." Sie lauschte kurz, als ihr die Regie etwas ins Ohr flüsterte und blickte dann verwirrt in die Kamera. "Ja, okay." Kai wurde ihr zugeschaltet. Er saß in einem Wohnzimmer an einem Tisch und blickte in eine Kamera, die er sich vom Sender ausgeliehen hatte. "Hey, Ulrike. Peter. Entschuldigt bitte den Überfall, aber es ist dringend." "Ich habe das Gefühl, von dir höre ich in letzter Zeit nichts anderes mehr. Aber eigentlich ist es ganz schön, dass du dich auch mal wieder meldest." Ulrike blickte irritiert auf das Bild, welches sich ihr bot. Neben Kai saß nämlich Florian mit einem dünnen Verband um den Kopf und spielte mit kleinen Spielzeugautos. "Ich habe Hunger", beklagte er sich nuschelnd bei Kai, mit einer sehr hohen, kindlichen Stimme. "Ich mache gleich was", sagte der Reporter und strich seinem Kollegen mit einer etwas fahrigen Geste über den Nacken. Der schien zufrieden und spielte weiter mit den Autos. Kai blickte wieder in die Kamera. "Ulrike, ich hab gelogen. Florians Gedächtnislücke ist doch ein wenig größer." Sie nickte, zog die Augenbrauen zusammen und sagte langsam: "Den Eindruck habe ich auch." Nachdem sie kurz den Zuschauern erklärt hatte, was mit dem Moderator passiert war, erkundigte sie sich bei Kai nach Florians genauem Gesundheitszustand. "Eigentlich geht es ihm gut", antwortete der mit einem Seitenblick auf den spielenden Mann. "Aber als er aufwachte, war er auf dem Entwicklungsstand eines Neugeborenen. Er konnte nicht sprechen, nicht aufstehen, nichts. Die Ärzte waren vollkommen schockiert. Nach einer Woche hatte er eine Art Anfall, kurze Kopfschmerzen und mit einem Mal konnte er sprechen. Naja, zumindest sowas ähnliches. Er konnte auch plötzlich laufen, wenn auch nur an der Hand eines anderen. Und er hatte das Wissen und die Fähigkeiten eines Einjährigen. Nach zwei Wochen waren wir dann bei zwei Jahren und jetzt sind wir bei drei. Er müsste bald zum vierten Jahr wechseln, wenn die Entwicklung weiter so schnell geht." Wieder sah er den Mann neben sich an. Florian erwiderte den Blick und strahlte Kai plötzlich an. "Essen", verlangte er. "Ja, gleich, Flo." Ulrike musste unfreiwillig lächeln, blickte Kai dann aber streng an, als ihr Mutterinstinkt ihr reinfunkte. "Moment. Er ist drei Jahre alt? Wieso ist er noch auf?" "Ich leg ihn ja gleich ins Bett", brummte Kai. Florian gefiel die Idee überhaupt nicht und er warf wütend sein Auto gegen die Wand. "Will nicht ins Bett", nuschelte er bockig und verschränkte die Arme vor der Brust. Peter und Ulrike konnten nicht mehr und lachten amüsiert. Sie wurden jedoch schnell wieder ernst. "Kai, bitte sag mir, dass er wieder wird." "In einigen Wochen, wenn er vom Wissen her erwachsen genug ist, kann ich ihm sagen, was passiert ist. In spätestens einem Jahr dürfte er alle Erinnerungen wiederhaben. Die Ärzte sind sich da sehr uneinig, weil sie das auch noch nicht erlebt haben. Aber während der 'Kindheitsphase', braucht er eine feste Bezugsperson und so wie es aussieht, bin ich das wohl." Ulrike ging ein Licht auf. "Und weil es noch ein paar Rennen in diesem Jahr sind und du Florian nicht allein lassen, sondern mitnehmen willst und ihn bei den Rennen auch die Kollegen sehen werden…" "Genau. Ich dachte, ich erkläre das kurz für alle, dann hat sich die Sache." Kai kratzte sich ein wenig verlegen am Kopf. "Außerdem brauche ich jemanden, der in drei Wochen auf ihn aufpasst, wenn ich beim Boxen bin. Ich kann doch einen Sechsjährigen nicht mit dorthin nehmen." "Ich übernehme das Flo-Sitting", bot Ulrike grinsend an. "Wenn du niemanden findest." "Danke." Kai seufzte und erhob sich. "Ich mache dann mal was zu Essen für den Kleinen. Wie du gesagt hast, er gehört ins Bett." "Och nöööööö", meldete sich Florian. Kai sah ihn streng an. "Doch", sagte er nur. Sein Kollege und momentaner Schützling wollte etwas sagen, senkte dann aber den Blick und fuhr mit einem silbernen Auto auf dem Tisch herum. "Brumm, brumm", machte er. Ulrike lachte wieder und beobachtete ihren Angestellten noch eine Weile. "Gott, ist der niedlich. Ich hoffe, er erholt sich wirklich so schnell, wie Kai es gesagt hat." "Es scheint ihm zumindest nicht schlecht zu gehen", bemerkte Peter. "Kai hat doch selber zwei Kinder, er kriegt Florian schon groß." Grinsend fügte er hinzu. "Und Flo scheint ja auf ihn zu hören." Ulrike nickte, gab der Regie ein Zeichen in ihre Kamera und man trennte die Verbindung zu Kai. "Liebe Zuschauer, Sie haben das jetzt mitbekommen. Für die Formel 1 - Übertragungen heißt das natürlich, dass Florian zwar ab und an zu sehen sein wird, aber wohl nicht als Moderator. Wir vom Sender sind jedenfalls erleichtert, dass es ihm soweit gut zu gehen scheint und hoffen, dass er sich schnell erholt. Wir halten Sie natürlich darüber auf dem Laufenden." "Meinst du, das interessiert wen?", fragte Peter und schob seine Blätter auf einen Haufen. "Ich denke schon. Florians Fans auf jeden Fall, dann die Kollegen sowieso und ich glaube, auch einige Ärzte. Der Fall ist doch sehr außergewöhnlich, finde ich."
Huiiii du hast sie ongestellt*quietscht und rumtanzt*
Also Ulrike kann man es nicht recht machen....Erst will sie die Kurzversion, dann hinterher doch die längere Version...*amüsiert kopfschüttelt* Aber lieb von ihr, dass sie Kai den Urlaub gibt.
Ich hoffe nur, dass Flo schnell auf dem Damm ist. Das klingt nämlich gar nicht gut...
********* Uhi...Flo hat wirklich SEHR große Gedächtnislücken... Ich stell mir grad diesen Hühnen vor, wie er mit kleinen Autos spielt... und BRUMM BRUMM macht...Einfach nur AWWWWWWWWWWWWW....
Ins Bett gehen...das hab ich auch immer gehasst*kichert und flo verstehen kann* Hatte da auch immer tausend Ausreden, um das hinauszuzögern:D
Bin ja gespannt, wie es weiter geht.
übrigens:Zum Flo-Sitting melde ich mich auch*grinst*
Also ganz tolle Story...schreib hübsch weiter, Principessa.
Danke schön *knuddel*. Sehr lieb. Freut mich, dass euch die Story gefällt.
Kai hatte für seinen Schützling etwas zu essen gemacht und fütterte ihn jetzt, weil sein Kollege ein wenig quenglig war und lieber mit dem Abendbrot spielte, als es zu essen. Florian mochte nach wie vor aussehen, wie ein 43-jähriger, aber seine ganze Psyche war die eines Kindes. Und damit war er auch nicht sehr belastbar. Er war schon müde, aber wie jeder Dreijährige hatte er keine Lust, das zuzugeben. Nach dem Essen zog Kai Florian aus, zog ihm Nachtzeug über und half ihm beim Zähneputzen. Die Babyphase hatte er den Schwestern im Krankenhaus noch überlassen, weil ihm das alles sehr komisch vorgekommen war und er nicht ganz wusste, wie er mit Florian umgehen sollte. Irgendwann hatte er angefangen, das Kind zu sehen, was der jetzt war. Seitdem ging es. Florian hatte ihn als Ersatzvater ausgesucht und hörte eigentlich auch größtenteils, wenn Kai etwas sagte. So auch jetzt. Er lag im Bett, ließ sich zudecken und blickte Kai aus kleinen Augen an. Plötzlich wurde er blass und keuchte kurz auf. "Flo? Alles klar?" "Ja", nuschelte der. Seine Sprache war mit einem Mal deutlicher, die Stimme ein wenig tiefer. Er hatte wieder einen Sprung gemacht. "Weißt du, wie alt du bist, Flo?", fragte Kai und legte den Kopf leicht schief. "Vier", sagte der Mann stolz und zeigte mit den Fingern die Zahl. Kai nickte zufrieden, deckte ihn wieder richtig zu und strich ihm leicht über den Kopf. Jetzt würde es einfacher werden, sein Alter zu bestimmen. "Du bist ein kluger Junge, dass du schon bis vier zählen kannst", lobte er ein wenig unsicher, sah dann aber das Strahlen in den Augen seines Kollegen. "Ich kann schon bis zehn zählen", sagte der stolz. "Wirklich? Mach mal." "Eins, zwei, drei…", zählte Florian. Als er bei Zehn war, strahlte er. "Toll", lobte Kai. "Dafür gibt es morgen ein Eis." Florian lachte vor Glück und schloss dann die Augen. Als Kai aufstand, bat er leise: "Bleibst du hier, bis ich eingeschlafen bin?" "Natürlich." Er setzte sich auf den Bettrand, blickte von oben auf das so vertraute Gesicht seines besten Freundes hinab. Für Kai war es durchaus interessant, Florian in diesem Alter kennen zu lernen. Er bekam ja jetzt praktisch im Zeitraffer dessen gesamte Kindheit mit. Vielleicht würde es ihm helfen, ein wenig besser zu verstehen, warum der sich manchmal ein wenig sonderbar benahm. Als sich Florians Gesichtszüge entspannten und sein Kopf zur Seite kippte, stand Kai leise auf, schaltete das Licht aus und ging zur Tür. "Gute Nacht, Kleiner", wisperte er leise. "Schlaf gut und träum was Schönes."
AWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww! *fiep* Das ist ja SO süß! Und je mehr man liest, umso mehr vergisst man, dass Flo nur auf dem geistigen Stand eines Kleinkindes ist, dafür aber aussieht, wie immer...hach, man will ihn nur knuddeln! *meldet sich auch zum Flo-Sitting* Da bin ich ja mal gespannt, wie Kai diese absolut einzigartige, verrückte Situation meistern will!
Wa seh ich da?! Eine neue Story von dir...kommt mir i-wie bekannt vor.
- Ach du Schande, was hat denn Flo? *mir Sorgen mach* Hätte er doch lieber seine Freunde gefragt, da wäre das nie passiert. Hoffentlich wird er wieder schnell gesund.
- *lach* Och wie süüüüß…ich stell mir das bildlich vor, wie Flo schmollt, weil er ins Bett muss. Da hat sich Kai aber viel vorgenommen…und das kann ja noch was werden. Und auf Flo können wir auch aufpassen.
- Flo an und ausziehen, könnte doch etwas schwierig werden, bei der Größe. Und nun ist er ja schon 4…und kann bis 10 zählen. *kicher*
Danke, danke, danke, Mädels. Ihr macht mich ja ganz verlegen.
Die nächsten zwei Tage hatte Kai Zeit, sich um seinen Schützling zu kümmern, dann musste er langsam an das nächste Rennen denken. Deshalb fuhr er am Mittwoch zum Sender, um sich dort mit den Kollegen zu treffen. Florian nahm er natürlich mit, schon weil er nicht wusste, wo er ihn sonst hätte lassen sollen. Ziemlich beeindruckt von dem großen Gebäude und den vielen Menschen, presste sich Florian immer dichter an Kai, als sie auf den Haupteingang zuliefen. Kai seufzte innerlich leise auf und nahm seine Hand. "Keine Angst, Flo. Hier tut dir keiner was. Ich arbeite hier, das habe ich dir doch erzählt." "Nein", sagte er und blickte ihn ein wenig verständnislos aus seinen grauen Augen an. "Du hast gesagt, du arbeitest im Fernsehen." Kai musste lachen. 'Ich habe vergessen, wie süß diese kindliche Naivität sein kann', dachte er. Und er war ein wenig verwundert, dass Florian wirklich noch mit vier geglaubt hatte, im Fernsehen würden echte Menschen sitzen. Wahrscheinlich hatte er nicht viel fernsehen dürfen als Kind. "Hallo, Heiko", rief er, als er auf dem Flur seinen Kollegen sah. Der drehte sich um, blickte die zwei erst erstaunt an, dann nickte er. Langsam kam er auf sie zu und blieb ein Stück entfernt stehen, als er bemerkte, dass Florian ihn sehr unsicher, ja fast ängstlich ansah und sich noch näher an Kai presste. "Hi, ich bin Heiko. Ein Freund von Kai." Er musste grinsen, als er sah, wie Florian sich hinter Kai verstecken wollte, was angesichts von seiner Körpergröße etwas schwierig war. "Flo, er tut dir nichts. Heiko ist ganz nett. Und er isst genauso gern Eis wie du." "Wirklich?", fragte er unsicher und lugte über Kais Schulter. "Mindestens genauso gern wie du. Aber ich schaffe viel mehr." Florian kicherte leise. "Glaub ich nicht", sagte er strahlend. "Hey, Jungs." Nazan kam auf das Grüppchen zu. "Hi, Florian. Wie geht es dir?" "Gut", sagte er ein wenig unsicher. "Ich bin Nazan." Sie reichte ihm die Hand. Schüchtern nahm Florian sie. "Bist du auch eine Freundin von Kai." Nazan nickte. "Ja. Eine Freundin und Kollegin." Sie hob den Blick. "Wenn du Flo mit in die Sitzung nimmst, kommt ihr nicht zum Arbeiten", mahnte sie Kai grinsend. Der seufzte. "Das fürchte ich auch." Er blickte Florian an. "Flo, würde es dir etwas ausmachen, für ein oder zwei Stunden bei Nazan zu bleiben? Sie ist wirklich ganz nett und kann ja ein wenig mit dir spielen." Unsicher blickte Florian von Kai zu Nazan. Dann jedoch nickte er. Die Frau, die fast zwei Köpfe kleiner war als er, schien ihm ungefährlich. Vorsichtig ließ er Kais Hand los und ergriff die von Nazan. "Wie alt bist du eigentlich?", fragte Nazan Florian, während sie mit ihm in Richtung ihres Büros ging. "Schon vier", sagte der stolz. "Und was spielst du gern? Willst du etwas malen oder spielen wir ein paar Runden Memory?" "Memory", sagte Florian schnell und strahlte sie an. Kai seufzte erleichtert, während Heiko lachend den Kopf schüttelte. "Das ist nicht witzig." "Doch, ist es. Es geht ihm offensichtlich sehr gut bei dir, er fühlt sich wohl und deshalb ist die ganze Situation witzig. Um ehrlich zu sein, ich finde ihn richtig süß." "Süß?", fragte Kai und ging neben Heiko her. "Gar kein Ausdruck. Er ist ein echter Schatz. Total gehorsam, brav, pflegeleicht." Sie betraten den Konferenzraum, wo Kai von den anderen sofort über Florian ausgefragt wurde. Sie äußerten sich ein wenig enttäuscht, dass der ihn nicht mitgebracht hatte. "Flo ist vier und er fremdelt momentan ein wenig", sagte Kai und verzog das Gesicht. "Oh man… ich fange wirklich schon an, ihn als Kind zu betrachten." Christian klopfte ihm leicht auf die Schulter. "Er denkt, fühlt und handelt wie ein Kind. Ist doch egal, dass er aussieht, wie ein Erwachsener. Du musste ihn so behandeln, dass es ihm gut geht. Er fremdelt also und du willst ihn mit zu einem Formel 1 - Rennen schleppen?" "Ich bete, dass er bis dahin fünf ist und mitten in der Trotzphase. Dann kann er die Fahrer und Niki ärgern." Die Kollegen lachten und fragten Kai so lange aus, bis der darauf hinwies, dass sie eigentlich wegen des Jobs hier waren. Allerdings musste er sich selber eingestehen, dass es auch ihm verdammt schwer fiel, mal für ein paar Minuten nicht an Florian zu denken. Er hoffte, dass Nazan mit ihm klar kam und dass Florian sich bei der für ihn fremden Frau nicht fürchtete.
"Flo, er tut dir nichts. Heiko ist ganz nett. Und er isst genauso gern Eis wie du." "Wirklich?", fragte er unsicher und lugte über Kais Schulter.
HAHA!!! Das ist ja mal absolut GENIAL! Bah, das ist echt gemein - ich fall jedes Mal wieder drauf rein und erwische mich dann dabei, dass er nur klein DENKT, aber nicht IST. Verdammt. *g*
Herrlich geschrieben, Kitty, wirklich genial. Und sooo süß, wie die sich alle um Flo kümmern und total interessiert sind. Und Nazan, die ja 2 Köpfe kleiner ist, als er, ist nicht weiter bedrohlich...haha.
Nach der Versammlung suchte Kai Florian bei Nazan im Büro, wo allerdings niemand war. Er überlegte, wo die beiden hingegangen sein könnten, als sein Blick auf die Uhr fiel. Klar, es war kurz vor eins. Sie waren wahrscheinlich essen. Also ging er in die Kantine des Senders und fand die beiden dort tatsächlich. Er stellte sich mit in die Reihe der Wartenden und beobachtete die Leute. Die meisten musterten Florian neugierig, ließen ihn aber in Ruhe. Kai beglückwünschte sich zu der Idee, Florians Unfall öffentlich gemacht zu haben. So wussten die Kollegen, was mit ihm los war und allen schien klar zu sein, dass man einen kleinen Jungen am besten einfach in Ruhe ließ und nicht mit Fragen bestürmte. Innerlich dankte er den Kollegen für ihr Verständnis. "Hey, Kai." "Ulrike." Er reichte ihr die Hand. "Wie geht es ihm?", fragte sie und deutete über ihre Schulter zu Florian rüber. "Er ist ein Bilderbuchkind und absolut pflegeleicht. Es geht ihm gut." Kai grinste leicht. "Er entwickelt sich entsprechend seinem Alter." Die Frau lachte und blickte zu ihm hinüber. "Du scheinst dich als Pflegevater gut zu machen. Er zuckte mit den Schultern. "Ich gebe mein bestes. Eigentlich will ich nur, dass er sich wohl fühlt. Ich lass ihn die meiste Zeit spielen oder schlafen, geb ihm was zu Essen, wenn er Hunger hat oder geh mit ihm spazieren. Erziehen muss ich ihn ja nicht." Wieder ein Schulterzucken. "Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich mache", gestand er schließlich. Ulrike lachte leise. "Geht mir mit meinen Kindern auch oft so. Aber an der Reaktion der Kinder merkt man doch am besten, ob man alles richtig macht." Sie bekamen ihr gewünschtes Essen und gingen zu Florian rüber. Der war damit beschäftigt, ein Bild von Nazan zu malen, die gern für ihn Modell saß. Kai warf einen Blick auf das Bild und staunte. "Meine Güte. Ich wusste gar nicht, dass du so gut zeichnen kannst." Florian hob den Blick und sah Kai mit großen, strahlenden Augen an. "Bei dem schönen Motiv kann das Bild doch nur toll werden", sagte er unschuldig und verstand nicht ganz, warum die Leute am Tisch plötzlich loslachten. Nazan sah Kai drohend an. "Ist das deine Erziehung? Solche Sprüche hat er früher nicht losgelassen." "Ich schwöre, ich habe nichts gemacht." Abwehrend hob er die Hände. Dann sah er wieder Florian an. "Hast du schon gegessen?" "Ja, vorhin." "Und was?" "Pommes", sagte er grinsend. Dann kümmerte er sich wieder um sein Bild. "Klar, Pommes. Was sonst. Alles andere hätte mich jetzt auch gewundert." Kai verdrehte die Augen und aß. Sein Blick ruhte auf seinem Freund. Ulrike sah mal zu Florian, dann zu Kai. "Du machst alles richtig", sagte sie schließlich, als sie mit dem Essen fertig war und vom Tisch aufstand. Dankbar sah Kai ihr nach, bis Florian leise fragte: "Kai? Wer war die Frau?" "Uns… meine Chefin." "Oha", machte er leise. Am Nebentisch lachten einige der Kollegen und grinsten Kai zu. "Kindermund tut Wahrheit kund", sagte David, ein Techniker des Senders. Als Florian ihn neugierig ansah, zwinkerte er ihm zu. Irgendwann war das Bild fertig und Florian schenkte es Nazan, die es bewundernd betrachtete. "Das ist wirklich unglaublich schön", lobte sie. "Das hast du ganz toll gemacht." Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Ziemlich verlegen grinste Florian. "Mit dem Talent könntest du ja Maler werden, wenn du mal groß bist… ähm, älter." Das Grinsen verschwand und machte einer Trauer Platz, die Kai nur zu gut von Florian kannte. "Malen ist Unsinn. Damit kann man kein Geld verdienen", sagte er mit seiner kindlichen Stimme und senkte den Blick. "Das ist Quatsch", sagte Kai und legte ihm tröstend den Arm um die Schulter. "Wer immer das zu dir gesagt hat, ist dumm. Es mag sein, dass es sehr schwer ist, Bilder zu verkaufen. Man muss schon außergewöhnlich gut sein oder einfach genau das Malen, was irgendwer gerade haben will. Aber man kann mit Malen sehr viel Geld verdienen." "Außerdem geht es nicht darum", sagte Nazan. "Ein Beruf soll auch Spaß machen. Was nützt dir denn ein Job, bei dem du jeden Tag traurig nach Hause gehst." Langsam hob Florian den Blick. Sein Gesicht, seine Augen, seine Haltung, alles schwankte zwischen dem Erwachsenen, der er nach außen hin war und dem Kind in ihm. Schließlich siegte das Kind. "Meint ihr wirklich?", fragte er scheu, aber irgendwie hoffnungsvoll. Er sah Kai an und griff nach dessen Hand. "Hältst du mich nicht für dumm, wenn ich male?" Kai konnte nicht anders und strich ihm mit beiden Händen über den rauen Kopfverband nach unten, so dass seine Handflächen schließlich auf den Schultern seines Freundes ruhten. "Ich halte dich nicht für dumm, Flo. Das habe ich nie getan. Du bist ein sehr kluger Junge und egal, was du dir erträumst, du solltest einfach versuchen, es zu erreichen." Er sah die Tränen in den Augen seines Gegenüber und legte die Arme um ihn. Florian schluchzte leise und lehnte sich gegen Kai. Schutzsuchend klammerte er sich an Kai fest. Der ließ seinen Blick über die Kollegen gleiten und beglückwünschte sich erneut zu seiner Idee mit dem Auftritt in den Nachrichten. Die Leute im Raum hatten die Unterhaltung teilweise mitbekommen und Kais Reaktion auf Florians Selbstzweifel und Ängste kamen wohl sehr gut bei den Menschen an. Kai sah einige nicken, vor allem die, die selber Kinder hatten. Einer der Techniker hob die Hand und zeigte mit dem Daumen nach oben. Kai wusste, dass der Mann einen Sohn von vier Jahren hatte. "Komm, Flo. Wir fahren jetzt ins Krankenhaus, dann kriegst du den doofen Verband ab und dann fahren wir zu einer Freundin von mir. Ich möchte gern, dass du sie kennen lernst." Florian schniefte und wischte sich über das Gesicht. "Wieso?" "Weil sie reich ist. Und weißt du wodurch?" "Nein", sagte er. "Sie ist Malerin."
Da hat Kai mal wieder recht: Wer behauptet, Malen wäre Blödsinn, der ist eindeutig dumm. Gucken wir uns doch mal Picasso an. Oder DaVinci ... oh ja, ich seh schon, mit Malen kann man gar nicht erfolgreich sein ... oder berühmt ... is klar!
Süß, wie Flo sofort alle auf seine Seite zieht, weil er einfach so ein lieber, braver, klei...äh... Junge ist. *hüstel* Er wickelt ja echt alle um den kleinen Finger, sogar Nazan. Kein Wunder, wenn er solche Komplimente macht! *lach*
Soso, Kais Freundin, die reiche Malerin, hm? Na, da bin ich ja mal gespannt, was Flo von ihr und ihren Bildern hält.
Kai war ziemlich entsetzt über die pessimistische Einstellung seines vierjährigen besten Freundes. Dass der Träume so mit Füßen trat, kannte er von ihm nicht. Er fragte sich, was wohl in seiner Kindheit vorgefallen war und warum dieser kleine Junge solche Sätze von sich gab. Deshalb war er zu seiner Ex-Freundin gefahren. Mila war ein wenig erstaunt über Kais Auftauchen gewesen, wusste aber durch einen Zeitungsartikel über Florians Zustand Bescheid. Also hatte sie sich mit Fragen zurückgehalten und ihm stattdessen Saft und Kekse angeboten. Nachdem Kai ihr kurz erklärt hatte, warum er mit Florian hier war, zeigte sie ihm ihre neuen Bilder und erklärte ihm, warum sie das eine oder andere malte. Der war unglaublich interessiert. Kai war auch hier wieder erstaunt, wie viel sich sein Freund aus Kunst machte. Das hatte er ihm auch nicht erzählt, hatte es nie auch nur angedeutet. Er nahm sich fest vor, mal ein ernstes Wort mit Florian zu reden bezüglich Offenheit und Ehrlichkeit in einer Freundschaft. "Sie kann soooooo toll malen", schwärmte Florian im Auto und trommelte aufgeregt mit seinen Händen auf den Oberschenkeln herum. "Warum hat sie dich so böse angesehen?" "Sie war mal meine Freundin und das ist noch nicht so lange her." "Habt ihr euch gestritten?" Kai grübelte. "Eigentlich nicht, aber…" Wie sollte er das einem Vierjährigen erklären. Schließlich tat er das, was er bei anderen Eltern hasste. "Ich erklär dir das in ein paar Wochen, okay Kleiner?" "Okay." Eine Weile schaute er sich neugierig die Stadt an. "Spielen wir nachher noch was?", fragte er dann. "Klar. Aber ich muss noch die Taschen packen für uns. Wir wollen doch verreisen." Florian wirkte ein wenig unsicher. "Ich glaube, ich möchte nicht fliegen", sagte er dann leise. Kai nickte leicht. Das Fliegen mochte sein Kollege bis heute nicht, obwohl es fest zu ihrem Job gehörte. "Wir können auch mit dem Auto fahren. Bis nach Spa ist es nicht weit." "Spa?" "Das ist in Belgien. Ein paar Stunden mit dem Auto." "Darf ich vorn sitzen?" Kai lächelte. "Natürlich darfst du vorn sitzen." "Darf ich die Autos angucken, wenn wir da sind?" "Ja, du darfst dir die Autos angucken. Versprochen." Prüfend musterte Kai seinen Begleiter, ob der noch weitere Fragen hatte, aber Florian lehnte sich entspannt auf seinem Sitz zurück und schaute sich wieder die Stadt an. Er schien erst einmal beruhigt. Kai grübelte, wie er die nächsten Rennen hinkriegen sollte und hoffte einfach, dass sein Kollege sich doch in ein Flugzeug trauen würde, sobald er ein wenig älter war.
Wie süüüß...wie Flo sich freut, wie schön Mila malen kann. Ich finds auch toll, wie Kai sich so um Flo kümmert. Flo an der Rennstrecke...da wird er entweder sehr aufgeregt sein, oder sich staunend alles angucken. Und ich stell mir auch shcon Flo im Auto vor. Wie er sich alles anguckt und Kai vll.noch Löcher in den Bauch fragt, über das was er so sieht.