Flo ist immer noch sooo süß. *hach* Bei Kai ist er wirklich gut aufgehoben. Und ich glaube, er wird sich auch gut weiter entwickeln. Und er hat Kai an seiner Seite, wenn er älter wird und er langsam realiseiert was mit ihm los ist.
Die Woche, in der Florian fünf Jahre alt war, war für Kai sehr einfach, denn er war begeisterungsfähig, fröhlich, lachte unheimlich viel und nervte Kai höchstens damit, dass er neue Benjamin Blümchen - Kassetten haben wollte. In der Nacht vom Freitag zum Samstag veränderte sich das plötzlich. Florian kam mitten in der Nacht in Kais Bett, riss ihn aus dem Schlaf und beschwerte sich, dass er nicht in die Schule wolle. Als Kai ihm versprach, dass er das auch nicht müsse, war er ein wenig ruhiger. Aber schlafen wollte er in der Nacht nicht mehr. Und er hielt auch Kai wach. Am Morgen waren sie dann beide ein wenig brummig. Florian versuchte, Kai zu provozieren, der wiederum ging nicht zu sehr darauf ein und bremste seine Mitbewohner nur dann ein, wenn er übertrieb. Florian befand sich mitten in einer Trotzphase. Drei Tage ließ sich Kai das gefallen, dann nahm er ihn an die Hand und ging mit ihm spazieren. "Florian, was ist mit dir in letzter Zeit los?" "Nichts", nuschelte der und hielt den Blick fest auf seine Schuhspitzen gerichtet. "Das glaube ich dir aber nicht. Weißt du, Flo, ich möchte dir gern helfen. Ich möchte für dich da sein, wenn du jemanden brauchst." Verwirrt hob er den Blick. "Aber du bist doch da", sagte er. Sein grauen Augen musterten Kai. "Aber nicht mehr lange." "Wieso sollte ich nicht mehr lange da sein?" "Weil du mich in die Schule schickst. Die ganze Woche. Um mich loszuwerden und dein Ruhe zu haben. Weil ich nerve und böse bin und…" Kai hielt ihn an der Schulter fest und drehte ihn zu sich herum. "Hey, stopp, stopp, stopp, hol mal Luft. Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht in die Schule musst. Ich weiß, dass du in deinem Kopf andere Erinnerungen hast, aber bei mir musst du nicht in die Schule. Da würde ich dich auch ganz doll vermissen, wenn du den ganzen Tag weg wärst. Und erst Recht, wenn du die ganze Woche nicht da bist. Für wen soll ich denn dann morgens Frühstück machen? Um wen soll ich mich kümmern?" Sanft streichelte er ihm über die Wange. "Hab keine Angst, Florian. Egal wie sehr du versuchst, mich zu nerven, damit ich dann das tue, was du von mir erwartest, ich werde es nicht tun. Du bleibst bei mir. Ich werde dich niemals allein lassen." Mit einem Aufschluchzen fiel Florian Kai um den Hals. "Wirklich?", schniefte er leise. "Du schickst mich nicht weg?" "Nein. Niemals." "Auch wenn ich ganz, ganz böse bin?" Kai schüttelte leicht den Kopf und löste sich von ihm. Fest sah er seinem Freund in die tränennassen Augen. "So böse kannst du nicht sein, dass ich dich allein lassen würde." Sie waren noch lange spazieren gegangen an diesem Nachmittag. Hatten viel geredet. Florian hatte Kai aufgezählt, was er alles anstellen konnte und hatte sich von ihm immer wieder die Bestätigung geholt, dass sein Betreuer ihn wirklich nicht loswerden wollte. Erst als er das richtig verinnerlicht hatte, wurde er wieder ruhiger, ausgeglichener und fröhlicher. Kai nahm ihn dann auch verstärkt wieder mit in den Sender, wenn er arbeiten musste und Florian genoss es sichtlich, von den Angestellten verwöhnt zu werden. Meist waren es die Frauen, die sich darum rissen, mal auf ihn aufpassen zu dürfen, weil sie sein Verhalten so niedlich fanden. Aber Florian hatte da inzwischen schon eine eigene Meinung entwickelt und er war sehr gern bei Nazan, die immer etwas wusste, um sich mit ihm zu beschäftigen und bei Ulrike, die er sehr gern bei ihren Vorbereitungen für die Arbeit beobachtete. Da konnte er dann auch mal zwei bis drei Stunden völlig ruhig auf einem Stuhl sitzen und einfach nur zugucken. Ein echtes Problem bekam Kai mit seinem Schützling zum ersten Mal, als er allein nach Monza zum Qualifying fliegen wollte. Florian bockte und zwar in sehr extremer Weise. Er hatte vor Wut sogar Kai Handy gegen die Wand geworfen. Zum Glück war das Telefon stabiler, als es auf den ersten Blick aussah und hatte den Angriff überlebt. Kai versuchte, Florian zu erklären, dass er am Abend wieder in Köln sein würde, weil er hier einen Boxkampf moderieren musste und dass sie am Sonntag dann früh gemeinsam zum Rennen fliegen würden, aber das ging in den Schädel seines Schützlings einfach nicht rein. Ziemlich verzweifelt hatte Kai am Freitag Abend Nazan angerufen, die nach ihm selber den besten Draht zu Florian hatte. "Es tut mir leid, dich mit ihm allein zu lassen", entschuldigte er sich zum mindestens zehnten Mal bei ihr. Sie winkte ab und tröstete Florian, der weinend auf dem Sofa saß. "Ist schon okay. Ich kenne das Verhalten. Vergiss nicht, türkische Familien sind groß und man kümmert sich umeinander. Ich habe viele Verwandte in seinem Alter." Sanft streichelte sie ihm immer wieder über die Haare. "Er wird sich schon beruhigen, sobald du weg bist. Und ich kriege es schon in seinen Dickkopf rein, dass du morgen Abend wieder da sein wirst." "Er lässt mich auch allein", wimmerte Florian leise. Kai hockte sich vor die Couch und strich Florian über die Wange. "Ich lass dich nicht allein. Zumindest nicht lange. Morgen bin ich wieder da." Nazan schüttelte den Kopf. "Du kommst an ihn jetzt nicht ran. Geh einfach, sonst wird es noch schwerer. Ich kümmere mich um Flo, keine Angst." "Danke, Nazan. Du bist die einzige, der ich Flo im Moment anvertrauen möchte." Er nahm seinen Rucksack, mit den paar Sachen, die er brauchen würde und ging zur Tür. "Ich schulde dir was." Sein Blick traf den von Florian. "Bis morgen, Flo." "Kai", schluchzte Florian auf, als die Tür hinter ihm zufiel. Er wollte aufstehen, doch Nazan hielt ihn zurück. "Ich will mit", jammerte er flehend. "Nein, Florian, du bleibst die eine Nacht hier bei mir. Und jetzt höre auf zu weinen." Er schüttelte stur mit dem Kopf. "Na gut, dann heule weiter. Wie du willst. Aber wenn du Hunger hast, komm in die Küche, ich koche uns was ganz Tolles." Nach einer knappen halben Stunde kam Florian dann in die Küche geschlurft und ließ sich an den Tisch fallen. Er hielt sich ein wenig den Kopf. "Was kochst du?", fragte er leise. Nazan sah ihn erstaunt an. Er sprach jetzt deutlicher. "Das zeige ich dir gleich. Wie alt bist du, Flo?" "Sieben", sagte er und hob die Nase. Er schnupperte, trat näher an den Herd und blickte in den Topf. "Es riecht komisch, aber lecker." "Es wird dir schmecken", sagte Nazan zuversichtlich. Sie kannte Florians Geschmack und wusste, dass er das gern aß. Ob sein jüngeres Ich es auch mochte, konnte sie nicht genau sagen, hoffte es aber. Sie hatte nur ein ganzes Stück die Schärfe raus genommen, da Kinder ja an und für sich nicht gern so scharf aßen.
Ich hab das Buch komplett durch, von Kai. Das ist echt der Hammer, Kitty. An manchen stellen muste ich echt lachen. Da hat Kai uns echt ne große Freude gemacht. *g*
Zum Teil:
Oha, jetzt kommt die Trotzphase noch mehr raus. Und Flo hats gut, er braucht nicht in die Schule. Das kann ja noch was werden mit Flo und Nazan. Ich hab da so ein Gefühl. *sing* Wenn Flo in der Pubertät kommt...
Als Kai die Tür zu seiner Wohnung aufschob, flog ihm Florian förmlich in die Arme. Er hielt ihn kurz fest und blickte dann ins Wohnzimmer, wo Nazan vor einem Mensch-ärgere-dich-nicht - Spiel saß. "Ging es?" "Na klar. Nachdem du raus warst, musste er sich ja damit abfinden. Wir haben gekocht und dann zusammen gegessen und viel gespielt. Er war ganz brav." Sie grinste ein wenig verlegen. "Irgendwie find ich ihn richtig süß." "Ja, das ist er." Vorsichtig löste Kai sich von ihm und schob Florian dann ins Wohnzimmer. "Wer gewinnt?", fragte er seinen Freund. "Ich", sagte der stolz und deutete auf seine blauen Figuren. Zwei waren bereits im Ziel. Bei Nazans roten sah es etwas schlechter aus. "Er spielt unglaublich strategisch. Mir kommt es so vor, als würde ich mit ihm Schach spielen." "Ich kann Schach", sagte er und sah sie mit großen Augen an. Sie strich ihm über die Wange, als er sich wieder neben sie gesetzt hatte. "Ich aber leider nicht. Zumindest nicht wirklich gut." "Flo kann es dir ja beibringen." Kai ging in sein Schlafzimmer und zog sich schnell um. "Ich muss leider auch schon wieder weg, zum Boxen." Etwas in Eile legte er Florian die Hand auf die Schulter. "Flo, hör mir mal kurz zu." Der hob den Blick und sah ihn an. "Du musst heute sehr früh schlafen gehen, wenn du morgen mit zum Rennen willst. Ich werde erst gegen zwei Uhr nachts wieder hier sein und wir müssen schon um sechs am Flughafen sein. Ich habe also morgen früh nicht wirklich die Lust, ewig über alles zu diskutieren. Alles verstanden?" Er nickte. "Früh schlafen gehen, nachts von dir nicht wecken lassen, früh aufstehen, anziehen, Sachen schon gepackt haben, etwas essen und keinen Stress machen." Kai lächelte und strich ihm über die Haare. "Braver Junge." "Sebastian hat in der Sendung nach mir gefragt", sagte er strahlend. "Ja. Es haben viele nach dir gefragt. Niki und Norbert auch und die waren ganz traurig, weil du nicht dabei warst. Und sie freuen sich, dass du morgen mit kommst." Er hob den Blick und sah Nazan an. "Danke." "Kein Problem. Soll ich auf der Couch schlafen?" "Nein, du kannst bei mir im Schlafzimmer schlafen. Ich leg mich auf die Couch. Mehr als drei Stunden ist eh nicht drin. Also, bis morgen früh. Viel Spaß ihr zwei." Als Kai gerade hinter sich die Tür zuziehen wollte, hörte er Florian darum betteln, dass er das Boxen noch sehen dürfe. "Nein", rief er von der Tür aus. "Ich möchte nicht, dass du das siehst, ist das klar?" Keine Antwort. "Florian", sagte er streng. "Ja", sagte der leicht beleidigt. "Versprich es mir." "Versprochen." Er seufzte ergeben und Kai verschwand aus der Wohnung. Nazan und Florian blieben zurück und spielten noch zwei Partien, bevor Florian schließlich von ganz allein ins Bett ging.
Uiuiui ... Flo, der Trotzkopf. Man, der macht ja echt einen ganz schönen Aufstand, nur wegen einer Nacht. *Kopfschüttel* Wenn ich später mal Kinder hab, könnten die diese Phase dann bitte überspringen? Oder vielleicht auch nur eine Woche lang...? Wohl eher nicht, was? *schief grins* Gottseidank bin ich stur genug für zwei. Aber zurück zur Story: Ein Glück, dass Kai Nazan hat, die ab und zu auf Florian aufpasst, sonst hätte er echt ein ziemliches Problem, wo er doch so viel durch die Gegend hetzen muss. Hoffentlich ist diese Trotzphase schnell vorbei, damit Kai sich auf das Rennen konzentrieren kann und nicht die ganze Zeit Flo im Auge behalten muss. lg, Isi =)
Kai kam nach dem Boxevent erst gegen vier Uhr nach Hause und entschied sich, dass es Quatsch sei, sich noch hinzulegen. Also machte er ein wenig zu essen für Florian und nahm seinen Diskman und ein paar von Florians Hörbüchern mit. Er verstaute die Sachen in seinem Rucksack. Dann setzte er sich auf die Couch und machte leise den Fernseher an. "Hallo, Kai." Florian stand müde in der Tür. Er trug einen Schlafanzug und hatte sich in seine Decke eingewickelt. Unsicher trat er von einem Fuß auf den anderen. Kai klopfte leicht auf das Sofa neben sich. "Na komm schon her." Sein Freund legte sich hin, bettete seinen Kopf auf Kais Oberschenkeln und schloss müde die Augen. Kai zupfte eine Weile die Decke zurecht und blickte auf Florian hinab. Er machte sich wieder einmal Gedanken über seinen Freund. Sein Blick glitt zum Fernseher, aber er bekam von der Serie, die dort lief und die ihn in keiner Weise interessierte, irgendetwas mit. Seine Hand strich sanft durch Florians Haare und vermittelte ihm die Sicherheit und Nähe, die der jetzt so dringend brauchte. Halb fünf war die Ruhe dann vorbei. Kai schob seinen völlig verschlafenen Schützling ins Bad, wo der sich flüchtig wusch und die Zähne putze. Dann half er ihm in ein paar vernünftige Sachen und schob ihn in die Küche. Florian aß im Halbschlaf sein Frühstück und stolperte dann hinter Kai her, als der ihn aus der Wohnung und zu seinem Auto zog. Sie fuhren zum Flughafen und flogen nach Monza. Die Müdigkeit hatte Florians Flugangst gut unterdrückt. Er hatte am Flughafen geschlafen, in der Maschine, noch bevor diese abgehoben war und dann auch noch eine Weile im Hotel. Erst beim gemeinsamen Frühstück im Hotel, um kurz vor 9 Uhr, wurde er langsam wirklich wach. "Wo sind wir?", fragte er verwirrt und sah sich um. "In Italien", erklärte Niki, da Kai gerade etwas aß und den Mund voll hatte. "In Monza." "Ist die Rennstrecke weit weg?" "Nein. Wir fahren nicht lange." Der Österreicher musterte ihn lächelnd. "Wie alt bist du jetzt? Sieben, oder?" Florian nickte und knabberte an einem Apfel. "Und? Freust du dich auf das Rennen?" "Klar", sagte er mit leuchtenden Augen und brachte damit die Leute am Tisch wieder zum Lachen. "Du siehst irgendwie fertig aus", sagte Heiko zu Kai. Der nickte. "Die Party nach dem Kampf war ganz lustig und ich bin erst ziemlich spät da weg gekommen. Ich habe nicht geschlafen, bis auf ein paar Minuten im Flugzeug und eine knappe halbe Stunde jetzt noch vor dem Frühstück." Florian sah ihn besorgt an. "Kannst du denn dann arbeiten?", fragte er. Kai grinste. "Klar. Das merkt keiner." Sein Freund sah sich verwundert um, als die anderen über die Antwort lachten. "Ich weiß nur nicht, was ich mit dir mache, während des Vorberichts. Norbert hat in seinem Büro eine wichtige Besprechung, da kannst du nicht bleiben." "Ich kann doch bei dir bleiben", bat Florian. Sein Blick war flehend. "Ich bin auch ganz leise, versprochen." "Du kannst bei uns bleiben." Niki legte ihm eine Hand auf den Unterarm. "Du kannst ja wieder was malen." Kai sah ihn dankbar an und warf einen Blick auf seine Uhr. "Wir müssen los." Die Sendung war gut gelaufen. Florian hatte gemalt und Kai und Niki hatten die Zuschauer auf das Rennen eingestimmt. Auch während des Rennens saßen die drei gemeinsam an einem kleinen Fernseher. Florian hatte sein Bild umgedreht, so dass niemand sehen konnte, was er gemalt hatte und schaute sich interessiert das Rennen an. Und er ärgerte sich unheimlich und sehr lautstark, als Fernando Alonso Sebastian fast in die Seite fuhr und der seinem Kontrahenten nur durch eine Fahrt durchs Kiesbett ausweichen konnte. Zum Glück blieb Sebastian nicht stecken, aber er rutschte von Platz 3 hinter auf Platz 8. "Florian, reg dich ab", sagte Kai, als sein Freund wie ein Rohrspatz schimpfte. "Sowas passiert und Fernando hat das sicher nicht mit Absicht getan." "Dämlich war die Aktion trotzdem", schimpfte auch Niki. "Da war überhaupt nicht genug Platz zum Überholen und… und… und Fernando war auch nicht schnell genug." Erstaunt sahen Kai und Niki ihn an. Niki lächelte fast zufrieden. "Wenn er so weiterlernt, kann er in ein paar Wochen wieder moderieren. Er mag noch nicht die nötige Diplomatie an den Tag legen, aber seine fachlichen Analysen sind vollkommen in Ordnung und er stellt ja auch immer wieder gute Fragen." Kai stimmte ihm mit einem Nicken zu und Florian lachte leise, weil er das für einen Scherz hielt. Nach dem Rennen, ziemlich am Ende des Nachberichts, legte Florian seinen roten Buntstift weg und lehnte sich zurück. "Fertig", sagte er zufrieden. Kai blickte auf seine Uhr. "Wir haben noch drei Minuten Sendezeit, die widme ich mal wieder dem Kollegen. Flo geht es nach wie vor gut, er entwickelt sich in regelmäßigen Schritten weiter und malt immer noch Bilder. Er ist jetzt sieben und Niki meinte beim Rennen schon, dass er sicher bald wieder moderieren kann, weil sowohl das Fachwissen als auch das Interesse am Sport in ihm langsam erwachen." Niki lachte. "Stimmt, Kai." Er blickte zu Florian hinüber. "Was hast du denn heute gemalt?" "Dich", sagte der ein wenig schüchtern. Er schob Niki das Bild über den Tisch zu. Der blickte es an, riss erstaunt die Augen auf und betrachtete es eingehend. Dann reichte er es Kai. "Vielleicht sollte er doch nicht wieder als Moderator arbeiten", sagte er leise. Kai schaute sich das Bild an und hielt es in die Kamera. "Ich habe Florian einige Bilder gezeigt, auch private Bilder, von den Leuten, mit denen wir hier arbeiten. Ganz einfach, weil Flo von Natur aus verdammt neugierig ist und viele Fragen gestellt hat." Das Bild, was Florian gemalt hatte, zeigte Niki. Aber er hatte zwei Gesichter. Eines zeigte nach rechts, sah aus wie der etwa 25-jährige junge, erfolgreiche Rennfahrer, der er am Anfang seiner Karriere gewesen war. Über dem Gesicht sah man seinen alten Ferrari und einen Pokal mit einer Eins darauf. Das andere Gesicht zeigte nach links. Es war das, was aus dem Fahrer nach seinem Unfall geworden war. Und auch der Rest hatte sich verändert. Man sah immer noch das Auto und den Pokal, aber nur klein und undeutlich im Hintergrund. Über dem Gesicht sah man jetzt Nikis Frau, seine beiden Zwillinge, die erwachsenen Kinder und unter der Familie lag ein RTL-Mikro. Niki nahm das Bild an sich und sah Florian drohend an. "Wenn du jemals wieder mit dem Zeichnen aufhören solltest, greife ich auf einige Erziehungsmethoden meines Opas zurück." Er war sichtbar ergriffen. "Darf ich das behalten?" Florian war unter dem strengen Blick zusammengezuckt und entspannte sich jetzt ein wenig unsicher. "Ja, wenn du es magst." "Es ist wundervoll." "Das hast du wirklich toll gemalt", lobte Kai Florian jetzt so, dass der es auch verstand. "Und Niki meint nur, dass er gern noch viel mehr solcher Bilder von dir sehen möchte." Als sein Freund ihn anstrahlte, lächelte er und beendete die Sendung.
Awwwwwwwwww! Was für ein schönes Bild! Und es zeigt deutlich, wie sich Nikis Prioritäten verändert haben, seit dem Unfall. Da sieht man es mal wieder, wie sich der Blick aufs Leben ändern kann, wenn es mal in Gefahr war. Total süß, wie Flo so voll verschlafen nach Italien fliegt, ohne es richtig mitzukriegen. *lach* Ich muss zugeben, ich wäre verstört, wenn mir jemand sagen würde, dass ich in Italien bin, wenn ich aufwache. Schön zu sehen, dass langsam das Interesse und das Wissen an und über Formel 1 wieder erwachen, bei Flo. lg, Isi =)
Ich danke euch *knuddel* Hier hab ihr noch nen Teil:
Florian regte sich am nächsten Tag darüber auf, dass eine große deutsche Tageszeitung seine Zeichnung einfach abgedruckt hatte. Er hatte den Artikel zwar gelesen und auch verstanden, dass die Zeitung das Bild sehr lobte, aber er war halt der Meinung, dass man ihn wenigstens mal hätte fragen können. Kai gab ihm da Recht, aber er erklärte seinem Freund auch, dass diese Zeitung das nicht tat und dass Florian sich was drauf einbilden konnte, dass sein Bild jetzt so viele Menschen zu sehen bekamen. Kai hatte im Moment ein ganz anderes Problem mit seinem Schützling. Er zog ihn auf das Sofa und sah ihn ernst an. "Flo, hör mir bitte mal zu. Du musst jetzt in der Woche alle Dinge, die du die nächsten Wochen brauchst, in einen Koffer packen. Ich stell dir einen hin. Und wir werden sehr viel fliegen. Entweder hältst du das aus oder ich muss dich hier lassen." "Ich will nicht hier bleiben." "Das weiß ich." Kai blickte in die besorgten grauen Augen, die ihn anstarrten. "Die nächsten Rennen sind alle sehr weit weg von hier. Und ich wollte nicht nach Hause fliegen, bevor die Saison zu Ende ist. Das ist einfach viel zu stressig. Verstehst du das?" "Nein", gab sein Gegenüber zu. "Wo sind denn die Rennen? Wie lange fliegt man da?" Kai grübelte und breitete eine Weltkarte auf dem Tisch aus. "Guck mal, hier ist Deutschland. Hier ist Köln, da wohnen wir. Und hier ist Singapur. Dort ist das nächste Rennen." Florian machte große Augen. "Das ist aber weit." "Ja. Man fliegt da sehr viele Stunden, fast einen ganze Tag. Das ist sehr anstrengend. Und dort herrscht auch eine andere Uhrzeit und das Wetter ist auch ganz anders. Deshalb will ich schon am Montag hinfliegen." "Und wo ist dann ein Rennen?" "Eine Woche später hier, in Japan. Dann zwei Wochen später ist das nächste hier in Korea. Und dann wieder zwei Wochen später ist hier eins, in Abu Dhabi. Siehst du, das ist alles nicht so weit auseinander. Aber wenn man da immer erst nach Köln zurück fliegt…" Verstehend nickte Florian. "Sind dann alle Rennen vorbei?" "Nein, nach Abu Dhabi ist noch nicht das letzte Rennen. Hier, in Brasilien." Florian zog auf der Karte eine Linie von Abu Dhabi nach Brasilien und stellte fest: "Da kann man aber über Köln fliegen." "Könnte man, machen wir aber nicht. Wir fliegen direkt nach dem Rennen nach Brasilien. Dort ist nämlich wieder eine ganze andere Uhrzeit und sogar eine andere Jahreszeit. Da ist nämlich dort fast Sommeranfang, während bei uns im November der Winter anfängt." "Die haben Sommer, wenn wir Winter haben? Die spinnen, die Brasilianer." Kai lachte und notierte gedanklich, dass er für Florian die Asterixhefte mitnehmen wollte. "Es ist nun mal so. Das ist alles sehr anstrengend. Willst du wirklich mitkommen?" Florian überlegte eine Weile und fuhr mit dem Finger immer wieder über die Weltkarte. Schließlich nickte er. "Ja, ich will mit. Bitte." "Gegen diesen Blick habe ich keine Chance", gestand Kai sich ein und nickte. "Gut. Dann komm halt mit." Gedanklich ging er die Wochen durch. Florian war jetzt sieben Jahre alt. Wenn sie Mitte November wieder in Deutschland sein würde, würde er ungefähr 15 sein. Vielleicht schon 16. 'Hoffentlich geht das gut', dachte er bei sich.
Oh je, das wird ja richtiger Stress für die 2. Hoffentlich macht Flo keinen "Ärger" - Heimweh etc. Und wenn er nach der F1 Saison in der Pubertät ist...herrlich, darauf freu ich mich schon.
Oh weih oh weih....Flo mit 15 oder 16. Uiuiui. DAS wird nochmal ein Kapitel für sich, schätze ich. Wenn dann die Pupertät schön einsetzt....uiuiui. Tjaja, da kann Flo sich echt was drauf einbilden, dass sein Bild in der BILD abgebildet ist. *kicher* Das wird interessant, wenn die zwei da durch die Weltgeschichte gondeln, von Rennen zu Rennen. Und mit nem 7-Jährigen fast 24 Stunden lang in einem Flugzeug zu sitzen ist bestimmt auch nicht gerade das, was man sich unter einer entspannenden Reise vorstellt. Bin ja mal gespannt, wie das läuft. Eigentlich schreit das ja nach Komplikationen, oder nicht? lg, Isi =)
Es ging gut und wurde sogar einfacher, als Kai es zu hoffen gewagt hatte. Florian war in der fremden Umgebung ziemlich unsicher und tat deshalb das, was er seit dem Unfall in solchen Fällen immer tat. Er hielt sich in Kais Nähe auf, suchte bei ihm Schutz und hörte meistens sogar sofort, wenn sein Vormund etwas sagte. Das Team und auch einige der deutschen Fahrer waren eher angereist und halfen Kai ein wenig bei der Betreuung seines Kollegen. Kai schwor sich, sich nach der Saison, wenn Florian wieder halbwegs normal alt war, mit einer Party bei den Leuten zu bedanken, die ihn immer wieder unterstützten. Vor allem Sebastian und Adrian kümmerten sich rührend um Florian und auch Lewis half mit der Zeit immer mehr mit. Florian hatte nach eigenem Erzählen von Beginn seiner Schulzeit an auf ein Internat gehen müssen und dort hatte er auch ab der ersten Klasse Englisch gelernt. So war die Sprache auch kein Problem mehr, als das Rennwochenende anstand. In der Nacht vor dem Qualifying war Florian wieder ein Jahr älter geworden. Er war nun neun Jahre alt und sprach fast fließend Englisch. "Muss ja eine grauenvolle Schule gewesen sein", sagte Niki leise zu Kai. Florian saß einen Tisch weiter bei Adrian und Lewis und las mit ihnen Asterixhefte. "Er hat in den zwei Wochen seit dem letzten Rennen unglaublich viel gelernt." "Es war ein Internat und wohl ein sehr strenges." Kai zuckte mit den Schultern. "Florian spricht nicht gern über die Schule und er hat immer noch Angst, dass ich ihn hinschicke. Er versteht auch nicht, dass er nicht in die Schule muss und trotzdem lernt." "Du meinst, er merkt langsam, dass etwas nicht stimmt." Kai nickte. "Ich will noch ein oder zwei Wochen warten, vielleicht auch drei, bis er 12 ist. Dann muss ich ihm erklären, was passiert ist. Hoffentlich versteht er es und kann damit umgehen." "Wenn du Hilfe brauchst, ich bin da. Ich werde auch nicht nach Hause fliegen, solange die Saison noch geht." "Danke dir." Kai blickte in die Kamera. "Hallo, liebe Zuschauer, willkommen in Singapur zum Rennen." Die Fahrer verschwanden, sie mussten schließlich ein freies Training und dann ein Qualifying fahren. Florian gesellte sich leise wieder zu Kai und Niki. Er malte dieses Mal nicht, sondern hörte interessiert zu und sah sich auch das freie Training an, anschließend das Qualifying. "Du guckst so skeptisch", sagte Niki zu ihm zu Beginn des Nachberichts. "Bei der Strecke kann man gut überholen, wenn das Auto schnell ist. Wesentlich schneller als das, was man überholen will. Hat Christian gesagt. Aber Heiko meinte, dass Sebastian und Mark gleichschnell sind." Florian grübelte. "Heißt das, dass Sebastian nicht an Mark vorbeikommen kann?" Niki grinste, als Kai sich entspannt zurücklehnte. Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen eigentlichen Kollegen. "Dein Lieblingsfahrer wird es sehr schwer haben, Flo. Mark ist ein sehr guter Fahrer und er macht fast nie Fehler." Norbert setzte sich mit an den Tisch. "Aber du solltest es positiv sehen. Die Autos hinter Sebastian sind alle langsamer auf den langen Geraden und damit sollten sie ihn auf der Strecke nicht überholen können." "Das ist ja gut und schön", brummte Florian. "Aber Mark hat immer noch mehr Punkte als Seb und wenn er hier gewinnt, hat er noch mehr Punkte." "Dann machen wir es ganz einfach", sagte Norbert grinsend. "Mark und Sebastian schießen sich gegenseitig raus und dann kann Nico gewinnen." "Nein", protestierte Florian, der diesen Vorschlag sehr ernst nahm. "Wenn dann Lewis weit nach vorn kommt, könnte er ja wieder mehr Punkte haben als Seb." Er verschränkte wütend die Arme vor der Brust. "Ich will, dass Sebastian Weltmeister wird." Norbert lachte auf. "Du erinnerst mich gerade sehr an Alexander…" Er schwieg erschrocken, als ihn zwei Augenpaare groß ansahen. Eines voller Wut, das andere voller Angst und Trauer. Mit geschlossenen Augen biss er sich auf die Unterlippe. "Tut mir leid", nuschelte er und senkte den Kopf. Niki sah die drei Männer am Tisch erstaunt an. "Was ist denn…" Er blickte zu Florian hinüber, der Norbert mit riesengroßen Kinderaugen anstarrte. Tränen liefen über seine Wangen, sein Mund stand offen, der Unterkiefer zitterte. "Du Idiot", schimpfte Kai in Norberts Richtung, der daraufhin nur mit dem Kopf nickte. Langsam schob er seine Hand auf Florians Arm zu und legte sie darauf. Florian wollte den Arm wegziehen, aber Kai hielt ihn fest. Mit tränennassem Gesicht schaute er Kai an und wisperte einen Namen. "Alex." Seine Stimme klang so voller Schmerz und Panik, dass es jedem Zuhörer schier das Herz zerriss. "Alex…", wimmerte er heiser. Kai zog ihn an sich und schlang die Arme um seinen Körper, auch wenn Florian sich mit aller Macht wehrte. Irgendwann gab er auf und ließ sich schluchzend gegen ihn fallen. "Wie konntest du nur diesen Namen erwähnen, Norbert. Verflucht noch mal, gerade du. Du kennst die Geschichte wahrscheinlich besser als ich. Flo hat nie viel darüber gesprochen, was damals passiert ist und ich war ehrlich gesagt froh, dass er es scheinbar beim Durchleben seiner Kindheit übersprungen hatte." "Es tut mir leid, Kai. Ich habe… es ist doch so viele Jahre her." "Aber nicht für Florian. Nicht jetzt. Er ist erst neun Jahre alt." Niki blickte immer verwirrter zwischen den beiden Männern hin und her und dann kurz in die Kamera. Der Kameramann zuckte mit den Schultern, offensichtlich auch unsicher, was er machen sollte. "Wovon redet ihr?", fragte Niki schließlich. "Wer ist dieser…" "Nicht", fuhr Kai ihn an. "Sprich den Namen nicht aus." Seine Stimme klang jetzt fast flehend. Er presste Florian dichter an sich und sagte ruhig und leise. "Er ist… war Florians Bruder. Sein Zwillingsbruder." Wieder ging ein Zucken durch den Körper seines Freundes. "War?", fragte Niki vorsichtig. "Er… lebt nicht mehr?" "Nein." Norbert seufzte. "Das war ein ganz tragischer Unfall. Flo und er haben gespielt und dabei ist er wohl die Treppe runter gefallen." Kai nickte. "So hat er es mir auch erzählt. Er machte sich heute noch Vorwürfe deswegen." "Das ist schlimm", sagte Niki. "Und furchtbar tragisch. Aber solche Unfälle passieren nun mal." "Nein", wisperte Florian. "Pscht, ganz ruhig, Flo." Kai streichelte ihm sanft über den Kopf. "Es war nicht deine Schuld." Norbert nickte. "Wenn Kinder rumtoben, kann schon mal was passieren. Aber du kannst nichts dafür, dass er die Treppe…" "Nein", schrie Florian auf, riss sich von Kai los und sah Norbert an. "Ich war es nicht. Es war nicht meine Schuld. Das war doch alles ganz anders." Er blickte Kai schockiert an, als hätte er gerade ein riesiges Geheimnis verraten. Und Kai hatte das Gefühl, dass es genau so war. Er legte wieder die Arme um Florian und sagte ruhig: "Was ist passiert, Flo? Bitte, erzähl es uns. "Aber dann… Vater wird…" "Dein Vater ist so unendlich weit weg und außerdem werde ich nicht zulassen, dass er dir etwas tut. Was ist passiert?" Einige Minuten herrschte Schweigen. Florian sah Kai lange an, dachte über dessen Worte nach. Irgendwann lehnte er den Kopf gegen dessen Brust. "Es war nachts. Sehr spät. Ich war so müde, dass ich fast beim Spielen eingeschlafen bin. Aber Vater wollte mich nicht ins Bett lassen. Ich sollte erst das Stück noch fertig lernen. Er hat gesagt, ich darf nicht ins Bett, bis ich es nicht richtig kann. Immer wenn ich mich verspielt habe, hat er mir mit einem Stock auf die Finger geschlagen." Kai spürte wieder diesen unbändigen Hass in sich aufsteigen, aber er schwieg. Auch einige der herumlaufenden Menschen waren stehen geblieben und lauschten. "Meine Finger waren taub und haben weh getan. Ich konnte nicht mehr, habe geweint. Ich wollte nur schlafen. Da ist er ausgerastet. Er hat ganz gemeine Dinge zu mir gesagt und dann meinte er, ich brauche nie wieder Klavier spielen." Florian ballte die Hände zu Fäusten und verschränkte die Arme vor seinem Bauch. "Dann hat er den Deckel zugeknallt. Auf meine Finger." "Mein Gott", hauchte Niki mitfühlend. "Alex hat dich schreien gehört?", fragte Kai. Florian nickte. "Ja. Er kam angerannt. Ich lag auf dem Boden, meine Finger haben geblutet. Vater hat mit dem Stock immer wieder nach mir geschlagen. A… Alex hat ihm den Stock aus der Hand gerissen und zerbrochen. Er war immer so mutig und stark." Für einen kurzen Moment leuchteten Florians Augen voller Stolz. Dann wurden sie wieder stumpf. "Vater hat ihm eine Ohrfeige verpasst. Alex ist gefallen und mit dem Hals hinten gegen das Klavier gefallen. Es hat geknackt und dann lag er auf dem Boden und hat sich nicht mehr bewegt." Kai hatte Tränen in den Augen. Er schloss die Augen und atmete langsam ein und aus, bis er sich wieder beruhigt hatte. "Wieso hast du erzählt, dass es deine Schuld war, Flo?" "Aber es war meine Schuld." Er war verwirrt. "Nein, war es nicht. Vater hat Alex einfach genommen und die Treppe runter geworfen. Dann hat er die Polizei geholt und einen Krankenwagen. Dann hat er mich zum Rand der Treppe gezogen. Ich hatte solche Angst, dass er mich auch runter wirft. Alex lag da unten, mit offenen Augen und so komisch verdrehtem Kopf. Vater hat da einen Satz zu mir gesagt, den ich niemals vergessen sollte: 'Was hier passiert ist, war allein deine Schuld und solltest du jemals einem Menschen etwas anderes erzählen, dann geht es dir genauso wie deinem vorlauten Bruder.' Dann hat er mir erzählt, dass ich der Polizei sagen soll, dass Alex mir beim Spielen die Finger eingeklemmt hat und ich ihn dann vor Schreck weggestoßen habe und dass er dann die Treppe runter gefallen ist." "Wie alt warst du da?", fragte Niki Florian leise. "Vier", sagte Norbert für ihn. "Florian war gerade einmal vier Jahre und ich kannte auch nur diese Version. Sein Vater hat sie so überall herum erzählt. Und als Florian in die Schule kam, hat er ihn in ein Internat gesteckt." Kai presste hart die Zähne zusammen. "Dieser verdammte Bastard hat einem vierjährigen Jungen die Schuld am Tod seines Bruders aufgehalst." "Ich kann nichts dafür", wisperte Florian. "Wieso funktioniert die Drohung nicht mehr?", wunderte sich Norbert. "Ist doch klar." Niki sah Florian an und strich ihm vorsichtig über den Rücken. "Kai hat Florian anders erzogen. Er hatte nur ein paar Wochen, um ihm Werte wie Respekt, Freundschaft, Liebe, Ehrlichkeit und Vertrauen beizubringen, aber das hat wohl gereicht. Florian, der neunjährige Florian, hat jetzt so viel Selbstvertrauen, um zu erkennen, dass er diese Schuld nicht tragen muss. Und er hat so viel Vertrauen zu Kai, dass er die Geschichte erzählt hat." "Ich konnte nichts dafür." "Nein, Florian." Kai strich ihm sanft die Tränen von den Wangen und sah ihm fest in die Augen. "Kein Vater der Welt hat das Recht, sein Kind zu etwas zu zwingen, erst Recht nicht mit Gewalt und Drohungen. Er hätte dich nicht zum Üben zwingen dürfen, nicht so. Und er hat Alexander geschlagen. Und er hat gelogen und dich zum Lügen gezwungen. Es ist alles seine Schuld. Du warst viel zu klein, um dich zu wehren und ich will, dass du nie wieder auch nur denkst, dass du vielleicht etwas hättest verhindern können. Du hast keinen Fehler gemacht." "Ich konnte nichts dafür", sagte Florian jetzt ruhig. Sebastian und Adrian, die die ganze Zeit in der Nähe gestanden und zugehört hatten, näherten sich jetzt vorsichtig. Adrian setzte sich neben Florian. "Das Lied, was du gespielt hast. Das, was keiner von uns kannte. Ist das für deinen Bruder gewesen?" Florian nickte. Seine Augen funkelten jetzt, da er die Schuld von seinen Schultern abgestreift hatte. "Alexander war ein toller Bruder. Ich habe ihn geliebt. Er und ich, wir waren unzertrennlich. Er hat mir oft zugehört, wenn ich nach meinen stundenlangen Übungen am Klavier noch etwas ohne Noten gespielt habe. So entstand Stück für Stück dieses Lied. Vater ist jeden Mittwoch zum Stammtisch gegangen. Und Mutter hat mich noch eine Stunde allein spielen lassen, sie hat dann immer ihr Likörchen getrunken. Und da haben wir dieses Lied erfunden." "Komponiert", verbesserte ihn Adrian. "Ja, genau, komponiert." Florian nickte eifrig. Die quälenden Erinnerungen an den Tod seines Bruders wurden jetzt nach und nach durch die schönen ersetzt. Erinnerungen an die Zeiten, die die beiden Jungs zusammen gehabt hatten. "Nach und nach ist es immer länger geworden. Und irgendwann war es so lang, dass es von dem Moment dauerte, als unten die Tür hinter Vater zufiel, bis wir dann ins Bett gehen mussten, eine Stunde später. Bei Alexanders Beerdigung durfte ich nicht mit. Und mit den Gipshänden konnte ich nicht spielen. Ich wollte es für ihn spielen, während er in den Himmel gewandert ist. Ich wollte es so sehr, aber es ging nicht. Und später durfte ich nicht mehr spielen und wollte es auch nicht mehr, weil Alex ja an dem Klavier gestorben ist. Aber als Kai hören wollte, wie ich spiele, da kam die alte Melodie zurück in meinen Kopf. Und am nächsten Abend konnte ich sie dann plötzlich spielen. Alle Teile, die ruhigen und lustigen, die langsamen und die schnellen. Ich habe mich an jeden Ton erinnert, den Alex und ich zusammen komponiert hatten." Kai wischte sich hastig eine Träne von der Wange. "Du hast dabei nur an ihn gedacht, nicht wahr?" "Irgendwie schon", sagte Florian. "Ich habe mir vorgestellt, wie er als Engel auf einer Wolke sitzt und mich bewacht." Sein Blick glitt nach oben in den Himmel. Es war fast dunkel und die ersten Sterne funkelten. "Ob er wirklich dort oben ist?" "Dort oben und hier unten", sagte Kai und legte seine Hand auf Florians Brust. Er spürte dessen Herzschlag unter seiner Handfläche. "Alexanders Seele ist im Paradies, wo ein mutiger Junge wie er hingehört. Und die Erinnerungen an ihn, die leben in dir weiter." Florian umarmte Kai fest. "Wieso kannst du nicht mein Vater sein", fragte er leise. Kai hatte jetzt wirklich Mühe, sich zusammen zu reißen. Er schluckte mehrfach hart. "Es gibt mehrere Sorten von Vätern, Flo. Und ich bin im Moment eine Sorte davon." "Eine gute Sorte", sagte Norbert. Kai sah ihn ein wenig zerknirscht an und schob Florian von sich weg. "Tut mir leid, wegen dem Idioten. Du hast Florian sehr geholfen. Ich hatte nicht den Mut, ihn nach Alex zu fragen." "Wenn ich nachgedachte hätte, hätte ich den Namen auch nicht ausgesprochen, glaub mir. Das war unüberlegt und hätte echt nach hinten losgehen können." Norbert lächelte und sah Florian an. "Zum Glück ist es das nicht." "Nein. Zum Glück war Kai da, um ihn aufzufangen und ihn endlich zu befreien." Niki klopfte seinem Kollegen auf die Schulter. "Sehr gut gemacht." Sebastian nickte. "Wirklich sehr gut gemacht." Seine Augen schimmerten feucht. Er sah, dass Florian ihn anblickte. "Was ist?" "Alex und ich waren immer derselben Meinung. Und ich weiß ganz genau, dass er morgen auf seiner Wolke sitzt und hofft, dass du Mark überholst und das Rennen gewinnst." Sebastian lachte auf und legte Florian die Hand auf die Schulter. "Ich werde gewinnen. Für deinen Bruder. Das verspreche ich dir." "Mist", schimpfte Norbert. "Und ich dachte, Nico hätte eine Chance." Die Menschen am Tisch lachten, vor allem Florian. Er war so unglaublich erleichtert, dass er den Rest des Abends strahlend und vor sich hin singend herumhopste, zwei große Eisbecher verspeiste und irgendwann todmüde ins Bett fiel. Kai bat Niki eine Weile, auf seinen Freund aufzupassen und ging runter in den Trainingsraum des Hotels, wo er endlich seine aufgestaute Wut an einem Sandsack rauslassen konnte.
Ich bin platt. Ich bin baff. *zur nächsten Phase übergeht* ICH BIN VERDAMMT NOCHMAL STINKWÜTEND!!! WIE KANN ER NUR?! WIE KANN ER ES WAGEN?! DIESER .... mir fehlen die Worte. *ist so sauer, dass ihr Rauck aus den Ohren kommt* *knurr* Wie kann dieser Mann es nur wagen, so mit seinen Kindern umzugehen? ER WAR VIER JAHRE ALT! VIER! Könnte ich bitte auch mal den Sandsack haben? Ich habe das unglaubliche Verlangen, jemanden zu verprügeln. Flos sogenannter Vater hat echt verdammtes Glück, dass er nicht in der Nähe ist ... ich glaube, die Leute hätten ihn auf der Stelle gelyncht. *ist fast ein bisschen enttäuscht* Meine Güte. Ich bin absolut sprachlos. Was für eine Hintergrundgeschichte. Perfekt geschrieben, Kitty, einfach wundervoll. Ich bin gespannt auf weitere Kapitel und hoffe, dass die wieder etwas fröhlicher werden. lg, Isi =)