Nachdem Branco mit Alex und Michael telefoniert hatte und auf dem neusten Stand der Dinge war, fuhren sie zur Eissporthalle. Er informierte Theresa über die neusten Erkenntnisse aus der Vernehmung von Frau Schneider und auch von Theresas brutaler Zellengenossin von letzter Nacht. Die beiden hatten ausführlich zu Protokoll gegeben, dass sie von Bianca Sormiak bestochen worden waren, Theresa dazu zu bringen, dass diese gestand. Ob die allerdings wirklich mit dem Mord zu tun hatte, wussten sie auch nicht. Deshalb hatte der Staatsanwalt sich auch dazu entschieden, vorerst keinen Haftbefehl gegen Bianca Sormiak zu erlassen. Sie wurde rund um die Uhr observiert und der Mann wollte nicht das Risiko eingehen, dass ihnen Sven Rust durch die Lappen ging. Denn den hielt er mittlerweile für den Täter. Auf dem Schlittschuh wurde nämlich noch ein weiterer Fingerabdruck gefunden, der ihm zugeordnet werden konnte. Danach war der Schlittschuh abgewischt worden und nur noch Theresa Fingerabdrücke waren darauf zu finden. Aber Rust hatte eben nicht gründlich genug gearbeitet und jetzt würde er einiges erklären müssen, denn von Theresa wusste der Staatsanwalt, dass Schlittschuhläufer normalerweise die Finger von den Arbeitsutensilien der anderen Läufer ließen. “Hey, so in Gedanken?” “Entschuldige, mir geht der ganze Fall einfach nicht aus dem Kopf. Ich hoffe, dass es bald vorbei ist.” “Komm schon, Süße, niemand glaubt mehr wirklich an deine Schuld. Kirkitadse ermittelt doch überhaupt nicht mehr in deine Richtung. Alle Polizisten, die an dem Fall dran sind, suchen deinen ehemaligen Partner oder observieren Bianca.” Theresa lächelte. “Und wir üben.” Sie hakte sich bei ihm ein und zog ihn in die Halle. “Ich bin ja schon neugierig, was du dir für ein Outfit ausgesucht hast.” Branco verdrehte die Augen. “Wart´s ab, wart´s ab.” Sie gingen rein und Theresa zog den Jogginganzug aus, den sie sich von ihrem Freund geborgt hatte. Darunter trug sie ein blaues enges Kleid. Sie trat auf die Eisfläche und lief sich warm, als sie Branco plötzlich auf sich zukommen sah. Er trug ein schwarzes leichtes Hemd und eine enge, aber leichte Stoffhose. Theresa grinste und knurrte leise. “Lecker.” Sie fuhr zu ihm und umkreiste ihn ein paar Mal. “Sehr lecker. Das steht dir.” Branco zupfte an den Klamotten herum. “Bequem ist was anderes.” “Du wirst dich an den leichten Stoff gewöhnen. Er hält warm genug und er lässt dir wesentlich mehr Bewegungsfreiheit.” Sie stieß ihn leicht an. “Lauf dich warm, los.” “Ja, Madam.” Branco stieß sich ab und lief sich ein wenig warm. Dann ging er vom Eis runter und machte einige Dehnungsübungen, die Theresa ihm beigebracht hatte. Die war oben im Büro und stellte eine CD an. Sie sah Brancos vorwurfsvollen Blick und hörte sein: Ich hasse den Film. Sie lachte und kam runter. “Dirty Dancing hat nun mal gute Tanzmusik.” Branco verdrehte die Augen und lief noch ein paar Runden, wobei er schon einige Schritte einbaute, was Theresa grinsend zur Kenntnis nahm. In ihren Augen lag Anerkennung. Für einen Polizisten war er verdammt gut. Sie lief zu ihm und nahm seine Hand, um mit ihm die schwierigeren Schritte zu üben, die er gestern und vorgestern gelernt hatte und die noch sehr wacklig aussahen. Auch die Sprünge ging sie mit ihm durch. In der Zeit liefen drei Lieder der CD immer wieder. Branco nervte es nach einer Weile, aber er vertraute Theresa. Sie würde sich schon etwas dabei denken. Und das tat die auch. Nachdem die beiden mittags ein wenig gegessen hatten, erklärte Theresa Branco eine kleine Schrittfolge mit einigen Sprüngen, die zu einem der Lieder ausgeführt werden sollten. Sie zeigte ihm kurz, was sie von ihm wollte und ließ ihn dann laufen. Da er den Song an diesem Tag schon unzählige Male gehört hatte, war ihm die Musik in Fleisch und Blut übergegangen. Er hörte sie kaum noch, wusste aber mit welcher Geschwindigkeit er laufen musste. Da Theresa von ihm nur leichte Kombinationen verlangte, gelang ihm die Minikür auf Anhieb, was ihm eine Menge Selbstvertrauen gab. Theresa war zufrieden mit ihrem Schüler, belohnte ihn mit einem Kuss und lief die Kür dann noch mehrere Male mit ihm. Als er sie perfekt beherrschte, ließ sie ihn einfach so noch etwas laufen, um seine Ausdauer zu schulen. Sie bewunderte ihn, dass er inzwischen fast so lange auf den Kufen stand wie sie. Er hatte Schmerzen, das sah sie ihm an, aber er klagte nicht mehr, sondern wollte lernen. Hauptsächlich, um ihr zu helfen, aber es schien ihm inzwischen auch Spaß zu machen. Und sie wollte ihn nicht total überfordern, denn ohne Willen würde er nicht weiterkommen. Sie selber übte einige schwierigere Sprünge und Kombinationen und lachte, als Branco sich ziemlich unsanft auf den Hintern setzte, als er einen der Sprünge nachmachen wollte. Sie lief zu ihm und half ihm auf. “Das ist noch zu schwer für dich. Außerdem hast du für diesen Absprung die Beine völlig falsch gehalten.” “Ich will das aber auch können.” “Wenn du wirklich noch was Neues lernen willst, übe das fahren in der Hocke. Vorwärts, rückwärts, langsam runter, langsam wieder aufstehen und immer schön ins Publikum lächeln.” “Publikum?” Branco sah sich in der leeren Eissporthalle um. “Was denkst du denn? Bei einem Wettkampf ist Publikum.” Unsicher lief Branco langsam an der Bande entlang. Daran, dass bei einem Wettkampf viele Leute sein würden, hatte er noch gar nicht gedacht. Er hasste Auftritte vor vielen Menschen. Ob er das wirklich schaffen würde? Theresa hatte natürlich bemerkt, wie nervös Branco plötzlich geworden war und entschied sich dafür, vorerst nicht mehr über Auftritte zu reden. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, Brancos Lauf- und Sprungtechnik zu verfeinern. Es machte ihr unheimlich Spaß, ihn zu trainieren, denn er war hochkonzentriert und zeigte gleichzeitig, wie viel Freude ihm das Eislaufen bereitete. Branco selber machte sich ernsthafte Gedanken, ob er nicht einen großen Fehler gemacht hatte, als er sich vor Jahren entschieden hatte, das Eislaufen zu meiden. Er hatte sich auf Schlittschuhen immer wohl gefühlt und konnte sich im Moment nichts schöneres vorstellen, als mit Theresa übers Eis zu fliegen. Er sehnte sich nicht nach seinem alten Job zurück, im Gegenteil. Die Vorstellung, wieder als Polizist zu arbeiten, bereitete ihm irgendwie Unbehagen. Aber konnte er wirklich noch umschulen? War er dafür nicht schon viel zu alt? Theresa hatte ihm mehrfach erzählt, wie lange sie diesen Sport schon betrieb. Und sie hatte ihm auch einmal erzählt, dass sie bereits leichte Verschleißerscheinungen an sich feststellen konnte. Vor allem ihre Knie machten ihr hin und wieder Probleme.
Am Abend lud Branco seine Freundin zum Essen ein. Sie aßen in einem teuren französischen Restaurant und fragten sich, ob die Teile vom Teller, die leer waren, das viele Geld kostete oder doch das Essen. Aber es schmeckte ihnen und sie lachten viel. Nach dem Essen fuhr Branco nach Hause. Müde schleppte er sich in sein Bett. Seine Beine waren schwer wie Blei. Theresa ließ sich neben ihm nieder und massierte ihn etwas. “Das tut gut”, brummte der. Er streckte sich. “Du hast magische Hände.” Theresa lachte leise und strich an seinen Beinen nach oben. “Yep. Habe ich.” Sie suchte seinen Blick und setzte sich auf seine Oberschenkel. Mit den Händen strich sie über seine Brust. Branco sah sie an und leckte sich leicht über die Lippen. Langsam legte er seine Hände auf die ihren. Er streichelte sie. Langsam ließ Theresa sich auf ihn sinken und küsste ihn zärtlich. Doch schnell mischte sich Leidenschaft in den Kuss. Sie spürte Brancos Hände auf ihrem Rücken. Er drückte sie leicht gegen sich und sie konnte seine Erregung fühlen. Lächelnd trennte sie sich von ihm. Sie richtete sich wieder auf und fing an, ihre Bluse langsam aufzuknöpfen. “Darauf habe ich lange gewartet”, sagte sie leise, als sie den letzten Knopf öffnete und das Kleidungsstück über ihre Schultern rutschte. ‘Ich auch’, dachte Branco, als er sie wieder an sich zog und seinen Mund erneut auf ihren presste.
Hui....Jetzt wirds heiß Ich find die beiden soooooo niedlich zusammen... Branco hat Angst vor Publikum*kicher* Und dann will er noch umschulen Ich bin gespannt, wie es weiter geht!
Ich auch, Gummy . Das mit dem Angst vor Publikum konnte ich aus eigener Erfahrung zusteuern.
Drei Wochen passierte nichts. Michael und Alex hatten regelmäßig Kontakt mit Branco und Theresa, auch wenn es nichts neues zu berichten gab. Bianca Sormiak fuhr nicht mehr zu Sven Rust. Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass die Polizei ihr auf der Spur war, nach dem missglückten Anschlag auf Theresa. Sie hielt sich zurück, trainierte und fuhr von der Eissporthalle immer direkt nach Hause, bis auf zwei Mal, wo sie schnell einkaufen war. Zwei Mal gingen Michael und Alex mit Branco und Theresa Essen und wurden so auch zu privaten Freunden der jungen Eisläuferin. Branco war froh, dass seine beiden besten Freunde sich so gut mit ihr verstanden. Er selber verbrachte jede Sekunde mit ihr. Entweder genossen beide die Freiheit von Theresa bei langen Spaziergängen, im Kino oder beim Essen oder sie waren in der Eissporthalle und trainierten. Michael und Alex kümmerten sich um die Observation von Bianca Sormiak und hatten Glück. An einem Freitag, kurz vor Schichtwechsel, beendete Bianca ihr Training frühzeitig. Sie sprang in ihren Wagen und fuhr zügig davon. Michael folgte ihr in ausreichendem Abstand. Schließlich war er sich hundertprozentig sicher, dass er wusste, wohin sie wollte. Und in der Tat, sie fuhr direkt aus der Stadt heraus und in den Wald. Dort bog sie in den Weg ein, den die Kommissare noch nicht untersucht hatten. Michael folgte ihr und hielt schließlich, als er zwischen den Bäumen ihre Bremslichter aufleuchten sah. Er und Alex stiegen aus und gingen querfeldein. Fünf Minuten später standen sie neben dem Wagen und sahen vor sich eine kleine schiefe Waldhütte. Alex stieß Michael an und deutete rechts um die Hütte. Er nickte ihr zu und ging links herum. Niemand war zu sehen, aber von drinnen waren Stimmen zu hören. Alex blieb neben einem Fenster stehen, was leicht geöffnet war und hörte zu. Michael kam leise auf sie zu, schlich an der Tür vorbei und lauschte ebenfalls am Fenster. “Willst du mich hier verrecken lassen, sag mal? Ich bin hier fast gestorben vor Hunger.” Sven Rust lief aufgeregt hin und her. “Jetzt komm mal wieder runter. Ich musste erst sicher sein, dass die Bullen mich nicht beobachten.” “Warum sollten sie denn? Haben sie doch bisher auch nicht getan.” “Naja”, Bianca zögerte. “Was hast du gemacht?” “Mensch, ich habe eine alte Freundin von mir bestochen, dass sie eine andere Gefangene zu Theresa lässt, die der Kleinen dann mal klarmacht, dass sie den Mord gestehen soll.” “Du hast was? Bist du total bescheuert? Theresa sitzt in U-Haft und kein Mensch hat uns im Verdacht und du sorgst für so viel Aufsehen?” “Die Bullen haben ständig in der Halle rumgeschnüffelt. Das hat mich nervös gemacht.” Sven schüttelte den Kopf. Er legte die Hände auf Biancas Schultern. “Deine kleine Überredungsaktion ist wahrscheinlich gründlich schief gegangen, nicht wahr?” “Ja”, gestand die. “Ich hatte total vergessen, dass Theresa Kampfsport macht.” “Und jetzt?” “Ich bin mir sicher, dass die Bullen wissen, dass ich die beiden bezahlt habe. Warum sollten die schweigen?” “Waren sie schon bei dir?” “Nein, eben nicht. Das macht mich ja so stutzig.” Sven zog die Augenbrauen zusammen. “Keiner war bei dir? Okay, dass sie dich nicht gleich festnehmen wegen der Anstiftung, das glaub ich dir, aber keiner war überhaupt da?” “Nein.” Der Mann wurde unruhig und blickte zum Fenster. Alex und Michael zuckten hastig zurück. “Mir ist niemand gefolgt.” Bianca schlang die Arme um ihn. “Was ist mit Theresa? Sitzt sie noch?” “Ich weiß es nicht, keine Ahnung. In den Zeitungen steht nichts mehr und da diese Kommissare, die den Fall bearbeiten, sich nicht mehr bei mir sehen lassen, bin ich nicht mehr auf dem neusten Stand.” “Wenn sie raus gelassen worden wäre, hätten die Zeitungen sicher darüber berichtet”, murmelte Rust. Alex beglückwünschte den Staatsanwalt zu der Entscheidung, diese Tatsache nicht an die Presse weiterzugeben. Sicher, es hätte passieren können, dass man Theresa auf der Straße erkennt, aber das war ja zum Glück auch nicht passiert. “Wir sollten die Stadt verlassen.” “Was? Jetzt vor der Meisterschaft? Spinnst du? Wir haben den Typen umgebracht, damit wir endlich zusammen laufen können und uns dieses Küken nicht mehr im Weg ist.” “Ich habe den Typen gekillt, weil er dich angegrabscht hat. Scheiß auf die Meisterschaft. Wir setzen uns ins Ausland ab, warten, bis Theresa verurteilt wurde und arbeiten uns dann wieder in die Weltrangliste. Wir sind beide gut, wir halten diesen kleinen Rückschlag aus.” Er küsste seine Freundin. Michael nickte Alex zu und öffnete die Tür. Er zog seine Waffe und hielt sie auf den Mann gerichtet. Alex trat neben ihn und richtete ihre Waffe auf Bianca. “Wir haben genug gehört. Herr Rust, Frau Sormiak, Sie sind verhaftet. Herr Rust wegen des Mordes an Norbert Kressler. Frau Sormiak wegen Strafvereitelung und der Anstiftung zur schweren Körperverletzung, Nötigung. Vielleicht können wir Ihnen sogar Beihilfe zum Mord nachweisen.” Die beiden waren auseinandergeschreckt und starrten die beiden Kommissare an. “Das können Sie uns nicht beweisen.” “Sie haben die Schlittschuhe von Frau Schumann nicht ordentlich abgewischt. Ihre Fingerabdrücke sind darauf. Wir können es.” Die beiden waren so verdutzt, dass sie keinen Widerstand leisteten, als Michael und Alex ihnen die Handschellen anlegten. Alex lief neben Bianca her. “Gestehen Sie vor Gericht. Reden Sie mit Ihrem Anwalt, es wird sich sehr strafmildernd bei Ihnen auswirken.” “Aber Sven…” “Er hat einen Mord begangen. Dafür gibt es zum Glück nur eine Strafe und die wartet auf ihn.” Die Frau senkte den Blick. Sven Rust zischte ihr noch zu, sie solle die Schnauze halten, aber Bianca schien gebrochen. Und irgendwie auch erleichtert. Die Unsicherheit, weil man sie nicht zur Rechenschaft gezogen hatte, nach der Attacke gegen Theresa, hatten sie mürbe gemacht. Alex nahm sich vor, dem Staatsanwalt eine Falsche Sekt für diese Idee zu spendieren.
Endlich haben sie die Täter*rumhüpf* Jetzt kann es nur noch bergauf gehen! Den Wettkampf gewinnen Theresa und Branco doch mit Links*frech grins* Aber lass dich mit einer FS nicht hetzen - ich warte so lang geduldig...
Vielen Dank, Gummy und hier noch ein Teil für dich:
Branco und Theresa ahnten nichts von der gelungenen Festnahme. Sie hatten noch zwei Wochen und arbeiteten an ihrer Kür für den Wettbewerb. Branco war inzwischen so sicher beim Laufen, dass er sich nicht mehr fürchtete vor Publikum aufzutreten. Zumindest redete er sich das erfolgreich ein. Theresa war mit ihm mehr als zufrieden. Die Schritte beherrschte er, jetzt arbeitete sie noch an seiner Ausstrahlung. “Lächeln, Schatz, immer lächeln.” “Lächeln”, knurrte Branco und sprang in die Luft. Er drehte sich einmal um die eigene Achse und landete sicher wieder auf den Beinen. Er grinste Theresa breit an. “Nicht grinsen”, sagte die lachend. “Lächeln.” Er fuhr auf sie zu und schloss sie in die Arme. “Komm, lass es uns noch mal probieren.” “Du meinst, komplett?” “Na klar.” Theresa nickte und ging ins Büro. Sie stellte das Lied an, zu dem sie laufen wollten und eilte wieder auf die Eisfläche. In dem Moment öffnete sich die Tür und Michael und Alex betraten die Halle. Sie schloss die Tür hinter sich wieder und blickten erstaunt zur Eisfläche. Da sie seit Wochen nicht mehr hier gewesen waren, wussten sie nichts von den Plänen ihrer beiden Freunde, bei einem Wettbewerb mitzumachen. Erstaunt sahen sie Brancos Klamotten und seine steife Haltung. Musik setzte ein. Das Lied hieß: ‘It´s all comin´ back to me now’ und war von Meatloaf. Michael und Alex sahen sich erstaunt an und setzen sich leise auf eine der Zuschauerbänke. Theresa hatte die Zuschauer bemerkt und lächelte leicht. Branco war zu konzentriert. Er lief seine Schritte, achtete auf Geschwindigkeit und darauf, wo Theresa war und was sie tat. In Gedanken summte er das Lied mit. Alex riss die Augen auf, als sie sah, was ihr Kollege in den wenigen Wochen gelernt hatte. Die Kür der beiden war die einfach Darstellung des Inhalts des Liedes zu dem sie liefen. Die Kür zeigte so viel Gefühl, dass ihr der Mund offen stehen blieb. Michael war für die Gefühle nicht so empfänglich, aber er beobachtete Brancos Schritte genau. Er lief recht sicher, abgesehen von kleinen Wacklern bei schwierigen Sprüngen. Er sah Alex an, die voller Begeisterung und Bewunderung dem Tanz zusah. Tränen schimmerten in ihren Augen. Er lächelte leicht und schwor sich, keine blöden Sprüche zu reißen. Das würde er wahrscheinlich nicht überleben. Als die Musik endete, stand Branco schwer atmend auf dem Eis, hielt aber tapfer die Spannung. Bis Theresa ihm jubeln um den Hals fiel. “Das war großartig, Branco. Du bist so klasse, so genial gelaufen. Einmalig.” Stürmisch küsste sie ihn. Alex applaudierte begeistert und trennte damit zum zweiten Mal an diesem Tag ein Pärchen. Theresa lachte, als die beiden nach unten kamen. Branco sah sie schockiert an. “Habt ihr etwa…”, stotterte er. “Klar haben wir das gesehen. Ihr beide seid gut. Okay, von Theresa erwarte ich das irgendwie, aber von dir. Holla die Waldfee, du hast den Beruf verfehlt.” Branco sah Michael erstaunt an. Er fuhr zur Bande und zog Theresa hinter sich her. Dort umarmte er Alex. “Danke.” “Das sah richtig gut aus. Da steckt soviel Arbeit dahinter, plant ihr mehr?” Theresa lachte. “Wir wollen an der inoffiziellen Stadtmeisterschaft teilnehmen. Inoffiziell, weil da jeder mitmachen kann, vom Profi bis hin zum Anfänger.” “Ihr gewinnt bestimmt.” Michael nickte sicher. Jetzt musste Branco lachen. “Wir werden hoffentlich nicht letzter. Dann bin ich schon zufrieden.” “Och komm. Vorderes Mittelfeld, das packen wir.” “Setz mich bloß nicht unter Druck.” “Dann kann er nämlich nicht.” Michael lachte. “Laufen”, fügte er schnell noch hinzu, als Branco ihn empört anblickte. Theresa und Alex lachten. Branco hingegen fiel etwas anderes ein. “Ähm… warum seid ihr eigentlich hier?” “Bianca Sormiak und Sven Rust sitzen gerade mit dem Staatsanwalt zusammen und reden über den Mord, den der Herr Rust begangen hat.” “Hat er gestanden?”, fragte Theresa. Sie lehnte sich gegen Branco, der den Arm um ihre Hüfte legte. “Alex und ich haben es gehört und Bianca belastet ihn schwer, nachdem der Staatsanwalt ihr eine mildere Strafe in Aussicht gestellt hat. Er wird sicher noch gestehen.” Theresa atmete erleichtert aus und schloss die Augen. Sie schlang die Arme um Brancos Körper und lehnte den Kopf gegen seine Brust. “Ich bin raus aus der Sache?” “Ja. Die Ermittlungen gegen dich wurden eingestellt. Deine Unschuld ist bewiesen.” Alex legte ihr die Hand auf die Schulter. “Aber aussagen musst du. Vor allem in dem Prozess wegen der Körperverletzung und der versuchten Nötigung gegen dich.” “Selbstverständlich”, sagte sie. “Wann beginnt der Prozess?” “Der wegen des Angriffs auf dich beginnt bereits in zwei Wochen. Der andere… das wird noch Monate dauern.” “In zwei Wochen?”, fragte Branco erschrocken. “Hauptsache nicht gerade an dem Tag, wo der Wettkampf ist.” “Der Wettkampf ist Sonntag in zwei Wochen.” Theresa hob den Kopf und sah ihn an. “Und die Verhandlung am Montag darauf.” Michael grinste. “Passt doch. Dann können wir wenigstens zu beiden Veranstaltungen.” Alex stieß ihm in die Seite. “Halt die Klappe. Du bist ja nur neidisch. Der Kollege Vukovic macht nämlich auf dem Eis eine verdammt gute Figur.” “Jaja”, wiegelte Michael ab. “Hast ja Recht.” Er sah Branco an. “Wir kommen auf jeden Fall zum Daumendrücken.” Lächelnd sah der seinen Kollegen an. “Das ist gut. Etwas Glück können wir gebrauchen.” Theresa seufzte. “Und Übung. Aber nicht mehr heute. Ich bin jetzt einfach nur noch erleichtert, dass das alles ausgestanden ist. Ich würde euch drei gern zum Essen einladen. Als Dank für alles, was ihr getan habt.” Die drei Kommissare nahmen gern an und sie verließen die Eissporthalle, nachdem Branco und Theresa sich umgezogen hatten. Sie fuhren in dessen Wohnung, wo die beiden Sportler erst einmal duschten und sich umzogen. Danach fuhr Michael sie alle in eine Pizzeria, wo sie den Rest des Abends verbrachten.
Zwei Wochen später war es dann soweit. Der Wettbewerb stand an und nicht nur Michael und Alex waren da, um Branco und Theresa die Daumen zu drücken, sondern Doktor Alsleben, Staatsanwalt Kirkitadse und andere Bekannte von Branco. Sie hatten ihn noch nie laufen sehen und waren dementsprechend neugierig. Viel erwarteten sie nicht von ihm, da jeder wusste, wie lange und hart professionelle Läufer trainieren mussten. Branco war unglaublich nervös. Theresa bereitete das Sorgen, denn sie traute ihrem Freund eine Menge zu, aber wenn der seine Nerven nicht in den Griff bekam, würde die Kür ein Desaster werden. Sie umarmte ihn, kurz bevor sie dran waren und sprach ihm noch einmal Mut zu. “Ich pack das nicht” murmelte der. “Doch. Du bist so gut. Wir beide sind gut. Branco, komm schon. Konzentriere dich. Du ärgerst dich schwarz, wenn du es jetzt vergeigst, nach all dem Training.” Branco nickte. “Das stimmt.” Er war ehrgeizig und Theresa traf genau diesen Nerv. “Außerdem”, sie lächelte, “wirst du mir doch nicht weh tun wollen, oder?” Branco umarmte sie und küsste sie leicht. “Natürlich nicht”, nuschelte er. Ein Angestellter kam und rief sie auf. “Konzentriere dich und immer lächeln.” “Lächeln”, sagte Branco und nickte. Er atmete noch einmal tief durch, bevor sie nach draußen auf die Eisfläche traten.
Michael und Alex applaudierten und jubelten lautstark, was ihre Sitznachbarn mit einem Kopfschütteln quittierten. Dann drückten sie den beiden die Daumen. Und obwohl sie die Kür schon kannten, hatten sie Zweifel, ob die beiden weit kommen würden. Denn die Konkurrenz war verdammt stark. Das Licht ging aus, Scheinwerfer untermalten die Musik und die Kür. Und die beiden waren einmalig. Selbst Michael war diesmal sprachlos. Branco lief perfekt, nicht ein Wackler, nicht eine Unsicherheit. Er machte den Eindruck, als hätte er niemals etwas anderes gemacht. Die Menschen applaudierten und jubelten bei jedem Sprung, bei jedem Punkte bringenden Schritt. Am Ende konnte sich das Publikum kaum beruhigen und auch der Sprecher lobte die beiden Läufer in den höchsten Tönen. Theresa war sprachlos, als sie sich verbeugte und schließlich mit Branco zum Tisch lief, wo die Punktrichter saßen. Sie blickte Branco kurz an, schüttelte den Kopf und blickte dann wieder auf ihre Füße. Branco hatte den Eindruck, einen schlimmen Fehler gemacht zu haben. Die Punkte sprachen jedoch eine andere Sprache, denn sie lagen nach der Benotung weit vor allen anderen Läufern und es waren nur noch fünf Paare dran. Professionell lächelte Theresa die Punktrichter an, winkte noch einmal ins Publikum und verschwand dann mit ihrem Freund im Aufenthaltsraum. “Ähm… Theresa, Schatz… ist irgendwas?” Völlig verunsichert sah Branco sie an. Theresa hob langsam den Blick. Er war eine Mischung aus Verwunderung und Ärger. “Sag mal, willst du mich verarschen?” “Wie… wie meinst du… das?” Er trat einen Schritt zurück. “Selbst Sven ist nie so gut gelaufen wie du. Woher kannst du das? Wer hat dich trainiert? Wieso hast du mir das verschwiegen?” Branco lachte auf. Er umarmte Theresa, die jetzt verschmitzt grinste. “Mach das nie wieder. Ich dachte, ich hätte sonst was verbrochen.” Sie lachte. “Hast du auch. Die Kür war perfekt. Besser geht nicht. Damit hätten wir bei den olympischen Spielen antreten können.” “Und wären letzte geworden, weil der Schwierigkeitsgrad viel zu niedrig war.” “Mag sein, aber…” Sie war immer noch erstaunt. “Du bist genial gelaufen. Ich bin so verdammt stolz auf dich.” “Du solltest stolz auf dich sein, meine Liebe. Du hast mir alles beigebracht. Ohne dich hätte ich immer noch Angst, überhaupt aufs Eis zu gehen.” Die beiden strahlten um die Wette und beobachteten über einen Monitor die anderen Läufer. Sie hatten bereits von den anderen die Glückwünsche für den Sieg entgegen genommen, die sich sicher waren, dass der Lauf nicht zu toppen war. Und so kam es auch. Die letzten Paare hatten bei weitem nicht die Klasse und so gewannen Branco und Theresa den Wettbewerb mit einem riesigen Punktevorsprung.
Da ich nicht schlafen konnte, hab ich nochmal reingeschaut...Die Plakate haben geholfen *strah* Ich freu mich... Schreib bitte weiter, kommt jetzt Olympia??
Olympia? Könnte man denken... aber nicht mit mir...
Am Abend waren sie gleich nach Hause gefahren. Theresa wollte noch nicht feiern. Erst wollte sie den Prozess am nächsten Tag abwarten. Da die Täter geständig waren, würde der Fall wahrscheinlich in einem Tag abgehandelt werden. Und so kam es auch. Am Nachmittag fiel das Urteil. Für Bianca Sormiak nur ein vorläufiges, da ja noch der Mord an Kressler dazukommen würde. Nach der Urteilsverkündungen standen Branco und Theresa mit Michael und Alex vor dem Gerichtssaal, als Kirkitadse vorbei kam. “Gut gelaufen. Und vor allem so schnell. Drei Angeklagte an einem Vormittag verurteil. So mag ich das.” Die anderen lachten. Er beglückwünschte die beiden Sportler noch zu ihrem Erfolg vom Vortag. “Danke”, sagte Theresa. “Auch dafür, dass heute alles so glatt ging.” “Vorbereitung ist alles”, erwiderte Kirkitadse. “Das wissen Sie als Sportler doch am allerbesten.” “Es ist schon drei Uhr, aber wir wollen noch was essen gehen”, sagte Alex. “Kommen Sie mit?” “Gern doch. Ich bringe nur noch ein paar Unterlagen in mein Büro.” “Gut, wir warten draußen”, sagte Michael. Zu viert gingen sie raus. Alex stieß Branco leicht an. “Und du? Was machst du jetzt? Polizei oder Eiskunstlauf?” Der sah sie eine Weile schweigend an. “Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, meinen Job als Kriminalkommissar aufzugeben.” “Das solltest du nicht tun, mein Schatz. Denn ich möchte nicht, dass du mit einer anderen Partnerin fährst. Außerdem liebst du den Polizeidienst.” “Stimmt schon.“ Er stutzte und sah sie fragend an. “Wie meinst du das? Andere Partnerin?” “In einigen Monaten kann ich nicht mehr Eislaufen. Du wirst mich dann zumindest nicht mehr hochstemmen können.” Sie lächelte und nahm seine Hand. Vorsichtig legte sie sie auf ihren Bauch. Branco brauchte einige Sekunden, um zu verstehen. Er strahlte Theresa an und zog sie an sich. “Ist das wahr?“ Sie nickte hastig. “Das ist ja Wahnsinn.” Jubelnd hob er sie hoch und drehte sich hastig im Kreis. “Ich werde Vater.” Theresa lachte und legte die Arme um seinen Hals. Dass das bei einem so verkorksten ersten Treffen herauskommen konnte, hätte sie nie für möglich gehalten.